Zum Inhalt der Seite

The Beginning of the End

Okabe/Kurisu
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

21. Dezember 2011, 08:00

Kaum hatte der Wecker zu klingeln begonnen, schaltete Okabe ihn auch schon wieder aus. Er war hellwach. Das musste er auch sein, denn heute war der große Tag.

Er starrte die Decke über sich an, während er ein letztes Mal den Plan im Kopf durchging, obwohl das überhaupt nicht nötig gewesen wäre. So oft hatte er es sich wieder und wieder überlegt, durchgerechnet und verbessert, dass die verschiedenen Etappen seines Plans förmlich in sein Gehirn eingebrannt waren.

Er erlaubte sich ein kleines Lächeln. Heute würden sie SERN zeigen, dass man sich besser nicht mit Hououin Kyouma und seinen Labormitgliedern anlegte.

Damit stand er auf und bereite sich auf seine Mission vor. Zu guter Letzt streifte er seinen treuen Laborkittel über. Operation Widofnir konnte beginnen.
 

Okabe klopfte an der Tür und wartete ungeduldig, während er drinnen hörte, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde. Dann öffnete sich die Tür und er sah sich Daru gegenüber.

„Oh. Du bist es. Komm herein.“

Seufzend trat Okabe an seinem besten Freund vorbei hinein in dessen Zimmer. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst nach dem Codewort fragen. Die Organisation ist schlau, sie könnte dir einen Klon geschickt haben.“

Daru schüttelte den Kopf. „Wer würde sich schon die Mühe machen, dich zu klonen?“

Entrüstet drehte sich der selbst ernannte verrückte Wissenschaftler zu Daru zurück und deutete wichtigtuerisch auf sich. „Wer würde das denn nicht wollen? Ich bin ein Genie, ohne mich würde hier doch gar nichts laufen!“

Seufzend ging Daru zurück zu seinem Arbeitsplatz und setzte sich wieder an seinen PC, während Okabe sich nachdenklich über sein kratziges Kinn strich. „Allerdings würde die Welt möglicherweise zwei verrückte Wissenschaftler nicht verkraften…“ Er schüttelte den Kopf. „Trotzdem, sicher ist sicher. Daru, das Codewort!“

„Sollte nicht ich dich danach fragen?“

„El Psy Congroo! Und nun du, denn wie sonst kann ich sicher sein, dass du wirklich der Super Hacka bist, den ich zu kennen glaube?“

„Es ist Super Hacker!“ Daru tippte noch schnell etwas ein, dann drückte er die Entertaste und drehte sich wieder zu Okabe um. „Und mein Codewort lautet Mayqueen Nyannyan.”

Schlagartig wurde Okabe ernst und setzte sich Daru gegenüber. „Alle Vorkehrungen sind getroffen?“

Der Hacker nickte. „Die Wanzen sind vorerst lahm gelegt und sämtliche relevanten Daten befinden sich nun auf diesem USB Stick.“ Damit zog er den Stick aus dem Computer und hielt ihn triumphierend hoch. Erleichtert lehnte sich Okabe in seinem Stuhl zurück. So weit so gut.

„Feyris hat mir auch versichert, für alles Nötige gesorgt zu haben“, erklärte er und Daru nickte lächelnd.

„Natürlich hat Feyris-chan das, auf sie ist Verlass! Oh, allein der Gedanke an sie lässt mein Herz höher schlagen!“

Okabe seufzte, aber im Prinzip hatte Daru Recht. Ohne die Hilfe der Kellnerin könnte die Operation gar nicht erst stattfinden. Er konnte von Glück reden, dass Feyris scharfer Verstand es ihr erlaubt hatte, seine codierten Briefe zu entziffern, aber sie hatten sich ja schon immer gut verstanden.

„Was ist mit Kurisu?“, fragte Daru nun, „konntest du sie kontaktieren?“

Der Wissenschaftler nickte. Es war nicht leicht gewesen, wo SERN sie doch rund um die Uhr an der Entwicklung einer Zeitmaschine arbeiten ließ und sie von ihnen fern hielt, aber natürlich hatte er es geschafft. Als Leiter der Aktion würde er nichts ungeschehen lassen, um deren Erfolg zu garantieren. „Wenn alles glatt läuft treffen wir uns in fünf Stunden am Mikrocosm. Falls ihr etwas dazwischen kommen sollte, versuchen wir es in sieben Stunden im Restaurant le Smash.“

Daru rieb sich besorgt die Stirn. „Glaubst du wirklich, es ist eine gute Idee, das hier am helllichten Tag zu versuchen? Ist es nicht üblich, das bei Nacht zu tun?“

Grinsend lehnte sich Okabe nach vorne. „Genau das ist der Punkt. Niemand wird mit einem Fluchtversuch mitten am Tag rechnen, und genau deshalb wird es uns gelingen.“ Ein tadelloser Plan, der einem verrückten Wissenschaftler würdig war, wie er fand.

Daru lächelte. „Nur du, Okabe. Nur du.“
 

Ungeduldig ging Okabe auf und ab, die Arme vor der Brust verschränkt, damit er nicht zum siebzehnten Mal innerhalb von fünf Minuten auf die Uhr schaute. Sein Blick wanderte vom Eingang des Microcosm weiter über die vielen Touristen, die sich zurzeit darin befanden und die Ausstellungen bewunderten.

Er legte die Stirn in Falten. Vor nicht allzu langer Zeit wäre er ebenfalls mit großen Augen und höher schlagendem Herzen durch dieses Gebäude gegangen und hätte sich an den wissenschaftlichen Wunderleistungen SERNs ergötzt. Jetzt aber fühlte er nur noch Verachtung für den Konzern, für den ein Menschenleben nur von geringem Wert war. Wahre Wissenschaftler arbeiteten darauf hin, die Welt zu verstehen und sie zugunsten der auf ihr lebenden Menschen zu verbessern, nicht, sie für Experimente zu missbrauchen und zu unterjochen.

Er würde schon dafür sorgen, dass das wahre Ziel der Wissenschaft nicht vergessen werden würde.

Ein erneuter Blick auf die Uhr, den er nicht unterdrücken konnte. Vierzehn Uhr zwanzig. Kurisu war nun schon zwanzig Minuten zu spät. Hatte vielleicht jemand von ihrem Plan erfahren und sie aufgehalten?

Okabe schüttelte den Kopf. Das konnte gar nicht sein. Er hatte dafür gesorgt, dass nur seine Assistentin seine Nachricht verstehen würde. Außerdem hätten sie ihn schon längst festgenommen, falls tatsächlich etwas durchgesickert wäre, und er konnte weit und breit keine Rounders erblicken.

Wieder verschränkte er die Arme und lehnte sich gegen eine Säule, während er den Eingang im Auge behielt. Er hatte seinen Standpunkt extra so ausgesucht, dass er leicht den Überblick behalten konnte, ohne sofort von Anderen gesehen zu werden. Über das vergangene Jahr hatte er gelernt, seine Umgebung immer im Auge zu behalten, sich aller Ein- und Ausgänge eines Gebäudes bewusst zu sein und die Rounders unter den normalen Menschen auszumachen. Diese Fähigkeit war vital für eine erfolgreiche Mission.

Nur gut, dass SERN ihn unterschätzt hatte und ihm so genügend Freiraum ließ, um langsam aber sicher ihre Flucht zu planen und zu organisieren. Hououin Kyouma hatte sie hinters Licht geführt, während Okabes scharfer Verstand von Anfang an auf Hochtouren gelaufen war, von dem Augenblick an, als sie den SERN Komplex das erste Mal betreten hatten. Und heute würden sie diesen endlich wieder verlassen.

Falls alles nach Plan lief. Ein weiterer Blick auf die Uhr ließ Okabe seufzen. Es war jetzt halb drei, und Kurisu war noch immer nicht erschienen. Dann mussten sie wohl oder übel zu Plan B übergehen.

Er stieß sich von der Säule ab und verließ raschen Schrittes den Microcosm. Ein eisiger Windzug ließ ihn erschauern und er zog sich seine Mütze tiefer ins Gesicht, ehe er seine Hände in den Taschen seines Laborkittels vergrub. Daru wartete im Hauptgebäude auf ihn, was direkt gegenüber seinem jetzigen Standpunkt lag.

Okabe überquerte Parkplatz, Straße und Tramschienen und betrat die riesige Kuppel, die SERN stolz Globe of Science and Innovation getauft hatte. Das Summen der vielen Touristen, die extra angereist waren, um sich die verschiedenen Ausstellungen anzusehen, schlug ihm zusammen mit einem Schwall warmer Luft entgegen und er nahm seine Mütze ab, ehe er sich auf den Weg zum Forschungsdistrikt machte. Dort entdeckte er Daru vor einem Bildschirm, der Besucher darüber informierte, welche unwichtigen Recherchen SERN gerade betrieb. Alles Wichtige war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

Okabe sah sich erst unauffällig um, ehe er zu seinem besten Freund trat. „Daru.“

Dieser drehte sich um und sah ihn kurz besorgt an, bevor sich sein Gesicht glättete. „Pizza?“

Okabe runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust, während sich beide gemeinsam auf den Weg zum Ausgang machten. „Schon wieder?“

Daru zuckte mit den Schultern. „Bei den Temperaturen will ich so wenig Zeit wie möglich draußen verbringen.“

Okabe grinste. „Du meinst, du willst dich so wenig wie möglich bewegen.“

„Oi!“

Das Wortgeplänkel zog sich hin, bis sie die Pizzeria erreichten und grinsend ihre Bestellung aufgaben. Was anfangs nur als Fassade für eventuelle Bobachter gedacht gewesen war, hatte es geschafft, sie etwas aufzuheitern und von den düsteren Gedanken abzulenken, die Kurisus Abwesenheit mit sich gebracht hatten.

Noch war nichts verloren. Jetzt galt es, nach vorne zu schauen. Niemand sollte Okabe Rintarou nachsagen, dass er leicht aufgeben würde.

Ihre Pizza kam und sie aßen schweigend, bis Okabe plötzlich meinte: „Wir sollten trotzdem wie geplant unseren Rai-net Abend veranstalten.“

Daru ließ seine Gabel langsam sinken und starrte sein Gegenüber skeptisch an. Dann ließ er den Blick kurz durch das Lokal schweifen, in dem es in der Mittagspause nur so vor Touristen wimmelte. Er konnte niemand Verdächtiges sehen, aber wenn Okabe ihren Code benutzte, hatte das seinen Grund.

Er lehnte sich entspannt zurück und kaute auf seinem Stück Pizza herum, bevor er antwortete. „Bist du dir sicher? Allein wird es schnell langweilig. Vor allem gegen dich.“

Okabe verschränkte grinsend die Arme hinter dem Kopf, während sein Blick kurz über Darus Schulter flackerte. Dieser nickte kaum merklich.

„Das sagst du doch nur, weil du Angst hast, ohne Unterstützung gegen mich zu verlieren. Aber keine Sorge, ich, Hououin Kyouma, werde Rücksicht auf deine Schwäche nehmen. Und vielleicht lässt sich ja noch ein weiterer Spieler finden.“

Daru musterte sein Gegenüber genau, und Okabe sah kurz zur Tür und grinste selbstsicher. Der Hacker erlaubte sich ein kurzes Lächeln. „Wie großmütig. Aber ich bin mir sicher, dass ich auch ganz gut alleine zurecht kommen werde.“ Daru spülte das letzte Stück Pizza mit seinem restlichen Orangensaft hinunter, seufzte zufrieden und stand auf.

„Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muss los. Wir sehen uns dann heute Abend.“ Er klopfte Okabe auf die Schulter und schlenderte davon.

„Oi! Was ist mit der Rechnung?“

Daru winkte ab. „Ich bezahle nächstes Mal.“

Nur Okabe verstand die Mahnung, dafür zu sorgen, dass es ein nächstes Mal geben würde. Er seufzte und winkte einen Kellner herbei, während er nach seiner Brieftasche kramte. Dabei ließ er den Rounder nicht aus den Augen, die ihrerseits Daru aufmerksam beobachtete. Er musste sie ablenken, wenn der Plan funktionieren sollte.

Dann stand sie auf und kam auf seinen Tisch zu, und Okabe lächelte. Amateurin.

Als sie neben ihm stand, stieß er wie zufällig sein Glas Cola um und sprang auf, direkt in den Rounder hinein, worauf beide zu Boden gingen und gleichzeitig noch eine Kellnerin mit umrissen.

Das hatte sogar noch besser geklappt als geplant.

Unter vielmaligen Entschuldigungen und der Versicherung, die Rechnung für die Reinigung des Kleides zu übernehmen, rappelten sie sich wieder hoch und Okabe beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Daru auf der Toilette verschwand.

Er erlaubte sich ein kleines Lächeln. Alles verlief nach Plan.

Jetzt musste er sich nur noch um seine Assistentin kümmern.
 

Es gab Tage, an denen hasste Okabe Einstein für seine Relativitätstheorie, und heute war eindeutig ein solcher Tag. Noch nie waren ihm zwei Stunden so lang vorgekommen. Zwischen seiner Sorge um Daru und der um Kurisu verstrichen die Sekunden nur schleichend, und er hatte sich sogar ernsthaft gefragt, ob seine Uhr nicht vielleicht stehen geblieben war.

Bei dem Gedanken zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Seit Mayuris Tod hatte er eine Abneigung gegen Uhren entwickelt, und jedes Mal, wenn eine stehen blieb, sah er sich mit klopfendem Herzen nach einer Gefahr um, obwohl er wusste, dass das natürlich unsinnig war.

Mayuri. Es war vor allem um ihretwillen, dass diese Flucht gelingen musste, denn sobald er frei war, würde er alles daran setzen, um zurück in die ß-Weltlinie zu wechseln. Suzuha war Beweis genug, dass es ihnen gelingen würde, eine Zeitmaschine zu bauen, aber diesmal würde der Plan aufgehen. Er musste aufgehen.

Seufzend massierte Okabe sich die Stirn. Es war besser, sich vorerst auf die Gegenwart zu konzentrieren, denn auch hier gab es noch jemanden aus den Fängen SERNs zu befreien.

Nach einem letzten Blick auf die Uhr – es war jetzt zehn vor vier – machte er sich auf den Weg zu dem vereinbarten Treffpunkt. Es schien noch immer alles ruhig zu sein, also konnte er hoffen, dass Darus Flucht ganz nach Plan verlaufen war. Das machte es nicht nur für seinen Hacker einfacher, sondern auch für ihn, da es viel schwieriger sein würde, einen erfolgreichen Fluchtversuch zu starten, sollte SERN in Alarmbereitschaft sein.

Natürlich konnte es auch sein, dass sie ihn in falscher Sicherheit wiegen wollten und Daru längst in Gewahrsam war, aber darüber wollte er im Moment nicht nachdenken.

Er betrat das Restaurant, das sogar um diese Zeit noch recht voll mit Touristen war, die eben erst von einer Besichtigungstour zurückkehrten, und diversen Angestellten, die eine sehr verspätete Mittagspause machten, oder aber früh zu Abend aßen.

Okabe sah sich um. Rounders konnte er auf Anhieb keine erkennen, aber auch Kurisu war nirgends zu sehen. Allerdings war er etwas zu früh, also war das noch gar kein Grund, sich Sorgen zu machen.

Der Kellner führte ihn an seinen gewohnten Platz, von dem aus er eine gute Übersicht über das Lokal, aber vor allem einen freien Blick auf den Eingang hatte. Er bestellte eine Cola – notgedrungen, Dr. Pepper gab es in diesem vermaledeiten Land nicht -, dann packte er seine Mütze in den Rucksack, den er vorhin noch aus seinem Zimmer geholt hatte.

Und dann wartete er.

Wenn er vorher schon der Meinung gewesen war, die Zeit würde kriechend vergehen, dann blieb sie jetzt förmlich stehen. Jede Minute fühlte sich wie eine Stunde an, und der Sekundenzähler auf seiner Uhr schien sich nur widerwillig fortbewegen zu wollen.

Aber dann, als es endlich vier Uhr schlug und von seiner Assistentin noch immer weit und breit nichts zu sehen war, schlug es schlagartig ins Gegenteil um und die Zeit flog nur so dahin, als ob sie ihn persönlich auslachen wollte. Mit jeder Minute die verging, wurde sein Herz schwerer.

Zehn nach vier, zwanzig nach vier und schließlich halb fünf, und von Kurisu fehlte noch immer jede Spur, und die Sorge ruhte wie eine immer schwerer werdende Last auf ihm, drohte ihn zu zerdrücken und jeden Funken Hoffnung, der ihm noch blieb, auszulöschen.

Er wusste, er sollte besser gehen, bevor es auch für ihn zu spät sein würde, aber er konnte sich nicht dazu bringen, von seinem Platz aufzustehen. Egal wie sehr sein Verstand darauf beharrte, dass sich ihm so eine Chance so schnell nicht wieder bieten würde, und dass es ratsamer wäre, später einen erneuten Versuch zu starten, Kurisu von außen zu befreien, wenn ihm mehr Mittel zur Verfügung standen, weigerte sich sein Herz dennoch strikt dagegen, auf seinen Kopf zu hören.

Er hatte eine Verantwortung, auf seine Labormitglieder aufzupassen, und die würde er sicher nicht leichtfertig in den Wind schießen. Wenn es ihm nicht gelang, seine Assistentin zu befreien, dann blieb ihm wohl oder übel nichts anderes übrig, als ebenfalls hier zu bleiben.

Gerade, als er diesen Entschluss gefasst hatte und sich gedanklich dafür bei Daru entschuldigte, bemerkte er einen ihm nur allzu bekannten Rotschopf im Eingang stehen und ihre Blicke trafen sich.

Es war schon eine Weile her, dass Okabe seine Assistentin zuletzt gesehen hatte, da SERN ihre Zeit voll und ganz in Anspruch nahm. Nachdem sie herausgefunden hatten, dass sie maßgeblich zur Entwicklung der Zeitsprung Maschine beigetragen hatte, war SERN zu der Überzeugung gekommen, dass Kurisu der Schlüssel zur Entwicklung der Zeitmaschine sein musste und hatte sie sofort zwangsrekrutiert. Wie genau sie sie dazu gebracht hatten, für sie zu arbeiten, hatte seine Assistentin ihm nie verraten, aber er hatte eine starke Vermutung, dass es mit ihrer Sicherheit zu tun hatte, möglicherweise hatten sie sogar ihre Familie bedroht. Für SERN war nichts unter ihrer Würde.

Trotzdem sah Kurisu unverändert aus, sah man einmal von ihrem etwas müden Gesichtsausdruck ab. Sogar ihre modifizierte Schuluniform trug sie noch immer, auch wenn diese zurzeit von einem dicken Wintermantel größtenteils verdeckt wurde.

Aber als sich ihre Blicke trafen, wurde Müdigkeit schlagartig von Überraschung und dann von Schrecken ersetzt, und bevor Okabe sich auch nur über diese kuriose Stimmungsschwankung wundern konnte, drehte sich Kurisu schlagartig um und eilte davon.

Verdattert sah er ihr eine halbe Sekunde lang nach – mit solch einer Reaktion hatte er nun wirklich nicht gerechnet -, dann sprang er hastig auf, klatschte ein paar Münzen auf den Tisch, schnappte sich seinen Rucksack und stürmte ihr hinterher, die Kellnerin ignorierend, die ihm hinterher rief, dass sein Geld nicht ausreichte.

Vor dem Restaurant sah er sich um und erblickte eben noch, wie seine Assistentin um eine Ecke bog, aber gerade als er zur Verfolgung ansetzen wollte, wurde er am Arm gepackt.

„Okabe Rintarou.“ Er wirbelte herum und sah sich einem Rounder gegenüber, der ihn misstrauisch betrachtete. „Warum die Eile?“

Okabes Blick huschte kurz zu der Ecke, hinter der Kurisu verschwunden war, dann richtete er seine volle Aufmerksamkeit auf sein Gegenüber. Obwohl es ihm in den Fingern juckte, dem Rounder ein blaues Auge als Abschiedsgeschenk zu verpassen, für alles, was sie ihm und seinen Freunden angetan hatten, beherrschte er sich. Er musste mit Bedacht vorgehen, wenn dieser nicht Verdacht schöpfen und somit ihre Flucht gefährden sollte.

Trotzdem konnte er es nicht lassen, sich mit einem Stirnrunzeln loszureißen.

„Zeit ist Geld und ich bin schwer beschäftigt. Aber jemand, der kein Wissenschaftler ist, wird das wohl kaum verstehen“, meinte er herablassend, zog sein Handy aus der Tasche und klappte es gekonnt auf.

„Ich bin’s. Die Organisation hat einen Agenten gesandt, um mich vor wichtigen Experimenten abzuhalten. Beantrage Unterstützung.“ Damit klappte er es wieder zu und ließ es zurück in seine Tasche gleiten, bevor er davon schritt.

„Spinner“, hörte er den Rounder hinter sich murmeln, ehe der Klang sich entfernender Schritte ertönte, und er konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht ganz verkneifen. Es hatte sich eindeutig gelohnt, an seinem Image als verrückter Wissenschaftler festzuhalten. SERN hatte keine Ahnung, mit wem sie es zu tun hatten.

Trotzdem hatte ihn diese Begegnung kostbare Zeit gekostet. Er konnte nur hoffen, dass er Kurisu rechtzeitig wiederfinden würde.

Aber er hätte sich keine Sorgen machen müssen, denn sobald er um die Ecke bog, hinter die er seine Assistentin verschwinden gesehen hatte, zog diese ihn auch schon in den Schatten einer engen Gasse, die in der Abenddämmerung nur schwer einsehbar war.

„Was zum Teufel tust du?“ Okabe starrte sie verdutzt an. Nicht nur hatte er Kurisu noch nie zuvor fluchen gehört, sondern kam ihre Wut auch ganz überraschend. Seiner Meinung nach würde sich sogar eine waschechte Tsundere wie sie über eine Möglichkeit, SERN zu entkommen, freuen.

Das erklärte vermutlich auch seine wenig geistreiche Antwort. „Huh?“

Seine Assistentin seufzte und rieb sich die Stirn. „Du hättest nicht kommen sollen.“

Das riss ihn erfolgreich aus seiner Verblüffung. Er runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Schwachsinn. Ich lasse kein Labormitglieder zurück.“

„Aber ich bin kein Labormitglied mehr! Ich arbeite jetzt für SERN, du bist mir also nichts mehr schuldig.“

Okabe musterte sie, erkannte die Unsicherheit hinter ihrer vorgetäuschten Wut, und musste lachen.

„Sei still!“ Kurisus entrüsteter Gesichtsausdruck schürte sein Lachen nur noch, und er hörte erst auf, als er nach Luft japsen musste. Ein Grinsen konnte er allerdings nicht ganz unterdrücken, als er sich schließlich an seine Assistentin wandte, die frustriert die Arme vor der Brust verschränkt hatte und schmollte.

„Wenn du glaubst, ich würde dich einfach zurücklassen, hast du dich diesmal gewaltig geirrt, Christina.“

„Aber ich-“

„Du bist eine schlechte Lügnerin“, unterbrach Okabe sie und beobachtete vergnügt, wie Kurisu ertappt wegsah und sich ihre Wangen leicht rot färbten. „Du magst für SERN arbeiten, aber nur, weil du keine andere Wahl hattest. Aber jetzt hast du eine. Komm mit mir.“

Aber sie schüttelte den Kopf, den Blick nach unten gerichtet, so dass ihre Augen hinter ihren Haaren nicht zu sehen waren.

„Ich kann nicht.“

Er runzelte die Stirn, und wollte widersprechen, aber Kurisu kam ihm zuvor.

„Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, und wenn es irgendeinen Weg geben würde, mir wäre nichts lieber als diesem Konzern zu entkommen, aber das würden sie nie im Leben zulassen.“ Sie hob den Kopf und sah ihn an und die Verzweiflung in ihren Augen ließ seine Worte im Hals ersticken.

„Sie glauben, ich sei der Schlüssel zur Entwicklung der Zeitmaschine, und Suzuha zufolge werden sie damit Recht behalten. Wenn ich jetzt flüchten sollte, werden sie keine Ruhe geben, bis sie mich wieder gefunden haben. Ich würde euch nur in Gefahr bringen, Okabe.“ Sie senkte den Blick wieder. „Und das kann ich nicht zulassen.“

Er schnaubte amüsiert und sie sah wieder auf, überrascht.

„Seit wann haben Assistentinnen ein Recht darauf, irgendwelche Entscheidungen zu treffen? Das ist inakzeptabel. Du kommst mit, und damit Ende der Diskussion.“

Jetzt runzelte sie wieder die Stirn, und Okabe wunderte sich, wie leicht es ihm noch immer fiel, ihren Unmut heraufzubeschwören. „Und was dann, Okabe? Willst du ein Leben lang auf der Flucht sein und dich vor ihnen verstecken?“

Er nickte ohne zu zögern. „Wenn das nötig ist, um dich zu retten, dann ja“, meinte er ernst und ihre Augen weiteten sich, bevor sie den Blick wieder senkte.

„Sei kein Idiot, Okabe. Sie lassen mich nicht aus den Augen, wir wären nicht einmal in der Lage, das Gelände zu verlassen, geschweige denn das Land.“

„Dann bleibe ich hier, bis sich eine Gelegenheit ergibt.“

Sie schüttelte den Kopf und lächelte grimmig. „Danke, aber dein Platz ist nicht hier. Du hast immerhin eine Rebellion zu gründen, und eine Zeitmaschine zu entwickeln, um die Weltlinie zu wechseln.“

Bei den Worten stieg ein bitterer Geschmack in seinem Mund auf. Auch wenn genau das sein Plan war, hatte er es in letzter Zeit doch vermieden, über irgendetwas anderes als die Gegenwart nachzudenken, denn sowohl Vergangenheit als auch Zukunft erschienen ihm unendlich düster zu sein. Wenn das Schicksal, das Attraktor Feld unausweichlich auf Mayuris Tod hinauslief, war sein zukünftiges Versagen dann nicht sowieso auch vorher bestimmt? SERN würde ihre Dystopie aufbauen, er und Daru würden sterben, und Suzuha würde vergeblich versuchen, den Ausgang dieser Weltlinie zu verändern.

Wenn sowieso alles zum Scheitern verurteilt war, warum probierte er es eigentlich?

„Ist es überhaupt möglich, etwas zu ändern?“, murmelte er und Kurisu sah ihn fragend an. „Wenn mein zukünftiges Ich es nicht geschafft hat, warum sollte es mir anders ergehen?“

Die Ohrfeige kam gänzlich unerwartet und brannte höllisch. Verdutzt hielt er sich seine schmerzende Wange, während seine Assistentin ihn wütend anfunkelte.

„Es sieht dir nicht ähnlich, einfach aufzugeben, Okabe. Das hast du bei mir nicht getan, und das solltest du auch bei dir nicht tun. Nicht alle Ereignisse sind vorherbestimmt, nicht alles unabwendbar. Wir werden bis zum Ende gegen unser Schicksal und für eine freie Welt kämpfen. Das ist die Wahl des Steins;Gate!“

Okabe sah erstaunt auf seine Assistentin hinab, die mit solcher Überzeugung geredet hatte, dass man ihr einfach glauben musste, und lächelte leicht. Sie war wirklich sein Fels in der Brandung. Immer wenn er nicht weiter wusste und mit dem Rücken zur Wand stand, war sie da und bugsierte ihn zurück auf den richtigen Weg. Und gerade deshalb konnte er sie nicht zurücklassen.

Als ob sie seine Gedanken gehört hätte, schüttelte sie den Kopf. „Du musst ohne mich flüchten. Ich komme hier schon zurecht, keine Sorge.“

Er sah die Entschlossenheit in ihren Augen, wusste, wie dickköpfig sie war und ihm wurde klar, dass er sie nicht würde überzeugen können. Egal, wie sehr sein Herz dagegen protestierte, wenn ihr und sein Verstand zusammenarbeiteten, hatte es keine Chance.

Er zog sie in seine Arme und hielt sie fest, drückte sein Gesicht in ihr weiches Haar und atmete den Duft ein, der ihr so eigen war. Als sie die Umarmung erwiderte, klopfte sein Herz etwas schneller.

„Ich werde dich nicht vergessen, Kurisu. Ich komme zurück und rette dich, die Person, die mir am meisten am Herzen liegt. Das verspreche ich.“

Überrascht löste sie sich von ihm, aber er hielt sie fest und sie sah mit roten Wangen zu ihm auf.

„Ich-“ Aber was auch immer sie sagen wollte, wurde von dem Rounder, der nun die Gasse betrat, unterbrochen.

„Es tut mir Leid, euren Moment zu stören“, meinte dieser in einem Tonfall, der verriet, dass es ihm ganz und gar nicht Leid tat, und musterte sie misstrauisch, „aber Makise wird im LHC gebraucht.“

Diese nickte und trat von Okabe zurück. „Ich komme“, erklärte sie und der Blick, mit dem sie ihn bedachte, fügte lautlos hinzu: denk gar nicht erst daran, mich aufhalten zu wollen.

Aber er dachte gar nicht daran, auf sie zu hören, und als sie an ihm vorbei treten wollte, packte er sie instinktiv am Arm und zog seine völlig überrumpelte Assistentin zu sich heran, die ihn mit großen Augen ansah, und bevor er es sich anders überlegen konnte, sein Herz wie wild pochend, schloss er die Augen und küsste sie. Kurisu erstarrte zuerst, dann aber entspannte sie sich und erwiderte den Kuss, während ihre Hände sich im Kragen seines Laborkittels festkrallten, als ob sie ihn nie mehr loslassen wollte, und er zog sie näher, ihren Beobachter völlig vergessend, denn in dem Augenblick zählte nur sie und dieser Kuss, der sogleich der erste und der letzte für eine lange Zeit sein würde.

Schließlich lösten sie sich voneinander, Kurisu mit glühenden Wangen, Okabe mit einem zufriedenen Lächeln.

„Ich komme zurück und hole dich hier raus. Verlass dich drauf“, flüsterte er ihr ins Ohr und sie nickte lächelnd und drückte ihm unauffällig etwas in die Hand.

„Ich weiß.“ Dann trat sie endlich zu dem ungeduldig wartenden Rounder, der sie sofort Richtung LHC scheuchte und Okabe blickte ihnen nach, bis sie um eine Ecke verschwanden, ehe er auf den USB Stick in seiner Hand hinab sah, den Kurisu ihm gegeben hatte. Er hatte eine Ahnung, was dieser enthielt, und er würde sehr gut darauf aufpassen.

Seufzend trat er aus der kleinen Gasse hervor auf die Straße, die mittlerweile in vollkommener Dunkelheit lag, und machte sich auf dem Weg zum Hauptgebäude. Es war schon spät, und wenn er sich jetzt nicht sputete, würde er womöglich seine Chance verpassen, von hier zu entkommen. Daru machte sich bestimmt auch schon Gedanken, wo er blieb.

Aber er war noch keine zehn Meter gegangen, als eine bekannte Stimme hinter ihm ertönte.

„Okabe Rintarou.“

Er drehte sich um und sah sich dem gleichen Rounder gegenüber, der ihm schon vor dem Restaurant aufgelauert hatte. „Ja?“

„Sie werden gebeten, bis auf Weiteres in Ihr Zimmer zurückzukehren“, erklärte dieser gelangweilt und Okabe erstarrte zur Salzsäule, während sein Herz schneller zu schlagen begann. War sein Fluchtplan aufgeflogen? Oder hatten sie gar Daru erwischt?

Um einen ruhigen Tonfall bemüht, fragte er: „Ist etwas passiert? Denn ohne triftigen Grund muss ich die Bitte leider ablehnen, ich habe noch zu tun.“

Der Rounder runzelte verärgert die Stirn. „Das geht Sie leider nichts an. Wenn Sie mir bitte folgen würden, ich eskortiere Sie zurück.“

Okabe nickte widerwillig und wartete, bis sich sein Gegenüber zum Gehen umdrehte, dann verpasste er diesem einen kräftigen Schlag ins Genick. Der Rounder brach lautlos zusammen und Okabe rieb sich fluchend seine schmerzende Hand, ehe er den reglosen Körper unter den Armen packte und in die Gasse schleifte, die er gerade erst verlassen hatte. Mit etwas Glück würden sie ihn erst finden, wenn er schon über alle Berge war. Trotzdem musste er sich jetzt beeilen. Wenn SERN ihn schon in sein Zimmer eskortieren lassen wollte, mussten sie irgendetwas herausgefunden haben.

Also lief er los, und er schaffte es tatsächlich eine Straße weiter, ehe erneutes Rufen hinter ihm ertönte. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet ihm, dass gleich zwei Rounders zur Verfolgung angesetzt hatten, also legte er noch einen Zahn zu. Er mochte den ersten Rounder ohne weitere Probleme außer Gefecht gesetzt haben, aber das war nur, weil dieser nicht damit gerechnet und ihm den Rücken zugekehrt hatte. Mit gleich zwei wachsamen Verfolgern konnte er es hingegen nicht aufnehmen, er hieß schließlich nicht Kenichi. Zudem würde ihn das zu viel Zeit kosten, jetzt, wo SERN in Alarmbereitschaft war.

Aber er hatte das letzte Jahr nicht untätig herumgesessen und kannte die Gegend mittlerweile besser als seine Westentasche, weshalb es ihm keinerlei Probleme bereite, sich selbst im Dunkeln zu Recht zu finden. Er bog also in die nächste Gasse ein und damit begann die Verfolgungsjagd quer über das Gelände. Okabe bog rechts und links in Straßen ein und führte seine Verfolger im Kreis herum, bis er schließlich genügend Abstand gewonnen hatte, um sich im Schatten einer kleinen Mauer zu verbergen. Die Finsternis des wolkenbehangenen Abends kam ihm dabei nur zugute und die Rounders liefen fluchend an ihm vorbei.

Sobald er diese nicht mehr hören konnte, machte er sich wieder auf den Weg zum Hauptgebäude, wo es um diese Zeit nur so vor Touristen wimmelte, die von den Besichtigungen zurückkehrten und sich noch die Ausstellungen ansehen wollten, ehe sie SERN verließen.

Und genau diese Touristengruppen waren Teil seines Plans.

Eilig betrat er das Gebäude und bahnte sich im Schutz der Menschenmenge einen Weg zu den Toiletten, wo er sich sogleich in eine Kabine einsperrte und seinen Rucksack vom Rücken nahm. Dem entnahm er einen neuen, braunen Mantel, den er bisher noch nie getragen hatte, eine ebenfalls neue Mütze, sowie einen etwas klobigen, von Kurisu gestrickten Schal, den sie ihm letzte Woche zum Geburtstag geschenkt hatte. Das Paket hatte vor seiner Tür gestanden, zusammen mit einer Karte, auf der sie ihm alles Gute wünschte und ihn dazu ermahnte, sich warm zu halten.

Bei dem Gedanken daran musste er unwillkürlich lächeln. Trotz der Menge an Arbeit, die man ihr aufgelastet hatte, brachte sie es trotzdem noch fertig, sich um seine Gesundheit zu sorgen und ihm einen Schal zu stricken. Er hatte bisher noch nicht einmal die Gelegenheit gehabt, ihr dafür zu danken. Das würde er nachholen müssen, sobald er sie befreien kam.

Er zog sich um, stopfte sich sowohl das Wenige an Geld, das er besaß, als auch seinen und Kurisus gefälschten Pass, welche er zusammen mit Darus mit viel Mühe und Not ergattert hatte, in die Taschen und packte Laborkittel und seine alte Mütze in den Rucksack, den er anschließend etwas wehmütig in der Toilette zurückließ. Dann mischte er sich unters Volk und verließ im Schatten einer Gruppe das Gebäude.

Er war bei weitem nicht der Einzige, der sich die Mütze etwas tiefer ins Gesicht zog und die Nase in seinem Schal vergrub, als sie ins Freie traten. Mit dem Abendanbruch wurde es immer kälter und neben sich beschwerte eine junge Brillenträgerin sich gerade darüber, dass sie ihre Mütze zu Hause gelassen hatte.

Eine perfekte Gelegenheit.

„Sie scheinen das kalte Wetter nicht gewohnt zu sein“, meinte Okabe und die Frau nickte lächelnd.

„In der Tat. Ich komme aus Australien, da läuft man um diese Zeit in Shorts durch die Gegend“, erklärte sie mit einem leichten Akzent und er hob eine Augenbraue.

„Und was genau hat Sie dazu bewogen, hierher zu reisen?“ Und damit schmiss sie sich in eine lange Rede über ihre Leidenschaft für die Wissenschaft und die Wunder SERNs, der Okabe nur mit einem Ohr zuhörte, während er versuchte, interessiert zu wirken und gleichzeitig nach Rounders Ausschau zu halten.

Als sie bei der Haltestelle ankamen, erblickte er gleich zwei, welche ihre Gruppe unauffällig in Augenschein nahmen, ohne Zweifel auf der Suche nach ihm. Er gab sein Bestes, sich so normal wie nur möglich zu verhalten und so zu wirken, als ob er ganz in das Gespräch mit Lucy (ihren Namen hatte sie irgendwann zwischen ihrer Lobrede für den LHC und eine Erklärung ihrer Arbeit als Laborantin erwähnt) vertieft sei.

Trotzdem klopfte sein Herz wie wild, als die Straßenbahn schließlich kam und sie an den Rounders vorbei mussten, um einzusteigen. Er konnte ihre Blicke förmlich spüren und er wartete nur darauf, jeden Augenblick erkannt zu werden und flüchten zu müssen, aber seine Verkleidung hielt und er bestieg unbehelligt die Straßenbahn.

Erleichtert seufzte er auf und setzte sich neben Lucy, die nach wie vor auf ihn einredete. Als die Straßenbahn sich schließlich in Bewegung setzte, zückte er sein Handy und schickte Daru eine Nachricht.

Operation Widofnir abgeschlossen.
 

Etwa eine halbe Stunde später betrat er den Bahnhof Cornavins und machte sich schnurstracks auf zu Gleis 9, den mit Daru vereinbarten Treffpunkt. Aber als er diesen betrat, erlebte er eine Überraschung, denn nicht nur sein bester Freund wartete dort auf ihn, sondern auch Feyris, die sich angeregt mit Daru unterhielt.

Sobald sie ihn allerdings erblickte, stürzte sie sich mit einem freudigen „Willkommen zurück, Master Kyouma, nyan!“ auf ihn, während Daru sie mit verschränkten Armen eifersüchtig beobachtete. Der verrückte Wissenschaftler war völlig überrumpelt.

„F-Feyris, was tust du denn hier?“

Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Euch retten, natürlich, nyan!“

Verdutzt sah er von ihr zu Daru, aber dieser zuckte auch nur mit den Schultern. „Ich war genauso überrascht wie du, Feyris-chan hier zu sehen.“

Diese verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schmollte. „Ich fand es einfacher, hierhin zu kommen, als euch von Japan aus Zugtickets hinterlegen zu lassen, nyan.“

„Ich finde diese Lösung auch besser, Feyris-chan“, beeilte Daru sich ihr zuzustimmen. Als Okabe daraufhin seufzte, verschränkte er verlegen die Arme vor der Brust und versuchte sich zu rechtfertigen. „Es hat durchaus seine Vorteile, Okabe. Wir sind viel flexibler und können uns den Umständen entsprechend anpassen. Beispielsweise ein Auto mieten, jetzt, wo SERN unsere Flucht bemerkt hat und sicherlich den Zug überwachen wird.“

Feyris nickte begeistert. „Genau, nyan! Lasst uns gehen, nyan!“

Daraufhin machte sich das ungleiche Trio aus Wissenschaftler, Hacker und Kellnerin auf den Weg zum Autoverleih, während Feyris ihnen von dem bald stattfindenden Winter Komiket vorschwärmte.

Mit dem Auto würden sie dann nach Paris aufbrechen, welches hoffentlich weit genug entfernt lag, um nicht mehr in SERNs unmittelbaren Einflussbereich zu liegen. Von dort aus würden sie sich eine Reisegenehmigung beschaffen um schließlich und endlich nach mehr als einem Jahr nach Japan zurück zu kehren.

Okabe steckte die Hände in die Taschen und fühlte den USB Stick, den Kurisu ihm gegeben hatte und der, dafür kannte er seine Assistentin einfach zu gut, alles an Informationen enthielt, was SERN und dessen Zeitmaschine Forschung betraf. Zusammen mit dem, was Daru hatte herausfinden können, waren sie ihrem Ziel, eine Zeitmaschine zu bauen und die Welt zu verändern schon ein Stückchen näher.

Er schloss die Hand um den Stick und lächelte. Operation Walküre konnte beginnen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Alaiya
2012-10-29T07:05:48+00:00 29.10.2012 08:05
So, dann will ich mal in ausführlicher Version.

Also erst mal kann ich nur wiederholen, wie sehr ich mich gefreut habe eine Steins;Gate Fanfiction gewichtelt zu bekommen. Damit habe ich gar nicht gerechnet und es freut mich so unglaublich. Ich mag dich dafür knutschen ;)

Und ich kann dir sagen: Ja, die Absätze sind jetzt wesentlich besser als vorher *daumen hoch* ^^d

Ich fand die Geschichte ziemlich genial gemacht. Sie hat mich auch ein wenig an verschiedene Fassungen der Drama-CDs erinnert, die auch mit solchen "was wäre wenn" Szenarien gespielt haben. Passt da wirklich gut dazu.

Sehr schön gefällt mir vor allem, dass du Okabe sehr gut getroffen hast. Er ist genau so... Zwispältig, wie er es im Anime ist, hat also noch diese wirklich soziale, aber auch diese komplett verrückte Seite. Dafür muss ich dich extrem loben. Das ist nämlich gar nicht mal so leicht.
Ich fand die Stelle so toll, als er vor dem Rounder sein Telefon ausgepackt hat um Verstärkung anzufordern :P

Ansonsten fand ich die Action in der Geschichte super (und wie sich Rintarou die Hand gerieben hat xD"). Über Action freut sich Klein-Alaiya immer total. Daher hast du mich damit sehr glücklich gemacht.

Deine Recherche über das CERN, ääääh, SERN gelände kann ich auch erneut wieder nur loben ;D Konnte man alles so sehr gut nachvollziehen.
Dahingehend fand ich übrigens diese Gegenüberstellung, der normalen Touristen und Rintarou ziemlich gut. Wie er praktisch, was SERN angeht desillusioniert wurde.

Hmm, ach ja. Und die Szene mit Kurisu war unglaublich niedlich geworden *-* Uh, dass hat mir gefallen. Die beiden sind einfach so süß miteinander. Und *seufz* das Drama, dass er sie zurücklassen muss. ;____; Zum Glück wissen wir, dass es hinter dem Steins Gate ein Happy End für die beiden geben wird.

Allgemein natürlich viel Drama in der Geschichte *doppelseufz*

Ich hab jetzt beim Drüberlesen auch keine Augenstechenden Fehler mehr gefunden. Also gut gemacht :)

Nein, ich kann nur wiederholen: Super Geschichte.
Habe ich mich unglaublich drüber gefreut.
Vielen Dank dafür :3


Zurück