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Vergiss-es-Rum

von

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Eukalyptus-Öl

Hatte er überreagiert? Nein. Es war ja wohl eine Frechheit, dass man ihm sagte, er würde einem den Appetit verderben. Er sollte sich nicht so darüber aufregen. Wenn er ehrlich war, ging es ihm ja ebenso: Sobald Zorro den Speisesaal betrat, verging ihm der Appetit. Allerdings würde er diesen Umstand netter formulieren und nicht so, dass er klang wie eine Beleidigung. Sanji wischte über den Tisch. Er beobachtete, wie der Lappen auf der Platte eine feuchte Spur hinterliess und versank wieder in Gedanken. Vermutlich konnte Zorro sich an den Abend nicht mehr erinnern. Mist! Er war so lange sicher gewesen, dass es für sie beide besser war, dass Zorro nicht mehr wusste, dass er ihm sein Herz geschenkt hatte. Zunächst war er sogar dankbar gewesen dafür. Doch in letzter Zeit war er sich dessen nicht mehr so sicher. Es schmerzte ihn, dass Zorro ihm aus dem Weg ging. Auch ihre ewigen Keilereien und Streitigkeiten wegen Nichts fehlten ihm. Wieso hatte der Idiot auch Vergiss-es-Rum anschleppen müssen?! Sanji seufzte. So konnte das ja kaum weitergehen. Aber was tat er jetzt am besten? Er konnte Zorro nicht erzählen, dass sie am Strand rumgeknutscht und er ihm sein Herz geschenkt hatte. Der Schwertkämpfer würde ihn bestenfalls auslachen. Er zündete sich eine Zigarette an und inhalierte so viel Rauch, dass er dachte, seine Lungen würden platzen. Er schaute den Rauchschwaden zu, die zur Decke stiegen und sich im Raum verteilten. Eine gefühlte Ewigkeit sass er einfach nur am Tisch und starrte Löcher in die Luft.
 

Schluss mit dem Unfug! Er musste etwas tun. Irgendetwas. Er würde Zorro suchen und- Was? Was wollte er machen, wenn er ihn gefunden hatte? Ach egal. Irgendetwas würde bestimmt passieren. Wenn ihm nichts einfiel, würde er eben einen Streit vom Zaun brechen, Hauptsache, der grünhaarige Volldepp konnte ihm nicht wieder aus dem Weg gehen. Sanji stand auf und marschierte aus der Küche. Unschlüssig stand er draussen. Wo sollte er mit Suchen anfangen? Natürlich, im Ausguck! Er wollte soeben die Treppe hinunter stürmen, als Franky nach ihm rief. „Hey Sanji, was ist denn mit dir los?“, fragte er verdutzt, denn dem Koch standen die Haare wirr zu Berge, seine Hemdärmel waren unordentlich hochgeschoben und seine Krawatte hing locker und schräg an seinem Hals. „Was meinst du?“, erwiderte der Angesprochene irritiert. Franky packte ihn bei den Schultern und drehte ihn herum, bis er sein Spiegelbild in einem der Bullaugen erkennen konnte. „Oh das. Äh… ich… hab mich geärgert“, erklärte er verlegen. „Ja, das war nicht zu überhören“, nuschelte Franky. „Bitte?“, fragte Sanji. „Ich sagte: Das habe ich mir gedacht, so ordentlich, wie du sonst bist“, log der Cyborg. Sanji schien total von der Rolle zu sein, da war es nicht nötig, dass er ihn provozierte. Ob der Koch wohl etwas klüger war als der Schwertkämpfer und wusste, was Sache war? Allerdings, so wie er wegen Zorros Bemerkung in die Luft gegangen war, war er derzeit wohl genauso ein Dämlack wie der Grünhaarige. Also beschloss Franky, ein kleines Bisschen nachzuhelfen. „Hör mal, Sanji. Wenn du in der Küche fertig bist, könntest du mir helfen. Brook sagte, im Badezimmer käme kein heisses Wasser mehr. Möglicherweise stimmt etwas mit der Feuerung nicht. Könntest du bitte nach oben ins Badezimmer gehen, zuerst eine Minute das kalte, danach eine Minute das warme Wasser und dann zwei Minuten lauwarmes Wasser laufen lassen? Ich gehe währenddessen in den Maschinenraum um zu prüfen, ob ich irgendwelche Meldungen erhalte“, bat der Zimmermann. „Von mir aus. Hab eh grad nix Besseres zu tun“, willigte Sanji ein. Sein Problem hatte sich somit erledigt – fürs Erste. Er begab sich in die Bibliothek und stieg die Leiter zum Badezimmer hinauf.
 

Sanji erreichte das Ende der Leiter und stand in der Ankleide. Er schluckte. Ups. Da hingen Zorros Kleider. Besser, er verzog sich schnell wieder, ehe der Schwertkämpfer seine Anwesenheit bemerkte. Andererseits… der Duft von Eukalyptus hing in der Luft, was nur bedeuten konnte, dass Zorro meditierte. Für gewöhnlich dauerte das ewig. Er brauchte sich also nicht zu beeilen.
 

„Seine Klamotten wirken so unspektakulär, wenn er sie nicht trägt“, überlegte er. Er hatte sich schon oft gefragt, aus welchem Material eigentlich Zorros Hose bestand. Also ging er zu der Wand, an der die Kleider hingen, und befühlte die Hose. Leder. Interessant. Das erklärte die Widerstandskraft des Materials. Wie sich wohl sein Shirt anfühlte? Sanji strich mit den Fingern über den weissen Stoff und stellte überrascht fest, dass er unglaublich weich war. Offenbar handelte es sich um ein Mischgewebe aus Baumwolle und Seide.
 

Auf der anderen Seite der Tür starrte Zorro immer noch das Wasser in der Badewanne an. Es war in der Zwischenzeit kalt geworden und er fröstelte. Er drehte den Heisswasserhahn wieder auf. Er wollte noch etwas entspannen, aber dafür brauchte er warmes Wasser. Und noch mehr Eukalyptus-Öl. Doch das war dummerweise in seiner Hosentasche. Er pflegte, alles fertig zu machen, bevor er seine Kleidung auszog und so steckte er jeweils die kleine Flasche zurück in seine Hose, die jetzt in der Ankleide lag.
 

Sanji atmete den Geruch des Shirts tief ein. Es roch nach Metall und Moschus. Einfach herrlich… Energisch schüttelte er den Kopf. „Himmel, ich verblöde noch, wenn ich so weiter mache“, dachte er. Er hängte das Shirt zurück an seinen Platz und stellte sich vor das Waschbecken. Er liess kaltes Wasser in seine Handflächen laufen und klatschte es sich ins Gesicht. Ah, das tat gut! Die kleine Abkühlung liess ihn wieder klarer werden. Eine Dusche wäre jetzt toll. Er sah kurz zur Tür und wieder zurück zum Waschbecken. Eine Dusche lag leider nicht drin, da das Bad besetzt war. Doch zur Not tat es auch ein kühler Waschlappen. Er löste die Krawatte von seinem Hals, öffnete die Hemdknöpfe und streifte sein Hemd ab. Er schnappte sich seinen Lappen, der an einem Haken neben dem Becken hing und hielt ihn unter den kalten Wasserstrahl. Er stützte sich am Waschbeckenrand ab und sah in den Spiegel. Seine Haare standen von seinem Kopf ab, als wäre er irre.
 

Zorro stand auf, das Wasser schwappte um seine Beine. Er blickte zu seinem Handtuch, das er bereit gelegt hatte. Wenn er es jetzt benutzte, um kurz in der Ankleide sein Bade-Öl zu holen, wäre es nachher, wenn er es wirklich brauchte, nass. Also liess er es liegen, wo es war und entschied sich, dass Eukalyptus-Öl auch ohne Handtuch holen zu können. Er stieg aus der Wanne und ging zur Tür. Er drückte die Klinke hinunter und trat in die Ankleide.
 

Sanji sinnierte weiter über seine Haare und hielt seinen Kopf kurzentschlossen unter das fliessend kalte Wasser. Fantastisch! Er hörte, wie die Klinke der Badezimmertür gedrückt wurde und schreckte hoch. „Aua!“, schrie er, als er mit dem Hinterkopf gegen den Wasserhahn knallte. „Sanji?!“, fragte Zorro. Sanji drehte sich um.
 

Zorro stand nass und nackt in der Badezimmertür.



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