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What brings us closer together

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9

Kapitel 9
 

„Mir geht’s gut, Blaine.“
 

„Lass mich dir einfach helfen.“, sagte Blaine leise und streckte seine Hände aus.
 

„Mir. Geht es. Gut, Blaine.“ Kurt sah Blaines Gesichtsausdruck und fügte etwas sanfter hinzu: „Ich verspreche es. Ich bin schon in der Lage selbst aus dem Bett aufzustehen.“
 

„Der Arzt hat gesagt – “
 

„Mir zu helfen, wenn ich danach frage.“ Kurt stand ganz einfach aus dem Krankenhausbett auf. „Und wenn ich denke, dass ich Hilfe brauche, werde ich dich fragen. Es wäre übrigens sehr romantisch, wenn ich bewusstlos werden und du mich auffangen würdest.“
 

Blaine rollte mit den Augen und nahm Kurts Hand.“ Nur einmal den Flur hoch und runter.“
 

„Du bist schlimmer als mein Dad.“ Kurt drückte lachend seine Hand und lehnte sich gegen ihn. Es war sein dritter Tag im Krankenhaus und er sollte aufstehen und alle paar Stunden für ein paar Minuten herumlaufen. Er bekam außerdem schwächere Schmerzmittel und sollte wieder seine bisherigen Medikamente nehmen. Das hielt Blaine allerdings nicht davon ab, ihn bei jeder Gelegenheit zu verwöhnen. Kurt gefiel das schon, aber er wollte nicht wie ein Baby behandelt werden.
 

„Ich fühle mich einfach schlecht.“, gab Blaine zu.
 

„Wenn du dich so schlecht fühlst, könntest du mir ein Hündchen kaufen.“
 

Blaine grinste. „Oder du könntest einfach so tun, als wärst du eines.“
 

Kurt stoppte mitten im Schritt und sah langsam zu ihm, seine Augen vor Entsetzen geweitet. „Oh mein Gott, Dad hat nicht wirklich.“
 

„Du bist aus dem Fenster gesprungen und hast den Postboten gebissen?“ Blaine klang total aufgeregt, als er das sagte, so als hätte er Jahre gewartet um es endlich zu sagen. Hatte er wahrscheinlich auch.
 

Es gab allerdings wichtigere Dinge, um die er sich Sorgen machen musste. Er war geschockt. Warum dachte sein Vater, er könne rumlaufen und Leuten peinliche Geschichten über ihn erzählen? Er hätte es lieber, dass Burt Blaine seine nackten Babyfotos gezeigt hätte, als das. Zumindest waren die Babyfotos süß. „Warum ist mein Leben so schrecklich?“, schmollte er und verschränkte die Arme über der Brust.
 

„Es ist hinreißend. Wie ich dir schon Millionen Mal erzählt habe, du bist hinreißend.“ Blaine sah ihn an.
 

Nein, Blaine lag falsch. Es war peinlich. Es war nichts hinreißend daran, aus dem Fenster zu springen und den Postboten zu beißen. Er würde seinen Vater umbringen, sobald er die Energie dazu hatte.
 

„Oh, komm mir nicht mit diesem Hundeblick.“
 

Kurt streckte sich und schlug leicht gegen seinen Arm. „Du bist nicht süß, Blaine Anderson.“ Wem versuchte Kurt etwas vorzumachen? Natürlich war er süß. Blaine wusste es auch; er musste es wissen, er bekam Blicke von sich umdrehenden Leuten, wo immer er war. Er hatte einfach diesen „Ich bin süß/sexy/hinreißend/nimm-mich-mit-nach-Hause“ Blick. Deswegen hatte Kurt es abgelehnt, mit ihm in irgendeine Art Schwulenbar oder so zu gehen. Er wollte nicht, dass sein fester Freund angebaggert wurde.
 

„Nun, weiß du was süß ist? Hündchen.“ Blaine grinste noch immer. „Besonders welche mit hellblauen Augen.“
 

„Ich hasse dich.“, murmelte Kurt mit roten Wangen.
 

„So ein großes Wort für jemand so Kleinen.“ Sein Partner ging weiter, das dumme Grinsen noch immer auf dem Gesicht.
 

„Warte auf mich!“, murrte Kurt und holte ihn ein. „Und mach keine weiteren Hundewitze für den Rest des Tages... Du hast die heutige Quote erfüllt.”
 

“Für jetzt”, stimmte Blaine zu und legte seinen Arm vorsichtig um Kurts Schulter. „Geht es dir gut? Brauchst du eine Pause?“
 

„Nein.“ Kurt starrte ihn an. „Du bekommst mein extra Kartoffelpüree heute Abend nicht, ich hoffe du weißt das. Ich werde es Finn geben.“
 

„Wenn du mir wegen so etwas mit Kartoffelpüreeentzug drohst, frage ich mich was ich tun muss, dass du mir mit Sexentzug drohst." Blaine sah verdammt amüsiert aus.
 

Oh Gott. Kurt wurde rot. Er errötete noch immer wenn er über Sex mit Blaine nachdachte. Sie hatten bloß einmal Sex gehabt. In der Nacht bevor Blaine nach Kentucky gegangen war vor einigen Wochen. Blaine war, natürlich, sehr sanft und geduldig mit Kurt gewesen. Es war nicht so, dass Kurt der Sex nicht gefallen hatte oder so. Er konnte einfach nicht glauben, dass er, Kurt Hummel, Sex gehabt hatte. Er hatte Sex mit Blaine Anderson gehabt. Es war nicht echt. Manchmal fragte Kurt sich ob er sich das alles nur ausgedacht hatte. Vielleicht war es nur ein Traum gewesen.
 

„Kurt wird gerade nervös.“, flüsterte Blaine in sein Ohr.
 

„Ich hasse dich wirklich.“ Kurt sah auf und atmete etwas schneller.
 

„Nein, du liebst mich wirklich.“
 

„Zum Teufel mit dir.“, flüsterte Kurt, sein Herz schlug wie wild, als ihre Augen sich trafen. Er beobachtete die Hand seines Freundes, als sie sich hob, um seine Wange zu berühren.
 

Ein weiteres Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Die Art wie du – “
 

„Sei still!“ Kurt schlug auf seine Schulter als ein Arzt vorbeiging und fügte flüsternd hinzu: „Jemand könnte hören, wie du mich belästigst.“
 

„Du sagst das, während du mich schlägst.“
 

„Ich habe dich schmollend mehr gemocht.“, seufzte Kurt und schmollte dann.
 

Blaine berührte seine Unterlippe, seine Augen verließen Kurts nicht. Er biss auf seine eigene Lippe und legte seinen Kopf etwas schief. „Habe ich dir in letzter Zeit erzählt wie schön deine Augen sind, Kurt?“, fragte er sanft.
 

„Nein. Und nur damit du es weißt, ich bin trotzdem sauer auf dich, auch wenn du sowas sagst.“
 

Blaine lehnte sich zu ihm und küsste ihn sanft, während er seine Wange streichelte. Kurts Arme schlangen sich um Blaines Hüfte und er schloss die Augen, gegen Blaines Lippen seufzend. Blaine versuchte einige Male den Kuss zu lösen, doch Kurt ließ ihn nicht. Er brauchte das jetzt. Er musste Blaine küssen, Blaines Finger sein Gesicht streicheln spüren, die ganzen Emotionen in diesem Kuss fühlen.
 

Als Blaine schließlich den Kuss löste, keuchte Kurt leicht. Seine blauen Augen öffneten sich und blickten in Blaines braune. „Blaine...“, wisperte er sanft.
 

„Kurt?“
 

Es war, als würden die beiden nicht einfach nur in der Ecke des Krankenhausflures stehen. Es war, als wären sie in Kurts Schlafzimmer, die Tür geschlossen in einem leeren Haus. Vor dem Angriff, bevor sich alles verändert hatte.
 

Kurt presste seine Stirn gegen Blaines, er hasste das alles hier. Er wünschte er könnte in der Zeit zurück gehen und so tun, als ob nichts davon passiert war... aber Blaine war nun hier und wenn er nicht angegriffen worden wäre, wären es noch immer drei Wochen bis er Blaine wiedersehen könne. „Ich vermisse es, dir nahe zu sein.“
 

„Du kannst morgen früh nach Hause gehen... wir werden den ganzen Tag im Bett kuscheln und anschauen was immer du willst. Ich würde mir Teen Mom mit dir ansehen und ich hasse die Show.“, wisperte Blaine um ihn aufzumuntern.
 

Kurt nickte und rückte noch näher an Blaine. Er wollte nichts mehr als jetzt nach Hause. Wenn er jetzt zu hause wäre, würde er Blaine den Sportsender ansehen lassen. Er würde sich zusammen rollen mit dem Kopf auf Blaines Schoß und Blaines Finger durch sein Haar streichen fühlen. So sehr er es auch hasste, wenn sein Haar zerstört wurde, war er mittlerweile daran gewöhnt. Er wusste nicht wie er es Blaine abgewöhnen sollte. Wahrscheinlich würden sie einen Kompromiss finden müssen. Blaine konnte es nur machen bevor er seine Frisur fertig hatte oder nachdem sie zu Hause waren und nicht wieder rausgingen. Wenn niemand anderes sein Haar sehen würde, könnte er vielleicht damit umgehen. Vielleicht. Er konnte nichts versprechen. „Lass uns zurück in mein Zimmer gehen. Du kannst das Footballspiel sehen.“, sagte er liebevoll.
 

„Was für eine Veränderung von jemandem, der mich vor drei Minuten geschlagen hat!“, lachte Blaine und küsste sein Gesicht.“ Wir können zurückgehen und du entscheidest was wir im Fernsehen anschauen.“
 

„Du beschwerst dich seit gestern Morgen über mein Fernsehprogramm, Blaine. Du solltest diese Chance lieber nutzen, sie wird nicht so schnell wiederkommen.“

„Gut. Zum Glück. Ich habe die letzten drei Buckeyes Spiele verpasst und es ist einfach nicht dasselbe, sie online zu sehen.“ Blaine schien sehr schnell zurück zu dem Krankenzimmer zu gehen.
 

Kurt schmollte wieder und versuchte nicht einmal ihn einzuholen. Blaine war schon einige Meter voraus, als er bemerkte, dass Kurt nicht neben ihm war, er redete immer noch über Football. Er drehte sich verlegen zu Kurt um. „Ja genau, schau mich nur so an.“ Kurt funkelte ihn bedrohlich an.
 

„Tut mit Leid. Du hättest mir wirklich erst davon erzählen sollen, wenn wir wieder im Zimmer sind.“ Er lächelte Kurt bezaubernd an.
 

Kurt nahm seine größere Hand, sobald er nah genug dafür war. „Und du kannst mein extra Kartoffelpüree haben, denke ich. Ich habe nur für dich danach gefragt.“
 

„Ist Weihnachten dieses Jahr früher für mich? Ich kriege etwas zu essen und darf Football sehen.“ Blaine hielt die Tür zum Krankenzimmer weit auf für seinen Freund. Sie hielten sie geschlossen, weil Kurt jedes Mal ausflippte, wenn ein kleines Kind in den Raum platzte. Das war einige Male passiert.
 

„Ja, ja, ja. Hilf mir einfach ins Bett, du Witzbold.“ Kurt rollte mit den Augen.
 

Blaine hob ihn vorsichtig auf das Bett und griff dann nach der Fernbedienung. „Es fängt gerade erst an.“
 

Oh, toll, dachte Kurt. Er rutschte so weit zur Seite wie es ging und klopfte dann neben sich auf das Bett. „Legst du dich zu mir?“
 

Blaine nickte und legte sich auf das Bett, seine Augen verließen nicht den Bildschirm. Kurt machte es sich bequem, mit einem Arm um Blaines Hüfte und seinem Kopf auf dessen Brust. Fast sofort begann Blaines Hand wieder Kreise zu reiben. Kurt lauschte dem Spiel und wusste genau was passierte – da sein Vater Football gespielt hatte, wusste er mehr über diesen Sport als er je zugeben würde. Es war wirklich komisch, wenn man bedachte, dass sein älterer Stiefbruder nun bei demselben Team spielte wie damals sein Vater. Gleichzeitig war es Blaines Lieblingsteam. Es war lustig wie die Dinge liefen. Kurt fragte sich, ob Blaine überhaupt wusste, dass Burt für die Buckeyes gespielt hatte. Er war sich ziemlich sicher, dass er es nicht wusste und er war sich auch sicher, dass er ausflippen würde, wenn er es erfahren würde.
 

„Spielt Finn schon in den großen Spielen mit?“, fragte er, obwohl er wusste, dass Finn bisher noch nicht spielen durfte. Er wollte sich einfach nur involviert fühlen.
 

„Nein. Er hat noch nicht viel Zeit auf dem Feld bekommen. Er wird aber nächstes Jahr spielen dürfen.“ Blaines Finger wandten sich seinem Haar zu. „Deine Seite tut nicht weh, wenn wir so hier liegen, oder?“
 

Kurt sah auf, um Blaine zu ihm hinunter schauen zu sehen. Er spürte sich selbst lächeln als er seinen Kopf schüttelte. „Es geht mir gut. Ich habe dir gesagt, dass ich dieses Mal kaum Schmerzen habe. Der Schnitt war viel kleiner. Außerdem habe ich dir bestimmt schon circa fünf Millionen Mal gesagt, dass ich es dir sagen werde, wenn es wehtut.“
 

Blaine zog ihn näher zu sich und schenkte dem Bildschirm wieder seine Aufmerksamkeit. Kurt strich abwesend über Blaines Seite, während er Blaines Herzschlag lauschte, lächelnd, als die Geschwindigkeit fast sofort zunahm, sobald seine Finger dessen nackte Haut berührten.
 

Kurz nach der Halbzeit öffnete die Tür sich langsam. Blaine nahm seine Augen vom Bildschirm, um zur Tür zu sehen als Burt eintrat.
 

„Oh, super!“ Kurt setzte sich auf. „Die neue Ausgabe der Vogue!“
 

„Sei vorsichtig, Kind“, sagte Burt ängstlich und reichte das Magazin hinüber. „Ich habe Angst, dass du dir Fäden ziehst oder so was.“
 

Kurt seufzte mittlerweile genervt. Jeder behandelte ihn wie ein Baby. Er wusste, dass alle nur sicher gehen wollten, dass es ihm gut ging, aber er wünschte sich, dass sie ihm einfach vertrauen würden, dass er am besten wusste, wie er mit seinem Körper umgehen musste. Zumindest kontrollierten die Ärzte ihn nicht die ganze Zeit. Sie wussten, dass es okay war, wenn er sich aufsetzte, alleine aus dem Bett stieg oder alleine ins Badezimmer ging. Es war sein Ziel nie mehr im Krankenhaus zu landen. Nicht nur dass Kurt bemerkte, dass es Blaine in ein Wrack und seinen Vater in ein komplettes Nervenbündel verwandelte, ließ es auch Kurt mürrisch werden, wenn Leute ihn so behandelten. Er öffnete die Zeitschrift auf der ersten Seite.
 

„Ich habe dich wütend gemacht, oder?“, lachte Burt.
 

„Das ist nicht lustig.“ sagte Kurt bitter. „Es geht mir gut. Ich schätze die Sorge um mich, aber zwischen euch beiden wird es unerträglich. Ich überlege, mich in meinem Zimmer einzuschließen, wenn ich nach Hause komme, nur damit ich mich daran erinnern kann, wie es ist, niemanden neben sich stehen zu haben.“
 

Blaine sah sehr verletzt aus nach dieser Aussage und Kurt wünschte sich, er könne es zurücknehmen. Das war wirklich nicht, was er gewollt hatte. Er wollte bloß etwas Eigenständigkeit. Anscheinend war das nicht möglich, während er im Krankenhaus war.
 

„Okay, dann willst du heute Nacht alleine hier bleiben?“, fragte Burt.
 

„Nein!“ Die Antwort kam sofort.
 

„Dann hör auf dich zu beschweren. Ich bin mir sicher, Blaine wäre begeistert, wenn er nicht auf einem harten Stuhl schlafen würde und du könntest etwas dankbarer sein.“, brummte Burt als er sich setzte. Er schenkte seine Aufmerksamkeit dem Spiel und Kurt sah mit Tränen in den Augen auf sein Magazin.
 

Er fühlte Blaines Hand auf seinem Rücken auf und ab reiben. Er schniefte leise und einige Tränen fielen. Blaine küsste ihn auf die Schläfe und wisperte: „Ist schon gut.“
 

Kurt nickte und rieb seine Augen. Er fühlte sich kindisch. „Es tut mir leid, dass ich m-mürrisch bin.“ Er schniefte ein wenig lauter, als die Tränen liefen. Sein Vater hatte schon Recht mit ihm zu schimpfen, er mochte es dennoch nicht.
 

„Wir wissen, dass es das Prednison ist. Ist schon okay.“ versicherte Blaine ihm und gab seinem Freund einen weiteren Kuss.
 

Kurt verdiente Blaine Anderson nicht. Wirklich nicht. Blaine zog ihn näher zu sich und wisperte liebe Nichtigkeiten ins Kurts Ohr, nachdem dieser gemein zu ihm gewesen war. Wer sonst war so unübertrefflich? So nett? Es brachte Kurt dazu, noch mehr zu Weinen und sein Gesicht an Blaines Brust zu verstecken. Er hasste seine Medikamente. Er hasste sie. Er hasste das Gefühl, von so etwas wie einer Pille abhängig zu sein, um richtig zu funktionieren. Er wusste nicht wie lange er sie nehmen müsste, er hoffte nicht zu lange. Er war sich nicht sicher ob er es aushalten würde, so ein Arschloch zu sein und jede Woche ein Pfund zu zunehmen.

Blaine rieb Kurts Augen und lächelte leicht. „Schlaf ein wenig. Vielleicht fühlst du dich besser wenn du aufwachst.“
 

„Ich habe das Gefühl, du hast keine Lust mehr auf mich und deshalb soll ich schlafen.“ Noch mehr Tränen füllten Kurts Augen. Manchmal fühlte er sich wirklich so. Jeder wollte immer, dass er schlief. War es so schlimm, sich mit ihm zu beschäftigen?
 

„Das ist es absolut nicht, Kurt.“ Seine Stimme war sanft und aufrichtig. „Ich weiß bloß, dass es dir immer besser geht, wenn du geschlafen hast. Du sollst viel Ruhe kriegen. Ich habe Angst, dass du dir zu schnell zu viel zutraust. Deine Augen fangen gerade an zu zufallen.“
 

„Ich hab genug davon.“ Er verbarg sein Gesicht in Blaines Halsbeuge als er schniefte und versuchte die Tränen zu stoppen.
 

„Morgen kannst du nach Hause. Morgen wird alles besser sein.“, wisperte Blaine beruhigend. „Schlaf bloß ein wenig, okay?“
 

Das war das Letzte an das sich Kurt erinnerte bevor er einschlief.
 


 

Die Fahrt nach Hause verlief dieses Mal komplett anders. Kurt kletterte selber auf den Rücksitz, setzte sich strategisch in die Mitte um das Radio im Griff zu haben. Trotzdem stellte Burt das Radio auf den Countrysender.
 

„Nein. Das ist mein Auto, Dad. Es tut mir leid, dass du einen zu kleinen Truck für uns alle hast, aber ich weigere mich das auf dem Rückweg zu hören.“, sagte Kurt sofort als das Auto mit den bekannten Worten ‚Ain't that America home of the free, yeah, little pink houses for you and me.' erfüllt wurde. „Nein, nein, nein. Immer wenn du dieses Lied hörst überfährt jemand eine Katze.“
 

Blaine lachte laut auf und setzte sich neben ihn auf den Rücksitz.
 

„Weißt du wie oft ich in meinem Leben Lieder hören musste, die ich nicht mag, Kurt?“
 

„Nicht so viele, wie du es klingen lässt.“ Kurt beugte sich vor und drückte einen Knopf am Radio. Blaine verspannte sich, ängstlich dass diese Bewegung seinem Freund wehtun würde, aber das tat es offenbar nicht, da Kurt sich wieder gegen die Lehne lehnte und die Worte des Beyonce-Liedes mitsang.
 

Burt seufzte resignierend und wechselte den Sender nicht. Kurt gab einen sehr aufgeregten und lauten Schrei von sich als ‚Born This Way‘ zu spielen begann, was Burt zum Stöhnen brachte und Blaine seine Augenbrauen heben ließ. Als ‚Born This Way‘ zu Ende war, waren sie zu Hause angekommen.
 

„Sieh mich nicht so an, Dad. Du weiß, dass du Lady Gaga liebst.“, unterbrach Kurt seinen Vater als er ihm aus dem Auto half.
 

„Das Memo muss ich übersehen haben.“, knurrte Burt und gab ihm die Autoschlüssel.
 

Kurt ging einfach zur Tür und sang dabei: „Lalala, want your your bad romance!“
 

„Ich wusste doch, dass wir ihn diesen Käsekuchen nicht hätten essen lassen sollen bevor er entlassen wurde. Es gibt einen Grund warum wir ihm als kleines Kind kaum Zucker gegeben haben.“, sagte Burt leise.
 

„Weil er singend herumgerannt ist?“, fragte Blaine.
 

„In kleinen Portionen ist es okay, das gebe ich zu. Und ich bin froh, dass er – “
 

„Kommt ihr jetzt rein oder nicht?“, schrie Kurt von der Tür aus.
 

„Der Arzt hat gesagt, du darfst nicht schreien, Kurt Elijah!“
 

Die Antwort kam sofort und brachte Burt dazu verwirrt zwischen den beiden Jungs hin und her zusehen.
 

„ICH WUSSTE ES! ICH WUSSTE DEIN ZWEITER NAME IST NICHT ELIZABETH!“ schrie Blaine auf, während Kurt schrie: „DAD, WARUM HAST DU DAS GETAN?“
 

„Er hat mir schon fast geglaubt!“, wimmerte Kurt.
 

„Ich habe dir nicht für eine Minute geglaubt, du kleiner gemeiner Lügner!“, erklärte Blaine, als er das Haus betrat um seinem jüngeren Freund hinauf zu folgen.
 

„Arrrrgh.“ Der jüngere Junge ließ sich auf das Bett fallen und schmollte: „Das ist nicht fair.“
 

Blaine lachte laut. „Ich habe dir nie geglaubt. Ich hatte bloß keinen Beweis. Nun habe ich einen.“
 

Kurt seufzte tief und rutschte hinüber, um Blaine Platz auf dem Bett zu machen. „Ich sollte nicht überrascht sein. Ich bin ein schrecklicher Lügner, weißt du? Du brauchst dir keine Sorgen machen, dass ich dich betrüge. Ich würde hereinkommen und der ganze Raum würde es wissen.“
 

„Das ist immerhin etwas, nehme ich an" Blaine lachte wieder und legte sich neben ihn. „Ich habe vergessen wie bequem dieses Bett ist.“
 

Kurt rutschte näher und legte seinen Kopf auf Blaines Arm. „Hattest du jemals einen Hund, Blaine?“
 

Blaine legte seinen Arm um seinen Freund, nickend. „Ja. Er war allerdings böse. Er mochte mich nicht. Er hat mich sogar einige Male gebissen.“
 

„Können wir einen Hund haben, wenn wir ausziehen?“ Kurts blaue Augen zwinkerten ihm zu. Er schien vergessen zu haben, dass sein Vater ihm einen Hund versprochen hatte und Blaine wollte ihn nicht daran erinnern.
 

„Du kannst haben, was immer du willst, mein Liebster“, wisperte er lächelnd. Er unterdrückte ein Gähnen, da er nicht sehr viel Schlaf bekommen hatte, seitdem Kurt ins Krankenhaus gekommen war. Während Kurt und sein Vater geschlafen hatten, hatte er mit den Schuldgefühlen aufgrund des Streits in der Werkstatt zu kämpfen. So viele Leute ihm auch gesagt hatten, dass es nicht seine Schuld war. Er fühlte sich trotzdem schuldig.
 

Blaine fühlte wie sich etwas an seinen Arm ankuschelte, als sein Freund sprach. „Ich will einen Hund, der Kreacher heißt.“
 

„Das wird das erste sein, was wir kaufen.“ Er strubbelte durch Kurts Haar. „Wird er lieb zu mir sein?“
 

„Mhmm. Ich würde auch gerne wissen, was du über Sophia Lily denkst?“
 

„Wer ist Sophia Lily?“ Blaine hob seine Augenbraue und sah zu ihm hinunter.
 

„Nun es ist ein Name. Ein Mädchenname. Nun, offensichtlich ein Mädchenname. Magst du ihn?“
 

Suchte Kurt… Namen für ihr erstes Kind? War es das, wozu er Blaine zu überreden versuchte? Sein Herz pochte vor Aufregung. Oder war er nervös? Er konnte sich vorstellen, wie sie ein kleines Mädchen nach Hause zu ihrem perfekten Kinderzimmer brachten. Sie würden die Hälfte von Blaines Gehalt für Babykleidung verbrauchen. Kurts Geld würden sie benutzen um die Rechnungen zu zahlen. Sie würden ein schönes, großes Haus mit einer Schaukel, einem Hund und ihrer perfekten kleinen Familie haben. Nur, dass ihre Tochter auf keinen Fall so erzogen werden würde, dass sie sich wie Rachel Berry verhielt. Blaine würde das nicht zulassen. „Ich mag den Namen.“ Seine Finger strichen durch Kurts Haar.
 

„Falls wir ein Mädchen haben, werden wir es Sophie nennen.“ Kurt drehte sich so, dass er auf Blaine lag, ihre Gesichter nah beieinander.
 

Ihre Augen trafen sich. „Was ist wenn dir einen Jungen haben?“ Blaine sprach diese Worte, doch er war zu sehr damit beschäftigt sich auf Kurts Nähe zu konzentrieren. Er konnte die roten Gummibärchen riechen, die Kurt auf dem Heimweg gegessen hatte. Seine blauen Augen blinzelten. Wie lange war es her, dass sie sich so nah waren, so richtig nahe?!
 

„Werden wir nicht.“ Kurt lehnte sich hinunter und küsste den anderen Jungen.
 

Blaine küsste sofort zurück und rückte noch näher. Kurt seufzte leicht, vertiefte den Kuss und zog sanft an Blaines Haar. Blaines Zunge bahnte sich ihren Weg in Kurts Mund. Gott, er hatte seit mehr als einem Monat keinen solchen Kuss mehr bekommen. Er hatte Mitte Oktober das College verlassen und nun war es zwei Wochen vor Thanksgiving. Er musste ihm noch näher sein, er musste diesen bezaubernden Jungen küssen und er musste sich an alle perfekten Details seines Körpers erinnern. Kurt fuhr mit seiner Zunge an Blaines entlang, seine weiche Hand verließ sein Haar und strich an seinem Gesicht und Nacken entlang. Blaine stöhnte, ein bisschen lauter und verzweifelter als Kurt zuvor. Seine Hand lag auf Kurts Rücken und er presste ihn noch näher an sich.
 

Plötzlich sprang Kurt von ihm herunter, es hatte an der Tür geklopft. Blaines Augen weiteten sich vor Schreck, aber er war zu geschockt um sich auch nur aufzusetzen. Bitte mach nicht die Tür auf, bitte mach bloß nicht die Tür auf.
 

„Ich fahre zum Supermarkt. Wollt ihr beiden etwas?“, fragte Burt durch die Tür.
 

„Nein, Danke!“ Blaine war beeindruckt, wie normal die Stimme seines Freundes klang. Wenn Blaine versucht hätte zu antworten, hätte die Antwort wahrscheinlich geklungen als hätte er Helium eingeatmet.
 

„Okay gut… Ich werde bald zurück sein… seid ihr sicher, dass ihr nichts braucht? Wir waren zwei Wochen nicht einkaufen.“
 

„Ich bin mir sicher! Wir rufen dich an, wenn uns doch noch etwas einfällt.“
 

Bitte geh einfach. Öffne nicht die Tür. Mein Gesicht wird verraten, dass ich gerade erst mit deinem Sohn herumgemacht habe.
 

Sie warteten bis sie Schritte und das Türschloss zuschnappen hörten. Beide Jungen sahen einander an. Sie hörten den Motor von Burts Wagen. Kurt beugte sich vor und sah aus dem Fenster. Und dann presste er seine Lippen an Blaines und gab ein gequältes Stöhnen von sich. Blaine zog Kurt zurück und hielt den dünnen Jungen nah an sich gedrückt. Kurts Hand schlüpfte unter Blaines T-Shirt, was den älteren Jungen dazu brachte, in den Kuss zu stöhnen.
 

Kurt lehnte sich zurück, um Blaines T-Shirt auszuziehen, aber Blaine zog ihn mit einem gemurmelten „Nein“ zurück zu seinen Lippen.
 

„Er ist weg.“, wimmerte Kurt gegen Blaines Lippen.
 

Blaine zog sich von dem Kuss zurück, schwer atmend. „Du wurdest vor vier Tagen operiert, Kurt. Wir können das jetzt nicht machen.“
 

„Sei still und küss mich.“ Kurt rollte sich auf den Rücken und zog Blaine auf sich.
 

„Kurt, das ist keine gute Idee.“ Böser Kurt, böser, böser Kurt. Warum tust du mir das an?
 

Kurt bewegte seinen Kopf und presste Küsse gegen Blaines Nacken. Blaine war sehr empfindlich an zwei Stellen: seinem Nacken und seinem Bauch.
 

Blaine keuchte leise und versuchte den letzen Rest gesunden Menschenverstand, den er hatte, zu sammeln, um Kurt von sich weg zu drücken. Nicht zu drücken. Sanft zu schieben. Er unterdrückte ein Stöhnen, als Kurt begann sanft an seiner Haut zu saugen. „K-Kurt…“
 

„Blaine?“
 

Blaines Augen öffneten sich und er sah sich um. Er war eingeschlafen. Er erinnerte sich nicht daran eingeschlafen zu sein, natürlich nicht. Wie viel davon war wohl ein Traum gewesen?
 

Kurt lag neben ihm, ausgestreckt auf seinem Rücken und er trug noch immer dieselbe Kleidung, die er getragen hatte, als er das Krankenhaus verlassen hatte. Er schlief tief und fest.
 

„Mmmmhhwaas?“ Blaine versuchte sich aufzusetzen.
 

„Nein, steh nicht auf.“, wisperte Carole und legte eine Hand auf seine Schulter. „Ich wollte dir nur sagen, dass seine Medikamente auf der Theke liegen und auch etwas Geld zum Essen.“
 

„Ich erinnere mich nicht einmal daran, eingeschlafen zu sein.“ Blaine war noch immer im Halbschlaf.
 

„Ich glaube du bist eingeschlafen während, du etwas von Hundebissen erzählt hast. Kurt hat gesagt, dass du von einer Minute auf die Andere eingeschlafen bist. Er hat versucht dich zu wecken, aber Burt hat gesagt er soll dich in Ruhe lassen. Du hast den Schlaf gebraucht.“ Sie strich durch sein Haar. „Ruf einfach mich oder Burt an wenn du etwas brauchst, okay?“
 

Blaine nickte und kuschelte sich unter die Decke. Er war sogar in seinen Pyjamas. Kurt musste sich wirklich besser fühlen, als er gedacht hatte, wenn er es geschafft hatte Blaine umzuziehen.
 

Er schloss seine Augen als Carole zur Tür ging und rieb über sein Gesicht als sie diese leise schloss. Also hatte Kurt nicht mit ihm über Mädchennamen gesprochen. Es fühlte sich so real an. Er hatte gedacht, es sei echt gewesen. Das war wirklich enttäuschend. Warum enttäuschte ihn das? Sie waren achtzehn. Sie mussten jetzt wohl kaum jetzt schon über Kinder reden. Kinder, bei denen sie nicht einmal die Möglichkeit besaßen, sie zu adoptieren, weil sie zwei Jungs waren.
 

Kurt bewegte sich im Schlaf, versuchte sich auf die Seite zu rollen und wimmerte. Blaine drehte ihn zurück auf den Rücken. Für jetzt müsste Kurt einfach sein Baby sein. „Du kannst nicht auf der Seite liegen, Liebster. Du wurdest genäht, erinnerst du dich?“
 

Kurt nickte, obwohl er schlief und kuschelte sich näher heran. Er murmelte leise etwas, was nach „orange Schildkröten“ klang. Kurt konnte ihn immer verblüffen und amüsieren. Blaine lachte leise, legte einen Arm um ihn und ließ seine Hand unter Kurs Oberteil gleiten, sanft die Seite des Jüngeren streichelnd. Sein Freund gab ein zufriedenes Geräusch von sich und kuschelte sich an.
 

„Mmmmh Blainey?“, gähnte Kurt.
 

Blaine schnaubte. „Ja Kurty?“ Er fühlte einen Schlag auf den Kopf. „Hey! Du kannst mich nicht schlagen! Das ist Belästigung!“ Zwei weitere Schläge. „Du hast augenscheinlich weder denselben Respekt noch Liebe für mich wie ich für dich, Kurty.“
 

„Nein. Du bist morgens bloß nervig.“ Kurt gähnte und rümpfte die Nase. Blaine streckte die Hand aus um seine Nase zu berühren. „Nein, du Irrer. Lass meine Nase in Ruhe!“
 

„Aber sie ist so süß.“ Der ältere Junge küsste die Wange des Jüngeren. „Es macht Spaß dich zu ärgern, wenn du noch halb schläfst.“
 

„Blaine Anderson, du bist frühmorgens eine schreckliche Plage.“ Kurt drückte sich selbst langsam in eine sitzende Position. „Hast du gut geschlafen?“
 

Ja, habe ich. Und dann hat deine Stiefmutter mich geweckt als ich in meinem Traum mit dir rumgemacht habe. Er dachte darüber nach, das zu sagen, aber stattdessen sagte er „Ja, entschuldige.“
 

„Schon okay. Ich habe versucht dich zu wecken, aber du hast mich die ganze Zeit einen wirklich bösen Jungen genannt.“ Er schnaubte und zog seine Beine unter sich und sah vorsichtig zu Blaine. Er streckte seine kleine Hand aus, berührte Blaines Haar und holte tief Luft. Blaine berührte Kurts Wange mit seiner eigenen Hand. Kurt schloss seine Augen, die Lippen leicht geöffnet. Blaine starrte den Jüngeren eine Zeit lang an, bevor er ihn sanft küsste. Kurt erwiderte den Kuss lächelnd.
 

Lös den Kuss. Du kannst in deinen Träumen so viel mit ihm rummachen wie du willst, doch er ist noch immer schwach. Er wurde vor nur vier Tagen operiert. Oder fünf? Es war egal. Vier oder fünf Tage. Blaine interessierte nicht, wie sehr Kurt betonte, dass es ihm besser ginge. Sie sollten jetzt noch nichts Dergleichen tun. Nicht jetzt.
 

Zum Glück war Kurt derjenige der den Kuss löste. Blaine hätte es nicht geschafft. Besonders nach diesem Traum. Er begann zu realisieren wie sehr er auf Sexentzug war. Es war nicht einmal so, dass er wirklich Sex wollte. Etwas knutschen würde allerdings nicht schaden. Aber nein. Noch nicht. Das war wirklich keine gute Idee. Der wirkliche Blaine würde mehr Selbstdisziplin haben als der Traumblaine.
 

„Worüber denkst du nach?“, fragte sein Freund und lehnte seinen Kopf auf bezaubernde Weise zur Seite.
 

Mit dir rumzumachen. Nun, dass würde er definitiv nicht sagen. „Dass ich deine Medikamente holen muss.“ Na bitte. Gut gemacht. Das war eine Antwort, die ganz nach Blaine klang.
 

„Das ist wahr.“ Kurt legte seine Hand auf seine Seite und wimmerte. „Es tut heute irgendwie weh. Die Neue.“
 

Blaine beugte sich vor und küsste seine Stirn. „Wir werden deine Verbände tauschen, gleich nachdem ich dir etwas Essen und deine Medikamente geholt habe. Leg dich einfach hin.“
 

„Können wir einen Film zusammen sehen?“
 

„Ja. Entscheide dich, welchen du sehen willst. Ich bin sofort zurück.“ Er ging, bevor sein Freund protestieren konnte. Er wusste Kurt würde eine Liste von Filmen herunter rattern, zwischen denen er sich entscheiden müsste und es wäre Mittag bis er endlich nach unten gehen könnte, um die Medikamente zu holen.
 

Er summte, als er Kurt Rührei und Toast machte. Wer sagte, dass Kurt derjenige sein würde, der zu Hause blieb und kochte? Blaine konnte gut kochen und vielleicht würde es Kurt beeindrucken. Er hatte noch nie die Möglichkeit gehabt für Kurt zu kochen. Um ehrlich zu sein, hatte er schon lange nicht mehr gekocht, außer man zählte Spaghetti machen in seinem Appartement dazu (und Blaine zählte es nicht).
 

“Du kochst!“
 

Blaine drehte sich um und schmollte. „Du solltest doch im Bett bleiben! Ich wollte dich überraschen!“
 

„Das sieht gut aus. Und es riecht wunderbar.“ Er küsste Blaines Wange und klopfte auf die Theke, um seine Medizin zu bekommen. Er hatte sie noch nie alleine genommen – niemand ließ ihn irgendwas allein machen – und sah hinunter auf die Pillendosen. „Welche nehme ich in der Früh?“
 

„Die weißen.“
 

„Da sind ungefähr drei verschiedene weiße, Blaine.“, schnaubte Kurt.
 

Blaine rollte mit den Augen und schob die Eier auf zwei verschiedene Teller. „Die weißen in der großen Flasche links.“ Er beobachtete Kurt, der sie aufschraubte und eine herausnahm. „Und die blaue und das Prednison in der anderen Dose. Nein, nein. Direkt daneben.“
 

„Wie viele Tabletten haben sie mir verschrieben?“, murmelte Kurt. „Ich habe noch nie darauf geachtet.“
 

Blaine runzelte die Stirn. Er wünschte sich, dass er gar keine nehmen müsste. Es war einfach nicht fair. Es drehte ihm den Magen um, wenn er darüber nachdachte wie viele Medikamente Kurt nehmen musste. Und warum er sie bekam. „Fünf. Wenn du das Tylenol nicht mitzählst … aber ich glaube die Blaue brauchst du nur noch bis nächste Woche. Hier, trink das ganze Glas aus.“ Er war zu Kurt hinüber gegangen mit einem großen Glas Wasser in der Hand.
 

Kurt nahm alle drei Pillen in den Mund und trank das gesamte Glas Wasser aus, so wie Blaine es gesagt hatte. Blaine nahm ihm das Glas ab und leitete ihn zum Küchentisch. „Oh, soll ich mich jetzt zum Tisch setzen? Ich weiß nicht ob ich das kann“, sagte Kurt mit etwas Sarkasmus in der Stimme.
 

Blaine verzichtete auf ein Seufzen. Da sprach wieder das Prednison aus Kurt. Das war das Medikament, von dem er Kurt am liebsten weg haben wollte. Leider nahm er 50 mg davon. Das war die höchste Dosis, die ein Mensch vertragen konnte und es war ein starkes Steroid. Wenn der Arzt beschloss das Medikament abzusetzen, würde es ein langwieriger Prozess sein, in dem die Dosis langsam reduziert werden würde. Er hasste es. Er hasste es wirklich.
 

„Danke für das Rührei und den Toast.“, wisperte Kurt einige Male nach einer komischen Stille. „Es schmeckt wirklich gut.“
 

Blaine lächelte ihn an. „Danke. Ich habe mir gedacht, dass du genug von Cornflakes und Waffeln hast.“
 

„Waffeln! Das war es, darauf kann man noch Erdbeeren geben!“, verkündete er mit der Hand auf den Tisch hauend. “Ich wusste, dass ich etwas vergessen habe!“
 

„Du bist zauberhaft.“, lachte Blaine und strubbelte durch sein Haar. „Bist du fertig?“
 

„Fertig, soweit das mit der dummen Medizin geht. Ich werde so froh sein wenn ich sie endlich absetzten kann.“ Er biss sich auf die Lippe und sah Blaine an.
 

„Was?“ Er reichte hinüber und griff nach Kurts Hand.
 

„Dankeschön, Blaine... für... alles.“ Er sah hinunter auf den Tisch und schob die Gabel herum. „Ich habe nicht vergessen was du für mich getan hast... und ich bin dir wirklich dankbar, dass du hier bist. Aber es tut mir Leid, dass ich dich gebeten habe zu bleiben... Ich hätte das nicht tun sollen. Es war total egoistisch von mir. Und es hat dir so viel Ärger eingebracht.“ Er legte seine Hand über sein Gesicht und schüttelte den Kopf. „Du musstest deinen Mietvertrag kündigen, zwei Jobs aufgeben, das College verlassen und hattest Streit mit deinen Eltern... Es tut mir so Leid.“
 

Blaine zog Kurts Stuhl näher heran und manövrierte Kurt dann auf seinen Schoß. Er nahm seine Hand damit Kurt sein Gesicht nicht weiter verstecken konnte. „Du bist mir viel wichtiger als all das. Ich wollte es tun, Kurt. Wenn ich zur UK zurückgegangen wäre, hätte ich mich niemals konzentrieren können, weil ich mir die ganze Zeit Sorgen gemacht hätte, wie es dir geht. Ich musste einfach hierher zurückkommen genauso wie du mich einfach hier brauchtst.“
 

Kurt Arme legten sich um Blaines Nacken und er versteckte sein Gesicht in seiner Halsbeuge. „Du bist die wunderbarste Peron überhaupt, Blaine... lass dir von niemandem etwas anderes sagen.“ Seine Stimme war gedämpft aber Blaine verstand jedes einzelne Wort.
 

„Kurt... als mein Vater etwas darüber gesagt hat, dass... du kaum ein Junge bist…“
 

„Das interessiert mich nicht.“, zuckte Kurt mit den Schultern und sah wieder auf. „Er ist nur irgendein Idiot.“
 

„Also mich interessiert es. Und es ist nicht einmal annähernd die Wahrheit. Du bist eine sehr starke Person, Kurt. Und du bist sehr wohl ein Mann… und ich weiß das am besten.“ Oh Gott hatte er das etwa laut gesagt?
 

Kurts Augenbrauen hoben sich und er sah errötend weg. „Ich weiß nicht, wie sehr ich ein Mann gewesen bin… Ich war mehr ein Baby.“
 

Das war nicht wahr. Er war so nervös gewesen wie jeder es wäre, der zum ersten Mal Sex haben würde. Blaine hatte selbst Angst gehabt. Sicher, er hatte zuvor Sex gehabt. Mit Leuten, die er nicht kannte oder die ihn nicht interessierten. Das war anders. Er verband sich mit Kurt auf einer ganz neuen Ebene und drückte seine Liebe auf eine ganz neue Art aus. Blaine hatte Angst gehabt. Was wenn er seinen Freund verletzen würde? Was wenn er sich bedrängt fühlen würde? Was wenn es ihm nicht gefiel? Intimität ängstigte Blaine genauso sehr wie Kurt. „Du warst kein Baby. Du warst nur nervös. Und ich auch.“
 

„Weißt du... das ist das erste Mal das wir überhaupt darüber reden. Wir hatten Sex in der Nacht bevor du nach Kentucky gefahren bist Ende September. Das nächste Mal, dass du mich gesehen hast...“ Er brach ab. Er musste es nicht sagen. Blaine wusste, dass er über den Krankenhausaufenthalt sprach. Alles hatte sich in dieser Nacht verändert und es schien schon so lange her zu ein. „Ich... wirklich ich...“ Der Jüngere seufzte, er sah hin und her gerissen aus. „Seit dieser Nacht versuche ich in Worte zu fassen wie es sich angefühlt hat ... mit dir zusammen zu sein, auf diese Art... aber keine Worte schienen gut genug. Also habe ich nichts gesagt. Es tut mir Leid.“
 

„Nein, ich weiß wie du dich fühlst.“ Blaine kuschelte sich immer noch an ihn, am Küchentisch mit Kurt auf seinem Schoß sitzend. „Es war... surreal. So mit dir verbunden zu sein.“
 

„Ich denke immerzu darüber nach.“ Kurt errötete wieder. „Nun, zumindest vor dem Krankenhaus. Und jetzt wo es mir besser geht, denke ich wieder darüber nach... sehr viel.“
 

„Ich auch.“ Blaine lächelte, glücklich Kurt in seinen Armen zu halten. Er war auch froh nicht der einzige zu ein, der (wahrscheinlich etwas zu viel) darüber nachdachte mit Kurt intim zu sein.
 

„Können wir das irgendwann noch mal machen?“ Kurts Wangen wurden noch röter.
 

„Ich hoffe es!“, lachte Blaine und küsste den jüngeren Jungen auf die Stirn. „Das ist nicht wirklich eine Einmal-und-nie-wieder Sache, Kurt.“
 

„Gut.“ Kurt lachte ebenfalls. Er sah erleichtert aber auch beschämt aus. „Das ist sehr… gut.“
 

„Okay, lass uns die Verbände tauschen und dann werden wir einen Film anschauen.“ Er stand auf, Kurt noch immer in seinen Armen.
 

Kurt schlang sein Arme wieder um Blaines Nacken und protestierte nicht, als er getragen wurde.
 

Blaine setze Kurt auf die Kante der Badewanne und wusch sorgfältig seine Hände. Kurt zog sein Oberteil aus und beobachtete Blaine, der einen Waschlappen mit Wasser und Seife befeuchtete und einen weiteren auf das Waschbecken legte. Er ging die drei Schritte auf Kurt zu. „Hältst du die für mich? Ich werde die Verbände abnehmen, okay?“
 

„Okay.“, nickte Kurt zusehend. Anstatt die Verbände von Kurts Haut wegzuziehen zog Blaine vorsichtig die Haut von dem Verband weg. Es tat weniger weh, als wenn sein Vater es machte und Kurt war dankbar dafür. Er schmiss die Verbände in den Müll und wusch wieder seine Hände. „Dad wäscht sich die Hände nicht so oft.“
 

„Ich möchte nicht, dass sich deine Wunde entzündet.“, wisperte Blaine und nahm seinem Freund den Waschlappen mit der Seife ab. Er tupfte sehr vorsichtig auf die Wunde und die darum liegende Haut. „Sie ist noch immer komplett geschlossen und sieht nicht entzündet oder so aus.“
 

„Gut.“ Kurt hielt einen Arm über den Kopf damit Blaine besser an seine Seite herankam. Er beobachtete Blaine weiter, wie er an seiner Wunde arbeitete und wimmerte leicht als Blaine die Salbe darauf tat. „Es brennt.“
 

„Entschuldige.“ Er sah seinen Freund um Verzeihung bittend an. „Ich weiß. Aber die Salbe wird dafür sorgen, dass sich nichts entzündet.“ Das war ein Grund, warum er versuchte Kurts Verbände so selten wie möglich zu wechseln. Er hasste es, Kurt auch nur die geringsten Schmerzen zuzufügen. Seiner Meinung nach hatte der Junge im letzen Monat genug Schmerzen für sein ganzes Leben gehabt. Er bedeckte die Wunde vorsichtig mit einem Verband und klebte ihn mit Fixierpflaster fest. „So fertig. Du kannst deinen Arm wieder runter nehmen.“
 

„Du solltest Arzt werden.“, sagte Kurt ganz in Gedanken als er aufstand.
 

„Das hat mich nie interessiert.“, gab Blaine zu, als er seine Hände ein letztes Mal wusch und trocknete. Er hatte darüber nachgedacht, als er fünfzehn war. Es gab allerdings einige Aspekte daran, die er nicht mochte. Erstens, sein Vater war Arzt. Zweitens, er müsste länger studieren als er wollte. Drittens, sein Vater war Arzt. Viertens, die Arbeitszeiten klangen schrecklich. Und letztens, sein Vater war Arzt. Nein. Eine medizinische Karriere strebte Blaine auch in Zukunft nicht an. Er wusste allerdings nicht, was genau er machen wollte. Er hatte so viele Möglichkeiten. Wie sollte er es überhaupt ohne das Geld seiner Eltern schaffen, weiter zu studieren? Er würde Kredite aufnehmen müssen, da er sich sicher nicht für finanzielle Unterstützung qualifizieren würde. Darüber würde er sich später Sorgen machen. Irgendwie würde das alles schon funktionieren.
 

„Ich werde Modedesigner.“ Kurt ging aus dem Badezimmer und in sein Schlafzimmer und schmiss sich auf das Bett.
 

Blaine wusste das natürlich. Was würde Kurt sonst machen? Musical oder Theater vielleicht. Das schien für Kurt allerdings eher Hobby als Beruf zu sein. Er legte sich ebenfalls zu Kurt auf das große Bett und legte seinen Kopf auf ein Kissen. Es war zehn. Er war erst seit einer Stunde wach, aber es fühlte sich sehr viel länger an.
 

„Ich weiß einfach nicht was ich machen will. Wegen dem College.“, fuhr Kurt fort. „Ich weiß, ich wollte nach New York oder Kalifornien… aber ich habe jetzt darüber nachgedacht und es… ich weiß nicht.“
 

Blaine rollte sich auf die Seite und sah den Jüngeren durchdringend an. „Es ist weit weg von zu Hause.“
 

„Und von dir.“ Kurt seufzte ein wenig. „Ich kann nicht ohne dich so weit weg ziehen, Blaine. Ich weiß nicht einmal wie ich damit umgehen werde, wenn ich komplett gesund bin und Dad dich im Gästezimmer schlafen lässt. Und das ist nur ein Raum weiter. Möchtest du zurück zur UK?“
 

„Ja.. ich glaube schon. Ich meine, ich könnte mich wahrscheinlich auch von etwas anderem überzeugen lassen. Ich möchte auch in deiner Nähe sein, Kurt…“
 

Die zwei saßen still da und sahen einander einfach an.
 

„Wir werden uns etwas einfallen lassen.“, wisperte der jüngere der Zwei näher rutschend. „Ich denke irgendwie über Columbus nach. Dort gibt es ein College mit einem Modedesign-Studiengang… und wenn du zur UK gehst, vielleicht… könnten wir zusammen ziehen. Irgendwo in der Mitte.“ Seine Augen, welche auf seine Hände gestarrt hatten, sahen zu seinem Partner auf. „Ich meine, wir beiden sind jeden Tag zwei Stunden hin und zurück gefahren, um einander zu sehen, als ich letzten Frühling zurück zur McKinley gewechselt bin… wenn wir in der Mitte zwischen Lexington und Columbus leben würden, wäre es ein anderthalbstündiger Weg für jeden von uns, um zum College zu kommen.“
 

„Ich mag die Idee wirklich.“ Blaine lächelte. „Ich mag die Idee wirklich. Wirklich sehr, Kurt.“
 

Kurt lächelte ihn bezaubernd an. „Ich auch. Wir müssen auf jeden Fall bald darüber nachdenken.“



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