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God Help Me (16+)

Inoffizielle offizielle Fortsetzung zu "Mal angenommen..." :D
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
ICH LEBE NOCH! Und deswegen gibts jetz auch ein neues Kappi für euch, weil ihr alle so brav gewartet habt. In diesem Kapitel kriegt ihr auch endlich das worauf ihr alle so lange gewartet habt - Ich lass die Bombe platzen und ihr erfahrt wie Dagran Zael aus dem Gefäßnis gekriegt hat. Komplett anzeigen

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Everyone's Desire

Dagran war sich nur schleichend bewusst geworden was er da eigentlich getan hatte und er war froh das absolut niemand auf die Idee gekommen war ihr Zimmer zu betreten, denn er wusste wirklich nicht was er dann getan hätte. Wahrscheinlich irgendjemandem den Kopf abgerissen. Vornehmlich Lowell. Dem schien auch nicht ganz klar zu sein was er jetzt schon wieder für ein Problem hatte. Allerdings würde eine Wiederholung der Ereignisse sicher nicht dazu beitragen das es sich besserte, damit er sich irgendwann besser oder gar wohler damit fühlte. Und weil der Lowell auch nicht hatte locker lassen können, hatte er ausnahmsweise die Nacht im Schloss verbracht. Eine Entscheidung die er eigentlich sofort wieder bereut hatte, weil genau das passiert was er befürchtet hatte. Er hatte sie nicht in seinem eigenen Bett verbracht. War ja klar gewesen das sich dieser widerliche alte Kerl auf ihn stürzen würde sobald er sich hier befand. Angewidert rümpfte er die Nase und wandte den Blick vom Bett ab. Es war noch früher Morgen und das hieß ihm blieben zumindest ein paar Stunden um sich genauer in diesem Zimmer umzusehen und noch mehr über Asthar zu erfahren. Dabei war es bloß ein unglücklicher Zufall gewesen, das er nun wusste was dieser getan hatte. Der dicke Teppich unter seinen Füßen fühlte sich angenehm an und half etwas gegen die Kälte die in diesem Raum von ihm Besitz ergriffen hatte. Leise schlich der Schwarzhaarige zu einer Kommode herüber in der er vermutete was er suchte. Doch da war nichts außer Kleidung und Manschetten und einige Broschen. Na gut, nächstes Ziel sagte sich der Schwarzhaarige. Das Wort des Grafen reichte ihm nicht, er musste den Bericht mit einigen Augen sehen. Es brauchte noch ein paar weitere Anläufe, doch schließlich wurde er fündig. Warum auch immer sie sich in dieser Schreibtischschublade befunden hatte interessierte ihn nicht. Er hatte bevor er das Arbeitszimmer betreten hatte einige seiner Kleidungstücke vom Boden aufgelesen und angezogen und war sicher gegangen das gerade niemand das Zimmer betreten konnte indem er die Tür mit einem Stuhl verriegelt hatte. Nun hatte er es sich auf dem großen Sessel am Schreibtisch des Grafen gemütlich gemacht und blätterte in Asthars Akte. Gelangweilt überflog er die aktuelleren Berichte. Das interessierte ihn alles nicht. Er brauchte erst Gewissheit.
 

Dagran hatte das Gefühl ihm würde das Herz einen Moment lang aussetzen, als den Namen seiner Heimat in einem der Berichte fand. Arganan hatte nicht gelogen. Warum sollte er auch. Doch es zu lesen und die Gewissheit zu haben das es wirklich Asthar gewesen war der ihm sein Zuhause genommen hatte ließ die alte Wut und den Schmerz der mit ihr verbunden war erneut in ihm aufsteigen, als alte Erinnerungen ihm wie Galle die Kehle hochkamen. Seine Finger verkrampften sich, ihm war danach diesen blöden Fetzen Papier zu zerreißen, doch er zwang sich dazu weiter zu lesen und mit jedem Wort schienen ihm mehr und mehr Dinge einzufallen die er vergessen geglaubt hatte. Zornig schleuderte er die Akte zu Boden, griff nach dem Brieföffner und stürmte ins Nebenzimmer, ungeachtet der Tatsache das der Graf vielleicht davon aufwachen würde. Sollte er ruhig, er würde ihm eh keine Zeit lassen nach den Wachen zu rufen, denn vorher... Am ganzen Leib zitternd, den Brieföffner nur wenige Zentimeter von der Kehle des Grafen entfernt kam er wieder zu sich. Es wäre so einfach. Er hatte das schon mal getan. Es wäre so einfach und würde ihm so viel Genugtuung verschaffen. Wenn auch nur für eine kurze Zeit. Aber er durfte es nicht tun. Zittrig zwang er sich dazu immer wieder tief ein und aus zu atmen, bis sein Körper wieder ruhig war. Dann stand er langsam auf und räumte alles wieder weg. Dagran brauchte nichts weiter wissen, denn dort in der Akte, die jetzt wieder an ihrem Platz lag als wäre nichts gewesen, stand schwarz auf weiß wer seine Familie getötet hatte. Verdammt. Er sollte wirklich aufhören so unvorsichtig zu sein. So einen Ausrutscher wie eben durfte er sich nicht noch mal leisten. Es war wirklich nur reines Glück gewesen das jetzt nichts passiert war.
 

Mit beiden Händen rieb sich Dagran übers Gesicht und beschloss das es Zeit war endgültig von hier zu verschwinden. Er brauchte frische Luft und wahrscheinlich wäre es am besten, wenn er in die Taverne zurückkehren würde. Lowell war sicherlich beleidigt, doch das kümmerte ihn nicht. Er hätte es nach dem was gestern passiert war einfach nicht über sich gebracht die Nacht dort zu verbringen. Wobei es hier im Schloss leider nicht mal besser gewesen war. Schweigend und leise schlüpfte er in seine Kleidung. Er war gerade dabei sich die Stiefel anzuziehen, als das Bettzeug rascheln hörte. „Du willst schon gehen?“, hörte er die wohlvertraute Stimme des Grafen. Langsam hielt Dagran inne. Ihm kam die Galle die Kehle wieder hochgeschossen. Er wollte hier wieder raus. Jetzt. Sofort. Doch er durfte nicht, das war ihm spätestens klar, als die paar Knöpfe seines Hemdes die er schon geschlossen hatte wieder geöffnet wurden. „Der Junge ist noch kein Ritter“, raunte Arganan, während seine Finger die Kehle des jungen Mannes entlang strichen und er dessen Nacken küsste.
 

Der Schwarzhaarige spannte seine Muskeln an ob der Berührung, doch er rührte sich nicht. Alles was er von sich gab, war ein dünnes, „ich weiß“, und ein abwesendes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, als er den Kopf herum wandte. „Das dauert noch.“
 

„Ganz recht...“ Er spürte die Hand in seinen Haaren, doch auch nicht mehr so richtig, denn er war schon gar nicht mehr hier, als er den folgenden Kuss erwiderte. Er war jetzt bei seiner großen Schwester. Bei Zael. Bei Lowell. Bei Syrenne. Mirania. Yurick. Lowell. Für einen Moment riss ihn dieser Gedanke aus seiner Trance und alles wurde wieder ganz klar, doch das hielt er nicht aus, also kehrte die Trance zurück. Er war gar nicht hier. Er tat das alles gar nicht – es kam ihm vor, als würd er alles von oben betrachten, ganz fern, ganz in Sicherheit.
 

Dagran grub das Gesicht in die weichen Laken, er durfte bleiben so lange er wollte. Natürlich unter der Bedingung das niemand erfuhr das er überhaupt da war. Aber auch wenn er nicht bleiben wollte rührte er sich nicht vom Fleck. Das ihm schon wieder alles wehtat interessierte natürlich keinen, aber wieso denn auch. Es war ja schließlich seine eigene Schuld, genauso wie Lowell gesagt hatte, er war es gewesen der immer mehr und mehr verlangt hatte. Nur um nicht weiter über seine eigenen Taten nachdenken zu müssen. Langsam setzte sich der Schwarzhaarige auf, kniete nun auf dem Bett und vergrub das Gesicht in den Händen. Es ging nicht anders, es war der einzige Weg wirklich zu vergessen was er eigentlich tat und er wollte nicht wissen was er tat. Mit einem dumpfen Laut sackten seine Hände auf die Matratze und er starrte Löcher in die Luft. Dagran wusste nicht für wie lange er dort gesessen hatte, bis er es letztlich geschafft hatte sich dazu aufzuraffen, aufzustehen und sich anzuziehen. Lautlos näherte er sich der Tür zum Büro des Grafen und lauschte. Er konnte keine Stimmen hören, als wähnte er sich sicher und schlüpfte hinein. „Willst du gehen?“
 

„Ja.“ Arganan gab einen Laut von sich den er als Einverständnis deuten konnte. Also duckte er sich brav und sämtliche Schmerzen ignorierend hinter dem Schreibtisch und wartete darauf bis die Wachen – zumindest für den Moment – fort waren. Jedes Mal das selbe Spiel und er begann sich zu fragen ob der Graf es nicht leid war. Aber nein... die hungrigen Blicke die sich in seinen Rücken bohrten, als er den Raum durchquerte sprachen eine andere Sprache. Eine die ihm schon wieder die Galle hochtreiben wollte. „Lass dich mal wieder öfters hier blicken“, waren die letzten Worte die er vernahm bevor er die Tür öffnete. Doch so wirklich drangen sie gar nicht zu ihm durch. Ungesehen verließ er das Zimmer und beschloss wenigstens pro forma seinem Zimmer hier im Schloss einen Besuch abzustatten. Er konnte ja auch gleich mal nach Zael sehen, wenn er sich schon die Mühe machte vorzugeben die Nacht hier verbracht zu haben. Seine erste Amtshandlung war es das Bett danach aussehen zu lassen als hätte wirklich jemand und sei es nur für drei Stunden, darin gelegen. Viel mehr Sinn und Zweck fand er nicht um sich noch länger in diesem Raum aufzuhalten, also verließ er ihn wieder und beschloss nach Zael zu sehen. Da jedoch lenkte eine Stimme seine Aufmerksamkeit auf sich, schien sie sich doch über irgendetwas aufzuregen. Neugierig geworden trat der Schwarzhaarige leise näher und lauschte. Schnell erkannte er sie als die von Jirall und er brauchte auch nicht lange um zu verstehen das es um Zael ging. Wie es schien hatte er nicht den leisesten Schimmer, wer wirklich einen Stein im Brett beim Grafen hatte und weshalb Zael nun wirklich aus seiner Gefangenschaft entlassen worden war. Gut so. Allerdings weniger gut das Jirall Zael immer noch auf dem Kieker hatte. Ohne ein Wort zu sagen schlich sich Dagran wieder davon, etwas gegen Jirall zu unternehmen würde schwer werden. Allerdings wäre es nicht von Nachteil sich das ganze trotzdem zu merken. Für später, vielleicht wurde es ihm ja nochmal nützlich. Immerhin agierte der Andere ganz allein, ohne Befehl des Grafen und ganz sicher nicht mit dessen Zustimmung. Es wäre ein leichtes ihm daraus einen Strick zu drehen. In sich hinein lächelnd beschloss Dagran wieder zu gehen. Zael würde er bestimmt auch noch später wiedersehen. Und wenn nicht heute, dann sicher Morgen. War sowieso alles nicht ganz so wichtig, schließlich war der Jüngere hier in Sicherheit. In Sicherheit vor diesem schrecklichen Mann. Zähne knirschen ballte Dagran die Fäuste und stürmte beinahe schon aus dem Schloss. Es machte ihn rasend allein nur daran zu denken, das Zael nicht verschont bleiben würde, wenn er nicht acht gab. Panisch noch dazu und Panik durfte er sich momentan gar nicht erlauben.
 

Doch mit einem Mal besann er sich eines besseren. Schließlich würde es nicht mehr lange dauern und alles wäre vorbei. Dann würde er das alles ändern und nichts davon jemals geschehen lassen. Eine laue Brise wehte ihm ins Gesicht und der Schwarzhaarige atmete tief durch, beruhigte sich langsam wieder. Er musste noch mehr Vorbereitungen treffen, aber nicht heute. Erstmal brauchte er einen Plan der weiter ging als Asthar aus dem Weg zu räumen. Es war ja auch noch nicht mal sicher ob er wirklich im Kontrollraum sein würde, wenn es einen Angriff gab. Momentan beruhte alles nur auf Spekulationen. Nein, er musste dafür sorgen das Asthar dort hinlief. Noch besser, er musste dafür sorgen das er schon dort war, wenn es passierte und mit einem Mal breitete sich ein lächeln auf seinen Lippen aus. Hervorragend! So könnte es funktionieren. Er würde ihm einfach einen Grund geben dort auf ihn zu warten und er würde nicht die leiseste Ahnung haben, wenn sein Schwert ihn durchbohren würde. Vorfreudig rieb sich Dagran die Hände und stellte fest das er fast an der Bar angelangt war. Wobei er beinahe die eingemummte Gestalt an der Straßenecke übersähen hätte. Unauffällig näherte er sich dieser und folgte ihr einige Gassen weiter, drückte den jungen Gurak mit seinem Arm nicht weit von seiner Kehle entfernt gegen die Wand. „Was soll der Scheiß?! Hab ich nicht gesagt ich will keinen von euch hier sehen? Das ist viel zu riskant!“, zischte er knurrend.
 

Zu seiner Genugtuung spürte er den Mann schlucken. „M-Meister Zangurak... w-wünscht zu- zu wissen wie die Dinge stehen“, brachte er gerade noch so hervor, weil ihn Dagran nur gerade noch so ließ.
 

Schnaubend ließ er von ihm ab und verschränkte knurrend die Arme, während er im groben berichtete was er sich gedacht hatte. „Asthar muss weg. Der stört nur. Ich versuch an die Grundrisspläne des Schlosses und der Stadt zu kommen, vielleicht an auch noch mehr... aber alles kriegt er nicht, wenn ihr euch zu gut auskennt würde das verdacht erregen. Sorgt dafür das die im Schloss sind nicht mehr rauskommen...“, nachdenklich rieb er sich das Kinn. „Sag ihm erstmal das... ich muss die Details noch durchdenken. Dazu hatte ich bisher keine Zeit.“ Ein missmutiges brummen, dann fragte er, „noch was?“
 

„Ja“, eilig kramte der Gurak unter seinem Mantel und zog ein gefaltetes Kleidungsstück hervor.

„Was ist das?“, skeptisch hob er eine Augenbraue und besah sich den Umhang welcher sich in seinen Händen entfaltete, als er ihn hochhielt und auseinander fallen ließ. Die Ränder waren mit goldenen, brokatenen Verzierungen bestickt war. Der Stoff war dunkel, wirkte nicht sonderlich dick, dafür aber robust.
 

„Es ist ein verzauberter Umhang, wenn du ihn trägst wird dich keiner erkennen solang du die Kapuze aufhast“, lächelte der Mann zur antworte.
 

„Und... das funktioniert?“ Aussehen tat der Umhang bis auf die brokatenen Verzierungen nämlich nicht besonders.
 

„Er lässt sich den Betrachter nur die unwichtigen Details merken, selbst auf deine Freunde würdest du damit wirken wie Jedermann.“ Langsam begriff Dagran, auch wenn er keine Ahnung hatte wie genau es funktionierte. Dieser Umhang würde ihn im übertragenen Sinne unsichtbar machen, ohne das er wirklich unsichtbar wäre. Ein schmales Grinsen legte sich auf seine Lippen.

„Richte ihm meinen Dank aus“, sagte er und lächelte zum ersten Mal seit ihrer Begegnung. Die Details interessierten nicht, er fand es nur schade das er ihn nicht allzu bald würde testen können. Obwohl vielleicht sollte er ihn sich für den Grafen zunutze machen. Das wäre auch eine super Möglichkeit ihn zu testen, wenn er damit ungesehen aus dem Schloss, vielmehr aus dem Schlafzimmer Arganans kommen würde... seine Augen funkelten bei dem Gedanken. Das wäre grandios. „Sag ich melde mich, sobald ich alles nötige beisammen hab und...“, für einen Moment zögerte Dagran, sag ihm Jirall... der Bengel der Calista heiraten soll, soll am Leben bleiben. Vielleicht kann er nochmal nützlich werden.“ Und nach einem weiteren Moment fügte er hinzu, „ich denke er wird verstehen, wenn es soweit ist.“ Mit diesen Worten verstaute er den Umhang unter seiner Weste und stahl sich davon ins Getümmel der Stadt. Nahm einen Umweg, bevor er wieder in Richtung der Taverne zurückkehrte.
 

„Dagran! Wo warst du denn?!“, begrüßte ihn Syrenne lautstark und klang dabei ziemlich vorwurfsvoll.
 

Der Angesprochene zuckte die Schultern. „Ich dachte ich lass mich ausnahmsweise mal im Schloss sehen.“
 

„Ach so“, lachte sie und schien beruhigt. „Lowell hat schon gejammert“, kicherte sie.

Skeptisch hob er eine Augenbraue und Maß den Blondhaarigen, welcher ihn nur angrinste. Hoffentlich ließ sie heute niemand alleine, ihm war nicht danach das ihm dieser wie Pech an den Fersen klebte. Was hieß Fersen, es waren ja wohl eher seine Lippen und das wollte er eigentlich noch weniger.
 

„Bleibst du denn heute auch noch im Schloss?“, fragte Lowell schließlich und für einen Moment musste Dagran tatsächlich über diese Frage nachdenken. Würde er hier bleiben und würde es sich ergeben würde Lowell sicherlich eine Wiederholung der Ereignisse fordern oder zumindest darauf hinarbeiten. Zumindest einige Küsse. Und wenn er die Nacht im Schloss verbringen würde, würde er wahrscheinlich wieder bei Arganan landen. Das war ja wie vom Regen in die Traufe kommen. Das eine nicht besser als das Andere. Allerdings, wenn er noch einmal bei Arganan blieb könnte er vielleicht an die Karten kommen. Es wäre ein leichtes den Schlüssel zu stehlen und eine Kopie der Karte anzufertigen. Zumindest wenn das Papier fertig wäre.
 

„Vielleicht“, erwiderte er schließlich. „Ich weiß noch nicht. Ich muss nachher noch was erledigen, dann können wir sehen.“ Und mit diesen Worten floh er regelrecht nach oben auf ihr Zimmer. Auf den ersten Blick konnte er niemanden sehen, doch es schien jemand im Bad zu sein. Also verstaute er den Umhang schnell unter der Matratze und legte sicherheitshalber wieder einen Teil seiner Rüstung an. Er ging zwar nur zu einem Händler, doch es war und blieb ein Magier und er... ging da lieber auf Nummer sicher. Yurick trat aus dem Bad, die Haare nass und im Gegensatz zu den Anderen wohl gar nicht über sein erscheinen verwundert. Er maß ihn nur mit dem ewig gleichen skeptischen Blick.
 

„Gehst du noch wo hin?“
 

„Mh“, er zog einen der Riemen mit Zähnen und Fingern fest. „Muss noch was erledigen, danach komm ich wieder“, sagte er und ein schwaches Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. Gedankenverloren tastete Dagran seine Taschen ab, so wie es schien hatte er alles. „Hast du...“, begann er und war mit den Gedanken eigentlich schon am Händlerweg. „Hast du Lowell gesehen?“, fragte er. Wollte wissen ob ihm ihr stiller Beobachter irgendwas interessantes zu Berichten hatte.
 

„Nur kurz heute früh. Er hat gejammert das du nicht da warst.“ Genervt stöhnte Dagran auf. „Er scheint ja neuerdings ziemlich an dir zu hängen...“
 

„Er is untervögelt und anhänglich, Syrenne brät ihm sowieso eins über und ich hab ihm verboten dir auch nur ein Haar zu krümmen, also nervt er jetzt mich solang er grad kein Date hat“, betete Dagran mit trockener Stimme herunter. Er hatte sich diese Ausrede vor einiger Zeit einfallen lassen und hielt sie für Wasserdicht genug um sie auch auszusprechen.
 

„Oh.“ Das war alles was er zu Antwort bekam und war froh das Thema nicht weiter breittreten zu müssen. Also verabschiedete er sich und hörte nicht mehr wie der Silberhaarige noch fragte, „Lowell findet kein Date?“ Und Dagran zuckte die Schultern. Auch wenn das den Schwarzhaarigen nicht mal wundern würde, wenn es tatsächlich so wär. Es sollte schließlich auch vorkommen das es Frauen gab die sich nicht von seinem Aussehen blenden ließen. Kaum war er aus der Taverne, verschwand er auch schon in eine Seitengasse und eilte zum Händlerweg, wobei er acht gab größere Menschenmengen zu vermeiden. Denn seit sie Amtsdiener des Grafen waren, war es schwer geworden unbemerkt irgendwo in der Stadt hinzukommen. Und gerade würde es nur stören, wenn ihn zu viele Leute sahen. Doch spätestens als er die lange Gasse mit den vielen Geschäften erreicht hatte war dies nicht mehr möglich und der Schwarzhaarige begann zu trödeln. Er gab sich unentschlossen über sein Ziel, auch wenn dem nicht so war. Er wusste genau wo er hin wollte, aber das sollte schlicht und ergreifend niemand bemerken. Wie zufällig betrat er den kleinen Laden und war recht froh in diesem Moment der einzige Kunde zu sein. So musste er wenigstens nicht auch noch hier vorgeben nicht zu wissen weshalb er kam.
 

„Habt ihr die Papiere fertig?“, fragte er und der Mann hinter der Theke nickte mit wissendem Lächeln.
 

„Einen Augenblick“, meinte er und verschwand nach hinten wo er eine Weile herumkramte und schließlich mit einem dünnem Stapel Papier wieder auftauchte. „Wollt ihr euch noch von ihrer Echtheit überzeugen?“
 

„Selbstverständlich.“ Dagran ließ sich einen kleinen beschrifteten Zettel geben und schob ihn unter das oberste der Blätter und wartete ab. Doch es dauerte nicht mehr als ein paar Sekunden ehe bis die krakelige Schrift und die Linien des Papiers sich in hellem blau auf dem Papier zeigten.
 

„Wieso blau?“, fragte er, wenngleich ihn das Ergebnis zufrieden stellte und er einen kleinen Beutel mit Münzen auf den Tresen legte.
 

Der Mann lächelte, „ganz einfach, ich verwende Farbe die sich kein zweites Mal kopieren lässt. Das macht die Papiere zwar nur ein einziges Mal einsetzbar, schützt aber auch.“ Auch der Schwarzhaarige lächelte, doch antwortete nichts mehr, während er die Papiere zusammenrollte und in einer Schutzhülle verstaute die er an seinem Schwertgurt befestigte.
 

„Danke sehr“, war alles er noch sagte, bevor er den Laden wieder verließ und weiter den Händlerweg entlang schlenderte. Hier und da sah er sich etwas an, doch er kaufte nur etwas zu essen, weil ihn sein knurrender Magen daran erinnerte das er schon fast am verhungern war. Gierig verspeiste er eine Schüssel Ravioli und zwei Äpfel auf seinem Weg zum Schloss und hätte eigentlich noch mehr essen können, aber fürs erste sollte das reichen. Eigentlich hätte er auch zurück zur Taverne gehen können, doch irgendwie war ihm nicht danach und wer würde schon damit rechnen das jemand am helligten Tag Kopien der Schloss- und Stadtpläne stehlen würde. Das dumme war nur das sich diese im Arbeitszimmer des Grafen befanden. Dagran seufzte bei dieser Erkenntnis die seinen Appetit wie auf Kommando wieder hatte schwinden lassen. Es behagte ihm gar nicht unter diesen Umständen wieder zurück in Schloss zu kehren und mit einem Mal schien ihm Lowells Gesellschaft sogar reichlich angenehm. Seine Stiefel kamen ihm schwer vor und irgendetwas ließ sich seine Eingeweide Stück für Stück immer mehr zusammenziehen, je näher er dem Schloss und dem Arbeitszimmer des Grafen kam. Ungefragt betrat er den Raum und fühlte mit einem Mal gar nichts mehr. Sein Blick wanderte umher und erhellte sich ein wenig beim Anblick Arganans. „Graf Arganan“, seine Mundwinkel hoben sich doch da steckte keine Fröhlichkeit in seinem Lächeln. Das alles war nur Zweckdienlich.
 

„Was führt dich hierher?“, der Angesprochene hob den Kopf und ließ die Feder sinken. Dagran konnte seinen hungrigen Blick auf sich spüren.
 

„Ich dachte“, er kam um den Schreibtisch herum und setzte sich breitbeinig auf den Schoß des Grafen. „Ich dachte nur ich mach wieder gut das ich mich hier so lange nicht hab blicken lassen.“ Eine seiner Hände wanderte durch die blonden Strähnen und beide glitten die Knopfleiste seines Hemdes hinab. „Was ist?“, fragte er und wartete nicht auf eine Antwort sondern küsste ihn bloß.
 

Er würde warten bis der Graf eingedöst war und dann würde er leise aufstehen. Er würde sich anziehen. Nicht alles. Shorts und Hemd mussten reichen fürs erste. Dann würde er zu der alten Kommode herüber gehen und den Schlüssel aus der linken Schublade in der Mitte hervorholen. Er würde mit dem Schlüssel dann zum Schreibtisch gehen und die unterste Schublade aufschließen. In ihr würden die Pläne des Schlosses und der Stadt befinden. – Warte, zurück. – Er würde den Schlüssel aus der Schublade nehmen, die Schutzhülle mit den Papieren aufsammeln und erst dann zum Schreibtisch gehen und die Schublade aufschließen. Dann würde die Hülle öffnen – nein dann würde er die Karten die Zangurak brauchen würde raussuchen und erst dann würde er die Hülle öffnen und eine Karte nach der anderen kopieren. Wenn er damit fertig war, würde er die Kopien wieder in der Hülle verstauen und die Pläne fein, ordentlich und sauber wieder in die Schublade legen. Dann würde er wieder in das Schlafzimmer des Grafen zurückkehren, die Kopien unter dem Bett verstauen sich ausziehen und wieder hinlegen. Denn Arganan durfte nicht auf dumme Gedanken kommen. Genauso hatte er es geplant, während er alles andere um sich herum ausgeblendet hatte. Arganan war nicht mehr als ein Mittel zum Zweck und das würde er ihm auch noch früh genug deutlich machen. Als Dagran schließlich die Pläne hatte wieder im Bett lag hatte er sich weggedreht und wärmesuchend in seinen Teil der Decke gerollt. Er versuchte zu schlafen doch er konnte es nicht und als es ihm schließlich gelang war es ein unruhiger Schlaf aus dem er immer wieder hochschreckte. Ein wenig benommen schlug er schließlich die Augen auf und konnte kaum etwas sehen vor Dunkelheit. Es musste entweder später Abend oder schon mitten in der Nacht sein. Ruckartig setzte er sich auf und rieb sich die Augen. Sein Blick huschte umher, Arganan schlief tief und fest und schnarchte sogar leise. Doch dafür interessierte er sich nicht weiter, als er aufstand und sich anzog. Da er hatte was er wollte gab es für ihn keinen weiteren Grund sich hier noch länger aufzuhalten und deswegen wollte er hier auch so schnell wie möglich wieder raus. Ihr Gönner würde jetzt für eine Weile wieder ohne ihre kleinen Schäferstündchen auskommen müssen. Etwas das er ihm problemlos zutraute, bedachte man doch das er auch das auch all die Jahre zuvor geschafft hatte. Leise schlich er aus den Gemächern des Grafen und hinaus aus dem Schloss in den Schutz der nächtlichen Dunkelheit. Es war kaum jemand unterwegs bis auf ein paar Wachen, doch er schaffte es diesen weitestgehend aus dem Weg zu gehen. Wobei er gar nicht darauf geachtet hatte welchen Weg er nun eingeschlagen hatte und wusste eigentlich auch gar nicht wo genau er nun hin wollte. Im Arielas ging es jetzt sicher hoch her und es wurde gebechert bis zum Umfallen und irgendwie konnte er Yurick verstehen. Ihm war nicht danach sich die betrunkene Meute anzutun. Syrenne machte sicher an vorderster Front mit. Yurick schlief oder brütete über irgendeinem Wälzer oder tat... was auch immer er gerade tat. Eigentlich wusste er das bei dem Silberhaarigen nie genau. Mirania schlief wahrscheinlich wieder in der Bibliothek im Schloss und Lowell... Lowell hatte mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit eine Verabredung zu einem Stelldichein. Um Zael brauchte er sich sowieso nicht zu Sorgen, der war bei Calista sicher bestens aufgehoben. Obwohl er ihn auch schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen hatte, vielleicht sollte er ihn mal besuchen gehen damit er sich nicht zu viele Sorgen um ihn machte. Gedankenverloren war er zum Fluss gewandert. Letztlich war er auf der einen Seite der Brücke hinabgegangen, war unter ihr durchspaziert und auf der anderen Seite die Treppenstufen wieder hochgegangen. Dann hatte er auf auf die Mauer gesetzt von der die Stufen abgingen und seinen Blick auf das vom Licht der Sterne und des Mondes glitzernde Wasser gerichtet. Es rauschte leise und ab und zu war auch der Wind zu hören, ansonsten war es still, wenn man von den gelegentlichen Schritten der Wachposten absah. Und auch wenn er eigentlich nicht wollte, wäre es wohl das beste wenn er zur Taverne zurückkehrte und... Ja, was eigentlich. Er war nicht müde, zumindest nicht sonderlich. Dort konnte er auch nicht in Ruhe planen wie er diese Pläne nun zu Zangurak schaffte, denn warten bis dieser erneut jemanden herschickte würde zu lange dauern. Ganz in seine Gedanken vertieft bemerkte er auch nicht die Schritte die sich ihm näherten. Erst als er in seiner unmittelbaren Nähe war und ihn ansprach wandte Dagran den Kopf.
 

„Hey“, Lowell grinste schief und ließ sich neben ihm auf der Mauer nieder. „Dachte schon du bist vom Erdboden verschluckt. Ich hab Ewigkeiten damit verbracht dich zu suchen.“

„Ja, hab schon gehört du hast wohl über meine Abwesenheit geklagt“, der Schwarzhaarige schnaubte leise, aber amüsiert.
 

Lowell schürzte die Unterlippe. „Ich hab mir Sorgen gemacht... Zael hat dich schließlich auch nicht gesehen.“
 

„Aber ich war im Schloss“, platzte es plötzlich aus ihm heraus, auch wenn das gerade wirklich das Letzte war worüber er reden wollte. „Wir müssen uns wohl verpasst haben das ist alles.“ Er zog ein Bein an und legte seine verschränkten Finger halb auf seinem Knie ab. Den Blick hatte er dabei unverwandt auf den Fluss gerichtet.
 

Der Blondhaarige schwieg und kramte etwas aus seiner Tasche hervor. „Ariela hat gebacken, ich dachte du hast vielleicht Hunger...“, erwiderte er bloß und beobachtete dann mit einem leichten lächeln auf den Lippen wie Dagran die Waffeln verschlang. Mit einem Mal hatte er nur gemerkt wie ausgehungert er doch eigentlich war. Der Ältere lachte leise und steckte das Tuch wieder weg.
 

„Gott, ich hatte schon Ewigkeiten keine Waffeln mehr“, murmelte er genüsslich seufzend und leckte sich die Finger und die Lippen. „Aber ich hab noch Hunger“, mit einem seufzen ließ er die Hände auf seinen Schoß sinken und ließ nun wieder beide Beine baumeln.
 

„Dann lass uns zurückgehen“, er wollte aufstehen und sich zum gehen wenden, doch Dagran packte ihn am Ärmel und hielt ihn fest.
 

„Nein.“
 

„Was?“
 

„Ich will nicht...“, sagte er leise, den Blick immer noch aufs Wasser gerichtet.

„Aber die Anderen warten schon“, der Blondhaarige lächelte, wand sich aus seinem Griff und umfasste seine Hand. „Los komm, du musst ja auch nichts mit Syrenne trinken. Ich frag Ariela ob sie dir noch was kocht.“ Charmant lächelte Lowell ihn an und zugegeben, die Aussicht auf eine von Arielas Mahlzeiten lockte ihn. Doch trotzdem sorgte der Gedanke in die Taverne zurück zu kehren nicht gerade für Wohlbefinden bei ihm.
 

„Lowell...“, setzte er an, doch wusste selbst nicht ganz wie er diesen Satz beenden sollte.

„Komm schon Dagran!“, der Blondhaarige zog ihn an der Hand und auf die Beine. „Die anderen warten schon auf dich! Und Zael ist auch da“, er grinste leicht. Doch es war nicht sein charmantes Lächeln, auch nicht die Aussicht auf ein warmes Essen die ihn letztlich mitkommen ließ, es war die Aussicht den Jüngeren zu sehen. Der Klang von Zaels Namen hatte dabei wie ein Zauberwort funktioniert.
 

„Also gut“, seufzte er und schüttelte mit einem leichten Schmunzeln den Kopf. „Überredet.“



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