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Salazar Slytherin

Ein Leben im Schatten
von

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Chapter Five

Helga und Professor Lorsano sahen hilflos auf die verletzte Schülerin herab und ließen die Bahre gerade schweben, wahrscheinlich um sie hoch zum Krankenflügel zu bringen, als Salazar dazu kam.

„Was ist passiert?“, verlangte er zu wissen.

Helga sah erleichtert aus, als sie ihn sah. „Wir wissen es nicht genau – anscheinend wurde sie aber von diesem Ding da angegriffen!“ Sie deutete auf die Stachelschwinge.

Wieder fluchte Salazar. „Leg sie wieder ab, sofort!“

Helga tat wie er befahl.

„Warum zum Teufel hab ich zugelassen, dass du so ein gefährliches Ding mit auf das Gelände bringst!?“, fragte Godric, der die Rosenhecke inzwischen zu Kleinholz verarbeitet hatte und nun herüber kam.

„Weil man aus ihren Wurzeln einen Trank herstellen kann, mit dem man Runen zeichnen kann, die einen Zauber zum Schutz vor Vampiren weben. Du hast selbst befohlen, dass ich so etwas entwickle, nach dem Zwischenfall mit diesem bulgarischen Grafen!“

„Wir sollten sie zum Krankenflügel bringen“, meinte Lorsano.

„Unsinn! Die Stachelschwinge ist giftig, wenn ihr mich nicht sofort zu dem Mädchen lasst, ist sie in zwei Minuten tot!“

Die Professoren waren einander unsichere Blicke zu.

„Jetzt bewegt euch schon“, befahl Godric schließlich und auf ihn hörten sie.
 

Salazar kniete sich neben dem Mädchen nieder – und zuckte zurück. Sie trug Rowenas Wappen an ihrer Schuluniform und ihr Gesicht war Salazar vollkommen unbekannt. Was bedeutete, dass sie ein Schlammblut war.

Schlammblüter wurden in Hogwarts geduldet, weil es gefährlich wäre, junge Hexen und Zauberer frei herumlaufen zu lassen, die ihre Kräfte nicht kontrollieren konnten. Aber die hochkomplizierten Künste der Zaubertränke, das Wissen um die alten Runen und magischer Geschöpfe blieb ihnen verwehrt. Salazar unterrichtete grundsätzlich keine Schlammblüter. Er kannte keines von ihnen. Nur so konnte er ihre Anwesenheit in der Schule überhaupt ertragen.
 

„Salazar...“, flüsterte Godric, der seinen angewiderten Blick bemerkt haben musste.

Salazar riss sich zusammen.

„Helga, such nach einem Strauch mit roten Blättern und bring mir von den gelben Beeren, die er trägt. Lorsano, ich brauche die Knospen der Mönchsblume, leicht zu erkennen an ihrem bläulichen Stiel, etwa zwei Hand hoch, dort hinten links.“

„Was... Was kann ich tun?“

Salazar wandte sich um. Da stand Saviero, blass und mit zitternden Händen. Salazar hatte seine Anwesenheit gar nicht wahrgenommen, als die Gärten betreten hatte, aber natürlich war er hier.

„Bring mir drei Blätter Morgenwurzler.“

Salviero nickte und rannte los.
 

Nur eine halbe Minute später hatte Salazar alle Zutaten beisammen. Rasch zückte er eine Phiole mit Wermutaufguss. Das war eine der sechs Grundbasen der Gegengiftchemie, von denen er immer etwas bei sich hatte. Rasch gab er die Zutaten hinzu. Bei dem Morgenwurzler zögerte er, wenn auch nur eine Sekunde lang. Die Blätter waren von dem des Eisenhuts nicht zu unterscheiden. Eisenhut wäre in der Konzentration nicht giftig, würde aber den Trank wirkungslos machen...

Salazar murmelte ein paar Worte und schwenkte die Phiole. Dann drückte er dem Mädchen nicht gerade sanft den Kiefer auf. Ihr Gesicht lief bereits blau an, als er ihr den Trank einflößte. Er schlug ihr einmal hart auf den Hinterkopf, damit sie schluckte.

Plötzlich wurde die Schülerin ganz still. Sie atmete einmal, zweimal...

Salazar schwenkte seine Hand erneut über ihrem Kopf. Seine Lippen bewegten sich, doch er sprach den Zauber nicht laut aus. Und dann...
 

Keuchend kam das Mädchen wieder zu sich und riss die Augen auf. Helga seufzte auf und Godric lachte sogar erleichtert und schlug Salazar auf die Schulter. Das Mädchen sah sich verwirrt um.

„Ist ja schon gut, meine Liebe, ist ja schon gut“, beruhige Helga das Mädchen und strich ihr über den Rücken.

Salazar stand auf und wischte sich die Hände an seiner Robe ab. Schlammblut. Widerlich.

„Kannst du uns sagen, was passiert ist?“, fragte Lorsano.

Das Mädchen sah die Hexe nur verwirrt an.

„Wenn sie länger als fünf Minuten unter Einfluss des Giftes stand, kann das Heilmittel einen Verlust des Kurzzeitgedächtnisses als Nebenwirkung haben“, sagte Salazar nebenher. Was natürlich glatt gelogen war. Aber niemand hier hatte genug Ahnung von magischen Pflanzen und Tränken um das zu wissen. Es war die perfekte Ausrede für seinen kleinen Gedächtniszauber „Du solltest sie also lieber fragen, ob sie weiß, wer sie ist.“
 

Das Mädchen wusste, wer sie war und auch, dass sie heute abend draußen spazieren war, um den Himmel zu betrachten und Castels Astronomiehausaufgabe fertig zu stellen. Was danach passiert war und wie sie in die Gärten gekommen war, wusste sie nicht zu sagen.

„Weiß du, was passiert ist?“, fragte Godric Salviero, der immer noch neben der Bahre stand und ziemlich elendig aussah. „Du warst doch dabei, oder?“

Salviero sah unsicher und sogar etwas ängstlich von seinem Vater zu dem Gryffendor und wieder zurück. Salazar sah ihn nur abwartend an.

„Also... Ich war hier und... Und hörte nur die Schreie und hab einen Lehrer geholt...“ Zum Ende hin wurden seine Worte immer leiser. Er sah aus, als würde er gleich im Boden versinken wollen.
 

Salazar seufzte gespielt, als wäre ihm eben erst etwas eingefallen. „Ich habe den Zweitklässlern letzte Woche gesagt, sie sollen in Vorbereitung für den Wundbrandtrank einige Alraunenwurzelspitzen bei Vollmond schneiden und zur morgigen Unterrichtsstunde mitbringen. Vollmond war vor zwei Tagen, Salviero! Wenn es nicht Vollmond ist, wird der Trank in Stadium sieben explodieren. Halt dich gefälligst an deine Anweisungen! Eine Wochen Nachsitzen bei mir und zwei Ellen Pergament über die Risiken des Wundbrandtrankes. Bis morgen. Ich schlage vor, du fängst an.“

„Ja, Vater“, sagte Salviero geknickt.

Godric warf den beiden noch einen seltsamen Blick zu. Dann aber sagte er: „Gut, den Rest kriegen wir wohl allein hin. Entschuldige, dass wir dich geweckt haben, Sal.“

„Schon gut. Ich löse dich gleich von deiner Schicht ab, jetzt wo ich schon mal wach bin.“

Godric nickte und Salazar ging zum Schloss hoch, um seine Patrouillen aufzunehmen.
 

Er hatte die Eingangshalle gerade mal zur Hälfte durchquert, als Salviero hinter einer Säule hervor kam. Er sah so aus, als wolle er etwas sagen, schloss dann aber doch nur betreten den Mund und sah zu Boden.

Salazar legte seinem Sohn die Hand auf den Kopf und strich ihm durch das Haar, nicht unsanft aber doch so, dass Salviero den Blick heben und ihm in die Augen sehen musste.

„Hast du deine Lektion gelernt?“, fragte Salazar ernst.

„Ja, Vater. Es... Das war nicht richtig von mir, ich dachte.... Ich wollte es halt perfekt machen und... Und sie ist ja nur ein Schlammblut, dachte ich...“

Salazar seufzte und kniete sich nieder, um mit seinem Sohn auf einer Augenhöhe zu sein.

„Sal, ich habe dir diesen Hinweis bewusst gegeben, in dem Wissen, dass du es ausprobieren würdest. Mit all dem Wissen, dass ich dich lehre, war es nur eine Frage der Zeit, bis du die letzte Grenze überschreiten wollen würdest. Du weißt, dass ich ein schwarzer Magier bin und dass ich bereits getötet habe – viele Male – aber du bist nicht wie ich. Das musstest du herausfinden. Es bedeutet in keiner Weise, dass du schlechter bist als ich oder weniger talentiert. Im Gegenteil, vielleicht wirst du sogar einmal ein besserer Zauberer als ich. Auf jeden Fall aber ein besserer Mensch. Ich bin stolz auf dich, dass du nicht von deinem Weg abgekommen bist. Egal ob hell oder dunkel, ein Slytherin folgt seinem Weg, ohne sich von der Gesellschaft, Freunden oder Familie beeinflussen zu lassen. Das ist es, was uns ausmacht. Jeder von uns soll frei sein zu wählen und das Recht haben, auf seiner Wahl zu bestehen. Vergiss das nie, mein Sohn.“

„Das werde ich nicht... Vater.“

Salazar schenkte ihm ein Lächeln und stand wieder auf. „Ach, und übrigens... Wenn die Runen, die du mit deinem Trank für den Schutzzauber zeichnest, mit Blut in Berührung kommen, geht das zu schützende Objekt in Flammen auf. Hättest du es tatsächlich ausprobiert, hätten wir dich wohl zu einem professionellen Heiler bringen müssen.“

Salviero wurde noch blasser.
 

Drei Stunden vor Sonnenaufgang beendete Salazar seine Patrouillen und wechselte mit Rowena. Doch in dieser Nacht war zu viel passiert, als dass er noch hätte Schlaf finden können. Er war sich nicht sicher, ob die Tatsache, dass Godric ihn noch nicht zur Rede gestellt hatte bedeutete, dass er ihm seine Geschichte abgekauft hatte oder dass er die Sache lediglich später mit ihm klären wollte, wenn sie beide ausgeschlafen waren. Die geschenkten Stunden konnte er jedenfalls genauso gut noch ausnutzen und so kehrte er in seine oberen Quartiere zurück, um dort weiter zu machen, wo er unterbrochen worden war.

Die Schriftrolle lag noch immer genau dort, wo er sie zurückgelassen hatte. Als Salazars Feder über dem Pergament schwebte, rief er sich das Gefühl des Ekels in Erinnerung, das ihn überkommen hatte, als er dieses Mädchen gesehen hatte und die Worte seines Sohnes, 'Sie ist ja nur ein Schlammblut'. Dann begann er zu schreiben.
 

Ich war 17 als mein stiller Begleiter, mein Bruder Balthaezar, starb. Ermordet von einem muggelstämmigen Zauberer im Duell auf offener Straße, allein wegen seiner Verbindung zu mir und Raer. Lichtzauberer schimpfte sich diese Brut. Tatsächlich wurde Balthaezar nicht von einem tödlichen Fluch getroffen. Das wäre ja noch schnell und schmerzlos gewesen. So aber erlag er wegen seiner Krankheit seinen zahlreichen offenen Wunden, bevor ich eine Chance hatte, ihn zu retten. Das schürte meinen Hass gegen die Muggel im Allgemeinen und die Schlammblüter im Besonderen, die Verräter der Magie. Ich verfluchte den Mörder meines Bruders aus der Ferne, ließ ihn einen grausamen und qualvollen Tod sterben, ohne dass irgendjemand die Spur zu mir hätte zurückverfolgen können. Hass vergiftete mein Herz, das Herz eines Mörders.
 

Jetzt hielt mich nichts mehr bei Raer. Ich begann, durch die Welt zu reisen und besuchte die großartigsten Bibliotheken der Welt, um meine Studien fortzusetzen. Meine Duellierfähigkeiten verbesserten sich enorm. Notgedrungen, denn ich wurde oft herausgefordert. Von Lichtmagiern, die mich besiegen und dadurch Ruhm ernten wollten und von Schwarzmagiern, die Konkurrenz in mir sahen. Ich besiegte vielleicht nicht alle, aber ich kam immer mit dem Leben davon und meine Gegner starben immer. Manchmal Tage, manchmal Wochen, Monate später, aber immer durch meine Flüche. Nur einer hätte mich beinahe erwischt, als er in meinen Geist einbrach und meine schlimmsten Erinnerungen an die Oberfläche brachte, um mich im Kampf abzulenken. Ab diesem Moment konzentrierte ich mich in meinen Studien auch auf Legilimentik und Okklumentik.
 

Salazars Gedanken schweiften wieder ab. Die Müdigkeit holte ihn jetzt doch ein und er entschied, vor dem Frühstück noch etwas zu schlafen. Wie üblich belegte er die Rolle mit Schutzzauber, zog sich aus und stieg in sein Bett. Unwillig schob er die riesige Boa zur Seite, die sich darin breit gemacht hatte. Er erlaubte seinen Haustieren, mit ihm in einem Bett zu schlafen (seine Freunde liebten die Wärme seines Körpers) aber jetzt hatte er keine Lust auf Gesellschaft.

Die Boa zischte beleidigt und spielte nun stattdessen Bettvorleger.

Langsam driftete er ab ins Traumland.
 

Salazar erwachte von diversen polternden Geräuschen und einem wahren Sturm an wütenden Zischlauten. Dazu gesellten sich seine eigenen Flüche in Parsel. Er hatte heute morgen zwei Freistunden! Wer wagte es, ihn zu wecken!?

Noch halb im Schlaf setzte Salazar sich auf. Er ließ sich extra Zeit, als er sich die Augen rieb, bevor er den Blick zur Tür wandte. Dort kämpfte Godric gerade mit einer anderthalb Meter großen Anakonda, die (unter den lautstarken Anfeuerungsrufen der Schlangenporträts) gerade damit beschäftigt war, ihn zu erwürgen. Godric stolperte hin und her und stieß immer wieder gegen die Möbel in seinen verzweifelten Versuchen, die riesige Schlange loszuwerden. Sein Zauberstab lag vergessen auf dem Boden, sein Gesicht lief gefährlich blau an.
 

Salazar schwang gelassen die Beine aus dem Bett.

~Bring ihn nicht sofort um~, flüsterte er, gerade so laut, dass Maira (so hieß die Anakonda) es hörte, aber Godric, dem er den Rücken zuwies, das Zischen nicht von dem der anderen würde unterscheiden können.

So hatte Salazar nicht die geringsten Skrupel, sich in aller Ruhe anzukleiden, während Godric mit dem Tod rang.

„S-Salazar... könntest du bitte...?“, brachte Godric zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus und deutete auf die riesige Schlange, was nicht ganz einfach war, da diese in ihrer Umarmung auch seine Oberarme an seine Seite presste. Salazars Schlangen wussten um das Schwert, das Godric immer bei sich trug.

Salazar legte den Kopf schief, als müsste er erst noch nachdenken. Nun ja, er hatte ja 'bitte' gesagt.

~Du kannst ihn loslassen, Maira.~

Die Schlange löste ihren Würgegriff. Godric hob sofort die Hände hoch um sie zu packen.

„Ah!“, machte Salazar und hob warnend den Zeigefinger. Der Ritter starrte ihn wütend an, doch er griff die Schlange vorsichtig und setzte sie auf dem Boden ab.

„So ist es richtig. Jetzt darfst du dich setzen.“

Salazar deutete zu einem kleinen runden Tisch mit zwei Sesseln daran.
 

Godric beäugte ihn misstrauisch, als er sich ihnen nährte.

„Was habe ich eigentlich getan, dass deine Schlangen mich ständig umbringen wollen!?“

Salazar zuckte mit den Schultern. „Ich vermute mal, du hast mal wieder nicht angeklopft.“

Und weil Godric schon wieder aussah, als würde er gleich die Fassung verlieren, ließ sich Salazar dazu herab, etwas genauer auszuführen: „Während ich schlafe liegen Schutzzauber über sämtlichen Türen meiner Gemächer. Wenn jemand eintritt, ohne vorher angeklopft zu haben, verschwinden automatisch die Eisenstangen mit den Fackehaltern, die über jeder von ihnen angebracht sind. Sie sind die bevorzugten Schlafplätze meiner schuppigen Freunde. Hättest du geklopft, wären sie auf deine Ankunft vorbeireitet gewesen und hätten mich gerufen. So hast du sie überrascht und erschreckt, als sie ganz plötzlich herunterfielen und, nun, der Rest ist Instinkt. Eine bessere Alarmanlage gibt es nicht.“

„Wozu brauchst du eine tödliche Alarmanlage innerhalb der Mauern von Hogwarts!?“

„Um dich zu ärgern. Also, was willst du zu dieser frühen Stunde hier?“
 

Godric knirschte wütend mit den Zähnen und verschränkte die Arme.

„Also, eigentlich bin ich gekommen, um dir dafür zu danken, dass du dieses arme Mädchen gestern gerettet hast. Aber das habe ich mir inzwischen anders überlegt.“

„Sehr gut. Ich nehme nämlich keinen Dank für die Rettung von Schlammblütern entgegen. Um genau zu sein müsste ich mich dafür fast schon wieder schämen.“

„Wieso bist du nur so... argh! Du hast eine gute Tat vollbracht! Sei gefälligst stolz drauf!“

„Warum sollte ich? Es sind meine schlechten Taten, die mich berühmt gemacht haben.“

„Salazar! Hör endlich auf damit! Ich bin nicht gekommen, um mich schon wieder mit dir zu streiten!“

„Dann solltest du vielleicht aufhören, jeden Satz mit einem Ausrufezeichen zu beenden“, schlug Salazar nonchalant vor.
 

Godric sank wieder in seinen Sessel zurück. „Ich – okay, ich reg mich schnell auf. Aber du legst es auch wirklich jedes Mal drauf an!“

„Du machst es schon wieder.“

„Was?“

„Mir die Schuld zuweisen. Ich bin immer euer Sündenbock. Allein in den letzten zwei Wochen: erst Peeves, dann meine Familie, gestern der Unfall in den Gärten, heute dein Rendezvous mit Maira... Immer ist es die Schuld des bösen, schwarzen Magiers. Aber wenn ihr mich braucht, sei es für die nächste Fuhre Heiltränke, sei es für Ravenclaws dummes Diadem, dann darf ich antanzen. Ich bin es langsam leid, Godric.“
 

Godric sah aus wie vor den Kopf geschlagen. „Was... Was soll das denn heißen?“

„Es gab auf der Welt schon immer Schwarzmagier und Lichtmagier, Ric. Sie alle haben ihre Lehrlinge genommen. Schwarzmagier waren schon immer die Mächtigeren und Lichtmagier waren schon immer in der Überzahl. Das hat das Gleichgewicht gehalten, über Jahrhunderte. Als ich dich kennen gelernt habe, hast du mir gezeigt, dass diese zweite Seite der Magie nicht durch und durch wertlos ist. Hogwarts war deine Idee. Einen Job als Professor hier hätte ich von vornherein abgelehnt, aber du wolltest mich als Gründer. Ich dachte, an dieser Schule würden wir sowohl Lichtmagier als auch Schwarzmagier ausbilden. Letzteres wäre meine Aufgabe und nichts hätte sich am Gleichgewicht geändert. Aber du willst eine reine Lichtschule. Wo ist da Platz für mich?“

„Sei... Sei doch nicht albern! Schwarze Magie ist verpönt... Ich dachte du wärst froh, diesen Stempel loszuwerden! Dass du... Naja, neu anfangen willst.“

Salazar starrte ihn an. Hatte er Godrics Dummheit wirklich so sehr unterschätzt? Hatte er die Kluft der Missverständnisse zwischen ihnen so sehr unterschätzt?
 

„Wenn du das wirklich gedacht hast... Dann hast du gar nichts verstanden“, sagte Salazar kalt. „Ich bin kein Revolutionär, Ric. Ich bin traditionell, konservativ... Hogwarts war lediglich in dem Hinblick ein Neuanfang, dass ich mehr Schülern bei ihren besonderen Studien helfen kann. Sie kommen noch immer zu mir, Ric. Sie kommen heimlich und unter dem Mantel der Verschwiegenheit, aber sie kommen zu mir. Sie fragen mich um Rat, sie bitten mich um Geheimnisse. Ich bin diesen 'Stempel' niemals losgeworden und das hatte ich auch nie vor. Ich bin berühmt dafür, ein Schwarzmagier zu sein und ich bin stolz darauf. Ich habe diese Macht und möchte sie nicht missen. Nichts an dieser Magie ist böse, Godric. Es kommt immer nur darauf an, wie man sie einsetzt. Es ist schwer, einem einzelnen Lehrling das richtige Gespür für den dünnen Pfad zu geben, auf dem man sich bei dieser Magie bewegt. Doch mit all den anderen Schülern, die so versessen sind auf das Licht, in dieser Umgebung gedeihen meine willigen Schüler besser und lernen gleichzeitig, sich zu verstecken. Das ist der einzige Grund, warum ich nicht sofort abgesagt habe, als klar wurde, was für eine Art Schule Hogwarts sein würde. Und, beim Rufe des Hauses Slytherin, willst du mir sagen, dass du das nicht gewusst hast?“
 

Godric knirschte mit den Zähnen. „Vielleicht habe ich es gewusst... und nur nicht wahrhaben wollen. Du ziehst dir lauter kleine Mörder heran. Irgendwann wird aus deinem Haus jemand kommen, den der Machthunger so verdorben hat, dass er die ganze Welt erobern will und Tausende Unschuldige tötet!“

„Genau da liegt aber der Denkfehler, Godric. Aus meinen Methoden mögen mehr Schwarzmagier entstehen, dafür aber weniger hirnlos mordende Serienkiller. Meine Slytherins vertrauen mir. Dadurch kann ich den Weg, den sie für sich wählen, bis zu einem gewissen Maß beeinflussen. Ja, ich halte es für töricht, das alte, mächtige Wissen einfach in Vergessenheit geraten zu lassen. Wenn es andernfalls nämlich einer deiner 'kleinen Mörder' doch einmal findet, wird es niemanden geben, der ihn wird aufhalten können.“

„Also sind deine Motive im Grunde durch und durch ehrenhaft, was?“, fragte Godric ironisch.

Salazar überlegte kurz. „Nun... ja. Und ich habe eine sadistische Ader.“

Godric sah ihn an – und dann lachte er.

„Ha! Für einen Moment hast du mich gekriegt. Ich dachte echt kurz, du wolltest...“

Salazar legte den Kopf schief, lächelte. „Was wollte ich?“

„Nicht so wichtig. Du bist Sal und alles ist in Ordnung.“

„Sehr schön. Nun, da wir das große Geheimnis um meine wahre Identität geklärt haben, können wir vielleicht zum wahren Grund deiner frühmorgendlichen Störung kommen.“

„Ah, genau. Also, weil du gestern so nett zu diesem Mädchen warst, habe ich mich gefragt, ob wir nicht noch einmal darüber reden können...“

Salazar hob eine Augenbraue. „Worüber?“

„Du weißt schon. Darüber, dass du Muggelgeborene in deinen Verwandlungsunterricht lässt.“

Slytherins Miene verhärtete sich sofort. „Nein.“



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