Kennst du dieses Gefühl, wenn du jemandem nahe sein willst, aber es nicht kannst, wenn es dich innerlich zerfrisst?
Genau dieses Gefühl beherrscht mich schon seit Wochen, gegen genau dieses Gefühl kann ich mich einfach nicht wehren. Jeden Tag werde ich aufs Neue daran erinnert, wie ausweglos doch meine Situation ist, jeden Tag werde ich aufs Neue von diesem Gefühl in mir beherrscht und weiss doch, dass es nicht abnehmen wird, dass es sich nie ändern wird.
Schon länger hege ich diese Gefühl für dich, die weit über Freundschaft hinausgehen und doch wirst du selbst nie davon erfahren, schließlich will ich unsere Freundschaft nicht verlieren, geschweige denn, deine Beziehung zu Kazuki gefährden. Bereits seit einiger Zeit bist du mit ihm zusammen und auch, wenn ich nach aussen hin weiterhin den starken Macho markiere, weiterhin alle deine Späße mitmachen, zerfrisst mich diese Sehnsucht nach dir mit jedem Tag mehr.
"Byou~, kommst du nun mit?", dringt wenig später deine Stimme zu mir durch, woraufhin ich meinen Blick etwas verpeilt hebe und dich nicht weniger planlos ansehe, als mir ein "Wohin?", über meine Lippen gleitet, habe ich euch allen doch gerade einfach nicht zugehört, sondern war viel zu sehr in meiner eigenen Welt gefangen, in meiner Welt mit dir.
Leise fiepe ich einen Moment lang auf, als du mir einen Klaps auf den Hinterkopf gibst, reibe mir diesen etwas und lasse mich dennoch von dir mitziehen, als du ein "Na, ins Black Velvet. Du hast versprochen, mit uns auf den Abschluss der Tour anzustossen und ausserdem müssen Kazuki und ich euch noch was sagen.", verlauten lässt.
"Stimmt habe ich.", erwidere ich nur leise murmelnd, laufe euch schließlich langsam hinterher und nicke nur kurz mit den Kopf, als von unserem Drummer ein kaum hörbares "Gehts dir gut?", zu vernehmen ist, kann ich doch mit niemandem von euch darüber reden, kann niemandem sagen, dass ich dich liebe .. am allerwenigsten dir.
"Nun zieh nicht so ein Gesicht, Byou. Du tust ja gerade so, als hätte ich dir gerade deine neuste Sonnenbrille geklaut.", richtest du erneut das Wort an mich, was mich unwillkürlich schmunzeln lässt.
"Dir ist schon klar, dass Screw dann einen neuen Gitarristen brauchen?", gebe ich mit einem leichten Schmunzeln zurück und kann mich gegen ein Lachen nicht wehren, als du sofort ein "Dir ist schon klar, dass sie dann auch einen neuen Bassisten brauchen, oder?", zurück gibst und mich frech anschmunzelst.
"Baka!", gebe ich leise zurück und wuschele dir kurz durch die Haare, bekomme dafür ein "Byouuu~", zurück, während du versuchst, deine Frisur zu retten, schließlich magst du es absolut nicht, wenn man dir deine Haarpracht ruiniert.
Stunden später sitze ich als einziger in unserer Stammsitzecke, beobachtete euch beim Tanzen und kann mich gegen ein Lächeln doch nicht wehren, als ich dich dort auf der Tanzfläche sehe, auch wenn innerlich der Anblick den du mir bietest schmerzt, hast du dich doch gerade eng an Kazuki geschmiegt, hast deine Arme um seinen Hals geschlungen. Kurz schließe ich meine Augen, um nicht auch noch mit ansehen zu müssen, wie du ihn küsst.
Leicht zucke ich einige Minuten später zusammen, als ich einen Schlag ein meiner Schulter spüre und wenig später deine Stimme höre, welches ein freches "Schlafen kannst du zuhause!", an mich richtet.
"Ich hab' doch gar nicht geschlafen.", versuche ich mich sofort zu verteidigen, sehe dich nun an und beisse mir kaum merklich auf die Lippen, als du dich auf Kazukis Schoss plazierst und dich an ihn herankuschelst.
"Wolltet ihr uns nicht noch etwas mitteilen?", fragte unser Drummer nun wenig später nach, sieht euch beide erwartungsvoll an, während er an seinem mitgebrachten Drink nippt. Sofort fängst du förmlich an zu strahlen, was mich im ersten Moment etwas irrtiert, auch wenn ich selbst nichts dazu sage, euch nun wie anderen einfach nur ansehe.
"Hai, also wir... meine Schatz und ich.. also... wir haben uns gestern abend verlobt.", lässt du nun die Bombe platzen, woraufhin ich mich an meinemDrink verschlucke, dich nun fast schon geschockt ansehe und innerlich sofort spüre, dass etwas in mir reisst, dass ich innerlich förmlich verbrenne.
"Das ist ja super, gratuliere.", findet Jin als erster seine Sprache wieder, während er dich und Kazuki umarmt, ebenso wie Manabu, welcher euch regelrecht anstrahlt und vermutlich jeder Glühbirne damit Konkurrenz machen könnte.
"Hai, Glückwunsch!", gebe ich nach einer Weile nur knapp zurück, kippe das Getränk in meiner Hand nun in einem Zug runter und umarme Kazuki und dich schließlich sogar, um zu zeigen, dass ich mich für euch freue, auch wenn es mir innerlich das Herz zerreisst, auch wenn ich dieser Situation am liebsten entfliehen möchte.
Erst Stunden später laufe ich langsam durch die Strassen unser Stadt, kann noch immer nicht richtig fassen, was ihr da vorhin verkündet habt und am liebsten würde ich gerade einfach nur weg, weg aus der Band, weg von euch - weg von meinen Gefühlen. Leise seufze ich auf und betrete irgendwann später meine Wohnung, lasse mich in voller Montour auf das Bett fallen und vergrabe sofort den Kopf in einem der Kissen, schluchze leise auf. Noch nie war dieser Schmerz in meinem Inneren so tief wie jetzt, noch nie habe ich mich so sehr nach dir gesehnt, wie jetzt und doch weiss ich, dass ich dich nie bekommen kann, hast du mir das doch mit deiner Verlobung doch mehr als nur verdeutlicht.
Ich selbst weiss gar nicht genau, wie lange ich nun auf meinem Bett gelegen habe, doch müssen es Stunden gewesen sein, schließlich ist es bereits hell, als ich meine Augen wieder öffne, mich etwas planlos umsehe. Kurzzeitig scheine ich die Orientierung und mein Gedächtnis verloren zu haben, ehe ich erneut daran erinnert werde, was genau gestern abend geschehen ist, was genau du gestern gesagt hast.
//Schlag ihn dir aus dem Kopf, Byou. Nun hast du endgültig keine Chance mehr bei ihm..//, werfe ich mir in Gedanken selbst zu, seufze kurz auf, ehe ich mich aufraffe und in Richtung Badezimmer schlenderte, fast schon erschrocken auffiepe, als ich durch ein Klingeln an meiner Tür daran gehindert werde. Kurz überlege ich, entscheide mich dann aber doch auf die Tür zuzulaufen und diese zu öffnen.
"Manabu.. was willst du denn hier?", höre ich mich im nächsten Moment selbst fragen, sehe unseren schwarzhaarigen Gitarristen fragend an und kann mir im ersten Moment keinen Reim darauf machen, was er hier will, schließlich haben wir die Tour gerade erst hinter uns gebracht und waren wahrscheinlich alle froh, wenn wir wenigstens für ein paar Tage nicht dauernd aufeinander hocken müssten.
"Naja...", beginnt dieser schließlich leise und kratzt sich etwas am Hinterkopf, lässt erst noch ein "Ich darf doch reinkommen, hai?", verlauten und drängst dich auch sofort an mir vorbei, ohne eine Antwort abzuwarten.
"Sicher..", gebe ich nur etwas verpeilt von mir, folge dir schließlich langsam wieder und sehe dich abwartend an. "Und warum bist du nun genau hier?", frage ich leise nach, hatten wir doch eigentlich alle noch am gestrigen Abend abgemacht, dass wir uns ein wenig alleine entspannen wollten, dass wir uns ein paar Tage oder Wochen nicht sehen wollten, zumal Manabu selbst eigentlich schon längst auf dem Weg nach Hawaii sein sollte.
"Naja... ich wollte ja eigentlich mit meiner Schwester nach Hawaii, weil sie ja dieses Kreutzworträtsel gewonnen hat, aber nun kann sie nicht...", begann der Gitarrist sofort und sieht mich fast schon bittend an, in der Hoffnung, ich würde auch so verstehen, was er von mir wollte.
"Vergiss es, Manabu! Ich werde nicht mit dir nach nach Hawaii fliegen!", wehre ich sofort ab, verschränke fast schon abweisend meine Arme vor der Brust.
"Wieso denn nicht, Byou? Ein bisschen Entspannung würde dir auch ganz gut tun und ob du das nun hier oder auf Hawaii tust, macht keinen großen Unterschied!", gibt er erneut zurück, was mich leise aufseufzen lässt, hat er doch eigentlich gar nicht so unrecht und wenn ich genauer darüber nachdenke, ist es vielleicht sogar eine willkommene Abwechslung, um etwas Abstand von dir und meinen Gefühlen zu nehmen, um dich ein Stück weit zu vergessen.
"Warum hast du keinen der anderen gefragt?", frage ich dennoch leise nach, sehe ihn erneut an und trottete doch langsam ins Schlafzimmer, um meinen Koffer zu packen, weiss ich doch eigentlich sowieso, dass du nicht locker lassen wirst.
"Jin muss mit seiner Mutter irgendwo hin und Kazuki und Rui kriegst du eh nur im Doppelpack. Außerdem planen die beiden bestimmt schon ihre Hochzeitsfeier.", höre ich Manabu im nächsten Moment im Wohnzimmer, woraufhin ich fast gegen die Schlafzimmertür renne, zieht sich doch aufgrund dieser einfachen Worte erneut alles in meinem Inneren zusammen und mir wird wieder einmal bewusst, wiezwecklos meine Liebe zu dir ist.
Schweigend trete ich eine halbe Stunde später wieder zu ihm, nachdem ich wahllos einige Sachen in meinen Reisetasche gepackt habe, stelle diese zu seinen Füßen ab. "Du weisst hoffentlich, dass ich dafür was bei dir gut habe!", richtete ich fragend das Wort an ihn, woraufhin er nur nickte, aber dennoch breit grinst und damit vermutlich selbst der Grinsekatze Konkurrenz machen könnte.
Kurz hebe ich aufgrund des Anblickes eine Augenbraue, schnappe mir schließlich auch meine restlichen Sachen und laufe ihm mit meiner Reisetasche hinterher, nachdem er erwähnt hattte, dass wir bereits in einer Stunde am Flughafen sein mussten.
"Das kann ja heiter werden.", murmele ich schließlich leise und fahre gemeinsam mit ihm zum Flughafen, um in das dortige Flugzeug zu steigen, welches uns nach Hawaii bringen wird, ohne dass ich selbst weiss, was diese Reise mit sich bringen wird, was sie in meinem Leben verändern wird.
