Zum Inhalt der Seite

Awakening

Honor, Family, Love
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

A Lord. A Captain. A Father. And a Friend.

„Warum darf ich nicht mitkommen? Ich kann genauso wie ihr Männer gegen den Sheriff kämpfen.“, nörgelte sie aufgebracht, während Guy vor ihr stand und sich einkleidete.

Die Männer ihres Vater hatten beschlossen sich heute auf den Weg nach Nottingham zu machen, um dem bösen Treiben des Sheriffs ein Ende zu bereiten.

Guy blickte sie aus seinen besorgten blauen Augen an und seufzte genervt.

Sie diskutierten jetzt bereits seit beinahe einer Woche täglich darüber und Alyssa wollte sich immer noch nicht damit abfinden, dass er nicht wollte, dass sie ihn begleitete.

„Ist es, weil ich eine Frau bin? Cate darf auch mitkommen. Da sagt niemand etwas.“, beschwerte sie sich weiter, obwohl sie wusste, wie sehr sie ihren Mann damit reizte.

Er blieb allerdings so gelassen wie man es von ihm erwartete.

„Du bist nicht Cate, du bist meine Frau, Alyssa. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“, erinnerte er sie daran und lächelte ihr liebevoll zu, während er mit einer Hand ihre Wange streichelte und durch ihre Locken griff.

„Und du bist mein Mann. Was ist, wenn dir etwas passiert?“, konterte sie, was ihn zum Schmunzeln brachte.

„Mir passiert nichts. Ich kenne doch den Sheriff.“, erwiderte er, doch sie wirkte deswegen keineswegs erleichterter.

„Ja, das ist es ja gerade.“, murmelte sie in sich hinein und drückte ihm einen langen Kuss auf die Lippen.

Er drückte sie an sich und ließ sie für einige Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, nicht mehr los.

„Versprich mir, dass du hier auf mich wartest.“, verlangte er dann von ihr.

Sie verdrehte die Augen, wie ein bockiges kleines Kind, was ihn zum Lachen animierte.

„Alyssa...“, mahnte er sie kichernd und sie fiel mit ein.

„Gut, ich werde es versuchen.“, gab sie zurück und sie gingen gemeinsam hinunter, damit sie von ihm Abschied nehmen konnte.

Sie umarmte Robin und seine Gefolgsleute, ihren Vater und ihren Onkel und wandte sich letztendlich wieder ihrem Ehemann zu.

„Pass auf dich auf. Ich würde ungern allein in diesem großen Bett schlafen müssen.“, bat sie ihn und sie küssten sich wieder.

„Mach dir keine Sorgen. Ich bin schneller wieder bei dir, als du dir vorstellst.“, versprach er ihr und stieg dann auf seinen schwarzen Hengst, der ungeduldig hin und her tänzelte, so als wüsste er bereits, was dieser Ritt mit sich bringen würde.

Er küsste noch einmal ihre zarten Finger, bevor er sein Pferd zum Schritt antrieb, und ließ ihre Hand erst los, als die Länge seines Armes nicht mehr reichte.

Lange noch stand Alyssa im Hof der Burg.

Selbst als der letzte Reiter hinterm Horizont verschwand, sah sie in die Richtung in die sie geritten sind.

„Dein Vater hat noch alte Kleider von deinen Brüdern. Irgendwas davon wird dir passen, mein Kind. Du sollest dich beeilen, wenn du sie noch einholen willst.“, tauchte plötzlich ihre Mutter neben ihr auf und sah sie mit ernstem Gesichtsausdruck an.

Alyssa wandte sich ihr zu und wirkte fassungslos.

Hatte sie ihr gerade etwa geraten sich als Mann auszugeben und ihnen in den Kampf zu folgen?

„Mutter, ich...“, wollte sie einwerfen, doch Lady Matilda hielt sie vom Sprechen ab.

„Hätte ich deinen Mut gehabt, wäre ich deinem Vater bis ins heilige Land gefolgt, um an seiner Seite zu sein.“, erklärte sie ihr und lächelte.

„Ich kenne deine Sorgen und weiß, um die Ängste, die dich befallen werden. Doch das unerträglichste ist die Sehnsucht. Also reite und sei bei ihm. Er braucht dich, Alyssa.“, fügte sie hinzu und ihre Tochter schluckte bedrückt, um dann entschlossen zu nicken und in die Burg zu stürmen, um sich umzuziehen.

Kurze Zeit darauf, warf sie sich in den Sattel ihrer kleinen Stute und galoppierte durch das offene Tor von Hereford Castle, um bald wieder bei ihm sein zu können.

Ihre Mutter stand oben auf ihrem Balkon und sah ihr nach.

Sie hoffte, Alyssa würde zusammen mit Guy und Henry wieder zu ihr zurückkehren, wenn sie den Sheriff erst das Handwerk gelegt hatten.
 

Drei Tage ritten sie unentwegt und Alyssa musste sich in den hinteren Reihen halten, damit weder Guy, noch Robin, oder sonst wer, sie erkennen konnte.

Es gelang ihr ihre Identität geheim zu halten und sie erreichte unentdeckt Nottingham.

Doch der Sheriff schien schon von einem seiner Verbündeten vorgewarnt zu sein, denn kurz nachdem ein Späher sie gesichtet hatte, schickte man Soldaten vor die Tore, um den Weg zu versperren.

Lord Henry, Sir Braden, Guy und Robin ließen ihr eigenes Heer vor ihnen Stellung einnehmen.

Es wurde eine schier endloslange Reihe an Reitern und Schlachtrössern gebildet, denen es sichtbar in den Fingerspitzen kribbelte.

Alyssa hielt sich bedeckt, als die vier Männer an der Reihe entlanggaloppierten.

„Der Sheriff versteckt sich hinter seinen Mauern, wie ein Feigling. Er hat Angst vor uns!“, schürte ihr Onkel, als Waffenmeister von Hereford, den Kampfgeist der Männer und hob sein Schwert, die zustimmend aufgrölten.

„Kämpft mutig und lasst euch nicht vom Tod einschüchtern. Denn heute werden sie es sein, die ihre Leben geben.“, fügte ihr Vater hinzu, was die Soldaten und Bannermänner noch mehr ermutigte sich für ihn ins Gemetzel zu stürzen.

Natürlich wussten sie alle, dass es auf beiden Seiten Opfer geben würde.

Die vier Männer hielten ihre Pferde an und hoben ihre Schwerter, um sie aneinander zustoßen.

„Für King Richard. Lang lebe der König!“, riefen sie im Chor und ein Chor von tausenden Stimmen echote sie.

Schon ritten sie los und die Soldaten des Sheriffs antworteten ihnen.

Man konnte einen Moment nichts anderes hören, als die Schlachtrufe der Männer und das Trommeln der Hufe unter ihnen.

Dann kam es zur Kolision.

Metall klang aufeinander und Gewieher war zu hören, als die ersten Rösser stiegen und samt Reiter nach hinten überfielen und panisch versuchten sich wieder aufzurappeln.

Alyssa versuchte das Chaos um sich herum auszublenden und sich nur auf die Gegner zu konzentrieren.

Nach einiger Zeit war ihr feines Schwert im Blut Unzähliger getränkt und auch ihre Kleidung und ihre Goldstute färbten sich zusehends.

Als ein Mann mit einem Sperr auf sie zurannte, stieg Dawn unter ihr und zerschmetterte den Schädel des Angreifers, als ihre Vorderhufe auf ihn niedersausten.

Blitzschnell drehte sie die wendige Stute in Richtung des Tores.

Sie hatten die Verteidigung von Nottingham durchschlagen und arbeiteten sich bereits zum Castle vor.

Entschlossen stieß sie ihre Fersen in die Flanken des, vor den Geräuschen und Gerüchen scheuenden, Pferdes und ritt ebenfalls in die Stadt.

Als sie den Hof erreichte, musste sie allerdings abspringen und sich zu Fuß weiter durch kämpfen.

Sie entdeckte Guy, der sich mit drei Gegner auf einmal schlagen musste.

Ein junger Soldat wollte gerade von hinten zuschlagen, da durchbohrte ein Schwert seinen Rücken und stieß durch seinen Brustkorb hindurch.

Guy hatte gerade die anderen Beiden getötet, da wandte er sich überrascht dem aufgespießten Jungen zu.

Die Klinge zog sich wieder zurück und der Tote ging auf die Knie, um dann mit dem Gesicht voran ins Gras zu fallen.

Guy betrachtete den zierlichen, etwas kleinen Soldaten, der ihm da zur Hilfe gekommen war.

Ein Helm verdeckte seine Augen, so dass er ihn nicht erkennen konnte.

„Vielen Dank, Junge. Du hast mir das Leben gerettet.“, bedankte er sich.

Ein Lächeln bildete sich auf den mit Schmutz bedeckten Gesicht.

In einer fließenden Bewegung zog der Soldat seinen Helm vom Kopf und Guy hielt die Luft an, als die schwarzen Locken und das engelsgleiche Gesicht seiner Frau auftauchten.

„Danke, Liebste. Wenn schon.“, begrüßte sie ihn und er war sprachlos, wobei sich diese Sprachlosigkeit in Fassungslosigkeit verwandelte.

„Was, in Gottes Namen, machst du hier, Alyssa?“, verlangte er nach einer Antwort, doch sie mussten sich vor einen Angriff ducken und zurückschlagen.

Einem Mann, der wesentlich größer war als sie, die Kehle aufschlitzend, wandte sie sich wieder an ihn.

„Ich glaube, jetzt ist keine Zeit für Erklärungen! Wir sollten uns den Sheriff schnappen!“, bedachte sie und griff nach seiner Hand, um mit ihm gemeinsam die Treppen in die Burg hochzueilen.

„Stures Weibsvolk!“, war das einzige, was er darauf erwidern konnte.
 

Lord Henry hatte es währenddessen schon in die große Halle geschafft und sah sich jetzt dem Sheriff gegenüber, der auf seinem thronähnlichen Stuhl saß und keinerlei Furcht zeigte.

Er wirkte eher so, als wäre er derjenige, der ihnen überlegen war.

„Vaisey... Sagt, ist es wirklich wahr, dass Ihr Richard verraten habt?“, wollte Henry wissen, denn sie waren eigentlich immer Verbündete gewesen.

Der Sheriff erhob sich und breitete die Arme zu einer Umarmung aus.

„Henry, mein guter alter Freund. Hat Gisborne Euch diese Flausen in den Kopf gesetzt?“, konterte er mit einer Gegenfrage.

Dann schritt er auf ihn zu und umlauerte ihn wie ein Raubtier.

„Ich hörte, dass er Eure Tochter geheiratet hat. Alyssa, nicht wahr?“, wechselte er dann das Thema und der Lord of Hereford beäugte sein Gegenüber argwöhnisch, wobei er seinem Bewegungen folgte.

„Oh, die süße, kleine Alyssa. Guy hat sie ziemlich schnell für sich beansprucht. Wisst Ihr, was er mit ihr angestellt hat? Mit Eurer reizenden, unschuldigen Tochter?“, raunte er dem Mann zu, der davon nichts hören wollte.

„Ruhe! Redet nicht so darüber. Sir Guy ist gut zu ihr...“, zischte er und das Lachen des Sheriffs hallte durch den großen Raum.

„Oh ja, da bin ich mir sicher. Ihr hättet sie schreien hören müssen, wenn er sie die ganze Nacht gevögelt hat... Da wäre selbst mir beinahe das Blut in den Adern gefroren.“, provozierte er seinen etwas jüngeren Kontrahenten.

Henry schnellte vor und schlug mit seinem Schwert zu.

Der Sheriff blockte mit seiner eigenen Klinge, war allerdings nicht stark genug, um den Druck des wütenden Schlags standzuhalten, wodurch ihm sein Schwert aus der Hand gerissen wurde und quer durch den Raum geschleudert wurde, um dann klirrend in einer Ecke zu landen.

Die freie Hand Henrys griff die Tunika des Sherrifs und zog ihn zu sich, die Schneide des mit blutbesudelten Schwerts an dessen Kehlkopf gepresst.

„Seid still! Ihr seid ein Lügner, Vaisey!“, brüllte er ihn an und wollte es beenden, doch dem Sheriff fiel noch etwas ein, womit er sein Leben um einige Minuten verlängern konnte.

„Nein... Fragt sie doch... Geht sofort zu ihr, Henry. Eure Tochter ist eine Hure.“, säuselte er den anderen Mann zu, der ihn verwirrt, aber sogleich wieder zornig anstarrte.

„Meine Tochter ist in Hereford. Sicher vor Euch.“, murrte er, doch das Lachen des Älteren ließ ihn verdutzt stutzen.

„Ein kleiner Hinweis... Nein... Denn sonst könnte ich sie nicht an der Tür stehen sehen.“, verriet er ihm und Henrys Blick wanderte die Treppen hinauf zu Eingangstür.

Und tatsächlich.

Alyssa stand wie versteinert neben Guy und sah ihn aus verängstigt aufgerissenen Augen an.

„Alyssa...“, murmelte ihr Vater verwundert darüber, dass sie hier war und in den Sachen von Humphrey steckte, die ihr etwas zu groß waren.

Der Sheriff sah sofort seine Chance in der Unachtsamkeit seines Gegners und zückte seinen Dolch, den er im Gürtel stecken gehabt hatte, und rammte ihn tief zwischen die Rippen des Lords.

Alyssas panischer Aufschrei war alles, was man vernahm, als Lord Henry zu Boden ging.

Bevor Guy sie zurückhalten konnte, rannte sie die Stufen hinab und stürzte sich auf den Sheriff, der überrascht die Augen aufriss.

„Halt!“, ertönte mit einem Mal Isabellas Stimme, die aus dem hinteren Teil des Raumes aufgetaucht war und nun Guy festhielt, ein Jagdmesser an seinem Hals haltend.

Alyssa blieb sofort stehen und der Sheriff griff nach ihrem Arm, um ihn ihr hinter den Rücken zu drehen.

Guy machte Anstalten sich von seiner hinterlistigen Schwester loszureißen, wurde allerdings vom Sheriff ermahnt.

„Tz, tz, tz... Gisborne. Versucht es gar nicht erst. Sonst könnte das schlimm enden für eure schnuckelige Frau.“, drohte er und fuchtelte mit seinem Dolch in der Luft rum.

Kurz herrschte Schweigen, doch dann erhob der Sheriff wieder das Wort.

„Seht es so, Gisborne. Ihr könnt ihr beim Sterben zu sehen... Schaut genau hin, wie das Blut ihr Dekolleté hinunterrinnt.“, erfreute er sich an der Misere und bekam von Guy nur einen erzürnten Blick.

Er würde ihn umbringen, würde er ihn in die Finger bekommen.

Doch das tat er nicht!

Henry bewegte sich vor ihnen

„Vater! Vater, es tut mir so leid!“, rief Alyssa ihrem Vater zu, der stöhnend vor Schmerz auf dem Boden lag.

„Alyssa...“, brachte er keuchend hervor.

„Vater!“, schrie sie, doch der Sheriff zog ihr am Haar, damit sie endlich ihren Mund hielt.

„Lasst sie gehen! Sie gehört nicht zu diesem Spiel, das ihr spielt.“, bat Guy ihn, wobei es eher wie eine Forderung klang.

Seine Stimme war heiser und so dunkel, dass sie furchteinflössend klang.

Kopfschüttelnd zog der ältere Mann Alyssa an sich und zwang sie ihm ins Gesicht zu sehen.

„Ihr habt mich und Prince John Treue geschworen und diesen Schwur einfach so gebrochen. Sie ist Eure Ehefrau, Gisborne. Also... Wie heißt es so schön... Mitgehangen, mitgefangen!“, äußerte er seinen Standpunkt zu alledem und lachte teuflisch, sodass es einem durch Mark und Bein ging.

„Isabella! Hör auf damit! Ich bin dein Bruder!“, versuchte Guy seine kleine Schwester umzudrehen, die ihn allerdings nur ins Haar griff und ihn, dass Messer in seinen Hals drückend, auf die Knie zwang.

„Mon frère? Il est mort le jour il m’a vendu.“, erklärte sie ihm, dass er für sie gestorben war, als er sie an Squire Thornton verkauft hatte.

„Oh, Gisborne. Nicht mal Eure kleine Schwester hält mehr zu Euch. Aber tröstet Euch, damit, dass Ihr mit Eurer neuen Familie zur Hölle fahrt. Vater, Tochter und Schwiegersohn. Ist das nicht eine schöne Familienzusammenkunft.“, trällerte er und machte sie über ihre Situation lustig.

Verzweifelt begann Alyssa zu weinen, doch urplötzlich schoss ein Pfeil durch die Luft und trennte die Hand des Sheriffs von seinem Dolch.

Sie erblickten Robin, der oben auf dem Geländer stand, den Bogen in der Hand.

„Ihr habt den Onkel vergessen!“, erklang Sir Bradens Stimme und der alte Ritter stürmte, das Schwert gezogen, die Treppe hinunter, um seiner Nichte zur Hilfe zu eilen.

„Und die Outlaws!“, kam es von Robin und seinen Leuten, die ebenfalls den Raum enterten, allerdings von Männern des Sheriffs verfolgt wurden.

Guy nutzte die Phase der Verwirrung und riss sich von Isabella los.

Während Sir Braden sich dem Sheriff in den Weg stellte, war er damit konfrontiert seiner Schwester mit dem Schwert gegenüberzutreten.

Sie sah ihn aus verängstigten Augen an.

„Guy... Bitte. Ich bin deine Schwester.“, bettelte sie ihn an, sie zu verschonen.

Guy verzog die Lippen zu einem skeptischen Schmunzeln.

„Meine Schwester? Die ist für mich gestorben, als sie anfing sich mit dem Sheriff gegen mich zu verbünden.“, brüllte er sie an und schlug zu.

Sie konnte seinem Angriff, der sie sicher in nahezu zwei Hälften geteilt hätte ausweichen.

Er jagte sie durch die Halle.

Direkt in Alyssas Klinge, die sie aufgehoben hatte.

Mit entsetztaufgerissenen blauen Augen, die seinem so ähnlich waren, sah sie ihn an, während Blut über ihr Kleid strömte.

Alyssa hatte sie genau zwischen den Brüsten aufgespießt.

„Und ich habe gedacht, dass ich dir vertrauen könnte, Isabella!“, wisperte sie der anderen Frau zu und zog das Schwert zurück

Guy fing Isabella auf, bevor sie auf dem Boden aufprallen konnte.

Doch sie war bereits tot.

Schluckend schloss er ihre Augen.

„Wenn es doch nur anders gewesen wäre...“, bedauerte er, was zwischen ihm und seiner kleinen Schwester vorgefallen war.

Mitfühlend legte Alyssa eine Hand auf seinen Arm.

Sie wusste, dass er sie trotz allem geliebt hatte.

Sie war immerhin seine Familie gewesen, bevor sie sich kennen gelernt hatten.

„Alyssa, Guy!“, wurden sie von Robin gerufen, der hektisch auf sie zukam.

Er zeigte auf Lord Henry, dessen Kopf von seinem Schwager gestützt wurde.

So schnell sie konnte, rannte sie zu ihrem Vater und warf sich neben ihn auf die Knie.

Guy kam hinzu und wandte sich an Tuck, der die Wunde inspizierte.

„Wird er es schaffen?“, wollte er wissen, doch die Augen des Mönchs zeigten ihnen, dass jede Hilfe zu spät kam.

Schluchzend nahm sie die Hand ihres Vaters und drückte sie.

Er erwiderte den Druck schwach.

„Alyssa... Liebes... Da bist du ja.“, freute er sich über ihren Anblick.

Sie drückte die aufkommenden Tränen weg und lächelte.

„Ja, ich bleibe bei dir, Vater. Bis es zu Ende ist...“, versprach sie ihm, was auch ihm ein Lächeln entlockte.

„Ich bin so stolz auf dich, mein kleines Mädchen. Du warst so lange allein und hast doch den Weg zu uns zurückgefunden.“, lobte er sie und hustete angestrengt.

Sie streichelte beruhigend durch sein dunkelbraunes Haar.

„Ich war nicht allein, Vater.“, entgegnete sie und blickte zuerst auf Guy und dann auf die Outlaws, die bedrückt um sie herumstanden.

„Ja, das stimmt...“, gab Lord Henry seiner Tochter Recht.

„Wie gerne hätte ich noch erlebt, wie du mir Enkel schenkst, Alyssa. Einen Erben Herefords.“, presste er gequälter hervor und Blut quoll aus seinem Mund.

Sie begann zu weinen.

„Oh, Vater... Das werde ich. Hier...“, hauchte sie und drückte seine Hand gegen ihren Bauch.

Sie hatte bereits seit zwei Monaten schon nicht mehr geblutet und ihr Bauch begann zu schwellen.

Henrys Augen weiteten sich, als er die Wölbung spürte.

„Oh, Guy... Ihr werdet Vater. Ich hoffe, Ihr werdet ein genauso stolzer wie ich es bin.“, wandte er sich an seinen Schwiegersohn und griff nach dessen Hand, um diese auf den Bauch seiner Tochter zu drücken.

Guys blaue Augen sahen sie überrascht an.

Sie war schwanger und hatte ihm nichts davon erzählt?

Sie nickte nur lächelnd, während ihr weiterhin Tränen die Wangen hinunterliefen.

Dann bemerkten sie, wie Henrys Hand erschlaffte und in den Schoß Alyssas rutschte.

Schnell war sie wieder bei ihm.

„Vater, Vater! Nein, bitte nicht. Vater! Geh nicht!“, flehte sie ihn an, doch es war zu spät.

Bitterlich schluchzend beugte sie sich vor und küsste seine Stirn zum Abschied, dann legte sie ihren Kopf auf seine Brust und verkrallte ihre Finger in seinem Hemd.

Selbst Guy konnte ihr mit seinen Umarmungen und seiner Wärme keinen Trost spenden.
 

Die Heimreise war hart.

Für alle.

Sie hatten einen Lord verloren.

Einen Anführer.

Einen Vater.

Und einen Freund.

Es lag an Sir Braden seiner Schwester von dem Tod ihres Gatten zu berichten.

Die Lady brach zusammen als sie den Leichnam ihres Mannes, den man in einen mit Lilien geschmückten Pferdewagen nach Hereford transportiert hatte, erblickte.

Sie wollte das man den Sheriff of Nottingham, den ihr Bruder gefangen genommen hatte, auf der Stelle hinrichtete.

Er sollte brennen, damit er das Leid nachempfinden konnte, dass sie verspürte, doch Alyssa konnte sie von dieser Idee abbringen.

Der Sheriff würde seine gerechte Strafe erhalten, wenn King Richard wieder in England war.

Solange würde er in der hintersten, tiefsten Zelle Londons schmoren, wo man ihm am nächsten Tag hinbringen würde.

Die Beerdigung des Lords war sehr festlich und selbst eines Königs würdig.

Lady Matilda gab sich vor dem Volk, das ebenfalls anwesend war, nicht weniger offen, als sie es vor ihrer Tochter getan hatte.

Viele Tränen flossen an diesem Tag und dunkle Wolken verdunkelten den Weg, den sie zum Grab voranschritten.

Das Volk trauerte mich seinen Herren und nicht mal die Zeremonie, die eine Woche später Guy zum neuen Lord und Alyssa zur Lady of Hereford machten, konnte das alles vergessen machen.

Und das wollten sie auch gar nicht.

Alyssa sprach zu ihrer Mutter an diesem Tag und berichtete ihr von der Schwangerschaft.

Und obwohl Lady Matilda in der Trauer um Henry war, umarmte sie ihre Tochter, küsste ihre Wange und lächelte sie freudig an.

„Ich freue mich so für Euch, Guy.“, wandte sie sich an ihren Schwiegersohn und drückte dessen Hand, die sie ergriffen hatte, nachdem sie Alyssa aus der Umarmung entlassen hatte.

„Er weiß es auch, Mutter. Ich sagte es ihm, bevor er...“, erzählte Alyssa und wagte es nicht den Namen ihres Vaters in den Mund zu nehmen, denn selbst diese Erwähnung ließ ihrer Mutter wieder Tränen in die Augen schießen.

Doch sie wischte sie tapfer weg und lächelte bloß weiterhin.

Die Beiden konnten nichts für ihren Verlust und sie wollte froh sein, dass wenigstens ihnen und dem Ungeborenen nichts geschehen war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CreamCake
2013-04-01T19:16:49+00:00 01.04.2013 21:16
HEAY ;D

Beginnen wir dieses Kommentar mit einen Diss an Kate :D
>> Cate darf auch mitkommen.<< Sie ist dumm und nervig, da stört es nicht wenn sie drauf geht :)

OMG, die Mutter schickt die einfach mal hinterher, scheiß drauf, ob die krepiert, ein Problem weniger oder was?! XD

Na toll, wegen Alyssa ist Henry tot <.<
Hat die ja echt toll hinbekommen <.< ..


Zurück