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Im falschen Körper?

von

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Das Mädchen, das zum Jungen wurde...

Als meine Mutter schwanger war, wünschte sie sich ein Mädchen. Sie wünschte sich, sie könne mich wie eine Prinzessin anziehen, mit mir spazieren zu gehen, etc. Ihre Freude war groß, als – zu meiner Geburtsstunde – wie erhofft ein Mädchen geboren wurde. Doch diese Freude sollte sich mit den Jahren in Enttäuschung und Trauer ändern.
 

Schnell merkte meine Mutter, dass ich Rosa und Rüschen hasste, dass ich ungern mit Puppen spielte, dass ich Spaziergänge durch Parks öde fand,... Kurz, sie merkte, dass ich absolut kein Interesse an „Typisch Mädchenhaftes“ hatte.
 

Zwar zwang sie mich anfangs noch „hübsch“ und „mädchenhaft“ anzuziehen, aber irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen. Ich lief von zu Hause weg. Ich war gerade zwölf Jahre alt und hatte kein Ort, wohin ich fliehen konnte. Ich wollte einfach nicht mehr nach Hause. Ich wollte kein Mädchen sein!
 

Meine Eltern fanden mich schnell und versprachen mir, dass sie mich zu nichts mehr zwingen würden, wozu ich keine Lust hätte. Ich stellte noch eine Bedingung bevor ich mit ihnen heimging. Ich wollte wie ein Junge leben und behandelt werden. Und so war es von nun an auch.
 

Das erste, was ich tat, war meine knielangen Haare auf Ohrlänge zu schneiden, meinen Kleiderschrank von allen Röcken, Kleidern und Rüschen zu befreien und mir neue Jeans und T-Shirts zu kaufen. Das vorher rosarote Zimmer wurde schnell zu einem rot-schwarzen Raum. Ich musste nur noch die Schule wechseln, um nur nicht die Mädchenuniform anziehen zu müssen.
 

Das war der schwierige Teil, denn ich musste noch die letzten drei Monate des Schuljahres warten. Ich wollte mit den Mädchen nicht spielen, weil sie nur von neuen Kleidern und angeblich „süße“ Jungs sprachen. Mit den Jungs kam ich eigentlich immer ganz gut klar, doch schließen sie mich meist aus, weil ich ein „Mädchen“ war.
 

Nach dem Schulwechsel auf eine Schule ohne Uniform, war mein Leben leichter. Ich konnte mich nach Herzenslust als Junge kleiden. Um von ihnen noch besser akzeptiert zu werden, musste meine Stimme rauer werden. Hierfür schrie ich abends immer, damit ich meine Stimmbänder strapazieren konnte. Durch die heisere Stimme, wirkte ich noch männlicher und ich war stolz darauf! So vergingen einige Jahre.
 

Doch lange konnte ich mich und meinen Körper nicht täuschen. Das Schlimmste, was ich mir vorstellen konnte, geschah: ich bekam meine Tage und meine Brüste fingen zu wachsen an. Die Brüste musste ich mit langen Tüchern zusammendrücken, so dass ich dann flacher aussah. Wegen meinen Tagen, musste ich aufpassen, dass es keiner bemerkte. Wie und wo sollte ich denn die Binden verstecken? Jungs tragen so etwas nicht mit sich rum. Ich war vorher nie auf die Schul-Toilette gegangen und nun musste ich es. Ich mied es immer, doch nun kann ich es nicht mehr. Ich fing an, während der Stunden zu fragen, ob ich auf Toilette durfte, manchmal musste ich Übelkeit vortäuschen – selbst wenn ich nicht meine Tage hatte –, damit man nicht merkte, dass ich nur einmal im Monat auf Toilette gehen musste.
 

Mein Leben wurde zum Horrortrip. Zu dem Zeitpunkt wusste ich aber noch nicht, dass ich nicht die einzige war mit diesem Problem…

Das Mädchen, das keines war...

Ich war nicht die Einzige mit diesem Problem. Das würde ich früher als gedacht erfahren… Von Weiten hörte ich ein paar Hilfeschreie. Diese Schreie schienen inmitten dieser Menschenmenge herauszuströmen.
 

"Hilfe, so hilft mir doch", schrie diese Stimme weinend um Hilfe.

"Hey du Mi**ge****! Was soll der Sch***?", schrien ein paar meiner Mitschüler.
 

Von wo ich gerade stand, konnte ich nicht genau erkennen, wer denn nun da schrie. Ich näherte mich der Stimme. Ich musste mich durch eine Menschenmenge zwängen, um an sie näher heran zu kommen. Der Stimme Rufe wurden immer stiller und das Weinen immer lauter. Aber die Beschimpfungen meiner Mitschüler wurden immer lauter…
 

Im Zentrum angekommen, sah ich dann ein Mädchen. Ist das wirklich ein Mädchen? Musste ich mich dann fragen. Trotz der langen Wimpern, das zierliche Gesicht und dem langen Haaren, konnte man unter ihrem zerfetzten Rock sehen, dass sie kein Mädchen sein konnte… Bei ihrem – nein, seinen – Anblick war ich erst einmal geschockt.
 

Ich war nicht anders als er. Ich ziehe mich ja schließlich auch als Junge an. Aber wieso können es die anderen nicht verstehen? Hatte ich bisher nur Glück gehabt, dass man es bei mir noch nicht herausgefunden hat? Dachte ich, als dann in mir eine Angst hochkam… Was würden sie mit mir machen, wenn sie wüssten, dass ich körperlich ein Mädchen bin und innerlich ein Junge? Ich muss mich zusammenreißen. Ich kann sie – ich meine ihn – nicht in dieser Situation allein lassen.
 

Gedacht, getan. Ich lief in mitten der Menschenmenge. Auch wenn ich ein Mädchenkörper hatte, so war ich mit der Zeit genauso stark oder sogar stärker als vieler meiner Mitschüler geworden.
 

"Was tut ihr denn an?", schrie ich, "lasst sie in Ruhe!"

"Sie?! Wen, sie? Ich sehe hier nur eine Mis*tge****!", antwortete Einer unter ihnen, bevor er die Anderen zur Bestätigung fragte: "Oder seht ihr es anders, Jungs?"
 

Laute "Ja", "Stimmt" und "Wie wahr" konnte man hören. Doch konnte ich dennoch deutlich hören, wie ihre – seine – Stimme leise wimmerte:

"Hilf mir, bitte…"

"Diskriminiert Menschen nicht, weil sie anders sind! Lasst los! Verschwindet bevor ich mich vergesse!"
 

Ein lautes Gelächter brach aus…

"Was willst du denn schon großes ausrichten, Zwerg? Isst du deine Fruchtzwerge morgens nicht? Du bist so klein und zierlich, man könnte dich für ein Mädchen halten."
 

Das Gelächter wurde nur lauter… Mit dem Wort "Mädchen" war meine Geduld am Ende. Ich hasste es so genannt zu werden.

"Dann lass uns mal sehen, ob ich, der Zwerg, euch fertig machen kann?"

Meine Herausforderung wurde angenommen. Erst wollte man nur einen gegen mich stellen, doch als sie merkten, wie stark ich war und wie schnell ich ihn erledigt hatte, kamen direkt mehrere auf mich zu. Nach einigen Minuten lagen die meisten auf dem Boden, andere hatten den Schwanz eingezogen und waren weggelaufen.
 

"Geht es dir gut?", fragte ich nach eine Weile und reichte ihm meine Hand. Er nickte nur. Er musste sich an meiner Schulter anlehnen. Er wurde zuvor blau und grün geschlagen, sodass Angst und Furcht ihn noch hinderten allein aufrecht zustehen.
 

Ich brachte ihn zum Krankenzimmer unserer Schule, wo er sich erholen sollte. Da niemand da war, warteten wir eine Zeit lang, dass jemand käme um sich um seine Schrammen zu kümmern. Da keiner kam, fragte ich ihn, ob ich mich um seine Wunden kümmern dürfte. Verlegen nickte er zustimmend. Beim Anblick wie viele Schrammen und Wunden er erlitten hatten, war ich froh, dass ich ihn geholfen hatte.
 

Außer dem Zusammenzucken und das leise Weinen vor Schmerz – wenn ich seine Wunden desinfizierte – sprachen wir kein Wort miteinander. Als ich dann halbfertig war mit der Behandlung und er sich auch so gut wie erholt hatte, konnte ich ein leises und schüchternes "Danke" von ihm hören. Ich schreckte zuerst zusammen. Doch dann lächelte ich ihm "Gern geschehen" sagend zu. Er wiederum, schaute dann zum verlegen und leicht errötet zum Boden.
 

"Ähm… Tschuldige…", fing er an, "Kann ich dich um deinen Namen fragen?"

"Hä?", sagte ich leicht geschockt. So hat mich noch nie Jemand nach meinen Namen gefragt.

"Meine Eltern sagen immer, man müsse sich zuerst selbst vorstellen bevor man nach dem Namen anderer fragt", antwortete ich spielend, "Ich bin Haruka. Und du bist?"

"Ich… ich heiße Tsu… Tsubasa…", sagte er stotternd.

"Ok, Tsubasa. Ich bin nun fertig. Ich hol mal kurz meine Sportsachen, damit du etwas zum Anziehen hast. Warte hier kurz."
 

Ich wollte schon zur Tür hinauslaufen, als er mich an meinem T-Shirt packte und mich aufhielt.
 

"Ist was?", fragte ich verblüfft.

"Oh… ähm… Nein…"

"Mach dir keine Sorgen, sie kommen nicht hierher. Und falls sie es wagen sollten dir nochmal etwas anzutun, werde ich dich erneut beschützen. Ich bin sehr schnell wieder da. Warte hier. Bis gleich."
 

Ich holte schnell meine Sportsachen und gab es ihm zum Anziehen. Ich stand mit dem Rücken zu ihm, während er sich umzog.
 

"Darf ich dich was fragen?", sagte ich, bevor ich nach seinem "Ja" fragte, wieso er sich als Mädchen kleide. Ob es einen Grund dafür gäbe.

"Ja, den gibt es. Meine Eltern wünschten sich, dass ich bei meiner Geburt ein Mädchen wäre. Da ich aber als Junge zur Welt kam, waren sie sehr traurig. Da viele aber glaubten, ich sei wirklich ein Mädchen, weil ich einfach sehr niedlich als Baby war, fingen meine Eltern an mich als Mädchen anzukleiden. Sie kauften mir Puppen, Puppenhäuser, dekorierten mein Zimmer rosa und so weiter. Ich wurde so groß und fühle mich einfach nicht als Junge." Nach seiner kurzen Biographie, fragte er mich: "Wieso hast du mir eigentlich geholfen?"
 

Die Schulklingel, die uns unterbrach, gab uns das Signal, dass die Pause vorbei war. Wir mussten zurück zum Unterricht.
 

"Erzähl ich dir nächstes Mal. Geh nun zu deiner Klasse zurück. Und. Mach dir keine Sorgen. Wenn was sein sollte, ruf mich. Ich komme dir zur Hilfe." sagte ich zwinkernd, bevor ich zum Unterricht lief.

Liebesgeständnis mit Folgen...

Nachdem ich Tsubasa, dessen Seele so zart und dessen Blick so weich wie die eines normalen Mädchens, kennengelernt hatte, fühlte ich mich nicht mehr allein auf der Welt. Die Tage, die wir zusammen in der Schule verbrachten, waren sehr schön. Ich konnte ihm mein Geheimnis anvertrauen. Ich konnte an seiner Seite „ich“ sein. Doch unsere gemeinsame Zeit konnte nicht von Dauer schön bleiben. Natürlich gab es hier und da noch jemanden, der versuchte Tsubasa zu ärgern, aber ich beschützte ihn. Keiner wusste, dass ich so wie er war. Keiner ahnte es im Geringsten. So blieb mein Geheimnis nur unter uns: Tsubasa und mir. Ich war froh, dass ich ihn gerettet hatte. Ich war froh, dass ich ihn kennen gelernt habe, denn ich hatte jemanden gefunden, der auch denkt, im falschen Körper geboren worden zu sein. Auch wenn die ganze Welt gegen uns war, so konnten wir uns gut in die Situation des anderen hineinversetzen. Keiner verstand uns. Außer wir selbst.

      

Eines Tages fand ich in meinem Schließfach einen Brief, in dem Stand, ich solle dort auf jemanden nach der Schule warten. „Ein Liebesbrief?“, fragte Tsubasa, der gerade gekommen war. „Hä?“, sagte ich verdutzt, „Kann nicht sein. Wer würd mich schon wollen?“ Tsubasa fing an zu kichern und dann sagte er zwinkernd: „Sei brav und gib ihr eine Antwort.“

 

So wartete ich nach der Schule, dass jemand kommen würde. Stunden vergingen. Und ich fing an ungeduldig zu werden. Ein Aprilscherz? Mitten im Mai? Ja toll. Mit den Gedanken ausgetrickst worden zu sein, wollte ich schon gehen. Als dann vor mir Mädchen stand und sagte: „Ich liebe dich.“

 

Diese drei Worte schockierten mich zu tiefst. Und irgendwie tat es mir ja leid, ihr sagen zu müssen, dass ich für sie nichts empfand. Wie soll ich jemanden lieben, wenn ich selber noch nicht mal geliebt habe. Wenn mir die Worte doch noch so fremd sind. Meine Eltern lieben mich. Das weiß ich. Aber ich habe bisher niemanden andern geliebt. Ich war noch nie verliebt. Und. Wie soll ich jemanden lieben, wenn ich diese Person noch nicht einmal kenne? Wie soll mich dieses Mädchen noch lieben, wenn sie erfahren sollte, dass ich mich körperlich nicht von ihr unterscheide? So viele Fragen, schwirrten in meinem Kopf.  Aber eins stand fest. Ich liebte sie nicht.

 

„Es tut mir leid, aber ich kann deine Gefühle nicht erwidern“, sagte ich schließlich. Ein tränenreiches „wieso“ folgte von ihr. „Ich kenne dich nicht. Wir sprechen heute zum ersten Mal miteinander.“ Schnell sollte sich herausstellen, dass es falsch war von mir, diese Worte gesagt zu haben, denn sie hoffnungsvoll sagte sie dann: „Also wenn wir uns besser kennenlernen, würdest du dann mit mir ausgehen?“ Ich wollte schon ein „nein“ sagen, aber sie war schon singend und fröhlich davongelaufen.

 

Die Tage darauf fing dieses Mädchen an uns immer überall zu folgen, sich in unsere Gespräche einzumischen und mir keine ruhige Minute zu geben. Kurz: sie war lästig. Auch Tsubasa wollte wieder seine Ruhe, das merkte ich, auch ohne, dass sie ein Wort sagte. Also wollte ich mit diesem Mädchen sprechen und es ihr klipp und klar sagen.

 

Sie brach in Tränen aus. „Dann lass mich dich zumindest einmal küssen“, bat sie mich. Ich schüttelte den Kopf. Sie kam mir näher. „Bitte“, murmelte sie leise unter ihren Tränen, „wieso hasst du mich nur so?“ Sie griff mein Shirt. Ich machte einen Schritt rückwärts. Dabei rutschte – ich dumme – aus. Fiel mit einem lauten Knall gegen die Tischkante. Und wurde bewusstlos.

 

Das nächste, an was ich mich erinnern konnte, war, dass ich im Krankenzimmer aufgewacht war, der Schädel mir vor Schmerzen dröhnte und dieses Mädchen mich geschockt ansah. „Du… du bist…“, stotterte sie, „ein Mädchen?“ Da merkte ich, dass sie mir mein Shirt ausgezogen hatte, um es – so vermutete ich – es zu waschen. Einige Blutflecke waren darauf.

 

Das Mädchen sagte nichts mehr. Sie versuchte einfach die Flecken im Wachbecken loszuwerden. Wie konnte sie nur so ruhig sein? Fragte ich mich. In aller Ruhe wäscht sie mein Shirt. Wieso fragt sie mich nicht aus? Wird sie mich bei den Jungs verpetzen? Werde ich nun auch Opfer ihrer Streiche werden? Ich machte mir Sorgen. Nein, ich hatte Angst. Eine sehr große Angst.

 

„Ähm…“, fing ich an, „Du…“ „Sag nichts“, unterbrach sie mich, „Ich weiß zwar nicht, wieso du dich als Junge ausgibst. Ob es dein Hobby ist, oder sonst was. Aber, ich denke ich weiß, was du sagen möchtest. Ich soll dein Geheimnis für mich behalten, oder?“ Ich nickte. Mit dem Blick zum Boden, fragte ich sie dann, ob sie nun verstehe, wieso ich sie nicht lieben könnte. Da ich keine Antwort verhörte, versuchte ich trotz nach dem Boden zeigenden Kopf durch meine Haare und in ihre Richtung zu schauen. Ihr Gesicht war mit ihren Händen bedeckt. Ich vermutete, sie weinte. Ein „tut mir leid“ wäre nicht fair von mir. Wenn es mir leidtun würde, hätte ich es ihr von Anfang an  gesagt und ihr diesen Schmerz erspart. Ein „tut mir leid“ wäre nun das Schlimmste, was ich ihr sagen könnte. Ich sagte nichts. Es herrschte Stille. Nachdem sie mein Shirt gewaschen und auf einen Stuhl in der Sonne „gehängt“ hatte, ging sie ohne ein Wort zu sagen.

 

Einige Tage vergingen und wir hatten unsere Ruhe vor diesem Mädchen. Es war so ruhig, dass wir Angst hatten, dass man etwas gegen uns planen würde. Ich konnte noch so stark sein, aber wenn die sich etwas aushecken würden, so wäre ich sicher machtlos. Ich hatte Angst. Tsubasa auch. Doch zusammen wollten wir es irgendwie überstehen.

Im falschen Körper? Von wegen!

Und da war schon der Tag gekommen. Sie stand vor uns. „Kann ich mit dir reden?“, fragte sie mich. „Allein?“, fragte ich vorsichtig. Sie nickte. Wenn sie was ausgeheckt hat, ist es besser, dass Tsubasa in Sicherheit ist. „Ok“, stimmte ich ihr zu, „Tsubasa, warte nicht auf mich.“ Ich folgte ihr wachsam. Man könnte mich ja jeden Moment angreifen. Plötzlich hielt sie an. Sind wir da? Wieso geschieht nichts?

„Ist was?“, fragte ich zur Sicherheit. „Ähm…“, fing das Mädchen vorsichtig an, „ich wollte nur sagen, dass ich dein Geheimnis nicht weitererzählen werde.“ „Wieso? Du hast allen Grund mich zu hassen!“, fragte ich verblüfft. „Es ist so…“, fing sie an, „in der Zeit, in der ich mich nach dem Unfall von dir entfernt hatte, habe ich nachgedacht… Es ist ja nicht deine Schuld, dass ich mich in dich verliebt habe. Ich hätte dich in Ruhe lassen sollen, dass du meine Gefühle für dich nicht akzeptiert hattest. Es ist mein Fehler. Es tut mir leid. Aber, es ist mir egal, wer oder was du bist. Ich habe mich in dich verliebt! Ich liebe dich! Bitte, du kennst mich nun und ich kenn dein Geheimnis. So bitte. Geh mit mir aus.“ „Ich kann nicht“, antwortete ich ihr, „ich kann mit dir nicht ausgehen. Ich liebe dich nicht.“ „Wieso? Hast du denn schon jemanden, den du liebst?“, fragte sie unter Tränen. „habe ich nicht, aber. Wie soll ich jemanden ausgehen, wenn ich nicht einmal weiß, was Liebe ist?“ „Dann geh mit mir aus! Dann wirst du merken, dass meine Gefühle für dich rein und wahr sind. Und eventuell, wirst du dann auch verstehen, was Liebe ist. Ein Nein akzeptiere ich nicht!“

Und da fing es wieder an. Tsubasas und meine Pausen wurden wieder von ihr gestört. Sie wollte, dass ich sie nachhause begleite, dass ich bei ihr essen sollte, dass ich mit ihr auch nach der Schule treffe. Wenn Liebe heißt, gestalkt zu werden und keine ruhige Minute zu haben, so kann ich darauf verzichten.

Das Schlimmste daran, war es in Tsubasas Augen zu sehen, wie genervt er war. Irgendwann hörte er auf, sich in den Pausen zu uns zu gesellen. Ich sah ihn nicht mehr. Und tief in mir, schmerzte mich das sehr. Ob ich ihn gekränkt habe? Fragte ich mich. Ich wollte mit ihm darüber reden. Das nächste Mal, dass ich ihn sah, war im Flur. Ich begrüßte ihn, doch er ging einfach an mir vorbei, so als wäre ich eine Fremde. Ich stand da im Flur und wusste nicht mehr weiter.

Das Mädchen merkte schnell, dass es mir nicht gut ging. Sie fragte mich, was los sei. Ich erklärte ihr kurz die Situation. Ich hatte ja schließlich niemanden mehr, dem ich mein Herz ausschütten konnte. Sie hörte mir genau zu und sagte dann: „Du bist eindeutig verliebt.“

Diese Worte waren für mich ein Schock. Ich? Ich soll verliebt sein? Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Wie kommst du darauf?“, fragte ich sie. „Ganz einfach“, fing sie an, „Egal wie lange wir etwas zusammen gemacht haben. Deine Gedanken waren immer bei Tsubasa, oder? Ich wusste schon lange, dass du in ihm, ähm ich meine in ihr, verliebt bist. Wir Mädchen merken so etwas schnell. Wieso hast du sie dann auch so oft beschützt? Wieso die ganzen Sorgen um sie?“

Ihre Worte machen Sinn. Dachte ich. Tsubasa gegenüber habe ich eher den Drang, ihn zu beschützen. Ich fand ihn auch von Anfang an so süß. Fühlte ich mich seit unserer ersten Begegnung zu ihm hingezogen? War das der Grund dafür, dass ich ihn immer beschützen wollte? Je mehr ich darüber nachdachte, umso stärker konnte ich in mir fühlen, dass es wahr sein musste.

Also sagte ich zu dem Mädchen: „Danke, dass du dich in mich verliebt hattest. Danke, dass du mir meine Augen geöffnet hast. Nun weiß ich, dass ich dich nicht glücklich machen kann. Ich bin das, was du siehst. Ohne Tsubasa zu sein, schmerzt so sehr. Nur an ihrer Seite kann ich „ich“ sein. Und jetzt, wo du mir meine Augen geöffnet hast, ist mir klar geworden, dass ich niemanden anderen, als Tsubasa, lieben können werde.“ Ohne auf ihre Antwort zu warten, lief ich dann los. Ich hörte sie aber noch schreien: „Wenn er dich nicht glücklich machen sollte, werde ich es ihm nicht verzeihen. Danke für die schöne Zeit, ich lie…“

Ich war es ihr schuldig, ich musste Tsubasa meine Gefühle gestehen. Wo ist er? Ich konnte ihn nicht finden. Egal wo ich ihn suchte. Wo steckt er? Ich suchte lange. Ich schwänzte sogar eine Stunde um in seiner Klasse auf ihn zu warten. Seine Klassenkameraden meinten, dass er eigentlich gleich kommen sollte. Ob ihm etwas zugestoßen ist? Ob sie wieder angefangen haben ihn zu mobben? Ich machte mir große Sorgen. Und da. Ganz plötzlich. Merkte ich, dass er heimlich um die Ecke mich beobachtete. Hat er Angst in die Klasse zu gehen? Ist ihm wirklich etwas in der Zwischenzeit passiert?

Ich ging ihm entgegen. Als er das merke, verschwand er. Ich schaute mich um. Es hätte ja sein können, dass jemand, den er nicht mag, hier sei. Niemand. Niemand außer mir. Ob ich der Grund bin? Ich lief ihm hinterher. Schrie, er solle auf mich warten. Doch er wollte nicht hören. Wutentbrannt, schrie ich dann: „Du Idiot, lauf nur weg. Was hab ich dir getan? Wieso hasst du mich, wenn ich dich doch so liebe?“ Er hörte plötzlich auf zu laufen und fing an zu weinen. Ich nahm ihn in meine Arme. Umarmte ihn fest. „Ich liebe dich“, flüsterte ich in sein Ohr. „Ich dich auch. Seit unserem ersten Treffen.“ Wir bestätigten unsere Gefühle zu einander mit einem innigen Kuss.

Wenn man mich heute fragen würde, ob ich im falschen Körper geboren worden bin, würde ich mit "Von wegen!" antworten. Warum? Wären Tsubasa und ich nicht im „falschen Körper“ geboren worden, so hätten wir unsere Situation nicht verstanden, wären nicht zusammengekommen und somit auch nicht unsere andere Hälfte im Anderen gefunden. Ich war froh, so geboren worden zu sein. Auch wenn ich anfangs glaubte, im falschen Körper geboren worden zu sein. Es hätte nicht nie besser gewesen sein können!



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SerenetyTodai89
2015-01-12T14:32:19+00:00 12.01.2015 15:32
Hallo kittyjeany, danke für deinen Kommi. Für mich war es schon sehr schwer so eine Geschichte zu schreiben, da ich selber keine bin und mir diese Situation vorstellen musste, was alles auf einen zukommen muss, wenn man eventuell im falschen Körper geboren sein konnte.
Danke, dass du dir meine Fanfic durchgelesen hast <3
Liebe Grüße,
Seren
Von:  kittyjeany
2015-01-11T21:40:21+00:00 11.01.2015 22:40
nun, ich fand die fanfiction... interessant. gut geschrieben. ich bin selber ein transmann und konnte mich so halbwegs in haruka wiedererkennen
Von:  SerenetyTodai89
2012-10-20T13:17:57+00:00 20.10.2012 15:17
Danke für deine Kritik^^
Als mir die Geschichte im Kopf schwirrte, hatte ich leider nicht genug Zeit um sie zu schreiben. Schließlich hatte ich noch Klausuren zu schreiben -.-"
Freue mich dennoch, dass du bis zum Ende gelesen hast^^
Ich werde beim nächsten mal besser darauf achten, dass ich die Zusammenhänge besser erkläre und beschreibe >__<
Danke für deine lieben Kommis <3 <3 <3
Von:  SerenetyTodai89
2012-10-20T13:15:40+00:00 20.10.2012 15:15
Ich lasse gern viel Freiheit bei meinen Texten, also kannst du selbst entscheiden, welche sexuelle Richtung Haruka hat ^.~
Danke für's liebe Kommi <3
Von:  Schreiberchen
2012-10-19T16:35:33+00:00 19.10.2012 18:35
Schööön!!!
Es ist zwar ein bissel komisch, wenn ein Mädchen lieber ein Junge wäre, ein Junge lieber ein Mädchen und die zwei sich dann noch in einander verlieben, aber ok. XD Die Geschichte war schön. Zwar ein bisschen kurz aber Geschichten müssen ja nicht lang sein, damit man den Sinn versteht oder damit man sie gut findet XDDD
Von:  Schreiberchen
2012-10-19T16:27:35+00:00 19.10.2012 18:27
Armes Mädel. Sie tut mir leid. Sie konnte ja nicht wissen, dass Haruka ein Mädchen ist. Aber es bestände doch eigentlich die Möglichkeit, dass Haruka auf Frauen steht, wenn sie ja schon nichts für Männer übrich aht (sexuell)
Von:  Schreiberchen
2012-10-19T16:16:28+00:00 19.10.2012 18:16
Armer kleiner Tsubasa, wie können Eltern nur auf eine solch bescheuerte Idee kommen, ihr Kind zu verkleiden??
Sehr cool von Haruka, wie sie die Prügeleien handhabt XD
Von:  Schreiberchen
2012-10-19T16:09:08+00:00 19.10.2012 18:09
Sehr interessant XD
Ein Mädchen, dass lieber ein Junge wäre...irgendwie cool


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