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Harvest Moon - The Distance Between Us

Chelsea&Vaughn
von

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Ein letztes klärendes Gespräch

Kapitel 49

Ein letztes klärendes Gespräch

 

 

Chelsea blieb eine Woche im Krankenhaus. Diese Woche war für das geschwächte Mädchen anstrengend genug gewesen. Die Polizei kam vorbei und nahm ihre Aussage zu Protokoll. Zusammen mit den Aussagen ihrer Freundinnen hatten sie nun genug Anhaltspunkte um Denny zu verhaften. Bei allen Beteiligten war die Erleichterung über diese Entwicklung groß.

Mark kam vorzeitig von seinem Seminar zurück und kümmerte sich mit besonderer Hingabe um seine kleine Schwester. Er und sein Vater hatten ein langes Gespräch, indem Mark zugab, dass er mitverantwortlich für Dennys oder Sebastian ersten versuchten Übergriff war. Vater und Sohn hatten sich lange darüber unterhalten, wie viel in den vergangen Wochen schief gelaufen war, weil man sich zu wenig oder gar nicht über die wirklich wichtigen Dinge unterhalten hatte.

Andreas gab zu einen großen Fehler in dieser Hinsicht gemacht zu haben, aufgrund seiner Sturheit und mangelnder Menschenkenntnis. Von jetzt an sollte alles anders und besser werden. Das größte Geschenk für Chelsea war, dass ihr Vater keine Einwände gegen eine Beziehung mit Vaughn hatte. Immerhin hatte er ihr zweimal aus einer misslichen Lage geholfen, wenn nicht sogar, beim zweiten Mal, das Leben gerettet.

Dies war der Beginn einer langen und tief verbundenen Männerfreundschaft, die das Familienleben ungemein förderte.

 

Ein weiterer Glücksmoment, während Chelseas Krankenhausaufenthalt war, dass ihr Freundinnenkreis nun wieder komplett war. Sabrina durfte wieder Zeit mit ihnen verbringen. Die Ummeldung in ihre alte Schule wurde bereits in die Wege geleitet.

Es gab viel unter den Mädchen zu erzählen. Dementsprechend wurde viel gescherzt, gelacht und geweint, da so vieles Geschehen war, in der Zeit, in der sie nicht zusammen waren, sodass eine Menge nachgeholt und aufgearbeitet werden musste.

 

Vaughn besuchte seine Freundin jeden Tag. Mirabelle hatte ihn die Woche über freigestellt, wodurch der junge Mann von morgens bis abends am Bett von Chelsea sitzen konnte.

Natürlich hatte er jeden Tag ein kleines Geschenk dabei. Angefangen von Blumen, Pralinen und kleinen Stofftieren, die Chelsea mit ihren fast achtzehn Jahren immer noch gerne hatte.

Doch das schönste Geschenk für sie war, dass sie von nun an mit Vaughn zusammen sein konnte, ohne das sie es vor ihrem Vater verheimlichen mussten. Das junge Paar war nun glücklicher als davor und konnten es gar nicht abwarten ihre Liebe nun offen auszuleben.

 

Zwar war Chelsea noch sehr geschwächt, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, aber das störte sie nicht weiter. Ihr Appetit war fast vollständig zurückgekehrt und sie ließ es sich nicht nehmen von ihren Männern – ihrem Vater, Bruder und vor allem Vaughn – verwöhnen zu lassen.

Andreas Angestellte freuten sich ebenfalls, dass Chelsea wieder gesund und munter zu Hause war, auch wenn sie über die wahren Hintergründe ihres Krankenhausbesuches im Unklaren gelassen wurden. Alle unmittelbaren Beteiligten waren sich einig darüber gewesen, dass es so am besten für Chelsea war.

 

Die Stunden, in denen Chelsea im Dunkeln gefesselt lag, würde sie so schnell auch nicht vergessen können. Fast jede Nacht wachte sie angsterfüllt auf und weinte sich die Augen aus. Danach musste sie jedes Mal ihre Handgelenke kontrollieren, weil sie das Gefühl hatte, dass diese noch mit einem Seil verbunden waren. Die Striemen waren nämlich immer noch sichtbar.

Gott sei Dank, durfte Vaughn bei ihr sein und konnte sie nach jedem Alptraum gleich in den Arm nehmen und trösten.

 

Die Alpträume hörten erst dann auf, als Weihnachten immer näher rückte. Der erste Schnee war nun doch gefallen und die Landschaft hatte in den Augen aller noch nie so ruhig und zauberhaft ausgesehen. Alles wirkte friedlich. Der glitzernde Schnee ließ die Schrecken der vergangenen Wochen verblassen und Hoffnung auf glücklichere Zeiten geben, die nun folgen sollten.

 

+++++
 

Das junge verliebte Paar machte einen langen Spaziergang durch die herrliche weiße Landschaft. Dabei verfolgte sie eines der Kätzchen, die Chelsea von Julia bekommen hatte. Es war das Kätzchen mit der weißen Pfote, welches noch recht tollpatschig durch die weiße Masse stolperte. Doch es hing sehr an dem braunhaarigen Mädchen. In den Wochen, in denen Chelsea noch das Bett hüten musste, hatte es ihr jeden Tag Gesellschaft geleistet, als ob es gespürt hatte, dass sie krank war und sich auskurieren musste.

Sehr gegen Vaughns Missfallen, denn er wurde das Gefühl nicht los, dass das kleine lästige Kätzchen eifersüchtig auf ihn war.

 

Hand in Hand gingen Chelsea und Vaughn nebeneinander her, wobei beide hin und wieder einen verstohlenen Blick über die Schulter warfen, um sicher zu gehen, dass ihnen das Kätzchen nicht verloren ging. Zum Glück war es, bis auf der weißen Pfote, komplett schwarz, weswegen man es unmöglich übersehen konnte. Mitten in der Schneelandschaft stach es so richtig heraus.

Es war ein herrliches Bild. Die junge Frau hatte ihre Digitalkamera dabei und machte von dem aufgeregten Kätzchen viel Bilder und natürlich auch von Vaughn. Selbst wenn es ihm lieber gewesen wäre, nicht so oft fotografiert zu werden.

 

„Was hast du eigentlich gegen Fotos? Du siehst umwerfend auf ihnen aus. Hier, ich zeig dir mal das letzte, was ich von dir gemacht habe.“

Aufgeregt und mit roten Wangen im Gesicht rannte Chelsea auf ihren Freund zu und hielt ihm die Kamera unter die Nase.

Natürlich musste er zugeben, dass er nicht schlecht auf Fotos aussah, doch trotzdem konnte er es einfach nicht leiden, so zentral im Mittelpunkt zu stehen.

Deswegen betrachtete er lieber Chelseas rötliches Gesicht, die einfach unbeschreiblich schön aussah und sein Herz erweichen ließ.

 

In Gedanken an sie versunken, strich er ihr liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht, die sich unter ihrer bunten Mütze dorthin verirrt hatte. Durch diese Geste bemerkte auch Chelsea, dass ihr Freund längst nicht mehr an den Fotos interessiert war.

„Du magst keine Fotos, kann das sein?“, fragte sie ihn direkt und lächelte ihn liebevoll an.

„Solange es welche von dir sind, schon.“, antwortete der verliebte Mann und küsste seine Freundin zärtlich auf den Mund.

 

Er war unendlich erleichtert, dass Chelsea wieder gesund war und wieder draußen herumlaufen konnte ohne sich einer weiteren Ansteckungsgefahr ausgesetzt zu sehen. Die letzten Wochen hatten richtig an seinen Nerven gezerrt, so krank um Sorge war er um sie gewesen.

Doch zum Glück, war alles am Ende gut ausgegangen und beide konnten weiterhin zusammen sein.

 

Es war ein langer inniger Kuss, den beide nur lösten, weil das Kätzchen an Vaughns Stiefel kratzte. Verärgert versuchte er es von sich zu schubsen.

„Dieses kleine vierbeinige Wesen liebt es wirklich uns immer wieder auseinander zu bringen.“, fluchte er und versuchte gar nicht erst freundlich dabei zu klingen.

„Ach Vaughn, sei nicht sauer. Er fühlt sich eben manchmal ziemlich einsam. Die anderen Katzen meiden ihn oft.“, erklärte Chelsea und streichelte ihrem Freund über die linke Wange, um ihn zu besänftigen.

„Woran das wohl liegt. Er scheint die anderen genauso zu nerven. Wollen wir weiter gehen?“

 

Sie setzten ihren Weg schweigend fort, wobei sich ihre Hände ineinander verschränkt hatten. Zufrieden lehnte sich Chelsea an Vaughns Schulter und träumte eine Weile vor sich hin, bis ihr wieder etwas einfiel, was sie aufgrund der jüngsten Ereignisse völlig vergessen hatte.

 

„Vaughn, es gibt da etwas, was ich dich längst fragen wollte.“, eröffnete sie das Gespräch, wobei sie sich noch enger an ihn schmiegte.

Der junge Mann spürte, dass es ein unangenehmes Thema sein musste, denn Chelseas Reaktion blieb ihm nicht verborgen. Auch er drückte ihre Hand fester und gab somit zu verstehen, dass sie ihm alles fragen konnte, was ihr auf der Seele lag.

„Du kannst mich alles fragen, was dich bedrückt.“

 

„Bedrücken würde ich es nicht nennen. Es ist nur…Weißt du, damals vor Mirabelles Laden, als das Fenster eingeworfen war und in ihrem Laden ziemlich randaliert wurde.“

Vaughn schluckte. Er ahnte, worauf das Gespräch hinauslief.

„Es hat sich am Ende herausgestellt, dass Denny oder wie er heißt, dafür verantwortlich war. Doch…warum hatte dich die Polizei für kurze Zeit…ähm…verdächtigt?“

 

Sie steuerten eine Sitzbank an, doch die Temperaturen waren nicht gerade hoch, weswegen ein kurzes Ausruhen nicht in Frage kam. Schon allein deswegen nicht, weil Chelsea gerade erst eine schwere Krankheit hinter sich hat. Eine weitere wollte Vaughn nicht riskieren. Daher ging er an der Bank vorbei und zog Chelsea weiter mit sich.

Die junge Frau hatte  nicht mehr damit gerechnet eine Antwort zu erhalten – die Frage auszusprechen, war schon unangenehm gewesen – doch umso überraschter war sie, als Vaughn dann doch anfing zu erzählen.

 

„Ich schätze, um dir diese Frage nachvollziehbar zu beantworten, muss ich etwas weiter ausholen, damit der Zusammenhang für dich klar ist.“

Der weißhaarige Mann sah weit in die Ferne. Er fixierte keinen beliebigen Punkt, doch Chelsea hatte den Eindruck, dass er mit seinen Gedanken an etwas dachte, was bereits weit in seinen Erinnerungen zurücklag. Darum bedrängte sie ihn nicht und wartete einfach ab. Außerdem wirkte er angespannt, als würde das, was sie gleich erfahren würde nicht einfach für ihn werden, offen und ehrlich mit der Sprache herauszurücken.

Es dauerte, ehe er erneut das Wort an Chelsea richtete.

 

„Ich hatte keine sorglose und glückliche Kindheit, wie die meisten anderen, die ich kenne. Mein Vater war von morgens bis abends arbeiten, während meine Mutter alleine für mich und meine zwei jüngeren Brüder verantwortlich war. Ich bin vier Jahre älter als sie. Da ich nun mal der ältere Bruder war, hatte man früh von mir erwartet, dass ich auf sie aufpassen sollte. Meine Mutter fing ebenfalls an zu arbeiten, weil das Geld von vorne bis hinten nicht reichte. Sie ging spät abends aus dem Haus und kam erst in den frühen Morgenstunden zurück. Sie putze in irgendwelchen Arztpraxen.

Also, war ich gezwungen auf meine kleinen Brüder Acht zu geben. Anfangs machte es mir nicht soviel aus, weil mein Vater zu der Zeit häufiger zu Hause war, was sich allerdings im Laufe der Jahre änderte.

Ich wurde älter und blieb öfter mit meinen Brüdern allein zu Haus. Ich war praktisch für alles verantwortlich. Ich hatte dafür zu sorgen, dass sie morgens aufstanden und in den Kindergarten gingen, später dann in die Schule. Mein Vater war immer vor uns aus dem Haus und es war ihm egal, was aus uns wurde. Und meine Mutter musste ihren Schlaf nachholen, da sie nachts arbeiten ging.

Das alles hatte zur Folge, dass ich wenig Zeit für mich hatte. Meine Noten wurden schlechter und die Lehrer zeigten mir ziemlich deutlich, was sie von einem Faulpelz wie mir hielten, Dabei hatte sich keiner die Mühe gemacht, mal nachzufragen, was eigentlich mit mir los war. Denn vorher war ich ein vorbildlicher Schüler gewesen.“

 

Vaughn machte eine kurze Pause und Chelsea nutzte die Gelegenheit ihm erneut liebevoll über die Wange zu streicheln. Sogar das Kätzchen war ungewöhnlich ruhig und schien gebannt darauf zu warten, wie es mit Vaughns Erzählung weiter gehen würde.

 

„Nun, die Jahre vergingen. Ich wurde älter und mit ach und Krach schaffte ich jede Jahrgangsstufe, wenn auch sehr schlecht.

Irgendwann fand ich sogar Freunde, nachdem meine Brüder alt genug wurden, dass sie auch alleine den Weg nach Hause fanden. Mit vierzehn fing ich an zu rauchen und ärgerte gerne jüngere Schüler. Vor allem Leute, die kleiner waren als ich, was nicht schwierig war, denn mit meinen vierzehn Jahren war ich größer, als die meisten Gleichaltrigen von mir.

Sogar gegenüber Lehrer wurde ich aufmüpfig und zeigte so gut wie keinen Respekt mehr. Als Strafe musste ich häufiger nachsitzen, doch ich war so gut wie nie da. Meine Mutter hatte ein paar Mal versucht mit mir darüber zu reden. Doch, da sie nur die Hälfte wusste und ihre Aufmerksamkeit mehr meinen jüngeren Brüdern widmete, hörte ich ihr nie zu oder ließ sie einfach stehen. Meinem Vater war es nach wie vor egal. Es stellte sich sogar heraus, dass er eine Affäre hatte, die er nicht für nötig hielt zu verheimlichen und meine Mutter sagte und unternahm nichts.

Das alles machte mich erst recht rasend und wütend, dass ich so gut wie nie zu Hause war. Ich übernachtete bei meinen Kumpels und wir feierten viel mit Alkohol und anderen Drogen. Wenn ich so zurück denke, war es eine wilde Zeit, in der ich mein Leben einfach nur verabscheute.

Jedoch, das änderte sich als ich Miriam kennen lernte.“

 

Aufmerksamer als sowieso schon, blickte Chelsea hellhörig zu Vaughn auf, der ihr zum ersten Mal, während seiner Erzählung ins Gesicht schaute. Sanft berührte er ihr Gesicht und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

 

„Miriam war meine erste Freundin, die ich bis dahin hatte. Sie war jung, attraktiv und in meiner jugendlichen Unerfahrenheit hielt ich sie für die Frau meines Lebens. Ich fand erst später heraus, dass ich sie nie geliebt hatte. Ich wusste gar nicht, was das ist, denn von meinen Eltern habe ich es nie gelernt, aber ich glaubte es und war der glücklichste Junge weit und breit.

Es stellte sich heraus, dass sich Miriam auch für mich interessierte. Sie war relativ groß, schlank und hatte lange dunkle Haare und sie war das erste Mädchen, das ich kannte und auch noch schminkte. Kurzum, ich fand sie äußerlich sehr anziehend.“

 

Plötzlich ging ein Ruck durch Vaughns rechten Arm, wodurch er fast sein Gelichgewicht verloren hätte. Chelsea lief puterrot an und traute sich kaum, für ihre eifersüchtige Aktion ihrem Freund ins Gesicht zu sehen. Er wiederum musste darüber schmunzeln und zog seine Freundin nur noch enger in seine Arme.

Sofort beruhigte sich Chelsea wieder, murmelte eine kleinlaute Entschuldigung und Vaughn konnte ungestört weiter erzählen.

 

„Wir erlebten alles zusammen, was Jugendliche in dem Alter eben für Erfahrungen machten, wenn sie aufs andere Geschlecht trafen. Man konnte sagen, dass ich wie in einer Art Rausch verfiel, zusammen mit den Drogen die wir regelmäßig auf Partys konsumierten. Ich schwänzte immer häufiger die Schule und zog mit meiner Clique um die Häuser. Miriam war fortan immer mit dabei.

Mittlerweile wurde ich sechszehn und freute mich darauf, bald nicht mehr in die Schule gehen zu müssen. Dann kam Miriam eines Abends auf eine gefährliche, aber für uns Jungs coole und aufregende Idee, dass wir ohne zu zögern zustimmten. Außerdem hätte ich alles getan, was meine damalige Freundin von mir wollte.

Eines Nachts gingen wir spät zur unserer Schule und wollten uns mit einem unvergesslichen Spektakel für immer von ihr verabschieden. Wir hatten Sprays dabei. In unterschiedlichen Farben und malten den Haupteingang an. Unser Graffiti war ziemlich gut geworden und das beste daran, man konnte es nicht so leicht entfernen. Die Sanierungskosten waren auch recht teuer.

Dummerweise wurden wir vom Hausmeister erwischt. Als er die Aufschrift sah „Schule stinkt“, lief er geradewegs auf uns zu. Miriam und ich waren nicht so schnell und wurden auch geschnappt. Zum ersten Mal in meinem Leben saß ich auf einer Polizeiwache und wurde verhört. Doch ich weigerte mich und verriet keinen meiner Kumpels.

Im Verlauf der Vernehmung erfuhr ich von einem anderen Polizisten, dass Miriam hingegen ausgepackt hatte. Nicht nur das sie sämtlich Namen der Beteiligten verriet, nein, sie hatte mir die ganze Hauptschuld in die Schuhe geschoben und somit zum Anstifter gemacht. Dabei war die ganze Aktion von vornherein ihre Idee gewesen.

Meine damaligen Kumpels waren allesamt sauer, sowohl auf mich als auch auf Miriam, die sie alle mit ihrem scheinheiligen Lächeln hintergangen hatte. Wir alle waren auf sie hereingefallen. Allem voran, ich.

Wir wurden vom Gericht zu mehreren Sozialstunden verurteilt und bekamen einen Verweis von der Schule. Jeder von uns stand ohne Abschluss da. Jeder, außer Miriam, die sich irgendwie heil aus der Affäre gezogen hatte.

Du kannst dir sicher vorstellen, wie enttäuscht und gedemütigt ich war. Am liebsten hätte ich mir diese falsche Schlange vorgeknöpft, aber diesem Prinzip bin ich bis heute treu geblieben, dass man keiner Frau Gewalt antut, egal wie hinterhältig und gemein sie auch manchmal sind. Dieses Erlebnis war einer der Gründe, warum ich Frauen lange Zeit aus dem Weg ging.“

 

Wieder herrschte langes Schweigen zwischen den beiden. Chelsea wartete, ob Vaughn noch mehr sagen würde, doch er blieb stumm. Sein Blick war auch wieder weit in die Ferne gerichtet.

Also räusperte sich Chelsea und setzte das Gespräch fort.

 

„Wie ging es danach mit dir weiter?“

„Ich wechselte die Schule und unterbrach sämtlichen Kontakt zu meinen alten Freunden. Die meisten wollten eh nichts mehr mit mir zu tun haben und ich war dankbar dafür. Zum ersten Mal fühlte ich, wie eine Last von mir abfiel und ich gelobte mich zu bessern. Was mir auch gelang. Zwar sehr anstrengend und mühevoll, aber es gelang mir.“

„Was haben deine Eltern dazu gesagt, als sie davon erfahren haben?“

„Nichts.“

Verblüfft starrte Chelsea ihren Freund an, der über ihren überraschten Gesichtsausdruck beinahe lachen musste.

 

„Meine Mutter hatte mich zu dem Zeitpunkt bereits aufgegeben und mein Vater, tja, der vergnügte sich nach wie vor mit anderen Frauen und reichte bald danach die Scheidung ein. Für meine Mutter der totale Tiefschlag, aber gesprochen hatte sie mit uns darüber nie.“

„Das ist nicht schön…Wie kamst du dann auf die Idee Tiermedizinischer Angestellter zu lernen?“

„Das war eines meiner Glücksmomente im Leben. Auf meiner neuen Schule lernte ich zum ersten Mal einen Lehrer kennen, der erkannte, dass mehr Potenzial in mir steckte, als die Lehrer davor. Er versuchte mit mir herauszufinden, worin meine Stärken liegen und welchen möglichen Beruf ich ergreifen könnte und bereitete mich entsprechend darauf vor.

Durch Zufall sind wir auf Tiere gestoßen, als ich ihm einmal beim Spazierengehen mit seinem Hund im Park begegnete. Ich spürte gleich, dass ich mit seinem Schäferhund gut konnte und dass er mich irgendwie leiden konnte. Von da an stand fest, dass ich etwas mit Tieren machen wollte.“

„Die richtige Entscheidung, wie man heute erkennt.“, gab Chelsea ihm recht und hakte sich lächelnd wieder bei ihm ein.

 

„Du bist nicht enttäuscht von mir?“, fragte Vaughn nach einigen Minuten und drehte sich mit dem Gesicht zu der jungen Frau um, die sein bisheriges Leben auf wundervolle Weise auf den Kopf gestellt hatte.

„Nein. Wieso sollte ich? Du hast einige unschöne Erfahrungen machen müssen. Sei es mit deiner Familie, noch mit deinen früheren Freunden. Doch das alles ist Vergangenheit und hat dich zudem wunderbaren Mann gemacht, der du heute bist. Du bist nicht mehr der kleine Gesetzesbrecher von früher, sondern mein Vaughn. Und ich bin sehr, sehr stolz auf dich.“

 

Glücklich sahen sich beide tief in die Augen. In ihnen spiegelte sich das wieder, was beide voneinander dachten und für den anderen fühlten.

 

„Ich liebe dich, Chelsea.“, hauchte Vaughn in ihr Ohr und gab ihr einen Handkuss. „Ich wüsste gar nicht, was aus mir geworden wäre, wenn ich dich nicht gefunden hätte. Wahrscheinlich würde ich immer noch alleine in meiner kleinen Bude hocken und jedem Menschen aus dem Weg gehen.“

„Wer weiß. Ich bin auf jeden Fall froh und wahnsinnig glücklich darüber, dass ich dich getroffen habe und wir zusammen sein können. Ich liebe dich auch, Vaughn, und ich möchte dich unter keinen Umständen verlieren.“

 

Ein langer Kuss unterstrich ihre gemeinsamen Worte und Gefühle füreinander. Niemals sollte einer von ihnen ohne den anderen sein. Sie waren füreinander bestimmt und wollten in ihre gemeinsame Zukunft von nun an zu zweit gehen.

 

Sogar das Kätzchen hatte es eingesehen und spielte zufrieden mit einem dünnen Ast, der aus dem Schnee herausragte.

 



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