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Paladin Buch 2

Fortsetzung von Buch 1
von

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Atempause

Kapitel 91

Atempause
 

20.7.2117
 

„SIEG!“ prangte groß auf dem Bildschirm hinter der Moderatorin. Dazu lief donnernde Marschmusik im Hintergrund.

„Heute Nacht haben die Verteidiger in Akede einen entscheidenden Sieg errungen. Sie haben sich dem entgegenrollenden Feind gestellt und die Mauern von Akede gehalten“, verkündete die Moderatorin begeistert. Dann wechselte das Bild zu einer verschwommenen Aufnahme eines KPA, der auf etwas jenseits der Kamera feuert.

„Diese Nacht könnte ein entscheidender Wendepunkt im Verlauf des Krieges darstellen. Die Opferzahlen des Feindes gehen in die Millionen. Derweil sind die Zahlen der Verteidiger weit geringer als zuerst vermutet. In den Morgenstunden hat der Feind sich dann geschlagen zurück gezogen. Dem vereinten willen aller Armeen der Südlichen Hemisphäre war der Feind nicht gewachsen. Dies zeigt einmal mehr, was wir durch Zusammenhalt erreichen können“, verkündete die Frau triumphierend. Man sah ihr die Begeisterung an.

Nun wechselte das Bild und zeigte Soldaten bei einer Parade in sauber geputzter Uniform und Zivilisten, die ihnen Zujubelten.

„Experten in Militärkreisen sehen dies als wahrscheinlichen Wendepunkt im Kriegsverlauf. Das Bewegungsmoment sei ihm nun genommen. Sein größter Trumpf ist dahin. Zudem wird sich diese Niederlage vernichtend auf die Moral des Feindes auswirken. Eventuell sehen wir in ein oder zwei Tagen seinen kompletten Zusammenbruch. Man plane sogar schon an einem Gegenangriff mit den Truppen in Akede. Wir können also frohen Mutes sein. Die Truppen in Akede kämpfen Tapfer und entschlossen für unser aller Sicherheit. Unsere Gedanken sind bei ihnen“, verkündete die Nachrichtensprecherin voll Zuversicht aus einem Fernseher, den jemand bei den Kommandopunkten an der Mauer aufgestellt hatte.

Sosuke blickte erschöpft in seinen Kaffe und dann wieder hoch zu dem brennenden Leichenberg vor ihm. Mehr als 300.000 Tote in der ersten Nacht. Die Mauer war beschädigt und einige Bereiche würden eine weitere Nacht wohl nicht überleben.

Es wurde mit aller Kraft gearbeitet, um die Schäden zu beheben. Viele der Truppen von der Außenmauer wurden mit Reservetruppen getauscht. So sollten die Truppen geschont werden.
 

Ryo wischte sich die Schmiere aus dem Gesicht und setzte sich erschöpft auf den Boden. Die Nacht hatte ihr alles abverlangt. Etliche Maschinen waren nicht mehr zu retten gewesen, wie auch viele Piloten. Sie bekam die Schreie eines sterbenden Piloten, der in seiner Maschine eingeklemmt war nicht mehr aus dem Kopf. Ein gestandener Mann im Rang eines Majors. Den Abschussmarkierungen nach war er ein erfahrener Veteran. Doch in seinen letzten Momenten schrie er unter Tränen nach seiner Mutter. Ryo war nicht schnell genug gewesen, ihn zu befreien. Aber es gab nichts, was sie hätte tun können. Sie hatte geahnt, dass es schlimm werden würde, doch dies war noch schlimmer als gedacht.

„Du solltest was essen“, sagte eine Stimme hinter ihr. Sie gehörte zu Leutnant Johan Bakol. Er war ihr persönlicher Leibwächter. Sie sah zu ihm, wie er ihr ein Brötchen hin hielt.

„Danke Johan. Ist es überall so schlimm wie hier gewesen?“, fragte Ryo ihn und zeigte auf einen Berg brennender Kadaver. Sie verbrannten Feind wie Freund auf dem gleichen Haufen.

Johan sah von Ryo zu dem Haufen und wieder zu Ryo.

„Nun ja...“, suchte er nach den richtigen worten.

„Hier ist es nicht mit der Mauer zu vergleichen?“

„Es sind dort deutlich mehr Scheiterhaufen. Aber der Ordensmeister ist okay. Seien wir froh für den neuen Tag“, tat der Leutnant es ab und sah über das Flugfeld.

"Und das ist erst die erste Nacht gewesen", brummte Ryo und biss in das Brötchen.
 

General Friedrichsen stand vor der taktischen Anzeige der Stadtkarte und sah auf die verschieden blinkenden Bereiche. Die grüne Linie hielt bisher recht gut. Doch eine Stellung hatten deutlichen Schaden genommen. Sie waren immer noch beim Erstellen eines Lagebildes. Im Südwesten der Stadt gab es immer noch Gefechte mit eingedrungenen Kreaturen. Sie hatten sich in Kellern versteckt und das Säubern der Gebäude erwies sich als langwierige Aufgabe. Der TV war ausgeschaltet worden, als Oberst Galsow drohte auf ihn zu schießen. Die Falschberichterstattung brachte ihn zum kochen.

„Die feiern als ob wir gewonnen hätten“, grummelte er und sah auf die Verlustlisten. Die Nacht war ihm genauso lang vorgekommen wie die Liste, die vor ihm lag. Geschätzt hatten sie über 300.000 Mann in der ersten Nacht verloren. Das würden sie nicht lange schaffen können. Was ihn aber mit Genugtuung erfüllte, war, dass seine Versorgungsstrategie aufgegangen war. Aktuell befüllte man die Frontlager mit neuer Munition. Gleichzeitig verstärkte man die Verteidigungsanlagen, wo es ging. Der Feind war an mehreren Stellen durchgebrochen und es waren immer noch Dekontaminationseinheiten unterwegs um Keller zu säubern. Die Arbeit war gefährlich aber absolut notwendig, sie konnten sich nicht erlauben, dass der Feind im entscheidenden Moment Verstärkung von innen bekommen könnte. Zumindest hatte er seine Wette gegen Sanders gewonnen. Die grüne Linie war gehalten worden.
 

Leutnant Hansen drückte ab und einen totbringender Flammenschwallergoss sich in den Keller. Über das Donnern des Flammenwerfers hörte er das verzweifelte quietschen der zwei Bestien die sie in die enge gedrängt hatten. Sofort drehte sich Hansen zur Seite und wartete auf das Unvermeidliche. Die Kreaturen versuchten aus dem brennenden Kellerraum zu flüchten. Das Erste stürmte brennend durch die Tür, wo es von mehreren Gewehrsalven durchlöchert wurde. So weit so geübt. Doch das zweite brach durch die Mauer hinter Hansen. Dieser wurde überrascht und von den Trümmern zu Boden gestoßen. Die anderen Soldaten sahen überrascht zu dem zweiten Monster. Dieses sprang, komplett in Flammen stehend, auf Soldat Tuschel und riss diesen mit seinen Klauen in Stücke. Doch noch eh es zur Flucht ansetzen konnte traf die erste Gewehrsalve es im Rücken. Es schrie auf und sackte zusammen. Doch es war noch nicht tot. Es röchelte und fauchte, wobei es eine giftgrüne Flüssigkeit, das Blut dieser Kreaturen, zwischen den Zähnen heraus blies. Ein aufgesetzter Schuss in den Kopf von Soldat Hodge ließ es endlich verstummen. Da kam Leutnant Hansen wieder zu sich. Er sah zu dem toten Kameraden und stand wieder auf.

„Raum sichern und dann weiter. Meldung an die Bergungstruppe absetzen“, sagte er kalt und überprüfte sein Flammenwerfer. Es war nicht der erste Mann den er heute verloren hatte. Das reinigen der Kellerräume war regelrechter Selbstmord. Sie hatten in zwei Stunden 8 Männer verloren. Die Biester saßen in der Falle und waren meist auch verletzt. Keine gute Kombination.

„Verstanden, Sir“, bestätigte Soldat Hodger und wandte sich zum Ausgang. Derweil begannen Andere den eben ausgebrannten Raum zu durchsuchen und auch mit Feuerlöschern die Brände zu löschen.
 

"Wir haben die Mauer einen Tag gehalten, das ist mehr als wir erwartet hatten", schmatzte Sosuke ins Mikrophon, während er ein Brötchen aß. Er steuerte seine Maschine freihändig damit er noch vor dem Kampf etwas essen konnte. Das Wummern der Geschütze und das jaulen der Sirenen drang bis in sein Cockpit vor.

"Ist ja schön, dass wir alle Analysten alt aussehen lassen. Das Beantwortet nur nicht meine Frage", fauchte Blackwell zurück.

"Was soll ich denn sagen? Wir haben einen Rückzugsplan ins Zentrum der Stadt. Das muss reichen für die nächsten Tage", kicherte Sosuke. Das Adrenalin und die Anspannung, aber auch die Sorgen schlugen sich in Erheiterung über die Situation ihre Bahn.

"Bisher hattest du den ganzen Krieg über IMMER Trümpfe im Ärmel. Der Bombenplan ist das eine. Aber du wirst doch wohl noch einen Rückzugsplan im Ärmel haben?", fragte Blackwell eindringlich.

"Nö", antwortete Sosuke, worauf leichtes Gelächter der anderen Zuhörer über den Funk kam.

"Ernsthaft?"

"Junge, was willst du von mir? Ich hab bei Arlyhet alles an Trümpfen ausgespielt, was ich noch hatte. Akede hat mich den Rest meiner Karten und meine Hose gekostet. Ich sitze nun nackt und ohne Karten am Pokertisch. Meine einzige Hoffnung ist, dass jemand im Nebenraum eventuell noch eine Spielkarte findet. Und bisher hat der Gegner noch nicht bemerkt, dass ich gar keine Karten mehr in der Hand habe. Ich finde, dafür pokere ich verdammt gut", erklärte Sosuke und schlüpfte mit den Armen in die Armsteuerung seiner Maschine. Auf seinen Anzeigen sah er schon die Blitze von Detonationen. Er nahm sich sein Gewehr von den neben ihm laufenden KPA, der es für ihn gehalten hatte.

"Wir werden also alle sterben?", fragte Campbel trocken.

"Mädel, wenn wir eh nicht gewinnen können, ist es keine Schande zu verlieren", wand Kommandant Jansen ein.

"Keine Chance auf einen Sieg. Massen an Feinden. Kein Rückzug. In einem Jahr wird man über uns alle Heldenopern schreiben", prophezeite General Friedrichsen, worauf man Jubeln aus der Kommandozentrale hörte.

Sosuke klopfte dem KPA neben sich aufmunternd auf die Schulter. Die Maschine hatte schwere Gefechtsspuren, war aber wohl noch Kampfbereit. Eines musste man den Halifanischen Piloten lassen, sie hatten Eier aus Stahl.

"Wer geht denn heutzutage noch in die Oper? Ich will einen eine Milliarde Credit Kinofilm über unseren Kampf", warf Sosuke ein und lud sein Gewehr durch.

"Eine Oper ist klassischer", konterte der General.

"Klassisch mein Arsch. Da geht keiner hin, Und wie sollen die so ein Geballer in einer Oper hinbekommen?", warf Jansen ein.

"Indem sie jedes mal das Dach wegsprengen", stellte Theresa emotionslos fest, worauf alle zu lachen begannen. Dies war ihre Art der Stressbewältigung. Vor ihnen lagen lange und blutige Tage - mit vielen Verlusten.



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