Zum Inhalt der Seite

Green Eyes

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Krönung

Thor´s POV:
 

Es vergingen 174 Jahre, bis ich zum ersten Mal wieder an den Kuss dachte. 174 sind für Götter eine kaum nennenswerte Zeitspanne. Denn wenn man die Ewigkeit hat, erscheint die sterbliche Zeitrechnung lächerlich.

Doch obwohl so wenig Zeit vergangen war, hatten sowohl Loki, als auch ich uns sehr verändert. Nachdem ich damals aus Loki´s Gemächern geflohen war, hatte ich ihm lange Zeit nicht ins Gesicht sehen könne. Es erschien mir falsch, was vorgefallen war und erst Sif´s Standpauke und ein ernstes Gespräch mit meinem Vater, bei dem ich allerdings den Grund für Loki´s und mein Auseinanderleben nicht weiter erläuterte, sorgten dafür, dass ich wieder mit meinem Bruder sprach.

Doch ab diesem Tage versteckte ich meine Unsicherheit Loki gegenüber hinter hochtrabender Arroganz und leichtsinnigem Wagemut, und irgendwann vergaß ich, warum ich das tat und wurde im Grunde meines Wesens genau das. Arrogant und Selbstverliebt.

Loki hingegen machte eine Entwicklung in eine völlig andere Richtung durch. Zwar stand er immer noch an meiner Seite, doch zunehmend gewannen sein Listenreichtum, seine Lügen und seine Intrigen die Oberhand über seine Seele und mit jedem Jahr, welches verging, wurde Loki mehr gemieden.

Das Misstrauen schien ihm allerdings wenig auszumachen. Stattdessen nutzte er seine neu erworbene Freizeit dazu, seine Magie auf ein völlig anderes Level zu heben.

Er war schon immer ein begnadeter Zauberer gewesen, doch seine Illusionen schienen so perfekt, dass selbst ich es zuweilen nicht vermochte, die Wahrheit zu erkennen.
 

Die Jahre zogen weiter und irgendwann stand der Tag meiner Krönung an. Die Entscheidung Odin´s, sich nun zur Ruhe zu begeben, kam völlig unerwartet und kurzerhand wurde ein rauschendes Fest organisiert, um dieses Ereignis zu feiern.

Odin selbst erklärte seinen Entschluss nicht und ich hatte auch nicht vor, ihn deswegen zu behelligen, denn seit einigen Jahren träumte ich bereits davon, die Krone Asgards auf dem Haupt zu tragen.

Das Loki seinerseits ebenfalls Anspruch auf den Thron hatte, schien niemanden zu kümmern und auch ich dachte keine Minute daran, meinem jüngeren Bruder diese Macht in die Hand zu legen.

Dieser schien auch wenig erpicht darauf zu sein, die „Bürde“, wie er es nannte, anzunehmen und deshalb beteiligte er sich an den Vorbereitungen und als der Tag gekommen war, fühlte ich mich zu gleichen Teilen aufgeregt, wie angsterfüllt.

Ich hatte meine Paraderüstung aus Gold und Silber angelegt und ein roter Umhang wallte über meine breiten Schultern. Seit meiner Volljährigkeitsprüfung hatte Mjölnir seinen festen Platz an meinem Gürtel und als ich den Gang zu den Pforten des Thronsaales beschritt spürte ich eine ungewohnte Nervosität in mir aufkeimen. Energisch hielt ich einen der herumeilenden Diener an und nahm mir einen Kelch von dem Tablett, welches der junge Bursche trug. Zu meinem Glück war das silberne Gefäß mit dem dunklen, roten Wein gefüllt, für den Asgard berühmt war und ich nahm einen kräftigen Schluck, während ich die Tür aufstieß, die zu dem Bereich vor dem Thronsaal führte.

Das schwere Portal gab ein krachendes Geräusch von sich, als es gegen die Wand schlug und nachdem ich den Kelch in einem letzten Zug geleert hatte und ihn in einer heftigen Geste in das Feuerbecken vor mir geschleudert hatte brüllte ich: „Noch einen!“, bevor ich meinen Platz in dem Gang einnahm.

Jetzt hieß es warten, doch eine leichte Bewegung in meinem Augenwinkel erregte meine Aufmerksamkeit und ich erblickte meinen Bruder, der hinter einer Säule gestanden hatte.

Er sah wahrlich majestätisch aus. Sein grüner Waffenrock schwang leicht, als sich neben mich stellte und der lange, grüne Umhang betonte seine schlanke, hochgewachsene Gestalt. Seine tiefschwarzen Haare wurden von einem schweren Helm verdeckt, der zwei gigantische Hörner auf dem Kopf trug und als er zu mir blickte, sah ich seine grünen Augen schelmisch funkeln.

„Nervös, Bruder?“, fragte er mich und seine tiefe, samtene Stimme glitt über mich wie warme Milch. Umschmeichelnd und lockend wie Sirenengesang.

„Hast du mich jemals nervös erlebt?“, stellte ich die Gegenfrage und grinste dabei breit.

Loki´s Lächeln wurde erlosch und stattdessen trat ein gespielt ernster Ausdruck in seine Augen, als er antwortete: „Ach, ich erinnere mich an eine Situation in Nornheim-“

„Das war keine Nervosität, Bruder.“, unterbrach ich ihn: „Das war Kampfeslust. Wie sonst hätte ich uns einen Weg durch hundert Krieger bahnen können.“

Loki hob eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen an und erwiderte: „Wenn ich mich recht erinnere habe ich uns in Nebel gehüllt, damit-“

Ich lachte und Loki hielt inne.

„Tja,“, sagte ich: „Manche kämpfen und manche verwenden Tricks.“

Das nervöse Lachen eines Diener erklang, als dieser gerade mit einem weiteren Kelch des teuren Weines auftauchte. Ich konnte Loki´s Stimmungsumschwung im Augenwinkel sehen und als er eine leichte Handbewegung durchführte, krochen plötzlich Schlangen aus dem Kelch.

Erschrocken ließ der Diener das Tablett fallen und ich hörte Loki´s schelmisches Lachen.

„Loki!“, sagte ich, weniger wütend, als belustigt: „Das war Verschwendung von gutem Wein.“

„Ach das war nur ein wenig Spaß.“, sagte mein Bruder allerdings nur: „Nicht wahr, mein Freund.“

Ich lachte, um die angespannte Stimmung zu lösen und der Diener sammelte schnell das Tablett wieder auf, um zu verschwinden. Sein Missmut war ihm deutlich anzusehen, doch ich kümmerte mich nicht weiter darum. Stattdessen lauschte ich Loki´s fröhlichem, leisem Lachen, bis mir ein weiterer Diener meinen neuen Helm reichte.

Ich hatte das gute Stück noch nie zu Gesicht bekommen und als ich nun den silbernen Helm in die Hand nahm, kam ich nicht umhin enttäuscht zu sein. Denn an der Seite des Helm waren silberner Feder befestigt und ich fragte mich, wer von den Schmieden auf diese Idee gekommen war.

„Nette Federn!“, sagte Loki und als ich ihn ansah, konnte ich das spöttische Funkeln seiner Smaragdaugen betrachten.

„Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel gesehen, du Rindvieh!“, erwiderte ich bissig und Loki´s Lächeln wurde tiefer. Er wusste, dass ich es nicht ernst meinte, auch wenn sein Helm wirklich etwas von einer Kuh hatte.

„Ich bin nur ehrlich.“, sagte er und ich sah ihn gespielt ungläubig an.

„Du kannst nicht ehrlich sein.“

„Ach nein!“

„Nein!“

Loki Lächeln hatte plötzlich etwas liebevolles und ich wusste mit unseren Neckereien war es nun vorbei. Er senkte die Stimme und als er weiter sprach, fühlte ich einen heißen Schauer über meinen Rücken rinnen.

„Ich habe lange auf diesen Tag gewartet. Länger als du… Mein Bruder und mein Freund. Manchmal bin ich neidisch, doch das ändert nichts daran, dass ich dich liebe!“

Es viel mir schwer mein Lächeln aufrecht zu halten, denn diese Worte riefen plötzlich weit entfernte Erinnerungen hervor und um meine Unsicherheit zu überspielen, legte ich ihm eine Hand in den Nacken, wie ich es immer tat, und sagte: „Danke!“

Einen Moment sahen wir uns tief in die Augen. Smaragdgrün traf auf Saphirblau und als Loki wieder zu sprechen ansetzte, wurde ich mir seiner Nähe wieder nur zu bewusst.

„Sollen wir uns jetzt küssen?“, fragte er und ich ließ ihn los. In seinen Augen lag neben dem Schalk auch ein Funken der altbekannten Traurigkeit, die seit Jahren ein fester Bestandteil in seinem Blick war und um diesen zu vertreiben, sagte ich: „Hör auf damit!“, und lachte.

Loki fiel mit ein und einen Moment später standen wir schweigen nebeneinander. Ich wusste, wenn ich jetzt nichts tun würde, wäre ein perfekter Moment vorbei, doch ich sagte nur zu ihm: „Geh schon mal vor.“

Loki blickte mich zweifelnd an, doch ich deutete ihm vorzugehen und sagte: „Nun geh schon! Ich bin direkt hinter dir.“

Mein Bruder nickte, lächelte noch einmal schwach und verschwand dann im Gang.

Und während ich noch einmal tief durchatmete, um dann den ersten Schritt zu machen, rasten die Gedanken in meinem Kopf und ich fragte mich, was gewesen wäre, wenn ich etwas anderes gesagt hätte.
 

In der Halle empfing mich frenetischer Jubel und ich reckte Mjölnir in den Himmel, als wäre ich von einer glorreichen Schlacht heimgekehrt. Mit wallendem Umhang ging ich durch den Gang, den eine Einheit von Odin´s Leibwache bildeten und als ich vor dem imposanten Thron angelangte, der in wenigen Minuten meiner sein würde, fiel ich auf ein Knie und blickte zu meinem Vater empor, nicht ohne vorher noch meiner Mutter zuzuzwinkern, die links auf der Treppe stand.

Loki verdrehte die Augen, dass sah ich genau, doch ich hatte keine Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen, denn die tiefe Stimme Odin´s riss die Aufmerksamkeit aller an sich.

„Thor, mein Erstgeborener. Träger des Kriegshammers Mjölnir, im Kern eines sterbenden Sterns geschmiedet, sowohl eine Waffe der Zerstörung, wie ein Werkzeug des Aufbaus. Wahrlich eine Waffe eines Königs würdig.“

Einen Moment hielt er inne, scheinbar um seinen Worten mehr Tiefe zu verleihen und ich wünschte mir, er würde endlich fortfahren.

„Auf diesen Tag hast du lange warten müssen.“, fuhr er endlich fort und ich spannte mich unwillkürlich an: „Doch heute, an diesem glorreichen Tag, kröne ich dich…“

Plötzlich hielt er inne und ich war kurz davor, jemanden anzuspringen, doch als ich Vaters Gesicht sah, wusste ich, dass es etwas ernstes war.

Ein lauter Knall ging durch die Halle, als Odin mit seinem Speer Gungnir auf den Boden stieß und im nächsten Moment rief er einen Befehl, alle Tore bewachen zu lassen.

Vergessen war der glorreiche Tag, meine Krönung, doch dies hielt mich nicht davon ab, auf die Beine zu springen und meinem Vater zu folgen. Denn den Grund für den Aufschub meiner Krönung wollte ich mit eigenen Augen sehen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Witch23
2012-12-27T16:04:50+00:00 27.12.2012 17:04
Und jea der Film ist da. Echt schön wie du dahin gekommen bist. Und der Moment wo Thor die Sache mit Loki bereinigen hätte können war auch klasse.

jetzt bin ich auf die Folgenden Kapitel echt gespannt.
Von:  Yuriko-toki
2012-12-26T10:19:22+00:00 26.12.2012 11:19
Hui! Zeitsprung!
Finde es sehr gut, wie du am Anfang beschrieben hast, das ihr "schwieriges" Verhältnis zueinander der Grund für die Entwicklung ihrer charakteristischen Wesenszüge ist. Also dass sie geworden sind, wir wie sie aus den Filmen (andere aus den Comics) und teilweise auch in den Mythen kennen.
Und dann sind wir quase in der "Gegenwart" angelangt, also zum Zeitpunkt des Films..jetzt bekommt die weggelassene Szene vor dem Saal eine ganz andere Bedeutung :D


Zurück