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C'est La Vie

120 Kurzgeschichten
von

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In The Storm


 

*~*~*~*~*~*
 

In The Storm
 

 
 

Seit Steven kein Champ mehr war, hatte sich viel geändert. Nicht nur für sie einzeln, sondern auch für ihre Beziehung. Zwar hatte Steven mehr Zeit, aber die verbrachte er wohl meist in irgendwelchen Höhlen – seiner Forschung wegen. Auch half er seinem Vater ab und an in der Firma. Vermutete er jedenfalls.
 

Wallace selbst hatte das Leben als Arenaleiter besser gefallen. Es war stressfreier gewesen. Natürlich sah er es als Ehre an Champ sein zu dürfen, so war es nicht… aber dennoch… er vermisste die Zeit, die er mit seinen Trainern in der Arena verbracht hatte. Er vermisste seine Heimat, die er nun viel zu selten sah.
 

Aber vor allen Dingen vermisste er seinen besten Freund. Ob es auf Gegenseitigkeit beruhte, wusste Wallace nicht.. Sie hatten sich von einander distanziert… und der Champ wusste genau, dass das nicht seine Schuld war. Er brauchte diesen Abstand… aber er verabscheute ihn auch gleichzeitig.
 

Wahrscheinlich… weil diese dumme Sehnsucht immer stärker wurde… der Abstand nun machte es auch nicht besser – er hätte es wissen müssen. Die Tatsache war eigentlich recht logisch. Dumm nur, dass er solche Dinge meist sowieso ignorierte. Er war mehr der Gefühlsmensch.
 

Momentan hatte war er im Zwangsurlaub, den er bei seinem ehemaligen Mentor Juan verbrachte. Er hatte seine Arena übernommen und schien auch ganz zufrieden zu sein. Zum Glück, denn eigentlich hatte der Ältere so etwas nicht mehr tun wollen. Und auf Schuldgefühle war er nicht sonderlich scharf.
 

Elizabeth und sein Milotic schwammen glücklich in dem kleinen See vor der Arena, während er selbst etwas abseits am Ufer saß und ihnen zusah. Auch seine Pokémon genossen die Zeit hier, immerhin sahen sie diesen Ort auch als ihre Heimat.
 

Er griff nach seinem Pokénav und starrte für einen Moment bloß auf das Display. Sollte er vielleicht mal anrufen? Aber wie sollte er ihm erklären, dass er sich solange nicht bei ihm gemeldet hatte? Mit einem Kopfschütteln steckte er das Gerät wieder zurück. Vielleicht würde er es irgendwann tun. Wenn er genug Mut gesammelt hatte.
 

Als ein Tropfen auf seine Nase traf sah er gen Himmel. Dunkle Wolken fingen an den sonst so blauen Himmel zu verdecken. Es sah ganz nach einem Sommergewitter aus, die er wirklich gern hatte. Deshalb machte es ihm auch nichts aus, als es langsam anfing zu regnen und es in der Ferne blitzte und donnerte. Schätzungsweise lag das Gewitter direkt über Moosbach City.
 

Moosbach City…
 

Welch Ironie – immerhin wohnte Steven dort. Hoffentlich würde der Jüngere nicht nass werden – na obwohl. Hoffentlich doch. Denn dann dachte er jedenfalls an ihn. Hoffte er.

Bei Steven konnte man nie so genau wissen.
 

Als er Schritte vernahm dachte – nein wünschte – er, dass es Steven sein würde. Vielleicht gab es ja doch die Möglichkeit, dass er ihn sehen wollte und deshalb persönlich vorbei kam. Vielleicht hatten Sidney oder Drake ihm Auskunft gegeben.
 

„Wallace, komm rein. Du bist total durchweicht.“
 

Seine Hoffnung zerfiel bei seinen Worten zu einem Scherbenhaufen. Die Stimme gehörte seinem Mentor Juan, der unter dem Vordach der Arena stand. Auch er mochte den Regen nicht sonderlich und das, obwohl auch er ein Wasserpokémontrainer war. Verstehen konnte er das nicht.
 

Als er nicht auf seine Worte reagierte, fluchte Juan und schritt zu ihm. Entgeistert sah er in den Himmel und seufzte schließlich.
 

„Lieber Gott, Junge. Ich werde dich nie verstehen.“
 

Wallace konnte nicht anders als leicht zu Lächeln. Allein schon die Tatsache, dass sein Mentor ihn noch immer Junge nannte, obwohl er bald fünfunddreißig wurde, brachte ihn zum Schmunzeln.
 

Die meisten Menschen hatten Probleme damit ihn zu verstehen und einzuschätzen. Oft wurde er als „Paradiesvogel“ bezeichnet. Aber er nahm es locker – denn normal war langweilig. Er mochte es aufzufallen. Und der Erfolg gab ihm immerhin recht.
 

„Ich habe nichts anderes erwartet“, antwortete er ihm und warf dem Älteren einen warmen Blick zu. Er ergriff die Hand, die einladend nach ihm ausgestreckt wurde und ließ sich hochziehen. Seine Pokémon rief er in ihre Bälle zurück – auch, wenn sie eher widerwillig waren. Sie verließen das Wasser ungern.
 

Etwa eine halbe Stunde später saß Wallace frisch geduscht und umzogen im Wohnzimmer seines Mentors, der ihnen einen Tee gemacht hatte, damit sie sich ein wenig aufwärmen konnten.
 

Schweigend tranken sie ihren Tee, lauschten dem Sturm, der mittlerweile draußen herrschte.

Zumindest bis Juan die Stille nicht mehr aushielt und sie schließlich brach.
 

„Ich mache mir Sorgen um dich.“
 

Verwirrt stellte Wallace seine Tasse auf dem modischen Kaffeetisch ab und runzelte die Stirn. Er vermisste seinen besten Freund, natürlich. Aber es gab doch keinen Grund so einen Aufstand zu machen… und im Falle der Liga ihm sogar Zwangsurlaub zu verpassen.
 

„Juan-“
 

„Die letzten Wochen waren nicht leicht für dich, das weiß ich. Sie waren schwer für uns alle.“
 

Natürlich war es schwer gewesen. Groudon und Kyogre waren wieder erweckt worden und hatten sich bekämpft. Es hatte mehrere große Schlachten gegeben… vor allen Dingen Team Aqua und Team Magma hatten sich viel bekämpft.
 

Ehe er etwas erwidern konnte, fuhr Juan schon fort. „Ich habe mit dem Vater Stevens gesprochen und er wollte, dass ich dir etwas gebe. Er meinte, bei dir sei es am besten aufgehoben.“
 

Er löste einen Pokéball von seinem Gurt, reichte ihn ihm. Wallace erkannte so ziemlich sofort, wem dieser Ball gehörte. Stevens Aaron. Sein Stollunior. Aber… was sollte er denn damit?
 

Juan schien seine Verunsicherung zu bemerken, denn er runzelte die Stirn. „Was ist? Möchtest du ihn nicht?“
 

„Doch, natürlich. Es ist nur…“

„Wallace, was ist?“
 

Er schloss die Augen, als es auf einmal klick machte.

Der Kampf von Team Aqua und Team Magma. Kyogra, Groudon und Raquaza. Der letzte Kampf, der alles entscheiden sollte.
 

Der ein Leben gekostet hatte.
 

Plötzlich wurde alles, woran er sich in den letzten Wochen nur verschwommen hatte erinnern können, klar. Steven, wie er auf Metagross zusammenbrach. Wie er versuchte ihn am Leben zu erhalten und er schließlich in seinen Armen starb. Danach irgendwann… hatte auch er das Bewusstsein verloren und als er aufgewacht war, waren die Erinnerungen… anders. Lückenhafter.
 

Zwei ein halb Wochen lang hatte er es verdrängt und gedacht, dass er sich nur nicht bei ihm melden würde. Dass sie die Freundschaft vielleicht beenden sollten.
 

Reiner Selbstschutz.
 

Wallace kannte die verschiedenen Phasen der Trauerbewältigung – er hatte einmal ein Buch darüber gelesen, nachdem Stevens Mutter verstorben war. Er befand sich gerade einmal in der Ersten, beziehungsweise am Ende der Ersten. Trauer nicht wahrhaben wollen.
 

Als sich eine Hand auf seine Schulter legte, sie vorsichtig drückte, wurde er aus seinen Gedanken gerissen und sah seinen Mentor einen Moment lang verwirrt an. Ah, ach ja. Er hatte ihm nicht geantwortet.
 

„Vergiss es einfach. Natürlich werde ich mich um Aaron kümmern.“
 

Juan schien ein wenig beruhigter zu sein, aber sein Blick lag noch immer besorgt auf ihm. Er hatte gemerkt, dass sich gerade irgendwas geändert hatte. Aber er würde ihm nicht die Wahrheit sagen… denn für irre gehalten werden wollte er nicht.
 

Sein Mentor schien unsicher zu sein. Wallace erkannte, dass er ihm wohl etwas sagen wollte… aber er schien wohl Angst davor zu haben es noch schlimmer zu machen oder das Falsche zu sagen.
 

„Ich weiß, wie viel er dir bedeutet hat. Eure Beziehung zu einander habe ich bis heute nicht verstanden, aber das ist auch nicht wichtig und eigentlich geht es mich auch nichts an. Aber wenn es etwas gibt-“
 

Wallace lächelte und legte eine Hand auf die seines Mentors, nahm sie langsam von seiner Schulter und brachte ihn so damit zu verstummen.
 

„Ich weiß schon. Vielen Dank. Allerdings denke ich… dass ich damit auch allein zu Recht kommen werde. Ich kriege das schon hin… ich bin immerhin schon groß“, scherzte er am Ende, um die Situation ein wenig aufzulockern.
 

„Manchmal vergesse ich, wie alt du mittlerweile bist.“
 

Wallace hob eine feingeschwungene Augenbraue und musterte den Älteren einen Moment lang nur stumm.
 

„Na vielen Dank auch. Aber du solltest auch nicht vergessen, wie viel Jahre du inzwischen auf dem Buckel hast, alter Mann.“
 

Juan schien anscheinend froh, dass die Situation wieder locker war. Wallace verwunderte es nicht – immerhin wusste er genau, wie schlecht sein Mentor mit solchen Situationen umgehen konnte. Es fiel ihm nun einmal doch schwer, Gefühle zu zeigen.
 

„So gefällst du mir gleich besser, mein Junge.“
 

Wallace lächelte erneut und leerte seine Tasse, ehe er sich erhob und nach draußen sah. Es regnete noch immer ein wenig, allerdings hatte sich das Wetter schon ein wenig beruhigt. Schade eigentlich.
 

„Danke für den Tee, Juan. Ich werde morgen noch einmal in der Arena vorbeischauen.“
 

„Möchtest du nicht über Nacht hier bleiben? Ich habe immer ein Zimmer für dich frei.“
 

Juan wollte ihn nicht gehen lassen, dass sah er ihm an und sein Tonfall war fast schon drängend. Aber… er war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war hierzubleiben.
 

„Danke aber ich komme schon zu recht. Mach dir keine Sorgen.“
 

Zuhause würde er allein sein – mal wieder. Aber vielleicht brauchte er das auch im Moment. Er musste nachdenken… vor allen Dingen darüber, wie es jetzt weitergehen sollte. Denn irgendwie… hatte alles für ihn an Reiz verloren.
 

Dass Juan ihm nicht glaubte, konnte er ihm nicht verübeln. Sein Tonfall hatte sich sogar für sich selbst unglaubwürdig angehört. Er ließ es zu, als er in die Arme des Arenaleiters gezogen wurde und war eigentlich sogar froh darüber. Er vergrub sein Gesicht an seiner Halsbeuge, atmete den Geruch seines Mentors ein, der ihn schon als Kind immer beruhigt hatte und der seine Augen dieses Mal zum Brennen brachte.
 

Der Griff um ihn verfestigte sich noch, als die ersten Tropfen seine Haut berührten und er ließ sich langsam mit ihm auf die Couch sinken, damit sie es bequemer hatten. Wallace lag nun halb auf ihm und würde man sie nicht kennen, könnte man wohl das Falsche denken.
 

Juan murmelte leise, beruhigende Worte während er ihm geduldig über den Rücken strich, sowie er es früher auch immer getan hatte. Beruhigen tat es ihm aber nicht wirklich – allerdings fühlte er sich geborgen… und dafür war er ihm dankbar.
 

Manches würde sich eben wirklich nie ändern. Und manchmal fand er das auch ganz gut so.

 
 

*~*~*~*~*~*
 

 
 

Erstmal ein dickes sorry, dass der Teil so spät kommt. War eigentlich schon ziemlich früh fertig aber meine Betaleserin hat sich nicht gemeldet…. Und jetzt habe ich einfach beschlossen ihn ungebetat on zu stellen û_u

 

Zum Teil selbst: eigentlich hatte ich es anders geplant aber Stevens Tod im Manga und ein Gespräch mit meiner Schwester über einen ihrer Patienten hat mich dazu inspiriert. Vielleicht kommt hierzu noch eine Fortsetzung, mal sehen.

 

Ich bedanke mich an dieser Stelle mal für alle Kommentare und Favos. ^_^

 

Über Reviews würde ich mich auch weiterhin wahnsinnig freuen.

 

Cheerios,

 

Peedi



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2012-06-25T20:33:15+00:00 25.06.2012 22:33
Auch wenn ich dem Pairing Juan/Wallace skeptisch gegenüber stehe, zwingt deer Fakt, dass Wallace und Steven vorkommen mich, es zu lesen.
Ich muss sagen:

1. Holy... Ich bin beeindruckt, dass es wirklich FFs mit Juan gibt. Das hat mir gerade ein klein wenig den Abend gerettet. :D
2. ... nur, damit ich nun halb am Flennen bin. D:

Es hat viel zu lange gedauert, dass ich realisiert hab, dass das nach Stevens Tod spielt. Von daher würde ich sagen, ist dir das ganze Verdängen und im Dunkeln lassen gut gelungen. Die Beziehung zwischen Juan und Wallace ist auch schön dargestellt, richtig erwärmend nach dem Wendepunkt.
Allerdings fand ich das Ganze etwas zu... Kalt, nachdem die Erinnerungen an Stevens Tod wiederkommen. Es wirkt beinahe etwas so, als kümmert es ihn nicht. Da hätte etwas mehr Gefühl besser gepasst, zusätzlich zu der relativ nüchternen Beschreibung mit den Phasen der Trauer.
Ansonsten toller, trauriger OS, mit eher wenig Fehlern - vor allem, wenn man bedenkt, dass deine Beta sich nicht gemeldet hat.
Hoffe auf eine Fortsetzung, von Wallace und Juan kann es nie genug geben. ;D
Von:  mor
2012-06-20T19:19:31+00:00 20.06.2012 21:19
Troy ist Tot? Ich bin Schokiert......und da ich den Manga zu Pokemon noch nie gesehen bzw. gelesen habe Schokiert es mich sogar noch mehr....


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