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Zwei Leben ...

eine Liebe
von

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Eine Partie Schach

Misstrauisch starrt Naruto auf den Rücken seines schweigsamen Begleiters, der vor ihm her reitet und seit dem Aufbruch aus dem Dorf hat Neji nicht ein einziges Wort mehr gesagt, was das Misstrauen nicht unbedingt abschwächen lässt. Einen großen Redner scheint er in Neji ohnehin nicht gefunden zu haben. Der Adelsmann ist eher ein Mensch, der lieber handelt, als lange redet. Unnötig Worte zu verschwenden, ist für den Blaublüter eine Sünde und gehört auf jeden Fall vermieden.

„Was ist los mit dir?“

Fragend legt Naruto den Kopf schief, während Neji nur kurz über die Schulter schaut und sich direkt im Anschluss wieder auf den Weg vor sich konzentriert. Die plötzliche Veränderung des Adelmannes kann sich Naruto nicht erklären. Ein plötzlicher Sinneswandel. Beim ersten Treffen ist Neji alles andere als sympathisch gewesen. Ein verzogener Mensch, dem er sichtlich Freude bereitet hat einem anderem Schmerzen zu zufügen und der sich jetzt plötzlich verständnisvoll und geduldig zeigt. Sogar eine Entschuldigung für sein Verhalten ist über seine Lippen gekommen. Wenn Naruto es nicht besser wüsste, würde er glatt behaupten, dass es zwei völlig unterschiedliche Leute sind. Der Jungbauer weiß diese Veränderung einfach nicht zu zuordnen.

„Was meinst du?“

„Was mit dir los ist, will ich wissen. Erst behandelst du mich wie Dreck und jetzt entschuldigst du dich dafür.“

„Mir sind einige Dinge klar geworden.“

Eine weitere Erklärung ist nicht notwendig. Ganz offensichtlich hat Hinata dafür gesorgt, dass ihr Cousin die Wahrheit über das Leben erfährt. Vermutlich schämt sich der Adelsmann inzwischen auch für seine oberflächlichen Gedankengänge und über die lächerlichen Probleme, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben. Es gibt weitaus schlimmere Dinge, die er nicht ignorieren sollte. Obwohl Naruto ziemlich viel Stolz für Hinata empfindet, ist der Gedanken an sie genauso schmerzhaft. Er vermisst sie schrecklich und so ist es nicht verwunderlich, dass das stolze Lächeln auf seinen Lippen rasch verschwindet und die Traurigkeit wieder Einzug in sein Empfinden hält.
 

Den Rest des weiten Weges verbringen sie schweigsam, jedoch eher aus dem Grund, da sie nicht wissen was sie einander erzählen könnten. Zu unterschiedlich sind ihre Erlebnisse und zu widersprüchlich ihre Ansichten. Auch wenn Naruto Ähnliches zu Anfang bei Hinata gedacht hat, ist er sich bei Neji sicher, niemals auf einem gemeinsamen Nenner mit ihm zu kommen. Vielleicht irrt er sich auch, aber er hat Zweifel daran, es im Laufe der Zeit heraus finden zu können.

Es sind die größer werdenden Stadtmauern, die Naruto aus seinen Gedanken reißen und seine Neugier wecken. Noch nie ist er in der Großstadt gewesen und obwohl er bereits viel Elend gesehen hat, scheint ein Leben innerhalb der Stadtmauern nicht erstrebenswert zu sein. In den Straßen wimmelt es von Bettlern. Menschen sitzen an den Hauswänden auf matschigem Untergrund, wimmern, weinen und flehen. Eine Frau drückt ein Baby an sich, welches regungslos und ohne Laut in ihren Armen liegt. Sie hat ein völlig verweintes Gesicht und murmelt Gebete vor sich hin, während sie mit dem Oberkörper vor und zurück wiegt. Bei diesem Anblick muss Naruto hart schlucken und sogar den Blick abwenden, doch egal wohin er seine Augen richtet, überall nur Leid. Irgendwann verlegt er sich darauf nur noch auf den Rücken von Neji zu starren und die gequälten Laute zu überhören.

Das Flehen wird jedoch leiser und verstummt nach einer Weile vollkommen. Ein Grund für den Jungbauern seinen Blick prüfend durch die Gegend gleiten zu lassen und dieser Blick lässt ihm schnell klar werden, warum er niemandem mehr betteln hört. Eine gepflegte Gegend mit sauberen, gepflasterten Straßen und prachtvollen Häusern. In den Straßen selbst bewegen sich edel gekleidete Leute fort, die Lachen und ihr Vermögen bei ansässigen Händlern ausgeben. Eine zweite Welt. Wie können diese Menschen so leben? Nur einen Steinwurf von ihnen entfernt beginnt die Hölle und dennoch scheint es niemand zu sehen. Soviel Gleichgültigkeit und Ignoranz auf einem einzigen Fleck. Es verschlägt dem Jungbauern die Sprache, aber es unterdrückt seine Gefühle nicht. Fassungslosigkeit und brodelnder Zorn sind nur zwei der Emotionen, die sich in seinen Gliedern ausbreiten. Wütend mahlt er mit den Zähnen und starrt auf Neji, als würde dieser die alleinige Verantwortung für diese Situation tragen. Es vergehen jedoch nur wenige Augenblicke, bis Narutos blaue Augen ein gewaltiges Torhaus erfassen, auf dessen Torbogen sie geradewegs zu reiten. Über hundert Meter misst das einstöckige Gebäude.
 

In diesen Gebäuden leben die Wachleute des Adelsfamilien. Das ist ihr Zuhause in jeder Jahreszeit. Bei der Größe dieses Torhauses kann sich Naruto jedoch nur schwer vorstellen, dass es lästig oder gar störend ist sein Leben in diesem Gemäuer zu verbringen. An Platz dürfte es den Wachmännern auf keinen Fall mangeln. Der Jungbauer ist zugegebener Maßen beeindruckt, weswegen er anerkennend den Kopf streckt um alle Eindrücke einzufangen, während sie durch den Tunnel des Hauses reiten und dabei die massiven Tore passieren. Kaum liegt das Torhaus hinter ihnen, erreichen sie den weitläufigen Hof, dessen Blickfang eindeutig die mit Bäumen gesäumte Allee ist. Dahinter befindet sich der Ehrenhof, dessen zentraler Mittelpunkt ein gepflegtes Rasenrondell darstellt und am Ende steht, in seiner ganzen Pracht, das Herrenhaus. Rechts und links auf dem Weg zum eigentlichen Mittelpunkt des Geländes, befinden sich Wirtschaftsbauten, wie Reitstall, Kuhhaus, Scheune und das Bedienstetenhaus. Jedes dieser Gebäude ist auf das Herrenhaus ausgerichtet, so das noch einmal deutlich wird, welches Objekt das Wichtigste auf diesem Gelände ist. Noch dazu ist alles nahezu malerisch von prächtigen Blumen umspielt. Es könnte ein Stück vom Paradies sein und doch wirkt es trotz aller Pracht auf Naruto eher einschüchtern und beängstigend. Ein großer goldener Käfig, aus dem es kein Entkommen gibt.

Die ganzen Bediensteten halten trotz harter Arbeit inne und werfen neugierige Blicke auf Naruto, dem schon nach dem Passieren des Torhaus aufgefallen ist, wie viele Menschen eigentlich hier leben. Egal wo er auch hinsieht, überall sind Leute, die fleißig ihren täglichen Tätigkeiten nachgehen. Auch wenn die Arbeitsbedingung hart sind, so haben sie es sehr viel leichter, als so manch ein anderer Bewohner dieser Stadt. Genau wegen dieser Tatsache gibt es keine Beschwerden. Zu schnell könnten sie ihre Stellung verlieren und auf den Straßen landen.

Am Rondell steigen die beiden Männer von ihren Pferden, welche ihnen sofort von einem Bediensteten abgenommen werden, der die Tiere nach dem langen Ritt versorgen wird. Naruto selbst wird von Neji in das Innere des Herrenhauses geführt. Den Eingang bildet eine verhältnismäßige kleine Säulenhalle, mit einer Freitreppe. Die breiten Flügeltüren haben ein halbkreisförmiges Oberlicht, über dem das Familienwappen angebracht ist. Zwei Vögel mit ausgebreiteten Flügeln, die jeweils das Ende einer Stoffbahn in ihrem Schnabel halten und somit das Schild, mit den Schwingen eines Greifvogels um spielen. Ein Symbol für Freiheit?

Noch immer schweigend bringt Neji den Bauern in den Herrensaal, wo er sich schließlich von ihm verabschiedet und die hölzerne Tür hinter sich zu zieht. Naruto bleibt unwissend und von all den Eindrücken beinahe überfordert zurück. Es entzieht sich seinem Verständnis, warum andere dermaßen viel Platz zum leben brauchen. Der Eingangsbereich alleine ist größer als sein Familienhaus. Dazu kommen die verzierten Wände und die ganzen Gemälde, exotischen Pflanzen und wertvollen Vorhängen an den Fenstern. Nichts von dem stellt eine Lebensnotwendigkeit da. Es ist nur alles eine Demonstration der Macht. Es ist alles völlig überflüssig.
 

Etwas unsicher schaut sich der Jungbauer in dem Raum um. Ein großer Tisch in der Mitte des Raumes und drum herum Eindutzend Stühle. Unter den Möbeln liegt ein großer Teppich mit floralem Muster. Eine Truhe zwischen den beiden Fenstern. Ein großer verschlossener Schrank, mit eingeritztem Familienwappen auf beiden Türen, an der Wand zu seiner Linken. Zu seiner Rechten ein Schreibtisch, dessen Oberfläche unter dem ganzen Papier kaum mehr zu sehen ist und nur eine Armlänge von dem Möbelstück entfernt und getrennt durch eine saftig grüne Pflanze, ein weiterer Tisch mit zwei gepolsterten Scherenstühlen. Auf dem Tisch selbst befindet sich ein Schachspiel.

Seufzend geht Naruto auf eines der Fenster zu und schiebt den schweren Vorhang etwas zur Seite, um einen besseren Blick auf den Garten zu haben. Auch dort arbeiten viele Leute und ohne ihre Arbeitsmoral würde dieses Grundstück schnell verwildern und sehr viel mehr Ähnlichkeit mit einem Waldstück haben. Warum wissen die Adelsleute diese Hilfe nicht zu schätzen? Sind sie einfach nur blind dafür oder ist es Gedankenlosigkeit? Die Frechheit anzunehmen, dass das doch völlig normal ist und irgendeiner ja für sie arbeiten muss. Es ist entwürdigend und verleiht solchen Leuten den Stellenwert von Nutztieren.

Naruto vernimmt das Öffnen der Tür, woraufhin er sich etwas umdreht und seinen Blick somit auf den Hausherren richtet. Irgendwie wirkt er anders. Ruhiger und entspannter. Hat Hinata ihren Vater etwa auch bekehrt? Naruto bezweifelt das und dennoch nimmt die Befürchtung, er könne getötet werden, schlagartig ab. Hiashi selbst schaut seinen Gast nur kurz an, nickt ihm begrüßend zu und schließt die Tür wieder, ehe er sich in Richtung des Schreibtisches bewegt und dabei locker die Hände hinter seinem Rücken verschränkt. „Gefällt dir die Aussicht?“

Als wolle Naruto sich noch einmal ein Urteil bilden, blickt er erneut aus dem Fenster, wobei er die Arme vor der Brust verschränkt und schließlich mit den Schultern zuckt. Nein, ihm gefällt nicht unbedingt was er sieht. Vielleicht wäre das anders, wenn die Leute nicht wie Sklaven bewacht werden würden, während sie ihre Arbeit machten oder wenn er ein Lächeln auf den Lippen erkennen könnte. Vielleicht wäre der Anblick dann etwas Schönes.

„Der Wald bei meinem Dorf gefällt mir besser.“

Zu seiner Überraschung lacht Hiashi etwas. Er wirkt nicht gekränkt und fasst diese Worte auch nicht als Provokation auf, was Naruto nur noch mehr verwirrt. Der Fürst, der seine Schritte gestoppt hatte, geht nun weiter zu dem kleinen Tisch mit dem Schachspiel, wo er eine einladende Geste vollzieht. Er deutet auf den zweiten Stuhl und bittet den Jungbauern damit sich zu setzen. Zeitgleich fordert er ihn jedoch auch heraus eine Partie Schach zu spielen. Ein Fürst der einen Bauern herausfordert. Das klingt dermaßen absurd, dass es niemand glauben wird. „Hinata spricht in letzter Zeit nicht viel mit mir, aber ich weiß dass sie dir Schach beigebracht hat.“

„Habt Ihr mich deswegen her holen lassen? Weil Ihr mit mir Schach spielen wollt?“

Spöttisch kommt Naruto der Aufforderung des Fürsten nach und lässt sich an dem Tisch nieder. Er glaubt nicht daran, dass er nur wegen eines Schachspiels herbestellt wurde, aber er lässt es sich einfach nicht nehmen, den Fürsten etwas zu ärgern. Naruto hat die schwarzen Figuren, was bedeutet dass Hiashi den ersten Zug haben wird. Der alte Mann lässt nur ein Seufzen erklingen, als er sich ebenfalls am Tisch nieder lässt.

„Nein, natürlich nicht. Es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden will.“ Damit setzt Hiashi einen seiner Bauern zwei Felder nach vorne, ehe Naruto einen ähnlichen Zug tätigt und nur unwissend das Gesicht verzieht. Er wüsste nicht, was für den Fürsten von solch großer Bedeutung wäre, dass er freiwillig wieder den Kontakt zu ihm aufnimmt. Hiashi setzt einen weiteren Bauern vor, ebenso wie Naruto. „Worüber?“

„Nun, üblicherweise hätte ich dich für deinen Verrat töten müssen, mal abgesehen davon dass du meine Tochter beschmutzt hast. Ich kann nur von Glück reden, dass ihr Verlobter trotz dieser schändlichen Tatsache, noch bereit ist sie zu heiraten.“

„Spielen wir um etwas? Wenn ich gewinne, darf ich weiterleben und wenn Ihr gewinnt, kommt der Henker zu mir?“

„Nein, darauf wollte ich nicht hinaus. Es geht mir darum, wie du zu dieser ganzen Sache stehst?“

„Ihr meint, ob ich Stillschweigen bewahren kann. Da kann ich Euch beruhigen. Ich habe nicht vor diese Geschichte öffentlich zu machen und auch die restlichen Bewohner meines Dorfes schweigen aus Loyalität zu mir.“

Hiashi nickt verstehend und tätigt einen weiteren Zug, wobei er überrascht ist, in welch kurzer Zeit sich das Niveau dieses Spiels angehoben hat. Hinata ist offensichtlich eine gute Lehrerin gewesen, was den zweifachen Vater mit Stolz erfüllt. Seine Tochter war schon immer sehr intelligent und wenn er mit ihr gespielt hat, dann musste er sich immer anstrengen. Bisher ist er jedoch ungeschlagen. Innerhalb seiner Familie kann es niemand in diesem Spiel mit ihm aufnehmen. Es verdient jedoch ein gewisses Maß an Anerkennung, dass Naruto sich seiner Züge sehr sicher ist und seine Figuren ohne erkennbares Zögern auf dem Spielfeld bewegt.
 

„Sie fehlt dir, nicht wahr? Du siehst schlecht aus.“

Naruto schweigt darauf und schlägt in seinem nächsten Zug den Läufer des Fürsten, den er sofort vom Spielbrett entfernt und zu zwei bereits geschlagenen Bauern am Spielfeldrand stellt. Ja, es geht ihm schlecht und am liebsten würde er das ganze Anwesen nach Hinata absuchen, um seinen Schmerz wenigstens für eine Weile zu betäuben, aber was soll er auf diese Feststellung denn sagen? Er könnte sie nur bestätigen.

„Du verstehst jedoch sicher, warum ich eine Verbindung mit ihr nicht zu lassen kann. Ein Bauer und eine Fürstentochter. Das würde den Ruf unserer Familie auf Ewig vernichten. Du entsprichst nicht ihrem Stand.“

„Ja, ein Bauer ist dumm und weniger Wert als Dreck. Ich kenne dich Ansichten Eures Gleichen, aber Hinata weiß dass diese Ansichten ein Irrtum sind. Ihr versteckt Euch hinter Eurem Reichtum und lasst andere die Drecksarbeit machen, ohne das ein Wort des Dankes, über Eure Lippen kommt. Ich empfinde für Euch nicht einmal Hass. Im Grunde ist es Mitleid. Mitleid dafür, dass Ihr niemals begreifen werdet, wie es ist zu leben.“

Im ersten Moment scheint Hiashi von dieser heroischen Ansprache beeindruckt zu sein, doch dann beginnt er wieder zu lächeln. Ein amüsiertes Lächeln, wie anderes es aufsetzen wenn Kinder versuchen ihren Willen zu bekommen und dabei noch weniger ernst genommen werden. Genau da liegt das Problem. Hiashi nimmt ihn nicht ernst und das nur weil er ein Bauer ist.

Die Augen des Fürsten wandern wieder zu dem Schachbrett. „Du bist ein außergewöhnlicher Mann, dass muss ich dir lassen, aber es reicht nicht um-“

Hiashi stockt. Seine Augen weiten sich überrascht und seine Hand, mit der er eben noch den nächsten Zug tätigen wollte, beginnt direkt über den Kopf seines Springers zu zittern. Ruckartig schnellt sein Kopf wieder nach oben und er schaut Naruto an, der mit einem triumphierenden Lächeln in seine Augen blickt. Wie viele Züge waren das? Sechs? Sieben oder gar weniger?

„Schachmatt.“

Damit stemmt sich der Jungbauer in die Höhe und bedankt sich höflich für das Spiel, während Hiashi noch einmal kontrolliert ob diese Niederlage tatsächlich der Richtigkeit entspricht. Niemand konnte ihn bisher schlagen und Naruto schafft das Unmögliche innerhalb von wenigen Zügen. Geschlagen von einem Bauern, der sich darauf noch nicht einmal etwas einbildet. Dieser Triumph bedeutet ihm nichts und das macht es nur schlimmer für den Fürsten. Fassungslos starrt Hiashi auf das Spielbrett und ringt um Fassung, während der Jungbauer stumm daneben steht und auf eine Reaktion seines Fürsten wartet. Diese Fassungslosigkeit amüsiert ihn, doch ging es wirklich nur darum? Hat Hiashi ihn wirklich nur herbestellt, um von ihm zu hören, dass er Stillschweigen bewahren wird? Soll das der Grund für diese Schachpartie gewesen sein? Naruto kann und will das nicht glauben, denn er hat sich mehr von diesem Besuch versprochen und so blickt er nachdenklich zur Seite, ehe er zögernd zum sprechen ansetzt. „Wieso wolltet Ihr mich sprechen? Was ist der Grund für meine Anwesenheit?“

Der Fürst richtet sich wieder etwas auf, nachdem er den Schock dieser überraschenden Niederlage verkraftet hat und blickt schließlich in die hoffnungsvollen Augen des Jungbauern in denen er aber zugleich auch Resignation erkennen kann. Eine nicht ganz unangebrachte Tatsache. Es tut Hiashi beinahe leid, dass er den Funken Hoffnung im Inneren diese jungen Mannes mit seinen kommenden Worten mit Füßen treten wird. Er wird diese Hoffnung in der Luft zerreißen und damit die unausgesprochene Befürchtung des Bauern schließlich bestätigen.
 

„Du bist eine äußert beeindruckende Persönlichkeit, selbst in meinen Kreisen habe ich noch nie einen Mann wie dich getroffen und wenn du wenigstens aus dem niederen Adels wärst, würde ich dir sofort die Hand meiner Tochter geben, aber die Umstände sind anders.“

Mit ehrlichem Bedauern und dem Wissen, dass er zwei Leben in ein tiefes Unglück steuert, stemmt sich der Fürst in die Höhe und wird von Naruto, dessen Hoffnung bei den Worten bereits in seine Einzelteile zersprungen sind, dabei beobachtet, wie er sich an das Fenster zum Garten stellt und hinaus blickt. Niedergeschlagen lässt der Jungbauer schließlich den Kopf hängen, nachdem er einige Momente schweigsam verstrichen sind und fühlt sich dabei noch elender, als vor dem Aufbruch nach Nürnberg. Er fühlt sich, als hätte jemand sein Herz aus seiner Brust gerissen und würde nun voller Inbrunst darauf herum trampeln.

„Ich kann euch eine gemeinsame Zukunft nicht gewähren, so gerne ich dies tatsächlich täte und obwohl ich weiß, dass dass Hinata mir auf Ewig nicht verzeihen wird, ich kann es nicht tun.“

Als würde er geschlagen werden, zuckt Naruto bei diesen Worten zusammen und fällt innerlich zusammen, wie das verkohlte Gerippe eines niedergebrannten Hauses. Er weiß noch nicht einmal den Hintergrund seiner Hoffnung zu benennen, aber nun ist sie gänzlich abgetötet. Der blonde Bauer kommt sich nun wie ein Fisch in einem ausgetrocknetem Flussbett vor. Diese Worte könnten nicht vernichtender sein. Sie reißen schmerzliche Wunden in ihn, dass er sich förmlich nach den Peitschenhieben zurück sehnt. Naruto schluckt hart und sucht seine Stimme, was ihm jedoch kläglich misslingt.

„Das mag sicher komisch für dich klingen, aber ich bin dir dankbar. Ich bin dir dankbar dafür, dass du meiner Tochter die Liebe gezeigt hast. Dankbarkeit dafür, dass ihr einander die Liebe kennengelernt hat. Es ist eine wichtigere Erfahrung für, die ihr Leben bereichert.“

„Bei allem Respekt, mein Herr, das ist nicht tröstend.“

„Nein. Wahrhaftig nicht.“

Hiashi schließt die Augen, was Naruto ihm schließlich gleich tut, wobei er diesen drückenden und schmerzenden Klos in seinem Hals spüren kann, der ihm fast den Atem raubt. Es verstreichen wieder zahlreiche Augenblicke des Schweigens, ehe der Jungbauer wieder zu dem Fürsten blickt, der wohl zum ersten Mal in seinem Leben seinen gesellschaftlichen Stand verflucht.

„Was verlangt ihr von mir? Was soll ich tun?“ Seufzend wendet sich Hiashi wieder zu dem Bauern um und hat dabei eine nahezu entschuldigenden Blick in seinen Augen, jedoch zeitgleich auch eine Entschlossenheit die Naruto einen erneuten Schlag versetzt. „Halte dich zukünftig aus Nürnberg fern. Lebe ohne sie und bleibe in deiner Gemeinde. Dich zu sehen und sei es nur zufällig, würde ihr und auch dir, nur noch mehr Leid zufügen.“

Im ersten Moment glaubt Naruto keine Luft mehr zu bekommen. Es fühlt sich an, als würde ihm etwas die Kehle zu schnüren und seine Beine drohen unter seinem Gewicht zu kapitulieren, während er den Fürsten anstarrt, als hätte dieser gerade den Krieg verkündet. Die Entschlossenheit bleibt jedoch in dem Blick weiterhin standhaft und so nickt der Jungbauer schließlich zustimmend, wenn auch niedergeschlagen und in der Stimmung augenblicklich in einem Tränenmeer zu versinken. Es bedarf keiner weiteren Worte mehr und er will auch keine weitere Silbe mehr hören, weswegen Naruto sich nur kurz verbeugt und in Richtung der Tür verschwindet.
 

Es gleicht beinahe einer Flucht, wie er die Tür öffnet und am liebsten würde er einfach los laufen, wenn er nicht auf der Schwelle erstarren würde. Seine Hand verkrampft sich um die Klinke und er könnte schwören, dass sein Herz für einen kurzen Moment aussetzt. Es ist Schock, aber auch Überraschung in seinen geweiteten Augen zu erkennen, die auf die gegenüberliegende Treppe gerichtet sind. Mitten auf den Stufen steht Hinata. Ein prachtvolles Gewand bedeckt ihren Körper, doch weitaus auffallender ist der deutlich gerundete Bauch. Ihr kugelrunder Leib zeichnet sich sichtbar auf dem Stoff ab und macht Naruto schmerzlich bewusst, wieso Hiashi diese nahezu unmenschliche Forderung gestellt und eine fadenscheinige Begründe dafür geliefert hat. Der Verlobte von Hinata ist trotzdem noch bereit sie zu heiraten und er wird dieses Kind als sein eigenes aufziehen. Hiashi wollte einfach nur sicher gehen, dass Naruto schweigt und gleichzeitig die Gefahr abmildern, dass sie einander wiedersehen könnten.

Unfähig etwas zu denken, hebt Naruto den Blick an und schaut in ihre Augen und obwohl der Jungbauer den traurigen Ausdruck erkennen kann, sieht er auch Freude. Freude darüber, dass sie ihn sieht und Freude darüber, dass er der Vater ihres Kindes ist. Als wollte sie ihm dies noch einmal bestätigen, legt sie eine Hand auf ihren Bauch und lächelt leicht in sich hinein. Egal wie traurig sie auch sein mag, es gibt etwas was ihr niemand nehmen kann und so lange sie in der Lage ist, sich an Naruto zu erinnern und so lange sie dieses noch ungeborene Kind aufwachsen sehen kann, ist sie bereit so zu leben, wie es die Familie von ihr erwartet.

Noch immer ohne ein klares Empfinden schaut Naruto hinter sich, wo Hiashi erschienen ist, der einen leicht bedauernden Eindruck macht. Er blickt entschuldigend und mitleidig zu seiner Tochter, wobei es fast den Eindruck macht, als würde er sich hinter Naruto verstecken. Die Schuld, die der Fürst empfindet, scheint endlos zu sein. Schließlich wandern die Augen des Jungbauers auf den Boden, bis ein bitteres Lächeln auf seinen Lippen erscheint, welche Hinata fast das Herz zerreißt. Ob Junge oder Mädchen spielt für mich keine Rolle. Es wäre mein Kind. Ich würde eine Tochter genauso lieben, wie einen Sohn. Das waren seine Worte und er meinte sie auch ernst, doch als er sie tätigte, da schwebte ihm das Bild einer Familie vor Augen. Ein Ehepaar mit Kind, glücklich und zufrieden mit dem, was sie haben. Er wird Vater, darf es aber nicht sein. Er darf sein Kind nicht kennenlernen, nicht aufwachsen sehen und ihm keine Liebe schenken. Sie dürfen keine Familie sein.

Ausdruckslos und jedem Empfinden beraubt blickt Naruto zu Hiashi, der über diese Dimension der Leere in seinen Augen nahezu entsetzt ist und erschrocken die Augen aufreißt. Die nachfolgenden Worte des Bauern lassen den Fürsten nach Luft schnappen und Hinata presst nur gequält die Hand auf ihren Mund. „Hättet Ihr mich doch nur getötet.“

Es sind die letzten Worte welche über seine Lippen kommen, bevor er mit einem letzten Blick auf Hinata schließlich das Herrenhaus verlässt und Augenblicke später fluchtartig davon reitet. Er fühlt nichts mehr. In seinem Inneren scheint es kein leben mehr zu geben.
 

Er hat einen aussichtslosen Kampf geführt und das vom ersten Moment an. Alle Hoffnung auf eine glückliche gemeinsame Zukunft, war nicht mehr wie eine Rauchwolke, die vom Wind davon getragen wird. Alle Mühe, alles Flehen und Beten ist vergebens gewesen und eigentlich sollte er dankbar dafür sein, dass dieser fremde Mann sich seiner Familie annimmt, denn so hat er wenigstens die beruhigende Gewissheit, dass sich jemand um sie kümmert. Vielleicht ist dieser Mann ihr ein guter Ehemann und vielleicht liebt er sie aufrichtet und vielleicht ist er auch ein guter Vater, aber auch in diesen Punkten, kann Naruto nur hoffen. Er darf weder das eine, noch das andere sein. Er ist nichts.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Animefan72
2013-09-17T15:26:28+00:00 17.09.2013 17:26
Wow, das war echt eine überschaung. Naruto schlägt den ungeschlagenen Hiyashi. Ob wohl ich dazusagen kann, das es keine ungeschlagenen gibt sondern nur herausforderungen. Es gibt immer jemanden der klüger, schneller oder praktischer ist. Aber was Hiyashi getan hat, war fast so als wolle er ja Naruto nur zeigen was er erreicht hat und was er verloren hat. Das Naruto auf Hinata traf, wohlgemerkt auf die schwangere Hinata, von seinem Kind und er muss erfahren das sie trotzdem heiraten muss und das der Bräutigan auch einverstanden ist. Also ich hätte noch zum abschied gesagt: "Wenn ihr wirklich meint ihr habt mir einen ausweg gegeben, dann währe mir doch lieber ihr hättet mir gleich den Kopf abgeschlagen." Denn was ist schmerzvoller, der Tod oder zusehen wie meine Liebste unser gemeinsames Kind mit einem Anderen aufzieht? Ich hoffe nur es bringt was was sich Hinatas Eltern sich enfallen haben lassen. Ich freue mich auf das nächste Kapitel^^
Von:  twunicorn
2013-09-17T12:53:43+00:00 17.09.2013 14:53
ohneein hoffentlich dauerts nich so lang bis zum nächsten Kapitel :D ich bin echt gespannt
Von:  Easylein
2013-09-16T10:20:22+00:00 16.09.2013 12:20
Hi!
Mal wieder ein klasse Kapitel! Auch ich hatte großen spass es zu lesen.
Na da schau mal einer an... dass das alles solche Folgen haben würde, hätte Hiashi sich sicher nicht erträumen lassen. Und das Naruto nun weiss, dass er Vater wird - holla die Waldfee...
bin mal gespannt, wie es weiter gehen wird und auch , was Hiashi sich jetzt überlegen wird.

Mach so klasse weiter!
Glg Easy
Von:  fahnm
2013-09-16T02:25:03+00:00 16.09.2013 04:25
Damit Hat Hiashi nicht gerechnet.
Im eigenen Spiel besiegt zu werden.
Ich bin gespannt was er und seine Frau jetzt machen werden.
Von:  Kaninchensklave
2013-09-15T19:59:37+00:00 15.09.2013 21:59
Ein Tolles Kap

Nun das hat Hiashi wohl verwundert das Naruto Ihn im Schach nach nur wenigen zügen geschlagen hat
aber so wie es aussieht hat er eine Hintertür gefunden um den Schaden am Ruf der Familie gering zu halten
denn alleine von Klerus aus wäre er sogar dazu verpflichtet Hinata Naruto zur Frau zu geben da diese das Gemeinsame Kind in sich trägt

Das Ihr Verlobter immer noch bereit ist sie zu Heiraten wundern mich doch etwas immerhin trägt sie ja in den Augen der Adeligen einen Batard unter Ihrem Herzen

Doch was wäre ohe seiner Frau die Ihm die Augen öffnet
und wer weiss mit der vervindung zwischen seiner Tochter und Naruto kann er sich im Fall des falles
der Loyalität der Freien Bauern sicher sein

immerhin war es zu der Zeit nicht selten das das Volk aufbegehrt hat
um sich das zu nehmen was Ihnen in Ihren Augen zu steht

GVLG
Von:  narutofa
2013-09-15T19:51:32+00:00 15.09.2013 21:51
das war ein sehr gutes kapitel. ich hatte spaß es zu lesen.
es war gut das sich die beiden gesehen haben und das naruto weiß das er vater wid. ich bin gespannt was sich hinatas vater einfallen lassen hat und was für eine hintertür er meint. ich bin gespannt was noch kommt. mach weiter so


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