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ohne Vater

von

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Erinnerungen an Shido

Der Frühling hielt nun Einzug in Kyushu und in ganz Japan. Die einzigste Ausnahme machte der hohe Norden. Dort liegt das ganze Jahr über der Schnee. Die Sonne ist dort auch selten zu sehen, da es sehr oft schneit oder Schneestürmer über den Schnee fegten.
 

Eine der Dienstmädchen säuberte im 2 Stockwerk des Hauses den langen Flur zur Treppe. Der junge Herr des Hauses, Motomichi, spielte mit einigen Kindern des Dorfes auf der großen Wiese. Es war noch zu kalt um ins Wasser zu gehen. Sie spielten ausgelassen und unbekümmert. Es war ein friedlicher Anblick von fern und nah.
 

Senju war in der Küche und unterhielt sich mir der Köchin. Beide verstanden sich hervorragend. Auch mit den anderen Bediensteten verstand sich die junge Frau, der man nicht ansah, dass sie Mutter sei.
 

Senju, eine Frau aus gutem Hause, verstand sich mit allen Dorfbewohnern sehr gut. Wenn man nicht wüsste, dass sie eine Edelfrau war, würde man dies auch nicht vermuten. Sie trug zwar immer wunderschöne Kleider, aber sie unterhielt sich mit allen als sei sie eine von ihnen. Senju war nicht hochmütig und den normalen Dorfbewohnern erhaben. Sie war eine wunderschöne und stets höfliche Frau.
 

Wurde sie im Dorf von Reisenden bedrängt oder gar belästigt, schritten die Dorfbewohner ein und halfen ihr. Man konnte ohne zögern und mit Sicherheit sagen, sie ist beliebt im Dorf.
 

Am Abend eines schönen Sonnentages waren sie und ihr Sohn im Wohnzimmer. Ein Kamin wurde hier einst eingebaut. Ein Stück Erinnerung an den Palast in Dazaifu. Ein ausländisches Importstück. Aus welchen Land der Kaminbau ursprünglich stammt, weiß keiner im Hause, aber das ist auch nicht wichtig.
 

Die Bediensteten sind schon nach Hause gegangen. Nur zwei Wachen sind im haus. Die Dorfbewohner machen dies freiwillig um Senju von aufdringlichen Reisenden, die tagsüber ins Dorf kamen und sie bemerkten, zu bewahren.
 

Motomichi lehnte sich an die Schulter seiner Mutter, während er ins knisternde Feuer starrte. Senju las ein Buch. Shuri hatte es ihr letztes Jahr zu ihrem Geburtstag geschenkt. Da er nicht kommen konnte, schickte er einen Boten zu ihr, der das Geschenk bei sich hatte.
 

Auch Motomichi bekam jedes Jahr etwas zu seinem Geburtstag. Shuri selbst liebt Geburtstage und schenkt darum jedem zu dessen Geburtstag etwas. Shuri ist eben ein lebensfroher Mensch.
 

“Mutter?“
 

“Was ist denn?“
 

“Erzähle mir etwas von Vater.“
 

“Warum auf einmal?“
 

“Nur so.“
 

“Ich habe dir doch schon von ihm erzählt.“
 

“Aber nicht viel. Ich will alles über ihn erfahren. Alles!“
 

Senju seufzte. Sie wusste dieser Tag würde kommen. Aber so früh? Damit hatte sie nicht gerechnet.
 

“Also gut. Ich werde dir von ihm erzählen. Alles. Wie du es wolltest.“
 

Motomichi nickte nur. Seine Augen wurden bei jedem Wort, das aus dem Mund seiner Mutter kam, großer.
 

“Dein Vater war der Cousin von Onkel Shuri.“
 

“Das weiß ich doch schon.“
 

“Es ist eben alles. Wie du es wolltest.“
 

“Also gut. Ich wollte es ja so haben.“
 

Senju lächelte bei dem Gesicht, dass Motomichi zog.
 

“Er kam aus Dazaifu. Er war auch die rechte Hand deines Onkels. Beide planten die Wüste wieder sprießen zu lassen. Ich erinnere mich noch gut daran. Er war oft in Souh.“
 

“Erzähl mir von seinem Tod. Alles andere kenne ich doch schon über ihn.“
 

Senju schluckte hart. Ihre Augen wurden traurig. Motomichi sah das und fragte “Habe ich etwas Falsches gesagt? Bitte sei nicht traurig. Vergiss es einfach. Ja?“
 

“Nein. Du hast das Recht, den Grund dafür zu wissen.“
 

“Wirklich?“
 

“Wirklich. Eines Tages willst du es sowieso wissen. Und dann muss ich es dir erzählen. Also kann ich es auch jetzt.“
 

Motomichi nickte verständlich.
 

“Er starb in einem Kampf. Es war auch auf Kyushu. In einer Ruinenstadt. Er wurde ermordet. Von einem Mann Namens Tatara.“
 

“Meinst du das Schicksalskind?“
 

“Ja, genau.“
 

“Aber er hat Japan doch von den bösen Königen befreit und jetzt herrschen die guten Könige.“
 

“Ja. Das hat er auch veranlasst. Aber das war alles nachdem dein Vater starb.“
 

“Also. Wie gesagt hat Tatara ihn ermordet. Als ich und dein Onkel es erfahren haben, sollte Tatara dafür büßen. Das haben wir uns geschworen. Ich bin zu Tataraas Basis gereist und habe versucht ihn umzubringen. Aber wie du weißt, ohne Erfolg.“
 

“Er und seine Männer haben mich mitgenommen, dass mir nichts passiert. Damals habe ich sie dafür gehasst. Heute bin ich froh darüber. Auf dem Schiff habe ich dich gekriegt. Tatara hat sich bei mir entschuldigt für den mord an Shido.“
 

“Wir hatten auch einmal einen furchtbaren Streit. Dabei habe ihm die Sachen zerrissen. Erst da habe ich bemerkt, dass er eigentlich eine Frau ist.“
 

“Eine Frau? Aber davon habe ich nie etwas gehört.“
 

“Das wundert mich nicht. Es hieß ja auch überall, das Schicksalskind sei ein Junge.“
 

“Und wie hieß diese Frau?“
 

“Sarasa.“
 

“WAS?! Das ist nicht dein Ernst!?“ rief er laut aus.
 

“Doch das ist es.“ versicherte sie ihm mit ruhiger Stimme.
 

“Aber warum ist sie jetzt meine Tante? Sie hat doch schließlich meinen Vater ermordet und den Cousin von Onkel Shuri. Warum sollte er sie heiraten?“
 

“Weil er sie liebt. Du musst wissen, dass sie sich begegnet sind, als sie noch nicht wussten, wer der andere noch ist. Sie hatten beide eine sehr schwierige Zeit nachdem sie es erfahren hatten. Aber glücklicherweise haben sie doch wieder zueinandergefunden und geheiratet.“
 

“Aber warum sie?!“ fragte der Junge unverständlich.
 

“Würdest du jemanden heiraten, den du über alles liebst?“
 

“Ja. Sicher.“
 

“Würdest du deine Meinung ändern nur weil etwas unabsichtlich passiert ist?“
 

“Nein. Ich denke nicht.“
 

“Weißt du, der Mord an deinem Vater war keine Absicht. Es war nur ein unglücklicher Zufall. Wenn Shido in dem Moment nicht dort gewesen wäre, wäre er heute bestimmt noch am Leben.“
 

Motomichi sah seine Mutter an. Er erkannte einen erleichterten Blick.
 

“Weißt du. Ich habe geschworen, dass du deinen Vater rächen wirst. Ich wollte dich so erziehen. Aber ich habe Sarasa verziehen und ihren Leuten auch. Das Schicksal wollte, das Shido stirbt und so ist es auch passiert. Kein Mensch trägt dafür die Schuld.“
 

“Das Schicksal?“
 

“Ja. Das ist die Vorbestimmung eines jeden Menschen. Man kann sich ihm nicht entziehen. Also versprich mir, dass du Tante Sarasa nicht für den Tod deines Vaters verantwortlich machst und ihn auch nicht rächen wirst.“
 

“Ich verspreche es.“
 

“Gut. Denn dein Vater hätte nicht gewollt, dass du die Frau tötest, die dein Onkel so sehr liebt. Jetzt verstehst du es sicher noch nicht, aber irgendwann wirst du es.“
 

“Ich hoffe es. Solange werde ich wohl warten müssen.“
 

Seine Mutter lächelte ihn an und nahm ihn dann in den Arm.
 

“Du wolltest es ja wissen wie dein Vater starb.“
 

“Ja, das wollte ich. Damit werde ich jetzt auch leben.“



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