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Kriegsgöttin Bellona

von

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Ende der Unschuld


 

Teil 1.

Ende der Unschuld

Geheime Forschungsund

Entwicklungseinrichtung

Projekt „Nemesis“

freies Russland

Jahr 18 nach dem Black Out
 


 

 Alex jagte auf ihren Skateboard durch die menschenleere Parkanlage. Unter normalen Umständen

war der Park der beliebteste, da einziger Freizeittreff der Einrichtung gewesen. Doch da die Front sich immer näher rückte, war das meiste verzichtbare Personal bereits evakuiert worden. Auch Alex rechnete damit das man sie bald von hier Wegschicken würde. Aber heute war sie noch hier, und das gleiche galt auch für ihre beste Freundin Tanja, mit der sie im Park verabredet war. Die beiden gehörten zu den wenigen Kindern, die noch in der Einrichtung verblieben waren. Und da die Schule bereits vor einigen Wochen geschlossen wurde, hatten sie jetzt jede menge Zeit zum rumhängen.
 

Alex umkurvte eine Mauer und sah ihrer Freundin einige Meter entfernt auf einer Bank sitzen. Sie

saß mit dem Rücken zu ihr und starrte auf eines der verblühten Blumenbeete. Ihre weiße Strickjackeund die hässliche rosa Strickmütze unter der sie ihre langen Haare verbarg, erkannte sie bereist vomweiten.
 

 Vorsichtig und mit einen breiten Grinsen, schlich sich Alex näher an ihre Freundin auf der

Parkbank heran. Sie wusste dass es mit einen gewissen Risiko verbunden war, Tanja zu

erschrecken. Sie neigte mitunter dazu, bei Überraschungen erst zuzuschlagen, und erst danach

fragen zu stellen. Dabei konnte sie mit unter auch ziemlich schnell und hart zuschlagen. Aber wie hieß es so schön: No risk no Fun.
 

 Alex gelangte hinter Tanja, die scheinbar immer noch nichts von ihrer Anwesenheit bemerkt hatte

und gedankenverloren vor sich hin starrte. Alex packte ihrer Freundin von hinten an ihren Schultern und beobachtete amüsiert wie sie mit einen spitzen Schrei schlagartig aufsprang und zwei Meter weiter, lautstark auf russisch fluchend, in Kampfstellung ging. Alex verstand zwar kein Word, aber sie war sich sicher, dass das, was sie von sich gab, wenig Damenhaft war.

Tanja beendete ihre Fluchttirade und schien endlich zu bemerken wer ihr diesen Streich gespielt

hatte.
 

 „Alex? Bist du das etwa?“, fragte die Russin und legte ihren Kopf schräg.
 

 „Live und in Farbe!“, entgegnete Alex mit breiten grinsen und zog ihre Sonnenbrille ab. Dabei

bewunderte sie wiedereinmal beiläufig das unglaublich saubere und akzentfreie Englisch ihrer

Freundin, das ihrer russische Herkunft nicht mal erahnen lies. Alexandras englisch hatte dagegen

einen sehr starken Akzent, der jeden sofort verriet, dass sie eine Deutsche war.
 

 „Verdammt Mädchen“, fauchte Tanja sie an, „ich hätte dich fast für einen Typen gehalten und dir

denn Arsch eingetreten. Sei froh dass ich deine Lache erkannt habe.“
 

 Tatsächlich sah Alex momentan wirklich nicht sonderlich feminin aus. Sie trug eine Herrenjeans,

die ihr eine Nummer zu groß war und eine Bomberjacke. Ihre Haare hatte sie unter einer Mütze

verborgen und noch zusätzlich ihre Kapuze drüber gezogen. Allerdings hatte sich Alex aus guten

Grund so angezogen. Auf dem Stützpunkt wimmelte es nur so von jungen Soldaten, und die meisten

von ihnen betrachteten junge attraktive Frauen, wie Sie, als Freiwild und hielten sich selbst für unwiderstehlich. Es war als Frau praktisch unmöglich zwei schritte alleine aus dem Haus zu

machen, ohne von irgendeinen dieser Typen angegraben zu werden. Alex, die sich nicht wirklich

für Männer interessierte, hasste es, ständig von irgendwelchen Typen angebaggert zu werden. Daher zog sie es vor ihr Geschlecht, wenn möglich, zu verbergen. Davon einmal abgesehen, machte es ihr Spaß sich zu verkleiden.
 

 „Hey, immerhin hat du mich noch als Mädchen erkannt.“, entgegnete Alex immer noch lachend

und hob abwehrend ihre Hände. „Außerdem bin ich hier ja wohl nicht die einzige die sich

verkleidet hat.“, Alex legte bei ihren Worten mit Absicht die Betonung vor allen auf „verkleidet“.

Diese spitze war gegen Tanjas Aufzug gerichtet, der zwar ihren Geschlecht entsprach, aber an ihr

seltsam unpassend wirkte.

 Ihr langes Rosa Kleid sah wie ein Sack oder zumindest wie ein Kittel aus, und auch die weiße

Strickjacke, die sie trug wirkte, als hätte sie ihrer Oma gehört. All dies wäre vielleicht noch

gegangen, hätte sie dazu keine groben Basketballstiefel getragen. Doch am schlimmsten war diese

peinliche rosa Strickmütze unter der sie ihre langen Haare versteckte. All dies machte aus einen, eigentlich sehr attraktiven sechzehnjährigen Mädchen, eine ziemlich hässliche Vogelscheuche. Das schlimmste war aber, das Tanja diese Klamotten nicht trug, um sich lästige Typen vom Hals zu halten, sie wusste es einfach nicht besser.
 

 Obwohl sie grade in den Mädchenhafteren Klamotten steckte, war Tanja tatsächlich deutlich

jungenhafter als Alex. Die beiden kannten sich vom Kampfsporttraining und Alex hatte sie oft

genug in Unterwäsche gesehen um zu wissen das unter ihren peinlichen Aufzug eine echte

Kampfmaschine steckte. Tanja hatte den Körper einer Amazone, um dem sie Alex heimlich

beneidete. Außerdem war sie unheimlich stark, nicht mal die meisten Jungs ihres alters hatten eine Chance gegen sie.

 Tanja war die Tochter eines der Wachsoldaten, genauer gesagt eines Offiziers, des Stützpunkts und zusammen mit fünf Brüdern aufgewachsen. Sie hatte sich ihr ganzes leben gegen diese Durchsetzen müssen, weshalb sie sich häufig eher wie ein Junge als wie ein Mädchen benahm. Tatsächlich bevorzugte sie sogar jungenhafte Kleidung, und konnte mit Mädchenklamotten nichts Anfangen. Das sie sich häufig gezielt weiblich gab, oder es zumindest versuchte, lag daran, dass sie es hasste, wenn man sie für einen ihrer Brüder hielt.
 

 Tanja sah selbstkritisch an sich herab als sie sich beide zusammen auf die Parkbank setzten. „Okay,ich gebe es ja zu, ich kenne mich halt nicht so gut mit diesen ganzen Mädchenkram aus.“, gestandsie schließlich resignierend. Dann erschien ein breites grinsen auf ihren Gesicht. „Trotzdem siehst du noch immer wie ein Typ aus. Aber nicht mehr lange!“
 

 Tanja strich Alex die Kapuze zurück und zog ihr in einer verspielten Geste die Mütze vom Kopf.

Lange blonde Haare kamen darunter zum Vorschein und flossen über Schultern und Rücken des

Mädchens. Alex zeigte keinerlei Gegenwehr. Im Gegenteil, sie genoss es grade zu, als ihre Freundin ihre Mähne befreite und mit ihrer Hand über sie strich. Tatsächlich liebte es Alex, sich selber Mützen, Hüte oder ähnliches vom Kopf zu ziehen. Das war ein Tick von ihr, denn sie bereits als kleines Mädchen hatte. Sie konnte Stunden damit verbringen. Aber ganz besonders gefiel es ihr dann, wenn es Tanja bei ihr tat.
 

 „Ich liebe deine Haare“, sagte Tanja, währen sie in den Haaren ihrer Freundin wühlte. „Die sind soschön weich, wie Seide. Meine fühlen sich dagegen wie Stroh an“. Auch Tanja wusste, dass Alex es mochte, wenn sie ihr Mützen vom Kopf zog. Allerdings konnte sie nicht ahnen wie sehr es das blonde Mädchen genoss, besonders bei ihr. Die Wahrheit war, dass Alex für die junge Russin schon seit langen deutlich mehr als nur Freundschaft empfand. Allerdings traute sie sich nicht ihr ihre wahren Gefühle zu gestehen, weil sie Angst hatte, sie so zu verlieren. Außerdem fühlte sie sich noch lange nicht bereit für ihr Coming Out. Daher begnügte sie sich mit dem kleinen Momenten Körperlicher nähe mit ihr.
 

 „Weißt du, so schlimm sind deine Haare gar nicht.“,sagte Alex lächelnd und zog den anderen

Mädchen auch die Mütze vom Kopf. Eine lange, wilde, rotbraune Mähne kam zum Vorschein und

floss über Tanjas Rücken. „Um ehrlich zu sein, ich finde sie richtig hübsch.“, fuhr das blonde

Mädchen fort und streichelte die Haare ihrer Freundin. Auch Tanja schien dies alles andere als

unangenehm zu sein.
 

 Alex Hand wanderte zum Reißverschluss ihrer Jacke. „Das Ding brauch ich jetzt wohl nicht

mehr.“,sagte sie, als sie ihre Jacke auszog. Sie kam sich mit einen mal in ihren Junggenklamotten albern vor. Immerhin waren weit und breit keine Typen zu sehen. Und selbst wenn, ohne Mütze konnte eh jeder sehen, dass sie Mädchen war. Also konnte sie auch mehr von sich zeigen. Davon abgesehen wurde ihr in dem Ding langsam heiß. Unter ihrer Jacke kam ihr athletischer Oberkörper zum Vorschein, der nur von einen rosafarbenen T-Shirt verhüllt wurde. Kaum hatte sie sich aus ihre Jacke befreit, begann sie schlagartig zu frieren. „Ich glaub, ich hab mich geirrt.“, gab sie zu und legte ihre Arme um ihren Körper.
 

 Noch ehe Alex Anstalten machen konnte, ihre Jacke wieder Anzuziehen, oder sich zumindest mit

ihr zuzudecken, rückte Tanja ganz nah an sie ran und umarmte sie. „Tja, das kommt davon wenn

man sich die falschen Klamotten anzieht“; sagte Tanja mit einen breiten grinsen zu ihr. „Komm, ichwärme dich ein bisschen, meine schöne Freundin.“ Sie gab ihr lachend ein Kuss auf die Wange und drückte sie noch einmal fester. Alex genoss ihre Umarmung.
 

 Als sie sich in den Armen lagen trafen sich ihre Blicke. Schlagartig war Alex Kopf völlig leer und sie merkte, wie sich ihr Mund, ohne das sie es wollte, langsam dem Mund ihrer Freundin näherte. Sie wusste auch nicht ob sie es sich nur einbildete, doch auch Tanja schien ihren Kopf leicht schräg zu legen und ihr auch langsam immer näher zu kommen. Alex wusste nicht wie ihr geschah. Sieschloss ihre Augen, und lies es einfach geschehen. Ihre Lippen trennten nur noch Millimeter von denen ihrer Freundin.
 

 Plötzlich heulte Alarmsirenen auf und zerschmetterten den Zauber des Moments. Beide Mädchen

schreckten auf. Nahezu synchron sprangen sie auf die Füße und sahen sich um.
 

 „Ist für heute eine Alarmübung angesetzt worden?“, fragte Tanja unsicher.
 

 „Nicht das ich wüsste!“, antwortete Alex. Wie um ihrer Frage zu beantworten, erschütterte

plötzlich eine Explosion den Boden. Blitzartig drehten sich die Mädchen in die Richtung des Knall, grade Rechtzeitig um den Rest eines gewaltigen Feuerballs zu sehen.
 

 „Scheiße!“, schrie Alex auf, „Wir werden Angegriffen!“ Sie rannte los, wie von der Tarantel

gestochen. Sie wusste nur zu gut, worauf es die Angreifer abgesehen hatten.
 

 „Wo willst du hin Alex?“, rief ihr Tanja nach. „Die Schutzräume befinden sich in der anderen

Richtung!“
 

 „Ich muss zum Labor!“, schrie sie zurück. „Ich muss zu meinen Vater!“
 

 Alex rannte wie von Sinnen. Sie wusste selber nicht warum sie es tat, aber aus irgendeinen Grund spürte sie tief im ihren Inneren, dass sie zu ihren Vater musste. Sie fühlte einfach, dass sie dort seien musste, auch wenn es eigentlich völliger Irrsinn war.
 

 Ihr Weg führte sie über einen Hügel. In der ferne sah sie, wie eine Gruppe aus vier Daishis, den verzweifelten Widerstand der Verteidigungstruppen nahezu beiseite fegte. Jeder noch lebende

Mensch auf dem Planeten kannte das Bild dieser Kampfläufer, waren sie doch zum Sinnbild der

japanischen Invasion geworden.
 

 Der Daishi, dessen Name soviel wie „Großer Tod“ bedeutete, war der am weitesten verbreitete, da

einzige MTAV, des neuen Kaiserreiches. Der Stahlkoloss war ein unverkennbarer Anblick. Er glich

einen Geschützturm auf zwei Beinen und genau genommen war er das auch. Seine Hauptwaffe war

eine große Automatikkanone, wie sie auch auf Fregatten und anderen kleineren Kriegsschiffen zum

Einsatz kam. Die gesamte Maschine war praktisch um diese Waffe herum konstruiert worden. An

beiden Seiten der Maschine befanden sich zusätzlich Ausleger an denen weitere Waffen befestigt

werden konnten.
 

 Die Maschinen, die Alex sah, waren mit großkalibrigen MGs ausgerüstet worden. Die Verteidiger,

die nur aus Infanteristen und ein paar leichten Panzerfahrzeugen bestanden, hatten gegen diese

Waffen keine Chance. Sie wurden im feindlichen Feuerhagel buchstäblich zerfetzt. Die ganze

Schreckensszene spielte sich etwas mehr als einen Kilometer von ihr entfernt ab, trotzdem glaubte Alex, hinter den haushohen Kampfläufern zwei Truppentransporter zu erkennen. Der Anblick

brachte sie dazu noch schneller zu rennen.
 

Wenige Minuten später erreichte Alex den Eingang des Labors. Labor war die

Umgangssprachliche Bezeichnung für einen riesigen, hässlichen, fensterlosen Betonklotz, der wie

ein überdimensionierter Backstein aussah. Es war allgemein Bekannt, das in dem Klotz irgendwas

wichtiges erforscht wurde, doch was das war, war ein Geheimnis. Selbst von den Menschen die dort

arbeiteten, wussten nur die wenigsten, was dort entwickelt wurde.
 

Auf einer Seite des Gebäudes befand sich ein fast zwanzig Meter Hohes, versiegeltes Panzertor,

das zu einen gigantischen Aufzug führte. Alex dagegen kam vor einer kleineren Stahltür zum

stehen, die stark an die Tür eines Tresores erinnerte. Sie war fast einen Meter dick und wog mehrere

Tonnen.
 

 Schwer keuchend holte sie ihren Sicherheitsausweis unter ihren T-Shirt hervor. Es war eine

unscheinbare kleine Chipkarte, die an einer reißfesten Kunststoffkette um Ihren Hals hing. Alex

trug sie fast immer bei sich, außer wenn Duschte oder im Bett lag. Alex schlug ihm auf die

Sensorplatte direkt neben den Eingang. Sie konnte bereits die stampfenden Schritte der Feindmechs durch ihre Turnschuhe spüren. Auch wenn sie keine Expertin war schätzte sie, dass sie in wenigen Minuten da seien würden. Die schwere Stahltür öffnete sich quälend langsam mit einen lauten brummen ein Stück weit und Alex schlüpfte durch. Nur wenige Sekunden Später knallte sie hinter

ihr wieder zu.
 

 Im Gebäude herrschte hektisches treiben. Hunderte Menschen drängten sich durch die Gänge,

während über all rote Warnlampen blinkten und über alle Lautsprecher Alarmsirenen dröhnten. Alex

vermutete, dass es sich um Die Techniker und Ingenieure handelte, die die Komponenten für das

Hauptprojekt entwickelten. Sie alle drängten sich zu der Treppe, die zum geheimen Schutzraum

einige Meter Unterhalb des Gebäudes führte. Die Hektik war nur zu begründet, Japaner waren dafür

bekannt, keine Gefangen zu machen. Und sie setzen mit Vorliebe Giftgas ein, um Gebäude

auszuräuchern.
 

 Alex kämpfte sich durch die Gänge bis hin zu dem einzigen Fahrstuhl des Gebäudes. Dieser fuhr

direkt runter auf die siebte Subebene, wo sich das allerheiligste befand: Der Prototyp des Nemesis,der Arbeitsplatz ihrer Eltern, und auch ihr eigener.
 

 Alex war die Tochter des Projektleiters von Nemesis, einen Geheimprojekt zur Entwicklung eines

Allianz MTAV, um den Daishi des Kaiserreiches Einhalt gebieten zu können. Dieses Projekt war

absolut Top Secret, und wenn Alex nur ein normales Mädchen gewesen wäre, hätte sie kaum

Zugang zu diesen Gebäude gehabt, auch wenn ihre Eltern beide leidende Positionen bekleideten.

Allerdings war Alex kein normales Mädchen, sie war eine der sechs Testpiloten der Nemesis, die

jüngste und einzige Pilotin des Teams.
 

 Dass sie zur Testpilotin eines geheimen Battlemechs wurde, lag bereits fünf Jahre zurück. Damals hatte sie einmal verbotener Weise mit dem PC ihres Vaters gespielt. Allerdings war das, was sie für ein Spiel gehalten hatte in Wahrheit die erste Version der Simulationssoftware der Nemesis gewesen. Zur Überraschung aller hatte sie dabei allerdings ein überragend hohes Ergebnis erzielt, das auch von den besten Pilotenanwärtern nicht erreicht wurde.
 

 Ein Jahr später wollte ihr Vater die Probe aufs Exempel machen und nahm Alex mit ins Labor, wo

sie ausnahmsweise im einen Simulator für die Pilotenausbildung spielen durfte. Für die junge

Alexandra war das ganze nichts anderes, als ein unheimlich tolles Videospiel und sie stürzte sichmit Feuereifer auf das Modellcockpit. Was sie nicht wusste war, dass im einen Nebenraum ihr Vaterzusammen mit ein paar anderen Wissenschaftlern und einigen Militärs ihr Treiben im Simulator aufmerksam verfolgten.
 

Zum großen Erstaunen aller Anwesenden überstieg die Lernkurve der Zwölfjährigen alle

Erwartungen. Dank ihres überdurchschnittlich guten Gleichgewichtssinns und ihres, schon fast

intuitiven Verständnis für alles Technische, hatte sie schon nach wenigen Minuten und ohne

Einweisung, die vereinfachte Steuerung der virtuellen Maschine begriffen und wanderte fröhlich

über eine einfache Hindernisstrecke. Für die größte Überraschung sorgte sie aber einige Minuten

später, als sie über Funk fragte, ob sie vielleicht einen anderen Kurs haben dürfte, weil ihr der Baby-Kurs zu langweilig sei.
 

 Was die kleine Alexandra nicht wusste war, dass der „Babykurs“ die Trainingsstrecke der echten

Testpiloten war. Selbst der Beste von ihnen hatte zwei Wochen gebraucht bis er ihn erstmals

geschaffte hatte. Alle der anwesenden waren daher davon ausgegangen, dass es das Mädchen, trotz

der vereinfachten Steuerung maximal bis zum ersten Hindernis schaffen würde. Und nun wanderte

genau dieses nicht nur fehlerfrei über den Parkkur, sondern wollte auch noch einen schwierigeren

haben.
 

 Einige der Militärs überlegten bereits wie lange es dauern würde, sie Kampfbereit zu machen, doch Alexandras Vater stellte unmissverständlich klar, dass sie seine Tochter nur über seine Leichebekommen würden. Trotzdem stellte das Mädchen durch ihr unheimliches Talent bei der Steuerung dieser Maschine eine zu wertvolle Resource da, dass man sie nicht ungenutzt lassen durfte. Also ließ sich ihr Vater, der auch sah wie viel Spaß sie im Simulator hatte, dazu überreden Alex als inoffizielle Testpilotin einzusetzen.
 

 So wurde Alex zur jüngsten Testpilotin des Nemesis Projekts. Offiziell war sie, als Tochter des

Projektleiters, nur das Maskottchen der Einheit. In Wahrheit jedoch, war sie die beste Pilotin imTeam, und die Geheime Nummer 1 der Testpiloten. Jede Neuerung für die Nemesis, wurde zuerst von ihr getestet. Nur wenn sie diese für gut befand, wurde sie der Maschine hinzugefügt. Alex selbst war sich allerdings nie bewusst gewesen, wie wichtig sie für die Entwicklung der Maschine war.
 

 Mitteleweiler errichte der Fahrstuhl endlich den Haupthangar. Als sie aus der Kabine stürzte sah sie ihren Vater einige Meter weiter entfernt.
 

 „Papa! Papa!“ rief sie ihm zu als sie auf ihm zu rannte. Als sie ihm erreichte wurde sie von ihrenGefühlen überwältigt. Sie klammerte sich wie ein kleines Mädchen an ihm und begann zu weinen.
 

 „Verdammt Alexandra was macht du hier?“, Alex Vater war alles andre als erfreut seine Tochter

zu sehen. „Weist du nicht das wir angegriffen werden?“
 

 „Ich hatte Angst um dich Papa!“, brachte Alex unter tränen heraus.
 

 Alex Vater ahnte, was in seiner Tochter vorging. Erst wenige Wochen zuvor hatte sie ihre Mutter

bei einen Unfall verloren. Das hatte sie schwer getroffen, weit schwerer als sie zugeben wollte. Er selbst hatte ihren Verlust bisher kaum überwinden können. Trotzdem konnte er sie jetzt und hier nicht gebrauchen. Er packte seine Tochter grob am Arm und zerrte sie zurück zum Fahrstuhl.
 

 „Du musst hier sofort Raus, Alexandra. Ich hab schon deine Mutter verloren, und ich werde dich

nicht auch noch verlieren!“ Die stimme ihres Vaters duldete keine Wiederworte. „Du rennst jetzt zu den nächsten Schutzraum und...“, Alex Vater unterbrach sich als sein Handy klingelte. „Ja was ist?“

„Ja ich hab schon vor..!“ „Was soll das heißen, sie sind Tod!“ „Verdammt!“

 Alex Vater wurde mit einen mal Kreidebleich. „Sie sind Tod“, sagte er fassungslos zu sich selbst,

„Sie sind alle erschossen worden.“
 

 „Wer ist erschossen worden?“, fragte Alex vorsichtig.
 

 „Die Testpiloten!“, schrie ihr Vater ins Gesicht, „Alle unsere Testpiloten wurden ermordet!“
 

 „Sie sind tot?“, diese Nachricht traf Alex wie ein schlag. Einige von ihnen hatte sie als Freunde betrachtet. Außerdem hatten sie sie immer wie eine echte Pilotin behandelt. Und obwohl sie alle mindestens Doppelt so alt waren wie sie selbst, hatten sie öfters mit ihr über die Technik der Nemesis Diskutiert. Einige male dufte sie ihnen sogar was über die Steuerung der Nemesis erklären. Das hatte Alex sehr geschmeichelt. Und nun waren sie alle tot.
 

 „An Alle! an Alle!“, dröhnte es plötzlich aus den Lautsprechern, „Feindliche Soldaten im Gebäude!

Ich wiederhole, feindliche Soldaten i....“ Das Pfeifen einer Rückkopplung erfüllte mit einen mal die

Luft, danach war stille.
 

 Alex Vater starrte entsetzt den stummen Lautsprecher an, dann fiel sein auf Alex.
 

 „Komm, wir müssen uns beeilen!“ sagte er zu seiner Tochter und zog sie am Arm mit sich. Sie

hasteten zu einer von zwei Soldaten bewachte Tür, die in einen Bereich führte der bisher für Alex immer verboten gewesen war. Einer der beiden Soldaten warf ihren Vater einen fragenden Blick zu, doch dieser Nickte nur. Daraufhin nahmen beide Soldaten Haltung an und ließen sie passieren.
 

 Alex hatte bisher nur Zugang zu einen kleinen Bereich der Anlage gehabt. Sie war auf ein kleines Holzhaus beschränkt gewesen, das unter der Decke der Anlage hing, und einen Schulungsraum,einen Aufenthaltsraum, die vier Simulatorkapseln der Nemesis und deren Kontrollraum enthielt.Nun betrat sie zum ersten mal den eigentlichen Haupthangar. Die schieren Ausmaße des Komplexes überwältigten sie.
 

 Der Haupthangar des Labors war im Grunde genommen nichts weiter als eine Riesige

unterirdische Werkshalle. Mit ihrer Deckenhöhe von dreißig Metern erstreckte sie sich über die

gesamte Länge des Gebäudes. Über die Decke liefen mehrere riesige Deckenkräne, und auch der

Rest der Halle war mit Laufstegen Plattformen und Montagebühnen zugestellt.

Im Zentrum von all dem stand sie, die Nemesis. Alex kannte bisher nur Zeichnungen und

Computermodelle von Ihr. Dieser Maschine plötzlich im echt gegenüber zu stehen war für sie

wahrlich beeindruckend.
 

 Die Nemesis hatte einen langen, schlanken, keilförmigen Körper und Vogelbeine. An ihrer rechten Seite befand sich eine Waffengondel die eine Doppelläufige Schnellfeuerkanone enthielt, die speziell für diesen Mech entwickelt wurde. An ihrer Linken Seite hing etwas, das wie ein großer Scheinwerfer aussah. Alex wusste jedoch, dass dies ein schwerer Co2 Laser der neusten Generation war. Diese Waffe wurde bisher nur auf Schiffen oder in Gebäuden eingesetzt, da es bislang keine Landfahrzeuge gegeben hatte, die groß genug für sie gewesen wäre, oder genug Energie für sie Liefern konnte. In beide Seiten des Rumpfes war je ein schweres MG eingebaut worden. Auf der Oberseite der Maschine befand sich zusätzlich eine Lafette für Boden-Boden Raketen. Das Beste an dieser Maschine war jedoch ihr Antrieb. Im Gegensatz zum Daishi, der von zwei konventionellen Gasturbinen angetrieben wurde, schlug im inneren der Nemesis ein nukleares Herz. Sie wurde von einen revolutionären Fusionsreaktor angetrieben, der Ihr eine nahezu unbegrenzte Reichweite verlieh. Die Nemesis wog fast zehn Tonnen mehr als der Daishi, allerdings wirkte sie durch ihr schlankes Design deutlich eleganter. Außerdem war sie westlich agiler als der japanische Mech, da sie nur zu einen Zweck entwickelt worden war, Daishis zu vernichten.
 

 Alex kam allerdings nicht lange dazu den Mech zu bestaunen. Ihr Vater zerrte sie an der Maschine vorbei zu einer reihe von Spinden. Er öffnete einen von Ihn und zog einen Helm heraus und gab ihm Alex. Alex erkannte das es ein Sensorhelm war. Diese Kopfbedeckung schützte nicht nur denKopf des Piloten, sondern war auch die primäre Schnittelle zwischen ihm und der Maschine. Er ermöglichte es den Piloten, das MTAV mit seinen eigenen Gleichgewichtssein aufrecht zu halten. Ohne einen solchen Helm war es praktisch unmöglich ein MTAV zu steuern, geschweige den, damit zu kämpfen.
 

 Als sich Alex den Helm ansah, stellte sie fest das auf seiner Stirnseite mit großen roten Buchstaben der Name Asuka stand. Asuka war ihr persönliches Rufzeichen. Es war ihr von einen der Pilotengegeben worden , und allen mit denen sie im Projekt zu tun hatte, benutzten es als ihren Spitznamen. Mit Ausnahme ihrer Eltern hatten sie alle so genannt.
 

 Alex hatte nicht die Zeit sich darüber zu wundern, warum es einen echten Pilotenhelm mit ihren

Namen gab. Ihr Vater zerrte sie zurück zur Nemesis. Er öffnete das gepanzerte Cockpit, setzte Sie auf dem Pilotensitz und schnallte sie fest.
 

  „Du musst jetzt sehr stark sein Alex.“, sagte er zu ihr in einen furchterregend ruhigen Tonfall. „Es ist alles so, wie du es aus dem Simulator kennst. Die Nemesis ist voll bewaffnet und Einsatzbereit.“
 

 „Papa, du machst mir Angst“
 

 „Versuche Kämpfe zu vermeiden. Du musst überleben. Bring die Maschine zum nächsten

Militärstützpunkt.“ Alex Vater hielt kurz inne und küsste sie auf die Stirn. „Vergib mir, meine

Tochter. Ich liebe Dich!“, Mit diesen Worten zog er sich aus dem Cockpit zurück.
 

 „Nein Papa, lass mich nicht alleine! Papaaaaaa!“, Alex schrie und heulte aber ihr Vater schloss mit

einen schlag das Cockpit. Das Mädchen saß alleine im diffus beleuchteten, fensterlosen inneren der

Maschine und Schluchzte.
 

 „Reiß dich befehligst zusammen, blöde Gans! Du bist keine sechs mehr!“, keifte sich Alex selbst

an. Es nutzte niemanden etwas, wenn sie blöd da saß und flennte. Sie war eine MTAV Pilotin, sie

saß im einen MTAV und sie hatte einen klaren Befehl vom ihren Vorgensetzen erhalten. Also, was

machte sie noch hier?
 

 Sie wischte ihre Tränen ab und atmete tief durch um sich zu beruhigen. Dann griff sie ihren Helm. Sie riss ein mit Klebeband befestigtes Verbindungskabel von seiner Seite und Stöpselte es in diedafür vorgesehene Buchse. Anschließend strich sie ihre Haare aus dem Gesicht und zog sich den Helm mit einer geübten Bewegung über ihren Kopf. Nahezu automatisch und mit routinierten

Bewegungen, arbeitete sie die Checkliste der Nemesis ab, wie sie es schon hunderte male zuvor im

Simulator geübt hatte.
 

 Der erste, einer reihe kleiner Monitore leuchtete auf und verlangt ihre Identifikation. Alex kannteauch das bereits von dem Simulatoren. Es war eine letzte Sicherheitsmaßnahme um zu verhinderndas unbefugte zugriff auf dem Mech bekommen könnten. Jeder Pilot hatte einen persönlichen Kenncode den er eingeben musste. Gab man den richtigen ein fuhr die Maschine normal hoch. Gab man jedoch den Falschen ein würde sich der Mech wieder runter fahren und den Piloten in seineninneren einschließen. Alex hatte diese Prozedur öfter gemacht als sie zählen konnte. Sie kannteihren Code inzwischen besser als ihre Telefonnummer. Wie selbstverständlich flog die Hand des Mädchens zum Tastenfeld auf ihrer Hauptkonsole.
 

 Mitten in der Bewegung hielt Alex plötzlich inne. Sie kannte zwar ihren Code, aber der galt nur für die Simulatoren. Sie hatte eigentlich keine Freigabe für den echten Prototypen, daher dürfte ihr Code hier nicht funktionieren. Die Vorstellung im Prototypen eines Mechs gefangen zu sein, während feindliche Soldaten durch die Anlage tobten war alles andere als erfreulich. Sie hatte genug Berichte darüber gehört wie Japaner weibliche Gefangene behandelten und sie war nicht scharf darauf, das selber zu erleben. Dann erinnerte sie sich daran, das auf dem Helm, den sie trug, ihr Name stand. Wenn es einen Helm mit ihren Namen gab, musste es auch ihren Code in dem Bordcomputer dieses MTAV geben. Es musste einfach so sein.
 

 Nach kurzen zögern, tippte Alex ihre Kennnummer ein. Für ein paar Sekunden schwebte ihr

Zeigefinger über der Eingabetaste. Dann bestätigte sie ihre Eingabe und der Monitor erlosch. Einige endlose Sekunden später flammte er wieder auf, diesmal begrüßte er Alex auf deutsch mit dem Worten „Willkommen am Bord, Alexandra (ASUKA) Burgstein “. Alex kreischte vor Freude

Erleichterung. Normalerweise hätte sie sich darüber gewundert, dass ihr Code auch für den echten

Prototypen galt, aber andere Dinge erforderten grade ihre Aufmerksamkeit. Sie fühlte wie Reaktor

der Maschine hoch fuhr und wie das MTAV um sie herum zum leben erwachte. Die restlichen

Monitore und der Hauptschirm flammten auf und überschütteten sie Daten.
 

 Auf dem Hauptschirm konnte sie ihren Vater sehen, der an einer externen Konsole vor der Nemesis arbeitete.Ihren Instrumenten zeigten ihr, dass er die externe Versorgung der Maschine abkoppelte und die letzten Verankerungen löste, die den Mech auf seinen Platz hielten. In der Sekunde als er die Nemesis endgültig befreit hatte drehte, er sich plötzlich um. Alex sah wie ein Trupp japanischer Soldaten auf ihn zu stürmten und ihm mit ihren Waffen bedrohten. Einer von ihnen, Alex vermutete,dass ihr Anführer war, löste sich aus der Gruppe und ging mit schnellen Schritten auf ihren Vater zu,der inzwischen seine Hände gehoben hatte. Als der Mann ihm erreichte zog er seine Pistole und schoss ihren Vater in den Kopf. Alex kreischt vor entsetzen.
 

 Die Gefühle des Mädchens überschlugen sich. Noch während sie die Leiche ihres Vaters zu Boden

sinken sah, wandelten sich ihre Gefühle von verzweifelter Trauer über brennende Wut zu

weißglühenden Hass. Ihr blick fiel auf dem Waffenwahlschalter der Nemesis und mit einer

routinierten Bewegung aktivierte sie die MGs des Mechs. Sofort erschien ein Fadenkreuz auf dem

Hauptschirm und das laute, metallene klacken der sich entsichernden und durch ladenden Waffen,

bestätigte Alex, dass sie feuerbereit war.
 

 Auf dem Bildschirm dämmerte es jetzt anscheinen den Japanern, dass sich ein Pilot in der

Maschine befand. In einer synchronen Bewegung richteten sie ihre Gewehre auf das MTAV und

eröffneten das Feuer. Die Kugeln prallten wie harmloser Hagel an der dicken Panzerung der

Nemesis ab. Alex wusste nicht ob die Typen verzweifelt, oder einfach nur dumm waren und es

interessierte sie auch nicht. Sie wusste nur, dass sie vor ihren Augen ihren Vater ermordet hatten.
 

Und sie wusste, dass sie Tod waren.
 

 Die MGs der Nemesis waren großkalibrige Waffen und eigentlich für den Kampf gegen

Panzerfahrzeuge vorgesehen. Menschen konnten diesen Mordinstrumenten nicht das geringste

entgegensetzen und würden von diesen Dingern buchstäblich zerfetzt werden. All dies war Alex nur

zu bewusst. Und obwohl sie es nie von sich geglaubt hätte, jemals einen anderen Menschen

willentlich verletzen, oder gar töten zu können, zog sie das Fadenkreuz mit tödlicher Präzision über die absolut chancenlosen Soldaten. Ihre Rechter Zeigefinger krümmte sich bereits um den

Feuerknopf. Für einen Moment starrte sie die fünf Gestalten auf den Monitor an und schleuderte

ihnen ihren Hass entgegen.
 

 Dann drückte sie ab.



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