Zum Inhalt der Seite

After Crisis

Final Fantasy 7
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Neue Erfahrungen

Eine Woche war vergangen, seit dem Miceyla in Healin gewesen war. Gestern erreichte sie die Nachricht, heute würde ihr erstes Training beginnen. Sie fühlte sich fit, sowohl körperlich, als auch geistig. Ihr Kopf war wieder frei, frei für neues.

Der virtuelle Trainingsraum funktionierte immer noch genauso, wie er das schon immer getan hatte. Man wurde in eine Kampfsimulation geschickt, um gegen virtuelle Monster anzutreten, sich mit seinen Kameraden zu messen, aber auch um bestens auf Missionseinsätze vorbereitet zu sein.

Der Forscher, der ihr neulich das Aufpuschmittel gegeben hatte, überwachte heute Miceyla’s Training. Schritt für Schritt erklärte er den Ablauf und was es alles zu beachten galt.

Es kam Miceyla vor, der Kerl würde ihr da gerade sein komplettes Studium berichten, dabei wusste sie selbst schon über das Nötigste Bescheid.

Kein Wunder, dass sich so manch einer vor dem Training und den allgemeinen Untersuchungen drückte, wenn einem vorher eine solch komplizierte Wissenschaft aufgebunden wurde. Dies war für einige zu viel, Miceyla jedoch konnte damit gut umgehen und verstand schnell. Doch so langsam war es genug des Guten, sie konnte nicht mehr auf einer Stelle still stehen und zuhören. Ungeduldig fing sie an mit ihrem Schwert in der Luft herum zu fuchteln, wobei sich der Forscher einen beachtlichen Schritt von ihr entfernte.

Nun sprach sie für ihn zu Ende, als sie meinte, jetzt selbst die gesamte Forschungsabteilung von World Soldier übernehmen zu können.

„…Und sollte es zu gefährlich werden und ich dem Tode zu nahe kommen, breche ich die Simulation sofort ab, in dem ich die Zahlenkombination in meinem Handy eingebe, die in Ihrer Vorlesung bestimmt um die zwanzig mal vorgekommen ist!“ Gelangweilt zog sie dabei jedes Wort in die Länge.

„Na gut, ich sehe du hast versanden. Wir fangen natürlich erst einmal mit leichten Monstern an, damit du dich an deine neue Umgebung und das Kämpfen innerhalb des virtuellen Trainings gewöhnst!“, sagte der Forscher dann.

„Gut! Lass uns loslegen!“, meinte Miceyla voller Tatendrang und machte eine schwungvolle Armbewegung.

„Nicht so schnell! Hast du auch dein Aufpuschmittel vorher genommen? Wenn nicht, hier! Trink noch mal eines, damit ich vergewissert bin, dich gut vorbereitet in den Kampf zu schicken!“ Seufzend nahm sie das Fläschchen und trank es ohne Widerworte aus, um endlich mit dem Training anfangen zu können.

Sie begab sich in den Trainingsraum, hinter ihr ging das Tor in einem dumpfen Geräusch zu. Miceyla und der Forscher trennte jetzt eine große Glasscheibe, durch diese sah sie, wie er einen Touchscreencomputer kurz berührte. Im gleichen Moment löste sich alles um sie herum auf, genauso wie es bei ihrem Eignungskampf gegen Genesis geschah.

Dies gab ihrem Körper das Gefühl weg zu schwimmen.

Es fing an zu rauschen, erst ein bisschen, dann immer mehr und als das Rauschen schließlich endete, hellte die Umgebung sich wieder auf. Ein sanfter Wind blies ihr in das Gesicht. Mit einem kräftigen Atemzug nahm sie die frische Luft auf und fing an ihr Umfeld zu prüfen. Ziemlich viel Wald und einige Wiesen dazwischen umgaben Miceyla. Das hohe Gras dämpfte ihre Schritte ab, während sie langsam hindurch strich und überlegte welchem Ort dieser hier nahe kommen würde. Ihre Lippen formten sich zu einem Lächeln, als sie ihn erkannte. „Ja, das ist Gongaga, Zack’s Heimat ist dies gewesen!“, sprach sie erfreut.

Sie begann durch die grüne Landschaft zu traben, erst durch ein kleines Wäldchen hindurch, dann wieder hinaus einen kleinen, mit Büschen übersäten Hügel hinunter. Dabei wurden ihre Beine immer schneller, sie rannte, als würde Miceyla vor ihrem schlimmsten Feind fliehen. Ihr Herz pulsierte, die Kräfte, die in den Tiefen ihres Körpers schlummerten, warteten nur darauf zum Einsatz zu kommen. Sie genoss es, dieses unendliche Gefühl der Freiheit.

Abrupt stoppte Miceyla und atmete schwer, dann lachte sie. „Moment mal! Hier fehlt doch noch etwas!“, stellte sie fest und stützte sich mit den Hände auf den Oberschenkeln ab, um Erholung nach ihrem Spurt zu finden. Als Antwort erschienen vor ihr drei Monster, zwei Hundeartige Wesen und ein großer Vogel. „Na wer sagt’s denn! Auf euch habe ich nur gewartet!“ Und mit schwingendem Schwert stürzte sie sich auf das Trio.

Keinen Funken Mühe kostete sie der leicht zu gewinnende Kampf und machte sich bereit für den nächsten. Doch sie traf vorerst auf keine Monster mehr und so lief Miceyla weiter.

Zu ihrem rechten Blickwinkel sah sie in einem großen Tal, wie die Dächer mehrerer Häuser empor ragten. Kurz blieb sie stehen und überlegte, ob die Möglichkeit bestünde, Zack’s Eltern einen kleinen Besuch abzustatten. Zwar war dieses Gebiet virtuell, dennoch würde es gehen, sie sehen und mit ihnen sprechen zu können.

'Du bist doch nicht hier um zu plaudern, sondern um zu trainieren!' , ermahnte sich Miceyla und machte ein strenges Gesicht. Sie schritt weiter voran, trotzdem wäre sie gerne einmal zu seinen Eltern gegangen. Dennoch war sie sich im Klaren darüber, dass der Forscher jeden Schritt den sie machte, vom Computer aus begutachtete.
 

Nach einer Weile des Spazierens, hörte sie Geräusche von ihrem linken Bereich aus gesehen.

Kurz darauf erblickte sie einen Jungen mit schwarzen Haaren, der von fünf Monstern umzingelt war. 'Das…das ist Ayko!' Er holte mit seinem Schwert weit aus und erledigte die Monster durch eine Wirbelattacke gleich alle auf einmal. Miceyla schlenderte auf ihn zu.

„Wow! Klasse Kampftaktik, Ayko!“, lobte sie ihn, als auch er sie erkannte.

„Ehrlich? Ähm…Danke!“, antwortete er überrascht über ihr Kompliment und kratzte verlegen mit dem Schwert auf dem Boden. „Du bist also auch hier. Ich kann mich noch gut an mein erstes Training erinnern, bin froh das ich das hinter mir habe…“, sagte Ayko und seine Gedanken schienen woanders zu sein.

Miceyla kam da eine Idee. „Warum absolvieren wir nicht gemeinsam dieses Training? Zusammen macht das gleich viel mehr Spaß und ich denke nicht, dass irgendeiner was dagegen hat!“, sprach sie enthusiastisch.

Ayko’s Augen leuchteten vor Freude. „Oh ja, dass macht es bestimmt! ...Weißt du, ich habe gehört, dass in dieser Gegend Schatzkisten mit nützlichen Dingen darin versteckt sein sollen. Lass uns doch mal einen Blick danach werfen!“ Dabei zwinkerte er ihr zu.

Gemeinsam liefen sie nun durch die Ländlichkeiten und trafen des Öfteren auf Monster, darunter waren auch einige, die einen vergiften konnten. Doch ehe es dazu kam, hatte Miceyla sie schon in das Jenseits befördert, da sie meist etwas schneller als Ayko war, der immer leicht verschreckt schien, sobald wieder neue Monster auftauchten.

Das überraschte sie, dies müsste eigentlich für einen Kommandant der zweiten Klasse Routine sein.

Einmal, als eine riesige, Gift spritzende Blume Miceyla gefährlich nahe kam, wollte Ayko sie vor ihr retten. Aber das war gar nicht nötig, blitzschnell sprang sie über die Blume und stürzte sich mit einem gewaltigen Schwerthieb auf diese herab. Schließlich erledigte sie die Monsterblume mit einem einfachen Eiszauber.

Ayko bewunderte sie schlichtweg für ihr unglaubliches Reaktionsvermögen.

„Wahnsinn! Du kämpfst, als hättest du in deinem bisherigen Leben nie etwas anderes gemacht! World Soldier kann sich wirklich glücklich schätzen, dich in seinen Reihen aufgenommen zu haben!“, sprach er und konnte den Blick einfach nicht von der Stelle abwenden, wo gerade eben noch die Monsterblume gewesen war.

„Ach was! Ich habe einfach nur schon etwas Übung, dass ist alles. Ich wette du könntest das Blumenvieh genauso schnell bezwingen!“, meinte Miceyla, als wäre es das normalste der Welt, für jemanden der noch bei der dritten Klasse war, Kämpfe mit solch einer Leichtigkeit zu gewinnen.

„Das sehe ich aber anders…“, murmelte Ayko mehr zu sich selbst.

Sie sah über die weitläufige Wiese, auf der sie momentan standen hinweg und entdeckte etwas in der Ferne. Freundschaftlich stieß Miceyla ihn an. „He, wer als letzter da vorne bei der Schatzkiste ist, darf gegen das nächste Monster bloß mit seinen Händen und Füßen antreten!“, forderte sie ihn spielerisch heraus und schnellte auch schon davon.

„Hey, warte!“, rief Ayko lachend und rannte ihr hinterher.

Fast hatte er sie erreicht, da meinte er belustigt: „Wart’s ab! Gleich wirst du dir die Fäuste blutig boxen müssen!“

Doch als die zwei sich der Schatztruhe näherten, tauchte wie aus dem Nichts auf einmal direkt vor ihnen, ein monströses, Raubkatzen ähnliches Wesen auf.

„D-das ist Behemoth! Aber nicht irgendein Behemoth, sondern eine vielfach stärkere Variante von ihm!“, stammelte er und packte Miceyla am Arm. „Wir müssen fliehen!“

Sie jedoch legte Ayko beruhigend die Hand auf die Schulter.

„Nur die Ruhe! Wir haben es doch noch nicht einmal ausprobiert“, meinte sie gelassen, in ihren Augen funkelte die Bereitschaft für diese Herausforderung.

Behemoth peitschte wild mit seinem Schwanz hin und her, an dessen Ende lange, messer- scharfe Stacheln waren.

„Bitte höre mir zu! Es war ganz bestimmt ein Fehler, dass sie uns den geschickt haben! Komm weg hier!“, flehte er sie an.

Miceyla machte ein paar Schritte auf das Untier zu. Die Bestie brüllte ihr ohrenbetäubend entgegen, dass war das Zeichen um den Kampf zu beginnen.

„Tu das nicht!“, schrie Ayko noch.

Zuerst attackierte sie Behemoth von hinten, immer darauf achtend, dass der mächtige Schwanz sie nicht erwischte, der ununterbrochen nach ihr schlug. Mit einem starken Blitzzauber brachte Miceyla ihn etwas zum schwanken, sofort nutzte sie diese Gelegenheit, um das Biest eine deftige Verletzung an seiner Flanke zu verpassen.

Schließlich krachte Behemoth seitlich zu Boden, atmete aber noch ruhig.

Sie blickte Ayko an, jede Sorge sei unnötig gewesen.

Einige Sekunden später erstarrte er aber, als Behemoth sich wieder rührte und mit seiner Klaue ausholte, sodass Miceyla unter ihr vergraben lag.

„Miceyla!“, platzte es laut aus ihm heraus und er wollte ihr instinktiv zu Hilfe eilen, in seinem Inneren taten sich Zweifel auf, ob er dazu überhaupt in der Lage wäre.

Die Wucht, mit der Miceyla auf dem Boden aufkam, ließ sie kurz Sterne sehen.

Einen Augenblick später hörte sie eine altbekannte Stimme zu ihr sprechen: „Was ist denn los? Wo sind deine Träume und Ehre, die du sonst so verbittert verteidigst, huh?“

Kurz durchbrauste sie ein warmer Strom und Miceyla konnte wieder klar sehen.

„Das habe ich nicht vergessen und werde es auch niemals! Das schwöre ich dir!“ antwortete sie der Stimme mit einem selbstbewussten Lächeln. Ein kräftiger Ruck allein reichte ihr, um sich aus Behemoth’s Fängen zu befreien. Sie sprang über ihn hinweg in die Luft und sammelte die Kräfte zusammen für einen mächtigen Zauber, der die gesamte Umgebung blau färbte. Ayko’s angespannte Haltung lockerte sich wieder ein wenig und mit beeindruckten Augen beobachte er das Schauspiel, das gerade vor ihm ins rollen kam.

Um Miceyla herum versammelten sich nun vier unterschiedliche Kristalle, die um sie kreisten. Dann waren sie zu einem einzigen vereint und ein Lichtstrahl, heller als die Sonne, schoss auf Behemoth herab…er verschwand.

Sanft schwebte sie zurück zu Boden, Ayko schaffte es zu lächeln und beide sahen zufrieden zueinander. Da verschwand die virtuelle Landschaft von Gongaga und sie befanden sich wieder im Trainingsraum. Miceyla kam es vor, sie würde aus einem abenteuerlichen Traum aufwachen und blickte etwas schläfrig drein.

Bei dem Forscher standen jetzt drei Soldaten, zwei der dritten Klasse, einer der zweiten und sofort waren sie um Miceyla versammelt.

„Ist dir eigentlich bewusst, was du da gerade für ein Monster besiegt hast?“, fragte der Zweite und hatte die Augen dabei so weit aufgerissen, dass sie meinte, sie würden gleich raus springen. „Nun ja, ich…“. Kurz sah sie zu Ayko, der amüsiert die Lippen kräuselte, dass Miceyla anscheinend gar nicht erahnte, welchen starken Gegner sie bezwungen hatte.

Die drei Soldaten tuschelten nun aufgeregt miteinander, Ayko stand nur schweigsam daneben und warf ihr einen freundlichen Blick zu.

Daraufhin wendete sich der Forscher an sie: „Ach Miceyla! Es tut mir ja so furchtbar leid, dass Kontrollsystem ist durcheinander geraten. Ganz bestimmt nicht, war es Absicht dir gleich am Anfang die stärkste Form von Behemoth, den Hunbaba zu schicken! ...Die Daten, die aus diesem Kampf entstanden sind… sind jedoch einfach nur Fantabulöß! Du solltest unverzüglich die Versorgungskapseln aufsuchen, um dir eine…ne, gleich ein ‚paar’ Potions zu besorgen. Zur Kurierung deiner Wunden. Für heute wärst du dann erst einmal fertig“, sagte der Forscher und stand wieder vor seinem Computer.

Mit einer verabschiedenden Handbewegung zu Ayko, verließ sie den Trainingsraum.

„Unglaublich, wenn die so weiter macht, wird sie nicht mehr lange in den Reihen der dritten Klasse bleiben! Die zweite Klasse ist bei der gewiss nicht mehr weit entfernt!“, stellte der Soldat, in der roten Ausrüstung der Zweiten fest.

Während er sprach, blickte Ayko zu Boden. 'Miceyla hat etwas an sich, dass mich an jemanden erinnert…', dachte er und war glücklich, eine so mutige und freundliche Persönlichkeit kennen gelernt zu haben.
 

Miceyla nahm die Potions und ihre Beine trugen sie automatisch zu ihrem Zimmer, um etwas Ruhe nach dem ersten Training, das alles andere als locker angegangen wurde, zu finden.

Obwohl ihr die gehobene Kampfförderung sehr entgegen kam.

Auf dem Weg in ihr Zimmer spürte sie, wie die neugierigen Blicke ihrer Kameraden von World Soldier, sie durchbohrten. Anscheinend hatte sich Miceyla’s Sieg, gegen die Königsklasse des Behemoth, so schnell wie eine Kettenreaktion herumgesprochen. Zwar konnte sie nicht gerade behaupten, dass ihr dies unangenehm wäre, trotzdem musste der Triumph über Hunbaba nicht gleich an die große Glocke gehangen werden.

Auf ihrem Apartmentzimmer angekommen, streckte sie sich erst mal kräftig und ging in Gedanken noch einmal das Gespräch mit Rufus durch.

'Geht dort wirklich alles mit rechten Dingen zu?' , hatte er gesagt. Ja, auch Miceyla interessierte es, was in dem Herzen der Forschungsabteilung getrieben wurde. Wo doch an ihrem ersten Tag, Direktor Karin so scharf auf ihre Frage reagierte, als sie den keuchenden Mann sah.

Grübelnd lief sie umher, am Tag war es schier unmöglich, auch nur in die Nähe der Forschungszentrale zu gelangen. Und bei Nacht? Zurzeit gab es nur spärliche Missionen, die Soldaten dazu veranlassen würden auch nachts umherzuschweifen, die sie erwischen würden.

Lange bliebe das bestimmt nicht mehr dabei. Miceyla kniff die Augenbrauen zu einem entschlossenen Blick zusammen. Das war die Gelegenheit für eine nächtliche Spionage!
 

Ein Uhr Nachts war es, Miceyla wartete dicht an ihrer Zimmertür, bis auch noch der allerletzte Soldat verschwunden war und draußen alles ruhig wurde.

Dann wagte sie sich hinaus und schlich so leise, wie eine Katze auf der Jagd, über die Soldaten-Etage. Ein wenig hatte sie vorher geschlafen, um am nächsten Tag nicht allzu sehr durch Müdigkeit aufzufallen.

Miceyla betätigte den Aufzug und hoffte insgeheim, man würde ihn nicht hören. Sie betrat das zehnte Stockwerk, hier lag nämlich der Hauptsitz der Forschung. Der Übergang zum Nachbargebäude lag dort ebenfalls. Selbstverständlich waren die Türen, von den Räumlichkeiten der Forschung fest verschlossen. Doch das beeindruckte sie nicht und machte sich daran, an verwinkelten Stellen nach einer Tür, die einen Scannmechanismus beinhaltete, den sie knacken konnte, zu suchen.

Als sie in einer versteckten Ecke stand, blieb sie kurz still und horchte. Da war etwas…ein Geräusch? Da bemerkte sie, wie langsame Schritte auf sie zu kamen.

'Nein! Bloß nicht! Wehe mich entdeckt hier einer! Dann bin ich nicht nur einen Kopf kürzer, nein! Sondern ich kann World Soldier auf Wiedersehen sagen!' , dachte Miceyla panisch.

Schnell huschte sie aus der Ecke hinaus und eilte hektisch in einen kleinen Gang. An seinem Ende wartend, verstummten die Schritte, tapsend wagte sie aus dem Gang heraus zu blicken.

Niemand war da…

„Was bitteschön hast du um diese Uhrzeit hier verloren?“

Miceyla drehte sich herum bei dieser Stimme und fuhr zusammen, als ein völlig perplexer Genesis vor ihr stand. Sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte.

„Genesis…ich…“, kam es von ihr. War schon merkwürdig, bei jedem anderen der sie erwischt hätte, wäre sie am liebsten im Erdboden versunken. Doch bei ihm…

Er war nun der General von World Soldier, jeden der eine andere Meinung vertrat, wies er mit seiner temperamentvollen Art zurecht. Wehe man drängte sich vor Genesis.

Aber ihr gegenüber war er anders, als man es sonst von ihm gewohnt war.

„Na und warum geisterst ‚du’ hier umher?“, fragte sie unerschrocken.

„Ich habe dich zuerst gefragt, also musst du mir antworten!“, forderte er sie auf, jedoch lag in seiner Stimme keine Spur von Zorn.

„Auch ich bin auf der Suche nach Antworten, auf gewisse Fragen. Und was ist mit dir? World Soldier gibt Soldaten der ersten Klasse, wohl keine Aufgaben mehr, die ihrem Rang gerecht werden. Muss mich mal beim Direktor beschweren!“, sprach sie und sah in durch halb geöffnete Augen an.

Diese Worte, bei ihnen musste Genesis ganz ungewollt lachen. Und da spürte er auch schon wieder dieses ganz spezielle Gefühl, dass sich über seinem gesamten Körper ausbreitete.

Es war ein Gefühl der Glückseligkeit, der totalen Freude. Kein anderer lebender Mensch war jemals dazu befähigt, so ein starkes Gefühl in ihm auszulösen, sodass seine Gedanken verschwammen. Er sah nur noch Miceyla, das Mädchen was anders war als die anderen vor sich. Und ihr zuckersüßes Lächeln, welches ihn dahin schmelzen ließ.

Ganz plötzlich verspürte Genesis das Bedürfnis, ihr näher zu kommen, sie zu fühlen, ihren süßen Duft einzuatmen, sie festzuhalten und nie wieder loszulassen. Ob es ihr genauso erging?

Er schüttelte den Kopf, als seine Gedanken abzurutschen drohten.

„Und du glaubst wirklich, bei einem kleinen nächtlichen Rundgang, würdest du deine Antworten erhalten?“, fragte Genesis nun mit verruchter Stimme und sah ihr dabei tief in die Augen. Miceyla konnte diesem innigen Blick nicht lange standhalten und ihr Blick schwenkte in eine andere Richtung.

„Wirst du das hier jetzt dem Direktor melden?“, fragte sie leise und war sich bewusst, dass er sehr wahrscheinlich wusste, dass sie zum spionieren hergekommen war, sagte jedoch nichts dazu.

Genesis verschränkte die Arme ineinander. „Das werde ich nicht tun. Unter einer Bedingung! Du machst mit mir einen Abstecher zum Trainingsraum, jetzt gleich!“, meinte er kühl.

Was wollte er denn mitten in der Nacht mit ihr im Trainingsraum? Sie zu einem weiteren Kampf herausfordern, oder hatte dies einen ganz anderen Grund?

Doch da auch in ihr sich ein Gefühl der Freude breit machte, bei ihm sein zu können, willigte sie ein.
 

Sie beide betraten den Trainingsraum und als wieder einmal alles verschwand, fand Miceyla sich an einem Ort wieder, den sie zu keinem auf Gaia zuordnen konnte. Dieser Ort war geheimnisvoll und gleichzeitig mysteriös. Auch hier lag alles in die Nacht gehüllt und unzählige Sterne funkelten am Himmel über ihr.

Genesis sah sie noch nicht, aber sie hörte etwas, ein Lied. Der Wind, der so sanft wie eine Feder an ihrem Gesicht kitzelte, so meinte sie, würde das Lied singen. Für Miceyla ganz allein und es kam ihr vor, als wollte es sie zu einem Freudentanz einladen.

'Komm, komm mit. Lass dich fallen, lass all deinen Kummer los und du wirst das alleinige Glück erfahren!' , sang dieses Lied. Es gab ihr neue Energie, bei der sie Wände hätte hoch laufen können! Warum eigentlich nicht? Die erste Felswand die Miceyla sah, rannte sie empor und als sie von oben Genesis erblickte, rief sie ihm: „Sieh mal! Ich kann Wände hoch…“, doch da plumpste sie wieder zurück zu Boden.

Er trat grinsend zu ihr. „Du bist wie ein unbändiger Welpe…Das würde zumindest Angeal sagen“, meinte er und sein Gesichtsausdruck war irgendwie bedrückt.

Das Lied verstummte und Miceyla war wieder auf den Beinen.

„Du vermisst deine Freunde, nicht wahr?“, fragte sie mitfühlend und dachte daran, dass dies der Grund war, warum er mit ihr herkommen wollte. Nämlich den Erinnerungen nahe zu kommen, wie es damals war, mit seinen Freunden Angeal und Sephiroth heimlich in den Trainingsraum zu gehen. Genesis aber schüttelte einfach nur den Kopf, ohne irgendetwas zuzugeben, sein Stolz war höher als das er dies könnte.

„Ich habe von deinen heldenhaften Taten beim Training gehört. Scheint für eine Menge Begeisterung zu sorgen!“, wechselte er das Thema.

Miceyla zuckte mit den Schultern, als wäre ihr das gleichgültig.

„Na die Anerkennung ist es ja nicht gerade, nach der du dich sehnst“, stellte Genesis dann, auf ihre Reaktion hin fest.

Seite an Seite, liefen sie ein Stück über den blau-silbern leuchtenden Boden. In der Luft tanzten Glühwürmchen, die ihnen den Weg wiesen.

„Werde ich es jemals erfahren, was es ‚dann’ ist, dein sehnlichster Wunsch?“, fragte er nach einer kurzen Zeit.

„Wenn dir diese Anstrengung nicht zu viel ist…“, meinte Miceyla schmunzelnd.

„Das ist es gewiss nicht, glaube mir, ich werde mich darum bemühen!“, gab er ihr zu wissen und beobachtete die verspielten Glühwürmchen, die um sie herum schwebten.

„Als ich wiedererwacht bin, war das erste woran ich dachte, dass ich erfahren muss, was es wirklich bedeutet…“, sprach er verträumt.

Sie hörte jetzt aufmerksam zu. Noch nie hatte Genesis ihr gegenüber etwas über sein Wiedererwachen erzählt und sie grübelte, ob er von dem Geschenk der Göttin redete.

„Weißt du“, er blickte dabei seine Hände an. „In den Jahren seit meiner Erlösung, habe ich das Gefühl nicht mehr gealtert zu sein, bis zu dem Zeitpunkt wo ich erwacht bin“.

Miceyla musste kichern. „Wie alt fühlst du dich denn?“. Sie beide waren mittlerweile stehen geblieben und standen unter Bäumen, die ebenfalls leuchteten.

„Tja, immer noch wie in dem Alter vor meiner Degradierung, wie fünfundzwanzig“, antwortete er ihr.

Langsam trat Genesis auf sie zu, bis sie sich fast berührten. Vorsichtig machte sie einen kleinen Schritt nach hinten, da sie nicht ahnte was er vorhatte. Doch er kam wieder näher und strich auf einmal mit seiner Hand über ihren Arm. Er spürte, wie sich eine Gänsehaut auf ihre Haut legte, aber nicht vor Kälte, sondern wegen der Wärme die von Genesis auf ihr überging. An ihrer Hand angelangt, nahm er sie und drückte diese ganz fest.

Miceyla wollte ihn nun auch berühren und trat sachte an ihn heran, sie fühlte sein Herz, welches dieses Mal allerdings ruhig schlug. Sie sah in seine hellblauen Makoaugen, die ihr so unglaublich liebevoll entgegensahen, wie sie es nicht einmal im Traum sich hätte vorstellen können. Mochte Genesis sie genauso, wie sie ihn?

Dieses Gefühl war wesentlich stärker als das, welches Miceyla bislang für ihre Freunde verspürte. Und sie wünschte, dass es für alle Ewigkeit anhielt.

Gerade wollte Genesis seine Arme um sie schlingen und näherte sich ihrem Gesicht, sodass sie seinen Atem spürte. Ihr Herz begann aufgeregt zu pochen.

Erst da bemerkten beide, wie langsam die Sonne aufging, dass hieß nicht nur in der virtuellen, sonder auch in der realen Welt nahte der Morgen.

Er hielt seine Arme zurück. „Wir sollten zurück gehen…“, sprach er abwesend.

Das fand sie schade, aber man durfte sie zwei hier unter keinen Umständen erwischen.

Schweigend tippte Genesis auf seinem Handy und sie kamen wieder im Trainingsraum an.

Nicht einmal zum Abschied sagten sie etwas.
 

Miceyla hatte es nicht eilig in ihr Zimmer zu kommen und lief gemächlich in den Aufzug.

Im Zimmer legte sie sich vorerst mal auf ihr Bett. War das gerade eben ein Traum gewesen, oder war es Wirklichkeit? Es konnte nur letzteres sein, denn ihr Verstand spielte ihr niemals Streiche. Mit einem zufriedenen Lächeln schlief sie ein, als die Müdigkeit sie überwältigte.
 

Das Klingeln ihres Handys war es, das sie wieder aus dem Schlaf rief. Sie warf einen Blick auf die Uhr. 'Schon zwei Uhr Mittags! Ich habe den ganzen Vormittag verschlafen!' Gähnend nahm sie ihr Handy vom Nachttisch, Cloud hatte versucht Miceyla anzurufen und ihr stattdessen eine Sprachnachricht gesendet. Sie hörte diese ab:

„Hallo Miceyla! Du bist jetzt schon ziemlich lange weg und nicht mehr bei uns gewesen, da wollte ich mal nachfragen, wie es dir bei World Soldier ergeht. Tifa, Marlene und Denzel vermissen dich übrigens auch und ich soll dir liebe Grüße von ihnen ausrichten. Zugegeben, du bist erst etwas über eine Woche weg, kommt mir aber so lange vor…Besuch uns bei der nächsten Gelegenheit doch einfach mal. Ich würde ja auch bei dir vorbeischauen, dass ist glaube ich keine gute Idee, weißt warum… Was gibt es sonst noch zu sagen? Nun, Vincent ist auch nicht mehr zu erreichen, doch wir wissen ja beide wo er sich dann meistens aufhält… Also, ich hoffe wir sehen uns bald! Dein Cloud.“

Miceyla’s Herz schmerzte, ja sie vermisste ihre Freunde genauso.

Plötzlich klopfte es an ihrer Tür. Sie öffnete und da stand der zweite Klasse Soldat vor ihr, der nach ihrem ersten Training so begeistert von dem Sieg über den mächtigen Behemoth gewesen war. Sie runzelte die Stirn und fragte sich, was er von ihr wollte.

„Ähm, hallo erstmal! Ich fasse mich kurz, hättest du vielleicht Lust auf ein kleines Duell mit mir?“, fragte er, ein herausfordernder Ton lag in seiner Stimme.

Miceyla kratzte sich verschlafen am Kopf, hatte dennoch nichts dagegen. „Na gut, warum nicht“, gab sie ihm eine nickende Antwort.
 

Dieses Mal blieben sie im Trainingsraum selbst und nutzten nicht den Simulationskampf.

Sie wartete nach einer kurzen Weile des Kämpfens, bis der Rang zwei Soldat etwas geschwächt war und griff dann mit vollem Einsatz an. Diese Taktik verhalf ihr zum Sieg.

„Unglaublich! Einfach nur unglaublich! Wie hast du es nur geschafft, so gut zu werden? Was ist dein Trick, sag schon!“, sprach er nach ihrem fair verlaufenen Duell und klang aufs neue voller Begeisterung.

Ayko kam nun herein und wollte Miceyla begrüßen.

„Ich habe keinen Trick. Das allerwichtigste ist, Träume im Herzen zu tragen, denn um ein Held zu werden, braucht man Träume! Und egal was auch passieren mag, ich bewahre immer meine Ehre!“ Ihre gesprochenen Worte betonte sie fest und klangvoll.

Bei dem was sie da gerade sagte, riss Ayko erstaunt die Augen ganz weit auf.

Der zweite Klasse Soldat meinte, er hätte noch etwas anderes zu tun und verschwand.

Ayko sah um sich, ob auch niemand mehr in der Trainingshalle anwesend war. „Sag mal Miceyla…hast du Zack gekannt?“, fragte er sehr zurückhaltend.

„Und ob ich ihn gekannt habe…er war eine außergewöhnliche Persönlichkeit“, kam ihre schnell darauf folgende Antwort.

„Ich wünschte, ich hätte ihn ebenfalls kennen gelernt. Weißt du…ich habe einen Traum…“. Er holte kurz tief Luft und sprach dann weiter. „Damals, als es noch den Shinra- Konzern gab, wollte ich mich wie so viele andere auch, SOLDAT anschließen. Da war ich gerade mal vierzehn und natürlich habe ich die harte Aufnahmeprüfung nicht bestanden, von den Makobehandlungen will ich gar nicht erst anfangen! Ich wurde ohne Gnade verspottet, was für ein nichtsnutziger Knirps ich doch wäre. Also, schließlich abgeschoben zu den Infanteristen, doch glücklich wurde ich dort auch nie. Und dann eines Tages, so lange ist das ja noch nicht her, habe ich mich World Soldier angeschlossen. Aber dies hat auch einen guten Grund, an dem ich mich festhalte und die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe…“, erzählte Ayko von seiner Vergangenheit, lies den Traum den er hatte jedoch nicht zur Sprache kommen.

Unsicher wie Miceyla darauf reagieren würde, sah er sie an. Noch nie zuvor hatte er sich getraut, mit jemandem darüber zu reden.

Aufmunternd legte sie ihren Arm um ihn. „Bei SOLDAT waren damals jede menge besserwisserische Typen und arrogante Schnösel, die sich für was Besseres hielten. Vergiss diese Idioten einfach! Jetzt bist du bei World Soldier, hier beginnt für alle ein Neuanfang. Und sieh dich an, du hast es so weit geschafft, dass du ein Kommandant der zweiten Klasse geworden bist! Du kannst stolz auf dich sein!“, sagte sie euphorisch.

Die Augen von Ayko leuchteten und er konnte kaum seine Freudentränen zurückhalten. Miceyla war eine exzellente Zuhörerin. So einen Menschen fand man nur ein einziges Mal auf dieser Welt. Und vielleicht brachte er es irgendwann einmal fertig, alles was ihm auf dem Herzen lag, mit Miceyla zu teilen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück