Zum Inhalt der Seite

The darkest thrill

NaruSasu
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Faith in love and music

Das Aufwachen ist jedes Mal aufs Neue überraschend unglamourös und unangenehm. Als würde man beim Augenaufschlagen den spitzen, faustkeilgroßen Stein bemerken, der schon die ganze Nacht Zeit hatte, sich in den Rücken zu bohren, nur dass man es bisher nicht gespürt hat. Aber hier gibt es keine Steine, in Sasukes und Narutos Wohnung, obwohl man dafür wahrscheinlich alles andere findet, wenn man nur lang genug sucht. So zum Beispiel der verschollen geglaubte Briefkastenschlüssel, der Naruto gerade neckisch von unter dem Sofa heraus anglänzt, oder eine ungeöffnete Instantnudelsuppe, die wohl irgendwie da drunter gerollt sein muss. Und—wow, ist das ein Plektrenfriedhof?

 

Mit so vielen Erkenntnissen kommt Narutos Kopf so früh am Morgen (oder Mittag) nach einer so exzessiven Nacht nicht zurecht. Und der Boden wird auch nicht bequemer, je länger er darauf liegt. Außerdem drückt er das ganze Blut von Sasukes Arm ab, der sich irgendwie unter Narutos Schulterblätter verirrt hat. Was nichts Neues ist, im Gegenteil, die beiden sind schon in sehr viel ungewöhnlicheren Konstellationen aufgewacht; mal komplett ineinander verschlungen oder aneinander gekauert, ein anderes Mal mit Sasukes Hand unter Narutos T-Shirt. Wie auch immer, Erfahrung hat gezeigt, dass es ziemlich egal ist, wie sie einschlafen, das Resultat ist jedes Mal dasselbe, immer wachen sie nebeneinander oder übereinander oder ineinander verworren auf, solange sie im selben Zimmer sind. Wie zwei Magnete, ein bisschen.

 

Sein Kopf dröhnt beim Aufsetzen wie der Techno der Raver aus dem zweiten Stock—inzwischen ist es friedvoll still, aber um 5 Uhr morgens war das noch nicht so. Vielleicht hätte er einfach liegen bleiben sollen, wäre mit etwas Glück sogar wieder eingeschlafen, und dann müsste er sich nicht dieser unbequemen Realität stellen, sondern könnte genauso entspannt vor sich hin träumen wie Sasuke, der zur Hälfte in einer Pfütze verschüttetem Vodka liegt, ohne dass es ihm etwas ausmacht.

 

Auf dem Weg zum Bad stolpert Naruto über einen Plastikbecher mit undefinierbarer Flüssigkeit, in der Zigarettenstummel schwimmen wie kleine Boote auf einem umweltverseuchten See, und flucht ein bisschen, als der Becher kippt und seinen Inhalt über dem Fußboden verteilt. Aber dadurch lässt er sich nicht abbringen von seinem Weg zur herbeigesehnten Dusche. Mit etwas Glück ist das Wasser sogar warm.

 

Als Naruto mit tropfenden Haaren wieder zurück ins Wohnzimmer kommt, ist Sasuke schon wach, jedenfalls sitzt er aufrecht und betastet angewidert seinen vodkaverklebten Hinterkopf. Vielleicht ist es zu früh, ihm Guten Morgen zu wünschen, denn anstatt zurück zu nicken, schaut ihn Sasuke nur an, als würde er sich am liebsten in eine Ecke verkriechen und sterben. Dass Sasuke kein Morgenmensch ist, war Naruto schon zwei Wochen nachdem er ihn kennengelernt hat klar, wobei die Tageszeit an sich keine Rolle spielt, Sasuke kann auch am späten Nachmittag aufwachen und ist trotzdem noch schlecht gelaunt, sogar ganz besonders, wenn er beim Einschlafen nicht nüchtern war. Naruto ist da anders; er sprüht vor Energie seit dem ersten Augenaufschlag und auch wenn sein Kopf pocht, ändert das nur wenig an seiner angeborenen Lebensfreude. Deshalb achtet er auch gar nicht besonders darauf, was Sasuke so feindselig vor sich hin nuschelt (er scheint den umgekippten Becher entdeckt zu haben) und tänzelt auf Zehenspitzen zur Küchenzeile, um Frühstück zu machen, bevor er etwas gegen das Chaos im Wohnzimmer unternimmt.

 

Es gibt heute auch gar keinen Grund für Naruto, nicht motiviert und euphorisch zu sein, denn etwas Großes ist gestern Nacht passiert; Sasuke und er haben nach langem Herumgerede und ein bisschen zu viel Alkohol beschlossen, eine Band zu gründen. Nicht irgendeine Band, sondern die Band, auf die das Land gehofft hat, all die plastikpop-sedierten Revolutionäre, die nur auf jemanden warten, der Mauern niederreißt und ihnen den Glauben an Liebe und Musik wiedergibt. Vielleicht sind diese Ziele ein bisschen hochgesteckt, aber niemand hat die Welt je verändert, indem er bescheiden war. Das ist jedenfalls Narutos Sicht auf die Dinge und auch genau das, was er Sasuke verkündet hat, als der schon nicht mehr gerade stehen konnte. Bestimmt war der Alkohol Schuld, aber Sasuke hat ihm zugestimmt, sogar so etwas wie Begeisterung gezeigt, soweit ihm das überhaupt möglich ist, und Naruto hat keine Absicht, sich wieder wegnehmen zu lassen, worauf er seit fast zwei Jahren hingearbeitet hat. Auch wenn es nicht viel ist, keine Band per se, sondern nur eine mündliche Zusage auf sehr wackeligen Beinen. Das kann so natürlich nicht bleiben, findet Naruto, das ideologische Grundgerüst ist zwar sorgfältig modelliert, aber all die konkreten praktischen Details fehlen.

 

"Wir brauchen einen Namen! Und Songs!"

 

"…Was?"

 

"Für die Band!"

 

Blinzelnd dreht sich Sasuke herum. Wann genau haben sie beschlossen, dass sie eine Band gründen wollen? Er erinnert sich nur noch vage an gestern Abend, der Alkohol verschmiert alles ein bisschen, so um die Ecken herum.

 

"Weißt du, Sasuke, ich habe eine Vision! Und du und ich, wir können das schaffen. Da bin ich mir ganz ganz sicher!"

 

Er nimmt einen Schluck und kichert in sich hinein, bevor er fortfährt und seine Pläne skizziert. Alles, was er sagt, ist lächerlich idealistisch und naiv, aber durch den Schleier des Alkohols klingt es wie eine gute Idee.

 

"Ich spiel Akkorde, weil ich, uh, nichts anderes kann, und du machst Lead. Das wird super. Wir werden das nächste große Songwriter-Duo nach Lennon/McCartney und Morrissey/Marr, nein, wir werden sie sogar noch übertreffen und in die Musikgeschichte eingehen als die beste Band aller Zeiten! Wenn das einer schafft, dann wir, Sasuke, du und ich."

 

Nüchtern hört es sich nach Megalomanie und Zeitverschwendung an, jedenfalls für Sasuke, bei Naruto ist er sich da nicht so sicher, es wäre ihm zuzutrauen, dass er das alles wirklich ernst meint. Deshalb und weil Sasuke inzwischen genug Zeit in seiner Gegenwart verbracht hat, um ziemlich sichere Prognosen stellen zu können, weiß er, dass er aus der Sache nicht mehr herauskommt und es wahrscheinlich einfacher ist, mitzuspielen als sich dagegen zu sträuben. Er bezweifelt, dass es klappt, aber Naruto hat alles Selbstvertrauen der Welt und vielleicht hilft das ja.

 

Natürlich hilft es nicht. Selbstvertrauen kann keine Plattenverträge herbeizaubern und nicht mal dafür sorgen, dass sich Narutos musikalische Talente auf magische Weise vervielfachen. Eine Woche ist vergangen seit der spontanen Bandgründung, aber in ihrem Alltag hat sich nichts verändert, mit der vernachlässigbaren Ausnahme, dass Naruto manchmal zu ihm kommt und quengelt, weil er gerne gemeinsam Songs schreiben würde und Sasuke bisher noch keinen Finger gerührt hat. Dabei hat er ein ganzes Notizbuch voller Melodien und Licks, das eigentlich genug Stoff für ein paar Lieder hergeben sollte, aber bis auf den gelegentlichen verstreuten Vers auf ein paar Seiten gibt es keine Lyrics. Es ist lange her, seit er das letzte Mal etwas geschrieben hat, denn er wird selten seinen eigenen Ansprüchen gerecht und es kostet jedes Mal Überwindung, auch nur nebensächliche Details seiner Psyche preiszugeben. Aber diesen Part des Songwritings einfach Naruto zu überlassen, geht ihm nur ein einziges flüchtiges Mal durch den Kopf; er verwirft den Gedanken sobald er gekommen ist, denn es ist Naruto und ihm ist das Ganze nicht wichtig genug, dass er dafür so tief sinken würde.

 

Deshalb steht alles erst einmal still und Sasuke kann nicht von sich behaupten, dass ihm das irgendetwas ausmacht. Bis Naruto eines Tages beschließt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Wörtlich, denn als Sasuke nach Hause kommt, sitzt er wartend auf dem Sofa, mit seiner Gitarre, und hält ein dünnes Notizbuch mit schwarzem Einband in die Luft.

 

"Kann ich mal sehen?", fragt er überflüssig und Sasuke hat keine Ahnung, wie er das Teil gefunden hat, es ist nicht so, dass er es offen herumliegen lässt und ihm ist nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, dass Naruto sein Zimmer durchsucht, wenn er nicht da ist. Aber jetzt ist es sowieso zu spät, deshalb zuckt Sasuke nur mit den Schultern und notiert sich im Hinterkopf, dass er bei Gelegenheit mal mit Naruto über Privatsphäre sprechen sollte.

 

"Tu dir keinen Zwang an."

 

Die nächsten Stunden brütet Naruto über dem Heft und seiner Gitarre, versucht Sasukes unleserliche Handschrift zu dechiffrieren und verschafft sich einen Klangeindruck von allem. Wenn ihm irgendwo etwas einfällt, passiert das meistens noch während er die letzten Töne spielt, und er kritzelt fiebrig seine Worte neben Sasukes Melodien.

 

Die meiste Zeit versucht Sasuke, ihm einfach keine Beachtung zu schenken, aber Naruto ist so seltsam und vertieft in seiner eigenen Welt, dass es nicht immer klappt; manchmal wirft er ihm verstohlene Blicke aus den Augenwinkeln zu, manchmal lässt er sich sogar dazu hinreißen, offen zu starren, weil Naruto so auffällig ist und sowieso nichts mitbekommt von dem, was um ihn herum passiert.

 

Irgendwann klappt er das Buch zu und legt die Gitarre beiseite und es dauert keine fünf Sekunden, bis er vor Sasuke steht und ihm übereifrig jeden einzelnen Satz zeigt, den er sich zusammengereimt hat; mal sind es ganze Verse oder ein Chorus, manchmal aber auch nur wenige Zeilen. Das meiste ist keinen zweiten Blick wert, aber ab und zu bleibt er an etwas hängen und es ist nicht schlecht, auch wenn Sasuke mit sich ringen muss, so etwas überhaupt zu denken. Es ist ein bisschen ungeschickt, ja, und nicht scharfsinnig genug, aber es ist brauchbarer als alles, was er selbst in den letzten Monaten zu Papier gebracht hat und das ist sein Abschied von jedem Rest an Objektivität, den er sonst irgendwie zusammengekratzt hätte. Naruto macht große Augen und wartet auf ein Urteil, auf ein positives wahrscheinlich, so hoffnungsvoll wie er schaut, und wenn sein Strahlen irgendetwas zu bedeuten hat, weiß er, dass er stolz auf sich sein kann, freut sich vielleicht auf seltenes Lob von Sasuke, aber es gibt in dem Moment nichts, was ihm mehr widerstrebt.

 

"Das ist nicht gut genug. Probier was anderes."

 

"Waas? Gar nichts davon ist brauchbar, im Ernst?", jammert Naruto, aber die Enttäuschung schlägt schnell in Ärger um und Sasuke will nicht zugeben, wieviel es ihm ausmacht, dass Naruto nur so wenig demoralisiert ist. "Du bist doch überhaupt nicht qualifiziert, um das einfach so zu bestimmen! Das meiste ist nicht schlechter als was normal so im Radio läuft!"

 

"Damit will ich aber nicht assoziiert werden", entgegnet Sasuke und hat das letzte Wort.

 

Aber Naruto ist nicht dumm. Er weiß, was er kann und er weiß, dass Sasuke ein unfairer Bastard ist, also kommt die Kritik nicht wirklich überraschend, wenn er so darüber nachdenkt, es war vielleicht ein bisschen zu naiv, auf Lob von Sasuke zu hoffen. Aber das ist kein Problem, davon lässt sich Naruto nicht runterziehen, dann muss er eben etwas Besseres schaffen, das Sasuke einfach nicht ablehnen kann ohne wirklich lächerlich dabei zu klingen.

 

Das ist sein neues Ziel und Naruto hat keine Zweifel, es sehr bald zu erreichen, denn sein Kopf sprudelt praktisch über vor Ideen, hinter jeder Ecke verstecken sich neue Inspirationen und alles, was er tun muss, ist, sie irgendwie in Worte einzufassen. Die nächsten Tage macht er nicht viel anderes und es gibt nur eine Handvoll Dinge, die seine Aufmerksamkeit für mehr als fünf Minuten davon wegziehen können.

 

Sasuke ist wie erwartet nicht sehr unterstützend. Er demotiviert Naruto, wo er nur kann, und bemüht sich, seine Geringschätzung so offen und unmissverständlich wie möglich zu machen, das ist eines seiner Talente und dafür hat Naruto beinahe so etwas wie Respekt. Es hilft aber nicht viel gegen sein Bollwerk an unerschütterlichem Optimismus und auch wenn Sasuke von psychologischer Kriegsführung abrückt und ihm andere Steine in den Weg legt, er weigert sich zum Beispiel prinzipiell, Naruto sein Notizbuch zu überlassen, auch wenn er besonders lieb fragt und bittet, dann ist das kein Problem, er wartet einfach, bis Sasuke die Wohnung verlässt und sucht es eben selbst. Er versteht nicht wirklich, wieso Sasuke das Buch nicht einfach offen liegen lassen kann und es immer verstecken muss, denn Naruto durchsucht eigentlich nur ungern die Zimmer anderer Menschen ohne ihr Wissen, aber es dient ja einem guten Zweck.

 

Das Problem dabei ist, Sasukes Zimmer ist Chaos in seiner reinsten Form. Von außen wirkt alles völlig unscheinbar, es ist im Gegensatz zu ihrer Küche und Couch hygienisch und auch relativ staubfrei, nichts liegt auf dem Boden herum, das Bett ist sogar gemacht, aber es existiert kein System. Immer wenn Naruto etwas sucht, muss er das ganze Zimmer auseinandernehmen, weil sich die Zusammensetzung der Schränke und Schubladen fortlaufend ändert. Stifte verstecken sich zwischen T-Shirts, CDs Socken und Magazine teilen sich eine Schublade, Feuerzeuge haben überall Kolonien gegründet—Naruto fühlt sich ein bisschen wie Alice im Wunderland; jedes Mal, wenn er wiederkommt, sieht alles anders aus und er verläuft sich hoffnungslos. Selbst ist er sicher auch nicht der Ordentlichste, aber er hat zumindest ein System—einen Schrank für saubere Klamotten und einen Berg Wäsche, der je nach Tageszeit den Standort wechselt, ein paar Schubladen für thematisch sortiertes Kleinzeug und seine Bücher-, CD- und Videospielsammlung, die zum Teil noch immer in Kartons in der Ecke liegt, weil es an Stauraum mangelt, und sich zum Teil quer im Wohnzimmer verteilt. Der Punkt ist, wenn Naruto etwas sucht, findet er es sofort oder nach wenigen Fehlschlägen, aber er kann sich nicht vorstellen, dass dasselbe auch auf Sasuke zutrifft. Vielleicht steckt ja irgendeine Form von Logik dahinter, die nur er durchschaut, Naruto wird jedenfalls nicht daraus schlau. Etwas Positives hat die ganze Sache allerdings—so kann er sich inzwischen sicher sein, dass Sasuke nichts vor ihm verbirgt, weil er es sonst nämlich längst entdeckt hätte.

 

Bis er dann doch etwas findet; ein ziemlich funktional und ziemlich illegal aussehendes Springmesser irgendwo zwischen Batterien und Handschuhen. Es ist ein bisschen merkwürdig, Naruto ist zwar kein Experte in Sachen Waffengesetz, doch er ist sich ziemlich sicher, dass solche Messer nicht erlaubt sind und man auch nicht ohne Weiteres an eins kommt, es wirkt aber nicht so, als hätte Sasuke irgendwie den Versuch unternommen, es zu verstecken. Verschwörungstheorien purzeln in Narutos Kopf durcheinander, von denen über die Hälfte selbst in seinen eigenen Gedanken lächerlich klingt, deshalb beschließt er, den unkomplizierten Weg zu gehen und Sasuke einfach zu fragen, sobald er nach Hause kommt. Falls er wirklich ein Attentäter sein sollte, wird er hoffentlich Erbarmen mit Naruto haben.

 

Während er sich langweilt und auf Sasuke wartet, der eigentlich nur kurz weg wollte, um etwas zum Essen zu besorgen, kommt ihm eine Idee, die sich in dem Moment und in seinem Kopf wie die beste überhaupt anhört, aber er hat keine Zeit mehr, um nochmal nachzudenken, denn Schritte im Treppenhaus schrecken ihn auf. Er eilt zur Tür und versteckt sich dahinter, als er Schlüssel klimpern hört, springt fünf Sekunden später mit gezücktem Messer hervor und säbelt dabei fast Sasukes Nasenspitze ab, weil er nicht damit gerechnet hat, dass die Klinge so lang ist. Als Resultat hat er ein paar blaue Flecken mehr an dem Abend, dafür konnte er ein Bild von Sasukes erschrockenem Gesicht in seinen Erinnerungen abspeichern und das war es irgendwie wert.

 

"Ich hab dieses Messer vorhin bei dir gefunden. Wieso hast du sowas?", fragt er ein paar Minuten später, als Sasuke auf dem Sofa mit chinesischem Take-Away sitzt und sich seine Wut gelegt zu haben scheint. Dabei lässt er es aufspringen und studiert die Klinge ehrfürchtig. "Sind die Dinger nicht illegal?"

 

"Familienerbstück. Und jetzt gib her."

 

Aber Sasuke macht keine Anstalten aufzustehen und hält nur seine Hand auf.

 

"Ich weiß nicht, ob ich mich so wohl dabei fühle, so etwas im Haus zu haben… Wer sagt, dass du mich nicht eines Nachts damit im Schlaf meuchelst?"

 

"Du hast mich doch gerade attackiert", stellt er entgeistert und ein bisschen vorwurfsvoll fest zwischen zwei Löffeln Reis. "Das Risiko musst du wohl eingehen. Ich könnte dich auch jederzeit mit einem gewöhnlichen Küchenmesser abstechen."

 

"Hm. Stimmt. Ich bin ständiger Gefahr ausgesetzt!"

 

Naruto wedelt theatralisch mit den Armen und Sasuke verdreht die Augen, lässt das Ganze aber unkommentiert.

 

Die Erkenntnis, dass Sasuke wahrscheinlich kein Fremder im Umgang mit illegalen Dingen ist, kommt für Naruto nur schleichend. Erst als Kiba ihn praktisch mit der Nase darauf stößt, zieht er den Gedanken in Erwägung, dass es vielleicht doch Verstecke in Sasukes Zimmer gibt, die er nicht kennt.

 

Es ist einer der seltenen Abende, an denen er Sasuke dazu überreden konnte, mit ihm ein bisschen am Nachtleben teilzunehmen, das passiert nicht oft, aber gerade genießt er nur die Gesellschaft von Kiba, weil Sasuke vor einer Weile irgendwohin verschwunden ist. Sein Blick schweift durch die Menge und er klopft geistesabwesend mit seiner freien Hand den Rhythmus der Musik gegen die Wand, an der er lehnt, bis seine Augen irgendwann über eine bekannte Figur stolpern und er beobachtet, wie Sasuke mit einem zwielichtigen bebrillten Mann spricht, bevor er ihm auf die Herrentoilette folgt. Naruto weiß nicht ganz, was er darüber denken soll, deshalb beugt er sich zu Kiba herüber, der die Szene desinteressiert mitverfolgt hat.

 

"Was macht Sasuke? Wieso geht er mit einem anderen Mann aufs Klo?"

 

"Was denkst du denn, was er macht?", fragt Kiba amüsiert und ein bisschen überrascht.

 

"Sasuke ist schwul?!"

 

"Hahaha, nein. Okay, das vielleicht auch, keine Ahnung, aber er zieht sich nur etwas rein, nehme ich an."

 

Naruto blinzelt und senkt seine Augenbrauen. Kiba sagt es so, als wäre es die normalste Sache der Welt und halb so schlimm, aber für Naruto fühlt es sich eher an wie ein Schlag in die Magengrube.

 

"Meinst du wirklich? Sasuke nimmt Drogen…?"

 

"Wahrscheinlich, genauso wie die gute Mehrheit in diesem Raum. Du lebst jetzt schon seit zwei Jahren hier, bist du echt überrascht?"

 

"Keine Ahnung, hab nie drüber nachgedacht. Ich wusste das nicht."

 

Naruto ist sich nicht sicher, was er davon halten soll. Er erinnert sich an Präventionsvorträge in der Schule und Bücher, die ihm seine Eltern geschenkt haben, über Jugendliche, deren Sucht ihr Leben in eine Horrorshow verwandelt hat. Aber solche Geschichten sind absichtlich überzogen und sollen abschrecken und Naruto hält sich für intelligent genug, um die Dinge realistisch betrachten zu können. Es ist ja schließlich nicht so, als hätte er selbst noch nie irgendetwas probiert, nur eben nichts Hartes, höchstens mal einen Joint hier und da, wenn sich die Gelegenheit ergeben hat. Aber das ist etwas anderes und er würde wirklich gerne aufgeschlossen und entspannt sein, gibt sich größte Mühe dabei, doch das unangenehme Gefühl verschwindet nicht richtig. Alle Versuche, rational zu bleiben, können nicht viel dagegen ausrichten, dass es ihm gar nicht gefällt, dabei ist er sich nicht einmal sicher, ob er sich einfach nur Sorgen macht oder es etwas anderes ist, das seine kalten Klauen in seine Eingeweide krallt.

 

An dem Abend sieht er nicht viel von Sasuke, er kommt ein paar Mal zu ihm herüber, redselig und gut gelaunt und aufgekratzt für seine Verhältnisse, und es ist so offensichtlich, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt, dass Naruto es nicht fassen kann, wie er diesen Schluss nie gezogen hat, wenn ihm im Rückblick mindestens vier Situationen einfallen, in denen Sasuke ganz eindeutig auf irgendetwas drauf war. Es ist nicht so, dass er auf einmal anhänglich wird oder abstruse Dinge erzählt oder sonst irgendwie stark aus seinem Charakter fällt, und eine außenstehende Person würde es vielleicht gar nicht richtig bemerken, aber Naruto weiß, wie sich Sasuke normalerweise verhält, und es hätte ihm wirklich auffallen sollen.

 

Seine Stimmung erholt sich den Rest der Nacht nur wenig und er denkt ein paar Mal darüber nach, ob er Sasuke darauf ansprechen soll oder nicht, aber als sie später heimgehen, ist er so normal, deshalb zuckt Naruto nur mental mit den Schultern und verstaut die Information irgendwo weit hinten in seinem Kopf. Er hat kein Recht, Moralapostel zu spielen und Sasuke ist alt genug, um zu wissen, was er tut.

 

(Und wenn er wirklich, wirklich ehrlich zu sich selbst ist, stört ihn eigentlich nur, dass Sasuke ihn so einfach ausschließt.)


Nachwort zu diesem Kapitel:
oh gott, ey. uni ist DER TOD. ich hab mich für die prüfungen unter "schreiben und alles was sonst noch spaß macht"-entzug setzen müssen. aber die sind jetzt rum und ich schaue mal, ob ich in den semesterferien nochmal was zusammengeschrieben kriege. ich hab in dem kapitel jetzt aber so viele punkte abgearbeitet, dass ich gar nicht weiß, was ich im nächsten überhaupt schreiben soll, haha. xD"
btw, ich hab die letzten fehlenden teile um 7 uhr morgens geschrieben und mein übermüdetes gehirn ist gerade nicht in der lage, deren qualität beurteilen zu können, also tut mir leid, wenn die hälfte übertriebener bullshit ist. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  NaruSasu90
2013-08-13T12:41:18+00:00 13.08.2013 14:41
Wahhhhhhhhhhhhhhhhh ich freue mich sehr darüber das du weiter geschrieben hast!!!!!!!!!!!!!
Das Kapitel war wirklich interessant auch wenns kurz war^^

..Hmmm.. was wohl sasuke nimmt... generell finde ich schreibst du so dasa es nur noch neugieriger machen kanbn..
aber ich brauch bald mehr infos XD

Und ich würde so gerne mehr erfahren was alles passiert..

Naruto wird sicher mehr erfahren... wegen den drigen etc.. vllt platz dann auch alles aus Sasuke raus?! Was auch immer "alles" ist...

Ich hoffe wrklich du schreibst bald weiter :-))
Antwort von:  NaruSasu90
08.09.2013 11:47
Ohjjjeeeee ich seh gerade erst wie ich wieder geschrieben habe^^
Manchmal bin ich wohl auch ohne Alkohol voll^^ soorrryyy
Antwort von:  Porzellan_Puppe
08.09.2013 18:49
kein ding, typos passieren xD
Von:  L-San
2013-08-08T22:46:51+00:00 09.08.2013 00:46
Yo. ;D

Ich kann es nicht glauben.
Du hast doch tatsächlich weitergeschrieben.
Ich hab nicht damit gerechnet, schon heute was von dir zu lesen, eher in den nächsten Monaten. ;DDDD
Okay, also, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, denn ich hab vergessen, worum es im letzten Kapitel ging.
Es ist, als ob ich zu viel Alkohol getrunken hätte und sitze hier nun mit 'nem Filmriss.
Ein kleiner Rat am Rande.
Vielleicht wäre es schön, beim nächsten Mal eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse in einem Autorenvorwort zu verpacken.
So lässt sich deine FF besser verfolgen, vor allem da du dir viel Zeit beim Hochladen lässt.

So, nachdem das gesagt ist, fange ich mit meiner Review an.

Inhalt:
Wow, endlich mal wieder mehr Plot.
Zu dem Punkt fällt mir nie wirklich viel ein.
Alles was ich sagen kann, ist, mir hat alles gefallen.
Ich könnte das noch genauer ausführen, aber das mache ich lieber beim Schreibstil.

Rechtschreibung/Grammatik:
Diesmal hab ich nur was wegen Formatierung zu meckern.
Du benutzt diese "—" hier.
Hast du wohl aus dem Englischen übernommen.
Aber falsch umgesetzt.
Nur ein Wort hängt an dem Strich.
Soweit ich weiß sollten beide Wörter an den Strich hängen.
Wort—Wort.
-> so sollte es heißen.
Du dagegen hast:
Wort— Wort.

Dann diese "..." sollten einen Abstand zu den Wörtern haben laut Duden.
Also so:
Wort ...

Einzige Ausnahme wäre, wenn du ein Wort hast, das noch nicht fertig ausgesprochen wurde.
Wie:
Du Arschl...

Zwischendurch haben Kommas gefehlt, aber das ist ja kein Drama. ;D

Schreibstil:
So, jetzt kommen wir zu meinem Lieblingsteil.
Also, was soll ich sagen?
Holy Shit!
Ich würde behaupten, das war mit Abstand eines der best geschriebensten Kapitel bis jetzt. ;D
Kann mich natürlich auch irren, weil ich irgendwie an Gedächtnisverlust leide und die letzten Kapitel nicht so im Kopf habe.
Aber Fakt ist, es hat mir sehr viel Spaß gemacht, das Kapitel zu lesen.
Irgendwie war dein Schreibstil hier ganz besonders anders, so deutlich wie noch nie.
Ehrlich, das war absolut verrückt geschrieben, total anders und eigen.
Hast wohl wieder was ausprobieren wollen?
Mir gefällt deine Experimentierfreude. ;D
Und witzig war es auch.
Ich hab keine Ahnung, wie ich den Schreibstil beschreiben sollte.
Total frisch, es hat gerockt, gefetzt, was total ironisch ist, da es sich ja um eine Bandfiction handelt.
Ja, anscheinend sind wir wohl endlich im Hauptteil der Story.
Haha, die Kurzbeschreibung hast du hier übernommen.
Mein Eindruck, du hast alles total gut durchdacht. n/.\n
Ich bin begeistert!
Jetzt weiß ich wieder, warum ich diese FF in meiner Favoliste hatte.

Fazit:
Ein sehr interessantes Kapitel mit einem fiesen Cliffhänger.
Du warst hier total brilliant und ich freue mich schon aufs nächste Kapitel.
Und ja, ich kann hier immer wieder leichte Andeutungen zu NaruSasu erkennen.
In dem Schneckentempo, den ich übrigens gut finde, würde es mich nicht wundern, wenn du dieses Pairing überhaupt nicht wirklich umsetzt.
Sondern lediglich nur diese Spannung, oder halt ein offenes Ende.
Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass es bei dir so was wie Romantik gibt und der ganze Kram.
Es würde bei dir auch nicht passen.
Ich denke, es wird bloß eine Tatsache sein, dass sie vielleicht eines Tages zusammenkommen, und mehr gehst du nicht darauf ein.
Also so ganz intime Dinge wirst du, wenn überhaupt, sehr sehr sehr umschreiben und andeuten.
Ich bin gespannt.
Persönlich würde ich es begrüßen, wenn NaruSasu für dich bloß ein kleiner Zusatz Bonus zu dieser Geschichte ist, die du erzählen willst, denn eigentlich steht die Story im Hintergrund, finde ich.
Und das ist gut so.
Würde vielleicht sonst seltsam aussehen bei dir.
So, ich bin fertig.
Wünsche dir frohes Schaffen, und dass du natürlich die Prüfungen bestanden hast. ;D
Ich verbleibe gespannt.
;D

L-San
Von:  MoonyManatee
2013-08-08T19:28:52+00:00 08.08.2013 21:28
uuhh das wird ja immer dunkler und dunkler, passt aber irgendwie gut in die Atmosphäre hinein.
Das Sasuke illegale Dinge am laufen hat wundert da sicher niemanden mehr, allerdings find ich es amüsant das du Naru so naiv gemacht hast, irgendwie kann ich mir wirklich gut vorstellen das er sowas einfach übersieht! ;)
Du hast die beiden sowieso in dieser FF sehr interessant interpretiert, ich hab schon oft FFs mit mürrischen Sasukes gelesen aber dieser hier ist echt die Krönung xD, umso schöner das Naruto sich nicht aus dem Konzept bringen lässt :)
bin wirklich gespannt was du noch so für die nächsten Chapter planst.
Außerdem gefällt mir dein Schreibstil gut... ist irgendwie mal was anderes und nicht die allgemeinen Floskeln die sich ständig von Buch zu Buch und FF zu FF wiederholen, irgendwie erfrischend, mir gefällts ^^


Zurück