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Verlobung? Nein, Danke!

RobertxJohnny
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, lieber Leser!
Ab diesem Kapitel beginnt der Zusatzteil dieser Geschichte, d. h. die reguläre Geschichte, die ich eigentlich erzählen wollte, ist ab diesem Punkt abgeschlossen. Das bedeutet, dass du auch an diesem Punkt einfach aufhören kannst, die FF weiterzuverfolgen, denn immerhin haben sich die beiden ja jetzt bekommen. :D

Nun kam es aber dazu, dass es ein paar User geschafft haben, mich durch ihre Kommentare dazu zu motivieren, Ideen, die ich noch im Kopf hatte, aber eigentlich weglassen wollte, auch noch auszuschreiben und so die Geschichte fortzuführen. Namentlich wären das meine wunderbaren Kommentatoren ChogaRamirez, Destinysoul, Dragoonkira, Marron, Ray-chan und Lucianah. Danke euch allen!


Ich hoffe, dass der Zusatzteil gefällt. Streckenweise kann es ein wenig schwer nachvollziehbar wirken, da ich auch weiterhin einfach drauflos schreibe, wie ich es bisher praktiziert habe...
Ich wünsche allen meinen Lesern, Abonnenten und Kommentatoren auch weiterhin viel Spaß mit der Story!

Liebe Grüße,
Phase Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo!
Ersteinmal muss ich mich wirklich umfassend für die Verspätung des Kapitels entschuldigen. Es tut mir Leid, ich hatte irgendwie verpennt es hochzuladen...
Und dann muss ich mich zudem für das Kapitel an sich entschuldigen. Wie gesagt, die Story schreibt sich selbst - und das kam nun mal dabei heraus...

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie versprochen geht es jetzt wieder mit der Geschichte weiter! Ich wünsche allen meinen Lesern ganz
viel Spaß beim... nun ja... lesen. :) Nachdem der größte Stress nun vorbei ist, hoffe ich, dass ich wieder zum regelmäßigen Hochladen komme.
Genießt die vorweihnachtliche Zeit und schaut vielleicht mal beim Beyblade-Adventskalender vorbei!
Liebe Grüße,
Phase Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, lieber Leser.
Es freut mich sehr, dass du es mit dem Lesen bis hierher geschafft hast - mich erstaunt es zumindest, dass ich es mit meinem Morgenseiten mit der Geschichte so weit gebracht habe, haha.
Ich dachte, da die Story bald zu Ende ist, gebe ich kurz Einblick, wie ich die Geschichte schreibe, sollte es jemanden interessieren:
Ich wache morgens auf, schnappe mir meinen Laptop und öffne die Worddatei. Im Anschluss daran wird auf unbestimmte Zeit, mindestens jedoch eine Stunde lang, an der Geschichte weitergeschrieben. Ich schreibe, was mir in den Sinn kommt und werkle nicht groß am Stil herum, ich lasse das schreiben einfach fließen. Die FF dient also dazu, dass ich schreibtechnisch nicht aus der Übung komme, während ich unimäßig sehr eingespannt bin.
Mal schreibe ich nur zwei Sätze, weil mir nicht einfällt und starre eine Stunde lang das geöffnete Dokument an, mal schreibe ich gleich 6 Seiten auf einmal. Das hängt auch sehr von meiner aktuellen Stimmung ab.
Da ich eben auch nicht nachbearbeite, sondern höchstens grob bzgl. Schreib- oder Tippfehler über die Story gucke, bin ich auch der Ansicht bzw. ich weiß, dass sie qualitativ meinen Ansprüchen nicht genügt. Ich stecke nicht so viel Herzblut herein, wie z. B. in "versus" oder andere Geschichten.
Dennoch mag ich die Geschichte sehr und denke sie hat durchaus auch positive Aspekte. :D



Und jetzt geht es los: Das vorletzte Kapitel der Zusatzkapitel! :D
Das nächste Kapitel wird das letzte Zusatzkapitel sein. Allerdings wird es dennoch noch ein einziges weiteres Kapitel geben, sozusagen ein Zusatz-Zusatzkapitel, das aber einige Monate später spielen wird. ;)

Ich wünsche viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel ist nicht sonderlich spektakulär, aber nachdem mich die Idee nicht losließ, habe ich sie eben mal niedergeschrieben. Der Titel ist überaus kreativ, ich weiß. :D
...Mal sehen, wie lange ich brauche, um mal wieder ein paar neue Kapitel bei meinen anderen FFs hochzuladen. :)

An alle Majestics-Fans:
Guckt doch mal bei den Quartalswettbewerben vorbei! :D Komplett anzeigen

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Kapitel 1

Mit einem lauten Knall flog seine Zimmertür auf und Johnny kam hereingestürmt. Durch den Schwung fiel die Tür auch sogleich wieder lautstark zu und Robert sah mit einem genervten Seufzen von seiner Lektüre auf. Er hatte es sich gerade erst in seinem Internatszimmer auf seinem Bett bequem gemacht und sich dazu entschlossen, einen ruhigen Sonntagvormittag mit Lesen zu verbringen. Ein aufgebrachter Jonathan McGregor in seinem Zimmer bedeutete jedoch alles andere als Ruhe und Entspannung.

„Robert, du musst mir helfen.“

„Wenn es wegen dem Streich ist, den du Enrico gespielt hast, ich habe dir gleich gesagt, dass-...“

„Ichsollmichverloben“, platzte es aus Johnny förmlich heraus, „Meine Eltern meinen, ich hätte das Heiratszeug bisher viel zu sehr vernachlässigt und ich soll mir endlich eine Braut suchen!“

Die Empörung war ihm deutlich anzusehen, doch Robert hob nach einem kurzen Zögern nur eine Augenbraue, ehe er „Gratuliere“ meinte und sich wieder seiner Lektüre zuwandte. Der Schotte war alles andere als begeistert.

„Verdammt, hörst du mir überhaupt zu?! Du musst mir helfen, ich habe keinen Bock mir ein Mädchen zu suchen, dass mir die nächsten Jahre - oder womöglich sogar bis an mein Lebensende - an der Backe klebt.“

Unruhig ging Johnny in dem Zimmer auf und ab. Das Zimmer war, wie alle Studentenzimmer, mit edlen Holzmöbeln eingerichtet. Ein bequemes Bett stand an der rechten Zimmerwand, daneben ein Nachttischchen und ein größerer Kleiderschrank. An der angrenzenden Wand befand sich unter einem großen Fenster, das den Blick auf den Schulinnenhof Preis gab, ein Schreibtisch für die anstehenden Hausaufgaben und ähnliches. Auf Roberts Schreibtisch lagen ein paar Unterlagen, Schreibmaterialien, Bücher und sein Netbook. Neben dem Tisch befand sich eine kleine Sitzecke mit zwei Stühlen und einer Abstellfläche, die an ein Regal anschloss, das in Roberts Fall von oben bis unten mit Büchern vollgestopft war. Die Tür daneben führte zum persönlichen Badezimmer.

Der Eingangsbereich vom Flur her hingegen war etwas offener und weniger zugestellt.

Erstaunlicherweise wirkte das doch relativ kleine Zimmer nicht wirklich vollgestopft. Zumindest abgesehen vom Bücherregal.

Robert hob seinen Blick nicht von seinem Buch und blätterte eine Seite weiter, ehe er bewusst beiläufig meinte: „Was genau willst du denn von mir? Such dir doch einfach ein Mädchen und mach deine Eltern glücklich. Du hast das Ganze sowieso schon ewig vor dir hergeschoben. Es täte dir sicherlich nicht schlecht, auch mal einen Blick auf das andere Geschlecht zu riskieren.“

Johnny fixierte Robert düster mit den Augen. „Das sagst ausgerechnet du mir? Fass dir doch erstmal an die eigene Nase, Herr Jürgens!“, murmelte er empört und stemmte seine Arme in die Seite. „In jedem Fall habe ich keinen Bock, mir von meinen Eltern mein Leben vorschreiben zu lassen, nur weil sie glauben zu wissen, was gut für mich ist.“

„Und...?“

„Und deshalb brauche ich deine Hilfe! Robert, wenn ich meinen Eltern zeige, dass ich schon länger in einer Beziehung bin, dann muss ich nicht diese ganze Prozedur über mich ergehen lassen. Ich habe keine Lust darauf die nächsten Wochenenden damit zu verbringen, eine reiche Familie nach der anderen abzuklappern, um deren Töchter kennen zu lernen und den Gentleman zu spielen. Und außerdem sind auch diese ganzen Single-Partys nichts für mich.“

„Johnny, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Soll ich dir dabei helfen ein Mädchen zu finden, das als deine Freundin posiert?“

„Es würde auffallen, wenn plötzlich ein Mädchen da wäre, mit dem mich noch nie jemand zusammen gesehen hat. Meine Eltern würden das merken“, er starrte den Deutschen durchdringend an, „Und die Mädchen, die ich kenne, würden da nur unter der Bedingung mitmachen, dass ich sie am Ende heirate. Hell no!“

„Und wobei soll ich dir dann nun helfen? Soll ich mit deinen Eltern sprechen?“, Robert runzelte nachdenklich die Stirn und überlegte, was genau Johnny sich davon versprach, sich mit diesem Problem an ihn zu wenden und warum er nicht einfach herausrückte, wobei ausgerechnet er nun helfen sollte. Johnny grinste.

„Die einzige Möglichkeit für mich, da wieder raus zu kommen, ist, dass ich mit jemandem zusammen bin oder eben zumindest so tue. Und zwar mit jemandem, mit dem ich viel zu tun habe, dass es auch echt wirkt.“

Als Robert klar wurde, was Johnny ihm da gerade sagen wollte, klappte ihm, ehe er sich irgendwie unter Kontrolle bringen konnte, förmlich der Unterkiefer herunter. Schockiert und vollkommen aus der Fassung gebracht starrte er Johnny an. „Nein!“

„Bitte, Robert, bitte! Es ist ja nicht lang, nur ein paar Wochen, okay? Bis meine Eltern über diese Phase weg sind.“

„Jonathan, nein! Ich meine es ernst! Denk’ gar nicht daran, es überhaupt auszusprechen oder mich direkt deswegen zu fragen!“

„Du kannst mich doch nicht einfach hängen lassen!“

„Was das für Folgen hätte! Meine Eltern würden durchdrehen, wenn sie davon Wind bekämen.“

„Du meinst, so wie wenn sie davon Wind bekommen hätten, dass du neulich trotz ihres Verbotes auf der Party warst und dich so hast zulaufen lassen, dass du am Ende einen Strip hingelegt hast?“

Robert schwieg und dachte für einen kurzen Moment angestrengt nach. Ja, die Sache war in der Tat nicht sonderlich angenehm gewesen. Glücklicherweise hatte Johnny ihn da wieder rausgeboxt. Er hatte ihn von der Party weggeschleift, allerdings nicht ohne vorher sämtliches Film- und Fotomaterial (in den meisten Fällen samt Gerät) zu zerstören – was dazu führte, dass der junge Schotte selbst enormen Ärger für die Sachbeschädigung und eine saftige Strafe aufgebrummt bekam. Was wirklich vorgefallen war, hatte er niemandem erzählt, stattdessen hatte er eine wirre Geschichte erfunden, die ihm die meisten Jugendlichen sogar abgekauft hatten, da sie sowieso zu viel Alkohol intus gehabt hatten um irgendetwas genaueres von der Party mitzubekommen. Robert hätte ihm die ganze Angelegenheit selbst nicht geglaubt – hätte Johnny nicht eines der Videos behalten und es ihm nachträglich mit genervtem Blick vorgespielt, als Robert ihm wegen der Aktion hatte Vorwürfe machen wollen.

Mit ernster Miene blickte Robert zur Seite und versuchte seine ruhige Fassung wieder zu finden, die er für einige Augenblicke so spärlich vernachlässigt hatte. Er fuhr sich durch die Haare und holte nochmals tief Luft.

„Willst du mich mit der Geschichte erpressen?“, fragte Robert und sah sein Gegenüber ernst an, während er sein Buch zuklappte und es auf das Nachttischchen legte. Doch Johnny zuckte nur mit den Schultern und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Nein, ich will dich nur daran erinnern, dass ich dir jetzt schon mehrfach deinen adeligen Arsch gerettet habe, ohne jemals eine Gegenleistung erwartet zu haben. Und ich könnte im Moment wirklich ein wenig Unterstützung von einem Freund gebrauchen.“

Roberts Gesicht blieb ausdruckslos, als er die Situation nochmals überdachte. Die Sache mit der Party war ja in der Tat nicht das erste Mal gewesen, dass er versehentlich über die Strenge geschlagen und Johnny seinen (schlechten) Ruf dazu genutzt hatte, ihm zu helfen und ihn weiterhin als den Musterstudenten dastehen zu lassen. Er wusste, dass er seine Entscheidung bereuen würde.

„In Ordnung“, stimmte Robert widerstrebend zu und fühlte sich für den Moment wahnsinnig schlecht. Er war sehr unglücklich darüber, wie sich die ganze Situation entwickelt hatte. Vor allem aber graute es ihm vor den kommenden Wochen. Es war nicht so, als hätte er ein Problem damit, vor allen anderen so zu tun, als sei er mit Johnny zusammen. Sein Problem war, dass er auf begrenzte Zeit etwas haben würde, was er nicht haben konnte, aber eigentlich haben wollte. Und er wusste, dass das schmerzlich für ihn werden würde.

Auch wenn viele ihn für einen unverbesserlichen Sturkopf hielten, der nur an sich selbst dachte, so kannte Robert viele andere Seiten an Johnny, die er sehr schätzte. Er liebte Johnny schon seit einiger Zeit, doch er hatte sich soweit unter Kontrolle, es nicht zu zeigen. In der Anfangszeit hatte er sich wirklich bemüht, das Ganze durch Beziehungen mit einigen Mädchen gekonnt zu überspielen, aber schnell hatte er festgestellt, dass er seine Freizeit lieber damit verbrachte, mit seinem besten Freund Schach zu spielen, als mit irgendwelchen Mädchen halbherzig den Tag hinter sich zu bringen.

Seine größte Sorge war also, dass er sich selbst verriet. Dass Johnny dahinter kam, dass er insgeheim auf ihn stand. Natürlich konnte er es sicherlich irgendwie überspielen, aber es bereitete ihm dennoch ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend.

„Unter einer Bedingung.“

Johnny blinzelte verwirrt. Allem Anschein nach hatte er nicht damit gerechnet, dass Robert sich so schnell erweichen ließ. „Die wäre?“

„Ich habe nicht vor in einer schlechten Komödie mitzuspielen und zur Lachnummer aller zu werden. Wenn du das durchziehen willst, dann auch richtig.“

„Das heißt?“

„Das heißt wir müssen ‚üben’. Denn ich wette, dass man dir sonst bei jeder meiner Berührungen in der Öffentlichkeit ansieht, dass es dir irgendwie unangenehm und absolut ungewohnt ist.“

Allem Anschein nach hatte Johnny gar nicht daran gedacht und er wirkte ein wenig betroffen. „Okay, du hast Recht. Zum Glück bin ich zu dir gekommen, du denkst wirklich an alles.“

Nun, wenn er schon bei diesem dämlichen Spiel teilnehmen musste, dann doch zumindest nicht, ohne das Ganze ein wenig auszukosten. Wer weiß? Vielleicht würde es ihm ja in der Tat endlich gelingen, über Johnny hinweg zu kommen.

Oder den Schotten für sich zu gewinnen.

Er schüttelte den Kopf, als ihm bewusst wurde, wie er gerade im Begriff war, die Situation seines besten Freundes auszunutzen und für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen. Aber gut. Man würde sehen, wie sich alles entwickeln würde.
 

~*~

Kapitel 2

Robert bedachte Johnny mit einem nachdenklichen Blick. „Komm her.“

Ein Zögern folgte, ehe Johnny zwei kleine Schritte auf das Bett zutrat und dann wieder stehen blieb. „Wollen wir das nicht auf morgen verschieben?“, murmelte er und wirkte plötzlich ein wenig unruhig. Robert besah in skeptisch. „Ich dachte dir sei es wichtig, nicht zwangsverheiratet zu werden, nur weil du dich nicht für Mädchen interessierst.“

„Wer hat behauptet, dass ich mich nicht für Mädchen interessiere?“, Johnny verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Robert durchdringend an. Dieser seufzte nur genervt. „Na ja, allem Anschein nach hast du ja kein Interesse daran, dir eine Braut zu suchen. Also schließe ich daraus, dass du kein Interesse an einer Beziehung hast.“

Der Schotte entspannte sich ein wenig und als Robert jedoch nach einer kurzen Pause „Wobei ich es schon unterhaltsam finde, dass du es vorziehst für homosexuell gehalten zu werden, als mit einer Frau auszugehen“ anfügte, zuckte er erstaunlicherweise nur mit den Schultern. „Du bist nun mal die einzige Person, mit der ich genügend zu tun habe, dass es mir die Leute abkaufen würden. Und hier in der Schule habe ich noch nicht gesehen, dass jemand Patrick und Jason wegen ihrer Beziehung die Hölle heiß gemacht hat. Und außerdem, wenn es dann vorbei ist, werden wir alle herzlich darüber lachen.“

Nun ja, fügte Robert in Gedanken bitter hinzu, zumindest ein Teil von uns.

Er streckte Johnny seine Hand entgegen und blickte ihn mit ernsthafter Miene an. „Jetzt komm, ich mache mich sicherlich nicht zum Gespött der Leute, weil das Ganze einfach nur lächerlich wirkt.“

Ein genervtes Augenrollen war die Antwort, doch diesmal folgte der Sturkopf, wenn auch nur langsam, der Aufforderung. Als sich ihre Fingerspitzen berührten, wollte der Schotte zurückzucken, doch Robert ergriff seine Hand und hielt sie fest. Für einen kurzen Augenblick genoss er das wohltuende und kribbelnde Wärmegefühl in seinem Inneren und unterdrückte ein leises Seufzen. Wenn Johnny dahinter käme, dass er gerade die gesamte Situation ausnutzte und es ihn mit einem wirklich guten Gefühl erfüllte, endlich die Möglichkeit zu haben, Johnny einmal zärtlich zu berühren, ohne dass dieser ihn wütend von sich stoßen und ihre Freundschaft beenden würde, wäre er wohl mit Sicherheit alles andere als begeistert. Aber Johnny musste es ja nicht erfahren.

Er blickte ihm in die Augen, um zu sehen, wie er reagierte, doch sein Gegenüber starrte nur stur zurück.

„Du bist viel zu verkrampft“, murmelte Robert in sachlichem Tonfall, „So überzeugst du niemanden davon, dass wir ein Paar sind. Stell dir einfach vor, ich wäre jemand anderes. Jemand, mit dem du gerne zusammen wärst. Du hast doch sicher schon mal mit einem Mädchen herumgemacht, oder?“

Es war eine Frage, die sich Robert über die Jahre hinweg schon öfter gestellt hatte. Er hatte seinen besten Freund noch nie mit einem Mädchen Hand in Hand gesehen und er war sich nie ganz sicher gewesen, ob dieser lediglich seine Privatsphäre sehr schätzte oder aber in der Tat noch nie eine Beziehung eingegangen war.

„Warum sollte ich?“

Die trotzige Antwort veranlasste Robert dazu, seine Hand loszulassen und ihn nachdenklich anzustarren. „Sehe ich das richtig? Du willst zum Schein Zärtlichkeiten mit mir austauschen, hast so etwas aber noch nie aus Liebe gemacht?“

Johnny wirkte im ersten Moment betroffen, doch dann zuckte er wiederum nur mit den Schultern. „Was ist schon dabei?“

„Jonathan, ich fühle mich wirklich nicht wohl bei der Sache.“

Hilfst du mir jetzt oder nicht?“

Robert presste seine Lippen aufeinander, dachte angestrengt nach. „Ich habe nicht gesagt, dass ich dir nicht helfe. Ich habe lediglich meine Bedenken geäußert.“

Um Gotteswillen, worauf hatte er sich da nur eingelassen? Wenn Johnny in der Tat noch keinerlei Erfahrungen mit Beziehungen hatte, stellte sich nicht nur die ganze Aktion als weitaus komplizierter dar, sondern auch seine Überlegung, die Situation auszunutzen war seiner Ansicht nach moralisch überaus verwerflich. Er kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe und warf dann seinem Gegenüber einen scharfen Blick zu. „Das heißt, dass du die Beziehungssache erstmal lernen musst“, stellte er trocken fest und deutete Johnny an, wieder ein paar Schritte näher zu kommen, dieser sträubte sich jedoch. „Als ob es so schwer wäre, eine Beziehung zu führen.“

„Entweder wir machen das Ganze ordentlich oder gar nicht. Deine Entscheidung. Aber ich habe mit Sicherheit Wichtigeres zu tun, als den ganzen Vormittag mit dir über solchen Unsinn zu diskutieren“, meinte Robert nachdrücklich und klopfte dann neben sich auf das Bett, „Setz dich.“

Johnny öffnete den Mund, um zu protestieren, doch als er Roberts Blick sah, entschied er sich dazu, der Aufforderung nachzukommen. Das Bett gab unter seinem Gewicht ein wenig nach und er sah seinen Freund an. „Was jetzt?“

„Wir sollten zunächst ein paar Fragen klären. Was für eine Beziehung führen wir? Und vor allem: seit wann? Und was die Leute immer wissen wollen: wie sind wir zusammengekommen? Und warum?“

Für einen kurzen Moment wirkte Johnny ein wenig ratlos, stützte seine Arme neben sich auf die Matratze und beugte sich ein wenig zu Robert hinüber. „Na ja, was meinst du denn? Du scheinst dich da besser auszukennen.“

„Ein wenig Mithilfe von deiner Seite wäre mit Sicherheit nicht schlecht. Immerhin geht es hierbei um deine Zukunft“, Robert setzte eine nachdenkliche Miene auf, „Ich nehme an für den Zweck tut es eine richtige Liebesbeziehung eher, als eine rein körperliche. Gut. Dann stellt sich die Frage, wie wir uns als Paar präsentieren. Sollen wir uns eher als Streithähne verkaufen, oder doch lieber als Musterpärchen? Was wäre dir denn in einer Beziehung wichtig?“

Der Angesprochene schien ernsthaft nachzudenken und blickte konzentriert drin, ehe er zögerlich meinte: „Kuscheln wäre nicht schlecht. Oder?“ Er vermied den Blickkontakt mit dem Deutschen und dieser blickte ob der Äußerung ein wenig verblüfft drein. Es passierte nicht alle Tage, dass einem ein Dickkopf verriet, dass er es gerne mochte, wenn man ihn in den Arm nahm. Und vor allem schien es so gar nicht zu diesem zu passen!

Doch Robert entschied sich dazu, nicht weiter nachzufragen. Er wusste, dass das nur für Peinlichkeiten sorgen und vermutlich Johnnys Mitarbeit stark vermindern würde.

„Also eine Beziehung, die auf Geborgenheit und Nähe aufbaut. Das wird nicht einfach.“

„Wir müssen es ja nicht so machen, ich-...“ Robert brachte ihn mit einer knappen Handbewegung zum Schweigen.

„Schon in Ordnung. Wir schauen mal, wie sich das Ganze ausbauen lässt. Seit wann sind wir zusammen?“

„Ich weiß nicht. Was ist denn so normal?“

Im Geiste wiederholte Robert etliche Male Johnnys Worte, um dahinter zu kommen, ob es eher scherzhaft oder doch ernst gemeint war. Aber gut, vielleicht hatten Johnny in der Tat bisher Beziehungen zu wenig interessiert, als dass er sich eingehender damit auseinandergesetzt hätte.

Normal ist nicht so einfach, Johnny, es soll Leute geben, die heiraten irgendwann und bleiben bis zum Rest ihres Lebens zusammen“, der leicht sarkastische Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Na ja, ich meinte ja auch bei so einer Beziehung, die nicht unbedingt aufs Heiraten hinausläuft.“

Robert schüttelte nur ungläubig den Kopf, beließ es jedoch dabei.

„Wir sollten noch nicht allzu lange zusammen sein.“

„Wieso?“

„Weil das die Wahrscheinlichkeit erhöhen würde, dass wir in der Beziehung im sexuellen Bereich bereits aktiv sind.“

Johnny wurde ein wenig blass um die Nase und blickte betreten drein. „Oh.“

„Ja, genau. Ein paar Wochen wären vermutlich drin. Ein spezieller Wendepunkt wäre nicht schlecht. Ist in den letzten Wochen irgendetwas Interessantes passiert?“

„Wir hatten ein paar Prüfungen, ich hatte Stress mit dem Direktor wegen der Prügelei mit Teodoro und du hattest Geburtstag“, kam prompt die Antwort und Robert überlegte, welche der Vorfälle man gut für den Beginn einer Liebesbeziehung nutzen konnte. Gut, die Prüfungen waren eher unspektakulär, sein Geburtstag hingegen war etwas, was durchaus Material für eine gute Story bot. Dann wiederum stellte sich Robert insgeheim die Frage, warum sich Johnny mit Teodoro geprügelt hatte. Johnny hatte die genaue Ursache des Konflikts seither verschwiegen.

„Was war noch mal der Grund für euere Auseinandersetzung?“

None of your business.”

„Komm schon, Johnny. Vielleicht können wir es ja für unsere Zwecke nutzen.“

„Nein, können wir nicht. Und werden wir nicht“, mit diesen Worten verschränkte er die Arme vor der Brust und blickte genervt zur Seite.

„Okay, okay“, Robert hob beschwichtigend die Arme, „Tut mir Leid. Dann missbrauchen wir eben meinen Geburtstag als Vorwand.“

Es dauerte eine Weile, bis sie sich auf eine Geschichte geeinigt hatten. Beide hatten sie, als sie abends zu zweit Roberts Geburtstag gefeiert hatten, zu viel Alkohol zu sich genommen, was darin ausgeartet war, dass sie miteinander gekuschelt und sich geküsst hatten. Es kam zum Austausch von Liebesgeständnissen und am nächsten Morgen war ihnen die Sache ein wenig peinlich, doch sie entschieden sich nach einer Aussprache, es einfach mal zusammen zu versuchen. Beide hatten schon seit längerer Zeit eine gewisse Zuneigung zueinander verspürt und während Johnny Robert für seine ruhige Ausstrahlung und seine Kontrolliertheit bewunderte, mochte Robert Johnnys Temperament und seinen starken Willen. Der Schwerpunkt ihrer Beziehung lag nun darin, füreinander da und sich körperlich – außerhalb des sexuellen Rahmens – nah zu sein.

Robert fühlte sich bei der ganzen Angelegenheit ein wenig unwohl, doch er äußerte sich nicht weiter dazu und hoffte einfach, dass die Sache nicht böse enden würde.

Kapitel 3

„Die wichtigsten inhaltlichen Fragen haben wir nun geklärt“, murmelte Robert und blickte Johnny ernst an, „Jetzt geht es nur noch um die Umsetzung.“

„Du meinst, wie wir das Ganze ausspielen?“

„Ja, genau. Komm her, auf meinen Schoß.“

Johnny starrte ihn entgeistert an. „Was?!“

„Zunächst einmal ist es wichtig, dass wir überzeugend spielen. Dazu bedarf es dreier Dinge: zum einen, dass wir uns körperlich soweit miteinander vertraut machen, dass es natürlich wirkt, wenn wir uns in der Öffentlichkeit mal liebevoll berühren. Dazu brauchen wir allerdings erstmal ein gewisses... Gefühl für den Körper des anderen. Oder, was meinst du?“

Sein Gegenüber zögerte, wirkte nicht sonderlich angetan, nickte jedoch letzten Endes. „Es wird wohl notwendig sein.“

„Gut, das wir da einer Meinung sind. Als nächstes ist es natürlich wichtig, dass es auch wirklich wie Liebe wirkt. Mal unsere Freundschaft beiseite – uns beiden sollte klar sein, dass es hierbei nur um das Verhindern deiner Verlobung geht – sollten wir uns aufeinander einlassen. Das heißt, auch wenn es seltsam wirken mag, stell dir einfach vor, ich wäre die Person, mit der du am liebsten zusammen wärst und genieß einfach die Zeit, die wir innerhalb dieser Schein-Beziehung verbringen, okay?“

Nervös biss sich Johnny auf die Unterlippe und blickte ein wenig unglücklich drein. Man sah ihm deutlich an, dass er darüber nachdachte, die ganze Aktion doch noch abzublasen, dann seufzte er jedoch und fuhr sich durch die Haare. „In Ordnung. Lässt sich wohl nicht verhindern.“

Robert nickte bestätigend. „Der dritte Punkt ist einfach nur, dass wir trotzdem wir selbst bleiben. Ein spontaner Charakterwandel würde auffallen. Außerdem wäre es wichtig, eine Art Codewort oder eine bestimmte Geste einzuführen. Falls es einem zu viel wird oder etwas in der Art.“

Für einen kurzen Moment wirkte Johnny ein wenig verwirrt, doch dann zuckte er nur mit den Schultern. „Wenn du meinst.“

„Ich denke ein ‚jetzt nicht’ wäre unauffällig. Wenn einer von uns beiden also ‚jetzt nicht’ sagt, dann ist davon auszugehen, dass er seine Ruhe haben will.“

Wiederum bestätigte Johnny mit einem knappen Nicken, ehe er Anstalten machte, vom Bett aufzustehen. „Okay, wenn das alles geklärt ist, kann ich ja-...“

Jonathan“, der Nachdruck in der Stimme war nicht zu überhören und Johnny verharrte in seiner Position, „Auch wenn es dir vielleicht unangenehm sein mag, wenn wir uns irgendwie persönlicher berühren. Wir sollten es trotzdem zumindest einmal probieren, bevor wir an die Öffentlichkeit gehen.“

„Muss das wirklich jetzt sein?“

„Ich bin es zumindest nicht, der in Kürze zwangsverheiratet werden soll.“

Fine“, murmelte Johnny widerwillig und blickte sein Gegenüber düster an, „Was soll ich machen?“

„Komm her. Auf meinen Schoß“, widerstrebend folgte der Schotte den Anweisungen und er stützte seine Arme neben seinem Körper auf die Matratze, als er sich über Robert kniete und ihm offen, mit schwer durchschaubarer Miene, ins Gesicht sah. „Und jetzt?“

„Anfassen soll nicht verboten sein“, meinte Robert und bemühte sich, seine Nervosität nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Bei Gott, Johnny saß auf seinem Schoß und er würde die Chance bekommen, ihn zu berühren. Die Wärme, die von seinem Körper ausging, war angenehm und Robert kämpfte gegen einen wohligen Schauer an, der ihn erfassen wollte. Vorsichtig legte er seine Hände auf Johnnys Hüften, der im ersten Moment ein wenig verkrampfte und ihn betroffen anblickte. Mit einem leisen Seufzen brachte Robert ein Lächeln zustande. „Johnny, entspann dich. Die Sache hier bleibt unter uns und es wird keinerlei Konsequenzen haben. In Ordnung?“

Die Worte schienen, wenn auch nur langsam, Wirkung zu zeigen und Johnny rutschte ein Stückchen näher, ehe er unsicher wiederholte: „Was soll ich machen?“

Robert wusste, dass er keine möglicherweise als abwertend erscheinende Reaktionen zeigen durfte, da diese Johnny nur noch mehr unnötig verunsichern würden. Johnny hatte in der Tat wohl keinerlei Erfahrungen im engen Körperkontakt mit anderen. Aber gut, wenn er noch nie eine Beziehung gehabt hatte, wo hätte er es denn lernen sollen? Das einzige, was Robert beunruhigte, war die Tatsache, dass er somit Johnnys Lehrmeister sein würde und er sich wohl ziemlich zurücknehmen musste, um Johnnys Unerfahrenheit nicht für seine eigenen Zwecke auszunutzen.

Sanft nahm Robert eine von Johnnys Händen in die seine und führte sie vorsichtig seinen Oberkörper entlang. Sein Gegenüber war nun jedoch nicht mehr so abweisend wie zu Beginn, sondern schien jede Faser seines Oberkörpers genau nachspüren zu wollen, die anfängliche Schüchternheit ließ ein wenig nach und Johnny erschauderte, als Robert eine seine rechte Hand über Johnnys Hintern gleiten ließ. „Gut“, lobte er leise und Johnny blickte ihn mit peinlich berührter Miene an, „Keine Sorge, das gehört dazu. Mach dir keine Sorgen. Wir können auch erst ein paar Tage üben.“

Er lächelte ihn aufmunternd an und Johnny entspannte sich ein wenig. Vorsichtig schloss Robert seine Arme hinter Johnnys Rücken, zog ihn ein bisschen näher zu sich, und merkte, wie dessen Atem schwerer wurde. Sein Gesicht war so verführerisch nah und Robert zwang sich innerlich dazu, der Versuchung nicht zu unterliegen, den Jungen auf seinem Schoß einen ersten, sanften Kuss auf die leicht geöffneten Lippen zu geben. Er wusste, dass er sich eine solche Aktion im Moment nicht leisten konnte, aber die Verlockung war groß. Johnnys leicht abwesender, entspannter Blick trug nicht unbedingt dazu bei, gegen dieses Gefühl anzukämpfen.

Langsam näherte sich sein Gesicht diesem verführerischen Mund und in ihm schrillten warnend Alarmsirenen, die er damit beschwichtigte, dass es vollkommen in Johnnys Sinne wäre, wenn sie den ersten Kuss nun hinter sich brachten. Das Objekt seiner Begierde schien zumindest nichts dagegen zu haben und schloss die Augen. Robert wollte gar nicht wissen, an wen der Schotte gleich denken würde, wenn sich ihre Lippen berührten und er verdrängte den Gedanken sofort wieder. Johnnys Arme legten sich um seinen Nacken und Robert genoss für einen kurzen Augenblick ihre Nähe, ehe-...

Vollkommen unerwartet flog Roberts Zimmertür auf, als Enrico hereinstürmte und munter losplapperte: „Robert, hast du-... Woah!“ Er stolperte erstaunt einen Schritt zurück, als er das Paar auf dem Bett bemerkte. Die Schamesröte schoss Johnny ins Gesicht und er presste peinlich berührt seine Lippen aufeinander, doch Robert reagierte schnell, legte sanft eine Hand auf seine Wange und drückte ihn an sich, sodass er sein Gesicht im Hemd seines mutmaßlichen Liebhabers vergraben konnte.

Roberts Mund war trocken und der Deutsche starrte den Italiener vorwurfsvoll an, als dieser mit verblüffter Miene meinte: „Störe ich bei irgendetwas?“

Kapitel 4

Der Trainingsraum der Majestics (den diese als AG von der Schulleitung zur Verfügung gestellt bekamen) war zwar nicht unbedingt gigantisch, aber für Trainingszwecke reichte er. Rechts befand sich eine Bowl, die im Boden eingelassen war und die sie zum Beybladen nutzten. Etwas davor stand in einigem Abstand zur Wand eine Bank, sodass man hinter ihr bequem vorbei gehen konnte. Links im Raum war ein wenig Platz, um Taktiken und Technik zu besprechen, sich Filmaufnahmen anzusehen und ähnliches.

Gewöhnlicherweise herrschte während des Trainings der Majestics ein reger Betrieb in dem Zimmer, nicht zuletzt sorgten kleinere Auseinandersetzungen über Reihenfolge beim Kampf oder Technikmängel für eine gewisse Lautstärke. Doch diesmal war es anders.

Es herrschte ein unangenehmes Schweigen zwischen den Teammitgliedern. Johnny saß mit verschränkten Armen und abweisendem Gesichtsausdruck etwas abseits der Gruppe auf der Bank vor der Bowl. Robert wusste, dass das seine Art war, mit der Situation umzugehen und dass das der Glaubwürdigkeit der Beziehung sicherlich nicht schaden würde. Auf der anderen Seite machte er sich große Sorgen, was wohl gerade in Johnnys Kopf herumging. Sein Blick verdüsterte sich merklich, als er sich Oliver und Enrico zuwandte, die ihn und Johnny interessiert musterten.

Es war nicht weiter verwunderlich gewesen, dass Enrico sofort zu Oliver gerannt war, um ihn die Neuigkeiten zu erzählen – der blonde Italiener war noch nie gut darin gewesen, einfach mal etwas für sich zu behalten. Das machte die Angelegenheit selbstverständlich nicht einfacher. In Anbetracht der Tatsache, dass Johnny noch sehr unerfahren war, hatte Robert eigentlich noch ein paar Tage warten wollen, bevor er es irgendjemanden wissen ließ, dass sie ein Paar waren (oder zumindest so taten).

„Seit wann?“, fragte Oliver neugierig und überging Roberts düstere Miene geflissentlich, „Ich meine, warum habt ihr es uns denn nicht gesagt?“

„Weil, mein lieber Oliver, es nicht euere Angelegenheit ist. Genauso wenig wie es die übrige Schülerschaft oder sonst irgendjemanden etwas angeht“, der Deutsche musterte Enrico streng, „Haben wir uns verstanden, Enrico?“

„Ach, komm schon, Robert. Wir sind immerhin euere Freunde, non? Uns hättet ihr es doch eigentlich erzählen müssen. Immerhin sind wir ja ein Team, oder?“, Oliver blieb hartnäckig und Robert schüttelte nur den Kopf, während er zu Johnny hinüber ging, um ihn nicht aus dem Gespräch auszugrenzen. Sanft legte er ihm die Hände auf die Schultern und dieser zuckte überrascht zusammen und blickte zu Oliver und Enrico, die nun ebenfalls näher kamen.

„Nur weil wir ein Beybladeteam sind, heißt das noch lange nicht, dass ihr das Recht habt, euere Nase in unsere Privatsphäre zu stecken“, während er das sagte, begann er vorsichtig damit, Johnny die Schultern zu massieren und zu seiner großen Erleichterung, ging sein Plan auf und er schaffte es, dass Johnny sich ein wenig entspannte. „Oder mache ich es dir irgendwie zum Vorwurf, dass du mir nichts von deinem Techtelmechtel mit deiner neuen Freundin Samatha letztes Wochenende erzählt hast?“

Oliver wurde kreidebleich und starrte sein Gegenüber entsetzt an. „Woher-...?“, sein Blick fiel auf den jungen Italiener, der etwas verlegen dreinblickte, „Enrico, sacrebleu! Du solltest das nicht weiter erzählen!“

„Es tut mir Leid, Oliver! Mi dispiace molto! Bitte sei nicht böse, es ist mir einfach so herausgerutscht!“

„Wem hast du es noch erzählt?!“

„Niemandem, ich-...“

„Du hast es überall herum erzählt, n’est-ce pas? Und ich habe mich gewundert, warum Sam seit Donnerstag kein Wort mehr mit mir gewechselt hat!“

Robert beobachtete die Beiden einen Augenblick lang, ehe er den Kopf schüttelte. „Also, sofern wir jetzt die privaten Angelegenheiten beiseite lassen könnten und mit dem Training-...“

Die beiden Streithähne hörten ihm gar nicht zu und Robert räusperte sich lautstark, um die allgemeine Aufmerksamkeit zu erhalten. „Wie ich eben schon sagte: Privates beiseite. Konzentriert euere Energie lieber auf das Beybladen, immerhin wollen wir ja schließlich unseren internationalen Rang bei den anstehenden Weltmeisterschaften verbessern, oder?“

Enrico und Oliver warfen sich gegenseitig vernichtende Blicke zu und Robert fügte hinzu: „Was haltet ihr davon, euere Streitereien gleich mal in der Arena zu begleichen?“

Je t'enguirlande, Enrico!“, murmelte Oliver genervt, während Enrico nur fassungslos meinte: „Ich habe dir überhaupt nichts getan!“ Robert sah zu, wie die beiden ihre Startpositionen einnahmen und blickte erstaunt auf Johnny, als dieser sich gegen ihn lehnte und zu ihm aufsah. „Das schaut mir sehr nach einem Zickenkrieg aus.“

Robert musste grinsen. „Nun ja, besser sie bekämpfen sich bis zur Erschöpfung und vertragen sich wieder, als dass sie sich total zerstreiten. Das letzte Mal-...“

Ein Schnauben unterbrach ihn. „Erinnere mich bloß nicht dran! Oliver hatte mich zu seinem neuen besten Freund ernannt.“

Eine Weile lang beobachteten sie die beiden Jugendlichen, die sich gerade im Kampf gegenseitig das Leben schwer machten, ehe sich Robert neben Johnny setzte. „Morgen weiß es die ganze Schule“, sagte er leise und warf dem Schotten einen berechnenden Blick zu.

„Ich weiß.“

„Wir sollten die Zeit, die wir noch haben, nutzen und noch ein wenig üben.“

Gequält stöhnte Johnny auf. „Ich muss noch Hausaufgaben machen.“

„Dann machen wir die eben zusammen“, Robert ließ diesmal keine Ausflüchte zu, „Ich bin selbst nicht ganz fertig geworden. Nach dem Training können wir uns ja bei dir im Zimmer treffen und alles Weitere besprechen.“

In Ordnung.“ Johnny klang alles andere als begeistert und er verschränkte die Arme vor der Brust. Für einen kurzen Augenblick überlegte Robert, ob er Johnny noch einmal auf die Angelegenheit ansprechen sollte, entschied sich jedoch dagegen.

Eine Weile lang beobachteten die beiden schweigend, wie Oliver durch gezielte Attacken versuchte Enricos Blade aus der Arena zu kicken, allerdings schien dieser jedes Mal wie durch Zufall knapp dem Angriff zu entkommen, was Olivers Laune nicht unbedingt besserte. Man konnte deutlich sehen, wie sich seine Stimmung verschlechterte. Kurz darauf rief er Unicolyon herbei, doch Enrico, der allem Anschein nach nicht wusste, was gut für ihn war, konterte wiederum mit Amphilyon. Es würde wohl ein langer Kampf werden.

Gelangweilt rutschte Johnny auf der Trainingsbank hin und her.

„Müssen wir den Beiden zuschauen? Ich glaube nicht, dass man momentan aus diesem Kampf so sonderlich viel lernt.“

„Alternativ können wir auch an deiner Beyblade-Starttechnik arbeiten, Jonathan.“

Johnny blickte Robert düster an. „Was gibt es an meiner Startertechnik auszusetzen?!“

„So einiges. Durch deine ganze Haltung zum Beispiel lässt du beim Starten deines Beyblades viel zu viel Energie ungenutzt, die du quasi deinem Gegner schenkst.“

Der Schotte schnaubte und verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen. Vermutlich dachte er darüber nach, was er lieber tat: Oliver und Enrico beim Machtkampf zuschauen oder sich von Robert einen Vortrag anhören, was er alles falsch machte. Zu Roberts großer Überraschung, erhob sich Johnny von seinem Platz und meinte dann, mit sarkastischem Unterton: „Also dann, großer Meister, weiht mich ein in Euere ungeheueren Kenntnisse und Geheimnisse der Beyblades.“

Er packte Robert am Handgelenk und zog ihn zur Raumecke, in der sie für gewöhnlich ihre Strategien besprachen. Robert folgte ihm schweigend, konnte aber nicht anders, als eine gewisse Bewunderung verspüren, dass Johnny das Trainieren von Technik der Langeweile vorzog. Das war ihm neu.

Aber gut, er würde sich mit Sicherheit nicht beschweren. Um ehrlich zu sein, hatte er schon länger einmal mit Johnny über seine Haltung und Körperspannung beim Bladen sprechen wollen. Während Johnny sein Blade und den Starter aus seiner Hosentaschen fischte (die Majestics hatten durchaus eingesehen, dass ihre Rüstungen sie beim Kämpfen, gerade beim neuen Wettkampfsystem, eher behinderten als ihnen nutzten), nahm Robert seine Sachen vom Tisch.

„So, dann zeig doch noch einmal, wie du dein Blade startest – am besten als Trockenübung, nicht dass Salamalyon noch den Boden beschädigt.“

Johnny blickte ihn düster an, folgte jedoch seinen Anweisungen schweigend. Er zog die Reißleine und Robert fielen wiederum sofort die Unzulänglichkeiten auf. Gut, sie waren erst vor ein paar Wochen darauf umgestiegen und deshalb war es für Johnny vermutlich ungewohnt, mit einem gewöhnlichen Starter zu bladen, aber gerade aus diesem Grund war es wichtig, dass er es auch ordentlich lernte. Denn er würde künftig bei Turnieren auf seine Axt verzichten müssen.

„Dein rechter Arm ist zu tief und du beugst dich viel zu weit nach vorne. Außerdem solltest du gerade bei den Schultern ein wenig entspannter sein. Die Körperspannung sollte eher aus der Körpermitte kommen.“

Der Angesprochene starrte ihn einen Moment betroffen an, ehe er ratlos dreinblickte. „Was bitte?“

Robert unterdrückte ein Seufzen (er wusste, dass Johnny nicht gerne das Gefühl hatte ein hoffnungsloser Fall zu sein) und meinte, während er sich selbst in die richtige Ausgangslage begab: „Schau zu, ich zeige es dir!“

Er führte einen technisch hoch ausgereiften Start vor, doch wiederum wirkte Johnny eher skeptisch. „Was genau war da jetzt der Unterschied zu meiner Version?“

„Mach’s noch mal.“

Widerstrebend begab sich Johnny erneut in seine Position, wobei Robert diesmal um ihn herum ging und seine Haltung an verschiedenen Stellen korrigierte und kommentierte.

„Wenn du jetzt die Reißleine ziehst, dann musst du deinen Mittelpunkt beibehalten. Schau, so...“, Robert ging hinter ihn, um Johnnys Bewegungen zu führen. Er fasste mit der rechten Hand nach Johnnys, um ihm die Zugbewegung nachvollziehen zu lassen, während er seine linke zuerst mit dem Kommentar „Hier locker bleiben!“ in dessen Nacken und dann flach auf dessen Bauch legte. „Nicht nach vorne beugen!“

Es war sicherlich kein schlechtes Gefühl den Schotten so im Arm zu halten, ihm das Wesentliche der Technik des Beybladens zu erläutern und noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei zu verspüren. Als Johnny sich nicht weiter gegen die Berührungen sträubte, fuhr er fort: „Wenn du beim Ziehen der Reißleine die Kraft vor allem-...“

Ein lauter und wütender Aufschrei riss Robert aus seinen Gedanken und er wandte sich verwundert um. Allem Anschein nach hatte Oliver das Beyblade-Match verloren und sich nun dazu entschieden, sich auf Enrico zu stürzen. Statt des erhofften Wutabbaus hatten die Art und vor allem der Sieg des Italieners allem Anschein nach seinen Zorn eher bestärkt. Robert eilte dazwischen und blickte die beiden streng an. „In Ordnung, ihr hattet euren Spaß, aber so allmählich wäre es an der Zeit, dass ihr beiden euch wieder vertragt.“

„Er hat meine Beziehung ruiniert und findet das auch noch witzig!“, beschwerte sich Oliver und man sah ihm deutlich an, dass er von der Intervention nicht sonderlich angetan war. Robert schüttelte nur den Kopf. „Wir beenden das Training für heute. Bis morgen habt ihr die Sache geklärt, verstanden?“

Kapitel 5

Etwa eine halbe Stunde später – nämlich nachdem er geduscht und seine Schulsachen zusammengesucht hatte – stand Robert vor der Zimmertür seines besten Freundes. Da war er nun also, um den Plan für die kommenden Wochen weiter zu besprechen und mit Johnny für ihre Beziehung zu üben. Bei Gott, er hoffte nur, dass Johnny niemals herausfinden würde, was er wirklich für ihn empfand.

Er atmete noch einmal tief durch und nahm allen Mut zusammen, dann klopfte er. Nach wenigen Sekunden hörte er Schritte und die Tür wurde geöffnet. Johnny ließ ihn eintreten und seufzte gequält auf. „Ich hatte wirklich gehofft, du hättest es vergessen“, murmelte er beiläufig und schloss die Tür hinter ihm wieder.

Johnnys Zimmer entsprach vom Aufbau her dem von Robert, alleinige die Tatsache, dass Johnny weniger ordentlich war und andere Interessen hatte, unterschieden die beiden Räume. So stand Johnnys Regal nicht voller Bücher, sondern dort befanden sich neben den Schulbüchern und ein paar wenigen Romanen hauptsächlich BluRays und Videospiele.

Robert überging Johnnys Kommentar und er legte seine Bücher auf eine relativ freie Fläche des Schreibtischs, ehe er einen Stuhl zu sich zog und sich setzte. „Wir haben nicht viel Zeit“, meinte er und deutete Johnny an, ebenfalls zu kommen, „Insofern sollten wir sie möglichst effektiv nutzen.“

Der Schotte zog eine Schnute. „Ich arbeite bei meinen Hausaufgaben lieber alleine.“

„Es wird dich mit Sicherheit nicht umbringen, wenn wir ein einziges Mal in deinem Leben gemeinsam die Hausaufgaben erledigen.“

Zugegebenermaßen hatte Robert selbst noch nie mit irgendjemandem zusammen Hausaufgaben gemacht. Es war für ihn eine neue Erfahrung und er wusste auch nicht wirklich, was es dabei zu beachten galt, aber irgendwie würde es mit Sicherheit schon funktionieren. Hoffte er zumindest.

Für einen Moment wirkte Johnny so, als wollte er erneut protestieren.

„Johnny, je schneller du deinen Hintern hierher bewegst, desto schneller bin ich auch wieder verschwunden.“

Nur äußerst widerstrebend und mit unglücklicher Miene trat Johnny zum Schreibtisch und setzte sich auf seinen Drehstuhl. Er kramte seine Sachen zusammen. „Nur dieses eine Mal“, murrte er, „Und nur wegen der anderen Sache. Wenn das nicht alles notwendig wäre, würde ich nicht mitmachen.“

„Ist mir bewusst. Was musst du noch alles erledigen?“

„Den Aufsatz für Französisch und das Aufgabenblatt in Mathe. Aber ehrlicherweise wäre es mir recht, wenn wir mit Mathe anfangen würden.“

„In Ordnung. Mathe habe ich auch noch nicht erledigt, bei Französisch kann ich dir helfen. Den Aufsatz habe ich schon Anfang der Woche geschrieben.“

Die Aufgaben, die sie als Hausaufgabe in Mathematik aufbekommen hatten, stellten sich als nicht gerade einfach heraus. Zumindest Robert tat sich schwer und er spürte deutlich Johnnys skeptischen Blick auf sich ruhen. „Was ist?“

„Warum machst du das so umständlich? Wäre es nicht einfacher“, er beugte sich zu ihm hinüber und kritzelte mit seinem Füller in Roberts Heft, „wenn du den Schritt hier weglässt und stattdessen das Ganze so rechnest?“

Robert starrte auf die Formeln in seinem Heft und dann zu Johnny. „Das soll funktionieren?“

„Bisher hat sich Frau O’Connell zumindest nie beschwert. Schau, und wenn du das hier so machst“, wiederum schrieb er ein paar Ergänzungen zwischen Roberts säuberlich notierte Aufgaben, „dann hast du außerdem gleich den zweiten Teil der Aufgabe.“

Verwundert darüber, dass Johnnys Rechnungen und Formeln tatsächlich aufgingen, sah er auf, nur um in ein grinsendes Gesicht zu blicken. „Seit wann bist du so gut in Mathe? Ich hab noch nie mitbekommen, dass du dich irgendwie am Unterricht beteiligt hättest.“

„Gegenfrage: Hast du, abgesehen vom Sport, jemals gesehen, dass ich im Unterricht mitgearbeitet habe? Ich mag Mathe und ich rechne auch sehr gerne. Es ist schön, hinter die Formeln zu kommen, die hinter den verschiedenen Phänomenen stecken. Es ist alles logisch aufgebaut und vor allem auch irgendwo nützlich.“

Robert verkniff sich eine Bemerkung darüber, ob es wohl weniger sinnvoll war, sich mit Sprachen, der Gesundheit oder auch verschiedenen gesellschaftlichen Strukturen auseinanderzusetzen. In der Tat erstaunte es ihn, dass er schon so lange mit Johnny befreundet war, aber eben erst dahinter gekommen war, dass allem Anschein nach dessen Lieblingsfach Mathematik war.

Das Arbeitsblatt war schnell bearbeitet und Johnny benötigte für die Aufgaben nicht einmal halb so lange wie Robert. So verbrachte er die übrige Zeit damit, seinem Freund über die Schulter zu blicken und ihm alternative Lösungswege zu erläutern, was diesen beinahe wahnsinnig machte – er hatte schon genügend Probleme, die logischen und nachvollziehbaren Wege anzuwenden.

Als auch Robert seine Arbeit fertiggestellt hatte, kostete es ihn einiges an Mühe, Johnny davon zu überzeugen, sich an seinen Französischaufsatz zu setzen. Thema war die Auseinandersetzung mit den Kriegsstrategien Napoleons, doch weder das eine, noch das andere lagen Johnny sonderlich gut. Die einzige Sprache, die Johnny wirklich sicher beherrschte und fließend sprechen konnte, war Englisch. Und Gälisch. Meist lag es an mangelnder Vokabelkenntnis, da der Schotte einfach zu faul war, sich hinzusetzen, um sich den Wortschatz einer Sprache anzueignen. Was geschichtliche Themenstellungen betraf, so konnte Johnny sich schlicht und ergreifend nicht dafür erwärmen Jahreszahlen zu irgendwelchen besonderen Ereignissen zu lernen.

Nun war es also an Robert, Johnny seine sprachlichen Fähigkeiten anzubieten. Von den vier Majestics war er der einzige, der die Sprachen aller vier fließend sprechen, verstehen und auch verschriften konnte – und dabei zumeist grammatikalisch sehr sicher war. Robert wusste, dass er nicht für Johnny den Aufsatz schreiben konnte, denn es würde doch stark der Leistungssprung auffallen, doch er konnte ihm zumindest bei Formulierungen und vor allem beim Inhaltlichen helfen.

Gut zwei Stunden später waren sie auch endlich mit Französisch fertig und Johnny wirkte sichtlich geschafft, was Robert dazu veranlasste, das Zimmerfenster zu öffnen, um ein wenig frische Luft hereinzulassen. „Oh Gott, ich hasse diese ganzen Sprachen. Fast jeder kann heutzutage Englisch. Es ist absolut sinnlos, dass wir das alles sprechen können müssen“, als er das sagte, warf sich der Schotte auf sein Bett und blieb eine Weile lang regungslos liegen.

Robert warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Es ist sicherlich nicht schlecht, sich auch in anderen Sprachen verständigen zu können. In der Tat können bei Weitem nicht so viele Menschen Englisch ordentlich sprechen und verstehen, wie du annimmst. Außerdem macht es immer einen guten Eindruck, sich zumindest darum zu bemühen, sich in einer Fremdsprache auszudrücken, bevor man auf das Englische ausweicht.“

Ein Schnauben war die einzige Reaktion.

„Und ist es durchaus interessant, wenn man so die Gespräche anderer mithören kann, ohne dass diese einen Verdacht schöpfen.“

„Oho, Robert. Du scheinst ja ziemlich durchtrieben zu sein.“

„Natürlich alles nur versehentlich und nie beabsichtigt.“

Einige Zeit herrschte Schweigen und Johnny starrte ihn berechnend an.

A bheil Ghàidhlig agaibh?

Zuerst zögerte Robert, ehe er leise seufzte und antwortete.

Tha. Tha Gàidhlig agam. Aber nicht ganz so gut wie Englisch oder Französisch, ich arbeite noch daran.“

„Warum hast du das nie gesagt, daingead!“

„Ganz einfach: Du hast mich nie gefragt. Und so oft habe ich dich auch noch nicht Gälisch reden hören.“

„Du kannst doch nicht einfach private Gespräche belauschen!“

„Ich habe nie jemanden ‚belauscht’. Wenn sich die Leute in meiner Gegenwart miteinander unterhalten, ist es selbstverschuldet. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand die Sprache beherrscht und somit mithören kann, ist jederzeit gegeben. Persönliches Risiko, würde ich sagen.“

Johnny starrte ihn aufgebracht und fassungslos zugleich an, fast so als wäre er ob dieser neuen Erkenntnis über seinen besten Freund wirklich wütend. „Das ist einfach nur rücksichtslos!“

„Reg dich jetzt bitte nicht deswegen auf, Jonathan.“

Ja, es mochte vielleicht nicht sonderlich nett sein. Aber Robert war früher oder später zu dem Schluss gekommen, dass es für alle Beteiligten nur noch unangenehmer gewesen wäre, wenn er jedes Mal zugegeben hätte, dass er jedes Wort verstanden hatte, das in den verschiedenen Fremdsprachen miteinander ausgetauscht worden war.

Er überging den bösen Blick seines Gegenübers und fügte hinzu: „Statt über meine Sprachenkenntnisse zu sprechen, sollten wir lieber noch ein paar Einzelheiten bezüglich deines Problems klären. Und tu’ jetzt nicht so, als seist du beleidigt und möchtest die ganze Sache abblasen. Entweder wir machen das jetzt oder gar nicht, aber für deine Stimmungsschwankungen habe ich gerade wirklich keine Nerven.“

Es stand fest, dass derartige Vorwürfe und Forderungen nicht unbedingt zur Besserung von Johnnys Laune beitragen würden, aber Johnny war auf ihn angewiesen. Er würde nicht einfach so verschwinden, sondern war diesmal gezwungen sich zusammen zu reißen.

„Das sind keine Stimmungsschwankungen, sondern eine durchaus berechtigte Wut!“

Wie auch immer. Hilft es dir bei der Verlobungssache wütend zu sein? Ich denke nicht.“

Johnny brachte sich in eine sitzende Position und verschränkte seine Arme vor der Brust. Seine Miene war immer noch sichtbar gereizt und er musterte sein Gegenüber von oben bis unten. „Das ist wieder einer der Momente, in denen ich mich frage, warum ich überhaupt mit dir befreundet bin.“

Allem Anschein nach liegt es nicht an meinem Charme. Jetzt mal im Ernst, Johnny. Wir können hier noch Stunden weiter diskutieren.“

Mit gerunzelter Stirn und nachdenklicher Miene saß Johnny eine Weile lang schweigend da und schien einen inneren Konflikt auszufechten, ob er weiterhin wütend sein sollte oder ihm aber das Vermeiden der Verlobungssache wichtiger war.

Robert musste zugeben, dass ihn Johnnys heftige Reaktion erstaunt hatte. Zunächst schien er kein Problem damit gehabt zu haben, und erst als ihm klar geworden war, dass Robert wohl auch die Gespräche gehört hatte, die Johnny auf Gälisch geführt hatte, war er wütend geworden. Was wohl darauf hin deutete, dass Robert irgendetwas gehört haben könnte, was er nicht hatte hören sollen. Oder zumindest befürchtete Johnny genau das.

„Okay, machen wir weiter, wo wir heute Vormittag aufgehört haben“, murmelte Johnny plötzlich und packte Robert ruckartig am Handgelenk, sodass er mit einem erstaunten Keuchen nach vorne und über ihn fiel. Er starrte den Schotten einen kurzen Moment lang mit großen Augen an und versuchte, seinen Puls zu beruhigen, während dieser ihn nur neckisch angrinste, als hätte er keinerlei Probleme damit, dass sein bester Freund und Kumpel gerade fast auf ihm lag. Gerade in Anbetracht der vorigen Unsicherheit eine Entwicklung, die in Robert eine gewisse Skepsis hervorrief. Aber gut, vielleicht hatte Johnny auch einfach über dem Beybladetraining und den Hausaufgaben eingesehen, dass er sich nicht für das, was sie taten, schämen brauchte und Robert auch nicht irgendwelche Details ausplauderte. Dass es irgendwie ja nur etwas... Geschäftliches war.

Zumindest für Johnny.

Robert versuchte sich erneut auf sein Gegenüber zu konzentrieren und räusperte sich. „Wenn ich mich recht erinnere, war es heute morgen andersherum“, kommentierte er in neutralem Tonfall und versuchte seine Nervosität zu überspielen. Hätte Johnny ihm nicht wenigstens Zeit geben können, sich auf die Situation einzustellen?

„Wie du siehst, komme ich jetzt schon besser mit alldem zurecht, am I? Was muss ich noch lernen?“

Sie mussten lernen, dass es kein Problem war, sich zu berühren. Weder im Privaten, noch im Öffentlichen. Es war nichts Persönliches, es hatte nichts mit ihrer Freundschaft zu tun und sobald die Sache vorbei war, wäre hoffentlich alles wieder vergessen. Die andere Sache, mit der sie sich auseinandersetzen mussten, war-...

Echte Paare küssten sich nun mal von Zeit zu Zeit. Das war mit Sicherheit nichts, gegen das Robert bei dieser Aktion etwas einzuwenden hatte, aber er fühlte sich so verdammt mies, wenn er Johnny für die Erfüllung seiner persönlichen Wünsche missbrauchte. „Nichts“, meinte er und machte Anstalten, sich aufzurichten, als Johnny ihn am Kragen packte und ihn festhielt.

„Und was ist mit dem anderen Zeug?“

„Welches andere Zeug?“

„Du weißt, was ich meine. Küssen und so ein Kram.“

„Johnny, ich weiß nicht. Ich fühle mich nicht wohl bei der Sache.“

Der Schotte starrte ihn düster an. „Gehört das jetzt dazu, oder nicht?“

„Ja, schon, aber-...“

„Du wirst es überleben, wenn du mir einen Kuss gibst.“

„Darum geht es mir gar nicht“, Robert wirkte ernst, „Du hast gesagt, du hättest keinerlei Erfahrungen. Es kommt mir nicht richtig vor, wenn ich als dein bester Freund dir deinen ersten Kuss nehme.“

Johnny verdrehte nur genervt seine Augen. „Lass das meine Sorgen sein, okay? Und jetzt mach’ endlich. Meine Position ist weitaus unbequemer als sie ausschaut.“

Überrascht hob Robert seine Augenbrauen und befreite sich aus Johnnys Griff. „Nun, zumindest daran können wir etwas ändern.“

Er krabbelte von Johnny herunter, der ihm einen düsteren Blick zuwarf. War das Enttäuschung in seinen Augen? Robert verdrängte den Gedanken sofort wieder, fuhr sich durch die Haare und Johnny setzte sich auf, nicht ohne sich demonstrativ von Robert wegzudrehen. Allem Anschein nach war er beleidigt, dass er seinen Willen nicht bekommen hatte. „Johnny, es ist-...“

„Warum muss es bei dieser ganzen Sache eigentlich immer nach deinem Willen gehen? Was ist mit-...“ Weiter kam Johnny nicht, außer vielleicht ein überraschtes Aufkeuchen, denn Robert war nach kurzem Überlegen zu dem Schluss gekommen, dass es sinnvoller war, einfach nachzugeben, als sich die lautstarken Vorwürfe seines Gegenübers anzuhören. Kurzerhand hatte er ihn mit seinen Lippen zum Schweigen gebracht. Insgeheim ärgerte er sich jedoch, da er gerne auf einen passenderen, vielleicht ein wenig romantischeren Augenblick gewartet hätte. Aber gut, das ließ sich nun nicht mehr ändern. Aber vielleicht konnte man aus den gegebenen Umständen ihres ersten Kusses ja doch noch etwas herausholen.

Während Johnny ein wenig schockiert und auch verwirrt wirkte, und seine Muskeln sich abwechselnd anspannten und entspannten, fast so, als war er sich unsicher, ob er Robert von sich stoßen oder ihn gewähren lassen sollte, bemühte sich Robert darum, einen klaren Verstand zu behalten und seine Gefühle nicht überhand nehmen zu lassen. Hätte er vorher gewusst, wie gut es sich anfühlte, Johnny zu küssen, hätte er es vielleicht schon eher getan. Als er sich endlich dazu durchrang, den Kuss zu unterbrechen, schien Johnny sich gerade mit ihrer Situation abgefunden zu haben. Anders konnte Robert es sich beim besten Willen nicht erklären, dass Johnny seine Hände um Roberts Kopf legte, und ihn näher zog, ihn dazu zwang, sich ebenso auf das Bett zurücksinken zu lassen, sodass er erneut über ihm lag. Robert hatte gar nicht die Gelegenheit sich von ihm zu lösen. Johnnys Finger gruben sich in seine Haare, suchten sich verkrampft und fast ein wenig unkontrolliert ihren Weg zu seinem Nacken, hinab zu seinen Schultern. Ohne es bewusst zu wollen, vertiefte Robert den Kuss und er musste sich zusammenreißen, sich nicht endgültig gehen zu lassen, als Johnny ein leises, unterdrücktes Keuchen vernehmen ließ. Nur unter großen Mühen gelang es Robert, sich soweit zusammenzureißen, dass er den Kuss endlich löste. Nach Luft ringend blickte Johnny zu Robert auf. Er wand sich ein wenig unter ihm, wirkte durcheinander und zitterte leicht. Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen zwischen ihnen und beide rangen nach Fassung.

Das laute Läuten der Essensglocke war eine willkommene Ausrede.

Kapitel 6

Beim Abendessen schien bereits so ziemlich jeder zu wissen, dass Johnny und Robert ein Paar waren und die, die es nicht wussten, erfuhren es nun von ihren Freunden. Enrico hatte es allem Anschein nach tatsächlich wieder einmal nicht geschafft, seinen Mund zu halten.

Als sie den Speisesaal betraten, konnten die Beiden die Blicke, die sich auf sie richteten, deutlich spüren und für einen kurzen Moment überlegte Robert, ob er vielleicht auf dem Absatz kehrt machen und lieber erst dann wieder kommen sollte, wenn sich die erste Aufregung gelegt hatte. Aber er hatte mit Sicherheit schon Schlimmeres überstanden und er konnte Johnny momentan schlecht alleine der neugierigen Meute überlassen.

Robert musste ein gequältes Seufzen unterdrücken, dann sah er zu Johnny. Seit ihrem Kuss hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt und die Tatsache, dass sie nun so tun mussten, als wäre alles wie immer, machte die Angelegenheit nicht unbedingt einfacher. Vor allem, wenn man eine Unmenge an interessierten Augenpaaren auf sich ruhen hatte.

„Dahinten sind noch Plätze frei“, murmelte Robert betont beiläufig und hoffte, dass sie, sobald sie sich gesetzt hatten, weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden. Johnny nickte lediglich und warf einer Gruppe kichernder Mädchen einen vernichtenden Blick zu, der sie dazu brachte, noch intensiver miteinander zu tuscheln. Er rollte genervt mit den Augen, ehe er Robert folgte.

Als sie sich einander gegenüber an den Tisch setzten, stand das Essen bereits da und Johnny verzog das Gesicht. Es war offensichtlich, dass er mit dem Menü des Tages, Spaghetti mit Sahne-Pilz-Soße, eher unzufrieden war. Robert wusste, dass Johnny Pilze absolut nicht leiden konnte und er somit vor der Wahl stand, ob er sich dazu zwang, die Pilze mitzuessen, oder ob er sie beiseite schob und somit bei den anderen Schülern, die ihn aktuell zudem noch aufmerksam beobachteten, vielleicht einen kindischen Eindruck erweckte. „Man könnte meinen, in einem so teueren Edelinternat gäbe es eine größere Auswahl an Speisen, statt immer nur einem Gericht pro Mahlzeit“, murrte er unglücklich, während Robert sich etwas Essen auf den Teller tat. „Wenn du Veganer bist oder eine Allergie hast, kannst du dich jederzeit bei der Küche melden und etwas anderes bestellen“, kommentierte Robert und hielt ihm die Spaghetti-Schüssel hin. „Vielleicht sollte ich eine Pilzallergie anmelden.“

Johnny stocherte lieblos in seinem Essen herum und seufzte dann gequält auf.

„Hallo, ihr beiden Turteltäubchen!“, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht ließ sich Enrico auf den freien Platz neben Johnny fallen, der ihn scharf musterte. „Wo ist Oliver?“

Enrico verschränkte gereizt die Arme vor der Brust. „Keine Ahnung. Vermutlich bei Samantha. Ist mir auch egal. Ich rede sowieso nicht mehr mit ihm.“

„Du mit ihm oder er mit dir?“, fragte Robert mit zweifelnder Miene und Johnny beantwortete seine Frage, indem er meinte: „Vermutlich beides.“

Ma questo non conta“, meinte Enrico beiläufig, zuckte mit den Schultern und schaufelte sich etwas Spaghetti auf den Teller. Im nächsten Moment erstarrte er jedoch.

Oh, c'est vrai?“, Olivers vernichtender Blick lag auf ihm, als dieser sich neben Robert setzte, doch Enrico hielt ihm wacker stand. Robert und Johnny sahen sich skeptisch an und Johnny zuckte nur mit den Schultern, ehe er sich seinem Essen zuwandte, nicht ohne dabei sein Gesicht leicht angewidert zu verziehen. Dann begann er damit, die Pilze möglichst unauffällig beiseite zu schieben. Robert nutzte die Gelegenheit, beugte sich vor und spießte einige der Pilzstücke auf seiner Gabel auf, was Johnny dazu brachte, ihn entgeistert anzublicken. „Du wolltest sie doch sowieso nicht essen“, begründete Robert seine Handlung beiläufig und schob sich die Pilze in den Mund.

Diesmal lag es an Oliver und Enrico, ihre beiden Teamkameraden ungläubig zu mustern. Robert, der Johnny sonst immer Vorträge darüber hielt, dass er nun mal manchmal auch Dinge essen musste, die ihm nicht so schmeckten, und ihn zurecht wies, wenn er sich weiterhin weigerte, war nun allen Ernstes Johnny dabei behilflich, seinem wählerischen Geschmack zu folgen.

Johnny, der dem Frieden nicht trauen oder einfach Robert herausfordern zu wollen schien, gabelte die restlichen Pilze auf und hielt sie ihm hin. „Möchtest du die auch noch?“

Für einen kurzen Augenblick überlegte Robert, was Johnny wohl von ihm erwartete. Hoffte er auf ein „Jetzt nicht!“ oder wollte er einfach nur sehen, wie er reagierte, wenn er ihn derart provozierte? Noch bevor er zu einem wirklichen Schluss gekommen war, hatte er sich nach vorne gelehnt und Johnnys Angebot, ihn zu füttern, angenommen. Was sollte schlimmsten Falls passieren?

Das hysterische Kichern einiger Mädchen am Nebentisch riss ihn aus seinen Gedanken und er wandte seinen Blick von Johnny ab, der nun ziemlich vertieft in die Nahrungsaufnahme wirkte. Die Schülerinnen hatten ihre Köpfe zusammengesteckt und tuschelten miteinander.

Selbst Oliver und Enrico schienen über ihre Streitigkeiten hinweg zu sehen und sprachen einige Worte auf Italienisch miteinander, einer Sprache, mit der Johnny noch weniger anfangen konnte, als mit Französisch.

Während er weiteraß, lauschte Robert aufmerksam der Diskussion, denn es war für ihr Schauspiel von großer Bedeutung, wie die Reaktionen der Umstehenden ausfielen.

Johnny hingegen warf den Beiden böse Blicke zu. „Könnt ihr euch nicht in einer Sprache unterhalten, die jeder hier am Tisch versteht?!“ Oliver besah ihn skeptisch, murmelte „Das ist der Sinn der Sache, Johnny!“ und wandte sich wieder seinem Gesprächspartner zu. Der junge Schotte zog einen Schmollmund und warf dann Robert einen düsteren Blick zu. „Dè thuirt iad?“ „An dèidh làimhe“, antwortete Robert lediglich. Er würde Johnny später erklären, was Oliver und Enrico gerade besprachen, im Moment war es für ihn jedoch wichtiger, dass er zuhörte. Andernfalls bekam er einen Teil des Gespräches nicht mit und die Mutmaßungen der Beiden erwiesen sich als durchaus informativ.

„In Ordnung“, murmelte Johnny in gereiztem Tonfall und erhob sich, „Wenn mich hier jeder ausgrenzt und keiner mit mir reden will, dann kann ich ja auch gehen.“ Mit diesen Worten stapfte er sichtlich genervt davon. Robert sprang überrascht auf. Zum einen hatte er sicherlich nicht beabsichtigt gehabt, Johnny zu verärgern, zum anderen war er erstaunt, dass Johnny so einfach abhaute. Ohne Oliver und Enrico weiter zu beachten eilte er ihm hinterher.

Wenige Meter nach dem Speisesaal hatte er Johnny eingeholt. „Gottverdammt Johnny, bleib’ doch endlich stehen!“, Robert packte ihn am Arm und hielt ihn fest, „Was sollte das gerade?!“

„Wenn es keiner für notwendig hält, mich irgendwie zu beachten, dann kann ich auch gehen“, kam die trotzige Antwort und Robert wurde bewusst, dass Johnny seine aktuelle Gefühlslage schlichtweg über sein Ziel, nämlich überzeugend eine Beziehung mit Robert zu spielen, gestellt hatte. Auf der anderen Seite war die Geschichte vielleicht auch dadurch gerade erst glaubhaft. Robert musste zugeben, dass sein eigenes Verhalten selbst nicht sonderlich professionell gewesen war.

Ein paar Schüler liefen an ihnen vorbei in Richtung Speisesaal und warfen ihnen neugierige Blicke zu.

„Hör zu, Johnny, es tut mir Leid und-...“

Pòg mo thòn!

Ungläubig hoben sich Roberts Augenbrauen, doch er nahm sich zusammen und fasste Johnny lediglich am Handgelenk, statt ihn zu recht zu weisen. Es war besser, wenn sie das Gespräch an einem ungestörten und weniger öffentlichen Ort fortsetzen würden.
 

Die Tür zu Roberts Zimmer fiel hinter ihnen zu und während Johnny direkt auf das Bett zusteuerte und sich hinsetzte, starrte Robert ihn nur fassungslos an. „Was genau sollte das gerade?“

Sein Gegenüber blickte ihn verwundert an. „Ich wollte nur überzeugend wirken.“

„Deshalb wirfst du mir auf Gälisch ‚Leck mich am Arsch’ an den Kopf?“

Als Antwort erhielt er nur einen entschuldigenden Blick und ein Achselzucken. „Hätte ich ‚Ich liebe dich’ sagen sollen?“

Nun, das wäre ihm vermutlich vielleicht nicht ganz so unangenehm aufgestoßen, schoss es Robert durch den Kopf. „Du meinst die ganze Sache war nur gespielt?“

Johnny nickte bestätigend.

„Und du bist nicht sauer.“

„Warum sollte ich sauer sein?“

Robert sah ihn fassungslos an. „Du bist doch derjenige, der gerade eben beleidigt aus dem Speisesaal gestampft ist!“

Kurze Zeit herrschte Schweigen und die Beiden blickten sich durchdringend an, ehe Johnny beiläufig meinte: „Ich wollte nur sehen, ob du mir nachläufst.“

Das war es also. Ein Machtspiel. Anders konnte sich Robert dieses Verhalten beim besten Willen nicht erklären.

„Johnny, jetzt einmal ganz im Ernst. Ich spiele bei der ganzen Sache hier mit, aber wenn das Ganze jetzt nur auf deine persönliche Bespaßung hinausläuft, dann bin ich hier ganz schnell wieder weg!“

„Das war nicht böse gemeint“, murmelte Johnny mit genervtem Unterton und verschränkte seine Arme vor der Brust. Robert besah in mit einem argwöhnischen Blick und fuhr sich mit der Hand durch seine Haare. Sie schwiegen beide einige Zeit, ehe Robert seufzte und meinte: „In Ordnung. Vergessen wir die Sache. Und du nimmst bitte diese Angelegenheit jetzt endlich einmal ernst!“

Kapitel 7

Die nächsten Tage verliefen relativ normal. Robert und Johnny verhielten sich, abgesehen von kleineren Andeutungen ihrer Beziehung, wie immer. Doch ihre ‚Beziehung’ hatte weite Wellen geschlagen und neben der Tatsache, dass sie häufig skeptisch und neugierig beobachtet wurden, hatten sie nun auch mit einer kleinen Gruppe von fünf Schülerinnen zu kämpfen, die ihnen gelegentlich nachliefen und nichts besseres zu tun haben schienen, als hysterisch zu kichern, wenn sie sich unterhielten oder versehentlich einmal berührten. Johnny hatte die Mädchen ein paar Mal böse angeblafft, was diese jedoch nicht davon abhielt sie auch weiterhin zu verfolgen.

Oliver und Enrico hatten sich mittlerweile wieder vertragen, was sowohl Robert als auch Johnny ungemein beruhigte. Jedoch zeigten sie sich sehr neugierig und interessiert an der plötzlichen Beziehung ihrer beiden Teamkollegen, was die Angelegenheit nicht unbedingt einfacher machte. Enrico versuchte oftmals, Details aus Johnny herauszukitzeln, indem er ihn provozierte und Oliver behielt die beiden genauestens im Blick, als würde er der Geschichte nicht über den Weg trauen.

Und bedachte man, dass das Ganze in der Tat eine Lüge war, lag Oliver mit seiner Skepsis gar nicht mal so falsch. Umso gefährlicher war jedoch der kleinste Fehltritt. Robert wollte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn sie aufflogen. Sie wären das Gespött der Schule – ganz zu Schweigen von dem Eindruck, den sie bei den Elternhäusern ihrer Mitschüler hinterlassen würden. Oder ihre eigenen Eltern...

Oliver, Enrico, Robert und Johnny hatten vormittags gemeinsam ihre Kurse, lediglich beim mittäglichen Wahlpflichtprogramm hatten sie sich für unterschiedliche Fächer entschieden.

Olivers Fächerwahl beschränkte sich hauptsächlich auf die künstlerischen Fächer, wie Musik und Kunst (aus dem Hauswirtschafts- und Kochkurs war er herausgeworfen worden, weil er die Lehrkraft permanent verbessert hatte), während Enrico sich sehr für die Naturwissenschaften interessierte und dementsprechend gewählt hatte (was nicht hieß, dass er sonderlich viel Talent dafür mitbrachte). Johnny bevorzugte den Sport, während Robert verschiedene Kurse der Literatur, Geschichte und der Sprachen belegt hatte. Gelegentlich, wenn ein Lehrer den Unterricht früher beendete, nutzte Robert die Chance und ging zum Sportplatz, um Johnny beim Training zuzusehen. Er musste jedoch schnell feststellen, dass Johnny es nicht mochte, wenn er ihn vom Sport abholte, da er sich dadurch beim Umziehen und Duschen gehetzt fühlte. Aus dem Grund sah er mittlerweile zumeist davon ab, es sei denn, sie hatten sich im Anschluss verabredet.

Was Robert am meisten verblüffte war jedoch die Tatsache, dass Johnny und er nun tatsächlich öfter gemeinsam die Hausaufgaben erledigten. Es hatte damit angefangen, dass Johnny plötzlich vor seiner Tür gestanden und gemeint hatte, dass er ihm bei Französisch helfen müsse und seit dem kam der Schotte alle paar Tage, man konnte schon fast sagen täglich, bei ihm vorbei, ob er nun tatsächlich Hilfe brauchte oder nicht. Robert hatte dagegen sicherlich nichts einzuwenden. Er genoss die Zeit, die sie zu zweit verbrachten. Zumal im Anschluss meist ein paar Beziehungsübungen fällig waren.

Und bei Gott – es fühlte sich großartig an, Johnny McGregor zu küssen!

Doch jedes Mal, wenn er Johnny im Arm hielt, wurde ihm wiederum umso schmerzlicher bewusst, dass ihre Beziehung nur ein Schauspiel war und so sehr er ihre gemeinsame Zeit genoss – es war nur etwas Vorübergehendes. In ein paar Wochen wäre alles wieder vorbei. Robert war sich nicht sicher, ob er es schaffen würde, Johnny einfach so gehen zu lassen.

Er hatte von der verbotenen Frucht genascht und sie war so geschmackvoll, dass er nicht wusste, ob er je wieder ohne sie glücklich sein konnte.

Seitdem ihre Beziehung öffentlich geworden war, waren inzwischen fast drei Wochen vergangen und es bereitete Robert eine gewisse Freude und Genugtuung, dass er bemerkte, dass auch Johnny sich in ihrer Beziehung nun wohler zu fühlen schien. Gerade was das gegenseitige Vertrauen betraf, hatten sie vermutlich beide in der letzten Zeit so einiges dazu gelernt. Das war etwas, das sie gemeinsam erreicht hatten. Und das machte Robert zum Einen sehr stolz, zum Anderen weckte es in ihm die Hoffnung, dass sie vielleicht aus diesem Schauspiel doch noch eine richtige Beziehung etablieren konnten.

Ja, es mochte vielleicht unwahrscheinlich erscheinen. Aber man durfte doch wohl noch träumen? Robert erwischte sich immer häufiger dabei, wie er sich in Gedanken Mut und Hoffnung für eine feste und vor allem richtige Beziehung mit dem jungen Schotten zusprach. Und das beunruhigte ihn, denn es zeigte ihm, dass er sich emotional und geistig bereits viel zu sehr auf die Beziehung eingelassen hatte. Wenn es so weiter ging, würde das Ganze kein gutes Ende nehmen. Es sei denn, Johnny empfand ebenfalls etwas für ihn.

Langsam schüttelte er den Kopf und seufzte schwer. Er sollte sich keine falschen Hoffnungen machen.

Vermutlich war es das Beste, wenn er jetzt erst einmal in sein Zimmer ging und sich mit irgendetwas anderem beschäftigte. Er hatte noch Hausaufgaben zu erledigen, vielleicht fand er auch endlich die Zeit eines der Bücher zu lesen, die er sich kürzlich aus der Schulbibliothek ausgeliehen hatte. All das klang zumindest besser, als sich in Gedanken immer wieder um die eigene Achse zu drehen.

Verdattert blieb er stehen, als er den Aufgang zu den Zimmern der Schüler erreicht hatte und am Fuß der Treppe Teodoro, dessen drei Mann starke Clique und Johnny vorfand. Sie hatten Robert nicht bemerkt und während dieser noch darüber nachdachte, wie er am Besten reagierte, nahm die Auseinandersetzung seinen Lauf.

„Na, heute mal ganz alleine unterwegs?“

„Lass mich in Ruhe, Teodoro. Ich habe jetzt wirklich keine Zeit für so einen Mist.“

¡Eres un cobarde, McGregor!

Robert war sich ziemlich sicher, dass Johnny nicht wusste, dass Teodoro ihn soeben als Feigling bezeichnet hatte, dass er sich jedoch vermutlich durchaus darüber im Klaren war, dass er beleidigt worden war. In Gedanken fragte sich Robert, ob sich Teodoro für besonders cool oder mutig hielt, wenn er andere in Sprachen beleidigte, die sie nicht verstanden. Er überlegte, ob er eingreifen sollte, doch Johnny hatte sich bereits abgewendet und die ersten Stufen der Treppe hinter sich gebracht. Eine erstaunlich vernünftige Reaktion.

„Oh, jetzt rennt er weg“, Teodoros Kommentar folgte das höhnische Gelächter seiner Freunde und Robert bemerkte, wie Johnny in der Bewegung inne hielt, „Aber so ist das eben, wenn man ein feiger Mensch ohne Rückgrat ist. Kein Wunder, dass du keine Freunde besitzt. Als ob dich irgendjemand leiden könnte, McGregor! Ich wette Jürgens ist auch nur aus Mitleid mit dir zusammen. Oder hast du im Geld dafür geboten, dass er so tut, als könne er dich-...uff!“

Der Faustschlag, den Robert Teodoro ins Gesicht verpasst hatte, zeigte Wirkung, als ebendieser zu Boden ging und schockiert aufblickte. Seine drei Freunde wichen einen Schritt zurück, fast so, als wüssten sie nicht, was sie genau tun sollten und was von ihnen erwartet wurde, jetzt da ihr Anführer zu Boden gegangen war.

Robert beugte sich ein Stück herab und packte den Spanier am Kragen. „Wenn ich dich noch ein Mal dabei erwische, wie du Johnny in irgendeiner Weise zu nahe kommst, dann bin ich nicht mehr so nett wie heute. ¡Lárgate, hijo de puta!

Er ließ ihn los und wandte sich um, um nach Johnny zu sehen, doch von dem Schotten gab es keine Spur. Innerlich seufzte er, war sich jedoch nicht sicher, ob das daran lag, dass er Johnny nun suchen musste, oder dass ebenjener höchstwahrscheinlich nicht mitbekommen hatte, wie er es dem Idioten so richtig gegeben hatte.

Die Suche dauerte kürzer als gedacht. Robert fand den Vermissten in dessen Zimmer vor und als er ohne zu klopfen eintrat, um nach ihm zu sehen, fuhr dieser schockiert herum und Robert sah ihn verdattert an.

Er hatte in seinem Leben wirklich schon viel gesehen und erlebt. Aber womit er sich bis dato noch nicht konfrontiert sah, war ein heulender Johnny.

Kapitel 8

Sie waren nun schon seit ihrer frühesten Kindheit befreundet und Robert musste zugeben, dass er in all den Jahren ihrer Freundschaft Johnny kein einziges Mal hatte weinen sehen. Wenn Johnny als Kind hingefallen war, hatte er sich den Dreck von der Kleidung geklopft und einfach weitergespielt, als wäre nichts gewesen. Hatte ihm ein anderes Kind etwas weggenommen, hatte er seine Probleme selbst gelöst und war nicht heulend zu seinen Eltern gerannt. Das hatte er grundsätzlich den anderen Kindern überlassen, sofern er mit ihnen fertig war.

Aus dem Grund fiel es Robert im ersten Augenblick unglaublich schwer, zu realisieren, was er da gerade sah. Er wollte den Mund aufmachen, um sich zu entschuldigen, dass er einfach hereingeplatzt war und nicht geklopft hatte, doch er hatte gar keine Gelegenheit dazu.

„Hau ab, Robert!“, fuhr Johnny ihn wutentbrannt und seine Stimme überschlug sich dabei ein wenig. Er zitterte am ganzen Körper. Robert musste seinen ersten Reflex, nämlich auf Johnny zuzueilen und ihn in die Arme zu schließen, unterdrücken. Er wusste, dass der Schotte ihn in diesem Augenblick einfach von sich stoßen und anschreien würde. Und das würde die Lage sicherlich nicht bessern.

Dass er keine Anstalten machte zu gehen, schien Johnny jedoch nur noch wütender zu machen: „Thoir do chasan leat!

„Johnny“, meinte Robert mit bemüht ruhiger Stimme, während er versuchte seine Fassung wieder zu erlangen, „Es tut mir Leid, dass ich hier so einfach reingeplatzt bin. Ich hätte klopfen sollen. Aber nachdem ich jetzt hier bin, werde ich jetzt sicherlich nicht so einfach verschwinden. Hör mir zu. Ich habe mitbekommen, was Teodoro gesagt hat und-...“

Shut the fuck up, would you?! Lass mich, gottverdammt nochmal, alleine!“

Wenn Robert in dem Moment eines klar war, dann, dass er sicherlich Johnny in diesem Augenblick nicht heulenderweise sich selbst überlassen würde. Es erstaunte ihn zugegebenermaßen, dass Johnny Teodoros Bemerkungen wohl so sehr getroffen und innerlich aufgewühlt hatten. Doch dann erinnerte er sich an ihre erste ‚Lagebesprechung’ zurück, in der sie über den Verlauf ihrer gespielten Beziehung diskutiert hatten. Johnny war Nähe wichtig und Geborgenheit. Das deutete nicht unbedingt auf ein unverwüstliches Selbstbewusstsein hin. Und Teodoro hatte vermutlich genau einen wunden Punkt getroffen. Der Schotte hatte in der Tat nur einen sehr kleinen Freundeskreis und wie Robert selbst erst kürzlich erfahren hatte bisher keinerlei Beziehungen geführt. Johnny fühlte sich in dem Augenblick vermutlich tatsächlich minderwertig.

Und Robert war nicht dazu bereit, das Zimmer zu verlassen und ihn in dem Glauben zu lassen, dass Teodoro recht hatte und er von niemandem gemocht wurde.

„Johnny, ich-...“

Jetzt nicht!

Robert starrte sein Gegenüber im ersten Moment perplex an, ehe seine Lippen ein Lächeln formten. Dachte Johnny wirklich, dass er das hier nur tat, weil sie so taten, als ob sie ein Paar waren?

„Das bringt dir im Moment gar nichts, Johnny“, erklärte Robert und verschränkte seine Arme vor der Brust, „Denn dass ich im Moment hier stehe hat rein gar nichts damit zu tun, dass wir aktuell Beziehung spielen, sondern damit, dass ich sehe, dass es meinem besten Freund gerade verdammt schlecht geht. Tut mir Leid, so leicht wirst du mich nicht los.“

Der Angesprochene sah ihn skeptisch an, fast so, als wolle er dem Frieden nicht trauen, aber Robert stellte erleichtert fest, dass ihn die Auseinandersetzung gerade zumindest von seinem aktuellen Kummer genügend ablenkte, dass für den Augenblick keine weiteren Tränen mehr über Johnnys Wangen kullerten. Aber Robert wusste gut genug, dass man alleine durch eine Ablenkung ein Problem nicht aus der Welt schaffen konnte.

Robert trat ein paar Schritte auf Johnny zu und streckte ihm eine Hand entgegen. „Ist es in Ordnung, wenn ich versuche, meinen besten Freund zu trösten?“

Johnny sah ihn an, zögerte. Dann senkte er den Blick, ehe er langsam und vorsichtig die Hand ergriff. Es war eine stille Zustimmung und Robert zog ihn näher zu sich, um ihn in die Arme zu schließen.
 

„Sorry wegen deinem Hemd“, murmelte Johnny mit matter Stimme. Er hatte die Augen geschlossen, wirkte erschöpft, aber inzwischen auch wieder wesentlich ruhiger.

Nachdem Johnny sich in Roberts Umarmung ausgeweint hatte, hatte Robert darauf bestanden, dass sie es sich irgendwo bequem machten. Aus diesem Grund hatten sie sich auf Johnnys Bett niedergelassen. Robert saß mit dem Rücken an der Wand gelehnt, auf seinem Schoß ruhte, auf einem Kissen gebettet, Johnnys Kopf. Obwohl er sich nicht sicher war, ob die Geste dem Schotten vielleicht ein wenig zu intim war, lag seine linke Hand sanft auf Johnnys. Falls es ihn in irgendeiner Weise störte, hatte er sich zumindest bisher nicht entsprechend geäußert.

„Das wird schon wieder trocknen“, entgegnete Robert beiläufig. Dass sein Hemd durch Johnnys Tränen ein wenig nass geworden war, kümmerte ihn zugegeben herzlich wenig. Es war nicht so, als wäre ein Wasserfleck in irgendeiner Weise sonderlich dramatisch.

Er wusste, dass Johnny zwar die Aufregung vermutlich tatsächlich ein wenig geschlaucht hatte, dass der Hauptgrund, wieso er seine Augen geschlossen hielt, jedoch schlicht und ergreifend der war, dass es im peinlich war, dass sie vom Weinen so sehr gerötet waren.

„Was genau verspricht sich Teodoro davon, wenn er dir solche Bemerkungen an den Kopf wirft?“

Einige Zeit folgte keine Reaktion, dann schlug Johnny die Augen auf und blickte Robert müde an. „Das ist eine komplizierte Geschichte.“ Wiederum schwieg er einige Zeit, schloss die Augen und seufzte dann leise. „Vor ein paar Jahren hat mir seine jüngere Schwester einen Liebesbrief geschrieben und ich habe sie abgewiesen. Daraufhin hat sie wohl die nächsten paar Wochen an ihrem gebrochenen Herzen gelitten. Das hat ihn ziemlich genervt und hat dafür gesorgt, dass er eine ziemliche Abneigung gegen mich entwickelt hat. Seit diesem Schuljahr haben wir nun auch einige Sportkurse zusammen. Ich glaube er ist wütend, dass er mit meinen Leistungen nicht mithalten kann.“

Nun, das klang zumindest nach einer plausiblen und nachvollziehbar-menschlichen Erklärung. Wenngleich sie ein solches Verhalten sicherlich nicht entschuldigte.

„Du hattest mir gar nicht erzählt, dass du einen Liebesbrief bekommen hast.“

Johnny blickte ihn skeptisch an. „Wir sind berühmt. Du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht ebenfalls regelmäßig Post von Mädchen bekommst, die mit dir ausgehen wollen und dir geloben, dich auf ewig zu lieben.“

Johnny hatte durchaus recht. Aber es erstaunte Robert, dass der Schotte die Gelegenheit bisher nicht am Schopf ergriffen hatte, um sich in Liebesangelegenheiten einmal auszuprobieren.

„Und da war kein nettes Mädchen dabei, das dich genug gereizt hat, um einmal mit ihr auszugehen?“

„Nein“, meinte Johnny nachdrücklich und runzelte die Stirn, „Nicht, dass ich mich jetzt sonderlich intensiv mit ihnen auseinandergesetzt habe. Aber ehrlicherweise habe ich auch keine Lust irgendetwas mit einem wildfremden Menschen anzufangen.“

„Jeder Freund oder Bekannte ist zunächst ein Fremder, oder nicht?“

„Das heißt nicht, dass ich mit jedem gleich eine Beziehung anfangen muss.“

„Das stimmt wohl“, Robert lächelte, „Auf der anderen Seite stellt sich mir die Frage, ob du überhaupt generell ein Interesse daran hast, jemals eine Beziehung zu führen.“

Johnny blickte ihn offen an, ehe er mit ernster Miene antwortete: „Mit der richtigen Person kann ich mir eine Beziehung durchaus vorstellen. Aber in allem anderen sehe ich eine reine Zeitverschwendung.“

Es war jetzt schon das zweite Mal innerhalb ihres Gesprächs, dass Johnny sich auf kein Geschlecht festlegte. Robert überlegte, ob das vielleicht ein gezielter Versuch von Johnny war, seine eigene sexuelle Orientierung in irgendeiner Weise zu verschleiern, ohne sie zu verleugnen. Doch es kam dem Deutschen viel zu sehr wie ein vages Bauchgefühl vor, als dass er das Thema angesprochen hätte. Zumal das Gefühl vermutlich eher auf seinem Wunschdenken beruhte, als auf Tatsachen.

„Das heißt du wartest einfach noch, bis der perfekte Partner auftaucht, um dann einfach durchzubrennen.“

„Das klingt nach einer guten Idee“, Johnny lächelte, wenngleich seine Stimme einen leicht wehmütigen Beiklang zu haben schien, „Aber es erscheint mir wenig praktikabel. Was meinst du?“

In dem Moment klopfte es an der Tür. Überrascht hob Robert den Blick, während Johnny demonstrativ seinen Kopf wegdrehte. Keine Sekunde später flog sie auch bereits auf und Enrico stand im Türrahmen.

„Johnny, ich habe gehört, dass-...“, er hielt inne und betrachtete erstaunt die Szene auf dem Bett vor ihm. Allem Anschein nach war der junge Italiener, nachdem er von dem Zwischenfall mit Teodoro Wind bekommen hatte, sofort zu Johnnys Zimmer geeilt, um genauere Details zu erfahren. Denn wenn es eine Grundregel für Enrico gab, dann die, dass er, was er weitererzählte, auch wirklich aus erster Hand wissen musste. Andernfalls würde sich sein Ruf schnell zur schulischen Gerüchteküche wandeln – und auch wenn Enrico gerne Geheimnisse herausposaunte, eines stimmte in der Tat: Was er erzählte entsprach den Tatsachen.

Nun ja, es sei denn ein gewisser Schotte und dessen bester Freund hatten den Plan ausgeheckt, die ganze Schule zu täuschen, indem sie so taten, dass sie ein Paar waren. In dem Fall konnte es schon einmal vorkommen, dass Enricos Informationen vielleicht nicht ganz mit der Realität übereinstimmten.

Robert grinste Enrico schief an und legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen, um dem Italiener klar zu machen, dass er leise sein sollte. „Er schläft“, log er und blickte sein Gegenüber fragend an, das sie misstrauisch beäugte. „Was gibt es denn?“

Enrico zögerte einen Augenblick, vermutlich war er sich nicht sicher, ob er wirklich Robert mit seinem Halbwissen und seiner Neugierde konfrontieren sollte.

„Ein paar Mädchen haben erzählt, dass sie Teodoro mit geschwollener Wange gesehen hätten und da lag die Vermutung nahe, dass Johnny und Teodoro sich geprügelt haben“, stellte Enrico fest und beobachtete genauestens Roberts Reaktion. Der bewahrte jedoch erfolgreich sein Pokerface. „Johnny war heute die meiste Zeit mit mir zusammen, wenn es das ist, was du wissen möchtest. Und ich habe nicht gesehen, dass er auf irgendjemanden eingeprügelt hat. Am besten du fragst Teodoro, was ihm da wohl passiert ist, er wird es am Besten wissen.“

„Das habe ich schon“, murmelte Enrico mit unzufriedener Miene, „Und er meinte, er sei gestolpert und blöd gestürzt.“

„Dann wird es wohl so gewesen sein“, nickte Robert, „Gibt es sonst noch etwas?“

Enrico schien mit dem Ergebnis seiner Nachforschungen ganz und gar nicht zufrieden zu sein, doch er zog sich zurück. Als sie wieder alleine waren, besah Johnny Robert mit skeptischem Blick. „Hey, schau mich nicht so an!“, murmelte Robert mit hochgezogenen Augenbrauen, „Ich hab’ die Kommunikation übernommen, nachdem du keine Lust hattest. Wir können uns nicht beide schlafend stellen.“

„Du weißt, dass das Ärger geben wird?“

„Wird es nicht“, erläuterte Robert sachlich, „Teodoro wird sicherlich nicht herausposaunen, dass ich ihm eine verpasst habe, sondern es für sich behalten. Aus dem Grund wird er auch sicherlich zu keiner Lehrkraft gehen. Ich würde sagen, ich bin fein raus.“

Es herrschte wieder Schweigen zwischen ihnen und Robert realisierte, dass seine linke Hand immer noch auf Johnnys ruhte. Dieser hatte sich bisher nicht darüber beschwert und es wäre mit Sicherheit seltsam, wenn er sie jetzt einfach wegzog. Gerade, als er darüber nachdachte, wie lange sie wohl noch in dieser Position verharren würden, meldete sich Johnny zu Wort: „Hast du Lust, einen Film zu gucken?“

Für einen kurzen Augenblick überlegte Robert, abzulehnen. Er hatte noch Hausaufgaben zu machen und eigentlich hatte er für den Abend bereits ein paar ruhige Stunden Lesevergnügen eingeplant. Dann jedoch wurde ihm bewusst, dass er zum Einen Johnnys Angebote schon oft genug ausgeschlagen hatte und er zum Anderen seine Hausaufgaben auch erst am nächsten Tag erledigen konnte. Immerhin kam er den Hausaufgaben sonst zumeist sofort nach, sodass er die Aufgaben für den morgigen Tag bereits fertig hatte.

„Warum eigentlich nicht?“

Die Miene des Schotten hellte sich auf und ehe Robert sich versah, hatte Johnny sich bereits auf sein BluRay-Regal gestürzt und einen Film herausgezogen.

Kapitel 9

Der gemeinsame Filmeabend hatte letzten Endes bis spät in die Nacht hinein gedauert. Um genau zu sein, so lange, bis Johnny in Roberts Armen eingeschlafen war (Sie waren darin übereingekommen, dass es sicherlich auch eine gute Übung war, wenn sie sich beim Filmschauen wie ein Pärchen verhielten. Was letzten Endes dazu geführt hatte, dass Johnny zwischen Roberts Beinen saß und Robert seine Arme um ihn gelegt hatte).

Robert hatte den aktuellen Film noch zu Ende gesehen, danach hatte er zunächst Johnny in sein Bett gelegt und ihn zugedeckt (er hatte davon abgesehen, ihn umzuziehen – das war etwas, das seiner Meinung nach doch ein wenig zu weit ging), ehe er den Laptop, über den sie die Filme angesehen hatten, ausgeschalten hatte.

So leise es ging hatte er danach das Zimmer verlassen. Er hatte jedoch einen schlechten Zeitpunkt gewählt, denn in dem Moment, als er aus dem Zimmer trat und vorsichtig die Tür schloss, bog gerade Enrico um die Ecke und blickte ihn perplex an.

Im Gegensatz zu Robert, dessen Zimmer sich eine Etage höher befand, lag Enricos Zimmer direkt neben Johnnys. Was genau der Italiener um diese Uhrzeit in den Gängen zu suchen hatte, wusste Robert nicht und er war sich auch nicht sicher, ob er es überhaupt wissen wollte.

Was er allerdings wusste, war, dass es vermutlich einen ziemlich eindeutigen Eindruck erweckte, wenn er sich zu dieser Stunde aus dem Zimmer seines mutmaßlichen festen Freundes schlich. Und dass Enrico mit Sicherheit die letzte Person war, von der man in einem solchen Augenblick auf frischer Tat ertappt werden wollte.

Nachdem sich die Überraschung auf Enricos Gesicht gelegt hatte, formten seine Lippen ein gutgelauntes Lächeln und Robert wurde sofort klar, dass die Sache gelaufen war. Er unterdrückte ein gequältes Seufzen und nickte Enrico zur Begrüßung knapp zu.

In was war er da nur hineingeraten, als er zugestimmt hatte, Johnny zu helfen?!
 

Am nächsten Morgen lehnte Robert im Treppenhaus und dachte, während er auf einen gewissen Schotten wartete, um mit ihm zum Frühstück zu gehen, darüber nach, wie er Johnny am Besten gestand, dass er von Enrico gesehen worden war, als er spätnachts sein Zimmer verlassen hatte. Er gähnte müde und nickte ein paar Schülern zu, die an ihm vorbei in Richtung Speisesaal gingen.

Gerade, als er darüber nachdachte, in Johnnys Zimmer vorbeizuschauen, um sicherzugehen, dass Johnny nicht verschlafen hatte, kam ebenjener ins Treppenhaus gestapft. Er blickte Robert überrascht an, der ihm ein Lächeln schenkte.

„Habe ich irgendetwas ausgefressen?“, murmelte Johnny und klang dabei wirklich ein wenig besorgt. Robert wurde in diesem Moment bewusst, dass er tatsächlich bisher Johnny immer nur dann vor dem Essen abgefangen hatte, wenn er ihn unter zwei Augen sprechen – oder eher zurechtweisen - wollte. Kein Wunder also, dass er in diesem Augenblick vom Schlimmsten ausging.

Langsam schüttelte Robert den Kopf und streckte seinem Gegenüber die Hand entgegen, doch Johnny musterte ihn berechnend von oben bis unten, ehe er meinte: „Hast du irgendetwas ausgefressen?“

„Ich wollte dich einfach zum Essen abholen“, murmelte Robert – was auch durchaus der Wahrheit entsprach. Doch Johnny machte weiterhin keine Anstalten, sich von der Stelle zu bewegen.

„Und...?!“, hakte er nach und Robert musste dem Drang widerstehen, genervt mit den Augen zu rollen. „In Ordnung“, murrte Robert widerwillig und hob verteidigend beide Hände. Mit Sicherheit hätte er jetzt beleidigt weggehen (oder zumindest so tun) können oder Johnny Vorwürfe machen, damit dieser auf ein anderes Thema kam. Auf der anderen Seite würde er mit den Tatsachen spätestens beim Frühstück konfrontiert werden, sodass es für Robert keinen Sinn ergab, so zu tun, als wäre er absolut unschuldig. „Mach dich beim Frühstück darauf gefasst, dass Enrico uns mit Fragen löchert. Er hat mich gestern Nacht erwischt, als ich mich aus deinem Zimmer geschlichen habe.“

Für einen kurzen Augenblick wirkte Johnny ein wenig verdattert. „Wann war das?“

„So gegen drei Uhr.“

Kurze Zeit herrschte Schweigen, ehe Johnny mit den Schultern zuckte. „Es ist ganz im Sinne der Sache, oder?“

Robert schüttelte den Kopf und seufzte gequält auf. „Es lässt sich jetzt sowieso nicht mehr ändern. Aber mir gefällt es trotzdem nicht, da es auf den ersten Blick vermutlich den Anschein hat, dass -...“

„Meinst du?“, Johnnys Reaktion war erstaunlich gleichgültig.

Gut, wenn Johnny die Angelegenheit egal war, dann sollte Robert der Zwischenfall auch keine weiteren Sorgen bereiten. In Gedanken verfluchte er dennoch Enrico dafür, dass er in der letzten Zeit ein erstaunlich mieses Timing an den Tag legte. Oder war das schon immer so gewesen?

Die Beiden machten sich auf in Richtung Speisesaal.

„Ich habe sowieso schon darüber nachgedacht, ob wir nicht allmählich ein weniger offener mit unserer Beziehung sein sollten“, Johnny spürte Roberts skeptischen Blick, was ihn dazu veranlasste, sich zu erklären, „Na ja, unsere Beziehung ist jetzt seit etwa drei Wochen öffentlich, meinst du nicht, dass es den Leuten ein wenig komisch vorkommt, dass wir trotzdem noch nie öffentlich rumgemacht haben?“

Robert blieb verdattert stehen und starrte ihn entgeistert an. „Ich meine Händchenhalten oder Küssen“, fügte Johnny hastig an, „Das machen Paare doch von Zeit zu Zeit, oder? Ich habe Sam und Oliver schon öfter auf der Treppe gesehen, wie sie rumgeknutscht haben.“

Johnny in der Öffentlichkeit küssen. Gott, das gehörte zu den Dingen, die er sich am Besten erst gar nicht angewöhnte. Gerade, wenn sie am Ende aufflogen, wäre das etwas, das ihnen ewig nachhängen würde. Robert zögerte.

„Mir ist klar, dass das sicherlich für den Erfolg der Geschichte zuträglich ist“, meinte er mit ruhiger Stimme, „Aber Johnny, sei dir bitte über die Konsequenzen im Klaren. Das ist dann keine Angelegenheit, die man später einfach so wieder los wird.“

Der Schotte besah ihn düster. „Wozu üben wir dann bitte die ganze Zeit?“

Touché.

„Okay, okay!“, Robert atmete tief durch, ehe er weiter sprach. Und er verfluchte sich, dass er sich von Johnny in diese ganze Angelegenheit hatte hineinquatschen lassen. Aber er konnte schlecht zugeben, dass das Meiste, das sie in ihren Übungsstunden taten, seinem Privatvergnügen diente. Doch Johnny hatte sich bisher auch nie gesträubt oder sich beschwert, deshalb war er nie auf die Idee gekommen, dass er vielleicht doch einen Schritt zu weit ging. Nun, zumindest hatte er sich selbst immer erfolgreich davon abgehalten, genauer darüber nachzudenken. Er seufzte. „Dann machen wir es eben so.“

Mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen ergriff Johnny eilig Roberts Hand, während Robert darüber nachdachte, wie er es schaffen sollte, je wieder seines Lebens froh zu werden, wenn die ganze Sache erst einmal vorbei war. Er zwang sich dazu, die Gedanken zu verdrängen.

Ihre gespielte Beziehung war nun auf einem anderen Level und damit musste er sich anfreunden. Und abgesehen von den unschönen Konsequenzen, die ihn so oder so noch früh genug erreichen würden, gab es keinen Grund, sich nicht einen Ruck zu geben und es einfach zu genießen. Ja, es würde übel enden. Aber das stand nun sowieso nicht mehr in seiner Macht und deshalb würde er eben das Beste aus der Sache machen – damit er wenigstens einen guten Grund dafür hatte, die Konsequenzen mit erhobenem Haupt anzunehmen.

Kapitel 10

Beim Frühstück fiel das Gesprächsthema in der Tat relativ schnell auf Enricos und Roberts nächtliches Zusammentreffen. Oliver wirkte interessiert, doch Johnny blockte das Thema ziemlich schnell ab.

„Wir haben nur Filme angeguckt, mehr nicht“, meinte er und schob sich einen Löffel Müsli in den Mund, während Enrico ihn weiterhin mit seinem ‚Keine Sorge, ich bekomme schon noch die Wahrheit heraus’-Grinsen ansah. „Was für Filme habt ihr denn geschaut?“

„Skyfall und #9“, beantwortete Robert wahrheitsgemäß die Frage und Johnny fügte hinzu: „Danach wollte Robert noch Apollo 13 ansehen, dabei bin ich eingeschlafen.“

Enrico legte seine Stirn in Falten und wollte gerade noch einmal nachhaken, als Oliver das Thema wechselte. „Wie sieht es mit dem Trainingsplan der nächsten Woche aus? Das Match gegen die Stone Killerz steht in zwei Wochen an.“

Robert war in diesem Augenblick wahnsinnig dankbar darüber, dass er seine Mimik in den meisten Fällen so gut im Griff hatte. Denn an den Beybladekampf hatte er gar nicht mehr gedacht und um ehrlich zu sein wurde ihm erst in diesem Augenblick bewusst, wie abgelenkt er durch seine Scheinbeziehung mit Johnny doch tatsächlich war. „Stimmt, das müssen wir auch noch besprechen“, meinte er bewusst beiläufig und dachte eilig darüber nach, wie er für gewöhnlich das Training in so einem Fall gestaltete.

„Ich bin dieses Wochenende nicht da“, warf Johnny sofort ein, was ihm drei verwunderte Blicke einbrachte und er fügte entschuldigend hinzu: „Mein Onkel hat Geburtstag, deshalb fahre ich übers Wochenende nach Hause.“

Robert war sich ziemlich sicher, dass das eine glatte Lüge war, hatte jedoch nicht vor, in Gegenwart von Enrico und Oliver eine Diskussion über das tatsächliche Motiv zu beginnen. Aus irgendeinem Grund schien es Johnny immerhin wichtig zu sein, seine wahren Absichten zu verschleiern. „Wann fährst du denn?“

„Freitagmittag, also morgen.“

Robert nickte langsam. „Nun ja, ich denke, es wäre falsch deshalb das Training am Wochenende komplett ausfallen zu lassen“, Enrico ließ unglücklich den Kopf hängen, „Deshalb werden wir uns am Wochenende trotzdem wie gewohnt treffen – eben ohne Johnny. Ab Montag werden wir allerdings dann verstärkt nachmittags und abends ein paar Sondertrainingsstunden anhängen müssen. Ich schicke euch einfach den Plan heute Mittag per Mail zu, in Ordnung?“

Seine Teamkollegen nickten bestätigend, wodurch das Thema weitestgehend geklärt war.

Während des Frühstücks versuchte Enrico noch ein paar Mal, genauere Details der letzten Nacht aus Johnny oder Robert herauszubekommen, doch die beiden blieben, sehr zu Enricos Enttäuschung, dabei, dass sie lediglich Filme angesehen hätten.

Der restliche Tag verlief ohne weitere Schwierigkeiten. Teodoro hielt sich tatsächlich erst einmal von Johnny fern und er warf Robert verächtliche Blicke zu, was dieser mit einer gewissen Genugtuung wahrnahm.

Robert schaffte es zudem zwischen zwei Kursen (oder eher: während des Französisch-Unterrichts, aber das hätte er niemals offen zugegeben) einen Trainingsplan für ihr Match gegen die Stone Killerz aufzustellen. In der Tat lag einiges an Arbeit vor ihnen – aber sie würden es schon irgendwie schaffen. Zumindest sofern er selbst sich etwas mehr zusammennahm und seine Pflichten als Teamcaptain nicht weiter so kläglich vernachlässigte.

Was Robert jedoch verwunderte, war die Tatsache, dass Johnny, auch als sie unter vier Augen miteinander sprachen, darauf beharrte, dass er aufgrund des Geburtstags seines Onkels nach Hause musste. Robert tat zwar so, als würde er der Behauptung glauben schenken, fragte sich jedoch, was wohl der Grund für die Lüge sein konnte. Und zum einen kannte er Johnny gut genug, um zu erkennen, wann er log, zum anderen war er sich sehr sicher, dass alle drei Onkel, die Johnny hatte, im Herbst Geburtstag hatten. Und im Moment war es Frühsommer. Insofern konnte in dieser Rechnung etwas nicht stimmen.

Aber was auch immer der tatsächliche Grund für Johnnys Wochenend-Rückkehr in seine Familie war, Robert sollte ihn wohl nicht erfahren. Vermutlich war es gerade das, was Roberts Ehrgeiz weckte. Er würde schon noch herausbekommen, was Johnny vor ihm verbergen wollte. So wahr er Robert Jürgens hieß!

Ablenkung von seinem Plan erfuhr er erst wieder gegen Abend, als Johnny ihn zu einem Spaziergang einlud und sie händchenhaltend durch die Parkanlage der Schule marschierten. Es waren nicht allzu viele Schüler unterwegs, sodass sie relativ ungestört waren und es vermutlich niemandem aufgefallen wäre, wenn sie etwas Abstand von ihrem Schauspiel genommen hätten, doch Robert dachte nicht daran, die Hand loszulassen. Johnny hingegen schien dagegen ebenfalls nichts einzuwenden zu haben. Irgendwann vergaßen sie die Zeit und als sie zu ihren Zimmern zurückkehrten, war es wiederum bereits nach Mitternacht.

Als sie sich trennten, gab Johnny ihm noch einen Kuss auf den Mund, den Robert gerne annahm, auch wenn ihm bewusst war, dass vermutlich der einzige Grund für die ausgetauschte Zärtlichkeit zwei andere Schüler am Ende des Ganges, die neugierig zu ihnen herüber blickten, waren. Mit einem Lächeln auf den Lippen ging der Deutsche in sein Zimmer und zu Bett.
 

Der nächste Tag begann für Roberts Geschmack viel zu früh. Er wusste nicht genau woran es lag, aber als sein Wecker klingelte, hatte er keine rechte Motivation aufzustehen. Und das war für ihn durchaus ungewöhnlich.

Für einen kurzen Augenblick dachte Robert darüber nach, ob er sich vielleicht dazu zwingen sollte, aufzustehen, zog dann jedoch seine Decke über seinen Kopf. So blieb er eine Weile lang liegen und kam zu dem Schluss, dass er ausnahmsweise auch mal auf sein Frühstück verzichten konnte. Seine Pläne wurden jedoch durchkreuzt, als es lautstark an der Tür klopfte. „Robert? Schläfst du noch?“

Für einen kurzen Augenblick fragte sich Robert, ob Johnny es ihm wohl übel nehmen würde, wenn er ihn schlicht und ergreifend ignorierte und später im Unterricht einfach behauptete, er hätte gar nicht mitbekommen, dass er vor seinem Zimmer auf ihn gewartet hätte. Er verwarf den Gedanken jedoch schnell wieder. Mit einem gequälten Seufzen richtete er sich auf und fuhr sich durch die Haare, während Johnny nochmals gegen die Tür hämmerte. Gähnend und nur mit Shorts bekleidet schlurfte Robert zu seiner Zimmertür, entriegelte sie indem er den Türknauf drehte und öffnete sie beiläufig, während er seinen Rückweg zum Bett antrat und sich mit widerwilliger Miene darauf setzte. „Was ist denn?“, fragte er trocken, als er bemerkte, dass Johnny mit recht verdattertem Blick im Türrahmen stand.

„Ähm... Du warst nicht beim Frühstück, deshalb wollte ich sehen wo du bleibst“, der Schotte blickte ihn ungläubig an, „Hast du noch geschlafen?“

Robert sah ihn für einen Moment gleichgültig an. „In der Tat habe ich abgewogen, ob mir heute mein Schlaf oder mein Frühstück wichtiger ist und ich kam zu dem Schluss, dass ich wohl am besten noch etwas liegen bleibe. Aber was soll’s. Jetzt kann ich auch frühstücken gehen.“

Johnny stand immer noch in der Tür und Robert verdrehte die Augen. „Entweder du kommst jetzt rein oder du wartest draußen, aber es wäre mir recht, wenn du die Tür schließen könntest.“

Für einen kurzen Augenblick wirkte Johnny unschlüssig, dann trat er jedoch ein und zog die Tür hinter sich zu. Robert war inzwischen aufgestanden und kramte in seinem Kleiderschrank nach passenden Klamotten. Nicht, dass das bei einer Schule mit Schuluniform allzu schwer gewesen wäre. Der Schotte sah ihm dabei mit gerunzelter Stirn zu. „Ich wusste nicht, dass du ein Morgenmuffel bist.“

„Bin ich auch nicht“, murmelte Robert und warf ihm einen düsteren Blick zu, „Ich habe heute Nacht etwas unruhig geschlafen, das ist alles.“ Mit seiner Kleidung über dem Arm ging er in sein Badezimmer. Für gewöhnlich zog er sich einfach in seinem Zimmer um, doch er hatte sicher nicht vor, vor Johnny einen Strip hinzulegen. Er lehnte die Tür allerdings nur an, damit sie sich weiter unterhalten konnten, während er sich umzog und sich frisch machte.

„Ich glaube Enrico hat sich eine Freundin geangelt“, fing Johnny an und setzte sich auf Roberts Bett, „Und diesmal scheint es echt ernst zu sein.“

„Wie kommst du darauf?“

„Zum einen hat er seit knapp einer Woche nicht mehr damit geprahlt, dass er ein Mädchen aufgerissen hätte. Zum anderen weicht er sämtlichen Fragen in diese Richtung aus. Fast so, als wolle er sich nicht verplappern.“

„Das ist zugegebenermaßen ziemlich dünn.“

„Ich weiß aber ziemlich sicher, dass er die letzten Tage Mädchenbesuch hatte. Im Ernst? Enrico hält sich bei etwas bedeckt? Das ist niemals ein gutes Zeichen!“

Roberts Kopf schob sich aus der Badezimmertür. „Nun ja, meistens gibt es gute Gründe, warum man etwas für sich behält.“

Für einen kurzen Moment wirkte Johnny verblüfft und betroffen zugleich, dann zuckte er mit den Schultern. „Aber Enrico und etwas für sich behalten? Da muss echt mehr dahinter stecken.“

„Dem wage ich nicht zu widersprechen“, meinte Robert und trat umgezogen, glattrasiert und gekämmt, sowie mit geputzten Zähnen zu Johnny, dann ergänzte er: „Ich habe gehört, er hat ein Auge auf Megan geworfen.“

Johnny entgleisten förmlich die Gesichtszüge. „Die Type, die sich permanent mit ihm anlegt? Das klingt nicht sonderlich gesund.“

„Manchmal braucht man auch einfach mal jemanden, der einem Paroli bietet“, Robert grinste ihn ein wenig schief an. Es war tatsächlich nicht so, dass er und Johnny immer einer Meinung waren – ganz im Gegenteil. Sie eckten oft aneinander an. Und auch wenn es manchmal vielleicht lästig war, wenn Johnny versuchte seinen Sturkopf durchzusetzen, so schätze er diese Eigenschaft doch sehr. Er selbst brauchte es von Zeit zu Zeit, dass ihm jemand die Stirn bot und ihn auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Und das war ein Grund, warum er Johnny so sehr schätzte.

Der Schotte warf ihm einen Blick zu, den Robert nicht wirklich deuten konnte und für einen kurzen Augenblick befürchtete er, dass er sich vielleicht verraten hatte. Dass Johnny nun klar war, dass er wesentlich mehr als nur Freundschaft für ihn empfand.

Doch dann senkte der Schotte den Blick und er hatte ein schwaches Lächeln auf den Lippen.

„Vermutlich hast du Recht.“

Kapitel 11

Als Robert und Johnny Hand in Hand den Speisesaal betraten, blickte Enrico auf. Er hatte ein fettes Grinsen im Gesicht, als er sie lautstark begrüßte: „Buongiorno, Robert! Hast du verschlafen?“

Für einen kurzen Moment überlegte Robert, ob er die Tatsachen klarstellen sollte oder nicht, entschied sich dann jedoch dagegen. Er hatte keine Lust auf eine längere Auseinandersetzung mit Enrico und so meinte er einfach „Scheint wohl so“, als er sich auf einen freien Platz neben Oliver fallen ließ und ohne ein weiteres Wort nach dem Kaffee griff und sich in seine Tasse einschenkte. Johnny musterte ihn skeptisch, setzte sich dann ebenfalls.

„Du warst ganz schön lange fort“, wandte sich Oliver an Johnny, da er sehr schnell eingesehen hatte, dass ein Gespräch mit Robert wenig Sinn ergab. Dieser hatte sich mittlerweile die Tageszeitung geschnappt und las darin. „Robert musste noch-...“

„Ach, Oliver, woran denkst du nur immer?! Robert hat viel zu schlechte Laune, als dass zwischen den beiden ein Quickie gelaufen wäre.“

Alle drei am Tisch sitzenden Personen starrten den Italiener fassungslos an, der sich über die Aufmerksamkeit zu freuen schien, während am Nachbartisch eine Gruppe Mädchen hysterisch zu kichern begann. „Ich meine ja nur!“, ergänzte er mit einem Schulterzucken und grinste.

Robert musterte ihn düster, trank einen Schluck Kaffee und während er sich wieder auf seine Zeitung konzentrierte, versuchte er bewusst beiläufig zu klingen: „Wie läuft es denn mit Megan?“

Enrico verschluckte sich an seinem Getränk und hustete heftig, ehe er sich besorgt umblickte, fast so, als wollte er sicher gehen, dass niemand etwas von Roberts Äußerung mitbekommen hatte.

„Du hast mir versprochen davon niemandem zu erzählen!“, zischte der Italiener wütend und blickte Robert vorwurfsvoll an. Dieser hob nur mäßig beeindruckt eine Augenbraue. „Ups“, murmelte er dann mit sarkastischem Unterton, „Ist mir wohl einfach so herausgerutscht.“

Oliver lachte triumphierend, was ihm einen bösen Blick Enricos bescherte.

„Also stimmt es tatsächlich?“, fragte Johnny erstaunt und lehnte sich ein Stückchen zurück, „Ich dachte vorhin schon, du willst mich verarschen.“

„Ich hab‘ die Beiden beim Rummachen im Trainingsraum erwischt“, erklärte Robert und Enrico sah in dem Moment recht unglücklich drein, „Ist aber schon wieder zwei Wochen her.“

„Leute, bitte, das mit Megan ist mir echt total wichtig! Sie bringt mich um, wenn das mit unserer Beziehung öffentlich wird.“

Das Mitleid seiner Freunde hielt sich stark in Grenzen.

„Robert, im Ernst, das ist nicht witzig. Nur weil du schlechte Laune hast musst du das nicht an mir auslassen, accidempoli!“

Der Angesprochene blickte auf und zögerte einen kurzen Moment. Enrico hatte durchaus Recht. Zum einen war es untypisch für ihn, dass er ein in ihn gesetztes Vertrauen missbrauchte, zum anderen konnte der Italiener in der Tat nichts dafür, dass er schlechte Laune hatte. Und Gleiches musste man nun wirklich nicht mit Gleichem begleichen. Er seufzte leise. „Ja, du hast Recht, es tut mir Leid, Enrico.“

Enrico blickte ihn weiterhin missbilligend an.

„Schau mich nicht so an, als hätte ich deine Beziehung ruiniert“, murrte Robert widerwillig, „Megan hat die Sache gestern Morgen ihrer Freundin Theresa erzählt und seither weiß es sowieso fast jeder.“
 

„Dir scheint ja eine ziemliche Laus über die Leber gelaufen zu sein“, meinte Oliver, als er mit Robert in Richtung Speisesaal zum Mittagessen ging, „Du hättest Herrn Matthews in Latein nicht so auflaufen lassen sollen. Das ist doch sonst nicht deine Art. Ce n'était pas agréable.“

Robert schüttelte nur mit dem Kopf. „Was er da erzählt hat, war Unsinn.“

„Ich meine ja nur. Irgendwas ist doch los und du lässt aktuell systematisch deinen Unmut an allem aus, was dir nicht in den Kram passt. Du kannst doch mit mir darüber reden, wir sind doch Freunde, oder nicht?“

Bis vor einer Stunde hatte Robert selbst nicht gewusst, was genau ihm diese schlechte Laune bereitete. Dann war ihm schlagartig klar geworden, dass er mit sich selbst im Clinch lag. Seit er mit Johnny zusammen war (oder eben zumindest so tat), hatte er verdammt viele schöne Momente gehabt, die er sehr genossen hatte, aber darüber auch oft seine Pflichten vernachlässigt. Und wenn er ehrlich war, er wünschte sich wirklich sehr, dass sich aus der ganzen Angelegenheit vielleicht doch noch mehr entwickelte. Es hatte sich ja schließlich in den letzten Wochen gezeigt, dass es durchaus funktionieren konnte. Aber was würde passieren, wenn er dabei weiterhin alles andere links liegen ließ?

Er war hin- und hergerissen zwischen seinen Wünschen und seinen Pflichten und wie er es auch drehte und wendete, er fand einfach keine passende Lösung für sein Problem. War es in Ordnung, wenn er sich nicht von seinem Verstand leiten ließ? Die letzten Male hatte es in einem Desaster geendet und er hatte es Johnny zu verdanken, dass er aus allem wieder in ganzen Stücken herausgekommen war. Aber vielleicht war genau das ja auch ein gutes Zeichen?

Doch wenn er Pech hatte und die Beziehung, um die er sich so stark bemühte, am Ende scheiterte, wäre niemand da, der hinter ihm aufräumte. Alles was übrig bleiben würde, wären zwei zutiefst verletzte Jugendliche, deren einstmals so tiefe Freundschaft in die Brüche gehen würde. Vermutlich hätte das sogar schwerwiegende Konsequenzen für das Team.

Konnte er es sich wirklich erlauben, weiterhin auf eine Beziehung mit Johnny zu hoffen und darauf hin zu arbeiten, oder würde sein egoistisches Denken und Handeln sie alle letzten Endes direkt in eine Katastrophe führen?

„Ich weiß nicht, ob ich diese Verantwortung übernehmen will“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu Oliver, doch der Franzose blickte ihn neugierig an: „Was für eine Verantwortung?“

Robert erstarrte. Er hatte seine Gedanken nicht laut äußern wollen, es aber doch getan. Oliver war sowieso ob ihrer Beziehung schon skeptisch genug, da musste er seine Zweifel nicht auch noch bekräftigen. Vermutlich hatte er sich bisher zu viele Gedanken um die Zukunft gemacht – gegenwärtig stand bereits ihre Freundschaft durch dieses dämliche Schauspiel zur Genüge auf der Kippe. Doch wie zum Geier konnte er sich aus dieser Situation wieder herausretten?

„Es ist wegen… Johnny“, meinte er und noch während er sprach überlegte er, ob es wirklich so geschickt war, was er im Begriff war zu tun.

„Was meinst du?“, Olivers Blick verriet deutlich die Hoffnung an nähere Hintergrundinformationen über ihre plötzliche Beziehung zu kommen und Robert zögerte, holte dann tief Luft.

„Ich liebe ihn, aber ich weiß nicht, ob es wirklich das Beste für das Team und auch für uns selbst ist, wenn wir zusammen sind.“

Oliver starrte ihn zweifelnd an und Robert bereute, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Natürlich abgesehen von dem kleinen Detail, dass sie beide gar nicht wirklich zusammen waren.

„Hättest du dir darüber nicht etwas früher Gedanken machen müssen?“

Robert warf ihm einen genervten Blick zu. Warum hatte er sich überhaupt mit seinem Problem an Oliver gewendet?

„Ich meine, wenn ihr ein Paar wärt, dann-...“

Der Deutsche blieb stehen und musterte Oliver durchdringend. „Wenn?“

„Na ja, Robert, du musst zugeben, dass eure Beziehung doch etwas plötzlich kam. Und genau zur passenden Zeit, nachdem Johnny sich eine Braut suchen soll, wird das Ganze öffentlich. Das muss einem doch komisch vorkommen.“

„Was meinst du mit ‚Braut suchen’?!“, schlagartig fragte sich Robert, ob ihr Schauspiel bereits aufgeflogen und bereits allgemein bekannt war, dass Johnny eine Verlobung bevor stand. Hatten sie sich die ganze Zeit öffentlich lächerlich gemacht?

„Erstaunt, dass ich davon weiß?“, Oliver musterte ihn berechnend und Robert wurde bewusst, dass Oliver schon die ganze Zeit – oder zumindest seit einigen Wochen - von der Angelegenheit gewusst haben musste. Es erklärte zumindest seine Skepsis gegenüber ihrer Beziehung und wenn Robert jetzt nicht wirklich aufpasste, dann würde es wohl ein böses Ende nehmen. Sofern nicht bereits die ganze Schule davon wusste.

„Keine Sorge, ich habe niemandem etwas gesagt. Und bevor du fragst: Sam hat es mir erzählt.“

Angestrengt dachte Robert darüber nach, wie zum Teufel er reagieren sollte, damit Oliver nicht noch mehr an der Geschichte zweifelte, oder aber sogar endgültig davon überzeugt wurde, dass es sich tatsächlich um eine Lüge handelte.

„Zoey, eine ihrer Freundinnen zu Hause, ist nämlich die Erste auf Johnnys Liste. Und der tatsächliche Grund, warum Johnny an diesem Wochenende nicht mit uns trainieren wird, c'est ça!“

Robert atmete tief durch. Jetzt hatte er den Grund für Johnnys Lügengeschichte. Nur warum log er ihn deshalb an? Und hatte er nicht seinen Eltern bereits vor einiger Zeit von ihrer Beziehung erzählen wollen? Oder hatte der Schotte irgendeinen Plan? Warum spielten sie Beziehung, wenn es am Ende keine Rolle spielte? Was genau bezweckte Johnny damit?

Wenn unsere Beziehung tatsächlich nur dazu dienen würde, dass Johnny sich kein Mädchen suchen muss, meinst du nicht, dass er es dann schon längst seinen Eltern erzählt hätte, dass wir zusammen sind?“, etwas Besseres fiel Robert darauf nicht ein.

Wenn ihr zusammen wärt, dann hätte er das allerdings schon längst als Einwand gebracht, n’est-ce pas? Du versuchst dich um eine Antwort zu drücken, Robert. Ist es ernst zwischen euch beiden oder nicht?“, Oliver musterte ihn mit strenger Miene, doch Robert wich seinem Blick nicht aus.

„Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich Johnny nicht liebe“, zum zweiten Mal in ihrem Gespräch hatte er offen zugegeben, dass er für Johnny tatsächlich Liebe empfand. Ob man ihm später daraus einen Strick drehen würde? Vermutlich eher nicht. Wenn er Oliver richtig einschätzte, zweifelte dieser dennoch an seinen Motiven.

„Es wäre aber auch gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich von der Sache mit Zoey wusste. Johnny hat mir nichts davon erzählt, das gebe ich offen zu. Ich dachte er hätte die Angelegenheit mit seinen Eltern geklärt.“

„Weil ihr es so abgesprochen hattet?“

„Bei Gott, Oliver! Jetzt hör bitte mit diesem Unsinn auf!“, ermahnte Robert den Franzosen, „Es ist in Ordnung, wenn du deine Zweifel hast. Aber könntest du mich bitte damit belästigen, wenn ich nicht gerade in einer Beziehungskrise stecke?!“

„Entweder er ist es dir wert oder er ist es dir nicht wert“, kommentierte Oliver und zuckte mit seinen Schultern, „Du weißt das am besten. Aber wenn dir eure Beziehung nur Kummer bereitet, dann würde ich an deiner Stelle mal darüber nachdenken, ob du die Sache nicht lieber gleich beendest.“

Robert starrte sein Gegenüber entsetzt an. „Ich habe bestimmt nicht vor, mich von Johnny zu trennen!“

„Dann hast du ja die Antwort, die du gesucht hast“, meinte Oliver beiläufig und fügte an: „Ich frage mich, was es heute zum Mittag gibt. Je commence à avoir faim..“

Nachdenklich blickte Robert drein, ehe er unruhig murmelte: „Meinst du er lässt sich auf die Verlobungssache ein?“

Oliver sah ihn überrascht an, seine Haltung wandelte sich ein wenig und er legte Robert mitfühlend eine Hand auf die Schulter. „Also wenn es tatsächlich ernst zwischen euch beiden ist, dann würde ich an deiner Stelle das Gespräch mit ihm suchen. Irgendetwas muss er sich ja dabei denken. Vielleicht will er dich auch einfach nur eifersüchtig machen, weil er sich nicht genug beachtet fühlt?“, er zögerte für einen Moment, „Aber ich warne euch beide, wenn ihr den Scheiß hier nur abzieht, um uns alle reinzulegen, dann werde ich ziemlich böse, je vous le promets.“

Nun, damit konnte Robert leben. Und vielleicht würde es auch gar nicht so weit kommen, wenn Johnny und er innerhalb der nächsten Zeit, tatsächlich ein Paar würden. Zumindest, sofern er denn endlich mal dahinter käme, was für ein Spiel Johnny abzog.

Kapitel 12

Als sie den Speisesaal fast erreicht hatten, bemerkte Robert Johnny, der sich samt Reisetasche gerade in Richtung Eingangshalle begab, am unteren Fuß der Treppe. Robert hielt inne, blickte die Stufen hinunter und zögerte.

„Geh schon mal vor!“, murmelte er beiläufig zu Oliver und lief dann mit eiligem Schritt hinunter, um Johnny abzufangen. Es war ihm relativ egal, ob Oliver tatsächlich vorging, oder ob er abwartete, was zwischen ihm und Johnny passieren würde. Aber es war ihm wichtig, dass er Johnny noch einmal erwischte, bevor er über das Wochenende bei seinen Eltern war.

„Willst du nicht mal Tschüß sagen?“

Verdattert blieb Johnny stehen und drehte sich zu ihm um. „Oh, Robert. Hey. Sorry, ich habe gedacht, du bist schon beim Essen.“

„Gedacht oder gehofft?“

Johnny blickte ihn skeptisch an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wo liegt das Problem?“, fragte er mit genervtem Unterton, „Robert, ich habe es eilig, meine Eltern warten.“

Robert blickte ihn für einen kurzen Moment nachdenklich an und meinte dann möglichst beiläufig: „Wann genau hat dein Onkel noch mal Geburtstag...?“

„Morgen Abend ist die Feier“, Johnny zuckte mit den Schultern, „Ich wüsste jedoch nicht, was dich das anginge. Kann ich dann gehen? Im Ernst, meine Mum wird sauer, wenn ich sie so lange warten lasse.“

„Oliver steht da oben, ich denke, es wäre sinnvoll, wenn wir uns anständig voneinander verabschieden, sonst kommt er noch auf die Idee, die Sache sei nicht ernst“, obwohl ihm so gar nicht danach zu Mute war – immerhin hatte Johnny ihn schon wieder belogen und auch allem Anschein nach nicht vor mit der Wahrheit rauszurücken – rang Robert sich ein Lächeln ab und fuhr mit der Hand sanft über Johnnys Wange, „Was meinst du?“

Der Schotte zögerte und warf ihm einen unsicheren Blick zu, ehe er seine Reisetasche unsanft zu Boden fallen ließ und seine Arme um Roberts Nacken legte, um ihn ein Stückchen zu sich herunter zu ziehen.

Johnny schloss die Augen und ihre Lippen berührten sich zu einem sanften Kuss, doch Robert war nicht dazu bereit, Johnny so einfach davon kommen zu lassen. Er legte seine Arme um ihn, zog ihn ein Stückchen näher zu sich und nach einem kurzen Zögern rang er sich dazu durch, seine rechte Hand langsam ein wenig nach unten gleiten zu lassen. Als er an Johnnys Hintern griff, keuchte der Schotte überrascht auf, doch noch ehe er sich soweit von seiner Verwunderung erholt hatte, um Robert böse oder zumindest vorwurfsvoll anzusehen, hatte dieser die Situation zu seinen Gunsten ausgenutzt.

Sie hatten es bisher noch nicht wirklich geübt, da es Robert bisher doch einen Schritt zu weit gegangen war, aber in diesem Augenblick war es ihm zugegebenermaßen reichlich egal. Johnny schien für einen kurzen Moment einfach nur überrumpelt, als Robert ihren ersten Zungenkuss begann, gab dann jedoch erstaunlich schnell nach, was vermutlich daran lag, dass es sich ganz und gar nicht gut machte, wenn er Robert öffentlich wegen eines Kusses eine Szene machte. Zumal er derjenige gewesen war, der darauf bestanden hatte, ihre Beziehung künftig auch öffentlich auszuleben. Vielleicht gab es da aber auch einen klitzekleinen Teil in Johnny, der bereits so etwas wie Liebe für Robert empfand. Und das war eine weitaus angenehmere Begründung für Johnnys Verhalten.

Irgendwie würde er es schaffen, dass Johnny sich in ihn verliebte und wenn er dafür alle Register ziehen müsste – denn für ihn stand mittlerweile nach dem Gespräch mit Oliver fest, dass er ihre Beziehung nicht aufgeben wollte. Johnny hatte ihm gesagt, er schätze Nähe und Geborgenheit und nach der Sache mit Teodoro war er am Boden zerstört gewesen und hatte sich sichtbar minderwertig gefühlt. Also würde er dafür sorgen, dass sich Johnny in seiner Gegenwart so gut und sicher fühlte, bis er sich so stark zu ihm hingezogen fühlte, dass er den letzten Widerstand auch noch aufgab. Er würde Johnny in diese Beziehung notfalls hineinverführen!

Für ihren ersten gemeinsamen Zungenkuss stellten sie sich gar nicht mal so dumm an, fand Robert. Gerade Johnny, der im Gegensatz zu ihm auf dem Gebiet keinerlei Erfahrungen vorzuweisen hatte, zeigte sich in gewisser Weise sehr geschickt, was Robert zu der Überlegung führte, ob er nicht vielleicht geübt oder sich ein bisschen was bei Filmen abgeguckt hatte. Als er den Gedanken weiterspann, erfasste Robert das ungute Gefühl, dass Johnny ihn vielleicht als Übungsperson für seine künftige Braut nutzte, damit er sich vor dieser nicht blamierte. Das würde die Bereitwilligkeit erklären und auch, wieso er nach wie vor nicht mit seinen Eltern gesprochen und den Termin abgesagt hatte. Aber warum hätte er das Ganze dann öffentlich machen sollen...? Dennoch, selbst wenn es der Fall sein sollte, hatte er doch immer noch die Chance, Johnny dazu zu bringen, Gefühle für ihn zu entwickeln, oder?!

Noch während sie den Kuss wieder lösten, plagten Robert diese Gedanken. Und er ärgerte sich darüber, dass er durch seine Sorgen nicht im Stande war, die Zärtlichkeit einfach zu genießen. Verdammt, warum konnte das alles nicht ein wenig einfacher sein?

Johnny blickte ihn ein wenig unruhig an, allem Anschein nach war er sich nicht ganz sicher, ob er die ‚Herausforderung‘ erfolgreich gemeistert hatte. Oder konnte es noch einen anderen Grund geben? Robert lächelte, obwohl in ihm nach wie vor ein heftiger Konflikt tobte, strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wir sehen uns am Montag.“

Ein wenig steif nickte Johnny, griff nach seiner Reisetasche, die neben ihm am Boden lag, und machte Anstalten zu gehen, ehe er nochmals kurz zögerte und Robert auf die Wange küsste. Damit wandte er sich endgültig ab und marschierte davon.

Zurück ließ er Robert, der endlich einen Plan gefasst hatte, wie er die ganze Angelegenheit hoffentlich für sich zum Guten wenden würde. Auch wenn dabei einige seiner Verpflichtungen auf der Strecke bleiben würden. Doch durch Oliver war ihm klar geworden, dass er schlichtweg nicht mehr auf die Nähe zu Johnny verzichten wollte. Mit seinen Aufgaben würde er sich schon noch irgendwie arrangieren. Und sei es, indem er größeren Gebrauch seines digitalen Terminplaners machte.

Als der Deutsche sich umwandte, konnte er sehen, dass sich mittlerweile zu Oliver, der grinsend am Geländer lehnte, Enrico gesellt hatte. Mit einem gequälten Seufzen und dem Wissen, dass er sich gleich ein paar dämliche Kommentare zu dem, was er gerade getan hatte, anhören durfte, machte er sich auf den Rückweg zu seinen Teamkollegen. Noch bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, meinte er: „Das Training heute Abend fällt aus, ich habe etwas zu tun.“

Enricos Miene hellte sich augenblicklich auf und er zückte sein Handy, tippte wild darauf herum, Oliver hingegen starrte ihn skeptisch an. „Du hast doch nichts Dummes vor?“

„Nein“, es klang weniger überzeugend, als Robert es sich erhofft hatte, „Ich muss nur etwas erledigen.“

„Wie beispielsweise deinem Freund nachzufahren und ihn mit deinem Wissen zu konfrontieren?“, Olivers ganze Haltung verriet deutlich, dass er nicht sonderlich viel von dieser Idee hielt. Neugierig sah Enrico auf und blickte etwas ratlos in die Runde: „Worum geht es gerade...?“

„Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen würde“, murmelte Robert und blickte ein wenig gereizt zur Seite. „Das ist die dämlichste Idee, die du jemals hattest!“, der Vorwurf schwang deutlich in Olivers Stimme mit, „Ich bin mir sicher, dass Johnny es weder gut heißen wird, wenn du ihm ohne Vorankündigung hinterher fährst, noch wenn du zeigst, dass du keinerlei Vertrauen zu ihm hast.“

„Du hast selbst gesagt, dass er versuchen könnte mich eifersüchtig zu machen!“

„Das war nur so ein Gedanke, das heißt nicht, dass es auch so sein muss. Robert, denk bitte nochmal ganz ruhig über alles nach. Hat das nicht auch noch Zeit bis Montag?“

„Oliver, ich bin Stratege. Ich weiß genau, was ich tue“, die Miene des Deutschen zeigte klar, dass er einen Entschluss gefasst hatte und sich wohl nicht mehr davon abbringen lassen würde.

Enrico starrte vorwurfsvoll in die Runde. „Wie kann es sein, dass ich für fünf Minuten auf der Toilette bin und plötzlich gar keine Ahnung mehr habe, worum es hier eigentlich geht?“

Kapitel 13

Vielleicht war es tatsächlich nicht das Klügste, was er jemals getan hatte, aber Robert wusste eines: In diesem speziellen Fall reichte es nicht, wenn er nur auf seinen Verstand hörte (der ihm durchaus sagte, dass Oliver Recht hatte und Johnny ihm den Kopf abreißen würde), sondern eben auch mal auf sein Gefühl. Und das sagte ihm, dass er dringend Johnny hinterher musste, um ihn von dem Treffen abzuhalten. Notfalls indem er vor dessen Eltern ihre Beziehung bekannt machte. Es war ja kein großer Akt, sondern einfach das, was Johnnys ursprünglicher Plan gewesen war. Was sollte schon groß passieren? Außer dass er vielleicht Johnny verärgerte. Aber das hatte dieser sich selbst eingehandelt, als er auf die bescheuerte Idee kam, ihn in eine Beziehung hineinzuziehen, die er sich schon seit einigen Jahren so sehnlich wünschte. Robert hatte von Anfang an gewusst, dass es kein gutes Ende nehmen würde, wenn er erst einmal in Versuchung gebracht worden war. Und auch wenn er sich vielleicht mit aller Kraft gegen alles sträuben und dem Bann des Schotten so entgehen könnte, hatte er ehrlicherweise keine Lust dazu.

Nachdem er die Mittagskurse erfolgreich hinter sich gebracht hatte, hatte er ein paar Sachen gepackt, sich im Sekretariat abgemeldet und anschließend ein Taxi gerufen, das ihn in Richtung Glasgow zu Johnnys Burg bringen sollte. Das war zwar nicht unbedingt eine günstige Fahrt, aber wer war er, dass er sich über Geldangelegenheiten Gedanken machen müsste?

Es war gegen sechs Uhr als Robert am Anwesen der McGregors ankam. Die schottische Burg hatte ihren ganz eigenen Charme und Robert hatte die Besuche hier immer sehr genossen. Hoffentlich würde sich das bei seinem heutigen Besuch nicht ändern.

Mit bestimmtem Schritt trat Robert an das Eingangstor und klingelte. „Ja, bitte?“, der schottische Akzent des Bediensteten war nicht zu überhören. „Hier ist Robert, also Robert Jürgens. Ist Johnny da?“

Es dauerte einen kurzen Augenblick und Robert war sich sicher, dass man gerade prüfte, ob er wirklich der war, für den er sich ausgab. Die Konversation, die folgte, kannte Robert inzwischen auswendig.

„Der junge Herr hat keinen Besuch angekündigt.“

„Dann muss er das wohl vergessen haben.“

Johnny hatte noch nie die Notwendigkeit gesehen, irgendjemandem Bescheid zu geben, wenn er Besuch erwartete. Warum sollte es diesmal anders sein? Der Diener würde bestimmt nicht weiter nachfragen und tatsächlich öffnete sich keine Sekunde später das Eingangsportal.

„Kommen Sie bitte herein, ich werde anmelden, dass Sie da sind.“

Nur zu gerne hätte Robert gewusst, wie Johnny wohl auf die Nachricht seiner Anwesenheit reagierte. Aber wie er den Schotten kannte, würde er es herunter spielen und nicht zeigen, dass er die Kontrolle über sein Spiel verloren hatte.

Gemächlich spazierte Robert den Weg durch den Vorgarten zur Burg und genoss das angenehme abendliche Wetter. Es war noch relativ hell, nicht ungewöhnlich für einen Sommertag, und er konnte ein leichtes Grinsen nicht verbergen. Er freute sich darauf, Johnnys Gesicht zu sehen, wenn er bemerkte, dass das Ganze gar nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hatte.

Für einen kurzen Augenblick hielt er inne, als er Stimmen wahrnahm. Sein Blick fiel auf ein offenes Fenster und er lauschte, als er Johnnys Stimme hörte.

„Wir... wollten ein paar Games zocken, ich wüsste nicht, was euch das angeht.“

„Vielleicht ist der Umgang mit Robert gar nicht mal so schlecht. Du solltest dir einfach mal eine Scheibe von Robert abschneiden“, es war eine Frauenstimme die nun sprach. Robert war sich ziemlich sicher, dass es sich dabei um Johnnys Mutter handelte.

„Wie bitte?“

„Dein Verhalten, Jonathan. Du weißt genau, was ich meine, wir haben schon mehrfach darüber gesprochen. Ich wüsste nicht, dass dein Freund Robert jemals negativ aufgefallen wäre.“

Johnny schnaubte und Robert wusste warum. Der einzige Grund, warum er als Musterschüler angesehen war, war die Tatsache, dass Johnny ihn jedes Mal herausgeboxt hatte, wenn er etwas Dummes angestellt hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Schotte deshalb Ärger bekommen würde, was zugegebenermaßen ziemlich naiv von ihm gewesen war. Kein Verhalten blieb ohne Konsequenzen und Robert fühlte sich in dem Moment wahnsinnig schlecht, dass ihm Johnnys Situation nach solchen Aktionen bisher immer reichlich egal gewesen war. Das zeichnete ihn nicht unbedingt als guten Freund aus. Er zögerte und überlegte, ob es nicht vielleicht besser war, einfach wieder zu gehen.

„Aber vielleicht kommst du durch ein Mädchen endlich einmal auf andere Gedanken und stellst weniger Unsinn an. Das wird dir gut tun und du kannst endlich einmal deine überschüssige Energie loswerden.“

Whatever“, war die genervte Antwort und Robert entschied sich dazu, weiter zu gehen. Der einzige Grund, warum Johnny diesen Ärger mit der Verlobung am Hals hatte, war, dass er sich für ihn eingesetzt hatte. Warum hatte er es ihm nicht erzählt?

Dann wiederum bestand durchaus die Möglichkeit, dass Johnny ihn deshalb zu dieser Scheinbeziehung aufgefordert hatte, um ihn quasi zu bestrafen. Das wäre zwar weniger schön, aber durchaus nachvollziehbar. Robert fühlte sich schlecht, aber wenn er jetzt einfach umkehrte und Johnny alleine ließ, hatte er das Gefühl, dass er ihn endgültig im Stich ließ.

Als er an der Tür ankam, öffnete ihm ein Bediensteter diese und er trat ein.

Johnny stapfte gerade mit gereizter Miene die Treppenstufen hinunter, allem Anschein nach ging ihm immer noch das Gespräch durch den Kopf und Robert konnte das nur zu gut verstehen. Oliver hatte Recht gehabt. Es war eine dämliche Idee gewesen, zu kommen.

„Hey“, der genervte Unterton verriet deutlich, dass Johnny mit sich selbst haderte, doch Robert bemühte sich darum, seine Laune nicht noch mehr zu verschlechtern und lächelte ihn bemüht freundlich an. Sein Gegenüber zögerte, schien sich dann jedoch Mühe zu geben, nicht zu abweisend zu wirken, als er mit einer Kopfbewegung andeutete, dass Robert ihm nach oben folgen sollte.

Sie schwiegen auf dem gesamten Weg zu Johnnys Zimmer und erst, als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, meinte Johnny in vorwurfsvollem Tonfall: „Was zum Geier willst du hier? Habt ihr nicht gerade Training?“

Obwohl er durchaus wütend wirkte, hatte der Schotte in dem Moment etwas an sich, das es so wirken ließ, als wäre er auch sehr erleichtert, dass Robert gekommen war. Robert zuckte mit den Schultern: „Ich habe das Training ausfallen lassen, dachte es wirkt authentisch. Außerdem habe ich mir Sorgen gemacht.“

„Sorgen?“

Robert zögerte, denn ehrlicherweise hatte er gar keine Ahnung, warum er sich Sorgen gemacht haben sollte. Es hatte einfach gut geklungen. „Dass du dich vielleicht alleine fühlst oder so.“ Etwas Besseres war ihm beim besten Willen nicht eingefallen, doch Johnny hakte nicht weiter nach. Stattdessen ging er zu seinem Fernseher, schaltete diesen ein und warf Robert einen Controller zu, den dieser mit bewusst fragendem Blick fing. Es war ja nicht so, als wäre ihm bei dem Gespräch, das er belauscht hatte, Johnnys Ausrede entgangen. Aber das wusste sein Gegenüber ja nicht.

„Ich habe meinen Eltern erzählt du seist zum Zocken gekommen“, erklärte Johnny und startete die Konsole. Robert machte es sich auf dem Boden bequem und zog überrascht seine Augenbrauen nach oben, als Johnny es sich, wie bei ihrem gemeinsamen Filmeabend, zwischen seinen Beinen bequem machte und sich gegen ihn lehnte.

Johnnys Eltern wussten nichts von ihrer Beziehung, oder? Vielleicht wollte Johnny auch, dass sie erwischt wurden, wie sie kuschelnd in seinem Zimmer saßen? Oder hatte er es sogar bereits geschafft, dass Johnny sich bei ihm einfach wohl fühlte?

Er schloss vorsichtig seine Arme um ihn und versuchte trotz aller Zweifel, die ihn plagten, die Situation zu genießen.

Denn wenn er Pech hatte, wäre es wohl der letzte Tag ihrer Beziehung.

Kapitel 14

Es war angenehm, Johnny im Arm zu halten und wenn Robert ehrlich war, hätte er ihn am liebsten gar nicht mehr los gelassen. Denn wer wusste schon, wie lange er noch die Chance hatte mit Johnny zu kuscheln?

Doch jedes Mal, wenn es an der Tür klopfte und ein Bediensteter sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigte oder ein paar Knabbereien und etwas zum Trinken vorbei brachte, sprang Johnny auf. Allem Anschein nach, damit auch ja niemand Zeuge dieser Szene wurde. Sobald der jeweilige Störenfried wieder verschwunden war, machte Johnny es sich jedoch wieder bequem. Es ging ihm also tatsächlich darum, ihre Beziehung unter Verschluss zu halten.

„Sag mal, Johnny“, meinte Robert nah einer Weile, während er sich in dem Videospiel, das sie gerade spielten, den Weg durch ein Zombie-Heer freischoss, „Wie haben deine Eltern eigentlich reagiert, als du ihnen von uns erzählt hast?“

Johnny hielt für einen kurzen Moment inne und anhand seiner Anspannung konnte Robert gut nachvollziehen, dass ihm diese Frage sehr unangenehm war – obwohl er in diesem Augenblick sein Gesicht nicht sehen konnte. „Nichts weiter“, murmelte Johnny möglichst beiläufig, „Wieso fragst du?“

Und da war es wieder, der Grund, weshalb er sich so selten dazu durchrang, genauer nachzubohren. Johnny blockte ab und zeigte deutlich, dass er keine Lust hatte, über das Thema mit ihm zu sprechen. Für gewöhnlich würde er sich damit zufrieden geben und akzeptieren, dass nun mal nicht jeder gerne über Probleme und ähnliches redete. Bisher waren sie damit gut gefahren, aber Robert wurde bewusst, dass er dadurch in ihrer Freundschaft viel zu oberflächlich gewesen war. Was wusste er schon von den Dingen, die Johnny beschäftigten? Er würde das künftig ändern, auch wenn Johnny davon vielleicht weniger angetan war...

„Die Sache betrifft mich ja immerhin auch. Und lenk‘ bitte nicht schon wieder vom Thema ab.“

„Was meinst du?“, Johnny pausierte das Spiel (was auch daran liegen konnte, dass er seit dem Beginn ihrer Unterhaltung sehr unkonzentriert spielte und deshalb am Verlieren war) und wandte sich irritiert um.

„Jedes Mal, wenn ich mich nach etwas persönlichem erkundige, blockst du ab. Ich kann es akzeptieren, wenn du mal nicht gleich über eine Sache reden möchtest, deshalb bohre ich dann meistens nicht weiter nach, aber allmählich habe ich das Gefühl, dass du einfach versuchst, mich aus deinem Leben auszuschließen.“

Der Schotte blickte ihn mit großen Augen an. Nach einigem Zögern meinte er: „Ich hab‘ bisher immer gedacht es interessiert dich nicht und wollte dich nicht damit belästigen.“

Was für einen Eindruck machte er auf Johnny? Auf der anderen Seite passte es nur zu gut in sein revidiertes Bild des Jungen, das er durch ihre Beziehung erhalten hatte. Johnny war unsicher, was seinen eigenen Wert betraf. Es war nachvollziehbar, dass er vielleicht Angst hatte, vor den Kopf gestoßen und dadurch verletzt zu werden.

„Warum sollte ich mich nicht für dich interessieren?“

Der Angesprochene sah ein bisschen ratlos drein und man konnte deutlich spüren, dass ihm das Gespräch unangenehm war. Robert lehnte sich ein Stückchen zurück, legte den Controller beiseite.

„Ich kann verstehen, wenn du nicht immer alles mit mir besprechen willst. Aber wenn du mich immer nur ausschließt, fühle ich mich als Freund doch ziemlich nutzlos.“

„Das wollte ich nicht. Tut mir Leid“, die Antwort klang erstaunlich ehrlich und obwohl Robert die Befürchtung hatte, dass die Geste vielleicht als Schauspiel missinterpretiert würde, legte er sanft seine Hand auf Johnnys. Er lächelte ihn an und Johnny entspannte sich wieder spürbar.

„Also, was ist nun mit deinen Eltern? Waren sie sehr sauer?“

„Ich... habe es ihnen noch nicht gesagt.“

Robert hatte mit einer weiteren Lüge gerechnet, deshalb überraschte ihn Johnnys Ehrlichkeit im ersten Augenblick.

„Sie sind so überzeugt von der ganzen Angelegenheit, da habe ich es einfach nicht mehr über mich gebracht. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich das Ganze wirklich noch durchziehen will.“

Das klang zumindest plausibel, auch wenn das sein Chancen jemals eine feste Beziehung mit dem Schotten zu führen auf ein Minimum zurückschrumpfen ließ. „Das ist in Ordnung“, meinte Robert und bemühte sich dabei darum, nicht enttäuscht zu wirken, „Jeder hat mal Zweifel an dem was er tut, und selbst wenn du dich am Ende komplett gegen die Scheinbeziehungssache entscheiden solltest, dann stehe ich da hinter dir. Allerdings solltest du natürlich auch abwägen, was passiert, wenn du dich tatsächlich auf die Verlobungs-Sache einlässt.“

Johnny zögerte einen Augenblick. „Sorry, dass ich dich da mit hineingezogen habe.“

Robert schüttelte den Kopf, um zu verdeutlichen, dass es kein Problem darstellte. Innerlich jedoch war er aufgewühlt, denn er hatte sich mehr versprochen. Es schmerzte, dass Johnny ihn auf diese Art abwies und er auch noch so tun musste, als wäre das alles für ihn vollkommen okay. Aber das war wohl auch der Grund gewesen, weshalb er bisher immer mit seinen Gefühlen an sich gehalten hatte. Dann konnte man auch nicht derart verletzt werden.

Ihm wurde bewusst, wie sehr er sich in den letzten Wochen zum Affen gemacht hatte, als er die Hoffnung gehegt hatte, dass das mit ihnen tatsächlich klappen könnte. Und es war eine so verdammt schöne Zeit gewesen. Es konnte doch nicht sein, dass er als einziger so empfand?

Gedanklich ohrfeigte er sich selbst, dass er dem ganzen Unsinn zugestimmt hatte und damit überhaupt erst in diese Position geraten war. Aber da musste er jetzt durch.

Sie setzten ihr Videospiel fort und obwohl Johnny zugegeben hatte, dass die Scheinbeziehung wohl bald vorbei sein würde, saß er immer noch in Roberts Armen, an ihn gelehnt und ganz entspannt. Robert haderte mit sich selbst, ob er nicht vielleicht doch auch weiterhin versuchen sollte, den Schotten dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben. Auf der anderen Seite wäre das mehr als nur egoistisch. Johnny hatte aktuell genug Schwierigkeiten, es wäre absolut unfair, wenn er jetzt auch noch versuchte ihm den Kopf zu verdrehen.

Es war zwei Uhr, als Robert das nächste Mal auf die Uhr sah und er blickte entsetzt drein, denn um die Uhrzeit wollte er bestimmt nicht zurück zu seiner Schule fahren. Bis er dort angekommen war, müsste er schon wieder aufstehen. Johnny bot ihm an, dass er über Nacht bleiben konnte und er nahm das Angebot dankbar an.

Als er sich jedoch das Zimmer verlassen und sich in Richtung der Gästezimmer aufmachen wollte, sah Johnny ihn nur verwirrt an. „Du kannst auch einfach hier schlafen“, meinte er beiläufig mit einem Schulterzucken, „Nach all den Zärtlichkeiten, die wir in den vergangenen Wochen ausgetauscht haben, ist es doch kein Problem, wenn wir uns mein Bett teilen? Ich meine, man kann’s ja einfach als weitere Übung ansehen.“

Der Unterschied besteht darin, schoss es Robert durch den Kopf, während er beiläufig zustimmte, um sich nicht zu verraten, dass du gerade mit mir Schluss gemacht hast.

Kapitel 15

Als Robert am nächsten Morgen aufwachte fühlte er sich nicht nur wenig ausgeruht, sondern auch wahnsinnig schlecht. Denn auch wenn Johnny die Nacht allem Anschein nach an ihn gekuschelt verbracht hatte und sich nach wie vor an ihn klammerte, war ihm klar, dass die Sache endgültig gelaufen war und er sich bei Gott bestimmt keine falschen Hoffnungen mehr machen würde.

Sanft strich er dem Schotten durch die Haare, was diesem ein leises Seufzen entlockte. Er hätte sich wirklich daran gewöhnen können. Die letzten Wochen waren eine wunderschöne Erfahrung gewesen. So schön, dass er es gerne einfach fortgeführt hätte. Sein Gefühl hatte ihm gesagt, dass sie durchaus miteinander hätten glücklich werden können. Aber es hatte wohl nicht sollen sein und auch wenn ihm genau das großen Kummer bereitete, so war er doch dankbar dafür, dass er zumindest für kurze Zeit hatte erleben dürfen, wie es war mit Jonathan McGregor zusammen zu sein. Vielleicht würde ihm das endlich dabei helfen, von dem Schotten loszukommen und sich jemand anderen zu suchen.

Sie hatten beide lediglich in ihren Shorts geschlafen, was nicht zuletzt daran gelegen hatte, dass Robert keinen Schlafanzug dabei hatte und Johnny es schlichtweg bevorzugte so zu schlafen. Nachdem sie in den vergangenen Jahren vor Beyblade-Kämpfen zumeist miteinander ein Hotelzimmer geteilt hatten und sie auch oft zusammen schwimmen gegangen waren, war Johnny in diesem Zustand auch keine ungewohnte Erscheinung. Dennoch sorgte der Anblick gerade in diesem Moment dafür, dass er sich ärgerte, dass aus ihrer Beziehung nicht doch mehr geworden war.

„Morgen“, murrte Johnny verschlafen und rieb sich müde über die Augen. Robert bemühte sich um ein Lächeln, denn wenn die Sache jetzt schon gelaufen war, dann sollte Johnny doch zumindest erfahren, was er verpasste. „Wie spät ist es?“

Über Johnnys Schulter hinweg blickte Robert auf den Wecker auf dem Nachttischchen. „Es ist acht Uhr. Ich hoffe du hast gut geschlafen?“

Das Lächeln auf Johnnys Gesicht jagte Robert förmlich einen Schauer über den Rücken und er konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich vorzubeugen und das Objekt seiner Begierde einfach auf den Mund zu küssen. Johnny hatte doch selbst gesagt, dass es nichts anderes war, als eine weitere Übung, oder?

Perplex starrte ihn der Schotte an und ihm wurde klar, dass er wohl doch einen Schritt zu weit gegangen war. „Sorry“, murmelte er entschuldigend, „Ich war einfach noch zu sehr in der Rolle...“ Das war zugegeben die einzige Ausrede, die ihm einfiel, die hoffentlich nicht ihre Freundschaft zerstören würde.

Sein Gegenüber blickte ihn immer noch betroffen an, zögerte dann einen Augenblick. „Ich muss dringend mit dir reden, Robert. Es geht um die Beziehungssache.“

Ich bin aufgeflogen, war Roberts erster Gedanke und obwohl ihm das sehr unangenehm erschien, spürte er auch eine gewisse Erleichterung, denn so müsste er seine Gefühle nicht länger verstecken.

„Ich habe dich gestern angelogen.“

Robert erstarrte augenblicklich und blickte Johnny, der neben ihm lag und an die Zimmerdecke starrte, fragend an. Er konnte sich bereits denken, was jetzt kommen würde. Sein Onkel hätte gar nicht Geburtstag und er hätte in Wahrheit ein Date mit einem Mädchen, konnte er Johnny bereits sagen hören. Dabei hatte er wirklich gehofft, dass sie jetzt endlich einmal ein klärendes Gespräch über ihre Gefühle führen würden.

„Ich hatte von Anfang an nicht vor, meinen Eltern von unserer... nun ja ‚Beziehung‘ zu erzählen. Um ehrlich zu sein hatte ich mich schon von Anfang an dazu entschlossen, das mit der Verlobung auch wirklich durchzuziehen.“

Nun war es an Robert, verwundert drein zu blicken: „Warum hast du dann darauf bestanden, dass ich dir helfe?“ War es tatsächlich eine Art Bestrafung dafür, dass Johnny überhaupt erst durch ihn in diese Situation hinein geraten war? Johnny wirkte ein wenig unruhig und warf ihm einen kurzen, berechnenden Blick von der Seite zu.

„Es war... Na ja, nachdem ich wohl meinen Eltern zuliebe für den Rest meines Lebens mit irgendeinem Mädchen verbringen würde, dachte ich mir...“, er zögerte und holte tief Luft, „Ich dachte mir, ich könnte die Zeit, die mir noch bleibt, dazu nutzen eine Beziehung zu führen, die ich selbst will. Also mit jemanden, den ich auch wirklich... liebe.“

Als Robert realisierte, was Johnny da gerade gesagt hatte, fuhr er erschrocken auf, starrte den Jungen, der ihn mit gequälter Miene ansah, an und stammelte nur: „Oh mein Gott!

Diese ganzen letzten Jahre, in denen er so verzweifelt damit beschäftigt gewesen war, seine Gefühle zu Johnny nicht zu zeigen, hätte er eine Beziehung mit ihm haben können? Warum war ihm das nie aufgefallen?! Er rang nach Fassung und versuchte seine Gedanken zu ordnen.

Johnnys Blick zeigte Entsetzen und Panik und Robert wurde klar, dass ein ‚Oh mein Gott!‘ als Reaktion auf ein Liebesgeständnis wohl tatsächlich eher ungeeignet war. Wahrscheinlich dachte er gerade, dass er es abstoßend fand von diesen Gefühlen zu erfahren.

Er packte ihn, aus Sorge, dass er wegrennen könnte, am Arm und beugte sich herunter, um ihn zu küssen. Johnny sträubte sich und versuchte ihn wegzudrücken, als Robert jedoch nicht nachgab, ließ er den Kuss, wenn auch recht verkrampft und widerwillig zu. Robert blickte ihn an, sah die trotzigen Augen und Johnnys ganze Haltung, die klar machte, dass er das Gefühl hatte, dass man sich über ihn und seine Empfindungen lustig machte. Das war bestimmt nicht sein Ziel gewesen.

„Der einzige Grund, warum ich dieser blöden Idee zugestimmt habe, so zu tun, als seien wir ein Paar“, Roberts Hände zitterten leicht, „war der, dass ich verdammt noch mal nicht der Versuchung widerstehen konnte, mit dir zusammen zu sein. Johnny, ich bin dir und deinem dämlichen Dickkopf schon seit Jahren erlegen. Ich liebe dich.“

Johnny starrte ihn fassungslos an, doch das einzige Wort, das über seine Lippen kam, war: „Breug!“

Warum genau Johnny ihn des Lügens bezichtigte, wusste er nicht, aber bevor er auch nur irgendetwas antworten konnte, hatte sich der Schotte bereits in Rage geredet: „Willst du mich verarschen oder was?! Du bist ein gottverdammtes Arschloch! Meinst du, es fällt mir leicht zuzugeben, dass ich so empfinde? Und dann kommst du mit deinem dämlichen ‚Ich liebe dich schon seit Jahren‘! Haha, das ich nicht lache! Aus dem Grund hattest du auch zeitweise eine Freundin nach der anderen, nicht wahr?!“

Robert hatte ruhig zugehört und meinte dann: „Bist du fertig?“ Als Antwort erhielt er einen zornigen Blick und den Versuch, sich aus seinem Griff zu befreien. Er konterte, indem er sich über Johnny setzte und ihn somit endgültig festnagelte.

„Johnny, hör mir bitte zu. Ich liebe dich und das schon gefühlt eine Ewigkeit. Und mit dem, was ich gesagt habe, wollte ich dich sicherlich nicht verärgern. Ja, ich war zwischenzeitlich mit ein paar Mädchen zusammen. Aber nachdem ich einfach unsere Freundschaft nicht gefährden wollte und ich einfach die Aussichtslosigkeit einer Beziehung zwischen uns realisiert hatte, habe ich schlicht und ergreifend versucht, mich von meinen Gefühlen abzulenken. Dass es nicht funktioniert hat, siehst du ja wohl daran, dass ich mittlerweile seit einiger Zeit wieder single bin. Es tut mir Leid, wenn ich dich dadurch verletzt habe, das war nicht meine Absicht gewesen. Denn hätte ich gewusst, dass du ebenfalls etwas für mich empfindest, dann hätte ich mich auf eine andere Beziehung gar nicht erst eingelassen.“

Immer noch stierte Johnny ihn mit vorwurfsvoller Miene an und Robert seufzte gequält auf.

„Ganz im Ernst? Jeder Mensch ist verschieden und es mag sein, dass du dich für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemals etwas zwischen uns laufen sollte, aufgespart hast. Ich aber nicht. Ich habe es eben nicht ausgehalten, darauf zu hoffen, dass da irgendwann mal irgendetwas zwischen uns sein könnte. Akzeptiere es, oder lass es sein. Aber ich lasse mir sicherlich nicht von dir unterstellen, dass ich bezüglich meiner Gefühle lügen würde.“

Sie schwiegen sich an und lieferten sich ein hitziges Blickduell. Robert war nicht bereit, sich moralisch unter Johnny zu ordnen und Johnny war nicht bereit, den Frust der letzten Jahre einfach so beiseite zu lassen. Stille Vorwürfe schwebten über ihnen und Robert dachte angestrengt darüber nach, wie es überhaupt so weit kommen konnte.

Im nächsten Moment geschah alles viel zu schnell. Die Zimmertür flog auf und Frau McGregor stand im Türrahmen, um Johnny zu wecken. Sofort wandten sich die Köpfe der beiden Jugendlichen zu der Person um, die es wagte, ihre hitzige Debatte zu unterbrechen. Zunächst schien Johnnys Mutter verwirrt zu sein, dass Robert noch anwesend war, als sie dann jedoch die Szene erfasste, erstarrte sie.

Robert saß auf Johnny, hatte ihn auf das Bett gepresst und beide trugen lediglich ihre Unterwäsche. Als den beiden klar wurde, was das für einen Eindruck erwecken musste, war es bereits zu spät und Frau McGregor war bereits wieder aus dem Zimmer verschwunden. Zurück blieben Johnny und Robert, die sich fassungslos anstarrten.

Kapitel 16

„Sieh‘ nur an, was du angestellt hast!“, fauchte Johnny aufgebracht und versuchte erneut sich zu befreien, „Jetzt denkt meine Mum, dass wir miteinander rumgemacht haben!“

Robert verkniff sich einen Kommentar über die Ironie der Situation, hatte Johnny doch anfangs behauptet, dass ihre Scheinbeziehung genau darauf hinauslaufen sollte. Stattdessen löste er seinen Griff und gab Johnny die Gelegenheit, sich ebenfalls aufzurichten. „Vorwürfe bringen jetzt auch nichts mehr“, kommentierte er sowohl das aktuelle Geschehen, als auch ihre vorhergehende Auseinandersetzung.

„Gott, was mache ich nur?“, murmelte Johnny und klang ernsthaft verzweifelt. Robert zögerte einen Moment. „Du hast verschiedene Möglichkeiten“, begann er und er hatte augenblicklich die ungeteilte Aufmerksamkeit des Schotten, „Du kannst deinen Eltern die Wahrheit sagen – dass wir uns gestritten haben und eine kleine Rangelei hatten. Oder du gibst zu, dass es ein Trick war, um dein Verlobungstreffen heute Abend zu verhindern. Eine andere Möglichkeit – und ich gebe offen zu, dass ich diese bevorzugen würde – wäre, dass wir es einfach mit einer ernsthaften Beziehung versuchen.“

Es herrschte einige Zeit Schweigen und Johnny starrte ihn berechnend an. „Woher weißt du von der Sache mit dem Treffen heute Abend?!“

Robert riss sich zusammen, um nicht seine Augen zu verdrehen. Wenn Johnny eines gut konnte, dann war es das, Nebensächlichkeiten in den Vordergrund zu rücken und sich daran aufzuhängen. „Oliver hat mir gestern davon erzählt. Das war ehrlicherweise der eigentliche Grund, warum ich hergekommen bin.“ Er zögerte, ehe er offen zugab: „Ich dachte mir, wenn ich es vielleicht schaffe, dass du dich doch noch in mich verliebst, sagst du die ganze Sache doch noch ab.“

„Das ist... das Dämlichste, was ich je gehört habe“, Johnnys Blick zeigte deutlich, dass er das, was er sagte, auch genau so meinte. Dann streckte er seine Hand aus, legte sie sanft auf Roberts Wange und rückte ein Stückchen näher zu ihm, „Aber verdammt süß.“ Er küsste ihn auf den Mund und Robert verspürte eine gewisse Erleichterung, dass Johnny sich allem Anschein nach für die dritte Möglichkeit entschieden hatte.

Er schlang seine Arme um ihn und zog ihn näher zu sich, um den Kuss ein wenig zu vertiefen und wusste, dass er endlich das erreicht hatte, was er sich schon seit einiger Zeit so sehnlich gewünscht hatte...
 

Einige Zeit später standen sie angezogen und frisch gemacht vor Johnnys Eltern, die sie skeptisch ansahen.

„Robert“, meinte Johnnys Vater Mark mit bemüht ruhiger Stimme, „Es ist, denke ich, am besten, wenn du erst einmal gehst.“

„Vielleicht haben Sie Recht“, sagte der Angesprochene und erntete dafür einen entsetzten Blick seines Freundes, „Aber ich glaube, die Angelegenheit betrifft mich genauso.“

Wie zur Bestätigung griff Johnny nach seiner Hand und klammerte sich förmlich daran fest, als hätte er Sorge, dass er es sich doch noch einmal anders überlegen würde. Durch die Berührung konnte Robert deutlich Johnnys Unruhe spüren und er musste dem Drang widerstehen, ihn in den Arm zu nehmen.

„Nun gut“, seufzte Johnnys Mutter Marian und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie den beiden andeutete, sich auf das Sofa zu setzen. Wortlos folgten sie der Aufforderung. „Bevor wir jetzt ernsthaft über diese Angelegenheit diskutieren, möchte ich eine Sache wissen: Ist das irgendein kindisches Schauspiel wegen der Verlobungssache? Johnny du weißt, dass du uns auch einfach sagen kannst, wenn es dir zu viel wird.“

Johnny wirkte in dem Moment sehr defensiv und unsicher, er warf einen kurzen Blick zu Robert, der ihm aufmunternd zulächelte, auch wenn es ihm insgeheim selbst vor dem Gespräch mit seinen eigenen Eltern graute. Aber da mussten sie jetzt durch.

„Es hat... nicht wirklich was mit der Verlobungssache zu tun.“

Für einen kurzen Augenblick fragte sich Robert, wie man es mit einem Satz schaffen konnte, die ganze Angelegenheit noch schlimmer zu machen. Aber es war wohl durchaus problemlos möglich.

Nicht wirklich?“

„Na ja“, Johnny zögerte, denn ihm wurde wahrscheinlich selbst gerade bewusst, dass er Mist gebaut hatte, „Wegen der ganzen Angelegenheit kam ich dazu, Robert zu sagen, dass ich schon seit Ewigkeiten in ihn verliebt bin. Ich dachte jetzt oder nie...“

„Und was ist mit dir, Robert?“, Herr McGregor blickte ihn durchdringend an. Robert war klar geworden, dass Johnny allem Anschein nach lieber die Wahrheit sprach, als seine Eltern anzulügen. Dann würde er sich dem wohl anschließen. „Nachdem Johnny seine Liebe gestanden hatte, war ich ehrlicherweise im ersten Moment ziemlich schockiert. Hätte ich das nämlich schon eher geahnt gehabt, dann hätte ich wohl eher zugegeben, dass ich das Gleiche empfinde.“

Johnnys Eltern blickten sich an. „Seit wann seid ihr zusammen?“

„Seit heute Morgen“, murmelte Johnny kaum hörbar, Robert kam jedoch nicht umhin zu ergänzen: „Allerdings machen wir jetzt schon seit ein paar Wochen miteinander rum.“

Johnny starrte ihn entsetzt an. „Das musst du meinen Eltern nicht erzählen!“, zischte er aufgebracht. „Es stimmt aber doch!“, rechtfertigte sich Robert, denn ehrlicherweise waren ihm die letzten Wochen schon wichtig genug, um sie zu erwähnen. Ihn traf ein böser Blick, aber auch wenn Johnny sich abwandte, ließ er die Hand nicht los, was Robert ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Unter den Umständen sagen wir den Termin heute Abend natürlich ab“, meinte Mark McGregor, wobei er die beiden Jugendlichen streng musterte, „Es liegt uns fern Johnny eine Beziehung aufzuzwingen. Vor allem wenn er bereits eine führt.“

„Wir wünschen natürlich nur das Beste für euch, auch wenn eine andere Form des Coming Outs wohl für beide Parteien angenehmer gewesen wäre“, ergänzte Marian und räusperte sich, „Ihr solltet euch jedoch darüber im Klaren sein, was für Konsequenzen das Ganze haben kann. Dann wiederum gibt es Konsequenzen wohl bei jeder Art von Beziehung.“

Als sie das sagte, grinste sie ihren Ehemann an, was diesen dazu brachte empört „Marian, nicht vor den Kindern!“ zu sagen. Robert wollte gar nicht wissen, worum es gerade ging. Er merkte, wie Johnny mit sich rang bezüglich der Bezeichnung ‚Kinder‘ zu protestieren, auf der anderen Seite aber auch keine düsteren Geheimnisse seiner Eltern hören wollte und die Begründung deshalb doch sehr willkommen hieß.

„Zoey wird natürlich enttäuscht sein, denn sie hatte sich sehr auf ein Treffen mit dir gefreut. Aber ich werde mich darum kümmern.“

Nach einem umfassenden Frühstück, bei dem sie das Gespräch (wenn auch weniger steif) fortführten, ließen Johnnys Eltern einen Wagen vorfahren, der die beiden wieder zurück zum Internat bringen sollte. Nachdem sie sich verabschiedet hatten, stiegen Robert und Johnny mit einem gewissen Gefühl der Erleichterung ein, denn auch wenn es positiv zu werten war, dass Johnnys Eltern so gut und offen reagiert (und sie ihnen nicht den Kopf abgerissen) hatten, war es doch sehr angenehm einen gewissen Abstand zu bekommen.

Als der Wagen das Anwesen verließ, winkten ihnen die beiden McGregors hinterher, doch sobald das Fahrzeug außer Sichtweite war, sahen sich die beiden an. „Glaubst du ihnen, Marian? Oder meinst du es ist alles nur eine Ausrede?“ „Das ist eine sehr gute Frage. Ihre Geschichte hat mit dem, was wir wissen, übereingestimmt. Aber vielleicht sollten wir doch lieber noch eine Weile ein Auge auf die beiden werfen.“

Sie zückte ihr Handy und tippte eine Nummer ein. „Hallo, Oliver! Hier ist Marian McGregor. Du müsstest uns nochmal einen Gefallen tun...“

Kapitel 17

Nervös kaute Robert auf seiner Unterlippe und starrte angespannt den Bildschirm vor sich an, der ihn damit quälte, den Verbindungsaufbau unnötig in die Länge zu ziehen.

„Es ist nur fair“, murmelte Johnny und Robert hob seinen Blick, um zu seinem Bett hinüber zu blicken, auf dem Johnny es sich mit einem Handheld bequem gemacht hatte. Großartig, schoss es ihm durch den Kopf, danke für die Unterstützung. Als Robert auf seine Provokation nicht antwortete, sah der Schotte auf und fügte hinzu: „Meine Eltern wissen es mittlerweile. Ich finde es nur gerecht, wenn deine es auch erfahren.“

„Du musst dich nicht erklären“, kommentierte Robert trocken, „Mir war schon klar worauf du hinaus willst. Außerdem weiß ich selbst, dass ich die Angelegenheit dringend mit meinen Eltern absprechen sollte, immerhin besteht sonst die Gefahr, dass deine Eltern damit schneller sind als ich.“

Johnny musterte ihn düster und Robert seufzte innerlich, während er hinzufügte: „Außerdem wäre es für unsere Beziehung durchaus wichtig, das Ganze zeitnah mit meinen Eltern abzusprechen. Zufrieden?“

Es war eine Sache, dass er seinen Eltern gleich gestehen würde, dass er nicht nur auf Kerle stand, sondern auch noch eine Beziehung mit seinem besten Freund angefangen hatte, aber eine andere war es, das mit Publikum zu tun. Ja, er war am Morgen auch anwesend gewesen, als Johnny mit seinen Eltern über ihre Beziehung gesprochen hatte, aber dort hatte er eine unterstützende und keine beobachtende Funktion eingenommen. Aber vermutlich war es auch besser so, dass Johnny nicht direkt neben ihm saß.

„Ah, hallo Robert!“, der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen und seine Aufmerksamkeit richtete sich sofort wieder auf den Bildschirm vor ihm, auf dem sein Vater zu sehen war, der gerade dabei war, sich einen Tee in seine Tasse einzuschenken, „Du hast dich ja schon lange nicht mehr gemeldet. Wie geht es dir?“

„Ja, ganz gut“, meinte Robert lahm und zögerte einen Moment. Er hätte die ganze Angelegenheit lieber in aller Ruhe zu Hause mit seinen Eltern von Angesicht zu Angesicht besprochen. Das wäre ein angemessenerer Rahmen gewesen. Aber so musste wohl ein simples Gespräch per Webcam ausreichen – es würde noch einige Zeit dauern, ehe er wieder für ein paar Tage nach Hause kommen würde. „Ich muss dringend mit dir über etwas reden.“

„Das habe ich mir schon fast gedacht“, lächelte Herr Jürgens und trank einen Schluck Tee, „Worum geht es denn, mein Junge?“

Jetzt konnte er sich sowieso nicht mehr herausreden. Er spürte zwei erwartungsvolle Blicke auf sich ruhen und fragte sich unwillkürlich, ob sich sein Vater und Johnny überhaupt darüber im Klaren waren, unter welchen Druck sie ihn gerade setzten. Wahrscheinlich war es in diesem Fall besser, wenn er einfach schonungslos mit der Wahrheit herausbrach. Dann hätte er es schnell hinter sich gebracht. Er holte tief Luft.

„Ich bin schwul und mit Johnny zusammen.“

Sein Vater sah ihn einen kurzen Moment lang berechnend an, hob seine Tasse zum Mund und sagte mit gleichmütiger Stimme „Du bist enterbt“, ehe er erneut an seinem Tee nippte. Johnny fuhr augenblicklich mit schockierter und aufgebrachter Miene auf.

Robert verdrehte genervt die Augen. „Paps!“

„Oh, tut mir Leid. War es nicht der Sinn der Sache, dass wir uns irgendwelche schockierenden Nachrichten an den Kopf werfen?“, Herr Jürgens lächelte ihn freundlich an und zuckte beiläufig mit den Schultern.

„Ich meine es ernst!“

Der Gesichtsausdruck seines Gegenübers wirkte überrascht. „Oh.“

Es herrschte kurze Zeit Schweigen zwischen ihnen.

„Du bist enterbt.“

Robert stöhnte genervt auf, während Johnny auf dem Bett seinen Freund höchst besorgt und äußerst unruhig anblickte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Robert brachte ihn mit einer Geste dazu, ruhig zu bleiben und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.

„Bitte, ich meine es wirklich ernst. Und Johnny kauft dir den Unsinn auch noch ab.“

Herr Jürgens lehnte sich ein Stückchen zurück und musterte seinen Sohn dann mit strengem Blick. „Was erwartest du für eine Reaktion von mir, Robert? So wie du mit dem Thema umgehst, könnte man fast das Gefühl bekommen, dass du davon ausgehst, dass die Nachricht für deine Mutter oder mich eine Katastrophe ist. Es ist dein Leben, es sind deine Entscheidungen, die du treffen musst und es freut mich, wenn du glücklich in einer Beziehung bist. Oder haben wir uns je darüber kritisch geäußert, wenn du mit einem Mädchen ankamst? Ich sehe keinen Grund dafür, dein Eingeständnis negativ zu bewerten oder deshalb schlecht von dir oder Johnny zu denken oder mich irgendwie darüber aufzuregen. Du solltest die Sache ein wenig entspannter sehen.“

Für Robert sah das Ganze in der Tat ein wenig anders aus. Es war nun mal ein bedeutender Schritt, zuzugeben, dass er auf Kerle stand. Und es gab nun mal unleugbare Unterschiede von hetero- und homosexuellen Beziehungen. Auch wenn er dankbar sein sollte, dass seine Eltern – oder zumindest sein Vater – die Angelegenheit so ruhig und entspannt hinnahmen, wäre es ihm doch lieber gewesen, wenn zumindest Bedenken geäußert worden wären oder aber wenn er sich vielleicht sogar hätte rechtfertigen müssen. Auch wenn Letzteres zugegeben etwas war, das er noch nie vor seinen Eltern hatte tun müssen. Er setzte sich aufrecht hin und blickte seinen Vater durchdringend an.

„Seit wann wisst ihr es schon?“

„Dass du gerne mit Johnny zusammen wärst? Ein paar Jahre. Zugegeben haben uns daher deine Beziehungen mit den Mädchen immer sehr verwundert. Wir dachten schon, das mit euch beiden wird nichts mehr.“

Robert entging das Grinsen auf Johnnys Gesicht nicht, doch er überging es geschickt und bemühte sich darum, ruhig zu bleiben. Gut, seine Eltern hatten wohl bemerkt, dass er schon die ganze Zeit in Johnny verliebt gewesen war. Das hieß vermutlich, dass sie in den letzten Jahren nicht nur Gelegenheit hatten, sich mit dem Gedanken anzufreunden, sondern auch, dass sie sehr wohl durchschaut hatten, dass er mit den Mädchen zusammen war, um darüber hinweg zu täuschen, dass er nun mal schwul oder zumindest bisexuell war. Er zögerte.

„Habt ihr gewettet?“

Sein Vater hielt einen Moment in der Bewegung inne und zuckte mit den Schultern. „Also so würde ich das jetzt nicht unbedingt bezeichnen.“

Robert wusste ob der Schwäche seiner Eltern, dass sie gerne den Ausgang mancher Dinge mit kleinen Wetten festhielten. Es war nicht so, dass sie spielsüchtig waren oder um Geld spielten, es ging dabei mehr darum, wer Recht hatte und wer nicht. Und meist waren die Wetteinsätze für beide Parteien angenehm.

Es war kein Wunder, dass er bereits als Kind gelernt hatte, ruhig und berechnend zu reagieren und dieses Verhalten nicht als persönliche Kränkung aufzufassen. Auch wenn er es nach wie vor nicht gut heißen konnte – und wollte. Um ehrlich zu sein, hatte er aufgrund der Freiheiten, die er gehabt hatte, schnell angefangen, sich selbst strenge Regeln zu setzen. Und die wenigen Bestrafungen und Einschränkungen, die er von seinen Eltern erhielt, wie beispielsweise das Verbot auf die Party zu gehen, konnte er daher auch nicht wirklich ernst nehmen und sah sie lieber als Vorschläge an. Was jedoch nicht hieß, dass er den beiden seine Verstöße meldete. Sie sagten ihm selbst oft genug, dass er seine eigenen Entscheidungen treffen müsste.

Robert wollte gerade antworten, als die Tür zum Arbeitszimmer seines Vaters aufflog und seine Mutter mit einem strahlenden Lächeln eintrat. „Christopher, du wirst nicht-... Robert, Liebling! Schön, dass du dich meldest!“ Vera Jürgens kam näher, schlang ihre Arme um ihren Ehemann und lächelte Robert freundlich an, „Wie geht es dir?“

„Gut, ich habe gerade-...“, begann Robert, doch er hatte keine Gelegenheit, den Satz zu Ende zu sprechen.

„Marian hat mich gerade angerufen! Das mit dir und Johnny sind ja wirklich wunderbare Neuigkeiten. Wir hatten uns schon gefragt, ob das mit euch beiden denn mal klappen wird!“

Dass ihre Mütter so gut befreundet waren, hatte zwar in ihrer Kindheit überhaupt erst dazu geführt, dass er und Johnny sich kennengelernt hatten und als Kinder oft miteinander hatten spielen können, in Momenten wie diesen hasste er es jedoch. Er seufzte innerlich und setzte bereits an, etwas zu antworten, als Vera bereits weitersprach: „Ich freue mich so für euch beiden! Dann wollen wir euch doch nicht länger als notwendig voneinander fern halten! Liebe Grüße an Johnny! Und treibt es nicht zu wild, ja? Bis bald!“

Sein Vater nickte ihm knapp zu und bemühte sich hastig darum, die Verbindung zu trennen, doch Robert bekam zu seinem Leidwesen sehr wohl noch mit, wie seine Mutter sich auf seinen Schoß setzte und ihm einen innigen Kuss gab. Robert wurde augenblicklich bewusst, dass er wohl die längste Zeit Einzelkind gewesen war. Er erschauderte bei dem Gedanken und bemerkte erst jetzt, dass Johnny ihn irritiert und entgeistert zugleich ansah. „Was war denn das?!“, als Robert ihn nur schweigend anblickte, fügte er hinzu: „Ich glaube ich verstehe jetzt einiges etwas besser.“

Der Angesprochene schaltete seinen Laptop aus, ehe er trocken meinte: „Willkommen in meiner Welt.“

Zusatzkapitel 1

Jetzt, da sie wirklich ganz offiziell ein Paar waren, hatte Robert weit weniger Hemmungen einfach so seine Zeit mit Johnny zu verbringen. Damit er dennoch seine Verpflichtungen nicht vergaß, notierte er sich mittlerweile alles ordentlich, denn er hatte schnell feststellen müssen, dass ein schöner gemeinsamer Nachmittag gerne auch mal zu einem schönen gemeinsamen Abend wurde und dann keine Zeit mehr für sinnvolles Arbeiten blieb. Es funktionierte ganz gut und auch im Training machte das Team Fortschritte und Johnny und er lenkten sich gegenseitig weit weniger ab, als befürchtet. Vermutlich lag das schlicht und ergreifend daran, dass sie schon eine ganze Zeit ineinander verliebt gewesen waren und gelernt hatten, auch einmal Abstand von ihren Gefühlen zueinander zu nehmen.

Johnny kam jetzt täglich vorbei, um seine Hausaufgaben mit ihm zu erledigen, zu seinem Leidwesen schlossen sich Oliver und Enrico den beiden jedoch an, als sie von der 'Arbeitsgruppe' hörten. Aber nun gut, das ließ sich nicht ändern und war vermutlich für ihre Teamarbeit nicht allzu schlecht, auch wenn sich hierdurch ihre zweisame Zeit wiederum reduzierte.

Den Kampf gegen die Stone Killerz brachten sie erfolgreich hinter sich, und mittlerweile hatten sich die Schüler auch einigermaßen an die Vorstellung gewöhnt, dass da etwas zwischen Robert und Johnny lief. Allerdings hatten sie es immer noch nicht geschafft ihren 'Fanclub', nämlich eine Gruppe kreischender Mädchen, loszuwerden.

Sie hatten zwar öfters kleinere Auseinandersetzungen – nur weil sie nun wirklich zusammen waren, hieß das noch lange nicht, dass sie sich deshalb anders verhielten als bisher – aber Robert war in ihrer Beziehung sehr glücklich und Johnny wirkte ruhiger, entspannter und manchmal schien er sogar richtig zu strahlen. Was Robert wiederum zeigte, dass die Entscheidung für eine Beziehung die richtige gewesen war.

Dennoch überkam ihn nun öfter einmal die Frage: Wann würden sie ihren Jahrestag nun eigentlich feiern? Am Datum ihres Coming Outs? Am Beginn ihrer Scheinbeziehung? Oder an seinem Geburtstag, den sie im Rahmen ihrer Scheinbeziehung als Anfangstermin festgesetzt hatten? Es mochte vielleicht affig wirken, aber das beschäftigte ihn wirklich sehr.
 

Es war Mittwochmorgen und die Schüler saßen in ihren Unterrichtskursen. So auch Robert und Johnny in Französisch. Sie hatten in diesem Klassenraum Einzeltische, aber die Majestics hatten es geschafft, sich zu Beginn des Schuljahres vier nebeneinanderstehende Tische zu sichern.

Robert folgte gerade aufmerksam dem Unterricht, als ein Zettelchen auf seinem Tisch landete. Unsicher blickte er nach vorne, um sicher zu gehen, dass der Lehrer es nicht bemerkt hatte, und faltete es dann auf.

„Lust heute Abend vorbei zu kommen? Hab' eine neue Blu-Ray gekauft.“

Die Handschrift hätte Robert überall wieder erkannt. Er warf einen Blick zu Johnny, der am Tisch rechts neben ihm saß und verdrehte dann die Augen, ehe er unter den Text säuberlich schrieb: „Kannst du mich das nicht nach dem Unterricht fragen? Ich würde gerne aufpassen.“

Der Zettel wanderte zurück zu seinem Absender, nur um wenige Sekunden zurück zu fliegen.

„Vielleicht hast du dann aber schon was vor. >:(“

„Das ist lächerlich.“

Du bist lächerlich.“

Robert starrte auf das Papier vor ihm und dann zu Johnny, der sich beleidigt zur Seite gedreht hatte. Hastig schrieb er: „Das ist absolut kindisch! Lass uns das Ganze einfach nach dem Unterricht besprechen.“

Als Antwort erhielt er wiederum ein Schreiben und er kam nicht umhin, leicht genervt zu sein. Er öffnete den Zettel, als der Lehrer nicht hinsah: „Du hättest einfach ja oder nein schreiben können! Das wäre außerdem viel kürzer gewesen als das“, auf dem Papier verlief ein Pfeil zu Roberts erster Antwort, „und die Sache wäre geklärt gewesen!“

Robert zögerte nicht lange, schrieb „Ja oder nein. Jetzt zufrieden?“ und wandte sich wieder dem Unterricht zu. Gut, es war vielleicht nicht sonderlich sinnvoll gewesen, Johnny derart zu ärgern, aber ehrlicherweise war ihm das Ganze auch irgendwo zu doof. Und wenn er sich jetzt darauf einließ, dann würde Johnny künftig bestimmt öfter Zettel schreiben und ihn damit nur vom Unterricht ablenken.

Die Antwort kam diesmal schneller als erwartet und sie traf Robert grob am Kopf. Der einzige Text darin war ein böse dreinblickender Smiley: „>:(“

Er zerknüllte den Brief und legte ihn zur Seite, um ihn später wegzuwerfen. Johnny würde akzeptieren müssen, dass er jetzt dem Unterricht folgte und die Sache mit dem Filmeabend eben erst später geklärt würde. Konzentriert notierte er ein paar Informationen, die ihnen Herr Hiver über den Lautwandel des Französischen im Verlauf der Sprachentwicklung gab, als er diesmal von links beworfen wurde. Gereizt sah er zu Enrico, der ihn angrinste und beide Daumen nach oben zeigte. Robert ahnte bereits, was in Enricos Zettel stand, dennoch öffnete er und las er ihn: „Worum geht's denn? :D“

„Das geht dich nichts an Enrico. Und jetzt möchte ich bitte wieder dem Unterricht folgen!“, unachtsam kritzelte er die Nachricht auf das Papier und obwohl er gedacht hatte, damit sei die Sache erledigt, kam schon wieder ein Zettel zurück.

„Habt ihr Streit...? :D“

„Nein und jetzt pass' lieber auf.“

Keine Sekunde später erreichten ihn gleich zwei Zettel. Einer von Johnny, in dem stand „Ach und mit Enrico ist es in Ordnung zu schreiben?!?!“ und einer von Oliver, dessen Inhalt „Könntet ihr damit bitte mal aufhören? Ihr lenkt die ganze Klasse ab!“ lautete.

Robert konnte nicht anders, als gequält aufzuseufzen, dann erhob er sich von seinem Platz. „Monsieur Hiver, est-il possible pour moi de quitter le cours plutôt aujourd'hui? J'ai un rendez-vous important“, ehrlicherweise hatte Robert wenig Lust dazu, sich noch einen Moment länger mit der Situation herumzuschlagen. Und wenn er schon nicht aufpassen konnte, dann würde er die Zeit zumindest anderweitig sinnvoll nutzen. Es war keine Seltenheit, dass Schüler sich aus dem Unterricht abmeldeten und da er ansonsten ein zugegeben ausgezeichneter Schüler war, war es unwahrscheinlich, dass Herr Hiver protestieren würde, wenn er fragte, ob er früher gehen durfte.

Bien sûr, Robert. Je vais donner vos devoirs à quelqu'un“, gab ihm der Lehrer die Erlaubnis und während Robert seine Sachen zusammenpackte und aufstand, meinte er: „Merci beaucoup. Au revoir.

Damit war er verschwunden. Er machte sich auf den Weg in die Bibliothek, um den Stoff der heutigen Unterrichtsstunde eigenständig aufzuholen und erst als es läutete, beendete er seine Arbeit und schlug den Weg zum nächsten Kurs ein. Wie erwartet, sprach Johnny nicht mit ihm, sondern musterte ihn nur mit böse-vorwurfsvollem Blick. Das war für Robert insofern in Ordnung, dass er wusste, dass Johnny sich auch wieder normalisieren würde. Spätestens am Abend, wenn er vorbeikam, um diesen Film mit ihm anzusehen, war die Angelegenheit mit großer Wahrscheinlichkeit schon wieder vergessen.

Zum Mittagessen erschien Johnny gar nicht, was Robert klar machte, dass der Schotte ihm nun ganz bewusst aus dem Weg ging. Er war sich jedoch nach wie vor sicher, dass es mehr ein Machtspiel war und Johnny einfach nicht zugeben wollte, dass er überreagiert hatte, als dass er wirklich verletzt war.

Erst als Johnny auch zum Abendessen nicht auftauchte, machte er sich allmählich Sorgen. Enrico hakte mehrfach nach, was nun eigentlich los war und Oliver bedachte ihn mit einem Blick, der wohl ziemlich genau einfach aussagte „Denk' nicht mal daran, dich bei mir auszuheulen. Du hast Mist gebaut, bring' das auch wieder in Ordnung.“, was Robert insofern nervte, dass er sich keiner Schuld bewusst war. Johnny musste ja nicht gleich so empfindlich reagieren, nur weil er eine Diskussion auf später verschob. Aber vielleicht war genau das der Sinn der Sache: er sollte ein schlechtes Gewissen bekommen. Allerdings müsste Johnny sich da etwas Besseres einfallen lassen.

Robert beschloss nach dem Essen noch kurz seine Pflichtlektüre für den Deutschunterricht zu beginnen und im Anschluss bei Johnny vorbeizusehen, um ihm zu sagen, dass er sein Verhalten reichlich kindisch fand und er sich doch bitte zusammenreißen sollte. Auch wenn ihm klar war, dass das sicherlich nicht zur Besserung der Situation beitragen würde. Er nahm ein bisschen Essen vom Abendbrot beiseite, damit Johnny zumindest eine Kleinigkeit aß und nicht mit leerem Magen zu Bett gehen musste, obwohl er sich das ja eigentlich selbst eingebrockt hatte.

Nachdem Robert sich drei Kapitel von Thomas Manns „Zauberberg“ zur Gemüte geführt und es als durchaus interessante Lektüre eingestuft hatte, warf er einen Blick auf die Uhr, der ihm sagte, dass es bereits acht Uhr war – und er sich schleunigst auf den Weg zu Johnny machen müsste. Er hatte ihn lange genug schmoren lassen. Mit einem gequälten Seufzen legte er das Buch beiseite, stand von seinem Bett auf und schnappte sich den Teller Essen, den er für Johny zurechtgemacht hatte. Keine Minute später stand er auch schon vor Johnnys Zimmertür. Für einen kurzen Augenblick zögerte er, ehe er anklopfte.

Keine Reaktion.

Er griff nach der Türklinke, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Irritiert runzelte er die Stirn und klopfte nochmals gegen die Tür: „Johnny, bist du da?“

Keine Reaktion.

War Johnny immer noch wegen der ganzen Sache eingeschnappt? Tat er deshalb nur so, als wäre er nicht da? Oder war er vielleicht wirklich nicht in seinem Zimmer? Wo sollte er denn sonst sein? Robert war sich ziemlich sicher, dass Johnny die ganze Zeit bewusst gewesen sein musste, dass er am Abend vorbeikommen würde. Also entweder wollte er jetzt einfach prüfen, wie viel Geduld er hatte und wie lange er vor der Tür stehen bleiben würde, oder aber er war ihm ganz bewusst aus dem Weg gegangen, indem er irgendwohin verschwunden war. Oder er wollte ihn wirklich einfach heute nicht mehr sehen.

Zielstrebig trat Robert zu dem Zimmer, das neben Johnnys lag, und klopfte an. Wenn jemand wusste, was genau los war, dann war es Enrico. Er hörte Stimmen, die sich unterhielten, dann ein paar Schritte und die Tür öffnete sich einen Spalt, sodass Enrico seinen Kopf hindurch schieben, aber Robert nicht genug vom Zimmer sehen konnte. „Was ist?“, murmelte Enrico und wirkte nicht so, als würde er sich über den Besuch freuen. Seine Haare waren zerzaust und er machte auch keinen sonderlich kommunikativen Eindruck.

Es war in Roberts Augen höchst erstaunlich, wie viel Wert Enrico in diesem Fall auf seine Privatsphäre legte, wo er doch für gewöhnlich das Privatleben anderer mit den Füßen trat. Aber ehrlicherweise war das jetzt ganz und gar nicht Roberts Problem.

„Hast du Johnny gesehen? Er macht nicht auf. Ist er bei dir?“

Enrico musterte ihn kurz berechnend. „Teodoro kam vorhin vorbei und Johnny ist mit ihm mitgegangen. Frag' mich nicht worum es ging, ich habe nur etwas aufgeschnappt, das so klang, als wolle Teodoro ihre Streitigkeiten begraben. Allerdings weiß ich nichts Genaueres, ich war... beschäftigt.“

Dafür, dass Enrico wohl durch Megan abgelenkt gewesen war, hatte er erstaunlich viel mitbekommen. Robert musste nur zugeben, dass ihn die Geschichte eher beunruhigte, als dass er sich darüber freuen konnte. „Danke, Enrico. Noch einen schönen Abend.“

Der Italiener nickte ihm knapp zu und schloss die Tür wieder. Im Vorbeigehen stellte Robert den Teller auf einem der Tablettwagen ab und versuchte sich daran zu erinnern, wo Teodoros Zimmer war. Auf der anderen Seite war es unwahrscheinlich, dass er Johnny dorthin gebracht hatte, wenn er etwas Dummes vorhatte. Doch wohin dann?

Zusatzkapitel 2

In Gedanken ging Robert, während er ziellos durch die Gänge eilte, sämtliche Räumlichkeiten durch, die er selbst nutzen würde, sofern er jemanden ungestört beiseite nehmen wollte.

Am nahsten und noch dazu gut abgeschirmt war der Kartenraum. Dort würde es niemandem auffallen, wenn eine Gruppe Schüler irgendwelchen Unsinn anstellte. Robert drehte um, schlug den entsprechenden Weg ein und dachte darüber nach, was Teodoro mit Johnny vorhaben könnte. Johnny hatte ihn oft genug durch bessere Leistungen übertrumpft und er selbst hatte Teodoro erst vor wenigen Wochen vor seinen Freunden ziemlich gedemütigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Teodoro ihren Zwist vergessen wollte, war so verschwindend gering, dass Robert sich fragte, warum um Himmelswillen Johnny überhaupt mitgegangen war. Das war doch einfach nur naiv!

Als er in den Gang einbog, sah er eine hochgewachsene, schlanke Frau, die vor der Tür des Kartenraums stand und ihn desinteressiert musterte. Er hatte sie noch nie zuvor an der Schule gesehen, doch ihre Kleidung war aufreizend und ließ einen Schluss zu, der Robert ganz und gar nicht gefiel. Gereizt ballte er seine Hände zu Fäusten, als ihm klar wurde, was Teodoro sich da allem Anschein nach für einen ‚Streich‘ ausgedacht hatte.

„Wenn Teodoro Sanchez Sie hierher bestellt hat, dann würde ich an Ihrer Stelle jetzt verschwinden“, meinte Robert beiläufig und zog sein Handy aus der Hosentasche, „Und zwar schnell.“ Doch die Frau grinste ihn nur dämlich an: „Sorry, sofern du nicht vorhast meine Rechnung zu begleichen, bleibe ich hier stehen.“

„Wie Sie meinen“, antwortete Robert in scharfem Tonfall - er hasste es, wenn man ihn einfach duzte - und betätigte sein Handy. Jeder Schüler des Internats hatte die Nummer des Sicherheitsdienstes in der Kurzwahl. Das hatte den einfachen Grund, dass Entführungen reicher Nachkommen recht populär waren und der Sicherheitsdienst direkt vor Ort war, während die Polizei einen längeren Anfahrtsweg hatte.

„Sicherheitsdienst des Internats Higher Education for Aristocratic Youths, Miller am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“, meldete sich sofort eine männliche Stimme.

„Hier Robert Jürgens. Allem Anschein nach wird im Kartenraum, Zimmer N247, ein Schüler gegen seinen Willen festgehalten. Bitte prüfen Sie das“, teilte Robert mit und wartete auf Bestätigung. Der Sicherheitsdienst war dazu verpflichtet, jeden Vorfall zu kontrollieren. Da die Gefahr bestand, dass dies von einigen Schülern zu ihrer persönlichen Belustigung missbraucht wurde, waren die entsprechenden Strafen für einen Alarm ohne begründeten Verdacht entsprechend hoch. Robert machte sich jedoch deshalb weniger Sorgen. Er hatte einen begründeten Verdacht und selbst wenn es sich als Fehlalarm herausstellen sollte, war ihm das Johnnys Sicherheit allemal wert.

„Wir haben jemanden in der Nähe und schicken ihn gleich zu Zimmer N247. Wissen Sie bereits Genaueres über den Tatbestand?“

„Ich habe die Sachlage noch nicht genau geprüft“, gab Robert offen zu, „Es ist jedoch davon auszugehen, dass eine Gruppe Schüler dafür verantwortlich ist. Vor dem Zimmer steht eine Frau, die zudem meines Wissens nicht zum Personal oder der Schülerschaft gehört.“

„Vielen Dank. Bitte halten Sie sich bedeckt und warten Sie auf den zuständigen Mitarbeiter.“

Für einen kurzen Moment zögerte Robert und dachte darüber nach, ob er es wirklich über sich bringen könnte, Johnny auch nur einen Augenblick länger in dem Zimmer alleine zu lassen. Gut, er wusste nicht sicher, ob das, was er befürchtete, sich auch tatsächlich bewahrheitete, doch er würde es bestimmt nicht darauf ankommen lassen.

„Sorry, das geht nicht“, meinte er und legte auf. Vielleicht nicht das Sinnvollste, aber ehrlicherweise hatte er nicht den Nerv noch länger zu warten. Auch wenn das vielleicht hieß, dass Teodoro genügend Zeit hatte, sich eine Ausrede auszudenken. Er warf einen scharfen Blick auf die Professionelle neben der Tür. Wenn die Frau es nach wie vor nicht für nötig hielt zu verschwinden, war ihm das nur Recht. Dann konnte sich Theodoro wenigstens aus dem ganzen Mist nicht ganz so einfach wieder herausreden.

Er griff nach der Türklinke und ohne weiter nachzudenken, trat er ein. Die Szene vor ihm hätte eindeutiger nicht sein können. In der Mitte des Raumes saß Johnny mit gesenktem Blick auf einem Stuhl, die Arme hinter dem Rücken. Neben ihm stand Teodoro, der ihn grinsend ansah und gerade etwas davon sprach, dass sein ‚erbärmliches Schwuchtel-Dasein‘ wohl bald ein Ende hätte. Einer seiner Freunde stand etwas abseits mit einer Videokamera in der Hand, während ein zweiter an einem Tisch ein paar Gegenstände aus einem Rucksack holte und ausbreitete. Der Dritte im Bunde stand daneben und besah die Szene mit einem Grinsen.

„Tut mir Leid, dass ich die kleine Party hier unterbrechen muss. Aber Johnny hat heute noch ein paar andere Termine, die er wahrnehmen muss.“

Sofort fuhren die vier Jugendlichen herum und Johnny hob überrascht seinen Kopf. Robert verschränkte die Arme vor der Brust und sein Gesicht verriet deutlich, wie wenig er von der ganzen Angelegenheit hier hielt. Teodoro war wie erstarrt und Robert nutzte die Gelegenheit, ein paar Schritte nach vorne und vor Johnny, der ihn gequält und peinlich berührt zugleich ansah, in die Hocke zu gehen. Er berührte in sanft an der Wange und war schockiert darüber, wie heiß sich Johnnys Haut anfühlte. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, doch der Schotte nickte lediglich mit zusammengepressten Lippen.

„Ich hol‘ dich hier raus“, meinte er und küsste ihn vorsichtig auf die Stirn, während er sich wieder erhob. Teodoro, der sich wieder gefangen hatte, lachte trocken. „Ach ja, und wie willst du das anstellen? Ich will erst mal sehen, wie du hier wieder herauskommen willst!“, dass Teodoro in seiner Notsituation versuchen wollte seine Machtposition aufrecht zu erhalten, was klar ersichtlich, doch Robert kümmerte sich wenig darum, trat um Johnny herum und durfte feststellen, dass sie ihn mit Hilfe von Handschellen an den Stuhl gekettet hatten.

„Wo ist der Schlüssel?“, fragte er und Teodoro starrte ihn vorwurfsvoll an. „Ich glaube, das ist nicht so wichtig“, meinte er gereizt, „Ich an deiner Stelle würde mir lieber darüber Sorgen machen, wie du hier wieder rauskommst, ohne das gleiche Schicksal zu teilen, wie dein Freund hier.“

Robert sah ihn unbeeindruckt an. „Ich denke, die einzigen im Raum, die sich Sorgen um irgendwelche Konsequenzen ihres Handelns machen müssen, seid ihr drei. Und vielleicht die Frau vor der Tür.“

„Und wie kommst du bitte darauf?“

Als wäre es abgesprochen gewesen, klopfte es in diesem Moment an die Tür, im nächsten flog sie auch schon auf und einer der Wachleute stand im Türrahmen, der die Szene kritisch musterte. „Weil ich im Gegensatz zu euch nachdenke, bevor ich handle“, sagte Robert und nickte dem Mann zur Begrüßung knapp zu, ehe er sich erneut an Teodoro und seine Freunde wandte, „Wenn ich nun nochmals um den Schlüssel bitten dürfte...“

Zusatzkapitel 3

Der Mann vom Sicherheitspersonal ließ sich die Ausweise aller Anwesenden geben und begann mit der ersten Beweissicherung, in dem er die Videokamera an sich nahm, ehe jemand auf die Idee kam, die Aufnahme zu löschen, während er auf Verstärkung wartete.

Teodoro starrte Robert zornig und verzweifelt zugleich an und nach einem kurzen Zögern nickte er Thomas, einem seiner Anhänger zu, der Robert den Schlüssel mit gesenktem Blick reichte. Zumindest schienen die Vier einzusehen, dass es ihnen mehr brachte, wenn sie sich, jetzt da sie aufgeflogen waren, kooperativ zeigten, als wenn sie alles abstritten. Nicht zuletzt die Videoaufnahme würde sowieso mehr als eindeutig nachweisen, was vorgefallen und dass es sicherlich kein Spaß unter Freunden gewesen war.

Robert nahm den Schlüssel und trat zu Johnny, der ihn ansah, als wäre ihm die ganze Angelegenheit weit mehr als nur unangenehm und peinlich. Er lächelte ihn aufmunternd an, doch Johnny wirkte weiterhin verkrampft und angespannt und sagte auch nichts zu ihm, was in Robert eine gewisse Unruhe auslöste. Für gewöhnlich würde er erwarten, dass Johnny sich bei ihm bedankte, sich für seine Naivität oder sein voriges Verhalten entschuldigte oder aber ihm lautstarke Vorwürfe machte. Dass nichts hiervon seine Umsetzung fand konnte nichts Gutes heißen.

Die Handschellen waren schnell aufgeschlossen und Johnny rieb sich schweigend über die Handgelenke, als er seine Arme endlich wieder nach vorne nehmen konnte. Robert runzelte irritiert die Stirn, ging vor dem Stuhl in die Hocke, um Johnny besser ansehen zu können. „Ist alles in Ordnung mit dir?“

Ein steifes Nicken war die Antwort, was Robert dazu brachte, den Schotten von dem Stuhl in eine Umarmung zu ziehen, da er es schlichtweg nicht ertrug, Johnny so verletzlich zu sehen. Johnny sträubte sich zu seinem Erstaunen sehr gegen die Berührungen und Robert dachte darüber nach, ob er vielleicht einfach nach wie vor wegen ihrer Auseinandersetzung im Unterricht sauer auf ihn war, als Johnny plötzlich erregt aufkeuchte und sich mit leidender Miene die Hand vor den Mund schlug.

Plötzlich ergab sogar selbst die enorme Hitze, die von Johnny ausging, einen Sinn. Robert drückte ihn etwas fester an sich, damit er merkte, dass ihm das nichts ausmachte, und Johnny krallte sich in sein Hemd, zitterte am ganzen Körper. Er fuhr ihm sanft durch die Haare, ehe er sich wieder an Teodoro wandte. „Was habt ihr ihm gegeben?!“

„Etwas zur Steigerung seiner Begeisterungsfähigkeit“, kommentierte Teodoro trocken und verschränkte die Arme vor der Brust.

Robert verdrehte genervt die Augen und wandte sich an den Wachmann. „Brauchen Sie mich oder ihn noch? Ich würde ihn gerne zum Arztzimmer bringen und ihn untersuchen lassen.“

Der Mann sah ihn streng und berechnend an, dann nickte er knapp. „Aber Sie beide sollten morgen früh zur Befragung ins Sicherheitsbüro kommen.“

Da das meiste Geschehen sowieso gefilmt worden war, war es vermutlich nicht ganz so dringend, Zeugenaussagen sofort an Ort und Stelle aufzunehmen und Robert war dankbar dafür. Johnny ging es schlecht und er hoffte, dass eine Untersuchung und passende Behandlung dafür sorgen würde, dass es ihm schnell wieder besser ging.

„Kannst du laufen?“, fragte er Johnny leise, doch er erhielt keine Antwort, außer dass sich der Schotte noch ein bisschen fester in sein Hemd krallte. Robert ging davon aus, dass das nicht unbedingt hieß, dass er nicht laufen konnte – sondern dass er es nicht wollte. Mitschüler würden ihn womöglich sehen und bemerken, dass etwas nicht stimmte und Johnny würde die neugieren Blicke als erniedrigend empfinden. Und am nächsten Tag würde die ganze Schule darüber sprechen.

Mit einem leisen Seufzen ging Robert ein wenig in die Knie und schob seine Hände unter Johnnys Hintern. In Gedanken ging er derweil die möglichen Wege durch, die er einschlagen konnte, denn er traute sich einiges zu, aber Johnny durch die Gänge der Schule zu tragen würde einiges an Kraft kosten.

Als er den Boden unter den Füßen verlor, legten sich Johnnys Arme fast panisch um Roberts Hals und er klammerte sich hastig mit seinen Beinen an ihn, nicht ohne leise aufzustöhnen. Robert konnte förmlich spüren, wie sich jeder einzelne Muskel des Schotten verkrampfte und er gab ihm einen sanften Kuss auf die Schläfe, als sich dessen Gesicht tief in sein Hemd grub.

Er nickte zum Abschied dem Mann vom Sicherheitspersonal knapp zu und trat dann aus dem Zimmer hinaus in den Gang. Mit etwas Glück würde ihm kein Mitschüler über den Weg laufen, sofern er einen kleinen Umweg an den Unterrichtsräumen vorbei nahm. Nachdem er ein paar Schritte gelaufen war, kam auch schon die Verstärkung des Sicherheitspersonals. Einer der Männer blieb neben ihm stehen und befragte ihn kurz, was er tat und ob er ihm helfen könnte. Robert hätte das Angebot gerne angenommen, denn der Mann war gut durchtrainiert, weshalb ihm Johnnys Gewicht wohl weit weniger ausgemacht hätte, als ihm. Auf der anderen Seite, wusste er, dass Johnny in seinem aktuellen Zustand wohl kaum davon angetan wäre, wenn ihn jemand anderes als er selbst berührte. Und nachdem er im Moment bereits so sehr litt, wollte er ihn nicht noch unnötig mit unangenehmen Erfahrungen belasten.

Dankend lehnte Robert ab und machte sich dann daran seinen Weg fortzusetzen. Es kam ihm wie eine gefühlte Ewigkeit vor, bis er endlich am Krankenzimmer ankam und jedes Mal wenn Robert nachgriff, um Johnny besser halten zu können, ächzte dieser gequält auf. Irgendwann kam es ihm so vor, als hörte er ein unterdrücktes Schluchzen und er begann damit, leise und beruhigend auf Johnny einzureden, in der Hoffnung, dass dieser sich ein wenig beruhigte.

Zu seiner Erleichterung lief ihnen tatsächlich niemand über den Weg. Vor der Tür des Behandlungszimmers setzte Robert Johnny ab, auch wenn dieser sich nach wie vor zu weigern schien, auch nur daran zu denken, ihn loszulassen. Er fuhr ihm sanft durch die Haare, ehe er an die Tür klopfte, eintrat und Johnny mit sanfter Bestimmtheit vor sich her schob.

Abgesehen von einer Ärztin, die nächtliche Bereitschaft hatte, war niemand im Raum (was nicht verwunderlich war, hatten die Patienten, die längere Zeit unter ärztlicher Aufsicht stehen mussten, eigene Krankenzimmer) und sie blickte die beiden Neuankömmlinge skeptisch an, ehe sie „Guten Abend“ meinte und Robert andeutete, Johnny zu einer der Liegen zu bringen. Johnny sträubte sich spürbar, doch Robert blieb stur, sodass der Schotte letzten Endes mit erschöpfter Miene, geröteten Augen und zitternd vor ihm auf der Liege saß. Er lächelte ihm aufmunternd zu, dann wandte er sich der Ärztin zu, die nun neben ihnen stand. Auf ihrem Namensschildchen stand in großen Lettern der Name ‚Dr. Charleston‘.

„Was haben wir denn für ein Problem?“, erkundigte sie sich und beäugte Johnny, der darum bemüht schien ihrem Blick auszuweichen.

„Ich nehme an, das Sicherheitspersonal hat sie bereits informiert?“, erkundigte sich Robert und Johnnys Griff um seine rechte Hand wurde fast schmerzhaft. Dr. Charleston nickte und fügte hinzu: „Allerdings waren die Informationen ein wenig knapp bemessen, ich würde mich freuen, wenn Sie mir vielleicht mitteilen könnten, was Sie wissen.“

„Ihm wurde wohl ein starkes Aphrodisiakum oder etwas ähnliches verabreicht“, erklärte Robert und ihm war klar, dass er selbst nicht allzu viel wusste. „Das war im Getränk, glaube ich“, murmelte Johnny mit zittriger Stimme ohne den Blick zu heben. „In Ordnung“, fuhr die Ärztin fort, schob ihre Hand unter Johnnys Kinn und hob seinen Blick an, sodass er sie ansehen musste und sie mit einem kleinen Licht die Pupillenreflexe messen konnte. „Was haben Sie heute gegessen?“

„Ein paar Cookies“, gab Johnny zu und Dr. Charleston hob eine Augenbraue. „Waren Sie nicht beim Essen?“

„Wir hatten uns... gestritten“, nahm Robert Johnny die Antwort ab und beobachtete, wie Johnny widerwillig seinen Mund öffnete und zuließ, dass die Ärztin, nachdem sie seinen Hals abgetastet hatte, einen Blick auf seinen Rachenraum warf. Er war nach wie vor sichtbar verspannt und sein Blick wirkte unruhig.

„Also haben Sie das Mittel auf nüchternen Magen verabreicht bekommen“, während sie das feststellte, krempelte sie vorsichtig Johnnys Ärmel ein Stückchen nach oben und legte ihm das Blutdruckmessgerät um den Arm. Auch hiervon wirkte Johnny wenig angetan und Robert rang sich ein Lächeln ab, wenn auch nur um seinen Freund aufzumuntern, weniger, weil er sich guter Dinge fühlte. Um ehrlich zu sein, war er in Gedanken viel zu sehr damit beschäftigt, sich auszumalen, was passiert wäre, wenn er sich nicht auf die Suche nach Johnny gemacht hätte. Das, was Teodoro geplant gehabt hatte, war nichts anderes als eine eiskalte Vergewaltigung vor laufender Kamera gewesen. Robert fragte sich, wie ein Mensch einem anderen nur auf diese Art und Weise Schaden zufügen konnte. Was zum Teufel war in diesen Teodoro nur hinein gefahren? Zudem hätte er doch wissen müssen, dass das Ganze niemals ohne Konsequenzen geblieben wäre...

Robert war sich in diesem Augenblick nicht sicher, ob er nun an seinem eigenen Verstand oder dem seiner Mitmenschen zweifeln sollte.

Zusatzkapitel 4

Schweigend saß Johnny auf der Untersuchungsliege und starrte stur vor sich hin, während er sichtbar verkrampft und mit zusammengepressten Lippen eine Untersuchung nach der anderen über sich ergehen ließ. Als Dr. Charleston darauf bestand, seinen Brustkorb abzuhören, half Robert Johnny dabei, sein Hemd aufzuknöpfen. Durch das Zittern seiner Hände fiel es dem Schotten relativ schwer, die einzelnen Knöpfe zu öffnen und er gab schnell auf, es selbst zu versuchen.

Robert bereitete Johnnys Anblick nach wie vor Unbehagen. Er sträubte sich gegen jedwede Form des Körperkontakts und jedes Mal, wenn das kalte Bruststück des Stethoskops seine Haut berührte, überkam den Schotten ein Schauer, bei dem er verzweifelt nach seiner Fassung rang.

Es dauerte eine ganze Weile, doch nachdem die Ärztin mit allen Tests fertig war und Johnny etwas Blut abgenommen hatte, meinte sie endlich: „Abgesehen von den starken Körperreaktionen auf das Mittel, müsste mit Ihnen alles so weit in Ordnung sein, Herr McGregor. Das Mittel wird in absehbarer Zeit von selbst abklingen. Allerdings gäbe es auch die Möglichkeit, dass wir Ihnen den Magen auspumpen“, Johnny starrte sie beunruhigt an, schwieg jedoch weiterhin, „Da die Einnahme jedoch einige Zeit zurück liegt und auf nüchternen Magen erfolgte, sind allerdings die meisten Wirkstoffe bereits in ihrem Blutkreislauf. Es würde demnach nur wenig nützen.“

„Soll das heißen Sie können rein gar nichts machen?!“, Robert fiel erst nachdem er gesprochen hatte auf, wie aufgebracht er geklungen hatte. Dr. Charleston sah ihn kurz an, dann wandte sie sich wieder Johnny zu. „Ich kann Ihnen ein Mittel verabreichen, dass die Symptome ein wenig mindert. Außerdem sollte ein Schlafmittel Ihnen helfen, die Wirkung einfach zu verschlafen.“

Johnny blickte unsicher und hilfesuchend zu Robert, der ihm zunickte, doch Johnny zögerte noch einen Moment, ehe er zustimmte. Wie auch schon beim Blutabnehmen, war er ziemlich angespannt, als die Ärztin die Nadel einstach und ihm die Mittel spritzte. Ob das allerdings an einer generellen Abneigung gegen Spritzen lag oder ob es einfach damit zu tun hatte, dass Johnny unter dem starken Einfluss des Aphrodisiakums stand, wusste Robert nicht sicher. Während Dr. Charleston ihre Arbeitsgeräte bei Seite legte, half Robert Johnny dabei sich aufzurichten und sich wieder sein Hemd anzuziehen. Der Schotte wirkte bereits jetzt ein wenig träge und lahm, vermutlich war die Ursache jedoch eher die Anstrengung und Verspannung, als die Wirkung des Schlafmittels.

„Muss er über Nacht hier bleiben?“

Die Ärztin wandte sich zu ihm um. „Nein, muss er nicht. Und ich halte es auch für wenig sinnvoll. Herr McGregor wird heute Nacht wahrscheinlich einen sehr unruhigen Schlaf haben. Es wäre wohl weitaus angenehmer für ihn, wenn das nicht zu viele Leute mitbekämen.“

Robert starrte die Frau vor ihm an und ihm wurde unwillkürlich klar, dass er Johnny schlecht zurück in sein eigenes Zimmer bringen konnte. Wenn das Mittel nach wie vor eine starke Wirkung auf Johnny hatte, würde er vermutlich den einen oder anderen feuchten Traum haben - und Enrico im Nebenzimmer würde sich die unmöglichsten Szenarien ausmalen und sie beide am nächsten Tag damit löchern.

Es war nicht so, dass die Zimmerwände sehr hellhörig waren, aber sie schluckten auch nicht sämtliche Geräusche. Und wenn er ehrlich war, war diese Tatsache auch eine willkommene Ausrede dafür, Johnny nach den Geschehnissen des Abends nicht alleine zu lassen.

Das hieß Johnny würde diese Nacht bei ihm verbringen. Sein Zimmer war das letzte im Gang und noch dazu hatte er den Vorteil, dass sein Zimmernachbar vor einem Monat Abschlussprüfung hatte – somit stand das Zimmer aktuell leer. Der Nachteil war jedoch gewesen, dass Robert nächtelang während der Abschlussprüfungen nicht hatte schlafen können, weil Frederik die ganze Nacht gelernt und allen Stoff laut vor sich hingesprochen hatte.

Aber zumindest würde es so zu keinen peinlichen Zwischenfällen kommen, zumal sein Zimmer nur drei Gänge weiter lag und er somit keine Treppen nehmen musste, um Johnny dorthin zu bringen. Er sah zu seinem Freund, der erschöpft und müde auf den Boden blickte und fuhr ihm sanft durch die Haare. Als er sich hinunter beugte, um Johnny hoch zu nehmen, damit er ihn in sein Zimmer bringen konnte, legte dieser bereit willig die Arme um seinen Hals. Für einen kurzen Moment zögerte, als er Johnny hoch hob und deutlich dessen Erregung durch den Stoff seiner Hose spüren konnte, dann wandte er sich jedoch um, verabschiedete sich von Dr. Charleston und verließ den Behandlungsraum. Johnny seufzte leise in seinen Armen, rührte sich sonst jedoch nicht, was insofern recht gut war, dass es auf ihre Mitschüler, denen Robert in den Schlafgängen zwangsläufig über den Weg lief, so wirkte, als sei er entspannt eingeschlafen und Robert brachte ihn lediglich zu Bett. Er hoffte nur, dass niemandem auffiel, dass er Johnny nicht zu seinem eigenen Zimmer brachte...

Umso größer war Roberts Erleichterung, als er endlich seine Zimmertür hinter sich ins Schloss fallen ließ und er Johnny auf seinem Bett absetzen konnte.

Der Schotte hatte seine Augen nur leicht geöffnet und blickte müde zu ihm auf. Zumindest hatte sein Zittern mittlerweile stark nachgelassen. Robert vermutete, dass seine Anspannung durch die aufkommende Müdigkeit nachgelassen hatte und er deshalb etwas entspannter und ruhiger war. Als er sich vor ihn hin hockerte, wurde Robert bewusst, dass er von Johnny wenig Hilfe zu erwarten hatte. Er machte sich daran, ihm die Schuhe auszuziehen und er spürte deutlich Johnnys Blick auf sich ruhen, als er sich neben ihn setzte und damit begann Knopf für Knopf sein Hemd zu öffnen. Johnnys Atem ging nun spürbar schneller und Robert streifte ihm sanft und vorsichtig das Hemd von seinen Schultern. Ihre Blicke trafen sich und obwohl Robert wusste, dass er sich zusammen reißen musste, dass Johnny unter dem Einfluss dieses dämlichen Mittels stand, das Teodoro ihm verabreicht hatte, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, Johnnys bereitwilliger Einladung nachzukommen. Er beugte sich ein Stückchen nach vorne und küsste ihn auf den Mund und Johnny nutzte die Gelegenheit, packte ihn am Kragen und als er sich langsam auf die Matratze zurücksinken ließ, zog er Robert mit sich.

Es wäre gelogen gewesen, wenn Robert behauptet hätte, dass sie noch nie innig miteinander gekuschelt oder rumgemacht hätten, aber zugegebenermaßen war dabei noch nie so viel nackte Haut im Spiel gewesen. Diesen Schritt hatten sie bisher noch nicht gewagt, vermutlich hatte gerade deshalb die aktuelle Situation so einen unglaublich verführerischen Reiz auf ihn.

Sanft fuhr Robert mit seiner rechten Hand Johnnys nackten Oberkörper entlang und wurde mit einem leisen Seufzen belohnt. Johnnys Haut fühlte sich angenehm warm, fast heiß, unter seinen Fingerspitzen an, und Robert begann vorsichtig damit, sich mit kleinen Küssen seinen Weg Johnnys Hals hinab zu bahnen. Unter jeder kleinen zärtlichen Berührung konnte er spüren, wie sich die Muskeln des Schotten anspannten und er dabei leicht erschauderte. Haltsuchend legte er seine Hände auf Roberts Kopf und fuhr ihm durch die Haare.

Während er mit seiner Zunge liebevoll Johnnys Brustwarzen umspielte, ließ Robert seine rechte Hand tiefer gleiten. Behutsam legte er sie auf Johnnys Hintern und massierte ihn sanft, was dem Schotten ein erregtes Aufkeuchen entlockte. Robert sah auf und lächelte.

A bheil sin a‘ còrdadh ruit?“, flüsterte er Johnny leise ins Ohr und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, während er mit seiner Hand damit begann, Johnnys Hose zu öffnen. Der Schotte blickte ihn sehnsuchtsvoll an und seine Antwort wirkte atemlos: „Tha... Tha sin... math...

Nun, dass Johnny die ganze Situation und die Berührungen zuzusagen schienen, bestätigte Robert nur in seinem Tun und motivierte ihn dazu ihn innig zu küssen. Erst als Johnny seine Beine um ihn schlang und sich sein Körper erwartungsvoll an ihn schmiegte, wurde Robert schlagartig bewusst, dass das, was er gerade zu tun gedachte, absolut falsch war. Er bereute es, dass er sich soweit hatte gehen lassen, dass er nicht auf seinen Verstand gehört hatte. Wenn er jetzt weitermachte, würde er zu weit gehen und er würde es später bitter bereuen. Spätestens wenn Johnny am nächsten Tag erkannte, dass Robert wissentlich seine Situation ausgenutzt hatte.

Johnny wirkte unruhig, als Robert so abrupt mit den Liebkosungen und Zärtlichkeiten aufhörte und er presste sich etwas näher an ihn.

Robert, tha mi ag iarraidh a dhol air do mhuin...”, meinte er mit erstaunlich fester Stimme und Robert schluckte hart, ehe er leise murmelte: „Tha sin ro luath, Johnny. Und du willst das auch gar nicht.“

Nun, es war eigentlich nicht so, dass ihm alles zu schnell ging. Er war durchaus bereit, Johnny hier und jetzt zu verführen und endlich diese Grenze zu überschreiten, ihre Beziehung auf diese Ebene zu heben. Aber er wusste um die Konsequenzen und es wäre nicht nur verantwortungslos, sondern würde vermutlich auch die Vertrauensbasis zerstören, auf der ihre Beziehung ruhte.

Der Schotte starrte ihn mit fassungsloser Miene an, Robert fuhr ihm sanft mit der Hand über die Wange und küsste ihm auf die Stirn.

Oidhche mhath, Jonathan.”

Zusatzkapitel 5

Robert hätte gerne behauptet, dass er eine ruhige und entspannte Nacht verbracht hatte, aber das wäre ziemlich weit an der Realität vorbei gegangen. Er hatte kein Auge zugemacht, war permanent damit beschäftigt gewesen, sich um Johnny zu sorgen und nicht zuletzt war der Fußboden selbst mit Schlafsack nicht sonderlich bequem.

Obwohl er über Roberts plötzlichen Rückzieher reichlich empört gewesen war, war Johnny letzten Endes ziemlich schnell eingeschlafen, was nicht weiter verwunderlich war, hatte das Schlafmittel, das ihm die Ärztin verabreicht hatte, wohl seine Wirkung entfaltet. Das hatte Robert zugegebenermaßen eine gewisse Erleichterung verschafft. Denn zum einen musste er sich nun nicht mehr vor dem Schotten für sein Verhalten rechtfertigen, zum anderen war es ihm somit möglich, ihn ohne Widerstand (oder möglicherweise fälschliche Interpretation der Situation) zu entkleiden und bettfertig zu machen. Nachdem vorhersehbar war, dass Johnny wohl einen sehr unruhigen Schlaf haben würde, hatte sich Robert dazu entschlossen, dass es wohl das Beste wäre, wenn er Johnny nackt schlafen ließ und ihm lediglich ein Handtuch umwickelte. Das konnte er problemlos von Zeit zu Zeit wechseln und Johnny würde nicht knallrot anlaufen, wenn seine Shorts am nächsten Morgen deutliche Spuren der vergangenen Nacht aufweisen würden. Somit war es wohl die beste Lösung für sie beide.

Nichtsdestotrotz hatte es ihm eine gewisse Überwindung abverlangt, Johnny vollständig auszuziehen. Er war sich sehr unsicher gewesen, ob er wirklich bereit dazu war, Johnny in diesem Zustand nackt zu sehen. Er hatte ja versucht – oder sich zumindest vorgenommen - nicht zu genau hinzusehen, aber letzten Endes hatte er doch viel zu genau einen Blick auf ihn geworfen. Sein Herz hatte heftig und schwer gegen seine Rippen geschlagen und mit trockenem Mund hatte er seine Augen von dem Anblick losgerissen, ehe er sich darum bemüht hatte, seine Fassung wiederzuerlangen. Was weitaus leichter gesagt gewesen war, als getan.

Damit Johnny nicht unnötig erregt wurde, hatte er sich dazu entschlossen, auf dem Boden zu schlafen, was ihn jedoch nicht davon abgehalten hatte, die ganze Nacht seine Hand zu halten.

Die Nacht selbst hatte er die meiste Zeit wach gelegen. Es war schwierig, einzuschlafen, wenn das Objekt der eigenen Begierde im Schlaf leise den eigenen Namen säuselte, keuchte und sich empfindsam im Bett wand. Doch auch wenn ihm das selbst eine gewisse Unruhe hatte verspüren lassen, erleichterte es ihn dennoch, dass Johnny wohl von ihm träumte und nicht von Teodoro oder sonst jemandem. Und er musste Johnny ja nicht unbedingt erzählen, dass er im Schlaf gesprochen hatte. Vermutlich wäre das dem Schotten mehr als nur peinlich, dafür kannte er ihn gut genug.

Irgendwann war es dann hell geworden und nachdem sein Wecker sieben Uhr angezeigt hatte, entschied sich Robert dazu, dass er auch genauso gut aufstehen konnte. Irgendwann, nachdem er sich geduscht, umgezogen und ein weiteres Kapitel seiner aktuellen Kurslektüre gelesen hatte, seufzte Johnny leise und schlug dann die Augen auf. Erschöpft rieb er sich mit der Hand über die Augen und im ersten Moment wirkte er ein wenig desorientiert. Verwirrt runzelte er die Stirn, fuhr dann auf und starrte Robert an, der ihn mit einem Lächeln auf den Lippen bedachte und dann meinte: „Guten Morgen. Wie hast du geschlafen?“

Johnny sah an sich herab, starrte Robert dann mit entsetztem Blick an, ehe er ruckartig die Decke ein Stückchen höher zog. „Was ist passiert?“, stotterte er nervös und beobachtete sein Gegenüber genauestens.

„Woran erinnerst du dich noch?“

Je nachdem musste er ihm immerhin nicht sämtliche Details auf die Nase binden. Der Schotte zögerte einen Moment, senkte dann seinen Blick, ehe er verstört murmelte: „Teodoro hat gemeint, er will sich mit mir vertragen, es war irgendwas im Getränk, er hat mich an einen Stuhl gefesselt... Dann kamst du...“, er holte tief Luft, „und dann haben wir es vor aller Augen miteinander getrieben?“

Für einen Augenblick war Robert aus dem Konzept gebracht, denn ehrlicherweise hatte er mit vielem gerechnet, aber nicht, dass Johnny mit so einer Geschichte ankam. Fast flehend sah er ihn an, als wolle er dringend hören, dass das Ganze anders abgelaufen war. Robert räusperte sich und meinte dann: „Na ja, so ähnlich vielleicht.“ Für einen kurzen Moment hielt er inne, „Also den letzten Teil kannst du gleich wieder vergessen.“

Das schien Johnny zumindest ein wenig zu beruhigen und er entspannte sich sichtbar.

„Ich hatte das Sicherheitspersonal informiert, die haben dann Teodoro und seine Freunde erstmal in Gewahrsam genommen. Danach habe ich dich zum Krankenzimmer gebracht, die Ärztin hat dich untersucht und dann habe ich dich ins Bett gebracht.“

Johnny sah ein wenig unsicher drein und murmelte: „Also ist... Nichts zwischen uns gelaufen?“ „Enttäuscht?“, Robert lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und lächelte, als Johnny in vorwurfsvoll anblickte, „Du hast heute Morgen einen Termin beim Sicherheitsdienst, um eine Aussage bezüglich der ganzen Angelegenheit zu machen. Und ehrlicherweise würde mich das auch brennend interessieren. Bist du wirklich so naiv oder tust du nur so?“

Mit gereizter Miene wandte Johnny sich ab und kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum. Er schien mit sich selbst zu hadern und Robert war mittlerweile mehr als nur klar, dass er nichts Dämlicheres hätte tun können, als eine derartige Distanz zwischen ihnen beiden zu schaffen. Johnny genoss Nähe und wenn er ihm nach dem ganzen Schwachsinn, der ihm widerfahren war, auch nur eine kleine Freude hätte machen wollen, hätte er ihn sofort in den Arm nehmen und ihn küssen müssen. Robert rieb sich müde über die Schläfe. Er hatte einfach zu wenig Schlaf bekommen, kein Wunder, dass er wenig sozial eingestellt war.

Gerade, als er sich bei Johnny für sein Verhalten entschuldigen wollte, seufzte dieser und ließ sich zurück auf das Bett sinken. „Ich hab‘ dich angelogen“, meinte er dann leise und blickte zu Robert, der inzwischen ein wenig näher gekommen war, „Die Sache mit dem Liebesbrief von Teodoros Schwester, das war-... Teodoro hat gar keine Schwester. Ich dachte es sei nicht so wesentlich. Die Briefe stammten von Teodoro. Und ich war damals extrem mit der Situation überfordert und habe ihn voll auflaufen lassen. Ich bin so ein Idiot.“

Robert starrte Johnny für einige Momente sprachlos an. „Moment. Das heißt Teodoro steht auf dich? Ist das hier etwa seine Art das zu zeigen?“

„Nachdem ich ihn bloßgestellt hatte, sind seine Gefühle wohl verständlicherweise ins Gegenteil umgekehrt. Ich kann’s ihm nicht verübeln“, er rutschte im Bett ein Stückchen zur Seite, als Robert sich neben ihn setzte und ihn mit ernstem und strengem Blick musterte.

„Was genau hast du getan?“

„Das war vor drei Jahren!“, verteidigte sich Johnny und Robert beugte sich vor und küsste ihn sanft auf den Mund. „Du musst dich nicht rechtfertigen. Und das war keine Antwort auf meine Frage.“

Die Nähe schien Johnny ein wenig zu beruhigen und er ergriff Roberts Hand und fuhr sie sanft mit seinen Fingern entlang, ehe er sein Gegenüber wieder anblickte und leise seufzte. „Er hat mir diese Briefe geschrieben - ich weiß es muss ihn damals unheimlich viel Überwindung gekostet haben. Als er um ein Treffen bat, habe ich zugestimmt. Nur um mich über ihn lustig zu machen und die Briefe vor seinen Augen zu verbrennen. Ja, es war falsch, das weiß ich selbst. Aber ich hatte damals solche Panik, dass irgendjemand dahinter käme, dass ich auf Kerle stehe und in dich verknallt bin... Ich kann verstehen, dass er mich hasst.“

Robert hatte ruhig zugehört und sanft seine Berührungen erwidert, nun sah er nachdenklich drein und musterte ihn aufmerksam. „Das entschuldigt trotzdem nicht, was er mit dir anstellen wollte.“

Johnny zögerte einen Moment, senkte dann seinen Blick. „Nein, das tut es nicht.“

„Verstehe mich nicht falsch. Ich stimme dir zu, wenn du sagst, dass du damals nicht sonderlich einfühlsam reagiert hast. Aber dieses Risiko geht man immer ein, wenn man jemandem seine Gefühle gesteht. Was du getan hast, war nicht richtig und du solltest dich dafür bei Teodoro entschuldigen, sofern du das noch nicht getan hast. Das macht die Sache natürlich nicht wieder gut – aber es macht sie zumindest besser. Aber Teodoros Entscheidung, dir eine Vergewaltigung anzutun, war rein boshaft. Er ist selbst für sein Handeln verantwortlich, er ist alt genug um über sein Handeln nachzudenken“, er machte eine kurze Pause, „Also denk’ gar nicht erst daran, herunterzuspielen, was er dir antun wollte. Er muss dafür die Verantwortung übernehmen.“

Johnny blickte nicht sonderlich begeistert drein, protestierte jedoch auch nicht. Robert lehnte sich nach vorne und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich vom Bett erhob: „Die Ärztin hat dich für heute krank geschrieben, das heißt du musst nicht zum Unterricht. Trotzdem solltest du jetzt aufstehen und dich duschen, damit wir noch etwas vom Frühstück abbekommen. Danach solltest du zum Sicherheitsdienst und deine Aussage machen.“

„Und du?“

„Im Gegensatz zu dir habe ich keine Befreiung für den Unterricht“, murmelte Robert, dem in diesem Moment wieder klar wurde, dass er in der Nacht kein Auge zugemacht hatte, „Außer für die erste Stunde wegen der Aussage. Aber ehrlicherweise wäre es für mich schon wichtig zu Geographie zu gehen, immerhin ist in zwei Wochen Prüfung.“

Johnny schwieg, schien in Gedanken verloren und war umso schockierter, als Robert die Decke zurückschlug. „Hopp, Aufstehen! Ich habe Hunger.“

Zusatzkapitel 6

Hastig packte der Schotte die Zudecke und zog sie wieder ein Stückchen höher. „Spinnst du!?“, murrte er aufgebracht und hatte sich offenbar in den Kopf gesetzt aufgrund seines nackten Zustandes erst dann aus dem Bett zu steigen, sofern Robert nicht in der Nähe war.

„Johnny, im Ernst! Steh’ auf. Und wir sind keine kleinen Kinder mehr. Ich habe dich schon oft genug nackt gesehen und ehrlicherweise habe ich dich auch heute Nacht ausgezogen. Also mach’ da jetzt bitte kein Drama draus...“ In Gedanken ging Robert verschiedene Gelegenheiten durch, in denen er Johnny bisher nackt gegenüber gestanden hatte. Sei es bei Beyblade-Turnieren in der gemeinschaftlichen Dusche gewesen oder- tatsächlich hörte es da auch bereits wieder auf. Robert runzelte irritiert die Stirn, als ihm klar wurde, dass Johnny selbst im Gruppenduschraum stets penibel darauf geachtet hatte, dass man nicht zu viel sah. Er seufzte ergeben, als sein Gegenüber ihn weiterhin nur stur anblickte, ging zu seinem Kleiderschrank und warf Johnny seinen Bademantel zu.

Der Bademantel war Johnny ein ganzes Stück zu weit, doch immerhin schien er sich in dieser Bekleidung dazu durchringen zu können, aufzustehen, auch wenn er nach wie vor nicht allzu glücklich zu sein schien. Robert fuhr sich durch die Haare, als Johnny in Richtung Badezimmer trottete. „Ich gehe kurz in dein Zimmer und hole frische Kleidung für dich. Ich würde dir ja eine Schuluniform von mir ausleihen, aber ich bezweifle, dass die dir passen würde.“

„Wenn ich heute sowieso nicht zum Unterricht muss, dann würde ich ehrlicherweise meine Freizeitkleidung bevorzugen. Mein Zimmerschlüssel ist in-...“

„...deiner Hosentasche, ich weiß. Ich habe ihn schon herausgesucht.“

What the fuck?!

Im ersten Moment dachte Robert, dass Johnny gereizt war, weil er einfach an seine Sachen gegangen war, als der Schotte jedoch aus dem Bad trat und vorwurfsvoll auf seinen Hals deutete, war ziemlich schnell klar, dass sein eigentliches Problem der dort befindliche Knutschfleck war. „Du hast gesagt, es wäre nichts zwischen uns gelaufen!“, polterte er los, doch Robert zuckte zu seiner Verwirrung nur mit den Schultern. „Ich dachte du gehst bei deiner Frage von einer anderen Ebene aus.“

„Von einer anderen-...?! Was zum Geier?!“, Johnny wirkte nicht sonderlich begeistert ob dieser Antwort und musterte sein Gegenüber düster. Robert seufzte und rieb sich mit der Hand über die Schläfe. „Wir haben gestern Abend ein wenig miteinander rumgemacht, aber mehr war nicht. Wir hatten keinen Sex oder so. Auch wenn du dem gestern Abend nicht sonderlich abgeneigt warst.“

Johnny lief rot an und presste seine Lippen aufeinander. Bedachte Robert die Tatsache, dass Johnny kurze Zeit zuvor davon ausgegangen war, dass sie es im Kartenzimmer vor versammelter Mannschaft getan hatten, so war seine plötzliche Verlegenheit durchaus überraschend. Wobei er allein bei dem Gedanken, dass sie es getan hatten, durchaus verzweifelt gewirkt hatte. Robert lächelte ihn freundlich an, beugte sich vor und küsste ihn auf den Mund. „Du solltest dich jetzt wirklich duschen.“

Während Johnny der Aufforderung nachkam, besorgte ihm Robert wie versprochen die Kleidung (und seine Zahnbürste) und als er zurückkam, klopfte er gegen die Badezimmertür. Es dauerte eine Weile, bis sich die Tür einen Spalt öffnete und Johnny sich, im Handtuch bekleidet und mit geröteten Wangen, die Anziehsachen (und die Zahnbürste) schnappte. Ein knappes „Danke“ folgte und die Tür war wieder zu.

Robert begab sich zu seinem Bett und hoffte, dass Johnny nicht zu lange brauchen würde. Er lehnte sich zurück und schloss für einen Augenblick die Augen. Als sich eine Hand sanft auf seine Wange legte, zuckte er erschrocken zusammen. Erschöpft rieb er sich über die Augen und sah dann zu Johnny, der angekleidet neben dem Bett hockerte. „Bin wohl kurz eingenickt…“, murmelte er und erhob sich mit einem leisen Seufzen. Das würde vermutlich der mit Abstand schrecklichste Tag seines Lebens werden...

Aber vielleicht sah die Welt mit ein bisschen Essen im Magen auch wieder etwas besser aus.

Gemeinsam gingen sie zum Frühstück, wobei Robert seinen Arm um Johnny legte. Ihm war bewusst, dass dieses Bedürfnis vermutlich daran lag, dass Teodoro und seine Kumpane sich beinahe an Johnny vergriffen hatten, aber solange sich der Schotte nicht dagegen sträubte, würde es schon in Ordnung sein.

Als sie am Frühstücksbuffet ankamen, ließ es sich Robert nicht nehmen, Johnny jede Menge Essen auf den Teller zu stapeln und erst damit aufzuhören, als dieser ihm mehr als klar machte, dass das jetzt wirklich reichte. Dann schob Robert ihn vor sich her, bis sie an dem Tisch ankamen, an dem Oliver und Enrico bereits saßen und sich unterhielten. Die beiden blickten auf, als sie die Neuankömmlinge bemerkten und als sie sich setzten, fragte Enrico Johnny provokant: „Was ist mit der Kleidung? Willst du heute nicht zum Unterricht?“

„Nein“, das blieb auch die einzige Antwort, denn Johnny konzentrierte sich nun lieber auf die Nahrungsaufnahme. Robert hingegen hatte ein waches Auge darauf, dass er auch wirklich aß und als er die argwöhnischen Blicke seiner Freunde bemerkte, erinnerte er sich daran, dass er selbst auch etwas essen sollte.

„Ihr seid beide ziemlich spät dran“, meinte Oliver und lehnte sich ein Stückchen nach vorne, „Das hat nicht zufällig etwas mit den Gerüchten zu tun, die aktuell im Umlauf sind?“

Robert hielt inne. War an der Schule bereits bekannt, was passiert war? Das wäre weder für Teodoro noch für Johnny sonderlich angenehm... „Was für Gerüchte?“

„Heute Nacht gab es einen Einsatz des Sicherheitspersonals“, erklärte Enrico und musterte sowohl Johnny, der sich nach wie vor lieber seinem Essen zuwendete, als auch Robert genau, um abzuschätzen, ob die beiden etwas wussten und ob es sich lohnte weiter nachzubohren, „Einige Schüler meinten, es hätte wohl einen Entführungsfall gegeben.“

„Ach, hat es das?“, Robert versuchte desinteressiert zu wirken, damit nicht zu sehr auffiel, dass sie sehr wohl etwas mit der Sache zu tun hatten, „Wer wurde denn entführt?“

„Das weiß keiner so genau. Aber ich habe so meine Vermutungen. Immerhin war Johnny die ganze Nacht nicht in seinem Zimmer“, Enricos Ausführung ließ Johnny stocken und er blickte kurz auf, ehe er nach seinem Glas mit Orangensaft griff.

„Johnny war auch nicht in seinem Zimmer. Er hat bei mir geschlafen.“

Nun, es war zumindest keine Lüge.

Zusatzkapitel 7

Während die Mädchen am Nachbartisch in lautstarkes Kichern und Kreischen verfielen und heftig miteinander tuschelten, kämpfte Johnny mit einem Hustenanfall. Vor Schreck hatte er sich an seinem Getränk verschluckt und er brauchte ein wenig Zeit, um sich zu fangen. Robert musterte ihn besorgt, schien jedoch schon zu ahnen, dass er sich auf eine Auseinandersetzung einstellen musste. Oliver wirkte verwundert, Enrico äußerst interessiert. „Ich will Details!“, meinte der Italiener und beugte sich vor, „Wie war es?“

„Es war gar nichts!“, fauchte Johnny aufgebracht und wandte sich an Robert: „Gottverdammt nochmal, du weißt genau, dass gewisse Leute deine Aussage vollkommen missverstehen werden – und trotzdem bindest du ihnen auf die Nase, dass ich heute bei dir übernachtet habe! Was denkst du, was das für einen Eindruck erweckt?!“

Gut, es war vermutlich besser, als wenn Enrico und Oliver erfuhren, was tatsächlich vorgefallen war; dass er ein naiver Idiot war, durch Roberts Rettung knapp einer Vergewaltigung entgangen und die ganze Nacht über von erregenden Träumen geplagt worden war. Dennoch war er alles andere als angetan davon, dass nun der Eindruck erweckt wurde, dass irgendetwas Sexuelles zwischen ihnen gelaufen war.

Robert grinste für Johnnys Geschmack ein wenig zu herausfordernd und er schnaubte gereizt, ehe er noch einmal laut und deutlich sagte: „Es ist nichts zwischen uns gelaufen!“

„Du warst einem kleinen Abenteuer jedoch nicht abgeneigt.“

Wirkte Johnny bisher genervt, so war er nun kreidebleich und er starrte Robert geradezu entsetzt an. Robert wusste, dass er eine Grenze überschritten hatte. „Das war-... du weißt genau-...“, murmelte Johnny und versuchte seine Gedanken zu ordnen, „Ich stand unter-...“ Im nächsten Augenblick wurde ihm klar, dass Robert ihn vermutlich nur aufziehen wollte und er bemerkte Oliver und Enrico, die ihn interessiert musterten. „Ja...?“

„...enormem Stress“, beendete er den Satz lahm und versuchte das aufkommende dumpfe Gefühl des Frustes zu verdrängen, während er es vermied, irgendjemandem in de Augen zu sehen. Es schmerzte ihn, dass er in so eine Situation geraten war und sich nun rechtfertigen musste. Er hatte gehofft, dass Robert Verständnis haben und ihn nicht so derart in aller Öffentlichkeit auflaufen lassen würde. Das war nicht fair, denn die vergangene Nacht war er kaum Herr seiner selbst gewesen, sondern hatte unter dem Einfluss irgendeines Mittels gestanden, das Teodoro ihm ins Getränk gekippt hatte. Warum musste Robert das auch noch groß breit treten? Der Hunger war ihm mittlerweile gehörig vergangen.

„Du bist einfach zu verklemmt“, Robert wusste gar nicht, wie sehr ihn diese Worte trafen, und Johnny blickte gekränkt zur Seite und zupfte unruhig am Kragen seines Poloshirts herum, das glücklicherweise seinen Knutschfleck vor neugierigen Augen verbarg. Ansonsten wäre es ihm wohl geradezu unmöglich gewesen, sich aus der Sache doch noch irgendwie heraus zu winden.

„Könntet ihr bitte mit euren kryptischen Andeutungen aufhören? Zugegebenermaßen interessiert mich weit mehr als euer Intimleben, warum genau Johnny heute nicht zum Unterricht gehen will“, Oliver verschränkte seine Arme vor der Brust und ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken, sein Blick verriet deutlich die Skepsis, die er hatte. Allem Anschein nach war für ihn durch Roberts Ausrede noch lange nicht geklärt, ob tatsächlich Robert und Johnny in irgendeiner Form in die Entführung verwickelt waren oder eben nicht.

„Gestern Abend ging es Johnny nicht so gut, deswegen habe ich ihn zur Krankenstation gebracht und die Ärztin meinte, er solle sich heute ausruhen und hat ihn krankgeschrieben. Das war auch schon alles.“

Noch bevor Johnny den Mund aufmachen konnte, hatte Robert für ihn geantwortet. Eine Tatsache, die ihn momentan ziemlich nervte, erweckte es doch den Anschein, als könne er nicht für sich selbst sprechen. Er warf seinem Freund einen düsteren Blick zu, um ihm zu zeigen, dass er von der aktuellen Situation wenig hielt.

Robert hingegen konnte Johnnys aktuelle Gereiztheit nicht so ganz nachvollziehen. Er hatte Oliver und Enrico nicht wirklich angelogen (nur wesentliche Aspekte der Geschichte weggelassen) und hatte dem Schotten so peinliche Details erspart. Aber er ging davon aus, dass er früh genug mit der Ursache für Johnnys Unmut konfrontiert würde, wenn sie nur wieder alleine wären.

Das restliche Frühstück verlief relativ entspannt, da sie das Thema wechselten, damit Johnnys Laune nicht noch mehr in den Keller sackte und ihr Tag nicht mit einem kleinen Beziehungsdrama begann. Außerdem sahen Enrico und Oliver sehr schnell ein, dass sie aus ihren beiden Freunden keine weiteren Informationen herausbekommen würden und sie sich wohl anderen Quellen zuwenden mussten um herauszufinden, ob und wie die Entführung nun stattgefunden hatte.

Als sich der Speisesaal langsam leerte, brachen auch die vier Jungen auf. Robert meinte zu Enrico und Oliver, dass sie nicht auf ihn warten sollten und er nachkäme – eine kleine Lüge, die er damit wieder gutzumachen gedachte, indem er behauptete, dass er und Johnny sich letzten Endes verquatscht hatten. Sowas sollte ja vorkommen.

„Was ist los?“, fragte Robert, als er sich sicher war, dass niemand in der Nähe war, der sie belauschen konnte. Sie waren gemeinsam auf dem Weg zum Büro des Sicherheitsdienstes, um ihre Aussagen zu Protokoll zu geben. Johnny warf ihm einen gekränkten Blick zu. „Du kannst nicht einfach jedem erzählen, dass ich bei dir geschlafen habe!“, meinte er aufgebracht, „Da denken dann alle, wir hätten miteinander geschlafen. Und dann deine blöde Bemerkung, von wegen, dass ich dem Ganzen nicht abgeneigt war – du weißt genau, dass Teodoro mir dieses blöde Mittel gegeben hat!“

„Zunächst einmal habe ich es nur Enrico und Oliver erzählt und nicht jedem. Dass die Mädchen vom Nebentisch zuhören, konnte ich ja nicht ahnen. Und was genau ist dein Problem mit der Möglichkeit dass jemand denken könnte, wir hätten Sex?“, er hielt inne, griff nach Johnnys Hand und blickte ihn durchdringend an, „Nur dass keine Missverständnisse aufkommen, Jonathan. Dass ich dich liebe, weißt du. Ich will diese Beziehung... Ich will dich in meinen Armen halten, dich küssen - und ich will Sex mit dir. Deshalb erwarte nicht von mir, dass ich es als negativ werte, dass du dich mir gestern Abend so bereitwillig hingegeben hättest. Die Versuchung war verdammt groß, aber ich habe ihr nicht nachgegeben – weil ich dich liebe und weiß, dass du einfach noch nicht so weit bist. Dafür habe ich Verständnis. Aber sei dir bewusst, dass wir Sex haben werden und tu um Gotteswillen nicht immer so, als sei es ein absolutes Tabu.“

Die letzten Worte hatte er erstaunlich sanft gesprochen und er führte Johnnys Hand zu seinen Lippen und küsste sie liebevoll. Johnny starrte ihn nur mit trockenem Mund an und rang nach Fassung.

Zusatzkapitel 8

Robert beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf den Mund, den Johnny nur äußerst widerstrebend und zögerlich erwiderte. Sanft schloss Robert ihn in seine Arme: „Sei mir nicht böse deswegen. Sex gehört zu einer Beziehung einfach dazu – und ich will nicht darauf verzichten.“

Johnny wirkte immer noch erstaunlich unbeteiligt und blickte zur Seite – im nächsten Augenblick verkrampfte er sich schlagartig und stieß Robert grob von sich, was diesen dazu brachte, verwundert aufzusehen.

Am Ende des Gangs, keine zehn Meter von ihnen entfernt, standen Marian und Mark McGregor, Johnnys Eltern. Allem Anschein nach waren sie von der Schulleitung über den Vorfall in der vergangenen Nacht informiert worden und hatten sich gleich heute Morgen auf den Weg gemacht, um nach ihrem Sohn zu sehen. Johnny wirkte davon nicht sonderlich angetan und als Marian mit entzückter Miene meinte „Lasst euch von uns nicht stören!“, verschlechterte sich seine Laune endgültig. „Was macht ihr hier?“, polterte er los und Robert war in dem Moment froh, dass er nicht derjenige war, an dem Johnny seine Wut ausließ.

Die McGregors traten näher und Marian zog ihren Sohn zur Begrüßung in eine Umarmung und sie strich ihm durch sein Haar. „Der Direktor hat uns mitgeteilt, was gestern passiert ist und wir wollten sehen, ob mit dir alles in Ordnung ist“, erklärte Mark und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Ihr hättet auch einfach anrufen können“, murmelte Johnny, doch zu Roberts Überraschung wirkte er nun etwas ruhiger und entspannter. Dennoch dachte seine Mutter allem Anschein nach gar nicht daran, ihn aus ihrem Griff zu entlassen. „Ich will nicht, dass herauskommt, dass ich mit der Angelegenheit etwas zu tun habe...“

Mark wirkte ob dieser Äußerung empört. „Du bist hier das Opfer, Jonathan. Dafür musst du dich nicht schämen!“

„Ich will trotzdem nicht, dass es sich herumspricht. Ich habe keine Lust, dass die Sache öffentlich wird und ich habe keine Lust auf dumme Fragen und mitleidige Blicke.“

Seine Eltern sahen sich kurz an, ehe Marian ihrem Sohn einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn gab. „Das ist in Ordnung. Was hältst du davon, wenn wir uns nachher in der Stadt treffen? Dann können wir über alles reden und du musst dir keine Sorgen machen, dass irgendeiner deiner Mitschüler bemerkt, dass etwas nicht stimmt. In Ordnung?“

Johnny nickte langsam, wirkte jedoch erstaunlicher Weise ein wenig unglücklich, als sie die Umarmung löste. „Ich muss noch meine Aussage machen, danach habe ich Zeit.“

Während die McGregors Johnny erklärten, dass sie bereits vorgehen würden, kam Robert nicht umhin sich schlecht zu fühlen, weil er Johnny gar nicht die Zeit gegeben hatte, sich mit den Ereignissen der letzten Nacht auseinanderzusetzen, sondern ihn gleich mit dem nächsten Problem konfrontiert hatte. Alle seine Patzer auf seine Übermüdung zu schieben erschien ihm auch eher wie eine schlechte Ausrede.

„Robert?“, er zuckte erschrocken zusammen und sah zu Mark McGregor, der ihn mit einem Lächeln bedachte, „Wir müssen uns bei dir bedanken. Wärst du nicht rechtzeitig gekommen und hättest das Sicherheitspersonal nicht informiert, wäre die ganze Sache sicherlich weit weniger erfreulich ausgegangen. Danke.“

Robert zuckte mit den Schultern und schüttelte dann die Hand, die ihm entgegen gestreckt wurde. Marian umarmte ihn zum Dank sanft, eine Geste, die Robert zugegeben sehr überraschte, und meinte mit einem lieblichen Lächeln auf den Lippen: „Passt auf euch beide auf, ja?“, ehe sie noch einmal kurz in ihrer Handtasche kramte und Johnny ein kleines Döschen in die Hand drückte. „Damit müsstest du den Knutschfleck an deinem Hals überdecken können.“

Augenblicklich lief der Angesprochene rot an und seine Mutter gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange, dann brach sie mit ihrem Mann in Richtung Stadt auf.

Johnny blickte ihnen eine kurze Zeit lang schweigend hinterher und ließ unauffällig das Makeup in seine Hosentasche gleiten, ehe er sich Robert zuwandte. „Dad hat Recht, das Ganze hätte wirklich schlimm ausgehen können. Ich habe mich noch gar nicht bedankt, oder?“, der junge Schotte wirkte ob dieser Feststellung peinlich berührt und Robert legte ihm sanft die Hand auf die Wange, ehe er sich vorbeugte und ihn küsste. „Mach‘ dir keine Gedanken deshalb. Und ich denke, ich bin es, der sich bei dir entschuldigen muss. Du hast aktuell mit genug Dingen zu kämpfen und ich benehme mich heute wie ein Trampeltier und sorge nur für noch mehr Kummer. Tut mir wirklich Leid.“

Durch die Nähe zu seiner Mutter hatte sich Johnny merklich beruhigt und Robert musste wieder daran denken, wie er sich damals an ihm festgekrallt hatte, als Teodoro ihm diese dämlichen Bemerkungen an den Kopf geknallt hatte. Kein Wunder, dass Johnny körperliche Nähe in einer Beziehung wichtig war. Sie tat ihm gut. Umso erstaunlicher war es jedoch für Robert, dass Johnny solche Scham und Zurückhaltung hatte, sobald es um intimere Angelegenheiten ging.

Der Schotte brachte mittlerweile wieder ein schwaches Lächeln zustande und seine Augen blitzten kurz herausfordernd auf. „Wie gedenkst du denn das wieder gut zu machen?“

Verblüfft blickte Robert ihn an, doch ihm wurde schnell klar, dass Johnny jetzt kein großes Drama machen, sondern ihn einfach nur necken wollte. „Wie wäre es mit einem Essen?“

„In der Schulkantine?“, fragte Johnny skeptisch und schien von dieser Idee recht wenig zu halten. Vermutlich lag es außerhalb seiner Vorstellung, dass Robert seine Freizeit auch einmal außerhalb des Internats verbringen wollte. Allerdings musste der Deutsche zugeben, dass das tatsächlich nur sehr selten vorkam.

„Ich meinte in der Stadt und natürlich lade ich dich ein. Wir könnten auch danach noch ins Kino gehen und uns einen Film ansehen. Wie wäre es mit morgen Abend?“

Während sie über den Termin ihres Dates sprachen - Robert musste erstaunt feststellen, dass sie seit Beginn ihrer Beziehung noch gar nicht miteinander ausgegangen waren – setzten sie ihren Weg zum Büro des Sicherheitspersonals fort. Immerhin musste zumindest Robert zur zweiten Stunde wieder im Unterricht sein und Johnny hatte ein Treffen mit seinen Eltern.

„Morgen habe ich Sport. Was spricht gegen heute Abend?“

Robert zögerte, denn eigentlich hatte er Johnny nicht erzählen wollen, dass er in der Nacht aufgrund verschiedener Umstände kein Auge zu bekommen hatte. Und wie sollte er sich anders herausreden? Auf der anderen Seite wusste er nicht, ob er es in seinem Zustand schaffen würde, einen entspannten Abend mit Johnny zu verbringen. Vermutlich würde er im Kino einfach einschlafen und sein Freund würde ihm dann Vorwürfe machen. Dann wiederum wollte er Johnny nicht enttäuschen und seine Frage vermittelte Robert durchaus den Wunsch, dass sie doch möglichst gleich an diesem Abend miteinander ausgingen. Er bereute seine Entscheidung noch bevor er sie laut ausgesprochen hatte. „In Ordnung. Dann heute Abend.“

Hoffentlich schaffte er es nachmittags ein wenig Schlaf nach zu holen...

Zusatzkapitel 9

Die Aussage beim Sicherheitsdienst hatte Robert erstaunlich schnell hinter sich gebracht. Er erzählte von seinem Streit mit Johnny, wie sie sich abends treffen wollten und wie er sich auf die Suche nach seinem Freund gemacht hatte. Dass er von Enrico erfahren hatte, dass Teodoro sich Johnny geschnappt hatte und wie er die Gruppe letzten Endes im Kartenzimmer angetroffen hat – natürlich hatte er sich vorher beim Sicherheitspersonal gemeldet. Nachdem er noch seine Beobachtungen ergänzt hatte, durfte er auch schon wieder gehen.

Johnny hingegen brauchte einiges an Zeit und Robert wurde im Warteraum etwas unruhig, denn zugegeben musste er noch zum Unterricht. Er legte fest, dass wenn Johnny nicht bis zehn Minuten vor Beginn der zweiten Unterrichtsstunde anwesend war, er eben einfach ohne ein Wort der Verabschiedung verschwinden würde.

Tatsächlich ging alles recht knapp zu und erst kurze Zeit vor Ende der festgelegten Frist tauchte er wieder auf. Er schien erstaunt, dass Robert auf ihn gewartet hatte und er grinste ein wenig schief. „Hast du den Leuten deine ganze Lebensgeschichte berichtet?“, erkundigte sich Robert und erhob sich von seinem Sitzplatz, „Oder warum hat das so lange gedauert?“

„Tut mir Leid, ich hatte nicht gedacht, dass du wartest“, Johnny nahm seinen Freund bei der Hand und zog ihn förmlich mit sich aus dem Zimmer, „Deshalb hatte ich darum gebeten, ob ich nicht kurz mit Teodoro sprechen könnte. Nachdem du heute Morgen gemeint hattest, dass ich mich bei ihm entschuldigen solle wegen der Angelegenheit vor ein paar Jahren und ich darüber nachgedacht hatte, dachte ich, es wäre ein guter Zeitpunkt.“

Robert wusste nicht, ob er den Moment, in dem Teodoro eingesperrt war, weil er wegen seines blinden Hasses ein Verbrechen hatte begehen wollen, tatsächlich als geeignet bezeichnen würde, sprach seine Skepsis jedoch nicht laut aus. „Was hat er gesagt?“

„Dass ich mich verpissen soll. Und ein paar Beschimpfungen auf Spanisch, glaube ich. Aber zugegeben fühle ich mich jetzt nicht mehr ganz so schlecht wegen der ganzen Sache.“

Robert küsste ihn sanft auf die Hand. „Das freut mich zu hören.“

Er zögerte einen Augenblick, sah auf seine Armbanduhr und seufzte schwer, „Nichtsdestotrotz muss ich jetzt zum Unterricht gehen. Deine Eltern warten bestimmt auch schon auf dich.“

Sie verabschiedeten sich mit einem flüchtigen Kuss auf die Lippen voneinander und trennten sich dann. Robert musste noch seine Schulsachen in seinem Zimmer zusammensuchen und Johnny verschwand in Richtung seines eigenen Schlafzimmers, um sich seine Jacke und sein Geld zu holen.
 

Robert quälte sich den ganzen Vormittag durch den Unterricht und mit jeder Stunde, die verging und der er unkonzentriert folgte, hoffte er, dass er bald fertig mit allem war. Es widerstrebte seinen Prinzipien, einfach die Schule zu schwänzen, aber nachdem er schon zum dritten Mal fast eingeschlafen war und er mehrfach den Faden total verloren hatte (und genau in dem Moment aufgerufen worden war), zog er es ernstlich in Betracht.

Zum Mittagessen trank er zwei Tassen Kaffee und Oliver und Enrico bedachten ihren Freund mit Sorge, denn ein so starker Koffein-Konsum war durchaus unüblich für diesen. Die Abwesenheit Johnnys erklärte Robert damit, dass dieser aufgrund seines freien Tages vermutlich die Zeit vergessen oder er sich nochmal hingelegt hatte. Tatsächlich ging er davon aus, dass der Schotte mit seinen Eltern essen gegangen war.

Als nächstes konfrontierte Enrico ihn mit der Abwesenheit Teodoros, doch Robert zuckte nur mit den Schultern und meinte, dass er mit diesem nie sonderlich viel zu tun gehabt hatte – was der Italiener auch mit misstrauischem Blick auf sich beruhen ließ.

Immerhin war sein offensichtlicher Schlafmangel das letzte Thema, mit dem er sich im Gespräch auseinandersetzen durfte. Er gab zu, dass er durch Johnnys Anwesenheit in der Nacht kaum ein Auge zubekommen hatte – auch wenn er die genauen Gründe verschwieg. Enrico grinste ihn an und Robert deutete daraus, dass er seine ganz eigenen Schlüsse gezogen hatte. Sollte er doch.

Den Nachmittagsunterricht saß er einfach ab. Anscheinend hatte sich mittlerweile auch unter den Lehrern herum gesprochen, dass er am heutigen Tag geistig nicht ganz auf der Höhe war, anders konnte er sich nicht erklären, dass er nun in Ruhe gelassen wurde. Ihm konnte es nur Recht sein und als endlich auch der letzte Kurs hinter ihm lag, trottete er ohne ein weiteres Wort in sein Zimmer, ließ die Tür hinter sich zufallen und warf sich dann einfach in voller Montur bäuchlings auf sein Bett. Dort blieb er regungslos liegen und war innerhalb kürzester Zeit eingeschlafen.

Erst gegen Abend öffnete sich wiederum seine Tür. Verschlafen öffnete Robert ein Auge und erkannte Johnny im Türrahmen, der leise eintrat und den Eingang wieder verschloss. Er hielt auf das Bett zu und Robert murmelte: „Was ist denn?“

Der Schotte legte ihm sanft einen Finger auf die Lippen. „Ich wollte nach dir schauen, weil es gleich Abendessen gibt. Du schaust ja echt geschafft aus.“

„Ich habe ja auch die ganze Nacht kein Auge zu gemacht“, antwortete Robert trocken und drehte sich um, sodass er auf der Seite lag und Johnny besser ansehen konnte. Sein Gegenüber lächelte freundlich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wegen mir?“

Ein wortloses Nicken war die Antwort.

„Dann muss ich mich dafür wohl revanchieren...“

Ehe sich Robert versah, lag er auf dem Rücken, Johnny über ihm, und dass sie beide mit Schuhen in seinem Bett saßen, störte ihn in diesem Moment zugegeben gar nicht. Ihre Lippen berührten sich immer und immer wieder und als sein Freund damit begann, Knopf um Knopf Roberts Hemd zu öffnen, überkam diesen ein wohliger Schauer.

Sanft verteilte sein Freund kleine Küsse auf seiner Brust und als er damit begann zärtlich seine Brustwarzen zu umspielen, konnte Robert ein Aufkeuchen nicht unterdrücken. „Gefällt dir das?“, die Frage hauchte ihm sein Gegenüber förmlich ins Ohr und Robert konnte spüren, wie sein Puls sich deutlich beschleunigte. Bei Gott – er hatte mit Sicherheit nichts gegen das, was Johnny da tat, einzuwenden.

Er entschloss sich dazu, Johnny nicht die ganze Arbeit alleine zu überlassen und irgendwann saßen sie beide nackt und eng umschlungen in seinem Bett, was folgen würde, war ihnen beiden klar. „Willst du das?“, Roberts Stimme bebte vor Aufregung ein wenig und Johnny musste angesichts dessen grinsen. „Mehr als alles andere...“

In dem Moment, als sie sich vereinten und Robert zum ersten Mal Johnny so spüren konnte, fiel es ihm schwer, sich nicht vollständig gehen zu lassen. All das fühlte sich zu gut an, um wahr zu sein. Johnny saß auf seinem Schoß, sah ihn erwartungsvoll an und Robert legte seine Hände auf seine Hüften, um seine Bewegungen zu unterstützen. Johnny schlang seine Arme um sein Genick. Vermutlich war es nicht sonderlich geschickt, Johnny gleich bei ihrem ersten Sex auf diese Art und Weise die Kontrolle zu überlassen, aber überaschenderweise schien er kaum Schwierigkeiten damit zu haben. Mit jeder Bewegung keuchte er leise auf und Robert war sich sicher, dass er Schmerzen empfand, dennoch machte er weiter.

Während er Johnny küsste verspürte Robert dieses unheimliche Glücksgefühl, das ihn zu übermannen drohte und-... sein Handy klingelte.

Mit trockenem Mund wandte er sich zur Seite, doch Johnny packte ihn. „Geh‘ jetzt nicht an dein Handy!“

Robert verdrehte lediglich die Augen, wandte sich seinem Nachttischchen zu und überflog müde die Ablage um herauszufinden, wo er sein Handy abgelegt hatte. Was Johnny anging, war er sich bereits seit seinem Kommentar ‚Dann muss ich mich dafür wohl revanchieren...‘ sicher gewesen, dass es sich bei ihm um ein reines Fantasiegebilde gehandelt hatte, denn der echte Johnny hätte ihn betroffen angesehen und wäre ihm vermutlich bekümmert die nächsten Stunden aus dem Weg gegangen, weil es ihm leidtat, dass er wegen ihm solche Umstände hatte erdulden müssen.

Die Welt war einfacher gewesen, als er Johnnys Fassade noch nicht durchschaut gehabt hatte. Damals hätte Johnny ihn in einer solchen Situation dumm angemacht und für Robert wäre die Sache gegessen gewesen. Inzwischen war er sich sicher, dass Johnny sich damals ein unheimlich schlechtes Gewissen und jede Menge Vorwürfe gemacht, diese jedoch nicht öffentlich zur Schau gestellt hätte. Es war vermutlich gut, dass Johnny ihm mittlerweile soweit vertraute, dass er seine Gefühle ehrlich zugab, aber wenn es eine Sache gab, die Robert nicht ertragen konnte, dann war es dieser Blick, wenn Johnny das Gefühl hatte, etwas falsch gemacht oder jemanden enttäuscht zu haben. Zumal er bisher jedes Mal, wenn er ihn gesehen hatte, in seinen Augen vollkommen grundlos zur Schau gestellt worden war.

Robert hatte seinem Traum nachgegeben, denn in seinen Augen sprach nichts dagegen. Und zugegeben hätte er ebenso wenig dagegen gehabt, ihn auch bis zum Ende durchzuhalten.

Mittlerweile hatte er sein Handy gefunden und er betätigte den ‚Annehmen‘-Knopf. „Hm?“ Es war Johnny. Mehr bekam er vom Telefonat allerdings nicht wirklich mit. Als er die Fragen seines Freundes bestätigte, hatte er kurz darauf schon wieder vergessen, worum es eigentlich gegangen war. Aber vermutlich war das auch nicht weiter wichtig, sollte etwas sein, würde er ihn bestimmt noch einmal persönlich darauf hinweisen.

Als er das Telefon senkte, war er auch schon wieder eingeschlafen.

Zusatzkapitel 10

Johnny hatte, nachdem er eine halbe Stunde vergeblich vor dem Speisesaal auf seinen festen Freund gewartet hatte, dessen Zimmer aufgesucht und obwohl er bereits mehrfach lautstark angeklopft hatte, war aus dem Raum keine Reaktion gekommen. Bereits am Telefon war ihm Robert ein wenig komisch vorgekommen, deshalb machte er sich nun umso mehr Sorgen. Sein erster Gedanke war, dass Teodoro irgendeinen Verbündeten in der Schule hatte, der Robert etwas angetan haben könnte. Weshalb er umso nervöser war.

Und obwohl er wusste, dass Robert es hasste, wenn man eintrat, bevor er dies bestätigt hatte, ließ Johnny es sich nicht nehmen, zu testen, ob die Zimmertür offen war oder nicht. Tatsächlich war sie nicht abgeschlossen, was den Schotten zugegeben sehr verdutzte. Immerhin bedeutete das, dass Robert in seinem Zimmer war - Aber warum hatte er nicht geantwortet?

Vorsichtig schob Johnny die Tür auf und lugte durch den schmalen Spalt, doch er konnte nichts Ungewöhnliches erkennen. Mit gerunzelter Stirn trat er ein und schloss die Tür hinter sich wieder. Im ersten Moment erschien ihm das Zimmer verlassen – bis sein Blick auf das Bett fiel.

Dort lag Robert tief und fest schlafend und voll bekleidet auf seinem Bett. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht seine Schuhe auszuziehen. Das Gesicht hatte er in sein Kissen vergraben und in seiner linken Hand, die vom Bett herunterhing, hielt er sein Handy. Das erklärte zumindest sein komisches Verhalten am Telefon – vermutlich hatte Johnny ihn aus seinem Schlaf aufgeschreckt.

Für einen kurzen Moment war Johnny überrascht, Robert so zu sehen. Seit er ihn kannte, hatte Robert sich bei jeder Gelegenheit als diszipliniert und ordentlich gezeigt – sofern er nicht betrunken gewesen war - und dass er nun in voller Montur quer über seinem Bett lag, kam ihm wie eine ziemliche Blöße vor. Robert musste ziemlich erschöpft gewesen sein, dass er einfach auf sein Bett gefallen und eingeschlafen war. Und Johnny befürchtete schon, was hierfür der Grund war: vermutlich hatte Robert in der Nacht kein Auge zu getan, weil er sich um ihn gesorgt hatte. Er biss sich auf die Unterlippe, als er realisierte, dass er selbst von der letzten Nacht noch so durch den Wind gewesen war, dass er nicht bemerkt hatte, wie es um Robert stand.

Vorsichtig trat er ein paar Schritte näher, denn er wollte seinen Freund nicht aufwecken, und beobachtete seinen ruhigen Schlaf. Ob Robert ihm auch in der vergangenen Nacht beim Schlafen zugesehen hatte? Das wäre mehr als peinlich. Er hatte noch viel zu gut in Erinnerung, worüber er geträumt hatte und auch wenn sein Gedächtnis lückenhaft war, was den Abend betraf, so war er sich ziemlich sicher, dass er eine sehr unruhige und vermutlich auch erregte Nacht hinter sich hatte. Seine Wangen verfärbten sich in einen leichten Rotton und er blickte nervös zur Seite. Darüber nachzudenken brachte ihn auch nicht weiter und änderte nichts an der Lage.

Zumindest konnte er Robert bei seinem ungemütlichen Schlaf behilflich sein und ihn ein wenig angenehmer gestalten. Darauf bedacht möglichst leise und behutsam vorzugehen, machte er sich daran, ihn wenigstens von seinen Schuhen zu befreien. Er platzierte sie neben dem Bett und stellte erleichtert fest, dass sein Freund nach wie vor fest schlief.

Als nächstes bemühte er sich darum, die Zudecke unter Robert hervorzuziehen – eine Sache der Unmöglichkeit. Der Deutsche war zu schwer und die Bettdecke rührte sich keinen Zentimeter. Johnny sah sich um und überprüfte, ob irgendwo im Zimmer eine zweite Decke hatte, doch er wurde enttäuscht. Er verschränkte die Arme vor der Brust und dachte nach, doch ihm fielen spontan nur zwei Alternativen ein: entweder er ließ Robert ohne Decke schlafen oder aber er ging in sein eigenes Zimmer und holte dort die eigene. Bedachte er, welchen Kummer er Robert in der vergangenen Nacht bereitet hatte, stand für Johnny sofort fest, dass letzteres der Fall sein würde.

Sanft strich er seinem Freund über den Arm und küsste ihn auf die Schläfe, ehe er den Raum verließ, um den benötigten Gegenstand zu holen. In seinem eigenen Zimmer angekommen, legte er die Decke zusammen, damit er sie bequem transportieren konnte und sein Blick fiel auf den Stapel an Büchern, die seine Mutter ihm in der Stadt besorgt hatte. Er schüttelte den Kopf und erinnerte sich an die Blurays, die er sich vor wenigen Tagen bestellt hatte und aufgrund deren er sich mit Robert gestritten hatte.

Es war für ihn absehbar, dass der gemeinsame Abend so wahrscheinlich nicht für sie stattfinden würde (zumindest nicht am heutigen Abend), deshalb zögerte er einen Moment und schnappte sich dann einen der Filme. Sollte Robert Lust dazu haben, konnten sie sich immer noch einen gemütlichen Abend zu zweit machen.

Vollbepackt trat er seinen Rückweg an und als er wieder in Roberts Zimmer stand, breitete er sanft die Zudecke über ihm aus. Er wusste nicht, wann genau sein Freund wieder aufwachen würde, aber wenn er ehrlich war, war der Tag für ihn selbst sehr anstrengend gewesen. Die Nacht hatte wenig Erholung versprochen und der Ausflug mit seinen Eltern in die Stadt hatte ihn ebenfalls strapaziert.

Geschickt zog er seine Schuhe aus und vorsichtig kletterte er über den Schlafenden, um sich neben ihn zu legen. Ebenso behutsam hob er die Decke an, um darunter zu schlüpfen. Allerdings wollte er Robert dennoch nicht zu nahe kommen, befürchtete er, ihn zu wecken. Müde schloss er die Augen, als er zwei Arme spürte, die sich um ihn legten und ihn näher zu seinem Freund zogen. „Bei dem Abstand, den du zu mir suchst, könnte man ja fast meinen, ich sei giftig oder so.“

Johnny erstarrte und blickte auf, nur um in Roberts neckisch glänzende Augen zu sehen. Der Deutsche hatte sich inzwischen auf die Seite gelegt und hielt ihn sanft im Arm.

„Ich wollte dich nicht wecken“, murmelte der Schotte wenngleich es mehr nach einer Entschuldigung, als nach einer Begründung klang. Roberts Lippen berührten seine Stirn. „Das hast du auch nicht, mach dir deshalb keinen Kopf. Ich bin vor ein paar Minuten von selbst aufgewacht.“

Sachte lehnte Johnny seinen Kopf gegen seine Brust. Er war ruhig und entspannt und nach einer Weile meinte er: „Eigentlich wollte ich nach dir schauen, weil wir ja gemeinsam in die Stadt wollten – und wir uns am Telefon vor einer Stunde vor dem Speisesaal verabredet hatten.“

Robert seufzte und strich ihm liebevoll über den Rücken. „Tut mir Leid, ich bin heute ein wenig durch den Wind. Zugegebenermaßen habe ich ja auch die ganze Nacht kein Auge zu gemacht.“

„Wegen mir?“

Langsam öffnete Robert die Augen und bemerkte Johnnys musternden Blick. Er beugte sich herab und küsste ihn auf den Mund. „Keine Sorge, das war es wert“, die Antwort schien den Schotten nicht wirklich zu beruhigen und Robert strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht: „Lässt sich jetzt sowieso nicht mehr ändern.“

„Wir könnten übermorgen in die Stadt gehen“, Johnnys größte Sorge schien aktuell das gemeinsame Date zu sein, was Robert insofern beruhigte, dass er sich somit keine Gedanken mehr darüber machte, dass die vergangene Nacht für sie beide nicht sonderlich angenehm verlaufen war. „Das klingt doch nach einem Plan.“

Das Lächeln auf Johnnys Gesicht ließ Robert sich entspannen, denn es zeigte ihm, dass er sich aktuell über die kleinen Dramen ihrer Beziehung keine Gedanken mehr machen musste. „Wie war es denn in der Stadt mit deinen Eltern?“

Johnnys Blick verdüsterte sich – allerdings nicht auf die Art, dass es Robert Sorgen bereitet hätte. „Mum und Dad wollten einige Details der ganzen Aktion letzte Nacht wissen – aber na ja, zumindest war das Essen gut“, er zögerte kurz und sah dann zur Seite, „Und nach dem Essen hat mich meine Mutter zum Einkaufen geschleppt. Weil-... ist egal.“

Diese Antwort weckte Roberts Neugierde und er fuhr dem Schotten sanft durch die Haare. Dass Johnny das Thema zumindest angesprochen hatte, zeigte Robert, dass er gerne mit ihm darüber reden wollte. Allem Anschein nach war er sich aber entweder unsicher, ob er Robert interessierte, oder es war ihm in irgendeiner Form peinlich. Oder vielleicht sogar beides.

„Warum denn?“

Der Angesprochene zögerte einen kurzen Moment. „Die beiden haben wohl unser Gespräch – oder eher deinen Vortrag – mitbekommen. Also wegen Sex in unserer Beziehung und so.“

Robert zögerte, denn zugegeben war es ihm durchaus unangenehm, dass Johnnys Eltern das alles mitbekommen hatten, war es doch eigentlich nur für Johnnys Ohren bestimmt gewesen.

„Mum meint, ich soll das lockerer sehen und nicht so verkrampft sein, und hat mich mit Büchern und Filmen eingedeckt, damit ich mich informieren kann. Das war mir so peinlich...“

„Verständlich“, kommentierte Robert. Gut, Johnny war aus dem Alter eines Kindes, das derlei Anleitungen brauchte, heraus. Aber vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass ihm seine Mutter ein wenig helfend zur Hand gegangen war. Immerhin war er tatsächlich sichtlich verunsichert, wenn es um Sex ging und wenn ihm jemand – abgesehen von Robert – sagte, dass das etwas normales war, wovor man keine Angst zu haben bräuchte, war das nur in seinem Sinne. „Waren denn ein paar gute Bücher dabei?“

Johnny starrte ihn an, als versuche er sich darüber klar zu werden, ob Robert die Frage ernst meinte oder er ihn lediglich ärgern wollte. „Vermutlich schon“, er atmete tief durch, „Immerhin hat sie sich ja beraten lassen.“

Nun, dass das Johnnys Unmut noch einmal verstärkte, war klar. Mitfühlend küsste Robert ihn auf die Stirn und meinte dann mit sanfter Stimme: „Du weißt, dass man Furcht vor allem vor Dingen hat, die man nicht kennt? Vielleicht helfen dir die Bücher ja dabei, deine Angst und deine Hemmungen etwas abzubauen.“

Der Schotte widersprach nicht, aber irgendetwas schien ihn zu belasten. Er blickte zur Seite und als Robert ihm über die Wange strich, zuckte er erschrocken zusammen. „Was ist los?“

Johnnys Mund öffnete sich, nur um sich wieder zu schließen und für einen kurzen Moment schien er hin- und hergerissen zu sein, ob er das Thema, das ihn augenscheinlich belastete, tatsächlich ansprechen sollte. Schließlich nahm er allen Mut zusammen:

„Robert, hattest du schon einmal Sex?“

Zusatzkapitel 11

Die Frage traf Robert nicht unbedingt unvorbereitet, denn er hatte schon öfter darüber nachgedacht, was er wohl antworten würde, wenn Johnny ihn damit konfrontierte. Jetzt, da es so weit war, kam ihm jede seiner zurechtgelegten Antworten so falsch vor und er seufzte leise.

„Mehrfach, ja“, er hatte Beziehungen mit verschiedenen Mädchen gehabt und es hatte seiner Meinung nach einfach dazu gehört, dass er mit ihnen geschlafen hatte – zumal die Initiative in der Mehrzahl der Fälle von seiner jeweiligen Freundin ausgegangen war. Ihm war es zu dem Zeitpunkt als nicht so wichtig vorgekommen und wenn er darüber nachdachte, hatte er wahrscheinlich nur deshalb mitgemacht, weil es von ihm erwartet worden war und er gehofft hatte, dadurch seine Gefühle für Johnny zu vergessen. Das hieß jedoch nicht, dass er den Sex mit den Mädchen nicht auch genossen hätte. Es hatte sich gut angefühlt und vermutlich war das auch der Grund, warum er den Schritt mit Johnny endlich wagen wollte.

Johnny wirkte aufgrund der Antwort enttäuscht und Robert konnte es ihm nicht einmal verübeln. Es war klar, dass es dem Schotten lieber gewesen wäre, wenn er mit „nein“ geantwortet hätte – nicht nur, weil er dann nicht der einzige Unerfahrene auf dem Gebiet gewesen wäre, sondern auch, weil das zum einen bedeutete, dass Robert mit so einer Sache nicht auf ihn gewartet hatte (obwohl er beteuert hatte, dass er all die Zeit nur ihn im Kopf gehabt hatte), zum anderen aber auch zur Folge hatte, dass Robert einen Maßstab hatte, an dem er messen konnte, wie gut Johnny im Bett war. Letzteres war in Roberts Augen lediglich ein Hirngespinst, das sich jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit in Johnnys Kopf festsetzen würde.

„Allerdings hat bisher immer das Entscheidende gefehlt, sodass ich nie wirklich mit ganzem Herzen bei der Sache war.“

Der Schotte lachte trocken, allem Anschein nach hatte er durchaus durchschaut, worauf Robert mit seinem Kommentar hinaus wollte. „So? Und das wäre?“

„Du natürlich.“

„Auf die Antwort wäre ich aber nie gekommen“, der ironische Unterton war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören und Robert beugte sich vor und packte ihn bei der Nase. „Nicht so frech, Herr McGregor. Sonst muss ich dich des Bettes verweisen.“

„Lass meine Nase da raus!“, empört griff Johnny nach seiner Hand, um sie wegzuziehen, doch Robert dachte allem Anschein nach gar nicht daran. „Tut mir Leid, Geiseln werden nur gegen ein Lösegeld freigegeben.“

„Ich verhandle nicht mit Entführern“, schäkerte der Schotte und legte sanft seinen Arm um Robert, der die Gelegenheit nutzte und ihm einen Kuss auf seine Nase gab. „Dann muss ich sie wohl für mich behalten.“ Johnny grinste, krabbelte über ihn, sodass er auf ihm lag. Seine Finger spielten verführerisch mit seinen Haaren. „Sie ist aber kein Einzelstück und nur im Set erhältlich.“

„Dann muss ich mir allerdings erst mal überlegen, ob ich-...“

Die Tür schwang auf und Enrico stand im Türrahmen. Als er die Szene vor sich sah, blinzelte er für einen Augenblick, dann grinste er und seine Augen hatten dieses freche Leuchten, das zumeist nichts Gutes bedeutete. „Ihr beiden wisst, dass das ohne Kleidung besser funktioniert?“

Johnny verdrehte die Augen und machte eine unflätige Geste in Richtung des Italieners, Robert seufzte leise und meinte dann: „Enrico, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du anklopfen sollst, bevor du in ein Zimmer stürmst? Was willst du?“

Enrico trat ein paar Schritte näher und Johnny ließ sich neben Robert zurück auf die Matratze fallen, jedoch nicht ohne Enrico giftige Blicke zuzuwerfen. Dieser schien davon jedoch reichlich unbeeindruckt. „Ich wollte nach euch beiden schauen, weil ihr nicht zum Essen erschienen seid. Aber wie ich sehe habt ihr euch die Zeit auf sehr angenehme Weise vertrieben.“

Robert blickte flüchtig auf den Wecker neben seinem Bett, nur um festzustellen, dass Enrico tatsächlich recht hatte. In zehn Minuten würde der Speisesaal schließen. Aber wenn er ehrlich war, hatte er wenig Motivation, sich jetzt zu hetzen, nur um noch etwas abzubekommen. Er würde sich und Johnny wohl einfach eine Pizza bestellen, das war vermutlich die beste Lösung und er war sich sehr sicher, dass sein Freund nichts dagegen einzuwenden hatte.

Es dauerte einige Zeit bis sie es geschafft hatten Enrico davon zu überzeugen, dass er das Zimmer auch wieder verließ. Allem Anschein nach hatte er über seiner Neugierde seinen Anstand vergessen, letzten Endes vertrieb Johnny ihn, indem er ihm drohte, ihn aus dem Fenster zu werfen, und schloss hinter ihm die Tür ab, um weitere Störungen des Italieners zu verhindern, während Robert sich gähnend aufrichtete und ein wenig träge wirkte. Seine Müdigkeit änderte jedoch nichts an der Ernsthaftigkeit, die auf seinen Gesichtszügen lag.

„Johnny, ich weiß, dass das nicht unbedingt das war, was du hören wolltest. Das Gealbere eben ändert nichts an den Tatsachen und-... zugegeben kann ich sogar sehr gut verstehen, dass du enttäuscht bist. Verstehe bitte aber auch, dass es mir, gerade weil ich schon Sex hatte, so wichtig ist, mit dir zu schlafen. Einfach weil du mir so viel mehr bedeutest, als die Mädchen, mit denen ich zusammen war.“

Der Angesprochene blickte ihn ruhig an, auch wenn seine Haltung deutlich zeigte, dass er über die Antwort auf seine Frage weiterhin nicht sonderlich angetan war. „Ich brauche einfach Zeit das zu verdauen, ja? Ich meine, es war mir schon irgendwie klar. Aber die Sicherheit zu haben, ist eben doch noch mal etwas anders“, er hielt einen Moment inne und blickte zur Seite, ehe er anfügte: „Ich vertraue dir.“

Robert lächelte und einige Zeit herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann setzte sich Johnny auf das Bett neben Robert, der den Arm um ihn legte. „Was wollen wir machen?“, fragte der Schotte, doch Robert zuckte lediglich mit den Schultern. „Wie wäre es mit Pizza?“

„Gerne. Ich hab’ den Film mitgebracht.“ „Den, den dir deine Mutter besorgt hat?“ Johnny stieß Robert mit dem Ellebogen spielerisch in die Rippen. „Der, von dem ich dir gestern erzählt habe. Den könnten wir anschauen.“

„Wenn es dir nichts ausmacht, dass ich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit einschlafen werde, dann bin ich dabei.“

Johnny lächelte, beugte sich vor und küsste ihn. „Ich mache mir höchstens ein paar Fotos als Bildschirmhintergrund für Laptop und Handy.“

Zusatzzusatzkapitel 1

Gedankenverloren saß Johnny in einem der Sessel und starrte vor sich hin, während er zwischen seinen Fingern ein kleines quadratisches Ding hin und her wandern ließ. Er befand sich im Gemeinschaftsraum, der allerdings um diese Uhrzeit relativ leer war. Die meisten Schüler waren aktuell beim Essen und würden sich erst zum Ausklingen des Abends wieder in dieser Räumlichkeit einfinden.

Er selbst suchte den Raum nur sehr selten auf. Meistens dann, wenn er von seinen Teamkollegen alleine gelassen werden wollte. Und das war aktuell auch tatsächlich der Fall. Er brauchte etwas Zeit für sich, musste sich über vieles erst einmal klar werden. Und es fiel ihm schwer, sich auf seine eigenen Gedanken zu konzentrieren, wenn er das Gefühl hatte, dass er auf Schritt und Tritt beobachtet wurde. Gerade Robert schien sehr wohl bemerkt zu haben, dass etwas nicht so recht stimmte, aber Johnny war sich unsicher, ob er tatsächlich schon dazu bereit war, mit ihm über das, was ihn belastete, zu sprechen. Belasten war vielleicht nicht das beste Wort. Er hielt einen Moment lang inne. Beschäftigen war vermutlich zutreffender.

Überrascht blickte Johnny auf, als er feststellte, dass eine Person den Raum durchquerte und direkt auf ihn zu hielt. Hastig ließ er das kleine Päckchen in seiner Hosentasche verschwinden, als sich Oliver auch schon ihm gegenüber hinsetzte und ihn freundlich anblickte. „Hey, Johnny. Was machst du hier?“ Zur Antwort verdrehte Johnny lediglich die Augen. „Und was hast du da gerade weggepackt?“

„Ich wollte ein wenig Ruhe haben, ist das zu viel verlangt?“, Angriff war in dem Fall vermutlich die beste Verteidigung und die einzige Möglichkeit, Oliver von seiner Frage wieder abzubringen. Natürlich hätte er sich auch einfach in sein Zimmer zurückziehen können, aber er hatte bewusst einen Ort gewählt, an dem man ihn eigentlich nicht erwartete. Er hatte vermeiden wollen, dass sich Enrico, Robert oder eben Oliver zu ihm gesellten. Nun ließ es sich jedoch auch nicht mehr ändern.

Oliver tat verständnisvoll: „Dich scheint aktuell irgendeine Sache nicht mehr ganz loszulassen. Dass du dann lieber ein wenig Ruhe und Zeit für dich haben möchtest, kann ich verstehen. Verrate mir nur bitte, was das Kondom damit zu tun hat.“

Johnnys Augenbrauen schoben sich nach oben und er überlegte für einen Moment, ob er einfach alles abstreiten sollte. Doch das Risiko, dass er damit besondere Aufmerksamkeit auf seine momentane Lage lenkte, war ihm zu groß. Er lehnte sich zurück und musterte sein Gegenüber aufmerksam. „Das steht symbolisch für eine Entscheidung, die ich treffen muss“, murmelte Johnny und hoffte, dass der Franzose sich mit dieser Antwort zufrieden geben würde.

„Ob du mit Robert schläfst oder nicht?“

Gequält seufzte Johnny auf. War er gerade ernsthaft dabei sein Sexleben vor Oliver auszubreiten? „Wir sind jetzt schon über ein halbes Jahr zusammen, kennen uns schon seit einer gefühlten Ewigkeit – gehst du wirklich davon aus, dass noch nichts zwischen uns gelaufen ist?“

Oliver zuckte lediglich mit den Schultern: „Jedes Paar hat seine eigene Geschwindigkeit. Ich denke auch, es geht mich relativ wenig an, was wer wie und wann im Bett so treibt. Aber was für eine Entscheidung meinst du dann?“

Der Schotte zögerte einen Augenblick, sah zur Seite. Oliver würde vermutlich keine Ruhe geben, ehe er alle Karten auf den Tisch gelegt hatte. Und was tat es schon groß zur Sache? Immerhin war Oliver nicht Enrico, was hieß, dass am nächsten Tag nicht die ganze Schule von seinem Sexleben erfuhr. Auf der anderen Seite... „In Ordnung, Oliver. Wenn du es unbedingt wissen willst. Allerdings unter der Voraussetzung, dass du das Ganze für dich behältst und es nicht gleich wieder meinen Eltern auf die Nase bindest.“

Oliver sah ihn betroffen an und wollte etwas erwidern, doch Johnny wank ab. „Versuch‘ gar nicht es abzustreiten. Enrico tratscht zu gerne, um Informationen nur an meine Eltern weiterzugeben und sie nicht zeitgleich komplett öffentlich zu machen. Robert wäre schön blöd, wenn er jedwede Privatsphäre aufgeben und alle Entwicklungen in unserer Beziehung weitergeben würde. Außerdem weiß er, dass ich das nicht gut heißen würde. Also bleibst nur noch du – mit deiner Art ist es doch ein leichtes, unauffällig jemanden auszuhören. Korrigiere mich, wenn ich mich täusche.“

Es herrschte Schweigen und Johnny zuckte mit den Schultern, ehe er sich zurücklehnte. „Ich habe mir das schon so gedacht.“

„Ich bin eben wirklich nicht hergekommen, weil ich für deine Eltern spionieren sollte, sondern weil mich interessiert, was los ist. Du benimmst dich seit Tagen komisch“, es klang fast wie eine Entschuldigung. Der Schotte seufzte leise. Im Grunde hatte er nichts dagegen einzuwenden, seine Bedenken einmal laut auszusprechen. Und mit der Vermutung, dass Oliver seine Informationen an die McGregors weiterleitete, hatte er sich ebenfalls schon länger abgefunden – und dies in den letzten Wochen zugegeben schamlos ausgenutzt.

„Es ist kein wirkliches Problem“, begann Johnny lahm, „Das bleibt jetzt alles unter uns, klar? Es ist so: Robert und ich sind schon seit einiger Zeit sexuell aktiv – allerdings eben nicht... anal.“ Er räusperte sich und wurde ein wenig unruhig. Das alles laut auszusprechen kostete ihn doch noch einiges an Überwindung, aber er hatte eingesehen, dass er zum einen aktuell jemanden zum Reden brauchte und zum anderen das Thema Sex nun wirklich kein so großes Drama war, wie er es immer angenommen hatte. Nachdem er Oliver außerdem klar gemacht hatte, dass er wusste, von wem seine Eltern die Informationen hätten, wenn er das Gespräch weiter gab, war auch diese Gefahr relativ gering.

„Wir haben es ein Mal versucht, ganz am Anfang. Es war schrecklich. Ich hab Robert angefleht, dass er aufhören soll – und er hat’s sofort getan und mir versprochen, es nie wieder zu versuchen. Seither beschränken wir uns eben auf... andere Formen von Sex.“

„Was ist dann das Problem?“, Oliver wirkte ernsthaft verwundert und ein wenig irritiert, „Soweit ich weiß gibt es viele homosexuelle Paare, die auf Analsex verzichten.“

„Das Problem ist – Ich will es nochmal versuchen. Wir haben jetzt beide mehr Erfahrung und seit ein paar Tagen habe ich... habe ich wirklich Lust darauf. Aber ich weiß nicht, wie ich es Robert sagen soll – und ob überhaupt. Was, wenn es wieder so schlimm wird und ich schon wieder im entscheidenden Augenblick kneife? Ich will ihm da keine falschen Hoffnungen machen.“

„Warum sagst du ihm das nicht einfach genau so?“, erkundigte sich Oliver und zu Johnnys Überraschung schien ihm das Gesprächsthema in keinerlei Weise unangenehm zu sein und er nahm sein Anliegen wirklich ernst, „Ich denke, wenn du es direkt ansprichst und deine Wünschen und Bedenken äußerst, werdet ihr schon noch auf einen gemeinsamen Nenner kommen. So wird es auch am einfachsten sein. Andeutungen und derartiges können sehr leicht missverstanden werden.“ Die Erfahrung hatte Johnny auch bereits machen dürfen.

„Und außerdem – wir beide kennen Robert gut genug um zu wissen, dass er beim nächsten Mal wesentlich besser vorbereitet sein wird, um zu verhindern, dass er sich nochmals eine Blöße gibt oder aber dir unnötig weh tut. Vermutlich am ehesten eine Mischung aus beidem. Also würde ich mir an deiner Stelle diesbezüglich wirklich keine Sorgen machen. Ansonsten bleibt dir natürlich immer noch die Möglichkeit, Robert davon zu überzeugen, dass er auch mal seinen Hintern hinhält.“

Johnny wirkte einen Moment lang nachdenklich, dann sah er Oliver skeptisch an. „Hat Robert bereits das Thema mal mit dir durchgesprochen?“

Der Franzose setzte ein schiefes Grinsen auf. „Nun ja, nicht direkt. Er fragte mich vor vielleicht ein, zwei Wochen nach Tipps zum Thema Analverkehr, ich habe ihn da einfach mal an Patrick und Jason weitervermittelt. Allerdings war das auch schon alles. Ich habe mir natürlich meinen Teil dazu gedacht...“

Großartig. Warum spielte er eigentlich immer allen direkt in die Hände?

So oder so konnte – und wollte – er Robert und Oliver keinen Vorwurf machen. Vermutlich sollte er sich auch am ehesten darüber freuen, dass sie sich doch einige Gedanken um ihn zu machen schienen. Immerhin hatte er oft genug das Gefühl nur eine unwesentliche Rolle zu spielen. Er zögerte und kaute auf seiner Unterlippe.

„Meinst du Robert ist das Ganze wichtig?“

Wenn Robert eine Sache wichtig ist, dann bist du das. Andernfalls wäre er wohl kaum so verzweifelt darum bemüht in eurer Beziehung alles richtig zu machen.“

Johnny schnaubte leise. „Genau das macht mir Angst.“

Oliver musterte ihn argwöhnisch. „Weißt du, eigentlich solltest du dieses Gespräch am ehesten mit Robert führen. Du solltest deine Bedenken ihm gegenüber äußern, damit ihr darüber sprechen könnt. Menschen können sich gegenseitig nicht in den Kopf schauen und deshalb ist es doch gerade bei einer Beziehung wichtig, dass man miteinander redet.“

„Ich will ihn aber nicht verletzen und möchte nicht undankbar erscheinen. Er macht so viel und-...“

„Ist es dann nicht erst recht undankbar, wenn du es ihm nicht direkt sagst?“

Johnny zögerte einen Augenblick und sah dann zur Seite. „Vermutlich hast du recht ja.“

„Jetzt schau nicht so niedergeschlagen drein. Das wird schon alles wieder, mach dir also nicht immer so viele Gedanken. Ich glaube, dass Robert für alle Zweifel Verständnis haben wird. Und ein wenig Sex hat beim Abbau von Frust und Kummer noch nie geschadet. Würde ich an deiner Stelle wirklich einmal ausprobieren... Bei Samantha und mir klappt das immer sehr gut.“

„Bitte keine Details!“

Oliver lächelte ich freundlich an und erhob sich dann von seinem Platz. „Weißt du Johnny, ich finde die Beziehung zwischen Robert und dir wirklich höchst erstaunlich. Ich denke keiner hätte gedacht, dass das mit euch beiden etwas wird. Ihr habt ziemlich klar das Gegenteil bewiesen. Also werdet ihr mit Sicherheit auch eine Lösung für dein aktuelles Problem finden.“

Als Oliver gegangen war, zögerte Johnny nur kurz, ehe er sein Handy zückte und Roberts Nummer wählte. Oliver hatte Recht: Sofern er nicht mit Robert darüber sprach, würde sich an seinen Sorgen nichts ändern. Und gegen ein wenig Sex zur Entspannung hatte er sicherlich auch nichts einzuwenden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Zugegeben, diesmal ist wenig passiert und das Kapitel war nicht sonderlich spektakulär, aber ich muss erstmal die Grundlagen für alles, was kommt, legen (und die Geschichte ist eigentlich ein Fließtext, dem ich aktuell die Kapiteleinteilung aufpresse). Dafür kann ich allerdings schon jetzt versprechen, dass es nächste Woche etwas spannender wird. ;)

Ich hoffe trotzdem, dass dir das zweite Kapitel dieser Geschichte gefallen hat! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin ab Mitte nächster Woche für einige Zeit im Ausland. Da ich vorher noch einiges vorbereiten muss, wird es leider voraussichtlich bis zum 22.Juli vorerst keine neuen Kapitel geben. Ab dem 22.Juli werde ich jedoch wieder wöchentlich Kapitel online stellen!
Der Ausfall tut mir wirklich sehr Leid! :( Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Noch ein reguläres Kapitel, dann geht's mit den Zusatzkapiteln los! :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche allen meinen Lesern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und erholsame Feiertage! :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Uh, ja. Im Enden-Schreiben war ich schon immer reichlich mies. Muss ich noch üben...

Irgendwann wird es wohl ein Zusatz-Zusatz-Kapitel geben (mit etwas Glück nächste Woche), das dann allerdings ein paar Monate später spielt. Irgendwann werde ich auch nochmal die EnricoxMegan Oneshot nachschieben. ;)

In diesem Sinne: Vielen Dank für das Lesen meiner FF! :D
Liebe Grüße,
Phase Komplett anzeigen

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Von:  Ray-chan
2014-09-05T14:46:12+00:00 05.09.2014 16:46
Wuhuuu, endlich habe ich mal ein paar Minuten, um mir das Kapitel durchlesen zu können.
Johnny kann einem echt leid tun, ich kann seine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Vor dem ersten Mal hat man unzählige Dinge im Kopf und Geschichten, dass es wehtun kann usw.. Da sie es bereits versucht aber abgebrochen haben, verschlimmert es natürlich noch. Jedoch hat Oliver recht, Johnny sollte darüber einfach mit Robert sprechen. Zudem wird dieser mit Sicherheit alles tun, damit er Johnny nicht (noch mal) wehtut. Ich hoffe die beiden sprechen sich aus und erleben ein paar nette Stunden miteinander ;)
Antwort von:  Phase
09.09.2014 23:18
Vielen Dank für deinen Kommentar! :)
Ich muss ja zugeben, dass ich nach wie vor nicht genau weiß, was ich von dem Kapitel halten soll. xD'' Es ist weniger handlungs-, als viel mehr beziehungszentriert, weil es mal um Ängste und Sorgen geht. Johnny ist einfach zu Stolz, um seinen Kummer vor Robert zuzugeben. xD'
Aber du hast Recht: hoffen wir einfach, die beiden wechseln endlich mal klärende Worte und verbringen ein paar nette Stunden zusammen. :D
Von:  Marron
2014-01-15T13:41:09+00:00 15.01.2014 14:41
Ui, auch hier gibt es ein Ende. Ein bisschen traurig bin ich ja schon. Aber man kann auch nicht für immer an soas weiterschreiben. Hac ja, ich werde dann einfach auf deine nchste FF warten. :)

Das Rumgealbere finde ich süß~! Es ist so richtig realistisch und trotzdem purer Zucker. *ein starkes Stück Zeit mit Grinsen verbring* Zumal Roberts Nase ja eigentlich viel mehr Angriffsfläche bietet. Ha, ha! Und dann muss Enrico wieder alles stören und reinplatzen. Er hat sein Timing immer noch nicht verloren...^^

Enden zu schreiben fällt wohl jedem schwer. Aber du hast das doch ganz gut hingekriegt. Man merkt, dass die Anfangsprobleme in der Beziehung der beiden vorüber sind und sie jetzt offener miteinander umgehen. Am Anfang der Geschiche hätte Robert wohl nie zugegeben, dass er vielleicht beim Film einschlafen könnte. Das macht ihm nun nicht mehr viel aus. Und Johnny ist nicht gleich wieder an die Decke gegangen, sondern kann auch rhig zugeben, was ihn stört und was nicht.
Beide haben sich durch das erlebte weiterentwickelt und man kann hier wirklich sagen "Jetzt kann ich mich zurücklehnen und mit gutem Gewissen aufhören." (Trotzdem freue ich mich auf das Zusatzkapitel. XD) Jedenfalls Danke für die supertolle FF, die mich zum Fan der Majestics gemacht hat. (Und auch zum Fan deines Schreibstils. :) )
Antwort von:  Phase
16.01.2014 16:34
Auch an dich spreche ich ein herzliches Dankeschön für das treue Lesen und Kommentieren meiner Geschichte aus! Wäre nicht so fleissig kommentiert worden, wäre die Geschichte wesentlich kürzer geraten und ich hätte vermutlich nicht diese Ausdauer an den Tag gelegt. Also ein großes Dankeschön von meiner Seite!
Außerdem freut es mich natürlich tierisch, dass ich dich mit meiner FF zum Majestics-Fan machen und dich sogar zum Schreiben einer eigenen RobertxJohnny-FF anregen konnte. :D

Johnnys und Roberts Herumgealbere... ja. Ich muss gestehen, es hat mir großen Spaß bereitet das zu schreiben. Und du hast recht - Robert hat da sicher eine größere Angriffsfläche. Da muss ich wieder an diesen einen blöden Spruch denken...
Die beiden haben sich gerade in ihrer Beziehung schon ziemlich verändert, ich glaube die Startschwierigkeiten resultierten einfach daraus, dass sie einfach Sorge hatten, sich zu sehr auf den anderen einzulassen. Aber inzwischen scheint das ja nicht mehr das Problem zu sein - auch wenn damit sicherlich nicht alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt sind. Ein Zusatzkapitel gibt es noch, weil mich die Idee nicht loslässt, aber danach werde ich mich ersteinmal dem Abschluss älterer Projekte (z. B. von "Schuld") zuwenden. Immerhin wollen Robert und Johnny dort nach all dem Drama auch endlich ein Happy End - aber ich gebe zu, dort wird das noch einige Zeit dauern. xD''
In jedem Fall: Vielen Dank für deine lieben Worte und dein fleissiges Lesen und Kommentieren meiner Geschichte! ♥
Liebe Grüße,
Phase
Von:  Ray-chan
2014-01-15T11:07:16+00:00 15.01.2014 12:07
Hach, da sind die beiden wohl endlich glücklich. Johnny hat seine Trotzphase überwunden und war nicht mehr sauer und Robert ist ehrlich wie eh und je. Jetzt heißt es für die beiden die kommende gemeinsame Zeit zu genießen. Ich muss gestehen das ich es etwas schade finde, dass nun die Geschichte abgeschlossen ist. Auch, wenn du dir deiner Meinung nach nicht so viel Mühe gegeben hast, habe ich sie sehr gerne gelesen.

Ein Ende zu schreiben ist wohl nie einfach, wenn es sich um eine etwas längere Geschichte handelt. Danke für diese tolle und süße Geschichte und ich freue mich darauf, wenn es demnächst noch ein weiteres Zusatzkapitel gibt.
Antwort von:  Phase
16.01.2014 16:08
Vielen Dank für deinen Kommentar - eigentlich sollte ich rückblickend auf die ganze FF sagen: Danke dir vielmals für die zahlreichen Kommentare auf meine FF! Es hat mich sehr gefreut deine Kommentare zu lesen und deine Meinung zu meinen Kapiteln zu hören. ♥
Robert und Johnny sind jetzt tatsächlich endlich einmal auf einem gemeinsamen Nenner - hoffen wir, dass es dabei bleibt. Ich denke es ist ihnen beiden schwer gefallen, sich wirklich auf den jeweils anderen einzulassen... aber sie haben beide an sich gearbeitet. ;)
Und es freut mich sehr, deine positive Rückmeldung zur Geschichte zu hören. Wie gesagt: ein Kapitel wird es wohl noch geben (einfach weil die Idee mir nicht aus dem Kopf geht), danach wende ich mich ersteinmal älteren Projekten zu, um diese abzuschließen (z. B. "Schuld").
Ich hoffe, dass das Zusatz-Zusatzkapitel gut ankommen wird und bedanke mich nocheinmal herzlich bei dir für das Lesen und Kommentieren meiner Geschichte. Vielen Dank!
Liebe Grüße,
Phase
Von:  Ray-chan
2014-01-10T05:04:52+00:00 10.01.2014 06:04
Okay. Eigentlich wollte ich erst in ein paar Stunden ein Kommi schreiben, aber das Ende ist ja mal so was von fies. Robert hatte ja schon mehr Beziehungen, aber wenn ihm da bereits klar war, dass er auf Männer steht... argh! Zum Glück ist bald Montag (ich muss echt krank sein, wenn ich mich darauf freue. Immerhin muss ich dann wieder arbeiten...).
Das mögliche Drama ist zum Glück nicht eingetreten. Aber davon gab es ja echt genug ;) Süß, wie sich nun Johnny sorgt und nicht umgekehrt. Als er anfing ihm die Schuhe auszuziehen dachte ich, dass die restlichen Sachen auch noch folgen - aber das hätte nicht zu Johnny gepasst. An der Stelle, wo Robert fragte ob er giftig sei, musste ich gut schmunzeln. Das kann man sich so richtig schön vorstellen.
Als Johnny dann noch fragte, ob es wegen ihm sei, dass er nicht geschlafen hat, musste ich sofort an den Traum denken und ob er nun Wirklichkeit wird. Ich habe wohl einfach zu versaute Gedanken ^^'

Ich finde es übrigens sehr interessant das du beschrieben hast, wie du beim schreiben vorgehst. Es ist sehr löblich, dass du jeden Tag Zeit damit verbringst - ich selbst muss mich oft treten. Ich kenne es aber auch, dass man stundenlang auf den Monitor starrt und einfach nichts einfällt. An anderen Tagen kann man es einfach so runter schreiben, schon komisch ;)

Freue mich aufs nächste Kapi!
Antwort von:  Phase
15.04.2014 09:45
Ups!
Gerade fällt mir auf, dass ich diesen Kommentar bisher gar nicht beantwortet habe - tut mir total Leid! ><
Aber in jedem Fall ein großes Dankeschön für deinen Kommentar!
Es freut mich sehr deine Gedanken zum Kapitel zu lesen, das ist für mich als Autor echt klasse. :D Der Cliffhanger in dem Kapitel ist wirklich fies, das gebe ich gerne zu.
Was mögliche Hentaiszenen angeht... dazu bin ich dann meistens zu faul das auszuschreiben. Bzw. habe ich bei Geschichten, de ich gerne lese, bemerkt, dass es mich einfach in Geschichten sehr stört und ich mir lieber meinen Teil denke. Daher deute ich das zumeist nur an. Außer an der einen Stelle - wobei das ja auch nicht wirklich ausgeschrieben war. xD'
Was das regelmäßige Schreiben angeht - am Anfang ist es ungewohnt, aber wenn man es regelmäßig macht, fällt es einem immer leichter. Ich finde es eine wirklich gute Möglichkeit, sich dazu zu bringen auch fleissig zu schreiben und in Übung zu bleiben. Man muss halt dennoch die "ordentlichen" von den "runtergeschriebenen" Geschichten unterscheiden. Letztere bedürfen mindestens einer ordentlichen Überarbeitung, damit sie zu ersterem werden. :)
Nochmals vielen Dank für deinen Kommentar! :D
Von:  Ray-chan
2014-01-10T04:25:54+00:00 10.01.2014 05:25
Der arme Robert, was erduldet er nicht alles für seinen Freund. Mit Schlafmangel in die Schule ist echt die Hölle, ich spreche da aus Erfahrung! Wenn es wenigstens ein interessantes Fach wäre würde es noch einigermaßen gehen, aber auch ich bin schon mal eingenickt deswegen *hust* Johnny kann echt stolz darauf sein, so einen tollen Freund zu haben. Und das Enrico seine eigenen Schlüsse aus der Geschichte zieht war ja irgendwie klar.
Johnnys Entschuldigung ist ein guter Schritt gewesen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es Teodoro auch Leid tut. Er scheint sehr gekränkt zu sein, aber Mitleid habe ich keins für ihn. Hauptsache Johnny fühlt sich nun wieder etwas besser, was die Sache betrifft.
Ich hatte es schon vermutet, dass es ein Traum von Robert ist. Allerdings ein sehr schöner Traum. Nur er und sein Liebster, vereint. Eine sehr schöne Vorstellung. Vielleicht wird sie ja noch Realität? ;) Beinah schade, dass er durch den Anruf kurzzeitig geweckt wurde. Ich kann mir schon denken, was Johnny wollte und sehe schon das nächste Drama auf Robert einprasseln. Bin gespannt, ob ich Recht behalte :p
Antwort von:  Phase
15.04.2014 09:53
Noch ein Kommentar, den ich bisher übersehen hatte - es tut mir schrecklich Leid!
Danke dir in jedem Fall vielmals für deine lieben Worte!
Robert muss in dem Kapitel ganz schön leiden - der arme Kerl. Aber er kämpft sich wacker durch. Johnny schreint es ihm in jedem Fall allemal wert zu sein. :3
Was Teodoro angeht... eigentlich Schade, dass die Sache nicht doch gut für alle Parteien ausgegangen ist. Was genau in Teodoro vorgeht, weiß ich leider nicht. Eigentlich wäre es sicherlich spannend gewesen darauf und vor allem auch auf die Konsequenzen nocheinmal genauer einzugehen.
Und Johnny und Robert... tja. xD' Ihre Beziehung wird sich zwangsläufig irgendwann sicherlich einmal auch auf der sexuellen Ebene abspielen, aber ich denke das wird noch ein wenig dauern. :) ...Da ich jetzt auch nicht so bewandert im Hentai-Schreiben bin (und es auch nicht werden möchte xD'), werden allerdings vermutlich nur sehr spärlich und eher weniger solche Szenen in meinen Geschichten auftauchen.
An diesen paar Sätzen habe ich zugegeben ewig gefeilt, damit sie nicht zu viel verraten, aber auch nicht zu knapp sind. xD'
Nocheinmal ein herzliches Dankeschön für deine lieben Worte! :D
Von:  Marron
2014-01-07T15:09:24+00:00 07.01.2014 16:09
Und noch nen Kommi. ^^y
Ja, Robert, antworte mal. Was war mit den ganzen Mädchen, die du vorher hattest? Redest du hier von Erfahrungswerten? XD
Es scheint einem nur so lange peinlich zu sein, wie man es nicht getan hat, oder? (Mir fehlt hier die Erfahrung, ich kann Johnny also durchaus verstehen)

Aber ich würde explodieren, wenn meine Mutter mir "Lektüre" geben wollte, die sich mit dem Thema beschäftigt. Ich bin da nicht so, dass ich es meine Eltern wissen lassen wollte...(nicht, dass meine Mum da fragen würde!)
Also ist Johnny da wohl ein bisschen mit Sachen konfrontiert, die ziemlich peinlich sind.

Aber diesmal war ein Perspektivenwechsel notwendig - Robert war ja komatös weg. XD Süß, dass Johnny sich Sorgen macht wegen Teodoro und seinen Leuten, aber: Der wird doch nicht einfach wieder auf seine Umwelt losgelassen? Da kann er doch keinen Komplizen (oder was auch immer) kontaktieren? So gut müsste der Sicherheitsdienst wohl noch sein, oder?

Schön, dass Johnny nicht sauer ist - wer könnte das schon bei dem Bild eines schlafenden Robert? ^///^
Antwort von:  Phase
07.01.2014 18:42
Auch für diesen Kommentar ein großes Danke!
Ja, Robert hat sich da ganz schön was eingebrockt, mal sehen wie seine Antwort ausfallen wird. ;)
Ich bezweifle ja, dass Johnny über das Verhalten seiner Eltern selbst so sonderlich glücklich ist. Aber da hat er vermutlich keine andere Wahl gehabt, immerhin scheint es seine Mutter immer wieder zu schaffen, ihn von der Richtigkeit ihrer Taten zu überzeugen. Da hat der Schotte dann Pech gehabt.
Ja, Robert war ziemlich weg - aber er war ja auch immerhin gut 36-40 Stunden auf den Beinen ohne Schlaf. Und das, obwohl der letzte Abend so stressig gewesen war und er Johnny durch die halbe Schule hatte tragen müssen.
Was Johnnys Sorge angeht: Nur weil etwas unwahrscheinlich ist, ist es ja nicht unbedingt unmöglich. ich nehme an, er hatte einfach Panik, immerhin war es ihm am letzten Abend ja erst selbst so ergangen... Da schien es ihm wohl naheliegend. xD''

Ich glaube Johnny war jetzt lange genug sauer - manchmal muss man auch einsichtig sein und er sieht ja, was Robert alles für ihn getan hat. Hoffen wir nur, dass dir Antwort auf die Frage da keinen Strich durch die Rechnung macht...

Nocheinmal vielen Dank für deine Kommentare!
Liebe Grüße,
Phase
Von:  Marron
2014-01-07T14:51:57+00:00 07.01.2014 15:51
Und weiter geht`s mit den Kommis. Ich habe meine Vorlesung hinter mir und kann weiter lesen. ^^
Also, Robert sitzt den Unterricht ab? Armer Kerl, ich hätte mich einfach ins Krankenzimmer (gibt es da sowas?) verzogen und ne Runde gepennt. Aber unser Musterschüler...<.<° Selber Schuld, wenn er dann nichts mitbekommt. Warum Johnny wohl angerufen hat? Ob die Verabredung nun doch anders läuft? Hoffentlich gibt das keinen Ärger. (Wie schön, dass ich das nächste Kapitel jetzt gleich auch lesen kann. y^o^y)

Aber der Traum war...heftig. Jetzt wissen wir alle, was Robert wohl die Nacht davor so gedacht hat, hehe. Mir war klar, dass es ein Traum sein musste, als Johnny so einfach erfuhr, dass Robert vorher nicht geschlafen hatte. Im Kapitel davor wollte Robert nämlich noch nicht, dass Johnny das erfährt. Da wäre es merkwürdig, wenn er es so einfach erzählen würde. (Denke ich zumindest.)
Aber holla, das war schon recht viel. ÔxÔ Ich bin beim Lesen schon ins Grinsen geraten (und wohl auch ein bisschen rot geworden... ^//^°) Das ist echt gut geschrieben - nicht zu deutlich, aber auch nicht zu undeutlich. Ich wünschte nur, ich könnte solche Szenen auch so schreiben und nicht so, wie sie bei mir immer geraten.

Ach, ich stürze mich jetzt einfach ins nächste Kapitel!
Antwort von:  Phase
07.01.2014 18:35
Auch für diesen Kommentar ein großes Dankeschön! :D
Tja, das ist Robert. Wie war das nochmal in dem einen Kapitel? "Ich muss Johnny hinterher!!! ...nach dem Unterricht..." Er hat einfach Sorge irgendetwas zu verpassen und nachdem er sich am Vortag bereits einmal aus dem Unterricht verkrümelt hatte, dachte er sich wohl, dass er sich das nicht nocheinmal leisten könne. ^^
Zur Verabredung gibt's ja im nächsten Kapitel mehr. xD

Öhm... *hust* Ja, der Traum. Das war auch echt schwer zu schreiben. Ich mag keine expliziten Szenen in FFs und habe bisher immer vor dem entsprechenden Teil abgebrochen, aber da es in meiner Vorstellung nunmal so war, dass der... "Spaß" unterbrochen wird, war es leider notwendig etwas präziser zu werden. v___v''
Ich gebe auch zu: im Gegensatz zu sonst, wo ich einfach drauf los schreibe, hab ich hier wirklich etwas rumprobiert, bis es einigermaßen gepasst hat. Umso mehr freut mich natürlich das Lob. :D
Und ja, Robert und die letzte Nacht - ich glaube, das war ein bisschen zu viel für seinen Anstand. xD
Übrigens finde ich es toll, dass für den aufmerksamen Leser sofort klar wird, dass es ein Traum war, denn ich hatte diesbezüglich echt Sorgen, dass dann Vorwürfe kommen, dass ich mit den Figuren so inkonsequent sei. xD'

Dankeschön für den Kommentar!
Liebe Grüße,
Phase
Von:  Marron
2014-01-07T12:51:33+00:00 07.01.2014 13:51
So, ich bin aus der Weihnachtspause zurück. ^^
Dann will ich auch mal:
Das Kapitel ist wieder sehr süß. Johnny ist erst überrascht, dann schmollt er ein wenig und dann kommen seine Eltern. Seine Mutter hat ihn ja recht schnell besänftigt. Und Robert merkt endlich mal, dass er Johnny mit seinen Ansagen überfordert. (Nach so einer Sache braucht man auch wirklich Zeit) |D
Und hoffentlich verpennt Robert nachher nichts wichtiges, sonst ist der nächste Zoff nicht weit. :)
Antwort von:  Phase
07.01.2014 18:29
Vielen Dank für deinen Kommentar! :D
Es freut mich, dass dir das Kapitel gefällt. Johnny ist schon leicht zu beruhigen, wenn man nur weiß wie. Im Grunde ist er aktuell einfach durch alles, was gelaufen ist, innerlich sowieso sehr aufgewühlt, da ist es für ihn ganz angenehm, wenn er etwas Halt findet. :)
Ja, und Robert hat endlich einmal Einsicht - Johnny kann einem ja schon ziemlich Leid tun, sein Freund ist manchmal schon ein bisschen zu direkt. xD
Und was Robert und das Verschlafen betrifft... in den nächsten Kapiteln gibt es mehr dazu, höhö.

Danke dir für deinen Kommentar! :D
Liebe Grüße,
Phase
Von:  Destinysoul
2014-01-04T23:41:49+00:00 05.01.2014 00:41
Die Schüler sind in dem Moment die einzigen, die sich kindisch behnehmen, gegen Johnnys abneigung zu Pilzen kann man absolut nichts sagen, auch nicht wenn er sie beiseite schiebt. Das ost völlig normal. (Ich hasse Pilze X.X)

Nur über ENrique könnte ich mich bisschen ärgern, dass er die bieden auch noch foppen muss, wo er mitschuld hat, an ihrer Lage...

Robert, der Held. Eindeutig, er kommt und retten Prinzessin Johnny vor den bösen Pilzen mit seiner heldenhaften udn magischen Gabel... er vernichtet die Feinde indem er sie isst! Fabelhaft! (Ja, ich hab Kopfkino XD)

Aber mit der Aktion wirken sie mal wieder Glaubhafter wie ein Pärchen und es werden keine Lebensmittel verschwendet :)

Oh mann, ich bin auch total auf Johnnys Reaktion hineingefallen, ichj dachte der wäre ernsthaft sauer und dann noch dieses nette fluchen auf den RItter mit der Gabel... Aber das passt sowas von gut zu ihm, dass er es ausnutzt und wirklich ein machtspielchen draus macht, diese Szene ahst du wirklich sehr klasse geschrieben, da hat man wirklicih Spaß und lernt auch noch auf Gällisch fluchen XDXD
So, und nun wirds Zeit fürs Bett :)


Beyblade-Rekommentar
Antwort von:  Phase
05.01.2014 14:34
Auch für diesen Kommentar vielen Dank! :)
Na ja, ich stelle mir Johnny gerade bei einem geschäftsessen vor, bei dem er etwas vorgesetzt bekommt und dann erstmal anfängt zu sortieren, haha. xD
Aber in der Situation kommt ihm ja zum Glück Robert zur Hilfe. Und dein Kopfkino... ähm... Ich stelle mir das gerade als Fanart vor und es ist... verstörend. xD
Und Johnny... ich denke der testet gerade ein bisschen seine Grenzen aus. Armer Robert, der muss das jetzt ertragen...

Danke dir für deinen Kommentar!
Liebe Grüße,
Phase
Von:  Destinysoul
2014-01-04T23:28:13+00:00 05.01.2014 00:28
Mir tut Robert ja schon etwas Leid, Johnny wirkt wirklich mehr als nur unbegeistert, ach wenn er nur wüsste.... dabei kann man Johnny aber auch verstehen... die Situation ist wirklch mehr als nur kompliziert.

Und ich hätte ja lieber Französisch gemacht.... ich meine Mathe... ach, erinnere mich bei gelegenheit dir dazu einen Witz zu erzählen XD (Er ist nnicht so toll, aber da ich kein mathe mag, bereitet er mir vergnügen)

Aber wie die beiden da zusammen hausaufgaben machen, wirkt es schon ziemlich süß, dass muss ich wirklich sagen. Sie ergänzen sich wirlich sehr schön. Und RObert bringt wieder die Klassische Leistung schlechthin XDXD Alles verstehen und NIx sagen und derjenige der nicht fragt, ist natürlich schuld XDXD Herrlich, und das mit dem Gälisch ist auch schon, diese Stelle ist wirklich sehr erheiternd :)

Und ich muss wirklich herzlich lachen, wie die beiden sich über das Küssen unterhlaten, es wirkt einfach so... genau. Als Könnte man die Stelle in die Serie einfach mit einbeziehen udn als "Beyblade Hinter den Kulissen" werten... ich glaube da wären sprunghaft ne Ecke mehr Fans da.Und das Ende! Das war mal wirklich was, Johnny, gehts dir etwa wie unserem lilaschöpf? Das ganze war wirklich überraschend und auch sehr interessant, klasse!


Beyblade-Rekommentar
Antwort von:  Phase
05.01.2014 14:27
Danke dir für deinen Kommentar! :)
Na ja, Johnny mag wohl Sprachen nicht so gerne - dafür scheint er mathematisch und sportlich sehr fit zu sein. Jeder hat eben so seine Stärken (außer robert, der kann irgendwie alles einigermaßen gut... xD). Auf den Mathe-Witz bin ich ja schon gespannt. ;)
Na ja, irgendwo hat Robert ja recht, was die Fremdsprachen angeht. Das Risiko ist immer da, dass einen jemand versteht. ;)
Und das Ende! Das war mal wirklich was, Johnny, gehts dir etwa wie unserem lilaschöpf?
Zumindest hat Robert ihn gehörig um die Fassung gebracht. xD Was da dahinter steckt, da hilft nur weiterlesen. Aber ich denke, es ist durchaus offensichtlich. xD

Dankeschön für deinen Kommentar! :)
Liebe Grüße,
Phase


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