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Kiiryolsah

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist es nun endlich (natürlich mal wieder mit Verspätung): das letzte Kapitel meiner ff. Eigentlich hätte es locker noch ein weiteres Kapitel füllen können, aber ich wollte langsam mal zum Ende kommen und hab daher ein paar Szenen rausgelassen, die eigentlich noch hätten folgen sollen. (Warum das nicht so schlimm ist, sag ich euch im Nachwort;-))

Also dann, zum letzten Mal viel Spaß beim Lesen mit Überlänge^^ Komplett anzeigen

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Es ist niemals zu Ende

Todbringend schnitt die gezahnte Klinge durch die Luft und dennoch klebte nicht ein Tropfen Blut an ihr. Ganz so, als würde sie den roten Lebenssaft begierig in sich aufsaugen. Macarius, einer der Kaiserlichen im Dienste der Thalmor, wich zurück, als ihm das Blut seines einstigen Kampfgefährten gegen die Rüstung spritzte.

Es war nicht so, dass er Angst vor dem Kampf hatte, schließlich war das hier nicht seine erste Schlacht. Doch selbst dem tapfersten Krieger würde der Mut fehlen, wenn er dieser Ausgeburt der Hölle gegenüber stand.
 

Da der Regen nachgelassen hatte, konnten die verbliebenen Magier zwar wieder ihre Blitze schleudern, doch ein jeder der dies wagte trafen bald darauf die Flammen, welche unvermindert stark aus der gepanzerten Hand strömten. Und diejenigen, die das Feuer nicht erwischte, wurden von den Nord niedergemacht. Kampfeswütig folgten sie dem Krieger in seiner schwarzen Rüstung, bei dem es sich um wer weiß wen handeln mochte, aber sicherlich nicht um das Drachenblut.

Als hätte die Gestalt seine Gedanken erraten, wandte sich der behelmte Kopf in Macarius‘ Richtung. Beherzt griff der Kaiserliche sein Schwert und versuchte die aufkommenden Gedanken zu verdrängen, wofür er hier eigentlich kämpfte. Er wollte jetzt nicht wissen, dass er in den Tod ging, im Dienste der Hochelfen, die sein Land mit Krieg übersät hatten, die noch vor wenigen Stunden großspurig behauptet hatten, dass die Nord Falkenring niemals würden einnehmen können.

Und nun drängten sie sich gegen die Häuserwände, dank ihres eigenen Walls an der Flucht gehindert.
 

„Aufhören!“, rief schließlich eine laute doch von Resignation geprägte Stimme, die Macarius als die seines Generals erkannte. „Es ist nicht nötig uns abzuschlachten. Wir ergeben uns.“ Im nächsten Moment war das Klingen von Stahl auf Stein zu hören, als der General seine Waffe auf das Pflaster fallen ließ und nach und nach folgten die anderen seinem Beispiel. Auch Macarius löste die Finger von seinem Schwert und senkte den Kopf, wenn auch nur soweit, dass er dennoch das Drachenblut weiterhin beobachten konnte.

Freudeschreiend erhoben die Nord ihre Stimmen und Ulfric Sturmmantel drängte sich durch ihre Reihen nach vorne, um zu den sich Ergebenden zu sprechen. Das Drachenblut aber, hatte das Schwert nicht gesenkt. Die Flammen in seiner Hand stoben auf und es machte einen Schritt nach vorne. Doch kaum, dass sein Fuß den Boden wieder berührte, geschah etwas völlig Unerwartetes. Von der Fußspitze aus begannen sich verschlungene Linien und Symbole auf dem Boden zu formen.
 

Dicht über Arvaks Rücken gebeugt, um den niedrig hängenden Ästen zu entgehen, jagte Lirielle durch den Wald und zurück nach Falkenring. Zum sicherlich zehnten Mal fragte sie sich, wie sie nur so leichtsinnig hatte sein können. Sie hatte damit gerechnet, dass ihre Beute sich zeigen würde und war dadurch viel zu übereilt losgestürmt, als sie die Aura des Vampires wahrgenommen hatte.

Erst als sie mitten im Wald einen Zauber auf die fliehende Gestalt geworfen hatte und diese daraufhin sofort tot umfiel, hatte sie erkannt, wen sie bis eben wirklich verfolgt hatte: Einen von Susarion wiederbelebten Waldelfen.

Susarion selbst hatte die Zeit anscheinend genutzt, um in Falkenring einzufallen und setzte dort gerade ebene eine Macht ein, die noch stärker war, als bei seinem letzten Auftreten.
 

Ein bläulicher Blitz schoss mit einem Mal aus dem Dickicht hervor und brachte Lirielle dazu ihm instinktiv auszuweichen, indem sie Arvak einen Haken schlagen ließ. Dabei bewegte sich das wendige Tier so abrupt, dass es seine ungeübte Reiterin fast vom Rücken warf. Halb an seinen Flanken hängend, wich sie dadurch ungewollt einem weiteren Blitz aus, ehe sich die Jägerin einfach fallen ließ.

Geschickt wie eine Katze landete Lirielle auf allen Vieren und als sie ihren Blick hob, lag etwas Ungezähmtes und Wildes in ihren Augen. „Wer bei Molag Bal hat dich befreit?“, verlangte sie fauchend zu wissen, als sie die Gestalt erkannte, welche zwischen den Bäumen hervortrat.
 

„Es wäre besser für dich gewesen, wenn du dich doch in meine Angelegenheiten eingemischt hättest.“, erwiderte Caracalmo, den Blick dabei auf den weißschimmernden Bogen geheftet, dessen oberes Ende hinter Lirielles Rücken hervor sah. Dies war die Waffe, die er besorgen sollte. „Dafür mische ich mich nun in deine Angelegenheiten ein.“

Langsam erhob sich Lirielle wieder aus ihrer kauernden Haltung und warf dabei den Kopf zurück, um die Haare aus dem Gesicht zu bekommen. „Ich warne dich, Caracalmo, ich habe jetzt keine Zeit für deine Spielchen.“

„Keine Sorge. Ich habe nicht vor dich umzubringen, ich will dich nur ein wenig hinhalten.“

„Na da bin ich aber beruhigt.“, zischte die Jägerin, von deren Körper schwarzer Rauch aufzusteigen begann. „Denn ich habe auch nicht vor dich umzubringen.“ Bei ihren letzten Worten veränderte sich ihre Stimme, wurde rau und dunkel und die bis eben noch vollen rosigen Lippen, verwandelten sich in einen vor Reißzähnen starrenden Schlund.
 

In Falkenring unterdessen hatte sich das Gebilde aus roten Linien vervollständigt und bildete nun einen Kreis von vier Metern Durchmesser, mit zahlreichen magischen Symboliken darin. Sobald die letzten Linien aufeinander trafen, leuchtete das gesamte Siegel grell auf und stieß alle, die sich in seinem Inneren befanden, von sich weg.

Alle, bis auf Kiiryolsah, deren Rüstung im selben Licht zu glühen begann und ein unmenschliches Kreischen durchdrang die gesamte Stadt. Ein jeder hielt sich die schmerzenden Ohren zu und einige duckten sich vor den Glasscherben, als die Fenster in ihrem Umfeld klirrend zerbarsten.
 

Wie eine Statur stand das Drachenblut unbeweglich im Zentrum der magischen Symbole. Die roten Linien der Rüstung versuchten sich zurückzuziehen, doch stattdessen, schienen sie regelrecht herausgesogen zu werden, bis sie als rötliche Schwaden aus Rauch und Licht über der Rüstung hingen. Das Kreischen steigerte sich um noch einige Oktaven mehr und ein leichtes Beben ließ den Boden erzittern.

Die Schwaden stiegen höher, bis sie sich mit einem letzten grellen Aufleuchten mitsamt dem magischen Siegel in Luft auflösten.
 

Gespenstische Stille lag auf dem bis eben noch von Lärm gepeinigten Ort. Kiiryolsah war auf Händen und Knie gesunken und hatte den Helm abgenommen, da die Luft darunter zu stickig geworden war. Keuchend und mit zittrigen Händen lagen ihre Augen auf dem Schwert vor ihren Händen. Es war dasselbe schwarze Metall wie immer, doch das rote Pulsieren wollte sich nicht zeigen.
 

Niemand wusste, was das zu bedeuten hatte und es zeigte sich auch niemand, der für diese Tat verantwortlich hätte sein können. Misstrauisch fixierten die Sturmmäntel die verbliebenen Thalmormagier, während sich ihre eigenen aus Winterfeste fragende Blicke zuwarfen.

Als Hlofgar sich aus der Gruppe lösen wollte, um zu der Dunmer zu gelangen, hielt Lucien ihn am Arm zurück. „Wenn sie jetzt begreifen, dass Kiiryolsah nicht mehr kämpfen kann, dann war alles umsonst.“, zischte der Untote ihm leise zu.

„Und was schlägst du stattdessen vor?“
 

Der Geist antwortete ihm nicht, sondern trat raus aus dem Kreis der Sturmmäntel, sodass ihn jeder sehen konnte, als er die Stimme erhob. „Netter Versuch, hinterhältiges Aldmeri-Gesindel!“, rief er laut und bewies dabei vortrefflich, dass er nicht nur die Gestalt eines Geistes hatte, sondern auch durchaus so schaurig wie einer klingen konnte. „Aber selbst das kann das Drachenblut nicht aufhalten. Nichts, kann ein Drachenblut aufhalten. Ihr habt doch gesehen, wie der Drache sich für sie in den Tod stürzte. Ihr habt gesehen, wie dieser so mächtige Bannzauber ihr nicht mal ein Haar krümmte! Habt ihr noch mehr läppische Versuche? Wenn nicht, dann macht euch auf den Gegenschlag gefasst.“
 

Während er sprach hatte sich die Schwarzhaarige dazu durchgerungen vom Boden aufzustehen und bemühte sich nicht allzu sehr in der schweren Rüstung zu wanken. Sie hatte keine Kraft, um noch irgendetwas irgendjemanden zu demonstrieren, doch sie hoffte, dass Lucien wusste, was er da tat.

Zu dem einstigen Attentäter gesellte sich nun ein weiterer Untoter, es war Hakon Ein-Auge, der alte Nordheld, welcher als einziger von den drei beschworenen noch übrig geblieben war. Lässig schulterte er seine Axt und ließ seine leeren Augen über die Reihen der Gegner wandern.

Damit war der letzte Widerstand der Thalmor gebrochen. Auch wenn sie nicht wirklich wussten, ob einer ihrer Magier das Drachenblut angegriffen hatte, diese Machtdemonstration war für sie mehr als genug Beweis, dass sie verloren waren.
 

Das laute Siegesgegröhle schmerzte in Lirielles empfindlichen Ohren, deren Augen trotz des Amulettes vor Wut in einem brennenden Goldton funkelten. Sie konnte spüren, dass Susarion noch in der Nähe war, doch er setzte seine Kräfte nicht mehr ein und hatte sich sicherlich irgendwo in dem Getümmel dort unten versteckt. Und selbst wenn Lirielle ihn unter den zahlreichen Gestalten entdeckte, sie konnte ihn nicht konfrontieren. Es würde ihre Tarnung kosten und zu viele Unschuldige würden dabei zu Schaden kommen.

Wenn Caracalmo sie nicht aufgehalten hätte, sie hätte den Vampir sicherlich mitten in seinem Zauber unterbrechen können und dann wäre er ihr schutzlos ausgeliefert gewesen. „Ich hätte ihn doch umbringen sollen.“, dachte sie zähneknirschend und ließ sich resignierend ins Gras fallen. Die Augen blieben jedoch unverwandt auf Falkenring geheftet, wo die gröbsten Aufräumarbeiten begannen.
 

Die bezwungen Hochelfen und ihre Verbündeten wurden gefesselt und in das Gefängnis gesperrt, den Magiern legte man dabei besondere Ketten an, welche ihre magischen Fähigkeiten unterdrücken sollten.

Als schließlich die Nacht hereinbrach und mit Met, großen Bratspießen und Musik der Sieg ausgiebig gefeiert wurde, gab sich die Jägerin schließlich einen Ruck und lief zu den Toren hinunter, um sich der Gesellschaft anzuschließen.
 

„…denn dies Land ist unser und soll unser bleiben,

wir werden die Feinde stets immer vertreiben!“, sangen die Sturmmäntel im Chor und es war ihnen dabei gleich, ob sie die Töne nun trafen oder nicht. Sie stießen ihre Humpen gegeneinander und tanzten wild über den Platz, während die Barden ihr nächstes Lied anstimmten.

Die einzigen mit weniger guter Laune waren wohl die Boten und Spurenleser, denen es nicht vergönnt war, an dem Fest teilnehmen zu dürfen. Während erstere auf die Pferde geschickt wurden, um den Städten die frohe Botschaft über die Niederlage der Thalmor zu verkünden, waren Letztere damit beschäftigt die Großinquisitorin sowie den entflohenen Caracalmo zu suchen.

Von Ersterer wusste Kiiryolsah durch ihre kurzzeitige Gefangenname, dass sie sich in Falkenring aufhielt und auch einige der gefassten Soldaten bestätigten dies. Dennoch war Nalcarya nicht in der Stadt zu finden. Eine Tatsache, die Ulfrics Stimmung drückte, da es seinen Sieg schmälerte.
 

Hlofgar hingegen, ließ sich davon nicht die Laune verderben. Sieg war Sieg und seinetwegen sollte sich die Elfe ruhig feige bei Ihresgleichen verkriechen. Geschlagen war und blieb sie trotzdem.

Viel lieber bahnte sich der Blonde einen Weg durch die Feiernden und hinüber zu Kiiryolsah, welche etwas abseits auf einer Bank saß, dicht an ein Kohlebecken gerückt. Sie wirkte erschöpft, war jedoch nicht mehr ganz so blass, wie noch vor einigen Stunden. Lucien war wie immer bei ihr und natürlich war auch er es, welcher Hlofgars Nahen als erstes bemerkte und seine Herrin auf ihn aufmerksam machte.
 

„Ich würde dich ja zum Tanzen auffordern, aber du siehst nicht so aus, als könntest du dich lange auf den Beinen halten.“, begrüßte Hlofgar die Elfe und reichte ihr einen Becher mit warmen Met, den sie mit einem Lächeln entgegennahm.

„Ich bin keine gute Tänzerin, ich würde dir nur auf die Füße treten.“, erwiderte die Elfe, der die Röte ins Gesicht schoss, als sie Hlofgars musternden Blick bemerkte und sich hastig darauf konzentrierte von dem Met zu trinken.

Den Nord hingegen ließ das Grinsen und er nahm neben Kiiryolsah auf der Bank platz. Es war das erste Mal, dass er die Elfe ein Kleid und keine Rüstung oder dessen gefüttertes Untergewand tragen sah. „Du siehst sehr schön aus.“
 

Fast hätte sich Kiiryolsah ob des Kompliments verschluckt, konnte sich aber gerade noch davor retten. Dass sich ihre Wangen aber noch dunkler färbten, konnte sie nicht verhindern. Hinter ihr gab Lucien ein Schnauben von sich. „Das ist ja nicht zum Aushalten.“, murmelte er zwar leise, doch war seine Stimme noch laut genug, dass die beiden anderen ihn verstehen konnten. Das er sich aus ihrer Hörweite begab, ließ sich nur daran erkennen, dass die Lichtquelle hinter ihnen schwächer wurde.

„Du bekommst wohl nicht sonderlich oft Komplimente.“, nahm Hlofgar den Faden einfach wieder auf und tat als hätte Lucien nie hinter ihnen gestanden. So einen stets anwesenden Zuhörer zu ignorieren, war wohl das Beste, was man machen konnte.
 

„Na ja.“, begann Kiiryolsah zögerlich und drehte vorsichtig den Becher, an dem sie sich die Finger wärmte. „Meist hab ich mich ja hinter der Rüstung versteckt oder wurde als Bastard abgetan. Davon abgesehen…es macht einen Unterschied, ob man so etwas von jemanden gesagt bekommt, den man mag.“

Eine Weile herrschte Stille, ehe Hlofgar sich räusperte und abrupt das Thema wechselte. „Was ist eigentlich genau passiert, als du plötzlich in diesem Siegel gefangen warst?“
 

Kiiryolsah hörte auf den Becher zu drehen und krampfte stattdessen die Finger fest um den gebrannten Ton. Hätte sie sich getraut, sie hätte dem Nord an den Kopf geworfen, was für ein Idiot er war. Warum konnte er nicht einfach sagen, dass er sie auch mochte? Warum konnte er sie nicht einfach wieder in den Arm nehmen? Brauchte es denn wirklich jedes Mal eine Provokation, um den Blonden aus der Reserve zu locken? Oder war das Kompliment etwa schon alles gewesen, was sie von ihm zu erwarten hatte?
 

Ein klatschendes Geräusch durchbrach die Stille zwischen ihnen, gefolgt von einem Rumpeln, als es Hlofgar von der Bank auf den Boden warf. Erschrocken drehte sich Kiiryolsah zur Seite und blickte mehr als überrascht, auf die sich ihr gebotene Szenerie.

Lucien stand mit erhobener Faust über den am Boden liegenden, dessen rechte Gesichtshälfte schnell anschwoll. „Wie schwer kann es denn sein, auf ihr Geständnis eine vernünftige Antwort zu geben?“, zischte der Untote in einem so eisigen Ton, dass es selbst Kiiryolsah kalt über den Rücken lief.

„Ich dachte du wolltest nicht mehr zuhören.“, erwiderte Hlofgar, was jedoch die falschen Worte waren, denn Lucien holte erneut zum Schlag aus.

„Lucien, nicht!“, rief Kiiryolsah und de r Geist stoppte tatsächlich, senkte die erhobenen Hand jedoch nicht wieder.

„Ich warne dich, Blutfang“, zischte der Untote. „Solltest du nur deine Spielchen mit me… ihr spielen, schwöre ich dir, werde ich dich Schmerzen spüren lassen, dass dir der Tod wie das größte Geschenk vorkommen wird. Und es ist mir völlig gleich, ob mir Kiiryolsah das verbietet oder nicht.“

„Ich habe nicht vor mit irgendjemanden Spielchen zu spielen.“, erwiderte Hlofgar schnell, doch mit fester Stimme und erhob sich wieder vom Boden.

„Dann beweis es endlich und hör auf dich wie ein Idiot zu benehmen.“
 

Hlofgar fixierte den Geist mit misstrauischer Miene, während er wieder auf die Beine kam. Erst als sicher war, dass dieser ihn nicht erneut angriff, wandte er sich Kiiryolsah zu und zog dabei seine Kleidung zurecht. Sie war nicht verrutscht, doch der Blauäugige benötigte die Zeit, um sich entsprechende Worte zurechtlegen zu können.

Er hatte dergleichen nie gemacht und daher nicht die geringste Ahnung, was er sagen sollte. Natürlich hatte es hier und da schon mal ein Mädchen gegeben und seine Frau hatte er auch gehabt, doch nie hatte er dort über Gefühle sprechen müssen. Sie waren halt einfach zusammen gewesen, so wie man das nun mal tat, wenn man alt genug dafür war.
 

Als er jetzt in die unsicheren und hoffenden roten Seelenspiegel blickte, war da eine ganz neue Art von Unsicherheit, die er nicht kannte und er wusste, dass er nicht die richtigen Worte finden würde. Natürlich, er hätte irgendwelche Barden zitieren können, deren Balladen er noch im Kopf hatte, aber es wären eben ihre und nicht seine Worte gewesen.

Lucien neben ihm schien allmählich ungeduldig zu werden und so entschied sich Hlofgar schließlich für den Weg, auf dem er stets am Besten gegangen war: den Weg der Taten.

Er überwand den Abstand zwischen sich und der Dunmer und legte einen Arm um ihre Taille, um sie zu sich zu ziehen. Dann versiegelte ihrer beider Lippen mit einem innigen Kuss.
 

Nicht in der Lage sich zu rühren, lag Caracalmo auf dem Waldboden. Seine Atmung ging flach und er schluckte nicht einmal mehr, als etwas Flüssiges seine Kehle hinab rann. Fremde Finger rieben über seinen Hals, um den Schluckreflex manuell auszulösen und sofort breitete sich Wärme in Caracalmos Körper aus, floss in jeden kleinsten Winkel und versorgte ihn mit neuer Energie.

Hustend schnappte der Weißblonde nach Luft, woraufhin der bitter schmeckende Trank verschwand. Stattdessen griffen Hände unter seinen Schultern und zogen ihn daran hoch, sodass er in einer sitzenden Position an einem Baum lehnte.
 

Es dauerte einen Moment, ehe sich Caracalmo zwingen konnte die Augen zu öffnen, auch wenn er in der nächtlichen Dunkelheit nicht sehr viel mehr sah, als noch mit geschlossenen Augen.

Das leise Rascheln einer Kette brachte den Magier dazu den Blick noch ein Stück mehr zu heben. Zwischen ihm und dem vor ihm hockenden Unbekannten baumelte ein Amulett. Die Kette bestand aus schwarzen Gliedern, dunkler noch als die sie umgebende Nacht. Die Amulettfassung schien aus demselben Metall gearbeitet zu sein, besaß jedoch zahlreiche eingekerbte Symbole, welche Caracalmo noch nie zuvor gesehen hatte.

Das Amulett selbst hingegen, ähnelte optisch einem Seelenstein. Doch zuckten darin für gewöhnlich keine roten Blitze umher und sie vibrierten auch nicht so, wie es das Amulett gerade tat.
 

„Du hast nicht lange genug durchgehalten…und den Bogen hast du mir auch nicht gebracht.“, sagte der Fremde und Caracalmo erkannte die Stimme sofort als die der Person wieder, welche ihn aus seiner Gefangenschaft befreit hatte, damit er im Gegenzug Lirielle aufhielt.

Der Hochelf war daraufhin in den Wald gegangen und hatte die Vampirjägerin angegriffen. Von da an waren Caracalmos Erinnerungen verschwommen. Er erinnerte sich nur noch an eine grauenhafte Fratze und daran, wie ihm etwas die gesamte Lebensenergie zu entziehen drohte.

„Aber du hast noch eine weitere Chance.“, fuhr der Fremde fort, welcher von Caracalmos Gedanken nichts mitbekommen hatte. „Wenn ich sie rufe, ruf ich auch die Jägerin. Also wirst du es tun.“ Damit griff er die Hand des Hochelfen und legte das Amulett hinein. Sogleich senkten sich die gelben Augen auf das rotfunkelnde Schmuckstück, welches schlimmer summte und vibrierte, als ein aufgescheuchter Bienenschwarm.

„Tu es.“, forderte der Fremde nachdringlich. „Dann gehört es dir.“
 

„Was Daedra in der Drachensprache bedeutet?“, wiederholte Kiiryolsah die ihr gestellte Frage und schmiegte sich etwas näher in Hlofgars Umarmung und an dessen warmen Körper. „Ich weiß gar nicht, ob die Drachen dafür ein eigenes Wort benutzen….man könnte es vielleicht mit Aar Vul Thur übersetzen, das würde Diener des dunklen Fürsten bedeuten. Aber warum fragst du?“

„Dein unsterblicher Drachenfreund meinte Drachen würden ihre Namen ändern, wenn es angebracht ist. Ich wollte nur wissen, wie ich dich zukünftig zu nennen habe, nun wo du dich über die Daedra erhoben hast.“, erwiderte Hlofgar.

„Ich habe mich nicht über die Daedra erhoben.“, widersprach Kiiryolsah ihm sofort. „Ich habe sie vollkommen falsch eingeschätzt.“

„Und das heißt?“

„Ich…ich weiß es nicht genau. Ich dachte ich hätte sie unter Kontrolle und sie würden mich mit ihrer Macht im Kampf unterstützen. Aber entweder wollten sie es nicht oder aber konnten es nicht, weil die Rüstung vielleicht doch nicht richtig gearbeitet war. Denn als ich das Metall anlegte, konnte ich zwar wieder ihre Gegenwart spüren, aber sie halfen mir nicht. Erst als ich sie dazu zwang, griffen sie nach der einzigen Energie, die mir und damit scheinbar auch ihnen zur Verfügung stand und das war meine eigene Seele. Hätten sich dort nicht auch die von mir absorbierten Drachenseelen befunden, ich hätte den Kampf nicht überlebt.“
 

Damit wunderte es Hlofgar nicht mehr, dass sich Kiiryolsah so schnell bewegt hatte und pausenlos mit Flammen um sich geworfen hatte. Immerhin hatte ihr die Kraft eines Drachen zur Verfügung gestanden. „Mit anderen Worten, du hattest wieder die Kontrolle verloren. Es ist also genau das passiert, wovor ich dich gewarnt hatte.“ In Hlofgars Ton schwang Wut über ihre Leichtsinnigkeit mit. „Ich hab dich beobachtet. Wenn dieser magische Kreis nicht plötzlich aufgetaucht wäre, hätten die Daedra dich sich ergebenden Thalmor angegriffen. Hast du überhaupt eine Ahnung, was dieses Blutbad für Folgen gehabt hätte?“, zeterte er weiter. „Auch wenn die Thalmor unsere Feinde sind, man schlägt niemanden, der bereits am Boden liegt!“

Kiiryolsah blickte entschieden in die entgegengesetzte Richtung. Sie stimmten mit jedem von Hlofgars Worten überein, aber das würde sie ihm nicht unter die Nase reiben. Außerdem war es eh sinnlos über die Gefahr der Daedra zu diskutieren. Denn wer auch immer den Bannkreis erschaffen hatte, er hatte damit die Seelen der Daedra aus Rüstung und Schwert verbannt. Jene waren nun nicht besser als eine gewöhnliche Ebenerzrüstung.
 

„Es tut mir Leid.“, sagte Kiiryolsah schließlich. „Ich hab nicht nachgedacht…ich…“ Die Elfe brach den Satz ab. ‚Ich wollte nicht nachdenken‘ hatte sie eigentlich sagen wollen. Stets für sich, hatte immer so gehandelt, wie es für sie am Besten war und nie bedacht was die Folgen für andere sein könnten. Das musste sie erst noch lernen, nun wo sie anscheinend endlich zu einem Teil in der Gesellschaft wurde. Oder war sie schon immer ein Teil von ihr gewesen?
 

„Du magst 200 Jahre zählen.“, sagte unterdessen der Blonde, dessen Wut sich fürs erste gelegt zu haben schien. „Aber du hast die Erfahrung eines Kindes.“

„Könnte daran liegen, dass Vampire nicht altern.“, erwiderte Kiiryolsah und sah Hlfogar mit einem frechen Funkeln in den Augen an, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. „Willst du mir zur Strafe den Hintern versohlen?“

„Das und noch viel mehr.“, erwiderte der Nord mit rauchigem Unterton, sodass im Hintergrund die Konturen von Luciens Erscheinung missbilligend zu wabern begannen. Auch wenn der Untote es für gewöhnlich darauf anlegte, dass seine Anwesenheit unbemerkt blieb, jetzt gerade hasste er diese Eigenschaft an sich.
 

Rote versanken in blauen Augen und umgekehrt, als ihre beiden Besitzer ihre Gesichter dicht aneinander brachten. „Warum ich?“, fragte Kiiryolsah schließlich leise, auch wenn ihr die Frage Angst machte. „Du bist Himmelsrands größter Held, du könntest haben wen auch immer du willst. Vor allen Dingen jemanden, der nicht so verkorkst ist wie ich.“

Womit sie wieder am Anfang ihres Gesprächs waren und erneut vor dem Problem standen, dass Hlofgar keine Ahnung hatte, wie er seine Gefühle ausdrücken sollte. „Du…bist vielleicht verkorkst.“, begann er schließlich vorsichtig, „aber in dir steckt so viel mehr und…ich glaub es war dein Lächeln. Damals, als ich dir die Meinung gesagt hatte und du dich am nächsten Tag einfach lächelnd bedankt hast…ich glaub seit da hast du…mich…“
 

/Komm/

Kiiryolsas Blick verklärte sich mit einem Mal und sie unterbrach Hlofgars Worte, indem sie sich erhob. „Hab ich was Falsches gesagt?“, erkundigte sich der Blonde irritiert, doch erhielt er keine Antwort von Kiiryolsah, die Anstalten machte zu gehen. Sofort erhob sich Hlofgar ebenfalls und griff nach Kiiryolsahs Arm, um sie aufzuhalten. „Sprich mit mir.“, verlangte er.

Die Dunmer reagierte nicht, versuchte aber auch nicht ihren Arm zu befreien, den Hlofgar schließlich mit einem Schnauben losließ. „Ich hatte wirklich mehr von dir erwartet.“, zischte der Nord und wandte sich von der Elfe ab, die sich nun wieder in Bewegung setzte. Er war und blieb eben jemand, dem sein Stolz immer im Weg sein würde. Vor allem nun, da er sich aufgerafft hatte sein Innerstes zu offenbaren und dafür nicht die entsprechende Würdigung erhielt, ließ ihn jener gekränkte Stolz weder die Träne sehen, welche über Kiiryolsas Wange rann, noch ihren abgestumpften Blick.
 

Einen Moment lang zögerte Lucien, ehe er seiner Herrin treu wie eh und je folgte, die ohne sich umzusehen durch Falkenrings Straßen lief. Da alle den Sieg feierten, begegnete ihnen unterwegs niemand, dem das sonderbare Verhalten hätte auffallen können. Nur eine alte Frau saß in ihrem Schaukelstuhl auf einer Veranda, schräg hinter ihr stand jemand, der vom Alter her ihr Sohn hätte sein können. Sie verfolgten das Drachenblut mit ihren Blicken, sagten jedoch nichts.
 

/Komm/

Kiiryolsah lief weiter, hinüber in den Wald, in ein Gebiet, welches die Fährtensucher bisher ausgelassen hatten. Erst als sie eine Lichtung erreichte wurden ihre Schritte langsamer und schließlich blieb sie gänzlich stehen.

Vor ihr, mit dem Rücken an einen Baum gelegt, saß der noch immer blass wirkende Caracalmo. In den Händen hielt er ein rotpulsierendes Amulett, dessen Rhythmus immer schneller geworden war, je mehr sich Kiiryolsah ihm genähert hatte.

Neben ihm stand ein Mann, der eine schwarze Robe mit großer Kapuze trug und selbst seine Hände steckten in schwarzen Lederhandschuhen. Sein Gesicht verdeckte eine Maske, auf deren silbernen Oberfläche das Mondlicht reflektierte.

„Komm, mein Liebes…mein Monster.“, sagte der Mann und streckte der Elfe seine Hand entgegen. „Lass uns heimkehren.“ Kiiryolsah überwandte den letzten Abstand zwischen ihnen und legte ferngesteuert ihre Hand in die seine.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, ziemlich offenes Ende, oder?
Nun kann ich es ja sagen, eigentlich hatte Kiiryolsah sterben sollen. Ursprünglich sollte Fimmion entkommen und dann im Auftrag der Thalmor noch einmal zurückkehren, als sich Kiiryolsah und die Nord sammeln, um Falkenring einzunehmen. Aus dem Hinterhalt sollte er sie dann mit einem Schuss durch den Hals töten und erst dann von Susarion gerichtet werden.
Dann wurde allerdings der Dragonborn DLC angekündigt und da ich dessen Handlungen nicht in meinem Plot eingearbeitet hatte, musste Kiiryolsah überleben, um nach Solstheim reisen zu können.
Daraus wiederum folgt, dass ich in einem zweiten Teil ihre Geschichte weitererzählen werde (vorausgesetzt ihr wollt überhaupt wissen, wie es weiter geht) und ich werde darin nicht die Questhandlung wiederholen. Es gibt schließlich noch genügend drumherum zu erzählen und auch das Schicksal einiger anderer Charaktere ist ja noch offen und der sture Ochse Hlofgar braucht natürlich auch noch eine zweite Chance^^
Die Entscheidung liegt bei euch.

Bis dahin
Eure Aya Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Thrawn
2016-04-17T09:10:47+00:00 17.04.2016 11:10
Geile Fanfic.

Bin heute Morgen drauf gestoßen und muss sagen, dass mir diese Geschichte sehr gefällt. Ich wäre für eine Fortsetzung. Vor allem, da es noch ein paar Geheimnisse gibt die gelüftet werden sollten. Und wie sich die Dunkle Bruderschaft verhält? Die Mutter der Nacht und Sithis werden da noch ein Wörtchen mitzureden haben.

Die Charaktere sind sehr gut beschrieben und meines erachten nach ziemlich nah am Original. Die Handlungen sind verständlich, ebenso die Gefühle.

MfG Thrawn
Von:  Lokina_Xaos
2015-02-09T13:26:38+00:00 09.02.2015 14:26
also ich wär voll für eine Fortsetzung.
Denn ich dachte mir so: Nein, das darf nicht das letzte Kapitel sein!!!
Also biiiitte Aya schreib weiter!
Ich lieb deine Charaktere^^

*die einen Süßkuchen da lass*


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