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A Different Kind of Love

inklusive aller Fortsetzungen
von

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Phoenix’ PoV
 

Mike Shinoda, seines Zeichens Emcee von Linkin Park, war von sich überzeugt, dass es ohne ihn den Bach runter gehen würde mit der Band. Und da hatte er vermutlich auch Recht.

Denn ohne ihn, den Kleber, der alles zusammenhielt, würde sich garantiert nach einem Streit niemand mehr mit dem anderen versöhnen, dazu waren alle viel zu stolz oder zu stur.

Davon abgesehen war es ja Mike, der den Löwenanteil der Lyrics schreib, die Songs komponierte und mit die meiste Bühnenpräsenz zeigte.

Auch kam er am besten mit der Presse und den Fans zurecht.
 

Doch das Meiste war nur Schein.

Mike kam nur so gut mit unseren Fans klar, weil er stets seine Rolle spielte - die des netten, freundlichen Kerls.

Vielleicht war er tatsächlich nett und freundlich - doch nur solange, wie man das tat, was er wollte.

Er hatte schon etwas Diktatorisches an sich.

Seine Ziele verfolgte er verbissen und rücksichtslos - und das oberste Ziel war es, mit Linkin Park erfolgreiche Musik zu machen.

An erster Stelle stand dabei der Ruf der Band - sowie sein Ruf.

Nichts befleckte seinen Namen als Ausnahmekünstler - Musiker und Zeichner.

Er machte schon ein wenig einen auf ‚fucking perfect’.

Es hatte noch nie Eskapaden in seinem Leben gegeben - ganz im Gegensatz zu Chester, unserem Sänger, der schon einiges erlebt hatte in seinem jungen Leben. Und nicht nur Gutes.

Nein, bei Mike war alles harmonisch, und so wie es sein sollte verlaufen. Auch jetzt legte er großen Wert darauf, dass es immer vorwärts ging - deshalb stürzte er sich öfters in immense Arbeit und nötigte auch dem Rest der Band diese auf.

Doch im Gegensatz zu der Öffentlichkeit, wo er als toleranter und wunderbarer Freund erschien, war es in der Realität nicht ganz so. Mike war nämlich fürchterlich intolerant, wenn es um seine Musik ging. Wehe, wenn wir nicht mit ihm an einem Strang zogen oder gar eine ganz andere Meinung hatten wie er. Passierte aber sehr selten.

Denn ein wenig hatten wir schon Angst vor dem Emcee, der wirklich böse werden konnte, wenn es nicht so lief wie er es wollte.

Denn Mike wütend zu erleben, war kein Vergnügen.
 

Wie gesagt, Mike war nicht so perfekt, wie er sich immer gab. Doch an die Öffentlichkeit drang nichts von seinem wahren Wesen. Er verstand es, den Medien einen anderen, besseren Menschen vorzugaukeln.

Dazu passte auch, das er eine harmonische Ehe führte, einen kleinen Sohn hatte, den er ach so abgöttisch liebte.

Ob bei ihm zu Hause es ähnlich lief wie in der Band, wusste ich nicht. Es stand mir auch nicht zu, darüber zu urteilen.
 

Warum mir das gerade durch den Kopf jagte?

Weil ich - ungern zugegeben, aber wahr - mich ein wenig vor Mikes Besuch fürchtete. Was er hier wollte, konnte ich mir denken.

Es galt, Unstimmigkeiten in der Band zu beseitigen, konnten wir doch nur erfolgreich funktionieren, wenn wir zusammen hielten und Eintracht bei uns herrschte.

Dumm nur, dass es zwischen mir und Rob grad nicht so ganz klappen wollte mit der Eintracht.

Und ich weigerte mich immer noch, mich bei ihm zu entschuldigen.

Nenn es Feigheit, aber so war es nun mal.

Brad hatte es nicht fertig gebracht, mich davon zu überzeugen, zu Rob zu gehen - zumindest nicht sofort, denn früher oder später musste ich wirklich.

Aber im Moment drückte ich mich noch davor, zu groß war meine Angst vor Robs Reaktionen. Außerdem war mir noch kein überzeugender Plan eingefallen, mit dem ich meinen Ausraster logisch und nachvollziehbar erklären konnte.

Und die Wahrheit, die selbst bei dem sehr aufgeschlossenen Chester für Lachsalven und Unverständnis gesorgt hatte, kam nicht in Frage.
 

Ich begrüßte den Halbjapaner kurz und ließ ihn in meine Wohnung eintreten. Wie selbstverständlich stiefelte er in mein Wohnzimmer, er war schon ein paar Mal hier gewesen und kannte sich mittlerweile aus.

Ich hatte schon an Autorität verloren, als ich Mike folgte und - da er mein Sofa belegt hatte - mich auf einen Stuhl im Gegenüber setzte.

Mike kam sofort zur Sache - anders als jeder andere, der zumindest um den Schein zu wahren, ein wenig Smalltalk redete.

Nicht so Mike - er hasste es, wenn man um den heißen Brei drum herum redete. Er kam lieber gleich zur Sache und verpackte sein Anliegen in präzise Worte.

Eigentlich war mir das auch lieber, ich bevorzugte es, schnell zur Sache zu kommen. Doch ich gab wenigstens noch den Anschein von Höflichkeit, während der Emcee das nicht nötig hatte.

„Gestern habe ich mit Chester, Brad und Rob an ein paar neuen Songs gearbeitet. Ich habe auf Robs Bitte darauf verzichtet, dich mit dazuzuholen. Wir haben dich gestern auch nicht wirklich gebraucht, Joe auch nicht, zumal der gerade mit seiner Frau in Urlaub gefahren ist.“

Irritiert blickte ich Mike an, war ich doch sehr überrascht über das, was er da sagte.

Joe war im Urlaub?

Wieso denn das? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Mike das so einfach zugelassen hatte, da er doch jetzt an unserem neuen Album arbeiten wollte. Und da brauchte er jeden aus der Band.

Schon schlimm genug, das sie mich außen vor gelassen hatten. Mike hatte mit seinen wenigen Worten mal wieder die kaum verheilte Wunde aufgerissen. Vor allem die Betonung darauf, dass er nur wegen Robs Bitte mich ausgeschlossen hatte - das tat schon sehr weh. Ich fühlte mich verletzt aber auch ein wenig verarscht von den anderen - vor allem von Mike.

Machte er das absichtlich?

Wenn er damit vorgehabt hatte, mich zu brechen - nun, das war ein guter Anfang.

Finster sah ich den Schwarzhaarigen an, als der als wäre nichts gewesen, weiter sprach.

„Allerdings sind wir nicht wirklich weit gekommen, das hat vor allem an Rob gelegen.“

Mikes Augen lagen nachdenklich auf mir, in ihnen erkannte ich aber auch ein wenig Unsicherheit. Ich konnte mir denken, warum.

Er fürchtete vermutlich, wir würden auseinander brechen. Rob war in letzter Zeit ein seelisches Wrack, zusätzlich herrschte zwischen ihm und mir Funkstille.

Mike musste sich wirklich große Sorgen um die Zukunft von Linkin Park machen, ansonsten wäre er nicht hier.

„Was…was war mit Rob?“, fragte ich mit leicht zitternder Stimme.

Zum Glück schenkte der Emcee mir nicht so viel Beachtung als das es ihm aufgefallen wäre. Er antwortete eindringlich:

„Er ist am Durchdrehen. Das mit seiner Freundin geht ihm sehr nahe. Er hat ihr vertraut und sie geliebt und sie verlässt ihn aufgrund von nichtigen Gründen, die darauf schließen lassen, dass sie ihm nie wirklich vertraut hat. So etwas verletzt einen ganz schön. Und dann kommst du noch und musst in dieser Wunde bohren, sie noch weiter aufreißen und richtig Salz hineinstreunen.“

Ruckartig stand ich auf, unterbrach Mikes Rede mit einer harschen Handbewegung und lief im Zimmer umher.

Mike hatte ja keine Ahnung, wie sehr mich seine Worte aufgewühlt hatten. Mittlerweile erschien es mir unmöglich, ruhig zu Hause herumzusitzen, während Rob so litt.

Ich musste ihm helfen, verdammt.

Sofort. Oder ich würde verrückt werden, mich selber quälen.

Ich musste zu ihm.

Ja, jetzt hatten sie mich soweit.

Brad hatte es nicht geschafft, aber für den Emcee war das ein Kinderspiel. Er setzte es sauber durch und benötigte noch nicht mal lange dafür. Ob er von meiner Schwäche wusste?

Wenn nicht, war er wirklich gut.

Wenn doch, war er ein sadistisches Schwein.
 

Fluchend erwidere ich ein „Ist ja gut, hab schon verstanden. Ich mach mich gleich auf den Weg zu Rob. Werd zusehen, das ich diese Scheiße aus dem Weg räume und ihn ein bisschen aus seiner depressiven Laune raushole.“

Obwohl ich sehr nuschelte, verstand der Emcee mich und nickte mir zufrieden zu. Genau das, was er hören wollte.

Seine Arbeit hier war getan, und sie war leicht. Mir ein schlechtes Gewissen zu schenken, so dass ich von alleine darauf komme, aus dieser unerträglichen Situation herauszukommen. Und das war’s dann. Jetzt konnte er wieder gehen, an seinen Songs arbeiten und heute Abend kontrollieren, ob ich tatsächlich in gewünschter Weise gehandelt hatte.

Wobei ich noch bezweifelte, das er selbst anrufen würde, ich vermutete eher, das er Chester hiervon erzählen würde und der Sänger, der zuweilen Mikes verlängerter Arm war, würde sich dann bei mir erkundigen. Und dann würde die Quasselstrippe Bennington natürlich all das in Erfahrung gebrachte an seinen besten Freund weitergeben.

Information eingeholt. Mission abgeschlossen.

So oder so ähnlich würde das vermutlich laufen.

Wenn Mike etwas war, dann vorhersehbar. Und Chesters Verhalten war meist auch ziemlich berechenbar.
 

Aber mir sollte das gerade so ziemlich egal sein, wie aufgezogen huschte ich durch die Wohnung, suchte mir ein paar passende Klamotten zusammen, verabschiedete Mike, sprang unter die Dusche. In der Reihenfolge.

Ich war ja eigentlich wenig eitel, doch im Moment zählte alles. Auch, wie ich aussah. Je besser, desto größer die Chance…

Ach, zügle dich mal, David Farrell. Solche Gedanken sind hier gerade so was von fehl am Platz.

Einen prüfenden Blick in den Spiegel werfend befand ich, dass ich besser aussah als auf den meisten Pressefotos. Und sowieso besser als auf den meisten Konzerten.

Verwaschene, graue Baggys, dunkles T-Shirt, ein offenes, hellgraues, Hemd mit Karomuster. Die Sonnenbrille ließ ich weg, da ich wusste, dass Rob sie nicht mochte. Außerdem wäre mein Style sonst vermutlich nah am Shinoda-Style dran, war er aber sowieso.

Naja, was soll’s, Mike hatte wenigstens jetzt ein wenig Sinn für Stil bekommen.

Sogar meinen roten Bart stutzte ich etwas, wenn auch nicht viel.

So war ich fast zufrieden mit mir, konnte aber letzten Endes nichts mehr an mir verbessern und machte mich, bevor ich es mir doch noch anders überlegen konnte, auf den Weg zu Rob.

Mein armes Auto tat mir jetzt schon leid.
 

Eine halbe Stunde später hatte ich mich mit meinem schwarzen 7er BMW durch die Stadt geschlagen.

Dabei zeigte sich mal wieder, dass die Karre echt von guter Qualität war, da sie mir schon mehrere Jahre treue Dienste leistete. Und meistens bekam der BMW dabei meine Launen zu spüren.

So wie heute: meine Nervosität ließ mich ständig mit dem Gas spielen, mit quietschenden Reifen anfahren und öfters mal auf dem Lenkrad herumtrommeln.

Dass der BMW noch nie gestreikt hatte, zeigte nur, dass er sein Geld wert war - für den höllischen Preis musste er mit mir, flegelhaftem Autofahrer klarkommen.

Doch nun musste ich wohl oder übel raus aus der Karre klettern, obwohl es mit meinem Mut schon wieder vorbei war und ich am liebsten gleich den Rückweg angetreten wäre.

Scheiße, jetzt reiß dich mal zusammen, Farrell!

Das wäre doch gelacht, wenn du das nicht hinbekommen würdest. Und noch so einen Besuch von Shinoda, der mir dann garantiert die Hölle heiß machen würde, wollte ich nicht.

Dann also rein ins Vergnügen.

Missmutig stand ich dann vor Robs Tür, den Finger an der Klingel, doch gedrückt hatte ich sie noch nicht.

Ich überlegte kurz, ob es sich lohnen würde, einen Plan zurechtzulegen, wie ich vorgehen sollte, entschied mich dann aber dagegen.

Nein, spontan war besser, zumal ich mich sowieso nie an meine ausgearbeiteten Pläne hielt und alles durcheinander warf.

Mich überwindend drückte ich den Klingelknopf und spürte, wie sich die Schlagzahl meines Herzens erhöhte.

Verdammter Mist!

Warum war ich nur so nervös? Das war doch lächerlich.

Ich war lächerlich.

Aber das war mir ja schon vorher klar gewesen.

Um mich zu beruhigen, zählte ich meine Herzschläge mit.

Leider beschäftigte das mich nicht ausreichend, sodass sich zwischendurch immer wieder so freche Gedanken in meinem Kopf herumflogen wie: ‚Wer weiß, ob er überhaupt da ist.’; ‚Vielleicht macht er nicht auf.’; ‚Vielleicht hat er dich gesehen und will dir nicht aufmachen.’; ‚Vielleicht ist er nicht in der Lage dazu, aufzumachen.’; ‚Vielleicht liegt er tot in seiner Wohnung, hat sich umgebracht wegen seiner Exfreundin.’.

Panik stieg in mir auf. Schon wollte ich noch mal klingeln und an die Tür klopfen, da hörte ich von drinnen ein Geräusch.

Rob lebte also.

Oder es war sein Mörder, der gerade mit den Beweistücken floh.

Schluss jetzt.

Ab sofort werden keine Krimis und Thriller mehr geguckt, die haben einen schlechten Einfluss auf dich.

Vor allem was für Schwachsinn da in meinem Kopf herumgeisterte - total an den Haaren herbeigezogen.

Es kam mir so unwirklich vor, dass ich tatsächlich gerade Angst gehabt hatte, Rob würde nicht mehr leben.

Noch unwirklicher, als er nach 457 Herzschlägen die Tür öffnete und mich ansah.

Ich war vor Schock erstmal still - er aber auch.

So herrschte Schweigen zwischen uns - peinliches Schweigen.

Bis ich endlich wieder meine Sinne beisammen hatte und die Stille brach.

„Rob. Ich wollte…mit dir reden. Wegen meinem dummen Kommentar vor ein paar Tagen…wollte mich entschuldigen…“, stotterte ich herum.

Oh Mann, was für ein Idiot ich doch bin. Ich konnte noch nicht einmal einen ordentlichen Satz formulieren. Wie schäbig.

Rob sah mich zweifelnd an, dann fragte er mich:

„Wie kommst du plötzlich zu diesem Schluss? Nach - wie viel Tage waren das - ganzen 5 Tagen kommst du hier an. Und das soll ich dir glauben?“
 

Donnerwetter, der war mal sauer. Das war doch eigentlich gar nicht typisch für den Drummer.

Ein Beweis mehr, wie mies es ihm gehen musste.

Obwohl er ja ganz annehmbar aussah. Aber gut, ich war ja parteiisch. Für mich würde Rob immer gut aussehen.

Klar, er hatte rot geränderte Augen und Schatten darunter, ein Zeichen für häufiges Weinen oder Schlaflosigkeit. Oder beides zusammen.

Seine Klamotten waren ordentlich - ganz normale Baggys und eine schwarze Stoffjacke - doch seine Haut schien blass, beinahe durchsichtig aus und seine brauen Haare fielen wild durcheinander. Und seine Brille fehlte. Warum auch immer.

Doch davon angesehen sah er gut aus. Wie immer.

Ich sagte doch, dass ich parteiisch war? Gut.

„Was meinst du damit?“, fragte ich vorsichtig nach.

Bevor Rob mir antwortete, trat er beiseite und knurrte ein kurzes „Komm rein“, dem ich Folge leistete.

Er geleitete mich in sein Wohnzimmer zur Couch.

Da ich bereits einmal hier war, kannte ich seine Wohnung. Umso mehr wunderte ich mich darüber, dass sie offensichtlich etwas in Chaos geraten war.

Von Rob war ich eine saubere, ordentliche Wohnung gewöhnt und nicht so was hier. Da lagen Klamotten auf dem Boden, Weinflaschen standen auf dem Tisch rum mitsamt schmutzigen und sauberen Gläsern, und Staub schien auch seit einer Woche nicht mehr gewischt worden sein.

Oh je, Rob ließ sich wirklich gehen.

Der riesenhafte Drummer setzte sich neben mich auf die Couch und murmelte düster ein paar Flüche.

Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Einerseits bestürzt über Robs Zustand, freute ich mich, dass er hier neben mir saß. Neben mir. Vielleicht würde er mir verzeihen. Ganz sicher würde er das. Er musste einfach.

„Mike hat dich doch sicherlich bearbeitet, sonst wärst du nicht hier.“, teilte mir Rob seine Theorie über mein Erscheinen mit.

Und hatte sogar Recht. Zumal es nicht nur Mike gewesen war. Brad hatte sein Glück ja auch versucht.

„Ähm ja, das stimmt wohl.“, murmelte ich leise und geknickt.

„Aber das heißt nicht, dass ich es nicht aufrichtig meine. Es tut mir wirklich Leid. Ich hab mich wie ein Arsch verhalten. Das war echt scheiße von mir. Ich hätte mir denken können, wie sehr du an Vanessa gehangen hast und wie sehr es dich trifft, das sie dich verlassen hat.“, meinte ich leise zu ihm.

Rob antwortete erst mal gar nicht, dann ergriff er ein Rotweinglas und trank einen Schluck.

Das Glas wieder abstellend sprach er dann:

„Das hättest du dir tatsächlich denken können. Schließlich hattest du auch das Problem mit deiner Frau.“

Wieder Pause. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Also sagte ich - nichts.

Rob brach das Schweigen.

„Denkst du, es geht vorüber?“

Seine Stimme wisperte die Frage nur, leise und traurig.

Ich schlang meinen Arm um seine Schulter, ungeachtet meiner verrückt spielenden Gefühle und flüsterte ein:

„Ja, es geht vorbei. Ganz bestimmt.“

Rob erwiderte nichts mehr darauf, war ruhig.

Irgendwann sprach er dann die mich erlösenden Worte.

„Ich verzeihe dir. Ist schon scheiße gewesen, aber ich will keinen Streit zwischen uns.“

Mein Herz machte darauf einen Sprung und ich fühlte mich unglaublich befreit, wie als würden Felsbrocken von meiner Seele stürzen. Ein gutes Gefühl.

Als ich mich gerade fragte, ob ich wieder gehen sollte, schlug Rob mir etwas anderes vor:

„Wenn du einmal hier bist, kannst du auch noch dableiben und was mit mir trinken.“

„Was?“

Hatte ich mich gerade verhört? Rob trank sonst nicht so viel, vor allem nicht bei Problemen. Er war nicht der Typ, der seine Probleme im Alkohol ertränkte. Das waren mehr Chester, Brad und ich. Mike auch manchmal. Joe selten. Doch Rob nie. Sollte er jetzt auch darauf gekommen sein?

„Was trinken. Mit mir. Ist das beste Rezept gegen Liebeskummer, kannst du mir glauben.“, erklärte mir der Drummer und leerte wie als Veranschaulichung seiner Worte das Rotweinglas.

Doch das was er da sagte, stimmte nicht wirklich. Hatte ich schließlich selber schon ausprobiert. Doch trotzdem bejahte ich, schon allein deswegen, um den Drummer davon abzuhalten, zu viel zu trinken. Ich selber hatte vor nichts zu trinken - schließlich stand mein BMW vor dem Haus und ich hatte nicht vor, nach Hause zu laufen.

Doch wenn Rob unbedingt was trinken wollte…ich hatte vor, ihn erst wenn es kritisch wurde, zu stoppen.

Und selber würde ich so tun, als ob ich mit ihm trinken würde.

Ich brauchte jetzt meine gesamte Aufmerksamkeit, nicht, dass ich mich verplapperte oder etwas Wichtiges nicht mitbekam.
 

Doch Robs Gespräch drehte sich hauptsächlich um seinen Verlust und wie er sich jetzt fühlte.

Er war jemand, der sich immer ganz und total band. Kein Wunder, das Vanessa - mittlerweile hasste ich sie - eine so riesige Lücke bei ihm hinterließ und er entsprechend klagte.

Ich nahm mich zusammen, um nicht wieder genervt zu klingen. Rob konnte jetzt keine sarkastischen Bemerkungen von mir gebrauchen. Dazu war er gerade zu verstört.

Auch wenn ich es als übertrieben fand, wie er ihr nachtrauerte - das hatte sie nicht verdient, dass sich Rob wegen ihr selbst zerstörte.

Und genau das sagte ich ihm auch.

Meine Hand auf seinem Arm sprach ich leise und eindringlich:

„Du musst irgendwann aber auch rauskommen aus deinem Loch. Das kann nicht so weitergehen. Du machst dich selbst kaputt.“

Rob ließ die Worte auf sich wirken, bevor er nickte und mich dann mit schmerzerfülltem Blick ansah, bei dem auch in mir flammende Schmerzen erwachten.

Sein Blick war die pure Hölle für mich, litt ich doch jede Sekunde unter dem Anblick dieser braunen, wunderschönen Augen mehr.

Seine Schatten unter den Augen, durch das künstliche Licht der Deckenlampe noch stärker betont, lassen ihn älter wirken als er ist. Trauriger, aber auch weiser. Und immer noch schön. Ja, ich fand ihn schön. Perfekt. Absolut anbetungswürdig.

So ein Blödsinn. Mein Gehirn verabschiedete sich gerade von der Logik, und das ganz ohne Alkohol.

Ein vorbeihuschendes Lichter von einem fahrenden Auto - vermutlich ein Polizei- oder Krankenwagen - erleuchten die Dunkelheit der inzwischen angebrochenen Nacht und lassen ein kurzen Lichteffekt auf Robs unnatürlich blasser Wange erscheinen.

Als er dann mit tiefer, in meinen Knochen vibrierender Stimme sprach, war ich kurzzeitig erschrocken, so hatte mich der Moment gefesselt.

„Aber wie, Dave, wie? Andauernd muss ich an sie denken. Alles hier erinnert mich an sie. Ich kann nicht vergessen.“

Ich dachte kurz nach, bevor ich einen vagen Vorschlag machte:

„Du musst hier raus, ganz einfach. Am besten, in ein Hotel oder zu einem Freund. Dann kommst du besser über sie hinweg.“

„Nein…kein Hotel. Nicht schon wieder. Die hatte ich zur Genüge als wir auf Tour waren.“, murmelte Rob leise und niedergeschlagen.

Eine Weile herrschte Stille, dann hob er die Lider und sah mich mit ein wenig neuer Energie an.

„Kann ich nicht so lange bei dir wohnen? Bitte! Du hast doch ein freies Gästezimmer.“

Mir blieb die Spucke weg. Meine Gedanken rasten wild durcheinander, meine Emotionen spielten verrückt. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen und hätte sofort zugestimmt, doch den Impuls unterdrückte ich.

Vielleicht wäre es besser, er würde nicht gerade bei mir einziehen - wenn auch nur vorübergehend.

Aber wie das Rob erklären?

Er sah mich abwartend an und versicherte mir, als ich immer noch nicht antwortete, dass ich ihn kaum bemerken würde, so unsichtbar wie er sich machen würde.

Nur, das das nicht funktionieren würde. Meine innere Stimme flüsterte mir zu, dass ich Rob sehr wohl immer bemerken würde. Ganz einfach, weil ich auf ihn geeicht war.

Meine inneren Dämonen jubilierten, drängten mich dazu, den Vorschlag anzunehmen. Gefährlich würde das werden, soviel war sicher.

Ich würde mich stark zusammen reißen müssen, um mich nicht zu verraten.

Aber vielleicht war gerade das meine Chance?

Wie konnte ich die ungenutzt verstreichen lassen?

Wer nicht wagt, kann nicht gewinnen?

Also sprach ich das aus, was ich wollte:

„Okay, du kannst erst mal mit zu mir kommen.“



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