Misty alias Arenaleiterin von Azuria City
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Misty alias Arenaleiterin von Azuria City
Misty richtet sich auf. Dennoch bleibt sie auf ihrem Bett und dreht sich von Ash weg, nachdem sie sich auf die Knie gesetzt hat. Ihre Gedanken sind gemischt. Woher wusste Ash etwas von ihrer Verletzung und ihren Gefühlen? Ohne jeglichen Worte zieht sie ihr Oberteil aus und tastet selbst nach der Wunde, die Ash eben noch gekühlt hat.
"Misty, was..." Ash wird ruhiger. "Was machst du da?"
Misty starrt zur Wand, nach der sie sich gedreht hat.
"Wieso kennst du mich besser, als ich es selbst tue?", fragt sie mit zitternder Stimme.
"Ich - em..." Ash weiß die Antwort nicht. Er verstummt.
"Es stimmt, was du sagst. Ich habe Schmerzen und fühle mich in meinem Körper nicht wohl." Misty senkt den Kopf. Sie sieht sehr traurig aus, fällt Ash auf und bekommt langsam selbst das Gefühl, das Misty spürt.
"Es sind sie, die dich so fühlen lassen - oder?", bemerkt er vorsichtig und sein Blick schweift kurz von Misty ab, als er es sagt.
Misty nickt, ganz leicht zwar, aber sie nickt, wird dabei sogar noch ein bisschen mehr gefühlvoller.
"Hey..." Ash rückt näher an Misty heran, aber er traut sich diesmal nicht, sie zu berühren. "Was hast du nur?", fragt er leise, weil er langsam nicht mehr weiß, was er sagen soll und kann, vielleicht sogar darf.
Misty sagt nichts mehr. Kein einziges Wort verliert sie noch einmal. Sie legt nur ihre Hände an ihre Schultern und reibt sich von dort bis zum Oberarm immer wieder entlang. Ash sieht, dass ihr kalt ist und dass sie nun doch Tränen in den Augen hat, die sie vor ihm verbergen will.
"Es tut mir leid, dass ich nicht ehrlich zu dir sein kann, Ash. - Ich weiß es nämlich selbst nicht..."
Als Misty schon in ihren Worten versinken will, macht Ash plötzlich, wie aus Reflex, eine ruckartige Bewegung, nach der seine Arme um Mistys Bauch ruhen und sie fest umarmen und festhalten. Ash selbst hat nicht damit gerechnet, dass er so etwas tun würde. Ganz leicht rötet sich sein Gesicht und das von Misty.
"Dir - dir ist kalt...", meint er nur und streichelt Misty lieb.
"Wieso - kannst du das, Ash?" Misty dreht sich um und sieht Ashs Reaktion. Sein Blick offenbart viele Fragen, während er Misty ununterbrochen in die Augen sieht.
"Du bist so stark. Du weißt selbst nicht, was los ist und trotzdem versuchst du mich zu wärmen und zu trösten. Ich beneide dich. - Wäre ich doch nur wie du..."
"Du bist so gut wie du bist! Wann siehst du das endlich ein?" Ashs Worte gehen sofort auf Misty über, die ihre Gedanken verändern und erst mal zum Schweigen bringen. Sie atmet tief durch und spürt Ashs Bewegungen, wie er ihren Körper abtastet und dann - ist das nicht eben eine Träne gewesen? Doch Ashs Tonfall hat sich nicht verändert. Im Gegenteil er klingt keck und eigenwillig, als er sagt:
"Schade eigentlich, dass du es nicht auch spüren kannst..."
Misty dreht ihren Kopf ein winziges Stück zu Ash.
"Was meinst du denn?" Misty merkt, wie ihr Herz rast. Sie hat doch wohl keine Angst - vor Ash?
"Ich fühle dich, deinen Körper, deine Haut, der kalt ist", sagt Ash leicht mit sanfter Stimme. "- Ich bin bei dir. Dieses Glücksgefühl lass ich mir nicht nehmen. - Willst du es nicht auch - spüren?"
Misty schluckt kurz. Sie fängt sogar an, zu zittern. Was ist nur los? Wieso ist sie plötzlich so nervös?
"Doch - nichts würde ich lieber tun, Ash, als dich festzuhalten und mich an deinen Körper zu kuscheln - glaub mir..." Misty wird leiser. Das könnte falsch gewesen sein, aber Ash hat immer gesagt, sie solle ehrlich sein und das, was sie wolle, offen aussprechen. Nun gut, sie hat getan, was er wollte, nur, wie wird er jetzt reagieren?
Misty hat Ash schon seit einer ganzen Weile angesehen. Endlich sieht er auch sie an. Ganz zärtlich drückt er sie an sich und streichelt ihr sanft über den Bauch.
"Und, kannst du es jetzt spüren?", fragt er leise und daraufhin nickt Misty und wirkt völlig entspannt.
Langsam beginnt sie, sich umzudrehen. Ash macht die Augen zu. Er möchte Misty voll und ganz spüren und nichts verpassen.
Misty küsst Ash auf die Lippen und greift leicht von hinten unter sein T-Shirt. Ash macht kurz die Augen auf. Misty gibt sich ihm total hin, hat auch die Augen geschlossen und ist völlig in seinen Bann gezogen. Daraufhin streicht Ash ihr über den gesamten Rücken bis Misty seine Hände nimmt und zu ihr nach vorne zieht. Sie führt sie in Richtung Hüfte. Ash lässt sie aufliegen. Doch nach einer kurzen Berührung hebt er die Arme in die Luft. Misty sieht ihn überrascht an. Will er wirklich...?
"Ash. - Bist du dir sicher, dass ich..."
"Tu es einfach!", unterbricht sie Ash mit leichten Stimme. "Wenn du willst, tu es. Ich steh zu dir..." Ash wird leiser und schließt wieder die Augen.
Danach greift Misty ganz leicht unter Ashs T-Shirt und zieht es nach oben. Nachdem sie beinahe Ashs Fingerspitzen gestreift hat, nimmt Ash seine Arme wieder runter, während Misty ihn noch einmal küsst. Ash hat mit Absicht, dass Shirt an seinen Armen gelassen, denn jetzt sind sie ihm praktisch nach hinten gebunden und Misty hat sozusagen bei ihm ,Freiraum'. Zuerst macht Misty ein etwas unsicheres Gesicht, doch als sie bemerkt, wie locker und beinahe schon sehnsüchtig wartend er ist, beginnt sie ihre Hände an seinen Bauch zu legen und ihn zu streicheln. Dieses Mal rast bei beiden der Puls in die Höhe und Ash macht seine Augen nicht auf, sondern wartet ab, was passiert. Jetzt ist Misty dran, zu spielen und er wird das Spielzeug sein. Am Anfang weiß Misty nicht, wie sie es anpacken soll. Sie möchte Ash nicht weh tun und vor Allem möchte sie nicht an die Stellen fassen, die sie ,nichts angehen'. Da beginnt sie ihn von vorne bis hinten zu streicheln und ihn sogar zu umgarnen, wie er es möchte. Sie ist dabei so zärtlich und vorsichtig, dass Ash es manchmal als Kitzeln empfindet.
"Was hast du? Du bist so still", fragt er Misty sanft. Sie schluckt.
"Ich - ich weiß nicht..."
"Willst du es nicht?"
"Doch, doch ich - kann nur nicht..."
Ash macht leicht die Augen wieder auf. Lieb sieht er Misty an, die auf den Boden schaut und ihn langsam beginnt, zu umarmen und ihren Kopf auf seine Brust zu legen.
"Wenn du nicht willst, dann lass es. Ich zwinge dich zu nichts."
"Nein, das ist doch OK. Ich will dich nur nicht... Naja, weißt du es ist nur so, dass ich..."
Ash befreit sich nun völlig von seinem T-Shirt und schaut Misty dabei immer noch an. Dann nimmt er seine Hand und streift damit Mistys Kinn, so dass sie ihren Kopf seinem zuwendet.
"Du hast Angst, nicht wahr?"
Misty will nicken, aber sie tut es nicht. Ihr Blick verrät alles, was sie bedrückt und es gar nicht will, dass es so auf sie wirkt, jetzt wo sie ganz nah bei ihm sein darf und ihn berühren.
"Das ist doch nicht schlimm", sagt Ash lächelnd und küsst sie ganz kurz, dann schaut er sie wieder an. "Schlimm wäre es, wenn du es nicht wolltest." Misty versucht zu lächeln, aber sie bringt es nicht fertig. Ash versteht sie.
"Ich erlebe das hier auch zum ersten Mal, aber gerade deshalb ist es so schön, weil ich es mit dir erleben darf und mit keiner anderen. Und das macht mich so glücklich, nicht weil ich..." Ash verstummt plötzlich. Misty hat sich ganz dicht an ihn gelehnt und schlingt ihre Arme um seinen Körper. Sie fängt an, etwas zu sagen und unterbricht Ash, als hätte sie ihm gar nicht zugehört.
"Ich möchte, dass du es mir zeigst. Ich will lernen." Misty lächelt nun wieder und ist ganz locker. Ashs Worte scheinen die Ketten gesprengt zu haben, aber er hat doch gar nichts Wichtiges gesagt, oder doch?
Ist doch praktisch egal. Tatsache ist, dass Ash nun seinen Kopf an Mistys Schulter legt und sie küsst. Dabei streift er Mistys Rücken entlang. Er ist straff und sogar richtig muskulös, im Gegensatz zu deren anderer Mädchen. Man merkt, dass sie immer mit den Pokémon gemeinsam trainiert und nichts von ihnen verlangt, dass sie nicht selbst kann. Das ist für ein Pokémon und vor allem für seinen Trainer sehr wichtig.
Ash berührt Mistys Schlafanzughose. Er zuckt. Darf er weitergehen oder geht er zu weit? Misty schiebt seine Hand weiter nach unten.
"Mach ruhig", flüstert sie. "Ich steh zu dir..."
Ash schmunzelt. Das hat er doch heute schon einmal gehört... Als er gerade Mistys Wunsch erfüllen will, wird die Tür plötzlich von außen aufgerissen.
"Misty, wir haben - AHHHH!"
Ash und Misty drehen sich erschrocken auf die Seite, lassen sich aber nicht los, sondern starren beide nur zur Tür. Viola steht darin und sieht entsetzt auf die beiden, nachdem sie einen kräftigen Schrei losgelassen hat.
"A - aber, das gibt's doch gar nicht! Ihr beide... seid..." Plumps, da liegt sie. Viola ist in Ohnmacht gefallen beziehungsweise ist zusammengebrochen. So viele Schocks auf einmal, das hält man ja im Kopf nicht aus! Klar, dass nach dem Schrei und dem Gepolter auch nicht nach allzu langer Zeit Lilly und Daisy in der Tür stehen und nur blöd auf die beiden Verliebten in Mistys Bett starren. Da platzt Misty endgültig der Kragen:
"Raus! Alle! Was fällt euch ein, so zu gaffen! Macht alle drei, dass ihr raus kommt!"
Inzwischen ist auch Viola langsam wieder auf den Beinen und wird von Daisy und Lilly aus dem Zimmer verschleppt.
Endlich kann Misty Ash loslassen. Zu blöd, jetzt ist es doch raus. Was soll sie bloß ihren Schwestern sagen? Schließlich ist sie ihnen eine Erklärung schuldig. Und Ash? Der ist immer noch außer sich. Hat Misty nicht vorgestern steif und fest behauptet, die drei kämen nie in ihr Zimmer? Nun gut, da war dieser Vorfall mit Daisy, als er Misty getröstet und umarmt hat, aber um diese Uhrzeit... Apropos, wie spät ist es eigentlich?
"Ash, es - es tut mir so leid! Ich..."
"Ist schon OK."
"Was?"
"Es macht mir nichts aus, mit dir gesehen zu werden. Ich bin nur ehrlich mit dir und mir, wenn ich es tue. Wenn ich es abstreiten würde, wäre ich dann dein Freund? Nein, das würde für dich bedeuten, dass ich dich angelogen und damit betrogen hätte..."
"Oh, Gott, nein! Ist das peinlich! - Was machen wir jetzt?..."
Ash legt seine Hände auf Mistys Schultern, nachdem sie sich vor Scham von ihm weg gedreht hat.
"Es wäre besser, wenn sie die Wahrheit über uns erfahren. Das hätten wir sowieso schon eher tun sollen. Komm schon, es ist doch nichts passiert."
"Wieso bringe ich dich immer in solche Situationen? Ich pack's nicht!" Misty schnappt nach ihrem Hemd. Wütend auf ihre Schwestern zieht sie es über. Gerade als sie anfangen will, aufzustehen und ihnen die Meinung sagen, wird sie wieder ruhig und fällt zurück auf ihr Bett.
"Es hätte sowieso keinen Sinn mehr, sie jetzt noch anzuschreien", murmelt sie vor sich hin, dass es Ash versteht. Dieser lächelt und setzt sich hinter sie, umarmt sie und küsst sie noch mal lieb auf die Backe.
"Ich gehe mit."
"Willst du, ich meine, ist das dein Ernst?"
"Ich lass dich nicht mit unseren Problemen alleine. Sie sollen wissen, dass ich zu dir stehe. Du ziehst das nicht alleine durch, wäre ja noch schöner!"
Misty lächelt glücklich. Ash springt von Mistys Bett, schnappt auch sein T-Shirt und meint dann grinsend zu ihr:
"Lass mich vorher aber noch meine Sachen wieder anziehen."
Misty lacht und geht auf Ash zu, nachdem er sein Shirt übergezogen hat und umarmt ihn lieb mit einem Kuss auf den Mund.
Unten im Wohnzimmer warten die drei Azuriaschwestern ungeduldig auf eine plausible Erklärung. Lachend kommen Ash und Misty Hand in Hand die Treppe herunter. Eigentlich haben sie erwartet, dass nur Mistys Schwestern auf sie lauern, aber dazu sind auch noch drei andere zu Besuch, die sie nicht erhofften, zu treffen, schon gar nicht in der Azuria City Arena. Bei diesem Anblick vergeht ihnen das Lachen und beide schauen entsetzt auf die beiden Wohnzimmersofas, auf denen sich die Gäste zusammen mit den Schwestern breitgemacht haben.
"Guten Tag, ihr zwei!"
"Pro - Pro - Professor Eich! Was machen sie denn hier?", kommt es gleichzeitig aus Ashs und Mistys Mund, als sie diesen mit Tracey und Rocko dort sitzen sehen.
"Tracey, Rocko, ihr auch?", fragt Misty geschockt. Neben ihnen stehen, liegen und sitzen deren Pokémon und Ashs und ihre selbst. Praktisch perfekt, dass alle da sind, die noch nicht aufgeklärt sind.
"Das war auch der Grund für mein Auftauchen!", grummelt Viola, die ihre arme verschränkt hat und Ash und Misty einen bissigen Blick zuwirft.
"Hey ja! Wir dachten, wenn Tracey euch im Pokémoncenter getroffen hat und ihr nach Azuria City gegangen seid, könnten wir euch doch besuchen und euch damit überraschen!", lacht Rocko.
"Das - ist euch auch gelungen, wirklich!", meint Ash ebenfalls geschockt. Ausgerechnet heute und auch noch um 21.00Uhr abends. Etwas Besseres scheint denen auch nicht eingefallen zu sein.
"So und jetzt, raus mit der Sprache! Was war das eben da oben für eine Show?!" Lilly ist außer sich. Sie versteht gar nicht, wie pervers ihre Schwester in der Zwischenzeit geworden ist. Einfach unfassbar!
"Tja, äh, wisst ihr, das ist nicht so, wie ihr denkt, es ist eher..."
"Na, was ist es denn, wenn es kein Kuscheln und Schmusen war? Und die Knutscherei haben wir wohl auch falsch verstanden, oder?"
"Was habt ihr???" Gleichzeitig stehen Professor Eich, Rocko und Tracey auf. Nicht zu fassen, was man in Alabastia alles verpasst.
"Nein, das ist wirklich nicht so, wie ihr denkt...", will Ash abwenden.
"Ash hat recht, wir sind..."
Alle werfen den beiden skeptische Blicke zu.
"Und dass ihr Hand in Hand durch die Gegend zieht, ist wohl auch pure Einbildung, was?", zischt Lilly kurzerhand dazwischen. Misty und Ash starren sich auf ihre Hände, dann schauen sie sich an. Kurz überlegen sie, ob sie sich loslassen sollen, doch dann merken sie, dass sie zueinander stehen.
"Und was ist schon dabei, wenn man mit jemandem zusammen ist?", fragt Misty zickig.
Die Azuriaschwestern starren sich an.
"Lilly, Daisy, Viola! Ich liebe Ash und ich - will mit ihm zusammen sein..."
"WAS?" Ein Raunen dröhnt durch das Wohnzimmer.
"Du bist mit ihm zusammen? Ausgerechnet jetzt, wo du dein Lizenz bestanden hast?"
Ash und Misty blicken sie überrascht an.
"Lizenz? Was für eine Lizenz?", fragt Ash nichts begreifend.
"Die Lizenz zur Arenaleiterin. Ich bin gekommen, um ihr den Ausweis vorbei zu bringen", lächelt Professor Eich stolz und will Misty gerade gratulieren, als...
"Du hast eine Lizenz zur Arenaleiterin gemacht?", fragt Ash gereizt und blickt Misty etwas verachtend an. "Und hast mir nichts davon gesagt?"
"Aber, Ash, ich hab doch gar nicht..."
"Ach, hast du nicht!" Ash reißt Professor Eich den Ausweis aus der Hand und hält ihn Misty direkt vor die Nase. "Und was ist das hier?" Darauf knallt er ihn auf den Tisch.
"Lass uns gemeinsam nach Alabastia gehen, dort unsere Lizenz bestehen und eine eigene Arena eröffnen... Das war also alles nur gespielt!"
"Nein, Ash, ich hab wirklich nicht gewusst..."
"Du wolltest von Anfang an nicht mit mir mitgehen, ist doch so?! Dass du mich liebst und mit mir zusammen sein willst, war alles nur stink und erlogen! - Du hast mich ausgenutzt."
Misty versucht, Ash zu beruhigen.
"Ash bitte, hör mir doch erst einmal zu..."
"Ich wüßte nicht, was es da noch zu reden gibt! Du hast meine Gefühle und mich selbst verletzt, ist dir das schon man in den Sinn gekommen?! Du hast mir noch nie die Wahrheit gesagt, hast dich von mir trösten und umarmen lassen, wann es dir gepasst hat! Bin ich so viel für dich wert?"
"Nein, du..."
"Ich hör mir deine Lügen nicht länger an! Es reicht mir, hast du gehört, Misty, es reicht!"
Ash dreht sich um und will gehen. Als Misty ihn zurückhalten will und ihre Hand ausstreckt lehnt er sie mit einer ruckartigen Handbewegung ab.
"Ash, warte!"
"Lass mich in Ruhe!"
Damit geht Ash zurück in Mistys Zimmer beziehungsweise in seines, um seine Sachen zu packen. Er will so schnell wie möglich hier weg.
"Ash!" Misty streckt immer noch die Hand aus. Sie spürt einen urplötzlichen Gefühlsausbruch, den sie schnell austragen muss, bevor es zu spät ist. Doch bevor sie geht, schreit sie alle, die noch in dem Raum sitzen an.
"Was habt ihr getan? Was sollte das? Ich hab nie eine Prüfung zur Lizenz gemacht! Wieso seid ihr so grausam?!" Misty fängt an zu weinen.
"Misty, ich will es dir erklären, wir..."
"Spar dir dein Erklärungen, Lilly! Ihr wolltet von Anfang an nur mein Glück zerstören! Glückwunsch, ihr habt's geschafft! Er wird mich verlassen, und ihr...!"
"Misty, wir..."
"Ich will nie wieder, etwas mit euch zu tun haben!"
Jetzt rennt auch Misty aus dem Zimmer in Richtung Arena, doch in Wirklichkeit, ist sie auf dem Weg zu der Terrasse, auf der sie sich schon früher ausgeheult hat.
Viola steht auf.
"Viola, was hast du vor?", fragt Daisy erschrocken.
"Wir sind schuld, dass die beiden sich gestritten haben. Ich will zu Misty und ihr alles erklären."
"Vielleicht wäre es besser, sie jetzt allein zu lassen..."
"Wenn wir sie jetzt alleine lassen, kann es später schon zu spät sein."
"Viola hat recht", meint Professor Eich. "Wir müssen die beiden so schnell wie möglich wieder miteinander versöhnen, denn so wie ich Ash kenne, ist er spätestens nach einer stunde aus diesem Haus verschwunden."
"Gut!", nickt Daisy mit einem entschlossenen Blick, "Dann werde ich ihn aufklären."
Ash hat dicke Tränen in den Augen. Er reißt alle Kleidungsstücke aus seinem und Mistys Schrank und fühlt sich total allein - und gekränkt. Wie kann ein Traum, der gerade noch so schön war, so schnell zerplatzen? Plötzlich fällt aus dem Schrank ein kleines Fotoalbum. Als es auf den Boden prallt, schlägt es eine Seite auf, die Ash bekannt vorkommt. Es sind lauter Bilder, auf denen er zusammen mit Misty und den Pokémon abgebildet ist. Das war kurz vor dem Erlebnis mit Team Rocket und Giovanni. Kurz hält Ash inne. Warum hat Misty es genau hier versteckt? Als er es durchblättert merkt er, dass es für sie so eine Art Tagebuch sein muss. Alle wichtigen Ereignisse sind darin abgebildet. Das allerletzte Bild gibt Ash dann den Rest: Es zeigt die erste Umarmung der beiden und darunter steht aus Mistys Schrift: ,Ein Traum wurde Wirklichkeit: Ash und ich sind zusammen'. Ash muss erneut weinen, schmeißt das Album auf die Seite und bekommt einen neuen Tränenausbruch. Er krümmt sich zusammen und stützt seinen Kopf auf seine Knie.
"Es war alles so echt! Sie war so lieb und - zärtlich! Wieso hat sie nur..."
"Weil sie dich von ganzem Herzen liebt." Ash wirbelt herum.
"Daisy! Was willst du?"
Das Wasser der Warmwasserquelle liegt ruhig und unberührt vor ihr, als Misty lange Zeit darauf starrt. In dem Wasser spiegeln sich wieder Erinnerungen, die Misty nie vergessen hat und ihnen jetzt nachtrauert.
Nie kann ich das machen, was ich wirklich will. Immer kommt etwas dazwischen, grübelt Misty traurig, als sie versucht, ihre Tränen zu verwischen, obwohl immer wieder neue auftauchen.
"Wieso kann ich nicht das tun, was ich will? Wieso darf ich kein eigenes Leben haben?"
"Vielleicht, weil du dich zu sehr hinter deiner Vergangenheit versteckst."
Misty dreht sich ruckartig um.
"Viola. - Ich brauche deine Ratschläge nicht!" Kurz ist Misty froh über das Erscheinen ihrer Schwester gewesen, jetzt widert sie es eher an.
Viola versucht, Misty aus ihrem schwarzen Loch zu holen. Es ist das erste Mal in ihrem Leben, dass sie mit ihr alleine spricht und ihr etwas von ihrer schwesterlichen Seite zeigt, die Misty vorher noch nie sehen durfte, weil sie vor ihr verschlossen war. Jetzt, wo eine von ihnen Mist gebaut hat, kommen sie sich um ein ganzes Stück näher.
"Misty, es tut mir sehr leid, was wir getan haben, uns allen!"
Misty hat sich auf die Knie fallen lassen und nun schaut sie nach den Worten von Viola wieder auf.
"Die Überwachungskameras haben uns auf die Idee gebracht, dich zur Arenaleiterin zu machen..."
"Wieso habt ihr mich nicht gefragt? Ihr wusstet doch gar nicht, was ich wirklich wollte! Aber das ist ja jetzt sowieso egal, weil es zu spät ist, sich darüber Gedanken zu machen..." Misty wird leiser. Sie ist inzwischen aufgesprungen und hat sich vor Viola gestellt, zuerst mit großem Selbstbewusstsein und entschlossenem Blick, jetzt eher kleinlaut und traurig. Viola blickt sie entschuldigend an.
"Ich habe meine Liebe und mein Leben verloren. Ash haßt mich und, du wirst es nicht glauben, irgendwie hat er recht..."
"Nein, Misty!" Plötzlich nimmt Viola Mistys Hände. Misty schaut überrascht. Was ist nur in sie gefahren? "Du bist so gut, wie du bist! Du bist ein wundervolles Mädchen und das weiß Ash! Glaub mir, er wird zurückkommen! - Er liebt dich von ganzem Herzen und wird dich niemals aufgeben, schon gar nicht wegen so einer dummen Geschichte..."
Misty steht auf und sieht ihrer Schwester in die Augen, die sie noch nie zuvor so lieb angesehen hat. Vor allem ist es das erste Mal, dass die beiden sich voll und ganz verstehen.
"Ach, Viola!"...
Daisy geht langsam auf Ash zu. Kurz vor ihm kniet sie sich nieder und lächelt ihn warm an.
"Es - war nicht Mistys Idee, diese Lizenz."
"Was willst du damit sagen?" Ash ist ganz kribbelig und vor Allem, wieso macht Daisy sich die Mühe, ihm das zu sagen?
"Was ich damit sagen will, ist einfach. Meine Schwestern und ich wußten, dass Misty sehr viel mit den Pokémon trainieren würde und da wir sie zur Arenaleiterin hier brauchen, haben wir beschlossen, in der gesamten Arena Videokameras zu montieren. So konnten wir sie bei ihrem fleißigen Tun aufnehmen und die Ergebnisse an eine Auswertung schicken, so dass Misty, ohne praktische oder theoretische Prüfung die Lizenz erhalten konnte."
"Ich wusste nicht, dass so was möglich ist..." Ash ist baff. Misty hat also doch die Wahrheit gesagt. Ich habe ihr unrecht getan, denkt Ash entsetzt und weiß nicht, was sagen.
"Misty hat von alledem nichts gewußt und deshalb war sie auch so überrascht. Wir wußten nicht, dass ihr zwei euch so nahe steht und sogar schon eure Zukunft und alles geplant habt. Wir wissen, es war falsch, uns einzumischen, aber wir wollten Misty einen Gefallen tun."
"Ihr habt sie wirklich sehr gern, nicht wahr?"
"Misty ist unsere Schwester und wir lieben sie. Aber wir können sie nicht so sehr lieben, wie du es tust." Daisy lächelt wieder stärker und streichelt Ash den Rücken auf und ab, um ihn ein bisschen wach zu bekommen.
"Misty, es tut mir so leid! Wie kann ich das wieder gut machen? Ich hab sie angeschrien und ihr die kalte Schulter gezeigt, an ihrer Ehrlichkeit gezweifelt..."
"Wie wäre es", unterbricht ihn Daisy ruhig und greift nach dem Fotoalbum, "wenn du ihr das selbst sagen würdest?", und reicht es Ash hin. Dieser nimmt es entgegen und starrt eine lange Zeit darauf.
"Aber wie, Daisy? Wie kann ich ihr sagen, wie leid es mir tut und dass ich Unrecht hatte, aber sie doch über alles liebe?"
Daisy steht auf und geht zur Tür, da steht auch Ash schnell auf und will ihr nach, als sie sich plötzlich umdreht.
"Weißt du", beginnt sie noch einmal, "manchmal ist es besser, auf sein Herz zu hören, als auf einen anderen." Damit dreht sie sich vollends um und geht aus der Tür, die sie hinter sich schließt.
Ash blickt auf das Album, das er in der Hand hält. Noch einmal denkt er an Daisys Worte, dann nimmt er das Album richtig in den Arm und seufzt stark.
"Misty..."
hmm mir fällt gerade auf, dass ziemlich oft Ash das letzte Wort hat (also am Ende der Kapitel ^ ^)
Ob sich die beiden wieder vertragen und was danach geschieht, erfahrt ihr *natürlich* in Kapitel 12 ;)
Eure Miya-Chan ^ ^
