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Something I Can Never Have

von

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また春に会いましょう

"You make this all go away.

You make this all go away.

I'm down to just one thing.

And I'm starting to scare myself.

You make this all go away.

You make this all go away.

I just want something.

I just want something I can never have.
 

You always were the one to show me how

Back then I couldn't do the things that I can do now.

This thing is slowly taking me apart.

Grey would be the color if I had a heart."
 

"Something I Can Never Have" (Nine Inch Nails)
 

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Was ich noch vergessen habe zu sagen...
 

...ist kaum spannend, aber ich habe mir in der letzten Zeit sehr viele Gedanken darüber gemacht. Ihr müsst wissen, ich war immer der Ältere von uns beiden. Damit meine ich nicht nur, dass ich eher als mein Bruder geboren wurde und damit der älteste Sohn in unserer Familie war. Ich meine, dass ich mich außerdem auch aufgeführt habe, als wäre ich sein älterer Bruder. Manchmal war das richtig schlimm.

Zum Beispiel erinnere ich mich noch an die Zeit, in der Hiroshi mein Fahrer war und er mich mit meinem Auto zu allen möglichen Terminen, Meetings und Partys gekutscht hat. Für mich war das nicht nur bequem, sondern ich musste auch nicht so sehr darauf achten, ob und wie viel ich bei einer Party trank. Hiroshi fuhr, Hiroshi hielt meine Launen aus, Hiroshi kam sofort um die Ecke gefahren, wenn ich ihn anrief und woanders hin wollte. Er war mein kleiner Bruder, mein Schatten, er tat alles für mich, obwohl wir nur wenig Gemeinsamkeiten hatten. Er hielt mich sogar aus, wenn ich mal wieder betrunken war und um mich schlug.

Für eine Zeit lang hatten wir einen Deal ausgemacht. Das war zu der Zeit, in der ich immer mehr trank und keine anderen Möglichkeiten mehr fand, um mich vom Stress des Berühmtseins abzulenken. Viele bedeutende Musiker halten den Druck, der auf ihnen lastet nicht lange durch, und werden früher oder später alkohol- oder drogenabhängig. Ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich auch in der Lage war, an so einem Punkt zu landen; aber das war reiner Selbstbetrug. Ich weiß noch, wie Hiroshi einmal auf der Fahrt zu meiner Lieblingsbar dieses Thema dezent angesprochen hatte und ich daraufhin beschloss, fortan weniger zu trinken. Hiroshi versprach mir, mir so gut es ging zu helfen: Wenn es beispielsweise schon 2 Uhr nachts war und ich immer noch in der Bar hing, dann sollte er mich anrufen und mich solange bequatschen, bis ich nach draußen ging und zu ihm ins Auto stieg, damit er mich endlich nach Hause fuhr. Ihr müsst wissen, dass mein kleiner Bruder immer vor der jeweiligen Bar, in der ich mir mit Freunden die Nacht um die Ohren schlug, in meinem Auto auf mich gewartet hat. Er stand die ganze Zeit da, bis ich ihn wieder brauchte und wir woanders hinfuhren und niemals machte er mir Vorschriften, im Gegenteil, er hielt es für einen guten Job sich ein bisschen um mich zu kümmern. Kein Wunder, schließlich erlaubte ich ihm, mit meinem Cadillac zu fahren, den ich mir von X' Durchbruch geleistet hatte.

Ihr könnt euch vorstellen, dass solche Abende, an denen Hiroshi mich in der Bar anrief und mit Engelszungen auf mich einredete, dass ich genug hätte, selten gut ausgingen. Fast immer ging ich genervt an mein Telefon und schnauzte ihn, betrunken wie ich meistens war, auf übelste Art und Weise an. Das waren die Momente, in denen ich es verstanden hätte, wenn Hiroshi sich einen normalen Job gesucht hätte. Aber nein, stattdessen wartete er die halbe Nacht auf mich, bis ich endlich aus der Bar kam, ihn provozierte und wir uns im schlimmsten Fall schlugen, bis ich nach zwei Schlägen auf dem Bordstein lag und nicht mehr aufstehen konnte. Erstaunlicherweise wachte ich trotzdem immer in meinem Bett in meiner eigenen Wohnung auf und Hiroshi war längst wieder bei sich selbst zu Hause. Meistens konnte ich mich nur noch an Bruchteile erinnern, aber wenn ich in den Spiegel sah, dann wusste ich, dass ich völlig überspannt und ausgelaugt und ganz bestimmt nicht freundlich gewesen war. Und nie haben wir darüber ein Wort verloren. Hiroshi ging weiterhin seiner Pflicht als Chauffeur nach und ich meiner Mission als sogenannte "schillerndste Figur des Visual Kei".

Hiroshi tat alles, was ich ihm auftrug. Er kochte sogar für mich, wenn ich mal wieder vergessen hatte, mir Zeit zum Essen zu nehmen. Er kochte wirklich gut – meistens bekam ich dann regelrechte Fressattacken, die ich im nachhinein schwer bereute. Hiroshi und ich, wir brachten als Kinder mehr auf die Waage, als die meisten anderen Durchschnittsknirpse in unserem Umfeld. Er war als Erwachsener immer noch recht beleibt, während ich mir ständig Gedanken wegen meinem Gewicht machte. Ich meine, ich konnte es mir als Hideto Matsumoto vielleicht leisten, ein wenig breiter zu sein, aber als hide konnte ich das nicht. hide hatte nichts mehr mit dem kleinen dicken Jungen zu tun, der er früher einmal war.

In der Regel war ich jemand, der gern Freunden half, ihnen Ratschläge gab und andere zum Lachen brachte, weil ich mich selbst nicht all zu ernst zu nehmen schien. Aber damit konnte ich vor allem gut von mir selbst ablenken. Für andere war ich immer ruhig und gelassen (es sei denn, ich hatte getrunken, dann sagte man von mir, ich sei unberechenbar) und schien meine Welt im Griff zu haben. Selbst wenn mal etwas schief ging, bewahrte ich die Fassung und versprühte ungebrochenen Optimismus. Aber hey, ich war hide, ich hatte keine andere Wahl, ich war derjenige, der schlichtete, wenn es Streit gab und ich war derjenige der weinte, wenn ein ernster Konflikt nicht gelöst werden konnte.

Das ist noch so eine Sache: Ich war für andere immer genauso zur Stelle, wie mein Bruder für mich. Wir haben nie eine Gegenleistung voneinander erwartet. Und erstaunlicherweise war ich auch nur ein einziges Mal mit Hiroshi in der Bar zum Trinken verabredet. Ich erinnere mich noch, wie er ein wenig verschüchtert das Lokal betrat und mit seiner verwirrten Mine zu fragen schien: Hab ich irgendetwas ausgefressen oder warum hast du mich hierher bestellt? Ehrlich gesagt, wusste ich es auch nicht so richtig. Ich brauchte einfach jemanden zum Reden und wir pflegten nur sehr selten intensive Geschwister-Gespräche zu führen, obwohl er mich eigentlich jeden Tag durch die Gegend kutschierte.

Völlig unvermittelt, als wäre es das Normalste auf der Welt, plauderte ich darüber, dass ich wohl niemals eine eigene Familie haben würde. Ich könnte niemals heiraten, Kinder bekommen, sonntags seelenruhig im Garten sitzen ... Nicht, wenn ich hide war und meine Bestimmung weiterverfolgen würde. Ich war nicht unbedingt unglücklich darüber. Wer wöllte schon ein Leben als erfolgreicher Rockstar gegen ein stinknormales Establishment-Dasein eintauschen? Na, wer würde das tun? Niemand. Und ich wollte es genauso wenig. Doch gleichzeitig bedeutete das auch, dass der Hideto Matsumoto, den fast nur meine Eltern und mein Bruder kannten, Geschichte war. Ich hatte aus ihm immer meine größte Inspiration geschöpft, mir war es immer wichtig, den guten alten kleinen Hideto, der eigentlich noch immer ein verspieltes Kind war, in mir am Leben zu erhalten. Doch langsam entfernte er sich von mir immer mehr. Ich war hide und er war Hideto. Ich war berühmt, gefeiert, erfolgreich und er wollte endlich erwachsen werden. Er wollte raus, er wollte normal sein. Und er war schrecklich eifersüchtig und neidisch auf meinen jüngeren Bruder Hiroshi, der, sobald er nach Hause kam, dieses einfache Leben genießen konnte – er hatte einen kleinen Sohn und eine hübsche Frau, die ihm jeden Tag, wenn er nach seinen Chauffeurs-Touren nach Hause kam etwas zu essen auf den Tisch stellte. Ich mochte Hiroshis kleine Familie sehr und besonders genoss ich es, mit meinem Neffen zu spielen. Wir hätten uns Stunden durch den Garten jagen können.

Verständlich wäre es gewesen, wenn Hiroshi neidisch auf mich gewesen wäre und nicht umgekehrt. Er war mein jüngerer Bruder, und schon damals als Kinder wurde ihm von unseren Eltern immer die Schuld in die Schuhe geschoben, wenn ich Mist gebaut hatte. Das war unfair. Und dann wurde ich berühmt, gefeiert, erfolgreich, wollte nur noch hide genannt werden. In dieser Hinsicht war mein kleiner Bruder indirekt wieder der Verlierer, obwohl er stolz auf mich war und sich für mich, ohne dass ich ihn darum bitten musste, den Arsch aufriss. Das war paradox.

Und noch paradoxer war wohl die Tatsache, dass ich mir besonders in den Momenten, in denen mir mein Leben über den Kopf wuchs und ich stattdessen zum Alkohol griff, nichts sehnlicher wünschte, als für ein paar Stunden einfach Hideto zu sein, normal zu sein. Ist das nicht absurd? Ich war neidisch auf meinen kleinen dicken Bruder, der sich selbst nicht besonders ausstehen konnte. Ich fand mich schrecklich unfair und ich konnte dieses Gefühl nicht abstellen. Wir waren zwar Brüder, aber lebten in ganz unterschiedlichen Welten, in die der jeweils andere keinen Zutritt hatte.

Ich wollte ihm das immer schon sagen. Ich wollte mich bei ihm bedanken. Dafür, dass er einfach mein kleiner Bruder war, der wahrscheinlich sein Leben für mich gegeben hätte. Aber jetzt ... ja, jetzt ist es zu spät. Jetzt bin ich weder hide noch Hideto, ich bin nur noch meine Seele und das, was davon übrig geblieben ist. Ich bin noch da... in Form meiner Musik. Zum Sprechen aber braucht man eine Hülle und die habe ich längst in den Weiten des Ozeans verloren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Seth_et_Holth
2012-05-04T17:58:33+00:00 04.05.2012 19:58
Super tolle FF^^V
Ich mag es, dass du sie aus hides Perspektive geschrieben hast, es wirkt so, als wären es vllt. wirklich seine Gedankengänge gewesen.
Auch, wie du diese Verbindung zwischen den Brüdern geschildert hast ist echt gut gemacht, man kann es gut nachvollziehen.

Aber am besten hat es mir gefallen, dass ein Cut zwischen hide und Hideto gemacht wurde. hide, wie wir ihn kannten, der Star, der immer ein Lächeln auf den Lippen hatte, der verrückte, aufgedrehte Gitarrist und Hideto wie seine Familie ihn kannte.

Also mit einem Wort: super ^^V
Von:  Croft_Manor
2012-04-15T23:35:07+00:00 16.04.2012 01:35
Schön ^^
Nicht besonders zu empfehlen, wenn man Toshi im HG traurig- schöne Liebeslieder singen lässt XD
ich finde die FF Schön. Ich halte seit seinem völlig überzogenen Streit mit Yoshiki nicht mehr wirklich viel von Hiroshi, aber ich liebe solche herzenswarmen geschichten, in dennen Geschwisterverbindungen beleuchtet werden.
Also mir gefällt sie gut ^^ und das sogar, obwohl sie sich um hide dreht.

Und ich war tapfer, aber am ende habe ich geflennt *schmoll*
^^


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