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Fey Forest

von

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Es war ein einfacher Mann, der es eines Herbsttages wagte, den Schritt in den Wald zu setzen, der ihn zum Tode verurteilte. In seiner Not und getrieben von der Angst vor seinen bewaffneten Verfolgern hatte er keine andere Wahl gehabt, als die Flucht zu ergreifen. Seine einzige Chance zu entkommen war der Weg in den Wald, der einzige Ort, an den ihm niemand folgen würde.
 

Auch wenn er wusste, dass die Soldaten die Verfolgung am Waldrand aufgegeben hatten, rannte er weiter in das Dickicht hinein. Es war eine dunkle Zeit in der er lebte. Schon seit fast zwanzig Jahren herrschte König Rachon und brachte nur Unheil über sein Volk. Nach dem Mord an fast hundert Bauern, die während eines Aufstands von Rachons Soldaten getötet wurden, hatte der König alle Ehre verloren. Obwohl die Schloss- und Dorfbewohner keine seiner Taten gut hießen, rebellierte niemand gegen ihn. Denn sie hatten Angst.

Der Mann stoppte endlich und holte tief Luft. Er konnte nicht umkehren und er wusste, was ihn in diesem Wald erwartete. Man erzählte von Feen und Einhörnern, großen Hirschen, Wölfen, Trollen und Waldgeistern. Aber er wusste auch, dass zwischen den Bäumen noch ganz andere Kreaturen lauern konnten. Er musste zur anderen Seite des Waldes gelangen, nur so konnte er aus dem Königreich fliehen und der Strafe entgehen, die sein Leben kostete. Denn nicht nur für das Betreten des Waldes gab es die Todesstrafe. Auch das Stehlen, Morden und Belästigen von Damen wurde im höchsten Maße bestraft.

Der Mann hielt sein Schwert schützend und wachsam vor seinen Körper, zum Kampf bereit, und lief vorsichtig durch die dichten Bäume. Es war Herbst und Blätter bedeckten den Boden, sodass mögliche Gefahren schon von weitem durch die kahlen Äste zu erkennen waren. Je weiter er ging, desto unebener wurde der Waldboden und schließlich stand er vor einem großen Graben, der sich wie ein Fluss durch den Wald zog. Im Graben war ein kleiner Bach zu erkennen, der im Winter vermutlich fünf Mal so groß werden würde. Der Mann rutschte den steilen Hang hinunter und landete mit einem Fuß im Wasser. Fluchend zog er seinen Stiefel aus dem Morast. Plötzlich horchte er. Ein tiefes Brummen dröhnte in seinem Kopf und als er sich umsah, wurde er von einem großen Schatten bedeckt. Über ihm baute sich ein riesiger Walddrache auf, der ihn mit seinen gelben Augen angriffslustig fixierte.
 

Langsam trat der Mann ein paar Schritte zurück. Sein Herz pochte wild, aber er versuchte ruhig zu bleiben. Er durfte die Kreatur nicht erschrecken. Mit dem Schwert in der Hand schlich er nun rückwärts durch den Graben und versuchte einen Ausweg zu finden. Der Drache folgte seinem Gegner, hielt aber ein wenig Abstand. Für einen Moment dachte der Mann, die bösartige Kreatur vor ihm wäre friedlich und würde nur neugierig sein. Doch dann breitete der Drache seine Flügel aus und ließ einen fürchterlichen Schrei los. Der Mann nutzte den Moment und rannte los. Er folgte dem Graben, doch der schlammige Boden erschwerte ihm die Flucht. In der Hoffnung er würde nicht plötzlich in einem Schlammloch stecken bleiben, kämpfte er sich weiter durch den Morast. Der Drache hatte die Verfolgung aufgenommen und der Boden bebte unter den schweren Schritten der Kreatur. Zu seiner Rettung sah der Mann einen Baumstamm am Hang, der ihm den Weg aus der Schlucht heraus erleichtern würde. Mit dem Wissen, dass der Drache nun direkt hinter ihm stand, drehte er sich um und schwang sein Schwert. Gerade noch rechtzeitig wehrte er das Maul und die scharfen Zähne des Ungeheuers ab und verschaffte sich ein paar Minuten Zeit, in denen der Drache vor Schmerzen schrie. Er schaffte es sich mit Hilfe des Baumstamms aus der Schlucht zu ziehen und hatte nun wieder festen Boden unter den Füßen.
 

Für einen kurzen, ruhigen Moment dachte er, er hätte den Drachen vertrieben, doch dann tauchte er vor ihm auf. Mit seinen großen Flügeln hatte er sich aus dem Graben gehoben und schwebte nun direkt vor ihm. Blätter und Äste wurden aufgewirbelt und erschwerten die Sicht. Fast blind rannte der Mann nun weg von der Schlucht und in den Schutz der Bäume. Dort konnte der Drache nicht fliegen, was ihm ein wenig Hoffnung gab, dem Ungeheuer doch noch zu entkommen.

Immer wieder hörte er die Schreie des Drachen und spürte die schweren Schritte hinter sich. Dann plötzlich verstummten sie. Er blieb stehen und horchte. Der Drache war verschwunden. Panisch drehte der Kämpfer sich um, doch er konnte ihn nicht sehen. Hatte er wirklich fliehen können? Eine Zeit lang beobachtete er die Umgebung, doch alles war Still. Zu still. Dann spürte er einen Schatten, doch als sein Blick nach oben huschte, war es schon zu spät. Der Drache hatte sich von einem hohen Baum aus auf ihn gestürzt und ihn mit dem Einsatz seines ganzes Körpers zu Boden gestoßen. Mit dem Kopf prallte er gegen einen Baum und einen kurzen Moment lang wurde ihm schwarz vor Augen. Er sah die verschwommene Silhouette des Drachens und versuchte aufzustehen. Wo war sein Schwert? Er konnte es nicht sehen. Er konnte sich nicht auf den Beinen halten, denn schon wieder wurde ihm Schwarz vor Augen und er verlor das Gleichgewicht. Der Drache stand nun direkt vor ihm und er schloss die Augen. Es war dumm gewesen zu glauben, er hätte eine Chance hier im Wald zu überleben. Aber der Tod durch einen Drachen war ihm lieber als der Tod durch Verbrennung oder Enthauptung. Worauf wartete der Drache noch?

Langsam öffnete er die Augen. Es kostete ihn große Kraft in den verschwommenen Umrissen etwas zu erkennen. Dann sah er die Stiefel, die vor ihm standen. In diesen Stiefeln waren auch Beine, weiter konnte er seinen Blick nicht heben. Durch die Beine sah er auch die schweren Pranken des Drachens. Doch dieser schien ruhig zu sein. Er griff nicht an, nein im Gegenteil, er entfernte sich. Wer stand da vor ihm und wie hatte er den Drachen vertrieben? Langsam versuchte er den Kopf zu heben, doch wieder wurde ihm Schwarz vor Augen und diesmal wurde er ohnmächtig.



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