Zum Inhalt der Seite

After Crisis

Final Fantasy 7
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hulax

Mit jedem Schritt, dem Miceyla sich der Lagerhalle in Junon näherte, wuchs ihre Unsicherheit. Es war tiefste Nacht, dichte Wolken bedeckten den Himmel und färbten die nächtliche Umgebung in ein leeres schwarz. Umringt von Soldaten lief sie wie in einem Strom vorwärts. Keiner wagte umzukehren und entgegen diesen Strom zu laufen. Die enthusiastische Lust nach Kampf, die in der Luft lag, kam bei Miceyla allerdings nicht an. Nur sie alleine wusste was ihnen bevorstand. Letzten Endes standen sie vor der Lagerhalle, in der irgendwo eine Materia- Höhle verborgen sein sollte.

Ein Kommandant der Infanteristen, der schon vor Ort war, teilte die angekommenen Einheiten zu ihren Positionen ein. Er wirkte, als wüsste er gar nicht recht was zu tun war. Miceylas Einheit wurde kurzerhand in die Halle geschickt, die nach Industrie und alten Chemikalien roch. Sie rümpfte die Nase und versuchte die unangenehmen Gerüche zu verdrängen. Ihr Schwert hielt sie ein Stück von sich weg, um auf alles vorbereitet zu sein.

„Wir sollten jeden Schritt den wir machen, vorher gut überdenken“, murmelte sie eine Vorsichtsmaßnahme an ihre Kameraden gewandt und sah umher, ob diese auch erhört wurde.

„Schneller sind wir hier wieder draußen, als sich unsere Gegner wehren können!“

Miceyla war darum bemüht, diesen ignoranten Kommentar nicht gehört zu haben.

An den stählernen Hallenwänden flackerte schwaches Licht, welches einem wenigstens teilweise ein Sichtfeld ermöglichte. Ihr war es gleichgültig, was die anderen nun vorhatten und fuhr mit einem rostig quietschenden Aufzug eine Etage tiefer.

Dort war alles ruhig, bis jedoch nach wenigen Schritten ein gewaltiger, spinnenartiger Roboter auftauchte, um den mehrere Drohnen schwirrten. Miceyla war sofort wachsam und hackte dem Roboter drei seiner breiten Fuhren ab, die langsam aber sicher ihr Ziel orteten. Dann wandte sie sich erst einmal den Drohnen zu, deren Schüsse sie konzentriert auswich. Sie verpasste jeder von ihnen, mit nur einem Schlag ihres Schwertes einen Kurzschluss.

Nachdem sie meinte alle Drohnen beseitigt zu haben, bearbeitete Miceyla den Roboter noch mit der Wucht eines ordentlichen Feuerzaubers. Schließlich sackte er ebenfalls zusammen und qualmte von allen Seiten. Zufrieden starrte sie auf den vor ihr liegenden, erledigten Schrotthaufen.

Wie aus dem Nichts tauchte ein zweiter Roboter auf und schoss wie wild auf sie drauf los.

In letzter Sekunde konnte sich Miceyla auf den Boden werfen. Zwar wurde sie nicht getroffen, doch war nun der Hallenboden um sie herum ziemlich durchlöchert, der sowieso schon aus einem morschen, metallenen Gitter bestand. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis er einstürzen würde. Darum bemüht das Gleichgewicht geschickt zu verlagern, hielt sie ihr Schwert vor ihr Gesicht, um alle kommenden Schüsse abzuwehren.

Wie des Unglücks Macht so meistens siegte, war der Roboter so klug und bemerkte, wie der Boden um Miceyla langsam nachgab. Also erfasste er sein neues Ziel. Jetzt war es keine Vermutung mehr, der Boden musste nun zusammenbrechen.

Es geschah auch nicht anders, Miceyla krachte samt ihrem Untergrund in die Tiefe, ohne eine Chance noch schnell Halt zu suchen. Sie fiel tiefer und tiefer, als würde sie jeden Moment am Kern des Planeten aufstoßen.

Anscheinend musste sie nach einer Weile dann doch auf neuem Boden aufgeprallt sein, hatte es nur nicht mitbekommen. Vielleicht war sie auch bewusstlos geworden. Was sie auf jeden Fall zu spüren bekam, war jeder einzelne Knochen ihres Körpers, wie sie versuchte wieder auf die Beine zu gelangen. Somit vermied Miceyla alle ungelenken Bewegungen, die ihr vielleicht etwas brechen könnten.

Vorsichtig mit dem Kopf drehend sah sie sich um. Hier sah es nicht mehr nach Lagerhalle aus, viel eher nach einer felsigen Höhle. Die Luft war auch viel reiner, als die Chemikalienverseuchte im oberen Abteil. Ihr blieb nichts anderes übrig als wieder einen Weg nach oben zu finden und stöhnte bei den Schmerzen auf, wie sie in die Höhe blicken wollte, aus der sie gefallen war. Lachend stellte sie fest, dass so etwas natürlich wieder nur ihr passieren konnte und nahm gurgelnd einen Heiltrank.

Während Miceyla den Höhlengang entlang lief, suchte sie die Wände links und rechts nach einem Aufzug, verstecktem Tunnel oder Ähnlichem angestrengt ab.

Um ein Haar hätte sie zu ihrer rechten Seite eine Leiter übersehen, die mit noch wenigem Abstand nach weiter oben, an einem kleinen Loch endete. Welches, man konnte es ja nicht wissen, möglicherweise zu der Lagerhalle zurückführte. Ein Stück müsste sie da jedoch klettern, um dort hinein zu gelangen. Aber allein der Gedanke, von hier wegzukommen spornte sie an.

Sie stand schon auf der zweiten Sprosse, da hörte Miceyla plötzlich wildes Kampfgeschrei und folgte gezwungener Maßen den Gang weiter gerade aus. Ein Schleier aus Panik und Angst hing in der Luft, der sie zum Rennen antrieb. Klar war es gewesen, dass sie hier nicht alleine war. Eine Einheit hatte man gewiss auch hierher, in die Materiahöhle gesendet. Es konnte einfach nur diese Höhle sein.

An Ort und Stelle des Geschehens angekommen, spähte sie über eine große Streitmacht von Soldaten, die mit Blut befleckt und mit ihren Schwertern um sich schlugen. Das Leuchten der Zuversicht in ihren Augen war nun erloschen. Miceyla suchte das Schlachtfeld nach einem Gegner ab, der in diesem Kampf ganz bestimmt die Oberhand gewonnen haben musste, doch vergebens. Nach kurzen Gedankensprüngen verstand, sie welche Szene sich hier gerade abspielte und handelte sofort. Sie versuchte zu retten was noch zu retten war und schnappte nach einem Soldaten, der ihr am nächsten war.

„Komm! Wir müssen von hier verschwinden, den Kampf gegen die Dämonen könnt ihr nicht gewinnen! Verlassen wir diesen Ort ehe es zu spät ist!“, sprach sie hektisch mit Überredungskunst in der Stimme. Sie konnte nicht jeden Soldaten einzeln zum Aufgeben zwingen, dafür fehlte ihr die Zeit. Auch war Miceyla im Klaren darüber, dass sie sich gerade selbst in Gefahr brachte. Nichtsdestotrotz umklammerte sie weiter die Hoffnung niemals aufzugeben, immerhin ging es um ihre Kameraden! Sie zogen alle am gleichen Strang und mussten der Pflicht nachgehen zusammenzuhalten. Egal ob man einen Ausweg sieht oder nicht. Und so zerrte sie den Soldaten mit in die Richtung, wo sie die Leiter gefunden hatte, ohne darauf achtend ob weitere ihrem klugen Rat folgten. Sie zog an ihm, welcher gar nicht wegen ihrer Reaktion reagierte oder etwas sagte.

Da spürte Miceyla erschrocken wie sich der Soldat auflöste, er verschwand einfach. So griff sie in das Leere. Andere, ja fast alle, wurden ebenfalls von der Macht der Dämonen aufgesaugt. Es war zu spät, die Reihen der Hulax waren nun mit neuen, qualvoll verendeten Seelen gesegnet worden.

„Verflucht, nein!“, wollte sie den ihr nicht verschont gebliebenen Anblick, einfach nicht wahr haben. Da gab es nichts mehr was sie tun konnte, nur eines, die Flucht! Sie stürzte ohne jegliche Blicke nach hinten, den Gang zurück und wartete mit rasendem Herzen darauf, dass ihr die Hilfe bringende Leiter in den Blickwinkel fiel. Doch vergebens, Miceyla lief und lief, sie fand diese einfach nicht mehr.

„Das kann nicht sein! Ich habe mir die doch nicht eingebildet!“, sprach sie laut und bekam es mit einer Panik zu tun, mit der sie selten, eigentlich noch nie konfrontiert worden war.

Die Hulax waren ihr gefolgt, denn sie verspürte den Sog der Angst, welcher an ihrem Körper riss. Mit einem Barrierezauber versuchte sie alle unvorhersehbaren Angriffe von ihnen, von sich zu halten. Aber der Zauber wurde verschlungen, von ihrer Gier, die Miceylas Angst erlangen wollte. Sie brauchte die große Anzahl an Dämonen erst gar nicht mit dem Schwert zu attackieren, was sie nicht sah, auf das konnte sie auch nicht draufschlagen.

Miceyla schloss die Augen, um den Schockbringenden Gesichtern zu entkommen, die von allen Seiten auf sie zu schnellten. Brachte sie das weiter? Niemals…

Ihr Schwert ließ sie fallen, als ihr der Atem geraubt und alle Erinnerungen über ihre Vergangenheit und Freunde wie aus dem Kopf gesaugt wurden. Krachend fiel sie zu Boden und die Seele des Lebens wurde aus ihrem Körper abgetrennt. Danach war nichts mehr für sie da, sie lag in der tiefsten Dunkelheit.

Ihre Seele wanderte zwischen Leben und Tod umher, in Richtung des Lebensstroms, was sie verwirrte. Wieso war dies so? Miceyla dachte, die Hulax hätten sie nun zu einem der ihren gemacht. Etwas, dass sich nach dem Guten anfühlte, hatte sie noch rechtzeitig abgefangen.

„Miceyla, was machst du denn hier? Hast du allen ernstes schon vor zu sterben? Wundert mich ein wenig. Ha! Zugegeben, dass Leben meint es nicht immer gut mit einem, an manchen Stellen war es auch richtig fies zu mir! Da haben wir ja etwas gemeinsam. Ich muss ehrlich zu dir sein, dich jetzt schon hier bei uns zu haben, fühlt sich einfach nicht richtig an, dass ist zu früh. Du wirst gebraucht und hast noch Großes vor dir! Und denke immer daran, du bist nicht allein! Was ist nun, willst du wieder zurück? Ich glaube, dass willst du ganz bestimmt! Eines Tages sehen wir uns wieder Mira, bis dahin halte deinen Kopf aufrecht“, diese warme Stimme sprach erst kräftig und wurde dann immer leiser, bis sie in einem Lufthauch endete.

„Zack!“, sagte Miceyla in einer Mischung aus Glückseligkeit und Verzweiflung in ihren aufgebrausten Gedanken.

Zacks Geist brachte sie vom Lebensstrom weg und schickte sie dort hin wo sie hingehörte, zurück in das Leben. Und so fiel sie in einen Schlaf.

Nach einem kurzen Schlaf erwachte sie und keuchte hastig, als wieder Luft durch ihre Atemwege strömte und versuchte den verlorenen Atem nachzuholen. Sie tastete über den Boden und fühlte in ein lauwarmes Nass. Mit glasigen Augen betrachtete Miceyla ihre Hand, dass war kein Wasser, sondern ihr eigenes Blut in dem sie lag. Beängstigend viel Blut hatte sie verloren, ein reines Wunder war es das sie überhaupt noch am Leben war.

An der Situation war nichts in Veränderung getreten, die Hulax warteten nur auf einen neuen Versuch, um an ihre Ängste zu kommen.

'Großartig! Jetzt bin ich zurück im Leben, doch wie lange wird das wohl noch so bleiben?'

Da hörte sie etwas, einen lauten Kampfruf und sah wenige Herzschläge später eine Gestalt herbeirennen. Ein Soldat mit schwarzen Haaren.

„Zack, du rettest mich?“, sprach Miceyla krächzend. 'Aber Moment mal!' Ihr am Faden hängendes Bewusstsein wollte ihr doch tatsächlich einen Streich spielen. Als wäre das Zack gewesen, nein, dass war Ayko! Unfassbar, sie sah wie er mit hocherhobenem Schwert angerannt kam, er war es leibhaftig.

Die Erleichterung zerplatzte schnell und Trübsal nahm seine Stelle ein. Waren sie nun beide verloren?

Ayko spurtete seinen Gegnern entgegen und schlug auf sie ein, als könne er die Hulax anvisieren und wüsste über jeden Angriff von ihnen schon vorher Bescheid. Von aufkommenden Ängsten fehlte bei Ayko jede Spur. 'Wie kann das nur sein?' , schwirrte ihr die Frage durch den Kopf. Er schaffte es tatsächlich einige der Hulax zu vernichten.

Immer wenn er einen besiegt hatte, spielte sich vor ihren Augen ein unbegreifbares Sinnbild ab, von dessen Glaubhaftigkeit sie nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Es war, als würde sich die verstorbene Seele des Dämons, von dem Lebensstrom herauslösen und in sein eigenes Totenreich zurückgeführt werden.

Ayko kämpfte eine Weile tapfer, scheinbar waren dann um ihn keine Hulax mehr. Erst da eilte er zu Miceyla und kniete an ihrer Seite.

„Oh Miceyla, es tut mir so unendlich leid! Ich bin zu spät, viel zu spät…“, sprach er mit gewaltiger Wehmut und schluckte die Angst hinunter, beim Anblick der Tatsache von Miceylas ganzem Blut.

„Das einzige…was letztendlich für mich zählt, ist das…du jetzt hier bist…Ayko“, gab sie ihm mühsam zu wissen, wobei ihr gesamter Körper vor Schmerzen bebte.

Er sah in die Tiefe des Höhlenganges. „Wo sind die anderen Soldaten, sag bitte nicht das…“, fragte er und erahnte schon ihre Antwort.

„…Doch, wir müssen von hier weg. Es werden noch mehr von ihnen kommen, es sind einfach zu viele!“, schilderte sie ihm den Stand der Dinge.

„Du meine Güte…Ok, Miceyla kannst du…laufen?“, wollte er vorsichtig wissen.

„Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt in der Lage bin aufzustehen…“, keuchte sie quälend. Er hievte sie sanft mit ganzer Kraft hoch und sie legte einen Arm um ihn, damit Ayko sie stützen konnte. Dabei vergaß er nicht ihr Schwert, welches noch am Boden lag.

Beide nickten und liefen in einem, den Umständen entsprechenden Tempo voran. So wie sich Ayko nach ihren möglichen, düsteren Verfolgern umsah, fiel ihm Miceylas nicht zu übersehene Blutspur auf, die sie hinter sich herzog.

'Zalona, Leviathan, helft mir! Sie wird durch die Anstrengung des Laufens mehr und mehr Blut verlieren, als sie das ohnehin schon getan hat…', sprach er in Gedanken ein stilles Gebet aus und drückte sie fester gegen seinen Körper.

Zur gleichen Zeit wie Ayko schon die heulenden, klagenden Rufe der Hulax hörte, entdeckte er einen verschütteten Tunneleingang. „Hier muss mal ein zweiter Gang gewesen sein, vielleicht sogar ein Ausgang“, stellte er fest. Er selbst war von oben hier hinabgeklettert, er durfte erst gar nicht daran denken, mit Miceyla das gleiche zurück zu versuchen. Es brachte ihn alles nicht weiter, er würde Stunden brauchen um den Gang freizugraben. Einen Blick warf Ayko auf Miceyla, die ihren Kopf auf seine Schulter gelegt hatte, die Augen geschlossen und sie atmete schwer.

„Verzeiht mir alle, ich habe versagt…“, wollte er nun aufgeben.

Sein Kettenanhänger begann plötzlich erneut zu leuchten und er hörte fernes Wasserrauschen. Daraufhin schoss ein gewaltiger Wasserstrahl an den zwei vorbei, gegen den Steinschutt der den Gang versperrte. Die Kraft des Wassers durchbrach den Steinwall und sprengte ihn fort. Der Gang lag jetzt frei.

„Nun lauft!“, erschallte die gütige Stimme des Wasserdrachen.

„Ich danke dir…!“, bedankte Ayko sich für die Rettung, an die er schon nicht mehr glauben wollte. „Sammele deine Kräfte nur noch für ein einziges Mal zusammen, dann haben wir es geschafft und sind von hier weg!“, meinte er aufmunternd an Miceyla gewandt. Beide stapften sie nun durch den pechschwarzen Gang, man wusste nicht wann er enden würde. Ayko jedoch trug neue Zuversicht im Herzen.

Und siehe da, der Tunnel brachte die beiden tatsächlich hinaus. Draußen herrschte immer noch die Nacht. Sehrwahrscheinlich befanden sie sich jetzt genau auf der anderen Seite der Lagerhalle. Ein weicher Waldboden dämpfte ihre mühsamen Schritte, während Ayko sie so weit wegbrachte, bis der Ausgang der Materiahöhle nicht mehr zu erblicken war.

Die Hulax blieben glücklicherweise wo sie waren, in seinem Innern. Er setzte Miceyla sachte hin und lehnte sie an einen mit Moos bewachsenen Felsen an, anschließend ließ er sich neben ihr im Gras nieder. Es brauchte nur wenige Augenblicke, dann waren sie vor Erschöpfung eingeschlafen.
 

Warme Sonnenstrahlen brachten Ayko zum Erwachen, blinzelnd öffnete er die Augen und da waren sie auch schon wieder da, die Erinnerungen an die letzte Nacht. Hastig warf er seinen Kopf herum zu Miceyla, sie schlief noch. Er konnte aber nicht erkennen, dass sie atmete. Ängstlich horchte er an ihr und sah, wie sich ihre Brust ganz langsam und leicht hob und wieder sank. Welch eine Erleichterung, sie war noch am Leben und hatte die Nacht überstanden! Ayko sah an sich selbst hinunter und stellte fest, dass auch an ihm einiges von ihrem Blut klebte. Doch das war ihm völlig gleichgültig. Was zählte war, dass das Leben und ihr Schicksal sie beide vor ihrem nahe gewesenen Ende bewahrt hatte.

Miceyla erwachte neben ihm nun ebenfalls. „Wir befinden uns in einem Wald, habe ich Recht? Und es fühlt sich danach an…ja, ich lebe noch.“ Langsam drehte sie den Kopf und sah ihren guten Freund und Retter an. „Ayko, wir haben es geschafft!“, fügte sie hinzu.

„Es stimmt, aber die Sache hat noch nicht ihre Vollendung erreicht. Wir haben den ganzen Weg nach Kalm vor uns und du brauchst eine vernünftige Behandlung. Selbst mit Vitaga-Sprüchen kommen wir da nicht weiter“, musste Ayko sie leider an den Ernst der Lage erinnern und konnte aus ihrem Blick entnehmen, dass sie an unglaublicher Schwäche litt.

„Darf ich deine Taten und Worte so zusammenfügen, dass es bedeutet, du kehrst nach World Soldier zurück?“, fragte Miceyla hoffnungsvoll.

„Ja, ich habe neuen Mut geschöpft. Vor allem aber durch die Hilfe von jemand ganz besonderen…Die Zukunft ist nicht verloren! Man muss seine Träume und Ehre im Herzen aufrecht erhalten, dass hast du mich gelehrt. Du bringst neuen Wind nach World Soldier, eine alte Tradition von SOLDAT, von meinem Held und Vorbild Zack…Kämpfen werde ich für diese Ehre, für meine Zalona und…für dich! Denn du bist auch mein Vorbild, deine Träume an denen du festhältst, führen dich durch jeden schweren Kampf. Ohne dich wäre mein Selbstvertrauen nicht zurückgekehrt!“, sprach Ayko mit fester Stimme, neue Zuversicht lag darin, wobei er seinen Kettenanhänger mit der Hand umschloss.

„Welch wärmende Worte…“, flüsterte Miceyla und ihr rollten ein paar Tränen der Freude über ihre Wangen.

„Bevor ich es vergesse, ich muss dir etwas geben das dir gehört!“, meinte er und holte unter seiner Uniform ein großes, funkelndes Amulett hervor.

Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen und sie blickte es an, als sei es der größte Schatz von ganz Gaia. 'Das dritte Auge! Das Amulett, mit dem man die Angriffe der Hulax vorhersehen kann. Kein Wunder, dass Ayko so treffsicher war!' , dachte sie gefesselt und nahm dieses an sich.

„Aber wie hast du…woher…“, begann sie eine Frage, die sie nicht zu Ende bringen konnte, durch ihre Schmerzen und Freude der neuen Hoffnung gleichzeitig gepackt.

Ayko grinste schief. „Sicherlich brennst du darauf zu erfahren, wie ich daran gekommen bin. Tja das war so, ich muss vorab sagen, ich befand mich in Wutai. In Fort Kondor hätte ich Zalona einfach nicht unter die Augen treten können, du verstehst…Gut, und dann erfuhr ich durch eine Vision, dass du in Gefahr sein wirst. Wie es zu dieser Vision kam? Eine lange Geschichte…Wie gesagt wusste ich dann nur von einer Gefahr, nicht an welchem Ort sie dich ereilen würde. Also bin ich auf schnellem Wege nach Kalm geeilt und brachte bei World Soldier in Erfahrung, wo dein Standpunkt war. Meine Güte herrschte dort gähnende Lehre, unzählige Einheiten hatte man wirklich zu ein und demselben Einsatz geschickt. Gerade lief ich dann an deiner Zimmertür vorbei, sie stand einen Spalt weit offen und mein Instinkt sagte mir, ich solle hinein gehen. Auf deinem Bett sah ich das Amulett liegen, ich verspürte ein Gefühl das ich es brauchen würde…Jetzt weißt du es“, erzählte Ayko, wie er das für das Schicksal so kostbare Amulett gefunden hatte.

'Arjen! Oh Arjen, du hast es mir im Traum übergeben ohne das ich dies gemerkt habe,nicht wahr?, kam ihr der plötzliche Gedanke. „…Mit ihm an meiner Seite nun, der erste Schritt ist vollbracht! Da hat es doch echt mal was Gutes, dass ich vergesse meine Türen abzuschließen!“, sagte Miceyla mit Ironie.

„Ja das hat es!“, kicherte Ayko amüsiert.

Sie sah hinauf zu den hohen Bäumen und lauschte den Geräuschen der Natur. „Das es außerhalb von Junon einen solch verwilderten Wald gäbe, hätte ich wirklich nicht gedacht“, kommentierte sie ihre Umgebung.

„Da schließe ich mich dir an, dies ist ein sehr schönes Plätzchen“, meinte er, der ebenfalls angetan war von der grünen Landschaft, wie man sie so nur selten um sich hatte.

„Und sieh mal Ayko! Hier wachsen jede Menge Pilze, besonders sehen sie aus. Wer weiß, vielleicht haben sie ja außergewöhnliche Kräfte? Wir sollten welche sammeln!“, teilte sie ihre Entdeckung mit ihm.

„Also Miceyla, dazu muss ich jetzt echt mal etwas sagen! Sieh dich an, in welchem Zustand du bist. Und du denkst ans Pilze sammeln? Du bist wirklich unmöglich!“, sprach er in einem spielerisch fürsorglichen Ton. Beide brachen darauf in einem schallenden Gelächter aus.

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich dich bei World Soldier vermisst habe“, sagte Miceyla dann irgendwann, als sich ihre Schmerzen durch das laute und viele Lachen bemerkbar machten.

„Ich glaube langsam wird es auch Zeit aufzubrechen. Bei World Soldier haben alle bestimmt schon damit abgeschlossen, dass ich zurückkehre und du noch am Leben bist. Lassen wir sie das Gegenteil wissen! Ein Genesis sorgt sich gewiss am meisten um dich, dass wette ich…Was ihn betrifft, so werde ich seine arrogante und sture Art, die er meistens an mir rauslässt, einfach ignorieren!“, kamen seine Worte zum Aufbruch.

Miceyla nickte ernst und ließ sich von ihm hochziehen. Da das Befinden ihr das selbstständige Laufen noch nicht erlaubte, stützte sie sich wieder auf Ayko ab.

„Aber ein paar Pilze können wir doch trotzdem sammeln, huh?“, meinte sie belustigt.
 

Beide wussten nicht genau, welche Richtung sie nach Kalm einschlagen sollten, Ayko verließ sich dabei einfach auf sein Gefühl. Er hatte es in der Hand, Miceyla schnellstmöglich zu einem guten Arzt zu schaffen. Es brauchte sicherlich den ganzen Vormittag, bis sie endlich den Wald hinter sich ließen und über eine offene Fläche liefen, eine Mischung aus Gras- und Ödlandschaft. Weit und breit keine Fortbewegungsmöglichkeit, nicht einmal ein Chocobo war in der Nähe. Wenn sie auf Monster trafen, mussten sie diese logischerweise umgehen, was durch ihr gemächliches Tempo oftmals sehr schwierig wurde.

Irgendwann stießen die beiden auf ein Ölfeld, nur ein Arbeiter war dort. Ayko fragte ihn, wo sie sich befanden und brachte in Erfahrung, dass sie genau in die entgegengesetzte Richtung liefen. Aufregung half jetzt nichts. Sie hatten Zeit verloren, aber wenigstens wussten sie nun den richtigen Weg. Unterwegs legten sie öfters kurze Pausen ein, denn durch Miceylas Zustand brachten sie es nicht fertig, die Strecke in einem Stück durchzuziehen.

Weiter liefen sie und immer weiter, nach einiger Zeit versperrte ein breiter Fluss mit einer kräftigen Strömung, ihnen den Weg.

„Großartig! Und wie geht es jetzt weiter?“, kommentierte das Ayko. Den Fluss entlangzulaufen und darauf warten, bis sie eine Übergangsmöglichkeit fanden, konnte ewig dauern.

„Ayko, schau!“, sprach Miceyla freudig.

Er folgte ihrem Blick auf die rechte Seite des Flusses und sah, wie sich das Wasser dort zusammenschloss und von ihrer Seite auf die andere eine Brücke bildete.

Für ihn war es klar, wer das nur gewesen sein konnte und lächelte. 'Du begleitest uns schon den ganzen Weg, habe ich Recht Leviathan?' , sagte er froh darüber in Gedanken.

So wie die zwei den Fluss hinter sich ließen, brauchte es nicht lange, mittlerweile neigte sich der Tag dem Ende zu, da sahen sie in der Ferne die Häuser der Stadt Kalm und das alles überragende Zwillingsgebäude von World Soldier. Eine letzte Station fuhren sie mit dem Zug, dann war es nur noch ein kleines Stück und beide betraten den Eingang von World Soldier. Sofort umhüllte sie die trübe Stimmung, keiner sagte etwas, alle zogen nachdenkliche Gesichter über das, was geschehen war. Anders hatte dies auch keiner erwartet.

Ayko eilte ohne zu zögern, mit der völlig ausgezehrten Miceyla in den fünften Stock, wo sich das Lazarett der Soldaten befand.

Auf dessen Flur lief Genesis wie ein besessener auf und ab, aus dessen Gesichtsausdruck konnte man lesen, dass er in großer Sorge war. Wie er Miceyla sah, kam er gleich auf sie zugestürzt und Erleichterung nahm den Platz seiner Anspannung ein.

„Miceyla! Oh Miceyla! Ich danke dem Schicksal unendlich, du bist am Leben! ...Aber du siehst fürchterlich aus…“, beharrte Genesis und betrachtete sie von oben bis unten, wie blutverklebt sie war.

„Was hast du denn erwartet? Das sie mit glänzender Uniform, einem spiegelnden Schwert und `nem Lächeln des Sieges hier auftaucht?“, meinte Ayko barsch, wie er Genesis` bestürzten Blick sah, bei Miceylas schwer verletzten Anblick.

Genesis ignorierte diese Worte vollkommen, als hätte er sie gar nicht gehört und nahm den Soldaten der sie gestützt hielt, überhaupt nicht wahr. Nun stützte er sie von der anderen Seite und half ihr weiterzulaufen. Erst in diesem Moment registrierte er, wer da eigentlich neben ihr stand und hielt inne. „Augenblick mal… Ayko, was machst `du` denn hier? Ich dachte…“. In Genesis` Augen lag mehr Verwunderung als Argwohn.

„Tja mein lieber erste Klasse General, ich habe mich dazu entschlossen, dass ich nach World Soldier gehöre und werde weiter in seinen Reihen kämpfen! Überrascht?“, berichtete Ayko und funkelte ihn dabei höhnisch an.

Genesis sagte erst mal nichts nach dessen Worten und war einfach nur verdutzt über seinen Ton, dem er von ihm gar nicht kannte.

Wären ihre Schmerzen nicht allzu stark gewesen, Miceyla hätte kichern müssen. Niemand würde es wagen, so selbstgefällig mit dem ehemaligen SOLDAT- Kämpfer zu sprechen. Auch wenn für ihn nicht der gleiche Respekt bestand, wie er damals für Sephiroth galt.

„So, so…sie an…“, meinte Genesis spöttisch, mit zusammengekniffenen Augen.

Miceyla spürte zwischen den beiden, wie es vor Anspannung knisterte. „Hey Leute! Ich stehe auch noch hier und weiß nicht wie lange ich mich noch auf den Beinen halten kann!“, meldete sie sich zu Wort, ihre Beine zitterten, lange konnten sie ihren Körper nicht mehr tragen.

„Verzeih mir, Miceyla!“, meinte Genesis schuldbewusst. Der Situation zuliebe vergaß er mal eben Ayko`s Gegenwart. Und so halfen ihr die beiden Soldaten, dass Lazarett zu erreichen. Dort nahm sie gleich ein Arzt in Empfang und versicherte, er würde sich um alles kümmern. Genesis warf ein Auge auf Ayko und musterte seine ebenfalls mit getrocknetem Blut verschmierte Uniform. „Sieht danach aus, als ob du auch eine Behandlung bräuchtest!“, sagte er dann ziemlich beiläufig.

„Nein, dieses Blut ist nicht das Meine, wenn du verstehst was ich damit meine…“, verneinte Ayko dessen Aussage.

Daraufhin drehte sich Genesis um. „Dann gibt es für uns hier nichts mehr zu tun! Wir können nur hoffen, dass sich Miceyla wieder erholt." Damit verließ Genesis die Etage, ohne Ayko eines weiteren Blickes zu würdigen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fahnm
2013-02-24T20:58:32+00:00 24.02.2013 21:58
Hammer Kapi^^


Zurück