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Drei

von

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Resonanz


 

Es dauert nur einen Augenblick. Ein gehauchter Satz, mit brutaler Wirkung. Die Resonanz darauf zerstört. Zerstört all das, wofür ich gekämpft habe. Wofür ich gelebt habe. Vernichtet all das, wofür mein Herz steht. Du nimmst mir die Hoffnung, indem du mir keine Wahl lässt. Du bestimmst die Regeln, nicht ich. Wo ist das Wir geblieben? Wann hast du damit aufgehört, an uns zu glauben?
 


 


 


 


 

„Ich verstehe es einfach nicht. Warum kapierst du das nicht!?“
 

„Weil ich nicht verstehen kann, warum du so schwer von Begriff bist. Sie hat einen anderen. Du hast es mit eigenen Augen gesehen. Sie. Will. Nichts. Mehr. Von. Dir.“
 

Sein angespannter Kiefer signalisierte deutlich, wie unangenehm es war, diese Worte zu hören. Für ihn konnte es unmöglich der Wahrheit entsprechen. Eine Realität, die so grausam war, dass seine Brust schmerzte. Akzeptanz gleich Null. Er verstand es nicht.

Wie oft hatte er schon zuhören müssen, ohne sich wehren zu können? Weil er genau wusste, dass es wahr war. Das Mädchen, von dem er dachte, sie würde für immer bei ihm bleiben, hatte ihm das Herz herausgerissen, ohne mit der Wimper zu zucken. Eiskalt abserviert.
 

„Ehrlich Naruto, ich will dir nichts Böses, aber du musst langsam begreifen, dass es vorbei ist.“ Sein versöhnlicher Ton machte ihm bewusst, dass er schon lange verloren hatte.
 

Er hatte keine Chance dem durchdringenden Blick seines Freundes standzuhalten. Dazu fehlte ihm die Kraft. Wie lange hatte er versucht, sie zurückzugewinnen? Jeglicher Kontakt wurde von ihr vermieden. Anrufe, die ins Leere liefen und Gespräche, die stets abgeblockt wurden. Der Schlafmangel zerrte zusätzlich an seinen Nerven.
 

Immer wieder suchte er im Internet nach ihren Bildern, bei denen er mehr als nur einmal in Tränen ausbrach, als er sie entdeckte. Neue Bilder, von ihr, gemeinsam mit ihm. Der Grund, warum alles in die Brüche ging. Naruto hasste ihn mit jeder Faser seines Körpers. Wie ein Fremdkörper hatte er sich in seine Welt gedrängt und ihm alles genommen. Sein Glück, seine Freunde und sein Herz.
 

„Naruto, sieh mich an“. Kibas Stimme zwang ihn dazu, seiner Bitte Folge zu leisten.
 

„Ich weiß, dass es hart für dich ist, aber du wirst darüber hinwegkommen. Zwei Monate hast du schon geschafft und es geht doch bergauf, mh?“ Schnaubend schob er sich an ihm vorbei und öffnete seinen Kleiderschrank. Dinge, die er zu fassen bekam, warf er achtlos auf den Boden. Seine Hände brauchten diese Beschäftigung, um ihn zu beruhigen. Natürlich hatte er diese Monate überlebt. Wenn man von der Appetitlosigkeit und den Trauerphasen absah, hatte er es sogar gut überstanden. Aber wirklich leben konnte er es nicht nennen. Es war nicht dasselbe, wenn einem das Herz fehlte.
 

„Mann, ich weiß du liebst sie, aber meinst du sie kommt zurück, wenn du sie so bedrängst? Sie ist glücklich mit ihm, also akzeptiere es wenigstens“.
 

„Einen Scheißdreck werde ich. Sie gehört mir!“ Er bestand auf seine Meinung und ignorierte Kibas Kopfschütteln. Auf Verständnis von seinem besten Freund konnte er nicht hoffen. Niemand verstand die Gefühle, die so stark waren, dass es ihn innerlich aushöhlte.
 

Der Spruch: ‚Wenn man wirklich liebt, dann will man nur, dass der andere glücklich ist‘, bereitete ihm Bauchschmerzen. Sicher, er wollte dass sie glücklich war, aber wenn, dann nur mit ihm. Für ihn waren Leute, die solche Phrasen benutzen, Menschen, die niemals wirklich geliebt hatten.
 

Kiba saß mittlerweile auf seinem Bett und beobachtete ihn dabei, wie er den Inhalt seines Schrankes auf dem Parkett verteilte.
 

„Im Ernst, wenn du damit nicht…„ Weiter kam er gar nicht, da die Tür zu Narutos Zimmer mit einem lauten Schrei aufgestoßen wurde. Unverkennbar seine Mutter, deren Augen vor Wut halb zusammengekniffen waren. In ihrer Hand hielt sie einen Zettel, den sie Naruto gegen die Brust drückte. Die Kraft, mit der sich die Fingerspitzen durch sein Shirt drückten, ließ darauf schließen, dass er sich großen Ärger eingehandelt hatte.

„Kannst du mir das hier erklären?“ Der Druck gegen seinen Brustkorb erhöhte sich merklich.
 

„Wieso ruft die Schule an und sagt mir, dass du kurz vor einer Suspendierung stehst? Und warum warst du schon wieder an Sakuras Spind?“ Ihre Stimme klang ruhig, doch sie hatte deutlich etwas Lauerndes an sich. Sie versetzte Naruto in eine Art Starre. Sein leicht geöffneter Mund brachte den Schockzustand, in dem er sich befand, gut zur Geltung.
 

Erst Kibas Räuspern durchbrach die angespannte Stille und lenkte somit die Aufmerksamkeit der Frau auf sich.
 

„Oh, ich habe gar nicht gewusst dass wir Besuch haben. Kiba, wie geht es dir?“ Es war immer wieder erschreckend, wie sehr sich ihre Laune innerhalb von Sekunden ändern konnte. Mit einem Lächeln ließ sie von ihrem Sohn ab und trat näher an Kiba heran, um durch seine braunen Haare zu wuscheln. Der hilflose Blick den er Naruto dabei zuwarf, wurde mit einem schiefen Grinsen quittiert. Jetzt hatte er wenigstens genügend Zeit, um sich eine plausible Erklärung einfallen zu lassen. Doch, wenn er es sich recht überlegte, wollte er sich nicht herausreden.
 

„Weißt du, was in dem Brief steht?“ Als sie sich wieder zu ihm herumdrehte, stieß er entnervt die Luft aus seinen Lungen.
 

„Nein, aber bevor du jetzt über mich herfällst. Es gibt einen Grund dafür, dass ich an ihrem Spind war. Ich wollte ihr nur Mr. Twinkelz zurückgeben“ Das kurze Auflachen seiner Mutter zeigte ihm, dass sie diese Ausrede nicht gelten lassen würde. Herrgott, er glaubte sich ja selbst kaum.
 

„Naruto, sie hat die Kombination schon 47 mal geändert, was ist nur los mit dir?“
 

„Ma, bitte, ich wollte ihn doch nur zurückgeben“ Jetzt verschränkte sie die Arme vor der Brust.
 

„Und du hättest ihr das Ding nicht persönlich geben können?“
 

„Wie denn?! Sie redet ja nicht mit mir.“
 

„Und du hättest Mr. Twinkelz auch keinem Kameraden geben können, damit er ihn weiterreicht?“ Überfordert fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Natürlich hätte er es so machen können, doch dann würde er nicht wissen, was sich alles in ihrem Spind befand. Außerdem war der dazu gesteckte Liebesbrief viel zu privat, um ihn durch fremde Hände wandern zu lassen.
 

„Naruto, die Schule schreibt uns, dass wir vielleicht professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten.“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte er seiner Mutter ins Gesicht. Wie dreist waren diese Menschen eigentlich? Klar, er war alles andere als zurückhaltend, aber deswegen noch lange nicht krank.
 

„Was für eine beschissene Idee soll das bitte sein?“
 

„Naruto, sprich nicht so…„, fing sie an, hatte aber keine Chance weiterzusprechen, da er laut dazwischenfuhr.
 

„Nein. Wenn du glaubst ich bin krank, dann raste ich aus.“ Sie zuckte bei diesen Worten zusammen, blickte ihm aber dennoch mit gefasster Miene entgegen.
 

„Es wäre aber eine gute Möglichkeit, um deinem Ärger Luft zu machen. Ein Therapeut würde alles objektiv betrachten und gemeinsam mit dir nach einer Lösung suchen.“ Das war alles was es brauchte, um ihn rot sehen zu lassen.
 

„Ich will keine beschissene Therapie“, schrie er sie an und ballte seine Hände zu Fäusten. Die stumpfen Fingernägel bohrten sich fest in seine Handflächen.
 

„Ich will keine Hilfe. Ich will…“, gab er fast schon verzweifelt von sich. Sein ganzer Körper stand unter Spannung. „Ich will sie zurück.“ Es stimmte. Er wollte nichts weiter. Keine mitleidigen Blicke und keine Sitzungen bei jemandem, der ihm ohnehin nicht helfen konnte.
 

Er verließ das Haus wenige Sekunden später, ohne auf die Rufe seiner Mutter zu achten, oder auf die Tatsache, dass sein bester Freund noch bei ihm auf dem Bett saß. Es war ihm egal. Wenn er noch eine Minute länger in diesem Zimmer hätte stehen müssen, wäre er vor Wut explodiert. Keiner, wirklich keiner konnte nachvollziehen, wie er sich fühlte. Niemand wusste davon, wie lange er nachts wach lag und sich fragte, warum es passiert war. Warum er von dieser Veränderung nichts mitbekommen hatte. Wie verzweifelt er den Schlaf suchte, ihn aber nur durch Erschöpfung fand. Ein halbes Jahr war keine lange Zeit, doch für Naruto bedeutete sie die Welt. Eine glückliche Welt, in der er gemeinsam mit Sakura hätte alt werden können. Also woher nahmen diese Leute das Recht, über ihn zu urteilen?
 

Frustriert über die gesamte Situation lief er ziellos durch die Straßen. Der nahegelegene städtische Park war um diese Jahreszeit nicht gerade gut besucht, ein Umstand, den Naruto begrüßte. Ihn störte dieses Septemberwetter nicht. So konnte er wenigstens weiter nachdenken. Etwas, dass er in letzter Zeit viel zu häufig tat. Aber ihm blieb keine Wahl. Seine Gedanken stellten sich gegen das Bedürfnis von Ruhe. Immer wieder suchte er nach Ungereimtheiten, oder verlor sich in Tagträumen, die nicht selten das Szenario beinhalteten, wie der Parasit und Beziehungszerstörer von der Bildfläche verschwand. Das  Holz der Parkbank knarzte leise, als er sich darauf niederließ. Seine Augen fixierten einen imaginären Punkt in der Ferne. Die Umgebung für ihn nicht existent.

Es war einfach zum Verrücktwerden, da er diese Wendung in seinem Leben niemals erwartet hätte. Zwei Jahre hatte es gedauert, um Sakura davon zu überzeugen, mit ihm zusammen zu sein.
 

Genau zu derselben Zeit lernte er ihn kennen. In seiner Schule. Der geheimnisvolle Neue, der in seiner Parallelklasse saß und die Herzen der Mädchen im Sturm eroberte. Allerdings galt dessen Interesse anderen Dingen. Von Sakura hatte er nie Notiz genommen, bis jetzt. Warum ausgerechnet jetzt? Er wusste von Narutos Beziehung, da war er sich sicher. Schließlich war er wie ein liebeskranker Idiot durch die Gegend gelaufen, immer darauf bedacht, alle um sich herum wissen zu lassen, dass er glücklich war. Also wieso zum Henker drängte sich dieser Mistkerl in dieses Glück hinein?
 

Sakuras Handeln verstand er allerdings auch nicht. Wann war der Zeitpunkt ihrer Entscheidung, ihm die Lebensfreude zu nehmen? War die Beziehung zu ihm vielleicht nur ein Vorwand, um den anderen auf sich aufmerksam zu machen?

Der Gedanke, dass sie ihn möglicherweise nur benutzt hatte, löste bei ihm das Bedürfnis aus, sich auf der Stelle zu übergeben. Nein, so schätzte er sie nicht ein. So wollte er gar nicht erst denken. Sie brauchte sicherlich nur etwas Zeit, um sich darüber bewusst zu werden, dass Naruto der Einzige war, der sie wirklich glücklich machen konnte. Er würde warten. Ihren Fehltritt verzeihen und neu anfangen. Ohne es zu hinterfragen. So lange würde er mitspielen und darauf hoffen, dass der Schmerz über den temporären Verlust langsam abebbte.
 

„Na sieh mal einer an. Wenn das nicht Uzumaki der ewige Loser ist.“ Er drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der die fremde Stimme kam. Das Gesicht, das er erblickte, brachte ihn dazu die Lippen zusammenzupressen. Suigetsu. Ebenfalls einer dieser Mitläufer, der in seiner Parallelklasse den Ruf als Playboy weg hatte. Zu allem Übel hatte er sogar noch die Person im Schlepptau, die Naruto am liebsten auf der Stelle zerfetzt hätte. Ruckartig stand er auf. Wenn die anderen ihn provozieren würden, wäre er sofort bereit, zuzuschlagen. Er würde ihnen mit seiner Faust zeigen, wie sehr er sie verachtete.
 

Allerdings schien sein Hassobjekt kein Interesse an ihm zu haben. Er würdigte ihn keines Blickes. Als wäre er gar nicht vorhanden. Wie Luft, der man keine Beachtung schenkt, weil sie zwar vorhanden war, man sie aber nicht sehen konnte. Einfach so lief er weiter, als ob Suigetsu niemals gesprochen hätte.
 

Wenn Narutos Zorn zuvor nur eine lodernde Flamme war, verwandelte sie sich mit dieser ablehnenden Geste zu einem Feuersturm. Durch einen Impuls getrieben schubste er Suigetsu mit voller Wucht nach hinten. Dann würde er es eben an ihm auslassen. Schon alleine, dass dieser Mitläufer mit dem Beziehungskiller unterwegs war, reichte als Grund. Mehr brauchte er nicht. Er hätte es so oder so verdient.

Nur knapp konnte der Junge den Sturz verhindern und federte sich mit seinen Händen vom Boden ab.
 

„Suchst du Streit?!“ Aufgebracht rappelte er sich auf, bereit dazu, Narutos Angriff zu erwidern.
 

„Wieso, ich hab ihn doch schon gefunden“. Grinsend darüber, Suigetsu überrascht zu haben, wartete er auf einen Konter. Dabei war es egal, ob sie mit Fäusten oder Worten sprachen.
 

„Suigetsu, es reicht. Wir gehen.“ Damit wich das Grinsen von Narutos Lippen. In dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, fühlte es sich so an, als würde die Zeit gefrieren. Es gab nur sie beide. Keine Umwelt. Niemanden. Kein Wort. Nur ein bedeutsamer Austausch geladener Emotionen. Hass und Verzweiflung auf der einen Seite, Ablehnung und Überlegenheit auf der anderen. Niemals zuvor hatte er ihn so gesehen. Nie zuvor hatte er ihn so angesehen. Ein stummer Krieg, der allen verborgen blieb. Nur sie selbst wussten es. Die Spannung war greifbar. Ein lautes Rauschen in Narutos Ohren.
 

Doch Augenblicke waren nicht für die Ewigkeit bestimmt. Es wurde ihm schmerzhaft bewusst, als Suigetsu ihm einen heftigen Schlag in den Magen verpasste. Der Junge hatte die Ablenkung wahrlich gut ausgenutzt. Der stechende Schmerz vermischte sich mit dem Gefühl der Atemnot. Die brennenden Augen nur ein Reflex. Krümmend hielt er sich den Bauch und versuchte krampfhaft, die Luft zurück in seine Lungen zu pumpen.
 

„Da guckst du, was du Loser?“ Nun war es Suigetsu, der überheblich grinste. Er lachte über ihn. Offen und fröhlich. Naruto hätte nicht einmal die Kraft gehabt etwas zu erwidern, wenn sein Leben davon abhängen würde.
 

Er war gezwungen ihnen hinterherzusehen, als sie sich von ihm fort bewegten. Der unangenehme Geschmack von Blut vermischte sich mit seinem Speichel. So fest biss er sich auf die Innenseite seiner Wange. Die zurückgehaltenen Tränen lösten sich von selbst. Zu groß war das Gefühl von Niederlage. Zu stark der Schmerz, der nicht nur von dieser äußeren Verletzung stammte.

„Hey, geht’s dir gut?“, hörte er jemanden sagen und blinzelte, um sein Sichtfeld zu klären. Mit wackligen Beinen richtete er sich auf und spuckte auf den Boden. Das angewiderte Geräusch des Passanten ignorierte er. Er musste hier weg. Hier würde er keine Sekunde länger bleiben können. Flucht vor der unsichtbaren, drückenden Existenz. Seine Beine übernahmen die Kontrolle und führten ihn mit schnellen Schritten raus aus dem Park, weg von der erlittenen Schmach. Sein Hass vergrößerte sich mit jedem angestrengten Atemzug. Entlud sich in Form von kraftvollen Bewegungen. Ein Puls, der sich nicht mehr regulieren ließ. Nicht, solange er nicht sicher war. Wie von blanker Panik getrieben rannte er gefühlte Stunden durch die Straßen. Er stoppte erst, als seine Muskeln protestieren und sein Brustkorb brannte. Er war machtlos. Ein einfacher Blick hatte genügt, um es ihm deutlich zu machen. Keine Chance. Nicht jetzt. Nicht gegen ihn.
 

„Sasuke“, zischte er voller Abscheu aus. Wie ein verbotenes Wort, das einen Fluch auslösen könnte. Aber auch Flüche konnte man brechen. Vielleicht hatte er die Schlacht verloren, doch der Krieg, der hatte soeben erst begonnen. Seine feste Überzeugung gab ihm die Kraft, daran zu glauben. Eines Tages würde er Sasuke dafür leiden lassen, dessen war er sich sicher.
 


 

 

Die sehnlichst erhoffte Ruhe zu Hause blieb aus. Seine Eltern hatten ihn bereits erwartet und ließen ihm keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Ein weiteres unliebsames Gespräch folgte. Warum sie dazu allerdings noch ein weiteres Familienmitglied einluden, war ihm schleierhaft. Sein Onkel Jiraiya wohnte etwa drei Stunden Autofahrt von ihnen entfernt, also wieso war er hier? Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Die Stille am Küchentisch drückte zusätzlich auf seine Stimmung.

 

Er musste sich zügeln, nicht einfach loszuschreien. Kibas Ansicht, die Meinung seiner Mutter und das Zusammentreffen mit Sasuke und Suigetsu im Park, all das hatte ihm genug schlechte Laune für sein restliches Leben beschert. Immer wieder Belastung. Immer wieder Streit. Er hasste es.
 

„Naruto, deine Eltern haben mir erzählt, was vorgefallen ist.“ Das hatte er auch erwartet, schließlich war sein Onkel nicht umsonst hier. Doch er zog es vor, weiterhin zu schweigen. Was hätte er auch erwidern sollen.
 

„Ich habe auch von ihrem Problem gehört und werde deswegen gleich zum Punkt kommen. Du wirst in Therapie gehen-“ Naruto fing an zu kichern. Doch dieses Kichern entwickelte sich langsam zu einem hysterischen Lachen. Dachten sie wirklich, dass er sich so einfach fügen würde? Kopfschüttelnd stand er auf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Das Porzellan klirrte unter dem Aufprall, und er verstummte abrupt mit dem Knall. Vereinzelte Haarsträhnen sorgten dafür, dass man seine Augen nicht sehen konnte.
 

„Ihr habt überhaupt keine Ahnung.“ Ruhig und fest war seine Stimme, seine Körperhaltung allerdings verräterisch. Seine Muskeln zitterten vor unterdrückter Wut. Nur einen Schritt weiter. Nur ein kleines bisschen mehr und er würde explodieren. Würde implodieren und alles um sich herum zerstören. Ohne Ausnahme.
 

Als er seinen Kopf hob, sah er die entschlossenen Blicke. War das wirklich ihr ernst? Sie konnten ihn nicht zwingen. Niemals würde er klein bei geben.
 

Unbeeindruckt fuhr Jiraiya fort: „Du wirst gehen. Wenn du nämlich nicht gehst, wirst du umziehen und zwar zu mir.“ Naruto brachte ein Grinsen zustande. Er würde verrückt werden, wenn sie nicht gleich mit diesem Mist aufhörten.
 

„Und das entscheidet ihr so einfach über meinen Kopf hinweg? Was ist mit der Schule, mh? Und was ist mit Sakura…“ Ganz langsam fing er an zu verstehen. Das Klicken in seinem Kopf entwickelte sich zu rasenden Gedanken. Wenn er sich weigerte, würde er Sakura nicht mehr fünf Tage die Woche sehen können. Dann hätte er auch keine Möglichkeit mehr, Rache an Sasuke zu nehmen. Nur allein daran zu denken von ihr getrennt zu sein, um ihm das Feld zu überlassen war schmerzhaft. Diese verdammten Sadisten.
 

„Ganz recht mein Junge. Entscheide dich. Entweder du machst eine Therapie, wo die Möglichkeit besteht, dass man dir helfen kann, oder du ziehst zu mir und siehst deine Angebetete vorerst nicht mehr.“ Abschätzend musterte er seine Eltern. Sie hatten nichts gesagt. Sie würden ihn tatsächlich wegschicken. Einfach so. Sicher, sie hielten ihn für krank. Eine Tatsache, die ihm das Herz brach. War er wirklich so schlimm?
 

Zum ersten Mal seit der Zusammenkunft erhob sein Vater das Wort: „Naruto, wir machen uns Sorgen um dich. Du bist einfach nicht mehr du selbst. Weißt du, wie schwer es für deine Mutter und mich ist, dich so leiden zu sehen? Die erste Liebe ist immer die Schönste und die Schmerzvollste, aber dieser Zustand vergeht wieder, glaub‘ mir. Wir wollen dir alle nur helfen“, es entstand eine kurze Pause, in der er sah, wie sich sein Gesicht in den blauen Augen seines Vaters wiederspiegelte, „und vor allem, wollen wir unseren Sohn wieder haben“ Dieses rührende Geschwafel half Naruto nicht im Geringsten. Er kam sich vor wie ein Außenseiter. Er saß auf verlorenem Posten. Drei gegen einen. Kein Platz für eigene Meinungen und Wünsche. Er musste die Situation abwägen. Entweder er stimmte zu, oder er würde gehen. Mit siebzehn hatte er keine Chance sich zu widersetzen, das wusste er. Selbst nächsten Monat, wenn er seinen achtzehnten Geburtstag feierte, hätte er keine Möglichkeit, diese Entscheidung zu verhindern. Er wäre mittellos, ohne Arbeit und Geld. Was sollte er tun? Fieberhaft überlegte er, bis ihm ein Gedanke kam, der ihn Hoffnung schöpfen ließ. Was, wenn er nur so tat, als ob er zustimmte? Wenn er zu diesem Psychoarzt gehen würde, konnte er dafür sorgen, dass er ihm bescheinigte, kein Problem zu haben. Eine deutlich einfachere Lösung.
 

„Okay, ich werde in Therapie gehen.“ Das erleichterte aufatmen seiner Mutter wurde von Jiraiyas Lachen übertönt.
 

„Wunderbar. Kushina, hol die Ramen raus, die hat er sich jetzt verdient.“ Er würde einfach gute Miene zum bösen Spiel machen. Immer weiterlächeln und sich so verhalten wie sie es wollten. Die dunkle Seite in ihm schrie zwar vor Missfallen, gelangte aber nicht an die Oberfläche. Konnte sich nicht zeigen, weil er sie tief in sich vergrub. Gedanken, die er nicht teilen würde. Sie würden schon sehen, was sie davon hatten.
 

Er beobachtete seine Familie dabei, wie sie langsam wieder auflebte. Wie sie sich freuten und so taten, als ob alles in Ordnung war. Ohja, er würde sie alle wissen lassen, wie sehr sie sich in ihm täuschten. Er war niemand, der aufgab. Weder jetzt, noch später. Und wenn es soweit war, würden auch sie es begreifen.

 

 

„Nur damit ich das jetzt richtig verstehe. Du gehst in Therapie und tust so, als ob du normal wärst, damit der Arzt es dir bescheinigt und deine Eltern Ruhe geben?“ Naruto nickte. Er stand gemeinsam mit Kiba auf dem Schuldach und beobachtete die Schüler, die sich während der Pause auf dem Hof aufhielten. 

Er brauchte einen Moment, ehe er verstand, was sein bester Freund gerade gesagt hatte. Mit gerunzelter Stirn blickte er ihn an.
 

„Was heißt hier so tun? Ich bin normal! Das verstehen die nur nicht.“ Er gestikulierte mit den Händen und schüttelte den Kopf. Kiba grinste. 
 

„Ja, es ist total normal, wenn du ihren Spind dauernd knackst, sie nach Hause verfolgst, vor ihrem Haus rumlungerst und durchs Fenster guckst und dir im Netz Fake-Profile erstellst, damit du mit ihr reden kannst. Wirklich, sehr normal.“ Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. Das entging selbst Naruto nicht. Beleidigt verzog er die Lippen. Es würde ihm nichts bringen, mit anderen Menschen darüber zu diskutieren. Sie verstanden ihn ja doch nicht. War es denn nicht normal, wenn man mit demjenigen, den man liebte, zusammen sein wollte? Etwas von seinem Leben teilen wollte? Wenn man für immer Hand in Hand in eine gemeinsame Richtung gehen wollte? Für sie scheinbar nicht. In ihren Augen war er nur ein Stalker. Seine Gedanken und Wünsche fanden keinen Anklang. Er stieß nur auf Ablehnung. 
 

 

Nach dem Gespräch mit seiner Familie hatte er sich schnell in sein Zimmer verzogen und dort die halbe Nacht vor sich hingebrütet. Das Für und Wider. Vorstellungen von Sasuke. Gemeinsam mit ihr. Glücklich. Ohne ihn. Er fühlte sich verletzt, einsam und hintergangen. Der Schlaf kam erst, als er nur noch zwei Stunden Zeit hatte, um sich für die Schule fertig zu machen. Es grenzte schon an ein Wunder, dass er pünktlich zum Unterricht erschien. Zu allem Übel musste er seine Aufmerksamkeit sogar dem Lehrer widmen, da Sakura nicht anwesend war. Eine ihrer Freundinnen hatte dem Lehrer am Anfang der Stunde erklärt, dass sie für die kommende Woche fehlen würde, weil sie sich eine Erkältung eingefangen hatte. Das wurmte ihn. Wie sollte er eine Woche ohne ihre Präsenz aushalten? Er spielte sogar mit dem Gedanken sie zu besuchen, doch das wäre nicht gerade förderlich in seiner Position. Also musste er sich zurückhalten. 
 

„Jetzt guck nicht so deprimiert, das sieht echt beschissen aus.“ Zu einem Lächeln konnte er sich nicht durchringen, doch er gab sich Mühe, normal zu wirken. Keine leichte Aufgabe, wenn er daran dachte, dass er heute noch zwei Stunden Kunst hatte. Zwei Stunden in einem Raum mit dem Mistkerl von Beziehungskiller. Die einzigen zwei Stunden in der Woche, die er zusammen mit ihm Unterricht hatte. Naruto hasste sie.
 

Während er an die Begegnung mit ihm dachte, musterte er wieder seine Mitschüler. Fast sein kompletter Jahrgang war um den Tisch versammelt, an dem Sasuke saß. Warum die Leute mit ihm befreundet sein wollten, konnte Naruto nicht verstehen. Was hatte man davon mit einem abweisenden, arroganten und wortkargen Arschloch befreundet zu sein? Er folgte Sasukes Blick, der abwesend in der Ferne lag. Kein fester Punkt, den er anvisierte. Er wirkte in Gedanken versunken. Ob er gerade an Sakura dachte? Ob er an gestern dachte? Oder dachte er darüber nach, was er später zu Mittag essen würde? Neugierde flammte in ihm auf und Naruto wurde sich erst darüber bewusst, dass er starrte, als Sasuke ihn direkt ansah. Da war sie wieder, diese unbändige Wut. Das Bedürfnis, den anderen durchzuschütteln, bis diese emotionslose Maske von seinem Gesicht fiel. Bis er zeigte, dass er menschlich war. Dass auch er voller Fehler war. Weniger würde Naruto nicht akzeptieren. Seine Finger drückten sich gegen die Balustrade. Am liebsten hätte er geschrien, wirkte jedoch äußerlich wie erstarrt. Nur dieser Blick zwischen ihnen. Ein Hochverrat der Gefühle. Zumindest auf seiner Seite. Sasukes Augen zeigten keine Regung. Waren so starr wie immer. Naruto fragte sich selbst, was es brauchte, um diese Augen zum Glänzen zu bringen. Wie es aussah, wenn dort Tränen wären, die über diese blassen Wangen fließen würden. Wegen Schmerzen, die er ihm zugefügt hätte.
 

 

Weitere Gedanken konnten nicht ausgeführt werden, da Sakuras Freundin Ino den Blickkontakt zwischen ihnen unterbrach, indem sie sich direkt vor Sasuke stellte. Aufgebracht wirbelten ihre Hände durch die Luft. Sie schien zu schreien, doch Naruto verstand kein Wort. War zu weit weg, um etwas hören zu können. 
 

„Und wen gaffst du an?“ Kibas Stimme drang laut an sein Ohr und er erschrak, da er diese Nähe nicht erwartet hatte. Sofort drehte er seinen Kopf in die Richtung seines besten Freundes. Er fühlte sich ertappt und fing an zu grinsen.
 

„Niemanden, ich hab nur nachgedacht.“ Kiba musterte ihn und suchte mit wachsamen Augen nach der Wahrheit, die ihm Naruto offensichtlich verschwieg. 
 

Das Geräusch der Pausenklingel beendete die unangenehme Stille zwischen den Beiden. Naruto setzte sich zuerst in Bewegung und Kiba folgte nur einen Moment später. Schon auf dem Weg zum Kunstraum verkrampfte er sichtlich. Es war ihm zuwider, dieselbe Luft zu atmen wie Sasuke, doch er hatte keine Wahl. Er würde keine Schwäche zeigen, nicht wegen ihm. Die letzte Reihe im Saal wurde sofort von ihm besetzt, noch bevor weitere Schüler die Chance dazu hatten. Ein Platz direkt am Fenster, um seinen Gedanken nachgehen zu können. Es war keine Seltenheit, dass er dort saß. Fast in jeder Unterrichtsstunde suchte er nach einem Blick in die Freiheit. Außerhalb der Wände, die ihn einengten. 

 

Den ganzen Unterricht über versuchte er sich selbst dazu zu zwingen, Sasuke keine Beachtung zu schenken. Er wollte ihn nicht sehen. Doch er tat es. Unbewusst. Er saß vorne in der zweiten Reihe neben Suigetsu, der ihn allem Anschein nach etwas ins Ohr flüsterte. Doch Sasuke ignorierte den Jungen, schien vertieft zu sein in der Aufgabe, die sie bekommen hatten. Ob er gerne zeichnete? Naruto blickte auf seinen eigenen Block. Nicht ein Strich. Keine Linie. Im Moment brachte er überhaupt nichts zu Stande. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, weil sich in seinem Kopf alles um Sasuke und Sakura drehte.

 

Als endlich der langersehnte Unterrichtsschluss eingeläutet wurde, war er der Erste der durch die Tür lief und das Gebäude hinter sich ließ. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben. Niemanden sehen, niemanden hören und vor allem nicht mehr denken. Doch selbst Zuhause wurde ihm dieser Wunsch nicht gewährt. Denn dort musste er sich von seiner Mutter sagen lassen, dass sie bereits jemanden gefunden hatten, der sich seinen Problemen annehmen würde. Es machte ihn wütend, doch er versuchte es nicht zu zeigen. Er musste mitspielen. Er hatte keine Wahl, doch hätte er gewusst, was auf ihn zukam, wäre er nicht so ruhig geblieben.

 

Denn bereits wenige Tage später lief Naruto mit finsterer Miene durch die Gegend, hielt Abstand zu seinen Eltern und verbrachte die Nachmittage stets alleine in seinem Zimmer. Nie hätte er gedacht, dass es so schlimm werden würde. Dass sein erster Besuch in der Praxis von Professor Dr. Hatake der Hauptfaktor für seine schlechte Laune war, war jedem im Hause Uzumaki bewusst.

 

Dieser Mann hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, dass weitere Besuche folgen würden, denn er hielt Narutos Anwandlungen für alles andere als normal. An die erste Sitzung, die er bereits vor zwei Tagen wahrnehmen musste, erinnerte er sich nur ungern. Doch die Gedanken kamen, selbst jetzt, als er im Unterricht saß und dem Lehrer zuhörte, wie er mit monotoner Stimme die vergangene Geschichtsstunde wiederholte. 
 

Rückblick
 

„Soll ich mit reinkommen?“ Mit verschränkten Armen und zur Seite geneigtem Kopf saß Naruto auf dem Beifahrersitz des grauen Volvos. Die ganze Fahrt über hatte er jeden Versuch seitens seiner Mutter, ein Gespräch zu beginnen, im Keim erstickt. Konversation war unerwünscht. Sie hatte es sich selbst zuzuschreiben, dass er schwieg. Schließlich war sie es, die den Termin arrangiert hatte. 

„Schatz, ich weiß du bist sauer, aber wir wollen dir doch nur helfen“. Eine mütterliche Geste, die sie trieb, als sie mit ihrer Hand über den blonden Haarschopf ihres Sohnes fuhr. Von Naruto wurde es nicht gewürdigt. Wortlos schnallte er sich ab und öffnete die Tür, ehe er sie fest ins Schloss knallen ließ. Er würde ihr nicht vergeben, jedenfalls nicht so bald. Der feste Klumpen von Reue in seinem Magen kam erst, als er schon durch die Eingangstür der Praxis gelaufen war. Er fühlte sich fehl am Platz und wünschte sich insgeheim, seine Mutter wäre doch mitgekommen. Zumindest hätte er sich verabschieden sollen. Das wurde ihm bewusst, als er einen Blick auf das offenstehende Wartezimmer erhaschte, wo eine Mutter saß, die ihr Kind offensichtlich begleitet hatte. Für eine Kinder-und Jugendpraxis wäre sie eindeutig zu alt gewesen. 
 

Ein Räuspern lenkte seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Die Frau hinter dem Schreibtisch hatte er bis eben gar nicht wahrgenommen. Sie lächelte. Eine Geste, die er unbewusst erwiderte. Die großen braunen Augen strahlten so viel Freundlichkeit aus, dass es für ihn unmöglich war, seinen Frust an ihr auszulassen. 

„Du musst Naruto sein“, sprach sie mit einer angenehm hellen Stimme, die ihn nicken ließ. Er trat näher an sie heran und zog währenddessen sein Portemonnaie aus der Hosentasche, um seine Krankenkassenkarte vorzulegen. Dabei musterte er sie genau. Mit einem stetigen Lächeln erledigte sie Formalitäten, von denen er ausging, dass sie ihn betraften. Er erwartete, dass sie ihm sagen würde, dass er im Wartezimmer Platz nehmen sollte, doch das geschah nicht. Stattdessen legte sie ihm einen Zettel vor.

„Und zwar sieht es folgendermaßen aus. Das ist eine Einverständniserklärung, die jeder Patient unserer Praxis unterschreiben muss. Es handelt sich dabei um eine Bestätigung, dass einzelne Therapiesitzungen aufgezeichnet werden dürfen“. Die neu gewonnene Information sickerte langsam zu ihm durch. 
 

„Sie wollen mich aufzeichnen? Wie aufzeichnen?“ Er verstand nicht ganz, warum man ihn aufnehmen wollte. Für seine Eltern? Für den Arzt, damit er nicht vergaß, um welchen Patienten es sich handelte?
 

„Um genau zu sein, wird hier jeder Patient bei seiner ersten und letzten Sitzung per Videokamera aufgezeichnet. Das ist für den Arzt, damit er die Fortschritte dokumentieren kann. Also keine Angst, es gerät nicht an die Öffentlichkeit.“ Sie grinste, während Naruto so aussah, als ob sie chinesisch gesprochen hätte. 
 

„Es gibt allerdings noch eine Ausnahme, bei Patienten die sich länger als ein Jahr in Behandlung befinden. Für sie gibt es dann noch extra Aufzeichnungen, in der vergangene Sitzungen wiederholt werden“, fügte sie noch hinzu und legte einen Kugelschreiber an die Stelle, wo er unterzeichnen sollte. Als ob er ein Jahr hierher kommen würde. Er war sich sicher, dass er bereits heute zum letzten Mal hier war. Schließlich war er gesund. Gab es hier überhaupt Menschen, die so kaputt waren, dass sie länger als ein Jahr in Therapie mussten? Selbst wenn, er war sicherlich keiner davon. Er unterschrieb den Wisch, ohne ihn vorher durchzulesen und setzte sich dann im Nebenzimmer auf einen der harten Stühle. Die Frau, die bereits hier war, sah nur kurz auf, widmete sich dann aber wieder ihrer Zeitschrift. 
 

Keine schlechte Idee wie Naruto fand. Er selbst müsste noch fünfzehn Minuten warten, ehe er den Arzt sehen konnte. Als er sich eines der Magazine griff, spürte er den Blick der Frau auf sich ruhen. Demonstrativ starrte er zurück und wartete darauf, dass sie wegsehen würde. Doch sie tat es nicht. Nein, ihre grauen Augen bohrten sich förmlich in seine eigenen. 
 

„Was?“, grummelte er unfreundlich und brach den Blickkontakt schließlich ab. Vielleicht war die Frau ja doch Patientin hier. So wie sie ihn angesehen hatte, würde er sich darüber nicht wundern. Ihr leises Kichern ließ ihn schnauben. Er spürte die Wut, die in ihm aufstieg, während er die Seiten durchblätterte, ohne dabei wirklich zu lesen. Was war ihr verdammtes Problem? Er zwang sich selbst dazu, sich zu beruhigen. Am besten strafte man solche Menschen mit Ignoranz. 
 

Er war so vertieft in seinen Gedanken an die Menschheit, dass er zusammenzuckte, als sein Name aus dem Lautsprecher ertönte, der über der Tür vom Wartezimmer hing. Die Zeitschrift schmiss er zu den anderen und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Das leise Kichern der seltsamen Frau begleitete ihn dabei. Als ob er hierher gehören würde. Niemals. Die Leute, die hier zu Besuch kamen, waren eindeutig gestört. 
 

„Geh doch bitte in das Behandlungszimmer Eins. Der Doktor wird dann gleich für dich da sein.“ Er nickte der Sprechstundenhilfe nur kurz zu. Seine Hände schwitzen. Mit den Fingern zog er den Stoff seines Pullovers über die Handflächen. Er war nervös, das würde er nicht leugnen. Die verrückte im Wartezimmer, der lange Flur, der den typischen Geruch von Praxis ausstrahlte und das kurz bevorstehende Zusammentreffen mit dem Psychodoc. Das alles machte ihn nervös. Etwas verwirrt blieb er stehen, als er drei Türen erblickte. Da standen keine Zahlen, sondern ausgeschriebene Wörter. In Großbuchstaben. War der Arzt vielleicht auch verrückt? Für ihn nicht verständlich, warum die Zahlen ausgeschrieben waren, doch es kümmerte ihn nicht weiter, schließlich hörte man ständig, dass Psychologen selbst nicht ganz richtig im Kopf waren.
 

Wie erwartet öffnete sich die Tür zum Behandlungszimmer EINS, als er die Klinke herunterdrückte. Sofort musterte Naruto die Umgebung. Sein Blick fiel auf den Schreibtisch, wanderte weiter zu dem Stuhl, der gepolstert und mit Leder überzogen war bis hin zu dem Schrank, der ein Schloss besaß. Ein völlig unscheinbares Zimmer in seinen Augen. Wenn er von der Videokamera in der Ecke absah. Gelangweilt schmiss er sich in den Sessel und blickte durch das einzige Fenster im Raum. Der Himmel war grau, die Bäume verloren ihre Blätter. Es ging auf den Oktober zu. In weniger als vier Wochen würde er seinen Geburtstag feiern. Die Hoffnung, dass sein einziger Wunsch erfüllt werden würde, war ungetrübt. Sakura in seinen Armen zu halten war alles, was er wollte. Glücklich mit ihr sein, eine Zukunft haben…
 

„Ah, wie ich sehe bist du bereits hier.“ Naruto hatte das Eintreten des Mannes gar nicht gehört, geschweige denn damit gerechnet, dass er so aussehen würde. 
 

„Sie tragen eine Maske“, stellte er monoton fest. Er fühlte sich vollkommen verarscht. Was zum Teufel sollte das? 
 

„Nun, ich würde Mundschutz dazu sagen, schließlich ist nur die untere Hälfte meines Gesichts verdeckt, nicht mein Ganzes, so wie es bei einer Maske üblich ist.“ Naruto nickte. Aber es war kein zustimmendes Nicken.
 

„Und jetzt verarschen Sie mich, oder? Ich dachte Sie sind Psychologe, kein Clown.“ Seine Arme waren verschränkt. 

„Wie aufmerksam du doch bist. Nein, Clown ist nur mein Zweitberuf und wesentlich ertragreicher als das hier“, erwiderte der Mann gelassen, lief an ihm vorbei und drückte einen Knopf auf der Kamera. Sie blinkte. Mit ausdrucksloser Miene ließ er sich auf dem großen Stuhl nieder, der hinter dem Schreibtisch stand. Er saß ihm direkt gegenüber. Einige Minuten sagte keiner der beiden etwas. Naruto fühlte sich unwohl dabei, aufgezeichnet zu werden.
 

„Können wir es jetzt hinter uns bringen? Sie bescheinigen mir, dass ich gesund bin, dann gehe ich und komme nie wieder?“ Selbst mit dem Tuch im Gesicht konnte Naruto erkennen, dass der Mann grinste. 
 

„Warum sollte ich dir etwas bescheinigen, von dem ich nicht weiß, ob es tatsächlich der Wahrheit entspricht?“ Naruto grummelte. Dieser Typ war ihm jetzt schon so unsympathisch, dass er ihm am liebsten das verdammte Tuch aus dem Gesicht gerissen hätte, um ihn damit zu erwürgen. 
 

„Was wollen Sie hören?“ Er wusste, dass er unfreundlich war, aber es war ihm egal. Je schneller sie es hinter sich brachten, desto besser. 
 

„Ich will hören, was du mir erzählen willst“. Fast hätte er gelacht, unterdrückte es aber gerade noch rechtzeitig.
 

„Und wenn ich Ihnen nichts erzählen will?“ Der Arzt zeigte sich unbeeindruckt von Narutos Antwort und benutze eine Hand, um eine Kugel von dem Kugelstoßpendel anzuheben, das auf seinem Tisch stand. Er sah Naruto nur kurz an, ehe er losließ. Der Mechanismus war aktiviert. Ein leises klickendes Geräusch, das die Stille durchbrach. 
 

„Mhh, dann würde ich sagen, wir schweigen uns die verbleibenden 45 Minuten an und treffen uns nächste Woche wieder.“ Sein Blut kochte vor Wut. Dieser verdammte Mistkerl. Er spielte mit ihm. Es fehlte nicht mehr viel und er hätte die Zähne gefletscht. 
 

„Gut, meine Eltern denken ich bin krank, weil ich meine Ex-Freundin noch immer liebe.“ Schon alleine das Wort Ex-Freundin ließ etwas schmerzhaft in ihm verkrampfen. Lange blickten sie sich in die Augen. 
 

„Und was denkst du darüber?“ Naruto sah weg. Das Kugelstoßpendel wurde zu seinem Fixpunkt. Das kontinuierliche Geräusch beruhigte wilde Gedanken, die er nicht preisgeben wollte. Er hatte diesem Mann nichts zu sagen. Er würde ihn nicht verstehen, weil er genau wie die Anderen war. Voreingenommen. Derselbe Blick, der ihm immer galt, wenn man ihn für seine Liebe verurteilte. 
 

„Ich verstehe“, gab der Arzt von sich und lehnte sich weit in seinem Stuhl zurück. Die Arme auf den Lehnen, Finger ineinander verschränkt. 
 

„Und was genau verstehen Sie?“ Naruto war sich sicher, dass er überhaupt nichts verstand. 
 

„Ich sag Ihnen was. Sie verstehen gar nichts. Sie sitzen hier in ihrem Sessel und tun so, als ob Sie alles wüssten. Aber Sie wissen absolut nichts über mich oder das, was mir passiert ist. Sie sind genau wie meine Eltern. Nicht mehr, nicht weniger.“ Auch wenn er es ruhig aussprach, im Inneren war er kurz davor zu zerbersten. Er hatte genug von Menschen, die meinten, alles besser zu wissen. 
 

„Dann würde ich vorschlagen, du erzählst mir deine Geschichte, damit ich mir selbst ein Bild davon machen kann.“ Das gepresste Knurren konnte Naruto nicht zurückhalten. Wie oft müsste er diesen Mist noch hinter sich bringen? Er kannte den Ablauf schon zu genüge. Er würde beteuern, dass er nur verliebt war, während die Anderen ihn als Stalker und Kranken bezeichnen würden. 
 

„Wie Sie wollen. Alles fing vor zwei Monaten an, als meine Ex beschlossen hat, sich von mir zu trennen. Kurz vor unserem halbjährigen Jubiläum. Sie hat mir mein Herz rausgerissen, und ist zur Krönung noch mit dem Arschloch von Bastard zusammen. Ende der Geschichte“. Mit der Stimme eines Märchenerzählers, doch das Gesicht so verhärtet, dass der Kontrast bizarr wirkte. Seine Kieferknochen traten bei dem Druck hervor, mit dem sich seine Zähne aufeinander pressten. Er musste sich selbst dazu zwingen, nicht einfach aufzustehen und dieses Gebäude hinter sich zu lassen, um mutwillig Dinge zu zerstören. 
 

Der Mann vor ihm wirkte nachdenklich. Wenn auch nur für einen kurzen Moment.
 

„Also hat sie dich für einen anderen verlassen?“ Der Arzt schien sein Glück testen zu wollen. Es missfiel Naruto. Die Beherrschung die er aufbringen musste, war kaum ertragbar. 
 

„Welchen Teil von: Sie ist jetzt mit dem Arschloch von Bastard zusammen haben Sie nicht verstanden?“ Wieder dieses sichtbare Grinsen unter dem Tuch. Naruto sah es, weil sich leichte Falten um die Augenpartie des Arztes bildeten. 
 

„Das war aber nicht die Frage. Dass sie einen anderen hat, ist mir bewusst, ich möchte aber wissen, ob er der Grund war, weswegen sie sich von dir getrennt hat.“ Naruto schwieg daraufhin. Ernsthaft, warum schmerzte dieses Gespräch so? Er würde die verbliebenen Minuten einfach nichts mehr sagen. 
 

Die Stille ließ den Arzt seufzen. 

„Gut, dann werde ich mit deinen Eltern einen weiteren Termin vereinbaren.“ Eines der Dinge, die Naruto mit Sicherheit nicht wollte. Aber was sollte er tun? Mit einem Fremden über seine Probleme reden? Es war ihm zuwider. 
 

„Ja, sie hat sich wegen ihm getrennt. Um genau zu sein, hat sie mich vor der Haustür abserviert und mir gesagt, dass sie ihn liebt. Dass sie mich nicht lieben würde und ich es akzeptieren sollte, dass sie jetzt mit ihm zusammen ist. Dann hat sie die Tür zugeschlagen.“ 
 

Er erlebte die Situation von damals jetzt zum ersten Mal bewusst. Als es wirklich passiert war, fühlte sich alles so weit weg an. Wie durch einen Schleier hatte er die Umwelt gesehen und war nach Hause gelaufen, unfähig zu begreifen, was sie ihm gerade gesagt hatte. Wie brutal und herzlos ihre Worte waren, ihr Blick dabei so entschlossen, dass er es ausgeblendet hatte. Bis jetzt. Bis er es bewusst aussprach. Die Kraft, die es ihn kostete, nicht sofort in Tränen auszubrechen, schien von dem Mann mit der Maske unbemerkt. Wieder folgte die Stille. Dabei das stetige Geräusch des Kugelstoßpendels.
 

„Was ist danach passiert?“ Naruto atmete tief durch. Versuchte sich zu erinnern, wirklich hartnäckig daran zu erinnern, was dann passiert war. Doch in seiner Erinnerung war alles unscharf. Er hörte seine eigenen Schreie und das Weinen, erinnerte sich an den innerlichen Todeskampf, aber an nichts genau, weil alles zu viel war. Jedes einzelne Gefühl gebündelt in Einem. Schmerzhaft. 
 

„Ich weiß nicht genau. Danach ging alles wie gewohnt weiter. Nur mit dem Unterschied, dass alles beschissen war. Leerer. Grau.“ Seine brüchige Stimme ließ ihn innehalten. Wenn er jetzt weitersprechen würde…
 

„Und wie fühlt es sich jetzt an?“ Eine Frage, die Naruto überlegen ließ. Abgesehen davon, dass es immer noch grau war, fühlte er Wut. Unbändigen Hass, den er auf eine Person projizierte. Und genau das füllte die Leere in ihm. 
 

„Immer noch beschissen. Aber der Hass auf ihn hilft mir dabei, es anders zu sehen.“ Eine schwammige Aussage, doch der Arzt verstand. Ein zustimmendes Geräusch, das seine Lippen verließ, während er Naruto musterte.
 

„Und wenn sie erst mal begreift, was für ein Arschloch er ist, wird sie meine Mühe zu schätzen wissen und…“, bevor er überhaupt weitersprechen konnte, unterbrach ihn der Doc. 
 

„Du denkst, sie wird zu dir zurückkommen.“ Die Feststellung ließ Narutos Magen verkrampfen. Auf der einen Seite, weil er wirklich die Hoffnung hatte, es würde so kommen und auf der anderen Seite hatte er das Gefühl, dass der Mann ihm mit diesem Satz jegliche Hoffnung nahm. Als ob er ihm damit sagte, dass Tote nicht wieder auferstehen konnten. So endgültig. 

„Das wird sie, wenn dieser Mistkerl verschwindet.“ Er glaubte an sich. An seine Worte und an seinen Wunsch. Das konnte ihm niemand nehmen. 
 

„Wünschst du dir denn, dass sie glücklich ist?“ Naruto nickte. Natürlich, er wollte dass sie glücklich war, Dass sie lachte, wie sie es immer tat wenn ihr etwas gefiel, sodass sein Herz bei dem Anblick wild in seiner Brust trommelte. 
 

„Selbst, wenn ihr Glück deines ausschließt?“ Das war der Moment, in dem der Muskel in seiner Brust stoppte. Sich schmerzlich zusammenzog, bevor er unregelmäßig weiter schlug. Er wollte darauf nichts erwidern. 
 

„Was, wenn sie ohne dich glücklich ist, gemeinsam mit ihrem neuen Freund?“
 

„Aber sie ist es nicht!“, schrie er und stand so schnell auf, dass der Arzt ihn überrascht ansah. Die verzweifelten Augen des Jungen starrten ihm entgegen. Er wirkte so verloren, dass er es vorzog, vorerst zu schweigen, um Naruto die Zeit zu lassen, die er brauchte, um sich wieder zu beruhigen. 
 

„Sie ist es nicht. Sie sieht so unglücklich aus. Egal wie sie lächelt. Egal wie sie sich an ihn klammert, sie sieht so unglücklich aus. Sie…“ Damit war der Damm gebrochen, der die Tränen hartnäckig unter Verschluss hielt. Sie liefen über seine Wangen, tropften ungehindert zu Boden. Einfach so.

„Er macht sie nicht glücklich.“ Seine Hände waren zu Fäusten geballt, die Augen fest zusammengekniffen. Es war egal, dass Sakura mit Sasuke zusammen war, weil Naruto wusste, dass Sakura unglücklich war. Er beobachtete es jeden Tag. Jeden verdammten Tag sah er die grünen Augen, die so hoffnungslos auf Sasuke lagen, sich an etwas klammerten, das gar nicht vorhanden war. Nicht eine Geste, kein einziges Lächeln. Die Initiative ging stets von ihr aus. Sasuke agierte nie. Es war immer sie, die die Nähe zu dem Eisblock suchte und Naruto wusste es, weil er es sah. 
 

Die Hand auf seiner Schulter hatte er nicht erwartet und das war auch der Grund, warum er seine Augen wieder öffnete. 

Der Mann vor ihm drückte leicht zu.
 

„Ich denke nicht, dass du krank bist, aber es ist nicht gut an etwas festzuhalten, was womöglich gar nicht existiert.“ Naruto begriff die Bedeutung dahinter. Aber nur kurz. Nur kurz ließ er es zu, die Wahrheit über seine Liebe zu sehen, bis eine innere Stimme ihm riet, es auszublenden. Es schmerzte zu sehr, um darüber nachzudenken, um alles zu fühlen. Nicht in diesem Moment. 
 

Rückblick Ende
 


 

Seufzend vergrub er das Gesicht in den Händen. Heute. Ausgerechnet heute, an einem Freitag, hatte er seinen nächsten Termin in der Praxis. Dabei lag der letzte Besuch erst zwei Tage zurück. Ja, er hatte viel darüber nachgedacht, aber eine wirkliche Lösung fand er nicht. Der zusätzliche Sakuraentzug machte ihm zu schaffen. Der Schultag zog sich hin und jedes Mal, wenn er auf den leeren Platz starrte, an dem sie sonst saß, wurde die Sehnsucht nach ihr nur noch größer. Zusätzlich erinnerte er sich immer wieder daran, wie er Sasuke gestern und heute in den Pausen beobachtet hatte. Jede seiner Bewegungen hatte er studiert, um zu versuchen sie zu imitieren, damit er hinter das Geheimnis kam, warum die Menschen ihm so verfallen waren. Er suchte die unmöglichsten Plätze auf, um ungestört seiner neusten Tätigkeit nachzugehen. Es war schon fast ein Zwang, den anderen anzustarren. Warum wirkte Sasuke bei allem was er tat so desinteressiert? Warum lächelte er nie, wenn alle anderen sich vor Lachen kringelten, weil jemand einen Witz erzählt hatte? Es schien so, als ob er gar nicht anwesend wäre. Nur eine Hülle. Eine unantastbare Hülle. Leblos und dennoch verehrt. Von Menschen, denen es scheinbar egal war, dass Sasuke mehr tot als lebendig wirkte. Solange sie sich in seiner Anwesenheit befanden, war es okay. Naruto verachtete diese Leute. Und doch fiel ihm auf, dass Sakuras Freundinnen Abstand zu Sasuke und dessen Leuten hielten. Er wusste, dass sich etwas verändert hatte, nur kam er nicht darauf. 
 

Jedenfalls nicht bis zur letzten Pause, in der Kiba das Glück hatte Naruto abzufangen, ehe er wieder verschwinden konnte.
 

„Du kleiner Wichser, heute haust du nicht so einfach ab. Was ist los mit dir? Du versteckst dich seit gestern vor mir, was soll der Scheiß?“ Sein bester Freund klang wütend und Naruto konnte es ihm nicht verübeln. Schließlich hielt er seit Mittwoch Abstand zu ihm, aus Angst, ungewollte Fragen beantworten zu müssen. Trotzdem gefiel es ihm nicht, dass Kiba sein Handgelenk zusammendrückte. 
 

„Lass mich los“, grummelte er und entzog sich nur mit Mühe dem festen Griff. 
 

„Wenn du mir versprichst mich nicht wieder zu ignorieren. Warum reagierst du nicht auf Anrufe, SMSen, Mails oder Briefe?“ Es stimmte, er erwiderte keinen von Kibas Versuchen, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Die Briefe, die er während der Stunde von ihm bekam, knüllte er sofort ungelesen zusammen und stopfte sie in seinen Rucksack. Zu Hause entsorgte er sie. Genauso machte er es mit SMSen. Sie landeten ebenfalls ungelesen im Papierkorb seines Handys und jedes Mal, wenn Kiba versuchte im Unterricht mit ihm zu reden, ignorierte er ihn. Und in den Pausen war er nie auffindbar. Doch nicht heute. Heute hatte er ihm aufgelauert. Pech für Naruto, dass er ausgerechnet an diesem Tag die Toilette aufsuchen musste. 
 

„Also?“ Kiba wartete auf seine Erklärung. Naruto rollte die Augen und lief den Flur entlang. Er war sich sicher, dass der Andere ihm folgen würde. 
 

„Ich hatte einfach keinen Bock auf dumme Fragen. Ja, ich war beim Arzt und es war scheiße. Ja, ich vermisse Sakura und ja, ich hasse Sasuke noch immer.“ Kiba fing an zu lachen. Aber es war kein freundliches Lachen.
 

„Du bist so ein gestörter Bock, ich weiß gar nicht, warum wir eigentlich Freunde sind. Willst du dich nicht wenigstens für dein Asiverhalten entschuldigen?“ Er blieb stehen und drehte sich herum. Dass er sich wie ein komplettes Arschloch verhalten hatte, merkte er erst, als er in Kibas treudoofes Gesicht sah.
 

„Ist es wirklich so schlimm mit mir zu reden?“ Naruto schluckte. 
 

„Hättest du mir nicht schon gestern sagen können, dass du derselbe Penner bist, wie immer? Mit der Ausnahme, dass du beim Arzt warst? Ist es echt so schlimm für dich mit mir darüber zu reden? Mhh?“ Kiba war während seines Monologs näher gekommen. Seine braunen Augen bohrten sich in Narutos. Schuldbewusst wandte er den Blick ab. 
 

„Entschuldigung.“ Und damit lachte Kiba erneut. Aber diesmal klang es erleichtert. Die Faust, die er Naruto gegen die Schulter schlug, war seine Art ihm zu zeigen, dass alles okay war. 
 

„Im Ernst, du bist der dümmste Freund, den ich jemals hatte.“ Naruto grinste. Auch wenn er ihn beleidigte, es war alles in Ordnung, solange Kiba nicht mehr sauer war. 
 

„Ich nehme mal an, du hast die Zettel oder SMSen nicht gelesen oder?“ 
 

„Nein.“ Jetzt grinste auch Kiba. 
 

„Hab ich mir schon fast gedacht. Komm mit aufs Dach, dann gebe ich dir die Kurzfassung. Kaum zu glauben, dass du es noch nicht weißt.“ Jetzt war er neugierig. Er folgte Kiba, auch wenn er lieber etwas anderes getan hätte. Aber auch von oben konnte er Sasuke beobachten, nur eben nicht mehr so ungestört. 
 

Kiba ließ sich auf dem Boden nieder und lehnte gegen die Balustrade. Naruto stand neben ihm, Augen auf ihn gerichtet, bereit dazu, die Neuigkeiten zu hören, die sein bester Freund so angepriesen hatte. 
 

„Also, heute steigt eine echt geile Party, alle werden da sein und wir beide auch.“ Innerlich verdrehte Naruto die Augen. Toll, für das hatte Kiba nun so einen Wirbel gemacht? Eine Party auf die er eh nicht gehen würde. Obwohl, vielleicht wenn Sasuke dort wäre. Oder vielleicht sogar Sakura?
 

„Außerdem solltest du wissen, dass Sasuke Sakura abgeschossen hat.“ Unbewusst hielt er den Atem an. Augen so groß, dass Kiba anfing zu glucksen. Dieser Satz war wie ein Atomschlag, mitten in seine Gedärme. Er war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.
 

„Was?“, hauchte er ungläubig. Seine Hände zitterten. War es Freude? Nein, so fühlte es sich nicht an. In diesem Moment war es nur Überraschung. 
 

„Jup, hättest du meine Nachrichten gelesen, wüsstest du warum Sakura seit Montag fehlt. Ino hat mir alles erzählt. Der Creeper hat sie abgeschossen“, erzählte Kiba belustigt und kramte in seiner Jackentasche nach Zigaretten. Der einzige Grund, warum er sich jede Pause aufs Schuldach verzog. Naruto tat etwas anderes. Er suchte in der Masse an Schülern nach einem bestimmten Gesicht. Als er es schließlich fand, spürte er dieses Kribbeln in sich. Wie konnte Sasuke es wagen, Sakura so einfach von sich zu schieben? Und dann besaß er die Dreistigkeit, völlig desinteressiert zu wirken. Als ob es ihm egal wäre, dass Sakura wegen ihm fehlte. Fest biss er sich auf die Innenseite seiner Wange. Der Schmerz war angenehm im Vergleich zu dem Gefühl in seinem Bauch. Ja, er würde auf die Party gehen. Er musste mehr darüber in Erfahrung bringen und wenn sich die Gelegenheit bot und Sasuke wirklich dort auftauchte, würde er ihm die Fresse polieren. 
 

 

Sag mir, wie fühlt es sich für dich an?

Resignation

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Absolution


 

Sieh sie dir an. Die Unvollkommenheit meiner Seele. Die Schwäche meiner Gedanken. Schutzlos wird dir alles offenbart. Reglos, und doch so voller Leben. Was wirst du tun, wenn du an der Schwelle stehst, und erkennst, dass es kein Zurück mehr gibt? Mach einen Schritt nach vorne…und noch einen weiteren. Bis es nicht mehr weitergeht. Und dann fall mit mir, gemeinsam in die Absolution.
 

 

 

 

 

 

 

Die Wucht des Aufpralls presste die Luft aus seinen Lungen, die er hartnäckig dort festgehalten hatte.  Ein leises Flüstern hallte in seinem Kopf wider.

 

 

 ‚Bitte verzeih mir‘.

 

 

Drei Worte. Drei kleine Worte, die er ihm zugeflüstert hatte. Sie waren für seine Ohren bestimmt. Für ihn alleine. Erst jetzt realisierte er die Schmerzen. Sie zogen sich durch seinen gesamten Körper. Wo war die Dunkelheit, die er erwartet hatte? Seine Handflächen brannten, waren wund von dem Fall, den er instinktiv versucht hatte mit seinen Händen abzufangen. Ganz langsam öffnete er die Augen. Er war nicht tot. Nein, er lag noch nicht mal in der Nähe der Stelle, an der er hätte liegen müssen. Warum? Mit einem Ruck brachte er seinen Körper in eine aufrechte Position. Er kniete. Und er lebte. Als er über seine Schulter blickte, wusste er auch warum. Seine Lippen waren leicht geöffnet. Fassungslosigkeit zeichnete sich auf seinen Zügen ab und mit einem Schlag drangen ausgeblendete Geräusche an seine Ohren. Wilde Schreie, die er nicht verstand. Das Auto. Er hatte es gesehen. Er hatte sein Ende gesehen und es begrüßt. Warum also saß er hier auf der dreckigen Straße?

 

 

„Wo bleibt der verdammte Krankenwagen?“  Ein Mann schrie in sein Handy.

Von überall hörte er die Stimmen.

 

„Scheiße, mir wird schlecht. So viel Blut. Oh mein Gott“.  

Ein Mädchen, das er nicht kannte.

 

„Fuck, ist das nicht der Typ aus Ebisus Klasse?“

Einer der Jungen, die Sasuke in der Schule immer verfolgten.

Immer mehr Stimmen, die laut wurden. Er sah das Blut, das eigentlich seines hätte sein müssen. Ein weiteres Trauma. Seine Augen waren weit aufgerissen und folgten dem Rinnsal, das eine Linie bildete. Rote Flüssigkeit, die sich unaufhörlich auf dem rauen Asphalt ausweitete, keine zwei Meter von ihm entfernt.  

 

„Geht zur Seite, wir müssen hier durch“.

 Sanitäter. Zwei von ihnen. In Sasuke stieg Panik auf. Sein Gehirn verarbeitete die Situation. Eine Situation, die unmöglich real sein konnte. Das hätte Naruto niemals getan.

 

‚Bitte verzeih mir‘.

 
 

Er hyperventilierte. Nein. Niemals. Er hätte ihn nicht gerettet. Warum? Es entzog sich jeglicher Logik.  

Er hasste ihn, also warum sollte er so etwas tun? Warum sollte gerade er ihm das Leben retten? Es war die letzte Frage die er sich stellte, als die Dunkelheit endlich an ihm zerrte und seinen ruhelosen Geist mit sich zog.  

 

 

Als er erwachte, stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Wieder war es dieser Traum. Derselbe Traum, der die letzten Jahre häufig heimsuchte. Nur vage konnte er sich daran erinnern. Sein Bewusstsein versuchte zu verdrängen und ihm vorzugaukeln, dass der Schmerz schon längst vergangen war. Es war das Hier und Jetzt, dem er seine Aufmerksamkeit schenken musste. Er wusste er lag nicht in seinem Bett, denn der Stoff unter seinen Fingerkuppen fühlte sich viel zu rau an. Dennoch, er ließ seine Augen geschlossen und versuchte an Erinnerungen zu gelangen. Der Schleier der Gedanken die über ihn hinwegzogen, ließen ihn die Luft anhalten, waren der Auslöser, dass sich sein Mund zu einem stummen Schrei öffnete. Die körperlichen Schmerzen kamen abrupt. Er blinzelte, fühlte eine fremde Hand auf seiner Stirn. Es war dunkel um ihn herum, doch da war jemand. Niemand mit bösen Absichten.
 

„Du bist endlich wach“. Es war die Stimme seines Vaters. Als seine Sicht sich klärte, konnte er sein Gesicht erkennen. Von Sorge gezeichnet, fragend und dennoch zurückhaltend. Seine Augen wanderten durch den Raum. Die Einrichtung ließ darauf schließen, dass man ihn ins Krankenhaus gebracht hatte.

Sasuke erwiderte nichts, sondern versuchte sich aufzusetzen, doch es blieb bei dem Versuch, da der Schmerz der sich durch seine Kehrseite zog, so stark war, dass er sich auf die Unterlippe biss. Sein Vater drückte ihn sanft, aber dennoch bestimmend zurück in die Laken. 
 

„Du solltest besser liegenbleiben. Laut dem was die Ärzte mir gesagt haben, wurdest du…du wurdest…“. Es war ungewohnt diesen Mann so zu hören. Fugaku Uchiha stammelte nie.
 

„Vergewaltigt“. Sasuke schluckte. Er erinnerte sich genau an das, was Naruto und er in diesem Zimmer getan hatten. Er selbst hatte es so bezeichnet, doch nun hörte es sich falsch an. Aus dem Mund seines Vaters hörte es sich nicht richtig an.
 

„Ich bin nicht vergewaltigt worden“. Seine Stimme klang rau. Er wich dem Blick des älteren Mannes aus.
 

„Sasuke, du hast geblutet. Und da war auch…Sperma. Willst du mir wirklich weißmachen, dass das keine Vergewaltigung war? Wer war es?“ Er schüttelte den Kopf.
 

„Niemand. Es war niemand. Ich wurde nicht vergewaltigt“, widerholte er und setzte sich aus Trotz aufrecht hin. Es schmerzte so sehr, dass er kurz davor war ohnmächtig zu werden,  aber das wollte er nicht zugeben. Schließlich war er selbst Schuld. Er hatte Naruto so weit gebracht und sich nicht gewehrt, obwohl er wusste, er hätte sich wehren können. In seinem Kopf war es die gerechte Strafe. Doch es war auch mehr. Als sich ihre Lippen zum ersten Mal berührt hatten, war es die Erfüllung seines geheimsten Wunsches. Er ekelte sich vor sich selbst, als er daran dachte, wie sehr er es genossen hatte, Narutos Haut auf seiner eigenen zu spüren.
 

„Sasuke. Ich weiß, dass du dich schämst wegen dem was passiert ist, aber es ist nicht deine Schuld“. Es stimmte. Er schämte sich, doch das tat er aus einem anderen Grund. Er würde seinem Vater nicht sagen, was wirklich vorgefallen war, das konnte er unmöglich tun.
 

„Ich habe mit Kakashi telefoniert. Er wird bald herkommen, dann kannst du mit ihm darüber reden“. Sasuke schnaubte. Es war ihm bewusst, dass der Mann, der an seinem Bett stand, sich nicht in der Lage dazu fühlte, mit ihm über so etwas zu reden. Das war noch nie der Fall, egal was bisher geschehen war. Selbst als seine Mutter die Familie vor drei Jahren zurückgelassen hatte, wurde professionelle Hilfe in Anspruch genommen.
 

„Auch darüber, dass du deine Medikamente wieder abgesetzt hast“. Der Schock traf ihn unerwartet. Also hatte sein Vater es herausgefunden.
 

„Shizune hat mich angerufen und mir erzählt, dass du dein Rezept vorgestern geholt hast. Die letzte Packung war aber schon vor einer Woche leer“, es herrschte kurze Stille, sein Vater fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht, „und Sasuke, so geht das nicht. Du musst dich darum kümmern, dass du deine Medikamente rechtzeitig holst. Wenn du es nicht schaffst, dann sag es mir. Ich trage die Verantwortung für dich“.
 

„Ich hab es vergessen“, erwiderte er, doch sein Vater war nicht zufrieden mit dieser Antwort.
 

„Wie kannst du so etwas vergessen? Es ist wichtig. Du bist fast überfahren worden und dazu noch vergewaltigt! Was wäre als nächstes passiert? Es ist keine kleine Sache Sasuke. Ich habe dir die Freiheit gelassen, damit du langsam auf die Beine kommst, aber du hältst es anscheinend nicht für nötig. Wie soll das weitergehen? Du bist achtzehn Jahre alt. Wie denkst du wird es in Zukunft laufen? Muss ich jemanden arrangieren, der überprüft ob du deine Tabletten nimmst?“ Die Worte brachten ihn zum Schmunzeln. Als ob er je Freiheit besessen hätte. Sein Vater verfügte über eine Vollmacht, bei der er alles über ihn bestimmen konnte.
 

„Vielleicht will ich die Tabletten gar nicht mehr nehmen. Und vielleicht wollte ich überfahren werden, schon mal daran gedacht?“ Es war gewagt sich aufzulehnen, doch was würde schon passieren? Er würde ihm kein Haar krümmen, dazu war er viel zu passiv. Sein Vater gab sich die Schuld für die Vergangenheit und genau das wusste Sasuke.  Deshalb nutzte er es aus. Ein Ausgleich für die Bevormundung.  
 

„Nein, du hast gar keine Zeit dir darüber Gedanken zu machen. Du bist ja nie da“.  Es war ein innerer Zwang zu provozieren wo es nur ging. Ein Versuch, Aufmerksamkeit zu erlangen. Törichtes, kindisches Verhalten. Die Augen seines Vaters funkelten zornig, doch anstatt seinen Unmut zum Ausdruck zu bringen, wählte er die Variante, die er immer benutzte, wenn ein Gespräch aus dem Ruder zu laufen drohte. Er drehte sich um und lief zur Tür.
 

„Ich werde nachsehen wo Kakashi bleibt und dem Arzt sagen, dass du wach bist“. Damit war er verschwunden und ließ sein Kind alleine zurück. Alleine mit den Gedanken an die Ereignisse der Vergangenheit, aber auch an Dinge, die vor kurzen vorgefallen waren. Seine Augen glänzten als er sich zurückfallen ließ. Er musste nicht länger zeigen, dass er unverwundbar war. Denn das war er nicht. Nicht im Geringsten. Er hatte nur gelernt sich so zu geben, nachdem seine Welt zusammengebrochen war. Es machte das Leben leichter, wenn nicht unbedingt für ihn selbst.

 

Als sich wenig später die Tür wieder öffnete, erkannte Sasuke, dass sein Vater nicht wiedergekommen war. Es war Kakashi, der mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck näher an ihn herantrat und ihn musterte, so wie er es immer tat, kurz bevor er eine seiner Lektionen erteilte. Sasuke grinste. Für ihn war der Doc wie ein offenes Buch.  

 

„Spar es dir. Ich hab keine Lust darüber zu reden“.  Das war Kakashi scheinbar egal, denn er fing trotzdem an zu reden.

 

„Dann werde ich reden und du hörst zu. Was meinst du was passiert, wenn deine Phase vorbei ist?“ Der Arzt nahm auf einem der Stühle Platz, die für Besucher vorgesehen waren.
 

„Deine Depressionen kommen zurück. Und weißt du was das bedeutet? Du wirst zurück in die Klinik müssen, damit man für deine Sicherheit garantieren kann“. Sasuke presste die Lippen aufeinander. Er wollte nicht einmal daran denken an diesen Ort zurückzukehren.
 

„Mir geht es gut. Um ehrlich zu sein, ging es mir nie besser“. Eine Lüge, die Kakashi sofort durchschaute. Auch er kannte Sasuke besser, als sich von ihm täuschen zu lassen. Er hatte die Abgründe seiner Psyche gesehen, sie dokumentiert, und verinnerlicht.
 

„Du bist zu schlau genug um zu verstehen, was das hier für Auswirkungen haben wird. Du wärst heute um ein Haar überfahren worden“. Die Bettdecke raschelte, als Sasuke sie von sich schob und sich aufsetzte.
 

„Und du bist schlau genug um zu wissen, wohin uns dieses Gespräch führen wird“. Jede Bewegung schmerzte, doch er würde sich vor Kakashi nicht die Blöße geben. Der Mann beobachtete ihn genau, er konnte es spüren.
 

„Was ist mit der Vergewaltigung?“ Der Doc versuchte das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Er wusste, wenn Sasuke erst einmal dicht machte, war es schwer ihn zum Reden zu bringen. Wenn nicht sogar unmöglich.

 

„Es gab keine Vergewaltigung“.
 

„Dein Vater und die Ärzte haben gesagt-„

 Sasuke fuhr ihm kalt dazwischen:

„Es gab keine Vergewaltigung, egal was sie sagen. Ich werde es wohl am besten wissen“.
 

„So wie mit der Einnahme deiner Medikamente?“ Sasuke entwich ein grollendes Geräusch. Kakashi hatte sich festgebissen. Er war hartnäckig und das zerrte an seinen Nerven. Er hatte seine Kraft schon dafür verbraucht, nicht an Naruto zu denken. An Fragen, die versuchte zu verdrängen.
 

„Ich hatte Sex. Das ist alles“. Seine Beine hingen mittlerweile über dem Bettrand. Zentimeter für Zentimeter bewegte er sich.
 

„Sex also. Ich verstehe“. Er sah deutlich, wie sehr Sasuke sich quälte aufzustehen. Doch er half ihm nicht. Der Junge hätte es ohnehin abgelehnt.
 

„Ja, so etwas passiert ab und an. Vielleicht kannst du dich noch daran erinnern. Damals, als du noch ein Leben hattest“.  Wieder wählte er den Weg der Provokation. Sein Leitmotiv. Doch bei Kakashi konnte er mit diesem Verhalten nichts bewirken. Es war eher ein jämmerlicher Versuch Konfrontationen zu vermeiden.
 

„Darf ich fragen, mit wem du den Akt der Liebe vollzogen hast?“ Sasuke rollte seine Augen und verzog die Lippen.
 

„Nein, darfst du nicht“, antwortete er, angewidert davon, dass der Arzt die Frage so verpackt hatte. Liebe stand nicht zur Auswahl. In seiner Realität war es das genaue Gegenteil.
 

„Da es im Moment nichts bringt mit dir zu reden, werde ich alles in die Wege leiten. Spätestens morgen wird dein Zimmer bereitstehen. Ich kläre dann alles weitere mit deinem Vater“. Und damit stand der Mann auf. Er würde gehen, das wusste Sasuke und doch konnte er sich nicht dazu überwinden, etwas darauf zu erwidern. Sie würden ihn immer wieder wegsperren, wenn er nicht so funktionierte, wie sie es wollten. Selbst der letzte Ausweg vor drei Jahren war gescheitert.
 

„Warte“. Es war leise, doch Kakashi blieb trotzdem stehen. Er hatte Sasuke den Rücken zugewandt, fast so, als wollte er sichergehen, dass der Junge sagte, was auch immer er sagen wollte.
 

„Lebt er?“ Er verstand nicht, worauf Sasuke sich bezog und drehte sich zu ihm herum. Er hatte den Blick gesenkt und seine Hände waren um die Seitenstangen des Betts verkrampft.
 

„Wen meinst du?“ Er befürchtete das Schlimmste. Wenn Sasuke bereits jetzt anfing, Fragen über die Vergangenheit zu stellen, musste er schnell handeln.
 

„Naruto“. Kakashi runzelte die Stirn. Was hatte Naruto damit zu tun?
 

„Wieso sollte er nicht leben?“ Zum ersten Mal seit seinem Aufenthalt in diesem Zimmer sah Sasuke ihm direkt in die Augen. Es war noch immer dunkel, doch das Licht, das von außerhalb in den Raum drang reichte aus, um zu erkennen, dass  die Augen des Jungens schimmerten.
 

„Er hat mich gerettet. Er hat mich von der Straße geschubst. Das Auto. Es hätte mich treffen sollen“. Es fiel ihm schwer es auszusprechen, doch er musste es wissen. Kurz erinnerte er sich an die feste Umarmung. Wie er ihn festhielt, ehe er ihn von sich gestoßen hatte, um ihm das Leben zu retten.

Kakashi  war schwer erschüttert. Er hatte nicht die leiseste Ahnung von dem was vorgefallen war. Zwar hatte Fugaku ihm erzählt, dass Sasuke in einen Autounfall verwickelt wurde, doch die genauen Einzelheiten kannte er nicht.
 

„Wieso?“ Er sprach es unbewusst laut aus, so verwirrt war er. Was verbarg Sasuke vor ihm?
 

„Was ist passiert Sasuke?“, fragte er besorgt, bereits dabei wieder zurück zum Bett zu laufen, doch Sasukes Stimme hielt ihn davon ab.
 

„Ich kann jetzt nicht darüber reden. Bitte. Finde heraus ob er lebt“. Niemals zuvor hatte Sasukes Stimme sich in seinen Ohren so angehört. Es war, als würde er darum flehen. Ein weiterer schockierender Moment für Kakashi. Zudem war da auch noch die Sorge um Naruto. Was war zwischen ihnen passiert, dass es so weit gekommen war?
 

„Ich werde nachfragen. Leg dich wieder hin“. Er verließ das Zimmer kurz darauf, um etwas über Naruto in Erfahrung zu bringen.

 

Sasuke hingegen versuchte seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. So viele Fragen blieben unbeantwortet, doch sie schwirrten in seinem Kopf umher. Woher zum Beispiel wusste Naruto von seiner Vergangenheit? Gnadenlos hatte er sie ihm vorgeworfen, sogar seinen eigenen Bruder erwähnt. Dinge, die er einfach nicht wissen konnte. Nur Kakashi und sein Vater kannten die Details, also wie war er an die Informationen gekommen? Es schien fast so, als ob er seine Krankenakte gelesen hätte.

 

 Aber das war längst nicht alles, was ruhelos durch seine Gedanken raste. Weshalb er ihn gerettet hatte, das war die Frage, die er sich jetzt auch stellte. Warum hatte er um Verzeihung gebeten? Warum hatte er sich für ihn vor ein Auto geworfen? Er verstand es nicht. Er hatte alles Erdenkliche getan, um von Naruto gehasst zu werden. Hatte ihn provoziert, ihn verletzt und sogar seine Beziehung zerstört. Weil er es nicht ertragen konnte, dass Naruto glücklich war. Weil er es nicht verkraftete, dieses Lächeln zu sehen. Die Art wie er immer gelächelt hatte, wenn Sakura in der Nähe war. Es war für ihn kaum aushaltbar. Er hasste Naruto dafür, dass er diese Gefühle in ihm hervorrief, da er schon lange damit abgeschlossen hatte. Es nicht erwartet hatte, jemals wieder so fühlen zu können. Selbst jetzt, als er auf diesem Bett saß, verleugnete er seine eigenen Gefühle.

 

 

 

 

 

 

Drei Wochen später

 

Trotz der Sonne die auf sein Gesicht schien, herrschte beißende Kälte. Es war Mitte November, einer der Monate, die sein dunkles Gemüt zusätzlich trübten. Sein Blick war auf den Stein vor seinen Füßen gerichtet. Heute war sein erster Tag in Freiheit und er hatte ohne Umschweife diesen Ort aufgesucht. Ein Schritt, um wieder Routine in sein Leben zu bringen. Drei Wochen lang hatten sie Sasuke in der Klinik eingesperrt, um für seine Sicherheit zu garantieren. Er wusste es war gerechtfertigt, dennoch verabscheute er ihr Handeln. Mit der neuen Schuld die auf seinen Schultern lastete, hätte er genau das getan, was sie von ihm erwartet hatten und es wurmte ihn, von ihnen durchschaut worden zu sein. Sein Zusammenbruch wurde vorhergesagt und genau so traf es auch ein. Die Depression die ihn dabei begleitete war so schlimm, dass man ihn rund um die Uhr beobachtet musste. Selbst jetzt stand jemand in der Nähe, um auf ihn aufzupassen. Maximale Sicherheit, auf all seinen Wegen. Eine Tatsache, die seine Laune nur noch verschlimmerte. Wie ein rohes Ei wurde er behandelt, weil man ihm etwas Gutes tun wollte, damit jedoch genau das Gegenteil bewirkte. Er hasste seine eigene Schwäche, die von seinem Umfeld reflektiert wurde. Sie hielten ihn für schwach, weil er es war, doch er lehnte es ab, es von ihnen zu hören.  

 

Als er sich an die Gespräche mit Kakashi zurückerinnerte, zog er die Augenbrauen zusammen. Er wusste nun woher Naruto die Informationen über seine Vergangenheit hatte.  Es war ein Schock für ihn gewesen, zu erfahren, dass Naruto ebenfalls in Therapie war, doch ein weitaus größerer Schock war es, dass Naruto in Kakashis Praxis eingebrochen war, um an seine Akten zu gelangen. Kiba hatte dem Doc unter Tränen die ganze Wahrheit gestanden und der wiederrum hatte es Sasuke in einer der Sitzungen in der Klinik erzählt.   

 

 

Er ging in die Hocke, zog sich seine Handschuhe von den Fingern und streifte über die Inschrift des Steines. Es war der Name der ihn faszinierte. Ohne es verhindern zu können, bildeten sich Tränen in seinen Augenwinkeln.

 

„Warum?“, fragte er leise und drückte mit der Handfläche gegen den kalten Stein.
 

„Warum hast du mich gerettet? Ich verstehe es einfach nicht. Warum hast du mich nicht einfach sterben lassen, so wie ich es verdient habe?“

Er wusste er würde keine Antwort erhalten, doch es hinderte ihn nicht daran zu sprechen.
 

„Du hättest leben sollen, nicht ich. Ich hasse dich dafür. Ich hasse…“, er brach ab, da es zu sehr schmerzte, diese Lüge von sich zu geben. Es entsprach nicht der Wahrheit, doch für seinen Verstand war es leichter, mit der Lüge zu leben. Ein trügerischer Selbstschutz, der langsam aber sicher bröckelte.
 

„Es…“ Der Windstoß der über ihn hinwegfegte sorgte dafür, dass er wieder aufstand.

„Es tut mir leid“. Mittlerweile hatten sich die Tränen gelöst. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
 

„Das alles tut mir leid. Wenn ich könnte, würde ich alles rückgängig machen“. Es war sein größter Wunsch, doch er war sich darüber bewusst, dass es bereits zu spät war. Man konnte die Toten nicht wieder zum Leben erwecken. Und dennoch, er hätte alles dafür gegeben, wenn es eine Möglichkeit gäbe.
 

„Doch es geht nicht. Nicht bei dir“. Er atmete tief ein und versuchte die überwältigenden Gefühle in seinem Inneren zurückzudrängen. Es kostete ihn fast seine gesamte Kraft, an diesem Ort zu stehen. Sein Zustand war labil, es brauchte nicht viel um ihn wieder zurückzuwerfen und doch war es ihm egal. Der Moment war zu wichtig, um ihn nicht zu nutzen.  
 

„Aber bei ihm schon“, sprach er ruhig aus, den Blick dabei in die Ferne gerichtet. Er wollte nicht mehr auf den Namen starren, der der einzige Beweis dafür war, dass er existiert hatte.
 

„Bei ihm ist es noch nicht zu spät“. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Es war von Traurigkeit geprägt. Die Trauer die er empfunden hatte, als er erfuhr, wie es um ihn und sein Leben stand.
 

„Er lebt, auch wenn er genauso ein Idiot war und mich gerettet hat. Aber er schläft. Und deshalb werde ich jetzt gehen. Die Besuchszeit ist bald zu Ende und ich will da sein, falls er wach wird“. Es war Hoffnung die in ihm aufkeimte. Naruto war nicht verloren. Nicht so wie er. Er würde leben und gesund werden. Wenn er aus dem Koma erwachte, würde alles besser werden. Nur eine geringe Schuld, die Sasuke sich zuschreiben musste, aber dennoch genauso schmerzhaft wie ein Verlust.

 

Weil er Narutos Motiv nicht kannte. Und sich fest vornahm, es auch nie zu erfahren. Sobald er aufwachte, würde er aus seinem Leben verschwinden, das war er ihm schuldig. In seinen Augen hatte zu viel Schaden angerichtet. Keine Chance auf Wiederherstellung von etwas, das ohnehin niemals vorhanden war. Irreparabel.  

 

Also blieb ihm nur die Möglichkeit, Naruto durch sein eigenes Verschwinden Frieden zu geben. Und diese Möglichkeit würde er nutzen, nachdem er sicher war, dass Naruto wach war. Ein Versprechen das er machte, weil er nicht noch mehr Wunden aufreißen wollte. Weder die von Naruto, noch von sich selbst. 

 

Er blickte noch ein letztes Mal zu dem Grab, ehe er sich umdrehte und dem schmalen Weg nach draußen folgte. Der Wind trug seine geflüsterten Worte und er hoffte, sie würden ihr Ziel erreichen.

 

„Leb wohl Itachi“.

 

 

 Die Aufgabe die er sich selbst auferlegt hatte, war erfüllt. Er konnte nun nichts mehr tun außer zu warten. Warten und hoffen, dass sich das Leben zu einem besseren wandelte. Für sie alle.

Du kannst nichts verlieren, was dir niemals gehört hat.

 

 

 

 

 

 

 

 
 

Widmung
 

 

Diese Kurzgeschichte, weißt du wann sie in meinem Kopf an Gestalt gewonnen hat? An dem Abend, als wir zusammen bei mir in der Küche gesessen und uns über Projekte unterhalten haben. Naruto kann fliegen, weißt du noch? J…

Als mein Freund reinkam, hat er uns gemustert und ich wusste in dem Moment, was er gedacht hat: ‚Ihr FREAKS‘.
 

Aber es war okay, weil ich mich zum ersten Mal nicht mehr alleine mit diesen Gedanken gefühlt habe. Viele Menschen, die ich bisher kennengelernt habe, haben nicht verstanden, was ich mit meinem Schreiben eigentlich ausdrücken will. Stets wollten sie Erklärungen, aber du nicht. Weil du genau dasselbe fühlst, wenn du an Geschichten denkst. Gerade was dieses Genre betrifft. Dafür bin ich dir wirklich dankbar.

Als das mit uns beiden anfing, war ich skeptisch, ob ich wirklich eine tiefere Bindung zulassen sollte, weil ich teilweise ziemlich kompliziert bin. Bei unserem ersten Treffen habe ich dann aber diese Meinung in meinem Kopf wieder revidiert. Ich mochte es dich um mich herum zu haben, und ich mag es auch noch immer. Du hast mich mit all meinen Macken akzeptiert, sogar wenn ich dir manchmal nicht antworte oder zuhöre, weil ich irgendwo anders mit meinen Gedanken bin.

Wusstest du, dass ich das manchmal nur mache um dich zu ärgern? Weil du wirklich süß bist, wenn du dich aufregst. Oder so tust, als ob du nicht angepisst bist :D…Ich genieße diese Momente zwischen uns, weil du trotz allem was ich dir manchmal antue, immer an meiner Seite stehst und mich motivierst. Und das ist wirklich wertvoll für mich.

Ich glaube einen Höhepunkt haben wir erreicht, als du mir zu meinem Geburtstag eine Ausgabe zu Boundless Friendship als Buch geschenkt hast…So glücklich habe ich mich an meinem Geburtstag schon lange nicht mehr gefühlt, wirklich. Es war das schönste Geschenk, das ich jemals erhalten habe. All die Mühe die du dir wegen mir gemacht hast, ich konnte es kaum fassen. Manchmal glaube ich, ich habe das gar nicht verdient von dir so verwöhnt zu werden. Aber ich liebe es. Ich liebe es wirklich und ich liebe unsere Freundschaft Lisa. Sie bedeutet mir so viel, dass ich gar nicht daran denken will, dass das zwischen uns jemals enden wird. Eigentlich bin ich nicht gut darin meine Gefühle auszudrücken, geschweige denn sie offen zu zeigen, aber für dich tue ich es.

 

Seit ich dich kenne, bin ich schon über manchen Schatten gesprungen und kann sagen, dass ich froh bin, dass ich diese Sprünge gewagt habe. Weil ich sonst wirklich etwas Gutes verpasst hätte. Weil ich sonst niemals herausgefunden hätte, was für ein wunderbarer Mensch du eigentlich bist. Mit allen Höhen und Tiefen. Ich freue mich auf jedes Treffen, egal wie kurz es ist und ich genieße diese Zeit mit dir wirklich sehr. Ich hoffe wirklich, wirklich inständig, dass noch weitere Jahre folgen werden, in denen wir Zeit miteinander verbringen können. Zeit, in der wir uns ausleben können, in unserer eigenen kleinen verqueren Welt J. Jahre, in denen wir uns gegenseitig motivieren und füreinander da sein können, wenn es einem von uns schlecht gehen sollte. Dass wir viele Momente des Glücks und der Freude teilen können, gemeinsam mit unseren anderen Freunden. Ich kann gar nicht genug dazu schreiben, wie sehr es mich freut, dich als Freundin zu haben. Aber ich denke, ich sollte langsam zum Ende kommen.
 

Lisa, Anyi, ich liebe dich dafür, dass du existierst. Du bist mein Licht, wenn ich mich im Schatten verliere und dir gehört mein Herz, auch wenn es unregelmäßig schlägt. Du bist der Mensch, auf den ich niemals wieder verzichten möchte. Danke dir. Danke für alles.

 

Gez.

Aoki

 



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  Onlyknow3
2014-01-03T20:54:06+00:00 03.01.2014 21:54
Bin beeindruckt von deiner Geschichte, du solltest noch eine Kapitel darüber schreiben ob Naruto wieder aufwacht,und wie sich die beiden weiter entwickelt haben. Vielleicht hat diese Geschchte noch gar keine ende.Für mich Fehlt da noch was, trotzdem werde ich sie auf meine Favo Liste speichern.Mach weiter so,freu mich schon auf eine Neue Geschichte von dir zu Naruto und Sasuke.

LG
Onlyknow3
LG
Antwort von:  Aoki
04.01.2014 01:07
Auch hier nochmal vielen Dank für deine Kommentare! Ich habe wirklich schon überlegt, ob ich nicht eine Fortsetzung dazu schreiben konnte, doch das wäre ein sehr langer Weg, bis die beiden Täubchen normal miteinander kommunizieren könnten. Wer weiß, wie die Zukunf aussieht. Ich sage zwar niemals nie, aber versprechen kann ich leider nichts, hihi.
Von:  Onlyknow3
2014-01-03T20:13:19+00:00 03.01.2014 21:13
Kann mich da L-San nur anschliessen,mach weiter so.

Onlyknow3
LG
Von:  Onlyknow3
2014-01-02T20:41:13+00:00 02.01.2014 21:41
Kann Naruto verstehen,erste Liebe, langer kampf darum und taucht ein Kerl auf und nimmt ihm alles weg,bei dem ich mir nicht sicher bin ob er nicht doch hinter Naruto her ist und Sakura nur benutzt hat um an diesen ran zu kommen.Deshal auch dieses Komische verhalten im Stadtpark.Mir hat das Kapitel gefallen,und ich mag Naruto. Mach weiter so freue mich auf die anderen Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Aoki
03.01.2014 14:41
Oi, vielen lieben Dank erneut für den Kommentar zu meiner Story! Ich denke, du hast das alles richtig erkannt und wenn du die nächsten Kapitel liest, dann hast du auf jeden Fall die ganze Wahrheit! *.*
Von:  L-San
2013-04-03T11:19:40+00:00 03.04.2013 13:19
Und weil ich heute so gute Laune habe - hehe, keine Prüfungen mehr -, dachte ich mir, ich lese dieses Kapitel fertig.

WTF. Das war so geil. Am liebsten würde ich noch gerne eine Fortsetzung dazu lesen. Planst du das irgendwann einmal? Ich würde mich riesig darauf freuen.

Yoah, also wenn du so schreibst, kann in Zukunft wirklich nichts mehr schief gehen.
Hehe, meine Empfehlung war die richtige Entscheidung gelesen.

Ui, also, mein Kopf hyperventiliert durch die Prüfung heut; deswegen fällt mein Kommentar etwas ungenau aus, aber ich hoffe, ich konnte dir mit dem, was ich geschrieben habe, alles sagen, was ich von dir und deiner FF halte.

Chapeau für deine Leistung.
Und ich bin gespannt, was du noch so alles schreiben wirst.
;D
Von:  L-San
2013-04-02T11:02:11+00:00 02.04.2013 13:02
Damn girl. You're pretty brilliant.
Mehr hab ich nicht zu sagen.
Yoah, wohl der kürzeste Kommentar, den ich dir je geschrieben habe.

;D
Von:  L-San
2013-04-01T15:36:57+00:00 01.04.2013 17:36
Hi.
Erstmal großes Lob an dich für das erste Kapitel. ;D
Die Beschreibung war sehr interessant und erregte meine Aufmerksamkeit.
Und dann noch dieser Schreibstil. Damn. Alles genau rüber gebracht; nicht zu viel und nicht zu wenig. Würdest du so in "Cameo Lover" schreiben, ich glaub, ich würde dich lieben. ;D
Das ist wirklich genau der Stil, den ich bei dir sehen möchte und will.
Du machst mich sprachlos. Genauso wie du von meinen Reviews sprachlos bist.
Na, erraten wer ich bin? ;D
Ja, ich bin Bluegrief - zumindest auf ff.de.
Ich wollte eigentlich L-San nehmen, aber der ist schon leider auf ff.de vergeben. Schade.
Okay, ich schwafele mal wieder nur.
Behalte den Stil unbedingt weiter.
Bis zu meiner nächsten Review.
Ach ja, ich werde diese FF mal weiterempfehlen.
;D
Von:  xunah
2012-10-16T13:54:43+00:00 16.10.2012 15:54
Erst mal Danke für diese wirklich großartige Geschichte. Zum Glück waren gleich alle 3 Kapitel hochgeladen, sodass ich alles am Stück lesen konnte, was der Atmosphäre mehr als gut getan hat. Endlich mal was erfrischend anderes zu lesen, fernab von Klischees und ausgedienten Ideen.

Das Thema hat mich gleich angesprochen und du hast es mit der nötigen Ernsthaftigkeit verarbeitet, sodass die Charaktere und ihre Handlungen glaubwürdig blieben.

Schon zu Beginn hat mich Naruto fasziniert. Wie seine Welt zusammen gebrochen ist und er sich nicht mehr zurecht gefunden hat. Und irgendwie war es plausibel, wie er sich in seinen Erklärungen verloren und dementsprechend gehandelt hat, ohne zu begreifen wie verstörend er auf seine Umwelt gewirkt haben muss und was für ein krankhaftes Verhalten er an den Tag gelegt hat. Diese Hilflosigkeit, mit der er konfrontiert war, hat mich sehr mitgenommen.

Und auch Sasuke hat einen plausiblen Background bekommen. Ich hatte das Gefühl, du weißt wovon du schreibst und das macht viel von der Glaubwürdigkeit aus.

Allerdings hätte ich gerne noch mehr über Sakuras Hintergründe erfahren. Nicht dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, Sakura wäre zu kurz gekommen oder ich sie vermisst hätte, dafür hat mich die Handlung zu sehr mitgerissen. Ist mir nur im Nachhinein aufgefallen, dass sich die Geschichte ja letzten Endes um die 3 Protagonisten dreht und sie eigentlich eine genauso bedeutsame Rolle hat. Sie wurde im selben Maße benutzt und verletzt und hat dies mit anderen genauso getan. Natürlich hat sie als sich die Situation mit Naruto und Sasuke zugespitzt hat, nicht mehr wirklich reingepasst, aber ich hatte schon das Gefühl, dass mich interessiert hätte, was aus ihr geworden ist, wo sie am Ende steht. Das hätte die Geschichte für mich etwas runder gemacht.

Mit Kakashi habe ich auch mitgelitten. Was es bedeutet, diese ganzen Patientenakten zu verlieren… Ist ja nicht so, dass es davon Kopien gibt oder alles irgendwo digital erfasst ist. Ich hätte Kiba und Naruto am liebsten geschlagen. Wie können die nur?! Diese dummen Gören…

Und auch ein Lob für das Ende. Obwohl ich die ganze Zeit auf ein Happy End gehofft habe, eher gehofft und befürchtet. Ist bei mir irgendwie immer so, wenn ich etwas Trauriges lese. Ich wünsche mir, dass alles gut wird und gleichzeitig auch nicht, weil ein unpassendes Happy End so viel zerstören kann. Zumindest ruiniert es für mich oft einen Teil, der vorher durchlebten Emotionen. Wie auch immer, ich bin da immer zwiegespalten und deswegen fand ich dieses offene Ende passend gewählt. Es ist nicht zu tragisch, hat aber auch keinen unnötigen Kitsch reingebracht.

Also tja, was soll ich noch sagen? Ich denke, das reicht. Wirklich toll geschrieben :-)

Von:  Chiho
2012-10-15T20:59:15+00:00 15.10.2012 22:59
Hach weil ich mich in den vorherigen Kapiteln schon so ausgelassen habe, versuche ich mich nun im letzten kurz zu fassen.

Wenn ich mir nun Sasuke Gedanken so ansehe, dann war es eher falsch im vorherigen die Betitelung 'Vergewaltigung' zu verwenden, auch wenn es für Außenstehende - wie mich als Leser, doch schon irgendiwe darauf zu trifft, er wollte es ja erst, doch Naruto zwang schließlich ihn durch Brutalität zu unschöneren Gefühlen in diesem Teil und ja das hat mehr in die Richtung. Aber wenn man es hier nun liest versteht es sich schon.

Zuerst musste ich mich in Sasuke hinein finden, ich war erst so überrascht und dachte mir 'Huh ist Naruto jetzt doch nicht vor dem Auto?', bis mir schlauem Kind dann auffiel, dass es sich ja um Sasuke handelt. Aber ich mochte es, dass man im letzten Part noch einmal seine Gefühle und Gedanken mitbekommt.

Gut, dass es kein Happy End gab! Es hätte einfach nicht gepasst. Okay, doch teilweise ist es natürlich ein glücklicheres Ende, da Naruto nicht bei dem Unfall gestorben ist und Sasuke vollkommen zerfallen wäre, aber es ist eben nicht so, dass sie zusammen gekommen sind - was auch sehr unwahrscheinlich gewesen wäre, nach allem was vorgefallen ist.

Ich konnte einfach noch nicht schlafen, bevor ich die Geschichte nicht durchgelesen habe! Und ich finde nicht, dass du übertrieben hast, mir hat sie gefallen und ich lese gerne wieder von dir :3 So wie gesagt, ich denk es kam auch bereits in den vorherigen Kommentaren zum Ausdruck, dass ich von dieser Story begeistert bin - darum versucht knapp zuhalten und mich nicht zu wiederholen.
Chiho~
Von:  Chiho
2012-10-15T20:33:21+00:00 15.10.2012 22:33
Eigentlich wollte ich den Kommentar erst morgen verfassen, weil ich mich lieber auf das nächste Kapitel gestürzt hätten, aber ich bin gerade so aufgewühlt von dem Geschehenen, dass ich es doch aufschreiben will.

Ich wollte Naruto am liebsten ins Gesicht spucken in der letzten Szene. Ganz ehrlich ich war so baff, dass er es fertig bringt sowas zu Sasuke zu sagen, die ganze Vergangenheit auszusprechen und ihm vor die Füße zu schmeißen, wie ein rohes Stück Fleisch - obwohl er wusste, wie er in der Therapiestunde und in der Psychatrie reagiert hat und vor allem, wie labil auch sein Zustand war. (Ich muss jetzt ja nicht besonders erwähnen, wie ich zu dem Verkehr der beiden stehe oder)
Mal außer Acht gelassen, dass Naruto sehr von ihm verletzt wurde wegen der Sache mit Sakura, empfand ich hierbei Narutos Verhalten echt als krankhaft. Wie schön, wenn sich zwei sehr psychisch angeknackste Menschen gegenüberstehen...
Ich weiß nicht, ich war eben so geflasht von den letzten Abschnitten, dass ich erst einmal meine Gedanken ordnen muss .___.

Am Anfang dachte ich mir so, hmm Narutos Behandlung geht ja ziemlich schnell, da er ja gleich nachdem er mit Kakashi gesprochen hatte, einen Lichtblick und eine Erkenntnis hatte. Erst war ich überrascht, dass es doch echt schnell ging und sich das mit Sakura mehr oder weniger, zumindest in dem Moment zu einem Ende bewegte. Aber dann kam nach und nach mehr Narutos Wesen heraus, das Kakashi anscheinend auch gesehen hatte. Der Einbruch in der Praxis gipfelte dann ja auch noch in der Vermutung und ich hätte echt nicht damit gerechnet, dass er das durchzieht. Kiba als bester Freund und unter ständiger Sorge, wurde da irgendwie ja wunderbar mit hinein gezogen.

Sasukes Vergangenheit ist echt hart und ich will dazu auch nicht all zu viel sagen, weil man dazu denke ich auch nicht viel sagen kann, es ist eine furchtbare Geschichte und dabei möchte ich es belassen, da ich mir damit gut vorstellen konnte, wieso Sasuke so geworden ist, wie er nun hier einmal ist.
Ich finde du hast es richtig, richtig gut beschrieben diese Szene, als Naruto in der Vergangenheit gewühlt hat. Mir hat der Wechsel gefallen, zwischen Narutos Gefühlen und den Aufzeichnungen in den Akten bzw. später dann durch die Filmaufnahme. Dieser Sprung hin und her hat alles mehr aufgelockert und zumindest meiner Meinung nach den Lesegenuss erhöht. Das hat die Atmosphäre echt angehoben und ich konnte meine Augen gar nicht mehr vom Bildschirm nehmen, so gefesselt war ich in dem Augenblick - tja da war Naruto dann wohl nicht mehr der Einzige ^^°
Ein bisschen überraschend war für mich die Tatsache, dass Naruto das schließlich alles mit Kiba geteilt hat - klar sie sind schon beste Freunde und er brauchte einen Halt, aber mir kam das ein wenig suspekt vor, weil ich nebenbei immer an Sasukes Situation dabei denken musste.

Tja und was soll ich nun zu dem letzten Teil sagen? Wie bereits erwähnt wollte ich bis eben Naruto noch ins Gesicht spucken, weil ich es einfach zu heftig fand und mir in dem Moment eigentlich so ziemlich egal wurde, was Sasuke zuvor mit Naruto abgezogen hat - tut mir Leid Naruto! >_<
Aber mal ganz abgesehen von der 'halben Vergewaltigung', fand ich, dass du Narutos Inneres hier wieder klasse dargestellt hast. Dieses hin und her und auch die Versuche von seinem Innern sich für sein Verhalten zu rechtfertigen. Man stand förmlich in dieser Hektik und teilweise auch Panik, die in Naruto vor sich ging und ich musste für meinen Teil die Zeilen einfach schnell überfliegen, weil es in meinem Kopf einfach so schlag auf schlag auch ablief - ich war einfach platt, anders kann ich es jetzt auch nicht formulieren ^^°

Das Kapitel hat einen noch mehr runter gezogen, als das vorherige, aber ich denke das ist bei einer Darkfic auch zu erwarten. ;) Auf zum Nächsten!
mfg Chiho
Von:  Ducky
2012-10-15T19:17:19+00:00 15.10.2012 21:17
So! Hab lang genug überlegt, ob ich das kommentiere. Meine Meinung hast du ja eigentlich oft genug gehört und ich hab dir oft genug gesagt, wie toll ich alles finde. Soll aber ruhig jeder wissen.

Der Aufbau, der Titel und alles ist in sich stimmig und das ist für mich das Wichtigste. Es gibt keinen Moment, in dem ich sagen würde, dass es vollkommen unlogisch ist, was da passiert. Es ist kein Thema, das man einfach so abhandeln sollte. Die Geschichte bleibt einem Tagelang in Erinnerung. Es mag sein, dass ich einiges gar nicht bewusst gelesen habe, weil ich auf Fehler geachtet habe und trotzdem hat sie mich zum Nachdenken angeregt.

Die Charaktere sind nicht so, wie man es erwarten würde. Die Gefühle hast du gut rübergebracht. Sie wirkten für mich an keiner Stelle übertrieben oder zu weich. Grade von Naruto hat man viel mitbekommen und ihn wollte ich an einigen Stellen schlagen, aber auch in den Arm nehmen und trösten. Man leidet absolut mit allen. Ich persönlich hatte wenig Mitgefühl mit Sakura, aber das liegt sicher nur an mir. Ich mag sie nicht. Absolut nicht. Für mich ist sie auch hier nur ein dummes Gör. Sie hat Naruto eigentlich nur ausgenutzt und darauf gewartet, dass was besseres kommt. Dafür hasse ich sie. Sie mag Sasuke verloren haben, aber in meinen Augen hat sie es nicht anders verdient.
Sasuke ist ein Arsch, aber eins, das man versteht. Grade zum Schluss hab ich ihn so sehr gemocht und so sehr mit ihm gelitten. Stellenweise habe ich ihn wirklich abgrundtief für das gehasst, was er gemacht hat.
Kakashi ist super, Narutos Eltern sind super, Jiraiya ist super, Kiba ist super. Ich finde, dass du alle Charaktere in einen schönen Einklang gebracht hast und es gut rausgekommen ist, dass es um Naruto, Sakura und Sasuke ging.

Rechtschreibung und Grammatik waren natürlich super, ne. Nein, ernsthaft. Man hat es mir selten so einfach gemacht. Da gab es nicht viel, was ich verändern oder korrigieren musste. Das heißt du bist gut, oder ich bin schlecht. Wehe da findet noch jemand besonders viele Rechtschreibfehler und reibt sie mir unter die Nase. Ich war dafür ja zum Teil auch verantwortlich. Es war mir jedenfalls eine Freude die Betaleserin zu sein. Grade für sowas tolles. Es spricht übrigens für sich, dass ich Drei ungern als toll bezeichne, weil die Thematik nicht so toll ist.

Also die Umsetzung war grandios, die Thematik absolut hart. Ich kann mich nur noch wiederholen. Alles super! Außer die Vergewaltigung. Die war nicht so super. Aber sie gehörte dazu und ohne sie wäre das alles nur halb so spannend. Muss ich einfach sagen. Selbst das klingt so hart.

Okay, ich bin krank. Nicht nur im Kopf. Deswegen höre ich jetzt auf, bevor ich mich um Kopf und Kragen rede. Ich denke jeder hat verstanden, was ich sagen wollte. xD


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