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Herbstbegegnung

von

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Einziger Kerzenschein

Einziger Kerzenschein
 

°°Ein drängelndes Surren und Piepen, wie eine lästige Fliege, die um die Köpfe des Paares schwirrte, beendete diesen langen einzigartigen Moment der liebevollen Hingebung gegenüber voneinander. Etwas irritiert öffnete Azumi ihre grünen Augen und musst ungläubig blinzeln. Riku fluchte leise und legte seinen Kopf in den Nacken, während er mit seiner rechten Hand sich durch seine Haar striff. Es war sein Handy, dass ihn aus dem Glück gerissen hatte. Es piepste und surrte weiterhin ungeduldig auf dem Sideboard im Wohnzimmer. Widerwillig stand er auf und biss sich auf seine Unterlippe. Hatte er nicht oft genug diese Woche angemahnt, dass er dieses Wochenende frei habe und keine Kunden, egal welchen Rang und Namen diese hatten, bediene. Er nahm das Gespräch entgegen. „Hatte ich nicht gesagt was zu diesem Wochenende gesagt?“, kam es kühl und mit einem Hauch einer Drohung aus seiner Kehle. Dabei sah er verunsichert zu ihr rüber, die immer noch auf dem Sofa saß und sich eine rote Strähne aus der Stirn mit ihren Fingern, die ihn noch vor kurzem so zärtlich im Nacken berührt hatten, schob. Die harte profitgierige Stimme seines Chefs war zu hören durch die knackende Leitung, wie aus einem schlechten Film. „Kann dies nicht jemand anderes machen? Ich habe dieses Wochenende frei und extra davor mehrere Schichten als sonst geschoben.Wie der ist auch nicht da? Dann hat die Kundin halt...bitte?...ehhhargh. Na gut, ich werde da sein, dafür das doppelte und danach ist Ruhe“, seinem Chef erlegen lag er auf. Er war frustriert und wütend. Er musste unerwartet doch wieder seine Maske aufsetzen und seine Emotionen verschließen. Wie sollte er es ihr erklären?, sie hatten kaum über seinen Job gesprochen, weil er es ablehnte aus Angst, dass sie ihn dann hasste, nicht verstand und dann sich von ihm wieder entfernen würde. Und sie selbst hatte ihn nie darauf angesprochen, noch nicht einmal darum gebeten, dass er sich einen anderen Job suchen solle. Dies schätzte er, doch nun wünschte er sich, sie hätte es gesagt. Sie sah ihn an, ihre Augen schimmerten wie Smaragde im Kerzenschein. Wenn er jetzt ginge und dann spät wiederkäme, dann wären die Kerzen bereits erloschen und somit der schöne Abend auch für immer. Er lehnte sich missmutig an das Sideboard.°°
 

^^„Du musst zur Arbeit?“, fragte sie zaghaft. Etwas stach in ihrem Herzen, wie eine kleine Stecknadel. Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Aber es schien unausweichlich zu sein. Seine Augen verratenen ihr, dass er unentschlossen war und sie nicht allein lassen wollte. Sollte sie ihn bitten nicht zu gehen?, aber dann wäre sein Einkommen gefährdet und sie wusste nicht wie es um Rikus wirtschaftliche Lage stand. Sie trafen sich erst über zwei Monate, hatte sie da überhaupt ein Recht ihn um so etwas zu bitten. Er nickte langsam und ging zu ihr. Nahm ihre Hände in seine und kniete sich zu ihr runter. „Wartest du auf mich? Ich werde so schnell es geht zurück sein und der Rest des Wochenendes gehört nur uns beiden. Versprochen“, ein flehen war deutlich heraus zu hören. Es ließ sie rot werden. Sie konnte sich ihm nicht entziehen. Sie nickte und er küsste sie sanft und dankbar. „Fühl dich wie zu Hause. Wenn was ist, ich habe mein Handy dabei.“, sagte er im Gehen und sie nickte.^^
 

°°Aus der Haustür raus, wollte er direkt umdrehen. Wie konnte er sie nun allein lassen. Sie muss sich bestimmt elend fühlen. Als habe er sie für jemand anderen sitzen gelassen. Der Fakt stimmte, wäre da sein Unwillen dies zu tun nicht. Er fuhr mit dem Mietwagen zum vereinbarten Treffpunkt. Er schaltete jeglichen Gedanken in sich ab. Ansonsten würde er es diesmal nicht aushalten. Nur so würde er es schnell wieder zu ihr zurück schaffen.°°
 

^^Die Musik lief immer noch im Hintergrund, als Azumi sich ihre Tragetasche nahm und im Schlafzimmer diese ablegte. Sie öffnete nur langsam den Reißverschluss. Ihr Hände waren plötzlich kalt und zittrig geworden. Es war ihr unerklärlich, innerlich fühlte sie sich, als würde sie nackt im eiskalten unerbittlichen Schneesturm stehen. Die ganze wärme war mit Riku verschwunden. Scham stieg in ihr auf, sie hatte sich noch nie so verletzlich gefühlt. „Er wird wiederkommen.“, sagte sie sich selbst. Sie wollte sich damit aufmuntern. Sie schälte sich aus dem wunderschönen Perlenbestickten Abendkleid und nahm ihr Nachthemd und einen Kapuzenpulli aus der Tasche. Ein heißes Bad würde sie bestimmt beruhigen und ihr würde etwas wärmer werden. Im Bad staunte sie. Selbst hier hatte Riku für Kerzenschein gesorgt und eine Rose stand in einem neuen Zahnputzglas auf dem Waschbeckenschrank. Daneben zwei Handtücher, Shampoo, Zahnbürste und Seife. Es war eine rührende Aufmerksamkeit von ihm an sie. Ein Beweis, dass er sie hier bei sich haben wollte. Mit einem Lächeln strich sie über die blutroten Rosenblätter und roch an ihr. Diese Gestik von Riku ließ ihre Unsicherheit verblassen. Es plätscherte das dampfend heiße Wasser in die große Wanne und die Schaumberge wuchsen an. Summend entkleidete Azumi sich und stieg dann langsam in die Wanne. Wohlig seufzend sank sie in die Wanne. Das warme Wasser umgab ihren Körper und wohlige Düfte von einem Rosengarten entführten ihre Gedanken in hoffnungsvolle romantische Fantasien, die auf den Schaumwolken gebettet waren.
 

Ihre Finger berührten gedankenverloren ihre eigenen Lippen. Es war immer noch ein Kribbeln zu spüren und sie konnte immer noch ihn dezent schmecken. Eine Röte huschte über ihre Wangen. Sie hatte ihm tatsächlich ihre Liebe gestanden. Sie hatte es sich zwar an dem Abend fest vorgenommen, dennoch war sie von Ihrer selbst überrascht. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit im Rosengartenschaumbad, beendete sie das Bad. Sanft trocknete sie sich ab, kämmte sich die Haare und föhnte diese. Dann schlüpfte sie in ihr dunkelblaues Nachthemd mit breiten Rüschenträgern und Dekolteeschleife. Darüber ihren warmen Kapuzenpulli, den sie gerne daheim trug und dicke Socken.
 

Es war 23:25 Uhr. Ratlos stand Azumi nun im Wohnzimmer. Was sollte sie nun machen? Schlafen gehen wollte sie nicht. Sie wollte auf Riku warten. Sie beschloss sich ihren Tablet zu nehmen und einige Skripts vorbereitend zu lesen. Wenn er arbeitet, dann sei es nur fair, dass sie auch etwas täte. Um zwei Uhr nachts war sie auf dem Sofa, das Tablet auf dem Schoß eingenickt. Die Musik lief immer noch im Hintergrund, bis auf eine Kerze waren alle anderen erloschen.^^
 

°°Er saß im Auto, auf dem Rückweg und er fühlte sich schrecklich. Seine Maske war mit tiefen Rissen gezeichnet in seinem Herzen. Diese Kundin war zu viel. Sie war dominant, arogant und zerstörerisch. Am liebsten hätte er sich im großen Apartment gewährt, um sich geschlagen. Ihm war schon lange nicht mehr so ein Steuben in sich begegnet. Es war für ihn immer alles kalt, abgestumpft, verfälschter Sex gewesen. Doch heute war es demütigend, beschmutzend und schmerzhaft. Wieso ließ ihn das nicht mehr kalt? Lag es an Azumi? War sie daran Schuld, dass er wieder fühlen konnte und dadurch so leiden musste. Diese Kunden hatte ihre geliebten Strafspielchen und diese spürte er noch jetzt brennend auf seinem Rücken. Ihr Parfum hatte sich wie Schwefel in seine Kleidungsstücke festgesetzt, was ihn zum Würgen brachte. Dieser Duft war so erstickend und mit Erinnerungsschwaden an diese Missetaten getränkt, dass er die Kleidung an seinem Leibe brennen sehen wollte.
 

Hastig stieg er die Treppen hinauf zu seiner Wohnung. Leise öffnete er das Schloss. Sie war bestimmt schon eingeschlafen. Es war drei Uhr nachts und wenn er Pech hatte, ist sie geganegen. Dies war seine größte Angst. Er schlich ins Bad. Er schloss die Türe nicht, sondern ließ einen kleinen Spalt auf. Er zog sich bis auf Boxershorts und Unterhemd aus und war die Sachen angeekelt in den Wäschekorb. Sein Herz raste vor Ungewissheit. Ist Azumi noch geblieben, machte sie ihm Vorwürfe. Zitternd griff er nach seiner Zahnbürste. Er wollte seinen Mund reinigen, alle Spuren von dieser Domina entfernen. Er käme sich schäbig vor, Azumi mit diesen verunreinigten Lippen zu küssen. Sie hatte so warme, volle weiche Lippen, die so unberührt wie der Morgentau wirkten. Über zehn Minuten schrubbte er sich seine Zähne. Sein Blick im Spiegel verfinsterte sich als er Lippenstiftspuren an seinem Hals entdeckte und unter den meisten bildete sich ein Mal. Schnell wusch er sich sein Gesicht mit kaltem Wasser und rieb an seinem Hals. Wie sollte er so nur ihr gegenüber treten? Er zog sein Unterhemd aus. Dann ab dem Schlüsselbein abwärts fand er noch mehr Male. Er war innerlich vollkommen aus dem Gleichgewicht. Beinahe hätte er in den Spiegel geschlagen und mit den Scherben die Schandflecken herausgeschnitten.°°
 

^^Von leisem Gepolter und einem laufenden Wasserhahn wurde Azumi wach. Verschlafen rieb sie sich die Augen und horchte. Licht vom Bad strahlte in den Flur. Vorsichtig stand sie auf und ging zur Badezimmertür. Ihr Herz hatte einen Freudensprung gemacht, als sie erkannte, dass Riku heim gekehrt war. Doch sie erblasste. Durch den offenen Spalt konnte sie einen Riku sehen, der völlig durcheinander und unkontrolliert wirkte. Er rieb sich an einigen Stellen auf der Haut fast rot. Und die Striemen auf seinen Schulterblättern sprachen Bände, welche Kundschaft er heute Nacht gehabt hatte. Hätte sie ihn doch bei sich behalten. Ihre linke Hand schob die Tür ein Stück weiter auf. Die Tür knarrte, sie hielt verschreckt inne. Riku erstarrte zu einem Eisblock, sein Blick auf das Waschbecken gesenkt. Azumi trat zaghaft zwei Schritte ein. Es war eine düstere Anspannung in der Luft, die drohte Azumi und Rikus Verbindung zu sprengen. Sie nahm einen Waschlappen, befeuchtete diesen mit kühlem Wasser und berührte sanft eine der Striemen auf seinem Rücken. Es war ihre Schuld, dass er diese Wunden nun trug. Sie stellte kein „Warum?“ oder „wer war das?“. Leise sagte sie nur. „Ich habe auf die gewartet. Ich habe dich vermisst. Willkommen zurück.“, damit löste sich seine Starre.^^
 

°°Wie konnte sie so liebevoll bleiben. Er hatte doch offensichtlich sich beschmutzt und sie verraten. Sah sie das nicht? Sie reinigte weiter die Striemen hinten. Er zitterte. „Warum bist du nicht wütend auf mich!!!?“, kam es laut über seine Lippen. Dabei packte er sie an den Handgelenken und der Waschlappen fiel zu Boden. Nun sah er ihr endlich in die Augen.
 

Ihre Augen waren gefüllt mit Tränen. Er war wütend und sie war verzweifelt. „Warum sollte ich? Ich habe dich nicht aufgehalten zu ihr zu gehen. Und das obwohl mein Herz so schmerzte. Ich liebe dich und habe dich nicht bei mir gehalten, obwohl ich es wollte. Du solltest auf mich wütend sein. Ich ...“, schluchzte sie. Nun hatte er sie zum Weinen gebracht und dennoch konnte er nicht begreifen, wie lieblich sie war. Sie gab sich selbst die Schuld für seinen Zustand und dass er gegangen war. Er zog sie zu sich hoch, seine Hände umrahmten ihr Gesicht und er küsste sie sanft auf die Lippen. Dann küsste er jede einzelne Träne weg, als wäre er durstig und Azumi seine einzige Oase. Innerlich beruhigte sich sein Gefühlssturm und ihre Wärme zog ihn so stark an, dass er sie heute und danach nicht loslassen würde. Er legte seine Stirn auf ihre und sah ihr in die Augen. „Nicht weinen. Du trägst keine Schuld. Und ich werde ab jetzt nur noch dir gehören. Ich will seelisch und körperlich nur noch zu dir gehören. Ich will von niemanden anderen mehr berührt werden, außer von dir. Du wirst nie wieder hier warten müssen. Ich bin ab jetzt kein Host mehr.“ dies hatte er nun beschlossen. Es würde ihn zerstören, wäre Azumi gewesen hätte es ihn auch zerstört. Er wird kündigen und sich etwas vernünftiges suchen, um auch Azumi Sicherheit zu bieten. Sie hatte ihn immer noch nicht verstoßen, im Gegenteil, sie hatte ihn mehr und mehr mit ihrer Liebe umfangen.°°
 

^^Azumi war gerührt und wollte was sagen, doch er duldete keinen Widerspruch und versiegelt ihre Lippen mit einem zärtlichen langen Kuss. Ihre Knie wurden weich und sie verlor das Gleichgewicht auf den Zehenspitzen. Im Kusse fing er sie auf und drückte sie dann sanft gegen seinen nackten Oberkörper. Sie konnte sein Herz schlagen hören. Es schlug nur für sie, sie hatte es von der dicken Eisschicht befreit. Er streichelte ihre weichen Haare und ihr Duft bezauberte ihn. Er fühlte sich müde und dennoch wollte er sie die ganze Zeit berühren.
 

Sie spürte seine Müdigkeit. Ihr Herz war erleichtert. Die Last fiel durch seine Worte von ihr ab. Er wollte etwas an seiner Situation für sie beide ändern. Als ihre Tränen ganz versiegt waren, nahm sie ihn sanft an die Hand und führte ihn ins Schlafzimmer. Die letzte Kerze dort brannte immer noch. Ein Zeichen, ein Hoffnungsträger für Rikus Dunkelheit in seiner Seele. Sie schien nicht mehr ganz pechschwarz zu sein. Sie drängte ihn, sich hinzulegen und legte sich neben ihm, nachdem sie den Pulli ausgezogen hatte. Unter einer Decke kuschelte sie sich an ihm. Er zog sie nah zu sich, er wollte so nah wie nur möglich bei ihr sein. Ihr Duft und ihre Wärme brauchte er nun zum Leben. Alles andere würde ihm nicht als Lebenselixier reichen. Mit seinen Fingern fuhr er ihr über den Arm hinauf zum Träger. Und bevor sie ganz den Schlaf entsank flüsterte er auf ihre Lippen: „Ich liebe dich Azumi“.^^



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