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Genesis Land of Wonder

Rise of Zodiak
von

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I - Layla's Carillon

let's start
 

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...und am himmel leuchtet hell der Zodiak
 

Der Garten glich einem einzigen Orchester. Die Grillen zirpten leise im Chor. Wenn der Klang der Welt eine Farbe wäre, dann ein helles, feines Silber, das in Schwaden fein und lieblich durch die Luft schwebte, wie ein warmer Nebel. Der Klang der Spieluhr auf dem Tisch war glockenklar, hell und rein. Der Ton der Musik verfolgte mich die ganze Zeit, ich realisierte sie niemals vollständig, immer wenn ich nach dieser Erinnerung griff entglitt sie mir, doch ein befriedigendes Gefühl überkam mich, denn ich wusste, der unbeschreibliche Klang war da.

Das Licht der warmen Sonne jedoch war gestochen scharf und geklärt in meiner Erinnerung. Das rötliche Licht färbte die frischen, grünen Blätter der Bäume und Sträucher, als wäre der Garten aus purem, strahlendem Gold geschaffen. Wie Flammen tanzten die warmen Strahlen auf den Pflanzen, feiner Staub und winzige Sandkörner wirbelten darin umher. Die Stämme der großen Laubbäume knarzten, wie die Stimme eines alten Mannes der der Welt eine lange Geschichte zu erzählen hatte und der Wind ließ das flammende Grün tanzen, auf und ab hüpften Blatt und Blüte.

Es war warm und trocken, ein Abend, wie man ihn genoss, ohne an das zu denken, was mit der weiten, harten Welt außerhalb des Heimes zu tun hat. Nur das hier und jetzt war da und der Wunsch diesen Moment auf ewig zu behalten erfüllte meine Seele.

Mit einem Mal fiel meine Aufmerksamkeit, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte- und wollte- auf Laylas Spieluhr zurück.

Ich wusste nicht warum, doch mein kleiner Körper trat ein paar unsichere Schritte auf den schlichten Gartentisch mit dem kleinen Kasten zu. Ich wusste nicht wer Layla war, doch ihr Name, der mit kunstvollen, goldenen Buchstaben auf den Deckelrand eingraviert war, rief ein starkes Gefühl der Verbundenheit aus den Tiefen meiner Seele.

Mit großen Augen schaute ich auf das filigrane Gerät, das diese wunderbare Melodie spielte.

Je näher ich kam, desto deutlicher vernahm ich sie.

Erst fein und hoch, dann tiefer und klarer bis der Rhythmus kurz in ein wildes, düsteres Temperament umschlug, nur um dann wieder in klaren, hellen Tönen auszuklingen. Ich liebte dieses Lied, ich liebte es von ganzem Herzen, denn es erinnerte mich an jemanden.

Doch wen?

Ich wusste es nicht, obwohl ich diese Person nahe bei mir spürte. Jedes Mal wenn ich glaubte, die Antwort zu haben, entglitt sie erneut meinem schlüpfrigen Geist. Das darauffolgende Gefühl der Unsicherheit war wie ein grauer Fleck in dem leuchtenden Rot, Gold und Grün.

Die Spieluhr war aus edlem, rotem Holz, eckig, doch wenn man sie öffnete löste man einen feinen, komplexen Mechanismus aus und eine filigrane Figur erhob sich, um sich stockend, aber anmutig zu der gespielten Melodie zu bewegen. Es war jedoch keine Tänzerin, oder Fee, oder sonst eine Figur, wie man sie in solch einem wertvollen Gerät erwartete. Ein kleiner Schmetterling erhob sich aus der Mitte und schlug leicht und mechanisch mit den mit bunten, schillernden Farben bemalten Flügeln im Takt der Klänge. Die Fühler schwankten wie von einem seichten Wind bewegt. Ich öffnete eifrig meinen Mund um dem Lied einen Text zu schenken, doch ich stockte.

Meine Hände hoben sich und pressten sich auf meinen Mund, als wollten sie es verhindern, denn sie waren nicht länger ein Teil meines Körpers. Ich spürte etwas hinter mir, nicht mehr als ein Schatten, doch seine Hände schlangen sich um meinen Körper. Ein plötzliches, schreckliches Verlangen die Verse auszusprechen, überkam mich, denn sie schienen von wichtiger Bedeutung zu sein.

Doch der Schatten hinter mir hielt mich erbarmungslos davon ab.

Besitzergreifend schlang er mich in seine kalte Umarmung und zog mich weg. Mit aufgerissenen Augen starrte ich zur Spieluhr auf dem Tisch, das einzige an dem ich mich festhalten konnte,

mein rettender Anker,

mein Segen,

mein Herz.

Ich hielt mich fest, an dem Klang, der Melodie die mein Herz füllte und doch hatte ich immer mehr das Gefühl ersticken zu müssen. Die Luft in meinen kleinen Lungen wurde immer knapper, einzig der Anblick des heilen Sommerabends, den ich nun nur noch wie durch einen Spiegel sah, gab mir die Kraft mich gegen den düsteren Angreifer zu wehren.

Ich versuchte verzweifelt meinen Kopf zu drehen, um die Person zu sehen- denn trotz der fehlenden Körperwärme, war ich irgendwie davon überzeugt etwas menschenähnliches hinter mir zu haben- doch ich konnte mich nicht bewegen.

Der Mangel an Luft ließ alles vor meinem Blick verschwimmen, als ich ihn zurück auf die Spieluhr richtete. Zu meinem großen Entsetzten zogen sich nun einzelne Risse durch das Bild jener Sommerabendlandschaft, wurden tiefer und enthüllten dahinter ein abscheuliches Schwarz. Mit einem einzigen lauten Klirren zerfiel meine erfüllte Welt in tausend Scherben und ließ alles schwarz zurück.

Mein rettender Anker war nur noch Scherben vor meinen Füßen.

Endgültig im bedrohlichen Schwarz versunken, drückten die Arme immer fester um meine Brust, pressten den letzten, wertvollen Atem aus meinem zarten Körper. Ich verstand nichts mehr, hörte das wilde Pochen meines Herzens, wie ein gefangener Vogel, der vergeblich versuchte mit letzter Kraft, seinem ungewisses Schicksal zu entrinnen. Meine rechte Hand krallte sich in den Arm meines Angreifers, so fest ich konnte und ich ignorierte den Schmerz meiner verkrampften Hand in dem verzweifelten Versuch zu atmen!

Zum ersten Mal glaubte ich mich endgültig verloren und war dabei aufzugeben.

Ein einzelner heller Glockenschlag ertönte. Der Klang ergoss sich wie eine silbrig-leuchtende Welle in die Dunkelheit.

Wie durch ein Wunder löste sich urplötzlich der Klammergriff des Fremden, nahm das Gewicht von meiner Brust und ließ mich wieder atmen. Verzweifelt, wie ein Ertrinkender, zog ich gierig die Luft in meine Lungen. Mein Körper zitterte vor Kälte.

Leise klang das Lied der Spieluhr erneut, erst zaghaft, wie in weiter Ferne, dann lauter und voller, bis es sogar das erleichterte Pochen meines Herzens und den schweren Atem, der auf meinen blassen Lippen lag übertönte. Das Lied erklang wieder von vorn doch dieses Mal war die Melodie von einer Stimme begleitet, die jene Wörter in meinen Geist zurückbrachte, die mir entfallen waren. Sie klangen in mir wider, brannten sich in meine Seele, während ich mich erhob, als würde mich etwas auf die Beine ziehen.

Ich spürte den Angreifer noch immer bedrohlich hinter, jeden Moment bereit zuzupacken und trotz meiner zitternden Beine begann ich zu rennen. Ich rannte und flog der Stimme entgegen, mit dem Ziel allem zu entfliehen, was hinter mir in der Dunkelheit lauerte. Mit offenen Armen stürzte geradeaus.

Denn Umkehren konnte ich nicht.

Mich umdrehen konnte ich nicht.

Anhalten konnte ich nicht.

Sterben wollte ich nicht.


 



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