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Role Reversal

von

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Zeit der Offenbarung

„Habe ich sie verstimmt?“, kicherte Cutty Framm vergnügt; Terry hatte ihn abgeholt und hierher gebracht. Ein anderer Raum als sonst, den er nicht kannte, aber auch dieser zeigte sich unterkühlt; einem einzigen Zweck dienlich eingerichtet. Dennoch musste er den Stuhl, auf dem er saß, hoch anrechnen. Bequemlichkeiten wie diese durfte man bei Sady nicht erwarten. Vor ihm stand ein alter, abgenutzter Holztisch. Unwillkürlich streckte er die Finger aus, seine Kuppen fuhren sacht die Oberfläche entlang; nach einem ordentlichen Schliff wäre sie wie neu.

„Muss ich, sonst wäre ich in meiner Zelle und dürfte mich ausruhen“, murmelte er; den Blick auf den Tisch gerichtet, versank er zunehmend in die Vorstellung was er aus diesem herausholen konnte. Er mochte solche Arbeiten, selbst diese kleinen, beinah unbedeutenden. Und dann – ruckartig – riss der Faden. Die Hand zog zurück und ballte sich zur Faust.

„Es ist kein Tag vergangen, oder?“ Nach dem Aussprechen seiner Drohung durfte kein Tag vergangen sein, war es doch in der letzten Nacht geschehen. Nicht wahr? Franky wusste nicht so recht, ob er seiner Wahrnehmung vertrauen durfte. Immer wieder hatte er das Bewusstsein verloren. Die fehlende Folter hatte ihm das Zeitverständnis genommen; die vollkommene Müdigkeit seines Körpers und Geistes hervor gebracht. Nur das Wissen, dass er weiterhin in Impel Down verweilte und stets etwas vorfallen konnte, hielt ihn von einem längeren, aber erholsameren Schlaf ab. Er schlief nie, nicht wirklich, vielmehr zwang sein Körper zur Regeneration.

„Du bist so schweigsam, Terry.“ Ächzend linste er zum Wärter, der wartend bei ihm blieb. Das tat er nie. Arbeitete Terry am Tag brachte er ihn zum gewünschten Raum und verschwand. Währenddessen, was darin geschah, war er fort; kehrte erst zurück, wenn das Miststück ihr Werk vollbracht hatte und Franky wieder in die Zelle durfte. Als Aufpasser dienten andere Wachposten. Warum war er hier? Nichts schrie nach Sady, also wer kam zu ihm? Nico Robin, dachte er, bestimmt. Seine Worte waren mit Sicherheit nicht spurlos an ihr vorbei gegangen und nun würde sie ihm wohl höchstpersönlich in die Mangel nehmen. Wie ihre Vorgehensweise aussah, wusste er nicht.

„Hat’s dem Revolutionär … die Sprache verschlagen? Weißt du … du hast mir nie gesagt, was ihr hier wollt.“
 

„Ist nicht meine Aufgabe“, entgegnete Terry nichtssagend während er eine Zigarette aus der Schachtel fischte und sie sich dann anzündete.
 

„Er spricht“, lächelte Franky freudig.

„Saugt jede Info auf, die euch über den Weg läuft, aber was dann. Ich merke nichts.“ Er beugte den Kopf vor, das Kinn ruhte auf seiner Brust. Die Stunden reichten einfach nicht; sein Körper verblieb träge, das System versagte. Es brauchte so viel mehr als eine Auszeit. Das passende Werkzeug und Cola – dem ernannten Lebenselixier, das ihm Kraft und Ausdauer spendete – brauchte er. Nur dadurch würde es ihm besser ergehen.
 

„Franky, du wirst einen Fortschritt sehen. In einer Form, die du nicht erwartest und kommt dieser, dann nimm ihn an und stoß ihn nicht von dir. Stehst du uns zur Seite, dann können wir der Regierung einen tiefen Schnitt verpassen und sie wird bluten.“
 

„Und was richtet ein Dutzend Wärter aus, wenn die führenden Positionen Marionetten sind?“, hinterfragte Franky ungläubig; er warf Terry einen Blick aus den Augenwinkeln zu und erkannte ein wissendes Grinsen, das dem Cyborg Sorgenfalten bescherte. Hatte er etwas übersehen? Einer seiner vielen Gedanken zu rasch abgeworfen? Oder erkannten die Revolutionäre nicht, wie sie sich übernommen hatten?
 

„Welch nette Bezeichnung und das von einem Metallkasten, der bald auseinander bricht.“

Franky behielt Terry weiterhin im Auge, aber waren beide vor Entsetzen weit aufgerissen. Alarmglocken heulten laut auf. Hatte ihn der Wärter betrogen?
 

„Du hast nicht gelogen, Nico-ya. Durch und durch ein Charmeur“, hörte Franky eine weitere, ihm jedoch gänzlich unbekannte Stimme. Wer war der Mann? Etwa dieser Trafalgar?

„Uns darf niemand stören“, gab der Unbekannte einen Befehl.
 

„Aye-aye, Sir.“ Bunny Joe! Ihn erkannte Franky auf Anhieb; immer wieder hatte er mit Terry geplaudert und ein, zwei Mal hatte er ihm persönlich über Namis Befinden informiert. Waren beide somit keine Verbündeten, sondern Spielfiguren des Teufelsweibs? Fest biss Franky die Kiefer aufeinander, weiß stachen die Knochen hervor. Wie lange standen sie dort? Er fühlte sich verraten.
 

„Du“, knurrte er dem Wärter entgegen, dem er tatsächlich vertraut hatte, „hast mich hintergangen?!“

Terry Gilteo zuckte nicht mit der Wimper; ungerührt blies er Rauch aus. Mit einer Reaktion wie dieser hatte er gerechnet und wie gut er diese nachvollzog, aber eine Erklärung abzugeben, das lag nicht an ihm. Das war nicht seine Aufgabe.
 

„Dein Misstrauen in allen Ehren, Cutty, aber du irrst dich“, war es nun Nico Robin, die an ihm vorbei trat und ihm gegenüber Platz nahm.

„Ihr kennt euch noch nicht?“
 

„Trafalgar Law“, stellte sich der stellvertretende Direktor selbst vor und gesellte zu seiner Kollegin, zog das Stehenbleiben jedoch vor.

Franky musterte den Mann und nein, ihn hatte er bisweilen nie gesehen, aber vom Namen her, da kannte er ihn natürlich. Der Turm. Nur Nico Robin stand über ihm und wie sonst auch, blieb sein Blick an ihr haften. Antworten waren fällig. In welche prekäre Situation war er geschlittert? Sein Vorhaben, dieses Weib in den Abgrund zu stoßen, brach ineinander zusammen. Denn Terry, den er als Alliierten betrachtete, hatte ihn hintergangen, ihn regelrecht ausgeliefert. War alles eine perfide Lüge? Nami! Wenn die Revolutionäre nicht existierten und gegen die Regierung ankämpften, dann … ein zermarterndes Rauschen bereitete sich in seinen Ohren aus. Alles erstunken und erlogen!
 

„Lass das“, seufzte Nico Robin, „und bevor du dich in wirren Gedanken verlierst, hör lieber zu.“ Viel Zeit stand ihnen nicht zur Verfügung und diese war wertvoll.

„Gilteo ist nicht dein Feind und hat nie gelogen, lediglich das große Ganze verschleiert. Hättest du ihm jemals Vertrauen aufgebracht, hätte er dir die Verhältnisse zu Beginn auf den Tisch gelegt? Nein, denn du verachtest mich, obwohl du mich nicht kennst. Lieber nimmst du an, ich sehe nicht, welche Gruppierungen in meinem Territorium umher schleichen.“
 

„Ich drohe dir … und jetzt soll ich glauben, ihr steckt alle unter einer Decke? Für wie naiv haltest du mich!“, brüllte Franky gegen Ende hin und bebte vor Wut.
 

„Wow, ruhig Blut“, kommentierte Law beschwichtigend.

„Seit Jahren arbeiten wir verdeckt und warten auf den passenden Moment. Das Warten hat ein Ende, schon bald wird die Luft dünn und Impel Down muss sich auf das Schlimmste gefasst machen. Wir können nicht jedem daher gelaufenen Gefangenen unsere Ziele hinaus posaunen und uns preisgeben. Ein bisschen mehr Grips hätte ich mir erwartet.“
 

„Kleiner, du gehst mir am Arsch vorbei“, belächelte Franky das Gesagte und warf ihm einen abfälligen Blick zu. Das Bürschchen interessierte ihn nicht, er wollte weder dessen Kommentare noch Anwesenheit. Die Direktorin selbst war eine andere Angelegenheit.

„Das Hündchen ist gut abgerichtet … reißt sich zusammen.“ Kichernd wartete er auf eine Reaktion, doch Trafalgar Law blieb stumm; ihn konnte Franky wohl nicht so schnell aus der Reserve locken und vermutlich lag darin auch nicht der Sinn. Denn mit solch einer Basis ließen sich Gespräche schwer führen.

„Traust du dich nicht alleine in meine Nähe?“, fuhr er in schärferen Ton fort und wieder sah er Nico Robin entgegen.
 

„Ich zweifle nicht an deiner Drohung. Du gräbst bereits, aber Cutty? Warum schaufelst du lieber unser beider Grab, statt an dem unseres gemeinsamen Feindes? Ich habe Gilteo auf dich angesetzt. Wir haben dasselbe Ziel. Pluton darf nie in ihre Hände fallen, nie! Und wenn du dich schon dagegen stemmst, dann arbeite mit uns.“
 

„Weder die Regierung noch die Revolutionäre erhalten jene Macht! Niemand soll die Waffe besitzen!“
 

„Wir teilen dieselbe Meinung, Cutty, und in deiner Unterstützung sehe ich einen entscheidenden Vorteil. Allein die Vorstellung, die Revolutionäre hätten Pluton, löst Furcht aus. Wie soll die Regierung dagegen ankämpfen?“
 

„Sie bekommen Angst, weil ich eingesperrt bin, aber euch helfe?“ Laut lachte Franky auf. Hörte die Frau, was sie ihm weismachte? Entsprach das der Wahrheit, dann nahmen sie sich Großes vor, etwas das als unmöglich galt. Niemand konnte Impel Down je bezwingen.
 

„Impel Down wird fallen und nehmen die Revolutionäre dich mit, wird ihnen das ungut aufstoßen.“
 

„Und ihr denkt, ihr könnt die Mauern einstürzen lassen? Ihr spinnt.“
 

„Die Vorkehrungen sind getroffen.“
 

„Ich vertraue dir nicht.“ Ungläubig schüttelte er den Kopf. Nichts passte ins erhaltene Bild, in seine Vorstellung, die er seit Jahren aufgebaut hatte.

„Du arbeitest für Dragon? Was kommt danach? Deine Psychopatin ist eigentlich ein herzensguter Mensch? Ich bitte dich, lass dir mehr einfallen.“
 

„Nein, Sady ist wie sie ist, gefährlich. Wirfst du ihr Krümel vor die Füße, kannst du mein Leben erschweren“, erwiderte Nico Robin wahrheitsgetreu. Momentan war alles möglich, denn Sady hatte sich gewandelt. Die einstige Loyalität war zu Misstrauen geworden. Wie wenig dafür ausreichte, schockierte Robin in gewissem Maße. Immerhin hatte sie mehr von ihr erwartet.
 

„Meine Meinung ist dir wohl unwichtig, aber lass mich dir gesagt haben, wir stehen auf derselben Seite und ein Plan, an dem wir schon lange tüfteln, wird endlich umgesetzt“, mischte sich Law ins Gespräch ein. Er wollte einen Schritt nach vorne machen.

„Gilteo-ya hat dir vom Wachpersonal erzählt, aber wir haben mittlerweile weitaus mehr Verbündete eingeschleust. In Zellen auf jedem Stockwerk. Du hast vermutlich noch nie vom »Newcomer Land« gehört. Ein Versteck zwischen dem fünften und sechsten Level. Gefangene verschwinden, dort tummeln sie sich. Zudem lassen sich in diesen Stunden Revolutionäre festnehmen, darunter Dragons rechte Hand, Sabo-ya.“

Erst gegen Ende hin, löste sich Frankys starrer Blick von der Direktorin und suchte Law. Diesen Mann einschätzen, war nicht leicht. Viel zu wenig kannte er ihn; eigentlich nur durch Sady, die immer wieder ihre Abscheu ihm gegenüber aussprach, wenn sie sich in Rage schlug. Eines musste er lassen, Trafalgar scheute sich nicht und kam sofort mit den großen Geschossen. Ob der Zug nach hinten losging, konnte der andere nicht wissen, doch tat er es.
 

„Franky“, kam es nun vom Wärter, „ich habe dir nie einen Bären aufgebunden. Du hast mir vertraut und dein Vertrauen habe ich nicht ausgenutzt. Denk daher an meine Worte. Werfe die Chance, die sich dir bietet nicht fort. Nicht wegen alter Geschichten und Eindrücken, die dir dein Lehrmeister mitgegeben hat. Auch er kannte nur Gerüchte.“

Drei Augenpaare waren auf ihn gerichtet, warteten auf die eine erhoffte Antwort, die er ihnen nicht geben konnte, noch nicht. Dafür hatte Franky Fragen en maß, die ihrerseits auf eine zufriedenstellende Beantwortung pochten.
 

„Ich will mit dir reden“, wandte er sich schließlich wieder an die Direktorin, die keine Miene verzog, „alleine.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dark777
2016-04-15T17:05:54+00:00 15.04.2016 19:05
So ganz überraschend kam da jetzt nicht, schließlich war bereits klar, dass Robin nicht die ist die sie zu sein scheint. Das bedeutet aber auch, dass sie Domino hinters Licht führt und ich bin mir nicht sicher, ob das nicht ernsthafte Konsequenzen haben wird. Um das zu erfahren muss ich wohl weiterlesen ;).

V(~_^)


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