Zum Inhalt der Seite

Warrior Cats - Donner im Sturm

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nach seinem Erholungsschlaf, hatte sich Schattenklaue wie neugeboren gefühlt. Im Grunde war es ja auch so. Aus dem Schüler ist nun ein Krieger geworden. Außerdem hatte Schattenklaue sofort eine Veränderung in seinem Leben festgestellt. Als er im Lager aufgewacht war, hatte die Sonne ihren Höhepunkt schon längst überschritten und war schon auf dem halben Weg zur Dämmerung. Wäre er noch Schüler gewesen, dann hätten die anderen Krieger einen Teufel getan, ihn schlafen zu lassen. Eher hätten sie ihn noch vor Sonnenhoch geweckt und ihm irgendeine Aufgabe aufgebrummt, für die man besser ausgeschlafen gewesen wäre. Nun war der junge Krieger auf der Jagd, da er festgestellt hatte, dass der Haufen Frischbeute beinahe verschwunden war.

Es war eine gute Jagd. Kein Tier, das er anpeilte, entwischte ihm. Als er einige Zeit später mit seiner Ausbeute zufrieden war, sammelte der Kater alles an Frischbeute ein, was er versteckt hatte und ging wieder zum Lager.

Als er kurz vor der Abenddämmerung angekommen war, stellte er fest, dass alle Katzen dort versammelt waren. Keine Katze war mehr auf der Jagd oder auf Patrouille. Zuerst dachte Schattenklaue, es sei etwas passiert. Doch als er zum Frischbeutehaufen ging, machte sich Schwarzfleck gerade mit einer Gruppe Katzen auf den Weg zur Grenzpatrouille. Als sie an ihm vorbei gingen, stellte Schattenklaue fest, dass sich ihr Verhalten ihm gegenüber verändert hatte. Schwarzfleck und Blitzschweif, der sich ebenfalls in der Gruppe befand, grüßten ihn nun auf die gleiche respektvolle Art, wie sie jeden Krieger begrüßten. Auch Falkenauge und Wirbelwind befanden sich in der Gruppe. Falkenauge, die Mentorin von Schattenklaues Freundin Nebelpfote, grüßte ihn ebenfalls viel freundlicher, als sie es zu seinen Schülerzeiten getan hatte. Wirbelwinds Verhalten hatte sich gar nicht verändert. Aber das hätte wahrscheinlich den ganzen Clan gewundert und dann hätten sie allesamt die Kätzin zu Falkennest, dem Heiler des WindClans gebracht, weil sie befürchteten, mit Wirbelwind stimmte etwas nicht.

Ich sollte auch bald an einer Patrouille teilnehmen, dachte Schattenklaue verdrießlich. Er mochte Patrouillen nicht besonders. Er fand sie irgendwie langweilig. Allerdings gehörten sie zu den Pflichten einer Clan-Katze und daher würde er dieser Pflicht auch nachkommen. Außerdem hatten auch Patrouillen etwas Gutes. Wenn man auf der Patrouille etwas fängt, kann man es sofort essen und muss es nicht ins Lager bringen und auf den Haufen Frischbeute werfen.

Nachdem Schattenklaue seine Beute auf den Haufen gelegt hatte, nahm er sich ein Kaninchen und legte sich damit auf eine kleinere Anhöhe. Von dort aus hatte er das gesamte Lager im Blick, während er sein Kaninchen aufaß. Er hatte noch nicht viel gegessen, da kam Wüstenstern aus seinem Bau, nahm sich ebenfalls etwas vom Frischbeutehaufen und gesellte sich zu Schattenklaue. „Heute Nacht ist die große Versammlung.“, begann der Anführer des WindClans. „Hat Schwarzfleck dir bereits gesagt, dass du auch mitkommst?“

„Nein, hat er nicht.“, antwortete der junge Krieger. „Wer kommt noch alles mit?“

„Abgesehen, von unseren Ältesten und natürlich Falkennest, kommen noch sieben Krieger mit.“, erzählte Wüstenstern.

„Sieben?“, fragte Schattenklaue bestürzt. „Aber das ist ja fast der gesamte Clan.“

„Ich weiß.“, bestätigte Wüstenstern. „Ich habe natürlich nur vor, so viele Krieger mitzunehmen, wenn der DonnerClan heute wieder Probleme macht. Der WindClan muss zeigen, dass er stark ist.“

Schattenklaue nickte. Die Jagdpatrouille des DonnerClans von gestern war nicht die erste gewesen. Schon vorher hatte der DonnerClan immer wieder die Grenze zum WindClan überschritten. Doch gestern hatten sie die Eindringlinge das erste Mal dabei erwischt, wie sie Beute stehlen wollten.

„Wird es Krieg geben?“, fragte Schattenklaue.

„Wenn Silberstern nicht mit sich reden lässt, ja. Dann wird es Krieg geben.“, antwortete Wüstenstern. „Ich hoffe zum Wohle aller, dass es nicht so weit kommt.“

Das Wüstenstern mit ihm über solch wichtige Dinge sprach, ehrte Schattenklaue. Eigentlich dachte Schattenklaue, dass er noch nicht erfahren genug wäre, um sich mit so etwas zu beschäftigen. Wieder wurde ihm bewusst, dass er nun ein Krieger war und dass ihn nun solche Informationen ebenfalls betrafen.

Schweigend beendeten die beiden Kater ihr Mahl. Wüstenstern ging danach wieder zu seinem Bau. Schattenklaue indes blieb noch liegen, um auf die Patrouille zu warten. Er wollte unbedingt wissen, ob der DonnerClan wieder versucht hatte, Beute zu stehlen.

Die Patrouille kehrte schneller zurück, als Schattenklaue gedacht hatte. Die Sonne war noch nicht ganz am Horizont verschwunden, als die vier Krieger das Lager des WindClans betraten. Schwarzfleck ging direkt zu Wüstensterns Bau und verschwand darin. Sofort sprang Schattenklaue auf und lief zu seinem ehemaligen Mentor.

„Was ist passiert?“, fragte er aufgeregt. „Seid ihr auf den DonnerClan getroffen?“

Blitzschweif nickte. „Ja, sind wir. Und das an dem Tag der großen Versammlung. Ich frag mich, wie mäusehirnig man dafür sein muss.“

Wirbelwind, die mitgehört hatte, sagte dazu. „Hey, der DonnerClan hat ein Hauskätzchen zu seinem Anführer gemacht. Das beweist doch ihre Mäusehirnigkeit.“

„Glaubst du etwa noch an dieses Märchen, von dem legendären Feuerstern, der die vier Clans gerettet hat?“, fragte Blitzschweif amüsiert. „Das hätte ich nun nicht von dir gedacht.“

Wirbelwind knurrte. „Natürlich glaube ich nicht daran. Ein Hauskätzchen würde niemals ein Clananführer werden können. Diese Schoßtiere haben nicht den Mumm und nicht das Durchhaltevermögen dazu.“

Diese Meinung teilte auch Schattenklaue. Zwar kannte er die Geschichten von Feuerstern, der als Hauskätzchen geboren, aber als Anführer des DonnerClans gestorben war. Doch kaum einer glaubte noch, dass es Feuerstern jemals gegeben hatte. Was auch an der Grausamkeit seines Gegenspielers Tigerstern lag. Keiner wollte glauben, dass eine Katze nur aus Machtgier seinen Anführer verraten und ermorden würde. Auch war es für sie total abwegig, dass ein Krieger eine ganze Hundemeute auf seinen eigenen Clan loslassen würde. Allerdings eignete sich Tigerstern wunderbar dafür, kleinen Jungen Angst zu machen, wenn sie mal nicht einschlafen wollten.

„Wüstenstern meinte, dass es zum Krieg kommen könnte.“ warf Schattenklaue ein.

„Ha! Wenn es zum Krieg kommt, werden sich die DonnerClan-Krieger wünschen, nie geboren worden zu sein.“, fauchte Wirbelwind angriffslustig.

„Mal halblang.“, beschwichtigte Blitzschweif die Kätzin. „Noch ist nichts entschieden. Ich bin mir sicher, Wüstenstern wird alles versuchen, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Ebenso wie Silberstern.“

„Heh ihr drei!“, rief Schwarzfleck, der gerade aus Wüstensterns Bau kam. „Haut euch noch etwas aufs Ohr, damit ihr heute Nacht fit seid.“

„Als wenn wir das bräuchten.“, murmelte Wirbelwind, während sie mit Schattenklaue und Blitzschweif zum Schlafplatz der Krieger gingen.

Schattenklaue gab ihr im Stillen recht. Fand aber auch, dass es nicht schaden konnte, ausgeruht zur Großen Versammlung zu erscheinen.
 

Wüstenstern nahm beinahe den gesamten WindClan mit zur großen Versammlung. Gerade mal drei Krieger waren zur Bewachung des Lagers zurückgeblieben. Außerdem noch die beiden Königinnen und ihre Jungen. Damit wollte Wüstenstern den anderen Clans die Stärke des WindClans beweisen. Besonders dem DonnerClan. Schattenklaue war schon gespannt darauf, was Silberstern zu den Anschuldigungen zu sagen hatte. Als sie das Seeufer erreichten, konnten die Katzen des WindClans bereits den Geruch des DonnerClans wahrnehmen. Das Ufer des Sees war in allen Territorien während der Zeit der Großen Versammlung neutrales Gebiet. Trotzdem stellte sich Schattenklaue das Nackenfell auf als er daran dachte, dass die DonnerClan-Krieger ungehindert durch ihr Territorium wandern durften.

„Dreckige DonnerClan-Diebe.“, knurrte Eulenfeder hinter ihm. Anscheinend war Schattenklaue nicht der einzige, der so dachte.

Irgendwann gesellte sich Nebelpfote zu ihm. „Was meinst du?“, fragte sie. „Wird es Krieg mit dem DonnerClan geben?“

„Schon möglich. Immerhin versuchen sie, unsere Nahrung zu stehlen.“, antwortete Schattenklaue.

Nebelpfote sagte danach erst einmal nichts mehr. Schattenklaue dachte, sie müsste erst über eine Antwort nachdenken. Dann fragte sie mit gespielter Empörtheit. „Warum bist du eigentlich schon ein Krieger und ich nicht?“

„Vielleicht, weil ich der Klügere und Stärkere bin.“, antworte Schattenklaue schelmisch.

„Ha. Das ich nicht lache. Jeder weiß, dass ich klüger und Sturmpfote stärker ist als du.“

„Anscheinend ja nicht.“

Auch dazu gab Nebelpfote keinen Kommentar ab, sondern schwieg wieder. Diesmal war es Schattenklaue, der das Schweigen brach. „Keine Sorge. Du und Sturmpfote werdet noch früh genug zu Kriegern ernannt. Besonders, wenn es tatsächlich zum Krieg kommt.“

„Das will ich hoffen.“, sagte die graue Kätzin. „Ist ziemlich leer jetzt im Bau, wo du weg bist.“

Den Rest des Weges schwiegen sie. Schließlich erreichte der WindClan den Baumstamm, der seit unzähligen Blattwechseln den einzigen Zugang zu der Insel darstellte, auf der die großen Versammlungen abgehalten wurden. Wüstenstern war der erste, der auf den Baumstamm sprang und zur Insel ging. Danach sprang jeder Krieger einzeln auf den Baumstamm und ging zur Insel. Da der Stamm ziemlich schmal war, mussten sich die Krieger an der Rinde festkrallen, um nicht ins Wasser zu fallen. Als der gesamte Clan auf der Insel angekommen war, führte Wüstenstern seinen Clan zu der großen Eiche, auf deren unteren Ästen sich die vier ClanAnführer niederließen. Der WindClan war der letzte Clan, der den Baum erreichte. Sowohl der Fluss-, als auch der SchattenClan waren bereits da. Dass der DonnerClan bereits da war, wussten sie ja bereits. Schattenklaue stellte sich das Nackenfell auf, als er die Krieger sah, die er zusammen mit Schwarzfleck und Wirbelwind vertrieben hatte. Wüstenstern begab sich sofort zu der Eiche und ließ sich auf dem letzten freien Ast nieder. Schwarzfleck setzte sich zu den anderen Stellvertretern, an den Wurzeln der Eiche. Und Falkennest gesellte sich zu den Heiler-Katzen, am Rande der Gruppe von Katzen. Der Heiler begann sofort ein Gespräch mit Maisfell, der Heilerin des DonnerClans. Schattenklaue beneidete die Heiler, da diese sich nicht um Clan-Rivalitäten scherten. Selbst, wenn alle Clans untereinander verfeindet wären und sich bis aufs Blut bekämpfen würden, würden sich die Heiler noch immer bei Halbmond treffen um sich am Mondsee mit dem SternenClan die Zungen zu geben.

Die übrigen Krieger vermischten sich mit denen des Fluss- und des SchattenClans. Nur vom DonnerClan hielten sie sich fern. Schattenklaue drehte sich zu Nebelpfote um. Doch die hatte sich bereits mit Sturmpfote zu einer Gruppe FlussClan-Schüler gesellt. Er wollte ihr schon folgen, bis ihm einfiel, dass er ja jetzt ein Krieger war und bei den Schülern nichts mehr verloren hatte. Also suchte er sich ein ruhiges Plätzchen in der Nähe der Eiche, damit er auch alles mitbekam, was die Clan-Anführer berichteten. Als er eine geeignete Stelle gefunden hatte, legte er sich ins Gras und bog seine Vorderpfoten unter seinen Körper. In Gedanken war er jedoch immer noch bei seinen Freunden. Er hoffte, dass die beiden bald ebenfalls zu Kriegern ernannt wurden. Er hatte es immer genossen, über das zu Diskutieren, was die Anführer der Clans erzählten. Doch heute hätten sie sowieso nicht viel zu diskutieren. Zu groß waren die Spannungen zwischen dem Wind- und dem DonnerClan.

„Sieh dir das an.“, flüsterte Blitzstreif Schattenklaue zu, als dieser sich neben seinem ehemaligen Schüler niederließ. „Die Krieger des DonnerClans wissen, dass es Ärger gibt. Sie halten sich alle von uns fern.“

Schattenklaue sah zu den feindlichen Kriegern hinüber. Blitzstreif hatte Recht. Während sich die Krieger des Schatten-, Fluss- und WindClans wild vermischt hatte, blieben die Katzen des DonnerClans unter sich. Immer wieder schielten sie unauffällig zu Schattenklaue und seinen Clan-Kameraden herüber. Doch es war etwas anderes, was ihn an diesem Anblick störte. Er kam aber nicht drauf, so sehr er auch überlegte.

„Wüstenstern wird zuerst die anderen ClanAnführer sprechen lassen.“, redete Blitzstreif weiter. „Er will zuerst hören, was Silberstern zu sagen hat.“

„Darauf bin ich aber auch gespannt.“, erwiderte Schattenklaue.

Dann, als Ruhe eingekehrt war und sich alle Katzen niedergelassen hatten, trat Nebelstern, der Anführer des SchattenClans, auf seinem Ast vor.

„Katzen aller Clans“, eröffnete er die Große Versammlung, „seit der letzten Versammlung mussten meine Krieger dreimal einen Dachs von unserem Territorium verjagen. Es handelte sich dabei immer um dasselbe Tier. Beim letzten Mal ist er in Richtung FlussClan geflohen. Regenstern“, wandte er sich an den Anführer des FlussClans, „du und deine Krieger solltet die Augen offen halten, falls sich der Dachs noch bei euch aufhält.“

„Das werden wir, Nebelstern. Ich danke dir für die Warnung.“, antwortete der Kater und senkte respektvoll das Haupt.

„Außerdem“, fuhr Nebelstern fort, „haben zwei meiner Katzen ihren Krieger-Namen erhalten. Rabenkralle und Eichhornohr. Auch wurde Amselpfote in den Rang eines Schülers erhoben.“

Die drei genannten Katzen erhoben sich von ihren Plätzen, damit sie jeder sehen konnte. Die um sitzenden Katzen beglückwünschten die drei SchattenClan-Katzen zu ihren neuen Namen.

Schattenklaue fand, dass die Namen gut gewählt waren. Rabenkralles Fell war ebenso schwarz und glänzend, wie das eines Raben. Und Eichhornohrs Ohren hatten dieselben Puschel an den Spitzen, wie ein Eichhörnchen. Und Amselpfotes Fell sah genauso aus wie das Federkleid einer Amsel. Um die Nase herum war das Fell Hellbraun, so dass es so aussah wie der Schnabel.

Jetzt, wo Nebelstern seinen Bericht beendet hatte, ließ er sich wieder auf seinem Ast nieder. Dafür erhob sich nun Regenstern und trat einen Schritt vor. „Wie ihr alle wisst, kommen seit der Blattfrische die Zweibeiner in unser Territorium, um am Seeufer zu fischen und im See zu schwimmen. Auch in diesem Mond sind sie wieder in Scharen gekommen und verjagen alles an Frischbeute in Ufernähe. Dennoch gibt es genug Fisch in dem Fluss, der in den See mündet und auf Land gibt es auch noch genug Frischbeute, so dass wir uns keine Sorgen um genügend Nahrung machen müssen. Außerdem machte uns vor kurzem eine schwere Krankheit zu schaffen, die dank unserer Heilerin Maisfell schnell bekämpft werden konnte.“

Schattenklaue sah zu den Heilern hinüber. Falkennest und die anderen löcherten Maisfell bereits mit Fragen über die Krankheit, für den Fall, dass sie auch in den eigenen Clans ausbrach.

„Leider konnten einem unserer Ältesten und zwei Jungen nicht mehr geholfen werden.“, berichtete Regenstern. „Doch alle anderen erkrankten Katzen befinden sich bereits auf dem Weg der Besserung.“ Damit beendete Regenstern seinen Bericht und setzte sich wieder.

Als nächste erhob sich Silberstern. So wie das Mondlicht auf ihr Fell schien, konnte Schattenklaue verstehen, wieso man sie Silberstern genannt hatte. Im Licht des Vollmondes glänzte ihr Fell ebenso hell wie das des Mondes. Trotzdem stellten sich ihm und den anderen Kriegern des WindClans sofort die Nackenhaare auf. Sie wussten, was immer Silberstern jetzt sagte, würde über die Zukunft ihrer Clans entscheiden. Silberstern war jedoch nichts anzusehen. Entweder wusste sie nicht, was von ihr abhing, oder sie überspielte es ganz geschickt.

„Katzen aller Clans, “, begann sie, „ich wünschte, ich könnte davon berichten, dass wir siegreich unser Territorium verteidigt, oder dass unser Heiler uns vor einer schweren Seuche gerettet hat. Aus Gründen, die wir uns nicht erklären können, gibt es in unserem Territorium immer weniger Nahrung.“ Sie machte eine Pause, damit ihre Worte ihre Wirkung entfalten konnten. Die Krieger und Schüler der verschiedenen Clans begannen nun leise zu tuscheln. Der FlussClan war sichtlich besorgt um den DonnerClan. Die Katzen des SchattenClans hatten eher gleichgültige Mienen aufgesetzt. Die Krieger des WindClans verstanden nun jedoch weshalb der DonnerClan versuchte, Beute zu stehlen. Dennoch war es ein Verstoß gegen das Gesetz der Krieger. Schattenklaue sah erneut zu den Kriegern des DonnerClans. Jetzt wusste er, was ihn an diesem Anblick störte. Sie waren zu dünn. Er konnte schon beinahe die Rippen dieser Katzen zählen.

Dann sprach Silberstern weiter. „Meine Krieger haben das gesamte Territorium erkundet. Konnten aber weder Dachse, oder Füchse, oder sonst etwas finden, womit sich dieser Mangel erklären lassen könnte.“

Plötzlich unterbrach Eichenblatt, eine WindClan-Kriegerin Silberstern. „Ist das ein Grund, dass Gesetz der Krieger zu brechen und unsere Beute zu stehlen?“, fauchte sie. Blitzstreif warf ihr einen bösen Blick zu. Der DonnerClan hatte zwar das Gesetz gebrochen, dennoch war es respektlos, Silberstern einfach zu unterbrechen.

„Ich weiß nicht, was du meinst.“, erklärte Silberstern.

Nun konnte sich Schattenklaue nicht mehr zurückhalten. „Ach ja? Und warum haben wir neulich deinen Stellvertreter verjagt?“, fragte er.

Silberstern sah zu Rotpelz. Es war aber kein überraschter Blick. Dies bestätigte Schattenklaues Verdacht, dass Silberstern genau wusste, was ihr Clan trieb.

„Ich denke, du weißt, wovon meine Krieger sprechen.“, sagte Wüstenstern drohend und erhob sich nun selbst auf seinem Ast. „Deine Krieger haben vor dieser Versammlung mehr als einmal versucht, unsere Beute zu stehlen. Ich weiß nicht, wie groß die Not deines Clans ist, aber dies ist noch lange kein Grund, das Gesetz der Krieger zu brechen. Es gibt andere Möglichkeiten.“

„Und welche?“, fragte Silberstern. „Meine Krieger sterben. Unseren Jungen und den Schülern geht es am schlechtesten.“

„Dennoch ist ein Verstoß ein Verstoß.“, erklärte Wüstenstern. „Und sollten deine Krieger noch weiter Plündern, werde ich für nichts mehr garantieren. Auch für uns ist Nahrung wertvoll und meine Krieger und ich werden sie bis aufs Blut verteidigen. Und wenn du Krieg haben willst, kannst du ihn haben.“

„Dann verurteilst du meinen Clan zum Tode!“, sagte Silberstern erschrocken.

„Nein, Silberstern. DU verurteilst deinen Clan zum Tode.“, stellte Wüstenstern klar. „Meine Krieger werden nur die Henker sein.“

Wütend fauchte Silberstern Wüstenstern an. Auch die Krieger des DonnerClans rührten sich plötzlich und fauchten Schattenklaue und seine Kameraden an.

„RUHE!“, brüllte Regenstern. „In der Zeit der Großen Versammlung herrscht Waffenstillstand. Auch das gehört zum Gesetz der Krieger.“ Den letzen Satz sprach er an Wüstenstern gewandt, da dieser Silberstern gerade des Gesetzbruchs anklagte.

„Ich denke die Versammlung ist für heute beendet.“, sagte Nebelstern. „Nicht, dass hier nachher wirklich ein Krieg ausbricht.“

Schattenklaue wusste natürlich, dass Nebelstern nichts gegen einen Krieg zwischen dem Wind- und dem DonnerClan einzuwenden hatte. Der Anführer des SchattenClans hoffte dadurch bestimmt auf ein größeres Jagdgebiet, falls der DonnerClan besiegt wurde. Der einzige Grund, warum er dies gesagt hatte war der, das Nebelstern ein treuer Anführer war und deshalb das Gesetz der Krieger achtete. Aus diesem Grund hatte er verhindert, dass der Waffenstillstand gebrochen wurde.

Regenstern stimmte diesem Vorschlag zu. Auch er wollte den SternenClan nicht verärgern, indem er zuließ, dass der Waffenstillstand gebrochen wurde. Auch Silberstern und Wüstenstern stimmten dem Anführer des SchattenClans zu. Sie beide wussten, dass sie erst ihre Gemüter beruhigen mussten, ehe sie über das Problem reden konnten. Also sprangen die vier Clan-Anführer von ihren Ästen und versammelten ihre Clans um sich. Keine Katze sprach ein Wort, als hätten sie Angst, damit sofort einen Krieg vom Zaun zu brechen. Selbst die Katzen des Fluss- und des SchattenClans schienen mittlerweile genauso angespannt zu sein, wie der Wind- und der DonnerClan. Einzig die Heiler-Katzen schienen die Ruhe selbst zu sein. Wieder beneidete Schattenklaue sie darum, sich nicht um Rivalitäten kümmern zu müssen.

Schweigend führten die Anführer ihre Clans von der Insel. Für den Fluss und den WindClan war die Heimreise nicht sehr weit. Beide Clans fanden sich praktisch sofort in ihren Territorien wieder. Der SchattenClan musste zwar durch das Territorium des FlussClans, doch laut dem Gesetz, war es sowohl dem Schatten-, als auch dem DonnerClan erlaubt, durch das Gebiet eines anderen Clans zu reisen, sofern sie sich nicht mehr als zwei Fuchslängen vom Seeufer entfernten. Doch heute schien sich der DonnerClan dessen nicht so sicher zu sein. Denn Silberstern führte ihren Clan nicht durch das Territorium des WindClans, so wie sie es sonst immer tat, sondern folgte stattdessen Nebelstern durch das FlussClan Gebiet.

Als sie wieder im Lager des WindClans eintrafen, kamen sofort die drei Krieger, die das Lager bewacht hatten, zu ihnen, um zu erfahren, was Silberstern gesagt hatte. Die Katzen, die die Große Versammlung besucht hatten, sagten nichts. Sie wussten, es lag an Wüstenstern, seinem Clan zu erklären, was geschehen war. Wüstenstern begab sich zu der kleinen Anhöhe, in der Mitte des Lagers, von wo aus er immer die Clanversammlungen abhielt.

„Alle Katzen, die alt genug sind, um ihre Beute selbst zu jagen, sollen sich hier am Hügel zu einer Clanversammlung einfinden.“, rief er, als er auf den Hügel gestiegen war.

Sofort versammelte sich der gesamte WindClan um den Hügel und richtete seinen Blick auf seinen Anführer. Die Königinnen kamen aus der Kinderstube und sogar Borstenpelz kam, obwohl sich der alte Kater kaum noch von der Stelle bewegte.

„Krieger des WindClans“, begann Wüstenstern, „Silberstern hat geleugnet, etwas mit diesen Gesetzesbrüchen zu tun zu haben.“

Lautes Gemurmel setzte unter den Katzen ein, die die Versammlung verpasst hatten.

„Die Überfälle des DonnerClans werden also weitergehen und wir werden die Grenzen von nun an noch schärfer Bewachen.“

Als Wüstenstern geendet hatte, setzte unter allen Krieger zustimmendes Gemurmel ein. Sie konnten es gar nicht erwarten, es mit dem DonnerClan aufzunehmen.

Wüstenstern, der alles gesagt hatte, was er sagen wollte, ging er wieder in seinen Bau. Dann ergriff Schwarzfleck das Wort. „Die Morgenpatrouille wird bei Morgengrauen losziehen. Sie wird aus Falkenauge, Nebelpfote, Schattenklaue und mir bestehen. Die Mittagspatrouille besteht aus Wirbelwind, Eulenfeder, Sturmpfote und Eichenblatt. Die Abendpatrouille wird Blitzstreif anführen. Ihm folgen Dunstpelz, Weißhaupt und Langohr.“ Als Schwarzfleck geendet hatte, begab er sich in den Bau der Krieger um sich noch ein wenig auszuruhen, bevor er auf Patrouille ging. Die übrigen Krieger taten es ihm gleich. Nur Dunstpelz und Langohr blieben wach, um das Lager zu bewachen, damit die übrigen Katzen ruhig schlafen konnten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück