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Treasure Eyes

*~ in thesaurum ~*
von

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Am Lagerfeuer

Als Jillian sich am darauffolgenden Morgen ankleidete, fühlte sie sich auf eine gewisse Art und Weise erleichtert. Sie konnte diese Gefühle, durch das, was ihr letzte Nacht ducrch Roll widerfahren war, noch nicht einordnen aber sie musste sich eingestehen, dass sie es sehr schön fand. Solche Gefühle waren komplett neu für sie und beinahe kam ihr der Gedanke, dass Roll sie mit einem Zauber belegt haben musste um das mit ihr machen zu können aber selbst ihr kam das banal vor.

Sie musste sich wohl zum ersten Mal eingestehen dass sie ehrlich zu sich selbst war und dann auch noch in so einer peinlichen Situation. Sie konnte immer noch seine Berührungen spüren, die Hitze, die sie empfunden hatte und diese Lust, was sie sich gar nicht traute laut auszusprechen.

Roll kam erst wieder ins Zimmer nach einem Bad als Jillian sich bereits wieder angekleidet hatte. Sie musterte ihn immer noch verlegen und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Wieder auf ihrem Weg richtete Roll das Wort an sie. "Alles in Ordnung mit dir, Jilli?"

Jilli? Hat er mich gerade Jilli genannt? Doch statt ihn zu fragen, warum er sie so nannte, antwortete sie nur lächelnd. "Ja, danke, es geht mir gut. Ich bin nur immer noch etwas...durcheinander wegen letzter Nacht. Ich...ich habe sowas vorher noch nie gemacht."

Roll musste grinsen aber es war kein fieses Grinsen, sondern eher eins, woran er sich erfreute. "Aber das Wichtigste ist, dass es dir gefallen hat. Vielleicht bist du jetzt auch ein bisschen lockerer. Ach ja, ich darf dich doch Jilli nennen, oder?"

Er rechnete damit gleich Jillians Hand im Gesicht zu haben, sie musterte ihn mit leeren Blicken. Doch dann lächelte sie. "Natürlich darfst du!"

Damit hatte Roll jetzt nicht gerechnet aber irgendwie hatte er das Gefühl für einen Augenblick Herzpochen bekommen zu haben. Er sah, wie sie vorrannte und an einem Baum ein paar Äpfel zu pflücken begann. Sie war Roll zwei Stück zu und schien glücklicher denn je zu sein.

Roll verinnerte sich nochmal die letzte Nacht. Es war so, als ob sich Jillian von einen auf den anderen Moment komplett verändert hätte. Sie sah schon vorher sehr hübsch aus aber jetzt, wo sie endlich ehrlich zu sich selbst und zu ihm war, war sie noch viel schöner und ihr Lächeln versorgte Roll mit einer sehr angenehmen Wärme.

Sie gingen noch eine ganze Weile durch den Wald, den sie auf dem Weg nach Tarros durchquerten, bis Roll sie schließlich darum bat noch einmal Rast zu machen.

"Ich weiß dass wir die Stadt morgen erreichen müssen aber ich denke, es wäre besser wenn wir noch eine Nacht hier verweilen sollten."

Ohne jegliche Widerrede fing Jillian an Holf für ein Lagerfeuer zu sammeln und Roll zog los, um nochmal ein paar Fische zu fangen.

Die Nacht brach schneller wieder ein als wie sie sich vorgestellt hatten und gemeinsam saßen sie am Lagerfeuer als die Sterne über ihnen erschienen.

"Ich frage mich, ob wir diesen Schatz jemals finden werden."

Damit hatte Roll nicht gerechnet. Um ehrlich zu sein hatte er mit dem Thema eigentlich schon abgeschlossen aber jetzt, wo Jillian es wieder ansprach, ließ er den Kopf sinken. Plötzlich hob er den Kopf und sah sie fest an, sprach aber in einem sehr ruhigen Ton mit ihr.

"Warum ist dir dieser Schatz so wichtig? Du sollst den Schatz für deinen König besorgen, das verstehe ich aber...liegt dir selber auch was an dem Schatz oder ist es nur rein wegen des Lohns, den er dir versprochen hat? Ich meine, versteh mich nicht falsch aber ich kann dich da nicht richtig einschätzen. Du nimmst alles in Kauf, nur um diesen Schatz zu finden. Warum? Was ist dein Grund?"

Jillian hatte die Beine an sich gezogen und die Arme um sie gelegt. Schweigend blickte sie einen Moment ins Feuer.

"Um ehrlich zu sein, es ist nicht so dass ich es nur für den König mache oder für das Land. Ich habe meine Gründe warum ich diesen Schatz suche."

Sie sank etwas in sich zusammen und ihr Blick wirkte auf einmal betroffen und verletzlich.

"Ich wuchs als Kind einer Familie aus gutem Hause auf mit einem guten Mittelsstand. Wir waren nicht arm, aber auch nicht reich. Meine Eltern hatten mich sehr lieb gehabt, sie taten alles um mich zu einer richtigen Frau zu erziehen. Ich bekam Privatunterricht damit ich gelehrt wurde und, wenn sie die Möglichkeit hatten, gaben sie mir Geschenke. Es war nicht so, dass ich verwöhnt war, meine Eltern wollten mir einfach etwas Gutes tun. Ich sagte ihnen zwar immer, dass ich das alles nicht bräuchte solange ich sie hätte aber sie taten es trotzdem. Ich liebte meine Eltern sehr. Doch dann eines Tages..."

Sie senkte den Kopf gegen ihre Knie, sodass Roll ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte.

"Eines Tages, ich war gerade 14 Jahre alt, erreichte uns der Krieg, der jetzt schon seit Jahren das Land bedroht. Mein Vater als auch meine Mutter wurden in den Krieg entsandt, während ich alleine zurückbleiben musste. Wie ich später herausfand, haben meine Eltern heimlich einem heiligen Ritterorden des Königs gedient und im Verborgenen gegen den Aufstand versucht zu kämpfen. Doch es kam, wie es kommen musste, schließlich holte der Krieg uns ein."

Sie schaute wieder auf, doch diesmal wirkten ihre Augen trüb und durch das Flackern des Feuers sah Roll, wie Tränen in ihren Augen glänzten. Trotzdem sprach sie entschlossen weiter.

"Meine Eltern...wurden im Krieg niedergestreckt. Als die Schlacht des damaligen Kampfes zu Ende war, war ich dorthin gegangen, auch auf die Gefahr hin selber getötet zu werden. Ich...ich hatte noch nie so viele Tote gesehen. So viele Opfer hatte dieser Kampf gefordert. Und zwischen all den Leichen und dem Blut...sah ich die toten Körper meiner Eltern. So sehr, wie es mich auch schmerzte sie so zu sehen, ich konnte den Blick nicht abwenden. Ich war traurig und voller Zorn. Zum ersten Mal hatte ich erfahren, wie sich Hass anfühlte aber keinen Hass auf die Menschen, gegen die meine Eltern bekämpft haben, sondern den Krieg im allgemeinen. Ich fragte mich, warum das alles? Warum dieses sinnlose Abschlachten? Der Krieg forderte Opfer und mit so vielen Opfern kann es keinen Frieden geben. Diese Schlacht war auch der Auslöser für den Krieg, der bis heute andauert."

Roll saß schweigend da. Er wusste nicht, was er antworten sollte, auf das, was Jillian ihm gerad erzählt hatte. Er hatte einfach nur zugehört und hatte tatsächlich nicht damit gerechnet, dass es so schlimm um sich stand. Sie blickte ihn eisern an.

"Nachdem ich den Entschluss gefasst hatte von Zuhause fortzugehen, schaffte ich es in Trea einen Alchemisten und gleichzeitigen Magi aufzufinden, der mich in der Kunst der Magie und des Kampfes lehrte. Ich wurde zu einer Amazone, einem Racheengel, der sich schwor, niemandem mehr außer sich selbst zu Vertauen mit dem inneren Ziel und Herzenswunsch diesem Krieg irgendwann ein Ende und Einhalt zu gebieten. Es war nicht Vergeltung, die mich danach zu meinem Wunsch antrieb. Ich sah einfach immer wieder ihre Leichen vor meinen Augen."

Schweigen. Sie sah ins Feuer und rieb sich die Tränen von der Wange und aus dem leuchtenden roten Augen. Roll hatte das Gefühl dass ihre Augen voller Leidenschaft zu ihrem Ziel lodern würden.

"Als ich schließlich...nicht mehr weinen musste oder besser konnte und ich nach sechs langen Jahren meine Ausbildung komplett abgeschlossen hatte, begann ich durch das Land zu ziehen auf der Suche nach etwas, was den Krieg beenden könnte und selbst wenn ich auf mich allein gestellt war und ich mich auf meine eigenen Fähigkeiten stützen musste, ich würde den Krieg beenden, egal was mir passiert. Mein Meister sagte sogar vor seinem Tod zu mir, dass ich die beste Schülerin war, die er je gehabt hatte. Kein anderer Magi hätte es in weniger als 20 Jahren geschafft zu einer perfekten Magi zu werden. Er starb an Altersschwäche, doch an seinem Sterbebett überreichte er mir sein Erbe, den Dolch, den ich immer mit mir führe. Der Meister war damals wie ein Vater für mich gewesen, deswegen konnte ich seinen letzten Wunsch, den Dolch an mich zu nehmen, auch nicht abschlagen.

Danach begann ich durch das Land zu ziehen."

Ein entspanntes Lächeln lag auf ihrem Gesicht aber es wirkte vollkommen fehl am Platz in dieser Situation. "Was mir geschehen würde war mir bis dato egal. Wenn ich sterben würde, wäre ich schließlich wieder mit meinen Eltern vereint, die auf mich warteten. Ich fragte mich oft auf meiner Reise, ob sie stolz auf mich seien. Für die gute Sache, verstehst du? Oder ob sie die junge Frau sehen wollten, die sich niederlassen und mit einem hübschen jungen vielleicht sogar reichen Mann, der mich so lieben würde wie ich ihn liebe, eine Familie gründen sollte. Ich habe lange darüber nachgedacht und muss sogar gestehen, dass mir dieser Gedanke sehr gut gefiel. Ich habe schon oft den Wunsch gehabt Kinder zu haben. Dann hätte ich nicht die ganzen Jahre mein Leben dafür zu opfern für etwas zu kämpfen, an das in dieser Welt sowieso kaum noch jemand glaubt. Freiheit, was ist das schon? Aber...ich konnte einfach nicht aufhören zu kämpfen. Nicht, wo ich so weit gekommen war. Hätte ich aufgegeben, hätte ich mich selber verraten und verloren. Und solange ich lebe, auf dieser Welt atme und die Chance auf Frieden nicht verloren ist, werde ich alles menschenerdenkliche tun, um diesen Krieg zu beenden. Und deshalb...kann ich auch nicht aufhören diesen Schatz zu suchen. Es mag naiv klingen aber ich glaube an diese Kraft die in ihm schlummert. Die Macht den Frieden zu bringen und ich vertraue auf die Fähigkeiten von König Dagon. Er ist ein guter Mann, ich habe es in seinen Augen gesehen. Er hängt an diesem Land und den Menschen so wie ich es tue und ich habe gesehen, wie sehr es ihn schmerzt seine Leute auf das Schlachtfeld zu schicken. Es ist wie als ob man sie dem Teufel in die Arme treiben würde. Roll, ich kann einfach nicht aufhören zu kämpfen. Nicht nach so langer Zeit. Nachdem ich so viel auf eine Karte gesetzt habe kann ich nicht so einfach aufgeben."

Sie hatte das Gesicht in den Händen vergraben und bette ihren Kopf wieder auf die Knie. Rol sah betroffen ins Feuer.

"Du bist der einzige, dem ich seit Jahren wieder vertraue. Seid dem Tod meiner Eltern habe ich niemandem mehr vertraut. Ich dachte, in dieser Welt könnte man niemandem vertrauen. Nicht mit dem Gewissen wegen irgendetwas jeden Moment ein Messer von hinten in die Lenden gerammt zu bekommen oder verraten zu werden. Dafür war ich mir zu eigen. Die ganzen Jahre habe ich nur mir selbst vertraut. Ganz alleine."

Roll spürte den starken Druck, der auf ihr lag. Sie war den Tränen nah, dem Schmerz, den sie sich geschworen hatte nie wieder zu zeigen. Sie tat ihm so furchtbar leid. Jetzt wollte er sie nur noch in den Arm nehmen und trösten und ihr sagen, wie stark sie doch wäre und dass sie ihm vertrauen kann und...dass ich dich nicht alleine lassen werde. Er schwieg.

"Bitte Roll...verlass mich nicht. Bleib bitte bei mir. Ich...möchte nicht mehr alleine sein. Nicht jetzt, wo ich endlich wieder gelernt habe zu vertrauen."

Schweigend richtete er sich auf. Er kam auf sie zu, setzte sich neben sie und legte seinen Arm um ihre Schultern, die zitterten. Er drückte sie an sich, wollte sie wärmen und einfach nur für sie da sein. Er spürte ihr Verlangen zu weinen, einfach alles zu vergessen und den Tränen freien Lauf zu lassen.

"Du bist sehr stark, Jillian. Und damit du es weißt, du bist nicht einsam denn ich werde bei dir bleiben und...dir auf der Suche nah dem Schatz helfen. Aber...ich bitte dich um eins. Wenn du weinen musst, dann weine ruhig. Du bist nicht schwach wenn du Trauer zulässt. Schwach bist du nur, wenn du sie verbirgst. Wenn du willst, halte ich dich aber bitte weine nicht allein. Du bist nicht mehr allein."

Als ob er damit die Blockade in ihr gelöst hätte, fing sie Jillian bitterlich und laut an zu weinen. Sie drückte sich an seine Brust, krallte sich in seiner Weste fest, zitterte am ganzen Leib und weinte sehr lange.

Es tat weh sie so zu sehen. Jahrelang trug sie diese Last mit sich rum, Schmerzen, die sie mit niemandem teilen konnte, doch nun konnte Roll sie unmöglich wieder alleine lassen.

Jillian, ich habe dich völlig falsch eingeschätzt. Zuerst dachte ich, ich könnte nicht mit dir auskommen. Aber ich verstehe nun, warum du dich so gibst, warum du nur auf die alleine gestellt handelst. Du konntest Jahre lang niemandem vertrauen, hast diesen Schmerz in dich reingefressen. Es ist wirklich ein Wunder, dass du nicht daran zerbrochen bist. Kein Mensch kann das wieder gut machen, was dir passiert ist. Und deswegen...kann und werde ich dich auch nicht mehr alleine lassen und ich werde dir helfen. Ich...werde dich beschützen, deine Tränen trocknen. Ich werde bei dir bleiben und...dir die Wahrheit über den Schatz zeigen. Meine Wahrheit, für dich und deinen Wunsch.



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