Wurde Naruto schon aktiviert?
Naruto ignorierte mich. Ich konnte fühlen, wie die Adern an meinem Hals seltsam dicker wurden. Und heißer. Naruto saß dort, wie ein unschuldiger Engel, sah diesem alten Lustgreis Jiraya direkt und sehr genau in die Augen und ignorierte mich einfach. Ich straffte meine Schultern. Das würde nicht ohne Konsequenzen bleiben. Beruhigen, ich musste mich unbedingt wieder beruhigen. Einige Male atmete ich tief durch und überlegte mir dabei angemessene Strafen für einen ungehorsamen Gamiano. Aber eigentlich – eigentlich hatte Jiraya recht. Ich war eifersüchtig. Und die beiden so zusammen zu sehen – es schmerzte sogar. Auf keinem Fall wollte ich Naruto verlieren. Wenn ich an früher dachte, als ich nur so in den Tag hinein lebte, nein nicht mal das, vegetierte war vielleicht das bessere Wort und jetzt – diese ganzen Gefühle die durch ihn ausgelöst wurden...Selbst diese Eifersucht und meine Wut. Ich hatte nicht mal gewusst, über wie viele Gefühle ich in Wirklichkeit verfügte. Plötzlich wurde meine Wut einfach davon geblasen und ich merkte, das ich sogar lächeln musste. Aber, ich sah auf, ich wollte Naruto nicht anders haben, als er war. Nicht mal dann, wenn er eine Killermaschine war. Jiraya war der Feind. Jawohl.
„Du glaubst, ich trage auch so einen Chip mit mir herum?“
Jiraya nickte. „Ja. Ganz sicher sogar.“ Er zeigte mit dem Finger auf mich. „Hast du eigentlich so was wie Gefühle? Für den da?“
Naruto nickte. Ich wurde rot und hätte am liebsten gegen diese Art der Befragung protestiert.
„Dann willst du sicher nicht das Risiko eingehen und ihm etwas tun oder?“
Naruto schüttelte nur den Kopf.
Jiraya zauberte plötzlich wie aus dem Nichts eine Fernbedienung hervor. Sie sah so ähnlich aus wie die, die ich von Sasori bekommen hatte.
Ich holte tief Luft, um meine Besitzansprüche geltend zu machen. Gegen meinen Willen durfte dieser Typ mit Naruto überhaupt nichts machen, egal was er vorhatte oder wusste oder wer er war.
Aber bevor ich überhaupt zu Wort kam, schnellte Narutos Faust nach vorne, bohrte sich in Jirayas Gesicht und schickte ihn zu Boden.
Was? Wie? Ein Gamiano konnte – durfte keinen Menschen angreifen. Was war hier los? War Naruto etwa aktiviert worden und befand sich jetzt im Killermodus?
Naruto schien ganz gelassen zu bleiben, als er die Fernbedienung auffing die Jiraya aus den Händen geflogen war und nun in der Luft nach einem kleinen Salto wieder zur Erde zurückkam.
Langsam stand er auf. Unendlich traurig sah er aus, als er Jiraya anblickte. Ich erkannte, das ich mich getäuscht hatte. Gelassen war der nicht. War er wirklich – aktiviert – worden? Mit der gleichen Traurigkeit sahen mich seine blauen Augen an. Hätte er jetzt geweint, ich hätte mich auch schon nicht mehr gewundert. Oder hatte er den Befehl bekommen mich aus dem Weg zu räumen?
„Was sie wohl mit ihm gemacht haben?“ Narutos Stimme klang tonlos und er betrachtete das schwarze Elektroteil in seiner Hand.
„M...mit wem? W...w...was ist hier los? N...naruto, a...also – ich verstehe nicht. Wie soll ich sagen, was ich wissen will, also was ist denn los mit dir?“
„Sasuke, du solltest wirklich mal deinen Sprachchip überprüfen lassen. Ganz echt jetzt.“
Ich ballte die Hände zu Fäusten. Verdammt. Wie oft hatte ich diesem Idioten eigentlich schon gesagt, das ich keinen Sprachchip hatte? Schließlich war ich ja gar kein...Augenblick mal.
„Wieso konntest du ihn schlagen? Du bist doch ein Gamiano, oder doch nicht?“
„Ah, das habe ich ganz vergessen.“
„Vergessen? So was vergisst man doch nicht, ich meine, du bist programmiert Menschen nicht zu verletzten. Mit Vergessen hat das gar nichts zu tun. Nebenbei – wieso hast du ihn niedergeschlagen?“
Prüfend sah ich Naruto an. Er sah sehr jung aus in seiner Kluft. Wie er dort stand inmitten dieser seltsamen Umgebung, dazu noch diese eigenartige Fernbedienung in der Hand. Ein Verteidigungsmechanismus etwa? Konnte das sein? Damit Jiraya seinen Chip nicht entfernen konnte. Mir sollte es recht sein, aber...eigenartig. „Was meinst du damit? Was sie mit ihm gemacht haben? Erklär mir das,“ forderte ich ihn auf. Wenn ich ihn fragen würde, bekäme ich vermutlich nur eine dämliche Bemerkung oder dümmliche Gegenfrage.
„Na ja, er hat sich verändert.“
„Verändert? Zu früher meinst du? Das ist normal, Naruto. Menschen verändern sich nun mal. Jetzt wird er erst recht glauben, dass du so ein gefährlicher Gamiano bist der für die Regierung oder wen auch immer arbeitet, ich meine, missbraucht wird von jemandem.“
„Nein. Nicht zu früher. Nachdem er den Kaffee getrunken hatte änderten sich plötzlich die elektrischen Impulse in seinem Gehirn.“
„Von...Jiraya?“ Verwirrt sah ich auf den bewusstlosen Mann auf dem Boden. „Und so was kannst du spüren?“
Ich hatte immer noch keine Ahnung, was hier eigentlich vor sich ging.
„Er hat dann auch angefangen zu lügen. Und sah mich komisch an.“
„Das hab ich gesehen. Ich meine, das er dich komisch ansah. Wobei hat er gelogen? Also hat Yuyu keinen Virus?“ Man durfte ja mal hoffen.
„Nein. Das was er über meinen Tod gesagt hat.“ Naruto sah zu Jiraya. „Er sagte, er sei zu geschockt gewesen, um mich zu warnen. Der Jiraya den ich kenne, wäre das nie gewesen. Nie im Leben. Außerdem – ich wurde gestoßen. Und dann bin ich gefallen. Das – hab ich geträumt. Ich weiß, das es so war. Keiner hat mich raus gehalten und reingezogen.“
„Eine Falle?“
Naruto sah mich wieder an und nickte.
„Aber – wozu?“
„Um mich abzuschalten, nehme ich an.“
Eine Gänsehaut fuhr mir den Rücken erst hinauf und dann wieder hinunter. „Das heißt dann also, sie haben an deinem Freund herum manipuliert?! Ist er...“
„Nein. Er ist weder tot noch ein Gamiano. Das was er unten im HQ sagte, stimmt. Aber als er gerade den Kaffee kochte...“
„...änderten sich die elektrischen Impulse in seinem Gehirn?“
Naruto nickte. „Hm, es ging wirklich sehr langsam. Würde ich ihn nicht so gut kennen, dann hätte ich es bestimmt nicht bemerkt.“
„Wie gut kennst du ihn denn?“
Ein lautes Scheppern und Krachen ließ mich herum fahren. In einem Affentempo rasten Metallwände von der Decke zu Boden und sperrten uns ein.
Naruto sah zur Decke. „Sieht aus, als wäre Jiraya denen als Falle nicht sicher genug gewesen.“
„Wem? Wer sind die denn?“
