Kalter Schnee
Die große Uhr an der Wand des Wohnzimmers tickte langsam vor sich hin.
Der Kamin prasselte laut und spendierte Wärme in das gemütliche Räumchen.
Der Wind jaulte und zog in jede Lücke des Hauses.
Und Fred Weasley heulte so laut er konnte, als sein kleiner Kinderkörper auf der großen, ausgebauten Fensterbank saß.
Tränen gemischt mit Rotz, flossen über das rote Gesicht, während er Herzzerreißend vor sich hin weinte, etwas murmelte und sich das Gesicht mit den Händen abwischte.
Das Geheule, war im gesamten Haus zu vernehmen, weshalb die Tür zum Zimmer aufging und eine ältere Gestalt lächelnd herein kam.
Der erwachsene Mann setzte sich an die Seite des kleinen Jungen, auf die fetten weich gepolsterten Kissen in der Fensterbank und legte eine Hand an seiner Schulter.
„Was ist los mein großer?“, fragte George Weasley und schob nun das dunkle Haar seines Sohnes aus dem Gesicht.
Freddie Weasley weinte noch lauter auf, als er versuchte etwas zu erklären und schließlich wütend seinen Kopf schüttelte und murmelte: „Is´ egal.“
„Nein es ist nicht egal. Was ist los.“
Es dauerte eine Weile bis der Junge sich beruhigt hatte und sprechen konnte.
„Rox…Roxy hat gesagt es wird nicht schneien“, brachte er hervor, zog seine Nase hoch und fing ein weiteres Mal an zu schluchzen.
„Das kann Roxy doch nicht wissen.“
„Doch, sie sagt der Weihnachtsmann hat es ihr gesagt.“
Der Ältere schüttelte lächelnd den Kopf über seine Kinder als er seinen Sohn etwas versprach.
„Hör zu Freddschie… sollte es nicht schneien… fahren wir beide irgendwohin wo es schneit. Okay?“
Der Junge zögerte, nahm das Angebot jedoch mit einem Handschlag unter Männer und einer verschwommenen Sicht durch Tränen an.
Als er zu Bett ging, betete der kleine Junge zu Merlin und seinem älteren Cousin James, dass es am nächsten doch bitte, bitte Tag doch schneien würde.
Einmal in seinem Leben wollte er echten Schnee sehen und darin spielen.
Er wollte einen Schneemann bauen, einen mit einem Zauberstab als Nase.
Er wollte sich mit seiner Schwester und seinen Cousins eine Schneeballschlacht liefern, die er natürlich gewinnen würde.
Er wollte sich im Schnee eine Höhle bauen, in der er gemeinsam mit seinem Hund Sir Lancelot bis zum Sommer wohnen würde.
Er wollte einen Kuchen aus Schnee backen, den er ganz alleine verspeisen würde und seine doofe Schwester würde kein Stück von der Leckerei abbekommen.
Und er wollte seine täglichen Mittagsstündchen im Schnee ausschlafen.
Der Junge schlief schnell und erschöpft ein und träumte von Burgen aus Schnee und Eis.
Er war der König des Schneelandes.
George Weasley erwachte am frühen Morgen durch ein all zu vertrautes Geräusch.
Das laute Geheule eines Kindes.
Seine Beine bewegten sich aus dem Bett, während er sich verschlafen durch das Gesicht strich.
Angelina war bereits auf der Arbeit und hatte nur einen leeren Platz auf ihrer Seite des Bettes hinterlassen.
George´ Blick fiel zufällig aus dem Fenster, als er den Treppe hinab stieg.
Zu seiner Überraschung konnte er nichts außer weißem Schnee entdecken.
Die gesamte Landschaft um das Haus herum war in ein zartes weiß getaucht.
Ein lautes Geplärre und wütende stampfende Fußtritte auf der Treppe lenkten ihn von dem Fenster ab.
„Freddschie? Was ist passiert?“, fragte er und betrachtete das nasse Kind und sein unnormal rotes, verweintes Gesicht.
Der Junge plärrte etwas Unverständliches vor sich hin und lief an seinem Vater vorbei, doch George schaffte es ihn am Arm zu halten.
„Was ist passiert?“, wiederholte der Ältere und strich die Tränen aus dem eiskalten Gesicht.
„Roxanne hat mir Schnee ins Gesicht und in den Anzug gedrückt“, schrie er entgegen, wobei er vermutlich jegliche Spucke auf dem Gesicht seines Vaters verteilte.
„SCHNEE IST KALT! ICH HASSE SCHNEEEEEEE!“, und mit diesen Worten riss sich der Junge los und trampelte in sein Zimmer.
Es war ein völlig gewöhnlicher 23 Dezember, an dem Freddie Weasley eine weitere Tatsache kennen lernte, die er hasste und die ihn zum Weinen brachte.
Schnee war kalt!
