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Kiiryolsah

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Titel verrät es schon: es gibt endlich Antworten auf Kiiryolsahs Vergangenheit^^ zummindest schon mal zum Teil, den Rest gibt es dann beim nächsten Mal.
Ursprünglich hatte ich ja geplant ihre Vergangenheit anders zu erzählen, in dem ich viel öfter Rückblenden einbaue. Und ganz ursprünglich hatte ich erst die Geschichte ihrer Mutter erzählen wollen, bevor ich Kiiryolsah hochlade. Ich glaub inzwischen fliegen vier verschiedene Versionen davon auf meinem Rechner um...und wenn ich sie endlich hochlade wird es wahrscheinlich die fünfte Version werden :-)

Und kaum hatte ich dieses Kapitel hier fertig, fiel mir ein, dass ich vergessen habe zu schreiben, was einer gewissen anderen Partei in der Zwischenzeit widerfahren ist. Kein Wunder, wenn man den Plot abändert und sich das nicht gleich aufschreibt....

Jetzt euch aber erst mal viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Antworten

Gleich einer Statur stand der bläulich schimmernde Geist am Rande der Lichtung. Die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, hob sich nur hin und wieder die Brust, wenn er aus alter Gewohnheit heraus, zu Atmen versuchte.

Die toten Augen beobachteten die Umgebung, während das kleine Heer in seinem Rücken ruhte und sich gänzlich auf ihn verließ. Umso fataler war es, dass Luciens Aufmerksamkeit nicht gänzlich auf die Bewegungen und Geräusche im Unterholz gerichtet war.
 

Solange er beschworen war, konnte der Attentäter mit dem Schreckensvater nicht direkt in Kontakt treten. Lediglich seine Aura und somit die Stimmung Sithis nahm er war. Und bis vor wenigen Stunden noch, war jene so sehr von Wut erfüllt gewesen, dass Lucien befürchtete er könne persönlich in diese Welt übertreten, um die Zuhörerin für ihre Verfehlungen zu bestrafen.

Ganz plötzlich aber war seine Aura um geschwungen und ähnelte nun eher einer satten Katze, welche es sich hinterm warmen Ofen gemütlich machen wollte. Was der Grund dafür sein mochte, konnte Lucien sich nicht erklären. Das Einzige was er mit Sicherheit wusste war, dass Sithis Zufriedenheit nicht daher rührte, dass er Kiiryolsah mit dem Tode bestraft hatte. Denn andernfalls, würde Lucien nicht mehr in dieser Welt wandeln können.
 

Und dennoch machte sich der Attentäter Sorgen um seine Schutzbefohlene. Am liebsten wäre er nach Falkenring gelaufen um nachzusehen, was dort geschehen war. Doch dann würde er gegen den Willen seiner Herrin handeln und das war ihm nicht möglich. Daher war und blieb er an das in seinen Augen mehr als schleichende Tempo der Sturmmäntel gebunden und auch das Wissen, dass sie im Laufe des morgigen Tages Falkenring erreichen würden, konnte ihn nicht wirklich beruhigen.
 

Die steife Gestalt des Geistes löste sich ruckartig, als sich in den Schatten jemand bewegte. Sogleich zog Lucien in einer fließenden Bewegung seinen Dolch und huschte lautlos zwischen die Bäume. Der aldmerische Späher bemerkte den schwachen Lichtschimmer des Geistes in seinem Rücken und wandte sich um. Doch noch bevor er die Hand mit dem Zauber ganz gehoben hatte, fuhr ihm die Klinge über die Kehle.

Plätschernd sprudelte das Blut aus dem Schnitt und spritzte durch den Körper des Untoten, dessen silbriges Leuchten dem Rot etwas schönes und surreales verlieh. Fasziniert von dem Anblick beobachtete Lucien, wie die Blutfontäne langsam kleiner wurde und der nun tote Körper mit einem dumpfen Schlag auf den Boden fiel.
 

Mit geübter Routine tastete Lirielle den Hals des am Boden Liegenden ab, während ihre Augen aufmerksam die Umgebung im Auge behielten. Ihre Finger fanden schließlich die beiden kreisrunden Einstiche und ließen die Bretonin leise fluchen.

Sie löste den Blick von den Bäumen und richtete ihn stattdessen auf den Toten. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, die andere an seine Hüfte, um ihn auf diese Weise auf den Rücken drehen zu können. Nur kurz musterten die grünen Augen das blutleere Gesicht, ehe ihre Besitzerin einen Dolch zog und damit ungerührt die Kleidung des Thalmors zerschnitt.

Zum Vorschein kam ebenfalls kalkweiße doch noch warme Haut und diesmal fluchte Lirielle lauter, als zuvor.
 

Verärgert über sich selbst sank die Jägerin aus ihrer vorgebeugten Haltung zurück auf die Fersen und fuhr sich durch die Haare. Sie hatte sich gedacht, dass ihr Opfer sich noch in der Nähe aufhielt, da er scheinbar irgendwie mit Kiiryolsah in Verbindung stand. Und dennoch hatte sie seine Aura zu spät bemerkt.

So spät, dass der Vampir Zeit genug gehabt hatte, den ahnungslosen Späher vollständig auszusaugen und anschließend zu verschwinden. Damit hatte er genug Blut aufgenommen, um die nächsten Tage problemlos zu überstehen. Und wenn er das nicht ausnutzte, um so schnell wie möglich Abstand zwischen sich und Lirielle zu bringen, dann sicherlich um weiterhin unerkannt in der Nähe bleiben zu können.
 

Lirielle leckte sich die wenigen Blutstropfen von den Fingern, die von der Untersuchung des Halses daran kleben geblieben waren und stand dann vom Boden auf. Kurz warf sie einen Blick in die Richtung, in welcher Falkenring liegen musste, ehe sie sich abwandte, um zum Lager zurückzukehren.

Sicherlich hätte sie sich in die Nähe der Häuser wagen können um auszuspionieren, wie viele der Thalmor noch übrig waren und vielleicht sogar mit den Bewohnern dort sprechen können. Aber das war nicht ihre Angelegenheit. Lirielle interessierte nur der Vampir und sie würde sich in nichts hinziehen lassen. Schon gar nicht in einen Krieg.
 

Als die Jägerin auf die Lichtung zurückkehrte, hatte sich dort nichts verändert. Die seltsame Vierergruppe lag noch immer im Kreis um das verloschene Lagerfeuer, dessen Aschenreste nur noch eine geringe Wärmemenge abgaben.

Auf der einen Seite Caracalmo, gewickelt in seinen Reisemantel, der wohl mal bessere Zeiten gesehen hatte. Schräg daneben lag der noch immer mehr tot als lebendig wirkende Tjorben, dessen Seele bisweilen so laut schrie, dass es Lirielles Kopf fast zum Zerbersten brachten. Und dann, ihnen gegenüber, Hlfogar und Kiiryolsah.
 

Auch nachdem das Drachenblut längst eingeschlafen war, hatte Hlfogar den Arm nicht mehr von ihr genommen und nun lagen sie dicht aneinandergeschmiegt beieinander. Bei dem Anblick musste Lirielle unweigerlich grinsen. In ihren Augen waren Nords sehr einfach gestrickt und angesichts Caracalmos provokanter Aktion, war sie wohl nicht die Einzige, die so dachte.

Doch ganz gleich ob sie die Zweisamkeit nun zerstören wollte oder nicht, der Morgen graute und Lirielle hatte Fragen, die sie endlich beantwortet haben wollte. Also schritt sie zu den Schlafen hinüber und stupste die Dunmer leicht mit dem Fuß an. „Hey, Kirr…“, begann Lirielle doch brach ab, als sie am Namen der Elfe zu scheitern drohte und setzte daher neu an, „…Drachenblut! Wacht auf. Es ist Tag und ihr schuldet mir noch ein paar Antworten.“
 

Kiiryolsah hörte zwar den Ruf, doch trotzdessen und des unbequemen Waldbodens, reagierte sie nicht darauf. Sie wollte sich nicht rühren, wollte sich nicht trennen von dem warmen Körper neben sich, welcher sie beschützend hielt. Es war so lange her, dass sie dieses Gefühl von Geborgenheit zuletzt gespürt hatte, da wollte sie es jetzt nicht so einfach wieder hergeben.
 

Doch ob sie nun wollte oder nicht, als Hlfogar die Umarmung löste und sich aufsetzte, half es ihr nicht mehr länger die Schlafende zu mimen und setzte sich ebenfalls auf. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie den Blonden, wie er die steifen Glieder streckte und dann aufstand, um sich zu entfernen. Keinen Blick würdigte er ihr, kein Wort kam über seine Lippen.

Schlagartig verschwand die Wärme aus Kiiryolsahs Körper. Warum machte sich Hlfogar lustig über sie? Sie hatte gehofft, dass er anders wäre als Sorex, doch da hatte sie sich wohl geirrt. Wieder wurde mit ihr gespielt, doch diesmal durfte sie sich das nicht gefallen lassen, musste sich wehren.

/Ich sollte ihn ansprechen./, dachte Kiiryolsah und krallte die Finger in die kalte Erde. /Ihn zur Rede stellen./ Doch trotz ihrer Gedanken rührte sich die Schwarzhaarige nicht. Erst als plötzlich Lirielles Gesicht direkt vor ihrem auftauchte, zuckte sie erschrocken zurück.

„Gebt mir die Antworten, die ich haben will.“, verlangte Lirielle mit aufgeregter Stimme und einem ungeduldigen Funkeln in den Augen. „Dann erkläre ich euch Hlfogars Verhalten.“
 

Einen Moment lang starrte Kiiryolsah sprachlos ihre Gegenüber an, ehe sie sich mit einem Kopfschütteln abwandte. „Was gibt es daran schon nicht zu verstehen?“

„Eine ganze Menge, wie mir scheint.“, erwiderte die Braunhaarige. „Ihr mögt vielleicht 200 Jahre alt sein, dennoch scheint ihr sehr wenig Ahnung von der Gesinnung eines Nords zu haben. Ich kann euch da helfen, schließlich war ich mit einem verheiratet.“

„Das war ich ebenfalls.“, gab Kiiryolsah zurück und erhob sich mit knackenden Knochen vom Boden, wodurch sie Lirielle zwang sich ebenfalls zu erheben. „Und was hatte ich davon? Der Mistkerl hat seinen Frust an mir ausgelassen und sich anschließend mit irgendwen anders vergnügt.“

Lirielle ließ die Abfuhr kalt und sie verschränkte nur abwartend die Arme vor dem Oberkörper. „Wollt ihr meine Meinung nun hören, oder nicht?“, fragte sie im neutralen Ton und wartete die Antwort der Älteren ab.
 

„Ich kann euch die Antworten die ihr sucht nicht geben.“, wich die Dunmer ihr schließlich aus. „Denn den Vampir den ihr jagt kann ich nicht kennen.“

Lirielle schnaubte. „Ihr habt seine Aura.“, beharrte die Bretonin.

„Das muss einen anderen Grund haben. Der Vampir der mich verwandelte ist tot.“

„Und da seid ihr euch sicher?“, mischte sich Caracalmo interessiert in das Gespräch ein. Die Stimmen mussten ihn geweckt haben und auch Hlfogar war wieder näher gekommen. Obwohl er scheinbar desinteressiert versuchte die Feuerstelle wieder neu zu entfachen, so lauschte er doch gleichzeitig jedem Wort.
 

Kiiryolsah fühlte sich mit der auf ihr ruhenden Aufmerksamkeit nicht gerade wohl und somit waren ihre nächsten Worte nicht so sicher, wie sie es gewollt hätte. „Ziemlich sicher. Ich fand schließlich seine Asche.“, sagte sie stockend.

Einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, doch schließlich durchbrach Lirielle jene wieder. „Der Name des Vampires den ich jage lautet Susarion.“, sagte sie und fixierte dabei das Drachenblut, um dessen Reaktion genau beobachten zu können. „Und er trägt stets schwarze Kleidung, sowie eine silberne Maske, die das gesamte Gesicht bedeckt und die Züge eines Elfen darstellt.“
 

Kiiryolsah zögerte mit einer Antwort. Die Beschreibung passte und in der Zuflucht hatte sie seine Gegenwart gespürt und ihren alten Namen gehört. Und dennoch, er konnte unmöglich am Leben sein. „Wir haben Wichtigeres zu tun, als uns mit einem Vampir zu beschäftigen.“, versuchte die Dunmer schließlich abzulenken. „Die Thalmor könnten uns jeden Moment angreifen und…“

„…der Vampir hat bisher sämtliche Späher ausgeschaltet.“, unterbrach Lirielle sie. „Er wird sicherlich auch weiterhin dafür sorgen, dass sie uns nicht finden. Und solange von ihnen niemand nach Falkenring zurückkehrt, werden die Aldmeri sicherlich keinen Angriff wagen, nicht wahr Caracalmo?“

„Korrekt.“, erwiderte der Hochelf knapp.

Kiiryolsahs Augen wanderten von einem zum anderen. Verzweifelt suchte sie nach Argumenten, doch ihr wollten einfach keine einfallen. Sie kam aus dieser Sache nicht mehr heraus. Selbst wenn sie Lirielle vor allen anderen entlarvte, war da noch Caracalmo. Sie hatte dem Hochelfen für seine Rettung sowie die Mithilfe im Kampf einiges versprochen und bisher nichts davon eingelöst. Ihn würde sie nicht abwimmeln können. Und selbst wenn auch er nicht wäre, so schuldete Kiiryolsah dann noch immer Hlfogar eine Erklärung.
 

„Um alles erklären zu können, werde ich etwas weiter ausholen müssen.“, sagte Kiiryolsah, als sie sich schließlich geschlagen gab. „Warum setzen wir uns also nicht?“ Caracalmo und Hlfogar saßen bereits, sodass nur Lirielle ihrem Vorschlag wortlos nachzukommen brauchte. Auch das Drachenblut setzte sich wieder und da Hlfogars Mantel noch am Boden lag, wickelte sie sich kurzerhand wieder darin ein.

„Um genau zu sein, muss ich bei meiner Geburt anfangen.“

Lirielle öffnete den Mund, um das Drachenblut darin zu erinnern lediglich das Wichtigste zu berichten, wurde jedoch von Hlfogar davon abgehalten. „Lasst sie ausreden.“, ermahnte er die Jägerin. Ihn interessierte es nämlich durchaus, wie Kiiryolsah zu ihrem jetzigen Ich gekommen war.

Kiiryolsah wartete einen Moment, ob Lirielle noch etwas erwidern würde, als dies jedoch nicht geschah, wagte sie einen neuen Versuch.
 

„Als meine Mutter mit mir schwanger war, wurde mein Vater getötet. Dies versetzte ihr einen so harten Schlag, dass sie, als ich auf die Welt kam, in mir keinen Trost finden konnte sondern es nur noch schlimmer wurde. Es ging so weit, dass sie ihm schließlich freiwillig in den Tod folgte. Ich wurde daraufhin einer dunmerischen Händlerfamilie mitgegeben, die sich auf dem Rückweg nach Morrowind befand. Sie hatten nichts dagegen ein fremdes Kind aufzunehmen und als ihr eigenes auszugeben. Schließlich bekommen Elfen nicht so leicht Kinder wie Menschen und ich war nur ein Jahr jünger als ihr Sohn.
 

Ich wuchs auf als ganz normales Dunmerkind. Ich wusste, dass sie nicht meine richtige Familie waren, doch das kümmerte mich nicht. Ich hatte kein Interesse an einer Mutter, die mich einfach in Stich gelassen hatte und meine neuen Eltern sorgten gut für mich.

Ich war wie viele Dunmer zur damaligen Zeit waren. Eingebildet, hochnäsig und sah Nichtdunmer als ebenso wertlos an, wie eine Fliege, die man mit Leichtigkeit an der nächstbesten Wand zerdrückte.

Mein Ziehvater war ein angesehener und mächtiger Magier und wir lebten recht weit im Norden. Daher konnten wir es uns trotz des Einmarsches der Argonier und Khajiit noch erlauben, eben jene weiterhin als Sklaven zu halten.“ An der Stelle stockte Kiiryolsah kurz und musste schlucken. Sie schämte sich sehr für ihr damaliges Verhalten und es fiel ihr mehr als schwer es laut vor den anderen auszusprechen. Gleichzeitig aber wollte sie es endlich über sich bringen und dieser Wunsch war stärker, als ihre Angst vor der Reaktion der anderen.
 

„Wir…wir hatten damals ein Spiel, welches wir gerne spielten. Wie ließen die Khajitt wie Hunde Bällchen apportieren. Straften sie, wenn sie sich weigerten und lachten sie aus, wenn sie es dann doch taten. Wir nahmen den Argoniern das Wasser um zu testen, wie lange sie es ohne aushielten und taten noch viel mehr Grausiges. Mutter lobte uns für unsere Wissbegierde…“ Angestrengt starrte Kiiryolsah auf einen Stein zu ihren Füßen, wagte es nicht irgendjemanden in die Augen zu sehen um darin zu lesen, was sie von ihr hielten.
 

„Elfenkinder unterschieden sich äußerlich nicht von Menschenkindern. Abgesehen von der Hautfarbe und der Form der Ohren. Erst wenn sie älter werden, erhalten sie auch die schmalen Gesichtszüge.

So war es auch bei meinen Stiefgeschwistern. Nur ich behielt die Züge eines Menschen bei. Meiner Familie war damit klar, warum meine leibliche Mutter mich nicht hatte haben wollen und wurde von ihnen zu Recht fortan als Sklavin behandelt.

Ich teilte ihre Abneigung. Ich hasste mich für das was ich war und für das, was ich all die Jahre über getan hatte. Ich hatte Wesen gequält, zu denen ich selbst gehörte Ich konnte mich jetzt nicht einfach in ihre Reihen eingliedern und so tun, als ob nichts gewesen wäre. Es gab keinen Platz mehr für mich. Und dann…dann stand eines Abends plötzlich Susarion vor der Tür. Ich weiß nicht woher er von mir gehört hatte, denn er war zuvor nie bei uns gewesen, aber er kaufte mich meiner Familie ab.“
 

//////Der Fremde lief schnell und mit großen Schritten. Nicht einmal sah er sich um, ob das Mädchen ihm noch folgte. Die junge Dunmer stolperte ihm unbeholfen hinterher, dabei das kleine Stoffbündel mit den wenigen Habseligkeiten fest an die Brust gedrückt. Genau genommen bestand das Stoffbündel aus einem Sklavenkleid, welches nicht weniger zerschlissen war, als jenes, welches seine Besitzerin momentan trug. Ihre Herren mochten wohlhabend gewesen sein, doch sie hatte nicht zu den Sklaven gehört, die man vorzuzeigen pflegte und somit waren auch ihre Kleider nicht wichtig.
 

In dem Bündel selbst lag lediglich ein angelaufenes Medaillon. Das einzige Andenken an die leibliche Mutter des Mädchens, mehr besaß es nicht mehr. Die Schwarzhaarige rannte einige Schritte, um wieder näher zu dem Fremden aufzuschließen, von dem sie weder den Namen wusste, noch warum er sie mitgenommen hatte. Einer der höheren Sklaven hatte ihr lediglich gesagt, dass sie ihre Sachen packen sollte und dass sie diesem Mann zu folgen hatte.

Einem Mann, der komplett in schwarz gekleidet war. Selbst Handschuhe trug er, obwohl jener Sommer so heiß war, dass selbst die Nacht keine wirkliche Abkühlung brachte. Am meisten aber, hatte die Dunmer seine Maske fasziniert. Sie war aus Silber gearbeitet und zeigte das Gesicht eines sehr schönen Dunkelelfs.
 

Der Mann blieb so unerwartet stehen, dass das Mädchen gegen ihn stieß. Erschrocken sprang sie sogleich einen Schritt zurück und senkte hastig den Blick zu Boden. „V-verzeiht mir, Herr.“, stotterte es sogleich und umklammerte sein Bünden so stark, als könne es ihm Schutz gewähren.

Den Blick noch immer auf den Boden gerichtet, bemerkte das Mädchen nur daran, dass der Mann sich zu ihr drehte, weil der Stoff seines Umhangs über den Boden raschelte. Finger legten sich unter sein Kinn und zwangen es so mit leichtem Druck in die silbrige Maske zu schauen.
 

Maser und Secunda warfen ihr mattes Licht auf die silbrige Oberfläche, ließen sie somit wie einen Spiegel erscheinen, in welchem die Dunmer ihr eigenes verzerrtes Gesicht erkennen konnte. Schwarze ungekämmte Haare, rote Augen, hellgraue Haut – zu hell für eine Dunmer - und…die abscheulichen runden Gesichtszüge eines Menschen.

„Wie ist dein Name?“, fragte der Fremde. Seine Stimme klang dumpf unter der Maske und machte es somit so gut wie unmöglich seine Laune herauszuhören.

„Darkay, Herr.“, erwiderte das Mädchen, den Blick auf die beiden Löcher in der Maske geheftet, welche für die Augen gedacht waren. Während durch die eine Öffnung ein Auge hervor funkelte, blieb es hinter der anderen Öffnung schwarz.

„Mein Name ist Susarion, nicht Herr.“, korrigierte der Mann und nahm die Hand von dem Kinn des Mädchens. „Weißt du, warum ich dich mitgenommen habe?“
 

Als Darkay den Kopf schüttelte, griff der Mann nach der Maske und zog sie sich vom Kopf, löste damit zugleich die daran befestigte Perücke aus langen schwarzen Haaren.
 

Es gelang der Dunmer einen Schrei zu unterdrücken, doch dass sie vor dem Mann zurückstolperte, konnte sie nicht verhindern. Sie hatte noch nie etwas Grässlicheres gesehen, als das Gesicht dieses Mannes. Es war fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Und nicht nur sein Gesicht. Als er die obersten Knöpfe seines Hemdes löste, kamen weitere Narben und Verbrennungen zum Vorschein.

„Weißt du es nun?“, fragte Susarion und fixierte das Mädchen mit seinem noch funktionsfähigen Auge. „Ja, ich bin wie du.“, fuhr er fort, ohne eine Antwort abzuwarten. „Ein Monster, ein Ausgestoßener. Jemand, mit dem niemand etwas zu tun haben möchte. Es gibt für mich genauswenig einen Platz auf dieser Welt, wie für dich. Wir können uns nur verkriechen, uns verstecken. Die einzige Zuflucht die uns bleibt, ist die Gesellschaft eines anderen Monsters.“
 

Monster

Ja, er hatte recht. In den Augen ihres Volkes war Darkay ein Monster, eine missbilligende Kreatur. Sie war genauso unansehnlich, wie Susarion mit all seinen Wunden. Er war der einzige, der sie würde akzeptieren können. Sowohl mit ihrem Aussehen, als auch mit ihren Taten. Denn das Nichtakzeptieren würde Einsamkeit bedeuten.

Es kostete Darkay nur einen Moment lang Überwindung, den Abstand zwischen sich und Susarion zu verkleinern. Doch nachdem sie den ersten Schritt geschafft hatte, fiel sämtliche Angst von ihr ab.
 

Darkay schlang kurzerhand die Arme um Susarions Taille und drückte das Gesicht gegen seine Brust. Es war heuchlerisch von ihr nach einem Zuhause zu verlangen. Nach allem was sie getan hatte und was sie war, verdiente sie es weiterhin als Sklavin zu leben. Andererseits…warum sich nicht als das Monster verhalten, welches man war? Wenn es keinen Platz auf der Welt für einen gab, warum ihn sich dann nicht gewaltsam schaffen?

„Kluges, kleines Monster.“, hörte sie Susarion leise murmeln, während seine Hand ihr über den Kopf strich, bis ihn plötzlich ein fast schon irres Lachen schüttelte und er schmerzhaft fest in Darkays Haare griff. „Niemand will ein Monster.“//////



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