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Vergangenheit? Zukunft? Oder beides?

Bakura x Yami
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
N/A: Hallo ihr Lieben,
ich habe es endlich geschafft, mal wieder ein neues Kapitel zu schreiben. Ich hoffe, es gefällt euch und ich würde mich sehr über einen kommentar freuen!

Viele liebe Grüße,
Moe Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
N/A: Tadaa! Da ist schon das neue Kapitel! :)
Vielen Dank nochmal an alle, die diese FF lesen - vor allem an die, die sie als Favoriten haben, aber auch an die Schwarzleser. Ich freue mich über jedes Interesse an der FF!

Viel Spaß beim Lesen!
Eure moe Komplett anzeigen

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Wie sich alles veränderte...

N/A: Ich hatte in letzter Zeit einen ziemlichen Anastasia-flash und naja, ich fand Yami und Bakura einfach unglaublich geeignet für die Rollen xD

Ich hoffe es gefällt euch! Über eure Meinung freue ich mich wie immer sehr!

Eure moe
 

Es war einmal vor gar nicht langer Zeit, da lebten wir in einer verzauberten Welt. Es war eine Welt mit eleganten Palästen, großartiger Soireen und Magie. Es war…im Jahre 1916 und mein Sohn Akunumkanon war der Zar des kleinen Reiches Kemet im Osten Europas. Es war ein kalter Winterabend und dennoch hatte es sich niemand von Rang und Namen nehmen lassen dem Fest zum 300. Jahrestag der Herrschaft unserer Familie, der Romanovs, beizuwohnen. Es war ein so wundervolles Fest. Alle tanzten und waren fröhlich, wobei der Fröhlichste von allen mein jüngster Enkel Atemu war.

Er tanzte ausgelassen mit seinen älteren Schwestern und anderen Gästen und sein helles Lachen konnte ich im ganzen Saal ausmachen. Als er mich entdeckte, lief er freudestrahlend auf mich zu und zeigte mir ein Bild, dass er von einer seiner Schwestern angefertigt hatte.

„Bitte geh nicht zurück nach Paris, Großmama“, bat er mich und sah mich aus seinen violetten Augen flehend an. Auch mir tat es im Herzen weh ihn hier zu lassen. Also hatte ich mir etwas einfallen lassen, um die Trennung für uns beide einfacher zu machen. Es war eine kleine, goldene, mit Smaragden besetzte, Spieluhr. Sie konnte mit einem runden, an einer feinen Goldkettebefestigtem Schlüssel aufgezogen werden und spielte dann das Wiegenlied, welches ich ihm immer vorgesungen hatte, als er noch ein kleines Kind gewesen war. Dass ein Küchenjunge namens Bakura uns dabei neugierig beobachtete, bemerkte ich nicht, denn zu sehr freute ich mich über Atemus Begeisterung.

„Vielen Dank, Großmama!“ Er umarmte mich stürmisch und ich schmunzelte.

„Nun, das ist noch nicht alles. Lies, was da steht“, sagte ich und deutete auf den Ziehschlüssel. Diesen nahm er auch gleich in die Hand und drehte ihn bis er die eingravierten Worte lesen konnte. „Zusammen…in Paris…“ Seine Augen wurden so groß wie Teller. „Oh wirklich?“ Und schon hatte er mich wieder fest umarmt.
 

Doch wir sollten niemals zusammen in Paris ankommen…Denn ein dunkler Schatten hatte sich über das Haus Romanov gelegt. Sein Name war Dartz und er hatte sich mit den dunklen Mächten verbunden um unsere Familie zu stürzen und selbst die Macht zu ergreifen. Mein Sohn hatte ihn verbannt, doch mit Hilfe seiner schwarzen Magie war er an diesem Abend zurückgekehrt. Seine dunkle Aura füllte den gesamten Saal und jedes Geräusch erstarb.

„Was wollt Ihr hier, Dartz? Ich habe Euch verbannt! Verschwindet!“, rief Akunumkanon, der selbst eine alte Art von Magie beherrschte. Kemet war das einzige Land, das sich noch auf Magie berief, in allen anderen Ländern war sie bereits vom „Fortschritt“ verdrängt worden. Doch gegen Dartz’ teuflischen Fluch, konnte selbst mein Sohn nichts ausrichten: „So wie Ihr mich vertrieben habt, so werde ich Euch vertreiben! Innerhalb der nächsten 14 Tage werdet ihr und eure Familie vernichtet sein! Nicht eher werde ich ruhen, bis dies vollendet ist und ich die Macht über Kemet besitze!“
 

Mit Hilfe der dunklen Mächte gelang es ihm das Volk gegen uns aufzuhetzen, welches zuvor noch die Romanovs von Herzen unterstützt hatte, und damit unser Leben für immer zerstörte. Wenige Tage nachdem Dartz seinen Fluch ausgesprochen hatte, überfielen Hunderte von Soldaten, alle waren auf die Seite der Revolutionäre übergelaufen, den Palast und wir waren gezwungen zu flüchten.

Ich nahm Atemu, wir beide noch im Nachtgewand, bei der Hand und versuchte mit ihm zu flüchten. Doch er vergaß seine Spieluhr und wollte unbedingt noch einmal zurück. Immer wieder rief ich ihn und mahnte, dass er sie doch zurücklassen sollte, aber er ließ sich nicht abbringen. In seinem Zimmer saßen wir in der Falle. Ich konnte schon die Soldaten draußen hören und wusste nicht, wie ich uns noch retten sollte, da öffnete sich eine geheime Tür und der Küchenjunge Bakura kam herein, nicht, dass ich mich damals an den Namen erinnerte.

Er schob uns sofort auf den geheimen Durchgang zu. „Schnell! Kommt hier entlang! Durch den Dienstbotengang!“ Ich hatte keinen klaren Kopf mehr, sondern tat nur, was er mir sagte und zog Atemu hinter mir her. Ihm fiel die Spieluhr aus den Händen und er wollte sie aufheben und lief noch einmal auf den Durchgang zu, doch Bakura schubste ihn unbarmherzig zurück. „Lauf!“ Dann schlug er meinem Enkelsohn die Tür vor der Nase zu. Keine Sekunde zu spät, denn schon platzten die Soldaten herein und wie ich erst viele Jahre später erfuhr, schlugen sie unseren jungen Retter nieder.
 

Wir entkamen gemeinsam aus dem Palast und so auch Dartz, doch am Bahnhof geschah es. Der Zug fuhr schon los und in den Wirren der vielen flüchtigen Leute, hob mich ein Mann auf den letzten Wagon.

„Atemu, halt dich an meiner Hand fest!“, rief ich ihm zu und versuchte ihn zu mir heraufzuziehen.

„Großmama! Lass nicht los!“, schrie er, doch da glitten seine Finger auch schon aus meiner Hand. Verzweifelt rief ich seinen Namen, doch schon wenige Sekunden später konnte ich ihn nicht mehr in der Menge erkennen und der Mann ließ mich auch nicht los, sodass ich nicht vom Zug springen konnte.
 

Unzählige Menschen verloren in dieser Nacht ihr Leben. Was immer da gewesen war, war jetzt für immer dahin. Und meinen Atemu, mein geliebtes Enkelkind, habe ich nie wieder gesehen…

Zehn Jahre später

Auch zehn Jahre später war Memphis immer noch die Hauptstadt des Landes Kemet und auch der Winter war noch genauso hart, doch alles andere hatte sich geändert. Seit der Zar gestürzt worden war, hatte es einen kompletten Umbruch im Land gegeben. Da jedoch der Fluch nicht erfüllt worden war, hatte Dartz seine Mächte nicht vollständig kontrollieren können, um die gesamte Macht an sich zu reißen, sodass nun normale Menschen herrschten. Diese jedoch hatten alles Wissen über Magie und die Zeit vor der Revolution verbannt und so war von dem einst blühenden Land nur noch ein Schatten übrig geblieben.

Ganz jedoch hatte das Volk die Ereignisse von vor zehn Jahren nicht vergessen. Um dem düsteren und grauen Alltag etwas zu vergessen, erzählte man sich über die sogenannte „alte Zeit“ Anekdoten, Geschichten und Legenden. Eine dieser Legenden war, dass der jüngste Spross des Zaren, Prinz Atemu, vielleicht noch am Leben sei und seine Großmutter eine wahrlich königliche Belohnung von zehn Millionen Rubel ausgesetzt hatte, für denjenigen, der ihr ihren geliebten Enkel zurückbringe. Doch das alles durfte natürlich nur hinter vorgehaltener Hand gesagt werden, obwohl die ganze Hauptstadt davon wusste.
 

So war es denn auch nicht verwunderlich, dass auch ein gewisser Bakura, seines Zeichens Hochstapler und Papierfälscher, der auf dem Schwarzmarkt bisher sein neues Zuhause gefunden hatte, davon erfuhr. Doch nun sah er seine Chance für immer aus zu sorgen. Zusammen mit Marik, einem ehemaligen Mitglied des Zarenhofs, wollte er sich die Millionen sichern.

„Bakura, endlich habe ich ein Theater gefunden!“, berichtete Marik seinem Komplizen eines Abends, als er zurück in den mittlerweile verlassenen, weil angeblich verfluchten, Winterpalast zurückkehrte, wo sie sich in den alten Angestelltenquartieren niedergelassen hatten.

„Wunderbar! Es läuft alles nach Plan!“, freute sich Bakura und hatte ein diebisches Grinsen auf den Lippen. „Jetzt kann das Vorsprechen für den Prinzen beginnen. Stell dir vor, Marik! Nie mehr Papiere fälschen, nie mehr gestohlene Ware. Drei Fahrkarten bringen uns hier weg. Eine für dich, eine für mich und eine für den Großfürsten Atemu!“

Auch Marik grinste. „Ja, wenn wir den geeigneten Jungen erst einmal herausgeputzt und ihm das richtige Benehmen und die richtige Wortwahl beigebracht haben, bringen wir ihn nach Paris und stellen ihn der Großmama vor, während wir ihr das Schmuckkästchenzeigen. Und schon haben wir die Belohnung.“

„Eben, wer sonst außer uns könnte das schaffen, einen täuschend echten Doppelgänger zu finden? Wir werden in die Geschichte eingehen!“, malte Bakura sich das Ergebnis seines Planes aus. Dass irgendwo vielleicht der wirkliche Atemu, lebendig und wohlauf, sein könnte, glaubte er nicht. In seiner Welt bestand alles nur aus Schwindel und Illusionen und nebenbei dem größten Coup ihres Lebens.
 

Unweit von Memphis hatte ein junger Mann mit violetten Augen und dreifarbigem Haar währenddessen ganz andere Probleme. Er war gerade volljährig geworden und so war es für ihn an der Zeit das Waisenhaus, in dem er zehn Jahren gelebt hatte, zu verlassen. Nur mit löchrigen Oberteilen, Hosen, einem zu langen Schal und einem lange abgetragenen Mantel bekleidet, musste er nun gehen. Dazu hatte er noch altes Paar Stiefel und Fingerlinge zum Warmhalten.

Dennoch verabschiedete er sich fröhlich und lautstark von den anderen Kindern im Waisenhaus, während er hinausging und die alte Schrulle von Aufseherin auf ihn einredete.

„Ich habe dir Arbeit in der Fischfabrik besorgt“, sagte sie mit stark rollendem R und genervten Ton. „Du gehst immer geradeaus bis du zu der Weggabelung kommst und dann links.“

„Macht’s gut Freunde!“, rief Yami ein letztes Mal, ehe sich die Tür von innen schloss.

„Hörst du mir zu?!“, keifte die Alte und Yami verging das Lächeln.

„Ja, ich höre zu, Genossin Flekmenkova…“, sagte er und richtete mit hängenden Schultern den Blick auf sie. Wie sollte man diese Frau auch überhören? Ehe er jedoch noch etwas sagen konnte, griff die Aufseherin nach seinem Schal und zehrte Yami so hinter sich her.

„Seit man dich hierher gebracht hat bist du mir ein Dorn im Auge!“, schimpfte sie weiter und Yami lockerte, hinter ihr her stolpernd, den Schal um nicht erwürgt zu werden.

„Du benimmst dich, als wärst du der Kaiser von China und nicht so ein namenloser Nichtsnutz, der du bist!“, keifte sie. „Die letzten Jahre habe ich dich…

„…dich durchgefüttert, dich gekleidet, dir ein Dach über dem Kopf gegeben…“, sprach Yami, der sich inzwischen vom Schal befreit hatte, mit und zählte alles an den Fingern ab. Dafür erntete er einen bitterbösen Blick der Alten, während sie das Tor aufschloss.

„Wie kommt es, dass du keine Ahnung hast, wer du warst, als du hierhergekommen bist – aber so was kannst du dir merken, hm?“, fragte sie wild gestikulierend und sah nun wütend drein.

„Einen Hinweis habe ich ja!“, hielt Yami dagegen und zog die Goldkette unter seiner Kleidung hervor, an der ein runder Anhänger befestigt war.

„Aaaah..ich weiß…“, meinte die Aufseherin theatralisch und nahm den Anhänger in die Hand. „Zusammen in Pariiees“, las sie übertrieben vor und zeigte so deutlich, was sie davon hielt. Dann sah sie zu Yami auf. „Du willst also nach Paris fahren und deine Familie finden, hä?“, fragte sie freundlich und klimperte mit den Augen. Yami nickte nur und sie lachte ein dreckiges Lachen.

„Ach, kleiner Herr Yami…“, sagte sie wieder in dem überfreundlichen Ton und stellte sich hinter ihn. „Es wird Zeit, dass du deinen Platz im Leben einnimmst…“ Dann schubste sie ihn durchs Tor und schrie erbost. „Im Leben am Ende der Schlange!“ Sie warf ihm den Schal nach. „Und sei dankbar dafür! Zusammen in Pariiees!“, flötete sie dann noch und lachte über Yamis Naivität. Danach schloss sie demonstrativ das Tor vor seiner Nase und ging hinein ins warme Haus.
 

Yami ging wie geraten immer geradeaus, stopfte sich den Schal lose in die Manteltasche und imitierte dabei wütend die Aufseherin des Waisenhauses. Sich den gebeugten Rücken kratzend ging er die letzten Schritte zur Weggabelung und hustete gespielt.

„Sei dankbar, Yami…“, äffte er nach und richtete sich dann wieder auf. „Ich bin dankbar!“ Er blickte zornig zurück. „Dankbar, dass ich hier wegkomme!“

Dann fiel sein Blick auf das Straßenschild, welches nach links zum Ort der Fischfabrik zeigte und nach rechts, wo es Memphis ausschilderte.

„‘Geh nach links!‘, sagt sie…“, murmelte er und betrachtete das Schild skeptisch. „Ich weiß doch, wo links ist!“, rief er sauer und hob wütend die Arme. Dann begann er gedankenverloren an seinen Fingerlingen herum zu zupfen. „Ich bleibe für immer Yami, der Waise…“ Dann ging er ein paar Schritte den rechten Weg entlang.

„Aber, wenn ich nach rechts gehe, finde ich vielleicht…“, begann er hoffnungsvoll und nahm dann den Anhänger in die Hand und betrachtete ihn. „Wer immer mir diese Halskette geschenkt hat, muss mich geliebt haben…“ Innerlich schalt er sich dann aber einen Narren und kehrte zur Gabelung zurück.

„Das ist doch verrückt! Ich? Nach Paris fahren?“ Frustriert trat er nach dem Schnee und schaute dann gen Himmel. „Schick mir ein Zeichen! Einen Hinweis! Irgendwas!“, rief er einer unbekannten Macht zu und ließ sich dann neben dem Straßenschild in den Schnee fallen und stützte die Arme auf die Knie.
 

Plötzlich flatterten drei Spatzen neben ihn und begannen an seinem Schal herum zu zupfen, als wäre er ein Stück Brot. Dabei zogen sie ihn immer weiter aus der Tasche in Richtung des rechten Pfades.

„Hey! Was soll das? Das ist nichts zu essen!“, rief Yami empört, als er die kleinen Vögel entdeckte und scheuchte sie auf. Doch wenig später hatten sie sich wieder auf den Schal gestürzt und stritten sich darum. „Haut ab! Ich warte hier auf ein Zeichen und mein Schal schmeckt euch eh nicht!“

Wütend scheuchte er die Vögel, welche den Schal immer weiter von der Weggabelung wegzogen, erneut auf, stolperte dabei allerdings über eine Baumwurzel und fiel der Länge nach hin. Die Vögel ließen sich unweit auf einem Ast nieder und zwitscherten fröhlich.

„Na toll. Drei Vögel wollen meinen Schal nach Memphis entführen…“, murmelte er, während er sich aufraffte. Dann ging ihm langsam ein Licht auf. War das etwas der Hinweis, auf den er gewartet hatte?

„Na schön…“, flüsterte er. „Ich nehme den Hinweis an.“ Dann hob er den Schal endgültig auf und sah auf den schneebedeckten Weg. Sein Herz begann schneller zu schlagen und er vermochte nicht zu sagen, ob es freudige Erwartung oder Angst war. Doch er hatte sich nun entschieden und es gab kein Zurück mehr – solange ihn der Mut nicht doch noch verließ. Die Leute sagten zwar immer, das Leben sei immer voller Entscheidungen, aber niemand hatte je die Angst erwähnt…Und der Weg erschien ihm so lang, fast unendlich... Noch einmal atmete er tief durch, schob seine Zweifel beiseite und machte sich auf den Weg.
 

Dies war sein Weg in die Zukunft und er führte hoffentlich zu seiner Vergangenheit. Er ging immer weiter und träumte, wie schon seit Jahren, davon, wie am Ende jemand auf ihn warten würde, um ihn fest in die Arme zu schließen. Und Träume, die über Jahre hinweg existierten, konnten nicht falsch sein, oder?

Als er dann auf dem Weg an kleinen Dörfern vorbeikam und die Familien zusammen sah, wurde ihm schwer ums Herz. Ein Zuhause, eine Familie, Liebe und… Glück… Das hatte sicher auch einmal für ihn dazugehört und egal, was er tat, er sehnte sich danach. Yami wusste, ohne zu wissen, wo er hingehörte, würde ihm immer etwas fehlen, um komplett zu sein.

Nun leitete ihn die Hoffnung, dass diese Straße ihn zu seinen Erinnerungen und in seine Zukunft führen würde, auch, wenn es in einem völlig fremden Land sein mochte. Ja, dieser Weg führte ihn wohl in die Welt hinaus und doch, so hoffte er, würde er ihn nach Hause bringen!
 

Nach gut einem Tagesmarsch kam Yami endlich in Memphis an. Es war bereits seit einer Stunde dunkel, doch das sagte im Winter nichts über die Uhrzeit aus. Er erfragte sich den Weg zum Bahnhof und dort angekommen ging er gleich zum Fahrkartenschalter. Das spärliche Geld, das er während der Zeit im Waisenhaus verdient hatte, hatte er sorgsam gespart und jetzt konnte er endlich nach Paris fahren.

„Eine Fahrkarte nach Paris, bitte“, sagte er dann auch gleich voller Zuversicht zu dem offensichtlich übellaunigen Beamten in roter Uniform.

„Ausreisevisum“, forderte dieser mit ausgestreckter Hand.

„Ausreisevisum?“, fragte Yami verständnislos nach. Brauchte er das etwa?

„Kein Ausreisevisum, keine Fahrkarte!“, knurrte ihn der Beamte an. „Nächster!“ Und schon wurde Yami vom nächsten in der Schlange bei Seite gedrängt. Verdammt! Was sollte er denn jetzt nur machen?

Da tippte ihm eine ältere Frau auf die Schulter. „Pst!“, wisperte sie. „Wenn du Papiere brauchst, wende dich an Bakura. Er kann dir helfen.“

„Bakura? Wo kann ich ihn finden?“, fragte Yami nun wieder hoffnungsvoll.

„Im alten Palast. Aber das hast du nicht von mir gehört!“, flüsterte sie und sah sich um, ob sie auch niemand belauscht hatte.

Yami bedankte sich schnell, dann wandte er sich um und begann den alten Palast zu suchen. „Bakura wird mir also helfen…“
 

Dieser saß derweil im Theater und verzweifelte mit Marik an den scheußlich schlechten Schauspielern und anderen jungen Männern, die für den Prinzen Atemu vorsprachen. Einen Namen nach dem anderen strich er durch, während er versuchte freundlich zu bleiben. Nachdem der letzte Anwärter, ein viel zu groß und dürr geratener Junge mit fettigem braunem Haar und dem Benehmen eines Bauern, gegangen war, ließ Marik den Kopf auf die Tischplatte sinken und Bakura seufzte nur „Oh man…Das lässt mich echt daran zweifeln, ob ich wirklich Männer den Frauen vorziehe…“

Während sie nun auch das Theater verließen und abschlossen, ließ Marik seinem Unmut freien Lauf: „Das war’s Bakura! Das Spiel ist aus! Unser letztes Geld ist drauf gegangen, für dieses wanzenverseuchte Theater! Trotzdem haben wir immer noch keinen Jungen, den wir als Atemu ausgeben können!“

Bakura legte beruhigend einen Arm um seine Schultern. „Wir werden ihn finden, Marik. Er ist hier irgendwo – direkt vor unserer Nase!“, sagte er aufmunternd und rempelte dabei versehentlich einen jungen Mann mit dreifarbigen Haar an, der gerade jemanden nach dem Weg fragte. Davon nahm Bakura aber keine Notiz.

„Denk nur daran“, sprach er einfach weiter. „Wenn die Großfürstin das Schmuckkästchen sieht, wird sie denken, wir hätten ihr den richtigen Atemu gebracht. Und ehe sie uns durschaut, verschwinden wir mit zehn Millionen Rubel.“

„Ich hoffe, du hast Recht.“

„Natürlich! Das Schmuckkästchen ist unser Trumpf!“
 

Nach einigen Fehlversuchen hatte Yami endlich den Weg zum Palast gefunden. Es war ein unglaublich großes Gebäude und obwohl jeder sagte, es sei verflucht, jagte es ihm keine Angst ein. Er betrat den Hof und suchte nach einem Eingang, doch alles war mit Brettern vernagelt. Allerdings stellte er fest, dass einige schon ziemlich morsch waren, also rüttelte er mit einiger Kraft daran. Erst tat sich nichts, dann jedoch lösten sich ein Haufen Bretter auf einmal und warfen ihn mit einem lauten Krach zurück.
 

Bakura, der gerade mit Marik am Küchenfeuer saß und sein Abendessen genoss, schreckte auf. „Hast du das auch gehört?“

Marik sah ihn nur verwirrt an. „Nein, hab ich nicht. Du hörst schon Gespenster.“

Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Quatsch! Ich glaube, da ist jemand. Komm mit!“
 

Yami stieg durch den selbstgemachten Eingang ins Schloss und betrat fast ehrfürchtig ein großes Treppenhaus, das fast überall hinzuführen schien. Obwohl überall Staub und Spinnenweben waren, hatte es nichts von seinem imposanten Eindruck verloren. Einst muss es unglaublich gewesen sein, hier entlang zuschreiten, dachte Yami beindruckt und stieg die Treppen hinauf.

„Hallo?“, rief er in die Stille hinein und nahm seinen Schal ab. Er hatte das Gefühl, es gehörte sich einfach so in diesen Mauern. „Ist jemand zu Hause?“

Langsam erkundete er die Räume und kam in einen Raum, der wohl einst als Vorraum zu einem Festsaal diente, denn an der Wand standen reich gedeckte Tische mit silbernen Kerzenleuchtern und kostbarem Geschirr. Yami konnte es sich nicht nehmen lassen und musste einfach einen solchen Teller in die Hand nehmen. Noch nie hatte er etwas so wertvolles in der Hand gehabt. Vorsichtig pustete er den Staub weg, so dass er sich wieder in dem Metall spiegeln konnte.

Ein Bild erschien vor seinem inneren Auge, wie ein kleiner Junge mit drei älteren Mädchen, wohl seine Schwestern, tanzte und lachte. Kopfschüttelnd vertrieb er das Bild aus seinen Gedanken. Wie kam er nur auf so etwas? Schnell legte er den Teller zurück und ging weiter.

Dennoch wurde er, je weiter er ging, das Gefühl nicht los, dass ihm der Ort irgendwie bekannt vorkam.

„Wie die Erinnerung aus einem Traum…“, murmelte er. Dann erreichte er den erwarteten großen Ballsaal, welcher sogar noch größer war, als er gedacht hatte. Zwei Treppen führten von zwei seitlichen Eingängen zum Saal und endeten in eine einzigen großen, die mit einem verblassten roten Teppich gesäumt war. Die untere Hälfte der Saalwände war mit Bodenfenstern gesäumt, während darüber auf beiden Seiten überlebensgroße Portraits hingen.

Yami fiel es nicht schwer, sich auszumalen, was für Feste hier stattgefunden haben mochten. Mit tanzenden Bären und wertvollen Kleidern, die in allen Farben leuchteten. Ja, er konnte fast noch die Musik hören, die wie vom Wind weggetragen durch diesen Saal klang.
 

Gedankenverloren zog er seinen Mantel und seine Fingerlinge aus und ging die Stufen hinab. Wie schön muss es gewesen sein, bei so einem Fest einer der Gäste oder gar Mitglied der Zarenfamilie gewesen zu sein. Er stellte sich vor, wie dieser Saal voll warmen Kerzenlichts von den Kronleuchtern erstrahlte und überall Paare in Abendgarderobe tanzten.

Auch neben ihm standen zwei junge Paare, vor denen er sich anmutig verbeugte und dann hinab in den Saal schritt. Um ihn herum tanzten alle voller Eleganz und dann plötzlich kamen drei Mädchen in seinem Alter auf ihn zu und statteten auch ihn mit einer Schärpe und einem teuren Siegelring aus. Nun trug er eine elegante Uniform und gehörte zu den Gästen.

Als die Tanzpartner der Mädchen erschienen, geleitete einer von ihnen eine Prinzessin, die nun Yamis Tanzpartnerin sein sollte. Er verneigte sich leicht und begann mit ihr zu tanzen, als hätte er nie etwas anderes getan. Erst als die tanzende Menge sich teilte und sich ehrfürchtig verbeugte, bemerkte er, dass die Zarin auf ihn zuschritt.

Wie hatte er vergessen können, dass er auch ihr einen Tanz versprochen hatte. Lächelnd begann er mit der Dame zu tanzen, die ihm so seltsam bekannt vorkam. Doch hielt er erneut inne, als nun die gesamte Zarenfamilie auf ihn zuschritt, darunter auch die drei Mädchen, die ihm die Schärpe und den Ring gereicht hatten. Er verbeugte sich tief und fragte sich, was gerade ihm die Ehre zu teil werden ließ, vom Zar persönlich begrüßt zu werden…

„Hey!“, hörte er plötzlich eine fremde Stimme barsch rufen und der gesamte Zauber verflog. „Was hast du hier zu suchen?!“

Erschrocken sah Yami sich kurz um und erkannte nur schemenhaft einen Mann mit weißen Haaren und nahm dann seine Beine in die Hand und lief zum anderen Ende des Saales, wo er hergekommen war.
 

Sofort ließ Bakura ihm hinterher, dicht gefolgt von Marik. „Hey! Hey!“, rief Bakura, immer mehrere Stufen auf einmal nehmend und überquerte dann mit langen Schritten den Saal. „Halt! Halt! Halt!“, versuchte der den jungen Fremden aufzuhalten und ließ seine Stimme etwas sanfter klingen. „Moment mal! Warte doch!“

Endlich blieb der Fremde mit dem außergewöhnlichen Haar am oberen Treppenansatz stehen und drehte sich langsam und mit hängenden Schultern um. Da hatte wohl jemand ein schlechtes Gewissen…, dachte Bakura innerlich schmunzelnd.

„Also, wie kommst du hier… hier… rein?“, stotterte er und musste mehrmals blinzeln um sich zu vergewissern, dass ihm seine Augen keinen Streich spielten. Kurz darauf erreichte Marik ihn und wandte sich grinsend seinem Freund zu.

„Marik, siehst du das?“, fragte er und dieser nickte nur staunend, denn hinter dem Fremden, der doch noch mehr Junge als Mann war, war ein übergroßes Portrait der Zarenfamilie. Und die Ähnlichkeit zwischen diesem Jungen und dem dargestellten achtjährigen Atemu war verblüffend. Vor allem die violetten Augen hatten die gleiche Schönheit und Ausstrahlung.
 

Endlich kam wieder Leben in Yami, als er so angestarrt wurde und seufzte. „Bist du Bakura?“

Nun wandte der Weißhaarige ihm wieder seine Aufmerksamkeit zu. „Nun, vielleicht. Das kommt ganz darauf an, wer etwas von ihm will.“

Mit einem leichten Schmunzeln schlenderte Bakura nun die letzten Treppenstufen hinauf, so dass er mit Yami auf Augenhöhe war.

„Mein Name ist Yami und ich brauche Reisepapiere. Man hat mir gesagt, ich solle mich an dich wenden und…“, begann Yami zu erklären, hielt aber irritiert inne, als Bakura begann ihn zu umrunden und zu begutachten wie ein Stück Vieh. Wütend drehte er sich zu Bakura um und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Hey, was umkreist du mich so?! Bist du in deinem früheren Leben mal ein Geier gewesen?!“, fauchte er ein wenig ungehalten. Doch das brachte Bakura überhaupt nicht aus der Ruhe. Stattdessen winkte er Marik unauffällig heran.

„Oh, tut mir leid“, entschuldigte er sich, wobei sein Ton alles andere als ehrlich klang. „Yami, richtig? Es ist nur so, dass du jemanden sehr ähnlich siehst…“ Dabei deutete er auf das Familienportrait. Yami folgte der Bewegung, konnte aber keine Verbindung daraus schließen. Wem sollte er ähnlich sehen? Auch Bakura schien zu begreifen, dass dieser Wink nicht ausreichte und wechselte die Taktik.

„Ach, was soll’s. Du sagtest etwas über Reisepapiere?“

Yami nickte. „Äh ja. Ich möchte nach Paris fahren!“, sagte und seine Augen bekamen ungewollt ein Leuchten.

„Du möchtest nach Paris?“, fragte Bakura und tauschte einen vielsagenden Blick mit Marik. Er konnte ihr Glück kaum fassen!

„Yami, sag mal, darf ich dich etwas fragen? Einen Nachnamen, hast du den auch?“, fragte er und rieb sich mit einer Hand übers Kinn, während er den Anderen ansah.

Yami senkte den Blick und rieb sich verlegen mit dem Zeigefinger über die Stirn. „Ich weiß, das hört sich jetzt verrückt an, aber…“ Er sah wieder auf. „Ich weiß nichts über meinen Nachnamen. Ich wurde gefunden, als ich acht Jahre alt war und ziellos umherirrte.“

Innerlich jubelte Bakura auf. Das wurde ja immer besser! Äußerlich nickte er jedoch mit ernster und bedächtiger Miene. „Und was war vorher, bevor du acht warst?“

„Hör zu, ich weiß, das ist seltsam“, erklärte Yami und gestikulierte mit den Armen ob seiner eigenen Ratlosigkeit. „Aber ich kann mich nicht erinnern! Ich habe fast keine Erinnerungen an meine Vergangenheit!“ Dann senkte er wieder den Blick und nahm unbewusst seinen Anhänger in die Hand.

Wieder nickte Bakura und murmelte. „Hmmm… das ist… perfekt“ Dann musste er sich wieder Yami zuwenden, denn dieser redete plötzlich weiter, während er einen komischen runden Anhänger in den Fingern drehte.

„Einen Hinweis habe ich allerdings – und das ist Paris.“

„Paris!“

„Ja, genau. Also, könnt ihr mir nun helfen, oder nicht?“
 

„Marik, die Fahrkarten!“, wisperte Bakura seinem Kumpanen zu und bekam von diesem vier Karten für den Staatszirkus zugesteckt. Dann sagte er an Yami gewandt. „Natürlich! Wir helfen gern! Denn ob du’s nun glaubst oder nicht, wir wollen auch nach Paris!“ Er vernahm einen erleichterten Seufzer von Yami. Dann hielt er Yami die drei Karten hin, eine schmiss er achtlos weg, so dass der Bunthaarige allerdings nicht sehen konnte, wofür sie waren.

„Und ich habe drei Fahrtkarten“ Diese Tatsache betonend, wedelte er mit eben diesen vor Yamis Nase rum, der nun versuchte sie zu greifen – vergebens. Bakura wich einige Schritte zur Seite.

„Unglücklicherweise ist dritte Karte für… Atemu“, stellte er klar und deutete erneut auf das Portrait.

„Oh…“, sagte Yami, konnte dem Bildnis aber nicht viel Aufmerksamkeit schenken, da er von beiden Seiten untergehakt und aus dem Saal gezerrt wurde. Nun ergriff Marik das Wort.

„Wir wollen den Großfürsten Atemu zu seiner Großmutter bringen.“, erklärte er und sofort fügte Bakura hinzu: „Weißt du, dass du ihm sehr ähnlich siehst?“

„Die selben violetten Augen…“

„Die Romanov-Augen!“

„Das Lächeln von Akunumkanon…“

Dann nahm Bakura Yamis Hand in seine. „Sieh nur, er hat sogar die grazilen Hände seiner Großmutter…“ Yami entzog die Hand aber schnell wieder, was Bakura jedoch nicht davon abhielt, weiter zu sprechen. „Er hat das selbe Alter, ist der selbe Typ…“
 

Yami, der bis dahin nun ungläubig von einem zum anderen der beiden Männer geschaut hatte, hatte nun genug. „Wollt ihr mir etwa weiß machen, ich sei Atemu?“

Derweil waren sie vor einem weiteren Portrait stehen geblieben und Marik und Bakura ließen ihn los. Letzterer jedoch antwortete energisch auf Yamis Frage: „Das soll nur heißen, dass ich hunderte Jungen im ganzen Land gesehen habe und kein einziger“ Er machte eine wirkungsvolle Pause. „sieht dem Großfürsten so ähnlich wie du! Schau dir doch nur das Portrait an!“

„Am Anfang fand ich dich nur merkwürdig!“, entgegnete Yami wütend und tippte mit dem Zeigefinger auf Bakuras Brust. Dann wandte er sich mit verschränkten Armen zum Gehen. „Aber jetzt glaube ich, ihr seid beide verrückt!“

So schnell wollte Bakura jedoch nicht aufgeben und stellte sich ihm in den Weg. „Wieso? Du hast gesagt, du weißt nichts über dich!“

„Keiner weiß, was mit ihm passiert ist…“, half nun auch Marik.

„Du suchst Verwandte in Paris?“

„Atemus Verwandtschaft lebt in Paris.“

Bakura packte Yami sanft an den Schultern und führte ihn zurück zum Bildnis, was Atemu allein mit seiner Großmutter zeigte. „Hast du noch nie über diese Möglichkeit nachgedacht?“, fragte er in einem Ton, als ob das selbstverständlichste der Welt wäre.

„Dass ich adlig sein könnte?“, fragte Yami ungläubig nach und erntete nur ein deutliches Nicken als Antwort. „Tja, ich weiß nicht. Ich find es ein wenig schwierig sich vorzustellen, Großfürst zu sein, wenn man auf dem feuchten Boden schläft. Aber ja, sicher…“, gestand er ein. „Ich glaube, jeder einsame Junge träumt mal davon, ein Prinz zu sein…“

„Und irgendwo gibt es einen, der einer ist…“, flüsterte Marik ihm zu, während Bakura sich abwandte. „Schließlich bedeutet der Name Atemu „Er wird wieder aufsteigen“…“ Dann drängte Bakura sich zwischen sie und zog Marik mit sich.

„Wir würden dir ja gerne helfen, aber die dritte Fahrkarte ist für den Großfürsten Atemu.“ Er winkte dem Bunthaarigen über die Schulter hinweg zu. „Viel Glück!“
 

„Warum hast du ihm nichts von unserem genialen Plan erzählt?“, fragte Marik verständnislos, während sie wieder in den Ballsaal gingen.

„Er will doch nur eines: nach Paris. Warum sollten wir ein Drittel der Belohnung verschenken?“

„Ich sage dir, wir gehen zu voreilig weg!“, mahnte Marik seinen Freund, doch dieser blieb gelassen.

„Keine Sorge. Ich habe alles unter Kontrolle.“, versicherte Bakura, hielt Marik dann aber am Arm fest. „Aber gut, geh ein bisschen langsamer…“
 

Währenddessen war Yami nachdenklich zurückgeblieben und betrachtete das Portrait noch einmal genauer und ließ sich die Worte der anderen beiden durch den Kopf gehen. Ja, eigentlich hatten sie Recht. Wer sagte eigentlich, dass er NICHT Atemu war. Es war auf jeden Fall einen Versuch wert und er würde so nach Paris kommen!
 

Bakura und Marik verließen gerade den Treppenabsatz, als Bakura auf die Uhr schaute und begann mit den Fingern herunter zu zählen. „Drei…zwei…eins…“

„Bakura!“

Der gerufene grinste und machte eine Siegesgeste und auch Marik schmunzelte. „Da haben wir ihn.“ Jedoch hielten sie nicht inne.

„Bakura warte!“, rief Yami noch einmal und erschien am Saaleingang. Gespielt verwundert drehte sich Bakura um.

„Hast du mich gerufen?“

„Wenn ich mich nicht erinnern kann, wer ich bin, wer sagt dann, dass ich kein Prinz bin oder Großfürst oder was auch immer er ist?“, erklärte er seine Gedanken, während er zu ihnen aufschloss.

Bakura nickte verstehend und strich sich wieder übers Kinn. „Und weiter?“

„Ja, wenn ich nicht Atemu bin, wird es die Mutter des Zaren sofort merken und alles war nur ein bedauerlicher Irrtum.“, schloss er und blieb mit verschränkten Armen vor ihnen stehen.

„Hmm... Klingt plausibel.“, war Bakuras einziger Kommentar und grinste innerlich.

„Solltest du aber doch der Prinz sein…“, erwiderte Marik, ging zu ihm und legte einen Arm um Yamis Schultern. „Dann wirst du endlich wissen, wer du bist und deine Familie wieder haben.“ Dieser Satz brachte wieder das hoffnungsvolle Leuchten in Yamis Augen.

„Weißt du?“, mischte sich nun auch Bakura wieder ein. „Er hat Recht. Auf jeden Fall kommst du nach Paris.“ Er streckte Yami als Zeichen ihrer Vereinbarung die Hand hin und der Jüngere ergriff sie. Dann wandte sich Bakura dem Saal zu, als würden ihm Hunderte Personen zuhören.

„Darf ich vorstellen? Eure kaiserliche Hoheit, der Großfürst Atemu!“

Die Reise beginnt

N/A: Es tut mir leid, dass es so lange gebauert hat, aber mein Leben ist im Moment recht kompliziert und chaotisch. Ein großes Danke an Mimmy-chan! Du hast mich mit deinen Kommis ein wenig aus meiner Schreiblethargie gerüttelt :)

So, und jetzt viel Spaß beim Lesen!
 

Kapitel 2: Die Reise beginnt
 

Der Limbus war ein furchtbarer Ort. Das wusste Dartz nun aus eigener Erfahrung. Seit nun mehr zehn Jahren schmorte er hier, weder tot noch lebendig, und wartete darauf, dass zumindest ein Teil der dunklen Mächte zu ihm zurückkehrte. Doch das würden sie nur, wenn auch dieses verfluchte Balg Atemu wieder einen Fuß in den Winterpalast setzen würde, wo er seinen Fluch ausgesprochen hatte. Dann hätte er endlich die Möglichkeit seinen Fluch, seine Rache, zu vollenden!

Dass dieser kleine Rotzbengel hatte fliehen können, hatte er sich nie verziehen und so verharrte er all die Zeit und verwendete seine letzte verbliebene Macht darauf, den Winterpalast zu beobachten. Er musste noch leben, sonst säße er hier nicht fest!
 

Dartz fühlte sich dem Wahnsinn nahe, als endlich ein junger Mann mit dreifarbigem Haar den Palast betrat. Sofort spürte er wieder die dunklen Mächte… Das war er! Das war Atemu! Gebannt beobachtete er das Gespräch zwischen ihm und den zwei anderen Männern. Der Junge wusste also gar nicht, wer er war. Wenn das mal kein Wink des Schicksals war. Dadurch würde es ein Leichtes werden, ihn endlich zu töten!

Der kleine Yami, sollte sich von nun an wirklich in Acht nehmen, denn seine Kräfte waren nun endlich erwacht! Er würde für ihn das Tor zur Hölle öffnen und ihn voller Genugtuung hineinwerfen!

Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er begann die dunklen Geister heraufzubeschwören, damit sie ihm diesen letzten Dienst erfüllten.

„Das Spiel beginnt, Atemu… Ich werde von nun an zu deinem schlimmsten Albtraum…“, murmelte er und erteilte seinen dunklen Dienern den Auftrag. „Schwebt für den Meister!“
 

Er sah zu, wie die giftgrünen Wesen die Vorhölle verließen und lachte leise. „Bald bist du mein, Atemu und dann heißt es „Do Swidanja“ – für immer!“
 

***
 

Yami und seine Begleiter ahnten natürlich nichts von dem Unheil, dass sie nun verfolgte, sondern hatten ihre Reise nach Paris angetreten. Sie richteten sich gerade in ihrem Zugabteil ein. Nachdem Bakura den letzten Koffer in der Ablage verstaut hatte, setzte er sich neben Yami, der tief in den Sitz gesunken dasaß und mit seinem Anhänger spielte.

„Hör auf mit diesem Ding rumzufummeln! Setz dich gerade hin! Du bist ein Großfürst!“, meckerte Bakura auch gleich herum und bereute es bei diesem Anblick schon fast, Yami mitgenommen zu haben. Sie würden Ewigkeiten brauchen, bis Yami auch nur annähernd überzeugend sein würde…

Yami dagegen sank demonstrativ noch tiefer in den Sitz, verschränkte die Arme und streckte trotzig das Kinn vor, während er Bakura ansah. „Woher weißt du, was Großfürsten tun oder nicht tun?“

Bakura drehte sich ihm nun vollständig zu und legte einen Arm lässig auf die Rückenlehne des Sitzes.

„Es gehört zu meinem Geschäft, das zu wissen…“, antwortete er mit einem charmanten Lächeln. Daraufhin zog Yami nur skeptisch die Augenbraue hoch und schnaubte verächtlich. Dieser Bakura benahm sich so widerlich überheblich. Was bitte, machte ihn denn besser als alle anderen?
 

„Hör zu, Yami. Ich will dir doch nur helfen.“, versuchte Bakura es nun auf eine andere Tour, was Marik, der ihren Papieren mit blauer Tinte den letzten Schliff verlieh, mit den Augen rollen ließ. Ja, sicher… Jedoch sagte er nichts.

Yami hatte sich derweil plötzlich aufgesetzt und seufzte tief. Bakura wollte spielen? Das konnte er auch! „Bakura? Denkst du wirklich, dass ich adlig bin?“, fragte er und klang sehr unsicher.

„Natürlich, und das weißt du auch.“, bestätigte Bakura, woraufhin Yami ihn nun scharf anblickte.

„Dann hör gefälligst auf mich herumzukommandieren! Schließlich bist du dann nur Teil meines Fußvolkes“, erwiderte er schnippisch und setzte sich wieder so hin, wie zuvor und spielte mit seinem Anhänger.

Marik, der mit blauer Tinte ihre Reisepapiere ausfüllte, verkniff sich auf Bakuras vernichtenden Blick hin einen Kommentar und machte nur einen weiteren Strich auf einer Liste in seinem Notizbuch. Diese Liste zeigte die Sieger der Wortgefechte zwischen Yami und Bakura – der Jüngere führte mit großem Abstand.
 

Einige Zeit später nutzte Bakura die Gelegenheit, dass Yami allein im Abteil saß und ein Buch über Paris las, um noch einmal in Ruhe mit ihm zu reden. Er setzte sich ihm gegenüber.

„Hör mal…Ich glaube, wir haben das Ganze ganz falsch angefangen…“

„Seh ich auch so.“, stimmte ihm Yami zu und sah nur flüchtig von seinem Buch auf. Bakura setzte gerade an, etwas zu sagen, da fügte sein Gegenüber noch hinzu. „Aber ich weiß deine Entschuldigung zu schätzen.“

Ungläubig blinzelte Bakura. „Entschuldigung? Wer hat bitte was von einer Entschuldigung gesagt? Ich habe nur gesagt, dass-“

„Bitte, hör auf zu reden.“, schnitt Yami ihm das Wort ab und legte das Buch nun doch beiseite. „Sonst werde ich nur wieder wütend…“

„Fein. Ich schweige.“, meinte Bakura daraufhin eingeschnappt und lehnte sich, ebenso wie Yami, im Sitz zurück und überschlug abwehrend die Beine. „Ich schweige, wenn du es auch tust.“

Der Angesprochene hatte derweil die Beine auf dem gegenüberliegenden Sitz abgelegt und die Arme verschränkt. „Na gut. Ich schweige auch.“

„Fein“

„Fein“

„Fein!“

„Fein!“
 

Mit einem frustrierten Seufzen wandte Bakura den Kopf ab. Yami benahm sich ja so unglaublich kindisch. Wie sollte da nur jemals ein guter Großfürst draus werden…? Ehe Bakura jedoch die Stille genießen konnte, unterbrach Yami sie schon wieder.

„Wird es dir nicht fehlen?“, fragte er, sah jedoch aus dem Fenster.

„Was? Dein Gerede?“, wollte Bakura schnaubend wissen und machte so deutlich, dass ihm DAS ganz bestimmt nicht fehlen würde.

„Nein, ich meine Kemet.“, präzisierte Yami nun etwas freundlicher und sah Bakura an. Dieser wich seinem Blick aus.

„Hm...nein.“

„Aber es war deine Heimat.“

„Ich habe nur einmal dort gelebt. Meine Heimat ist mit dem alten Kemet verloren gegangen…“

„Wieso das? Heimat ist doch kein politisches System…“, merkte Yami an. Steckte da etwa doch so etwas wie ein Mensch hinter dieser eingebildeten Fassade?

„Nein, aber politische Systeme können die Heimat zerstören und jetzt gehört Kemet komplett der Vergangenheit an. Ende der Geschichte.“, antwortete Bakura barsch und unterstrich dies mit einer Handbewegung. Doch Yami ließ nicht locker. Er wollte diese Fassade knacken, denn der Mensch dahinter interessierte ihn.

„Dann planst du nun also Paris zu deiner Heimat zu machen?“

„Was redest du nur andauernd von Heimat?“, fragte Bakura verständnislos und legte nun seinerseits die Beine auf den Sitz und versperrte Yami, der gerade aufgestanden war, so den Weg. Er wollte den anderen ärgern, um zu überspielen, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte, dass er ihn verunsichert hatte. Außerdem sah Yami ja schon irgendwie süß aus, wenn er sich aufregte…
 

„Nun, erstens ist es etwas, was sich jeder normale Mensch wünscht“, begann Yami und stieß gegen Bakuras Beine, um sich einen Weg zu bahnen. „Und zweitens ist es etwas, wo man sich…“ Da Bakura sich weigerte den Weg frei zu machen, kletterte er nun auf den Sitz und balancierte über die Füße des Älteren. „Naja, du weißt schon…“

„Was?“, fragte Bakura schmunzelnd und beobachtete wie Yami versuchte im ruckenden Zug auf dem Sitz das Gleichgewicht zu halten. Ja, so war das doch schon viel besser. ER hatte die Kontrolle und ja, ein verärgerter Yami hatte wirklich etwas…

„Ach, ach…Vergiss es!“, rief Yami wütend aus und sprang wieder auf den Boden. Auch Bakura stand nun auf und wandte sich dem Fenster zu. Genau in diesem Moment kam Marik kam herein.

„Oh Marik! Gott sei Dank!“, rief Yami erleichtert. „Bitte tu etwas, dass ich ihn nicht mehr sehen muss!“

Marik sah Bakura mit hochgezogener Augenbraue an. „Was hast du denn jetzt schon wieder gemacht?“

„Ich?!“, entgegnete Bakura und drehte sich, nun wieder leicht verärgert, um. Wie konnte Yami es wagen, ihn als den Bösen hinzustellen?! Er hatte doch mit diesem Heimat-Mist angefangen!

„Er ist es!“, beschuldigte er Yami, welcher nun wütend und vor allem genervt aufseufzte und aus dem Abteil stapfte.

„Mit ihm kann man ja überhaupt nicht reden…“

Marik, der nun mit Bakura allein war, murmelte zu sich selbst. „Na sowas, eine unausgesprochene Anziehungskraft…“

„Anziehungskraft? Du meinst, ich fühle mich von diesem kleinen, dürren Jungen angezogen?! Bist du verrückt geworden?!“, regte sich Bakura nun auf und lief ebenfalls aus dem Abteil. „Anziehungskraft!? Lächerlich!“, murmelte Bakura wütend vor sich hin und stapfte in die entgegengesetzte Richtung als die, in die Yami kurz zuvor gegangen war.

Marik zuckte nur mit den Schultern. „Ich hab doch nur mit mir selbst geredet…“
 

Gegen Abend machte Marik sich dann auf den Weg, um aus dem Speisewagen etwas zu essen zu holen. Auf dem Gang hörte er zufällig ein Gesprächsfetzen anderer Reisender.

„Letzten Monat waren die Reisepapiere noch blau – und jetzt sind sie rot.“

Entsetzt blieb Marik stehen und lief in ihr Abteil zurück, wo sich die beiden Streithähne mittlerweile wieder eingefunden hatten. Yami schlief auf der einen Sitzbank und Bakura las ein Buch.

Marik zog schnell die Abteiltür zu, ehe er sich Bakura zuwandte.

„Das hasse ich an dieser Regierung: Alles ist rot…sogar die Tinte…“

„Rot?!“ Bakura, der sofort verstanden hatte, sprang auf und fing an all ihr Gepäck zusammen zu räumen.

„Ich schlage vor, wir gehen zum Gepäckwagen, bevor die Wachen kommen.“, sagte Marik, der ihm half.

„Und ich schlage vor, wir steigen aus dem Zug aus!“

Während Marik mit dem Großteil des Gepäcks schon einmal vorrausging, rüttelte Bakura Yami wach. Dieser streckte sich automatisch und schlug so versehentlich Bakura mitten ins Gesicht. Mit einem leisen, schmerzerfüllten Keuchen, taumelte Bakura zurück.

„Oh, es tut mir leid! Ich habe dich für jemand anderen gehal-“, wollte Yami sich sofort entschuldigen, während er sich aufsetzte. Dann erkannte er Bakura. „Ach du bist es. Dann ist es ja gut.“

Als Bakura sich wieder gefangen hatte, griff er nach Yamis Hand und zog ihn mit sich. „Komm schon. Wir müssen weg!“

Der Jüngere konnte gerade noch so seine Habseligkeiten schnappen, ehe er von Bakura aus dem Abteil gezerrt wurde.

„Wo gehen wir denn hin?“, fragte er verwirrt, doch als Antwort, bekam er nur ein „Ich glaube, du hast mir die Nase gebrochen…“ „So ein Baby…“, murmelte er nur und folgte jenem Baby dann in den Gepäckwagen. Im Waisenhaus hatte er ganz anderes aushalten müssen…
 

Im Gepäckwagen war es fürchterlich kalt. Zumindest war Marik dieser Meinung, „Er wird hier drin erfrieren…“

„In Paris taut er wieder auf“, meinte Bakura nur leichthin und stellte das Gepäck ab. Derweil hatte auch Yami den Gepäckwagen erreicht.

„Der Gepäckwagen?“, fragte er skeptisch. „Es ist doch nicht zufällig etwas faul mit unseren Papieren, oder Maestro?“

Bakura lächelte nur charmant und legte ihm freundschaftlich einen Arm auf die Schulter. „Natürlich nicht, euer Gnaden.“, antwortete er überaus höflich und führte ihn zu ein paar großen Koffern, auf die Yami sich setzen konnte. „Ich sehe es nur allzu ungern, wenn Sie gezwungen sind, sich unter die Bürgerlichen zu mischen. Das ist ja nur niederes Fußvolk, nicht wahr?“, wischte er Yami nun mit dessen eigenen Worten eins aus.
 

Doch die gefälschten Papiere waren ihr kleinstes Problem, wie sie bald feststellen würden. Denn Dartz‘ dunkle Diener hatten sich an ihre Fersen gehängt und nun die Lok sabotiert. Aber dies war nicht alles. Sie trennten nun den Gepäckwagen, der direkt hinter der Lok war, vom Rest des Zuges. Das bemerkten die drei, als es einen kräftigen Ruck gab, der sie alle von den Füßen riss.

„Was war das?“, fragte Bakura, der halb unter Gepäck begraben war und Marik, der sich als erstes aufraffen konnte, antwortete.

„Ich weiß es nicht. Aber da hinten fährt unser Speisewagen…!“

Auch Yami versuchte aufzustehen, jedoch musste er feststellen, dass Bakura auf ihm lag.

„Geh runter von mir!“

„Ich versuch’s ja!“, keifte Bakura zurück und machte sich daran die Koffer von sich zu schieben,

„Au! Du tust mir weh!“

„Oh, tut mir leid, Prinzesschen…“, grummelte Bakura nur und schaffte es, dann endlich aufzustehen.

„Wie hast du mich genannt…?“, fragte Yami drohend, doch da ertönte erneut Mariks Stimme.

„Bakura, ich glaube jemand hat unsere Lok in Brand gesetzt!“

Sofort rannte Bakura zu ihm und sah nun ebenfalls die züngelnden Flammen.

„Wir fahren viel zu schnell und so wie die Lok brennt, ist sie ganz sicher führerlos. Wir müssen abspringen!“, teilte er den anderen mit.

„Hast du abspringen gesagt?“, fragte Yami fassungslos und als Bakura die seitliche Schiebetür des Wagons öffnete, sahen sie sich einem tiefen Abgrund gegenüber – sie waren auf einer Brücke.

„Nach dir!“, rief Yami sarkastisch.

„Gut, dann koppeln wir eben den Wagen ab!“, beschloss Bakura, der nicht glauben konnte, welches Pech sie ereilte. Erst die Papiere und nun das!
 

Gesagt, getan. Doch auch da hatten die dunklen Geister vorgesorgt und die Kopplungen zusammengeschmolzen. Vergeblich versuchten Bakura und Marik den Wagen abzukoppeln.

„Verdammt! Haben wir nicht etwas Stärkeres?!“

Yami hatte schon die ganze Zeit nach so etwas gesucht und schließlich fiel sein Blick auf eine Kiste Sprengstoffen. Er grinste. Wenn das mal nicht passend war. Wenig später reichte er Bakura die schon brennende Dynamitstange. Verblüfft betrachtete der Andere sie.

„Damit könnte es gehen…“, murmelte Bakura und steckte das Dynamit schnell fest. Dann gingen alle drei in Deckung. Automatisch und ohne es zu merken, legte Bakura seine Arme um Yami, um ihn zusätzlich zu schützen.

„Was haben sie dir im Waisenhaus nur alles beigebracht…“, murmelte er noch. Yami kam jedoch um eine Antwort herum, denn da kam auch schon die Explosion, die tatsächlich die Kopplung löste.

Da die Bremse jedoch mit der Explosion in die Luft gegangen war, blieb ihnen nur noch die Möglichkeit des Ausrollens.

„Das Gleis ist ja lang genug…“, sagte Bakura voller Zuversicht, da er nichts von den bösen Geistern wusste, die nun auch die nächste Brücke zerstörten. Als ihr Wagon schließlich um die Kurve fuhr, konnten die drei dies auch erkennen.
 

„Was hast du gerade gesagt?“, fragte Yami betont freundlich nach. Bakura warf ihm daraufhin einen wütenden Blick zu. Kurz darauf hatte er jedoch eine letzte Idee.

„Komm Marik, hilf mir mal!“, forderte er seinen Freund auf, während er zum hinteren Ende des Wangens lief. Doch Marik hatte gerade alle Hände voll zu tun, ihr Gepäck nicht zu verlieren, und so kam Yami ihm zu Hilfe. Bakura kletterte nach draußen und hielt sich so fest, dass er an die Kopplung herankam.

„Okay. Gib mir die Eisenkette!“, rief er und erwartete Mariks Gesicht vor sich. Doch Yamis erschien.

„Nicht du! Marik!“

„Marik ist gerade beschäftigt…“, meinte Yami nur und ließ die Kette vor Bakura baumeln. Dieser nahm sie seufzend an und befestigte sie an der Kopplung. Dann löste sich jedoch ein Stück Eisen aus der Zugunterseite und flog ihm entgegen. Während er diesem auswich, verlor er das Gleichgewicht und drohte abzustürzen. Doch Yami bekam seine Hand zu fassen und zog ihn hoch, bis sich ihre Gesichter fast berührten.

Bakura wollte etwas sagen, aber als er in Yamis amethystfarbene Augen blickte, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Vielleicht hatte Marik im Abteil doch nicht so falsch gelegen…, schoss es ihm durch den Kopf. Yami schien es ähnlich zu gehen, denn fast schien es Bakura, als beugte Yami sich noch etwas zu ihm vor.
 

Ein lautes Krachen ließ sie jedoch aufschrecken und sie sahen zurück auf die Schienen, wo das Metall einen beachtlichen Teil der Gleise zerstört hatte.

„Wenn man bedenkt, dass du das hättest sein können…“, war Yamis einziger Kommentar und half Bakura endgültig zurück in den Wagen. Dieser rappelte sich grummelnd auf.

„Okay…sollten wir das hier überleben, erinnere mich doch bitte daran, dass ich dir dafür danke…“, meinte er sarkastisch. Marik hatte ja sowas von daneben gelegen!

Gemeinsam schoben sie dann den Rest der Eisenkette, an der sich ein großer Haken befand, hinab. Dieser verhakte sich auch an den Gleisen, jedoch konnte das den rasenden Wagon nicht aufhalten, sondern riss die Gleise auf den Boden. Trotzdem brachte den Wagon immerhin dazu, abzubremsen und sich querzustellen.

Langsam wurde jedoch die Zeit knapp. Sie MUSSTEN abspringen. Schnell sammelten sie ihr Gepäck auf, und stellten sich am Rand hin.

„Also, das ist unsere Haltestelle!“, rief Yami. „Auf drei. Eins, zwei…drei!“ Und gemeinsam sprangen sie in den, glücklicherweise, hohen Schnee, während Lok, Kohlewagen und Gepäckwagon bis zum Ende der Schienen rasten und dann in den Abgrund stürzten, wo es eine große Explosion gab.
 

Alle drei betrachteten sie die großen schwarzen Rauchwolken, die aus der Schlucht heraufwehten und jeder von ihnen hatte ein mehr als mulmiges Gefühl bei dem Gedanken, dass sie vor wenigen Sekunden noch dabei waren ebenfalls in den Tod zu stürzen.

„Nun, dann geht es jetzt wohl erst einmal zu Fuß weiter…“, schloss Marik und griff sich einen Teil des Gepäcks. Yami und Bakura taten es ihm gleich und der ältere brummte nur.

„Erinnere mich dran, dass ich nie wieder in einen Zug steige…“

Kleider machen Großfürsten

Hallo!
 

Ist noch jemand dabei? Naja, ich hatte die FF hier abgebrochen, aber wie soll ich sagen...ich habe - zumindest vorläufig - wiedergefunden und ein neues Kapitel geschrieben! :)

Ich würde mich sehr freuen und es würde meiner Motivation sehr helfen, wenn ihr einen Kommi hinterlassen würdet und mir sagt, wie ihr das Kapitel fandet ;)
 

Nun aber viel Spaß beim Lesen!
 

LG Moe
 

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Aufgrund der unverhofften Unterbrechung ihrer Reise waren sie nun gezwungen zu improvisieren. Sie hatten zwar die Grenze Kemets so gut wie überschritten, dennoch war es bis Paris noch unendlich weit. Nachdem sie die letzten drei Tage mehr oder weniger pausenlos mit ihrem Gepäck gelaufen waren – immerhin war immerhin der Schnee geschmolzen – verlor Yami langsam die Geduld.
 

„Wollen wir jetzt etwa den ganzen restlichen Weg nach Paris laufen??“
 

„Nein…“, antwortete Bakura genervt. „Wir nehmen ein Schiff in Deutschland.“
 

„Oooh…dann laufen wir also nach Deutschland…“, war Yamis Kommentar. Deutschland war auch nicht wesentlich näher dran…und seine Füße schmerzten jetzt schon entsetzlich, was er vor Bakura aber nie zugegeben hätte.
 

„Nein, euer Gnaden“, entgegnete Bakura betont freundlich. „Wir nehmen ab der nächst größeren Stadt den Bus…“
 

Diese Vorstellung traf bei Yami auf mehr als offene Ohren. „Mit dem Bus…“, wiederholte er seufzend und verlor sich beinahe in der Fantasie, sich auf das weiche Polster fallen zu lassen und die Füße hochzulegen… „Das ist schön…“
 

Bakura verdrehte daraufhin nur die Augen, schmunzelte aber leicht. So langsam lernte er wie Yami händeln musste…

Als sie am nächsten Tag ein Schild sahen, dass die nächste Stadt in 5km Entfernung auswies und noch dazu die Sonne schien und die Luft nahezu frühlingshaft aufwärmte, besserte sich auch Mariks Laune und er bekam endlich wieder Hoffnung, dass sie Paris bald erreichen würden. Paris…und Ryou…! Seine Freude und Aufregung darüber konnte er nicht verbergen.
 

„Bald sehe ich Ryou endlich wieder, Bakura!“, schwärmte er relativ laut und seufzte sehnsüchtig. „Seit der Zeit am Hof habe ich ihn nicht gesehen…“
 

„Wen gesehen?“, fragte Yami neugierig. Dieser Jemand schien ja sehr wichtig für Marik zu sein…vielleicht ein Verwandter?
 

„Niemand!“, sagte Bakura schnell und versuchte Marik zu bedeuten, dass er gefälligst den Mund halten sollte. Doch Marik ignorierte das. „Na, Ryou!“
 

„Wer, bitte, ist dieser Ryou…?“
 

„Wirklich niemand besonderes…“, antwortete Bakura und sah Marik eindringlich an. Doch dieser war völlig in seinem Tagtraum von Ryou gefangen. „Er ist der zauberhafte erste Cousin ersten Grades der Zarin-Mutter…“
 

Das brachte Yami ins Grübeln, nicht nur darüber, dass Marik offensichtlich romantische Gefühle für diesen anderen Mann hegte, sondern ganz allgemein. „Moment mal…ich dachte, wir treffen die Zarin-Mutter persönlich…Warum gehen wir dann zu ihrer Cousine…?“, fragte er Marik, der sich jedoch nur verlegen auf die Lippen biss. Da war doch was faul! Mit verschränkten Armen wandte er sich Bakura zu. „Bakura…“, begann er drohend.
 

Dieser lächelte schuldbewusst und wie er hoffte, charmant. „Tja… keiner kommt in die Nähe der Zarin-Mutter ohne zuerst Ryou überzeugt zu haben…“
 

Yamis Augen wurden groß. Das war nicht Teil des Deals gewesen! Das war Betrug! Er hob abwehrend die Hände und wandte sich um. „Oh nein! Nein, nein, nein, nein, nein!“, sagte er vehement und ging einige Schritte von Bakura weg.
 

Diesen Schock musste er erst einmal verdauen. „Nein! Niemand hat mir gesagt, dass ich erst beweisen muss, dass ich die Großfürstin bin!“ Er wandte sich wieder um und starrte Bakura wütend an. „Hingehen? Ja. Nett aussehen? Ja. Aber lügen?“, redete er dann weiter auf Bakura ein, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen und ging auf ihn zu, was den anderen zurückweichen ließ.
 

Das letzte ließ Bakura endlich trotzig stehenbleiben. „Du weißt doch gar nicht, ob’s gelogen ist! Was ist, wenn es wahr ist?“, entgegnete er und brachte nun Yami dazu einen Schritt zurückzugehen. Wütend wandte Yami sich ab. Er wollte hier nur noch weg! Doch Bakura hielt ihn fest und brachte ihn dazu, ihn anzusehen.
 

„Es ist doch nur ein kleiner Aufenthalt mehr, um zu erfahren, wer du wirklich bist…“, redete Bakura nun auf Yami ein. Er würde sich seinen Plan, nach allem, was passiert war, nicht durch die Moralvorstellungen dieses Jungen durchkreuzen lassen! „Ich habe gedacht, du würdest das bis zum Ende durchziehen wollen, egal was passiert“ Er ließ Yami nun los.
 

Dieser deutete frustriert auf seine Lumpen. „Aber sieh‘ mich doch an, Bakura! Ich lauf nicht gerade wie ein Großfürst durch die Gegend!“, blieb er stur. Das Ganze war doch zum Scheitern verurteilt. Er wollte und konnte vor allem, niemandem vormachen, dass er adlig war! Entweder die Zarin-Mutter erkannte ihn, oder eben nicht!
 

Noch immer wütend stapfte er an Bakura vorbei zu einer kleinen Brücke, auf der Marik stand. Dieser hatte sich lieber aus dem neuerlichen Streit der beiden rausgehalten. Yami lehnte sich neben ihn ans Geländer und schaute hinab zu seinem Spiegelbild ins Wasser.
 

„Und? Was siehst du?“, fragte Marik ruhig.
 

Yami seufzte. „Ich sehe ein kleines, mageres Ding…ohne Vergangenheit…und ohne Zukunft…“
 

Marik schüttelte daraufhin sanft lächelnd den Kopf und griff Yami unters Kinn. „Weißt du, was ich sehe? Ich sehe einen sympathischen, temperamentvollen, jungen Mann, der sich in vielen Situationen schon so verhalten hat, wie es nur einer von wahrhaft adligem Geblüt vermag“ Er sah ihn an und zwinkerte. „Und ich darf behaupten, ich kenn mich aus im Hochadel“ Er sah sich um, ob Bakura auch nicht zuhörte. „Denn weißt du…einst war auch ich ein Mitglied des Zarenhofes…“
 

Yami sah ihn skeptisch an. So ganz glaubte er das nicht, aber er musste zugeben, dass Mariks Worte ihn aufgemuntert hatten und er musste lächeln. Ehe er jedoch etwas sagen konnte, gesellte sich Bakura enthusiastisch zu ihnen.
 

„Also…bist du bereit? Willst du der Großfürst Atemu zu werden?“, fragte er großspurig und Yamis Laune sank wieder. Er verdrehte die Augen und ging einige Schritte weg. Bakura raubte ihm wirklich den letzten Nerv!
 

Auch Marik sah sich gezwungen, die Situation zu entschärfen. Bakura hatte manchmal einfach das Taktgefühl eines Ochsen… „Alles, was du zurückgelassen hast, hat keine Bedeutung mehr, mein Freund. Jetzt liegt alles vor dir…in Paris…!“ Paris betonte er besonders verheißungsvoll. Yami war derweil tatsächlich stehen geblieben und spielte nachdenklich an seinem Medaillon. Schließlich seufzte er ergeben und drehte sich seinen beiden Begleitern wieder zu.
 

Marik hatte ja Recht. Er hatte nichts mehr zu verlieren – nur zu gewinnen. Und das konnte sowohl seine Zukunft, als auch seine Vergangenheit sein. Dieser Gedanke motivierte ihn wieder. Er lächelte und breitete die Arme aus. „Also schön. Meine Herren: Beginnt mit dem Unterricht!“
 

Und das taten sie! Die folgende Zeit, während der gesamten Busfahrt erzählten Marik und Bakura ihm alles, was es über den Prinzen Atemu zu wissen gab: wo er geboren wurde, dass er mit drei reiten gelernt hatte – hoffentlich würde er das nicht unter Beweis stellen müssen! – dass er wohl ein richtiger Wildfang gewesen war – das traf bei ihm sogar auch zu – und dass er ein richtiges Papakind gewesen war.
 

Hinzu kam ein ziemlich strenger Unterricht in Sachen Manieren und Haltung:

„Schultern straff und gerade gehen!“, befahl Marik sanft und hatte ihm einen Stock auf den Kopf gelegt, den er balancieren musste.
 

„Nicht einfach gehen, schweben!“, meckerte auch Bakura an ihm herum. „Ich find das ziemlich albern…“, murmelte Yami, tat aber wie geheißen und versuchte besonders würdevoll zu gehen.
 

Dann sollte er sich anständig vor einer imaginären Dame verbeugen. Damit hatte er besonders Schwierigkeiten und Bakura seufzte frustriert. „Na komm, ich zeig’s dir!“ Er stand vor Yami, verbeugte sich elegant und genau tief genug, wie es angemessen war. Dann nahm er Yamis Hand, als wäre er die Dame, sah von unten zu ihm hinauf und hauchte einen Kuss auf seinen Handrücken, ehe er sich ebenso elegant wieder erhob. „So macht man das“
 

Yami, dessen Herz bei dem Handkuss einen Hüpfer gemacht hatte und der sich verlegen und auch ein bisschen gedemütigt fühlte - immerhin war er keine Dame! – sah Bakura giftig an. „Angeber…! Heb dir das für die dummen Gänse auf, die auf so eine Masche hereinfallen“ Das brachte Bakura nur zum Lachen.
 

Auch Tischmanieren musste er erlernen und musste deshalb ab sofort bei jeder Mahlzeit kerzengerade sitzen und wehe er veränderte das auch nur minimal! Und natürlich die Verwandtschaft…alle Namen musste er lernen.
 

„Kropotkin, Potjompkin, Vanya der Erste, Herzog Pushkin, Graf Anatoly…“, leierte er herunter und gab auch manchmal kleine Anmerkungen dazu. Diese ließen sie unkommentiert, brachte Bakura und Marik jedoch dazu, sich einen kritischen Blick zuzuwerfen. Diese Anmerkungen waren durchaus korrekt, nur hatten sie diese nie erwähnt…
 

Eine weitere Ungereimtheit war, als sie Yami das Fahrradfahren beibringen wollten. Wie sich schnell zeigte, musste Yami dies in seiner Kindheit bereits erlernt hatten, denn kaum hatte er das Fahrrad in Schwung gebracht, fuhr er ihnen auch schon davon, ohne, dass er Probleme mit dem Gleichgewicht hatte. Auf Nachfrage, zuckte Yami nur die Schultern. „Ich weiß es einfach…und wisst ihr was? Es fühlt sich wunderbar an!“
 

Eines Abends, als Marik schon eingeschlafen war, lag Yami noch wach und dachte noch einmal über das nach, was Marik über Ryou gesagt hatte. Es klang wirklich ganz nach romantischen Gefühlen…und Bakura schien das nichts auszumachen…Er sah zu Bakura hinüber, der ebenfalls noch wach war und ein Buch las.
 

„Bakura…?“, fragte er leise, drehte sich auf die Seite und stützte seinen Kopf auf seine Hand. „Darf ich dich etwas fragen…?“
 

Bakura sah von seinem Buch auf und sah Yami an. „Klar. Was ist es denn?“
 

„Ich…musste über Mariks Worte nachdenken…wie er über diesen Ryou gesprochen hat…als hätte er…romantische Gefühle für ihn…“
 

Bakura nickte. „Das stimmt. Er ist schon lange in Ryou verliebt…Ich hoffe, dass dies nicht dein Urteil über ihn beeinflusst. Marik ist wirklich ein netter Kerl. Und ein treuer Freund.“
 

Yami schüttelte kräftig den Kopf. „Nein, also ich meine. Ja, das weiß ich. Und dass er…in einen Mann verliebt ist, stört mich nicht…es ist nur komisch…“ Es stimmte. Es war für ihn schon befremdlich, aber keineswegs so abstoßend wie er letztendlich gedacht hätte.
 

Bakura lächelte leicht. „Das freut mich zu hören. Und ich kann verstehen, dass es für dich komisch ist…Du als Großfürst wirst ja sicherlich auch in ein paar Jahren eine hübsche Prinzessin heiraten…“, neckte er ihn. Yami verdrehte leicht die Augen. „Abwarten…erst einmal muss ich wirklich Atemu sein…“ Dann sah er Bakura wieder an und sein Blick wurde neugierig. „Und was ist mit dir? Hast du eine Frau, Verlobte oder sowas?“
 

Bakura lachte auf. „Nein…mir geht es wie Marik. Wenn ich mich jemals verlieben sollte, dann in einen Mann…“ Er sah ihn an. „Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich?“
 

Yami sah ihn kurz überrascht an, nickte dann aber. „J-ja, klar…ich hätte das nur nicht erwartet…du bist aber nicht in Marik…oder?“
 

Wieder musste Bakura lachen. „Himmel! Nein! Wir sind nur Freunde“
 

Yami nickte. „Achso…sorry. Eigentlich hatte ich das auch nicht gedacht…Es war nur, weil…ach vergiss es. War ein blöder Gedanke…“
 

Das brachte Bakura zum Schmunzeln. „Schon in Ordnung. Hast du sonst noch Fragen? Vielleicht zu den Bienen und Blümchen?“ Er grinste, als Yami knallrot anlief.
 

„Ich glaub so genau will ich das gar nicht wissen…“, entgegnete Yami schnell, obwohl er insgeheim schon irgendwie neugierig war. „Wir sollten jetzt auch schlafen. Gute Nacht“
 

Er legte sich hin und schloss die Augen, hörte Bakura aber noch leise lachen und einige Zeit rascheln, ehe er die Kerze ausschaltete und wohl ebenfalls schlief. Erst jetzt erlaubte Yami es, sich einzugestehen, dass er sich fragte, wie es wohl war einen Mann zu küssen…
 

Am übernächsten Tag erreichten sie endlich Stralsund, wo sie das Schiff betraten, dass sie nach Frankreich bringen sollte. Mittlerweile war Bakura wirklich sehr zuversichtlich. Yami macht sich sehr gut, wirklich besser als erwartet. Während Yami und Marik gemeinsam ihr Gepäck verstauten, war er noch einmal in die Stadt gegangen.

Er wusste nicht so recht warum, aber er wollte Yami eine Freude machen und daher kaufte er, auch als Belohnung für die letzten Wochen, einen eleganten Anzug, inklusive Hemd und Schuhen.

Er lächelte als er die große Schachtel sah. Yami würde bestimmt sehr gut darin aussehen…, dachte er und schüttelte gleich darauf den Kopf. Für so etwas gab es keinen Platz!
 

Auf dem Schiff angekommen, überreichte er Yami die Schachtel. Yami nahm sie mit einem überraschten Lächeln an. „Für mich?“
 

„Nein, für den Kaiser von China…Ich habe dir einen Anzug gekauft“, entgegnete Bakura und beobachtete gespannt, wie Yami die Schachtel öffnete und den Anzug herausnahm.
 

Sein Blick war dabei mehr als skeptisch. „Du hast mir…ein Ungetüm mit Nadelstreifen gekauft…“, korrigierte ihn Yami und hielt das Jackett hoch. Diese Worte trafen Bakura wirklich. Unwirsch nahm er Yami das Jakket aus der Hand und warf ihn auf die Schachtel.
 

„Na komm schon, zieh es einfach an“, brummte er verstimmt, wartete jedoch keine Antwort ab, sondern drehte sich um, machte eine wegwerfende Handbewegung und stieg eilig die Treppe zum Deck hinauf. Das hatte er nun davon, dass er Yami mal eine Freude machen wollte…undankbares Balg!
 

Yami sah ihm mit dem Anflug eines schlechten Gewissens nach. So böse hatte er das eigentlich gar nicht gemeint…Er ging in die Kabine und zog sich um. Angezogen sah das Teil gar nicht so schlecht aus. Er fand sogar, dass es ihn erwachsener, reifer aussehen ließ…Er straffte seine Schultern und ging nach oben an Deck. Mittlerweile war es später Nachmittag, aber Bakura und Marik saßen dennoch noch draußen und spielten Schach.
 

„Schach….matt…“, meinte Marik gerade süffisant, was Bakura frustriert schnaufen ließ. Er war nach der Sache mit dem Anzug einfach nicht bei der Sache…! Dann hörten sie ein Räuspern und sie sahen auf. Dort stand Yami…aber irgendwie war es auch nicht mehr Yami. Vor ihnen stand ein junger und verdammt attraktiver Mann. Kleider machten in diesem Fall offenbar wirklich Leute…!
 

„Du siehst wirklich großartig aus!“, meinte Marik begeistert und stand auf. „Nun bist du wahrlich für einen Ball gekleidet. Jetzt musst du aber auch lernen, wie man dazu tanzt.“ Er nahm mit Yami die Tanzhaltung für einen Walzer ein, wobei Marik die Damenrolle übernahm und versuchte ihm nun die Schritte beizubringen. Aber Yamis Führung war grausig. Er war viel zu unsicher.
 

„Bakura, zeig ihm mal, wie man richtig führt…“
 

„W-Was…?“, fragte Bakura perplex, wurde aber schon von Marik am Ellenbogen hergezogen und Yami ihm in die Arme geschupst. Beide nahmen wiederwillig die Tanzhaltung ein, jedoch versuchten sie so viel Platz wie möglich zwischen ihnen zu lassen.
 

„Der Anzug steht dir gut…“, begann Bakura schließlich während sie tanzten, um diese peinliche Situation etwas erträglicher zu machen. Er hätte nicht erwartet, dass ihn Yami in diesem Aufzug und so nahe bei sich, so aus der Fassung bringen würde…
 

„Findest du?“, fragte Yami ein wenig schüchtern und freute sich wirklich über das Kompliment. Nach dem, was Bakura ihm zuvor erzählt hatte, machte ihn diese Situation wirklich etwas befangen, auch wenn es ihm ganz und gar nicht unangenehm war. Er verstand schnell, was Marik mit ‘gut führen‘ meinte. Bei Bakura musste er gar nicht nachdenken. Da bewegte er sich von allein und vollkommen sicher. Ob das wohl nur n Bakuras Tanzkünsten oder an Bakura selbst lag…?
 

„Ja…am Kleiderbügel fand ich ihn schon hübsch, aber an dir sieht er noch besser aus. Du solltest ihn tragen…“

„Aber…ich trage ihn doch…“
 

„Oh..j-ja, natürlich. Natürlich!“, lenkte Bakura schnell ein. Er war aber auch ein Hornochse. „Ich wollte dir nur…nun ja…ein…“
 

„Ein Kompliment machen…?“, beendete Yami den Satz fragend und spürte wie sein eigenes Herz plötzlich schneller schlug. So sicher Bakura beim Tanzen war, so unsicher wirkten gerade seine Worte und von dem Kotzbrocken, den Bakura zwischendurch hatte raushängen lassen, war nichts mehr übrig, fiel es Yami auf. Ganz im Gegenteil…
 

„Nun…ja…“, antwortete Bakura verlegen und tanzte dann einfach stumm mit ihm weiter. Nichts sagen, war wohl gerade das Beste, was er tun konnte…
 

Marik beobachtete die beiden mit zunehmender Sorge. Die Anziehungskraft zwischen den beiden war nicht zu übersehen…Mit jedem Tag gewann Yami mehr an Ausstrahlung und Selbstbewusstsein und so, wie Bakura ihn ansah, war er schon rettungslos verloren…Er hätte e früher bemerken müssen…Dabei hatten sie alles so gut geplant…aber Gefühle ließen sich nun einmal nicht planen, das wusste er aus eigener Erfahrung…Dennoch, er hätte die beiden niemals miteinander tanzen lassen sollen. Das führte doch zu nichts…
 

Schließlich ergriff Yami wieder das Wort. „Es ist mir ein bisschen…schwindelig…“
 

Bakura lächelte leicht. „Ein wenig durcheinander?“
 

Verlegen sah Yami auf seine Füße. „Ja…“
 

„Geht mir auch so…“, gestand Bakura und blieb mit ihm stehen, hielt jedoch weiter seine Hand. „Vermutlich vom ständigen Drehen…“, bot er dann eine Erklärung. „Vielleicht sollten wir aufhören…“
 

„Wir…haben aufgehört…“, merkte Yami an und sah Bakura in die tiefbraunen Augen. Er konnte sich ihrem Bann nicht entziehen und sein Herz pochte heftig.
 

„Yami…ich…“, setzte Bakura an und war ebenfalls im Blick des Anderen gefangen. Wie gern würde er ihn jetzt…Fast wie von selbst schlossen sich seine Augen und er beugte sich vor. Yami tat es ihm gleich und sein Atem ging vor Aufregung ganz flach. Würde Bakura ihn tatsächlich jetzt…?
 

Doch dann hörten sie das Kreischen einer Möwe und Bakura zuckte zurück. Nein! Das durfte er nicht tun. Es würde ihre Pläne gefährden…und sein Herz…
 

Auch Yami öffnete die Augen und starrte ihn ungläubig an. Hatte er etwas falsch gemacht?
 

„Du machst das prima…“, sagte Bakura halbherzig, tätschelte kurz Yamis Hand und verließ dann das Deck. Er musste jetzt allein sein! Yami sah ihm mit großen Augen nach. Das war doch jetzt nicht sein Ernst, oder? Ihm fehlten kurz wirklich die Worte.

Doch als er sie endlich wiedergefunden hatte, war Bakura schon fort. Verwirrt und hilfesuchend sah er zu Marik, der daraufhin nur die Schultern zuckte und ihn mitfühlend ansah. Dieser Blick ließ Yami erst wirklich bewusst werden, was und mit wem er es beinahe getan hätte. Er errötete und verließ eilig das Deck. Das musste er erst einmal verdauen…Wann hatte er denn…und wann hatte Bakura sich…Hatte Bakura sich überhaupt…? Oh Gott, das war furchtbar verkorkst!

Ein stürmischer Traum

N/A: Hallo! Nach längerer Pause (Bachelorarbeit hatte nun mal Vorrang) hier ein neues Kapitel. Ist dieses Mal etws kürzer, aber der inhaltliche Schnitt hat hier nun mal am besten gepasst.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir einem Kommentat sagt, wie ihr es fandet!

Viel Spaß beim Lesen!
 

LG Moe
 


 

Seit dem Vorfall mit dem Walzer und dem auf beiden Seiten unausgesprochenem Fast-Kuss gingen sich Yami und Bakura weitestgehend aus dem Weg. Sie sprachen nur so viel wie nötig miteinander um eine weitere peinliche Situation zu vermeiden. Vor allem Marik ging dieses Verhalten langsam wirklich auf den Keks, konnte jedoch keinen von beiden von diesem unsinnigen Verhalten abbringen.
 

Einige Tage später, es war bereits abends und ein kräftiger Seegang ließ das Schiff übers Meer schaukeln, hatten sich alle drei am Abend in die Kabine verzogen. In dieser Kabine gab es nur ein Etagenbett, so dass jede Nacht einer auf dem Boden schlafen musste. Das losten sie jede Nacht aus und dieses Mal hatte es mal wieder Bakura getroffen. Er lag bereits neben den Koffern unter einer Decke und schlief tief und fest.
 

Yami und Marik waren jedoch noch wach und saßen vor dem Bett auf dem Boden. Yami versuchte vergeblich seine Haare zu zähmen, während Marik an die Wand gelehnt saß und sich den Bauch hielt. Als er auch noch leise stöhnte, sah Yami ihn besorgt an. „Geht’s dir gut…?“
 

Marik winkte ab. „Ja…bestens…“ Er murrte. „Nur ein wenig von Neid zerfressen…Schau ihn dir an…“ Er deutete auf Bakura. „Er kann in jeder Situation schlafen…“
 

In diesem Moment neigte sich das Schiff besonders weit; Bakuras Tasche fiel um und das Schmuckkästchen, mit dem die Großmutter Atemus überzeugt werden sollte, dass es sich bei Yami um ihren verloren geglaubten Enkel handelte, fiel heraus und kullerte Yami vor die Füße. Neugierig hob dieser es auf und betrachtete es. Es kam ihm so bekannt vor…
 

„Ein hübsches Schmuckkästchen, nicht wahr?“, meinte Marik als er Yamis forschenden Blick bemerkte.
 

„Ein Schmuckkästchen? Bist du sicher, dass es sowas ist…?“, fragte Yami und betrachtete das Stück von allen Seiten. Irgendwie hatte er das Gefühl, diesen Gegenstand schon einmal in der Hand gehalten zu haben…und dass es mehr war, als es schien…
 

„Was könnte es sonst sein?“, fragte Marik verwundert.
 

„Naja…irgendetwas anderes…irgendetwas Besonderes…“, sprach Yami seine Vermutungen laut aus, ohne den Blick vom vermeintlichen Schmuckkästchen zu nehmen. „Etwas, das mit einem Geheimnis zu tun hat…“ Er sah zu Marik, der in sein Bett kletterte. „Ist das möglich?“
 

Marik schmunzelte leicht. „Alles ist möglich. Du hast Bakura ja immerhin auch dazu gebracht, freiwillig Walzer zu tanzen…“ Er zwinkerte und Yami lächelte verlegen zurück. Ja…aber daran wollte er eigentlich nicht unbedingt denken…er war sich immer noch nicht sicher, ob und was da genau zwischen ihnen vorgefallen war…
 

Dann riss Marik ihn wieder aus seinen Gedanken. „Schlaft gut, Eure Majestät…“

„Gute Nacht, Marik“, erwiderte Yami und ging ebenfalls ins Bett. Glücklicherweise war er von der Seeluft zu müde, als das seine Gedanken ihn wachhalten konnten.
 


 

Genau darauf hatte Dartz gewartet. Mit Hilfe seiner dunklen Kräfte hatte er Atemu ausfindig gemacht und beobachtet. Nun war sein Moment gekommen. Er würde sich in sein Gehirn und seine Träume einschleichen. Dann konnte er ihm nicht entkommen…, dachte er grinsend. „Angenehme Träume wünsch ich dir, Prinz…“, murmelte er gehässig ehe er seine Kräfte ausschickte und von Yamis Träumen Besitz ergriff.
 


 

Yami drehte sich nun auf den Rücken und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als sein Traum begann. Er war auf einer Wiese voller Schmetterlinge. Er selbst trug ein Matrosenoutfit und dann tauchte ein junges Mädchen auf, ebenfalls in einem Matrosenkleid und mit gleicher Haarfarbe wie er, und forderte ihn auf mit ihm zu kommen.
 

Fröhlich stand er auf und begleitet von drei Schmetterlingen folgte er dem jungen Mädchen, welches ihm so vertraut war. Sie liefen die Wiese entlang und einen steilen, steinigen Hügel hinauf. Er musste sich oft mit seinen Händen abstützen, um nicht zu fallen…
 

Das Mädchen lachte fröhlich, als es seine Bemühungen sah. „Komm mit!“, rief es und lief weiter voran. Sie kamen zu einem umgefallenen Baum und das Mädchen balancierte mühelos darüber.
 

Am anderen Ende warteten drei weitere, ältere Mädchen, alle in Badeaufzügen und auch sie mit einer sonderbaren Ähnlichkeit zu ihm, und winkten ihm fröhlich zu.

„Komm her! Wir springen hinein!“
 

Dann sprangen sie in einen Abgrund hinter ihnen und ins kühle Nass. Er versuchte zu folgen und über den Baumstamm zu laufen, verlor aber das Gleichgewicht und musste einige Schritte rückwärtsgehen, um nicht umzufallen…Dennoch tat das seiner Freude keinen Abbruch. Er fühlte sich so wohl…!
 

Bakura indes wachte auf, als es beständig klapperte. Was zum Henker war denn los..? Er öffnete schlaftrunken die Augen und er sah, dass die Tür zu ihrer Kabine offen stand. Dann glitt sein Blick zum Bett und er sah, dass es leer war. Yami war fort – bei diesem Sturm! Schlagartig war Bakura hell wach. Irgendetwas war nicht in Ordnung, das spürte er!
 

„Yami!“, rief er, rappelte sich auf und stürmte hinaus. Da aufgrund des Sturms das Schiff heftig schwankte, stolperte er auch prompt gegen die gegenüberliegende Wand. Doch den Schmerz spürte er kaum. Er wollte nur Yami in Sicherheit wissen – das war das einzige, was für ihn gerade zählte!
 

Er rannte zur Treppe und kletterte aufs Oberdeck und rief immer wieder Yamis Namen. Doch nie erhielt er eine Antwort, was jedoch bei dem Tosen der Wellen und des Windes keine Überraschung war.
 

In seinem Traum hatte Yami nun den Baumstamm überquert und stand am Rand und schaute aufs Wasser hinab, in das die drei jungen Frauen hineingesprungen waren. Es sah wunderbar klar und erfrischend aus und er beneidete jetzt schon die drei, die dort ausgelassen planschten!
 

Auch ein Mann war bei ihnen im Wasser und alle vier sahen zu ihm hinauf. „Hallo Sonnenschein!“, grüßte der Mann, der so herzlich aussah und auch die Mädchen grüßten ihn. Erfreut winkte Yami, der sich mit einem Arm an einer Blumenranke festhielt, den Vieren zu. „Oh, hallo!“
 

Die vier standen nun im Wasser auf und winkten ihn zu sich. „Na komm. Spring! Komm zu uns ins Wasser!“
 

Zur Unterstreichung kam nun auch das kleinste Mädchen an Yamis Seite, zögerte keinen Moment und sprang mit einem „Hui!“ ins Wasser, sodass es die anderen kräftig nass spritzte. Das brachte Yami herzlich zum Lachen.
 

Bakura suchte derweil das ganze Deck nach Yami ab. „Yami! Yami, wo bist du?!“, rief er zunehmend verzweifelt, während er immer wieder von überschwappenden Wellen gegen die Reling geworfen wurde. Dann endlich entdeckte er Yami. Er erstarrte vor Schreck. Yami stand tatsächlich auf dem Rand der Reling, nur eine Hand an den Tauen und hob einen Fuß, gerade so als wolle er ins tobende Meer springen! Ihm blieb fast das Herz stehen.
 

„Nein, Yami! Nicht!“, schrie er und hechtete zu ihm, betete es noch rechtzeitig zu schaffen. Er durfte Yami nicht verlieren!
 

Yami wandte kurz den Kopf zur Seite. Hatte jemand ihn gerufen…? Der Mann in seinem Traum winkte Yami jedoch immer wieder zu und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich.
 

„Los komm! Spring!“, sagte er sanft und lächelte liebevoll, ja gar väterlich. Dann plötzlich verwandelte sich der Mann in ein schreckliches Wesen. Seine Augen wurden groß und glühend rot. Seine Hände wurden zu großen Klauen mit messerscharfen Krallen und lederne Flügel wuchsen aus seinem Rücken. Aus seinem riesigen Maul krächzte der Dämon ihm zu: „Ja…der Romanov-Fluch…Spring…!“
 

Das Untier wurde immer riesiger, war nun so groß wie ein Haus und auch die Blumenwiese und das Wasser war verschwunden. Stattdessen stand Yami nun einsam auf einem kleinen Felsen, umgeben von leuchtend grüner Lava und von überall stoben grüne und schwarze, fledermausartige Dämonen empor.
 

Yami schrie entsetzt auf und wollte davon laufen. Doch dann würde er über die Kante in die Lava fallen! Da packte ihn auch noch der riesige Dämon am Arm und versuchte ihn in die Lava zu zerren. Yami schrie und wehrte sich mit aller Kraft. Er wollte nicht sterben! Er wollte nicht in diese Lava! Dann spürte er auch noch wie ein anderer Dämon ihn von hinten packte! Nein!!!
 

Bakura hatte Yami gerade noch erreichen können, packte ihn von hinten und schaffte es, ihn von der Reling hinunter zu ziehen, obwohl Yami sich mit Leibeskräften wehrte und nach ihm schlug und tritt. Erst da begriff Bakura, dass Yami schlafwandeln musste. Er hielt Yami fest in seinen Armen  und versuchte ihn aufzuwecken. „Yami! Yami, wach auf!“
 

Endlich erwachte Yami keuchend aus seinem Albtraum und sah sich panisch um. Wo war der Dämon?! Er sah Bakura an und krallte sich an seinem Hemd fest.

„Der Romanov-Fluch…der Romanov-Fluch…!“, murmelte er eindringlich.
 

„Yami…Yami, beruhige dich! Wovon sprichst du…?“, fragte Bakura verständnislos und immer noch sehr besorgt. Erst langsam beruhigt sich sein Herz wieder. Wenn er jedoch daran dachte, dass Yami im Schlaf beinahe…Da drehte sich ihm der Magen um.
 

Erst Bakuras Worte ließen Yami wirklich begreifen, dass es ein Traum gewesen war, nichts Reales. Doch der Schrecken saß tief und er konnte die Tränen nicht zurückhalten. Er hatte wirklich Todesangst gehabt. Er drückte sich an Bakura und vergrub sein Gesicht  seine Schulter. Bakura gab ihm gerade den Halt, den er dringend brauchte. „Ich sehe ständig Gesichter…so viele Gesichter…“, schluchzte er leise.
 

Bakura war erleichtert und froh, dass Yami endlich zu sich gekommen war und hielt ihn tröstend fest. „Es war ein Albtraum…“, sagte er mit beruhigender Stimme. Wenn auch ein verdammt gefährlicher, dachte er bei sich.
 

„Ist ja gut…Jetzt bist du sicher…“ Er legte sein Kinn auf Yamis Schopf und atmete tief durch. Auch er musste das alles erst einmal verkraften…
 

Als Yami sich etwas beruhigt hatte, löste sich Bakura sanft von ihm. „Wir sollten wieder in die Kabine gehen…Der Sturm lässt zwar langsam nach, aber wir sind völlig durchnässt…“
 

Da Yami sein Gefühlsausbruch nun, da es ihm etwas besser ging, ziemlich unangenehm war, nickte er nur und folgte Bakura mit peinlicherweise immer noch leicht zittrigen Knien.
 

Als sie in der Kabine ankamen, stellten sie zu ihrer beider Erleichterung fest, dass Marik tief und fest schlief. Leise schloss Yami die Tür und nahm das Handtuch entgegen, dass Bakura ihm reichte. „Danke…“, flüsterte er ohne ihn anzuziehen. Das meinte er nicht nur auf das Handtuch bezogen, doch mehr bekam er gerade nicht heraus.
 

Bakura nickte nur. „Gern geschehen…“, erwiderte er ebenfalls flüsternd und begann dann sich abzutrocknen und dann umzuziehen. Schnell wandte Yami sich um und zog sich ebenfalls trockene Kleidung an, ehe er ins Bett stieg. Das half zwar, ließ ihn aber immer noch frieren, obwohl er sich zusammenrollte.
 

Schweigend beobachtete er, wie Bakura es sich wieder auf dem Boden so gemütlich machte, wie es eben ging. Yami wusste selbst aus eigener Erfahrung im Kinderheim wie hart und unbequem ein Fußboden als Schlafplatz war und er musste sich auch eingestehen, dass er Angst vor einem weiteren Albtraum hatte…Schließlich sprang er über seinen Schatten.
 

„Bakura…?“, fragte er leise. Bakura regte sich nicht, sah aber zu ihm herüber.

„Ja?“

„Ich…willst du vielleicht hier mit im Bett schlafen…? Wird vielleicht etwas eng, aber…naja, es ist bestimmt besser als der Fußboden…“
 

Überrascht hob Bakura den Kopf und sah ihn an. Auch zögerte er einen Moment, denn jetzt im Nachhinein war ihm schon verdammt bewusst, wie sehr er Yamis Nähe genossen hatte…und dass er deshalb tunlichst vermeiden sollte, wieder in Yamis Nähe zu kommen…
 

Dann aber nickte er, auch weil er merkte, dass Yami wirklich ungern allein sein wollte. „Dann mach mal Platz“, forderte er Yami auf, stand auf und ging zum Bett. Yami war derweil an die Wand gerückt, so dass Bakura sich neben ihn legen konnte. Bakuras Nähe gab ihm wirklich Sicherheit, und eine wohlige Wärme breitete sich in ihm aus. Entspannt schloss er die Augen.
 

Bakura dagegen war nicht ganz so entspannt. Ihm war Yamis Nähe nur allzu bewusst und sein verräterisches Herz schlug wesentlich schneller als ihm lieb war. Er lag mit offenen Augen da und lauschte Yamis Atem. Schließlich nahm er seinen Mut zusammen.
 

„Weißt du…ich hatte vorhin wirklich Angst um dich…“ Langsam drehte Bakura sich auf die Seite. „ich dachte wirklich, ich würde dich verlieren…und mir ist etwas klar geworden…“, sagte er leise und beugte sich vor um Yami zu küssen. Doch als er nur noch wenige Zentimeter von Yamis Gesicht entfernt war, bemerkte er, dass Yami bereits eingeschlafen war. Er hatte rein gar nichts von seinen Worten mitbekommen…
 

Beinahe hätte Bakura aufgelacht. Das durfte doch nicht wahr sein…! Dann seufzte er ergeben. Vielleicht sollte es einfach nicht sein…Sanft hauchte er einen Kuss auf Yamis Stirn und drehte sich dann auf die andere Seite und schlief nach einer Weile ebenfalls ein.
 


 

Allerdings gab es eine Person, der der Ausgang dieser Nacht gar nicht gefiel: Dartz. Er hatte Yami durch seine Kräfte nicht nur gesteuert, sondern ihn auch beobachtet und war nun, da sein Plan ein weiteres Mal gescheitert war, außer sich. Er fluchte und tobte und musste sich selbst zwingen, ich wieder zu beruhigen und einen kühlen Kopf zu bewahren.
 

„Ich bin ruhig…ich bin herzlos…ohne Gefühle…“, murmelte er wie ein Mantra. Dann fühlte er einen plötzlichen Anflug von Klarheit. Er würde sie selbst töten müssen, in Person. Auf die Erde zurückzukehren, würde zwar viel Kraft erfordern, aber das war es wert. Den letzten der Romanovs  mit seinen eigenen Händen zu töten, das würde köstlich werden! Sofort begann er, seine Kräfte zu heraufzubeschwören und seine Reise auf die Erde nach Paris anzutreten.

Bakuras Erkenntnis

Während Yami, Bakura und Marik all ihre Hoffnungen auf Paris setzten, wurde die Person, die sie dort treffen wollten, immer hoffnungsloser. Jahrelang hatte die Zarin-Mutter sich unzählige Jungen und später junge Männer angeschaut, die sich ihr alle als Großfürst Atemu präsentierten. Auch heute wieder saß sie im Blauen Salon ihres Stadtpalais und hörte sich die immer gleichen Worten eines, wie sie fand, recht theatralischen jungen Mannes an, der nicht mehr als grobe Ähnlichkeit mit ihrem Atemu aufwies.
 

„Oh ja…ich erinnere mich sehr gut…Onkel Yashin war aus Memphis…“, zählte er mit großen Gesten auf und Ryou, der zwar der Cousin der Zarin-Mutter aber um einige Jahrzehnte jünger war, nickte aufmunternd. Er war auf diesen Betrüger mal wieder hereingefallen. „Onkel Boris war aus Odessa…und jeden Frühling-“
 

„haben wir sonntags zusammen am Strand ein Picknick gemacht“, beendete Atemus Großmutter den Satz ungeduldig und stand auf, wobei sie sich auf ihren Stock und der Tischkante abstützte. „Haben Sie nichts Besseres zu tun…?“, fragte sie und schickte den Mann mit einer Handbewegung hinaus.
 

Dieser sah sie bestürzt an und wollte noch etwas sagen, doch Ryou schob sanft aber bestimmt hinaus.

„Ohje, mein Lieber…Sie müssen jetzt gehen, ja? Leben Sie wohl“ Dann holte er eine Tasse Tee während seine Cousine traurig nach draußen sah. Ihr gemurmeltes „Keiner mehr…“ hörte er nicht.
 

Wenig später kam er mit einem Tablett voll Tee und Gebäck wieder herein und deckte den Tisch.

„Es tut mir so leid…ich wirklich, der wäre wirklich der echte…“, plapperte er und seine Cousine verdrehte nur die Augen und setzte sich wieder.
 

„Ich meine, er war nicht echt…also er war ein echter Mensch. Aber er war nicht unser echter…“, redete er weiter und goss den Tee ein. Die Zarin-Mutter hielt sich derweil müde die Stirn. Sie konnte einfach nicht mehr. Sie war zu alt geworden um noch weitere Enttäuschungen ertragen zu können…
 

„Aber nächstes Mal wird man uns nicht reinlegen“, verkündete Ryou mit erhobenem Löffel um seine zukünftige Strenge zu unterstreichen. „Nein! Ich werde mir ganz schwere Fragen ausdenken“
 

Daraufhin erhob sich seine Cousine abrupt. „Nein!“, rief sie und perplex über diesen Ausruf ließ sich Ryou auf den Stuhl sinken.

„Mein Herz erträgt das nicht mehr…Ich werde keine Männer mehr empfangen, die behaupten Atemu zu sein!“, entschied sie bestimmt und legte das Foto von Atemu im Alter von acht Jahren, das bis dahin auf dem Salontisch gestanden hatte, demonstrativ mit dem Gesicht nach unten. Damit war für sie das Thema beendet.
 


 

Von dieser schwerwiegenden Entscheidung wussten die drei Abenteurer aber natürlich nichts und so kamen sie noch immer voller Hoffnung und Zuversicht in Paris an. Am nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg zum Stadtpalais und Bakura konnte es nicht sein lassen, Yami immer wieder das neu erlernte Wissen abzufragen. Es durfte nichts schief gehen…! Sie waren so nah dran!
 

„Und woher stammt Onkel Boris?“, fragte er nun zum x-ten Mal.
 

„Und…was wenn Ryou mich nicht wieder erkennt…?“, fragte Yami, der nun, je näher sie dem Palais kamen, immer nervöser wurde.
 

„Das wird er! Du bist Atemu!“, entgegnete Bakura als ob es das offensichtlichste der Welt wäre.
 

„Es ist doch nur, dass…“, erwiderte Yami zaghaft, ließ aber den Satz unbeendet.
 

„Was?“
 

„Na, vor drei Tagen hatte ich überhaupt keine Vergangenheit und jetzt versuche ich mich an ein ganzes Leben zu erinnern…“, äußerte er seine Zweifel.
 

Nun musste Bakura lächeln. „Dazu hast du ja mich. Also…Woher stammt Onkel Boris?“
 

„Aus Memphis?“, fragte Yami unsicher. Dann waren sie aber auch schon da. Alle drei hatten sich fein gemacht und jeder war aus seinen eigenen Gründen nervös, als Marik an die Tür klopfte. Eines der Hausmädchen öffnete und quiekte: „Oui, Monsieur?“
 

Doch Ryou, der zufällig gerade durch die Halle lief, entdeckte Marik. Das konnte doch nicht wahr sein! Marik…Hier…!? Sein Herz begann wie wild zu klopfen! Seit Jahren hatten sie sich nicht mehr gesehen und durch den Regimewechsel auch so gut wie keinen Kontakt zu einander gehabt und nun…
 

Unwirsch schob er die Angestellte beiseite. „Ich übernehme schon, danke…“, murmelte er auf Französisch. Doch ehe er etwas sagen konnte, kam Marik ihm zuvor.
 

„Ryou Somorkov Smirnow…!“, rief dieser überschwänglich. Ryou nach all der Zeit wieder zu sehen, machte ihn überglücklich! Und er sah immer noch so gut aus wie vor zehn Jahren…!
 

„Marik Wanyawitsch Ishtar…!“, hauchte Ryou mehr als das er sagte und konnte sich nicht zusammen reißen, sondern umarmte Marik fest. Ja…das war wirklich keine Täuschung, sondern Marik war wirklich da…Auch Marik erwiderte die Umarmung fest und lächelte glücklich. Für ihn hatte sich die Reise jetzt schon gelohnt…
 

Erst als Ryou Mariks starke Arme um sich spürte, fasste er sich wieder und brachte wieder etwas Abstand zwischen sie. „Was für eine Überraschung…“, sagte er nun lächelnd. „Aber…wo sind denn meine Manieren geblieben…kommt doch herein…“ Er trat zur Seite und ließ sie alle eintreten.

„Und wer sind deine Begleiter…?“, fragte Ryou neugierig als sie im Salon waren.
 

„Das ist Bakura Beljajew…und darf ich vorstellen…ihre Kaiserlicher Hoheit, der Großfürst Atemu Akunumkanonewitsch...!“, präsentierte Marik Yami mit einem stolzen Lächeln. Yami stand derweil unsicher da und lächelte schüchtern. Oh bitte…, dachte er.
 

Überrascht trat Ryou auf ihn zu und ging einmal um ihn herum. „Du lieber Himmel…er sieht wirklich aus wie Atemu…aber das war bei den meisten anderen auch so…“, meinte er und begann dann mit den Fragen: „Wo bist du geboren?“
 

„Im Peterhofpalast in Memphis“
 

„Korrekt…und wie magst du deinen Tee?“
 

„Ich mag keinen Tee, nur heißes Wasser mit Zitrone“ Das hatten sie Yami nicht einmal beibringen müssen. Das hatte er wirklich mit Atemu gemeinsam…
 

„Gut…“ Ryou nickte und stellte noch eine ganze Weile weiter Fragen, denen sich Yami wacker stellte, auch wenn er sich nicht immer ganz sicher war. Aber es lief besser als erwartet und er gewann an Sicherheit.
 

„Und schließlich…“, meinte Ryou, der neben Marik auf dem Sofa saß. „Du wirst das wahrscheinlich für eine impertinente Frage halten, aber…sei nachsichtig bitte…wie bist du während der Belagerung des Palastes entkommen…?“
 

Bakura, der nicht wie die anderen auf einem der Sofas saß, sondern hinter Yami am Kamin gelehnt stand (er hätte niemals still sitzen können…), erstarrte. Oh nein…jetzt war alles aus! Das hatte er Yami nicht erzählt…das wusste niemand außer ihm, Atemus Großmutter und Atemu selbst…verdammt! Er stützte den Kopf in die Hand und sah weg. Das wollte er nicht mit ansehen…
 

Auch Yami war überrumpelt und überlegte. Da klingelte was in seinem Hinterkopf. „Da ist ein Junge gewesen…“, murmelte er, während einige Bilder vor seinem inneren Auge umherflogen. „Er war Bediensteter im Palast…Er öffnete eine Wand…“

Gleichzeitig hob Yami die Hand als wollte er die Wand öffnen, so sehr war er in die Bilder in seinem Kopf vertieft. Dann begriff er, was er da gerade sagte und musste über sich selbst lachen. „Tut mir leid…das ist verrückt…Wände, die sich öffnen…“ Oh man, dachte Yami. Was für ein Stuss…!
 

Doch Bakura, der sich schon verzweifelt durchs Haar gefahren hatte, sah auf und starrte Löcher in Yamis Hinterkopf. Ihn hatten die Worte wie ein Schlag getroffen. Er war es tatsächlich!
 

„Und…ist er ein Romanov?“, fragte Marik derweil neugierig und etwas unsicher und sah seinen geliebten Ryou an. Dieser lächelte verschmitzt und erhob sich.
 

„Nun ja…er hat jede Frage richtig beantwortet…“
 

Auch Marik war begeistert aufgestanden. „Hast du das gehört?? Du hast es geschafft!“ Begeistert lief er zu Yami und umarmte ihn und dieser erwiderte die Umarmung erleichtert und froh! Er hatte tatsächlich bestanden!
 

„Also wann dürfen wir zur Zarin-Mutter?“, fragte Marik fröhlich und Ryou senkte seufzend den Blick.
 

„Ich fürchte gar nicht…“
 

Marik sah Ryou ungläubig an. „Wie bitte? Sag das nochmal, mein Lieber…“
 

„Die Großfürstin erlaubt es einfach nicht…“, erklärte Ryou resigniert. Wären sie doch nur eher gekommen… Da trat Marik zu ihm und nahm seine Hand.
 

„Aber Ryou, mein funkelnder Diamant…“, sagte er leise und prompt errötete Ryou. „Sicher fällt dir etwas ein, wie man ein Gespräch mit der Witwe arrangieren kann…“ Er hielt Ryou fest, als dieser wieder Abstand zwischen sie bringen wollte. Immerhin waren sie nicht allein im Zimmer…!
 

„Ich weiche dir nicht von der Seite bis dir eine Lösung eingefallen ist…“, flüsterte er. „Bitte…“ Das ließ Ryou ergeben seufzen. „Na gut…“ Er löste sich nun wieder von Marik und sah zwischen ihm und Yami hin und her.
 

„Mögt ihr…das Kemetische Ballet…? Ich glaube, es gibt hier in Paris heute Abend eine Vorstellung…Die Großfürstin und ich liiieben das Kemetische Ballet…“ Er zwinkerte Marik zu. „Wir verpassen es niemals…!“
 

Wieder euphorisch gestimmt, sah sich Marik nach Bakura um. Doch dieser war bereits wieder nach draußen gegangen. Schnell und beschwingt lief er zu ihm.

„Wiiir…haben es geschafft!“, jubelte er, lief zu dem grübelnden Bakura und schwang ihn herum. „Dann bekommen wir die zehn Millionen Rubel…!“ Er lachte.
 

„Marik…“
 

„Wir werden reich…!“
 

„Marik…hör mir zu…Er ist es…Er ist der Prinz…“, versuchte Bakura leise und resigniert Marik klar zu machen.
 

„Wunderbar! Ausgezeichnet…! Ich hätte ihr fast geglaubt! Und Ryou...“, rief Marik dagegen überschwänglich und achtete gar nicht auf Bakuras Worte.
 

Dann kam Yami heraus gestürmt. „Ryou will mit uns einkaufen gehen für das Ballett! Einkaufen gehen in Paris! Es ist nicht zu fassen…!“ Und schon war die Gelegenheit für Bakura vorbei, Marik bewusst zu machen, dass sie tatsächlich Atemu gefunden hatten. Allerdings kam er auch um den Einkauf nicht drum herum, denn auch er hatte kein passendes Outfit für das Ballett und so schloss er sich den dreien an.
 

Ihr Weg führte sie als erstes zu den namenhaften Designern der Stadt, denn einer Zarin-Mutter trat man, zumindest Ryous Meinung nach, nicht mit billigem Plunder unter die Augen. Er übernahm auch die Kosten. Dort kauften sie aber nicht nur Fracks, sondern auch noch Alltagsanzüge, die doch noch einiges mehr hermachten, als der von Bakura erstandene Nadelstreifenanzug.
 

Yami, der sich bewundernd und ungläubig im Spiegel betrachtete bekam vom Verkäufer ein entzücktes. „Prinz, Vous êtes très jolie!“ zu hören.

Nach ihrer Shoppingtour führte Ryou sie noch ein wenig durch die Stadt, die wirklich viel zu bieten hatte und Yami ins höchste Staunen versetzte. Gleich zu Beginn kamen sie an einer Rosenverkäuferin vorbei und Bakura erstand vier kurze Blüten. Zwei davon reichte er an Ryou und Marik weiter, die dritte steckte er Yami ans Jackett des neuen Anzugs.

„Dein Leben beginnt nun in Paris. Da sollte das Aussehen doch auch perfekt sein…“, meinte er schmunzelnd.
 

Yami, um seine Verlegenheit zu überspielen, nahm Bakura die vierte Rose aus der Hand. „Gut, dann will ich aber auch deinen Aufzug aber auch perfektionieren“, entgegnete er frech und steckte ihm die Rose an. Bakura lächelte ein wenig amüsiert, aber auch verlegen und nickte dann zu Ryou hinüber. „Ich glaube, er möchte beginnen…“
 

„Oh, ja, natürlich!“ Yami lächelte Ryou entschuldigend an.
 

Dieser erwiderte das Lächeln. „Willkommen in Paris! Hier haben schon Größen wie Sigmund Freud und Vincent van Gogh gelebt. Und alle wussten, dass das Geheimnis des guten Lebens hier: Joie de Vie ist“, erklärte er während sie durch die Straßen gingen. Nebenbei sahen sie auch Plakate von großen Künstlern wie Josefine Baker.
 

„Hier weiß man einfach das Leben zu genießen und…“ Dabei sah er unauffällig zu Marik. „Paris hat auch nicht umsonst den Ruf als Stadt der Liebe…“
 

Passenderweise kamen sie kurz darauf am Moulin Rouge vorbei. Ryou schmunzelte, als er Yamis unwissendes Gesicht sah, da die Windmühle bei Tag ja doch sehr unauffällig aussah.

„Wenn du mal allein bist, komm zum Moulin…Französisch lernst du dort im Nu…“, erklärte Ryou nur mit einem Zwinkern und Yamis Augen wurden groß als der Groschen fiel. Ein Etablissement…so mitten in der Stadt…!
 

Als nächstes Highlight folgte eine Cancan-Show mit anschließendem Tanztee. Yami zierte sich erst, und Marik meinte: „Tanz schon, Junge. Sei nicht so schüchtern…“ Da auch gerade Damenwahl war, kam auch prompt eine Dame zu ihm und allein schon aus Höflichkeit stimmte er zu und tanze mit ihr. Die Tanzstunden mit Bakura machten sich nun wirklich bezahlt…!
 

Bakura, anders als die anderen drei, blieb nachdenklich sitzen, nippte immer wieder an seinem Champus und beobachtete Yami. Ja…Yamis Leben würde hier in Paris beginnen…er hatte tatsächlich herausgefunden, wer er war…ohne es geplant zu haben…ohne das falsche Spiel, das er eigentlich hatte treiben wollen…und dennoch waren sie nun am Ziel angelangt…Trotzdem fühlte es sich so unsagbar falsch an…er hatte die Rechnung einfach ohne sein Herz gemacht…
 

Als es dann bereits dunkel war, führte Ryou schließlich am Arc de Triomphe vorbei zum berühmten Eiffelturm, den sie dann auch mit dem Fahrstuhl hinauffuhren.
 

„Unglaublich, nicht wahr?“, fragte Yami begeistert an Bakura gewandt, als sich der Blick über die ganze Stadt mit all ihren Lichtern ausbreitete.
 

„Ja…wirklich…wenn man das sieht, könnte man meinen, hier sei alles möglich…dass man nie weiß, was noch geschehen kann…“, erwiderte Bakura und lehnte sich ans Geländer.
 

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Yami nun und sah ihn kritisch, aber auch etwas besorgt an. „Seit wir bei Ryou angekommen sind bist du schon so ernst und wirkst nicht ganz bei der Sache…“
 

Bakura richtete sich wieder auf und lächelte leicht. „Doch, doch. Alles in Ordnung…es war nur eine lange Reise…“
 

Yami nickte und lächelte. „Ja…aber jetzt haben wir es fast geschafft“
 

Zwei Stunden später saßen Bakura und Marik in ihren Fracks, Zylindern und Mänteln vor der Oper, in der das Ballett stattfinden würde, und warteten auf Yami. Das hieß, Bakura saß, Marik lief nervös auf und ab.
 

„Es besteht überhaupt kein Grund zur Nervosität…Er ist der Prinz“, meinte Bakura nun langsam ein wenig genervt. Marik setzte sich daraufhin endlich zu ihm.

„Ich weiß, ich weiß…aber-“
 

Ah, Marik verstand es immer noch nicht!, dachte Bakura resigniert und stand auf. „Nein, nein, nein, nein, nein…Du weißt es nicht…“ Er sah ihn an und entschied sich endlich mit der Sprache herauszurücken.

„Ich war damals der Junge…im Palast…der, der die Wand geöffnet hat…“ Er beugte sich zu ihm herunter und lächelte leicht. „Er ist der echte, Marik…“
 

Mariks Augen wurden groß wie Teller und er stand ebenfalls wieder auf. Das bedeutete ja… „Unser Yami…hat seine Familie gefunden…Wir haben…Kemets Thronerben gefunden…“
 

Bakura senkte betroffen den Blick. Als ob ihm das nicht selbst bewusst war…
 

„Und du-?“, setzte Marik fragend an und legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter. Spätestens auf dem Schiff hatte er ja gemerkt, was mit seinem Freund passiert war…
 

„Ich werde für immer aus seinem Leben verschwinden!“, unterbrach Bakura Marik bestimmt und trat ein paar Schritte von ihm weg. Er brauchte und wollte sein Mitleid nicht.
 

„Aber…!“
 

Bakura hob jedoch abwehrend die Hand. „Prinzen haben keine Liaisons mit Küchenjungen…“

„Natürlich nicht, aber-!“, versuchte es Marik noch einmal.
 

„Wir werden das durchziehen, als ob sich nichts geändert hätte“, unterbrach Bakura Marik noch einmal und hob warnend den Finger. Marik trat jedoch davon unbeeindruckt auf ihn zu.
 

„Du musst es ihm sagen…“
 

„Was muss er mir sagen?“, erklang plötzlich Yamis neugierige Stimme hinter Bakuras Rücken und er drehte sich erschrocken um. Als er Yami in seinem Frack vor sich sah, vergaß er jedoch, was er eigentlich sagen wollte und nahm sich nervös den Zylinder vom Kopf.
 

„Eh..ehm…w-wie gut du aussiehst…“, stotterte er.
 

„Oh…danke“, meinte Yami etwas verlegen. Dann trat Bakura zur Seite und gab den Weg zum Eingang frei. „Nach dir…“ Sie gingen nun zu dritt hinein.
 

Yami, der an der Garderobe schneller seinen Mantel abgegeben hatte, ging schon die ersten Stufen nach oben, wandte sich dann aber noch einmal um, als er merkte, dass Bakura ihm nicht folgte.
 

Dieser stand am Treppenabsatz und sah zu Yami hinauf. Jetzt sah man wirklich, was für ein schöner Mann sich hinter der Fassade der frechen Göre verborgen hatte…Seine gesamte Haltung, seine Ausstrahlung, alles hatte sich gewandelt…Alle sahen sich nach ihm um…und Bakura konnte kaum die Augen von ihm nehmen…Erst als Yami eine ungeduldige Geste in seine Richtung machte und ihn fragend ansah, berappelte Bakura sich, lief hastig die Stufen zu ihm hinauf und gemeinsam gingen sie in ihre Loge. Sie hatten Glück und saßen direkt in der vordersten Reihe ihres Balkons.
 

Als sie sich gesetzt hatten und das Licht gerade gelöscht wurde, zog Bakura ein kleines Fernglas hervor und suchte die anderen Logen nach der Zarin-Mutter ab. Als er sie entdeckt hatte, reichte er Yami das Fernglas. „Sieh doch, da ist sie“
 

Gespannt und mit klopfenden Herzen, nahm Yami das Fernglas und sah hindurch. Dann entdeckte er die alte, aber sehr elegante, aufrechte und aufmerksame Dame mit großem Diadem neben Ryou in einer der Logen. Das also war sie…vielleicht seine Großmutter…
 

„Bitte, lass sie sich an mich erinnern…“, murmelte er und ließ das Fernglas wieder sinken. Dann hob er es wiedern, denn das Ballett – Aschenputtel – begann. Doch nach einer Weile legte er es wieder aus der Hand. Er konnte auch so gut sehen, obwohl er geistig sowieso nur halb konzentriert auf das Ballett war. Daher merkte er auch nicht, dass er sich mittlerweile das Programm genommen und es in seinem Schoß in viele kleine Schnipsel gerissen hatte.
 

Bakura jedoch war es aufgefallen und sanft lächelnd nahm er Yamis Hand und verhakte kurz ihre Finger. Überrascht und auch etwas ertappt sah Yami auf. Doch da beugte sich Bakura auch schon zu ihm und flüsterte leise: „Es wird alles gut gehen…“
 

Und tatsächlich beruhigten ihn Bakuras Worte etwas und er konnte das Stück mehr genießen. Dann, viel zu schnell, fuhr Aschenputtels Kutsche fort vom Ball und leitete damit die Pause ein. Bakura, der unentwegt Yamis Hand gehalten hatte, sah zu ihm. „Komm mit. Es wird Zeit zu gehen…“
 

Als sie den Gang zur Loge der Zarin-Mutter entlanggingen, traf die Nervosität Yami mit voller Wucht. Er hatte das Gefühl kaum atmen zu können und zog an seiner Fliege.
 

„Ganz ruhig. Du machst das schon“, meinte Bakura gelassen. Doch Yami war sich da nicht so sicher und der Mut verließ ihn.
 

„Ich…“, setzte er an und machte auf dem Absatz kehrt. Er konnte das nicht!
 

„Hey…hey!“ Bakura griff ihn bei den Schultern und drehte ihn wieder herum. „Tief durchatmen. Wird schon werden“ Er hielt Yamis Handgelenk fest, damit er nicht wieder einen Fluchtversuch starten konnte und führte ihn zur Loge. Vor der angekommen, blieben sie stehen.
 

„Warte hier“, meinte Bakura sanft, aber bestimmt. „Nur einen Moment. Ich gehe rein und kündige dich an, wie’s sich gehört.“
 

Er wandte sich ab und wollte gerade die Tür öffnen, als…: „Bakura…?“
 

Sofort drehte Bakura sich wieder zu Yami um. „Ja?“
 

„Hör zu, wir haben eine Menge durchgemacht…“, begann Yami aufrichtig, aber auch ein bisschen unsicher.
 

„Hmmh…“, brummte Bakura ermunternd und sein Herz schlug schneller. Was wollte Yami ihm sagen…etwa das, worauf er hoffte…?
 

Yami selbst wusste gar nicht wirklich, was er sagen wollte…Seine Gefühle waren so durcheinander…und seit diesem Moment auf dem Schiff, da hatte er oft darüber nachgedacht und sich auch oft wieder so einen Moment gewünscht…
 

„Und ich wollte nur…“, begann Yami und wusste nicht, wie er sagen sollte, dass er sich noch nie so sicher und…geborgen gefühlt hatte, wie bei Bakura und dass er…
 

„Ja?“, fragte Bakura unweigerlich hoffnungsvoll. Dieser Blick traf Yami und ihn verließ der Mut. War er wirklich…dafür…? Und was, wenn er Bakuras Blick doch missinterpretiert hatte? Immerhin hatte er seit der Sache auf dem Schiff nie wieder etwas gewagt…
 

„Nun ja…dir…“ Er senkte den Blick. „…danken…glaube ich…“ Dann sah er Bakura an. Es stimmte ja und auch das war ihm wichtig zu sagen. „Ja. Danke für alles“
 

Durchaus enttäuscht wandte sich Bakura wieder ab und auch Yami drehte sich, sich über seine Feigheit ärgernd um, um zu warten. Dann jedoch fasste sich Bakura ein Herz. Es war seine allerletzte Chance…!

„Yami?“
 

Sofort drehte Yami sich um und war er es, der hoffnungsvoll schaute. „Ja?“
 

„Ich…ehm…ich…“, stammelte Yami. Ihm dabei ins Gesicht zu sehen, machte es so viel schwieriger…
 

„Ja…?“, fragte Yami noch einmal und trat einen Schritt näher. Sein Herz schlug heftig in seiner Brust.

Er konnte es nicht…Er war der Großfürst…das war eine dumme Idee!, dachte Bakura im letzten Moment und machte einen Rückzieher.
 

„Ich wollte dir viel Glück wünschen, glaub ich…“, sagte er schnell.
 

„Oh…“, war daraufhin Yamis einzige und durchaus enttäuschte Reaktion. Also hatte er sich doch geirrt… Dann reichte Bakura ihm freundschaftlich die Hand und ergriff sie eher mechanisch.
 

„Viel Glück.“, sagte Bakura und Yami nickte nur. Dann wandte Bakura sich endgültig um und straffte die Schultern.
 

„Auf geht’s…“

Zusammen in Paris

„Auf geht’s“, sagte Bakura und trat in den Vorflur der Loge, wobei er in seiner Aufregung die Tür nicht richtig zuzog und diese so einen Spalt offen blieb. Yami, der trotz oder gerade wegen seiner Nervosität seine Neugier nicht zügeln konnte, stellte sich dicht davor und begann zu lauschen. Oh, bitte, bitte, bitte…!
 

Bakura ging derweil mit gestrafften Schultern auf Ryou zu, der ihn mit einem Lächeln empfangen hatte. „Bitte melden Sie Ihrer Kaiserlichen Hoheit, der verehrten Mutter des Zaren, dass ich ihren Enkel gefunden habe, den Großfürsten Anastasia.“ Er deutete auf die Tür. „Er wartet dort hinter der Tür“
 

Ryou, immer noch lächelnd, streckte einen Arm aus und versperrte Bakura so den Weg zum Balkon der Loge, bei welchem die Vorhänge jedoch zur Seite geschoben worden waren, so dass die Zarinmutter alles hören konnte.
 

„Tut mir sehr leid, junger Mann“, begann Ryou. „aber ihre Kaiserliche Hoheit möchte niemanden sehen…“ Dann zwinkerte er, trat zur Seite und machte eine einladende Verbeugung, als Zeichen, dass Bakura zum Balkon hindurchgehen sollte.
 

Die Zarinmutter, die zwar zugehört, es aber als nicht nötig befunden hatte, sich umzudrehen, machte eine unwirsche Handbewegung. „Du kannst diesem impertinenten jungen Mann sagen, dass ich so viele Großfürsten Atemu gesehen habe, dass es mir für mein Leben reicht!“, sagte sie bestimmt und in einem Ton, der das Thema für beendet erklärte.
 

Diesen Ton machte auch Ryou aus und er spürte, dass das nun auch gut schief gehen konnte. „Es ist besser, wenn Sie gehen…“, meinte er dieses Mal ernst und sah Bakura an.
 

„Bitte lasst mich nur einen Mome-“, setzte Bakura an und wollte auf den Balkon gehen. Doch die Zarinmutter unterbrach ihn und drehte sich in ihrem Sitz zu ihm um.
 

„Wenn Sie mich nun endlich allein lassen würden. Ich wünsche den Rest meines Lebens in Frieden zu verbringen!“ Dann wandte sie sich wieder der Bühne zu.
 

Ryou nahm das als Anlass die Kordeln der Vorhänge zu lösen und die Vorhänge zuzuziehen. Zwar mochte er Bakura, Yami war wirklich überzeugend und ja, er hatte Marik einen Gefallen tun wollen, aber seine Loyalität lag schlussendlich nun mal bei der Zarinmutter. Und auch, wenn es schade war, dass sie sich weigerte, so musste er doch den Wunsch respektieren.
 

„Kommen Sie zur Tür“, meinte er und ging selbst du die Tür zu, im Glauben Bakura würde ihm folgen. Doch hatte er die Rechnung ohne Bakura gemacht. Er nutzte nämlich diesen Moment und huschte durch den Vorhang. Wieder straffte er die Schultern und hob die Hände.
 

„Eure Majestät, ich habe nichts Böses im Sinn“, erkärte er mit einem charmanten Lächeln und setzte sich dann auf den Platz neben der Zarinmutter. Diese sah ihn ungläubig über so viel Dreistigkeit an. Doch Bakura ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
 

„Mein Name ist Bakura Beljajew. Ich habe damals im Palast gedient“
 

Fast fing die alte Dame an zu lachen. „Also das habe ich noch nicht gehört. Das muss ich schon sagen!“ Doch ehe Bakura ein weiteres Wort sagen konnte, war sie aufgestanden und machte sich daran die Loge zu verlassen. Bakura stolperte durch die Stühle hindurch hinterher.
 

„Wartet! Geht nicht, bitte!“ Er schaffte es tatsächlich vor der Dame am Vorhang zu sein und versperrte ihr mit ausgestreckten Armen den Weg. „Hört mich bitte an!“
 

Doch nun wurde die Zarinmutter langsam zornig. Hatte sie sich denn nicht klar genug ausgedrückt?? Wütend hob sie den Finger. „Ich weiß, was sie beabsichtigen! Ich kenne das zur Genüge!“ Dann schob sie sich an ihm vorbei und ging durch den Vorhang und zog an einer weiteren Kordel, woraufhin ein Läuten ertönte und fuhr fort: „Männer die den Jungen adlige Manieren beibringen…!“
 

„Aber euer Gnaden!“, versuchte es Bakura zunehmend verzweifelt weiter. „Wenn Ihr doch nur zuhören-“
 

„Haben Sie nicht zugehört??“, unterbrach ihn die Zarinmutter wieder und ihre Gesten zeugten von ihrem aufgebrachten Gemüt. „Es reicht mir jetzt! Es ist mir gleich wie gut Sie diesen jungen Mann vorbereitet haben, damit er so aussieht wie er, so klingt wie er, sich so benimmt wie er…! Am Ende ist er es doch nicht!“
 

„Aber dieses Mal ist er es!“
 

Dann traf es die Zarinmutter wie einen Schlag. Bakura Beljajew…Jetzt fiel ihr wieder ein, woher sie diesen Namen kannte. „Bakura Beljajew…“, sagte sie mit grimmiger Genugtuung, hob den Zeigefinger und begann um ihn herum zu laufen. „Ich habe von Ihnen gehört…Sie sind dieser Schwindler aus Memphis, der junge Männer vorsprechen ließ um einen Atemu-Doppelgänger zu finden!“ Sie setzte sich auf das Sofa, zufrieden, dass sie den Scharlatan endlich entlarvt hatte.

Bittend kniete sich Bakura vor sie. Er musste sie dazu bringen, mit Yami zu sprechen…Er wünschte sich so sehr seine Familie zurück…!
 

„Bitte, Eure Hoheit…Wir sind den ganzen Weg aus Memphis gekommen…“
 

„Und andere kamen sogar aus Timbuktu…“, entgegnete die Dame unbeeindruckt, woraufhin Bakura frustiert die Hände hob. „Ach…aber so ist das alles nicht...“ Dann wollte er die Hände auf die ihren legen. Doch sie stand sofort abrupt auf.
 

„Wie viel Schmerz wollen Sie einer alten Frau noch zufügen, nur für Geld??“ Gerade im diesen Moment kamen die durch die Klingel gerufenen Sicherheitsleute in die Loge.
 

„Entfernt ihn“, orderte sie schlicht und wandte sich ab. Bakura wurde sogleich von den zwei bärigen Männern gepackt und hinausgezerrt. Jedoch leistete er mit aller Kraft Widerstand.
 

„Aber er ist Atemu! Ich versichere es Euch! Er ist der Großfürst! Sprecht mit ihm, dann werdet Ihr es sehen!“, rief er, während er gegen die Männer ankämpfte, die ihn jedoch erbarmungslos nach draußen schleiften und grob aus der Tür warfen, so dass er unsanft auf dem Boden landete.
 

Yami hatte zwar nicht allen hören können, doch den letzten Teil der Unterhaltung hatte er mitbekommen. Und kein Schlag in die Magengrube hätte heftiger oder schmerzhafter sein können. All diese Dinge über Bakura zu hören, zu erfahren, dass er nur ein Mittel zum Zweck gewesen war, um an eine Menge zu gelangen…zu erfahren, dass all die Hoffnung, die Bakura ihm gegeben hatte, nur ein Schwindel war, hatten ihn so erschüttert, dass er das Entsetzen nicht hatte verbergen können. Wie hatte er sich nur so in Bakura täuschen können…?!
 

Als dieser hinausgeschmissen wurde, landete er direkt vor Yamis Füßen. Vor Bakura jedoch wollte er nicht zeigen, wie sehr ihn das alles verletzte und er setzte eine kühle Maske auf, während Bakura sich aufrappelte. „Es war alles gelogen, nicht wahr?“, fragte er kühl. Doch nun kam neben dem Schmerz auch die Wut in ihm hoch.
 

„Du hast mich benutzt…du hast mich nur benutzt, um an ihre Geld zu kommen…!“, knurrte er und kam auf Bakura zu, der jeweils immer einen Schritt zurückwich und abwehrend die Hände hob.
 

Wieso nur, musste Yami das alles mit anhören…das war doch wirklich ein riesiges Missverständnis…!, dachte Bakura verzweifelt. „Nein…nein…Nein, nein, nein!“, murmelte er und suchte Yamis Blick.

Doch dieser hatte nun wirklich genug. Er wollte nur noch weg von diesem Mann!, dachte er, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte davon.
 

Bakura lief ihm hinterher. „Es mag so angefangen haben…aber jetzt ist alles anders…denn du bist wirklich Atemu!“, rief er und versuchte positiv zu klingen. „Du bist es wirklich!“
 

Abrupt blieb Yami stehen und drehte sich um. „Hör auf damit!, fauchte er mit geballten Fäusten. Dann schubste er ihn vor sich her und Bakura stolperte zurück.
 

„Du hast von Anfang an nur gelogen!“, rief Yami und ließ seiner Wut nun freien Lauf. „Und ich habe dir nicht nur geglaubt…“, Wieder stieß er Bakura vor die Brust und brachte ihn so dazu weiter rückwärts zu stolpern. „Ich habe es sogar….aargh!“ Er blieb nun wütend auf sich selbst stehen und warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Er war dumm gewesen…! Er wandte sich wieder von Bakura ab und ging wieder weg von Bakura. Nur weg!
 

Doch wieder lief Bakura ihm hinterher und als er aufgeholt hatte, rückwärts vor ihm her, denn Yami dachte gar nicht daran stehen zu bleiben. „Yami, bitte…Als du die geheime Tür in der Wand erwähnt hast und den kleinen Jungen…Hör doch mal zu!“, Er packte Yamis Hand um ihn dazu zu bringen, stehen zu bleiben.
 

„Nein!“, stieß Yami wütend aus, entriss ihm seine Hand und versuchte an ihm vorbei zu kommen. Doch Bakura hielt ihn an der Taille fest. „Ich will nichts davon hören, was ich gesagt, oder woran ich mich erinnert haben will! Lass mich in Ruhe!“ Er machte sich los und versuchte wieder an Bakura vorbeizukommen. Doch dieses Mal griff Bakura nach seinem Oberarm. Da lief in ihm das Fass über, er drehte sich herum und verpasste Bakura einen ordentlichen Kinnhaken.
 

Davon völlig überrumpelt stolperte Bakura einige Schritte zurück und Yami nutzte dies um davon zu rauschen. Erneut versuchte Bakura ihm hinterherzulaufen. Doch die umstehenden Leute, versperrten ihm den Weg. „Yami, bitte! Du musst die Wahrheit erfahren…!“ Aber Yami war bereits fort…
 

Dennoch war Bakura nicht bereit aufzugeben. Sie hatten so viel durchgemacht. Er würde nicht zulassen, dass Yamis Glück durch seinen Egoismus in der Vergangenheit kaputt zerstört wurde…! Bakura beschloss also vor der Oper zu warten. Er stand abseits und abgewandt, so dass man ihn nicht erkennen würde.
 

Als die Zarinmutter nach Ende der Veranstaltung als eine der letzten die Oper verließ, wartete er noch bis der Chauffeur der alten Dame die Wagentür öffnete und sie hinten einstieg, ehe er schnell auf den Fahrersitz huschte, den Wagen startete und losfuhr. Hinter sich konnte er noch den verwirrten und entsetzten Ruf des Fahrers hören. Doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen! Mit einem durchaus waghalsigen Fahrstil fuhr er nun zu dem Hotel, in dem er, Marik und Yami untergebracht waren.
 

„Ilia! Fahr langsamer…“, forderte die Zarinmutter, die noch nicht bemerkt hatte, dass nicht ihr üblicher Fahrer am Steuer saß und überrascht war, dass er fuhr als sie der Teufel hinter ihm her…
 

Kurz wandte Bakura den Kopf um und sah sie grimmig an. „Ich bin nicht Ilia. Und ich werde nicht langsamer fahren.“, sagte er entschlossen und sah wieder nach vorn. „Erst, wenn Ihr mir zuhört“

Erschrocken erkannte die Zarinmutter Bakura. „Sie…! Wie können Sie es wagen…! Halten Sie den Wagen sofort an! Halten Sie an!“, rief sie zornig und klopfte wütend mit ihrem Gehstock auf den Boden des Wagens. Doch Bakura hörte nicht auf sie und fuhr einfach weiter.
 

Vor dem Hotel angekommen, hielt er an und stieg aus dem Wagen. Er umrundete das Fahrzeug und öffnete die hintere Wagentür. Die Zarinmutter saß derweil mit erhobenem Haupt, ihre Hände auf den Stock gestützt, im Wagen und sah stur nach vorn. Sie mochte entführt worden sein, doch ihre Haltung würde sie bewahren, komme was wolle!
 

„Ihr. Müsst. Endlich. Mit ihr reden!“, presste Bakura zwischen den Lippen hervor und deutete mit dem Finger auf sie. Doch die Dame schloss nur die Augen und reckte die Nase noch etwas höher.

„Seht sie Euch doch an! Bitte…“, flehte er, halb wütend, halb verzweifelt und wild gestikulierend.

Nun öffnete sie doch die Augen und sah ihn kalt an. „Ich wünsche nicht mehr länger von Ihnen belästigt zu werden.“
 

Nun fiel Bakura wirklich nichts anderes mehr ein als seinen letzten Trumpf zu ziehen. Er hockte sich vor der Tür hin und zog Schmuckkästchen aus seiner Innentasche und hielt es der Zarinmutter hin. „Kennt Ihr das hier?“
 

Die Dame erstarrte, denn sie erkannte den Gegenstand sofort. Sie nahm es in die Hand und betrachtete es eingehend. Es war so lange her…ein anderes, glücklicheres Leben…

„Woher haben Sie das…?“, fragte sie langsam und ohne den Blick vom vermeintlichen Schmuckkästchen zu heben.
 

„Ich weiß, dass man Euch gekränkt hat…“, erklärte Bakura nun ruhig, da sie ihm endlich zuhörte! „Aber…es wäre doch möglich, dass er genauso verloren und einsam ist, wie Ihr…“
 

Sie sah ihn an, aber ihr Blick war wieder kühl. „Sie schrecken wohl vor nichts zurück, nicht wahr…?“, fragte sie eisig. Aber man merkte ihr an, dass sie sich der Situation ergab.
 

Bakura zeigte ein schiefes Lächeln. „Ich bin wahrscheinlich genauso dickköpfig, wie Eure Hoheit…“ Dann stand er auf und trat zur Seite, um die Zarinmutter aussteigen zu lassen.
 

Im Hotelzimmer war Yami derweil dabei, seine Sachen zu packen. Noch immer trug er den Anzug, wobei er jedoch das Jackett ausgezogen, die Fliege abgelegt und die zwei obersten Knöpfe des Hemdes geöffnet hatte. Er wollte nicht eine Minute länger als nötig hier in Paris bleiben. Dabei entdeckte er auch die Rose, die Bakura ihm einige Stunden zuvor ans Revers gesteckt hatte. Er nahm sie in die Hand und hielt sie einen Moment gedankenverloren hoch. Ja, für einige Momente hatte er sogar geglaubt, Bakura hätte…romantische Gefühle für ihn. Doch wahrscheinlich war auch das nichts weiter als eine Lüge gewesen. Wütend pfefferte er die Rose in den Mülleimer. Dann klopfte es an der Tür.
 

„Ich will dich nicht sehen, Bakura“, sagte Yami ruhig, aber laut und entschlossen genug, dass Bakura es draußen hören musste und er packte weiter. Dennoch ging die Tür auf. Genervt richtete sich Yami auf und drehte sich um. Was war denn daran so falsch zu verstehen…?
 

Als er jedoch sah, wer dort im Türrahmen stand, erstarrte er. Vor ihm stand die Zarinmutter. „Oh…! Ich bitte um Verzeihung! Ich dachte, Ihr wäret…“ Er ließ den Satz unvollendet.
 

„Ich weiß sehr wohl, für wen sie mich gehalten haben…“, sagte die Zarinmutter kühl und langsam weiter ins Zimmer. „Wer sind Sie wirklich?“
 

„Ich…ich hatte gehofft, Ihr könntet mir das sagen…“, erklärte Yami unsicher unter dem prüfenden Blick der alten Dame.
 

„Mein Lieber…ich bin alt…und ich bin es leid, betrogen und belogen zu werden…“, erklärte sie und ging an Yami vorbei und sah zum Fenster hinaus.
 

„Ich will Sie nicht belügen“, versicherte Yami aufrichtig und sah sie an. Doch die Zarinmutter wandte sich um und sah ihn leicht spöttisch an.
 

„Und ich nehme an, das Geld interessiert Sie wohl auch nicht….“ Sie ging zum Fenster und sah hinaus. Es war doch immer das Gleiche…
 

„Ich möchte nur wissen, wer ich bin…“, erklärte Yami ein wenig hilflos. „Und…ob ich zu einer Familie gehöre…zu Eurer Familie…“ Hoffnungsvoll sah er die Dame an. Diese wandte sich ihm wieder zu und ihr Blick war abschätzig.
 

„Sie sind ein guter Schauspieler. Der Beste bisher. Aber…ich habe genug davon“ Sie machte eine unwirsche Handbewegung und ging zur Tür. Als sie an Yami vorbei ging, stieg ihm ein Geruch in die Nase. Den kannte er irgendwoher… „Pfefferminz…?“, fragte er verwirrt.
 

„Ein Öl. Für meine Hände…“, erklärte die Zarinmutter und war bereits im Türrahmen.

Doch Yami hörte ihr kaum zu. Der Geruch rief Erinnerungen in ihm wach. „Ja…ich habe mal ein Fläschchen davon verschüttet…es landete alles auf dem Teppich…und von an roch er für immer nach Pfefferminz…Genau wie Ihr…“
 

Überrascht hielt die Zarinmutter inne. Das war auch seinem Atemu passiert…Konnte es tatsächlich sein…immerhin war dies keine allgemein bekannte Information gewesen…Überwältigt von dieser Möglichkeit stützte sie sich auf ihren Stock und setzte sich, während sie Yami mit großen Augen ansah.
 

Yami, der mittlerweile – wie immer, wenn er in Gedanken war – mit seinem Medaillon um seinen Hals spielte, erzählte weiter. „Ich habe damals auf dem Teppich gelegen…weil…ich…jemanden so vermisst habe, als sie fort gegangen war…und zwar hierher…“, erklärte er und ihm dämmerte langsam, was das bedeuten konnte. „nach Paris…“ Immer noch verwirrt und etwas überfordert, griff er sich an die Stirn und suchte den Blick der Zarinmutter. Sie deutete auf den Platz neben sich auf der Sitzbank.
 

Da fiel auch der Zarinmutter das Medaillon auf. „Was ist das da?“ Sie deutete darauf. Konnte es wirklich sein, dass es das Medaillon war, welches er damals Atemu geschenkt hatte?

Leich lächelnd nahm Yami es in die Hand. „Das…? Das…das hatte ich schon immer…schon bevor ich mein Gedächtnis verloren habe…
 

„Darf ich?“, fragte die alte Dame sanft. Yami nickte, nahm die Kette mit dem Medaillon von seinem Hals und reichte es der Zarinmutter. Diese las sofort die eingravierten Worte. ‚Zusammen in Paris‘ Mit ihren Gefühlen kämpfend griff sie sich an die Brust.
 

„Es…war unser Geheimnis…das meines Atemus und meines…“ Sie sah Yami an und er konnte schon sehen wie Tränen in ihren Augen schimmerten. Dann holte sie das heraus, was Bakura als Schmuckkästchen identifiziert hatte.
 

„Ah! Die Spieluhr!“, rief Yami aus, der es nun endlich wiedererkannte. Er nahm es in die Hand und betrachtete es. „Die mich in den Schlaf singen sollte, wenn Ihr in Paris seid…“ Er nahm das kleine Medaillon, welches gleichzeitig den Schlüssel zum Öffnen und Aufziehen der Spieluhr diente und zog die Spieluhr auf. Gleichzeitig begann er die Melodie zu summen.
 

„…über Meere und Länder…“
 

„bald bist du zuhaus bei mir…bald schon bald…im Dezember…“, stimmte nun auch die Zarinmutter mit ein, welche ihr Glück kaum fassen konnte. Er war es wirklich!
 

„Oh Atemu…“, hauchte sie und sah ihn liebevoll an. „Mein Atemu…“ Sie umarmte ihn fest und Yami, nein Atemu, erwiderte die Umarmung ebenso fest. Er hatte seine Großmutter gefunden…! Nach all den Jahren hatte er nun endlich seine Familie wieder…!
 

Bakura stand derweil draußen vor dem Hotel und sah zu Yamis Fenster hinaus. Er wusste, nun würde für ihn ein neues Leben beginnen… Er warf ihm eine Kusshand hinauf, ehe er den Mantel enger um sich schlang, den Zylinder aufsetzte, und davon ging. Er hatte hier nun nichts mehr verloren…
 

Noch am gleichen Abend zog Atemu in das Stadtpalais zu seiner Großmutter und auch Marik wurde auf Wunsch Ryous dorthin eingeladen. Natürlich konnte nicht geheimgehalten werden, dass der rechtmäßige Thronerbe Kemets nach langen 10 Jahren gefunden worden war und so stand es bald in allen Klatschspalten. Ein weiterer Grund war, dass seine Großmutter darauf bestand, ihn in die Gesellschaft einzuführen und nun innerhalb von zwei Wochen ein großer Ball zu Atemus Ehren stattfand.
 

Am Abend vor dem großen Fest saßen Atemu und seine Großmutter, beide schon in ihren Schlafanzügen, in kleinsten Salon vor dem prasselnden Kamin. Die Großfürstin saß entspannt auf einer Chaiselongue während Atemu neben ihr auf dem Boden kniete und gemeinsam betrachteten sie alte Erinnerungsstücke, die seine Großmutter damals hatte retten können. Sie lachten viel und versonnen strich Atemu über ein Familienportrait.
 

„Ich erinnere mich jetzt wieder…wie sehr ich sie geliebt habe…“, meinte er mit einem Anflug von Wehmut. Mit den Erinnerungen war auch der Schmerz über ihren Verlust zurückgekehrt. Sanft legte seine Großmutter ihm eine Hand auf den Unterarm.
 

„Sie würden nicht wollen, dass wir in der Vergangenheit leben…Besonders jetzt nicht, wo wir uns gefunden haben…“ Sie sah zur Kiste und ihr fiel eine Kinderzeichnung ins Auge.
 

„Oh, sieh nur! Die Zeichnung, die du mir geschenkt hast! Erinnerst du dich?“, fragte sie und reichte sie ihm. Atemu nahm sie in die Hand und als das gemalte, pummelige Mädchen auf einem Hocker sah, erkannte er es und betrachtete es lachend.
 

„Ja! Olga hat mich ganz wütend gemacht. Sie hat gesagt, sie sieht aus wie ein Schwein, das auf einem Esel reitet…“ Er hielt das Blatt etwas weiter von sich und betrachtete es kritisch. „Sie hatte Recht!“

Daraufhin musste auch seine Großmutter lachen. Sie griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich hoch und trat mit ihm vor einen der Spiegel im Raum. „Wenn du so lachst, höre ich wieder meinen Akunumkanon, deinen lieben Vater…“ Sie wandte sich zu einem kleinen Tischchen neben dem Spiegel und öffnete den darauf stehenden Schmuckkasten. Zum Vorschein kam eine prunkvolle Krone, deren Edelsteine im Schein des Feuers funkelten. Atemus Augen weiteten sich und er sog scharf die Luft ein. Er erkannte die Krone. Er hatte einmal seinen Vater damit gesehen…Sollte sie jetzt etwa ihm gehören…?
 

„Aber die Ausstrahlung hast du von deiner Mutter…“ Seine Großmutter lächelte, nahm die Krone heraus und setzte sie Atemu, der vor Ehrfurcht nicht wagte sich zu bewegen, aufs Haupt. Sie war wie erwartet ziemlich schwer und nur langsam drehte er sich zum Spiegel und betrachtete sich darin. Er erkannte sich kaum wieder…
 

Dieser Eindruck wurde am nächsten Tag noch viel stärker als er sich seine festliche Kemetische Uniform dazu angezogen hatte und den dazugehörigen pelzbesetzten Umhang übergeworfen hatte. Ryou hatte ihm dabei geholfen und dieser war entzückt. „Du siehst absolut umwerfend aus!“

Und auch Atemu musste zugeben, dass er sich so dem bevorstehenden Ball wesentlich besser gewappnet fühlte als noch vor einigen Stunden. Diese Kleidung gab ihm sehr viel mehr Selbstbewusstsein.
 

Unterdessen hatte seine Großmutter noch etwas zu tun, bevor sie sich für den Ball bereit machte. Sie war in ihrem Arbeitszimmer und gerade kam kein anderer als Bakura herein, der einige Meter vor dem Schreibtisch stehen blieb und sich tief verbeugte.
 

„Ihr habt mich herbestellt, Euer Gnaden?“, fragte er höflich, aber kühl, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. Er hatte in den letzten zwei Wochen alles für seine Abreise vorbereitet und hatte eigentlich schon am Abend zuvor abreisen wollen, doch die Anweisung der Großfürstin war deutlich gewesen. Also war, obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte, wieder zum Stadtpalais gekommen.

Die Großfürstin stand neben ihrem Schreibtisch und deutete nun auf einen geöffneten Koffer voller Rubel. „Zehn Millionen Rubel, wie versprochen. Verbunden mit meinem Dank“
 

Bakura hatte seine schwitzigen Hände geballt und streckte die Brust durch. „Euren Dank nehme ich an, Hoheit. Aber das…das Geld will ich nicht“, erklärte er. Er wollte hier so schnell wie möglich raus. Allein das Wissen, dass Yami…nein, Atemu…im gleichen Gebäude war, bereitete ihm Qualen…
 

Bei seinen Worten wurde der Blick der Großfürstin forschend und sie trat einen Schritt näher. „Was wollen sie dann?“
 

„Unglücklicherweise nichts, was Sie mir geben könnten…“, antwortete Bakura etwas steif. Jedoch entsprach es vollkommen der Wahrheit. Er verneigte sich erneut und wandte sich zum Gehen.
 

„Junger Mann“, wandte die Großfürstin ein und lief ihm nach als er kurz vor der Tür stehen blieb.
 

„Woher hatten Sie die Spieluhr…?“, fragte sie und mit einem Mal dämmerte es ihr. Hatte er in der Oper nicht gesagt, er sei früher Bediensteter im Palast gewesen…?
 

„Sie waren der Junge, nicht wahr? Der Küchenjunge, der uns zur Flucht verhalf…“, sagte sie und suchte seinen Blick. Er versuchte ihr jedoch auszuweichen und wandte immer wieder den Kopf ab. Ja, er wusste, was er getan hatte…Doch änderte das nichts daran, dass Welten zwischen ihnen lagen…Was spielte es also für eine Rolle?
 

„Sie haben ihm das Leben gerettet…und mir! Sie haben ihn mir zurückgebracht! Und dennoch wollen Sie keine Belohnung…?“, fragte die Großfürstin geradezu ungläubig als ihr bewusst geworden war, wie tief sie und ihr Atemu in der Schuld dieses Mannes standen.
 

Doch Bakura, sehr um eine neutrale Miene bemüht, schloss nur kurz die Augen um sich zu sammeln und um zu verhindern, dass ihm etwas Verräterisches rausrutschte. „Nun nicht mehr…“
 

„Weshalb dieser Sinneswandel…?“
 

„Es hatte wohl eher mit dem Herzen zu tun…“, murmelte er, ehe er wirklich begriff, dass er es laut gesagt hatte. Oh Gott…, dachte er und senkte den Blick. Naja, jetzt war eh alles egal.... „Ich muss gehen…“, sagte resigniert, aber mit Nachdruck, neigte noch einmal den Kopf und verließ dann den Raum.
 

Die Großfürstin sah ihm nach und hob die Hand, wollte eigentlich noch auf seine mysteriöse Antwort eingehen, aber dann ließ sie ihn wieder sinken und Bakura gehen. Eigentlich wusste sie um die Bedeutung und sie lächelte nachsichtig. Wie konnte sie es dem Mann verübeln, der ihr so viel Gutes getan und ihr so viel Glück beschert hatte?
 

Bakura eilte die großen Treppen hinunter, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Er wollte bloß weg…Dann irgendwann würde auch der Schmerz vorbei sein…So sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, bemerkte er nicht, wie ihm jemand entgegenkam.
 

„Guten Tag, Bakura“, hörte er auf einmal Ya-Atemus Stimme und ruckartig blieb er stehen und sah auf. Schräg vor ihm stand Atemu in einer stattlichen Uniform mit einem Umhang und einer unglaublich imposanten Krone auf dem Kopf. Er war kaum wiederzuerkennen. Hatte Bakura vorher Yamis Potenzial nur erahnen können und dem Frack einen Vorgeschmack bekommen, so war er jetzt mit Atemus gesamter Ausstrahlung als Kronprinz konfrontiert und sollte er noch letzte Zweifel gehabt haben, dass er das Richtige tat, so waren sie nun fortgewischt. Ein Abgrund hätte sie nicht stärker trennen können…
 

„Guten Tag“, antwortete Bakura also ruhig und mit regungslosem Gesichtsausdruck. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren…
 

Als Atemu seinerseits Bakura auf der Treppe entdeckt hatte, hatte er nicht verhindern können, dass sein Herz einen Hüpfer machte. Doch dann fiel ihm wieder ein, was und vor allem weswegen er das alles getan hatte und der Anflug seines Lächelns erstarb. Erhobenen Hauptes war er ihm entgegen gegangen und sah ihn nun kühl an. „Und? Hast du dir deine Belohnung abgeholt?“
 

Bakura hob beide Hände und sah ihn flüchtig an. „Meine Geschäfte sind jetzt abgeschlossen.“, erklärte er selbstbewusst und ging ein paar Stufen an ihm vorbei. Doch in diesem Moment kam ein älterer Bediensteter am Treppenabsatz vorbei und als er Bakura so reden hörte, sah der alte Mann sich gezwungen, einzuschreiten. Dem Großfürsten hatte man mit Respekt zu begegnen!
 

„Junger Mann, Sie haben sich zu verneigen und den Prinzen mit ‚Eure Hoheit‘ anzureden“, sagte er höflich, aber bestimmt.
 

Atemu, dem das nun doch sehr unangenehm war, vor allem nach all den Abenteuern, die sie zusammen durchgestanden hatten, bedeutete dem Bediensteten mit einer Handbewegung einzuhalten. „Nein. Das ist nicht nötig…“
 

Doch Bakura hob ebenfalls eine Hand und gebot ihm dadurch Einhalt. Es war so das Beste und würde seinem Herz vielleicht dabei helfen, Abstand zu gewinnen… „Bitte!“
 

Bakura, der nun mit Atemu auf einer Stufe stand, verneigte sich tief. „Euer Hoheit“, sagte er als er sich wieder aufrichtete. „Ich freue mich, dass Ihr gefunden habt, wonach Ihr suchtet“
 

Atemu, dem wirklich Unbehagen bereitete, diese Hierarchie auszuspielen, strich sich peinlich berührt eine Strähne aus der Stirn. Aber gut, Bakura wollte es ja so!
 

„Das freut mich auch für Sie“, sagte er kühl und reckte den Kopf.
 

„Nun dann…“, meinte Bakura zögernd und jedes folgende Wort schnitt sich in sein Herz. „Lebt wohl…Euer Hoheit…“ Wieder verbeugte er sich und als er aufsah, konnte er nicht anders als Atemu noch ein letztes Mal in die Augen zu sehen, ehe er endgültig die Treppe hinunter ging und dann fast aus dem Stadtpalais rannte, denn er war seiner Emotionen nicht mehr Herr…
 

Atemu sah ihm nach und obwohl Bakura gerade noch einmal alles bestätigt hatte, fühlte er eine seltsame Leere. „Leb wohl…“



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  jyorie
2014-01-27T16:12:51+00:00 27.01.2014 17:12
Hey

hui … das wird ja richtig gefährlich, wie Yami d aim Palast war
und den Fluch reaktiviert hat – echt gruselig.

Bakura und Malik haben das aber noch gut gedeichselt mit dem
Attentat auf den Waggon und wie sie das mit dem gefälschten
Visum umgangen haben, nicht kontroliert zu werden.

eine richtig tolle Abenteuer Geschichte :D

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-01-27T16:12:36+00:00 27.01.2014 17:12
Hey

das muss schlimm sein, wenn man keine Vergangenheit hat,
und an alles woran man sich klammert ist eine Kette und über
die wird sich lustig gemacht, dafür scheinen die Kinder Atemu
ja gemocht zu haben, so wie er sich von ihnen verabschiedet.

Aha – also hat Bakura noch Profit daraus geschlagen, das er
früher mal im Palast war, ... aber die Sache mit der Spieluhr wird
ihm nicht viel bringen – die Großmutter weiß ja selbst, das die
im Palast liegen blieb...

Na ich bin mal gespannt, ob Atemu eine Erinnerung zurück
bekommt und ob er Bakuras Plan durchschauen wird?!

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-01-27T16:12:27+00:00 27.01.2014 17:12
Hey

das Märchen um Anastasia kenn ich nicht, oder nur teilweise
als der Anfang von dem DisneyFilm, aber ich hab den nicht
zu ende geschaut. Daher bin ich neugierig :D

Die Besetzung der Geschichte wirkt schon mal sehr gut, auch
das die Großmutter es ist, die erzählt, was damals passiert ist
und das Bakura und Yami in der Hauptrolle sind, gefällt mir.

CuCu Jyorie

Von:  Krasawaza
2012-04-10T17:24:58+00:00 10.04.2012 19:24
ich kenn den Trickfilm und find deine idee echt klasse freu mich schon auf das nächste kapitel
Von:  Mimmy-chan
2012-03-29T17:14:09+00:00 29.03.2012 19:14
Zu genial zu genial zu genial!!!!

Bakura psst so haargenau in diese Rolle, als sei sie für ihn geschaffen. Und Yami ebenso. XDDDD

Die Stelle an der Yami in die großé Stadt geht, hast du ganz toll umschrieben!!! Oder auch die Tanzszene!!! Es hat mir gefallen, weil du vor allem auch Dinge reingebracht hast, die so nicht genau im Film gennat worden. Ich hoffe, davon wird es noch mehr Szenen geben. =^^=

Bakuras und Mariks Überredungskünste sidn auch auch zu genial. XDDDD Wie kann man da schon nein sagen???

Eine Frage habe ich jedoch. Hat nun Bakura oder hat Marik gesagt, dass er lieber Männer bevorzugt? X3

Bitte, bitte lad doch wieder mal was hoch. Ich möchte sooo gerne weiter lesen!!! o(>//<)o

chuchu Mimmy-chan
Von:  Mimmy-chan
2012-02-23T18:12:09+00:00 23.02.2012 19:12
*kyaaa* Zu genial!

Ich liebe, lieb, liebe diesen Trickfilm!!! Darum bin ich nun mega glücklich, dass du auf die großartige Idee gekommen bist, ihn mit Yugioh Figuren auszugestalten. DANKE! *strahl*


chuchu Mimmy-chan


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