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Der Tag an dem mein Leben verging

...und meine neue Aufgabe begann
von

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Der Tag an dem mein Leben verging

Einst lebte ich in einem wunderschönen kleinen Dörfchen nahe eines prächtigen Sees. Die Fachwerkhäuser schmiegten sich sanft in die Landschaft ein, so dass die Harmonie zwischen Natur und Menschen erhalten blieb. Kein Wesen wurde getötet, wenn es nicht dem Erhalt des Lebens galt, ja das Leben hier war friedvoll und kein Streit schien hier fruchtbaren Boden zu finden. Zärtlich erklang der Gesang der Vögel, sanft strich der Wind über die satten grünen Wiesen bei den Hügeln oberhalb des Dorfes und die Bäume des dunklen Waldes bewegten sich im Tanz der Lüfte hin und her.

Ich war froh hier aufwachsen zu dürfen und eine Familie gründen zu dürfen. Mein Geliebter Mann war ein tapferer Krieger und doch so liebevoll. Sein Blick aus seinen kristallklaren blauen Augen lies mein Herz förmlich schmelzen während sein rabenschwarzes Haar meine goldenen Haare streifte. Wir lebten zusammen im Haus meiner Eltern. Es war eins der größten Häuser hier und trug am Eingang ein Schild mit einem Rad. Ich war stolz darauf hier leben zu dürfen. Die meiste Zeit des Tages widmete ich dem Töpfern und werken um meinen Dienst in diesem Haus leisten zu können, doch bald kam ein weiteres Glück in mein Leben geschneit.

Mein Mann und ich bekamen einen Sohn. Er hatte meine goldenen Haare geerbt und seine blauen Augen. Er war so niedlich wie er mich mit seinen aufgeweckten Augen anlächelte. Und die Stimme hatte er ebenso von mir geerbt, es war manchmal ziemlich heftig wenn er anfing zu schreien. Das halbe Dorf fiel aus dem Bett wenn er anfing zu brüllen ehe man ihn beruhigen konnte. Ja mein kleiner Rabauke, aber doch kam er weitestgehend nach seinem Vater. Auch er war kämpferisch veranlagt und sein Dickkopf war unüberwindlich. Immer wenn es frisches Gemüse gab weigerte er sich es zu essen. Zum Glück für mich war sein Vater sein größtes Vorbild. So stimmte man meinen kleinen Burschen nur zu leicht um indem man ihm sagte, dass er nie so stark werden könnte wie sein Vater wenn er nicht sein Gemüse aufaß.

Doch nur wenige Jahre später geschah etwas was den Frieden dieses Dorfes für mich störte...

Ich stand nahe der Klippe zum See hinaus und blickte auf die Sonne die anfing am Horizont unterzugehen. Der Abend schien bereits eine schlechte Nachricht zu verkünden, denn kein einziger Vogel sang mehr und selbst die Bäume hatten ihren Tanz im Wind eingestellt. Nur das leise Rauschen des Wassers erfüllte die Stille als mein Mann hinter mich trat und mir ins Ohr flüsterte. Mein Herz stand für Sekunden still und auch mein Atem hörte schlagartig auf als mir mein Mann verkündete, dass der König der auch über unser Land herrschte in den Krieg ziehen würde und alle Kämpfer der Dörfer ebenfalls eingezogen werden würden. Für meinen Mann war es eine Ehre für unseren König kämpfen zu können, ich war stolz auf ihn und doch erfüllte mich die Angst ihn nie wieder zu sehen. So oft waren die Krieger nicht mehr zu ihren Familien heimgekehrt und so oft waren Frauen zu Witwen und Kinder zu Waisen geworden und doch lies ich ihn ziehen. Als gute Ehefrau musste ich den Wunsch meines Mannes respektieren auch wenn mein Herz so schmerzte als wäre es in tausend Teile zersprungen. Ich sah lediglich noch sein dunkles Haar wie es im Wind bewegt wurde als er seinen Weg betrat und mich und unseren Sohn zurück ließ.

Tage vergingen langsam und zäh in baldiger Hoffnung Antwort von meinem Mann zu erhalten, doch Tage wurden zu Wochen, Wochen zu Monaten, Monate zu Jahren und meine Hoffnung auf Antwort schien in weite Ferne zu rücken. Jeder Tag zerriss ein Teil meines Herzens und fiel wie Asche zu Boden und doch blieb ich stark. Mein Leid sollte nicht auch zum Leid unseres Kindes werden. Ich schenkte ihm jeden Tag ein Lächeln, verdrängte meine Trauer und gab ihm all meine Liebe die nicht meinem Mann galt. Seine schönen Augen gaben mir halt. Doch auch unser Sohn bemerkte die Abwesenheit seines Vaters und fragte mich oft wo er denn sei. Was sollte ich ihm denn nur sagen? Dass ich es auch nicht wusste? Nein das konnte ich ihm nicht antun. Ich lachte ihn an und drückte ihn an mich wenn er dies fragte. Voller Lust und Prahlerei erzählte ich ihm von Heldentaten des großen Kriegers, seinem Vater. Das er ganze Löwenrudel gezähmt hätte, die höchsten Klippen der Berge erklommen hätte und mit den Königsvögeln zusammen die Lüfte bezwungen hätte. Das er ferne Kontinente bereisen würde und immer für das Gute und die Gerechtigkeit in den Menschen kämpfen würde. Die Grausamkeiten eines Krieges wollte ich ihm ersparen. Wie sehr wünschte ich mir das Lächeln meines Mannes noch einmal sehen zu können.

Doch die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden und so lebte ich die restlichen Jahre weiter mit meinem Sohn. Im Spiel rollten wir uns die saftigen Wiesen der Berge hinab oder spielten Verstecken im Wald. Schließlich war mein Sohn bereits 8 Jahre alt und ich lies ihn zum ersten Mal alleine zu Hause während ich Kräuter sammeln im Wald war.

Der Weg vom Wald ins Dorf war zwar lang aber der Weg über die saftigen Wiesen mit dem Blick auf den blauen See machten die Mühe größtenteils ertragbar. Doch in diesem unheilvollen Tage hätte ich mir gewünscht niemals weggegangen zu sein.

Ich sah Rauch aufsteigen hinter dem Hügel. Doch nicht nur einfacher wie aus einem Schornstein oder einem Lagerfeuer, nein es waren schwer Rauchsäulen die gen Himmel stiegen und das zarte himmelrot des Sonnenuntergangs in die Dunkelheit des Todes hüllten. Meine Schritte beschleunigten sich. Ich rannte so schnell mich meine Füße trugen zum höchsten Punkt des Hügels um auf mein Dorf hinab zu blicken, doch das was ich sah lies meinen Körper zu Stein werden vor entsetzen. Die Reiter des Königs waren überall und brachten den Tod über mein Dorf, legten Feuer und töteten jeden meiner Freunde und Mitbürger. Ich sank in die Knie, konnte einfach nicht fassen wieso dies geschah, was hatte unser kleines Dorf getan, dass wir eine solche Bestrafung erleiden mussten? Für diesen König kämpfte mein Mann also?

Plötzlich schrie ein schreckliches Gefühl in mir auf als eine Rauschsäule aus einem bestimmten Haus zog. Ich lief am Rande der Erschöpfung zum Dorf. Mein eigenes Leben war mir egal als ich an den Soldaten vorbeilief und hinein in das brennende Haus mit dem Wagenschild. Ich hustete als ich den fauligen Geruch von verbrannten Fleisch roch und der Rauch meine Lunge erfüllte. Es brannte wie Säure in meinem inneren aber das war es mir wert. Meine Stimme klang gebrochen als ich schrie und meinen Sohn rief, ich hoffte er würde mich dennoch hören können. Er war in diesem Haus das spürte ich in meinem Herzen. Doch als ich tiefer in den Raum hineinlief hörte ich ein leises Knacken und dann ein dröhnendes Poltern und Krachen und schließlich fühlte ich einen brennenden und grauenhaften Schmerz in meinem Gesicht, Rücken und Unterleib. Ein großer, brennender Dachbalken war auf mich hinab gefallen und mit benommenen Gemüt und verschwommener Sicht versuchte ich mich aufzuraffen. Es ging aber nicht. Ich war zwischen dem Holzboden und dem Balken eingeklemmt und das Feuer näherte sich mir gnadenlos, bereit auch mein Fleisch in Asche zu verwandeln. Doch das schlimmste war meine Sicht wurde dunkler. Ich erblindete von Sekunde zu Sekunde mehr durch den Schlag auf meinen Kopf.

Doch jeder Schmerz schien mir egal, ich schrie mit nahezu tonloser Stimme nur nach meinem Sohn. Er musste hier raus und betete zu den Göttern sie mögen ihn erretten von diesem grauenvollen Ort der Hölle. Ich hob meinen Kopf und endlich sah ich ihn meinen kleinen Jungen. Verängstigt sah er auf mich herab, presste sich mit seiner Kuscheldecke an den Türrahmen und weinte stumme Tränen des Entsetzens. Ich schrie so laut ich konnte, dass er hinausrennen sollte, doch er blieb stehen, vor Angst wie gelähmt. Ich schrie weiter, versuchte ihn zu bewegen er solle mich zurücklassen und gehen so schnell er könnte, dennoch nützte dies auch nichts und das letzte was ich in diesem Körper sah war das Gesicht meines armen Jungens dessen schöne blaue Augen vor Angst geweitet waren.

Nein, so wollte ich nicht sterben. Nicht in der Ungewissheit das mein Junge so sterben würde. Dennoch lies sich mein Körper nicht mehr benutzen. Meine Seele entglitt dem Höllenfeuer und schien sachte hinauf zum Himmel zu gleiten, doch die Augen meines Kindes verfolgten mich.

Die Stimme des Mannes der dies verursachte dröhnte in meinen Ohren. Brennt alles nieder schrie er mit seiner dunklen Stimme und mit einer solchen Gier und Rücksichtslosigkeit das meine Seele regelrecht zerbarst vor Wut und Trauer. Ich wollte zurück und auch all die anderen Seelen dieses Dorfes schienen zurück zu wollen.

Doch etwas hielt mich auf. Ich spürte die Nähe einer Person dessen Seele meiner am nächsten war. Und da sah ich ihn auf dem Hügel stehen wie mich kurz zuvor. Sein Rabenschwarzes Haar wehte im Wind und seine blauen Augen waren ebenso entsetzt geweitet wie zuvor die meines Kindes. Ich hörte ihn leise flüstern wie er sich fragte wozu er all die Jahre gekämpft hatte, für wen er gekämpft hatte. Wieso hatte er nur sein Dorf verlassen, wenn es nun von dem zerstört wurde, dessen Befehle er immer ausgeführt hatte?

Ich sah wie er zum Dorf hinab rannte und in unser brennendes Haus. Erneut hörte ich seine Stimme wie er unseren Sohn nahm und hinaus rannte und versuchte ihn zu beruhigen. Er flüsterte in das Ohr unseres Sohnes das man nichts mehr für meinen Körper machen könnte und fühlte wie das Leid in seiner Stimme nahezu überquoll. Dennoch schrie mein Kind nach mir und weinte bittere Tränen als mein Liebster es von seinem nun einstürzenden Haus wegtrug. Zu gerne wäre ich zurückgekommen, hätte die kleinen Tränen von seiner Wange geküsst und gesagt das es mir gut ging und ich kein körperliches Leid nun mehr spürte, doch es blieb mir versagt. Lediglich der Himmel schien mein Leid zu teilen als auch er bittere Tränen weinte und die Wälder und Wiesen in dunkles Grau und schwarz färbte, gezeichnet von der aufziehenden Asche unserer Heimat und Bekannten.

Die starken Schritte meines Mannes hallten auf dem matschigen Boden des Waldes kaum nieder als er mit unserem Kind in den Armen floh, verfolgt von den Pferden mitsamt den Kriegern des Königs. Ich wollte sie warnen und schrie sie müssten schneller laufen, doch kurz darauf preschte ein schwarzes Pferd mitsamt den König an die Seite meines Mannes und der rubinrote Lebenssaft klebte an der silbernen Klinge des Königs, der mit süffisanten Blick abwertend auf meinen Mann herabsah und die Worte flüsterte, dass Deserteure in seinen Reihen unerwünscht seien. Die Klinge steckte tief in der Schulter meines Mannes und der Schrei brannte sich in meine Seele ein.

Mein Sohn fiel aus den Armen meines Mannes als dieser auf den durchweichten Boden stürzte und sein Blut sich mit dem aschereichen Regen und der dunklen Erde mischte. Wieder erblickte ich die vor Angst geweiteten Augen meines Kindes und auch die meines Mannes und mein gellender Schrei drang durch den Wind und die Erde als der König zum letzten Schlag ausholen wollte.

Die Zeit schien still zu stehen und ein Licht drang aus meinem inneren zwischen den König und meinen Mann. Es durchflutete die Gegend um mein Dorf herum und vereinigte sich mit all den geraubten Seelen der Menschen die durch die Hand des Königs starben. Unsere Liebe und Unser Hass verschmolzen zu einer Macht dessen Kraft diesen Ort für ewig beschützen werden möge und das Geheimnis, dessen Wächter wir einst waren, solange verstecken möge bis der wahre Besitzer in Erscheinung treten werden würde.

Mein letztes Lächeln schenkte ich meinem Sohn, den ich spürte das er mich nun sehen könnte. Ich flüsterte zärtlich die Worte in sein Ohr „Lauf Ark, lauf mein geliebter Junge. Flieh an einen fernen Ort und kehre nicht an diesen Ort zurück. Wir lieben dich.“

In diesem Moment verschmolzen die Seelen meines Mannes und meiner zu einem neuen Wesen und auch die Dorfbewohner wurden in neuen Gestalten wiedergeboren. So dass wir auf ewig die Hüter dieses Ortes und seines Geheimnis wurden. Unser silbernes Fell wehte als unser heulen und das des Rudels nun zum großen Mond erklangen, der am sternenklaren eiskalten Himmel aufgegangen war und unser Weg in die Tiefen des Waldes führte.

Mit Wehmut und doch mit Stolz vernahm ich die Stimme meines Kindes als es hinaus in die Welt lief und sich schwor nie wieder wegzulaufen und denen zu helfen die seine Hilfe brauchen würden egal wann egal wo... und selbst nach seinem Tod... so wie wir....



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Eros
2013-09-23T19:36:41+00:00 23.09.2013 21:36
Find ich auch sehr Gefühlvoll!!
Ich hätt ehrlich nicht ganz gecheckt, dass es Terranigma ist, wenn da nicht Ark gestanden hätte. xD
Endlich mal noch eine Terranigma Story.. meine ist ja zig Jahre alt... xDDD
Von:  Princesskittylin
2013-02-11T15:57:20+00:00 11.02.2013 16:57
wow wunderschöne Geschichte!
Deine Interpretation gefällt mir, du schreibst sehr gefühlvoll und detailgetreu.
Liebe Grüße


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