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After Crisis

Final Fantasy 7
von

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Funke einer wahren Liebe

„Miceyla! Miceyla, hörst du mich? Wir wollten doch gemeinsam nach Wutai, um dem Rätsel von Leviathan auf die Spur zu kommen. Also wenn du das wirklich vergessen hast, musst du mich vorher erst fünfzig mal beim Training besiegen! Ha, ha! Komm, komm schon!“

Eine warme Hand packte sie beim Arm. Mit glasigen Augen sah sie die emotionsreichen Bilder, immer mehr in weite Ferne rücken.

„Ayko… Nein… Lass mich nicht hier zurück!“, hauchte sie verzweifelt. Doch die Schatten tauchten sie erneut in tiefste Dunkelheit.

„Der Finsternis in seinem Herzen kann niemand entkommen. Entweder du lernst damit zu leben oder du wirst zu Grunde gehen…“

Die Umrisse eines roten Umhanges zogen an ihr vorüber.

„Vincent…“ Ihre Lippen bewegten sich von alleine. Die Kontrolle über ihren Körper und ihr Bewusstsein, wurden Miceyla vollends entrissen.

„Verantwortung ist die schwierigste Aufgabe eines jeden Menschen. Meistens lernt man viel zu spät was ihre wahre Bedeutung ist…“

„Cloud.“ Nur dessen Gesicht sah sie, Augen, die eine bedrückende Geschichte zu erzählen vermochten. Plötzlich erschienen Szenen in der schwarzen Leere, die ihren Willen zum weiterleben vernichteten. Gaia zerbrach und verschwand mit all seinen Menschen und Lebewesen. Nichts von dem Planeten blieb zurück. Sogar der Lebensstrom wurde fortgerissen und flackerte trist, wie Asche im lodernden Feuer. 'Ist dies das Ergebnis? Das Resultat all meiner Mühen?... Wird Gaia wirklich untergehen?... Dann ist es wohl meine Schuld… Wenn ich einfach verschwinde, kann ich niemanden mehr Schaden zufügen…'

Miceyla wollte sich ihrem Tod hingeben, doch da lehnte sich jemand an ihren Rücken an und eine weiche Hand strich sanft über ihre Wange. Langsam, Stück für Stück erhielt sie die Sinne zurück.

„Du willst doch nicht auch zu einem Monster werden? Ich habe weder Freunde, die mir geblieben sind, noch klammere ich mich an vergangene Träume… Warum also sollte ich damals weiterleben? Was geblieben ist, bist allein du. Und deshalb komm nur noch ein letztes Mal zu mir zurück, bevor du und ich…“

Die Silhouetten von Licht kämpften um sie herum gegen die Dunkelheit an. „Genesis… Ja, ich komme zurück, versprochen! Ich verspreche es euch allen!“ Die Augen aufreißend, erhoffte sie das liebevolle Lächeln von Genesis zu sehen. Doch stattdessen blickten Arjens smaragdgrüne Augen ihr entgegen.

„Entscheide dich!“, sprachen Arjen und Genesis gleichzeitig.

Den Sinn hinterfragen konnte sie nicht, da endlich wieder Luft in ihre Lunge strömte und Sephiroth stand mit ausdrucksloser Miene vor Miceyla. Den Tod schien sie überwunden zu haben. Jedoch der Schmerz war nun umso deutlicher. Kreischend wandte sie sich am Boden hin und her, ihr einziger Wunsch war es diese qualvollen Schmerzen loszuwerden und den albtraumhaften Gedanken abzuschütteln, Miceylas Freunden ihren Tod aufzubürden.

„Du solltest dein Leben mehr schätzen. Ein niederes Wesen wie du, begreift einfach nicht die Kostbarkeit des Lebens“, meinte Sephiroth kühl und schenkte ihrem leidenden Zustand keine Beachtung.

Hilflos kauerte sie auf der kalten und dreckigen Erde, da tauchte mit einem heulenden Geräusch ein großer, blutrot gefärbter Kristall auf, zu dem Miceyla ehrfürchtig aufsah.

„Der Kristall des Todes…“, kommentierte Sephiroth knapp.

„Was denn, so schnell? Hoffentlich sind die drei restlichen Pfade der Dunkelheit ebenso kurz…“ Seufzend versuchte sie schwankend sich zu erheben.

„Wenn es dir noch nicht gereicht hat, können wir die Lektion so oft wiederholen wie du es dir wünschst“, forderte er sie höhnisch heraus und richtete sein Schwert bereitwillig auf sie. Rasch schreckte sie zurück. „Danke, danke! Ich verzichte, dass reicht mir für alle Zeit!“, sprach sie hastig und schüttelte kräftig den Kopf. Auf einmal erklang die tiefe Stimme des Kristalls, die von einem Echo begleitet wurde.

„Keiner kann ihm entkommen, jeder wird ihn erfahren. Ich bin der Tod, mir bleiben nur die Erinnerungen an vergangenes Leben. Meine wahre Hülle ist das reine Schweigen, dem keine Zukunft gebührt. Bevor du jemandem das Leben nimmst, denke über dein eigenes nach. Töten mag einfach sein, doch sich darüber im Klaren zu werden, schwieriger als man zu glauben vermag. Merke dir das! Nur die Starken haben einen aufrichtigen Willen zum überleben!“ Sobald das letzte Wort gesprochen war, fand sie den Kristall in ihrem Schwert vor.

„Das Leben ist ein wertvolles Gut. In jeder Lebenslage sollte man es schätzen. Aufgeben ist viel zu einfach, denn nur ein Lebender kann etwas erreichen. Ich merke es mir!“ Leider weilte ihr neuer Mut nur von kurzer Dauer…

„Ein niederes Wesen, dass ich nicht lache! Verschwinde aus meinen Augen, du bist mir meiner nicht würdig!“

Erschrocken blickte Miceyla umher, konnte jedoch keine Gestalt erkennen, welche zu dieser lüsternen Stimme gehörte.

„Jemand wagt sich hierher hinab, dass kann nur bedeuten das dies eine noch viel abscheulichere Kreatur ist als… Urgh… Jetzt liegt es an dir, kleine Freundin von Genesis…“ Sephiroth löste sich zu einem grauen Schatten auf.

Und dann, der allerschlimmste Albtraum, die grausamste Lüge wurde zur Wahrheit.

Kräftige Arme packten sie von hinten und habgierige Hände glitten an ihrer Hüfte hinab. Regungslos stand sie da, als die Person unmittelbar neben ihrem Ohr zu sprechen begann.

„Wer hätte gedacht, dass du einmal so tief sinken würdest. Du beschmutzt die Ehre der Lucassener. Ich schenke dir erneut die Gelegenheit, diesem öden Dasein den Rücken zu kehren und einzig und allein mir dein Leben zu schenken. Warum kostest du nicht etwas von dieser süßen Versuchung, hübsche Miceyla.“

Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, doch verzog sie nicht das Gesicht. Wie eine Puppe unterwarf sie sich den fordernden Fängen, eines ihr altbekannten Feindes oder eher den eines Rivalen.

„Hüte deine Zunge, bevor du etwas Abfälliges über die Lucassener sagst. Eine verdorbene Seele wie du, die niemals das Licht gesehen hat, dass Blut seiner ermordeten Opfer getrunken hat und die Welt ins Chaos stürzen will, ist nichts weiter als ein bemitleidenswerter Dämon, Ricredoris!“, hauchte sie die heiseren Wörter, als der Griff in dem sie gefangen war, nur noch energischer wurde.

„Ja, zeig mir mehr von deiner Unnahbarkeit mir gegenüber. Dadurch will ich dich nur noch intensiver. Unterhalte mich noch eine wenig, ehe ich dein kleines unschuldiges Herz auseinander reiße und mir deine Seele einverleibe…“ Eine Hand von dem jungen Mann glitt weiter an ihr hinab, während die andere um ihre Kehle strich. Miceyla schluckte, ihr Pulsschlag verdoppelte sich und Schweißperlen tropften von ihrem erhitzten Körper auf den staubigen Erdboden.

„Sage mir, hast du Angst? Mir gehören sollst du, ab jetzt und für alle Zeit. Wehre dich nicht, lass es einfach geschehen…“ Die ruhige und viel versprechende Stimme von Ricredoris, schien sie in eine tiefe Hypnose zu versetzen, aus der sie selbst mit der allergrößten Anstrengung nicht mehr erwachen würde. Die Hand an ihrer Kehle packte fester zu und er leckte ungeduldig über ihren Hals, seine andere Hand versuchte bedrohlich zwischen ihre Beine zu streichen. Dies löste einen Warnschrei in Miceyla aus und in nur wenigen Wimpernschlägen schaffte sie es, sich aus den Klauen des verdorbenen Raubtieres zu befreien. Keuchend suchte sie einige Meter Abstand von ihm und schaute Ricredoris endlich gefasst in das Gesicht. Er war ziemlich groß und schlank, hatte glänzende schwarze Haare, die ihm bis über die Schulter reichten und trug ein gold - schwarzes Gewand. Seine flammenfarbenen Augen wurden von langen Wimpern umrahmt und die Lippen waren nun zu einem unheilvollen Lächeln geformt.

„Versuche nicht mich zu verführen! Schönheit ist eine Sünde und ein Trugbild nach außen!“, warnte sie mit bösem Blick.

„Dies gilt aber auch ebenso für dich, eine schöne Rose weiß ihre Dornen eben zu verstecken!“ Genussvoll leckte er sich über die Lippen und streckte die Arme enthusiastisch zu beiden Seiten hin aus.

„Lass uns ein Spiel spielen, Miceyla. Wenn du gewinnst, darfst du Kristall Omega dein Eigen nennen und kannst weiterhin Heile Welt vorgaukeln. Hach, wie unfassbar großzügig ich doch bin!“ Er brach in einem nervtötenden Gelächter aus.

Herausfordernd legte sie den Kopf schief. 'Vor ihm hat mich Arjen also gewarnt. Er ist zwar kein Lucassener, dennoch steht er uns in Sachen Intelligenz und Stärke in nichts nach. Wer diesen Kerl unterschätzt, hat bereits seinen letzten Atemzug getan…' Ihre Erfahrung war es nun, auf die sie sich stützen musste. Nur ein falscher Schritt und sie konnte einer Wiedervereinigung mit ihren Freunden auf ewig Lebewohl sagen.

„Ich will gar nicht erst wissen, was passiert wenn `du` deinen lächerlichen Machtkampf gewinnst!“, spottete sie, blieb aber achtsam.

„Na, dass ist doch wirklich nicht so schwer zu erraten! Du wirst zu meinem Spielzeug und Tag und Nacht kann ich mich mit dir vergnügen… Und nicht nur das, dein lieber beschaulicher Planet Gaia wird Zeuge und Testobjekt meines bislang mächtigsten Zauberspruchs. Sicher weißt du von welchem ich rede… Was wohl passieren wird? Ich kann es gar nicht mehr abwarten! Ha, ha!“ Sein boshaftes Lachen hallte durch die Finsternis der Höhle wider. Zitternd ballte sie die Hände zu Fäusten zusammen.

„Du mieser… Von mir aus, starte dein selbstsüchtiges Spiel. Umso früher du in deine Welt zurückkehrst desto besser!“, meinte sie tapfer und hielt ihr Schwert bereit.

„Sehr schön, dann lass uns erst mal ein Szenario schaffen, das unserer beider Fähigkeiten würdig ist…“ Daraufhin begann er Verse in einer Sprache zu sprechen, die Miceyla nicht verstand, aber sich denken konnte, dass diese zu einem Zauberspruch gehörten.

„…Omega!“, endete er energisch und ein Dimensionsriss entstand, der sie beide mitriss.

'Omega! Wieso…?' Zum Nachdenken blieb ihr keine Zeit, als sie sich an einem neuen Ort wieder fand. Der Boden war schlammig und heißer Dampf stieg auf. Weit und breit wuchs kein einziges Gewächs. Die Luft war stickig und roch nach heißer Lava. Den Himmel betrachtete man sich besser nicht zu lange, sonst würde einen die rot – schwarze Wolkenfront mit seinen stetig aufleuchtenden Blitzen nur verstören. In einiger Entfernung stand ein schlossartiges Gebäude, das sich wie ein gewaltiger Turm unermesslich in die Höhe erstreckte. Ein Ende war nicht in Sicht. 'Sieht ja nicht gerade sehr einladend aus… Aber wo ist Ricredo…?' Genau in diesem Moment erblickte Miceyla ihn, wie er ein wenig weiter von ihr weg, elegant auf eine hohe Mauer sprang und sah dabei aus als würde er fliegen.

„Wie gefällt dir das prachtvolle Ambiente? Ich komme gleich zur Sache. Kämpfe dich durch die zahlreichen Stockwerke des Turmes nach oben. Im obersten Gebiet, dem Thronsaal der Verzweiflung treffen wir uns wieder. Wenn du es bis dahin schaffen solltest… Wenn nicht, kann ich dich keinen Moment länger als meine Rivalin akzeptieren. Erwarte von mir keinerlei Hinweise auf das Innere des Turmes. Sonst nehme ich uns beiden ja die Spannung. Bis dann, meine verträumte Kriegerin, mögen dich die Stimmen der Verdammnis in den Wahnsinn treiben! Ha, ha!“ Und da löste er sich auch schon in Luft auf, nur sein düsteres Lachen hielt noch eine Weile an.

„Oben im Thronsaal werde ich dir den Kopf abschlagen, darauf kannst du Gift nehmen!“ Eine plötzliche Mordlust überkam Miceyla und ihr Herz schmerzte fürchterlich. 'Das muss an dem Einfluss und der Aura dieser Welt liegen… Nein, ich sollte mich beherrschen, sie darf nicht von mir Besitz ergreifen, sonst ende ich selbst noch als Dämon…'

„Bewahre das Licht in dir! Bewahre das Licht in dir!“, sprach sie mit geschlossenen Augen zu sich, um wieder zur Ruhe zu kommen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wären die Pfade der Dunkelheit anders abgelaufen, wenn nur nicht Ricredoris aufgekreuzt wäre. Doch gleichgültig wie es ablief, es kam alles auf ein und dasselbe Ziel hinaus.

„Wer die Dunkelheit fürchtet und sich nur im Licht verkriecht, wird im Leben versagen. Wer denkt, er sei fern von jeglicher Boshaftigkeit, irrt sich gewaltig… Es ist nicht die Finsternis die ich fürchte, sondern die Angst davor, dass es etwas zu fürchten gäbe… Verzeiht mir, aber ich muss das Licht für eine kurze Zeit in meinem Herzen einschließen, damit es die Verzweiflung nicht an sich reißen kann…“ Nach diesen letzten Worten lief Miceyla auf das riesige verrostete Schlosstor zu, welches sich, als wäre es selbstverständlich, von alleine öffnete. Nach nur einem Schritt im Inneren, wurde sie von einer unglaublichen Anziehungskraft gepackt und tief hinein gerissen. Sie raste auf eine Wand zu und kniff die Augen zusammen, jedoch huschte sie hindurch ohne eine einzige Berührung zu spüren. Es folgte Wand für Wand und Tür für Tür, ein endlos scheinender Kreislauf. Die Umgebung drehte sich verschwommen um sie und mit einem lauten Schrei und der allergrößten Anstrengung die sie aufbringen konnte, versuchte Miceyla mit Hilfe ihres Schwertes Halt am Boden zu suchen und rammte es in den Steinboden. Dadurch entstand ein furchtbares Geräusch und Funken sprühten, während es über harte Steinplatten kratzte. 'Was ich meinem armen Schwert nur alles antue…', dachte sie verbittert und knallte plötzlich auf den Untergrund, da die Anziehungskraft aufhörte, ohne etwas dagegen tun zu müssen. Sie rollte ein Stück weit und fiel abermals einen Abgrund hinab, der allerdings nicht allzu tief war. Vollkommen durchgeschüttelt stand sie fluchend auf. Da vernahm sie auf einmal einen Luftzug am linken Arm und Blut spritzte heraus. Geschockt tastete sie mit der rechten Hand den Arm ab und sah gehetzt umher.

„Ich spüre keinen Schmerz…oder vielleicht doch?... Was ist das?... Etwa…!“ Entsetzt blickte Miceyla direkt vor sich in das weiße unheimliche Gesicht eines Hulax und begann zu kreischen. 'Warum, warum, warum? Wieso kann man nur vor so einem einfachen Wesen solch eine Angst haben? Wo ich schon gegen die allerschrecklichsten Monster gekämpft habe. Wieso? Warum…?' Sie wollte es nicht begreifen und durch ihren Instinkt rannte sie davon. Zitternd hielt sie in der rechten Hand das Schwert vor sich und mit der blutüberströmten linken, tastete sie sich den Hals ab.

„M-mein Amulett! Es ist nicht mehr da!“ Schlimmer hätten die Umstände nicht sein können, selbst für sie war die Lage nun aussichtslos. Wunder geschahen hier an diesem von allen guten Wesen verlassenen Ort wohl keine.

„Kristalle des Lichts! Ich flehe euch an, bitte erhört mich! Kristalle des Lichts!“, rief sie laut und jeglicher strategische Gedanke, verließ nach und nach ihren bröckelnden Verstand. Nichts geschah. 'Von den Lichtkristallen kann ich mir wohl keine Hilfe erhoffen, es ist zwecklos…' Die Mächte der Hulax sogen Miceyla die Lebenskraft heraus. Inmitten dieser Ungetüme kam sie sich vor wie in einem Käfig, eingeengt und ohne Schlüssel um hinaus zu gelangen. 'Genesis…hilf mir…gemeinsam können wir…' Da traf es sie wie einen Blitzschlag, als ihr Arjens Worte ins Gedächtnis zurückgerufen wurden. „Niemand außer mir wird dich bei den Pfaden der Dunkelheit erreichen können“, hatte er gesagt. 'Nein, ich werde dir das Gegenteil beweisen. Denn wo bist du Arjen? Nichts spüre ich von dir… Ich demonstriere dir die Macht von Genesis’ und meinen Gefühlen…' Die Augen geschlossen und den Geist von den an ihr zehrenden Hulax abwendend, versuchte sie nichts weiter, als die Wärme von Genesis im Herzen zu fühlen und seine Fähigkeiten, welche sie immerzu beschützen wollten. So entstand ganz langsam und sachte ein strahlender Funke, der mit Liebe genährt und zu einer hell aufleuchtenden, lodernden Flamme werden sollte. Eine Flamme, die nicht für Zerstörung stand, sondern für Entschlossenheit und Hoffnung.
 

Das Gras teilte sich, während Genesis gemächlich über die Felder in Banora dahinschlenderte und dem nahen Rauschen des Meeres lauschte. Der liebliche Duft von Blumen umgab ihn, als er die verlassene Landschaft von Banora betrachtete. 'Keiner scheint gemerkt zu haben, dass du fort bist, Miceyla. Außer mir… Dein Herz ist mit meinem Herzen verbunden, dass weiß ich genau. Ununterbrochen habe ich das Gefühl, eine schreckliche Gefahr würde mich bedrohen… Um mich herum ist Licht, doch scheint es so als wäre ich in Wahrheit in tiefster Dunkelheit… Miceyla, bist du etwa an einem solch grausamen Ort? Doch das lasse ich nicht zu. Nimm so viel von meiner Kraft, wie du nur brauchst. Gemeinsam brennen wir die Dunkelheit nieder. Wir sehen uns bald wieder… Zwar dauert es noch etwas, dennoch rückt das Finale näher… Das Finale von Loveless…' Ein frischer Wind kam auf, als wolle er seine vorausschauenden Gedanken unterstreichen. Lächelnd machte er kehrt und begab sich zu einem ganz bestimmten Ort.

„Ich liebe dich…“, flüsterte Genesis.
 

Der Funke in Miceyla wuchs, jedoch wollten die Hulax dieses neugeborene Licht wieder auslöschen. Im gleichen Moment erinnerte sie sich an ein besonderes Ereignis aus ihrer Vergangenheit, einige Jahre zuvor…
 

… „Lanaido! Er ist bald wieder hier, dass heißt der Krieg ist endlich vorüber!“, überbrachte Miceyla aufgeregt die Neuigkeiten und sprang umher.

„Von wem sprichst du? Meinst du meinen Bruder?“, schlussfolgerte Lanaido gelassen und gab sich beschäftigt.

„Och komm schon! Zeig mal ein bisschen mehr Empathie! Ganz bestimmt hast auch du eine Person die du wirklich liebst und für die du alles geben würdest!“ Ihre Augen strahlten voller Emotionen. Überrascht schenkte Lanaido ihr einen forschenden Blick.

„Liebe? Davon sprichst du also… Ich entschied mich für ein Leben, das jenes einflussreiche Gefühl nicht zulässt… Aber sag mal, weißt du überhaupt was das ist, die Liebe? Wenn ja beweise es mir, dass ein unerfahrenes Kind wie du, etwas davon versteht“, schlug er vor und widmete sich wieder dem Buch mit magischen Formeln zu, welches er zuvor gelesen hatte.

„Häh? Du bist doch selber ein Kind und noch dazu sogar jünger als ich… Also gut! Aber ähm…wie beweisen?“ Fragend lief Miceyla herum und machte dabei eine nachdenkliche Miene.

„Schreib es auf…“, sprach er knapp und blätterte konzentriert weiter.

„Aufschreiben…? Na gut! Gebe mir etwas Zeit, dann bringe ich dir den Beweis von meiner Liebe!“ Ohne noch länger zu warten rannte sie davon.

„Ich beneide dich Miceyla… Manchmal wünsche auch ich es mir, dieses einzigartige Gefühl einmal kennen zu lernen…“ Noch einige Momente sah er ihr nach.

Eine Woche später… Miceyla hielt verlegen Lanaido ein Blatt Papier hin.

„Ach sieh an, du bist fertig. Fiel dir anscheinend doch nicht auf Anhieb so leicht, was?“ Lachend nahm er das Papier aus der Hand von Miceyla, die so peinlich berührt war, dass sie nichts erwidern konnte. Auf diesem Blatt stand geschrieben:
 

Ein Funke von Liebe
 

So bitte sage mir nur ein Mal,

ohne dabei zu ertragen diese Qual,

was bedeutet für dich Liebe?

Ist es ewiges Vertrauen,

ohne darauf zu schauen,

welche Wahrheit sich hinter all den Lügen verbirgt?
 

So sage ich dir nun,

es hat nichts mit Vernunft zu tun.

Doch bereue deine Gefühle nicht,

denn für dich wird die Welt erstrahlen in einem neuen Licht.

Halte daran fest,

und trotzdem lebe weiter im Hier und Jetzt.
 

Und ist für dich dieses Licht auch noch so fern,

wie ein nächtlich leuchtender Himmelsstern,

so höre auf meine Worte,

und durchschreite deine eigene Pforte,

welche dich führen wird in einem Stück,

und noch einem ganz klein wenig Glück,

zu einem Funke von Liebe.
 

Mit einem Lächeln begleitend, erweckte Miceyla die Bedeutung ihres geschriebenen Gedichts zu neuem Leben und ließ aus dem ach so unscheinbaren Funken, eine glühende Flamme wachsen. Die vereinte Kraft von ihr und Genesis.

„Brennen wir sie zu Asche, die Hulax und die Bosheit, welche sie verkörpern!“ Ihre Flammen schienen den gesamten Turm erhellen zu wollen und mit Unterstützung der Willenskraft, stieß sie damit alle Hulax in weite Ferne. Daraufhin schickte sie durch rasche Schwertzüge, das Feuer nach allen Seiten hin aus, um den Dämonen gnadenlos den Garaus zu machen. Belohnt wurde Miceyla anschließend von einer friedvollen Stille. 'Es ist vorbei, endlich. Genesis, wir haben gesiegt…' Die Kräfte verließen sie, als alle Flammen von ihr wichen und wieder zu dem Funken in ihrem Herzen zurückkehrten. Stöhnend lehnte sie sich an einer Wand an und rutschte daran zu Boden. Abermals wurde sie in ein Strahlen gehüllt, doch nun sollte es das eines Kristalls sein. Er erschien in gräulicher Farbe über der ausgemergelten Miceyla.

„Du wirst dich immer fürchten und vor mir das Weite suchen. Gelingen wird es dir aber nicht. Denn ich bin die Angst, für die es keine Heilung gibt. Lerne mich zu nutzen, um deinen Wagemut zu verringern, der dich in Versuchung führt, todbringende Taten zu begehen. Du erahnst nicht, dass dich die Angst überall heimsuchen kann. Bedenke, Mut ist keineswegs das Tor zum Erfolg und zur Weisheit…“ Nach der kurzen Predigt, ließ sich feierlich ein neuer Kristall in ihrem Schwert vorfinden. Schnell eine neue Orientierung suchend, stand sie auf und verfolgte mit dem Blick, den Weg einer leicht auseinander fallenden, steil gewundenen Treppe. Sie lud Miceyla ein, die Spitze des Turmes zu erklimmen.

„Die unsichtbare Mauer von der wir gerade noch getrennt sind, habe ich fast zerschlagen, Ricredoris. Lass mich ein letztes Mal angewidert sein von deiner Habsucht, denn mein Schwert verlangt es danach, an deinem Blut zu lecken!... Ayko, Genesis, Freunde, bald bin ich wieder bei euch…“ In ihren Augen brannte das Feuer eines ehrenhaften Geistes und das eines unerschütterlichen Stolzes, einer von etlichen Kämpfen geprägten Kriegerin, wie es dies so intensiv noch nie zuvor getan hatte.



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