Zum Inhalt der Seite

Living On A Prayer

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

If I die young

Einen Penny für meine Gedanken, ich werde sie für einen Dollar verkaufen.
 

Sie sind so viel mehr wert, nachdem ich ein Todeskandidat bin.
 

Und vielleicht werden sie dann die Worte hören die ich gesungen habe.
 

Komisch, wenn du tot bist, fangen die Leute an zuzuhören.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Der nächste Tag ist ein Sonntag. Zu meinem Wort, bin ich um 07:45 aufgestanden und fertig geduscht und angezogen. Ich nehme meinen Mantel und schlüpfte mit meinen Armen durch die Ärmel, bevor ich an der Tür stoppe und noch einen Blick auf Nakatsu werfe.
 

Ich weiß das er wach ist. Seine Aura würde nicht so hell leuchten, wenn schläft. Er ist früh wach geworden um sicher zustellen, dass ich auch wirklich gehe.
 

Aber er sagt nichts als ich seinen Namen rufe.
 

Der Weg zum Arzt ist kurz, aber es scheint ein Leben lang zu dauern.
 

Dieses Treffen wird mich zerstören. Umeda meint es gut, aber sobald er von dem Geist in meinem Kopf erfährt, ist es vorbei.
 

Aber ich habe meinen Freunden versprochen, dass ich hin gehe.
 

Es wird dein Ende sein.
 

Sie werden mich einsperren. Ich weiß wie diese Dinge ablaufen. In der Minute an der er herausfindet, dass ich mich geritzt habe, wird es vorbei sein. Es ist gefährlich. Du kannst deprimiert sein und übers sterben nachdenken und alles was du willst, aber wenn du dir körperlichen Schaden zufügst, ist es eine Einzelfahrt in die Gummizelle.
 

Ich schaue auf meinen linken Arm, die rote, gereizte Haut und die dunklen Schnitte unter den Lagen von Bandagen und Klamotten.
 

Ja. Ich bin vollkommen erledigt.
 

Ich bin tatsächlich etwas von mir beeindruckt. Vor einem Monat, vielleicht sogar vor einer Woche wäre ich weggelaufen. Möglichst weit weg von diesem Platz. Vor dem Schmerz davon laufend anstatt sich ihm frontal zu nähern.
 

Ich bin einmal weggelaufen. Ich wollte mit einem Boot nach Russland. Ich nahm eine handvoll Geldscheine und ein paar von Miyakos teuren Juwelen (ich hinterließ eine Notiz und entschuldigte mich fürs Stehlen, nicht fürs Davonlaufen.) und schlüpfte durch die Hintertür, während mein Vater und meine Stiefmutter einen Film gesehen haben. Ich verbrachte 4 Tage auf Parkbänken und nichts essend bis die Polizei mich fand und mich nach Hause brachte.
 

Ich habe es noch nicht versucht. Zugegeben, hatte ich es nicht vor seit dem sie mir gesagt haben, dass ich zu dieser Schule gehen würde. Habe nicht raus geschaut und habe nichts anderes gesehen als das Stück Land. Ich bin nicht in Versuchung gekommen.
 

Ich stemme mich gegen die schwere Tür und versuche zu atmen. Ich hatte mehrere Optionen. Ich könnte die Tür nicht öffnen und direkt zurück in mein Zimmer gehen und mich schlafen legen. Obwohl Nakatsu würde mich wahrscheinlich wieder aus dem Bett ziehen. Ich könnte die Tür öffnen und so schnell laufen wie ich kann, einfach nur weg von hier.
 

Oder ich könnte in das Krankenzimmer gehen und mich für meine Zwangsjacke bereit machen. Die Möglichkeit gibt es auch.
 

Ich seufze und drücke die Tür auf.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Das letzte Mal das sie mich eingesperrt hatten, war es nicht wegen der Geister oder irgendeinem blöden Unfall, was einen sowieso unter das ärztliche Mikroskop bringt.Es war, weil ich versucht hatte mich umzubringen.
 

Ich war nicht erfolgreich mich selber zu hängen, aber das Seil hat meine Kehle ganz schön verdorben. Ich konnte nicht sprechen. Therapien brachten nichts, aber sie halfen es durch zu stehen.
 

Ich war zurück in dem Krankenhaus, dem ersten in dem ich war, nachdem ich die Treppe herunter gefallen war. Es war das selbe. Ich wollte zurück in die Klinik auf dem Land, weil wir nach draußen durften, stattdessen war ich während eines wunderschönen Sommermonat eingesperrt. Es war mein längster Krankenhausaufenthalt.
 

Ich spielte ein ganz neues Spiel mit den Ärzten. Anstatt mir die Geister fragen zu stellen, fragten sie wie ich mich fühle. Wie ich mich selber sehe. Warum ich mir selber weh tat.
 

Die wahren Antworten Ich fühle mich scheiße/Ich denke ich bin nutzlos und jedem bin ich egal/Ja ich möchte mich ritzen, warum interessierst euch? Es geht euch einen Dreck an was ich mit meinem eigenen Körper tue funktionierten nicht. Die Ärzte wollten nicht hören das ich immer noch krank war.
 

Sie wollten, dass es mir besser geht. Die Ärzte konnten es nicht ertragen mich krank zu sehen. Die Uhr tickte. Alles was sie hören wollten, war, dass ich genesen würde, ich geheilt wurde, blah blah blah...
 

Wenn es mir nicht bald besser gehen würde, sollte ich mich doch bloß beeilen zu sterben und aufhören ihre Zeit zu verschwenden.
 

Ihre Auren zu sehen machte alles noch schlimmer. Wäre ich nicht in der Lage ihre Auren zu sehen, könnte ich mir einbilden das sie sich bemühen.
 

Aber sie taten es nicht. Ich war nur einer von ihren Patienten. Ein Produkt welches sie auf dem Fließband zusammen setzen. Alle Patienten aufgereiht auf einem Förderband. Injizieren Sie ihnen Medizin A und Medizin B, schlagen auf das Behandlungspflaster und wenn sie nicht bestehen, Inspektion, wen interessierst? Es gab einen Friedhof direkt am Ende der Straße.
 

Es machte mich wahnsinnig. Sie hielten mich vom sterben ab, schaufelten aber mein Grab. Sie vergruben mich lebendig.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Schließlich, habe ich es über das gefrorene Feld und in Dr. Umedas Büro geschafft.
 

Als ich rein komme, hat Umeda seine Füße auf dem Tisch und ließt eine Zeitung. Er schaut von der Zeitung auf und packt sie schnell weg.
 

„Kayashima, komm rein:“
 

Ich gehe hinein und lege meinen Mantel bei Seite. Die Hitze der Krankenstation trifft mich und kühlt ab wenn sie mein Gesicht berührt.
 

Er steht auf und geht zum Waschbecken um sich seine Hände zu waschen. Ich kann Gläser von medizinischer Ausstattung, Gläser aus Glas mit Wattebäuschen, Zungenspatel und Schwangerschaftstests um das Becken sehen.
 

Schwangerschaftstest?
 

Okay.... ich glaube es macht einen Sinn. Er ist ein Schularzt. Aber es ist eine Jungen Schule....
 

Warte. Ashiya ist ein Mädchen. Sie wohnt mit einem Kerl zusammen, der total in sie verknallt ist. Hat er sie für sie? Aber warum würde er sie so ausstellen? Er sollte sie in einem Schrank verstecken. Nicht so offensichtlich.
 

….Bedeutet das, dass Sano und Ashiya es machen?
 

Okay, viele Schülerinnen der St. Blossom besuchen, die Osaka High um ihre Freunde zu sehen..... Ich denke sie könnten zu Umeda gehen, wenn es ihnen zu peinlich ist zu der Krankenschwester zu gehen....
 

Ich bin verwirrt.
 

Umeda sieht mich auf das Glas starren und ich muss es genau wissen.
 

„Du weißt das Ashiya ein Mädchen ist.“
 

Es ist nicht wirklich eine Frage. Es ist eine Aussage. Ehrlich ich weiß nicht, warum ich das nicht vorher herausgefunden habe. Er ist der Arzt.
 

Umeda sah verlegen aus. „Okay, uhmm, du weißt es?“ bekommt er endlich heraus.
 

Ich nicke. „Mädchen und Jungen haben verschiedene Auren. Und es ist nicht so, als ob sie gute Arbeit leisten würde, es zu verstecken.“
 

Eine Spur des Lachens erscheint auf Umedas Gesicht. „Das ist wahr. Und ich habe nichts gesagt, weil ich glaube, dass Ashiya besser dran ist wenn sie hier bleibt, als wenn wir sie heraus schmeißen“. Er lehnt sich zurück an den Tresen und beäugt mich. Plötzlich erinnere ich mich, dass der Arzt schwul ist und ich fühle mich ein wenig unwohl unter seinem Auge. „Und ich möchte sie wissen lassen, dass ich ihnen die gleiche Behandlung geben werde. Ich werde dir zu hören und mir mein eigenes Urteil fällen, ob du hier bleiben kannst, nach Hause gehst oder einer psychischen Klinik zugewiesen wirst, okay?“
 

Es besteht die Möglichkeit hieraus zu kommen ohne eingesperrt zu werden? Ich könnte hierbleiben. Ich könnte genesen.
 

Du musst es nur einige Tage verhindern. Flüstert die Stimme in meinem Kopf. Dann kannst du es beenden.
 

Aber.... ich will es nicht beenden. Ich möchte wie meine Freunde sein. Glücklich. Ich möchte es nicht gehen lassen und in den tiefen Abgrund fallen.
 

Gib es auf.
 

Ich nicke. Ich lächele nicht. Ich zeige meine Aufregung nicht. Ich bestätige nur das ich ihn höre.
 

Umeda kommt zu mir. Mein Magen dreht sich.
 

„Und es tut mir wirklich leid, aber ich werde mir anschauen müssen, was für einen Schaden du dir zugefügt hast.“
 

Renn. Hau ab. Sie haben eine Zelle für dich bereit gestellt. Bleibe hier und sie werden dich für immer einsperren.
 

„Nein.“ Ich vage es bewusst meine Stimme zu erheben. Umeda schaut ungeduldig.
 

„Wir haben 2 Möglichkeiten, Kayashima. Dein Hemd von deinem Körper reißen ist keine, dafür könnte ich gefeuert werden, aber es ist verlockend. Du kannst es mir freiwillig zeigen oder ich fahre dich direkt ins Krankenhaus. Du hast die Wahl.“
 

Umeda verschränkt seine Arme und schaut mich erwartend an. Ich habe keine Wahl.
 

Langsam, hebe ich mein Hemd hoch über den Kopf. Mein T-Shirt folgt. Umeda beobachtet jede meiner Bewegungen, aber ich fühle mich nicht verletzt, seltsam. Er schaut nicht auf meine Brust, oder meine Hüfte. Er sieht die Narben die sich um meinen Körper biegen, sieht die Geister die mit Messern zu mir gekommen sind um ihren Weg in mir zu finden.
 

Er sieht den Alptraum
 

Schließlich nickt er.
 

„Nimm die Bandagen ab.“
 

Mein Herz ist von Terror ergriffen. Ich habe meinen Arm nicht gesehen, seit ich den Essig über ihn gegossen habe. Ich habe es mir nicht einmal betrachtet als ich sie bandagiert habe. Versuch es zu verstecken. Versteck es.
 

….wird er in der Lage sein, zu sagen was ich getan habe?
 

Langsam lockere ich die Mullbinde. Das geht alles zu schnell.
 

Als die letzte Bandage auf den Boden fällt, erkenne ich, was für ein Fehler es war hier her zu kommen.
 

Die lange Schnittwunde, die ich mit dem Messer machte war vollkommen entzündet, trotz Nakatsus vorsichtiger Reinigung. Die kleineren Schnitte auf meiner Haut sahen ekelhaft aus. Und die kleine Menge an Haut, die mir nicht zum Opfer gefallen ist, war in ein helles ungesundes Rot gewechselt.
 

Ich bin beeindruckt. Ich habe es nicht mal gefühlt.
 

Umeda flucht vor sich hin und zieht mich zum Waschbecken und dreht das Wasser komplett auf. Wir murmeln etwas von Ich bin okay/Bist du nicht/Es wird mir besser gehen/ Du wirst dich wieder verletzten/ lass mich in Ruhe und Umeda tupft verschiedene Flüssigkeiten auf meine Wunden und wickelt erneut Mullbinden drum. Ich ignoriere das stechende Gefühl.
 

Es ist eine Lüge. Es wird nichts helfen.
 

Wenn ich wieder zu einem Stück geworden bin, drückt er mich in einen Stuhl und geht zu einem kleinen Kühlschrank. Als er wieder kommt, hat er eine Orangen Limonade für mich und ein Wasser für ihn. Er hält die Dose vor mein Gesicht und lässt sich auf den Stuhl gegenüber fallen.
 

„Du hast 5 Minuten mir zu erklären warum ich nicht in meinem Auto sitze und dich in ein Krankenhaus fahre.“
 

„Sie sind kein Therapeut.“
 

Es war eine Aussage. Ein Vorwurf. Umeda hob seine Augenbraue.
 

„Unsere Schule verfügt nicht über einen offiziellen Berater. Also werden Leute wie du zu mir geschickt.“
 

Leute wie dich.
 

Ich atme aus und lege meine Ellbogen auf den Tisch. Zeit zum Beichten. Ich werde sowieso bald in meiner Zwangsjacke stecken.
 

„Ich war schon dreimal im Krankenhaus.“
 

„Ich bin informiert. Ich habe deine Krankenakten gesehen.“
 

Klar hat er. Er hat jedes einzelne Word gelesen, dass je über mich geschrieben worden ist.
 

„Das ist alles vertraulich, dass weiß du?“
 

„Was?“
 

„Die Aufzeichnungen sind vertraulich. Zwischen dir, mir und deinen Eltern.“
 

Ich seufze.
 

„Das Krankenhaus hat mir überhaupt nicht geholfen.“
 

„Weil du keine Hilfe wolltest.“ Umeda nippt an seinem Wasser, als ob wir über das Wetter diskutieren. „Es wird nicht besser bis du eingesehen hast, dass du Hilfe brauchst und du möchtest das es dir besser geht.“
 

„Ich möchte mich nicht so fühlen wie jetzt.“ beichte ich. „Aber es ist wie ein Loch. Aus dem ich nicht heraus komme. Ich bin zu müde.“
 

Umeda lehnt sich nach vorne. „ Lass uns weiter über dieses Loch reden. Warum kannst du nicht heraus kommen?“
 

Ich bin überrascht. Kein Arzt hat mich gebeten, weiterhin über meine Gefühle zu reden. Sie haben sich immer auf die „positiven“ Gedanken konzentriert.
 

„Es ist kalt.“
 

„Das ist alles?“
 

„Nein“ stottere ich. Ich bin peinlich berührt. Ich habe nie hierüber geredet. „Also, es ist kalt.... dort ist Eis. Und es fühlt sich an, als ob ich von irgendwas hineingezogen werde.“
 

Umeda nickt, als ob er es wirklich verstehen würde.
 

„ Und darum ritzt du dich? Der Versuch, loszuwerden, was dich nach unten zieht?“
 

„Ja.“ sage ich und ich klatsche auf den Schock fast meine Hände auf meinem Mund. Bevor ich es sagte realisierte ich gar nicht, dass es die Wahrheit war.
 

„Gibt es noch andere Gründe, warum du dich ritzt?“
 

„Es ist eine Ablenkung.“
 

„Ablenkung? Von was?“
 

Von was?
 

Ich lege meine Hände auf den unsichtbaren Heiligenschein aus Eis über meinem Kopf.
 

„Die Stimmen hier oben.“
 

„Du meinst die Geister?“
 

„Ich mag es nicht sie so zu nennen.“ Ich lasse meine Arme zur Seite fallen. „Die Ärzte sind nicht wirklich freundlich zu den Geistern. Sie verstehen es nicht.“
 

„Ich glaube nicht, dass ich es wirklich verdiene, in einen Topf mit den anderen Ärzten der Welt geschmissen zu werden. Die meisten Ärzte würden eine weibliche Person, die sich in einem Jungeninternat eingeschrieben hat,verweisen.“ Umeda lacht. „Die meisten Schulärzte würden dich zu diesem Zeitpunkt an einen Arzt übergeben der sich auf Psychotherapie spezialisiert hat.“
 

Ich schaue auf. „Du denkst nicht, dass ich verrückt bin, weil ich Geister sehe?“
 

Umeda nippt an seinem Wasser.
 

„Taiki, als du auf diese Schule kamst, sagten sie mir, du hättest vor kurzem einen Selbstmordversuch unternommen. Sie sagten mir, du seist emotional geschädigt. Ich behielt immer ein Auge auf dich. Es war viel einfacher, als Ashiya kam und sich mit dir anfreundete. Ich weiß alles darüber, dass du tote Menschen und Auren siehst.“ Er lächelte mich an. „Ich glaube nicht das du verrückt bist. Ich glaube, du hast eine Gabe.“
 

„Fluch.“
 

„ Es könnte so scheinen.“ Er lehnt sich zurück in seinen Stuhl. „Aber du hast nur nicht die Möglichkeit, es richtig verwenden zu können.“
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Wir verbrachten die Zeit im Gespräch über mein ritzen. Über die Geister. Einfach über alles.
 

Ich bin wirklich sehr beeindruckt. Ich habe immer gedacht Umeda wäre einfach nur ein Arschloch. Ich meine, er machte seinen Job offensichtlich ernsthaft, wie er die Verletzungen behandelt, aber ich kann sagen mit ihm zusammen hier sitzend, kümmert er sich um die Schüler.
 

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, als Umeda meine Blase platzen lässt.
 

„Deine Freunde sind extrem besorgt um dich, weißt du?“
 

Ich seufze und kaue geistesabwesend an meinen Fingernägeln.
 

„Wer ist her gekommen?“
 

„Nakao und Noe sind gestern morgen zusammen gekommen, aber dein affiger Zimmergenosse platzte zwischenzeitlich rein.“ Umeda rollte mit den Augen. Ich unterdrückte ein Lachen. Das ist typisch für Nakatsu.
 

„Was haben sie gesagt?“
 

Umeda veränderte seine Positionen, mir nicht direkt in die Augen schauend. „Nakao ist fast angefangen zu weinen. Er sagte, du wärst Freitagabend halb erfroren nach Hause gekommen und seist ausgeflippt, als er dir helfen wollte aus den nassen Klamotten zu kommen.“
 

„Er ist schwul. Ist es falsch mich nicht von ihm ausziehen lassen zu wollen?“ Meine Wangen röten sofort, die Erinnerungen an der sexuellen Orientierung des Arztes kommen wieder und er hat ja auch schon meinen halb entkleideten Körper gesehen. Umeda jedoch sah völlig unberührt aus von dem, was ich sagte.
 

„Nun, er behauptete, dass er als das Shirt erst mal aus war, sehen konnte, dass du dich selbst verletzt und das du es immer noch tust.“
 

„Mmmm.“ murmele ich. Umeda redet weiter.
 

„Noe sagte sie versuchten dich damit zu konfrontieren...“
 

„Warte. Noe ist rein gekommen?“
 

Der Arzt schaut mich an als sei ich verrückt.
 

Was, ich denke, was ich bin.
 

„Ja.... habe ich dir das nicht gesagt?“
 

„Nun, schon, aber....“ murmele ich, peinlich berührt. Er hat es mir gesagt. Idiot. Braucht er einen weiteren Grund, dich zu überweisen?
 

„Egal,“ zischt der Arzt. „Noe sagte mir, sie versuchten dich damit zu konfrontieren, aber du bist weggerannt und niemand konnte dich kontaktieren.“ Er schaut mich spitz an, so scharf das ich weg schaue.
 

„Kayashima, durch die Informationen, die ich über dich gesammelt habe, könnte ich dich in eine psychiatrische Anstalt unter ständiger Überwachung einweisen lassen. Sie haben sich als eine Bedrohung für sich selbst herausgestellt.“
 

Ich nicke, meine Haare verdunkeln meine Vision. Das war es. Ich werde ins Krankenhaus gehen. Und sie werden mich nie wieder heraus lassen.
 

„Du hast verdammtes Glück, dass Nakatsu rein gekommen ist.“
 

Ich blicke auf. „Was?“
 

„Er kam rein, als wir diskutiert haben, ob wir die Polizei rufen und ihre Hilfe anwerben um dich zu finden.“
 

Ich lache. Wow, Nakatsu. Wow. Du hast mich gerettet.
 

„Er sagte, er habe einen Anhaltspunkt, dass es dir gut geht. Er sagte mir nichts zu tun, bevor sie mit dir gesprochen hätten.“
 

Ich nicke. Und warte. Ich kann Umedas Augen auf mir spüren, als ob er mich für etwas beschuldigen würde.
 

„Nakao hat deinen Schnitt als eine vertikale Schnittwunde auf der Innenseite des Unterarms beschrieben. Er hat keinen Haufen von kleinen Schnitten erwähnt.“
 

Ich halte meinen Kopf unten. Es hat keinen Zweck mit ihm zu diskutieren.
 

„Du hast dich irgendwann in den letzten 36 Stunden geritzt. Die meisten Menschen, die sich ritzen tun dies durchschnittlich in einem einwöchigen oder zweiwöchigen Rhythmus. Du kannst offensichtlich keine zwei Tage ohne dich zu verletzen.“
 

Meine Nägel haben sich in meine Handflächen gegraben. Ich fühle mich wie ein Gefangener der auf den Schlag des Henkers wartet.
 

„Ich denke deine Bedürfnisse würden am besten in einer psychiatrischen Pflegeeinrichtung erfüllt werden.“
 

Knack.
 

Das wars. Das ist es. Er holt jetzt seine Schlüssel. Er wird mich in sein Auto schleppen, die Türen zu schließen, mich direkt zum Krankenhaus fahren, bleiben und beobachten, um sicherzustellen, dass sie mich festbinden, damit ich nicht entkommen kann.
 

Umeda geht zu seinem Aktenschrank und blättert in der Schublade.
 

„Ich werde deinen Vater anrufen.“ Ich schaue auf.
 

„Um ihm zu erzählen, dass ich ins Krankenhaus muss?“
 

„Um über mögliche Behandlungsmethoden für dich zu diskutieren.“
 

Mein Herz pumpt. „Du meinst ich muss nicht stationär aufgenommen werden?“
 

„Das habe ich nicht gesagt.“ schnaubt er. Der alte, verbitterte Umeda ist wieder da. „Er ist dein Vater. Er weiß was das beste für dich ist.“
 

Ich sinke in meinen Stuhl. Mein Vater weiß nicht was das beste für mich ist. Er weiß wie man mich ignoriert. Lebt sein Leben mit seinem Job und seiner Frau, als würde ich nicht existieren. Und warum sollte er nicht? Ich war ein Unfall. Das Produkt von zu vielen Drinks und einem dunklen Schlafzimmer. Ich existiere, weil meine Mutter misshandelt wurde und es mit jedem tun würde der ihr ein süßes Wort ins Ohr flüstert und weil mein Vater es nicht in seiner Hose behalten konnte.
 

Er wollte mich nie. Niemand tat es. Warum sollte es sie kümmern ob ich meine Haut auf schneide?
 

Es kümmert sie nicht.
 

Umeda flucht und legt den Hörer auf. „Ging direkt zur Mailbox.“
 

Ja.
 

„Sie sind wahrscheinlich in der Kirche.“
 

Es ist eine Lüge. Mein Vater ist nicht religiös. Er würde niemals eine Stunde in der Kirche verschwenden. Und Miyako....ich weiß von ihrem letzten Telefonat, dass sie auf einen ihrer Islamtrips ist. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass freitags der Tag der Anbetung ist.
 

Aber es ist Sonntag morgen, hoffentlich, wird Umeda es mir abkaufen.
 

„Nun, du hast den Wunsch zum heilen gezeigt. Und du hast diesen Affen als Mitbewohner....“ Er überlegt einen Moment, dreht sich dann zu mir um.
 

„Rufe Nakatsu. Er kann mit dir zurück zum Zimmer gehen.. ich werde dich später in mein Büro bestellen wenn dein Vater oder deine Stiefmutter mich zurück gerufen haben.
 

„Ich darf nicht allein zurück gehen?“ frage ich, mein Handy aus der Tasche fischend.
 

„Nein, ich kann nicht zulassen, dass du dich noch mal verletzt. Wenn du in dieser Minute nicht ins Krankenhaus möchtest, mach dich darauf gefasst beobachtet zu werden.“
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Nakatsu ist schnell da, nachdem ich ihm gesimst habe. Es ist peinlich, wie ein Kind bemuttert zu werden, aber Nakatsu sagt mir ich soll ihm die Sorgen überlassen.
 

Wir gehen komplett still neben einander zurück zum Wohnheim. Ich habe nie einen Ort als sicher angesehen, aber wenn es jemals einen Ort gibt, an dem ich nicht das Gefühl habe bedroht zu werden, ist es das Zimmer im Studentenheim, welches ich mit Nakatsu teile. Seine Aura badet mich in einem glühend hellen orange und es lässt das Eis auf meinem Gesicht fast schmelzen.
 

Seine Aura ist heute stürmisch. Er ist über mich besorgt, das weiß ich aber warum ist er sauer?
 

"Hey" Er wirft mir ein Sockenpaar an den Rücken, ich drehe mich um.
 

"Ich will dir nur sagen, dass wir dich nicht verlieren möchten. Jeder von uns, meine ich." Nakatsu streicht sich ein paar seine gebleichten Haare aus seinem Gesicht. "Nakao, Mizuki, Sano und Sekime und Noe auch."
 

"Wow." sage ich. Ich bewege mich zu dem Platz gegenüber von ihm. "Ich habe immer gedacht ich wäre nur dein gruseliger Zimmergenosse, der Geister sieht."
 

"Nun, das warst du eine Zeit lang." grinst Nakatsu dämlich. "Aber wir denken über dich, dass du ein richtig guter Freund bist. Ehrlich."
 

Ich nicke und schaue auf den Boden. Nakatsu geht durch den Raum und zieht mich in eine Umarmung. Seine Wärme umschließt mich, das Eis um meinem Körper taut. Und dann dauert seine Umarmung etwas zu lange. Ich konnte seine Nase in meinen Haaren spüren und wie seine Hände meinen Rücken hinunter wandern.
 

"Ähh, Nakatsu. Du kannst jetzt loslassen."
 

"Was? Ohh ja! Entschuldige."
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Nakatsu blättert durch ein Lehrbuch auf seinem Bett, auf seinem Bauch liegend, während er eine Dose mit Limonade trinkt. Ich sitze an seinem Schreibtisch und lese eine Novelle für den Literatur Kurs. Aus dem Winkel meines Auges sehe ich immer wieder wie sein Blick immer wieder zu mir herüber wandert, sicher gehend dass ich nicht irgendwie aufgestanden und geflohen bin ohne das er es bemerkt hat.
 

Meine Haut juckt. Ich kratze sie, in der Hoffnung, dass das Bedürfnis sie auf zu schneiden verschwindet, aber es hilft nur dabei Nakatsu misstrauisch zu machen und er sagt mir, wenn ich mit dem Kratzen nicht aufhöre, würde er mir die Fingernägel schneiden.
 

Ich habe gedacht Nakatsu wäre wie Ryoto....... versucht immer mich aus meiner Schale zu bekommen.
 

Jetzt sehe ich, dass er anders ist. Nakatsu kümmert sich echt. Kümmert sich bis zu dem Punkt, wo er ein Opfer bringen muss. Ryoto hat sich nie darum gekümmert, ob es mir gut geht.
 

Nein das ist eine Lüge.
 

Ihn hat es interessiert.
 

Und das ist das schlimmste.
 

Ich seufze. Ryoto lullte mich in eine falsche Sicherheit. Von Freude.
 

Nur um es wieder zu zerreißen.
 

Mein eisiges Herz zieht sich zusammen, als ich mich an diesen Tag erinnere.
 

Der Tag war nicht anderes wie die anderen. Ich wachte auf und ging zur Schule. Ich war mit Ryoto zusammen beim Mittagessen. Verfolgte aufmerksam den Unterricht.
 

Nichts war anders bis ich nach Hause gegangen bin. Es waren nur noch einige Wochen bis wir die Mittelschule abgeschlossen haben; es war warm und die Kirschblüten blühten. Ryoto kam am Ende des Schultages zu mir und sagte er könne heute nicht mit mir nach Hause kommen.
 

Er vermied die ganze Zeit Augenkontakt.
 

Ich ging meinen Weg. Ich war ein klein wenig enttäuscht, aber es war mir egal ob ich alleine war. Es gab mir Zeit nachzudenken.
 

Ich genoss den Tag, bis sie mich packten und in eine kleine Seitengasse zogen.
 

Ich wurde öfter angegriffen. Viele, viele Male. Ich hatte gebrochene Knochen, wurde bewusstlos geschlagen und hatte blaue Augen, so geschwollen, dass ich mehrere Tage nichts sehen konnte.
 

Das war so, so viel schlimmer.
 

Er war dieses Mal dabei.
 

Sie stießen mich gegen einen Maschendrahtzaun und fesselten meine Hände über meinem Kopf. Ich erinnere mich nicht genau ob sie mich geschlagen haben. Ich hing dort und versuchte mich zu überzeugen, dass er nicht dabei war.
 

Ich weiß, dass sie mich geschlagen haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ein Messer hatten und meine Haut aufschlitzten, aber ich kann mich nicht erinnern. Ich hatte schon aufgegeben als ich ihn gesehen hatte.
 

Ich dachte du wärst mein Freund.
 

An einem gewissen Punkt, hörten sie auf mich zu attackieren und gingen weg. Einfach so. Sie haben nicht gewartet, um zu sehen ob etwas gebrochen war. Sie haben nicht versucht herauszufinden, ob ich mich selber befreien könnte um nach Hause zu kommen. Sie haben nicht einmal überprüft ob ich noch atmete.
 

Es war ihnen egal.
 

Ich kann ihnen mindestens dafür danken.
 

Ryoto blieb zurück. Er beobachtete eine Minute lang, wie ich schwer atme und blute. Er kam zu mir rüber und löst schnell den Knoten, der mich an den Zaun bindet. Ich fiel vor seinen Füßen zu Boden.
 

Hustend, schaute ich zu ihm auf.
 

"Ich dachte wir wären Freunde."
 

Seine Augen loderten voller Hass. Die hellen Flammen der Wut leckten die Innenseite seiner Iris, brennen ein Loch in mein Herz.
 

"Wie könnte ich jemals mit einer halb-toten Person befreundet sein? Freak!"

Er trat mir in den Bauch, aber keine Schmerzen könnten im Vergleich zu seinen Worten so brennen.
 

Ich wagte es, noch einmal hinauf zu sehen. Die Wut in Ryotos Augen war erloschen. Was blieb, waren die endlosen Gewässer des Kummers. Für eine Sekunde dachte ich, er würde mir helfen. Dass er sich entschuldigen würde. Dass er wieder mein Freund wäre.
 

Dann drehte er sich weg.
 

Irgendwie hatte ich es geschafft nach Hause zu kommen. Das blutverschmierte Seil fand seinen Weg in meine Hände, zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, das ich es benutzten würde.
 

„Hey, Schätzchen!“ rief mir Miyako zu, als ich den Raum betrat und schlug die Tür hinter mir zu und ignorierte sie. „Taiki? Stimmt etwas nicht?“Ich ging die Treppe hinauf. Sie musste denken, dass ich nicht reden wollte, weil sie nicht kam um nach mir zu sehen.
 

Ich habe nicht darüber nach gedacht. Ich habe einfach das Seil an die Stange meines Schrankes gebunden. Habe mich auf einen Stuhl gestellt. Habe es um meinen Hals gebunden.
 

Und habe den Stuhl unter mir weggestoßen.
 

Piep. Piep. Piep.
 

Ich erinnere mich, irgendwann nach dem mein Vater mich befreit hatte, zurückgekommen zu sein. Ich habe auf dem Boden gelegen, mein Vater hielt meine Hand. „Es wird alles in Ordnung werden, Taiki. Oh mein Gott, bitte sei okay. Bitte:“ sagt er als er mir das Haar aus dem Gesicht strich.
 

Piep. Piep. Piep.
 

Ich erinnere mich, daran in einem Rettungswagen zu liegen. Mein Vater fuhr mit mir, hält aber Abstand damit die Sanitäter ihre Arbeit machen können und mein Herz aufpäppeln.
 

Piep. Piep. Piep.
 

Ich stellte mich schlafend, als sie ihn und Miyako zum ersten Mal zu mir ließen. Ich wollte ihnen nicht erklären müssen, warum ich getan hatte, was ich getan habe.
 

Er holte sich einen Stuhl und ergriff meine Hand. Er senkte den Kopf auf die Matratze und weinte.
 

Ich wischte meine Tränen die meine Wangenknochen hinab liefen geistesabwesend weg.
 

Es tut mir leid. Es tut mir so, so leid.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Wenn ich jung sterbe,
 

Begrabt mich in Satin, legt mich in ein Bett aus Rosen.
 

Setzt mich in den Fluss der Dämmerung,
 

Sendet mich mit den Worten eines Liebesliedes weg.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: Futuhiro
2012-07-06T22:05:38+00:00 07.07.2012 00:05
Irgendwie hatte ich gehofft, daß das mit Ryoto doch nur ein Missverständnis war, oder daß er gezwungen wurde mitzumachen. Aber bisher scheint es ja nicht so. Hoffentlich wird er jetzt nicht noch ins Krankenhaus gesperrt.
Die Wortwahl und der Ausdruck sind immer noch so herrlich dramatisch, das lässt sich richtig mitreißend lesen. Find ich toll.


Zurück