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Kapitel 3.1

Zwei Tage später wachte Blaine in Kurts Schlafzimmer auf. Burt und Carole hatten ihn letzte Nacht gezwungen zu ihrem Haus zu kommen um richtig zu schlafen und Kurt, das süße Ding, das er ist, hatte zugestimmt und ihn mit Hundeaugen angesehen um ihn zum Gehen zu bewegen. Blaine mochte es überhaupt nicht Kurt zu verlassen, aber er musste an seiner Hausarbeit schreiben um sie an seinen Literaturprofessor zu schicken. Er musste außerdem kontrollieren, wann er Prüfungen hatte um festzustellen wann er allerspätestens zurück sein musste, auch wenn er sich sicher war, dass seine Noten gut genug wären, auch wenn er einige Tests verpassen würde. Außer man zählt Chemie, aber wer war darin überhaupt gut?
 

Blaine rieb seine Augen und schaute sich im Raum um. Er war noch nicht bereit seinen Kopf vom Kissen zu heben, weil es nach Kurt roch. Er berührte sanft die Laken sich erinnernd wie Kurt sie im Sommer ausgesucht hatte. Die Hudson-Hummels hatten ein neues Haus gekauft und Kurt konnte sein Zimmer neu dekorieren. Kurt war so aufgeregt gewesen und hatte Blaine zu vielen Einkaufszentren und Möbelhäusern geschleppt bis er das "perfekte" dies und das "perfekte" das gefunden hatte. Er konnte sich nicht beschweren, er liebte es Zeit mit Kurt zu verbringen.
 

Die Schlafzimmertür öffnete sich und Finn trat ein. "Wollte nur sehen ob du schon wach bist. Kurt wurde in einen anderen Raum verlegt und Mum wollte, dass ich dir die Zimmernummer gebe, bevor ich es vergesse, weil sie dort keinen Handyempfang haben. Es ist 251B."
 

"Ich bin wach." Blaine erhob sich und merkte sich die Nummer.
 

"Schöner Laptop.", sagte Finn als er Blaines Macbook Pro sah.
 

"Er ist okay." Blaine stand auf und streckte sich. "Ist er wach? Und okay? Finn, du riechst total nach Rauch."
 

"Verdammt. Ich habe gerade geduscht.", stöhnte er. "Mum hat gesagt, dass er 5 Minuten nachdem du gegangen bist eingeschlafen ist. Er war nur lange genug wach um den Raum zu wechseln. Sie sagte, du sollst alles erledigen, was du musst und wir fahren wenn du fertig bist:"
 

Richtig. Sein Auto war beim Krankenhaus. Immer noch geparkt in derselben Lücke wie vor fünf Tagen. Oder waren es vier? Blaine war sich nicht sicher. "Gib mir zehn Minuten zum Duschen und fünf um etwas zu checken."
 

"Kumpel, es ist neun Uhr morgens. Er schläft. Und er wird wahrscheinlich nicht vor drei Uhr aufwachen. Aber wenn du wirklich in fünfzehn Minuten fertig bist, fahren wir." Finn ging kopfschüttelnd und "Ich weiß eh nicht warum er ihn anstarren möchte während er schläft." Murmelnd.
 

Finn verstand es nicht wirklich. Klar hatte er Kurt besucht. Und er fühlte sich schlecht für den Jungen. Aber er verstand nicht, dass Kurt emotional instabil war. Er wurde von drei erwachsenen Männern angegriffen, weil er schwul war. Er wusste auch, dass Kurt verletzt war, aber da er nicht viel Zeit bei im verbrachte, wusste er nicht wie schlimm es war. Er hatte seine Lunge punktiert und wurde operiert. Die Flüssigkeit in der Lunge floss nicht so ab, wie sie es sich erhofft hatten und Kurt hatte in den letzten achtzehn Stunden immer wieder Fieberanfälle bekommen. Kurt brauchte jemanden bei ihm, auch wenn er nicht wach war. Er brauchte jemanden, der einfach neben ihm saß und seine Hand hielt, damit er, wenn er aufwachte und Hilfe brauchte bloß hochsehen müsste und jemand dort wäre.
 

Nach der schnellsten Dusche seines Lebens setzte Blaine sich an Kurts Schreibtisch mit seinem Laptop. Es war Dienstag. Er war Freitagmorgen gekommen. Er hatte montags keine Kurse, also hatte er nur Freitag und Dienstag verpasst. Die Literaturarbeiten wurden immer an den Professor gemailt, also musste er nur Zeit finden sie zu schreiben. Nächsten Dienstag um 8 Uhr abends hatte er einen Chemietest und am nächsten Morgen hatte er die Einführungsprüfung für Psychologie. Der Psychologietest würde einfach werden, aber Chemie... Naja, er würde eh durchfallen. Das würde ihm weitere neun oder zehn Tage geben um in Lima zu bleiben. Er würde für die zwei Tests zurückfahren und am nächsten Tag wieder zurück. Er schloss seinen Laptop und packte ihn in den Rucksack, während er sich im Zimmer umsah. Gab es irgendetwas das Kurt haben wollen würde? Er hatte nichts erwähnt, aber er würde sich sicher schnell langweilen wenn er mit seinem Vater die den Wiederholungen von Die Zauberer vom Waverly Place sah. Blaine konnte sie schon nicht mehr sehen, wenn er so darüber nachdachte.
 

Er setzte sich, ging die Filmsammlung von Kurt durch und überlegte welche er mitnehmen sollte. The Sound of Music musste natürlich mit und wenn Blaine mit Filmen auftauchen würde und diesen nicht mitgebracht hätte, würde Kurt wahrscheinlich wegen purer Dummheit mit ihm Schluss machen. Er würde zumindest einen schnippischen Witz darüber machen und seine blauen Augen würden leuchten wenn er lachte.
 

Nein. Kurt konnte nicht lachen, wegen seiner Lunge. Und er wäre zu müde und schwach um schnippisch zu sein und würde wahrscheinlich einfach Danke sagen und ansehen, was immer Blaine ihm mitgebracht hätte ohne sich zu beschweren. Blaine holte tief Luft – Kurt konnte das gerade auch nicht tun – ging durch die DVDs ohne sie wirklich zu sehen. Bilder von Kurt wie er gegen Pfähle gestoßen wurde und geschlagen wurde blitzten immer wieder auf. Er war nur froh über die College-Anfängerin, die die Allee hinuntergelaufen war, ihrem Freund zugerufen hatte, er solle 911 anrufen und sich dann neben Kurt gekniet hatte. Kurt war wohl einige Sekunden zu Bewusstsein gekommen, lange genug um ihr Burts Telefonnummer zu geben. Würde das Mädchen Kurt besuchen kommen? Sie war sehr bestürzt gewesen, hatte die Polizei Burt erzählt. Blaine wollte ihr danken. Die meisten Leute wären einfach weitergegangen um nicht involviert zu werden. Wenn sie sich nicht um Kurt gekümmert hätte, könnte er jetzt tot sein. Tot.
 

Was wäre wenn Blaine hier auf Kurts Beerdigung warten würde?
 

Hör auf damit! Kurt wird wieder gesund!
 

Nein, nicht wirklich. Sobald Kurt von den starken Schmerzmitteln runter wäre, würde er sich wahrscheinlich anders verhalten. Die Dinge würden für ihn real werden. Erst recht wenn er das Krankenhaus verlassen würde. Er würde ängstlich werden, sehr ängstlich. Blaine wollte nicht darüber nachdenken, wie Kurt damit umgehen würde, wenn Blaine zurück nach Kentucky müsste. Er und Burt hatten schon eine Diskussion darüber geführt. Es waren noch vier ein halb Wochen bis zu den Thanksgiving Ferien, welche er mit Kurts Familie verbringen würde (nicht, dass er sie mit seiner Familie verbringen wollte) und dann noch mal 4 Wochen bis zu den Winterferien. Blaine wusste noch nicht wo er diese verbringen würde. Wie würde Kurt damit umgehen in den Wochen ohne ihn? Wenn er ehrlich war, hätte Blaine wohl etwas weniger Zeit mit Kurt verbringen sollen, damit er sich daran gewöhnen könnte. Aber das würde nicht passieren. Blaine hatte nicht eine Nacht ohne seinen Freund verbringen wollen. Und um ehrlich zu sein, war Kurt besser damit klargekommen als er. Blaine hatte die ersten vier Stunden wach gelegen und konnte es sich nicht bequem machen, während er versuchte die Bilder von dem Angriff auf Kurt aus dem Kopf verbannen.
 

Stopp. Fang nicht schon wieder an daran zu denken. Nimm bloß ein paar Filme und geh Kurt besuchen.
 

Er seufzte, kehrte zur DVD-Sammlung zurück und versuchte sich für ein paar zu entscheiden, die sein fester Freund am meisten genießen würde.
 


 

"Hi, du."
 

Kurt war wirklich verwöhnt davon, Blaine jedes Mal zu sehen, wenn er aufwachte, aber das stoppte nicht das Lächeln, das sich langsam auf seinem verschlafenen und mit blauen Flecken übersäten Gesicht ausbreitete. "Hi."
 

Blaine lehnte sich hinüber, küsste ihn auf die Lippen, ganz sanft um ihn nicht zu verletzen. Seine Lippe war noch immer aufgeplatzt und sah sehr schmerzhaft aus. "Ich habe eine Überraschung für dich." Sagte er fröhlich als er sich aufrichtete.
 

"Hat es etwas damit zu tun, dass ich in einen Raum mit besserem Farbmuster verlegt werde?", fragte er stirnrunzelnd als er den rot-braunen Raum betrachtete. Das Lima Memorial müsste wirklich mal renovieren.
 

Sein Freund lachte und dieses Mal klang es nicht gekünstelt. Das war gut. Kurt musste besser aussehen als vorher. "Der Raum ist nicht allzu schlecht. Schau mich nicht so an, nur weil ich nicht so wählerisch bin wie du."
 

"Ich bin nicht wählerisch. Du hast bloß keinen guten Geschmack. Braun und rot? Was hat sie dazu gebracht? Und diese grünen Stühle sind schreckli-" Kurt brach ab als sich die Tür öffnete. So wenig er den Raum auch mochte, wollte er nicht vor den Ärzten oder Krankenschwestern meckern, die in sein Essen spucken könnten oder im "aus Versehen" die falschen Medikamente geben könnten.
 

"Hi Kurt. Wie fühlst du dich?" der Mann mit roten Haaren war dick, aber sah freundlich aus. Zu freundlich für jemanden der jeden Tag kranke Leute sah. Er ließ ihn sich unbehaglich fühlen. "Hast du Schmerzen?"
 

"Ja", sagte Kurt. Seine Stimme war sehr viel leiser als Momente zuvor. Blaine nahm seine Hand und spürte die Spannung.
 

"Gut. Nun möchte ich, dass du dich auf die Seite rollst damit ich dich abhören kann. Dein Bruder kann dir helfen."
 

Dieser Mann ist wirklich ein Idiot oder? dachte Kurt, aber nickte.
 

Blaine bewegte sich sehr unschlüssig nach vorne. War es wirklich sinnvoll ihn nach einer OP auf die Seite zu legen? Würde ihm das nicht wehtun? Er platzierte eine Hand auf Kurts Schulter und der Arzt legte seine auf die Hüfte. Kurt versteifte sich sichtbar, aber seine Augen begegneten denen von Blaine und dieser lächelte ihm zu.
 

„Wir werden sehr langsam vorgehen. Alles klar? Wenn es zu sehr wehtut, musst du es mir sagen.“, sagte der Arzt als sie ihn drehten – der Arzt führte ihn mehr als Blaine.
 

„Was ist zu viel?“, fragte Kurt zähneknirschend. Es tat auf jeden Fall deutlich mehr weh, als vor zwei Minuten. Er wollte wieder unter der Decke liegen, denn das war definitiv besser, als das was er jetzt fühlte. Und er wollte wirklich wissen, welche Überraschung Blaine für ihn hatte.
 

„Oh, du wirst es wissen… Da, halte die Schulter einfach genau so. Gut gemacht, Kurt.“ Es gab raschelnde Geräusche als der Mann sein Stethoskop anschaltete. „O.k., wir starten mit kurzen Atemzügen und dann werden wir versuchen uns vor zu arbeiten.“
 

Kurt machte kurze Atemzüge und sah wieder Punkte vor seinen Augen tanzen. Er wimmerte als er fühlte wie seine Lunge sich ausdehnte. Er nahm tiefere Atemzüge wann immer der Mann es verlangte, jeder tat mehr weh als der Vorhergegangene. Blaine hielt während der gesamten Zeit Augenkontakt mit ihm und jedes Mal wenn Kurts Aufmerksamkeit wo anders hingehen würde, würde Blaine ihm Dinge zuflüstern bis Kurt wieder zu ihm zurück sah. Am Ende legte Blaine ihn wieder zurück und flüsterte ihm zu, dass er es sehr gut gemacht hatte.
 

Er entspannte sich gegen sein Kissen und schloss seine Augen. Seine Brust fühlte sich an, als ob jemand darauf stehen würde und auf und abhüpfte, aber der Schmerz wurde langsam mit jedem Atemzug, den er nahm, weniger. Er ging allerdings sicher, nur sehr kleine zu nehmen, um sein Glück nicht herauszufordern.
 

Blaine strich einige seiner Haare zurück und fragte während er in seine Augen sah: „Bist du okay?“
 

Kurt öffnete den Mund um „Ja“ zu sagen, doch er konnte das Wort nicht heraus bringen. Er fühlte sich nicht gut um ehrlich zu sein. Gestern hatte er sich besser gefühlt. Er war froh, dass er Blaine nach Hause geschickt hatte um zu schlafen, denn sein Freund sah sehr viel besser aus als gestern. Aber Kurt hatte nicht die gesamte Zeit geschlafen wie Carole es Finn erzählt hatte. Er hatte vorgegeben zu schlafen und Carole und Burt zugehört, die darüber gesprochen hatten, dass Blaine bald zurück zur University of Kentucky musste auch wenn sie ihn dazu zwingen müssten. Dass er nicht das College wegwerfen könnte nur um bei Kurt zu sein, da Kurt „ihn nicht wirklich bräuchte“. Aber Kurt brauchte Blaine hier, wie egoistisch es auch klang. Er wusste Blaine musste bald zurück. Er wollte nicht, dass Blaine das College für ihn wegwarf. Kurt hatte sich nie einsamer gefühlt, als zu dem Zeitpunkt als er seine Eltern darüber diskutieren hörte, dass Blaine bald zurück musste. Es war als ob sein Herz in kleine Teile zerbarst, als ob er nicht atmen könnte.
 

„Kurt, rede mit mir!“ Blaine war sehr nah. Er küsste Kurt auf die Wange. „Was ist los?“
 

Kurt zuckte mit den Schultern und wimmerte dann. Er konnte nicht einmal schulterzucken. Er konnte nicht einmal etwas so einfaches wie schulterzucken. Es war einfach nicht fair. Er hatte nichts getan. Niemandem. Er war nur gelaufen. Nur zu seinem Auto gelaufen und das hier war passiert.
 

„Kurt, Kurt, Nein. Nicht weinen, Sweetheart. Nein. Shh. Du weißt, dass die Ärzte gesagt haben, das ist schlecht für deine Lunge.“
 

„Das interessiert mich nicht.“, keuchte Kurt zwischen Schluchzern.
 

„Bitte tu das nicht, wenn ich dich nicht in den Arm nehmen kann.“, bettelte Blaine sichtbar aufgebracht. „Du weißt nicht, was das meinem Herz antut.“
 

Das brachte ihn nur noch mehr zum weinen, weil er niemanden so tollen wie Blaine verdiente. Blaine sollte mit jemand besserem zusammen sein. Mit jemandem, der nicht so extravagant war, dass er zusammengeschlagen wurde, nur weil er zu seinem Auto lief. Mit Jemandem der attraktiver war, der ein schöneres Lächeln hatte. Das einzige was Kurt hatte, war sein Haar. Und selbst das sah gerade wahrscheinlich schrecklich aus.
 

„Kurt, Nein. Nicht. Beruhige dich. Beruhige dich.“ Blaines Hand fuhr an seinem Arm rauf und runter. „Shh, shh. Es ist in Ordnung. Es ist okay.“
 

„Nicht okay.“, schluchzte Kurt. „Es wird niemals in Ordnung sein. Niemals.“
 

„Oh, Kurt.“ Blaine saß auf der Kante des Bettes und legte seinen Arm um ihn, das war alles was er tun konnte ohne ihm weh zu tun. „Sieh mich an, bitte.“
 

Kurt sah in eine andere Richtung, er wusste, dass er kindisch war. Sein Geist sagte ihm er solle sich beruhigen. Dass er unvernünftig war und dass Blaine zu beunruhigen ihm nichts bringen würde, außer dass er sich später schuldig fühlen würde. Ein Teil von ihm mochte die Aufmerksamkeit, die er bekam, aber der größere Teil brauchte es einfach gehalten und getröstet zu werden. Was wenn Blaine nicht zurückkäme? Was wenn er entschied Kurt war zu sehr ein Baby?
 

Die Schluchzer wurden nur noch stärker. Er fühlte sich als ob alles für ihn zu Ende wäre.
 

„Kurt, du muss aufhören! Du wirst dich selber verletzen!“ Verzweiflung war in Blaines Stimme zu hören und das lies Kurts Schluchzer aufhören. Die Tränen liefen noch immer über sein blasses Gesicht und man hörte vereinzeltes schluchzen, aber ansonsten wurde es ruhig in dem Raum. Blaine seufzte erleichtert und strich durch Kurts Haar. Blaine war nervös, sehr sogar. Kurt nahm sehr kurze Atemzüge und jeder schien mehr zu schmerzen als er sollte. Er konnte Blaines Augen auf ihm fühlen und die Schuld fand sich ein, und mit ihr neue Tränen. „Kurt, wenn du darüber redest wird es dir besser gehen.“ Kurt schüttelte den Kopf. „Bitte?“ Noch ein Kopfschütteln. „Gut, du kleiner Idiot.“ Blaines Kopf war gegen Kurts gelehnt und er wusste, dass er es nicht ernst meinte.
 

Die Spannung im Raum verschwand langsam und mündete in einen fast schönen Moment mit beiden Jungs nahe beieinander sitzend in einer angenehmen Stille. Da war ein gelegentliches schniefen von Kurt, die von Blaine mit einem Kuss auf die Stirn oder die Haarlinie beendet wurden. Blaines Finger strichen an Kurts Arm hinauf und hinunter und beruhigten ihn dabei sosehr, dass er fast einschlief.
 

„Was war die Überraschung?“, fragte Kurt zirka zehn Minuten später, hauptsächlich um sich selbst vom eindösen abzuhalten. Er konnte sich bloß vorstellen wie schlimm es für Blaine sein musste mit jemanden in Lima festzustecken, der den ganzen Tag nur schlief.
 

Blaine, der begonnen hatte in Kurts Ohr zu summen, saß sofort gerade. Er war in eine komische halb liegende Position gerutscht mit einem Bein auf dem Bett und einem auf dem Boden abgestützt. „Ich habe gedacht, dass du dich wahrscheinlich langweilst und habe dir deswegen die hier mitgebracht.“ Kurt sah ihm hinterher wie er zu seinem Rucksack ging und seinen Laptop herausnahm. Dann nahm Blaine einige DVDs heraus und legte sie auf das Bett neben seinem Laptop. „Ich war mir nicht sicher, was du willst. Ich habe Sound of Music, Rent, etwas was ich noch nie zuvor gehört habe, Gypsy. oh und natürlich Der Zauberer von Oz.“
 

Kurt streckte schnell seine Hand aus ohne überhaupt darüber nachzudenken und war überrascht als es nicht so sehr wehtat, wie er vermutet hätte. Blaine gab sie ihm und setzte sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett. Er suchte noch immer in seinem Rucksack und legte verschiedene DVDs auf das Kissen. Kurt sah ihn an und fühlte, dass er selbst ein bisschen lächelte.
 

„Ich denke wir sehen Zauberer von Oz als erstes, aber ich würde wirklich gerne Maurice sehen. Ich habe es noch nicht gesehen.“
 

Kurt keuchte. „Du hast „My Own Private Idaho“ mitgebracht. Ich habe total vergessen, dass ich das überhaupt habe! River Phoenix ist super.“ Seine Laune wechselte sehr schnell und er wusste dass seine Medizin wahrscheinlich viel dazu beitrug. Er fühlte sich immer noch traurig – tief drinnen – aber er schob es beiseite. Er wollte ein wenig der wertvollen Zeit mit Blaine nützen, jetzt wo er sich gut genug fühlte um zu sitzen. Er konnte sich später darüber Sorgen machen wie aufgewühlt er war. Zumindest würde er es probieren.
 

„Machst du Witze, Kurt? Keanu Reeves ist zehnmal süßer als River Phoenix in dem Film. Und er hat einen Akzent.“
 

„Was hast du sonst noch hier drin“ Kurt setzte sich langsam auf um mehr zu sehen. „Wie viele Filme hast du mitgebracht, Blaine? Da sind immer noch mehr als zehn drin!“
 

Blaine winkte ab und nahm die restlichen Filme heraus. „Du weißt wie unentschlossen ich sein kann, wenn es um Entertainment geht. Ich wollte auch noch deine ganzen Staffeln von Friends mitbringen, aber ich wollte keinen von denen opfern.“ Kurt legte seinen Kopf auf Blaines Schulter und schniefte. Seit dem er sich aufgesetzt hatte, hatte Blaine sanft seinen Rücken gestreichelt. „Tut es weh?“
 

„Fühlt sich gut an.“, murmelte Kurt, seine Augen schließend als er die Finger an seiner nackten Haut fühlte. Seine Lippen öffneten sich leicht, was Blaine dazu veranlasste ihn zu küssen. Kurt küsste sanft zurück, während seine Hand sich langsam hob um Blaines Gesicht zu berühren.
 

„Gut.“, murmelte Blaine gegen seine Lippen und streichelte weiter den Rücken seines Freundes. Schließlich wich er zurück von dem Kuss, aber bewegte seine Hand nicht weg. „Wir können es gleich sehen.“
 

Kurt nickte gegen seine Schulter und schniefte noch einmal. „Blaine?“ Seine Stimme kam als Flüstern heraus und er fühlte sich kindisch. Er wollte den Moment nicht ruinieren. Es wurde zu einem so schönen Moment. Aber er konnte sich nicht helfen. Er wusste es war falsch Blaine dazu zu bringen, sich schuldig zu fühlen. Blaine hatte diese Woche soviel für ihn getan und ihn das zu fragen war grauenhaft. Aber er konnte nicht anders.
 

„Ja?“ Blaine sah auf Kurt herunter so gut es ging ohne ihn zu bewegen.
 

„Verlass mich nicht.“; wisperte Kurt. „Geh nicht zurück nach Kentucky.“
 


 

Kapitel 3.2
 

„Verlass mich nicht. Geh nicht zurück nach Kentucky.“, schniefte Kurt und sah Blaine mit großen, blauen Augen an. Er lehnte seine Stirn gegen Blaines. „Bitte.“
 

Blaine war still. Sein Atem war in der Kehle gefangen, sein Herz im Magen. Sein Mund öffnete sich einige Male, aber kein Wort kam heraus. Er war schockiert. Das war das Letzte, was er aus Kurts Mund erwartet hatte. Und da er zumindest für die nächsten neun Tage nicht zurück musste, hatte er sich darüber gar keine Gedanken gemacht. Nichts war weiter weg in seinen Gedanken als Kentucky.
 

„Bitte.“ Kurt kam näher. „Bitte, ich brauche dich hier und ich habe dich nie um etwas gebeten und ich weiß es is-ist kindisch, aber ich w-w-will dich wirklich bei mir haben, Blaine.“
 

„K-Kurt… Ich habe zwei Examen Ende der Woche. U-Und Abschlussprüfungen im Dezember.“ Das war nicht, was er hatte sagen wollen, aber Blaines Gehirn funktionierte gerade nicht richtig. Er wäre nicht überrascht gewesen, wenn er etwas über fliegende Elefanten erzählt hätte, um ehrlich zu sein.
 

Kurt begann zu weinen, sein Gesicht verzog sich. „Ich will hier nicht ganz alleine sein. Ich m-m-möchte dich hier haben bei m-mir. Du wirst dich um mich k-k-kümmern.“
 

„Ganz alleine? D-dein Vater und Carole sind hier. Sie können sich um dich kümmern.“ Nein! Das war auch nicht was er hatte sagen wollen. Warum redete sein Mund einfach so etwas? Blaine war nicht gut, wenn er so in den Mittelpunkt gestellt wurde.
 

„Ich brauche dich hier. Ich we-werde alles tun, Blaine.“ Tränen liefen über Blaines Gesicht. „Bitte.“
 

Blaine legte seine Arme um Kurt, die erste Umarmung, die sie hatten, seit er nach Kentucky gegangen war. Er war sehr, sehr vorsichtig um nicht in die Nähe der Bandagen zu kommen und berührte ihn kaum, aber er legte seine Arme um Kurt und küsste ihn auf die Stirn. Bevor er wusste was er sagen sollte, verließen die Worte seinen Mund. „Ich gehe nirgendwo hin, Kurt. Ich werde nicht zurückgehen.“
 

Kurts Hand klammerte sich in sein Shirt, seine verletzten Fingerkuppen ließen ihn erschaudern. Kurt schluchzte einmal in Blaines Brust. Und dann noch einmal. Und dann drei weitere Male.
 

„Shh, Ich gehe nicht. Ich gehe nicht, Honey. Es wird alles gut.“ Blaine konnte den wütenden Anruf von seiner Mutter schon hören, seinen Vater im Hintergrund fluchen, dass er ihn nie zu dieser „schwulen Schule“ hätte senden sollen. Er konnte sich die Scham seiner Großmutter vorstellen, wenn sie in ein Geschäft ginge oder ein Büro und gefragt würde, wie es Blaine an der UK gefällt und sie antwortete „Oh, er ist abgegangen.“ Es spielte keine Rolle. Zumindest nicht jetzt.
 

Er wusste er hätte Kompromisse mit Kurt schließen sollen. Er hätte versprechen sollen nur für die Prüfungen zu fahren. Aber College… es interessierte ihn nicht, was Leute sagen würden. In seinen Kursen konnte man nicht zu Hause bleiben, nur zu Prüfungen erscheinen und trotzdem gute Noten schreiben. Er hätte ihm sagen müssen „Es tut mir Leid, Kurt. Meine Eltern haben dafür bezahlt. Ich muss gehen.“ Aber was hatten seine Eltern je für ihn getan? Sein Vater hatte sein halbes Leben damit verbracht zu versuchen ihn hetero zu machen – mit ihm Autos aufzumotzen, ihn fünf Sommer in Folge zu religiösen Camps zu schicken um ihn „zu heilen“. Fünf! Seine Mutter war nicht besser, weil sie seinen Vater einfach alles tun ließ. Der einzige Grund, warum sie ihn nach Dalton geschickt hatten, und da war er sich sicher, war der, dass „sein Zustand“ nicht dem Bürgermeister-Wahlkampf seiner Großmutter schaden sollte.
 

Kurt schluchzte noch immer gegen seine Brust, umklammerte sein Shirt so fest, dass die Schrammen auf seiner Hand wieder zu bluten begonnen hatten. „Danke, Danke.“ Er weinte immer mehr. „Vielen Dank, Blaine. Danke.“
 

„Nein, dank mir nicht.“, wisperte Blaine, sein Magen war verknotet. „Beruhig dich und leg dich hin.“
 

Das machte Kurt nicht. Er kam noch näher, winselte ein wenig und dann versuchte er, Blaine mit sich hinunter zu ziehen. Seine Arme um Blaines Nacken gelegt und alles woran Blaine denken konnte, war dass Kurt sich wehtun würde, aber er konnte sich nicht dazu bringen, sich aus seinem Griff zu befreien. „Danke, Blaine.“ Kurt weinte immer noch, aber er wisperte in Blaines Ohr anstatt gegen seine Brust zu schluchzen. Blaine konnte die Tränen auf Kurts nassen Wangen spüren.
 

Die Tür öffnete sich und beide Jungs sahen auf. Burt stand in der Tür. Er sah sehr unbehaglich und verwirrt aus. Er bewegte wortlos seinen Mund und Kurt vergrub sein Gesicht an Blaines Nacken und begann wieder zu weinen.
 

„Was ist hier los? Ist etwas passiert?“ Burt fand seine Sprache wieder und sprach mit rauer Stimme: „Kurt, was ist los?“
 

Kurt schüttelte seinen Kopf und zog Blaine noch näher. Blaine war in einem unangenehmen Winkel verdreht, sein Rücken und Nacken schmerzten. Aber er konnte sich dennoch kein Herz fassen um sich zu bewegen, vor allen Dingen da er seinem Freund schon lange nicht mehr so nah hatte sein können.
 

„Shh, shh.“, wisperte Blaine, seine Augen trafen die von Burt. Burt formte ‚Was? aber Blaine konnte nicht antworten, weil er zu beschäftigt war, beruhigend auf Kurt einzureden und er wusste auch nicht, was er hätte sagen sollen. Die Dinge liefen nicht wie geplant. Trotz des gestrigen Gespräches zwischen ihm und Burt in welchem Burt Blaine gesagt hatte, er bräuchte eine dicke Haut und dürfe nicht schwach werden wenn Kurt wütend werden würde, weil er zurück zum College musste.
 

Nein, das Gespräch gestern war komplett sinnlos gewesen, weil Blaine zu Kurt einfach nicht „Nein“ sagen konnte. Es war eine sehr lange Diskussion gewesen in welcher Burt ihm erzählt hatte, dass Kurt, nach seinem zehnten Geburtstag, drei ganze Wochen nicht mit ihm gesprochen hatte, weil er keinen roten Samtkuchen mit Rosen darauf gekauft hatte, weil er „zu mädchenhaft“ war. Und als das städtische Theater Sound of Music aufführte und Kurt nicht mit seiner Tante hingehen durfte, weil Burts Mutter mitgekommen wäre und Burt sie nicht sehen wollte. Dieses Mal hatte Kurt so lange geschwiegen bis Burt ihm ein neues Outfit versprochen hatte und ihn in die Mitternachtsvorstellung zur Premiere von Rent gehen ließ. Sein Sohn war elf oder zwölf gewesen zu dem Zeitpunkt, aber er hatte lieber das Musical ertragen als auch nur einen weiteren Tag der Stille zu Hause. Kurt wusste genau wie er Leute dazu bekam, zu tun was er wollte.
 

Es dauerte eine Ewigkeit bis Kurt müde wurde und in Blaines Armen einschlief. Blaine legte ihn vorsichtig auf seine Kissen, dankbar für die Möglichkeit gerade zu sitzen. Anstatt Burt anzusehen, strich er Kurts Decke glatt und begann die DVDs in alphabetischer Reihenfolge zu ordnen. Er war eingeschüchtert von dem Vater seines Freundes und er wünschte sich kindischer Weise, dass dieser einfach verschwand. Alleine die Vorstellung, dass Burt ihn mit irgendetwas konfrontieren würde, jagte ihm eine Heidenangst ein, um ehrlich zu sein.
 

„Ich möchte wissen, was los ist.“, sagte Burt schließlich. „Also warum hörst du nicht auf diese Filme zu sortieren und sprichst mit mir!“
 

Blaine nickte und stand vom Bett auf um sich in einen Stuhl zu setzten. Das würde nicht gut gehen. Er wollte nicht, dass Burt wütend auf ihn war und vor allen Dingen wollte er nicht, dass Burt wütend auf Kurt wurde. Er musste aufhören sich wie ein Kind zu benehmen und sich abzuwenden. Er holte tief Luft und sagte: „Kurt… er hat mich gebeten in Ohio zu bleiben.“
 

„Und was hast du ihm gesagt?“, fragte Burt langsam.
 

Blaine setzte sich gerader hin und stellte Augenkontakt mit dem Mann her. „Ich habe gesagt, ich würde bleiben.“
 

Es war schwer Burts Gesicht zu lesen. Für eine Sekunde sah es aus als ob er erleichtert wäre, dann wütend, dann vielleicht glücklich und dann wieder wütend?

Der Mann seufzte: „Warum solltest du das tun, Blaine? Du musst das College fertig machen.“
 

„Ihr werdet jemanden brauchen, der sich um Kurt kümmert wenn er aus dem Krankenhaus raus ist.“, sagte Blaine schnell. Er war unglaublich nervös und überrascht, dass seine Worte zusammenhängend heraus kamen. „Du hast die Werkstatt und Carole ihre Arbeit. Finn hat sein erstes Semester an der OU.“
 

„Und du bist im ersten Semester an der UK“, unterbrach Burt ihn. „Das College ist kein Teilzeitjob, den du einfach wegwerfen kannst.“
 

Blaine hob seine Hände wie zur Verteidigung. „Erstens werfe ich nichts weg. Ich kann immer noch nächstes Schuljahr zurückgehen. Zweitens, wer, denkst du, wird sich um ihn kümmern, wenn du und Carole arbeiten seid? Theoretisch könnte Finn zu Hause wohnen und nach ihm sehen, wenn du arbeiten bist, aber – und es tut mir Leid das zu sagen – ich denke nicht, dass er damit umgehen könnte. Ich musste ihm letzte Nacht zeigen, wie man eine Mikrowelle benutzt. Drittens, werde ich Kurt in diesem Zustand nicht alleine lassen. Er braucht jemanden, der für ihn da ist.“
 

„Dafür hat er seine Familie.“
 

„Ja gut, er ist meine Familie.“ Die Worte waren draußen bevor er sie zurück nehmen konnte. Er hatte nicht gewusst, dass sie kamen und selbst seine eigenen Augen weiteten sich.
 

Burt hustete ein bisschen, sah zu Kurt und seufzte dann: „Wir werden einen Kompromiss finden. Du gehst zurück für deine Examen und bleibst bei uns während der Winterferien.“
 

„Welchen Teil von: er braucht jemanden, der sich um ihn kümmert; hast du nicht verstanden?“ Das lief nicht gerade gut. Blaine war frustriert mit dem Vater seines Freundes und er sagte Dinge, die er unter normalen Umständen nie sagen würde. „Er wird hier heraus kommen in vielleicht weniger als einer Woche und du kannst mir nicht erzählen, du bist darauf vorbereitet einfach aufzuhören in der Werkstatt zu arbeiten um dich die ganze Zeit um ihn zu kümmern. Carole arbeitet Vollzeit als Empfangsdame. Keiner von euch kann seinen Job auf Eis legen. Ich kann nächstes Jahr zurück zum College gehen. Das ist keine große Sache.“
 

Burt rieb seine Schläfen und sah Kurt an. „Es ist eine große Sache, Kind. Das College ist wichtig. Wie willst du ohne es jemals in der Lage sein dich zu versorgen?“
 

„Ich werde einen Nachtjob annehmen. Und ich werde ein Appartement in der Nähe finden. Ich habe ein bisschen Geld gespart bis ich einen Job finde. Ich kann mit den Bewerbungen sofort anfangen. Online.“ Blaine sprach noch immer sehr schnell. Er zeigte auf seinen Laptop auf dem Nachttisch. Umso mehr er darüber sprach umso sicherer wurde er, dass er das Richtige tat.
 

„Hör sofort auf.“ Dieses Mal nahm Burt seine Hände hoch. Er seufzte einige Male. „Es war nicht richtig von Kurt dich das zu fragen.“ Blaine wollte seinen Mund öffnen, aber Burt schnitt ihm das Wort ab. „Lass mich ausreden, Kind. Es war nicht richtig. Ich denke auf jeden Fall du solltest nicht einfach das College abbrechen, da es wichtig und teuer ist… Wenn Kurt so etwas tun würde, würde ich wütend werden.“ Super, spiel die Elternkarte aus. Blaine schluckte ein wenig. „Verstehst du welche Botschaft du rüberbringst, indem du das College aufgibst um dich um Kurt zu kümmern?“
 

„Ich nehme mir eine Atempause.“, korrigierte Blaine, irgendwie nervös. „Ich möchte nichts rüberbringen. Ich möchte einfach für ihn da sein.“
 

„Du bist noch nicht einmal neunzehn, Kind. Das ist nicht deine Verantwortung. Es ist Caroles und mein Job sich um ihn zu kümmern. Dein Job ist es, das College zu beenden und irgendetwas zu werden. Genauso wie das Kurts Job sein wird.“
 

„Ich bin kein Kind! Sir – “, begann Blaine, aber er wurde mitten im Satz unterbrochen.
 

„Ich möchte, dass du nächstes Semester Kurse am Gemeinde College nimmst. Nimm sie online oder was auch immer, aber nimm sie. Du nimmst die Kurse und du kriegen kannst… du kannst bei uns wohnen. Du brauchst dir keine Sorgen um Geld oder einen Job zu machen.“
 

Blaine hörte dem Mann sehr genau zu und hielt die gesamte Zeit Augenkontakt um zu zeigen, dass er es ernst nahm.
 

„Was du hier tust ist… es ist ernst. Ernst wie ein Herzinfarkt und ich weiß wie das ist. Du gehst eine Verpflichtung gegenüber Kurt ein, du gibst alles auf um bei ihm zu sein… das bedeutet etwas, verstehst du das? Das ist eine sehr erwachsene Entscheidung. Eine bei der du dir sicher sein musst, dazu bereit zu sein. Du kannst nichts Halbherziges mit meinem Sohn machen. Verstehst du? Wenn du für ihn die Schule verlassen willst um dich um ihn zu kümmern, musst du bei ihm bleiben. Für eine sehr, sehr lange Zeit. Große Entscheidungen wie diese können nicht leichtfertig getroffen werden, denn Kurt hat ein großes Herz. Und große Herzen wie dieses sind schwer zu heilen, wenn sie gebrochen werden. Begreifst du was ich sage?“
 

Blaine war sehr angespannt, er fühlte sich als ob jede seiner Bewegungen beobachtet wurde. Er klammerte sich an sein Knie, als er nickte. Kurts Blick machte ihn unglaublich nervös. „Sir… Ich liebe Kurt. Wenn ich nicht denken würde, wir hätten eine Chance für immer zusammen zu bleiben, würde ich das alles nicht machen. Er ist alles woran ich in Kentucky denken kann. Warum denken Sie fahre ich jedes Wochenende, an dem ich ihn sehen kann, vier Stunden nur um ihn ein paar Stunden zu sehen? Ich tue es, weil ich mit ihm zusammen sein will. Ich habe nicht die Absicht… etwas Halbherziges zu tun. Ich möchte nächsten Herbst zum College zurückgehen. U-und ja, ich werde Kurse am Gemeindecollege nehmen. Ich möchte einen Job finden und … ich möchte ihn eines Tages versorgen können.“
 

Burt nickte, einen blanken Gesichtszug zeigend.
 

„Ich möchte für ihn da sein. Ich kann immer noch zum College zurückgehen, Sir. Genau jetzt braucht er mich.“
 

„Gut.“ Burt ging zu ihm. „Ich werde heute Nacht mit Carole reden und sehen wie sie darüber denkt.“ Er streckte seine Hand aus und klopfte Blaine auf die Schulter und dann sagte er leise: „ Du bist ein gutes Kind. Ich fühle mich wohler, jetzt wo ich weiß, dass Kurt in guten Händen ist. Ich hasse es, dass ich immer zur Arbeit fahren muss um mich um Dinge zu kümmern… aber…“ Er beendete den Satz nicht. Er drückte Blaines Schulter und ging dann zur Tür hinaus um spazieren zu gehen.
 

Blaine seufzte und rieb sein Gesicht. „Warum fühle ich mich, als ob ich um Erlaubnis gefragt habe Kurt zu heiraten?“, wunderte er sich laut, dann rieb er seine schwitzenden Hände an seiner Jeans ab. Wenn es so schwer war darüber zu reden das College zu verlassen um sich um Kurt zu kümmern, wie schwer würde es dann erst werden, wenn er um seine Hand anhalten würde. Jedes Wort, das er gesagt hatte, war wahr. Er wollte wirklich eines Tages dazu in der Lage sein Kurt zu versorgen.
 

Kurt war eine kluge Person und Blaine wusste er würde mehr als in der Lage sein sich selbst zu versorgen, doch Blaine wollte es verdienen mit einem so besonderen Menschen wie Kurt zusammen zu sein. Die Möglichkeit zu haben alleine zu leben mit Kurt, ihn zu versorgen, Essen auf den Tisch zu bringen… Dachten so etwas Hetero-Männer über ihre Freundinnen? Er lehnte sich hinüber und ließ seine Finger über Kurts Handfläche streichen. Kurts Finder beugten sich und seine Hand bewegte sich näher zu der Berührung. Blaine griff richtig nach Kurts Hand. Er versuchte die Angst zu verdrängen, die er plötzlich fühlte. Er hatte keine Angst, dass er gerade seine unsterbliche Liebe für Kurt dessen Vater gestanden hatte, oder dass er das College abbrechen… nein, eine Pause nehmen würde. Er mochte die UK und er hatte viele nette Leute getroffen. Er würde auf jeden Fall gerne zurückgehen, wenn es Kurt nächsten Herbst besser ging. Die Studenten waren nett, die Professoren waren faul, aber auch nett genug.
 

Er hatte Angst vor dem Zeitpunkt an dem seine Eltern es herausfinden würden. Das war wovor er sich fürchtete. Er hatte nicht mehr mit seinem Vater gesprochen seit dem er fünfzehn war und auch nur sehr wenig mit seiner Mutter. Sein Vater hatte noch nicht einmal für das College zahlen wollen, doch seine Großmutter hatte ihn gezwungen. Auch wenn sie Blaines „Wegen“ nicht zustimmte, war Blaine dennoch der Sohn ihres Kindes und das hieß ihr Sohn musste sich um ihn kümmern. Sie versuchte alles um Blaines „Wege“ während ihrer Wahlkampagnen zu vertuschen. Blaine war ihr gegenüber feindselig gestimmt, auch wenn er dank ihr zum College gehen konnte. Seine Mutter… Seine Mutter machte ihn einfach krank. Sie rief immer an und sendete fröhliche SMS. Blaine beantwortete sie nie wirklich. Sie sagte ihm es wäre okay, dass er schwul wäre, dass es nur „ eine Krankheit wie eine Depression oder Krebs“ sei und dass sie ihn „dennoch liebte, weil er ihr Sohn sei“. Es machte Blaine jedes Mal krank, wenn er über seine Mutter nachdachte. Sie tat immer so als ob sie sich um ihn sorgte, und meinte, dass Blaines Vater ihn besser behandeln sollte. Dennoch ließ sie ihn Blaine fünf Jahre hintereinander in das Schwulen-Camp schicken.
 

Fünf Sommer hatte er einem Spinner zuhören müssen, der aus der Bibel über die Sünde las und darüber was mit Sündern passierte. Fünf Sommer hatte er in einem Raum mit drei anderen schwulen Teenagern schlafen müssen und um ehrlich zu sein war Blaine wahrscheinlich der einzige gewesen, der nicht mit jedem geschlafen hatte. Nicht bis er fünfzehn wurde und wütender und er begann seinen Schmerz mit Sex zu kompensieren. Mit sehr viel Sex mit vielen Leuten, die er kaum kannte. Nur weil er da war, fest steckte an diesem Platz – und es war wirklich ein schlimmer Platz. Er verbrachte zahllose Wochen dort, in denen er hörte wie er in die Hölle kommen würde, wenn er seinen Weg nicht ändern würde. Die letzten paar Wochen seines vierten Sommers dort, als er fünfzehn war, waren nicht die besten Momente in seinem Leben und er war froh, dass er sich keine Geschlechtskrankheit eingefangen hatte.
 

Aber dieser Anruf. Er wusste er würde kommen. Dieser Anruf von seiner Mutter, weinend und fragend warum er so eine Enttäuschung war. Oder würde sein Vater sein Schweigen brechen und anrufen? Das würde super werden, oder? Vielleicht würden sie seine Großmutter anrufen lassen. Oder vielleicht würden sie einfach sein Bankkonto leeren und nie wieder mit ihm reden. Realistisch gesehen würde das wahrscheinlich passieren. Sein Vater würde der Meinung sein, dass das Geld „ihm gehöre“.
 

„Ja, ich muss ein neues Bankkonto kriegen.“, murmelte Blaine leise zu sich selbst. Sein Vater würde genau das tun. Es würde ihn nicht interessieren, dass das Geld Blaine gehörte. Blaine war schwul, aber nicht schwul genug, dass er vor Leuten sang und tanzte in Themenparks, weil es spaßig war. Es machte ihm Spaß zu singen und zu tanzen, aber er fühlte ich einfach komisch wenn er in Themenparks auftrat. Die Mädchen mochten es normalerweise, aber er… nicht so sehr. Egal, das Geld war seines. Er hatte es selbst verdient und er wollte nicht, dass sein Vater es nahm.
 

Da waren noch viele andere Dinge, die er tun musste, aber er hatte keine Ahnung wo er beginnen sollte. Er musste etwas tun wegen seiner Exmatrikulation von der UK und er war sich sicher, er hatte den Zeitpunkt verpasst und er würde höchstens die Hälfte seines Geldes zurück bekommen, aber das interessierte ihn nicht so sehr. Wie kam er aus dem Mietvertrag der Wohnung heraus? Wie sollte er seine Dinge aus dem Appartement bekommen und wohin damit?

Er würde zwei Fahrten brauchen um seine Wohnung komplett auszuräumen, trotz eines größeren Autos. Als er dort hingezogen war, war Kurt ihm mit einem zweiten Auto gefolgt und Blaine musste keine zwei Touren fahren. Das war momentan keine Option. Also würde er wohl zwei Mal an einem Tag nach Kentucky fahren.
 

Zumindest hatte Burt ihm angeboten bei ihm zu wohnen, dachte er. Das würde komisch werden. Würde er in Kurts Zimmer wohnen? Nein, sicher nicht. In Finns weil der auf dem Campus lebte? Das wäre zu seltsam im Zimmer des Hetero-Stiefbruders seines Freundes zu schlafen. Blaine fühlte sich auf einmal, als ob er fast neunundzwanzig war, anstatt fast neunzehn. Er freute sich nicht gerade darüber. Überhaupt nicht.
 

Aber es ist für Kurt.



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