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Demütigung

Und wie sich Frau dabei fühlt
von

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Heilung

Kapitel 15
 

Scharf ziehe ich die Luft zwischen den Zähnen ein, als Chopper mir die Wunden verbindet.

„Sie haben schon angefangen zu heilem. Sie hätten genäht werden müssen, aber es wäre zu Kompliziert, sie jetzt noch zu nähen. Ich lasse es jetzt so, dann bist du bald wieder fit. Narben werden aber leider bleiben. Selbst, wenn ich sie jetzt noch nähen würde.“

Ich nicke vorsichtig, lege meinen Kopf auf meine Hände ab und schließe die Augen. Endlich bin ich wieder zu Hause. Das ist das einzige, woran ich denken kann.

„Ich muss sie ja nicht sehen.“, murmle ich, als mir mein Spiegelbild wieder einfällt. Die Creme, die Chopper auf meine Haut aufträgt, brennt nur im ersten Moment. Danach kribbelt sie Kühl und angenehm. Richtig entspannend nach den letzten Tagen.

„Du solltest schlafen. Dich ausruhen. Wir fahren heute Nacht noch einen anderen Hafen an.“

„Weg von hier?“

„Nein, wir bleiben noch etwas. Ruffy hat gemeint, du wolltest noch jemanden treffen?“

Ich antworte nicht. Ich wollte jemanden treffen. Nicht wir beide? Natürlich würde ich sie gerne mal sehen. Mir eine Vorstellung von dem machen, wovon alle, die ich kenne, Monatelang schwärmen. Mitmachen nicht unbedingt, nur mal gucken. Aber will er nicht? Sollte ich ihn überreden? Oder einfach mal fragen?

„Wir bleiben jedenfalls noch hier. Aber nachdem wir das Gefängnis gestürmt haben… Wir sollten uns etwas verstecken. Der Haupthafen wird bestimmt bald voller Marineschiffe überlaufen. Ich glaube aber, dass sie uns hier schon lange nicht mehr vermuten. Die Marine glaubt bestimmt, wir sind schon lange über alle Berge.“

„Tut mir leid, dass ihr jetzt solche Schwierigkeiten habt.“, sage ich schließlich leise, als er beginnt meine Füße zu begutachten.

„Ach was. Wir hatten vorher schon Schwierigkeiten. Für uns ist so etwas beinahe alltäglich.“

Ich muss lächeln und nicke sachte.

„Laufen kannst du erst einmal vergessen. Ich gebe dir was gegen die Schmerzen, aber es heilt schneller, wenn du die nächsten Tage im Bett bleibst.“

„Kannst du meine Füße betäuben?“

„Was?“

„Ich kann nicht liegen bleiben. Ich war die letzten zwei Tage an ein Bett gefesselt, ich muss mich bewegen.“

Chopper seufzt, zögert und mustert mich. Ich schaue ihn direkt an. Irgendwann nickt er.

„Kannst du wenigstens auf dem Schiff bleiben?“

„Ich werd´s versuchen.“
 

Als ich die Augen aufschlage, geht es mir schon viel besser. Wirklich. Wenn ich nicht selbst wüsste, was mir in den letzten Tagen passiert ist, würde ich es mir nicht glauben.

Ich liege auf der Seite. Ich bin nachts einige Male aufgewacht, weil ich mich umdrehen wollte. Tiefschlaf konnte ich vergessen. Müde strecke ich alle Glieder von mir, gähne laut und ausgiebig und kneife ein letztes Mal die Augen zusammen als ich mein Gesicht in das weiche Kissen presse. Dann bleibe ich einen Moment regungslos liegen. Viel besser.

Ich hatte gedacht, mir würde es noch lange schlecht gehen nachdem, was Dominik mit mir gemacht hat. Fehlanzeige. Ich denke zwar daran, doch es scheint nicht an mich ran zu kommen. Ich weiß, dass er es bereut. Nicht nur zu dem Zeitpunkt, an dem ich mich losbinden konnte, sondern auch jetzt. In dieser Minute. Ihm wird es nie wieder gut gehen. Mir schon.

Plötzlich höre ich die Tür hinter mir, ich blicke augenblicklich auf, sehe jedoch nur, wie jemand aus dem Zimmer geht. Ruffy.

Hat er mir beim Schlafen zugesehen? Wieso sagt er nichts zu mir?
 

Chopper spritzt mir heute Morgen wieder etwas gegen die Schmerzen, so kann ich mich auch auf den Rücken legen und das Frühstück genießen, was Sanji mir ans Bett gebracht hat.

Er setzt sich neben mein Bett und erzählt mir, was ich verpasst habe, während ich langsam esse.

„Wir hatten nicht mitbekommen, dass du mit Nami auf Toilette gegangen bist. Die Marine stand plötzlich am Eingang und wir haben uns alle sofort verzogen. Wir waren alle viel zu betrunken um ein Risiko eingehen zu wollen. Du warst ja vorher schon so müde, dass ich gedacht hab, du bist schon im Bett. Hab das auch so gesagt, als wir durchgezählt hatten. Nami war auch nicht da, also hab ich gedacht, du hattest sie mitgenommen. Erst am nächsten Tag ist uns aufgefallen, dass ihr fehlt. T´schuldige dafür.“

Ich lächle verlegen und nicke.

„Das passiert uns jedenfalls nicht noch mal.“, fährt er dann fort, „Wir wollten dann sofort los, aber die Marine war am Hafen und hat so einen kleinen Laden gestürmt. Frag mich nicht, was das sollte. Überall waren Soldaten, da mussten wir erstmal warten. Gegen Mittag sind wir dann los und haben Nami aus ihrer Zelle geholt. Ruffy hat auch ein paar andere raus gelassen. Waren wohl Freunde von dir?“ Er schaut mich verschwörerisch an, ich werde rot und senke den Blick auf meinen Teller. Wenigstens hatte Dominiks Aussage dann keine schwereren Folgen für die dicke Frau im Musikzimmer oder ihre Angestellten.

„Dieser Kerl, den wir damals in der Stadt getroffen hatten und so eine dicke Lady haben sich dann viel mit Ruffy unterhalten, als wir dich nicht gefunden hatten.“

„Sato?“

Sanji nickt.

„Und die Lady heißt Dora. Dann ist Ruffy mit denen mit und wir haben ihn bis gestern Abend nicht mehr gesehen. Wir wussten nicht, was wir machen sollten, also haben wir gewartet. Irgendwann kam er dann gestern zurück und hat ne ganze Gruppe hinter sich her geschleppt. Er hat gesagt, er weiß, wo du bist und natürlich sind wir dann sofort los. Dass du gekauft wurdest, haben wir erst unterwegs mitbekommen.“

Gekauft. Wie sich das anhört.

„Entführt.“

„Natürlich, tschuldige.“, sagt er dann schnell und nimmt mir das Tablett ab, als ich fertig bin.

„Hat es dir geschmeckt?“

Ich nicke lächelnd. Aber nach den letzten Tagen hätte mir alles geschmeckt. Das sage ich ihm aber lieber nicht. Wenigstens scheint Ruffy kein Wort über uns oder unser kleines Geheimnis verloren zu haben. Auch, wenn Sanji es wahrscheinlich schon kennt. Der Rest der Crew scheint keine Ahnung zu haben.
 

Nach zwei Stunden leises Bücher lesen im Bett, muss ich hier raus. Doch noch bevor ich die Füße auf den Boden stelle, kommt mir eine Idee. Ich lege die Finger auf meine Lippen, puste und setze mich anschließend in meine kleine Blase. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn wenn ich gewusst hätte, wie praktisch es sein kann, diese Kraft zu haben, hätte ich sie nicht so lange abgelehnt. Ohne den Boden zu berühren schwebe ich langsam im Schneidersitz unter Deck und sehe beruhigt, dass sich hier nichts in meiner Abwesenheit verändert hat. Irgendwann komme ich an Deck an und werde freundlich lächelnd von beinahe Allen begrüßt. Beinahe alle.

Ruffy ignoriert mich gekonnt. Was hat der bloß? Ist er sauer auf mich? Wie könnte er? Oder hat er sich so viele Sorgen um mich gemacht, dass er jetzt erst wieder in den Alltag einsteigen muss?

Ich entschließe mich, egal wie die Antwort auch lauten mag, ihn nicht darauf anzusprechen.

Wir liegen nicht mehr an dem Hafen an, an dem wir noch gestern Nacht waren. Der hier ist viel kleiner, und man kann die Stadt nicht gut sehen. Die Meisten Schiffe sind Fischkutter. Die Möwen sind hier so Zahlreich, dass ich bald wieder unter Deck verschwinde. Schlimm, wie nur ein paar Vögel die gesamte Stimmung an Deck verändern können.

„Geht es dir schon besser?“, fragt mich Robin, als ich mich in der Küche mit meiner Blase an den Tisch setze. Ich nicke vorsichtig.

„Solange ich nichts berühre oder mich niemand berührt, ist es okay.“

Sie mustert mich kurz mit einem so mitfühlenden Blick, dass mir unwohl wird. Dann fällt mir ein, was sie denkt. Sofort schüttle ich den Kopf.

„Nein, nicht deswegen. Es ist nur, meine Haut ist noch sehr empfindlich. Sonst geht es mir wirklich gut.“

„Bist du sicher? Wenn du reden willst,...“

„Nein, es geht mir wirklich gut.“, ich lächle ihr ermutigend zu, „Ich war ja selbst überrascht, aber es hat wohl gereicht, mich währen.“

„Währen? So nennst du das?“

Sie grinst schief. Hat sie ihn auch gesehen? Ich nicke leicht und muss lächeln.

„Wie denn sonst? Er wusste, was ihn erwartet.“, ich zucke die Achseln, „Ich hatte es mir zwar nicht zugetraut, aber es hat mir wirklich geholfen.“

Einen Moment sieht sie mich gedankenverloren an, nickt dann jedoch auch und lächelt. Es kommt mir vor, als wüsste sie, wovon ich rede.

„Was, glaubst du, werden deine Freunde jetzt mit ihm machen?“

„Ich bin mir nicht sicher. Er wird jedenfalls nicht sterben, dafür werden sie sorgen.“
 

Tagelang ignoriert Ruffy mich. Meine Wunden verheilen gut, mir geht es in den meisten Dingen viel besser. Der Geburtstag von Princess Donna wurde auf dieser Insel abgesagt. Dora, die nette, dicke Dame aus dem Musikzimmer, fängt auf einer anderen Insel von vorne an. Der Laden hier muss verlegt und von einer anderen Person geleitet werden. Es wäre zu offensichtlich, wenn Dora ihren Laden hier neu eröffnet. Ein Musikzimmer wird es jedoch immer auf dieser Insel geben.

Ich werde wohl ein Jahr warten müssen, bis ich Princess Donna sehen kann. Da kann man leider nichts machen. Ich frage mich aber, ob sie sich persönlich um Dominik kümmert. Wegen ihm wurde es ja abgesagt.
 

Auch, wenn es mir anfangs gut ging, fehlt mir doch etwas ganz bestimmtes. Disziplin.

Es fühlt sich so erdrückend an, dass niemand auf mich achtet. Aufpasst, was ich mache oder sage. Es gefällt mir nicht. Andere Menschen nennen es Freiheit, ich nenne es aggressive Einsamkeit.

Auch, wenn ich ab und zu heimlich die Kugeln trage, die Ruffy mir damals gekauft hatte, hilft es nur in dem Moment und lenkt mich von dem eigentlichen Problem ab. Aber am Ende des Tages liege ich wieder im Bett und denke über alles nach. Je mehr Tage vergehen, desto schlimmer wird es. Ich weiß, dass es falsch war, mit Sanji essen zu gehen. Ich weiß, dass es falsch war, es ihm zu erzählen und ihn mit seiner Vermutung auf Ruffy zu bringen. Ich weiß, dass es falsch war, Robin es erklärt zu haben, ich weiß, dass es falsch war, Sanji zu küssen und mich von ihm berühren zu lassen. Egal, wie weit er gegangen ist, es war falsch. Und es brennt sich wie Feuer in mein Bewusstsein.

Ich ziehe die Decke über den Kopf, atme tief durch und unterdrücke die Tränen, die mir in der Kehle brennen. Ich weiß, dass ich all diese erdrückenden Gefühle mit einer Handbewegung von mir wischen könnte. Ein Schnitt, und es wäre sofort besser. Ich müsste nicht mehr weinen, ich hätte kein schlechtes Gewissen mehr und ich könnte endlich ruhig schlafen. Ich zucke zusammen, als ich meine Hand an meinem Oberschenkel an den Narben spüre. Nein. Nein, nie wieder! Ich habe genug Narben auf meiner Haut für den Rest meines Lebens. Siebenundzwanzig lange, parallele Narben über meinem gesamten Körper. Er hat öfter zugeschlagen, aber nicht bei jedem Schlag ist meine Haut aufgesprungen.

Vierzig mal. Ich musste einfach mitzählen, aber nur in Gedanken.

Es ist jetzt bald drei Wochen her und wir sind gestern von der Insel aus los gefahren. Sato war sich sicher, dass wir uns wieder sehen. Ich glaube auch. So groß ist die Welt doch nicht.

Mit den Gedanken in der Vergangenheit schließe ich die Augen und träume von roten Wänden, Strohhüten und Ledergürteln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  fahnm
2012-11-17T01:23:00+00:00 17.11.2012 02:23
Super Kapi^^.
Warum macht Ruffy das mit ihr?
Bin mal gespant was rauskommen wird.
Von:  bisa-chan
2012-11-16T18:26:09+00:00 16.11.2012 19:26
oh wieso ignoriert ruffy sie nur :( was für ein trauriges chap, indem ungewohnt wenig passiert, im vergleich zu den letzten beiden^^ freu mich schon auf das nächste :)


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