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Geheimnisse aus Malendyr

von

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Die Entscheidung


 

***
 

»Was gibt es da zu lachen?«, fragte Loriena zornig.

Morek sah sie belustigt an und ging zurück zu seinem Stuhl. Nachdem er sich darauf niedergelassen hatte antwortete er Loriena. »Nun, ihr müsst schon zugeben, es ist wirklich amüsant.«

Loriena schnaubte wütend und ging tiefer in das Zelt hinein. »Amüsant? Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, was ihr daran amüsant finden könntet.«

Morek drehte sich zu ihr um und nahm einen gewaltigen Schluck aus seinem Bierkrug. »Wofür regt ihr euch auf? Ihr seid unversehrt wie ich sehe.«

»Ihr wolltet mich in dem Glauben lassen, dass Brummbär noch Winterschlaf halten würde.«, sagte sie zornerfüllt.

»Das habe ich niemals gesagt!«, widersprach Morek mit gespieltem Entsetzen.

»Natürlich nicht. Jedoch war euch bewusst, ich würde davon ausgehen.«,erklärte sie ihm.

Nun begann der Zwerg erneut zu lachen. »Das könnt ihr nicht beweisen. Tatsache ist, ihr hättet mir vielleicht nicht vertrauen dürfen.«

Loriena blickte wütend auf den Zwerg hinab. Leider musste sie sich eingestehen, dass Morek nicht ganz Unrecht hatte. Sie hätte nicht auf ihn vertrauen dürfen. Hätte sie den Auftrag mehr hinterfragt, wäre sie besser vorbereitet gewesen. Nun fühlte sie sich ein wenig dumm, denn hätte der Bär noch Winterschlaf gehalten, hätte ihn jeder erlegen können.

»Tatsache ist, ich habe meinen Auftrag erfüllt.«, sagte sie nach einer Weile entschlossen.

Das Gesicht des Zwerges veränderte sich nun und wurde wieder grimmig. Er murmelte etwas Unverständliches, dann sah er Loriena in die Augen. »Ich muss sagen, ihr habe Recht. Den Auftrag habt ihr erfüllt. Daher kann ich euch leider nicht nach Flockenhain zurückschicken. Was ich jeoch kann, ist den nächsten Auftrag für euch auszuwählen.«

Es war Loriena nicht ganz klar wieso, aber bei seinen letzten Worten wurde ihr flau im Magen. So wie sie Morek einschätzte, würde er sie leiden lassen und das nicht zu knapp.

»Ich denke, ich weiß wohin ihr als nächstes Reisen werdet. Der richtige Ort für euch ist der Schattenhain.«, erklärte Morek ihr und der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht.

Noch ehe er den Satz beendet hatte, fiel Loriena die Kinnlade hinunter und sie schluckte schwer. Der Schattenhain war ein verrufener Ort. Khaelon hatte ihr oft davon erzählt.

»Der Schattenhain ist ein finsterer und grausamer Ort. Ich wünsche dir nicht, dass du jemals dort hingehen musst. Dieser Ort ist nicht sicher, nicht einmal für den Tod. Dort lauern Gefahren und Geheimnisse, die nicht gelüftet werden wollen.«, hört sie seine Stimme in ihrem Kopf widerhallen.

»Wie ich sehe, habt ihr schon einmal vom Schattenhain gehört! Dann wisst ihr ja in etwa, was euch erwartet. Reitet an der Grenze des Lilientals entlang bis ihr die Brücke erreicht, die über den Schattensee führt. Schattenhain liegt auf einer Insel und ist nur über diese Brücke erreichbar. Geht nach Dilgas und fragt nach einem Dagril Totenschwur. Er ist ein untoter Wächter und wird euch weitere Anweisungen erteilen.«, erklärte Morek ihr ohne sie anzusehen.

Nachdem Loriena ihre Informationen hatte, wandte sie sich schon zum Gehen um, als ihr noch etwas einfiel. »Wollt ihr mich für meine Mühen etwa nicht belohnen?«, fragte sie dann mit ruhiger Stimme.

Der Zwerg lachte beinahe hysterisch auf. »Wieso sollte ich euch dafür bezahlen? Das haben wir nicht abgesprochen!«

Zornig blickte Loriena ihn an. »Das haben wir nicht, da habt ihr Recht, aber ich habe euch immerhin diesen Bären vom Hals geschafft.«, sagte sie empört.

»Wisst ihr was mich so stört an euch Elfen?«, setzte Morek an und warf ihr dabei einen grimmigen Blick zu. »Das ihr so gierig seid! Man reicht euch den kleinen Finger und ihr wollt gleich die ganze Hand! Seht zu, dass ihr verschwindet, Loriena Windsucher, bevor ich es mir noch anders überlege!«

Wütend drehte Loriena sich um. »Von Ehre und Respekt habt ihr noch nie etwas gehört, nicht wahr Morek Sturmauge? Ihr seid ein alter Geizhals!«, sagte sie noch und stapfte dann aus dem Zelt.
 

***
 

Draußen blickte sie wütend zum Lagerfeuer und suchte Farek. Schließlich entdeckte sie ihn und sah, dass er dabei war, Tazal von Nadok herunter zu holen. Rasch ging sie zu ihm.

»Was ist denn passiert?«, fragte sie Farek ungläubig.

»Nadok wollte sich ausruhen und war gerade dabei sich auf den Boden zu legen, als Tazal auf seinen Rücken sprang und es sich dort gemütlich machte. Nun versuche ich ihn herunterzubekommen.«

Loriena verdrehte die Augen als sie Tazal ansah. »Was bist du nur für ein verrückter Wolf? Du stellst immer Sachen an. Du bist ja schlimmer wie ein Kind. Jetzt geh von dem Pferd runter!«, befahl sie Tazal.

Einen kurzen Moment wehrte Tazal sich noch gegen den Befehl, dann gehorchte er und ging von Nadok herunter. Erleichtert begann das Pferd zu wiehern.

Anschließend drehte Farek sich zu ihr um und sah sie neugierig an. »Was hat Morek gesagt, kleine Elfe?«, fragte er leise.

Mit zornigem Blick antwortete Loriena ihm. »Er schickt mich in den Schattenhain. Dort soll ich einen Dagril Totenschwur aufsuchen.«

Bei den Worten, begann Farek zu schlucken und sah sie empört an. »Schattenhain?«, sagte er nur.

Loriena nickte ihm zu.

»Wie kann er nur. Ihr solltet noch nicht an einen so grausamen Ort gehen. Es ist noch zu früh!«, setzte er nach.

»Ich werde tun, was er sagt. Ich bin eine gute Jägerin und das werde ich auch beweisen. Farek, ist es möglich einen Boten loszuschicken? Ich würde gern Khaelon eine Nachricht senden.«, erklärte Loriena ihm mit leiser Stimme.

»Nein, hier gibt es leider keine Fledermäuse, die im Dienste des Königreiches stehen.«, antwortete er.

In Flockenhain war nur selten eine Fledermaus angekommen, um einen Brief zu überreichen. Fledermäuse verlangen nach Gold, welches sie ihrem Besitzer geben konnten. Das konnte sich in dem Dorf jedoch niemand leisten.

»Hat er dich wenigstens dafür belohnt?«, fragte Farek schließlich.

Loriena schüttelte nur den Kopf und sah zu Farek hinab.

»Geizhals!«, schimpfte der Zwerg und setzte ein grimmiges Gesicht auf. »In Senlin gibt es soweit ich weiß, ein Fledermausnest. Der Elf, der es leitet, verlangt glaube ich ein Gold pro Botenflug. Aber Senlin liegt im Rantustal und ist schwer zu erreichen, weil es so weit unten liegt. Falls du vorhast, mit deinem Pferd dorthin zu reiten, nimm dich bloß in Acht. Die Wege sind sehr steil.«, sagte Farek mit besorgter Miene.

»Ich würde mich ganz gern noch eine Nacht ausruhen und dann losreiten. Ich und meine Gefährten brauchen noch ein wenig Schlaf, wäre das in Ordnung?«, fragte Loriena ihn mit einem Lächeln auf den Lippen.

»Aber sicher. Du weißt ja, wo mein Zelt ist. Ich kümmere mich um deine Gefährten.« Farek nahm Nadoks Zügel und führte ihn vom Lagerfeuer weg zu einem großen Trog in dem Futter bereitlag.

Loriena ging in Fareks Zelt und legte sich in sein Bett. Während sie über Brummbär und ihre Wunde nachdachte, schlief sie ein.
 

***

Früh am Morgen, als die Sonne noch nicht aufgegangen war, erwacht Loriena ausgeruht und setzte sich auf. Nachdem sie sich angezogen und ein wenig frisch gemacht hatte, verließ sie das Zelt.

Draußen warteten Farek und ihre Gefährten bereits auf sie. Mit einem Lächeln auf den Lippen, spazierte sie zu ihnen hinüber und streichelte Nadok am Kopf.

»Na, seid ihr fit?«, fragte sie leise.

»Ich habe sie gefüttert und trinken lassen. Sie sollten fit für eine weitere Reise sein. Wie sieht es mit dir aus Elfenmädchen?« Farek sah mit großen Augen zu ihr auf.

»Mir bleibt wohl keine Wahl.«, erklärte sie.

Farek wirkte ein wenig besorgt und verzog das Gesicht. »Hüte dich nur, mehr kann ich dir nicht mit auf den Weg geben. Diese Untoten, denen ist nicht zu trauen. Viele haben sich zwar mit uns verbündet, aber es gibt immer noch welche, die aus der Reihe tanzen.«

Neugierig blickte Loriena ihn an. »Du scheinst sehr viel darüber zu wissen. Ich rede von dem großen Krieg.«

»Ich darf nicht darüber reden.«, sagte er leise.

»In Flockenhain wurde uns auch nichts darüber gesagt.«, grummelte Loriena.

»Also, wenn du im Schattenhain bist, statte Milli doch einen Besuch ab. Sie hat dort einen Hof. Zwar ist sie auch eine Untote, aber man kann ihr trauen. Wenn du Glück hast, kann sie dir ein paar deiner Fragen beantworten.«, erklärte der Zwerg in leisem Tonfall.

Loriena nickte ihm zu und begann Nadok zu satteln. »Es wird Zeit für mich.«, sprach sie.

Als sie Farek ansah, erkannte sie etwas in seinen Augen, dass wie Mitleid wirkte. Möglicherweise bemittleidete er sie deshalb, weil sie nun an diesen düsteren Ort gehen muste.

»Schick doch mal einen Boten und sage mir wie es dir geht, kleine Elfe.« Seine Augen wurden nun ein wenig traurig.

»Das werde ich machen.«, sagte Loriena, während sie auf Nadok aufstieg.

Sie winkte ihm noch einmal zum Abschied, dann gab sie Nadok die Sporen und ritt davon. Tazal rannte voller Vorfreude davon und lief immer wieder zurück um zu sehen, wo sie denn blieben.

Gegen Mittag hatten sie den Toranwald wieder verlassen. Loriena ritt an der Grenze des Lilientals entlang, bis es Abend war, dann machte sie Rast und suchte nach einem geeigneten Platz für ein Lager.

Nachdem sie das Lager aufgeschlagen und ihre Gefährten versorgt hatte, bereitete sie sich selbst etwas zu essen. Danach schrieb sie ihr Tagebuch und begann auf der letzten Seite eine kleine Weltkarte zu zeichnen.

Schließlich legte sie sich erschöpft schlafen.

Am nächsten Morgen räumte sie all ihre Sachen zusammen und entfernte die letzten Spuren des Lagers.

Dann ritt sie weiter.

Weitere zwei Tage vergingen und am Abend des zweiten Tages hatte Loriena die Brücke erreicht, welche über den Schattensee führte. Vor der Brücke, bemerkte sie ein kleines Lager und ritt dorthin.

Zwei junge Soldat saßen am Lagerfeuer und unterhielten sich. Als Loriena auf sie zukam, musterten sie die Elfe angespannt.

»Guten Abend.«, sagte Loriena in freundlichem Ton.

Der eine Soldaten sah sie verdutzt an. Beide trugen eine silberne Rüstung und waren wegen ihres Helms kaum zu erkennen.

»Was wollt ihr, Elfe?«, fragte der eine mit tiefer Stimme.

»Ich suche einen Schlafplatz für mich und meine Gefährten.«, erklärte sie ihm.

Nun meldete sich der andere Soldat zu Wort. »Und wieso kommt ihr zu uns?«, fragte er neugierig.

Loriena verdrehte unmerklich die Augen. »Weil ich sah, dass ihr bereits ein Lager aufgeschlagen habt und ich hoffte, eventuell heute Nacht hier bleiben zu können.«, erklärte sie.

Nun begannen die Soldaten zu lachen. »Wieso sollten wir eine Elfe in unserem Lager dulden?«, fragten sie fast gleichzeitig.

»Was habt ihr gegen Elfen?«, fragte Loriena die Beiden.

Daraufhin nahmen beide ihre Helme ab und Loriena sah zum ersten Mal in ihrem Leben, Menschen. Sie wusste nicht viel über diese Geschöpfe. Ihr war nur bekannt, dass es einst einen Menschenkönig in Malendyr gab.

»Ihr solltet euch besser einen anderen Schlafplatz suchen.«, sagte einer der Beiden. Dieser hatte kleine Augen und seine schwarzen Haare waren zu einem Zopf zusammen gebunden. Seine buschigen Augenbrauen ließen ihn sehr unsympatisch wirken.

Der Andere dagegen war recht hübsch. Er hatte kurze blonde Haare und ein etwas kantiges Gesicht, welches seinen Augen jedoch schmeichelte.

»Wollt ihr mich wirklich allein in der Dunkelheit nach einem Schlafplatz suchen lassen?«, fragte Loriena mit gespieltem Entsetzen.

»Nun, dann schlaft eben hier, aber in unser Zelt lassen wir euch nicht.«, sagte der hübschere der Beiden.

Loriena nickte nur stumm. Sie stieg von Nadok ab und richtete sich zwischen den beiden Zelten ihren Schlafplatz her. Während sie ihre Decke ausbreitete bemerkte sie, dass Tazal sich zwischen die beiden Soldaten gesetzt hatte und sie leise anknurrte.

»Ist ja ein putziger Wolf.«, sagte der Schwarzhaarige.

Daraufhin sprang Tazal auf seinen Schoß und zeigte ihm seine Zähne. Loriena ging hinüber und nahm Tazal an sich.

»Hör auf damit, Tazal.«, mahnte sie ihn.

Tazal jedoch dachte nicht daran und setzte sich wieder zwischen die Beiden. Nun begann er den Anderen anzustarren.

Loriena holte etwas Fleisch aus ihren Satteltaschen und warf es Tazal hin, den es jedoch nicht interessierte.

Während sie Nadok fütterte, hörte sie den Soldaten beim Reden zu.

»Weißt du, mich regt das langsam auf. Früher durften wir am königlichen Hof arbeiten und nun sollen wir die Brücke bewachen, das ist doch lächerlich.«, sagte der Schwarzhaarige.

Daraufhin seufzte der Blonde. »Hör auf, dich zu beschweren, ich denke sowieso nicht, dass Königin Vanyar noch lange auf dem Thron sitzt. Seit sie sich mit diesem Ekel verbündet hat, ist kaum noch einer gut auf sie zu sprechen.«

Loriena wurde bei den Worten ein wenig zornig, auch wenn sie nicht genau verstand warum. Sie bekam in Flockenhain nie wirklich mit, was im Königreich passierte. Flockenhain lag immer so verborgen, dass sich kein König je wirklich für Elfen dort interessiert hatte.

»Vielleicht wird es bald wieder einen Menschenkönig geben und dann haben wir unsere Positionen zurück. Dann müssen wir uns hier nicht mehr langweilen. Königin Vanyar hat doch sowieso keine Ahnung, wie man ein Volk zu führen hat.«, erwiderte der Andere.

In diesem Moment sprang Tazal erneut auf den Schoß des Schwarzhaarigen und zwar mit solcher Wucht gegen seine Brust, dass er umfiel. Dann setzte Tazal sich auf seine Brust und knurrte laut.

Loriena eilte schnell hinüber und nahm Tazal von ihm hinunter. Sie fragte sich, warum ihr Wolf sich so seltsam benahm. Tazal wehrte sich zunächst, gehorchte ihr dann aber doch.

Sie nahm ihn mit zu ihrer Decke und befahl ihm dort zu bleiben.

»Tut mir ehrlich leid.«, erklärt sie. »Soll ich euch vielleicht einen Heiltrank geben, oder seid ihr unverletzt?«

Der Mensch sah sie abschätzig an. »Ich will von eurer dummen Elfenmedizin nichts. Seid einfach ruhig und ssht zu, dass ihr Morgen verschwindest.«

Ohne noch ein Wort zu sagen, legte Loriena sich schlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Azahra
2013-02-08T10:01:22+00:00 08.02.2013 11:01
Morek ist ... Arghh!!!! >< Ein unbeschreiblicher Idiot!
Es schickt doch Loriena nur in den Schattenhain, weil er darüber verärgert ist, dass sie den Auftrag erledigt hat!! Was für ein egoistischer, eingebildeter Zwerg!
Farek mochte ich gerne, schade das sich die Wege der beiden nun trennen werden.

Die beiden Soldaten fand ich recht unhöflich! Ich kann verstehen, dass sie mit ihrer Situation unzufrieden sind, aber dafür kann doch Loriena nichts dafür. Okay, ich kann verstehen das sie ein wenig verärgert waren, als Tazal den einen angesprungen hat, aber naja....
Unhöflich einfach ^^

Mal gucken, wie ihre Reise noch weiter verläuft.:)

cucu
Azahra


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