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When the snow plays destiny

A Christmas Story
von

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Wenn der Schnee Schicksal spielt

Mit einem zufriedenen Seufzen stieg Kazami aus dem Taxi und betrachtete das kleine Berghaus, das er über Weihnachten angemietet hatte. Es gab nur eine Straße, die herführte, die nächsten Ferienhäuser waren einige Kilometer entfernt. Nur deswegen war er in diese Gegend gekommen. In der näheren Umgebung gab es nur Berge und Bäume. Er wollte die Feiertage nur weit weg von der Zivilisation verbringen.

Schnell bezahlte er den Fahrer und ließ sich seinen Koffer geben, bedankte sich noch einmal und ging zu der Tür seines vorläufigen Heims. Nicht, dass er Probleme mit seinen Kollegen oder Freunden gehabt hätte, aber er brauchte ein wenig Ruhe, um wieder durchatmen zu können. Wo wäre er besser vor der Hektik der Großstadt bewahrt als in den Bergen?

Er hatte niemandem erzählt, wo er seine Zeit verbringen wollte, aber Yugiri, Nao, Mayu und Rei mussten ahnen, dass er die Einsamkeit suchte und dass sie ihn auch nicht anrufen oder anschreiben sollten. Zu schade wirklich, dass er trotz der Abgelegenheit noch Empfang hatte.

Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er den Vorraum betrat und seinen Koffer abstellte, sich der Schuhe und Jacke entledigte und das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer betrat. Es war nicht besonders groß, aber zusätzlich zum Esstisch mit zwei Stühlen fanden ein Sofa, ein Fernseher und einige Regale sowie Pflanzen Platz, ebenso wie ein Kamin, vor dem ein weich aussehender Teppich lag und ein weiteres Sofa stand. Die vielen Fenster ließen das Licht der Wintersonne in den Raum fallen.

Durch einen Türbogen betrat er die ebenfalls nicht allzu große Küche. Die Möbel waren aus Holz, die Geräte von außen mit eben diesem verkleidet. Es war das gleiche Holz, das auch für die Einrichtung im Wohnzimmer verwendet worden war. So klein das untere Geschoss auch war, für zwei Personen, wie es eigentlich gedacht war, reichte es auf jeden Fall, wenn man sich näher kommen wollte. Er aber hatte den Platz für sich allein.

So wenig Zeit er auch für eine Beziehung hatte, manchmal war es doch deprimierend, allein zu sein und niemanden zu haben, der ihn einfach in den Arm nahm, wenn er es brauchte. Aber er wusste eben zu genau, dass eine Beziehung wahrscheinlich nicht lange halten würde. Zu groß war die Belastung durch viel Arbeit.

Eilig schüttelte er den Kopf, um die schwarzen Gedanken loszuwerden, und ging dann zurück in den Vorraum und die Treppe hinauf. Oben befand sich das Schlafzimmer. Im Vergleich zu den durchaus gedrängten Räumen im unteren Geschoss wirkte es groß, aber das geräumige Doppelbett beanspruchte viel Raum. Nebenan befand sich ein Bad mit einer Badewanne, die ebenfalls mit Leichtigkeit für zwei Personen Raum bot. Alles in allem war aber auch das obere Stockwerk in einer Art Landhausstil eingerichtet, wenn auch nicht allzu groß.

Langsam ging er wieder in das Erdgeschoss und holte seinen Koffer. Wenn sie auf Tour waren, lohnte es sich für ihn nicht, seinen Koffer auszupacken, aber im Urlaub hatte er keine andere Wahl, also hatte es auch keinen Sinn, es vor sich herzuschieben.

So verbrachte er eine ganze Weile und schob schließlich seinen Koffer auf den Schrank, ließ sich dann einfach auf das Bett fallen. Es war doch seltsam, allein zu sein, und dank der Stille konnte er einfach nicht verhindern, dass seine Gedanken immer zu einer ganz bestimmten Person zurückkehrten. Rei…

Er mochte den Bassisten definitiv mehr als gut für ihn war. Der Größere war oft still und nachdenklich, aber gerade das mochte Kazami. Was ihn nur störte, war die Tatsache, dass er nicht wusste, wie es in dem Dunkelbraunhaarigen aussah. Rei sprach trotz der Freundschaft, die sie verband, so gut wie nie über private Dinge, erst recht nicht über Beziehungen und seine Orientierung, was leider den Effekt hatte, dass der Drummer sich darüber wirklich den Kopf zerbrach. Eigentlich war es völlig belanglos, aber neugierig war er trotzdem.

Alles in allem war Rei eigentlich der Hauptgrund, weshalb er geflohen war. Eine harmlose Schwärmerei müsste sich so durchaus in den Griff bekommen lassen. Aber vielleicht sollte er erst wirklich wissen, was er für den Bassisten fühlte. Es war absolut verwirrend, nicht die geringste Ahnung zu haben, wie es um die eigene Gefühlswelt stand. Eigentlich sollte er Rei dafür hassen, aber er konnte es nicht.

Langsam stand er auf und ging in das Erdgeschoss, stellte in der Küche erst einmal die Kaffeemaschine an. Es war nicht gut für ihn, ständig an Rei zu denken, also musste er sich ablenken. Wenn er schon die Möglichkeit hatte, den schlanken Bassisten nicht zu sehen, sollte er auch dringend damit aufhören, sich selbst verrückt zu machen. Ein gutes Buch sollte ihn eigentlich ablenken können, und zur Not gab es auch noch sinnlose Fernsehsendungen. Und wenn er komponieren wollte, war sowieso alles um ihn herum egal. Allerdings wäre eine Eingebung für den Plan nicht unbedingt unvorteilhaft.

Seufzend nahm er einen Becher aus dem Schrank und füllte sich Kaffee ein. Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu, zumindest wurde es allmählich dunkel. Der Ausblick aus dem Küchenfenster war einfach unglaublich. Er sah direkt auf einen Wald, in dem sich ein See oder Fluss zu befinden schien. Auf jeden Fall sah er den Glanz von in der Abendsonne glitzerndem Wasser.

Ruhig setzte er sich im Wohnzimmer auf das vor dem Fernseher stehende Sofa, stellte seinen Becher auf den Tisch und streckte sich aus. Gemütlich war es wirklich, der Raum war gut beheizt und auch von hier aus konnte er die Sonne untergehen sehen oder nur das schwindende Licht an der Wand beobachten. Wenn er doch nur Ruhe finden könnte.

Der Drummer erhob sich wieder vom Sofa und ging zum Fernseher, sah einfach aus dem Fenster dahinter. Es sah nicht besonders nach Schnee aus und das war auch gut so, auch wenn eine besondere Atmosphäre fehlte. Vielleicht ließ die sich ja erzeugen, wenn es dunkel war und der Kamin dem Raum Licht und Wärme schenkte. Aber wahrscheinlich sollte er den Kamin erst am nächsten Tag anmachen und sich erst noch ausruhen.

Still legte er sich wieder auf das Sofa, schaltete den Fernseher ein und ging die Sender durch. Weihnachtsvolksmusik, Liebesfilm, Liebesfilm, Liebesfilm, anderer Weihnachtsliebesfilm, Weihnachtsshow, Liebesfilm. Wie war es möglich, bei so vielen empfangbaren Sendern so viele Liebesfilme zu finden, aber nichts, das man sich wirklich ansehen konnte? Ein genervtes Seufzen verließ seine Lippen. Dann musste er sich wohl oder übel einen dieser wunderbaren Filme ansehen. Als wäre Weihnachten nicht so schon kitschig genug.

Das Problem war, dass er einfach einen Film laufen ließ und dieser ihn irgendwie an seine Situation erinnerte. Nur war das alles in diesem blöden Film viel einfacher zu lösen. Die Protagonisten kamen plötzlich zusammen und waren dann überglücklich. Ein typisches Happy End. Schade eigentlich, dass das Leben nie so spielte. Aber schade war auch, dass erst der nächste Tag der 24. Dezember war und er diese Filme noch ein paar Tage ertragen musste.

Es musste gegen elf Uhr abends sein, als er den Fernseher ausschaltete. Er spürte Tränen über seine Wangen laufen, aber er hatte keine Lust sie wegzuwischen, wenn er nicht einmal wusste, weshalb sie flossen. Er konnte nur vermuten, dass es daran lag, dass das echte Leben nur selten wie in Filmen war und er wahrscheinlich nicht so schnell glücklich werden würde. Unmotiviert bewegte er sich die Treppe hinauf und in das Schlafzimmer, ließ sich dort einfach auf das Bett fallen und rollte sich noch immer komplett angezogen zusammen. Dieser Schmerz war einfach bitter-süß. Menschen liebten, weil sie alle doch im Prinzip leicht masochistisch veranlagt waren. Aber so waren Menschen nun einmal, und Kazami wollte und konnte sich nicht ausnehmen. Liebe war sadistisch, und wer sich auf sie einließ, wurde zwangsläufig zum Masochisten. Zumindest in einer Hinsicht.
 


 

Am nächsten Morgen wachte er erst spät auf, die Uhr zeigte an, dass es schon kurz vor Mittag war, aber es kümmerte niemanden, wenn er den ganzen Tag im Bett liegen blieb. Zumindest ein paar Minuten ließen sich so noch aushalten, aber irgendwann musste er etwas essen und in das Bad. Nichts Besonderes also. Ihm fiel nur auf, dass es ungewöhnlich hell war, aber so richtig fand er nicht die Motivation, aufzustehen und den Grund dafür herauszufinden. Das Bett war zu bequem und warm, um einfach aufzustehen. Vielleicht sollte er sich etwas Bequemeres anziehen, aber sonst war alles perfekt. Fast zumindest.

Er wusste, dass er lernen sollte, sein Singledasein zu genießen, aber wirklich leicht war das nicht. Er war gern allein, wenn er allein sein konnte, aber einsam sein zu müssen, war lästig. Vielleicht war er ja auch in die Berge geflüchtet, um sich einzureden, dass er allein sein wollte.

Warum wusste er selbst nur nicht, was ihn an diesen einsamen Ort verschlagen hatte? Es war doch zum Verrücktwerden.

Irgendwann schaffte er es doch, sich aus dem Bett zu quälen und in das Bad zu schleppen, wo er sich erst einmal im Spiegel betrachtete. Seine hellbraunen Haare waren völlig zerzaust und seine Augen noch immer gerötet. Er musste selbst im Schlaf noch geweint haben. „Meine Fresse, siehst du scheiße aus“, raunte er dem Spiegelbild zu und wusch sich mit eiskaltem Wasser das Gesicht. Deprimierend an der ganzen Situation, dass er sich genauso fühlte wie er aussah. Leider wurde das aber auch nach dem kalten Wasser nicht besser. Mit einem genervten Seufzen bürstete er sich die Haare und stieg unter die Dusche, nachdem er sich seiner ziemlich zerknitterten Sachen entledigt hatte. Die Wärme des Wassers, das auf seine Haut prasselte, entspannte seine Muskeln unwahrscheinlich. Er hatte in letzter Zeit einfach zu viel gearbeitet und war immer noch viel zu angespannt. Er brauchte wohl in Zukunft mehr Ruhe.

Zufrieden legte er den Kopf in den Nacken und ließ das Wasser über sein Gesicht laufen. Wie angenehm das alles war. Wenn er jetzt noch jemanden zum Kuscheln hätte, wäre trotzdem alles noch schöner. Warum musste er eigentlich gerade jetzt ständig daran denken, wie schön es wäre, in einer Beziehung zu sein? Vielleicht sollte er einmal wieder weggehen, wenn er wieder in Tokyo war, und jemanden abschleppen. Wenn Sexmangel der Grund war, ließ sich sicherlich etwas dagegen unternehmen.

Nach einer Weile stieg er aus der Dusche und zog sich frische Kleidung an. Wie war die Zeit nur vergangen? Es war schon drei Uhr nachmittags geworden, als er die Küche betrat und sich zwei Scheiben Brot in den Toaster schob, zusätzlich noch die Kaffeemaschine einschaltete. Über Nacht, oder zumindest die Zeit, in der er geschlafen hatte, hatte es geschneit. Die Berge und die Bäume des Waldes waren von einer weißen, glitzernden Schicht überzogen.

Verwundert zog er eine Augenbraue hoch, als es an der Haustür klopfte. Wer wagte sich bei Schnee in diese Gegend? Der Taxifahrer hatte ihm am Vortag noch gesagt, dass selbst bei einer dünnen Schneeschicht niemand hier rausfuhr.

Seufzend ging er zur Haustür. Nur Nachsehen konnte das Rätsel lüften. Er öffnete neugierig die Tür. Im nächsten Moment starrte er den schlanken Mann ungläubig an. „Rei?“, brachte er verwirrt hervor. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Woher wusste der Bassist, wo er sich aufhielt? Wie war Rei hierhergekommen? Was tat dieser überhaupt hier?

„Offensichtlich, oder? Kazami, darf ich…?“ Unruhig trat der Größere von einem Bein auf das andere. „Es ist scheiße kalt hier draußen“, hängte er dann noch an.

Ohne etwas zu sagen ließ er den Bassisten mitsamt Reisetasche eintreten und schloss die Tür hinter diesem, lehnte sich dann dagegen. „Was tust du hier?“, fragte er immer noch ziemlich perplex und sah den zitternden Bassisten an, zog diesen dann in das Wohnzimmer und setzte ihn vor die Heizung, ließ sich diesem gegenüber auf dem Boden nieder. „Also noch einmal. Was tust du hier?“

„Es ist Weihnachten. Ich persönlich bin der Meinung, dass Weihnachten allein ziemlich trostlos ist“, erklärte der Dunkelbraunhaarige ruhig. „Außerdem kann ich mir meinen Wunsch hier eher erfüllen als in Tokyo.“

„Und wer hat dir gesagt, dass ich hier bin?“, hakte der Drummer weiter nach und betrachtete den anderen nachdenklich.

„Der Schnee.“ Rei lachte leise und zog sich seine Jacke, die er bis dahin getragen hatte, aus. „Nein, okay. Ich habe ein wenig herumtelefoniert, dann wusste ich, dass du zum Bahnhof dieses Kaffs gefahren bist. Und unten habe ich die Taxifahrer gefragt. Mich wollte nur niemand herfahren, also habe ich mir den Weg beschreiben lassen und bin fünf Stunden hergelaufen.“

„Du spinnst.“ Ein sanftes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Rei wollte ihm also über Weihnachten Gesellschaft leisten. Natürlich bekam er so seine gewünschte Einsamkeit nicht, aber er konnte mit dem Bassisten allein sein.

„Ich weiß, danke. Wenn du mich hier nicht haben willst, sag es mir einfach.“

Überrascht registrierte er die Unsicherheit des Größeren. Normalerweise war dieser doch die Verkörperung des Selbstbewusstseins.

„Nein, du kannst ruhig bleiben“, erwiderte der Hellbraunhaarige ruhig und stand auf. „Ich bringe dir gleich einen Kaffee und dann sollte ich frühstücken. Hast du Hunger?“

Langsam nickte der andere. „Du musst nichts Aufwendiges machen. Ich kann dir auch gern helfen.“

„Du bist Gast. Ich mach das schon.“ Schnell verschwand er in die Küche und stützte sich dort erst einmal auf eine Anrichte. Er war mehr als überrascht gewesen, Rei zu sehen, aber auch wenn er nichts gegen dessen Anwesenheit hatte, sie würden sich den ganzen Abend anschweigen. Fernsehen kam trotzdem nicht in Frage. Das konnte wirklich heiter werden.
 


 

Still beobachtete Kazami das flackernde Licht der Kaminflamme. Nachdem er beschlossen hatte, auf gar keinen Fall den Fernseher einzuschalten, hatte er sich gedacht, dass es eine gute Idee war, einfach vor dem Kamin zu sitzen und miteinander zu reden. Die Wärme des Feuers tat gut, und auch wenn er es sich nur ungern eingestand, es war ein schönes Gefühl, den Bassisten neben sich sitzen zu haben. Auch wenn die Stille etwas Bedrückendes an sich hatte.

„Worüber denkst du nach?“, fragte der Dunkelbraunhaarige ihn leise und sah ihn ruhig an.

„Dies und das“, gab er ausweichend zurück. „Vielleicht sollte ich einmal wieder ein Instrumental komponieren, das auch wirklich so bleibt.“

„Und das soll ich dir glauben?“ Skeptisch zog der Größere eine Augenbraue hoch, lächelte ihn dann aber nachsichtig an. „Wie lange hattest du keinen Sex mehr?“

Entgeistert sah er den anderen an. Seit wann interessierte der sich denn für so etwas? Besonders, da er selbst ja wahnsinnig viel Wert auf seine Privatsphäre legte. „Keine Ahnung“, beantwortete er die Frage trotzdem.

„Dachte ich mir.“ Ein freches Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Größeren. „Das heißt eigentlich, dass das letzte Mal viel zu lange her ist. Aber deswegen bin ich eigentlich nicht hergekommen.“

Fragend legte Kazami den Kopf etwas schief, erwiderte den Blick aber. So viele Worte in so kurzer Zeit von dem anderen zu hören, war wirklich eine Seltenheit, aber irgendwie wunderte es ihn auch, als sich das freche Grinsen in ein warmes Lächeln verwandelte. „Ich kann mir selbst meinen Wunsch nur schwer erfüllen, aber du kannst es“, fuhr der Bassist fort und sah wieder in die Flammen. „Wann warst du das letzte Mal verliebt?“

„Ist schon eine Weile her“, gestand er und lächelte den Größeren an, als dieser sich ihm wieder zuwandte. Zwar verstand er nicht, weshalb dieser ihn so ausfragte, aber es waren keine Fragen, die ihm zu privat wurden. Nicht in dieser Atmosphäre. Es fühlte sich an, als könnte nichts und niemand sie erreichen. Warum sollte er auch Geheimnisse vor dem Menschen haben, den er doch eigentlich für sich wollte?

„Eigentlich eine ziemliche Verschwendung“, fuhr der andere flüsternd fort und rutschte ein wenig näher zu ihm. „Ich glaube, du hast so viel zu geben. Ich kenne dich als unglaublich warmen, wenn auch gefassten Menschen, und ich glaube, dass du eine sehr liebevolle Seite an dir hast, auch wenn du sie bisher noch nicht gezeigt hast.“

Der Drummer seufzte theatralisch. „Erwischt!“ Während er den Größeren ansah, lachte er leise und erwiderte dessen Blick, in dem er dasselbe amüsierte Funkeln sah.

„Ich wusste es.“ Einen Moment sah der Dunkelbraunhaarige lächelnd in das Feuer, bevor er den Drummer wieder ansah. Kazami spürte, wie sein Herzschlag sich bei dem sanften Ausdruck in den dunklen Augen des anderen beschleunigte. Wie gebannt sah er diesen an und leckte sich nervös über die Unterlippe. Langsam lehnte der andere sich ihm entgegen. Der Hellbraunhaarige war sich nicht ganz sicher, was er tun sollte, aber aus einem spontanen Gefühl heraus kam er dem Bassisten entgegen und stoppte erst, als ihre Gesicht höchstens noch ein paar Zentimeter voneinander getrennt waren. Er spürte den warmen Atem, der auf seine Haut traf und ihm einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Sein Herz schlug so schnell, dass er das Gefühl hatte, es müsste jeden Moment aufhören zu schlagen, um sich ein wenig Erholung zu gönnen.

Eine leichte Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus, als er die weichen Lippen auf seinen eigenen spürte. Automatisch schloss er die Augen und genoss die Wärme, die sich in seinem Körper ausbreitete, auch wenn die fremden Lippen weiter sanft und ruhig auf seinen lagen.

Ein leises Seufzen entkam ihm, als der Größere sich wieder von ihm löste und ihn abschätzend musterte. Jetzt war es an ihm, die Initiative zu ergreifen, das wusste er, aber der erste Schritt war getan und jetzt würde alles leichter sein. Sanft legte er die Hand an die Wange des anderen und versiegelte dessen Lippen mit seinen. Ein angenehmes Kribbeln raste durch seinen Körper, als der Bassist den Druck erhöhte und seine Lippen sanft zu bewegen begann. Leise seufze Kazami in den Kuss, als Rei ihn nach hinten auf den Teppich drückte, sich halb über ihn legte und seine Lippen teilte.

Zart wanderten seine Hände in den Nacken des Größeren und hielten diesen an Ort und Stelle, obwohl er wusste, dass es nicht notwendig war. Aus dem Grund ließ er seine Hände auch bald zart über den schlanken Rücken fahren und unter das Shirt schlüpfen. Er wollte nicht unbedingt mit dem anderen schlafen, er wollte nur die warme Haut unter seinen Fingern spüren. Er zuckte trotzdem zusammen, als er im Gegenzug spürte, wie der andere sein Shirt ein wenig hochschob und über seine nackte Haut strich, gleichzeitig das Spiel ihrer Zungen intensivierte. Und wenn sich doch miteinander schliefen, sie waren beide erwachsen und nüchtern. Wenn es so weit kam, war es so.
 


 

Müde hob der Drummer den Kopf und sah sich um. Die Decke, die er Rei und sich vom Sofa gezogen hatte, lag auf der Höhe seiner Hüfte, das Kissen, das er sich geholt hatte, war immer noch unter seinem Kopf. Der Kamin war nach einige Zeit ausgegangen und Rei… Der Dunkelbraunhaarige schlief ruhig in seinem Arm, den Kopf noch immer auf seine Brust gebettet.

Sanft lächelnd strich er dem Schlafenden durch die Haare. Sie hatten nicht miteinander geschlafen, und wenn er so darüber nachdachte, war es auch besser so. Er wusste nicht, wie lange sie sich nur geküsst und berührt hatten, aber er erinnerte sich nur zu gut an die Gefühle. Sex war zwar schön, aber die Empfindungen standen meist hintenan, besonders Liebe. Und das war, was er besonders genossen hatte. Jetzt musste er nur noch mit dem Bassisten darüber reden.

„Rei… Hey, wach auf“, flüsterte er und strich dem anderen über die Wange. Ob er diesen so zärtlich tatsächlich aufwecken konnte, war etwas anderes, aber er wollte es auf jeden Fall versuchen. Tatsächlich regte sich der schlanke Körper, wenn auch nur ganz schwach.

„Bitte, Rei… Ich mache dir Kaffee und Frühstück und bringe es dir auch hierher“, raunte er dem Bassisten zu. Er musste sofort lächeln, als der ihn verschlafen ansah. „Das Angebot ist verlockend, aber danke, nein“, nuschelte der andere zurück und blinzelte müde.

„Warum das?“ Fragend sah er den Größeren an, der aber erst gar nicht antwortete. Er war sich nicht sicher, ob Rei schon wieder schlief oder über die Antwort nachdachte. Ob der andere die Frage überhaupt gehört hatte?

„Ich will nicht, dass du aufstehst“, brummte der schließlich doch zurück und kuschelte sich wieder enger an ihn.

„Und warum willst du das nicht?“ Lächelnd strich er durch die weichen, dunkelbraunen Haare. Er selbst hatte eigentlich keine große Lust, aufzustehen, aber er wollte nicht sofort über seine Gefühle reden müssen. Erst recht nicht, wenn Rei noch fast schlief.

„Ich will nicht, dass du aufstehst und dann alles beim Alten ist. Ich will nicht, dass das, was gestern Abend passiert ist, einfach bedeutungslos ist. Ich will einfach nicht, dass die Realität zurückkommt“, flüsterte der Bassist und drückte sich an ihn.

„Rei, genau darüber müssen wir reden.“ Kazami seufzte leise und ließ seine Hand in den Nacken des anderen wandern, kraulte diesen sanft.

„Und was, wenn ich weder reden noch zuhören will?“, gab der Dunkelhaarige leise zurück. „Noch nicht? Ein paar Stunden nur.“

Wieder seufzte der Drummer leise. Da nahm er sich wirklich den Mut, mit dem anderen zu reden und der blockte ab. Aber ein paar Stunden… konnten unmöglich so schlimm sein. Mittlerweile lag Rei zwar zum Teil auf ihm, aber es war gut auszuhalten. Der Bassist war nicht sonderlich schwer und er hatte nur einen kleinen Teil dessen Gewichts auf sich ruhen. Außerdem sorgte die Nähe des warmen Körpers zeitgleich dafür, dass er nicht fror.

Wie gebannt lauschte er den Atemzügen des anderen. Er wusste, dass dieser wieder eingeschlafen war. Vielleicht wäre es ja möglich, den Größeren, ohne ihn aufzuwecken, von sich herunterzubekommen und dann aufzustehen. Mit Frühstück am Nachtlager war der andere sicher versöhnlich zu stimmen.
 


 

Kazami wusste nicht, wie lange er gebraucht hatte, aber es war ihm irgendwie gelungen, sich aus Reis Umklammerung zu befreien. So leise wie möglich hatte er den Schlafenden zugedeckt und hatte sich in die Küche geschlichen. Dicke, weiße Schneeflocken fielen vor dem Fenster auf eine Schneeschicht, die über einen halben Meter hoch war. Draußen war so gut wie nichts außer weiß zu erkennen. „Oh scheiße…“, entkam es ihm leise. Was sollte das denn jetzt? Wer oder was wollte ihn denn mit Rei irgendwo einsperren? Auf jeden Fall sah so die Situation aus. Eingeschneit in einem hübschen, kleinen Häuschen.

Langsam ging er zum Festnetztelefon und hob den Hörer ab, nur um festzustellen, dass seine Befürchtung war wahr. Die Leitung war tot. Ganz klasse. Aber der Backofen ging noch an, also hatten sie noch Strom. Eilig ging er zurück in die Küche und legte seine Hände an die Heizung. Eiskalt. Wunderbar. Eingeschneit, tote Telefonleitung und nicht funktionierende Heizungen.

Mit einem genervten Kopfschütteln schob er ein paar Aufbackbrötchen in den Ofen und schaltete die Kaffeemaschine ein. Wie gut, dass genügend Holz für den Kamin im Haus war, und er war nicht allein. Irgendeine Lösung würde Rei und ihm schon einfallen. Schweigend lehnte er sich in den Türrahmen zum Wohnzimmer. Der Bassist schien friedlich zu schlafen, hatte sich aber so geschickt in die Decke eingerollt, dass nicht mehr viel von ihm sichtbar war. Niedlich.

Leise schlich Kazami zu dem anderen, griff auf dem Weg nach seinem Handy und hockte sich neben den schlanken Körper. Leicht zog er die Decke von dessen Gesicht weg. Süß und unschuldig, eigentlich Eigenschaften, die er nicht wirklich mit dem Bassisten in Verbindung brachte. Er konnte nur hoffen, den Anblick noch öfter genießen zu dürfen. Lächelnd fotografierte er den Schlafenden mit seinem Handy. Rei war etwas Besonderes für ihn, er musste es wirklich nur noch fertig bringen, mit dem hübschen Mann zu reden.

Still stand er auf und ging zurück in die Küche. So schlecht war es gar nicht, dass sie hier festsaßen. So konnte er immerhin nicht auf die Idee kommen, dem Gespräch doch noch aus dem Weg zu gehen. Vielleicht spielte das Schicksal nur mit ihnen, aber was änderte das?

Vorsichtig holte er die heißen Brötchen aus dem Ofen und bereitete ein kleines Tablett vor. Er musste dem Bassisten ja auch ihre Situation beichten.
 


 

Sanft strich der Drummer dem Schlafenden durch die Haare und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Wach auf, Großer“, flüsterte er dem anderen in das Ohr und pustete ihn leicht an. „Frühstück ist fertig.“

„Hatte ich nicht gesagt, dass du liegen bleiben sollst?“, hauchte der Bassist noch viel zu müde, um richtig deutlich und laut zu reden.

„Seit wann bin ich dir hörig?“

Ein leichtes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des anderen aus, aber Kazami hatte das Gefühl, dass ein trauriger Ausdruck in den dunklen Augen verborgen war. Nachdenklich spielte er mit einer Haarsträhne des Größeren, als dieser sich etwas aufgesetzt hatte.

„Kalt“, stellte Rei sofort wenig begeistert fest.

„Die Heizungen gehen ja auch nicht und wir sind eingeschneit“, erklärte der Drummer seelenruhig und legte seine Hand auf die Wange des anderen. „Rei, ob du willst oder nicht, wir müssen miteinander reden. Oder zumindest muss ich mit dir reden.“

„Dann sag mir, was du mir sagen willst“, forderte der Bassist ihn auf, sah aber auf die Decke.

Der Drummer holte zittrig Luft. Na das konnte lustig werden. „Es wird nie wieder so sein wie vor dem gestrigen Abend. Nichts kann je wieder beim Alten sein.“ Wieder seufzte Kazami und schüttelte über sich selbst den Kopf. So schwer konnte das doch wirklich nicht sein. Sanft legte er seine Hand unter das Kinn des anderen und küsste ihn. So flüchtig die Berührung auch war, sie genügte um ein warmes Kribbeln in seinem Bauch auszulösen. „Wir haben uns geküsst“, flüsterte er dem Dunkelhaarigen zu und lehnte seine Stirn an dessen, „du kannst auch gern sagen, wir haben rumgeknutscht. Du glaubst doch wohl nicht, dass du mir nichts bedeutest.“ Leicht strich er mit seinem Daumen über die Wange des anderen. „Rei, ich… Ich glaube, ich liebe dich.“

Fest sah der andere ihn an. Er wusste nicht, was dieser dachte, aber er konnte eine gute Portion Skepsis und Überraschung in dessen Augen erkennen. „Du glaubst?“, fragte der Bassist nach.

„Verdammt, okay… Ich liebe dich. Da wir hier jetzt eh festsitzen, können wir gucken, ob wir eine Chance haben und…“

„Kazami!“, unterbrach der Größere ihn sofort. „Liebst du mich oder bist du in mich verliebt?“

Nachdenklich schloss Kazami die Augen. Seine Gefühle für Rei waren nicht neu, er hatte sie vorher nur ignoriert und bekämpft. Sie waren nicht nur da, weil er Rei geküsst und dieser in seinem Arm geschlafen hatte. „Ich liebe dich“, flüsterte er entschlossen zurück. „Wenn du mir nicht glaubst, kann ich es nicht ändern, aber ich bin gerade jetzt wirklich ehrlich.“

„Dann halt die Klappe, nimm mich in den Arm, halt mich fest und lass mich noch ein wenig in Ruhe. Wobei… Kaffee klang ganz gut.“

Sanft zog Kazami den anderen an sich und strich ihm durch die Haare. Es war wundervoll, wie sich der schlanke Körper an ihn schmiegte. Er spürte Reis Vertrauen und Ruhe, und er genoss das Gefühl, der Grund für eben dieses Vertrauen und diese tiefe Ruhe zu sein. Auch wenn er sich nicht wirklich sicher war, ob der Größere ihm wirklich glaubte, aber sie waren immer noch zusammen in einem Eispalast gefangen. Er würde es schon schaffen, den Bassisten von seiner Ehrlichkeit zu überzeugen. „Rei?“, fragte er leise und nahm eine Hand des anderen. „Du hast mir noch nicht gesagt, was ich für dich bin.“

Der andere lachte leise. „Es klingt dämlich, aber du bist mein bester Freund, mein ganz persönlicher Leader und der unwahrscheinlich tolle Idiot, der seit mehr als einem Jahr nicht checkt, dass ich ihn liebe.“

„Du hättest mit mir reden können“, merkte der Kleinere an, „aber lassen wir das. Wir sind beide Idioten.“

Der andere nickte. „Du aber immer noch besonders.“

Sanft hauchte er einen Kuss auf dessen Haar. Er konnte so etwas gern akzeptieren, wenn er dafür seinen Wunsch erfüllt bekam. Apropos Wunsch. „Was war eigentlich der Weihnachtswunsch, den ich dir erfüllen konnte?“

„Ganz einfach.“ Frech grinste der Bassist ihn an. „Ich wollte einen Kuss von dir. Danke dafür.“

Der Drummer seufzte lächelnd und schüttelte den Kopf. „Davon kannst du gern mehr bekommen. Trotzdem, in diesem Sinne: Merry Christmas!“
 

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Dem kann ich mich nur anschließen und wünsche allen Lesern ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest, leckeres Essen und keine Socken als Geschenke (es sei denn, es sind Omas selbstgestrickte, das ist etwas anderes).
 

Natürlich auch ein gesundes, neues Jahr 2012 und einen schönen Ausklang 2011 von mir.
 

lG Hikari



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  ChiChii
2012-04-29T00:26:51+00:00 29.04.2012 02:26
ich hab bisher noch nichts zu der Band gelesen aber diese Geschichte war einfach bezaubernd!!
ich mag solche süßen Weihnachtsgeschichten (auch wenn nicht Winter ist) :3
in diesem Sinn: total süße Geschichte und echt toll

LG~
Von: abgemeldet
2012-03-05T14:03:43+00:00 05.03.2012 15:03
waaah endlich eine story von den beiden *-*
ik könnte dich knutschen <3
voll sweet die story :D
Von:  klene-Nachtelfe
2011-12-31T08:58:45+00:00 31.12.2011 09:58
Wie süüüüüß!!!
Wirklich zum knuddeln!!!
LG -^.^-
Von:  Gedankenchaotin
2011-12-29T20:05:36+00:00 29.12.2011 21:05
Das ist richtig süß, auch wenn du vielleicht ein wenig mehr Absätze hättest machen können, damit es nicht so gequetscht aussieht :)
Aber das war wirklich eine schöne Story und stimmt..
sie sind beides Idioten.. verliebte Idioten. XD

LG Gedankenchaotin


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