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C'est La Vie

120 Kurzgeschichten
von

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Hell-Bent

*~*~*~*~*~*
 

Hell-Bent
 

Es hatte lange gedauert, bis Gold kam. Fast drei Monate hatte er ihn warten lassen – nicht, dass Red die Tage gezählt oder wirklich auf ihn gewartet hatte… Lyra hatte es nur bei ihren Besuchen immer wieder gesagt. Ihr und auch Silver zu Folge stand er immer wieder am Fuße von Mount Silver, traute sich allerdings nicht zu ihm zu kommen.
 

Und nun war er hier. Und schwieg. Dass ihn das tierisch nervte brauchte er jawohl nicht zusagen, oder? Wahrscheinlich sollte er – gerade er! – sich über so etwas nicht aufregen… aber er tat es. Weil er genau wusste, dass Gold reden sollte. Er sollte viel reden und laut.
 

Gold sollte die ganzen drei Stunden, die er hier war, kein Wort sagen. Er seufzte nicht einmal oder so. Er saß einfach nur da und erwiderte seinen ruhigen Blick stur und mit einem Hauch von Trotz.
 

Als es langsam dunkel wurde, erhob der Jüngere sich und ging, ohne eine Geste des Abschieds, wieder seiner Wege.
 

Würde er sagen, dass er ein wenig irritiert war, würde er Lügen. Er war so verwirrt wie lange nicht mehr. Selbst, nachdem Silver ihm irgendetwas über sein Sexleben erzählt hatte – und wie sich sein momentaner Freund wohl als ziemlich naher Verwandter herausgestellt hatte – war er nicht so irritiert gewesen.
 

Und das, obwohl ihn diese Sache mit dem rothaarigen wirklich beschäftigt hatte. Nicht, weil sein Freund sich als irgendein naher Verwandter herausgestellt hatte, um Gotteswillen. Er fragte sich einfach nur, warum – zur Hölle – er ihm das erzählt hatte.
 

Red war verwundert, als Gold direkt am nächsten Morgen wiederkam. Als er die Augen aufschlug, saß er bereits auf seinem Standartplatz und sah ihn an. Und schwieg. Dass er ihn beinahe zu Tode erschreckt hatte, war nebensächlich. Dieses Schweige und Starren war ihm einfach nur unheimlich.
 

Er ließ sich nichts anmerken, ignorierte den Jungen einfach und kehrte, nachdem er sich gewaschen und gefrühstückt hatte, wieder auf seinen Platz zurück.
 

Die Sekunden, Minuten und Stunden zogen sich hin wie ein zähes, altes Kaugummi. Eines stand fest: er würde sich nie wieder darüber beschweren, dass Gold zu viel redete. Er war ja froh, wenn er überhaupt mal wieder ein Wort heraus bringen würde.
 

Allein schon die Tatsache, dass er das dachte war merkwürdig. Denn normalerweise hatte er sich immer gewünscht, dass er die Klappe halten würd. Aber das hier war um Weiten unangenehmer als gedacht
 

Wieder blieb Gold bis die Sonne unterging. Dann erhob sich schwerfällig und der Blick, der für ein paar Sekunden auf ihm liegen blieb, ließ ihn Stutzen. In seinen Augen hatte er eindeutig Genugtuung lesen können.
 

Red sah ihm kurz nach, runzelte die Stirn. Aus dieser Situation wurde er einfach nicht schlau.
 

--
 

Als am Abend sein Pokégear klingelte und er Lyras Nummer sah, war er beinahe schon froh. Wie immer nahm er einfach ab, sagte aber kein Wort. Das aufgeweckte Mädchen erzählte ihm, was sie letzten Wochen erlebt hatte, wie sich ihre Pokémon immer mehr von ihrer Entführung erholten und wie sie langsam wieder mit dem Training anfing. Besonders stolz war sie, dass ihr Dratini sich endlich zu einem Dragonir entwickelt hatte.
 

„Gold war hier“, meinte er einfach irgendwann und er hörte wie sie stockte. Scheinbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass er etwas sagen würde. Tat er immerhin fast nie. Auch schien sie sein Problem nicht zu verstehen, da sie etwas irritiert fragte: „Ja… und? Hat er irgendwas getan?“
 

„Nein“, erwiderte er und klang frustrierter als erwartet. „Das ist es ja. Er tut gar nichts.“
 

Wieder war es für eine ganze Zeit Still und nur Lyras Atem verriet, dass sie überhaupt noch dran war. Sie dachte nach, das wusste er. Sie verstand ihn nicht, wie es schien. Normalerweise tat sie das immer! Sie war wohl einfach zu lange nicht mehr hier gewesen. Kein Wunder, denn momentan war sie in Sinnoh.
 

„Ich verstehe nicht recht, Red“, gestand sie schließlich.
 

„Er sitzt einfach nur da und starrt mich an.“
 

Wieder war es für einen Moment still, dann fing Lyra plötzlich an zu lachen und hörte auch eine ganze Weile nicht auf. Das frustrierte ihn noch mehr. Was sollte das denn auch? Er hatte sowieso Probleme damit Menschen zu verstehen und nun das. Er war überfordert.
 

„Oh lieber Gott“, meinte sie noch immer belustigt, nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. „Er hätte Lance‘ Ratschlag nicht so ernst nehmen sollen.“
 

Was sie damit meinte, wollte sie ihm dann aber auch nicht sagen.
 

„Finde es selbst heraus.“
 

Er würde Frauen wohl nie verstehen.
 

--
 

Als Gold am nächsten Tag kam, war er schon wach und erwartete ihn bereits.
 

Wie immer grüßte ihn der Jüngere nicht, sondern setzte sich bloß auf seinen Platz und starrte ihn an. Dass ihn etwas so stören würde, hatte Red nie für möglich gehalten. Sollte er doch schweigen und starren. Dann hatte er jedenfalls seine Ruhe.
 

So sollte es jedenfalls sein. Denn in Wahrheit zerrte Golds Verhalten an seinen Nerven. Weil es einfach untypisch war und er ihn so nicht einschätzen konnte. Etwas, das er hasste.
 

„Du nervst“, murmelte er leise, kaum hörbar und drehte sich zu dem Jüngeren um, der ihn nun mit geweiteten Augen ansah.
 

„Aber…“ Gold brach ab, verwirrt über seine Worte und sah auf den Boden. „Ich habe doch nichts getan.“
 

Es tat verdammt gut seine Stimme wieder zu hören. Nur schien auch er sein Problem nicht zu verstehen. Was war daran denn so unverständlich?
 

Er nickte. „Das ist ja das Problem.“
 

Nun war es an Gold die Stirn zu runzeln und er erhob sich, schien wütend zu sein. Aber wieso? Er sollte nicht lange auf die Erklärung warten müssen.
 

„Okay, erst nerve ich dich, weil ich rede und dann nerve ich dich, weil ich nicht rede? Entscheide dich! Oder liegt es einfach an meiner Anwesenheit? Wenn ja, dann sag es und du wirst mich nie wieder sehen!“
 

Red wusste nicht, was er sagen wollte. Natürlich nervte Gold ihn manchmal, wenn er sprach. Aber viel öfter genoss er es, wenn er ihm von seinen Abenteuern erzählte oder sich einfach nur darüber beschwerte, dass Professor Eich sich noch immer nicht an seinen Namen erinnern konnte. Mit der Aussage, dass er ihn einmal gefragt hatte, ob Silver ein Junge oder ein Mädchen ist, hatte er ihn sogar zum Schmunzeln gebracht.
 

„Schon verstanden. Ich weiß dein Schweigen schon richtig zu deuten.“
 

Ach ja? Denn er hatte doch einfach nur nachgedacht. Moment, wollte er jetzt gehen? Oh! So hatte er sein Schweigen also gedeutet… na ja. Lyra konnte sein Schweigen besser verstehen. Wenn sie ihn nicht gerade auslachte.
 

„Warte.“
 

Gold blieb abrupt stehen, drehte sich zu ihm. „Was ist denn?“
 

Red zögerte. Er war mit Worten nicht gut, ganz und gar nicht. Auch sein Schweigen schien seit neustem immer missverstanden zu werden. Deshalb ging er zu ihm und in den Augen Golds flammte Hoffnung auf.
 

Worte und Schweigen wurden leicht missverstanden. Deshalb sollte er es vielleicht einmal mit Taten versuchen.
 

Aus diesem Grund zögerte er nur kurz, als er endlich vor ihm stand und legte seine Lippen auf die des anderen. Der Kuss war schüchtern und nicht sonderlich lang. Sie schienen beide eher Unerfahren zu sein was so etwas anging. Eigentlich hatte er gedacht, dass Gold schon mal einen Partner gehabt hatte. Er war einfach der Typ dafür.
 

Red seufzte, als er sich von ihm löste und ging in Richtung der Höhle, in der immer schlief.
 

Als Gold ihm nicht folgte zögerte er kurz und drehte sich nicht zu ihm um.
 

„Komm.“
 

Ein kurzes Zögern, dann hörte er, wie Gold ihm folgte und unsicher nach seiner Hand griff, die er umschloss. Trotz der Kälte war sie außergewöhnlich warm.
 

Gold blieb die Nacht. Er hatte sich an ihn gekuschelt, den Kopf auf seiner Brust abgelegt und redete wie ein Wasserfall, wenn auch dieses Mal um einiges leiser. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass sie sehr wenig anhatten und er ab und an ziemlich abgelenkt schien, aber es war ihm auch egal.
 

Die Hauptsache war, dass er wieder sprach und ihn nicht aufgegeben hatte.
 

*~*~*~*~*~*
 

Erstmal: Lance‘ Ratschlag wird in Silvers Besuch enthüllt werden, also keine Angst ;)
 

Großartig dazu sagen kann ich nichts… nur, dass es noch eine Fortsetzung mit dem Titel „In Between Worlds“ geben wird. Allerdings wird die wohl erst ziemlich spät kommen.
 

Kommentare sind gern gesehen.
 

Cheerios,
 

Peedi



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mor
2012-05-26T19:18:41+00:00 26.05.2012 21:18
muhahahaha ^^ Da wurde Red doch Tatsächlich durch's Schweigen zum Reden gebracht ^^ Kicher ^^


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