Zum Inhalt der Seite

Role Reversal

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Unter vier Augen

„Ich will mit dir reden“, wandte sich Cutty Framm schließlich wieder an die Direktorin, die keine Miene verzog, „allein.“
 

„Sprich dich aus, vor uns allen!“, entgegnete Trafalgar bestimmend.

Der Gefangene ignorierte den Einwand, stierte weiter zur Direktorin. Der Ausgang lag in ihren Händen. Erfüllte sie seine Bitte, so würde er in einem angemessenen Rahmen kooperieren; verweigerte sie, so war jedes weitere Wort Vergeudung von Zeit.
 

„Entweder ihr geht oder ich sehe diese Unterredung als beendet“, erwiderte Franky nüchtern. Gebannt wartete er auf eine Reaktion seitens der Direktorin, die einfach keine Regung zeigte und es lediglich seinem starrenden Blick gleich tat. Im Augenwinkel registrierte er eine Bewegung, die Tür schwang auf. Wortlos hatte sich Gilteo aus dem Verhörzimmer begeben, aber blieb die Tür offen; der Revolutionär wartete auf das Nachfolgen seines Vorgesetzten.
 

„Unerhört!“, knurrte dieser, „Nico-ya!“
 

„Geh.“

Weiß stachen Trafalgars Kieferknochen hervor. Dieses Unterhaltung hatte er sich anders vorgestellt.

„Vergiss unsere Aufgabe nicht“, fügte sie rasch hinzu. Nicht, dass sie ihm misstraute oder ihn gar ausboten wollte, aber in dieser Angelegenheit mussten sie behutsam vorgehen und suchte der Cyborg das alleinige Gespräch, so musste sie sich vorerst darauf einlassen.
 

„Du hast sie gehört, Schoßhündchen“, quiekte Franky vergnügt.

Laws Miene verfinsterte sich.
 

„Ich warte draußen“, brachte er gepresst hervor. Die Tür schloss sich hinter ihm und für einen relativ kurzen Zeitraum legte sich ein Schweigen über die Verbliebenen.
 

„Nun, wir sind unter uns.“ Nico Robin behielt den Gefangenen im Auge, der ein siegreiches Lächeln trug. Er hatte bekommen, was er wollte, aber schlau aus seinem Wunsch, das wurde selbst die Direktorin nicht. Stellte er etwaige Forderungen? Sprach er eine weitere Drohung aus? Noch bevor das eigentliche Gespräch, das sie vorgehabt hatte, begann? Alles war möglich. Dementsprechend hakte sie nach: „Was möchtest du?“ Unter vier Augen konnte viel geschehen und sehr viel Zeit, die blieb den beiden nicht.
 

„Reden. Oder was dachtest du?“, kam die aufmüpfige Antwort sogleich. Neuerlich strich seine Handfläche über das raue Holz.
 

„Dann fang an.“ An diesem Tag galt es ein Teilziel zu erreichen, das ihnen zum Sieg verhelfen sollte. Für Spielchen und Rätselraten hatte sie ihn nicht hierher gebracht. Das musste dem Gefangenen selbst einleuchten.
 

„Ein Lakai der Regierung … ein Lakai der Revolutionäre. Letzteres ist nicht gerade überzeugend. Ein Doppelleben … Unwahrscheinlich.“
 

„Gilteo hat dein Vertrauen gewonnen.“
 

„Er dient hier als Wärter. Wärter kommen und gehen. Ein Wärter hat weniger Verantwortung, aber er kann seine Sinne für Informationsbeschaffung einsetzen, aber du? In diesem Loch trägst du die Hauptverantwortung, du triffst die Entscheidungen. Einzig und allein der Regierung unterstellt. Und ausgerechnet dein Stellvertreter ist dein Partner?“ Verachtend schnaubte Franky. „Verstehst du mein Problem? Wie viele Gefangene starben auf deinem Befehl hin?“
 

„Hast du Mitleid mit ihnen?“ Kopfschüttelnd brach Nico Robin den Blickkontakt. „Innerhalb dieser Mauern sind genügend schwarze Schafe, für die der Tod noch die geringste Strafe darstellt. Tut mir leid, sollte sich mein Mitleid in Grenzen halten. Zudem sollte dir bewusst sein, dass das Schauspiel aufrechterhalten muss. Nur kann es funktionieren, nur so sitze ich noch auf meinem Posten.“
 

„Und doch sägen sie bereits.“
 

„Nicht direkt. Spandam hat sich dankbar in den Vordergrund geschoben.“

Franky horchte und der Groschen fiel.
 

„Du warst das“, sprach er ernüchtert aus, mehr an sich selbst gerichtet. Er hatte die Wärter reden gehört, hatte Gilteo darauf angesprochen. Somit wusste er in etwa Bescheid, aber von wem all das ausging und wie man den Idioten dabei ertappt hatte, hatte er nicht erfahren. Süßlich lächelte die Direktorin ihm entgegen.
 

„Ja, er stand mir im Weg.“
 

„Hast du gar kein Gewissen?“ Verachtung spiegelte sich auf Frankys Gesicht wider. Welch eine durchtriebene Frau sie doch war.
 

„War er nicht derjenige, der deinen Lehrmeister – Tom? – nach Enies Lobby brachte?“

Sein Blick senkte sich. Tom. Wie viele Male hatte er seit seiner Inhaftierung an ihn gedacht? Tom wollte ihn vor diesem Ort schützen, dafür hatte er sein Leben aufgegeben. Nun war er selbst gefangen. Was hätte Tom davon gehalten?
 

„Wann ist er verstorben?“ Zwar hatte er Gilteo auf seinen Lehrmeister angesprochen, aber der Name hatte dem Wärter nichts gesagt. Und Akten der Toten waren für Wärter unzugänglich. Zudem wollte Franky die Erinnerungen nicht allzu sehr aufleben lassen, aber nun, wo Nico Robin vor ihm saß und dessen Name erwähnte, blieb die Frage nicht ungefragt.
 

„Wenige Wochen nach seiner Überstellung.“

Franky nickte sachte. Spürte er da den Hauch von Erleichterung? Ein wenig, ja. Nicht lange hatte er dieser Hölle standhalten müssen und doch schmerzte der Gedanke daran, dass Tom ausgerechnet hier starb. Alleine, ohne seine kleine Familie.

„Spandam wird für seine Taten büßen.“
 

„Ich habe einen triftigen Grund diesen Jammerlappen bluten zu sehen, doch du? Sei mir nicht böse, aber darin liegt ein gewaltiger Unterschied.“
 

„Du kennst mich eben nicht, Cutty“, begann Nico Robin und seufzte leise, „über ihn komme ich an seinen Vater. Beide sind mir ein Dorn im Auge und, ob du glaubst oder nicht, diese Familie verbindet uns auf eine weitere Art und Weise. Uns verbinden dieselben Feinde.“ Diese Kleinigkeit mussten sich beide eingestehen.

„Spandain wollte und will bis heute meinen Kopf rollen sehen. Wäre Kuzan nicht schützend eingetreten … ich möchte nicht ausmalen, was dann geschehen wäre. Spandain ist derjenige, der das Gerücht in die Welt gesetzt hat.“
 

„Du meinst die Wahrheit“, unterbrach Franky grinsend.
 

„Was ist denn schon Wahrheit, Cutty?“, fragte sie rauer, „Ich war acht Jahre alt. Aufgewachsen bei Verwandten, die mich als Eindringling sahen, weil meine Mutter auf See der Forschung nachging. Ich habe ihr nachgeeifert und den Archäologen, die meine Familie darstellten. Sechs Jahre wartete ich auf ihre Rückkehr, ich wollte meine Mutter stolz machen und dieser Tag … Cutty, ich möchte die Welt, die Vergangenheit verstehen und nicht brennen sehen.“

Er schwieg, sah sie durchdringend an. Tom hatte Eisberg und ihn gewarnt. Die Sprache beherrschen galt als Verbrechen. Sie konnte die Welt, wie sie sie kannten, auf immer verändern.

„Die Regierung hat daraus ein Verbrechen gemacht und ich suche nach dem Grund. Du hast gesehen wozu sie fähig ist! Ihre Macht ausweiten steht im Vordergrund. Warum denkst du, haben sie der Geschichte hundert Jahre gestohlen! Sie haben Angst vor der Wahrheit, halten sie auf Biegen und Brechen unter Verschluss. Das tolerierst du, aber nicht die Fähigkeit die antike Sprache zu lesen?“
 

„Uns, Eisberg und mir, geht es um Pluton. Der Bauplan dient seit jeher als Druckmittel. Solange du lebst, ist er nicht sicher“, war Cutty Framms ausweichende Antwort.

Spöttisch verzog die Direktorin ihre Gesichtszüge.
 

„Ihr werdet nie sicher sein. Nicht solange sie denken, ihr habt den Bauplan. Sterbe ich? Liegt der Fokus weiterhin auf euch. Sterbt ihr? Stehe ich bald darauf im Schussfeld. Einen von uns wird es stets treffen.“
 

„Warum wurde ich in Water Seven nie aufgesucht?“
 

„Hättest du dich auf uns eingelassen? Nein, wie Eisberg hättest du seine Existenz verleugnet. Zumal sowieso Eisberg im Vordergrund stand. Und bist zu deiner Verhaftung habe ich keine Gedanken daran verschwendet“, sprach Nico Robin wahrheitsgemäß, „Deine Festnahme hat alles verändert.“
 

„Traust du den Revos? Was ist, wenn sie selbst danach lechzen?“
 

„Hast du den Plan nicht zerstört?“
 

„Ja, aber ich kann ihn rekonstruieren.“
 

„Und ich habe Aufzeichnungen, die ich selbst vor ihnen verberge. Wir haben beide dieselbe Macht und wir beide weigern uns sie einzusetzen. Was sagt dir das?“

Erneut legte sich ein drückendes Schweigen über sie.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dark777
2016-08-18T13:06:01+00:00 18.08.2016 15:06
Nach einer optimalen Ausgangslage klingt das ja nicht gerade. Hier greift wohl das Motto: Der Feind meines Feindes....

V(~_^)
Von:  fahnm
2016-08-05T07:35:50+00:00 05.08.2016 09:35
Super Kapitel


Zurück