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The darkest thrill

NaruSasu
von

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Whatever happened

Auch wenn Sasuke ihm mehr als einmal auf seine ganz besondere Sasuke-Weise klargemacht hat, dass seine Abwesenheit sehr wohl erwünscht ist, kann sich Naruto nicht dazu durchringen, wirklich auf ihn zu hören. Denn Sasuke gibt viel Abweisendes von sich, wenn man ihn machen lässt, ohne auch nur die Hälfte davon ernst zu meinen. Außerdem geht es ebenso sehr um Naruto und der ist mit seinen Gefühlen genug im Einklang, um zuzugeben, dass er seinen besten Freund vermisst. Deshalb gibt es spontane Überraschungsbesuche, wann immer er es schafft, welche in seinem Zeitplan unterzubringen, und Sasuke kann nichts dagegen tun, denn er hat einen Schlüssel und somit die Macht. In letzter Zeit ist die Wohnung aber manchmal leer, wenn er ankommt, und Naruto musste die bittere Erfahrung machen, dass es auch nicht hilft, ein paar Stunden lang auf Sasuke zu warten; wenn er nicht da ist, ist er nicht da und kehrt auch den Rest des Tages nicht zurück. Aber das ist im Grunde sogar gut, redet sich Naruto gerne ein, um seine Enttäuschung nach einer vergeblichen halbstündigen Bahnfahrt zu lindern, denn es zeigt ja nur, dass Sasuke auch ohne Naruto zurecht kommt und sich nicht komplett verbarrikadiert oder so. Unabhängige Leben voneinander zu führen ist gesund, Naruto hat Hinata und Sasuke hat wen auch immer, mit dem er seine Zeit verbringt.

 

Nach einer zähen Periode des Auseinandertreibens ist es schließlich Sasuke, der sich um Annäherung bemüht und an Narutos Geburtstag überraschend vor dessen Tür steht. Ohne Geschenk, aber das wäre auch zu viel des Guten gewesen, dafür nuschelt er etwas, das sich vage nach Glückwünschen anhört. Er sieht ein bisschen so aus, als wäre er gerne woanders und Naruto weiß es zu schätzen, dass Sasuke für ihn über seinen Schatten gesprungen ist. Mit leuchtenden Augen bittet er ihn herein, oder zieht in vielmehr, denn er möchte sich nicht dem Risiko aussetzen und Sasuke eine Wahl lassen. Das geht selten gut. Aber wenn die Tür erst einmal geschlossen ist, wird er schon nicht auf dem Absatz kehrtmachen.

 

Es braucht exakt fünf Schritte und Sasuke wünscht sich, nie hergekommen zu sein. Denn so lange dauert es, bis er Hinata im Wohnzimmer sitzen sieht, ahnungslos, mit überschlagenen Beinen und so, als ob sie hierher gehören würde. Sie lächelt scheu, als sie Sasuke entdeckt, aber der kann die Höflichkeit nicht erwidern.

 

"Eigentlich wollte ich mit Hinata essen gehen", hört er Naruto erklären, der von hinten herantritt, "aber du kannst mitkommen, wenn du willst."

 

"Nein, danke."

 

"Sie hat sicher kein Problem damit. Oder, Hinata?"

 

Wie zu erwarten schüttelt sie stumm aber freundlich den Kopf. Das "Ich habe ein Problem damit" liegt Sasuke auf der Zunge, letztendlich schluckt er es aber herunter und beschließt, ihr eine Chance zu geben. So schlimm kann sie ja nicht sein und es scheint Naruto viel zu bedeuten.

 

"In Ordnung", besiegelt er somit sein Schicksal für den Abend und zaubert dem Geburtstagskind ein Lächeln ins Gesicht, auch wenn er seine Entscheidung in der nächsten Sekunde schon wieder bereut.

 

Naruto schleppt sie mit zu seinem Lieblingsitaliener oder dem einzigen Italiener im Umkreis, der überhaupt etwas taugt, und Sasuke ist froh, als sie endlich ankommen und er nicht mehr mitansehen muss, wie sie händchenhaltend neben ihm herlaufen. Es gibt wenig, was er mehr verabscheut als turtelnde Pärchen, und das heißt etwas, denn Sasuke ist ein ausgesprochen hasserfüllter junger Mann. Irgendetwas an ihr eckt bei ihm an und das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, wie unauffällig und rücksichtsvoll sie sich eigentlich benimmt. Sein Verhalten ist unter objektiven Gesichtspunkten irrational, aber Sasuke war nie jemand, der sich in seinem Handeln irgendwelchen Gesetzen der Logik unterworfen hat und er plant nicht, jetzt damit anzufangen. Es war klar, dass sich Naruto früher oder später eine Freundin anlachen würde und eigentlich hätte es ihn ja viel schlimmer treffen können. Nach dem, was er in der Vergangenheit von Hinata mitbekommen hat, ist sie ein zurückhaltendes, höfliches Mädchen und ihre Gesellschaft in keinster Weise unangenehm, jedenfalls war es das nie, dafür ließ sie sich viel zu leicht ausblenden. Aber jetzt ist sie vom Statist zur Hauptdarstellerin befördert worden und Ignorieren ist keine Option mehr. Naruto benimmt sich in ihrer Gegenwart ganz anders, er hält die Tür für sie auf, hilft ihr aus der Jacke, gibt sich für einen Gentleman aus, der er in Wahrheit gar nicht ist, und Sasuke fragt sich, ob Hinata überhaupt weiß, wie nervtötend er eigentlich sein kann, oder ob sie noch in der Phase steckt, wo sie die Augen vor allem Fehlerhaften an ihm verschließt, oder ob es am Ende vielleicht sogar nur Sasuke ist, auf den Naruto diese Wirkung hat. Was es auch sein mag, Sasuke ist ehrlich genug, um zuzugeben, dass er die Beziehung am liebsten scheitern sehen würde, aber nicht ehrlich genug, um Naruto das ins Gesicht zu sagen. Denn der würde das sicher missverstehen und außerdem—wenn Naruto einen schlechten Witz erzählt, kichert Hinata trotzdem und dann ist da so etwas in seinen Augen, und vielleicht ist er ja wirklich wirklich glücklich? Und wer ist Sasuke, um ihm das zu verwehren?

 

Naruto ist unglücklich. Er hält sehr viel auf seine Fähigkeiten im Atmosphäre-Lesen, aber die sind gerade gar nicht nötig. Nichts läuft so, wie es soll. Hinata ist zu verschüchtert, um mehr als ein paar leise Sätze zu stammeln und Sasuke sieht aus, als wollte er seine Spaghetti erstechen. Das romantisch flackernde Kerzenlicht gibt sich alle Mühe, schafft es aber auch nicht, seine Gesichtszüge aufzuhellen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, Sasuke mitzunehmen, vielleicht hätte er ein bisschen besser zuhören oder das "Nein" einfach als solches akzeptieren sollen. Aber wenn Naruto sich etwas in den Kopf gesetzt hat, überdenkt er seine Pläne selten und Einwände stoßen auf taube Ohren. Er versteht ja nicht einmal, wo das Problem liegt—bei Sasuke, offensichtlich, aber wo exakt? Die beiden kennen sich bereits flüchtig und das weiß er, aber sie sollen sich richtig kennenlernen, als bester Freund und feste Freundin von Naruto Uzumaki. Er möchte Hinata zeigen, was genau es ist, das er an Sasuke findet, und er möchte, dass Sasuke sieht, was für ein wundervolles Mädchen Hinata ist, obwohl sich das sicher leichter realisieren lässt. Hat er gedacht. Aber der Angelpunkt ist Sasuke und der scheint irgendwie nicht mitmachen zu wollen. Seine Blicke sind stechend, mit denen er Hinata bedenkt, und das tut Naruto so leid, denn sie hat ihm nichts getan und ist sowieso schon schüchtern genug, da braucht es nicht noch jemanden, der ihrem Selbstvertrauen den Hals umdreht.

 

Sasuke hält sich währenddessen von jeglicher Konversation fern, das letzte Mal hat er gesprochen, als der Kellner die Bestellungen aufgenommen hat und das ist nun auch schon eine Weile her.

 

"U-und, Sasuke? Was machst du momentan so?", durchschneidet ganz unerwartet Hinatas dünne Stimme das Schweigen und Naruto kann nicht beschreiben, wie stolz er gerade auf seine Freundin ist. Er will sich gar nicht vorstellen, wieviel Überwindung sie das gekostet haben muss, aber sie ist über ihren Schatten gesprungen und gibt sich Mühe—seinetwegen.

 

"Ich wüsste nicht, was dich das angeht", antwortet Sasuke und seine Worte sind nicht überraschend, aber die Art, wie er es sagt, ist viel kälter und feindseliger, als Naruto von ihm gewohnt ist. Hinata fährt erschrocken zurück.

 

"Oh. E-Entschuldigung", murmelt sie kleinlaut und schlägt die Augen nieder. Naruto passt es gar nicht, wie Sasuke mit Hinata umgeht und versucht, ihm durch böse Blicke klarzumachen, dass er das nicht toleriert, aber Sasuke schaut nicht mehr von seinem Teller auf.

 

"Ich hab noch was zu tun."

 

Er legt ein paar Scheine auf den Tisch, ohne sie vorher abzuzählen, und Naruto sieht sofort, dass es zu viel ist, aber das wird überschattet von der Tatsache, dass Sasuke aufsteht und einfach geht.

 

 

Ein paar Tage später sitzt Naruto mit Hinata in seinem Zimmer. Sie zupft ihren Rock zurecht, der ein bisschen nach oben gerutscht ist, obwohl es nur sie beide sind und er sie schon mit weniger Kleidung gesehen hat und er spielt ihr einen Song vor, den er tagelang geübt hat, weil er weiß, dass er zu Hinatas Favouriten gehört und badet in den Komplimenten, mit denen sie ihn bereitwillig überschüttet. Sasuke lässt sich leicht vergessen, wenn sie lächelt und ihn dabei ansieht, als wäre er der talentierteste Gitarrist der Welt. So fühlt sich Naruto zumindest in dem Moment und das ist eine nette Abwechslung zu sonst. Denn Hinata ist lieb und feminin und sanft und eigentlich alles, was Sasuke niemals sein wird. Es ist einfach, mit ihr zusammen zu sein, auch wenn es viel Geduld braucht, um sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken, aber dafür lässt sie die Sonne aufgehen und macht es ihm nicht unbedingt schwer zu entscheiden, wessen Präsenz er mehr schätzt. Denn beides auf einmal kann er nicht haben, das hat ihm sein Geburtstagsdinner rücksichtslos vor Augen geführt, und es wäre eine Lüge zu behaupten, dass er Sasuke nicht die gesamte Schuld daran gibt. Naruto weiß nicht, woran es liegt, ob Sasuke Hinata aufrichtig nicht leiden kann oder das seine Form von Eifersucht ist, vielleicht auch ein bisschen was von beidem, aber er weiß, dass es nicht nötig war und Sasuke sich ruhig hätte Mühe geben können. Doch stattdessen hat er alles kaputt gemacht und Naruto die Möglichkeit genommen, seinen besten Freund und seine Freundin gleichzeitig um sich zu haben. Es tut ihm leid, aber er kann nicht viel dagegen tun und Sasuke ist ihm wahrscheinlich sowieso dankbar für den Abstand. Das hat er schließlich selbst gesagt. Mehrfach, sogar. Und dieses eine Mal nimmt er ihn beim Wort und hofft, dass er keinen Fehler damit macht.

 

Als Naruto seinen Geburtstag eine Woche später mit ein paar Freunden nachfeiert, kommt Sasuke nicht, obwohl er eingeladen war. Das ruiniert den ganzen Abend ein bisschen für Naruto. Er ist gar nicht mehr richtig wütend, sondern nur noch besorgt, weil er nicht weiß, was los ist, und Sasuke nicht erreichbar ist. Hinata hat ihm gut zugesprochen, versichert, dass alles okay und Sasuke bestimmt einfach nur nicht in der Stimmung ist, dass Naruto nichts dafür kann und sich wahrscheinlich bald alles von alleine klärt. Er möchte ihr glauben, denn es hört sich gut und vernünftig an, aber es ist so schwer. Die ganze Sache hängt wie eine dunkle Wolke über ihm und hindert seine Laune daran, wirklich aufzuklaren. Auch Kiba bemerkt das und tritt neugierig an Naruto heran, nachdem er sich erstaunt umgesehen hat.

 

"Sasuke ist ja gar nicht da."

 

"Er war ein Idiot und jetzt meldet er sich nicht mehr. Keine Ahnung, was mit ihm ist", seufzt Naruto und schaut zur Seite, in einem Versuch, unbekümmerter zu wirken, als er eigentlich ist.

 

"Ich hab ihn letztens erst gesehen", wirft Kiba ein und sieht nachdenklich aus, als versuche er sich zu erinnern. Als sein Blick auf Narutos leuchtende Augen fällt, fährt er grinsend fort. "Ihm schien es ziemlich gut zu gehen, wenn du verstehst, was ich meine."

 

Naruto ist sich nicht sicher, ob er versteht, aber das ist vielleicht auch besser so.

 

"Dann ist also alles okay mit ihm?", fragt er ein wenig zu hoffnungsvoll, zu enthusiastisch, um irgendjemandem etwas vorzumachen. Kiba zuckt nur mit den Schultern.

 

"Schätze schon. Sah aus, als wäre er mit Freunden da gewesen, waren ein paar komische Gestalten dabei, mehr kann ich dir aber auch nicht sagen. Mach dir nicht so viele Gedanken um ihn, er ist vor dir klargekommen, er wird es auch jetzt tun."

 

 

Aber es gibt ein Limit an Tatenlosigkeit, das Naruto ertragen kann, bevor er Dinge in die eigene Hand nehmen und etwas tun muss, und das ist schnell erreicht nach ein paar Tagen nervöser Unruhe und Sorgen-Machens, denn irgendetwas stimmt mit Sasukes Telefon nicht und ans Handy geht er auch nicht ran. Also macht er sich an einem freien Tag auf den Weg zu Sasukes Wohnung und beschließt, nicht eher zu gehen, bis er den anderen gesehen hat und im besten Fall auch eine Erklärung bekommt, denn Naruto ist am Ende seiner Weisheit (von der in erster Linie nie viel da war) und findet, dass es so nicht weiter gehen kann. Er ist schließlich kein Masochist und die Situation macht ihn unglücklich.

 

Als er Sasukes Wohnung betritt, ist niemand zu Hause. Das ist nicht ungewöhnlich, damit hat Naruto gerechnet, aber nicht mit der Entdeckung, wie leer der Raum ist. Das einzige, was noch steht, ist die kleine Küchenzeile, alles andere ist weg und ein kaltes Gefühl krallt sich in Narutos Eingeweide. In einem Versuch, die aufschwappende Panik zu besänftigen, klingelt er einen Stock tiefer beim Vermieter, erhält aber nur die Information, dass Sasuke schon vor einer Woche ausgezogen und eine neue Adresse nicht bekannt ist. Naruto bedankt sich motorisch und gibt seinen gestohlenen Schlüssel zurück, bevor er sich wie benommen auf den Rückweg macht.

 

Erst zu Hause bricht alles über ihm zusammen, als er panisch herumtelefoniert, aber niemand etwas weiß und er der grausamen Realität ins Auge sehen muss, dass er keine Chance hat, Sasuke jemals zu finden. Seine einzige Verbindung zu ihm wurde gekappt, er könnte überall sein und niemand hat auch nur einen Anhaltspunkt. Alles liegt in Sasukes Händen und wenn Sasuke will, dass das das Ende ist, dann gibt es nichts, was er dagegen tun kann.

 

Der nächste Morgen sieht nicht mehr ganz so düster aus. Naruto weigert sich, um etwas zu trauern, das noch gar nicht verloren ist. Es stimmt zwar, dass es im Moment nicht so scheint, als hätte Sasuke die Absicht, Naruto irgendwann nochmal zu kontaktieren, aber das heißt nicht, dass es so bleiben muss. Denn Naruto versteht nicht. Überhaupt nichts, weder die Situation an sich, noch wie es dazu gekommen ist. Das alles ergibt keinen Sinn für ihn, darum kann er nur auf irgendeine große, komplizierte Erklärung hoffen, die alles zurecht rückt und ihm die Angst nimmt, Sasuke könnte ihn so sehr hassen, dass er alle Brücken zwischen ihnen niederreißen will. Vertrauen in Sasuke zu haben, wirkt ein bisschen verzweifelt unter diesen Umständen, selbst in Narutos Augen, aber es ist das einzige, was er wirklich tun kann. Vertrauen haben und hoffen, dass wenigstens etwas Gegenseitigkeit in ihrer Freundschaft existiert hat. Sasuke müsste ein ungewöhnlich talentierter Schauspieler sein, um so lange Zeit etwas vorzutäuschen, was nie da war, und das ist er nicht.

 

 

Narutos Gebete werden schließlich erhört, als es eines Abends an der Tür klingelt und er in ein Gesicht blickt, das er schon verloren geglaubt hat.

 

"Sasuke—"

 

Naruto weiß nicht, ob er ihm um den Hals fallen oder auf ihn einschlagen soll, deshalb entscheidet er sich für wortloses Starren. Sasuke sieht aus wie immer, vielleicht ein bisschen matter als sonst, aber es sind ja auch keine Jahre vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen haben, sondern lediglich eineinhalb Monate, auch wenn es Naruto länger vorkommt. Sasukes Augenbrauen senken sich.

 

"Darf ich rein?"

 

"Oh ja, klar", murmelt Naruto und stolpert sofort beiseite, während er die Tür aufhält. "Kommst du mit nach oben?"

 

Sasuke nickt und folgt Naruto die Treppen hinauf in sein Zimmer. Kaum hat er die Tür hinter sich geschlossen, wirbelt er herum und fixiert Sasuke mit aufgewühlten Augen.

 

"Warum hast du dich nicht gemeldet?", ruft er vorwurfsvoll und als er keine Antwort bekommt, fügt er etwas leiser hinzu: "Ich hab mir Sorgen gemacht."

 

"Wieso?"

 

"Weil du verschwunden warst, vielleicht? Ich meine, im Ernst, was soll die Frage?!"

 

Sasuke schaut ihn nur müde an. Er sieht nicht so aus, als wäre er in der Stimmung, sich zu streiten.

 

"Ah."

 

Naruto ballt seine Fäuste, die vor Wut begonnen haben zu zittern. Er weiß, dass die Situation zerbrechlich ist und Sasuke jederzeit gehen kann, wenn er einen Fehler macht, und dieses Mal vielleicht nicht wiederkommt, aber das einzige, was er gerade wirklich will, ist, Sasuke seinen leeren Ausdruck aus dem Gesicht zu prügeln. Es ist irgendwie merkwürdig, dass sich trotz all der Liebe, die er für ihn übrig hat, manchmal einfach nur der Wunsch durchsetzt, ihm wehzutun. Für einen Moment flackert der Gedanke in ihm auf, Sasuke wegzuschicken, sich zu rächen, ihn genauso abzuweisen, wie er es bei Naruto getan hat, aber er weiß auch, dass er das nicht tun wird, denn am Ende schadet er damit nur sich selbst.

 

"Wo warst du die letzten Wochen eigentlich?", fragt Naruto ein paar Minuten später, diesmal etwas ruhiger. Er hat sich auf sein Bett gesetzt und zurückfallen lassen, damit er nur noch die Decke anschauen muss und nicht mehr Sasuke. Das ist sicherer, so kann er vernünftig bleiben und wird nicht gezwungen, etwas zu tun, was er später bereuen würde.

 

"Bei Bekannten und seit ein paar Nächten in einem Hotel. Aber das ist teuer auf Dauer."

 

"Deshalb bist du hier?"

 

Es ist weniger eine Frage als eine Feststellung und Sasuke wendet den Blick ab.

 

"Ich kann dich nicht rauswerfen und das weißt du", seufzt Naruto und fährt sich mit einer Hand durchs Haar. "Ich muss mit meinem Onkel reden, aber von mir aus kannst du hier solange bleiben, bis du was gefunden hast."

 

---

 

Tsunade ist nicht glücklich über ihren neuen temporären Mitbewohner. Obwohl sie seine Situation versteht und ihn nur selten sieht, gelingt es ihr nicht, ihn sympathisch zu finden. Aber Naruto ist ihr in der kurzen Zeit seit sie ihn kennt ans Herz gewachsen, er ist lebhaft und umgänglich und macht es einem mit seinem eigenwilligen Charme schwer, ihn nicht zu mögen. Sasuke jedoch ist in ihren Augen nichts weiter als ein verzogener undankbarer Junge, der Narutos Aufopferung nicht verdient hat, aber es ist so offensichtlich, wieviel er ihm bedeutet, deshalb sagt sie nichts. Und irgendwie scheinen die beiden ja gut füreinander zu sein, auch wenn das erst auf den zweiten Blick erkennbar ist.

 

Naruto hat aus der Vergangenheit gelernt und versucht nie wieder, Hinata und Sasuke in einen Raum zu bringen. Wenn er sich mit seiner Freundin treffen will, dann irgendwo anders, nicht bei ihm zu Hause, solange Sasuke da ist, und das alles funktioniert so wunderbar, dass es ihn gar nicht mehr interessiert, wo eigentlich das Problem lag. Es ist so, als hätte es die letzten paar Wochen nie gegeben, und irgendwie hat er das vermisst, die ganze Zeit um Sasuke herum zu sein, bis sich die Gegenwart des anderen überhaupt nicht mehr fremd anfühlt und jeder das macht, was er auch alleine getan hätte. Tagsüber ist Naruto meistens weg, auf der Uni, arbeiten oder bei Hinata, aber wenn er nach Hause kommt, ist Sasuke immer da und angenehm umgänglich. So auch jetzt, wie er mit der Gitarre in der Hand auf dem Bett sitzt und sich überhaupt nicht davon stören lässt, dass Naruto das Zimmer betritt, sondern unbeirrt weiter nach den richtigen Tönen sucht und wenn er sie gefunden hat, beugt er sich über ein zusammengefaltetes Blatt Papier und schreibt alles auf. Das macht er manchmal und wenn er nicht zu Hause ist, sucht Naruto überall im Zimmer nach den Zetteln, um es heimlich nachzuspielen, aber er kann Sasukes achtlos hingeschmierten Zahlen und Buchstaben nie viel Sinn geben.

 

Weil er ihn nicht unterbrechen will, sagt er nichts und versucht, sich so unauffällig wie möglich durch den Raum zu bewegen. Er legt ein paar Bücher auf dem Schreibtisch ab, die er sich heute ausgeliehen hat, aber wahrscheinlich ungelesen wieder zurückgeben wird, und setzt sich verkehrtherum auf seinen Stuhl, zu Sasuke gewandt, um ein bisschen zuzuhören. Er beobachtet ihn eine Weile schweigsam mit auf der Lehne verschränkten Armen und darauf abgestütztem Kinn, bis ihm ein Gedanke kommt.

 

"Da fehlen Worte."

 

Abrupt hört Sasuke auf zu spielen und sieht Naruto an.

 

"Ja. Du spielst immer nur Melodien. Schöne Melodien. Aber du machst sie nie zu einem Song, obwohl sie es verdient hätten."

 

Sasuke wirkt nicht so, als würde er verstehen, darum winkt Naruto ab, denn so wichtig war es nicht und er möchte lieber mehr hören als in ein fragendes Gesicht zu starren.

 

"Ah, nichts. Spiel einfach weiter."

 

"Du hast mich aus dem Konzept gebracht", seufzt Sasuke, aber mit wenig Vorwurf in der Stimme. Er sortiert sich kurz, bevor er weitermacht, und Naruto ist glücklich.

 

Es ist schade, dass es nicht so bleiben kann, denn ein langfristiger Aufenthalt von Sasuke war nie vorgesehen und er wird wieder ausziehen, sobald er eine geeignete Wohnung gefunden hat. Das ist nur eine Frage der Zeit und der Gedanke macht Naruto traurig, denn die letzten Wochen waren so unwirklich perfekt und er möchte das nicht einfach aufgeben. Seine Freundschaft zu Sasuke ist immer noch sehr fragil und beängstigend unberechenbar. Er versteht nicht, wie sie funktioniert, aber so funktioniert sie und es gibt keine Garantie, dass nicht alles wieder in sich zusammenstürzt, wenn Sasuke alleine wohnt und Naruto keine Zeit hat, ihn oft zu besuchen.

 

"Hey Sasuke", fängt er eines Tages an und beißt sich auf die Unterlippe. "Ich hab nachgedacht."

 

Der Angesprochene dreht sich zu ihm herum und hebt seine Augenbrauen in einem stummen 'Rede weiter' (oder vielleicht ist es auch mehr ein 'Du kannst nachdenken?', Naruto ist sich da nicht so sicher, tendiert aber zu ersterem).

 

"Ich finde, wir sollten zusammenziehen. Du brauchst eh eine neue Wohnung und ich wohne ja immer noch bei meinem Onkel. Das wird sicher richtig cool. Was meinst du?"

 

Sasuke blinzelt.

 

"In Ordnung."

 

"Was, echt?!", macht Naruto perplex. "Wow, ich hab nicht gedacht, dass das so einfach ist!"

 

Aber das ist nicht wichtig, denn Sasuke hat Ja gesagt und er bemüht sich erst gar nicht, das Strahlen aus seinem Gesicht zu verbannen. Stattdessen überschwemmt er Sasuke mit Plänen und Vorfreude und Motivation, bis er einen Schlag auf den Kopf bekommt und aufgefordert wird, die Klappe zu halten. Aber das stört Naruto nicht, er lächelt weiter vor sich hin und freut sich einfach im Stillen auf seine rosige Zukunft.

 

 

 

 

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Hat lange genug gedauert, dafür ist der Plot endlich mal vorangeschritten. Das sind aber nur Babyschritte im Vergleich zu dem, was noch aussteht. :D

Aber der Anfang ist getan, sie wohnen endlich zusammen und jetzt geht es Stück für Stück vorwärts. Dafür kommen langsam die Dinge dran, die ich bisher vor mir hergeschoben habe. :S

Und Plotbunnys befallen mich, es ist schrecklich! Nicht nur, dass es sowieso dauert, bis ich mich mal zum Schreiben hinsetze, jetzt muss sich diese FF auch noch die kurze Zeit teilen (und bei 80% meiner Plotbunnys wird eh nie was draus). D:

Eh, genug von mir. Kommentare sind gern gesehen (sie machen mich glücklich und glückliche Menschen schreiben besser)! Und euch allen schon mal ein schönes Weihnachtsfest und guten Rutsch, denn ich glaube nicht, dass ich in diesem Jahr nochmal was hochladen werde. :D



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  L-San
2013-04-20T09:17:45+00:00 20.04.2013 11:17
Hi. ;D

So, aber jetzt fällt meine Review ausführlicher aus, als der letzte zu diesem Kapitel.
Zum ersten Mal sind mir ein paar kleine Rechtschreibfehler aufgefallen.
Ansonsten hab ich wirklich nichts mehr zu meckern. Man merkt, es wird von Kapitel zu Kapitel besser. Chapeau. ;D

Ja, und wieder erfahren wir nur sehr wenig in diesem Kapitel. Wir kommen nur sehr langsam heran. Du weiß ja, dass es mir gefällt, wie sich alles langsam entwickelt und dass man zwischen den Zeilen so unglaublich viel erklärt. Und ebenfalls gefallen mir deine Andeutungen. Sie lassen dem Leser Spielraum für Interpretation und Fantasie.
Deswegen solltest du versuchen, nicht alles zu analysieren. Bei Bewegungen oder Mimiken kannst du das machen. ;D

Ich kann dir hier nur noch Tipps auf dem Weg geben.
Behalte diesen ernüchternen Schreibstil ruhig weiter, denn es kennzeichnet dich aus und vermittelt deiner FF das gewisse Etwas. Ich mag es so, wie du schreibst.
Versuche nicht nur alles zu beschreiben, sondern auch mehr Dynamik und Atmosphäre zu bringen.
Ah, und vergiss nicht, deine Kapitel immer interessant zu gestalten; Cliffshänger zb. wären gut.

Dein GB-Eintrag:
Es ist gut so, dass du mit Gefühlen sparsam umgehst, denn ehrlich gesagt, ich bin kein Fan von Romantik und so Zeugs.
Ich studiere Wirtschaftswissenschaften und Französisch. Ich weiß, ist 'ne krasse Kombination. Aber ich wollte schon immer was mit Französisch machen und das mit etwas Praktischem verbinden.
Ja, meine Lerneinstellung muss ich dieses Semesters ebenfalls ändern. Aye, da haben wir ja was gemeinsames. ;DDD

Yeah, es kommt bald ein neues Kapitel von dir. ;DDD
Dann hat es sich gelohnt, mal diese FF wiederzulesen, um mein Gedächtnis aufzufrischen.

Sag mal, hast du denn noch nie daran gedacht, mit deinen FFs an Wettbewerben teilzunehmen? Ich meine, schreiben kannst du! Du hast Talent und Kreativität. ;D

Okay, jetzt hab ich genug geschrieben.
Bis zu meiner nächsten Review.
;D
Von:  shibui
2013-04-04T15:06:21+00:00 04.04.2013 17:06
So, ich hab mir gerade deine FF zu Gemüte geführt und kann eigentlich nur eins sagen: geile Story!!! Aber das ist dann doch etwas wenig von meiner Seite, also kommt noch ein bisschen was nach. XD

Was mich praktisch vom ersten Satz für die Story eingenommen hat, ist dein Schreibstil. Wie du erzählst, ist gefühlvoll, plastisch und sehr intensiv. Und das hängt nicht allein an der Kombi Er/Ich-Erzähler mit Präsens. Natürlich ist eine Geschichte in der Gegenwart erzählt näher am Leser, aber was bei dir heraussticht und von der Zeitform nur unterstrichen wird, ist deine Wortwahl, dein Ausdruck, das Gesamtbild, was du vermittelst und was auf einem ganz anderem Niveau liegt, als ich das persönlich oft auch bei guten Autoren lese. Respekt!

Inhaltlich: nya, du magst Recht haben, dass es ein abgegriffenes Thema ist, aber ich mag Bandfics und meiner Meinung nach kommt es ohnehin immer drauf an, was jemand daraus macht und nicht ob das Thema schon mal da war, oder nicht. Mir gefällt, was du hier schreibst und wie du so wunderbar langsam die Beziehung der beiden nachzeichnest, wie sich diese entwickelt und klar ist man als Leser dann neugierig, wie es irgendwann zu der Situation im Prolog kommen kann. Die Location, also London, find ich obendrein klasse gewählt und ich finde, du bringst auch die Stimmung in der Stadt gut rüber, obwohl du ja eigentlich relativ wenig Bezug darauf nimmst. Ich zumindest könnte mir vorstellen, dass du dort schon mal warst, vielleicht sogar für längere Zeit.

Dann hätten wir da die Charas. Naruto ist so, wie ich ihn auch am liebsten mag: hartnäckig, optimistisch, auch mal einsam, ein Lichtmensch. Und Sasuke ist ... wow. Oder besser: mir gefällt deine Interpretation von ihm enorm gut. Er bleibt mysteriös, undurchschaubar, impulsiv, einsam, eifersüchtig, selbstständig, wunderschön. Er ist der Typ der gerettet werden muss, der Nähe braucht und doch Menschen und Nähe und ach, den ganzen Scheiß eigentlich gar nicht mag. Er ist kein Morgenmensch, schludrig, aber doch halbwegs organisiert, er ist nicht hilfsbereit oder „gut“, er ist einfach menschlich. Das allein (so absurd das jetzt auch klingt) unterscheidet ihn schon von vielen Sasukes in vielen FFs (besonders in Hetero O.o). Aber sag mal, kann es sein, dass er ein Alkohol- und vll. sogar ein winziges Drogenproblemchen hat? Oder interpretiert ich da zu viel in das Glas Scotch aus dem Prolog und seine Happy-Attitüde nach dem Gig (die auch einfach nur vom Adrenalin gekommen sein kann)? Egal, ich lass mich überraschen, wie es weitergeht und bleib definitiv an der FF dran, auch wenn ich vll. nicht jedes Kapitel kommentieren werde^^

lg shibui^^
Von:  L-San
2013-01-09T10:45:31+00:00 09.01.2013 11:45
Weil SONNE mich auf deine FF aufmerksam gemacht hat, habe ich also angefangen diese zu lesen und muss sagen, dass sie echt gut ist, sowohl sprachlich als auch geschichtlich.

Mir gefällt es sehr, wie sich alles so langsam entwickelt und wie du Narutos Eindrücke von der Großstadt beschreibst, so dass man als Leser wirklich eine klare Vorstellung davon hat und sich dementsprechend auch besser in den Jungen hineinversetzen kann. Chapeau.

Ich hoffe doch sehr, dass bald ein neues Kapitel von dir kommen wird ;)
Von:  NaruSasu90
2013-01-08T20:54:59+00:00 08.01.2013 21:54
Mir ist aufgefallen das ich dir gar kein Kommi dagelassen hab! Das Kapitel war wirklich wirklich super :-)
Dein ff ist klasse!
Ich bin so gespannt wies weiter geht und am besten find ich das naruto aufeinmal auf die idee kommt zusammen zu ziehen mit sasuke ... jeah :_)
Von:  Ryu_no_Sekai
2012-12-16T10:55:09+00:00 16.12.2012 11:55
Hey,
einfach mal wieder ein super Kapitel! :D
Bin schon sehr gespannt,
wie es nun weitergeht, wenn die beiden zusammen sind -
so langsam kristallisiert sich die entwicklung der musikalischen zusammenarbeit ja raus. zumindest würde ich narutos kommentar über die fehlenden lyrics so deuten. :)
(den Gitarrenunterricht zähle ich jetzt einfach mal nicht zur zusammenarbeit ^.~) xD

ich wünsch dir ebenfalls frohe Weihnachten und 'nen guten Rutsch,
Ryu ^^


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