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Digimon Tamers X

Rise of the Chaostamers
von

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Glückstreffer

Eigentlich hatte Youbi gar keine Lust auf die Arbeit heute. Ihr war nicht gut und ihre Kopfschmerzen würden schon bald unausstehlich sein, dachte sie sich. Es wäre angebracht heute früher Schluss zu machen. Auf dem Weg zum Ziel genoss sie ausgiebig die Sonnenstrahlen und den Wind, der mittlerweile eine relativ starke Brise war. Ihre Kopfschmerzen konnten so ein wenig gemildert werden. Dabei stieß sie fast mit einem anderem Mädchen zusammen. Sie war in Eile, das war klar. Sie rief Youbi ein „'Tschuldigung!“ hinterher, als sie ihren weg im Laufschritt weiter fortsetzte. Außer ihrer blauen Sonnenbrille und den zusammengesteckten Haaren ist Youbi allerdings etwas seltsames aufgefallen. Es sah tatsächlich so aus, als hätte sie ein D-Power am Gürtel gehabt. Eine Tamerin? Sie wurde skeptisch und beschloss dem Mädchen zu folgen.

Ihr Weg führte sie in eine verlassene und überwucherte Ecke eines Stadtparks. Eine große Gruppe schien schon auf die Tamerin gewartet zu haben, denn als das Mädchen dort völlig außer Puste ankam wurde sie so gleich von zwei der Jungen begrüßt.

„Das ging ja schnell.“ meinte der eine, mit einer ähnlichen Fliegerbrille, wie Keru eine hatte.

„Entschuldige das wir dir nicht früher gesagt haben, dass wir das Treffen vorverlegen.“ der zweite und ein wenig größere Junge kratzte sich am Hinterkopf und setzte einen entschuldigenden Gesichtsausdruck auf.

„Wenn ihr das das nächste Mal nicht auf die Reihe bekommt könnt ihr so ein Treffen knicken dann komme ich nicht, klar?“ motzte sie die beiden Jungen an. Nun meldete sich einer der scheinbar ältesten mit wuscheligen braunen Haaren und feinem Anzug zu Wort.

„Rika, beruhige dich, sie haben sich entschuldigt. Jetzt ist nicht die Zeit für Streitereien.“

Rika verstummte sofort. Er hatte irgendwo Recht.

„Also, fangen wir mal bei den beiden Problemkindern an.“ meldete sich ein weiterer Junge mit roten Haaren und legeren Klamotten , genannt Izzy. Dabei nickte er den beiden zu, die sich bei Rikas Ankunft entschuldigt haben. Der mit der Fliegerbrille begann als erstes.

„Nachdem Henrys Terriermon verschwunden ist, wurde auch Guilmon entführt.“ er klang niedergeschlagen.

„Und ihr könnt mittlerweile von einer Entführung sprechen?“ fragte der Größte der Runde.

„Ja Joey, das können wir. Als Guilmon entführt wurde hatte Takato Lärm von Unten gehört.“

„Und die Bäckerei war auch verwüstet, irgendjemand hatte sich auch noch an den Backwaren vergriffen.“ ergänzte Takato.

„Das würde ja bedeuten...“ begann der rothaarige, „dass es einer auf unsere Digimon abgesehen hätte. Aber wer weiß denn schon von der Existenz unserer Partner außer uns?“ er dachte eher laut vor sich hin, als eine Frage in den Raum gestellt zu haben. Bekam aber dennoch eine Antwort.

„Da steckt sicher Ken dahinter, wir waren des Letzt in der Digiwelt, Karis Gatomon wurde der heilige Ring wieder abgenommen. Der ist der einzige der von uns Tamern weiß.“ erwähnte er. Er wollte schon fortfahren mit seinen wilden Theorien, als ihm ein Mädchen mit lila Haaren ins Wort fiel.

„Ken ist nicht mehr der Digimon Kaiser und er hat auch keine Saat der Finsternis mehr, ich glaub einfach nicht, dass er dahinter stecken sollte. Davis halt dich mit deinen Beschuldigungen zurück.“

„Aber-“ Davis wollte sich schon wehren, aber Kari stimmte wieder mal Yolei zu.

„Yolei hat recht Davis, wir haben immer noch keine Beweise. Und Gatomon hatte nicht Ken gesehen, sondern vier Tamer mit dunklen Digimon.“

„Was? Dunkle Digimon?!“ schrieen einige im Chor.

„Soll das heißen, es gibt noch mehr Tamer?“ entgegnete der kleinste im Bunde.

„Ja und anscheinend sind die zur Abwechslung einmal nicht auf unserer Seite wie es scheint.“ beantwortete einer der jüngeren seine Frage. Sie alle waren fassungslos.

„Wir müssen aufpassen Leute, wir wissen noch nicht ob die in der Digiwelt auch die waren, die Terriermon und Guilmon entführt haben. Aber eins steht fest, wir wissen nicht ob noch mehr Digimon entführt werden.“ begann wieder der struppige.

„Genau Tai. Am besten wir haben erst mal immer unsere D-Power griffbereit, wenn die anderen Tamer auftauchen müssten sie auf dem Screen zu sehen sein.“

„Gute Idee Matt.“ Sie alle nickten einstimmig.

„Dann hätten wir das ja geklärt. Wir finden die Übeltäter und die Digimon schon. Für heute ist das Treffen erst mal beendet denke ich.“ Beendete Izzy die Diskussion.

Interessante Geschichte, dachte sich Youbi, als die Tamer sich in alle Richtungen verstreuten. Nur Rika blieb kurz stehen.

„Renamon? Du hast zugehört, sei bloß vorsichtig.“ sagte sie und ihr Blick wanderte einen nahe gelegenen Baum hoch. Youbi versuchte das Digimon zu erspähen, doch konnte außer Blättern und Ästen nichts sehen. Aber gut zu wissen, Renamon gehörte anscheinend zu Rika. Damit konnten die anderen Chaostamer hoffentlich etwas anfangen, dachte sie sich. Zwei der Gruppe gingen geradewegs in die Richtung, in der Youbi stand. Sie wollte sich schon aus dem Staub machen, aber sie übersah in ihrer Hektik, dass hinter ihr sich schon ein anderer Junge aus der Gruppe gelöst hatte. In diesen musste die tollpatschige Youbi natürlich direkt hinein laufen, wie sollte es auch anders sein.

„Oh Verzeihung.“ brachte der blonde Junge heraus und fing gerade noch Youbis Rucksack auf.

„Ähm nein, tut mir Leid.“ stammelte sie, nur erpicht darauf, so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Sie lächelte ihn kurz an und nahm ihm dankend den Rucksack ab, bevor sie so schnell sie konnte von dannen zog.
 

Mika fuhr mit dem Bus und mit der Bahn zur Arbeit. In dem Stadtteil Shinjuku stieg sie aus der Stadtbahn aus und schlenderte durch die moderne Bahnanlage. Ihr Weg führte über eine überfüllte Einkaufsstraße. Stur ging sie geradeaus und wurde andauernd angerempelt, aber das war sie schon gewohnt. Nicht nur tausende verschiedene Gesichter, sondern auch die bunten Werbeschilder an den Hauswänden grenzten fast an Reizüberflutung. Zum Glück dauerte es nicht lange, bis Mika in die Seitenstraße einbog. Hier war es viel leerer. Sie ging bis zu einem kleinen Häuschen in der riesigen Seitenstraße. An der Tür war ein Schild: „Raumausstattung Akito“. Mika seufzte kurz und trat dann ein. Ein junger Mann, etwa dreißig Jahre alt, lässig gekleidet stand hinter der Empfangstheke. Er schien sichtlich überrascht.

„Mika, was machst du denn schon hier?“

Sie zuckte mit den Schultern und antwortete ironisch. „Arbeiten!?“

Der Mann grinste. „Du hast doch heute erst zwei Stunden später Schicht wegen deiner Überstunden.

„Ach verdammt Akito. Das hab ich total vergessen.“

„Ist nicht schlimm. Du siehst auch irgendwie müde aus. Was ist los?“

Mika schleuderte ihre Tasche Richtung Schreibtisch. „Hab wenig geschlafen. Ich hab jetzt zwei neue Bewohner in der WG, aber es kommt mir so vor als seien es sechs.“

Akito zog eine Augenbraue hoch. „Wie kommt es?“ fragte er neugierig.

Das mochte Mika an ihrem Chef. Er kümmerte sich wenigstens noch um seine Angestellten. Es war eine sehr lockere Beziehung zwischen ihr und Akito. Seine Einstellung war, das nur durch eine freundschaftliche Beziehung die Kreativität anregt und fördert. Akito mit seinen grünen Augen, den kurzen wuscheligen schwarzen Haaren war durch seine Art fast überall beliebt.

Mika überlegte kurz. „Das war eher spontan. Zwei meiner Freundinnen hatten Stress zuhause, deswegen habe ich sie erst mal bei mir aufgenommen.“

„Und das klappt? So viel Platz habt ihr doch nicht, oder?“

„Naja.“ Mika zuckte erneut mit den Schultern. „Ist zwar eng, aber passt schon. Keru und ich teilen uns ein Zimmer und die anderen beiden auch.“

„Da habt ihr wahrscheinlich noch eine Menge zu tun.“ sagte er und sortierte ein paar lose Dokumente.

„Ja, das stimmt schon.“ seufzte Mika.

Akito holte seinen Kalender aus der Schublade und überflog ihn kurz. „Hm. Kannst die zwei Stunden früher nach Hause gehen, die du nun früher bist. Wir haben heute nur zwei Termine.“

„Danke Akito.“

„Na dann mach dich jetzt mal an den Schreibkram ran. Husch, husch!“

Er schob sie in Richtung Schreibtisch. Mika setzte sich an den Rechner und begann zu arbeiten.
 

Auch Keru war mittlerweile in der Schule angekommen. Als er über den Schulhof trottete, mit den Gedanken ganz wo anders, schlich in den nebenstehenden Bäumen eine weiße Katze herum. Eigentlich suchte diese Katze, besser bekannt als Gatomon, den Klassenraum von ihrer Tamerin Kari, um nach dem Rechten zu sehen. Aber statt das zu finden, was sie suchte, erspähte sie durch das Blätterdach den schwarz gekleideten Keru. Sofort kamen ihr die Erinnerungen von ihrem Trip in die Digiwelt wieder in den Sinn, indem ihr Heiliger Ring von ihm und drei anderen Tamern abgenommen wurde. Vor lauter Entsetzen verfehlte sie den Ast, auf den die eigentlich springen wollte und fiel beinahe vom Baum, doch sie konnte sich in letzter Sekunde noch an einen tieferen Ast abfangen. Keru merkte von alldem nichts und setzte seinen Weg weiter fort.

Als Gatomon nun erneut Richtung Gebäude schaute, fand sie endlich das Fenster, indem Kari gerade dem Unterricht lauschte. Das Fenster stand offen und die Katze beeilte sich so schnell wie sie konnte dort hin zu kommen, um ihre Tamerin zu warnen. Als Gatomon den Klassenraum erreichte, spähte sie vorsichtig durch die Fensterfront, um zu schauen wo Karis Platz war. Ein Glück, dachte Gatomon, als sie sah, dass Kari genau neben dem offenen Fenster saß. So schnell sie

konnte schlich sie zum Fenster und sprang hindurch. Niemand bemerkte sie. Niemand, außer Kari. „Gatomon, was machst du hier? Was ist denn passiert?“, fragte sie.

„Ich habe gerade einen von diesen bösen Tamern gesehen.“, antwortete Gatomon.

Karis Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Wo hast du ihn gesehen?“, wollte sie wissen.

„Unten, auf dem Schulhof. Vor nicht mal fünf Minuten.“, sagte Gatomon.

Kari überlegte was sie jetzt machen sollte. Davis wollte sie es nicht sagen, da dieser dann meinte, er müsse sich als „Held“ aufspielen, nur damit Kari ihn beachtete. Andererseits würde er es sowieso in der Pause erfahren. Allerdings war eine Schulhofschlägerei weniger auffällig, als wenn Davis jetzt alle Klassen abging um diesen Tamer zu finden. Dann überlegte sie, ob sie es T.K. sagen sollte. Kari sah zu ihm rüber. Nein. Er saß zu nahe bei Davis. Er würde es also mitkriegen, wenn sie mit T.K. sprach. Also beschloss sie die Sache mit dem neuen Tamer bis zur Pause für sich zu behalten.
 

„Waaaas? Einer von diesen Tamern ist bei uns auf der Schule?“ Das war genau die Reaktion die Kari von Davis erwartet hatte, als sie ihm und den anderen Tamern berichtete, was Gatomon ihr erzählt hatte. Sie war sich sicher, dass er gleich los stürmen und ihn suchen würde, um ihn fertig zu machen.

„Wo ist der Kerl? Wenn ich den finde mach ich ihn Fertig!“, zeterte Davis und stürmte blindlings drauf los.

Wusst' ich's doch, dachte Kari. Sie war erstaunt darüber wie gut sie Davis doch kannte.

„Vielleicht sollten wir ihm folgen bevor er, wieder mal, was dummes anstellt.“, bemerkte Henry.

„Besser ist das.“, stellte T.K. fest. Er wollte gerade los laufen, als er noch mal inne hielt, sich umdrehte und fragte: „Weiß er eigentlich wie dieser Junge aussieht?“

„Nicht wirklich.“, antwortete Kari grinsend.

Im gemächlichem Tempo folgten Kari, T.K. und Henry, dem vor Wut schnaubendem Davis, während Gatomon wieder in den Baumwipfeln verschwand.

Es dauerte nicht lange, bis die drei Tamer ihn gefunden hatten. Er stand so ziemlich in der Mitte des Schulhofs und schaute sich verwirrt um. Anscheinend hatte er endlich erkannt, dass es keinen Sinn mit jemandem eine Schlägerei anzufangen, von dem man noch nicht mal wusste wie er aussah.

„Na, stimmt was nicht?“ Stellte Kari sich feixend neben Davis. Dieser sagte nichts, sondern sah nur verlegen zu Boden.

„Vielleicht solltest du beim nächsten mal mit deinen Zornes-Ausbrüchen solange warten, bis du weißt wie der Kerl aussieht.“, riet ihm Henry.

„Ja ja. Ihr habt ja recht.“, entgegnete Davis.

„Kommt,“, begann T.K., „lasst uns irgendwo hingehen wo Gatomon uns diesen Tamer in Ruhe beschreiben kann.“

Unter der Führung von T.K., sehr zum Missfallen von Davis, bewegte sich die Gruppe wieder auf den Mini „Wald“, am Rande des Schulhofes zu. Sie bemerkten natürlich nicht, dass sie direkt an Keru vorbei gingen, der Mutterseelen allein auf einer Bank saß und mit geschlossenen Augen Musik hörte. Als sie die Bäume erreicht hatten, erschien Gatomon vor ihnen auf einem Ast.

„Und? Hast du dich wieder im Griff?“, fragte Gatomon Davis.

Dieser murmelte etwas unverständliches, was Gatomon allerdings als „Ja“ wertete.

„Also, wie sieht dieser Tamer denn jetzt aus?“, fragte Kari.

„Er sitzt da drüben.“, antwortete das Digimon und zeigte auf den, in Schwarz gekleideten Jungen auf der Bank, an dem sie gerade vorbei gegangen waren.

„Darf ich jetzt ausrasten?“, fragte Davis erwartungsvoll.

„Ja, darfs...“ Noch bevor T.K. zu ende sprechen konnte stürmte Davis auf den armen Keru zu, der keine Ahnung hatte was ihn erwartete.

Davis baute sich vor Keru auf, sagte jedoch nichts. Keru bemerkte schließlich das jemand vor ihm stand. Er öffnete die Augen und nahm seine Kopfhörer raus.

„Ist was?“, fragte er.

Plötzlich packte Davis Keru am Kragen und zog ihn hoch.

„Wo ist er?“, brüllte Davis ihn an.

Keru löste sich aus dessen griff und fragte: „Wo ist wer?“

„Na der Heilige Ring, was den sonst?“, entgegnete Davis.

„Ich weiß nichts von einem „Heiligem Ring““, antwortete Keru, drehte sich um und wollte gehen, doch Davis packte ihn bei den Schultern, drehte ihn um und Schlug zu.

Der Schlag traf Keru so überraschend, sodass dieser das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel. Sofort sprang er wieder auf, wich einem weiterem Schlag von Davis aus und schlug diesen gegen die Nieren. Dieser keuchte, fing sich jedoch wieder und stürzte sich nun, im wahrsten Sinne des Wortes, auf Keru. Schon die ersten Schläge hatten mehr Publikum angelockt, als Kari und die anderen. Mittlerweile war es eine ganze Meute, die um sie herum stand und rief: „Schlagt euch! Schlagt euch!“. Man konnte nicht wirklich erkennen wer bei dieser Rauferei die Oberhand hatte. Am wahrscheinlichsten hatte Davis die Oberhand, da er eindeutig Kräftiger war als Keru. Doch dieser schaffte es immer wieder sich dessen Griffen zu entwinden, sodass Davis keinen wirklichen Schaden anrichten konnte.

Kari konnte das nicht länger mit ansehen. Ob dieser Junge nun wirklich Böse war, oder nicht, interessierte sie nicht. Keiner hatte es verdient dafür verdroschen zu werden. Abgesehen davon konnte sie sich nicht vorstellen, dass Keru zu so etwas fähig war. Immerhin war er schon genauso lang auf dieser Schule wie sie selbst und er war noch nie auffällig geworden. Kari sah sich um und überlegte dabei, wie sie diesen Streit beenden konnte. Dann sah sie einen kleinen Jungen, der etwas weiter weg stand und mit einer Trillerpfeife herumspielte. Genau das was ich jetzt brauche, dachte sie. Sie rannte zu dem Jungen hin, schnappte sich die Pfeife, dachte in der Eile natürlich nicht daran um Erlaubnis zu fragen und rannte wieder zurück zur Meute. Die Proteste des Jungen bekam sie schon gar nicht mehr mit. Kari stellte sich so nah wie möglich zu Davis und Keru.

„Ihr solltet euch am besten die Ohren zu halten.“, warnte sie T.K. und Henry. Die beiden taten wie ihnen geheißen. Dann blies Kari so stark sie konnte, in die Trillerpfeife. Jetzt hielten sich auch alle anderen erschrocken die Ohren zu. Auch Keru und Davis ließen voneinander ab und versuchten vergebens ihr Gehör zu schützen, doch Kari stand viel zu nahe bei ihnen, sodass alle Mühe vergebens war. So schnell wie sich die Meute zusammen gefunden hatte, löste sie sich auch wieder auf. Und das nicht nur weil sie einen Tinitus befürchteten. Denn auf einmal griff eine Hand nach der Pfeife und zog sie von Kari weg. Vor ihnen stand Frau Mikado.

„Ist das die Pfeife?“, fragte sie einen kleinen Jungen, der hinter ihr stand. Kari erkannte ihn sofort. Es war der Junge, dem die Trillerpfeife abgenommen hatte.

„Ja, vielen dank.“, antwortete er, nahm die Pfeife und verschwand.

Dann wandte sich die Lehrerin wieder an Kari: „ Miss Yagami, Folgen sie mir. Und sie beide auch.“, fügte sie an Davis und Keru gewandt hinzu.

T.K. wollte etwas zu Karis Verteidigung sagen, doch ihr Blick brachte ihn zum schweigen. Sie wollte nicht, dass er ihretwegen auch noch in Schwierigkeiten geriet. Außerdem wusste sie, dass sie was falsch gemacht hatte und deshalb würde sie ihre Strafe, was auch immer es war, ohne murren annehmen.
 

Da Chitu nur geschlagene 4 Stunden Unterricht hatte, war sie die erste an diesem Tag, die den Weg nach Hause gefunden hatte. Zurück fuhr sie mit dem Bus, ihr war auf einmal nicht mehr nach langen Spaziergängen. Oben angekommen, wurde sie erst einmal stürmisch von den Digimon begrüßt. Und selbst Blackguilmon schien heute einen guten Tag zu haben, denn selbst er begrüßte sie, wenn auch nicht mit ansatzweise so viel Elan wie die anderen. Chitu wollte guten Willen zeigen und nickte dem Dino zur Begrüßung einmal freundlich zu, bevor er gelangweilt von Dannen zog.

„Wann kommt Mika eigentlich wieder?“ wollte Blackgaomon wissen.

„Und Youbi?“ mischte sich Blackagumon ein. Chitu tätschelte ihrem Partner den Kopf, während sie überlegte.

„Hm.. wahrscheinlich kommen die so gegen fünf oder sechs? Dann wann normalerweise Feierabend ist. Dauert also noch ein wenig.“ die beiden Digimon sahen sich an und man merkte, dass auch sie ohne ihre Tamer nicht recht wussten, was mit sich anzufangen.

„Wie wäre es mit einer Runde verstecken?“ fragte Dorumon. Er gab sich alle Mühe die Digimon bei Laune zu halten.

„Klar.“ stimmte Blackagumon zu. Blackgaomon schien ebenso begeistert von der Idee wie Blackguilmon, der seinen Kopf wieder durch die Tür in den Flur steckte.

„Dann habt ihr ja jetzt eine Beschäftigung.“ stellte Chitu fest, warf ihren Ranzen in ihr Zimmer und setzte sich im Wohnzimmer vor die Konsole.

Sie beobachtete die Digimon immer mal wieder. Irgendwann fiel ihr allerdings etwas merkwürdiges auf. Denn die Digimon hatten kein Problem damit, sich gegenseitig zu finden. Mit einer Ausnahme. Dorumon fanden sie nie.

„Sag mal Blackgaomon?“ fragte sie. „Könnt ihr Dorumon nicht riechen? Warum findet ihr ihn nie?“ das Digimon tapste herbei und sah sie ratlos an.

„Wir wissen es auch nicht, weder Geruch noch Daten können wir ausfindig machen, anders wie bei uns. Deswegen macht es aber auch am meisten Spaß ihn zu suchen, ist nicht so langweilig.“ antwortete er. Chitu ging das nicht aus dem Kopf. Bei ihrem ersten Besuch in der Digiwelt hatte ein Junge etwas davon gesagt, Dorumon sei ein besonderes Digimon. Aber was war es bloß?

„Irgendwas... mit einem X Antikörper..“ murmelte sie vor sich hin und ging zum Rechner, die Konsole immer noch auf Pause stehend.

„Hast du was gesagt?“ sagte Blackgaomon und sah Chitu verwirrt an.

„Ach nein nein, nicht wirklich. Könntest du mal bitte Dorumon holen?“

„Natürlich.“ er tapste kurz nach Draußen und rief Chitus Partner zu ihr.

„Was ist denn los?“ fragte es.

„Weiß ich noch nicht. Kann sein, dass du etwas hast, was uns ein Mal von großem Nutzen sein könnte.“ sie grinste. Aus Dorumons Schnittstelle am Kopf ließ sich ganz einfach ein kleiner Micro-Chip entnehmen, den Chitu sogleich an den PC anschloss und unter die Lupe nahm.

„So, kannst weiter spielen.“ sagte sie beiläufig und widmete sich vollends dem Chip. Die Daten, die sie nach Stundenlangem Rumtüfteln entnehmen konnte, waren wirklich X- Antibody Protodaten. Sie hatten zwar nicht die ursprüngliche Wirkung, um X-Viren abzuwehren, aber sie reichten durchaus um ihre Digimon damit für andere praktisch unsichtbar zu machen. Denn die Protodaten sorgten dafür, dass es fremden Digimon unmöglich gemacht wurde, sie durch Geruch oder Daten ausfindig zu machen. Das würde bedeuten, dass ihre Partner in der Lage waren, umher zu schleichen, ohne gleich von anderen entdeckt zu werden. Durchaus praktisch, wie sie fand. Sie entschloss die Daten auf dem PC zu speichern und den Fund später den anderen mitzuteilen. Für die restliche Zeit wollte sie die Wohnung noch mal ein wenig auf Vordermann bringen dachte sie sich und fing direkt mit Spülen in der Küche an, während sich die Digimon noch immer mit Verstecken beschäftigten.
 

Der Fußmarsch kam Keru vor wie eine Ewigkeit, ehe er vor der Haustür stand. Nachdem er die Haustür aufgeschlossen hatte, lief er schnurstracks durch den Flur auf sein Zimmer zu, ohne Chitu groß zu beachten, die in der Küchentür stand, die Hand zum Gruße hob und „Hallo Ke...“ Dazu kam sie nicht wirklich, er war schon vorbeigelaufen und hatte die Tür zugeknallt.

Blackguilmon trat aus einer Ecke des Zimmers. „Was hast du denn gemacht?“ fragte er verwundert und deutete auf Kerus ramponiert Gesicht.

Er schüttelte den Kopf. „Ist nichts.“ Auf Blackguilmons ungläubige Miene fügte er ein „Wirklich.“ hinzu. „Hast du Lust mal ne Runde mit zu zocken?“ fragte er und nickte zur PS3 rüber.

Blackguilmon schien nicht ganz zu verstehen. „Wie geht das?“

Als Erklärung drückte Keru ihm den Controller in die Hand. „Das wirst du ganz schnell verstehen.“ Er grinste fies und schaltete die Konsole ein.

Chitu sah immer noch auf die Tür, in die Keru so schnell verschwunden war.

„Dann halt nicht.“ Was für ein Idiot, dachte sie sich und ging ihrer Tätigkeit in der Küche weiter nach. Keru würde sie so schnell eh nicht aus dem Zimmer huschen sehen, was ihnen ohnehin eine Menge Ärger ersparen würde. Dann wartete sie halt weiterhin darauf, dass die anderen ebenfalls nach Hause kommen. Jemand, mit dem sie reden konnte, ohne gleich von einem zwei Meter Dino angeknurrt zu werden.
 

„Ach, man kann auch echt dumme extravagante Wünsche haben.“ fluchte Mika und warf die letzte Aktenmappe quer über ihren Arbeitsplatz auf den abgearbeiteten Stapel. „Wer kommt auf so ne scheiß Idee?“

„Reg dich ab Mika, der Kunde ist König. Das weißt du doch langsam.“ sagte Akito belehrend.

„Na, dann ist er aber ein schlechter.“ Ein Grinsen huschte ihr übers Gesicht. „Nimm mich nicht mit zu dem Auftrag, sonst zeig ich ihm mal wie die Armenschicht lebt. Ich bin dann auch weg, war das Letzte für heute.“

„Ach schon zwei Uhr? Dann verging die Zeit heute wie im Fluge. Dann mal ab mit dir.“

Mika ließ sich das nicht zweimal sagen, sie packte sich ihre Tasche und schnellte hinaus, nicht bevor sie noch ein „Tschüss“ in die Runde murmelte. Neidisch glotzten ihre Kollegen ihr hinterher. Akito unterbrach sie. „Was glotzt ihr so? Hey wieder ab an die Arbeit!“

Mika entschloss sich nach der Arbeit direkt einkaufen zu gehen. Insgesamt vier Digimon und drei WG-Kollegen verschlingen schon eine beachtliche Menge. Zurück in ihrem Wohngebiet bog Mika in ein kleines Geschäft ein. Sofort begleitete Gute-Laune-Musik ihren Einkauf. Sie überlegte, was sie für die anderen mit einkaufen sollte. Für Chitu packte sie neuen Kaffee ein, für sich eine neue Teesorte, dann neuen Toast und etwas Brot. Ein paar Fertigpackungen für Mittag und Abendessen, ein bisschen Obst, sowie Aufschnitt. Als sie an der Milch vorbei schlenderte, fiel Mika ein, dass sie Youbi vielleicht besser welche mitbringen sollte. Sie griff nach einer Packung, im gleichen Moment schnellte eine andere Hand zur Milch.

„Mika?“ Youbi starrte sie irritiert an.

„Youbi?“ Mika war verwirrt. „Was machst du schon hier?“

„Das wollte ich dich auch gerade fragen. Ich durfte wegen meiner Kopfschmerzen früher gehen. Und wie schaut's bei dir aus?“

„Ich habe vergessen, dass ich zwei Stunden später Dienst hatte und habe mit meinem Chef abgemacht, dass ich dann halt die Stunden früher gehen kann.“ Sie linste in Youbis Korb und fing an zu lachen. Toast, Tee, Kaffee, Brot, Aufschnitt und Fertigpackungen.

„Du hast Obst vergessen.“ lachte Mika und Youbi verglich die Körbe und stimmte mit ins Gelächter ein.

„Egal, hast du ja. Dann ab zur Kasse.“ Gemütlich schlenderten sie durch die engen Gassen des Supermarktes. An der Kasse stand zur Überraschung der beiden kein Schwein. Irritiert schauten sich die beiden an und entschlossen zu warten. Während der Wartezeit fiel Mika ein rosa Puschelball mit Flügeln und einer Indianerfeder auf dem Haupt auf.

„Nein wie süß, ein Stofftier.“ Freudestrahlend nahm sie den Puschelball in die Hand. Sie zog das Federvieh an den Flügeln auseinander.

„Hey da ist sogar ein Preisschild dran.“ bemerkte Youbi. „Sechs fünfzig.“

„Mh, sollen wir es mitnehmen?“

Youbi überlegte kurz. „Irgendwie sieht es aus wie ein Digi...“ murmelte Youbi.

In dem Moment stürmte ein Mädchen mit Brille und lila Haaren aus dem Lager.

„Sofort weglegen!“ schrie sie durch den Laden. „Leg das Stofftier weg!“ Die letzten Meter schlitterte sie auf die beiden Einkäufer zu und blieb außer Atem vor ihnen stehen. Wutentbrannt packte sie sich Mikas Beschäftigungstherapie und zog es ihr aus der Hand.

„Das ist... unverkäuflich.“ japste sie.

„Aber da ist ein Preisschild dran.“ sagte Mika und zeigte auf den rosa Federball.

Das Mädchen stutzte, tastete den Ball ab und fand, was sie suchte. Sie riss das Schild ab. „Das war ein Fehler. Es tut mir Leid. Es tut mir auch Leid, dass sie warten mussten. Wir haben gerade eine neue Lieferung erhalten.“ sagte sie und zeigte Richtung Lagerhalle. Mittlerweile hatte sie wieder einen freundlichen und höflichen Ton drauf. Sie nahm ihnen die Körbe ab und zog die Artikel einzeln über das Band. „Ich denke wegen der Wartezeit kann ich ihnen einen kleinen Rabatt geben.“

„Vielen Dank.“ sagten die beiden im Chor. Sie zahlten und verschwanden durch die Tür.

„Das war knapp Poromon. Was machst du auch hier unten?“ sagte das Mädchen und betrachtete den rosa Federball mit Flügeln vorwurfsvoll.

Der Schnabel des Digimons öffnete sich. „Es tut mir Leid Yolei, aber mir war langweilig.“ sagte es und blickte schuldbewusst zurück.

„Ist ja noch mal gut gegangen.“ sagte Yolei und atmete auf. „Jetzt aber hoch mit dir, damit so was nicht noch einmal passiert.“
 

Als Mika und Youbi die Tür herein spazierten, liefen ihre Digimon sie vor lauter Freude fast um.

„Jetzt sind alle endlich wieder da.“ sagte Blackagumon.

Chitu streckte ihren Kopf aus der Küche. „Ach ihr seid auch schon wieder da.“ Sie blickte auf die Uhr im Flur. „Aber reichlich früh oder?“

Mika kratzte sich am Kopf, und lachte über ihre eigene Dummheit. „Naja ich hatte vergessen, dass ich Spätdienst hatte und durfte weil ich früher angefangen hab auch früher wieder gehen.“

Youbi fasste sich an den Kopf und fing an theatralisch ein Schauspiel zu meistern. „Ach Chef ich habe solche Kopfschmerzen. Blah blah blah.“ Sie kicherte fies. „Es hat wirklich funktioniert.“

„Cheater an die Wand.“ fiel Chitu ihr ins Wort und grinste. Danach half sie ihnen die Tüten auszuräumen und sie gesellten sich mit Milch, Kaffee und Tee in die Küche.

„Wo ist eigentlich Keru?“ fragte Mika. „Der müsste doch auch schon längst da sein, oder nicht?“

Chitu zuckte nur mit den Schultern. „Vom Winde in sein Zimmer verweht. Ohne einen Mucks von sich zu geben.“

Die drei hielten für einen Augenblick das Wort. Von drüben hörte man Geballer und die Freuderufe von Keru und Blackguilmon, wenn sie was geschafft hatten.

„Ach er baut sein Ego wieder auf.“ freute sich Mika. „Der hat sich schnell wieder abgeregt.“

„Vielleicht baut er sein Ego auch wieder ab, wenn er verliert.“ feixte Chitu.

„Wir verlieren nicht!“ brüllte Blackguilmon aus dem Zimmer.

Die Chaostamer sahen sich verwundert an.

„Sagt mal,“ begann Youbi, „hat der das jetzt wirklich gehört?“

„Scheint so.“ antwortete Chitu. „Ach ja, mal so nebenbei.“ fügte sie hinzu. Die anderen sahen sie neugierig an.

„Ich hab was interessantes herausgefunden, könnte vielleicht für uns von Vorteil sein.“

„Jetzt wo du es erwähnst, mir ist heute auch was passiert.“ fiel Youbi auf einmal wieder ein.

„Hm scheint ja ein guter Tag für die Chaostamer gewesen zu sein. Lass ma heute Abend eine Diskussionsrunde machen, wenn Keru wieder von der Konsole weg gekommen ist.“

„Das geht schnell.“ meinte Mika und stand auf. „Ich sag ihm Mal wegen der Runde Bescheid.“

Mika öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und schloss sie direkt danach wieder. „Keru?“

Er saß zusammen mit Blackguilmon auf dem Boden recht nah an der Mattscheibe. Sie zockten Resident Evil 5. Keru zeigte keine Regung und starrte immer noch gebannt auf den Fernseher.

„Keru?“

„Hm?“ Er drückte auf Pause und drehte den Kopf zu ihr.

Mika trat näher an ihn heran und hockte sich zu ihm runter. „Was hast du denn gemacht?“

„Ach nichts.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Cool, dass du mit nichts Veilchen und Platzwunden meinst.“ sagte sie sarkastisch. Ihr Ton schwankte, sodass der nächste Satz mehr Autorität inne hatte. „Und nun noch mal. WAS ist passiert?“

„Es war nur eine Schlägerei.“

„Och nö.“ meinte Mika und seufzte.

„Hey hey hey, ich hab nicht angefangen.“ wehrte er sich. „Dieses komische Katzenviech hat mich wieder erkannt und dann meinte einer er müsste mich schlagen.“

„Interessant. Die anderen haben auch was wichtiges zu erzählen. Eigentlich wollten wir das heute Abend besprechen, aber es nimmt überhand. Komm mit rüber.“ Sie stolzierte motiviert aus dem Zimmer.

In der Zwischenzeit haben Youbi und Chitu den Tisch ein wenig her gerichtet. Neben den Getränken fand man dort nun auch Keks und Kuchen. Zu Mikas Verwunderung saßen die beiden mit den Digimon auf dem Boden und hatten scheinbar ihr Schnapp-Land-Fluss Spiel entdeckt. Immer noch motiviert sprang sie in eine Lücke der Runde und spielte begeistert mit. Keru und Blackguilmon hatten sich eh noch nicht aus ihrem Zimmer gerührt und so konnte die Wartezeit wunderbar überbrückt werden.

Es dauerte nicht lange, als Keru aus heiterem Himmel ins Zimmer gesprungen kam und auf das „B“ schlug, noch ehe einer von den anderen reagieren konnte. Die Karte Natur war aufgedeckt und alles was er brüllte war „BAUM!“ Sie alle brauchten ein paar weitere Minuten um sich von ihrem Lachen zu erholen, bis sie es schafften die Karten bei Seite zu legen und sich an den Tisch zu bequemen. Voller Elan sah Mika in die Runde.

„Und wer fängt an?“ fragte sie erwartungsvoll. Auch Chitu sah sich in der Runde um und ihr Blick blieb bei Keru hängen. Sie fragte sich, was er wohl angestellt hatte, um dieses nette Veilchen zu bekommen. Mika und Keru konnten ihren Gedankengang scheinbar mitverfolgen, denn sie riefen wie aus einem Mund „Wage es dich Fräulein!“.

Sie zuckte einmal kurz zusammen und nahm eine Abwehrhaltung ein. Sie hatte doch nicht einmal vor laut zu fragen.

„Wir wollen diskutieren und nicht streiten.“ fügte Mika hinzu, die sich selbst gerade zur Leiterin der Diskussionsrunde erklärt hatte.

„Ist ja gut man ich wollte nicht mal was sagen.“ entgegnete Chitu und rutschte beleidigt ein Stück das Sofa herunter, so dass sie noch kleiner wurde, wie sie eh schon war. Zufrieden sah Mika wieder auf. Da sonst keiner beginnen wollte, entschloss Youbi einfach den Anfang zu machen.

„Auf dem Weg zur Arbeit ist mir eine Tamerin begegnet und ich bin ihr gefolgt. Die Tamer haben sich irgendwo im Park um die Ecke getroffen und irgendwas besprochen. Unter anderem auch die Sache mit den entführten Digimon.“ erklärte sie.

„Und was ist dabei raus gekommen?“ fragte Mika.

„Naja sie wollten vorsichtiger sein. Und ich weiß jetzt wer Renamons Tamer ist.“

„Und wer?“ bohrte Keru ungeduldig nach.

„Eine Tamerin namens Rika.“ vollendete sie ihren Bericht.

„Rika?“ fragte Chitu entgeistert. „Sie hatte nicht zufälliger weise rote Haare, zusammengesteckt und eine graue Schuluniform so wie meine?“ Youbi sah sie stutzig an.

„Woher weißt du das? Bist du ihr auch begegnet oder was?“ fragte sie nach.

„Nein aber sie geht rein zufällig in meine Parallelklasse und nennt sich die Digimon-Queen.“ ihr Ton hatte keinen Sarkasmus mehr übrig, sie biss sich auf die Unterlippe und sah von jetzt auf gleich sichtlich aggressiv aus.

„Immer ruhig Chitu, nicht immer alles so verbissen sehen.“ Dorumon legte seinen Kopf auf ihren Schoß. Sie seufzte einmal und schluckte ihre Wut runter.

„Du kennst sie also. Das heißt wir haben gute Chancen auch Renamon bald zu schnappen.“ stellte Mika fest und kraulte Blackgaomon den Nacken, der sich neben ihr zusammengerollt hatte.

„Mhmmmm.“ stimmte dieser ein.

Keru sah neidisch zu Mikas Digimon. „Sonst immer hat sie das bei mir gemacht...“ murmelte er vor sich hin. Youbi, die neben ihm saß, hatte das gehört und begann ihm spaßeshalber auch den Nacken zu kraulen. Wie schnell er doch entspannen konnte.

„Sehr bald.“ erwiderte Chitu, die sich weiterhin nur auf das Gespräch konzentrierte. Blackgaomon sah auf.

„Sehr bald? Hast du eine Idee?“ fragte er.

„Ja. In zwei Tagen ist auf unserer Schule ein Turnier. Ratet mal wer sich neben mir noch eingeschrieben hat.“ fragte sie in die Runde mit einem hinterhältigem Grinsen. Die anderen verstanden sofort.

„Und dann ist das arme Renamon ohne seinen Tamer unterwegs.“ sagte Youbi.

„Völlig aufgeschmissen ohne seinen Tamer.“ freute sich Blackguilmon. Er brannte schon wieder auf einen neuen Kampf.

„So schauts aus.“ beendete Mika den Plan. „Wir begleiten dich zum Turnier.“ Sie schaute rüber zu Chitu.

„Nein, das werde ich nicht.“ bemerkte Keru.

„Ach komm schon, auch wenn ihr zwei andauernd Stress habt. Die Missionen machen wir gefälligst zusammen.“

„So meinte ich das nicht.“

„Wie dann?“ fragte Chitu gespielt freundlich.

„Ich muss nachsitzen an diesem Tag. Konsequenz wegen der Prügelei.“ Entgeistert blickte Blackguilmon ihn an.

„Das kannst du mir doch nicht antun. Aber ich will doch mit, was soll ich dann den ganzen Tag machen?“

„Kannst ja mit den zwei Gefangenen spielen.“ meinte Chitu. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Oder Guilmon-Brot backen.“ schlug Mika vor. Die anderen schauten sie verwundert an.

„Was denn, ich versorge die beiden im Keller doch. Ich hab einfach mal nachgefragt und Guilmon hat mir das Rezept gegeben, weil ich in der Bäckerei so nett zu ihm war.“

„Und wie soll ich das bitte machen?“ sagte er und streckte Mika seine gewaltigen Pranken entgegen. „Ich hatte ja schon Probleme mit diesen viel zu kleinen Controllern.“

„Das kann ich bestätigen.“ meinte Keru.

„Das ist jetzt auch egal.“ Blackagumon meldete sich endlich mal zu Wort. „Youbi, war das alles oder gibt es noch was, was du zu erzählen hast.“

„Jetzt wo ich es recht überlege. Mika den lustigen Puschelball im Supermarkt. Ich glaube das war ein Digimon.“

„Wie nu?“

„Mir ist eingefallen, dass das Mädchen mit den lila Haaren auch bei dem Treffen war.“ meinte Youbi schuldbewusst.

„Und das sagst du mir erst jetzt!“ schrie Mika sie an.

„Besser als wenn sie das wie üblich vergessen hätte!“ brüllte Chitu zurück.

„Und wenn wir grade schon mal dabei sind.“ meldete Keru sich zu Wort. „Ich hatte heute eine nette Begegnung mit ein paar anderen Tamern. Dieses Katzenvieh hat mich verraten.“

„Ach daher ist dein Gesicht so deformiert.“ nuschelte Chitu.

„Wie war das?“, meinte Keru und starrte sie mit bösem Blick an.

„Pfui ihr beiden.“ mischte Mika sich mit ein. „Das wäre wieder ein anderes Thema.“

Von Chitu kam nur ein emotionsloses „Wuff?“ während sie die Augenbraue nach oben hin verzog.

Keru war das zu blöde, er verkniff sich ein Kommentar.

„Also fassen wir zusammen.“ überging Mika die Bemerkung von Chitu.

„Die Digimon breiten sich wie Ratten aus und wir wissen wann wir Renamon in die Finger bekommen. Und dass der Supermarkt auch Tamergebiet ist.“

„Und dass ihr auch in der Schule vorsichtig sein müsst.“ ergänzte Youbi und sah abwechselnd Keru und Chitu an.

„Das ist Böse. Keine Bäckerei, kein Supermarkt. Was kommt als nächstes? Restaurant?“ murrte Mika.

„Kann gut sein. Wir haben jedenfalls keine Garantie dafür, dass noch mehr von denen hier rum schwirren.“ meinte Chitu.

„Du meintest du hast noch was interessantes herausgefunden?“ Mika sah sie fragend an.

„Ja. Ich weiß nicht in wie fern ihr schon mitbekommen habt, dass Dorumon kein normales Digimon ist. Ich hab bemerkt, dass die normalen Digimon nicht in der Lage sind, ihn aufzuspüren. Deswegen hab ich mir eine Datenprobe genommen und ein wenig nachgeforscht. Dabei bin ich auf X-Antibody Daten gestoßen. Die sorgen dafür, dass bestimmte Phasen im Zentralbereich der Molekularstruktur deformatiert werden. Bestimmte Daten, die DNA Datenstränge, werden dadurch defragmentiert, was einen Neuspeicherungsprozess im ganzen Körper verursacht. Dadurch werden die Partien blockiert, worauf die inneren Sensoren der fremde Digimon reagieren.“

„Ah, so meinst du das.“ Mika war sichtlich erfreut darüber, dass sie dieses Kauderwelsch verstand.

„Ähm und das bitte noch mal für Nicht-Computer-Kenner.“ meldete sich Youbi kleinlaut.

„Dorumon ist praktisch unsichtbar für fremde Digimon, wenn sie ihn nicht sehen. Wenn eure Digimon ein paar der Daten bekämen, eure also auch.“

„Warum hast du das nicht gleich so erklärt.“ fragte Keru. „War dir wohl zu einfach?“

„Ähm... ja. Kann schon sein.“ entgegnete Chitu ein wenig unsicher. Sie hatte vergessen, dass sie nicht Izzy oder Henry vor sich hatte, mit denen sie früher stundenlang über so etwas debattiert hatte.

„Das könnte wirklich praktisch sein.“ meinte Blackagumon.

„Gut dann hätten wir das. Mika kommt mit mir zum Turnier und fängt Renamon. Für die X-Antibody-Daten muss ich noch was weiter experimentieren.“ Chitu schaltete die Fernseher wieder ein, den sie im Vorbei gehen einmal aus geschaltet hatte, krallte sich ihren Controller und beendete die Runde, indem sie weiter Digimon World 4 spielte.

„Oh da hat wohl wer unsere neueste Errungenschaft entdeckt.“ bemerkte Mika und holte den zweiten Controller aus dem Schrank.

„Was ist das? Kann ich mitspielen?“ fragte Youbi und begutachtete den Bildschirm.

„Klar.“ erwiderte Mika und warf ihr einen dritten Controller zu. „Wenn ich schon einmal dabei bin. Keru, auch ne Runde Digimon World?“

Er rechnete den Vorsprung von seinem Charakter und dem von Chitu aus, lehnte dann lässig ab und verschwand wieder mit Blackguilmon in seinem Zimmer. Solange er einen Levelvorsprung hatte, war alles in Ordnung. Außerdem hat er gerade mehr Lust auf Ego-Shooter.

Somit verbrachten die vier eine ganze Weile vor der Konsole, bevor sie allmählich ihre Betten aufsuchten.



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