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Delilah – Die Liebe einer Wölfin

von

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19. Kapitel

Delilah wehrte sich mit allem, was ihr in dieser Form zur Verfügung stand. Sie trat, biss und schlug wie wild um sich, obwohl sie kaum etwas damit erreichen würde und gerade deshalb überraschte es sie doch sehr, wie leicht es ihr fiel, den um so vieles größeren Angreifer abzuschütteln. Ganz so als würde er absichtlich den taktischen Fehler begehen und sein Gewicht von ihr nehmen, nachdem sie sich so stark zu wehren begonnen hatte.

Einen harten Tritt mit ihren Hinterläufen setzte sie dennoch drauf, um auf Nummer sicher zu gehen, ehe sie sich vollends befreien konnte, während ihr Angreifer sich winselnd zurück zog, da ihre letzte Attacke wohl voll ins Schwarze getroffen hatte.

Delilah wartete nicht erst ab, bis dieser sich wieder erholt hatte, sondern sprintete auf der Stelle los. So etwas wie ein Triumphgefühl konnte sie auch noch später zulassen, sobald sie wieder in Sicherheit war.

"Verdammte Scheiße! Und ich dachte immer, du meinst es gut mit meinen Eiern."

Sie stockte. Dean?!

Ihr Verstand und ihr Instinkt gingen mit einem Schlag in eine vollkommen andere Richtung, so dass sie im vollen Lauf aus dem Tritt kam, stolperte und mit der Schnauze voran einen kleinen Graben in den Boden pflügte. Wenigstens blies ihr die Bruchlandung die Nase frei, so dass sie auch endlich wieder etwas wittern konnte und oh Überraschung, es roch hier tatsächlich nach Deans wölfischer Seite. Wäre besser gewesen, sie hätte das schon früher gewusst.

Erde und halb verrottete Tannennadeln spuckend kam Delilah wieder auf die Pfoten, schüttelte sich kurz und machte eine Kehrtwende, um Dean das Fell über die Ohren zu ziehen, nachdem er ihr so einen verdammten Schrecken eingejagt hatte. Für einen Moment hatte sie tatsächlich geglaubt, sein Vater würde lieber gleich mit ihr aufräumen, anstatt noch eine Woche länger zu warten.

Keine zwei Meter von Dean entfernt, der immer noch nackt am Boden kauerte, verwandelte sie sich wieder zurück. Das wölfische Vokabular war ihr im Augenblick eindeutig zu dürftig, um damit etwas Brauchbares anfangen zu können.

"Sag mal, hast du sie noch alle?"

"Das Gleiche könnte ich dich fragen. Blueballs fühlt sich dagegen wie 'ne sanfte Massage an." Dean kam stöhnend auf die Beine und atmete einmal tief durch, ehe er sie mit seinem Blick an Ort und Stelle festpinnte. "Aber einmal ganz davon abgesehen, wie du meine Kronjuwelen behandelt hast - kannst du mir vielleicht erklären, warum ich stundenlang im Wald herumrennen musste, um dich zu suchen? Oder hast du auch nur die geringste Ahnung davon, welche Sorgen ich mir gemacht habe, nachdem ich dich nirgendwo auf der Ranch habe finden können? Noch nicht einmal einen Zettel mit einer kurzen Nachricht darauf, wo du vielleicht stecken könntest?"

Es waren nicht Deans Worte oder sein Schmerz, sondern sein ruppiger Tonfall, der ihr vollkommen die Luft herausließ. Es klang danach, als hätte er sich ernsthaft Sorgen um sie gemacht und irgendwie hätte sie das am Ende doch nicht erwartet.

"Es … es tut mir leid. Ich hab nicht daran gedacht, dass ich irgendwie vermisst werden könnte." Hatte sie wirklich nicht und zum Dank dafür, dass er sich Sorgen um sie machte, schnauzte sie Dean auch noch an und misshandelte seine Weichteile. Das hatte sie wieder einmal super hingekriegt.

Deans Stimme wurde zwar ruhiger, aber in seinen Augen stand noch deutlich die Wut und sie bildete es sich sicherlich nicht nur ein, dass sein Körper leicht bebte.

"Nein, das hast du offensichtlich nicht. Überhaupt bekomme ich langsam den Eindruck, dass du dir nie darüber Gedanken machst, obwohl du das auf jeden Fall einmal versuchen solltest. Denn dann bekommst du vielleicht einmal eine Ahnung davon, wie es ist, wenn man am nächsten Morgen aufwacht und die Person, um die man sich gekümmert hat, einfach ohne ein Wort verschwunden ist."

Langsam kam er näher. Den Blick immer noch auf sie gerichtet. Seine Züge hart und ernst. "Ich garantiere dir, dieses Gefühl vergisst man nie. Ganz besonders dann nicht, wenn man zuvor - zum ersten Mal überhaupt in seinem Leben - damit beschäftigt war, sich um ein Leben zu sorgen, das nicht das eigene oder das eines geliebten Bruders ist."

Dicht vor ihr blieb er stehen.

Delilah musste ihren Kopf in den Nacken legen, um weiterhin in seine Augen sehen zu können, in denen sich so viele Gefühle abspielten, wie sie es von Dean gar nicht gewohnt war. Eigentlich hatte sie eher den Eindruck, er würde sich mit seinen Gefühlen immer zurück halten, aber im Augenblick war nicht viel davon zu erkennen, denn auch seine Worte trafen sie tief.

"Das … wusste ich nicht…", gab sie leise zu und Delilah hätte es auch nicht geglaubt, wenn jemand anderes ihr das über die Brüder erzählt hätte. Doch in Deans Blick war kein Platz für Lügen, nur für die Wahrheit und noch ein paar anderen Dingen, die sie nicht einfach übersehen konnte.

Er streckte die Hand aus, schob sie in ihren Nacken und zog sie nicht gerade sanft zu sich heran. Nackte Haut traf auf nackte Haut, doch es war der Ausdruck seiner Augen, der Delilah am Intensivsten berührte.

"Das ist mir klar. Ansonsten würdest du ein bisschen mehr Rücksicht auf James oder mich nehmen. Also lass dir besser einen verdammt guten Grund einfallen, wieso wir jetzt beide hier nackt im Wald stehen und erzähl mir nicht, du hättest dich verlaufen. Das kaufe ich dir nämlich nicht ab."

Delilah schob so unauffällig wie möglich ihre Hände zwischen Deans Körper und ihren nackten Brüsten, die eindeutig nicht nur darauf oder auf die kühle Abendluft reagierten, während sie seinem Blick standhielt und nach einer Antwort suchte.

"Ich … musste einfach raus; mir dringend die Beine vertreten und nachdenken." Und das war nicht einmal gelogen, wenn auch nicht unbedingt die volle Wahrheit. Was Dean sehr wohl zu spüren schien.

"Und weiter?" Er hob seine andere Hand, um ihr etwas Dreck von der Wange zu wischen, allerdings ohne sie dabei zu lange aus den Augen zu lassen.

Delilah atmete so tief ein, wie es ihr in ihrer derzeitigen Lage möglich war, ohne dabei zu viel von Dean zu berühren, auch wenn das kaum etwas brachte. Er war so verflucht nahe und jede Zelle in ihr, schien das ganz genau zu wissen.

"I-Ich habe euren Streit gehört."

Dean hielt in seiner Bewegung inne und Delilah begann seinem Blick auszuweichen. Er ließ es ihr jedoch keine Sekunde lang durchgehen. Stattdessen wanderten seine Finger unter ihr Kinn und hoben es an, so dass sie wieder gezwungen war, ihn anzusehen.

"Was genau hast du gehört?"

Sie zögerte. "Alles."

Für einen Moment sah er sie vollkommen regungslos an, doch dann entkam ihm ein tiefer Seufzer und Dean ließ sie wieder los.

"Das tut mir leid."

Die plötzliche Kühle und die Leere unter ihren Händen waren nicht nur für ihren Körper verwirrend. Auch ihr Verstand brauchte einen Augenblick, um wieder in die Gänge zu kommen.

Delilah schlang ihre Arme um sich selbst. Nicht, dass ihr kalt gewesen wäre, schließlich hatte sie Gestaltwandlergene in sich, aber es war eben nicht mehr die Art von Wärme, die sie gerade eben noch hatte spüren können.

"Und was genau davon tut dir leid?"

"Alles?" Dean lächelte freudlos und begann sich den Nacken zu reiben. Eine Angewohnheit die sie bei ihm schon mehrmals beobachtet hatte, wenn er angespannt war. "Ein Streit unter Brüdern sollte auch unter Brüdern bleiben. Aber dafür ist es jetzt wohl schon zu spät."

"Also streitet ihr euch öfter?"

"Gelegentlich wenn wir mal wieder komplett anderer Meinung sind, aber meistens haben wir es gut im Griff."

Delilah könnte sich dafür ohrfeigen, dass sie bei Deans Geständnis beinahe erleichtert aufgeatmet hätte. Immerhin hatte sie befürchtet, dass nur sie es geschafft hatte, die Brüder so sehr zu spalten, dass sie sich gegenseitig anschrien. Was allerdings nichts daran änderte, dass sie dieses Mal der Grund für die starken Differenzen zwischen den Brüdern war und der Gedanke alleine brachte sie wieder auf den Boden der bitteren Tatsachen zurück.

"Gibt es denn keine Möglichkeit, das Kriegsbeil wieder zu begraben? Ich meine, ich weiß, dass ich mich zwischen euch gedrängt habe, aber ich will nicht, dass ihr euch deswegen in die Haare kriegt."

Dean hörte auf seinen Nacken zu massieren und sah sie dafür an, als hätte sie gerade etwas vollkommen Unverständliches gesagt.

"Deli, deine Person in allen Ehren, aber inzwischen hat das nicht mehr rein mit dir alleine zu tun und solange mein Bruderherz nicht wieder von selbst zur Vernunft kommt, kann man sowieso nicht mehr anständig mit ihm reden. In Eingeschnappt sein ist er nämlich Weltmeister."

Deshalb fühlte sie sich jetzt aber auch nicht besser und langsam begann ihr auch ihre Nacktheit etwas unangenehm zu werden.

"Stört's dich, wenn ich wieder meine Sachen anziehe?"

"Wenn es dich nicht stört, dass ich meine gar nicht dabei habe?"

Ehm, ja. Das hatte sie sich schon fast gedacht.

"Was sollte eigentlich dieser Überfall? Du hast mir damit einen wahnsinnigen Schrecken eingejagt. " Delilah setzte sich in Bewegung und achtete darauf, immer ein Stück vor Dean herzugehen, oder zumindest nicht zu ihm hinüber zu spähen, wenn er neben ihr war. Die Schatten hatten das meiste bisher verdeckt, aber nun da sie sich bewegten, fiel auch immer wieder einmal ein fahler Strahl des aufgehenden Mondes auf sie herab und da gab es dann wirklich keine Rätsel mehr zu lösen.

"Tut mir ja wirklich leid, aber anders hätte ich dich nicht erwischt. Hätte ich mich zuvor zurück verwandelt, um dich zu rufen, wärst du schon zu weit weg gewesen, immerhin hattest du es verdammt eilig, während ich mich noch voll und ganz auf deine Fährte konzentriert habe. Außerdem dachte ich, du würdest mich ohnehin gleich am Geruch erkennen. Was sollte eigentlich die Paranoia? Hier gibt’s Meilenweit nur Rehe und Hasen."

Ihre Sachen lagen noch dort, wo Delilah sie zurück gelassen hatte, weshalb sie auch einer Antwort auswich, in dem sie so tat, als müsse sie sich aufs Anziehen konzentrieren. Was auch nicht ganz falsch war, denn Dean drehte sich weder um, noch sah er in eine andere Richtung. Sie konnte seinen Blick deutlich auf sich spüren, selbst dann noch, als sie ihm den Rücken zukehrte, um in Ruhe die Bluse zuknöpfen zu können, ohne dabei ständig die falsche Reihenfolge zu nehmen.

"Euer Dad ist ganz schön furchteinflößend." Sie versuchte es locker klingen zu lassen, obwohl ihr allein bei dem Gedanken daran noch immer ein kalter Schauer über den Rücken lief. Aber wenigstens schien Dean den Zusammenhang nicht zu begreifen, sondern es als Themenwechsel anzusehen, auf den er auch einfach so einging.

"Das ist der Alpha in ihm. Er mag zwar kein Rudel mehr unter sich haben, aber er ist dazu geboren zu führen und zu leiten und das legt man am Ende der Führungszeit nicht so einfach ab. Man lernt damit zu leben, auch wenn's manchmal ganz schön hart werden kann, wenn da keine Gefährtin ist, die-" Er sprach nicht weiter.

"Die was-?" Delilah schloss den letzten Knopf und drehte sich langsam zu Dean herum, der nun doch den Blick über den still daliegenden Weiher schweifen ließ, während er in Gedanken wohl bei seiner Mutter war.

Delilah hatte den Unterschied zwischen einer gewöhnlichen Ehefrau und einer Gefährtin noch nie begriffen. Aber sie wurde immer wieder darin bestätigt, dass es da offenbar einen gab. Einen großen sogar.

"Die ihn besänftigt… Zwei kleine Jungs, die nur Dummheiten im Kopf haben, sind dafür nämlich nicht gerade geeignet." Dean stieß einen tiefen Seufzer aus.

Und eine Frau, die seiner Meinung nach einen seiner Söhne zu einem alleinerziehenden Vater machen wollte, so wie seine Gefährtin es mit ihm getan hatte, wäre ebenfalls nicht dafür qualifiziert. Dass Elija ein geborener Alpha war, hatte Delilah nicht gewusst, aber langsam begann sie seine riesige Wut auf sie zu begreifen. Selbst wenn ihr das nichts von ihrer Angst vor ihm nehmen konnte.

Deans gedankenverlorenes Schweigen und der emotionsreiche Tag waren wohl nur der Ansporn dazu; ganz sicher sogar lag es jedoch an ihrem Egoismus und dem Gefühl der Einsamkeit, die sie dazu brachten, wieder und wieder Fehler zu begehen. So auch jetzt, als sie sich schließlich vor Dean stellte, die Arme um seinen nackten Rücken schlang und ihre Wange gegen seinen Brustkorb drückte.

Warum überraschte es sie überhaupt, dass er ohne zu zögern und ohne Wenn und Aber einfach seine Arme um sie schlang und sie ebenfalls fest hielt? Kompromisslos und ohne gleich irgendeine Wertung hineinzulegen?

Dean schien im Gegensatz zu ihr so ganz genau zu wissen, was er wollte und sein schneller werdender Herzschlag dicht an ihrem Ohr machte die Sache nicht gerade leichter. Dabei begann auch ihr Herz dank seiner Nähe und Wärme zu rasen.
 

Es fühlte sich nur wie wenige Sekunden an, obwohl sie bestimmt minutenlang so dastanden und sich gegenseitig umarmten. Inzwischen war die Hitze von Deans Körper auch auf sie übergegangen, was vermuten ließ, dass Werwölfe sogar noch eine Spur wärmer als Gestaltwandler waren, oder es einfach ganz speziell an ihm lag. Delilah tippte eher auf Letzteres, aber es wäre nicht sehr klug, das genauer herausfinden zu wollen.

Natürlich war sie es, die sich zuerst von Dean löste und sie beide somit aus dieser kleinen Welt riss, die gerade für wenige Augenblicke nur ihnen beiden gehört hatte. Aber es war einfach besser so. Oder zumindest versuchte sie sich das einzureden.

"Wir sollten langsam zurück." Seine Stimme klang belegt und nicht gerade überzeugt. Vielleicht fiel es ihr deshalb so leicht, dagegen zu protestieren.

"Und wenn ich noch länger hierbleiben will?" Delilah drehte Dean den Rücken zu und machte ein paar Schritte in Richtung Weiher, in dem sich nun auch die Sterne und der Mond spiegelten.

"Ich will noch nicht gehen, Dean." Sie konnte einfach noch nicht. Allerdings konnte sie von ihm auch nicht erwarten, dass er bei ihr bleiben würde. Immerhin trug er nur sein Adamskostüm. Er würde zwar nicht frieren, aber-

"Dann bleiben wir."

Überrascht blickte sie über ihre Schulter zu ihm zurück. Dean machte es sich gerade im Ufergras gemütlich und streckte sich der Länge nach auf dem Rücken aus, so dass er sie oder die Sterne besser beobachten konnte.

Der Kerl besaß tatsächlich nicht das geringste Schamgefühl. Trotzdem würde sie sich jetzt kein Weinblatt zum Zensieren herbei wünschen. Seine Lässigkeit brachte sie sogar zum Lächeln.

"Und es macht dir wirklich nichts aus?" Delilah drehte sich nun doch wieder voll und ganz zu ihm herum und konnte nicht verhindern, dass sie einen flüchtigen und doch rein 'medizinischen' Blick auf seine Körpermitte warf. Zumindest äußerlich betrachtet, hatte er durch ihren Tritt keinen Schaden genommen.

"Nein. Absolut nicht."

Sein Tonfall war alarmierend, so dass Delilahs Blick sofort wieder in die Höhe und zu seinem Gesicht schoss. Er grinste sie tatsächlich amüsiert an, ehe er die Hand nach ihr ausstreckte. "Komm her, oder willst du mich noch länger anstarren? Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Ganz und gar nicht."

"Warum wundert mich das nicht?" Delilah ergriff seine Hand und ließ sich von ihm neben sich ins Gras ziehen.

Er hatte seinen Arm ausgestreckt, so dass sie ihren Kopf darauf ablegen konnte, machte aber keinerlei Anstalten, sie näher an sich heran zu ziehen. Stattdessen war sein Blick geradeaus auf die Sterne gerichtet, während sie sein Gesicht betrachtete.

"Du machst das nicht zum ersten Mal, oder? Ich meine, dass du dir hier die Sterne ansiehst."

"Nein. Ich bin gerne hier zum Nachdenken. Auch wenn's manchmal die ganze Nacht dauert."

Das konnte sie sich gut vorstellen. Der Ort hatte auch auf sie eine beruhigende Wirkung.

"Und worüber denkst du so nach?"

Dean warf ihr einen flüchtigen Blick von der Seite zu, ehe er wieder in den Himmel starrte.

"Und du?"

Darüber, dass du der Vater des Kindes sein könntest. Dass ich nicht den Mut aufbringe, es dir zu sagen. Oder dass mich das mit deinem Bruder zu gleichen Teilen verwirrt und verärgert…

Dabei war das nur die Spitze der Dinge, die sie alles in letzter Zeit beschäftigten.

Dean begann leise zu lachen. "Du bist genauso gesprächig wie ich. Wenn das so weiter geht, werden wir uns noch eine Beschäftigung suchen müssen, bei der man nicht reden muss."

"Hm." Was konnte man darauf schon erwidern, schließlich hatte er recht.

"Also gut, ich fange an." Dean drehte sich zu ihr auf die Seite und schon sein Blick alleine genügte, um es in ihrem Bauch ordentlich knistern zu lassen.

"Ich denke an meinen Bruder und dass er gerade dabei ist, wieder einen riesen Fehler zu machen."

Das Knistern ließ nur geringfügig nach, da es von einer Welle an Adrenalin übertrumpft wurde.

"Ich denke, ich bin der gleichen Meinung. Obwohl ich diese Frau nicht einmal kenne, ist sie mir total unsympathisch. Was ist deine Ausrede?"

"Als sie das letzte Mal mit ihm zusammen war, hat sie ihn mit anderen Typen betrogen – mich eingeschlossen."

"Was?" Delilah arbeitete sich auf die Ellenbogen hoch und starrte Dean entgeistert an, obwohl sie selbst absolut kein Recht hatte, über ihn zu urteilen. Sie hatte schon ganz andere Dinge mit Kerlen angestellt, die ihr vollkommen gleichgültig waren. Also sollte sie von ihrem hohen Ross wieder herunter kommen. Aber es war nicht das, was sie so sehr aufbrachte, sondern der Gedanke daran, dass Nadine auch mit Dean geschlafen hatte. Am liebsten würde sie der Schlampe hier auf der Stelle den Kopf abreißen.

"Entschuldige. Erzähl weiter." Langsam bettete sie ihre Wange wieder auf seinen immer noch ausgestreckten Arm und versuchte ruhig zu bleiben.

Dean nahm ihr ihren Ausbruch nicht übel, auch wenn er damit begonnen hatte, mit seiner anderen Hand Grashalme zu Köpfen.

"Ich weiß selbst, wie scheiße das war. Glaub mir. Aber zu der Zeit hatte ich nicht gewusst, dass James mit ihr zusammen war. Der Kerl hat mir ja nie etwas erzählt, wenn es um Mädchen ging."

"Und warum nicht? Ich dachte, ihr hättet keine Geheimnisse voreinander." Das wunderte sie doch sehr.

Dean riss derweil einen weiteren Grashalm aus, um ihn Stück für Stück kürzer zu machen.

"Früher war das anders. Wir waren anders. Als wir in die Pubertät kamen, verging eigentlich kein Tag, an dem wir uns nicht gestritten hätten. Meistens ging's dabei um Mädchen und seinem Vorwurf, ich würde sie ihm alle wegnehmen. Was totaler Blödsinn ist, wenn du mich fragst. Schließlich kann ich nichts dafür, dass wir in dieser Sache den gleichen Geschmack haben. Aber J lässt sich nicht von dem Gedanken abbringen. Schon gar nicht, wenn's um seine Naddy geht. Er glaubt heute noch, es wäre alles meine Schuld und sie wäre das Opfer dabei."

Ja, sicher. "Und wie kommt er darauf?"

Es folgten ganze Grasbüschel die geköpft wurden, bis Delilah sich ein Herz fasste und ihre Hand auf die seine legte, um ihn davon abzuhalten.

Dean zögerte zunächst noch, nahm dann aber ihre Hand in die seine und hielt sie fest. Den Blick immer noch auf das geköpfte Gras gerichtet.

"Ihre Version der Geschichte lautet so, dass sie mich mit ihm verwechselt hat und ich sie nicht über den Irrtum aufgeklärt habe, während wir … es getan haben. Daraufhin war ich der Böse, sie das Opfer und all die anderen Kerle, mit denen sie in dieser Zeit ins Bett gestiegen ist, wurden völlig unter den Teppich gekehrt. James hat wochenlang kein Wort mehr mit mir gesprochen. Erst als sie ihm das mit dem Umzug erzählt hat und er am Boden zerstört war, war er wieder bereit, mit mir zu reden."

Von wegen verwechselt. Verdammte Drecksschlampe. Delilah müsste man schon die Nase brechen, ehe sie die beiden auch nur flüchtig verwechseln könnte.

"Und was ist deine Version der Geschichte?"

Langsam hob Dean den Blick, um ihr in die Augen sehen zu können. Sie sah sehr wohl, wie leid es ihm tat, aber auch die Wut auf diese Frau war nicht zu übersehen.

"Sie wollte J und mir eins auswischen, weil wir früher immer so gemein zu ihr waren. Also hat sie mich angebaggert und ich war blöd genug, um darauf reinzufallen. Zu der Zeit hatte ich nur Sex im Kopf. Aber das hat sie mir damit gewaltig ausgetrieben. Sie ist übrigens auch der Grund, wieso wir unseren Anfangsbuchstaben im Nacken tätowiert haben. Damit keiner uns je wieder verwechseln kann."

"Sollte der- oder diejenige irgendwas an der Nase haben." Das konnte sie sich einfach nicht verkneifen.

"Genau das." Kurz huschte ein flüchtiges Lächeln über Deans Lippen, ehe er wieder ernst wurde und damit begann, mit seinem Daumen über ihren Handrücken zu streicheln. Allerdings mehr unbewusst, als absichtlich, da seine Gedanken noch in ganz anderen Gefilden kreisten.

"Und du glaubst, diese Nadine hat sich in den Jahren kein bisschen verändert?", wollte sie von ihm wissen, obwohl Delilah nicht einmal im Entferntesten auf die Idee kam, die Schlampe irgendwie zu vertreten.

"Nein, glaube ich nicht. Aber es ist ohnehin egal. J wird mir in dieser Sache keine Sekunde lang zuhören oder gar glauben. Er ist verknallt oder bildet es sich zumindest ein. Also ist er nicht wirklich zurechnungsfähig."

"Klingt endgültig."

"Leider."

Delilah schloss die Augen, seufzte leise und zog schließlich Deans Hand an ihre Brust, um sie zusammen mit ihrer anderen Hand besser halten zu können. Eine Weile sagte niemand etwas.

"Dean?"

"Hm?"

"Besteht denn die Möglichkeit, euch demnächst noch einmal zusammen zu erwischen?"

"Schon möglich." Dean richtete sich weiter auf, was auch Delilah dazu brachte, wieder ihre Augen zu öffnen. "Allerdings hoffe ich, dass das nicht jeden Augenblick der Fall sein wird."

Er war plötzlich so nahe. Sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt und sie konnte spüren wie seine freie Hand sich auf ihren Hinterkopf legte. Ihre Gedanken schienen mit einem Mal wie weggeblasen zu sein. Stattdessen begann Delilahs Herz wie wild in ihrer Brust zu hämmern.

Sie wollte Dean fragen, was er denn vor hatte, doch er kam ihr zuvor.

"Ich habe wirklich versucht, dir die Entscheidung zu überlassen. Aber langsam glaube ich, dass du dich gar nicht entscheiden kannst."

Dean allerdings hatte keine Probleme damit. Er küsste sie, obwohl sie zunächst gar nicht reagierte. Er küsste sie sogar, als sie sich von ihm abwenden wollte und verdammt, er küsste sie erst Recht, als sie ihren Widerstand aufgab und es endlich zuließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-09-24T21:33:50+00:00 24.09.2012 23:33
hallo meine liebe :)

ich bin begeistert ich liebe deinen schreibstil!

und eine dreiecksbeziehung man das ist echt gut geschrieben ma fiebert richtig mit! ich bin so gespannt wann es aus deli herausbricht...
hmm und dean und james iwi sind beide cool wobei ich dean glaube ich noch interessanter finde :) der vater ist echt gruselig alleine die vorstellung mit so einem unter einem dach zu wohnen ...
ach ja diese naddy kann ich nicht ausstehen ich hoffe die bekommt noch ordentlich ihr fett weg ^^

ich habe beim lesen wirklich oft gelacht manche stellen sind echt lustig :D es bereitet mir immer wieder freude deine geschichten zu lesen ...mach bitte bitte weiter so du hast es echt drauf auch wenn du nun solo schreibst ;)

freue mich schon riesig auf die nächsten kapitel ich fiebere richtig mit...deli und die jungs schaffen das ja schon nur wie??? ...na das wirst du sicher in der nächsten zeit aufklären ;)

guttigutti wie gesagt ich freue mich nun schon auf weitere kapitel will unbedingt wissen wies weiter geht ...

vielen tausend dank an dich nochmal ;) du bist super!!!

liebste grüßchen x3


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