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Er, sie und die anderen

Wenn der Tod um sich greift
von

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Was für eine beschissene Schule!

Was für eine beschissene Schule!
 


 

Am übernächsten Morgen kam die erste SMS.
 

»Hey, hier Deidara.

Hast du Lust dich mit mir

im Metro zu treffen?«
 

»Wenn du mir sagst,

wo das ist, gerne.«
 

»Du kennst das Metro nicht?

Das coolste und beliebteste

Café überhaupt?!«
 

»Ich bin doch erst vor

einer Woche hergezogen!«
 

»Echt? Wusste ich gar nicht!

Und gefällt es dir hier?«
 

Sie seufzte.
 

»Wo ist das Metro?«
 

»Wo wohnst du?

Ich hol dich ab!«
 

Wieder seufzte sie und schickte ihm eine SMS mit Straßennamen, Hausnummer und kleiner Wegbeschreibung von der U-Bahn aus.
 

»Bin in einer Stunde da!«
 

Sie überlegte, was sie die Stunde machen sollte und beschloss, dass es sinnvoll wäre zu frühstücken.

Ihre Mutter schlief noch, da sie gestern zusammen bis spät in die Nacht Horrorfilme geguckt hatten und ihr Vater war schon arbeiten. Sie selbst war normalerweise auch nicht so früh auf – um elf Uhr. Aber nachdem sie so unruhig geschlafen hatte, dass sie von selbst aus der Hängematte gekugelt war, wollte sie nicht weiter schlafen. „Scheiß Horrorfilme.“
 

„Hey, hübsches Sweatshirt!“, begrüßte Deidara sie. Maya grinste, denn sie trug tatsächlich das, was er ihr ausgesucht hatte. „Ich weiß. Schön dich zu sehen. Willst du noch reinkommen?“ „Wenn du nichts mehr erledigen musst, könnten wir gleich los. Ich hab mir überlegt, dich ein wenig rumzuführen und dir die wichtigsten Plätze der Stadt zu zeigen. Da du ja neu bist und so!“ „Du hast das hm vergessen.“ „Was?“, er sah sie verwirrt an. „Dein Sprachfehler.“ „Oh… Stimmt, hm!“ Sie grinste.
 

„Wohin gehen wir zuerst?“, wollte Maya wissen, als sie mit Deidara Seite an Seite durch die Straßen lief.

„Stadtpark. Treffpunkt für Grillpartys und generell Partys und gut zum Abhängen, hm.“

Tatsächlich machten sie einen ausgiebigen Zweistundenspaziergang durch den zugegeben riesigen Park.

Maya fand das ein oder andere schöne Plätzchen, aber besonders der See hatte es ihr angetan. Nicht dass es davon nur einen gab. Nein, es gab zwei, je an der Nord- und Südseite des Parks. Zusätzlich war irgendwo mittig, etwas versteckt, ein kleiner Teich zu finden. Aber Maya gefiel der Nordsee am besten, dort war es ruhiger und man wurde nicht von kleinen Kindern angerempelt, während man den Enten vortäuschte, Brot zu haben und dann doch nur kleine Steinchen warf.

Außer dem Stadtpark führte Deidara sie noch zu den verschiedensten Plätzen. Ein turmartiges Gebilde zum Stadtüberblicken, was wegen Mayas Höhenangst vorerst nur von unten zu bewundern war. Eine Spielhalle. Die beliebtesten Fast-Food-Läden. Sowie eine Disco – wo angeblich fast jeden Abend eine fette Party stieg.

Der Minutenzeiger auf Mayas Uhr näherte sich gerade wieder der Zwölf, während der Stundenzeiger unbeweglich auf der Fünf weilte, da klingelte das Handy des Blonden.

„Hallo, Deidara hier, hm. Was gibt’s?“

Maya musterte ihn. Sein Gesichtsausdruck wechselte schnell von überrascht zu besorgt. „Krankenhaus? Wieso bist du im Krankenhaus, hm?“

Sie zog eine Augenbraue hoch. Das klang übel.

„Und wieso… Ach so, hm. Ja. Ist gut, hm.“ Jetzt schwankte sein Gemütszustand anscheinend zwischen Besorgtheit und Genervtheit.

Fragend sah Maya ihn an, als er aufgelegt hatte. „Tut mir Leid, Maya“, meinte er entschuldigend. „Aber ein Freund von mir hatte eine Art Unfall und ich soll ihn im Krankenhaus abholen, hm.“

Sie blinzelte. „Schon okay, aber es ist doch nichts Schlimmes, oder?“

Jetzt grinste Deidara wieder. „Quatsch, hm. Sagen wir, derjenige ist ein Handwerker und hat sich eins seiner Werkzeuge durch die Hand gerammt, hm.“

„Oh… nett.“

„Ist es in Ordnung, wenn…“ – „Ja, ja, ich find schon alleine nach Hause!“, sie lächelte ihn an. „Grüß deinen Freund von mir und wünsch ihm gute Besserung – auch wenn er mich nicht kennt.“

„Werde ich machen!“, lachte er. „Also ich ruf dich heute Abend noch mal an, um sicherzugehen, dass du wirklich zu Hause angekommen bist, hm!“

„Okay“, sie winkte ihm hinterher, als er in östliche Richtung davon lief.
 

Maya war nur knapp zehn Minuten durch die Straßen geirrt, als sie die nächste sonderbare Begegnung hatte. Und diese trug sich wie folgend zu.
 

Sie lief gerade auf dem Bürgersteig neben einer viel befahrenen Straße entlang, rechts von ihr reihten sich Geschäfte, Boutiquen und Cafés aneinander. Sie blieb vor einem Schaufenster stehen und betrachtete die Schaufensterpuppen, die mit mehr oder minder grauenhaften Kleidern bestückt worden waren. „Die Armen“, murmelte sie unbewusst, da taumelte auf einmal ein Mädchen aus der Seitenstraße neben dem Schaufenster.

Sie hatte lange, dunkle, bläuliche Haare und sehr helle Augen. Maya schätzte sie auf ungefähr fünfzehn oder sechzehn Jahre. Sie war ungewöhnlich blass und atmete schwer, als wäre sie gerade quer durch die ganze Stadt gerannt. Und diese Stadt war groß. Zu groß für Mayas Geschmack.

Erst war sie unsicher, ob sie etwas zu dem Mädchen sagen oder ihr Hilfe anbieten sollte. Schließlich wusste sie nichts über sie und wer sagte, dass etwas nicht stimmte? Vielleicht war sie nur in Eile.

Als die andere aber auf die Knie ging und es aussah, als würde sie gleich zusammenbrechen, hockte Amaya neben ihr, ehe sie wusste was sie tat.

„Hey, alles okay mit dir?“, fragte sie hektisch.

Das andere Mädchen antwortete nicht direkt. Sie atmete immer noch schwer und nickte nur vage, schüttelte dann aber den Kopf.

„Ah… ähm, komm mit!“, sie wollte dem Mädchen aufhelfen, was dieses auch zuließ. „Gehen wir in ein Café, da kannst du dich ausruhen.“

Maya stützte sie und die Kellnerin des Cafés musterte sie besorgt, als sie eintraten. „Kann ich euch helfen?“

„Ja, für sie bitte ein Wasser“, orderte Maya und bugsierte das blasse Mädchen nun an einen Tisch nahe der Tür. „Setz dich erstmal“, schlug sie etwas unsicher vor.

Die Helläugige nickte und ließ sich nieder. Ihr Atem ging schon regelmäßiger, sie wirkte jedoch immer noch leicht verstört.

„Ich bin Maya und du?“

„Hinata“, antwortete sie leise.

Maya nickte, da kam auch schon das bestellte Wasser.
 

Als sich Hinata soweit erholt hatte und ihre anfängliche Scheu auch überwunden hatte - was zugegeben lange gedauert hatte, aber Maya war ja zum Glück ein geduldiger Mensch, außerdem hatte sie Hinata schließlich geholfen - erzählte sie ihr, was vorgefallen war.

„Ich hab ein paar Jungs aus meiner Schule gesehen. Und ein paar Fremde. An einer abgelegenen Straße. Der eine hat dem andern was gegeben und ich glaube…“, sie verstummte und sah sich unbehaglich um. Maya legte den Kopf schief.

„I-Ich glaube, das war… illegal“, schloss Hinata mit gesenktem Blick.

„Wie kommst du darauf?“, hakte Maya verwundert nach.

„Es gehen Gerüchte in der Schule um.“

„Oh“, ihr schwebte da ein Gedanke im Kopf rum. Eigentlich war es ziemlich abwegig, aber da sie die lästige Fähigkeit hatte, Unglück nur so anzuziehen und fragen ja nichts kostete... „Auf welche Schule gehst du, Hinata?“

„Sarutobi Kasai High.“ Sie sah zum ersten Mal auf. Ihr Blick kreuzte Mayas. „Was ist, Maya-san?“

„Na, erstens heißt es Maya-chan und zweitens geh ich ab nächster Woche auf dieselbe Schule.“ Geiler Schulstart.

„Was?“, Hinata sah fast erschrocken aus, was Maya ein Lächeln entlockte.

„Ja, ich bin neu hergezogen und werde auf diese Schule gehen.“ Ich wollte nicht her und jetzt darf ich mich also auch noch mit illegalem Zeugs rumschlagen? Was für eine beschissene Schule hat Mum da ausgesucht?!

„Oh“, mehr sagte das Mädchen darauf nicht. Sie betrachtete lieber die Maserung des Tisches. Auch Maya hing ihren Gedanken nach.

Wenn Hinata sagte, die Jungs von der Schule wären in etwas Illegales verstrickt, hätte das Auswirkungen auf Maya? Sicher nicht.

Oder?

Sie musste ja nichts mit denen zu tun haben und wenn sie sich nicht einmischte, würden die sie wohl in Ruhe lassen. Das würde schon klappen.

Oder?

„Maya-chan?“

„Ja?“

„Ich sollte nach Hause gehen. Es ist schon spät.“

Tatsächlich stellte Maya mit einem Blick auf die Uhr fest, dass es bereits nach acht Uhr war. Sie sah auf, als Hinata in ihren Taschen kramte. „Was suchst du?“

Das Mädchen errötete. „Das Geld für…“ – „Nein, vergiss es. Das bezahl ich. Ab nach Hause mit dir!“, grinste sie.

„A-Aber“, wollte Hinata widersprechen, doch Maya unterbrach sie mit einem Kopfschütteln. „Geh nach Hause. Ich schätze, wir sehen uns dann in der Schule.“

„Danke, Maya-chan“, das Mädchen neigte respektvoll den Kopf, ehe sie aus dem Café verschwand.

Etwas erstaunt sah Maya ihr hinterher. „Das war ja fast wie eine Verbeugung“, nuschelte sie. Das war ihr noch nie passiert. Noch nie in ihrem ganzen Leben.

„Seltsames Mädchen.“
 

„Viel Spaß, Schatz!“, wünschte Reiko ihrer Tochter, als sie mit dem Auto vor dem Schultor hielten. Heute war Montag und Mayas erster Schultag.

„Hm.“ Maya wollte schon jetzt wieder nach Hause, löste aber widerstrebend den Anschnallgurt. „Wird sicher lustig“, kommentierte sie ironisch.

„Bestimmt“, bestätigte die gut gelaunte Frau neben ihr und überhörte all die so präzise eingesetzte Ironie.

Maya seufzte. „Bis heute Abend.“ Sie ließ sich noch einen Kuss auf die Wange drücken und stieg dann aus dem Auto.

Langsam schritt sie über den Schulhof. Um sie herum unterhielten sich Schüler und Schülerinnen, Maya konnte nicht verstehen worüber, dafür waren es zu viele Gespräche auf einmal. Sie spürte aber wie ihr einige Blicke folgten und das veranlasste sie unwillkürlich schneller zu gehen.

Ein kühler Luftzug fuhr ihr entgegen, als sie die Stufen zum Eingang erklomm. Wie ein Vorzeichen.

„So. Wo geht’s jetzt zum Sekretariat?“

„Treppe hoch. Zweiter Stock, dritte Tür links“, antwortete ein ebenfalls blauhaariges Mädchen, das in diesem Augenblick an ihr vorbei ging.

Perplex sah Maya ihr nach, wie sie den Gang weiter entlang lief und hin und wieder von andern Schülern gegrüßt wurde. „Danke“, sagte sie ungehört und folgte dann der Wegbeschreibung.

„Äh, guten Morgen. Ich bin…“ – „Ach, du bist sicher die Neue!“, riet die Sekretärin dazwischen. „Wie war das noch? Ayaka Hiroshi?“

„Amaya Hitoshi“, korrigierte sie nüchtern.

„Oh, entschuldige“, jetzt wirkte die Frau etwas verlegen. „Ich such dir gleich deinen Stundenplan raus. Einen Moment, bitte.“

Maya nickte und beobachtete die Frau, wie sie schnell auf der Tastatur ihres Computers rumklapperte. Sie hatte dunkle, schulterlange Haare und eine zierliche Statur. Dann erblickte Maya ein Namensschild. „Shizune…“

„Ja?“, die Dunkelhaarige sah auf.

„Ä-Äh. Nichts, nichts!“, sie winkte ab. Gewöhn dir endlich ab, alles laut zu sagen!

„Wie du meinst. Hier ist dein Stundenplan“, sie überreichte ihr einen ausgedruckten Zettel, „und als erstes hast du heute Biologie. Das ist ganz oben, hier im Gebäude. Findet man ganz leicht“, Shizune lächelte die Blauhaarige ermutigend an.

Maya nickte erneut und bedankte sich, bevor sie sich auf den Weg nach oben machte. Natürlich hatte es schon geklingelt.

Und natürlich hatte das beschissene Gebäude fünf Stockwerke.

„Fuck“, brummte Maya, etwas außer Atem, als sie oben angekommen war. „Das kann ja was werden.“

Sie klopfte an eine Tür hinter der sie den Biologieraum vermutete und trat ein.



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