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Kralle - mit den Blitzen

ABGESCHLOSSEN
von

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Epilog

Was nach dem gleißenden Licht geschah
 

Es war alles dunkel um ihn herum, als Harry seine Umwelt wieder wahrzunehmen begann. In der reinen Luft lag der Geruch von frischem Gras. Ganz nahe bei sich hörte er tiefe Atemzüge und als sich seine Finger nur wenig bewegten, spürte er etwas Weiches. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Träumte er nur oder war er vielleicht im Reich der Toten? Egal was es war, Harry wagte nicht die Augen zu öffnen.
 

»Du bist wach«, erklang eine weiche weibliche Stimme und löste ein wohliges Gefühl in ihm aus. Gleich darauf spürte der Junge etwas Nasses in seinem Gesicht, dann vernahm er ein lautes Schnurren.

Harry riss mit einem Ruck die Augen auf.

»Daddy!«, rief Shira begeistert aus und schleckte ihm mit ihrer rauen Zunge einmal über das ganze Gesicht.

„Was…?“, fragte der Dunkelhaarige verwundert und schaute sich um, nachdem er sich langsam aufgesetzt hatte. Um ihn und Shira herum lagen bestimmt zwei Dutzend großer Katzen.

„Das ist deine Familie, nicht wahr?“, wandte er sich flüsternd an die silbrige Großkatze, die neben ihm saß und aufmerksam beobachtete.

»Ja, das Rudel! Und das hier ist meine Mama«, antwortete Shira und rieb beim letzten Wort den Kopf an der Schulter der Katze, die ebenfalls dicht bei ihm saß.

»Willkommen, Harry. Mein Name ist Runia, ich bin die Anführerin der Blitzkatzen. Meine Tochter kennst du ja bereits.«
 

„Ja… ähm, danke. Aber wie komme ich hierher?“

Harrys Blick wanderte über das Rudel hinweg zur Landschaft. Soweit man schauen konnte gab es nichts als grüne Wiese und am Horizont erhoben sich riesige Berge. Es gab weit und breit nichts, das auf Menschen hinwies.

»Sie haben mich gehört und sind gekommen«, erklärte Shira gleich stolz und plusterte die Brust. Harry musste lächeln.

»In der Tat, wir haben ihren Schrei gehört. Als wir euch erreichten und dich sahen, war uns klar, was zu tun ist. Immerhin trägst du das Zeichen. Und so ist es auch kein Wunder, dass Shira von allen Menschen auf der Welt zu dir gefunden hat.«
 

Völlig irritiert starrte Harry zwischen Runia und Shira hin und her. Man musste ihm seine Ratlosigkeit ansehen, denn er hörte das sanfte Lachen der Rudelführerin.

»Du kannst das natürlich nicht wissen. Ich werde dir erzählen, was geschehen ist, also hör gut zu:

Bei unserer Ankunft warst du mehr tot als lebend, doch du bist von unseresgleichen gekennzeichnet worden. Wir Blitzkatzen sind zu mancher Zeit Boten des Schicksals, musst du wissen. Als du geboren wurdest, war auch Shira noch sehr jung, gerade sechs Monate alt. Noch nie zuvor war es geschehen, dass eine Blitzkatze mit diesem Alter in einem gleißenden Blitz auf die Erde verschwand, um dort ein Neugeborenes zu kennzeichnen.

Für uns war die einzige Erklärung, dass das Schicksal die Finger im Spiel hatte. Meine Tochter kehrte damals natürlich unverzüglich zurück, doch von diesem Moment an wuchs sie nicht mehr. Es vergingen Jahre und plötzlich war sie erneut auf der Erde verschwunden. Als wir euch fanden, hatte sie jedoch die Größe, die sie eigentlich schon längst hätte haben müssen. Ich vermute, dass es daran lag, dass sie dich kennzeichnete und ihr Wachstum erst fortgesetzt wurde, als ihr wieder zusammen fandet.«
 

Der Retter der Zauberwelt brauchte einige Minuten, um zu begreifen. Dann aber setzte sich ein Bild für ihn zusammen und er lächelte.

„Ich nehme an, dass auch da wieder das Schicksal mitgespielt hat, oder?“

Runia sah ihn aus ihren weisen Augen an und nickte.

»So sieht es aus…«

„Aber warum lebe ich noch? Hat Shira mich gerettet?“

Er betrachtete die große Raubkatze, die in Wahrheit ein magisches Wesen war und lächelte. Sanft streichelten seine Finger durch ihr weiches Fell. Shira quittierte das mit einem Schnurren.

Runia beobachtete die beiden einige Minuten, dann antwortete sie auf seine Frage:

»Shira alleine war nicht in der Lage dich zu heilen, also haben wir alle unsere Kraft eingesetzt. So wurde dein Körper mit unserer Magie gefüllt und geheilt, aber sie hat dich auch verändert. Du bist jetzt zum Teil eine Blitzkatze. Das heißt, du kannst deine Gestalt ändern und hast Sinne wie niemals zuvor. Jedoch wirst du nicht über dieselben Heilkräfte verfügen. Allerdings ist deine menschliche Selbstheilung durch die Veränderung natürlich um vieles erhöht. Dadurch, dass du dich in eine Blitzkatze verwandeln kannst, konnte auch dein linkes Auge ersetzt werden. Jedoch wird es immer das einer Katze sein, egal in welcher Gestalt.«
 

Diese vielen Informationen waren wie eine Explosion und Harry sank matt in das saftige Gras zurück. Mit einer Hand fuhr er sich über das betroffene Auge, doch er konnte nichts Ungewöhnliches fühlen. Langsam sank sein Arm neben ihn auf den Boden. Sein Blick blieb auf den Himmel gerichtet und er bemerkte nicht, wie er langsam einschlief.

Es war dunkel, als Harry aufwachte. Irritiert sah er sich um, doch bis auf die Tageszeit hatte sich nichts verändert.

Shira lag schlafend neben ihm, doch Runias Blick war auf ihn gerichtet.

„Hallo“, grüßte er und lächelte unsicher.

»Du musst dich nicht fürchten. Wir alle haben dich als Mitglied des Rudels akzeptiert, sei einfach du selbst. Und wenn du etwas wissen möchtest, so frage.«

Harry atmete tief durch und nickte. Eine innere Ruhe hatte von ihm Besitz ergriffen.

„Wie mache ich das mit der Gestaltänderung?“

»Höre auf dein Inneres. Konzentrier dich und denke nicht nach. Wenn du die Wandlung gelernt hast, kommt alles andere von alleine.«
 

So kam es, dass wenige Tage später eine imposante schwarze Blitzkatze im Rudel auszumachen war.
 

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Was Francesco als Entschädigung bekam
 

Francesco war von Shira in La Coruna abgesetzt worden und hatte dann tagelang nichts mehr von seinem Freund und Clanführer gehört. Schmollend dachte er daran, dass er die versprochene Entschädigung bestimmt nicht mehr bekommen würde.

Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass ihn die anderen Mitglieder des Clans anders behandelten. Sie waren freundlicher und hatten mehr Respekt als früher. Francesco wusste nicht so recht damit umzugehen.
 

Als er kurz vor dem Morgengrauen von seinem alltäglichen Spaziergang zurückkehrte, war er erstaunt Kralle zu sehen. Der Clanführer hatte es sich im Kaminzimmer, dem allgemeinen Aufenthaltsort in der Villa, die der Schwarze Mann gekauft hatte, bequem gemacht. Es waren nur wenige Vampire anwesend und die meisten waren so jung, dass sie sich nicht in Kralles Nähe trauten.

„Du bist wieder da?“, erkundigte sich der Spanier und nahm auf einem der Sessel Platz.

„So sieht es aus. Wie geht es dir?“

Francesco schnaubte.

„Mir würde es besser gehen, wenn du dein Versprechen halten würdest!“

Verärgert nahm der Vampir wahr, dass sein Clanführer wegen seiner Reaktion lächelte.
 

„Du wirst staunen, aber deshalb bin ich hier. Ich halte meine Versprechen, das weißt du doch!“

Auffordernd schaute der Dunkelgekleidete zu dem Spanier, der verlegen den Blick abwandte. Kralle lachte leise und blieb still.

„Sag schon“, kam es schließlich von Francesco, als er seine Neugierde nicht mehr zügeln konnte.

„Wie sagtest du noch? Du bist wissbegierig, nicht neugierig. Oder irre ich mich da?“

„Du bist gut darin andere zu ärgern, aber jetzt hör auf zu spielen!“

Der Schwarze Mann – der Vampir liebte diese Bezeichnung einfach – richtete sich in seinem Sessel auf. Francesco wusste, dass es nun zu einem ernsten Thema kommen würde.

„Wie du selbst gesagt hast, bin ich kaum hier. Deshalb habe ich mir überlegt, dass es gut wäre jemanden zu haben, der mich vertritt.“
 

„Jetzt sag nicht, ich soll jemanden finden!“, stöhnte der Spanier und rutschte in seinem Sessel nach unten. Kralle schaute den anderen einen Moment lang an, dann schüttelte er den Kopf.

„Eigentlich hatte ich daran gedacht, dass du diese Aufgabe übernehmen sollst. Aber wenn ich recht darüber nachdenke, vielleicht doch nicht…“

Francesco konnte die unterschwellige Stichelei heraushören, aber das auch nur, weil er die Macken des anderen mittlerweile gut genug kannte. Umso größer waren seine Augen, als ihm gewahr wurde, welch große Verantwortung ihm der andere übergab und wie viel Vertrauen er in ihn hatte.

„Denkst du, sie werden auf mich hören??“, fragte der Braunhaarige unsicher nach. Auch wenn sie das Verhalten der anderen verändert hatte, so war doch nicht gewiss, ob sie ihn in solch einer Rolle akzeptieren würden. Immerhin war er in ihren Augen noch viel zu jung.
 

„Ich habe mit einigen geredet und im Gegensatz zu früher, reden sie gut über dich. Davon abgesehen bist du in der Welt rumgekommen und hast mehr Ahnung von dieser Zeit als all die anderen. Von daher solltest du dir keine Sorgen machen müssen. Notfalls drohst du ihnen mit mir!“

Das Lachen des Kopfgeldjägers war laut und ungewohnt, aber es gefiel dem Vampir, dass sich sein Freund scheinbar besser fühlte.

„England scheint gut getan zu haben“, kam er vorsichtig auf dieses Thema und war erfreut, als der andere nickte.

„In der Tat, es gab Dinge, die gesagt werden mussten und nun fühle ich mich befreit.“

Kurz herrschte Stille, dann sprach der Schwarzhaarige wieder:

„So, dann mache ich mich wieder auf den Weg. Du hältst hier die Stellung, das weiß ich. Grüß die anderen von mir, ja?“
 

Francesco starrte noch vier Sekunden auf den leeren Sessel, ehe er begriff was der andere gerade gesagt und getan hatte. Dann sprang er auf und folgte dem dunkel gekleideten Mann.

„Du kannst doch nicht einfach abhauen, die anderen wissen doch noch nichts!“, schrie er, doch Kralle war bereits in den Wolken verschwunden.
 

„Von wegen Entschädigung!“, grummelte Francesco und schüttelte den Kopf. Jetzt musste er dem Clan erst einmal erklären, was Sache war…
 

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Erläuterung Blitzkatzen
 

Blitzkatzen sind Wesen, die die Zauberwelt praktisch nicht kennt. Sie halten sich fern von Menschen und leben hoch oben in den Wolken.

Sie haben die Fähigkeit einen Menschen von seinem Werwolf-Dasein zu befreien, wenn sie denjenigen beißen.

Außerdem ist ihre schnellste Fortbewegungsmöglichkeit die, sich in einen Blitz zu verwandeln und dann von Ort zu Ort zu springen. Sie können in dieser Form aber auch große Distanzen auf einmal überwinden.
 

Wenn ein Mensch von einem solchen Wesen gekennzeichnet wird, dann wird diese Person später einmal die Möglichkeit haben, diese Wesen zu sehen. Andere Menschen können dies nur, wenn die Blitzkatze dadurch zu dem gekennzeichneten Menschen gelangt. Außerdem wird er oder sie mit Blitzkatzen sprechen können – telepathisch, als auch mit deren Sprache.
 

Blitzkatzen leben im Rudel und haben demnach auch ein Leittier. Ihre Jungen beschützen sie wie nichts anderes. Sie haben heilende Kräfte, die allerdings völlig unerforscht und daher unbekannt sind. Jedoch können sie so gut wie alles heilen!
 


 

So, jetzt wisst ihr auch das.

Bye, Bibi



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