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Assassin

Ragnarok Online Fanfiction
von

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Prolog

Dunkelheit senkte sich über die Wipfel der Bäume. Weit und Breit war

nicht ein einziges Geräusch zu hören. Ein junges Mädchen stand eng an

einen Baumstamm gelehnt und blickte zum Himmel empor. Ganz langsam

wandte sie sich ein wenig nach links und versuchte um den Baum herum

zu blicken. Jetzt bewegte sich etwas in der Ferne. Blitzschnell zuckte

sie wieder hinter den Baum zurück. Ganz leise konnte sie schon die

Schritte hinter sich hören. Es war jetzt nur noch um die 20 Meter

entfernt. Vorsichtig ließ sie ihre Hand zum Oberschenkel sinken und

tastete nach dem langen Schnitt in ihrem Kleid. Entsetzt zuckte sie

zusammen und das lange, blonde Haar fiel ihr ins Gesicht. Der Schnitt

in ihrem Bein war tief, und jetzt wo der erste Schock langsam nachließ

begann der Schmerz. Mit dieser Wunde konnte sie unmöglich noch einmal davonlaufen. Es war jetzt nur noch zwei, höchstens drei Meter entfernt

und man konnte den rasselnden Atem des Monsters deutlich hören. Heftig

zitternd sank sie auf den Boden. Langsam kam es um den Baum herum. Die zweischneidige Orkaxt schimmerte im Mondlicht, nur durchbrochen durch

die Flecken des Blutes das daran herunter lief. Jetzt drehte er sich zu

ihr um. Er hob die Axt und holte zum Schlag aus. Das Mädchen hob die Arme

über ihren Kopf und schrie aus Leibeskräften. Mit einem dumpfen Knall fiel

der Orkkrieger neben dem Mädchen auf den Boden und blieb regungslos liegen.

„Hey Kleine, ist alles ok?“

Das blonde Mädchen hob langsam den Kopf und starrte mit weit aufgerissenen

Augen auf das Monster. Aus seinem Rücken ragten zwei lange, silberne

Schwerter. „Keine Angst, der steht nicht mehr auf.“ Die Frau lächelte und reichte dem Mädchen die Hand. „J-ja, i-ich, ich… da-nke…“ Sie ergriff die

Hand der Fremden und zog sich mit deren Hilfe auf die Beine. Die Frau

trug einen Dress aus dunkelbraunem Leder mit einem langen roten Schal.

Sie trat an den toten Ork und zog die Schwerter heraus. Das junge Mädchen

kannte die Gilde zu der diese Frau gehörte. Die Assassinengilde der Wüste,

und diese Frau war nicht nur eine einfache Assassin, sie war eine

Assassin Cross.

Wüste

In der kahlen Ebene war kein einziger Grashalm zu sehen. Nur abgestorbene

Zweige und spitze Felsen ragten aus dem gelblich schimmernden Sand. Unter

der sengenden Sonne bewegten sich zwei vermummte Gestalten. Hier und

da hörte man das ferne Jaulen der Wüstenwölfe.

„Es ist mir ja schon bewusst das Wüste heiß und trocken bedeutet, aber das

hier is echt nimma lustig.“ Die eine Gestallt lies sich auf den Rand ihres Karrens fallen den sie hinter sich hergezogen hatte. „Es ist ja nicht mehr so weit. Die Anthell haben wir hinter uns und hinter einer der nächsten Dünen sind sicher schon die Oasen von Morroc.“ Die blonde Novizin deutete in Richtung Westen. „Das hast du vor ner Stunde auch schon gesagt...“ Die Merch begann damit in ihrem Cart herumzustöbern und förderte schließlich einen Apfelsaft zutage. „Ok dann gehen wir halt mal weiter.“ Während die Merch wieder ihren Karren zu ziehen begann, trat die Novi dahinter und begann zu schieben. „Was hast du da eigentlich alles für schweres Zeug drinnen?“ Sie konnte die Waren in dem Cart nicht erkennen weil eine weiße Plane darüber gespannt war, um das Zeug vor dem Sand zu schützen. „Das sind hauptsächlich Assassinen Waffen die ich in Morroc verkaufen möchte.“ Das Mädchen nickte und schüttelte dabei ihre blonden Zöpfe. „Wow das ist ja cool.“ Die junge Novizin war sichtlich begeistert. „Hmmmm ich sag dir was Ruîn. Wenn du die Prüfung der Thiefgilde bestehst, kommst du zu mir und ich schenke dir ein +10ner Stiletto. Als Dank das du mir vorhin mit den Desert Wolf Babys geholfen hast.“ „Was ehrlich?“ „Jo klar.“ Die Merch kicherte „Ich hatte mich aber auch derbst übermobbt mit den Viechern.“ Die beiden erklommen eine leichte felsige Anhöhe und blicken dann hinunter auf eine eindrucksvolle, in der frühen Abendsonne leicht orange schimmernde Stadt. „Wir haben es endlich geschafft…“ Ruîn ließ ihren Blick fasziniert über die große Anlage schweifen.

Von den grünen Oasen im Osten der Stadt, über den riesigen Palast im Zentrum

bis ganz nach Norden wo sich riesige Pyramiden majestätisch über die Türme

von Morroc erhoben. „Ja langsam wurde es ja auch echt mal Zeit. Übernachten

wollte ich nicht in der Wüste. Nächstes Mal nehm ich den Kafra Teleport Service.“

„Glaubst du die Geschichte nach der hier vor langer Zeit ein mächtiger Dämon

unterhalb des Palastes versiegelt wurde?“ Ruîn wandte ihren Blick nicht von der

Stadt ab. „Ich denke mal du liest zu viele Märchenbücher.“ Die Merchant klopfte

der Novi auf den Rücken, schnappte sich die hölzernen Griffe ihres Carts und

hüpfte leichtfüßig die Düne nach unten. „Ey das ist kein Märchen sondern eine

Legende.“ Die junge Novi kicherte und lief der Merch hinterher in Richtung Stadttor.

Das lebhafte Treiben der Bewohner dieser Wüstenoase war ein reger

Unterschied zu dem leise säuselnden heißen Wind und der ansonsten fast lautlosen

Wüste. Überall waren Händler in ihre Geschäfte vertieft und zahlreiche Abenteurer machten sich für die gefährlichen Dungeons, die um die Stadt herum lagen, bereit. In dem regen Gedränge auf den Strassen und den engen Gassen zwischen den zahlreichen Zelten und Sandsteingebäuden musste man sehr auf seine Habseligkeiten achten. Überall sah man Thiefs und Rougen hin und her huschen und es war allseits bekannt, dass diese es mit dem Gesetzt nicht immer so genau nahmen. Die junge Merchant war wohl schon des öfteren in der Stadt gewesen, denn sie kannte den Weg zum Hauptplatz und fand dort auch sofort die Angestellten der Kafra Corp. Während sie sich um ihren Lagerbestand kümmerte, befragte Ruîn einen

der Wächter am Rande des Platzes nach dem Verbleib der Thiefgilde.
 

Die Spitze der riesigen Pyramide leuchtete in der Abenddämmerung. In den

unheimlichen Tiefen des Bauwerks lauerten gefährliche Kreaturen. Namenlose

Schrecken die ohne Leben umherstreiften auf der Suche nach denen, die sich zu

weit vorwagten um die Ruhe ihres Herrschers zu stören. Flüsternde Gerüchte

über diesen einstigen König machten die Runde in der Wüstenstadt und es gab

nicht gerade wenige die bei dieser Jagt ihr Leben gelassen hatten. Aber soweit

wollte Ruîn sich nicht vorwagen. Die Gilde der Diebe lag tief im Ersten der

zahlreichen Labyrinthe versteckt. Geschützt von einer sehr bissigen Fledermausart wie Ruîn sehr schnell feststellen musste. Es kostete sie einige Mühe bis sie sich endlich zum Eingang der Gilde vorgearbeitet hatte. Nun stand sie da, beobachtet von den belustigten Augen einer großen blonden Frau und einem sehr herablassendem Blick eines jungen Mannes. „Nun wir nehmen hier natürlich

nicht jeden auf, das sollte dir schon klar sein.“ Der Rothaarige lächelte süffisant und spielte mit einem kleinen Messer das er immer wieder in die Holztheke piekte an der er stand. „Dann lasst mich euch beweisen dass ich dazu fähig bin.“ In dem kleinen dunklen Raum war es trotz der Hitze die in der Wüste draußenherrschte erstaunlich kalt. „Hmm, wenn sie meint sie schafft es, dann sollten wir sie zur Prüfung lassen, meinst du nicht auch?“ Die Frau schüttelte ihre lange Mähne und ihre dicken Locken fielen ihr über die Schultern zurück. „Denkst du wirklich du bist der Aufgabe gewachsen?“ Er war zu ihr hingekommen, hob ihren Kopf mit dem Messer an und betrachtete sie zweifelnd. „Ich bin zu allem bereit.“
 

Laufen, töten, laufen, töten. Hinter beinahe jeder Ecke der riesigen Anlage lauerte ein Monster. Zahlreiche aggressive Fabres hatten es auf Ruîn abgesehen und verfolgten sie über das Feld. Keuchend ging sie hinter einem großen Felsen in Deckung. Sie hatte zwar einige Potions zu dieser Prüfung mitgenommen, aber

mit einem solchen Monsteransturm hatte sie nicht gerechnet. Laut schwirrend

flog ein Chonchon an ihr vorbei und erschreckte sie fürchterlich sodass sie sich

noch näher an das kalte Gestein presste. Eine längst vergangene Szene mit einem

blutrünstigen Orkkrieger flog in Fetzten durch ihren Kopf. Na ja wenigstens

waren diese Fliegen nicht aggressiv. Energisch erhob sie sich und lief an den Rand des Feldes. Dort hatte sie noch ein paar der gesuchten Thief Mushrooms entdeckt.Sie konnte nicht glauben, das ihre Prüfung wirklich darin bestand auf einem großen Feld Pilze zu stehlen.
 

Die schwere Holztüre zur Thiefgilde schwang mit einem lauten Ruck in den Raum.

Die beiden Thiefs blickten erschrocken in den dunklen Gang hinaus und das gerade

rechzeitig um den großen Leinensack noch zu erkennen, bevor er den rothaarigen

Thief am Kopf treffen konnte. Mit einer geschickten Bewegung fing er ihn aus der

Luft ab und blickte verdutzt hinein. „Aber das sind ja…“ „Thief Mushrooms ja

genau.“ Die Novie lehnte lässig am Türpfosten und betrachtete betont uninteressiert ihre Fingernägel.

„Hahaha das ist gut, ja das ist gut.“ Die blonde Frau lachte schallend und klopfte ihrem Kumpanen heftig auf die Schulter. „Ich habe dir ja gesagt, das du die Kleine nicht unterschätzen sollst.“ Damit kam sie nickend auf Ruîn zu erwischte ihre Hände und zog sie in den Raum. „Ich habe niemanden unterschätzt, ich wollte ihr lediglich klarmachen, dass es nicht so einfach ist zu unserer Gilde zu gehören.“ Er hielt den Sack noch in den Händen und drehte ihn etwas unschlüssig hin und her fast so als wollte er sichergehen, dass die Pilze

wirklich echt waren. „Jajaja ich denke mal das hat sie verstanden… wo ist denn

nun…“ Die Thief war im hinteren Teil des Raumes zwischen einigen Kisten und

Säcken verschwunden und kramte anscheinend in einer davon. Es dauerte einige

Minuten bis sie sich schließlich wieder aus der Kiste erhob und Ruîn einen Stapel mit den offiziellen Thiefgilden Kleidern reichte. „Du bist ein bisschen klein, aber da du ja noch jung bist wird das sicher noch. Wenn was mit den Klamotten nicht stimmt kommste einfach wieder her, ok?“ „Hmmm ja werde ich machen, danke.“ Ruîn nickte und zupfte an den Kleidern herum. Die Tracht der weiblichen Thiefs bestand aus einer ziemlich schicken kurzen Lederjacke und weiten braunen Hosen die knapp unter dem Knie endeten. Am meisten beeindruckt war Ruîn von den Schuhen. Es waren sehr bequeme Schleichschuhe mit einem sehr weichen Federkranz an der Sohle. Einfach nur cool! Ruîn war begeistert.
 

„Yay wie geil sieht das denn aus!“ Die Merchant kam auf Ruîn zugelaufen und

fiel ihr um den Hals. „Ich wusste du schaffst das, ich hab dein Stiletto auch

schon auf Hochglanz poliert.“ Sie nickte und reichte Ruîn ein längliches Stoffbündel. „Ich danke dir.“ Die beiden wanderten vom Morroc Pub im Norden der Stadt an die obere Kafra. Die junge Merch hatte dort übernachtet und den ganzen

Vormittag schon auf Ruîn gewartet, während diese mit ihrer Prüfung beschäftigt

gewesen war. Trotz der noch gar nicht so späten Stunde war es schon ziemlich

heiß und die kleine Merch fächelte sich mit einem ihrer Handschuhe ein wenig

Luft zu. „Ich denke mal, du wirst dann gleich wieder aufbrechen und trainieren

gehen, oder?“ Sie standen im Schatten von einigen Palmen und beobachteten

eine große Party die neben der Kafra gerade zu potten begonnen hatte. „Ja ich

denke schon. Ich werde wieder nach Prontera gehen und dann weiter zum

Poring Heaven.“ Ruîn war fasziniert von dem Schauspiel das sich da jetzt neben

ihnen bot. Ein Soullinker hatte einer Creator den Alchemisten Skill verpasst und

nun glitzerten tausende, kristallklare und durchsichtige Blätter in der Luft

während die Creator geschickt mit Herbs, Flaschen und Medicine Bowls

hantierte. Auch eine High Priesterin und eine Paladin waren bei der Gruppe

um für Buffs und Gospel zu sorgen. „Spiritual Potion Creation.“ „Hmm?“ „Na

so heißt dieser Skill den sie da beim potten benutzen.“ Die Merch nickte und

deutete auf die Party. „Achso. Möchtest du denn auch mal… so was werden?“

Sie blickte interessiert an der Merchant hinunter. „Hö? Nenene Alchemist ist

nichts für mich, ich werde Waffen schmieden.“ Sie nickte und tätschelte ihr Cart.

„Na dann schon mal viel Glück.“ „Jo danke.“ Die beiden kicherten und wandten

sich dann an die Mitarbeiterinnen der Kafra Corp. Die Merch wollte nochmals

ihre Lagerbestände durchgehen und Ruîn wollte einen Warp nach Prontera.

„Machs gut, Isan. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder!“

Schmerz

Auch wenn Morroc eine sehr belebte Stadt gewesen war,

im Vergleich zu Prontera war es kaum der Rede wert. Obwohl

eigentlich Alberta als Stadt der Merchants bekannt war,

wimmelte die Hauptstadt von Rune Midgard nur so von Händlern,

Alchemisten und Blacksmith das man kaum einen Schritt gehen

konnte, ohne nicht vor einen neuen Shop zu stehen. Der Markt

von Prontera war schon legendär und auch in den Nachbarländern,

der Schwarzwald Republik und Arunafelz sehr bekannt. Es gab

alle nur möglichen Waffen, Cards, Equipmentteile, Taming Items

für Pets und Allerhand andere Items. Kurz gesagt, es gab nichts,

was man hier auf dem Markt nicht kaufen konnte. Ganz im Norden

der Stadt lag das große Prontera Castle von wo aus der große

König Tristan über das ganze Land herrschte. Auch die berühmten

Gilden der Knights, Crusader, Acolyten und Priester befanden sich

in Prontera. Der von der Kafra Corp. festgelegte Erscheinungspunkt

wenn man sich aus einer anderen Stadt nach Prontera warpen ließ,

lag im Süd-Westlichen Stadtteil nahe der beliebten Partyzone. An

diesem Platz trafen sich jeden Tag hunderte Abenteurer um sich

den großen Dungeontrainingspartys anzuschließen, die dann

gemeinsam zu den gefährlichsten Orten zogen und dort wohl um

Ruhm und Ehre kämpften. Ruîn schlängelte sich an vielen Leuten

vorbei und versuchte das südliche Stadttor zu erreichen. An der Kafra

stockte sie nochmals ihren Bestand an Potions und einigen Vorräten

aus ihrem persönlichen Kafrastorage auf, man wusste ja nie wie lange

man unterwegs war, und verlies dann das rege Treiben der Hauptstadt

durch das Südtor. Vor der Stadt waren gewiss auch nicht weniger

Leute unterwegs als auf einem der großen Stadtplätze. Zahlreiche

Abenteurer suchten auch hier nach Sharepartnern oder kamen einfach

so mal zum Plaudern vorbei. Einige mutige Merchants hatten hier

sogar ihre Shops geöffnet, was ein wenig gefährlich war, da bekannt

war das die Leute hier öfters mal mit den Dead Branches herumspielten

und auch sehr böse Monster herbei beschwörten. Ruîn stellte sich

ungefähr in die Mitte der Versammlung und rief dann einfach mal in

die Menge. „Wäre bitte jemand so lieb mir Buffs zu geben?“

Interessiert wandten sich ein paar Priester in ihre Richtung und es

dauerte nicht lange bis sie Agi, Bless und von einer freundlichen High

Priesterin sogar ein Assumptio bekam. Sie bedankte sich artig und

machte sich auf den Weg in Richtung Süden.
 

Der Poring Heaven lag südlich von Prontera auf halbem Wege zur

Waldstadt Payon. Hier war die Grenze zwischen dem Sandgebiet

der Wüste und den großen Walgebieten um Payon und Alberta.

Getrennt wurden die beiden Sektoren durch einen großen Fluss

der schon bei Izlude, der kleinen Nachbarstadt von Prontera begann.

Hier, recht nahe am Meer, gab es ein kleines Gebiet in dem sich

haufenweise Poringe, Poporinge, Marins, Drops und noch ein paar

andere Monster tummelten. Es war vor allem bei Novizen und First

Job Chars kurz nach deren Jobchange sehr beliebt wenn man keine

Hilfe hatte.

Der Tag verging wie im Flug und bald schon war der Himmel

durchzogen von orangenen Abendwolken. Ruîn saß nahe der

nordöstlichen Insel auf einem Baumstumpf und warf kleine Kieselsteine

ins Meer hinunter. Stundenlang Poringe jagen war halt doch ein

bisschen langweilig. Ein wenig abseits bei einigen Bäumen hörte

sie etwas durch das Gestrüpp laufen und auf sie zukommen. Es war

ein Paladin auf einem gepanzerten Pecopeco. Er ritt in einem kleinen

Bogen an ihr vorbei und verschwand dann wieder in der aufkommenden

Dunkelheit. Auch wenn er schon ein kleines Stück von ihr entfernt

gewesen war, hatte sie gesehen das er bei ihrem Anblick gelächelt

hatte. Sie waren sich heute im Verlauf des Tagen schon einige Male

über den Weg gelaufen und Ruîn vermutete das er auf der Jagt nach

dem seltenen Angeling war, das hier ziemlich regelmäßig erschien und

von dem man ziemlich wertvolle Dinge bekommen konnte. Aber das

war definitiv ein Monster an das sich Ruîn noch lange nicht trauen

konnte. Naja, dann eben weiter trainieren.

Suchen, herantasten, zuschlagen, suchen, herantasten, zuschlagen,

immer und immer wieder, jedes Mal ein wenig besser, jedes Mal

ein wenig schneller. Die Sonne war inzwischen schon längst hinter

dem Horizont verschwunden und Ruîn wanderte gerade an der

Waldseite der Küstenlinie entlang und überlegte ob sie vielleicht

zurück in die Stadt gehen sollte. Sie hatte zwar schon des öfteren

unter freiem Himmel geschlafen, aber so unbedingt bequem war

das nicht. Die Brücke zur kleinen Insel zwischen den Küstenlinien

klapperte ein wenig im Wind als Ruîn sich auf den Pfeiler setzte

und in die Dunkelheit der anderen Seite blickte. Ein knirschendes

Geräusch ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken und sie

bemerkte, das etwas auf der Brücke war und langsam auf sie

zukam. „Auch noch da, hmmm?“ Es war der Paladin, allerdings

ritt er nun nicht mehr auf seinem Pecopeco sondern führte es am

Zügel hinter sich mit. „Hmmm, sieht so aus.“ Sie hielt ihr Stiletto

in der rechten Hand und betastete die Spitze mit der Kuppe ihres

Zeigefingers der linken Hand. „Du bist hier schon den ganzen Tag

unterwegs, noch gar nicht müde?“ Er hatte sich an den anderen

Brückenpfeiler gelehnt und blickte sie ein wenig von unten herauf

an. „Och na ja, so bisschen geht schon noch. Angeling erwischt?“

„Klar, dreimal heute schon, nur lässt dieses Biest seine Flügel

nicht fallen. Aber ich habe ja Zeit.“ Er lächelte leicht und Ruîn

bemerkte das sie irgendwie nervös wurde. Irgendetwas war hier

in der Dunkelheit das nicht stimmte, etwas das ihr unterbewusst

ein schlechtes Gefühl gab. Ganz im Gegenteil zu dem Gespräch

das sie gerade führte. Es war sehr angenehm sich nach den ganzen

Kämpfen mal ganz ruhig zu Unterhalten, auch wenn es nur um

Poringe ging. Außerdem gefiel er ihr nicht mal so schlecht in

seiner massiven Rüstung die von zahllosen Schrammen aus sicher

ebenso zahllosen Kämpfen durchzogen war. Er stand jetzt

direkt neben ihr und sie konnte trotz der Dunkelheit seine klaren,

grünen Augen erkennen.

Mit einem Mal kam das ungute Gefühl wieder. In dem Gestrüpp

hinter ihr raschelte es und bevor sie sich überhaupt rühren konnte

hatte der Paladin sie mit einem kräftigen Ruck auf den Boden

und hinter sich gezogen. Und das keine Sekunde zu spät. Mit

einem wahnsinnig schnellen Satz war ein Develing auf die Beiden

zugesprungen und das Deviruchi, welches ihm folgte, castete auf

sie. Der Paladin hatte sein Schwert gezogen und hielt sein

Schild vor Ruîn die ein wenig erschrocken nach hinten auf die Brücke

ausgewichen war. Drei, vier Grand Cross, ein paar Schwerthiebe

und das dämonische Poringmonster war besiegt. „Jetzt sag nicht

du hattest Angst.“ Er kicherte und reichte Ruîn die Hand. „Ey,

ich bin noch ziemlich unerfahren, der hätte mich töten können.“

Er zog sie langsam von der Brücke bis sie wieder am Pfeiler

stand. „Hmmm, das hätte ich sicher nicht zugelassen.“ Sie standen

sich nun ganz dicht gegenüber und Ruîn musste ihren Kopf

ziemlich hochheben da er ein ziemliches Stück größer war als sie.

„Ich denke mal ich gehe zurück in die Stadt. Es ist spät…“ Sie

zog ihre Hand zurück die immer noch in seiner lag und wandte

sich zur Brücke. „Ach, bleib doch ruhig noch einen Moment…“

Damit zog er sie an sich und küsste sie.
 

Die nächsten drei, vier Tage war er wieder auf Angeling Jagd

und die Beiden zogen hin und wieder ein Stück gemeinsam

durch den Poring Heaven. Diese Stunden machten immer

besonders viel Spaß. Sie mochte den Paladin und fühlte sich

in seiner Gegenwart ziemlich wohl. Seit er sie vor einigen Tagen

geküsst hatte suchte er auch immer wieder die Nähe zu ihr. Er

berührte ihre Hand, strich ihr durch das lange blonde Haar

und hielt sich immer so nahe bei ihr auf, dass sie sich immer

wieder wie zufällig berührten. Eigentlich war Ruîn inzwischen ja

schon längst soweit das sie sich an etwas stärkere Monster als

Poringe wagen konnte, aber irgendwie wollte sie noch nicht auf

ihren zeitweisen Begleiter verzichten. Sie hatte sich auch einige

nützliche Tipps bezüglich Equipment, Waffen und natürlich über

Kämpfe geben lassen und sich einige Geschichten übers

Monsterjagen und auch über den War of Emperium erzählen

lassen. Letzteres war eine Veranstaltung die regelmäßig in Midgard

stattfand und für die zahlreichen Gilden gedacht waren die es gab.

Auch der Paladin war natürlich Mitglied einer Gilde, und nicht nur

das- er war sogar der Anführer einer recht großen WoE Gilde

deren Namen auch nicht gerade unbekannt war. Auch hatte er

ihr schon einige Male das Angebot gemacht dieser beizutreten,

aber dafür fühlte sie sich noch nicht bereit. Sie wollte zuerst noch

besser im Kampf werden, bevor sie sich mit solchen Dingen

auseinandersetzen konnte. Gegen Abend beschloss Ruîn dann

zurück in die Hauptstadt zu wandern. Es war zwar ziemlich

schön ihre Zeit mit Helios zu verbringen, aber langsam wurde

sie doch müde. Und ihre kleinen Kämpfe mit den hüpfenden

Poringen konnten ihr inzwischen nicht mehr viel abverlangen,

die Rosernen und Orangen schaffte sie sogar schon Onehit

wenn sie gut genug zielte.
 

„Aaaaalllsoooo, da hätten wir mal nen Immune Manteau, ich

denk mal das ist am Anfang am besten.“ Isan verschwand

wieder in den Untiefen ihres Carts und förderte dann ein

braunes Stück Stoff zutage. „Hmmm und das da ist so teuer?“

Ruîn war sich da etwas unsicher, der Stoff fühlte sich nicht

gerade so an, als ob man sich damit weniger Verletzungen

zuziehen würde. „Joa nicht grade billig, aber glaub mir, das

kann Leben retten. Später kannste dann auch eventuell auf

einen Mocking umsteigen. Vielleicht besser fürn Assassin.“

Damit nickte sie eifrig und stopfte einige Sachen wieder in das

Cart zurück. Es war früher Nachmittag und die beiden saßen im

südwestlichen Pub von Prontera und hatten gerade dort

zusammen zu Mittag gegessen. „Nyo, dann werd ich mich

mal nach Einbroch aufmachen. Wird langsam Zeit.“ Sie

räumte umständlich in ihrer Tasche herum und suchte wohl

nach ihrer Brieftasche. „Ich werd mich dann auch mal

wieder zu meinen Poringen begeben.“ Die beiden verließen

das Pub und wanderten noch gemeinsam zur Südkafra hinüber

wo Isan dann weiter nach Izlude und zum Luftschiff reiste.

Ruîn wollte noch ein wenig über den Markt wandern und in

ein paar Shops der ganzen Merchants, Alchemisten und

Blacksmith reingucken, die sich an der Hauptstrasse wieder

zahlreich versammelt hatten.

Sie wanderte die Hauptstrasse entlang bis in die Stadtmitte

zum großen Springbrunnen, wo die Schmiede lag. Dort hatten

sich besonders viele Händler mit allen Arten von Elunium,

Oridekon, Stahl und anderen Metallen eingefunden für die

jenigen die in der Schmiede ihre Rüstungen und Waffen

reparieren lassen wollten, oder diejenigen die selber Hand

an ihr Equipment anlegen konnten oder gar selbst die

Schmiedekunst beherrschten. Sie schlenderte an der Schmiede

vorbei, blickte hinüber auf den Eingang zum Inn und PvP Haus

und da stand er. Eine kleine Swory auf den Schultern und eine

High Priestress im Arm. Ruîn war mitten im Schritt stehen

geblieben und konnte erst garnicht glauben was sie da sah.

Die High Priestress hatte ihre Arme um den Hals des Paladins

geschlungen und die beiden küssten sich. Dann half sie der

Swordy von seinen Schultern, ließ die Kleine ihm einen

Schmatz auf die Wange geben und wanderte dann mit ihr

in Richtung der Ostkafra. Wenn Ruîn sich bis jetzt der

Situation noch nicht sicher gewesen war, dann gab es in

diesem Moment keinen Zweifel mehr. Die High Priestress

drehte sich noch mal um, hob ihren Rechten Arm und das

roserne Licht des SP Skills breitete sich herzförmig um den

Paladin aus. Der Hochzeitsskill. Mit einem Satz sprang Ruîn

hinter die Wand der Schmiede zurück damit er sie ja nicht

sehen konnte. Er war verheiratet und hatte eine Tochter.

Warum hatte er ihr das nicht erzählt? Er war verheiratet.

Warum hatte er ihr gesagt, er würde sie gern haben?

Verheiratet… Warum hatte er sie geküsst? Verheiratet…

Die Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie sank an der

steinernen Wand zusammen.
 

Die nächsten drei Tage blieb Ruîn in ihrem Zimmer im

Prontera Pub und hatte keine Lust auf Poringe oder das

Kämpfen. Außerdem wollte sie Helios nicht unbedingt über

den Weg laufen. Sie lag ausgestreckt auf dem Bett, starrte

auf die dunklen Holzbalken über ihr und zählte die erkennbaren

Jahresringe. Der Nachmittag ging langsam zur neige und im

Zimmer wurde es dämmrig. Als sie die Maserung des Holzes

nicht mehr erkennen konnte stand Ruîn langsam auf und trat

an das Fenster. Einige Gäste verließen und betraten das Pub

und auf dem Platz draußen trafen sich einige Partys um zur

Drachenjagd im Abysslake aufzubrechen. Ein Paar Hunter und

Sniper, Priester, Lord Knights und Cross Assassinen. Ruîn

blickte zur Seite. Neben dem Fenster auf einer kleinen

Kommode hatte sie ihre Waffen auf einem kleinen Baumwolltuch

abgelegt. Sie glänzten im späten Sonnenlicht und es waren kaum

Kampfspuren an ihnen zu sehen. Mit einem schnellen Griff

ergriff sie die Waffen mitsamt dem Tuch schnappte sich ihren

Immune Manteau und ihr restliches Equipment und stürmte

regelrecht aus der Tür. Nein, wegen diesem verlogenen Kerl

würde sie jetzt sicherlich nicht ihr großes Ziel aus den Augen

verlieren! Sie lief an der Südkafra vorbei durch das Stadttor

und weiter nach Süden in Richtung Poring Heaven. Da sie mit

den kleinen Poringen und Dropsen nicht mehr viel anzufangen

wusste, suchte sie jetzt hauptsächlich nach den blauen Marins

und den grünen Poporingen, den etwas stärkeren Vertretern

der kleinen Schwabbelmonsterfamilie. So an sich lief es

eigentlich ganz gut, wobei sie sich langsam wirklich mal überlegen

konnte zu stärkeren Monstern in die Wälder von Payon zu

wechseln. Oder vielleicht auch nach Lighthalzen, in dessen Nähe

man Metalinge jagen konnte?

Ruîn war so in ihre Gedanken vertieft, das sie gar nicht bemerkte

wie jemand auf sie zukam. Sie hatte gerade ein Marin getötet

und aus dessen Überresten ein Garlet geborgen, als sie sich

umdrehte und beinahe in Helios krachte. „Nanana, Vorsicht

meine Kleine.“ Er lächelte, erwischte sie am Arm und zog sie an

sich um sie zu küssen. Allerdings blickte sie zu Boden und er

erwischte nur ihre Stirn. „Solltest du nicht lieber deine Frau

küssen?“ Sie blickte ihm jetzt direkt ins Gesicht um seine Reaktion

darauf besser abschätzen zu können. Er hatte sicherlich nicht

damit gerechnet, das sie das herausgefunden hatte. Leider tat

er nun etwas womit sie eigentlich gar nicht gerechnet hatte. Er

lachte. „Und das ist so witzig weil?“ „Ach komm Kleine, das

darfst du doch nicht so ernst nehmen.“ Er schüttelte so heftig

seinen Kopf das die Angelwings an seinem Helm einige kleinere

Federn verloren. „Was heißt da bitte ernst nehmen? Du bist

verheiratet und machst dich an andere Frauen ran!“ Sie versuchte

ihren Arm aus seinem Griff zu befreien was leider etwas unmöglich

war, da er um einiges stärker war als die kleine Thief. „Na jetzt

übertreib mal nicht so, ich bin der Leader einer großen Gilde, wie

du weißt, da hat man halt einfach einige Verpflichtungen, ob man

das nun mag oder nicht.“ „Verpflichtungen?“ Sie schüttelte ihren

Kopf, das konnte doch nicht sein Ernst sein? „Es ist nun mal

Praktisch die Eheskills im WoE verwenden zu können, verstehst

du das denn nicht? Das ist doch nur eine Nutzehe.“ „Achja? Und

welchen Nutzen hat dann bitte deine Tochter?“ „Na also, wenn

man schon heiratet, dann sollte das schon jemand sein, mit dem

man auch seinen Spaß haben kann...“ Er hatte endlich ihren Arm

losgelassen, allerdings nur um ihr nun über das Gesicht zu streicheln.

„Wenn du soviel Spaß mit ihr hast, dann steh doch auch zu ihr!“

„Sie interessiert mich nicht, du interessierst mich...“ „Aber du

mich jetzt nicht mehr, also lass mich!“ Sie schlug seine Hand weg,

drehte sich um und wollte weggehen, aber er war schneller. Er

ergriff ihre Hand und zwar diesmal so unsanft das es wehtat. „Jetzt

sei doch nicht gleich so eingeschnappt, ich hab dir doch alles

erklärt!“ „Ist mir doch egal was du treibst!“ Mit einem heftigen

Ruck hatte sie ihren Arm aus seinem Griff befreit und wollte diesmal

an ihm vorbei in Richtung der Brücke.

Helios ergriff sie an der Schulter und drehte sie so heftig herum,

dass sie mit den Beinen umknickte und hart auf dem Boden

aufschlug. „Ich bekomme immer was ich will!“ Für einen kurzen

Augenblick wurde ihr schwarz vor Augen. Sie konnte das kühle,

trockene Grass des Poringheavens in ihrem Gesicht spüren. Als

sie ihre Augen wieder öffnete war er über ihr. Mit einem heftigen

Ruck versuchte sich Ruîn aufzurichten doch er schlug sie zurück

auf den Boden und ein heftiger Schmerz durchfuhr ihren Kopf.

Helios ergriff ihre Handgelenke und zog sie über ihren Kopf

hoch, da er bei weitem größer war als Ruîn benötigte er dazu nur

eine Hand. Die Andere ließ er langsam über ihren Oberkörper

streifen. Sie fühlte ein kräftiges Ziehen und hörte den Stoff ihres

Oberteils reißen. Ruîn wollte laut Losschreien, aber sie bekam

weder den kleinsten Laut heraus noch konnte sie sich bewegen,

sie war starr vor Angst. Die schwere Rüstung des Paladins

verfügte über einige scharfe Kanten und diese fügten ihr immer

wieder einige Schnitte zu. Helios grinste sie an, als ob es für ihn

nichts weiter als ein schlechter Scherz war, was er da gerate tat

und drückte ihre Beine auseinander. Sie lenkte ihren Blick nach

oben zum Himmel, Tränen hatten sich gesammelt und liefen ihr

nun über die Wangen und dann wurde alles Schwarz.

Assassin

„Glaub mir, ich wünschte das hier wäre etwas anders gelaufen...“

Helios lehnte am Pfeiler der großen Brücke die zum Wüstenteil

des Poringheavens hinüber führte und blickte nach unten zum Fluß.

„Ich auch…“ Ruîn lag mit ausgestreckten Armen und Beinen im

hohen Graß und blickte nach oben in den dunklen Himmel. Die

Wolken waren schwer und es würde wohl jeden Moment zu

regnen

beginnen. „Sieh zu das du trocken in die Stadt kommst.“ Damit

löste er den langen blauen Umhang seiner Rüstung, ließ ihn über

Ruîn fallen und ging. Die Wolken zogen über den Himmel und

langsam begann es zu tröpfeln. Erst ganz wenig, dann etwas mehr.

Poringe und Dropse raschelten in den Büschen und sprangen ab

und an eilig vorbei, um dem Regen zu entkommen. Dann wurde

es langsam dunkel und die Nacht brach herein. Ruîn wusste nicht

wie lange sie da schon auf dem Boden lag, nass vom Regen,

betäubt vom Schmerz. Warum hatte er ihr DAS angetan? Wie

hatte er nur behaupten können er würde sie mögen? War DAS

seine Definition von Zuneigung gewesen? Also darauf konnte sie

wirklich verzichten. Mit einem schnellen Satz sprang sie auf die

Beine, raffte die Reste ihrer Kleidung zusammen, warf den Umhang

die Schlucht hinunter und rannte über die Brücke und in Richtung

der Wüste. Sie wusste nicht wo sie hin wollte, sie musste einfach

nur weg von hier. Weit weg von den Poringen und diesem

schrecklichen Ort. Der Sand der Wüste war durch die Nachtluft

abgekühlt und glitzerte im Mondlicht. Unter einigen Palmen hatten

sich ein paar steinerne Golems versammelt doch sie beachteten

Ruîn nicht, als sie durch ihre Gruppe rannte. Warum war sie nur

so schwach? Warum hatte sie sich nicht wehren können? Sie lief

so schnell sie konnte bis sie plötzlich auf eine Unebenheit im Sand

trat und stolperte. Heftig schlug sie mit den bloßen Fäusten auf

den Sand ein, immer und immer wieder, bis sie sich nach hinten

fallen ließ und aus Leibeskräften in den Himmel schrie.
 

Einige Hämmer, drei Lanzen, zwei Kurzschwerter, vier Stilettos,

zahlreiche Damaskus und verschiedenste Bögen aller Art und

Material lagen schön sortiert in und vor dem Cart einer blonden

Blacksmith auf der Haupteinkaufsstrasse in Prontera. Diese war

gerade dabei einige Cards zu sortieren und blickte zwischendurch

nachdenklich die lange Strasse hinunter. Es war ein relativ schöner,

sonniger Tag und so waren natürlich wieder massenweise Händler

unterwegs um ihre Waren an den Mann zu bringen. Sie bemerkte

gar nicht, das sich ihr ein Swordsman näherte und über ihre Schulter

blickte. „Hallo Isan.“ Vor lauter Schreck ließ die Blacksmith

sämtliche Cards fallen. „Himmel noch mal, schleich dich nicht noch

mal so an mich ran.“ Sie gab ihm einen Klaps auf den Rücken und

begann damit ihre Items wieder aufzusammeln. „Ich wollte dich ja

lediglich fragen, ob du mein Eisdamaskus fertig hast.“ „Jaja, ist im

Cart, warte mal…“ Damit schob sie noch ein paar Cards mit

dem Fuß unter das Cart und fischte dann darin eine Weile herum.

„Da isses.“ Sie reichte ihm ein langes Messer und verschwand

dann wieder unter dem Cart. „Das ist ja eine schöne Waffe, aber

ich wollte eigentlich ein Eisdama und keines mit Feuer…“ „Hö

was?“ Sie schnappte sich das Damaskus und blickte etwas verdutzt

drauf. „Hmm, jo das ist ne Feuerwaffe.“ Sie schüttelte den Kopf

und wühlte dann wieder in ihrem Cart herum bis sie die richtige

Waffe gefunden hatte. „Ich danke dir.“ Der Swordsman bezahlte

und verließ Isan dann in Richtung der Südkafra, während sie ihm

nachdenklich hinterher blickte. Sie machte sich seit geraumer Zeit

ein wenig Sorgen um die Thief Ruîn. Es waren jetzt schon ziemlich

viele Wochen vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten

und eigentlich sollte diese jetzt auch schon die Assassinen Prüfung

ablegen können. Aber sie hatten sich weder gesehen, noch hatte sie

eine Nachricht von ihr bekommen. Isan hoffte nur, das ihr nichts

Ernstes passiert war.
 

Der ehrwürdige Vorsitzende der Assassinengilde saß an seinem

Schreibtisch im untersten Stockwerk des Gildengebäudes und war

in einige Dokumente vertieft. Die Assassinengilde lag weit im Herzen

der Wüste des Sograt Desserts. Und es war natürlich nicht jedem

möglich hierhin zu gelangen. Man konnte zwar das Gebäude

erreichen, allerdings waren nur die wahren Anhänger der Gilde fähig

dieses auch zu betreten und in die inneren Bereiche vorzudringen.

Eine kleine Ausnahme allerdings bildeten junge Thiefs die sich nach

intensivem Training ihrer Fähigkeiten bereit fühlten, sich den

Anforderungen der Assassinengilde zu stellen und die Jobchangeprüfung

zu versuchen. Diese bestand aus mehreren Teilen und war nicht

gerade einfach. Auch heute war wieder Jemand gekommen um

sich dieser Herausforderung zu stellen. Der Vorsitzende hatte

gerade die Meldung darüber von der ersten Prüferin erhalten. Es

handelte sich um eine junge Thief, sie hatte alle Fragen mit Bravur

beantworten können und war in den ersten Monsterraum

vorgelassen worden. Die Assassinen der Gilde beobachteten jeden

Anwärter heimlich bei den Aufgaben, denn sie verfügten über

Fähigkeiten die es Jedem unmöglich machte sie zu sehen, wenn sie

nicht entdeckt werden wollten und berichteten die Fortschritte der

Prüfung sofort an den Meister. „Keine Frage war falsch, sie wusste

alles.“ Der Vorsitzende nickte. „Der erste Monsterraum ist geschafft-

in der hälfte der Zeit.“ Nun dann schien sie wohl eine sehr gute

Auffassungs- und Beobachtungsgabe zu haben. „Wir haben sie im

zweiten Monsterraum verloren…“ Er hob den Kopf und blickte

etwas ungläubig über seinen Schreibtisch. „Wie, ihr habt sie

verloren?“ Hinter ihm war eine Frau aus dem Cloak erschienen und

zuckte mit den Schultern. „Naja sie hat den Raum betreten und als

wir nachgesehen haben, war sie nicht mehr da.“ „Nun dann wird

sie wohl doch aufgegeben haben.“ Er deutete der Assassin mit einer

flüchtigen Handbewegung das das Gespräch für ihn zu Ende war

und sie wieder gehen konnte. Die junge Frau nickte und wandte

sich zum gehen, als sie sich doch noch einmal umdrehte. „Aber

eines war seltsam…“ „Hmm was?“ „Die Augen waren irgendwie

seltsam, ich kann aber nicht sagen warum…“ Sie zuckte mit den

Schultern und verschwand so plötzlich wie sie gekommen war. Der

Vorsitzende wandte sich wieder seinen Papieren zu und blätterte

einige Berichte der Dandelion Organisation durch. Er machte sich

keine Gedanken über die Prüflinge, entweder sie schafften es bis

zu ihm durch das Labyrinth, oder sie waren es nicht wert in die

Gilde aufgenommen zu werden. So einfach war das.

Mit einem heftigen Ruck wurde sein Kopf nach hinten gezogen und

ein langes, kaltes Messer fuhr ihm über den Hals bevor er sich

überhaupt bewegen konnte. Und dann sah er sie, die Augen, die

seine Kommilitonin erwähnt hatte. „Hallo.“ Ihre Augen waren

purpurn und ihr Blick war unheimlich kalt. Sie drehte das Messer

leicht in ihrer Hand und ein kleiner Strom Blut kam daraus hervor.

„Du trägst eine Guard Rüstung, nicht wahr? Darum konnten sie

dich plötzlich nicht mehr sehen. Schlau, schlau.“ Er schob das

Messer von sich weg und nickte. „Nun man muß eben alle Mittel

einsetzten die man hat.“ Sie lächelte und setzte sich auf den

Schreibtisch des Guildmasters. „Nun ja, das erwarten wir von

unseren Assassins.“ „Ich nehme also an ich habe bestanden?“ Sie

drehte das Messer mit der linken Hand, wischte mit der anderen

das Blut weg und blicke ihn dabei so eindringlich an, dass er das

Gefühl hatte, sie würde ihm bei einem Nein sofort das Messer ins

Herz rammen. Allerdings würde es dazu sicherlich nicht kommen.

„Natürlich, nur noch eine letzte, kleine Aufgabe…“ Er reichte ihr

ein Necklace of Oblivion und deutete in Richtung der Tür. „Bring

diesen Gegenstand zu meinem Assistenten in die Halle, er wird dich

dann in die Gilde aufnehmen.“ Sie nahm das Item an sich, sprang

vom Tisch und war wieder verschwunden.
 

„Nicht schlecht, nicht schlecht, ich gratuliere dir.“ Ruîn hatte die

Assassinengilde verlassen und blickte auf den silberhaarigen Assassin

Cross, der den Eingang zum Gildengebäude bewachte. „Danke.“

Sie verbeugte sich tief, drehte sich dann um ihre eigene Achse um

ihr neues Assassinenoutfit zu präsentieren und Beide kicherten,

dann ging er wieder in den Cloak und Ruîn sprang die steinernen

Stufen des riesigen Komplexes hinunter. Die Assaklamotten gefielen

ihr zwar eigentlich recht gut, doch sie vermisste die flauschigen

Thiefschuhe schon ein wenig. Assassinen trugen keine schweren,

gepanzerten Rüstungen, es war ihr Ziel so schnell zu werden, das

man sie kaum mehr treffen konnte. Sie trugen lediglich Bandagen

an den Gelenken und zur Stärkung des Rückens. Es mag manchen

nicht viel an Schutz erscheinen, aber es war durchaus ausreichend.

Ruîn hatte die letzten Paar Monate alleine in der Wüste verbracht

und in der Nähe der Gilde trainiert. Hauptsächlich hatte sie die

Sandman und Frilldoras gejagt, letztere wegen ihrer sehr praktischen

Cards. Zwischendurch hatte sie immer mal wieder einige

Händlerkarawanen getroffen und ab und an die zahlreichen Items

der Monster gegen andere Güter oder Geld ausgetauscht. Immerhin

brauchte sie jetzt ja auch einiges an Zeny für neue Waffen und neues

Equipment. Am Ende der langen Treppe blieb sie stehen und blickte

zurück nach oben an das Gebäude. Sie hatte es geschafft. Sie

hatte es wirklich geschafft. Beim ersten Versuch. Jetzt würde

alles besser werden. Jetzt war sie stark. Jetzt konnte sie sich ihren

Ängsten stellen.
 

Sie waren groß, sie waren stark und sie waren böse den Menschen

gegenüber. Immer wieder fielen sie über die Dörfer in der Nähe her,

verschleppten das Vieh und zerstörten die Felder. Viele von ihnen

lauerten südlich der Magierstadt Geffen, wo sie einige kleinere

Dörfer aufgebaut hatten und ihre großen Krieger ausbildeten. Die

Orks. Sie waren sehr aggressiv und man musste sehr aufpassen um

nicht ein Opfer ihrer großen Kriegeräxte zu werden. Und doch hatten

sie einige Schwachstellen. Ganz langsam und vorsichtig schlich sich

Ruîn an den großen Highork Krieger, der vor einer Versammlungshütte

Wache stand an. Mit einer schnellen Bewegung kam sie aus dem

Cloak und trieb ihm eine vergiftete Messerspitze in den Rücken.

Der Krieger schrie laut auf, fuhr herum und hieb mit der Axt nach

Ruîn. Sie duckte sich und sprang nach hinten. Er kam auf sie zu

und erhob wieder die Axt. Mit einem schnellen Satz war sie bei

ihm und rammte ihm zwei Damaskus in die Brust. Es waren Eiswaffen.

Sie glitten durch das Fleisch hindurch wie durch Wasser. Blut spitzte

aus den Wunden und aus dem Maul des Kriegers und dann fiel er

langsam nach hinten. Ruîn zog ihre Waffen aus dem Leichnam und

sah sich um. Sie hatte Glück gehabt. Es waren keine weiteren

Krieger angelockt worden. Die Waffen in beiden Händen leicht

von sich gestreckt schlich sie langsam weiter um die

Versammlungshalle herum. Sie befand sich jetzt südlich von

Britoniah, des WoE Gebiets von Geffen. Es war eine schöne

ländliche Küstengegend, mit satten Wiesen und vielen Bäumen

und Hügeln. Und es waren nicht nur Ork Krieger unterwegs.

Viele Knights, Lord Knights, Priester, Wizzards und kleinere

oder größere Partys zogen ihren Runden um sich mit den Heeren

der Orks zu messen. Man begegnete sich immer mal wieder und

tauschte hier und da ein paar Monsterdrops aus.

Ruîn beschloss noch ein oder zweit Tage in der Nähe der

Orkdörfer zu bleiben und danach mal wieder in der Hauptstadt

vorbeizugucken um vielleicht nach Isan zu suchen. Sie hatte sich

schon so lange nicht mehr bei ihr gemeldet, da wurde es echt

langsam mal Zeit. Ein lautes Gegröle in einiger Entfernung ließ Ruîn

aufhorchen. Ein leichter Wind zog auf und überall raschelte es in

den Bäumen. Irgendetwas war geschehen. Mit einem geübten Satz

schwang sie sich auf den nächsten Baum und kletterte bis zur Hälfte

um sich besser umsehen zu können. Leider waren zu viele andere

Bäume in der Nähe, sodass man nicht bis auf die unteren Ebenen

blicken konnte. Das Gebrüll wurde langsam lauter und unter einem

leichten Donner begann die Erde zu erzittern. Sie hatten einen neuen

Heerführer gewählt! Schnell kletterte sie wieder nach unten und lief

an den Rand des Hügels an die Klippe. Das musste sie sehen. Sie

mussten jetzt in der unmittelbaren Nähe sein. Alle paar Tage

bestimmten die Highorks den Stärksten unter ihnen zum neuen

Heerführer. Dieser wurde zum Orkhero ernannt und zog dann mit

einer großen Gruppe durch die Gegend um alles niederzumetzeln

was ihnen in den Weg kam. Nicht das Ruîn sich einbildete sie könnte

auch nur die geringste Chance gegen diese Truppe haben, sie wollte

den Anführer nur einmal sehen. Nur ein kurzer Blick, dann würde

sie so schnell wie möglich den größeren Partys hier in der Nähe

bescheid geben. Diese konnten ihn aufhalten, bevor er mit seinen

Kriegern in ein Menschendorf einfallen würde. Langsam wanderte

sie die Anhöhe herunter und hielt nach den Orks Ausschau. Und

da waren sie. Acht Highorcs marschierten in Reih und Glied vor

einem besonders großen Krieger mit einem wehenden Federhelm

her. Ruîn stand hinter einem Baumstamm in Deckung und

betrachtete das Schauspiel. Auf einmal wandten sich die Krieger

nach rechts um, sie hatten irgendwas entdeckt! Ruin versuchte

gespannt etwas zu erkennen und da sah sie es. Nicht weit von der

Anhöhe auf der sie zuvor gewesen war, saß ein kleines Mädchen,

eine Dancer, im Grass. Sie musste beim Fluchtversuch gestürzt

sein und blickte nun entsetzt auf die nahenden Orks. Mit einem

Satz sprang Ruîn hinter dem Baum hervor und preschte mit weit

geschwungenen Schwertern los. Sie musste die Krieger von der

Kleinen ablenken! Sie schrie nun aus Leibeskräften und warf

einige Giftmesser nach dem Mob. Die ersten Drehten sich zwar

zu ihr um, machten aber noch keine Anstalten von ihrem Kurs

abzuweichen. Zum Glück waren sie bei weitem nicht so schnell

wie Ruîn. Sie jagte an ihnen vorbei, erwischte die junge Dancer

am Arm und zerrte sie mit sich. Sie hatte vor nicht allzu langer

Zeit eine größere Party gesehen die noch in der Nähe sein musste.

Die Beiden erreichten die Anhöhe, Ruîn drückte die kleine Dancer

hinter sich, sie musste sich den Orks stellen. Sie hatten die

Verfolgung nicht aufgegeben. Sie drehte sich zur Kleinen um,

erwischte sie an den Schultern und blickte sie eindringlich an.

„Schrei.“ Damit drehte sie sich um und rannte den Orkkriegern

entgegen und die Kleine schrie. Die ersten beiden Krieger

blieben sofort stehen und Ruîn schaffte es ein Giftfeld zu legen

bevor der Orkhero sich an sie wandte. Der Scream der kleinen

Dancer würde bei dem Hero keinen Effekt haben, das wusste

sie, aber wenn sie Glück hatte würden es wenigstens andere

Leute hören.

Jetzt stand sie ihm gegenüber. Er blickte sie an. Dann hob er

langsam die riesige Streitaxt. Ruîn stemmte sich fest in den Boden

und erhob ihre Messer. Der Axthieb war so stark das es Ruîn

direkt umhaute. Der Ork grinste hämisch unter seinem Helm,

trat auf sie zu und hob erneut zum Hieb an. Ruîn erhob ihr

Damaskus und schloss die Augen, noch so einen Schlag konnte

sie nicht überleben. Ein lautes KLANG ließ Ruîn erschrocken

auffahren. Der Orkhero stand direkt vor ihr und hieb auf die

rosa Safetywall ein. Und dann kam der Storm Gust. „Komm

her!“ Ruîn fuhr herum und blickte auf die Leute hinter sich. Der

High Priester winkte und ein Lord Knight stürzte sich auf den

Ork. Auch die kleine Dancer war wieder auf den Beinen und

versuchte hinter dem Wizzard in Deckung zu gehen. Ruîn lief

durch den zweiten Cast, hinter den Priester wo ein anderer

Assassin stand. Der Kampf war nun recht kurz. Der Lord

Knight hieb im Berserk auf den brüllenden Orkhero ein während

der Wizzard den Mob ausschaltete und auch dem Anführer

kräftigen Schaden zufügte. Der Highpriest hielt die Safetywalls

aufrecht, lexte den Hero zwischendurch und buffte die Gruppe.

Dann war es plötzlich soweit. Der Hero brüllte laut auf, hieb

nochmals auf den Lord Knight ein und fiel dann rückwärts um.

Triumphierend erhob der Knight sein Schwert und der Wizzard

hielt kichernd ein Heroic Emblem in die Luft. „Na, das ging ja.“

Der Priester nickte zufrieden und healte dann noch mal die

ganze Umgebung, während die kleine Dancer Ruîn mit einem

lauten „Daaannnkkeeeee!!“ um den Hals fiel.

Alte Bekannte

„Wow, das war ja toll! Du hättest da glatt sterben können.“ Der

blonde Assassin hüpfte um Ruîn herum und betrachtete sie dabei

von allen Seiten. „Bin ich aber nicht.“ Sie hatte sich gerade von

der Party verabschiedet und wollte nun eigentlich wieder ein paar

Orks töten. „Jajaja, aber es war trotzdem gefährlich. Was für

Waffen hast du da eigentlich dabei?“ Er war an ihrer rechten

Seite geblieben und versuchte einen Blick auf ihre Damas zu

erhaschen. „Solltest du nicht lieber deiner Party folgen bevor du

sie verlierst?“ Sie war stehen geblieben und deutete nach hinten,

wo in einiger Entfernung noch die Anderen standen. „Hmm? Nö,

das ist nicht meine Party, ich war alleine unterwegs.“ Er begann

wieder damit Ruîn zu umrunden. Na toll. Sie wanderten ein Stück

weiter, eine leichte Anhöhe hinauf, von der aus man schon die

westliche Küste sehen konnte, als in der Ferne zwei, drei

Highorks auftauchten. Da sie jetzt keine Lust hatte, sich leise

im Cloak anzuschleichen preschte sie einfach drauf los, zückte

im lauf ihre zwei Damaskus und ließ ein Giftfeld vor dem ersten

Ork entstehen. Sie rammte ihm beide Damas in die Brust, stieß

den Ork mit dem Fuß zurück um die Messer herauszuziehen

und zog sie dem zweiten Krieger quer über den Hals. Es wäre

ein guter Kampf gewesen, wäre da nicht dieses Klatschen

gewesen das nun hinter ihr erklang. Der Assa saß hinter ihr im

Grass und blickte sie bewundernd an. „Wow, das ist ja so cool

mit zwei Daggern.“ „Ich denke das ist normal für einen Assassin.“

„Nah nicht für alle, ich benutze lieber Katare.“ Er nickte und

zückte seine Waffen. „Ist zwar irgendwie ähnlich wie mit deinen

zwei Waffen aber doch ein wenig anders.“ Er hielt ihr das Katar

vor die Nase damit sie ja alles genau sehen konnte. „Jaja, schön.“

Sie schob die Waffe beiseite und setzte ihren Weg fort. Natürlich

folgte er ihr. „Musst du nicht irgendwohin? Irgendwas töten?“

„Nee, ich denke ich bleibe ein wenig bei dir und schau dir beim

Kämpfen zu.“ Na toll. Er lächelte und sprang fröhlich neben ihr

her. „Mein Name ist übrigens Solar. Und wie heißt du?“ Er

plapperte weiter drauf los und hielt eigentlich nur dann den Mund

wenn sie gegen Orkkrieger kämpften. Es dauerte kaum drei,

vier Stunden und Ruîn kannte seine komplette Lebensgeschichte.

Das er in der Nähe von Lighthalzen aufgewachsen war, eine

kleine Schwester hatte und schon als kleiner Junge so schelmisch

war, das seine Eltern immer schon gesagt hatten er würde mal

Thief werden. Was er dann anscheinend auch getan hatte.

Während dieser ganzen Zeit sagte sie kaum mehr als hin und

wieder ein paar Worte. Sie hatte ja die große Hoffnung, dass er

gehen würde wenn erst die Nacht herein brach. Sie hatte es sich

damals in der Wüste angewöhnt in der Wildnis zu übernachten

und ihr neuer Begleiter wirkte nun gar nicht so, als ob er so was

mitmachen würde. Sie hatte am Nachmittag einen hölzernen

Hochstand auf einer Anhöhe gesehen der sich eigentlich ganz gut

zum Übernachten eignen würde. Nach einigen Minuten des Suchens

hatte sie ihn am Horizont entdeckt und eilte nun schnurstracks

drauf zu. Der Hochsitz stand auf einer relativ ebenen Fläche neben

einem großen Baum was für ein Lagerfeuer ziemlich praktisch war.

„So ich denke mal ich übernachte hier.“ „Hier mitten im Wald?“

Solar blickte sich etwas irritiert um. „Ja das mache ich oft so.“

„Cool das hab ich schon lange nicht mehr gemacht.“ Na toll, nicht

mal jetzt wurde sie ihn los.
 

Die nächsten paar Wochen wich Solar nicht von ihrer Seite und

Ruîn wusste plötzlich warum sie sich nie ein Pet zulegen würde.

Wobei sie zugeben musste, dass es auch angenehme Seiten hatte

nicht alleine zu sein. Man konnte sich zum Beispiel bei der Nachtwache

abwechseln, das war ziemlich angenehm, weil man dann viel besser

schlafen konnte. Sie waren noch im Gebiet der Highorks unterwegs,

wobei sie sich jetzt aber doch lieber von den Orkheroes fernhielten.

„Hmm sag mal hast du noch Platz um ein bisschen was zu tragen?

Ich hab schon soviel Zeug hier.“ Solar ließ klimpernd einige

Orkvoucher fallen. „Dann solltest du nicht jeden Mist aufheben.“

Ruîn ging ein Stück vor ihm und hielt nach Orks Ausschau. Es war

ein schöner, klarer Tag gewesen und die Sonne begann sich gerade

zu senken. Sie waren an der westlichen Küste und der Ozean

glitzerte im Abendlicht. „Du sag mal, unsere Vorräte gehen auch

langsam zur Neige, vielleicht sollten wir mal in die Stadt?“ Solar

kramte in seinem Rucksack und warf dann eine schon leicht

bräunliche Banane heraus. „Hmmm, ja könnten wir machen.“ Ruîn

war immer noch nicht sehr gesprächig. Wobei sie das ja nicht

wirklich sein musste, da er ja für sie Beide genug redete. „Also wir

sind zwar in der Nähe von Geffen, aber es wäre toll auch mal wieder

über den Markt zu gehen, vielleicht mal nach neuen Waffen suchen,

dann könnten wir vielleicht auch mal woanders hingehen.“ Er nickte

und reichte Ruîn einen Butterflywing. „Ok.“ Vielleicht würde er sich

ja in der Stadt abhängen lassen? Sie zerdrückte den Wing zwischen

ihren Fingern und die Landschaft verschwamm vor ihren Augen und

manifestierte sich schließlich wieder zu Prontera. Eine sehr angenehme

Art zu reisen. Sie waren am viel besuchten Partyspot westlich der

Südkafra und bahnten sich einen Weg zur Hauptrasse. „So ich muss

ein paar Sachen erledigen.“ Damit winkte sie Solar kurz zu und eilte

dann in nördlicher Richtung davon. Als erstes besorgte sie sich ein

Zimmer zum Übernachten im PvP Haus, dann wollte sie gerne Isan

finden, die sicherlich irgendwo mit einem Shop herumsaß. Sie lief ein

wenig in der Stadt herum, verkaufte ihr Loot im Tool Shop und füllte

einige Vorräte in ihrem Kafra Lager auf. Dann verließ sie die Stadt

durch das Südtor, weil sich dort auch immer mal wieder einige Shops

einfanden. Es waren einige Leute vor Prontera und hier und da blitzen

einige Dead Branchs auf die den Besitzer wechselten. Mit diesen

Items zu spielen war ein beliebter Zeitvertreib, vor allem vor der

Stadt. Ruîn beschloss denen etwas aus dem Weg zu gehen, man

wusste ja nie welche Monster sie beschwörten, angeblich waren

schon Leute dabei umgekommen und setzte sich etwas südlich vom

Stadttor ins hohe Grass. Sie beobachtete ein wenig das Treiben vor

der Hauptstadt, das kommen und gehen einiger Leute und Partys und

schlürfte dabei einen Chocolate Drink.
 

Und dann sah sie Ihn. Er kam gerade aus der Stadt und hielt seine

kleine Tochter am Arm, seine Frau folgte ihnen. Sie sprachen neben

dem Stadttor mit einem Highwizzard. Ruîn stand auf um sich etwas

näher ran zu schleichen. Er hatte sich seit ihrer letzten Begegnung

kaum verändert. Im ersten Moment hatte sie gedacht sie würde sich

vor ihm fürchten, oder wenigstens wütend werden, aber irgendwie…

Sie war jetzt nur noch um die fünf, sechs Meter entfernt, blieb stehen

und blickte ihn eindringlich an. Und dann entdeckte Helios sie. Er

erstarrte mitten im Satz und betrachtete sie, bis ein Priester zwischen

ihnen Beiden hindurchging und sie verschwunden war. „Was ist los?“

Seine Frau zupfe an seinem Ärmel. „Nichts, nichts, ich dachte ich

hätte was gesehen...“ Er schob seine Tochter zu der Highpriest und

wandte sich an das Stadttor. „Ich habe noch was zu tun, bis später.“

Damit ging er. Die Hauptstrasse lag im dunklen Abendlicht und viele

der Merchants hatten ihre Shops schon geschlossen. Helios versuchte

sich nichts anmerken zu lassen, sie war da, das wusste er. „Es ist

Flieder, nicht wahr? Den Duft hast du damals schon benutzt.“ Er war

am Brunnen an der Schmiede angekommen und setzte sich auf eine

der Bänke. „Hmmm, stimmt. Das weißt du noch?“ Sie kam aus dem

Cloaking und stand nun direkt vor ihm. „Wie könnte ich etwas

vergessen, das mit dir zu tun hat?“ Er lächelte leicht, steckte die Hand

nach ihr aus und mit einem wahnsinnig schnellen Satz war sie weg.

Sie stand gute fünf Meter entfernt und schüttelte langsam lächelnd den

Kopf. Dann drehte sie sich um ging ein paar Schritte, zwischen dem

PvP Haus und der Schmiede hindurch und war verschwunden,

wieder im Cloaking. Er wartete einen kurzen Moment, stand dann

auf und folgte ihrem Weg. Irgendwie hatte er so ein unbestimmtes

Gefühl wo er sie finden konnte. Er betrat das PvP Haus, blickte sich

kurz um und wanderte dann über die Treppe nach oben in den ersten

Stock. Die dritte Türe links war einen Spalt breit offen also betrat er

das Zimmer. Es war scheinbar leer und für einen kurzen Augenblick

dachte Helios daran wieder zu gehen, als plötzlich die Tür hinter ihm

ins Schloss fiel.
 

„Dich hab ich ja lange nicht mehr gesehen, du weißt schon das wir

noch WoE laufen, oder?“ Der Champ tippte schon die ganze Zeit

gegen Solars Schulter, bis es ihn nervte und er ihm auf die Finger

klopfte. „Ja ich war halt fleißig am trainieren, werd ich ja wohl auch

mal machen dürfen, oder?“ Er war in das Haus seiner Gilde im

Norden von Prontera gegangen um dort zu übernachten und zu

sehen ob mit den Leuten alles noch in Ordnung war. „Ich mein ja

nur das wir dich hier auch mal brauchen.“ Sie saßen in dem großen

Allzweckraum des Hauses an einem großen Fenster von dem aus

man das Schloss sehen konnte. Es gab eine Menge Gildenhäuser

in den Städten, diese dienten hauptsächlich dazu das die Gilden-

mitglieder einen Ort für ihre Besprechungen oder einfach nur zum

wohnen hatten. Gilden waren große Gemeinschaften, fast wie

Familien und man lief nicht nur WoE zusammen sondern trainierte

auch miteinander oder jagte die großen Bossmonster, wie den

Orkhero oder ähnliches. „Ich hab halt zur Zeit anderes zu tun, da ist

diese Assa, ich versuch schon so lange sie zu überreden auch in die

Gilde zu kommen und WoE mitzumachen, aber irgendwie mag sie

noch nicht…“ Solar seufzte und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte

fallen. „Oha, hab ich richtig gehört? Unser Nesthäkchen ist mit

EINER Assa unterwegs?“ Der Champ grinste und klatschte in die

Hände. „Ja ein Mädchen, stell dir vor.“ Solar schüttelte den Kopf,

stand auf und wanderte ans Fenster. Wo sie sich jetzt wohl

Rumtrieb? Sie würde doch hoffentlich nicht einfach wieder alleine

abreisen? Er musste echt besser aufpassen, dass er sie nicht

nochmals verlor. Einmal hätte sie ihn beinahe schon mal in Geffen

abgehängt „Ich bring sie schon noch dazu, dass sie zu uns in die

Gilde kommt.“ Damit winkte er dem Champ zu und verließ das

Gildenhaus um noch ein wenig in den letzten Shops nach ein paar

Waffen zu stöbern.
 

Helios stand regungslos mitten im Zimmer, er wusste ganz genau

dass sie da war. Es war nur die Frage was sie wollte. Ob sie ihn

einfach nur mit einem ihrer Messer abschlachten würde? Nun,

dann würde er es eben riskieren. Er zog sein Schwert und legte es

langsam hinter sich auf den Boden. Dann lockerte er langsam den

Schulterteil seiner schweren Rüstung und nahm den mittleren Teil

ab, sodass sein Hals frei lag. „Na los, viel wehrloser als jetzt werd

ich kaum noch mal sein.“ „Nun ich schätze da hast du recht…“

Mit einem heftigen Ruck wurde sein Kopf nach hinten gezogen

und ein langes, dünnes Messer glitt über seine Kehle. Er konnte

ihren Atem in seinem Nacken spüren, als sie langsam um ihn herum

ging und dabei das Messer fest an seinen Hals gedrückt hielt. Sie

blickte ihn an, kein Zweifel seit ihrer letzten Begegnung war sie

um einiges erwachsener geworden und auch ein wenig gewachsen,

aber immer noch ein großes Stück kleiner als er. Trotzdem sah

sie ihn nun von unten herauf an, ohne den Kopf zu heben, was ihr

einerseits einen gefährlichen, aber andererseits auch einen sehr

erotischen Blick verlieh. Ruîn ließ das Messer langsam über den

Brustpanzer nach unten wandern und schnitt damit die beiden

ledernen Riemen durch, die diesen Teil der Rüstung mit dem

Hinteren verbanden. Laut scheppernd fiel der ganze Panzer zu

Boden. Er wagte es seine Arme auszustrecken, packte sie an

der Hüfte und zog sie an sich. Sie sah ihn weiter von unten herauf

an, dieser Blick machte ihn verrückt. Er küsste sie und auch

wenn er wieder das Messer an seiner Kehle spürte, wehrte sie

sich nicht wirklich. Langsam ließ Helios seine Hände über ihren

Rücken gleiten und zupfte ein wenig an ihren Bandagen. Sie löste

sich aus seiner Umarmung indem sie einen Schritt zurücktrat.

Dann schlug sie ihn so heftig mit beiden Handflächen gegen die

Brust das er einen Schritt zurück stolperte und gegen das Bettende

trat. Sie folgte ihm und schlug nochmals zu sodass er nach hinten

ins Bett fiel. Dann löste sie langsam die Bandagen ihrer Rüstung,

wobei sie ihn die ganze Zeit mit ihrem Blick fixierte. Ruîn trat an

das Bett, kniete sich hin und fuhr mit dem Messer langsam Helios

Beinrüstung nach oben. Als sie an dem leichteren Stoff ankam,

konnte er das blanke Metall der Schneide auf seiner Haut fühlen.

Sie zog das Messer weiter nach oben und schlitzte ihm dabei

sämtliche ledernen Teile seiner Rüstung auf. Sie saß jetzt auf ihm,

steckte sich das Messer in ihre Overknees und schnallte sich

ihren Schulterpanzer ab. Er wagte es langsam seine Arme zu

heben und fuhr ihr über den Oberkörper. Der Stoff ihrer

Assassinenkluft war rau und bildete dadurch einen schönen

Gegensatz zu ihrer weichen Haut. Er zog sie zu sich hinunter

und küsste sie. Als er den Schmerz spürte, dachte er zuerst sie

hätte ihm nun doch das Messer in die Schulter gerammt. Allerdings

waren es nur ihre Fingernägel, die sich in seine Schulterblätter

gruben. Ja, sie würde ihre Spuren hinterlassen damit seine Frau

sie sehen konnte. Überall an seinem Körper. Und sie würde so

brutal sein, wie er es gewesen war. Oh ja, sie würde ihm zeigen,

das sie nicht mehr die kleine wehrlose Thief von Damals war!

Ruîn zerrte an seinem Oberteil und zerriss den Stoff mit ihren

bloßen Händen. Helios richtete sich auf und zog sie an sich. Ihre

Bewegungen waren langsam und geschmeidig, als er sie küsste

konnte er wieder das Messer an der Kehle fühlen. Ja sie machte

es ihm wahrlich nicht gerade einfach. Er wusste, das sie dafür

sorgen würde, das er sich seiner Frau in den nächsten paar Tagen

nicht mehr nähern würde.

Training

Es war schon weit nach Mitternacht als Solar sich endlich dazu

entschloss ins Gildenhaus zurückzukehren. Er hatte sich wohl

sämtliche noch offene Shops in Prontera angesehen und langsam

wurde es ziemlich still auf den Strassen. Er wanderte vom

östlichen Gasthaus zum Brunnen nach Norden und war gerade

in der Nähe des PvP Hauses als dessen Tür geöffnet wurde und

Ruîn heraustrat. Es waren einige Leute am Platz versammelt die

noch eine nächtliche Runde im PvP verbringen wollten und Partys

bildeten, so das sie ihn nicht gleich sah. Er wollte ihr schon winken,

als hinter ihr noch jemand aus dem Gebäude kam. Der Paladin

ging zu ihr, erwischte sie an der Hand und zog Ruîn an sich. Diese

riss sich mit einem schnellen Ruck von ihm los und sprang mit

Backslash einige Meter zurück. Sie blickten sich einige Sekunden

lang an dann drehte sie sich um und verschwand im Cloaking. Der

Paladin schaute noch einige Zeit in die Richtung in der sie

verschwunden war und ging dann in Richtung der Ostkafra davon.

Solar hatte diese ganze Szene interessiert beobachtet und war sich

nicht so sicher was er davon halten sollte. Das sie einen Freund

hatte, hatte sie ihm gar nicht erzählt. Und selbst wenn das stimmen

sollte, dann hatte sie sich gerade eben etwas merkwürdig verhalten.

Am besten er fragte Morgen dann einfach mal nach.
 

„Ich habe eine Affäre mit einem verheirateten Mann...“ Ruîn lag

mit dem Kopf auf der Tischplatte und sah dabei zu wie Isan ihren

Bananensaft austrank. „Naja, dann lass es halt.“ Sie zuckte mit

den Schultern winkte dem Wirt damit er ihr noch etwas zu trinken

brachte. „Das ist nicht so einfach wie du vielleicht glaubst...“

„Liebst du ihn?“ Sie begann damit Ruîn mit dem Finger zu pieksen

und hörte erst auf, als der Wirt ihr einen Grapejuice vor die Nase

stellte. Ruîn zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich...“ Isan

seufzte. Die Beiden waren sich vor einigen Stunden auf dem

großen Partyspot förmlich in die Arme gelaufen und beschlossen

dann gemeinsam im nahen Pub Frühstücken zu gehen. Sie hatten

sich zuerst um einige Loot Angelegenheiten gekümmert, Isan

wollte Ruîns Cards verkaufen, und plauderten dann über dies

und das, da sie sich ja schon etwas länger nicht mehr gesehen

hatten. Einige Geschehnisse hatte Ruîn allerdings ausgelassen. Isan

würde sich nur unnötig aufregen und womöglich noch zu Helion

rennen, um ihm einen ihrer großen Schmiedehämmer über den

Kopf zu hauen. Nun das war ja jetzt nicht mehr nötig, sie konnte

nun selber auf sich aufpassen. „Also wenn mein Mann was mit

einer anderen hätte, der soll sich dann nur mal nach Hause trauen-

dem les ich dann wohl ordentlich die Leviten.“ Sie schlug sich mit

der Faust in die Handfläche und Ruîn musste kichern. „Dann sollte

ich mich wohl in Acht nehmen.“ „Jo, also Finger weg von den

Champs, ja?“ Isan kicherte und schüttelte den Kopf. „Hmm, was

hab ich denn noch an Waffen, die du gebrauchen könntest…“

„Also zurzeit klopp ich mich nur mit den Orks.“ Sie gingen dann

noch einige mögliche Trainingsorte durch und Isan machte sich

eine Liste mit Elementarwaffen die sie mal für Ruîn herstellen

könnte.
 

Solar stand schon seit einiger Zeit an der Südkafra und versuchte

Ruîn in der ständig wachsenden Menge der Leute zu erkennen.

Es gab zwar noch andere Möglichkeiten um zum Dorf der Orcs

zu kommen, aber er konnte ja nicht alles kontrollieren. Endlich

erkannte er eine blonde Assassine in der Ferne und nach wenigen

Minuten war klar, das es sich um die Richtige handelte. Er winkte

ihr zu und ging ihr dann auch ein Stück entgegen. „Hallo!! Da bist

du ja wieder, ich dachte schon ich hätte dich verloren, gehst du

wieder zu den Orcs? Kann ich wieder mitkommen?“ Hier legte

ihm Ruîn die Hand auf den Mund schüttelte den Kopf. „Jaja du

kannst mit, aber psssscht jetzt mal für ne Minute, ja?“ Damit

wandte sie sich an die Kafra um in ihrem Storage zu stöbern, ihre

Vorräte aufzufüllen und noch etwas Loot zu verstauen. Dann ging

es wieder los. Sie ließen sich in die Nähe des Ork Dungeons

warpen und machten sich auf den Weg. Es war ein schöner, klarer

Tag, was es etwas leichter machte die Orkkrieger zu erkennen

bevor sie einen sahen. Solar und Ruîn kamen ganz gut voran, sie

hielten sich von dem neuen Orkhero fern, der wieder in der

Gegend herumstreifte. Wie immer plapperte Solar wie ein

Wasserfall und Ruîn hatte es sich angewöhnt hier und da mal

„Jaja.“ zu sagen oder zu nicken. Sie kamen auch mit dem Training

ganz gut voran und wanderten gelegentlich nach Süden in das

Dorf der Goblins um sich mit deren Leader anzulegen, der bei

weitem nicht so stark war wie sein hiesiger Nachbar. Die Nächte

verbrachten sie meistens auf den, von den Orks und Goblins

errichteten Hochständen, da diese sich schön verteidigen ließen

und man es hören konnte wenn sich jemand am Holz zu schaffen

machte. Sie hatten eine relativ neue Feuerstelle am Fuß eines

Hochstandes entdeckt und konnten dort ein wenig Trockenfleisch

aus Prontera anbraten. Normalerweise machten sie selbst kein

Feuer, weil die Gefahr zu groß war dadurch nahe Orkkrieger

anzulocken. Aber wenn sie eine Stelle fanden die noch leicht

brannte nutzten sie diese auch gleich. „Ich weiß ja, das das Zeug

eigentlich gar nicht so zum braten gedacht ist, aber es schmeckt

so viel besser. Nicht so ledrig.“ Solar nickte und wühlte ein wenig

in seinem Rucksack herum. „Mhm.“ Ruîn war auf den Hochstand

geklettert und behielt die umliegende Gegend im Auge. „Magst

du noch was machen, oder soll ich das Feuer ausmachen?“

„Kannst löschen.“ Er trat einige Male auf die Feuerstelle ein und

schob dann etwas Erde darüber, dann schwang er sich auf die

Leiter und kletterte zu Ruîn hoch. Es war bereits ziemlich dunkel

und man konnte schon die Sterne am Himmel glitzern sehen.

„Sollen wir auch mal woandershin gehen um zu trainieren? Ich hab

gehört das es auf dieser Insel da bei Izlude ganz gut sein soll.“

Solar saß neben der Leiter und betrachtete Ruîn die an der

gegenüberliegenden Seite am Geländer stand und ihm den Rücken

zugewandet hatte. „Hmm können wir schon machen.“ „Du gehst

nicht sehr oft in die Stadt, kann das sein? Gibt es da eigentlich

niemanden der auf dich wartet? So Familie… oder Freund?“

Solar blickte vor sich auf den Boden und kletzelte an einem

getrockneten Blutfleck auf seinem Katar herum. „Nö.“ „Ich hab

dich mit dem Paladin gesehen… vor dem PvP Haus…“ Jetzt

drehte sich Ruîn zu ihm um und betrachtete ihn interessiert.

Worauf wollte er hinaus? „Ist er dein Freund?“ „Nein, der ist

anderwaltig verheiratet.“ Sie drehte sich wieder um und ignorierte

Solar der nun von einem Ohr zum anderen grinste.
 

In den nächsten paar Monaten reisten Ruîn und Solar ein wenig in

ganz Midgard herum und versuchten sich an einigen anderen

Monstern. Sie legten sich mit den Minorous und Verits in der

Morroc Pyramide nahe der Thiefgilde an, wobei sich das als

etwas schwierig herausstellte, da diese die Angewohnheit hatten,

ihre Angreifer zu stunnen. Isan freute sich, dass sie mal wieder

ein paar Element Waffen herstellen konnte. Ruîn versuchte sich

gelegentlich auch ein paar Mal an den Kataren, allerdings lagen

ihr die Messer mehr, da diese einfacher zu halten waren. Nach

den Minos versuchten sie sich an den Pasanas der Sphinx. Diese

Totenwächter stürzten sich mit Falchions bewaffnet auf ihre

Gegner und waren geübt im Umgang mit dem Feuer. So kam es

auch des Öfteren mal vor das Ruîn sich gefährliche Brandwunden

zuzog, da sie meist vorausstürmte und Solar von den meisten

Monstern nicht mehr viel übrig ließ. In der Sphinx war es sehr

gefährlich, da es eigentlich keinen einzigen Ort gab an dem man

sich vor den Monster in Sicherheit wiegen konnte. Sie musste

ständig auf der Hut sein und nicht aus dem Hinterhalt angegriffen

zu werden. Gelegentlich trafen sie auch auf andere Abenteurer

mit denen sie ab und zu einige Tipps austauschten, aber die meiste

Zeit waren sie zu Zweit unterwegs. Mit der Zeit wurde es auch

leichter, sie trafen die schnellen Monster öfters, und konnten

deren Skills bald so einschätzen das sie selbst nicht mehr so oft

getroffen wurden. Sie hielten sich immer nahe an den Wänden

lauschten vor allem an den dunklen Ecken genau um nicht von

einer kleinen Horde Monstern überrannt zu werden. Manchmal

schlichen sie auch im Cloaking durch die Gänge oder bewarfen

die Pasanas heimlich mit Steinen. Das amüsierte vor allem Solar

der sich über so etwas immer kaputtlachen konnte. Ab und zu

musste sogar Ruîn zugeben, dass es ihr Spaß machte und das

es auch nicht immer schlimm war, wenn man in Gesellschaft reiste.

Nach einer Weile kehrten sie nach Prontera zurück, da Solars

Gilde am War of Emperium teilnahm und auf dessen Hilfe zählte.

Ruîn nutze die Zeit um sich mit Isan zu treffen und einige Loot

Dinge zu klären. Isan war jetzt zwar ein Mitglied der

Blacksmithgilde, aber sie gehörte auch immer noch zu den

Merchants. Das hieß sie konnte in Shops billiger Einkaufen und

auch teurer Verkaufen als die anderen Klassen. Darum hatte sie

auch Ruîn angeboten ihr Loot mit zu verkaufen damit ein wenig

mehr Geld dabei raus sprang. Solar hatte Ruîn zwar noch einige

Male mit WoE Einladungen genervt, aber sie hatte gerade keine

Lust sich mit anderen Leuten gegenseitig abzuschlachten. Sie

guckte sich inzwischen lieber auf dem Markt um und hörte

Gelegentlich den WoE Meldungen zu, die in ganz Midgard

ausgerufen wurden. Sie hatte sich noch nicht wirklich für das

Spektakel um die Castles interessiert, obwohl sie jetzt schon zwei

Gilden- Einladungen hatte. Sie wusste eigentlich nur, dass die

Gilden sich gegenseitig ein paar Stunden um diese Schlösser

kloppten und die Gewinner es dann bis zum nächsten WoE

behalten durften. Normalerweise konnte man mit seinen Skills

keine anderen Menschen berühren oder verletzten, doch durch

eine ganz spezielle Magie, die nur in den Castles oder in den PvP

Gebieten herrschte, wurde es möglich. Natürlich in einem ganz

anderen Maß als bei einem normalen Kampf gegen Monster.

Eigentlich konnte sich im WoE niemand wirklich verletzten. Nur

hier und da gab es halt immer wieder einige Fälle von

gebrochenem Stolz wenn man gegen eine andere Gilde unterlegen

war, aber das war auch schon alles. Ruîn betrachtete die Dächer

der Stadt, die hinter der massiven Mauer in der Abendsonne

glitzerten. Als die Meldungen wieder aufhörten wanderte sie

zurück in die Stadt. Nach den WoEs war immer besonders viel

los. Man räumte Equipment und Waffen wieder ins Kafra Lager

oder tauschte es gegen die Trainingssachen, füllte Pots wieder

auf und was halt noch so alles anfiel. Sie schlängelte sich durch

einige Leute und guckte sich nach bekannten Gesichtern um. Sie

wusste, dass sich Helios Gilde immer bei ihrem Gildenhaus nahe

der Westkafra versammelte und hatte irgendwie Lust sich das

mal anzusehen. Diesmal allerdings nicht im Cloaking. Sie stand

gegenüber dem Haus und lehnte sich gegen einen der Bäume. Sie

wusste aus den Kafradurchsagen, das sich die Gilde ein Castle in

Geffen erkämpft hatte und demnach sollten die Mitglieder wohl

alle recht gut gelaunt sein. Sie beobachtete die Leute die langsam

von der Kafra zum Gildenhaus kamen. Helios war im Gespräch

mit einem Wizzard und einer Knight, seine Frau ging ein Stück

weiter hinter ihm und war mit einer Hunterin in ein Gespräch

vertieft. Helios verabschiedete sich von dem Wizzard und wollte

gerade in das Gildenhaus gehen, als er Ruîn unter dem Baum

entdeckte. Sie hatte ihre Arme verschränkt und blickte ihn mit

gesenktem Kopf an. Er blieb stehen und lächelte, dann schickte

er die Knight vor und kam zu ihr herüber. „Jetzt sag bloß, ich hab

dir gefehlt.“ „Ja das hättest du gerne, was?“ Sie schüttelte den

Kopf, über seine Schulter hinweg konnte sie seine Frau sehen.

Die High Priestress beobachtete sie während die Hunterin auf sie

einredete. Dann öffnete sie ein Warpportal und die Beiden

verschwanden darin. „Wir hatten eine kleine… Meinungs-

verschiedenheit was gewisse Dinge angeht.“ Helios deutete

nach hinten. „Gewisse Dinge, aha.“ Er zog sie an sich und küsste

sie, aber Ruîn entzog sich ihm und wanderte langsam um den

Baum herum. Allzu leicht sollte er es ja nun auch nicht haben.
 

Die Insel Byalan lag etwas östlich der Satellitenstadt Izlude. Es

war ein kleines bewaldetes Eiland auf dem oberflächlich eigentlich

nichts weiter los war. Allerdings befand sich im Zentrum eine tiefe

Höhle, in der es von Monstern nur so wimmelte. Viele Abenteurer

kamen hier her, um die seltenen und sehr teuren Items zu finden

die es hier gab. Die zahlreichen Monster hier hatten sich an das

Leben im Wasser angepasst und so konnte man ihnen nur mit

Windwaffen das Leben schwer machen. Ruîn hatte von Isan extra

für diese Insel zwei neue Winddamaskus bekommen und auch

Solar hatte sich solche Elementkatare besorgt. Es war nicht leicht

gegen diese neuen Gegner, die sich des öfteren mit sehr starken

Wasserangriffen verteidigten. So waren sie Beide klitschnass, als

sie sich für die Nacht aus den Höhlen zurückzogen um auf der

trockenen Insel zu übernachten. „Also diese Phens sind ja kein

Problem, aber vor den Merman sollten wir uns schon in Acht

nehmen. Je weiter wir gehen, desto mehr werden von denen

kommen.“ Solar schüttete gerade eine ansehnliche menge Wasser

aus seinem Rucksack und versuchte etwas trockenen Proviant zu

finden. „Ach es geht, du musst sie halt schneller töten.“ Ruîn hatte

sich an die Klippen gesetzt und polierte ihre Messer. „Aber einen

schönen Ausblick hat man hier. Man kann sogar bis Izlude sehen

wenn das Wetter klar ist.“ Solar hatte sich neben sie gesetzt,

allerdings blickte er nicht auf das Meer hinaus, sondern auf Ruîn.

„Das kann schon sein.“ Sie blickte ihn nicht an, sondern

konzentrierte sich weiter auf ihre Waffen. Er rückte ein wenig

näher zu ihr und hob den Arm. Ruîn dachte erst er würde ihre

Waffe nehmen wollen und zog diese von ihm weg. Allerdings

berührte er ihre Wange drehte ihren Kopf zu sich und küsste sie.

Das kalte Metall des Messers drückte sich an seine Kehle und

er hob die Arme in die Luft. „Ok, ok ich mach’s nicht noch mal,

aber nimm das da weg.“ Solar drückte die Hand zwischen seinen

Hals und das Messer und schob es langsam von sich fort. „Brav.“

Ruîn fuhr damit fort die Elementwaffe zu polieren als ob nichts

gewesen wäre und ignorierte Solar der sie weiterhin beobachtete.

Die Sonne war schon lange hinter dem Horizont verschwunden,

als sie ihre Waffen langsam wegräumte und sich ins kühle Gras

legte. Am Himmel glitzerten die Sterne und Ruîn suchte ein wenig

nach den Sternbildern die sie kannte. Dann legte sie sich auf die

Seite und blickte Solar an. Er hatte die Augen geschlossen und

schien schon fest zu schlafen. Was hatte er sich dabei gedacht

sie so einfach zu küssen? Sie betrachtete Solar nachdenklich,

dann zückte sie eines ihrer kleineren Giftmesser, die sie

normalerweise verwendete, um sie auf weiter entfernte Monster

zu werfen um diese zu vergiften. Sie führte die Klinge an seinen

Hals. Nur ein ganz kleiner Schnitt und sie wäre ihn für immer los.

Sie würde es einfach auf die Monster der Insel schieben können

ohne das es jemals Irgendwer erfahren würde. Sie seufzte und

steckte das Messer wieder weg. „Ein Wenig magst du mich doch,

stimmt´s?“ „Nein, ich bin nur zu nett.“ Er nickte grinsend und

drehte sich dann auf die andere Seite. Ruîn schüttelte den Kopf

und klopfe ein wenig auf ihrem Rucksack herum damit er ein,

etwas bequemeres, Kissen abgab.

Abschied?

Die nächsten paar Wochen blieben sie auf Byalan, von einigen

WoE Pausen mal abgesehen in denen Ruîn sich langsam ganz

schön langweilte. Vielleicht sollte sie mal eines dieser Spektakel

mitlaufen? Isan könnte ihr die dafür nötigen Waffen besorgen und

Solars Gilde würde sie ohne zu zögern aufnehmen. Andererseits

könnte sie sich in dieser Hinsicht auch an Helios wenden. Aber

zusammen mit dessen Frau in einer Gilde? Sie saß auf einem

Sessel in ihrem Stammzimmer des PvP Hauses und wickele sich

die Bandagen ihrer Armrüstung wieder richtig zu. „Musst du

eigentlich jedes Mal danach sofort wieder gehen?“ Helios lag im

Bett und betrachtete Ruîn. „Wirst du jetzt kitschig oder wie?“ Sie

kicherte und schüttelte den Kopf. Dann stand sie auf und trat ans

Fenster. Draußen war mal wieder eine Menge los. Viele

besuchten nach dem WoE gerne die PvP Arenen um die Kämpfe

noch etwas länger fortzuführen oder einfach nur um sich etwas zu

beweisen also war der Platz vor dem Haus ziemlich bevölkert.

„Was wäre, wenn ich mich scheiden lassen würde?“ Er war

aufgestanden und kam langsam auf sie zu. „Nun ich schätze mal

dann bist du nicht mehr verheiratet.“ Sie wandte ihm den Rücken

zu und blickte wieder aus dem Fenster. „Nun das wäre dann

wohl die erste Konsequenz.“ Er stand dicht hinter ihr und legte

ihr die Hände auf die Hüften. „Und? Gibt es eine Zweite?“ Sie

legte ihren Kopf nach hinten und ließ ihn ihren Hals küssen. „Wie

wäre es, wenn wir dann unsere Beziehung legitim machen würden?“

Seine Hände wanderten gierig über ihren Oberkörper. „Wie

heißt es doch so schön? Wenn ein Mann seine Geliebte heiratet,

wird ein Posten frei.“ „Na du taust mir was zu.“ „Ja ich traue dir

so einiges zu.“ Sie schob seine Hände von sich, schnappte sich

ihre restlichen Sachen und öffnete die Tür. „Byebye.“ Und weg

war sie. Helios seufzte und ließ sich in den Sessel am Fenster

fallen.
 

Wenn er ernsthaft glaube das Ruîn solch ein Interesse an ihm

hatte, dann war er wirklich sehr schief gewickelt. Sie stapfte über

den Platz in Richtung der Südkafra um sich nach Izlude warpen zu

lassen. Nein, so was kam für sie sicherlich nicht in Frage. Er war

ja nur an ihr interessiert, weil sie die Macht hatte. Sie bestimmte

wann sie sich trafen und wie lange. Wenn sie ihm die Kontrolle

übergeben würde, wäre er doch schneller bei einer Anderen als

sie überhaupt gucken konnte. Wobei sie sich ja sowieso sicher

war, das da noch andere Frauen waren. Sie musste aufhören sich

mit Helios zu treffen. In Izlude angekommen, setzte sie sich auf

eine der grünen Bänke die nahe dem Respawn Punkt standen und

blickte auf das Meer hinaus. War sie in ihn verliebt? Wollte sie

eine ernsthafte Beziehung mit ihm? Sie schüttelte den Kopf. Sie

fühlte sich sehr von dem Paladin angezogen, aber war das Liebe?

Wenn sie wirklich in Helios verliebt war, dann sollte sie ihn

eigentlich vermissen wenn sie sich Tage oder gar Wochenlang

nicht sahen, oder etwa nicht? Wenn sie unterwegs war, dachte

sie im Grunde sehr selten mal an ihn. Sie blickte über den Platz an

die Kafra hinüber wo gerade Solar erschienen war. Eigentlich

wollten sie sich doch erst in ein paar Stunden treffen, um wieder

nach Byalan zu fahren, aber da sie ja jetzt Beide schonmal hier

waren. Sie stand auf und wanderte zu ihm hinüber. „Hey du bist

ja auch schon da, ich muss aber noch kurz zum Tool Shop, neue

Butterfly Wings holen.“ Er deutete nach Norden zu dem Gebäude

in dem sich der Tool Dealer befand. Vermisste sie Helios nicht

weil Solar bei ihr war? „Jaja, mach nur.“ Sie trat langsam an ihn

heran. War sie vielleicht in Solar verliebt? War es das? Konnte

das sein? „Dauert ja auch nicht lange.“ Sie ergriff ihn am Kragen,

zog seinen Kopf näher ran und küsste ihn.

Ruîn löste sich ganz langsam von ihm, legte den Kopf ein wenig

auf die Seite und betrachtete Solar der sie mit großen Augen

anstarrte. „Nein...“ Sie schüttelte den Kopf, drehte sich um und

wandte sich zur Anlegestelle. „Ich warte beim Schiff, beeil dich.“

Solar blickte ihr verdutzt hinterher. Er war sprachlos.
 

Das dieser Kuss vermutlich ein Fehler gewesen war, bemerkte

Ruîn schneller als es ihr lieb war. Solar war beinahe wie aus-

gewechselt. Er war unkonzentriert und still. Immer wieder musste

sie in seine Kämpfe mit eingreifen und die Monster auf sich ziehen,

weil er sich anstellte wie der schlimmste Anfänger. Es wurde auch

nicht besser als sie ihm drohte die Höhlen sofort zu verlassen,

wenn er sich nicht endlich anfing sich zu konzentrieren. „Du kannst

nicht so was tun und dann von mir erwarten, dass mich das kalt

lässt.“ „Ja das merke ich und ich werde das auch garantiert

niemals wieder machen, willst du denn hier sterben??“ Sie standen

am Eingang zur vierten Höhle, wo sie sonst eigentlich eher selten

Probleme hatten. „Du machst es einem ja auch nicht gerade

einfach, wenn du immer so abweisend bist!“ Er lief nervös vor ihr

hin und her und ruderte umständlich mit den Armen herum als ob

er dadurch die Worte finden würde, die er suchte. „Ja was willst

du denn von mir??“ Langsam hatte Ruîn echt genug, sie wollte

doch lediglich in Ruhe trainieren gehen. „Ja ich will dich…“ „Bitte

was??“ „Dich…“ Sie blickten sich an. Ruîn hob die Hände in die

Luft, sie wollte etwas sagen ließ dann aber die Arme wieder fallen

und schüttelte den Kopf. „Was sagst du denn da…“ Er kam auf

sie zu und blickte ihr direkt in die Augen. „Ich liebe dich und

möchte dich heiraten.“ Sie schauten sich eine lange Weile wortlos

an, in Ruîn Kopf sprangen die Gedanken im Kreis. Er wollte sie

HEIRATEN, ja wusste er eigentlich von was er da gerade sprach?

Er kannte sie doch gar nicht. Sicher fand sie ihn ganz nett und so,

aber heiraten?? So eine Entscheidung sollte nicht nur gut überlegt

werden, es war zudem auch noch sauteuer. Wenn sie sich dann

wieder mit Helios traf war sie ja eine doppelte Ehebrecherin.

Jedenfalls WENN sie sich dann noch mal mit ihm traf. Wenn sie

verheiratet wäre hätte sie ja keinen Grund mehr dazu.

„Würdest du das auch bezahlen?“ Sie hatte die Arme verschränkt

und tippte mit dem Fuß nervös am Boden herum. „Ja das würde

ich, es wird nur etwas dauern bis ich alles habe.“ Er schien sich

seiner Sache wohl sehr sicher zu sein. Ruîn zuckte mit den

Schultern. „Dann tu was du nicht lassen kannst.“ „Und dann

heiraten wir?“ „Ja dann heiraten wir.“ Damit trennten sie sich.
 

„Bitte WAS hast du gesagt?“ Isan hatte vor lauter schreck ihre

Tasse Herbtea über den Tisch geschüttet und kramte nun nach

einem Lappen. „Ich habe gesagt ich heirate ihn wenn er bezahlt.“

Die beiden waren im Gildenhaus von Isans WoE Gilde und saßen

im Gemeinschaftsraum. Außer ihnen waren lediglich noch eine

Priesterin und eine Dancer in der hinteren Ecke in ein angeregtes

Gespräch vertieft, ansonsten war der große Raum leer. „Du bist

verrückt.“ „Ja ich weiß...“ Ruîn hatte den Kopf auf die Tischplatte

gelegt und betrachtete Isan die nun an der Theke stand und eine

Schale mit Keksen füllte, während sie aus einer anderen großen

Schüssel die daneben stand Bonbons naschte. „Und seitdem

haste ihn nicht mehr gesehen?“ „Nö.“ „Vielleicht hat er ja doch

kalte Füße bekommen?“ „Vielleicht ist er ja auch irgendwo

gestorben. Aua!“ Isan hatte Ruîn einen Klaps auf den Hinterkopf

gegeben und stellte die Kekse zwischen ihnen Beiden auf den

Tisch ab. „Sei doch nicht so kaltherzig.“ „Ich bin doch nicht

kaltherzig.“ Ruîn machte ein beleidigtes Gesicht und betrachtete

Isan dabei wie sie einen Keks nach dem anderen knabberte.

„Im Übrigen solltest du nicht soviel naschen, du bist dicker

geworden.“ „Bitte was bin ich???“ Die Blacksmith starrte Ruîn

fassungslos an. „Du wirst dick wenn du immer soviel nascht.“

„Sag nicht, das man es schon sehen kann, er hat gesagt ich muss

aufhören zu schmieden, wenn man es sehen kann!!“ Isan ruderte

mit den Armen und blickte sich nervös um, allerdings waren die

beiden Anderen immer noch in ihr Gespräch vertieft und

beachteten Ruîn und Isan nicht weiter. „Was bitte meinst du?“

Ruîn schüttelte den Kopf, dabei fiel ihr Blick auf den Tisch, die

Kekse und die Früchte die darauf herumlagen und die Isan schon

die ganze Zeit naschte. „Du bist schwanger.“ Sie blickten sich an

und Isan nickte. „Öhm dann Gratuliere?“ „Jojo, kannst du ruhig,

es stört mich ja nur, das ich bald nicht mehr schmieden darf und

so.“ Sie setzte sich wieder neben Ruîn und die Beiden ließen die

Köpfe auf die Tischplatte fallen. „Wir zwei haben vielleicht

Probleme…“
 

Die nächsten paar Tage begann Ruîn sich ernsthaft Sorgen um

Solar zu machen. Sie war ein paar Mal bei seiner Gilde gewesen,

aber da war er seit dem Tag in Byalan auch nicht mehr aufgetaucht.

Wo er wohl hingegangen war? Sie verlegte ihr Training an die

Orte wo sie früher immer zusammen gewesen waren, vielleicht

suchte er ja dort nach einer Card. Sie trainierte also wieder ein

wenig in der Pyramide und der Sphinx und guckte auch ab und

zu bei den High Orks vorbei. Nach einigen weiteren Tagen

allerdings beschloss sie allerdings einfach bei den Orks zu bleiben.

Sie konnte nichts weiter tun um ihn zu finden.

Es war ein schöner, sonniger Morgen als Ruîn nach einem, sehr

ausgedehnten, Frühstück bei Isan und deren Mann, vor Prontera

auf einer der grünen Bänke saß und sich überlegte, ob sie sich

nicht doch lieber wieder hinlegen sollte. Sie betrachtete ein wenig

das morgendliche Treiben der ersten Merchants die ihre Shops

vor der Stadt aufstellten als ihr plötzlich Jemand die Augen von

hinten zuhielt. „Na wer bin ich?“ Ruîn kannte das Kichern nur allzu

gut. „Solar.“ Er kam um die Bank herum und setzte sich breit

grinsend zu ihr. „Wie kannst du nur so lange verschwinden, ohne

deiner Gilde bescheid zu sagen?“ Sie gab ihm einen ordentlichen

Klaps auf den Hinterkopf. „Aua, jaja ist ja gut, ich mach das auch

nie wieder.“ Er kramte in seiner Tasche und reichte Ruîn dann eine

kleine, schwarze Schachtel. „Hier, wie versprochen ich hab mich

um alles gekümmert.“ Sie öffnete die kleine Box und betrachtete

den goldenen Diamantring. Damit war es jetzt also offiziell. Sie

würde Solar heiraten und Helios nie wieder treffen.
 

Die Sonne versank langsam hinter dem Horizont und in Prontera

wurde es dunkel. Solar war von Ruîn in sein Gildenhaus

gescheucht worden und klärte dort nun einige terminliche Dinge

mit der baldigen Hochzeit. Er hatte Ruîn seinem Leader vorgestellt

und sie würde am Tag der Hochzeit seiner Gilde beitreten. Die

Feierlichkeiten sollten gleich am nächsten Sonntag nach dem WoE

stattfinden. Womöglich hatte Solar ja Angst, Ruîn könnte es sich

anders überlegen und abhauen wenn sie noch länger warteten.

Ruîn stand im Westen der Stadt vor dem großen Gildenhaus und

überlegte fieberhaft was jetzt zu tun war. Es waren nur noch ein

Paar Tage, Solar wollte ja noch dieses Wochenende heiraten, und

sie musste es ihm sagen. Sie wollte es ihm sagen. Sie wollte, dass

er es wusste. Ruîn seufzte und betrat das Haus.

Der große Gemeinschaftsraum der Gilde war beinahe leer. Nur

ein paar Leute standen oder saßen vereinzelt herum und

unterhielten sich. Im hinteren Teil des Raums saß Helios auf einem,

ziemlich altertümlich anmutenden, breiten Sessel und war mit dem

Highwizzard, den sie nun schon des öfteren gesehen hatte, in ein

Gespräch vertieft. Ohne auch nur einen Blick nach rechts oder

links zu werfen ging Ruîn direkt auf Helios zu und blickte ihn

eindringlich mit gesenktem Kopf an. Er lächelte als er sie entdeckte

und stoppte den Wizzard mitten im Satz. Sie hatte die Beiden

erreicht, setzte sich auf Helios Schoß und küsste ihn ohne auch nur

ein Wort zu sagen. Sie drückte ihn gegen die Lehne und zerrte

heftig an dem Schulterteil seiner Rüstung. „ALLE RAUS!“ Helios

Stimme hallte durch den Raum und der Wizzard schüttelte genervt

den Kopf. Die anderen Mitglieder der Gilde blickten etwas

überrascht zu ihrem Leader verließen dann aber doch den Saal.

„Hmmm, du bist heute aber sehr… direkt… das gefällt mir…“

Er ließ seine Hände über ihren Oberkörper streifen während sie

sich an seiner Hose zu schaffen machte. Es bereitete ihm immer

eine sehr große Freude die zahlreichen Messer, die sie an sich

versteckt hatte zu suchen. Das war ein ganz besonderer Nerven-

kitzel da er ja nie wissen konnte ob sie nicht doch mal vergiftet

waren.
 

„Du machst WAS?“ Helios stand mitten in seinem Zimmer und

war gerade dabei gewesen den Umhang an den Schulternteil

seiner Rüstung zu hängen. „Ich werde heiraten.“ Ruîn war am

Fenster und blickte nach unten auf die Menschen die schon zu

dieser frühen Stunde am Westtor der Stadt hin und her eilten.

„Das kannst du nicht machen.“ Helios riss sie herum und blickte

sie eindringlich an. „Das kann ich Sehrwohl!“ Sie schlug seine

Hände von sich und wollte an die Tür aber er ergriff sie erneut.

„Du gehörst mir und sonst NIEMANDEM!“ Nun hatte er den-

selben Ausdruck in den Augen wie schon mal zuvor. Wie damals,

vor noch nicht allzu langer Zeit, im Poring Heaven. In Ruîn stieg

die Angst hoch und sie zuckte zusammen. In diesem Moment

wurde sein Griff ein wenig lockerer und sie sprang zurück. Erst

einen, dann noch einen zweiten Backstab und sie verschwand im

Cloaking. „Verdammt! Das war nicht so gemeint, bleib hier!

Sight!“ Helios stürzte durch die geöffnete Tür und ließ den Skill

durch den Flur streifen. Dann verschwand er die Treppe nach

unten. Ruîn stand lautlos neben der Zimmertür und versuchte diese

innere Panik zu stoppen die von ihr Besitz ergriffen hatte. Als sie

nichts mehr hörte kramte sie leise nach einem Butterfly Wing und

sah zu wie sich der kahle Flur des Gildenhauses in den früh-

morgentlichen Hauptplatz von Izlude verwandelte. Naja gut, was

hatte sie anderes erwartet? Bestimmt nicht, das er sich darüber

freute, aber es bestätigte Ruîn wenigstens in der Richtigkeit ihrer

Entscheidung Solar zu heiraten.

WoE

WoE
 

Die nächsten paar Tage vergingen dann eigentlich so wie immer.

Ruîn und Solar trainierten wieder gemeinsam in Byalan und als

kleine Vorbereitung erklärte er ihr, wie in der Gilde das WoE vor

sich ging. „Im Prinzip isses ja nur ein Massen-PvP Event. Also

ganz einfach.“ „Ich war aber auch noch nie im PvP.“ Ruîn und er

saßen auf der Insel nahe den Klippen und trockneten ihre Sachen.

Sie musste zugeben, das sie schon irgendwie gespannt war auf

dieses Spektakel, das da zweimal die Woche für alle Gilden

stattfand und mit ganz spezieller Magie funktionierte. Normaler-

weise konnte man ja keine anderen Menschen mit seinen Skills

angreifen, aber während der WoEs gab es ja eigene Regeln. Man

konnte alle Mitspieler, die nicht zur eigenen Gilde, oder der

Allianz, gehörten angreifen und so schwächen, das sie aus den

Castles teleportiert wurden. Naja, bald würde sie ja wissen wie so

was ablief. Sie ließ sich nach hinten ins warme Grass fallen und

beobachtete die Wolken, die am Abendhimmel ihre Bahnen zogen.

Sie war ein wenig müde vom Training und schloss ihre Augen

immer mal wieder für etwas längere Zeit. Plötzlich war etwas

anders. Es war dunkler. Sie öffnete die Augen und Solar war

über ihr. Noch bevor sie etwas sagen konnte küsste er sie. Na

gut, jetzt wo sie ja offiziell verlobt waren, hatte er vermutlich auch

ein wenig das Recht dazu. Sie ließ ihn mal freundlichkeitshalber

gewähren, zumal er gar nicht mal sooooo schlecht küsste. Er

begann damit ein wenig ihren Hals zu küssen fuhr mit seinen

Händen langsam in ihren Haaren herum. Als er allerdings anfing

ihr über die Brust zu streicheln wurde es Ruîn eindeutig zu viel.

Sie versuchte ihn langsam von sich weg zuschieben, allerdings

ließ er sich davon nicht wirklich einschüchtern sondern drückte

Ruîn zurück ins warme Gras. Und auf einmal sah sie Helios, wie

er damals im Poring Heaven über ihr gewesen war und Panik

erfasste sie. „GEH WEG!“ Sie schlug den Assassin so fest sie

konnte von sich und starrte Solar an. „E-Entschuldige bitte...

Das war nicht böse gemeint, ehrlich nicht…“ „Nein, nein, ich

muss mich entschuldigen, ich wollte nicht so fest... ehm… zuhauen,

Sorry.“ Sie ruderte mit den Armen und Solar musste kichern.

„Sag doch gleich, dass du bis nach der Hochzeit warten magst,

das ist doch ok für mich.“ Er zuckte mit den Schultern und

lächelte. „Hö? Eh ja…“ Gut, wenn er das so sah würde sie

sicher nichts dagegen sagen.
 

Der Sonntag begann leicht regnerisch und Ruîn war irgendwie

viel zu müde zum Aufstehen. Sie hatte bei Isan übernachtet, da

deren Mann an einer mehrtägigen Party teilgenommen hatte und

diese sich nun alleine langweilte. Isan saß am unteren Bettende

und knabberte an einigen Schokoladenkeksen. „Ich beneide dich,

ich mag auch am WoE teilnehmen.“ „Dann lass tauschen, merkt

eh keiner.“ Sie kicherten und Isan schüttelte den Kopf. „Ich hab

im Übrigen zwei schöne Waffen für dich die du benutzen kannst.“

Damit verschwand sie zur Hälfte in einer riesigen Kiste die am

anderen Ende des Zimmers stand. „Ah da sind sie ja…“ Langsam

zog sie zwei Langschwerter hervor und reichte sie Ruîn rüber, die

sich inzwischen aufgesetzt hatte. „Mailbreaker und Swordbreaker,

gibt nix besseres um andere im WoE zu ärgern.“ Sie fuhr

bedächtig mit den Fingerspitzen über die Metallene Klinge.

„Dein Damage wird nicht sehr berauschen sein, aber dafür werden

deine Gegner eventuell ihre Rüstungen und Waffen verlieren.“

„Hmm ja das klingt doch mal witzig.“ Ruîn nickte und verstaute

die Schwerter bei ihren anderen Waffen.

Am späten Nachmittag traf sich Ruîn dann mit Solar am

Gildenhaus um sich von ihm den WoE Spot der Gilde zeigen zu

lassen. Sie verließen Prontera durch das westliche Stadttor und

begaben sich zum Eingang der Kanalisation. Dort stand auch

eine Kafra-Angestellte und man konnte sich dort registrieren

und an das Lager. Wenn man dann im WoE umfiel erschien man

hier bei der Kafra. Es waren schon einige Leute auf der Lichtung

versammelt und es herrschte ein ähnlich geschäftliches Treiben

wie auf dem Prontera Markt. Einige Priester liefen durch Warp-

portale oder öffneten einfach welche und andere gingen hindurch,

Knights tauschten Schwerter und Rüstungen hin und her, Hunter

sortierten Pfeile und einige Blue Gemstones rollten am Boden

herum. „Vor dem WoE ist immer soviel los, und immer vergisst

man was.“ Solar kicherte und wandte sich an die Kafra. Ruîn

nutze die Zeit um ihre neuen Schwerter etwas zu polieren und

setzte sich dafür unter einen Baum rechts neben der Kafra,

während Solar sich mit einigen Mitgliedern seiner Gilde unterhielt.

Nach einiger Zeit begann es etwas ruhiger zu werden und die

Leute versammelten sich um einen Champ. Das bedeutete wohl,

dass es jetzt losgehen würde.

Um punkt Achtzehn Uhr midgarscher Zeit begann das Sonntags-

WoE. Die Priester öffneten auf Befehl des Leaders die Warps zu

dem gewünschten Castle.

Die Prontera Castles lagen im Norden der Hauptstadt hinter dem

Königspalast im Valkyrie Realm. Es waren insgesamt fünf

Schlösser, Solar hatte Ruîn zwar alle Namen mehrmals erklärt,

aber sie hatte sich die Bezeichnungen nicht wirklich merken

können. Wobei, sie wusste was Kendul war, als der Leader den

Namen jetzt in die Menge schrie. Die ganze Gilde machte sich also

in das Castle oben rechts auf und sammelte sich kurz vor dem

Eingang. Nach einer kleinen Buffrunde ging es dann auch los. Sie

betraten das Castle und eine eisige Kälte breitete sich um die

Gildenmitglieder aus. Das war das Zeichen dafür, das dieses

Gebiet einer anderen WoE-Gilde gehörte. Der Eingangsbereich

war Leer und unheimlich Still. Die anderen preschten an Ruîn

vorbei und in die dunklen Gänge. Sie kannte den Weg hier

natürlich noch nicht und folgte Solar, so gut sie es in der Masse

eben konnte. Auch die nächsten Räume waren Leer und auch

hinter ihnen kam nichts weiter nach, dann standen sie vor dem

Raum mit dem Emperium. „Ok wir wissen nicht ob hier gedefft

wird, aber lasst einfach mal gucken. Und nicht potten! Habt ihr

verstanden?“ Der Leader stand ganz vorne am Eingang zum

letzten Raum und blickte in die brav nickende Runde. Dann drehte

er sich um und stieß das große hölzerne Tor auf. Die klirrende

Kälte schlug Ruîn förmlich ins Gesicht als sie den Raum betrat.

Ein lautes klirrendes Geräusch folgte und sie konnte sich nicht

mehr bewegen. Dann materialisierte sich der Empraum wieder zu

der kleinen Lichtung an der Kanalisation. „Ahja, das ist also

WoE.“ Sie setzte sich neben die Kafra und sah zu wie nach und

nach auch die anderen Leute der Gilde wieder erschienen. „Es

sind nicht viele im Empraum, das können wir schaffen, den No

Skill haben wir schon umgehauen.“ Der Leader deutete den

Priestern wieder zu warpen und Ruîn folgte mal, obwohl sie nicht

wirklich wusste, was der Champ da gerade gesagt hatte. Die

zweite Runde lief für Ruîn dann schon etwas besser. Sie wartete

am Eingang des Empraumes bis alle durch waren und betrat den

Raum schließlich als letzte. Auch diesmal traf sie der Storm Gust

aber eine Priesterin war hinten geblieben und holte Ruîn aus ihrem

Eisblock. Jetzt konnte sie wenigstens mal den Empraum sehen.

Der steinerne Saal lag zur Hälfte unter Wasser und genau in der

Mitte thronte das goldene Emperium auf einem marmornen

Sockel. Rundherum waren zahlreiche Kämpfe im Gange und

Ruîn stürzte sich also auf den erstbesten Gegner der ihr in den

Weg kam. Es war ein feindlicher Wizzard der ihr natürlich sofort

einen Jupitel Thunder entgegenschleuderte. Irgendwie war es

interessant. Der Skill schmerzte zwar nicht wirklich, aber Ruîn

spürte eine starke Schwäche und das Bewegen wurde zunehmend

schwerer. Zum Glück war die Priesterin noch bei Ruîn und healte

sie wieder hoch bis sie sich wieder normal fühlte. Dann castete sie

ein Lex Divina auf den Wizzard der sich inzwischen einen Lord

Knight zur Unterstützung gerufen hatte. Ruîn ließ den Wizzard

also mal stehen und rammte dem Peco des Knights den Mail-

breaker in den Hals. Das Tier bäumte sich auf und der Knight

stieß Ruîn seinen Speer mit solcher Wucht in die Schulter, das

sie nach hinten fiel und voll in das Wasser klatschte. Sie versuchte

sich wieder aufzurichten und sah das der Lord Knight von seinem

Peco abgestiegen war und auf sie zu kam. Sie riss den Sword-

breaker in die Höhe und wehrte damit einen ziemlich harten

Schlag ihres Angreifers ab. Jetzt standen sie sich wieder

gegenüber. Ruîn wusste, das ihr hier selbst ihre Schnelligkeit

nicht viel helfen würde, denn noch ein richtiger Schlag würde

genügen um sie zu besiegen. Naja gut, würde sie halt wieder an

der Kafra stehen. Sie erhob ihre Schwerter und stürzte sich auf

den Lord Knight. Zwei, drei Hiebe brachte sie sogar durch bevor

er sie traf und damit wieder aus dem Castle transportierte. Ruîn

atmete ein paar mal tief ein und aus und setzte sich dann wieder

an die Kafra. Und das sollte nun noch zwei Stunden so weiter

gehen? Neben ihr erschienen wieder ein paar Leute der Gilde

und mitten unter ihnen auch Solar. „Macht das nicht furchtbar

viel Spaß?“ Er kam auf sie zu, erwischte sie an den Händen und

zog sie auf damit er ihr um den Hals fallen konnte. „Ähm, ja...“

Er ließ sie wieder los und lief zu den anderen hinüber die erneut

auf die Castle Warps warteten. Ruîn seufzte und folgte schließlich.

Eigentlich war es nicht mehr als Reinlaufen, bisschen Kämpfen

und wieder Rausfliegen. Ruîn bemerkte sehr schnell, das ihr

einiges an wichtigem WoE Equipment fehlte, womit sie dann

bessere Überlebenschancen haben sollte. Allerdings hatte sie

nicht wirklich Lust dafür ihr Geld auszugeben, dann lieber für

bessere Waffen zum trainieren. Außerdem verstand sie die

meiste Zeit nicht so wirklich was der Leader da vor sich hin

schrie, was einerseits daran lag das sie absolut keine Ahnung vom

WoE hatte und andererseits, das dieses WoE heute ihr auch nicht

wirklich Lust auf ein weiteres gemacht hatte.

Solar allerdings war natürlich begeistert. Er stand mit einigen

seiner Freunde zusammen und ging wohl jeden einzelnen Kampf

der letzten Stunden nochmals durch. Jetzt bemerkte Ruîn auch,

dass nicht nur eine Gilde gekämpft hatte, sondern das auch eine

Allianz dabei gewesen war. Die Leader standen ein wenig Abseits

der anderen Mitglieder und besprachen sich nun eifrig miteinander.

Ruîn hatte schon währen dem WoE bemerkt das die Befehle

nicht immer nur von dem Champion gekommen waren, sondern

auch ab und zu von anderen Leuten. Sie war so in ihre Gedanken

vertieft, dass sie gar nicht bemerkte wie Solar neben ihr

aufgetaucht war und sie nun nachdenklich betrachtete. „Hat es

dir nicht gefallen? Du wirkst so lustlos?“ „Hmm? Öhm, ich habe

keine Ahnung vom WoE.“ „Ach das wird schon noch.“ Er nickte

und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter, dann wandte er sich

wieder an ein paar Leute seiner Gilde. Ruîn wanderte an die Kafra

hinüber um ihre Waffen im Lager zu verstauen und einige andere

Dinge zu holen, die sich dann gleich brauchen würde. Während

sie den blütenweißen Stoff des langen Kleides zwischen ihren

Fingern durchgleiten ließ, stand plötzlich Isan neben ihr. „Himmel,

erschreck mich nicht so!“ Isan kicherte und erwischte Ruîn am

Arm, um sie mit sich mit zu ziehen. „Na, kanns losgehen?“

„Nein…“ Sie blickte auf ihre Beine, die sich irgendwie gerade

nicht bewegen wollten. „Nervös?“ Ruîn nickte nur, sie wusste

nicht ob sie wirklich nervös war, oder einfach nur nicht wollte.

Dabei hatte sie sich das doch alles so gut überlegt. Nein, es war

alles in Ordnung, sie machte das schon alles richtig. Sie atmete

ein paar Mal tief durch und folgte Isan dann in die Stadt.

Hochzeit

Hochzeit
 

Eigentlich ging es ziemlich schnell. Isan und Ruîn gingen gemeinsam

zur Kirche die sich im Norden Pronteras befand und auch die

Priester und Acolytengilde beinhaltete. Eine ältere Nonne führte

die beiden in das rechte Zimmer in dem sonst eigentlich die

Acolytenprüfungen stattfanden. Dort konnte sie sich für die

Zeremonie umziehen. Die ganze Zeit lang sprachen die Beiden

kaum ein Wort miteinander. Ruîn war nervös und ihr war furchtbar

schlecht, sie wollte das ganze nur noch so schnell wie möglich hinter

sich bringen. Schließlich klopfte es und eine Priesterin betrat den

Raum. „Wenn ihr fertig seid, kann es losgehen.“ Ruîn nickte, raffte

ihr langes, vielschichtiges Kleid zusammen und trat nach draußen

in die Vorhalle der Kirche. Isan folgte ihr. Sie reichte Ruîn den

Blumenstrauß. „Wenn du dir nicht sicher bist, solltest du es lieber

lassen.“ Sie blickte Ruîn eindringlich an. „Nein es ist schon ok.

Es ist richtig so.“ Ruîn nickte und die beiden umarmten sich. „Gut

dann, gogo, alle warten auf dich.“ Sie lächelte und schubste Ruîn

den Kirchengang entlang. Sie betrat das Hauptschiff der großen,

gotisch anmutenden Kathedrale. Links neben dem Eingang stand

eine junge Frau mit einer Art Notizblock. Hier musste Ruîn ihren

Namen zur Bestätigung der Hochzeit angeben. Dann schritt sie

den langen Hauptgang der Kirche zum Altar entlang. Zahlreiche

Menschen saßen in den Bänken, hauptsächlich waren es Solars

Gildenmitglieder und Freunde. Links bemerkte sie auch Isan, die

sich zu ihrem Mann in eine der letzten Bänke gesetzt hatte und ihr

aufmunternd zunickte. Dann ging alles ziemlich schnell. Sie stellte

sich zu Solar an den Altar und der Hohepriester sprach einige

Worte die Ruîn nicht hörte. Dann war es auch schon vorbei. Solar

küsste sie und Konfetti regnete von der Decke während die

Menschen alle laut klatschten und ihre Glückwünsche in die hohen

Decken der Kathedrale riefen. Ruîn bemühte sich sehr zu lächeln

obwohl ihr eigentlich gar nicht danach zumute war. Sie mochte

solch einen großen Trubel nicht und jetzt drängelten sich alle Leute

um sie und versuchten sie zu umarmen und ihre Hand zu schütteln.

Sie war froh als dieser Ansturm endlich aufhörte und sie wieder

Luft zum Atmen bekam. Dann begann die Feier. Solar hatte sich

darum gekümmert, dass einige Priester sich den richtigen Warp

geholt hatten und nach ein paar Minuten fanden sich alle auf einem

abgelegenen Feld nördlich der Hauptstadt zur DB Party wieder.

Zuerst musste sich Ruîn zwischen den ganzen unverheirateten

Frauen der Gilde aufstellen und ihren Blumenstrauß in die Menge

werfen. Es gab ein ziemlich lautes Gekreische und viel Gekicher

und schließlich tauchte eine Dancer triumphierend mit dem Strauß

aus der Menge auf. Damit begann nun offiziell die DB Feier.

Dieses Spektakel war schon eher nach Ruins Geschmack und

machte sogar richtig Spaß. Die stärksten Mitglieder der Gilde

zündeten die Branches und beschwörten zahlreiche Monster die

sich auf die Gilde stürzten und von allen gemeinsam bekämpft

wurden. Es war ein sehr witziger Zeitvertreib und Ruîn musste

sich ständig mit Isan gegenseitig daran erinnern das sie sich von

den gefährlichen Monstern fernzuhalten hatten. Alles in allem hatten

sie aber recht leicht schaffbare Monster, das ärgste war noch der

Miniboss des Abyslakes mit seinem Drachenmob. Doch da der

Leader von Solars Gilde über Asura verfügte wurde Ruîn gleich

darauf einer der drei Köpfe des Monsters präsentiert.

Es war erst kurz nach Mitternacht als sich die Party dann langsam

aufmachte in das Gildenhaus zurückzukehren und Ruîn sich von

Isan verabschiedete. Sie würde ab den heutigen Tag auch zu

Solars Gilde gehören und somit auch das große Fachwerkhaus im

Norden von Prontera bewohnen. Naja, so ersparte sie sich

wenigstens die Zeny die sie sonst immer für ihre Übernachtungen

im Inn oder im Pub ausgegeben hatte. Sie betrat mit Solar ihr

neues Zimmer und hatte irgendwie keine Lust sich darin umzusehen.

Stattdessen ging sie einfach schnurstracks auf das Bett zu, wobei

sie sich unterwegs ihrer, leicht von der DB-Party zerfledderten,

Klamotten entledigte, legte sich hin und versuchte sofort

einzuschlafen. Bedauerlicherweise waren das wohl nicht Solars

Pläne für den Abschluss eines gelungenen Hochzeitstages

gewesen. Er drehte Ruîn zu sich und begann sie zu küssen. Mist.

Ruîn hatte ja gehofft, dass er nach dem ganzen WoE und dem DB

Specktakel zu müde für so was sei und sie einfach schlafen lassen

würde. Sie hatte sich doch auch so bemüht, ihn während der Feier

recht viel hin und her zu scheuchen, damit er schneller müde wurde.

Sie konnte seine Hände überall auf ihrem Körper fühlen und

versuchte die unterschwellige Übelkeit zu ignorieren, die sich

langsam in ihr ausbreitete. Sie schob es einfach mal auf die Tatsache,

das bisher nur Helios sie auf diese Weise berührt hatte und

versuchte einfach ruhig zu bleiben. Es gab keinen Grund zur

Panik. Es war alles in Ordnung.
 

Die Flure des großen Gildenhauses waren menschenleer und beinahe

Stockdunkel. Ruîn schlich sich im blassen Mondlicht bis in den

Gemeinschaftsraum und wagte sich erst dort wieder aus dem

Cloaking. „Hallo, kannste nicht schlafen?“ Sie fuhr herum und blickte

einen Hunter an. Den hatte sie ja gar nicht gesehen als sie den

Raum betrat. „Hmm nicht so wirklich.“ Sie trat zu ihm an den

Tisch und betrachtete die kleine Auswahl an Pfeilen und Quivern

die er wohl gerade sortierte. „Ich auch nicht, beziehungsweise,

ich gehe fast jede Nacht ein wenig trainieren, dann ist es immer

sehr ruhig.“ Er drehte einen der Pfeile zwischen den Fingern, nickte

dann und raffte einige der Quiver zusammen. „Möchtest du

vielleicht mitkommen?“ Der Hunter blickte sie freundlich an und

deutete mit dem Kopf zur Tür hin. „Öhm ja wieso nicht, wohin

gehst du?“ „Payon Dungeon, Sohees jagen. Sind Wassermonster,

brauchste ne Windwaffe.“ „Ok, muss ich schnell holen.“ Sie nickte

und wollte sich gerade umdrehen, als er ihr die Hand reichte. „Duir,

und du bist…?“ „Ruîn.“ Sie schüttelten sich die Hände, dann machte

sie sich auf, schnell ihre Waffe zu holen.

Der Payon Dungeon befand sich in einer riesigen Höhle im Norden

der Waldstadt. Zahlreiche Legenden rankten sich um die Geister

die dort ihr Unwesen trieben. Über ein längst vergangenes

Königreich und eine traurige Liebesgeschichte die mit dem Tod

endete. Auf dem etwas langen Weg nach unten erzählte Duir ihr

einige davon. Die Kämpfe mit den Sohees waren eher einfach, es

waren keine besonders schweren Monster und durch den Vorteil

ihrer Elementarwaffe waren die Kämpfe relativ kurz. Allerdings

ging es ja auch eigentlich nicht um die Erfahrung durch die Kämpfe

sondern um die slotted Muffler die man von den Sohees mit einigem

Glück bekommen konnte. Diese waren bei jungen Abenteurern

recht beliebt und ließen sich demnach ganz gut verkaufen. Sie

waren bestimmt um die 2-3 Stunden im Dungeon als sie sich

entschlossen doch langsam mal ins Gildenhaus zurück zu kehren,

um noch ein wenig Schlaf abzubekommen, auch wenn Ruîn nicht

so wirklich begeistert davon war.
 

Als Solar in den großen Gemeinschaftsraum der Gilde kam um

nach Ruîn zu suchen war diese bereits wieder hellwach, obwohl

sie keine 4 Stunden geschlafen hatte. Das Kämpfen in der Nacht

hatte ihr ziemlich gut gefallen und so war sie ziemlich gut gelaunt.

Sie ließ sich sogar freiwillig küssen und umarmen. Als heutiges

Trainingsziel hatten sie sich den Magma Dungeon nahe der

fliegenden Stadt Juno ausgesucht. Das bedeutete Eiswaffen

und jede Menge Potions, da die Monster dort doch ein wenig

stärker waren. Sie hatten sich Gildenintern auch Feuerrüstungen

ausgeliehen, die besonders vor den gefährlichen Flammenattacken

der Monster dort schützten. Die kleineren Monster wie die

Kahos, Explositions und Blazzer waren eigentlich kein Problem,

da sie die schnellen Assassinen nur selten wirklich mit voller

Wucht trafen. Etwas schwerer waren da schon die großen Magma

Golems an denen man ohne Ice Pick schon eine Weile herum

hauen konnte. Allerdings gehörte die Pick zu den teuersten

Waffen und war zurzeit einfach unerschwinglich für Ruîn. Es war

eine nette Abwechslung mal nicht durchnässt zu sein, allerdings

wurde die Hitze in der Nogg Road mit jeder Stunde unerträglicher

und das Kämpfen zog sich langsam wirklich in die Länge.

Die Beiden beschlossen im Gildenhaus zu übernachten um die

Kosten eines Hotels in Juno zu sparen, auch wollte Ruîn diese

Nacht wieder mit Duir in die Payonhöhlen gehen. Zu ihrem

Glück neigte Solar zu einem sehr tiefen Schlaf, vor allem wenn

sie ihn den ganzen Tag fleißig im Dungeon hin und hergescheucht

hatte. So merkte er wenigstens erstmals nichts von ihren

nächtlichen Ausflügen.

Leise schlich sie sich die langen Flure und Treppen des Hauses

entlang und betrat den Gemeinschaftsraum. Es war ziemlich

dunkel aber nach einiger Zeit konnte sie alles recht gut sehen.

Sie hörte ein Kichern aus einer der hinteren Ecken des Raumes

und hielt inne. Irgendjemand war wohl noch hier. Sie drehte

sich langsam um und erkannte auch sofort die Quelle des

Geräuschs. Auf einem Polstersessel im hinteren Teil saß ein

Barde, der eine High Priesterin auf dem Schoß sitzen hatte.

Während die Priesterin mit dem Rücken zu ihr saß und sie

dadurch nicht gesehen hatte, blickte der Barde Ruîn direkt an.

Allerdings sagte er kein Wort und ließ sich nicht im Geringsten

stören, er blickte sie einfach nur sehr eindringlich an, und sie

konnte sein breites Grinsen erkennen.

„Um Himmels Willen, Jeran! Hast du denn kein Zimmer?“ Die

Priesterin und auch Ruîn fuhren herum und entdeckten Duir,

der gerade die Treppen heruntergekommen war und jetzt zu

Ruîn herüber kam. „Ach, jetzt sei doch kein Spielverderber.“

Der Barde kicherte, stand auf und wanderte langsam zu den

Beiden. Er hatte den Kopf leicht auf die Seite geneigt und hielt

seinen Blick fest auf Ruîn fixiert. Ruîn hatte zwar den Ausdruck

„Jemanden mit den Augen ausziehen“ schon des Öfteren mal

vernommen, aber jetzt wusste sie wirklich, wie sich das auch

anfühlte. „Wo haste das den aufgetrieben?“ „Das ist Solars Frau,

was du wüsstest, wenn du auf der Hochzeit gewesen wärst, statt

dich wer weiß wo Rumzutreiben.“ Duir hatte sich vor Ruîn gestellt.

„Ah ja, die Braut also…“ Er lächelte und wandte sich dann zur

Treppe um und verschwant in der Dunkelheit, die High Priestress

folgte ihm, mit leicht rotem Gesicht. „Oh Man, der Kerl treibt

mich noch in den Wahnsinn.“ Duir schüttelte den Kopf und Ruîn

schnaubte verächtlich. „Versteh mich nicht falsch, das ist einer

meiner besten Freunde, aber ich bin mit einigen seiner… na ja,

sagen wir mal, Freizeitgestaltungen nicht so einverstanden.“ Er

schnalle sich seinen Bogen auf den Rücken und deutete zur Tür.

Ruîn nickte und folgte ihm.

Sie trainierten wieder bei den Sohees im Payon Dungeon, wobei

sie diese Nacht sogar mal einen der gesuchten Muffler fanden.

Ruîn bewunderte die Fähigkeiten der Hunterklasse, die dazu

ausgebildet waren, allerhand Fallen zu legen um die Monster darin

festzuhalten. So konnte sie diese immer auf Distanz halten und

wurden nicht verletzt. Duir erklärte ihr die einzelnen Fallen und

zeigte wie man diese am besten einsetzten konnte. Es war sehr

interessant.
 

Am nächsten Morgen verschlief sie dann doch tatsächlich. Es war

zwar auch nicht sehr viel später geworden als schon letztes Mal,

aber irgendwie war es schon ziemlich hell als Ruîn die Augen

aufschlug und in Solars lächelndes Gesicht blickte. „Ich hab

verschlafen!“ „Ist doch egal…“ Er wollte sie gerade küssen als

Ruîn hochschnellte und förmlich aus dem Bett flog. „Das ist doch

jetzt echt nicht schlimm, du musst nicht immer um punkt 8 Uhr

aufspringen.“ Er lag auf dem Bauch, hatte den Kopf mit beiden

Händen aufgestützt und beobachtete sie dabei, wie sie in Windeseile

überall im Zimmer verstreute Kleidungsstücke einsammelte und

irgendwas wegen Juno und Magma Dungeon vor sich hin flüsterte.

So wie es aussah würde sie wohl nicht so schnell wieder ins Bett

zurückkommen. Solar seufzte und stand ebenfalls auf.

Nächtliches Training

Nächtliches Training
 

Das Gildenhaus war eigentlich ziemlich riesig wie Ruîn nun so

langsam herausfand. Na gut, es war ja auch so konzipiert das

um die 50 Leute darin leben konnten, eine große WoE-Gilde

halt, auch wenn ihre jetzt noch nicht ganz so groß war. Das

Fachwerkhaus im Norden der Hauptstadt verfügte über fünf

Stockwerke, wobei die Leute in den oberen drei ihre Zimmer

hatten und in den anderen Beiden befanden sich alle möglichen

Gemeinschaftsräume, einschließlich einer riesigen Bibliothek

und einem sehr hübschen Gemeinschaftsbad, das Ruîn schon

ausgiebigst bewundert hatte. Im Erdgeschoß befand sich auch

eine ziemlich große Küche, in die Ruîn jetzt, ein wenig zu schnell

vielleicht, hineinplatzte und zu ihrem Schrank hetzte. Es war ja

auch zu ärgerlich das sie verschlafen hatte! Sie winkte einer

Priesterin zu die sie vom sehen her kannte und reichte Solar

einige Sachen aus dem Schrank, dann setzten sie sich an einen

der zahlreichen Tische im vorderen Teil des Raumes. Außer

der Priesterin, die mit einer Lord Knight am Tisch saß waren nur

noch ein paar andere Leute in der Küche. Die meisten davon

kannte zwar Solar aber für Ruîn waren es Fremde. Bis auf den

hintersten der Tische. Von dort winkten ihr gerade Duir und

Jeran zu. Wobei es auf den zweiten Blick eher so aussah, als

würde nur Duir ernsthaft winken und Jeran imitierte ihn nur ziemlich

übertrieben. Ruîn hob grüßend die Hand und musste kichern als

Duir Jeran einen Klaps auf den Hinterkopf gab.

„Halt dich von dem Barden dahinten fern. Der ist nicht wirklich ein

guter Umgang für dich.“ Solar stellte Ruîn eine Kaffeetasse vor die

Nase und deutete leicht nach hinten zu den Beiden. „Wieso

fernhalten? Den kenn ich ja nicht mal. Was sollte ich da schon mit

dem reden?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich meine ja nur.“

Nach dem Frühstück machten sie sich dann wieder nach Juno

zum Magma Dungeon auf. Wenn man sich mal an die Hitze

gewöhnt hatte, ging es eigentlich ganz gut. Hin und wieder

begegneten sie Partys die mit Wizzards unterwegs waren und

konnten sich dort dann gelegentlich mal unter einen kühlenden

Storm Gust stellen. Auch das Loot der Monster war nicht zu

verachten. Elunium und rough Elunium waren sehr selten und Isan

hatte ihnen viel Geld dafür versprochen, da sie immer wieder

viele Metalle zum Schmieden brauchte.

Wie schon am Tag zuvor bestand Ruîn wieder darauf, dass sie

am Abend wieder nach Prontera zurückkehrten. Solar hätte sich

zwar gerne auch mal die Hotels in Juno angesehen, aber

wahrscheinlich wollte sich seine Frau erstmal richtig im Gildenhaus

einleben, also stimmte er zu.

Es war schon weit nach Mitternacht als Ruîn sich endlich durch

die dunklen Flure des Gildenhauses schlich und beinahe die

Treppe verfehlte, da sie sich noch nicht so wirklich gut auskannte.

Im Gemeinschaftsraum warteten Duir und Jeran. „Da is die Braut

ja endlich.“ Der Barde wirkte nicht gerade begeistert und Ruîn

beschloss ihn einfach zu ignorieren. „Na dann lasst mal gehen.“

Duir lächelte, öffnete die Tür und winkte beide hinaus. „Ich denke

du bist frisch verheiratet? Garnichts besseres zu tun, als jede Nacht

Trainieren zu gehen?“ Der Barde zwinkerte ihr schelmisch im

vorbeigehen zu. „Das geht dich nichts an.“
 

Ruîn musste zugeben, dass es zu Dritt sogar noch witziger war,

sich mit den Sohees anzulegen. Sie verstand zwar die meiste Zeit

nicht so wirklich, wovon Duir und Jeran sprachen, anscheinend

ging es auch sehr viel um das WoE und um die Leute aus der

Gilde, aber davon wusste Ruîn ja noch nicht wirklich viel was.

„Also den Leader kennste ja, unser Champ, der will zwar das

wir den UC bekommen, ist aber zu faul dafür auch was zu tun.“

Duir nickte und warf einen Quiver zu Jeran, der mit einer kleinen

Laute ein Lied angestimmt hatte das die Sohees in seiner Nähe

gar nicht so toll fanden. „Das zieht ihnen ihre Kraft ab, das mögen

sie garnicht.“ Er kicherte während zwei der Geister auf ihn

einschlugen. „Auch wenn der mal UC bekommt, denkste der setzt

das auch so ein, das es überhaupt nen Sinn hat?“ Es wechselte auf

seinen Bogen und die Sohees waren Geschichte. „Das bezweifle

ich doch stark. Er hört ja auch nicht mal auf mich.“ Duir legte

einige Fallen um sich herum, um die Monster auf Distanz zu halten.

Ruîn hatte sich ein wenig abseits hingesetzt, um sich ein wenig

auszuruhen und sich die Ruinen des zerfallenen Dorfes anzusehen.

In der Legende hieß es ja, dass hier mal ein großes und mächtiges

Königreich seinen Sitz gehabt hatte. Weiter unten in den Höhlen

gab es noch weitere Gebäude und einen großen Schrein in dem

regelmäßig ein gefährliches Bossmonster erschien. Sie musste

zugeben, dass sie schon neugierig auf das Monster war, aber sie

wusste, dass sie eine Begegnung wohl nicht überleben würde. Mit

einem Mal sauste ein Pfeil nur knapp an ihrem Gesicht vorbei und

Jeran stand neben ihr. „Hey, Braut! Pass auf!“ Sie fuhr herum und

das Ninetail sprang ihr direkt in die Arme. Das Monster hatte die

Zähne gefletscht und knurrte Furcht erregend. Ruîn stieß ihm ihr

Damaskus in den Hals und die Pfeile taten den Rest. „Was macht

ihr denn? Das ist nur ein Ninetail.“ Duir schüttelte den Kopf und

kicherte. „Naja man weiß ja nie. Frauen und Waffen und so.“

Jeran zuckte mit den Schultern. „Ich kann schon ganz gut auf mich

selbst aufpassen.“ „Ach ja, kannste das?“ Er stand dicht vor ihr

und ließ die Spitze eines Pfeils über ihren Hals fahren. „Streitet

euch später, wir sind zum Trainieren hier.“ Duir hatte seine Hand

zwischen die Beiden geschoben und schob Jeran nach hinten. „Ja,

Meister.“ Er zwinkerte Ruîn zu und wandte sich dann kichernd

und kopfschüttelnd wieder den Sohees zu.

Solange sie jetzt nicht direkt mit Jeran zu tun hatte, war eigentlich

alles in Ordnung. Sie mischte sich nicht in die Gespräche der

Beiden ein, da sie zum WoE eh nicht viel zu sagen hatte und

beschränkte sich aufs zuhören. Er sagte auch so nichts weiter zu

ihr, allerdings sah sie an seinen Blicken, das er wohl nicht viel was

von ihr hielt. Naja gut, es war ihr egal.
 

Am nächsten Tag ließen Solar und Ruin das Training im Magma

Dungen ausfallen. Es war wieder WoE und Ruîn traf sich davor

mal wieder mit Isan wegen dem Lootverkauf und solcher Sachen.

Dann ging das Sterbespektakel wieder von neuem los. Die Gilde

traf sich wieder an der Kafra am Eingang der Kanalisation und

startete von dort ihre Angriffe. Wie schon beim letzten Mal wurden

Warps zu den Castles geöffnet und die Leute stürmten in die

Burgen. Diesmal versuchte Ruîn ein wenig mehr auf das zu achten,

was die Leader in die Menge schrieen. In der Allianz hatte

anscheinend ein Assassine Cross das sagen, während auf Ruins

Seite der Champ und Duir die Befehle gaben. Allerdings bemerkte

sie immer wieder, dass vor allem Duir oft Jerans Blick nach einer

Entscheidung suchte. Quasi wie zur Bestätigung. Nun ja, sie hatte

ja in der letzten Nacht mitbekommen, dass die Beiden wohl sehr

viel Ahnung vom WoE hatten. Jedenfalls halt mehr als sie. Ruîn

hatte es sich angewöhnt immer als eine der Letzten den nächsten

Raum zu betreten, was ihre Überlebenschancen immens gesteigert

hatte. Das schien auch der Plan der Priesterin vom letzten Mal zu

sein, denn die Beiden standen irgendwie immer als Letzte da. So

hatte Ruîn wenigstens den Vorteil, dass sie sich bedenkenlos in

alle möglichen Kämpfe stürzen konnte, da die Priesterin sie dann

immer fleißig healte. Sie schaffte es diesmal sogar einen anderen

Assassin und einen Wizzard zur Strecke zu bringen. Wenn sie es

geschafft hatten ein Castle zu übernehmen, war es Ruins Aufgabe

dafür zu sorgen das kein Gegner den Empraum unvergiftet betrat.

Alles in Allem fühlte sie sich dieses Mal also nicht ganz so fehl am

Platz. Leider gab es nach dem WoE für die Leader so einiges zu

besprechen, so das Duir ihre nächtliche Lvl-Session absagte, was

für Ruîn bedeutete, das sie wohl mal länger schlafen musste.
 

Am nächsten Tag ging das Leben dann wieder wie gewohnt weiter.

Zuerst jagte Ruîn mit Solar Kahos und Grizzlis durch den Magma

Dungeon und dann mit Duir und Jeran Sohees durch die Höhlen

von Payon. Sie gewöhnte sich auch langsam an die abfällige Art

mit der Jeran sie immer behandelte. Beziehungsweise sie versuchte

ihn zu ignorieren, was leider nicht immer so gut klappte. Immer

wieder stand er plötzlich neben oder hinter ihr und beobachtete

sie aufs genaueste. Das machte Ruîn so nervös, dass ihr schließlich

mitten im Kampf die Waffe aus der Hand fiel und bei Jeran einen

kleinen Lachkrampf auslöste. „Was macht ihr denn bitte jetzt

schon wieder?“ Duir stand mit verschränkten Armen vor ihnen

und schüttelte den Kopf. „Och nichts, die Braut bestätigt mir nur

wieder meine Meinung.“ Jeran kämpfte noch leicht mit dem

Lachen. „Ach ja, und die wäre?“ „Frauen sollten sich mit Waffen

nicht abgeben, wenn sie nicht damit umgehen können.“ „Ich kann

sehrwohl mit meinen Daggern umgehen!“ Sie war auf ihn

zugekommen und hielt ihm die Klinge vor die Nase. „Da habe

ich aber gerade was anderes gesehen.“ „Was erwartest du denn

wenn du mich immer so dämlich anstarrst?“ Die Beiden standen

jetzt so dicht beieinander, dass sich ihre Köpfe beinahe berührten.

Duir seufzte genervt und setzte sich in einigem Abstand auf die

Überreste einer alten Veranda. „Sagt bescheid wenn ihr fertig

seit...“

Im Großen und Ganzen war es also ein ganz normaler Tag

gewesen und Ruîn bemühte sich sehr leise in ihr Zimmer zurück

zu schleichen. Sie war sauer auf diesen eingebildeten Kerl.
 

„Wie kannst du eigentlich so lange aufbleiben und dann am

Morgen gleich so fit sein?“ Ruîn hatte die Küche betreten und

setzte sich zu Duir an den Tisch. „Keine Ahnung, irgendwie hab

ich noch nie soviel schlaf gebraucht.“ Sie nahm einen großen

Schluck Herbtea und bemühte sich nicht zu kichern, als der Hunter

laut gähnen musste und dann den Kopf auf den Tisch legte. „Ich

glaube ich gehe gleich wieder schlafen…“ „Ach jetzt übertreib

mal nicht, guck mal was für schönes Wetter wir haben.“ Sie stupste

ihn eine wenig an der Schulter. „Guten Moooorgeeen!“ Hinter

ihnen hatte Jeran den Raum betreten und blickte in die Runde.

„Jetzt sag bloß nicht die Braut nervt mich nun auch morgens

schon.“ „Keine Sorge ich werde deinem Seelenfrieden nicht zur

Last fallen.“ Ruîn schüttelte genervt den Kopf und klopfte Duir

zum Abschied aufmunternd auf die Schulter, dann verließ sie den

Tisch. Auch Solar war inzwischen in der Küche eingetroffen und

blickte Ruine ein wenig fragend an, als sie auf ihn zukam. „Was

ist?“ Sie setzten sich an einen der Tische und Ruîn fischte sich einen

Apfel aus der Obstschale die darauf stand. „Du solltest ihm

wirklich aus dem Weg gehen, das meine ich ernst.“ Solar deutete

nach hinten zu Jeran und Duir. „Er ist dafür bekannt, dass er gerne

mit Frauen spielt und ich habe letztens beim WoE sehrwohl

gesehen wie er dich angeguckt hat.“ „Glaub mir, da irrste dich

gewaltig.“ Sie schnappte sich noch eine Birne, stand auf und

machte sich ans gehen „Ich warte oben, muss noch meine Waffen

ein bisschen herrichten.“

PVP

PvP
 

Das Training im Magma Dungeon zeigte langsam eine sehr

angenehme Wirkung, als Ruîn mal wieder das ganze Loot

sortierte. Auch wenn sie immer noch keine Card gefunden

hatten, so waren doch einige wertvolle Metalle dabei gewesen.

„Wie viel ich davon wohl noch für ne Ice Pick sammeln muss?“

„Och nur so paar hunderttausende mehr.“ Solar kicherte und

verstaute einige seiner Sachen im Lager. Sie waren an der

Nordkafra und stöberten dann noch ein wenig in einigen

Merchantläden bevor sie zum Gildenhaus zurückkehrten. „So

ne eigene Ifrit Rüstung hätte auch mal was.“ „Sind aber ziemlich

teuer geworden.“ „Vielleicht doch mal ne Aquarüssi, die bringt

dir was im WoE und man kann damit in den Ice Cave.“ Solar

betrachtete eine Swordfishcard. „Wobei ich dort dann natürlich

ne Ice Pick bräuchte.“ Ruîn seufzte. Auch Isan hatte ihr schon so

einiges von dieser Waffe vorgeschwärmt, die leider weit über 50

Millionen Zeny kostete. Naja würde sie eben sparen.
 

Die Muffler Suche bei den Sohees wurde langsam auch ziemlich

langweilig und so besprachen sie diesmal, wo man als Alternative

noch hingehen konnte. Jeran stand auf dem Dach eines der alten

Häuser im Dungeon und ärgerte einige Sohees damit, dass sie

zwar im Wirkungsbereich seines Liedes standen, aber nicht zu

ihm auf das Dach gelangen konnten. „Byalan würde auch noch

gehen, da sind die Cards wenigstens was wert.“ Ruîn befand

sich gerade in einem regen Handgemenge mit einem Bogun, diese

aggressiven Geister droppten manchmal ziemlich niedliche Hüte

und sie wollte einen davon. „Da unten ist es noch langweiliger als

hier. Da brauchen wir gar nicht erst hin zu gehen.“ Das Monster

hatte sie mit einem ziemlich harten Bash getroffen und einige

Meter zurückgeworfen. Sie war in wenigen Sekunden wieder auf

den Beinen und rammte ihm eines der Messer in den Hals.

Seufzend betrachtete sie den in sich zerfallenden Hut. „Ich fürchte

fast, da hat die Braut sogar Recht.“ Jeran war vom Dach

gesprungen und ließ den Assassin Cross at Sunset Song neben

ihr erklingen. „Ohne Priester sind wir halt doch ein wenig

eingeschränkt.“ Duir durchstöberte gerade das heutige Loot nach

den Sachen aus denen er brauchbare Pfeile herstellen konnte.

„Als ob eine Priesterin jetzt so ein Problem wäre. Soll ich nen

Paar besorgen?“ Jeran grinste und Duir schüttelte den Kopf.

„Nee komm, verschon mich mit deinen Weibergeschichten.“

„Nen Paar? Reicht dir eine denn nicht?“ Ruîn blickte ihn forschend

an. „Je mehr, desto besser sag ich immer.“ Er kicherte und Ruîn

schüttelte den Kopf. Sie beschlossen also erstmal bei den Sohees

zu bleiben bis ihnen eine passende Alternative einfiel.
 

Das nächste WoE fand wieder an einem Sonntag statt und Ruîn

verspürte beim ersten Eintreten schon fast so etwas wie Routine.

Manchmal blieb sie hinter ihren Leuten zurück und versteckte

sich im Cloaking in den Gängen des Castles, um zu sehen was

nach ihnen noch so alles nachkam. So konnte sie ihre Leute vor

den anderen Gilden warnen oder mit den Angreifern ein Stück

herumlaufen. Es war kaum zu glauben, wie wenige Priester mit

Ruwah arbeiteten.

Sie hatten sich nach einigem hin und her mit einer Gegnergilde

Kriemhild erkämpft und nahmen im Empraum ihre Aufstellung

ein. Duir hatte Ruîn nach vorne in den No-Skill geschickt. Das

war ein Tanz, den nur ein Barde und eine Dancer zusammen

spielen konnten, und der dann ein Feld erzeugte, auf dem keine

magischen oder anderen Fähigkeiten eingesetzt werden konnten.

Das war ziemlich Praktisch, da alle Gegner die den Empraum

betraten also erstmal wehrlos waren. Ruîn musste also immer in

den Pausen des Tanzes ein Giftfeld an den Eingang legen, das

die Gegner dann zusätzlich schwächte. Natürlich war Jeran der

Barde. Und natürlich gerieten sie wieder aneinander. „Sag mal

wie legst du denn das Gift aus? Das gehört ganz an den Eingang!“

„Die Leute die reinkommen bleiben ja nicht stehen, die rennen da

sowieso durch.“ Sie hatte die Arme verschränkt und blickte ihn

böse an. „Im Übrigen musst du auch nicht so nahe hier rum stehen.

Kannst du nicht nach hinten gehen?“ „Wo soll ich denn hin? Soll

ich in die Fallen rein laufen, die die Hunter da hinten gelegt haben?“

„Wenn du mich dann hier nicht mehr nervst, ja!“ „Ach ich nerve

dich hier also?“ Sie standen sich inzwischen dicht gegenüber

und die Dancer blickte leicht hilfesuchend nach hinten zu dem

Leader. Da sie allerdings die meiste Zeit durch den Storm Gust,

der hinter ihnen tobte, verdeckt waren, konnte man kaum

etwas von den anderen Leuten erkennen. „Du fällst doch

sowieso sofort um, wenn etwas reinkommt, also geh nach

hinten!“ „Ich soll aber hier stehen! Und das werde ich auch!“

Die Dancer wurde langsam nervös weil der Song schon längst

zu ende war und sie Jeran auf seiner Position brauchte um einen

neuen Anlauf zu starten. Allerdings bemerkten die Beiden das

gerade nicht. Auch nicht das ein Lord Knight durch das Tor trat.

Es erwischte Ruîn also mitten im Satz und sie fand sich auf der

kleinen Lichtung nahe der Hauptstadt wieder. Kaum eine Sekunde

später war auch Jeran da. „Na toll. Ein Lord Knight im Berserk.

Und wir hatten keinen No-Skill weil du mich abgelenkt hast!“

„Ach jetzt bin ich daran schuld, wenn du deine Aufgabe nicht

schaffst?“ Ruîn war stinksauer. „JA KEIN WUNDER, WENN

DU NICHT EINMAL AUF MICH HÖRST!“ „UND WIESO

SOLLTE ICH DAS BITTE MACHEN, HÄ?“ Sie waren so

nahe aufeinander zugekommen das sich ihre Köpfe nun beinahe

schon berührten. Da der Empraum von einer feindlichen Gilde

überrannt worden war, tauchten nun auch die anderen Gilden-

mitglieder um sie herum auf und es gab einige recht überraschte

Blicke auf die beiden Streithähne. „WEIL ICH EINE AHNUNG

DAVON HABE UND DU NICHT!“ „ACH, JA?? DAS SAH

ABER GERADE NICHT DANACH AUS!!“ Ruîn hatte ihre

beiden Schwerter gezückt und sah langsam richtig gefährlich aus.

Solar stand ein paar Meter entfernt und wusste nicht ob er sich

trauen sollte dazwischen zu gehen. Bevor er allerdings reagieren

konnte, war Duir bei den Beiden. „JETZT IST ABER MAL

RUHE! Klärt das gefälligst unter euch und nicht während dem

WoE.“ Ruîn erhob beide Arme und drehte sich um. „Mir ist das

sowieso zu blöd.“ Jeran hatte sich ebenfalls umgedreht und wollte

eigentlich schon in die andere Richtung weggehen als er wieder

innehielt. Duir hatte sich von den Beiden abgewandt und war zur

Kafra gegangen. Hauptsache es herrschte endlich wieder Ruhe.

Ruîn stapfte sauer an Solar vorbei und warf ein paar rote

Gemstones vor sich ins Gras bevor sie selbst hinsetzte. Sie

brauchte die Dinger für ihre Giftfelder, nur leider waren sie recht

unhandlich und ihre Hand schmerzte ein wenig vom Tragen.

Nachdem sie sich ein wenig ausgeruht hatte und die typische

Geschäftlichkeit vor dem öffnen der Warps um sie herum losging,

stand sie wieder auf und Jeran war neben ihr. „Du und ich, heute

Nacht, PvP.“ „Ich werde da sein.“
 

Der Rest des WoEs verging recht friedlich. Zumindest was Ruîn

und Jeran anging. Die Gilde hatte leider nicht mehr das Glück ein

Castle so lange zu halten das sich eine Aufstellung im Empraum

gelohnt hätte. Also konnten die Beiden sich voneinander fernhalten.
 

„Sag mal, was war da vorhin denn mit euch los?“ Solar saß auf

dem Bett und beobachtete Ruîn dabei, wie sie wütend im Zimmer

hin und her trampelte. „Nichts! Der nervt mich!“ „Ich habe dir ja

gesagt, halt dich von ihm fern.“ „Wie soll ich das denn im WoE

anstellen?“ Sie hatte damit begonnen sich förmlich die Kleider vom

Leib zu reißen und Solar musste zugeben das das schon fast etwas

Erotisches hatte. Schließlich ließ sie sich ins Bett fallen und zog sich

die Decke über den Kopf. „Jetzt ärger dich doch nicht wegen

dem.“ Er versuchte unter der Decke an sie heranzukommen,

allerdings rückte sie dann nur weiter weg. Wahrlich, er hatte sich

nicht gerade eine einfache Frau ausgesucht.
 

Es musste wohl so um die zwei Uhr Nachts gewesen sein, als

Jeran und Ruîn sich vor dem PvP Haus im Osten von Prontera

gegenüberstanden. „Dachte schon du kommst gar nicht mehr.“

„Warum sollte ich mir das entgehen lassen?“ Ruîn trat durch die

Tür und schlängelte sich durch einige andere PvP Besucher

hindurch bis zum Ende des Hoteltresens. Sie hatte ja schon einige

Male hier in dem Haus übernachtet, aber den Eingang zum PvP

Bereich hatte sie eigentlich noch nie so direkt wahrgenommen.

„Weil du Angst vor mir hast?“ Jeran lächelte überheblich. „Ja

genau.“ Die Beiden meldeten sich bei dem Gate Keeper an und

betraten den Warteraum. Der riesige Kellerraum glich beinahe

einem alten, steinernen Gefängnis und Ruîn fröstelte es direkt

davor. Hier wurde wieder eine ähnliche Magie angewandt wie

während dem WoE. Man konnte also gefahrlos gegeneinander

Kämpfen.

„Lass Payon gehen, da sind grad keine Leute.“ Jeran sprach mit

dem Gatekeeper, der die Besucher in die künstlichen Nach-

bildungen der Hauptstädte warpte und Ruîn nickte.

Es war beinahe unheimlich wie echt alles wirkte. Ruîn stand

inmitten der Waldstadt in vollem Tageslicht obwohl es eigentlich

mitten in der Nacht war. Weit und breit war keine Menschenseele

zu sehen und auch die Eingänge zu den Gebäuden waren zu. Es

war eine fast perfekte Illusion der Stadt. „So, möchtest du

irgendwelche bestimmten Regeln?“ Jeran kam auf sie zu und

zückte seinen Bogen, während Ruîn nur ihren Kopf schüttelte.

„OK, dann sagen wir, es ist alles erlaubt, außer Potions und

anderes Lebensverlängerndes Zeugs jeglicher Art.“ Er spannte

den Bogen und Ruîn verschwand im Cloak sodass der Pfeil ins

Leere traf. Langsam näherte sich Jeran der Stelle an der Ruîn

gestanden hatte und hielt nun zwei Pfeile zugleich gespannt. Sie

kam rechts neben ihm aus dem Cloaking und rammte ihm ein

Giftmesser in die Seite. Der erste Pfeil traf Ruîn in die Schulter

dem Zweiten konnte sie ausweichen. Es war genau wie im WoE,

man verspürte eigentlich keinen Schmerz. Es war nur wieder eine

leichte Art der Schwäche, die mit jedem Treffer schwerer wurde,

bis man nicht mehr in der Lage war sich zu bewegen. Jeran war

schnell, er schoss einen regelrechten Pfeilhagel auf Ruîn ab und

hielt sie somit auf Distanz. Allerdings war sie schnell, kaum ein

Pfeil traf wirklich sein Ziel. Sie beobachtete jede seiner

Bewegungen. Was bezweckte er eigentlich hiermit? Machte es

ihm Spaß sie so zu jagen? „Jetzt greif doch schon an, oder traust

du dich nicht?“ Er wechselte ziemlich geschickt vom Bogen zu

einer kleinen Laute und ließ ein Bragi erklingen. Das war ein

Song der es den Leuten erlaubte ihre Fähigkeiten ohne Pause

immer wieder hintereinander einzusetzen, was zwar bei einem

Priester oder Wizzard eine ziemliche Wirkung hatte, einer

Assassine wie Ruîn allerdings schon mal gar nicht weiterhalf.

Sie preschte nach vorne und kreuzte ihre Klingen mit Jerans

Laute. Er war ziemlich geschickt darin ihre Angriffe abzuwehren,

allerdings traf sie ihn doch einige Male. Dann ließ er das

Instrument fallen und zog den Bogen so schnell das die beiden

Pfeile Ruîn diesmal voll trafen. Sie sprang ein wenig zurück und

die beiden umkreisten sich gegenseitig. Ruîn merkte wie sich die

Schwäche ausbreitete. Vielleicht noch 2-3 Treffer dann hatte er

sie besiegt. Die Pfeile schlugen mit großer Wucht in das Gras vor

ihren Füßen ein und sie wagte einen letzten Angriff. Sie sprang

auf ihn zu, legte ein Giftfeld unter ihm und hieb mit den Messern

auf den hölzernen Bogen ein. Als er Zurückschoss sprang sie nach

hinten und die Pfeile trafen voll. Das war es gewesen. Sie spürte

wie die Schwäche sie niederriss und sank in das Gras.

„Verdammt noch mal, WAS MACHST DU DENN??“ Er kam

auf sie zu und schien ziemlich wütend. „Ich dachte das wolltest

du...“ „ACH VERDAMMT!“ Er stapfe mit dem Fuß auf, zückte

einen Butterflywing und war weg. Ruîn blieb einfach im Gras

liegen und betrachtete den künstlichen blauen Himmel. Wenn man

länger als 3 Minuten besiegt herumlag wurde man automatisch

wieder in das PvP Haus zurückgewarpt. Sie hatte absichtlich

verloren. Und sie hatte so verloren, dass er es auch wusste.
 

Als sich Ruîn vor einigen Stunden aus ihrem Zimmer geschlichen

hatte, war sie eigentlich ziemlich sauer gewesen. Jetzt beim

zurückkommen hatte sich das Gefühl komplett aufgelöst. Sie

setzte sich leise auf die breite Fensterbank und blickte hinaus in

die nächtliche Stadt. Ob Jeran jetzt wohl noch unausstehlicher

sein würde? Sie wusste nicht, wie sie auf die Idee gekommen war

ihn gewinnen zu lassen. Eigentlich hatten sie ja beide so ziemlich

die gleiche Chance auf den Sieg gehabt. Sie wischte sich mit der

Hand über die Augen. Langsam wurde sie wirklich müde, also

beschloss sie mal lieber ins Bett zu gehen.

Spaß

Spaß
 

Solar gewöhnte sich so langsam daran, dass seine Frau sich wohl

nicht allzu gerne im Bett aufhielt. Kaum das sie wach war, sprang

sie förmlich ohne die geringste Müdigkeit auf und auch am Abend

war es ähnlich. Er machte also gar nicht mehr den Versuch sie

dabei aufhalten zu wollen. Auch an diesem Morgen war sie wieder

vor ihm wach geworden und das Erste was er von ihr zu Gesicht

bekommen hatte, war ihre Silhouette die gerade durch die Tür

verschwand.

Ruîn hatte eigentlich vorgehabt auf Solar zu warten, allerdings war

sie ziemlich früh wach geworden und hatte keine Lust mehr gehabt

im Zimmer herumzusitzen. Sie wanderte den langen Gang zur

Treppe entlang und diese dann hinunter bis ins Erdgeschoß. Dann

betrat sie die Gildenküche. Da es noch ziemlich früh am Morgen

war, waren lediglich Zwei weitere Leute anwesend. Ruîn hielt an

der Tür inne und blickte zu Duir und Jeran hinüber, die ungefähr

in der Mitte des Raumes an einem Tisch saßen und irgendeinen

großen Zettel studierten. Duir entdeckte sie als Erster. „Ah, da bist

du ja auch schon! Guten Morgen.“ Sie lächelte und dann blickten

sie und Jeran sich an. „Hey Ruîn, das musst du dir ansehen,

komm her.“ Er winkte und tippte mit der anderen Hand auf den

Zettel. „Mhm, und was habt ihr da?“ Sie setzte sich an den freien

Sessel, der den beiden gegenüber stand. „Das hier…“ Jeran

schob das Blatt über den Tisch und rückte mit dem Stuhl nach,

sodass er neben ihr saß. „..ist Einbroch.“ Ruîn überflog den

Stadtplan und nickte. „Im Osten der Stadt ist ein großes

Mienengebiet, da wurden früher alle möglichen Metalle und so

abgebaut.“ „Und ihr wollt nun dort hin gehen? Anstatt der

Sohees?“ „Genau.“ Jeran und Duir lächelten. „Öhm, Okay.“ „Na

dann.“ Jeran rollte den Plan zusammen und drückte ihn Duir in

die Hand. „Wir sehen uns heute Abend, dann klären wir, was für

Waffen wir brauchen und so weiter. Jetzt muss ich los, hab ne

Verabredung, bis dann.“ Er winkte und verließ den Raum.

„Endlich Frieden?“ Duir blickte Ruîn leicht überrascht an. „Ja

scheint fast so…“ Ruîn blickte immer noch zur Tür, durch die

Jeran verschwunden war.
 

Während ihres Trainings im Magma Dungeon dachte Ruîn ein

wenig über die Ereignisse der letzten Nacht nach. Jeran war

eigentlich ziemlich wütend gewesen, als er sie da im PvP Raum

zurückgelassen hatte. Das er nicht einmal ein Wort darüber

gesagt hatte, wunderte sie jetzt schon ein wenig. Er hatte sogar

ihren Namen benutzt und nicht wie sonst immer nur Braut zu ihr

gesagt. „Pass auf, hinter dir!“ Solar stürzte an ihr vorbei und der

Grizzly verfehlte Ruîn nur knapp. Sie riss ihre Dagger herum und

sie töteten das große Freuermonster „Alles in Ordnung? Du

wirkst heute irgendwie so beunruhigt?“ Er blickte sie besorgt an.

„Nein, es ist nichts, ich war nur gerade in Gedanken.“ Sie lächelte

ihm aufmunternd zu und kümmerte sich dann um das Loot des

Grizzlys. Sie musste sich zusammenreisen. In einem Kampf so

nachlässig zu sein, dass kam ja mal gar nicht in Frage. Auch

Solar machte sich nun einige Gedanken um sie, es kam ja nicht

gerade häufig vor das sich Ruîn so unkonzentriert anstellte. Sie

verließen den Dungeon und machten eine kleine Pause am

Eingang zu der Höhle.

„Heute ist wohl nicht so mein Tag zum Trainieren.“ „Soll auch

mal vorkommen.“ Solar kicherte und setzte sich in das kühle

Gras. Er blickte hinüber zur Stadt. „Magst du für heute lieber

aufhören? Wir könnten nach Juno gehen und mal die Stadt

angucken?“ Ruîn zuckte nur mit den Schultern, ihr war es egal.

Also wanderten sie in die Hauptstadt der Schwarzwald Republik

und guckten sich diese mal genauer an. Ruîn musste zugeben,

dass diese schwebende Stadt sehr beeindruckend war. Die

steinernen Gebäude, die Bibliotheken und Monumente zeugten

von dem großen Wissen das hier in der Stadt regierte. Die

Gilde der Sages hatte hier ihren Sitz und viele Wissenschaftler

und Studenten kamen in Scharen hierher um zu forschen.
 

Als Ruîn sich langsam in den Gemeinschaftsraum schlich, hörte

sie schon am Anfang des langen Flures ein klirrendes Lachen.

Sie betrat den Raum und blickte in die Runde. Neben Duir und

Jeran war noch eine High Priest anwesend, die sie noch nie

gesehen hatte. Sie war also nicht aus der Gilde. „Ah, da ist sie

ja. Jetzt sind wir komplett.“ Jeran kam auf sie zu, erwischte sie

an der Hand und zog sie förmlich zu den anderen hin. Die

Priesterin nickte und öffnete ein Warpportal. „Danke dir, Kleine.“

Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und sie winkte, während er

Ruîn schon in den Warp schob. Der Gemeinschaftsraum der

Gilde verschwamm in einem dunklen, dichten Nebel und ein

beißender Geruch breitete sich aus. „Willkommen in Einbroch.“

Duir hatte sich Binoculars aufgesetzt und sah sich um. „Elende

Industriestadt…“ Jeran deutete in eine Richtung und sie folgten

ihm zum Bahnhof. Von hier pendelten Züge zwischen der Stadt

und dem Mienendorf Einbech hin und her. Sie betraten einen

der Züge und waren froh wieder richtige Luft zu haben. „Was

bitte machen die in dieser Stadt?“ Ruîn hatte das Gefühl, das sie

sich ihre Lunge herausgehustet hatte. „Maschinen, glaube ich

zumindest.“ Duir nickte. „Wennde mich fragst machen die nur

Dreck.“ Jeran zückte seinen Bogen und wischte eine ansehnliche

Menge Staub davon, wahrend Duir nun nach irgendwas kramte.

„Fast vergessen, das wirst du brauchen.“ Damit reichte der

Hunter Ruîn eine rötlich schimmernde Waffe. „Die Monster in

den Mienen haben leider nicht alle dasselbe Element, aber

damit solltest du am besten dran sein.“ Der Zug wurde langsamer

und sie hatte das Mienendorf erreicht.

Es war ziemlich dunkel und man musste höllisch aufpassen, um

nicht über die alten Schienen zu stolpern, die sich durch die langen

Stollen schlängelten. Grüne und roserne Giftwolken zogen ihre

Runden und versuchten die Drei zu vergiften und ihnen die Luft

abzuschnüren. Es war ein anstrengendes Trainingsgebiet, das

musste Ruîn zugeben, allerdings machte es auch unheimlich viel

Spaß. Jeran liebte es die Monster zu ärgern, indem er sich hinter

Kurven versteckte und auf sie schoss, ohne das sie sahen, oder

er lockte sie in die Fallen der Pitman. Das waren Mienengeister,

die in vielen kleinen Wägelchen durch die Stollen fuhren und

mit ihren Spitzhacken auf das Gestein einschlugen. Vom Loot

her lohnte es sich allemal, sie fanden zahlreiche Metalle und

auch die kaputten Spitzhacken konnte man gut verkaufen.
 

Sie blieben die nächsten paar Nächte in der Miene und ärgerten

die Monster da ein wenig. Dann brachte Duir einige DBs mit

und sie beschlossen diese im PvP Gebiet Payon zu zünden. Dort

gefährdeten sie keine anderen Leute, da ja die Kaframagie am

Werk war.

Es war wohl das witzigste was Ruîn bisher in ihrem Leben

gemacht hatte. Sie hatten fast nur ungefährlich Monster, kleine

aggressive Poringe und Pickies und eine White Plant. Die aus

DBs kommenden Monster waren alle aggressiv und auch die

Plants begannen einen zu verfolgen. Ruîn hatte ihren Spaß mit

der Plant, die sie fast eine halbe Stunde lang hinter sich herzog

und die sie mit einer irren Geschwindigkeit zu schlagen versuchte,

wann immer sie Ruîn zu Nahe kam. Allerdings war es mehr ein

ziemliches kitzeln als schlagen und als Duir das bemerkte, hielten

er und Jeran Ruîn fest, bis diese sich vor lauter Lachen nicht mehr

auf den Beinen halten konnte. „IHR SEIT JA SO GEMEIN!“

Jeran kicherte. „Ja das ist die Rache dafür, das du mir vorhin die

Giant Spider angehängt hast!“ „Vorsicht ich zünde noch ein paar.“

Duir lief ein paar Schritte weiter nach links und zerbrach die

kleinen Äste. Hinter ihm erschienen ein Skelworker, ein Marin,

ein Smokie und ein Pitman. „Ja toll, als ob wir von denen nicht

schon genug gesehen hätten.“ Jeran kicherte und ärgerte die

Monster mit dem Dissonance Song während Duir mit dem Bogen

auf den Skelworker einschlug. „Na los, gib mir ne Card!“ Ruîn

kicherte und ließ sich von dem Marin verfolgen. „Einen hab ich

noch, Achtung!“ Der Ast zerbrach und ein großes Monster mit

einem noch größeren Messer stürzte sich auf die drei. „Oha ein

Bloody Murderer, passt auf!“ Duir legte geschickt einige Fallen

zwischen das Monster und sich und die drei liefen ein Stück weg.

„Ok, ich lege hier noch ein paar Fallen, Ruîn du schleichst dich

im Cloaking zu ihm hin und lockst ihn hier her, verstanden?“ Sie

nickte und wandte sich wieder in Richtung des Monsters. Sie

näherte sich dem Messerschwingenden Ungetüm auf ein paar

Meter und kam dann aus dem Cloaking. Sofort brüllte es auf

und rannte auf sie zu. So schnell Ruîn konnte machte sie kehrt

und lief nach hinten und um die Ecke, das Monster folgte. Es trat

genau in die vorbereiteten Fallen und die beiden Anderen ließen

einen regelrechten Pfeilhagel auf das Monster los. „Ja wir sind

eben gut.“ Jeran nickte und die anderen zwei kicherten. „Ach den

hätten wa stehen lassen sollen, für die nächsten die hier rein

kommen.“ „Ja die hätten sich gefreut.“ Jeran und Ruîn kicherten

und Duir schüttelte leicht verständnislos den Kopf.
 

Das nächste WoE folgte wieder an einem Sonntag und Duir hatte

zwecks Leader und WoE Besprechung das nächtliche Training

ausfallen lassen. Ruîn stand an der Kafra und stöberte ein wenig

in ihrem, immer voller werdenden Lager, während Solar sich

mit zwei Freunden amüsierte. Sie mobbten die Poringe und Thief

Bugs der Umgebung zusammen und ließen die Käfer dann durch

die kreischenden Priesterinnen der Gilde huschen. „Ich verstehs

nicht, ich verstehs echt nicht.“ Kopfschüttelnd war Jeran neben

ihr aufgetaucht und sie schreckte aus ihren Items hoch. „Hmm,

wie, was?“ „Wieso hast du den da geheiratet?“ „Wie meinste

das?“ Sie blickte ihn fragend an. „Ich habe nicht den Eindruck,

dass er so wirklich zu dir passt.“ Jeran zuckte mit den Schultern

und sie beobachteten Solar dabei, wie er mit einem Thiefbug auf

dem Arm einer Knight hinterherlief. „Naja egal, hier nimm das,

die brauchste.“ Er drückte ihr einige gläserne Fläschchen in die

Hand die mit einer klaren, blauen Flüssigkeit gefüllt waren.

„Coldproofs. Nimmste bevor du in einen Storm Gust rennst.“

Er nickte und wandte sich dann wieder der Leadergruppe zu

die etwas abseits der Anderen standen. Und dann ging es auch

schon los. Wie immer betrat sie die Räume als eine der letzten

und wie immer war auch die Priesterin, deren Namen Ruîn

immer noch nicht kannte, auch bei ihr. Jeran hatte Recht gehabt,

durch die Potions bekam sie viel weniger Schaden, was ein

sehr großer Vorteil war. Sie kämpfte ein wenig mit einem

Hunter, einer Wizzard, einem High Priester und einigen anderen

Leuten, während sie zwischendurch immer mal wieder

hinausteleportiert wurde und dann wieder neu durch die Gänge

der Castles laufen musste. Langsam begann sie sich sogar einige

der Wege zu merken. Schließlich hatten sie es geschafft und

Hong-Roo erobert. Der Empraum des Castles war ziemlich

riesig und die Gänge waren kreisförmig aufgeteilt. Sie nahmen

im mittleren Ring ihre Aufstellung neben dem Emperium ein. Da

es gerade kein Incomming von einer Feindlichen Gilde gab,

und man den Eingang zum Raum aus der Entfernung ziemlich

gut sehen konnte waren die Leute relativ entspannt. Jeran und

die Dancer aus der Allianz hatten angefangen einige Combos

durchzuspielen und Ruîn war echt begeistert von den Songs.

Und sie bemerkte auch, dass Jeran wohl ein Auge auf die Dancer

geworfen hatte. Immer wieder strich er ihr mit der Hand leicht

über ihren Rücken, flüsterte ihr irgendwelche Sachen zu, lächelte

und kicherte mit ihr. Als er zu Ruîn herüberblickte musste sie

lächeln und nickte ihm wissend zu. Er nickte ebenfalls und machte

dann eine recht deutliche Geste hinter dem Rücken der Dancer,

so das Ruîn kichernd den Kopf schütteln musste. Sie drehte sich

um und ließ Jeran mal mit seiner Eroberung in Ruhe, als ihr

Blick auf Solar fiel, der neben dem Emperium stand und ihr

nun einen sehr fragenden Blick zuwarf. „INCOMING!“ Der

Leader deutete zum Eingang des Raumes und alle Anderen fuhren

herum. Jetzt musste es schnell gehen. Die Wizzards casteten ihre

großen Flächenskills und einige der Angreifer waren damit außer

Gefecht gesetzt. Die gegnerischen Tanks allerdings hatten den

inneren Ring erreicht, liefen Ruîn genau in ihr Giftfeld und sie

stürzte sich gleich mal auf den ersten Knight um ihm die Rüstung

zu zerstören. Sie traf ihn drei, vier mal und merkte langsam das

der Schaden den er ihr zufügte, bei weitem höher war als erwartet.

Vielleicht noch ein Schlag dann hatte er sie besiegt. Der Knight

erhob sein Schwert und Ruîn zuckte zusammen, gleich würde sie

wieder auf der Waldlichtung stehen. Die Pfeile schossen nur

haarscharf an Ruîn vorbei und trafen mit voller Wucht auf das

Peco, sodass der Knight einige Meter nach hinten geschleudert

wurde. Dann spürte sie einen kräftigen Ruck der sie nach

hinten zog. „Vorsicht!“ Jeran stürzte an ihr vorbei und Duir

folgte ihm. Sie schafften es den Knight und zwei folgenden

Tanks in Duirs Fallen zu locken und solange festzuhalten bis

Jeran mit der Dancer wieder das Noskill- Lied bei ihnen spielen

konnte. Die Wizzards casteten hinter ihnen und der erste Knight

war sofort eingefroren. Ruîn hatte ihm also die Unfrozen Rüstung

geschrottet. Leider verstand sie immer noch nicht ganz, was da

jetzt im Empraum vor sich ging. Sie hörte zwar einige Befehle

von den verschiedenen Leadern, allerdings konnte sie noch nicht

wirklich abschätzen, welche davon jetzt Sinn hatten und welche

sie nicht befolgen musste. Sie stürzte sich also wieder auf die

Gegner, legte hier und da einige Giftfelder und warf zusätzlich

noch Giftmesser durch die Gegend. Auf einmal, mitten in der

Bewegung verschwamm der Empraum und sie fand sich auf der

Lichtung wieder. Mit allen anderen aus ihrer Gilde.
 

„Verdammt, die haben getaket.“ Der Leader von Ruins Gilde

schüttelte den Kopf. „Was erwartet ihr denn bitte, wenn ihr

das Emp alleine stehen lässt?“ Jeran war sauer, er stritt sich

noch ein wenig mit dem Leader bis auch Duir und der WoE

Leader der Allianz dazukamen und die Beiden trennten. Ruîn

wandte sich an die Kafra. Es war schon ziemlich spät, das WoE

würde in den nächsten Minuten enden und so wie es aussah, gab

es keine Rewarps mehr zum Castle. Also gab sie ihre WoE

Waffen und die restlichen Coldproofpotions in ihr Lager für das

nächste Mal. Sie blickte sich um, Duir und die Leader waren in

eine hitzige Diskussion vertieft und Jeran war jetzt mit der Dancer

ein wenig abseits der Anderen. „Und wie hats dir gefallen?“ Sie

drehte sich um und Solar stand hinter ihr. „Ach war schon ok.“

„Ein paar Leute aus der Gilde wollen jetzt noch ein wenig ins PvP

gehen, kommst du mit?“ Er deutete hinter sich auf die Beiden, mit

denen er schon vorhin vor dem WoE seinen Spaß gehabt hatte.

Ruîn schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nichts für mich, ich werde

zuhause warten, ok?“ Er nickte, irgendwas lag in seinem Blick,

das Ruîn nicht deuten konnte. Er zog sie an sich, umarmte sie und

gab ihr einen Kuss. „Ich liebe dich...“ Damit drehte er sich um

und ging zu seinen Freunden.

Amatsu

Amatsu
 

Die Bibliothek des Gildenhauses war wirklich nicht zu verachten.

Ruîn wanderte durch die zahlreichen Regale voller altertümlich

aussehender Bücher und studierte einige der Titel. Es gab Bücher

zu den Legenden von Payon, der untergegangenen Stadt Geffenia,

die einmal dort war wo das heutige Geffen lag, die Geschichte

der Zwerge die die vier gottgleichen Items herstellten, die Legende

des großen Satans Morroc, der von dem dunklen Ritter Thanatos

besiegt und eingesperrt wurde. Mit einem großen Stapel Bücher

wanderte Ruîn also zwischen den Regalen hin und her und suchte

sich einen Sitzplatz. Im hinteren Teil der Bibliothek standen drei

große, sehr rustikal aussehende, Polstersessel kreisförmig um eine

Säule. Sie setzte sich in einen von ihnen und begann ein wenig zu

lesen.

Die Sonne versank langsam hinter den großen Stadtmauern von

Prontera und in der Bibliothek wurde es zusehends dunkler. Als

Ruîn trotz einiger Kerzen nichts mehr erkennen konnte, beschloss

sie doch lieber auf ihr Zimmer zu gehen. Die Flure waren beinahe

schon stockdunkel, doch auf dem Balkon im vierten Stock schien

das Mondlich ziemlich hell und man konnte so ziemlich alles

erkennen. Ruîn schlich sich im Cloaking durch den Gang und

hielt inne, als plötzlich eine der Türen weiter vorne im Gang

geöffnet wurde. Es war Jeran. Ruîn drückte sich an die Wand

und hielt den Atem an, damit er sie ja nicht bemerkte. Er war an

die steinerne Brüstung des Balkons getreten und blickte nach

unten auf die Stadt. Außerdem trug er nichts weiter als ein

Handtuch, das er um die Hüften gewickelt hatte. Ja, Ruîn konnte

sich sehr gut vorstellen, warum er bei den Frauen so gut ankam.

Sein feuerrotes Haar hatte Ruîn ja immer schon gefallen, aber

der Rest von ihm war auch nicht gerade zu verachten. Er hatte

breite Schultern, was unter seinen Bardenklamotten ja nicht so

unbedingt auffiel und ziemlich schmale Hüften. Er war beinahe

schon zu dünn, aber eben nur beinahe. Ein leichter Wind zog über

den Balkon und Ruîn fröstelte es leicht. Jeran drehte sich um,

stützte sich mit den Ellenbogen auf die Balustrade und legte den

Kopf in den Nacken. Ruîn bemerkte wie sie direkt Herzklopfen

bekam und drehte sich um. Das konnte doch nun wirklich nicht

wahr sein, das sie hier stand und ausgerechnet Jeran

anschmachtete! Sie warf einen Blick über die Schulter. Er sah

so wahnsinnig erotisch aus, wie er da so mit geschlossenen Augen

stand und Ruîn bemerkte wie ihr Blick langsam nach unten zu

seinem Bauchnabel wanderte. „Was stehst du denn hier so alleine

rum?“ Die Dancer aus der Ally war aus dem Zimmer gekommen

und erwischte Jeran am Arm. „Die Luft hier draußen ist immer

so schön kalt.“ Er lächelte und zupfte ein wenig an der Decke in

die sie gewickelt war, sodass sie spielerisch anfing zu kreischen

und zurück ins Zimmer hüpfte. Als sie die Tür geschlossen hatten,

huschte Ruîn schnell vorbei und lief zur Treppe um in ihr eigenes

Zimmer zu gelangen.

Sie öffnete langsam die Tür uns lauschte, dann trat sie hinein. Es

war leer, Solar war also noch nicht zurück. Ruîn legte sich auf

das Bett und versuchte zu schlafen.
 

Die nächsten Wochen vergingen wie gewohnt, was für Ruîn hieß,

das sie Tagsüber mit Solar Monster jagte und fleißig trainierte

und in den meisten Nächten mit Duir und Jeran herumstreifte.

Meist fielen ihre nächtlichen Ausflüge an den WoE Tagen aus,

sodas Ruîn dann doch einige Male mit Solar und seinen Freunden

ins PvP ging. Allerdings beteiligte sie sich nicht an den Kämpfen,

sondern spionierte meist nur die Gegner im Cloaking aus. Es

war ja auch sehr überraschend wie wenige Leute die Skills

Sight oder Ruwach einsetzten, mit denen man versteckte

Assass aufdecken konnte. Ab und an traf sich sie mit Isan um

ihr vom Training zu erzählen oder sie zu trösten weil sie ja wegen

dem Baby immer noch nicht schmieden durfte. Ansonsten

verbrachte sie nun gelegentlich einige Zeit in der Bibliothek

und las die Sagen über die großen Dungeons und Städte

Midgards und der Schwarzwald Republik. Sie hatte gerade

die Legende über den Knight Thanatos zu Ende gelesen, als

die letzte Kerze auf dem kleinen Tisch neben ihr langsam zu

flackern anfing. Damit war es wohl an der Zeit in ihr Zimmer

zurückzukehren. Sie packte die Bücher zusammen, die sie rund

um den großen, roten Polstersessel verteilt hatte und verließ die

Bibliothek. Sie wanderte den Steinernen Gang zu ihrem Zimmer

entlang und achtete nicht weiter auf den Weg als sie am Ende

des Ganges plötzlich auf ein Hindernis stieß. „Aua.“ Mit einem

dumpfen Aufprall landete sie unsanft auf ihrem Hintern und

blickte auf die Priesterin die vor ihr saß und ebenso überrascht

dreinblickte. Plötzlich begannen beide zu kichern und die

Priesterin schüttelte den Kopf während sie aufstand. „Tut mir

leid, ich war ganz in Gedanken und habe dich nicht gesehen.“

Sie reichte Ruîn ihre Hand und zog sie wieder auf die Beine.

„Ich doch genauso.“ Sie kicherten wieder Beide und da erkannte

Ruîn sie. Es war die Priesterin mit der sie schon so oft im WoE

zusammen gekämpft hatte. „Ich bin Danu, sehr erfreut.“ „Ja,

Ruîn, auch erfreut.“ Nun wusste sie ja endlich auch mal den

Namen ihrer fleißigen WoE Helferin. „Wir müssen mal zusammen

trainieren gehen.“ Die Priesterin nickte. „Ja, bald mal. Nicht

immer nur im WoE kämpfen.“ Sie kicherten wieder, dann

verabschiedeten sie sich. Ruîn kehrte in ihr Zimmer zurück und

war auch bald eingeschlafen.
 

Weil es im PvP mal wieder etwas später geworden war, saßen

Solar und Ruîn noch ziemlich spät beim Frühstück. Einige Leute

waren sogar schon dran das Mittagessen zu kochen, was die

beiden aber nicht störte. Solar war dabei ihr zu erzählen wie

sie in der Nacht einen Lord Knight und sogar ein High Wizzard

gelegt hatten und Ruîn nickte ab und zu während sie an einem

Apfel knabberte. Dann betrat Jeran den Raum. Bei ihm war die

High Priesterin, die sie damals nach Einbroch gewarpt hatte. Die

Beiden setzten sich an einen der hinteren Tische und Jeran

zwinkerte Ruîn zu als er sie entdeckt hatte. Sie lächelte und

winkte zurück, dann fiel ihr Blick wieder auf Solar der sie jetzt

irgendwie komisch ansah. „Warum hörst du nicht darauf, wenn

ich dir etwas sage?“ „Hmm, wieso?“ „Ich habe dir jetzt schon

mehrmals gesagt, dass du dich von dem Barden fernhalten sollst.“

Er deutete nach hinten auf Jeran, der gerade damit beschäftigt

war die High Priesterin mit der Schlagsahne seines Kaffees zu

ärgern. „Er und Ich sind Freunde. Was denkst du denn, das er

mit mir anstellen würde?“ Ruîn lehnte sich in ihrem Sessel zurück

und blickte ihn schief an. „Er hat es auch auf verheiratete Frauen

abgesehen- das ist kein Geheimnis.“ Solar stand auf und

erwischte Ruîn am Arm. „Er hat es aber nicht auf mich abgesehen.“

Sie machte keine Anstalten sich zu erheben. „Das sieht aber

irgendwie schon danach aus, wenn du mich fragst!“ Er war

wohl etwas wütend und zog so heftig an Ruins Arm das er sie

glatt aus dem Sessel und beinahe noch auf den Tisch zog. „Das

tut weh!“ Ruîn zog ihren Arm weg und hörte hinten etwas laut

scheppern. Jeran war aufgesprungen und blickte Solar direkt

an. „Entschuldige bitte, das wollte ich nicht.“ Solar hatte beide

Arme erhoben und Ruîn schüttelte den Kopf und schritt an ihm

vorbei zur Tür.

Er folgte ihr und hatte sie im langen steinernen Flur eingeholt.

„Es wäre nicht das erste Mal das er so etwas tut.“ Ruîn drehte

sich zu Solar um und seufzte. „Bei wem hat er es denn gemacht?“

„Bei Raido unserem Leader. Und die Priesterin, die da grade

bei ihm ist, sie hat auch einen Mann. Ich habe sie schon gesehen.“

Ruîn sagte nichts darauf, sie blickte ihn nachdenklich an. Ob er

sich wirklich Sorgen um sie machte? „Er ist bei sehr vielen für

seine Frauengeschichten bekannt und ich sehe ja, dass er mit

dir redet. Ich möchte nicht das du darauf reinfällst.“ Sie schüttelte

den Kopf. „Mach dir keine Sorgen, auf so was falle ich nicht

rein.“ Nicht noch einmal jedenfalls, fügte sie im Gedanken noch

hinzu.
 

Während des nächsten WoEs beobachtete Ruîn aufmerksam

Jeran und den Leader der Gilde. Gut, sie schienen sich die

gesamte Zeit darüber zu streiten, welches wohl die beste Strategie

einer guten Def im Empraum wäre, aber sonst fiel ihr eigentlich

nichts Bestimmtes auf. Ob das mit der Frau stimmte? Sie blickte

nach hinten zu Solar der wieder am Emperium stand, bereit es

jederzeit zu breaken wenn das Incomming zu groß wurde. Er

hatte eigentlich keinen Grund sie anzulügen. Sie huschte neben

der Dancerin an den Eingang des Raumes um ein Giftfeld zu

legen. Die Zeitspanne zwischen den No-Skill Combos war nicht

recht lang darum musste sie sich beeilen. Sie zerbrach den

Gemstone und das Feld breitete sich kreuzförmig neben dem

Eingang aus. „Nächstes Mal bitte noch ein wenig weiter vorne,

dann erwischt es jeden gleich und man kann nicht schnell nach

hinten ausweichen.“ Jeran zwinkerte ihr zu und Ruîn nickte. „Ok

mach ich.“ Sie schlängelte sich zwischen den Beiden durch und

stellte sich wieder hinter dem Song auf ihre Position. Dieses Mal

schien ihn die Dancer nicht mehr so wirklich zu interessieren. Sie

versuchte zwar immer wieder mit ihm zu reden, aber er nickte nur

hin und wieder und schrie meist mit den WoE Leadern irgendwelche

Anweisungen hin und her.
 

Ruîn atmete befreit auf. Mal wieder ein WoE überstanden. Sie

wandte sich an die Kafra um ihr Equip bis zum nächsten Mal im

Lager zu verstauen. Solar und seine Freunde standen ein wenig

abseits und waren in ein angeregtes Gespräch vertieft. Gleich

würden sie sicher wieder ins PvP gehen wollen. Sie seufzte. In

dem Moment als Solar sich zu ihr umdrehte erwischte sie etwas

an der Hand und zog sie mit sich. „Waa…!“ „Pssst, komm mit,

schneller!“ Jeran drängelte sich mit ihr durch einige Leute der Ally

und sie liefen einem Knight und seinem Peco hinterher bis nach

Prontera. An der Westkafra angekommen blieb Jeran so abrupt

stehen, das Ruîn beinahe in ihn reinknallte. „Vorsicht.“ Er kicherte

und blickte sich eingehendst auf dem Platz um. „Da drüben- ein

Warpportal!“ Er zog Ruin weiter mit sich und die Stadt verlief vor

ihren Augen zu einem rosa Schleier.

„Oh Amatus, wie cool.“ Jeran winkte der Acolytin, die den Warp

in Prontera geöffnet hatte, und nun etwas verwirrt auf ihre beiden

Mitreisenden blickte, fröhlich zu und zog Ruîn dann munter weiter.

„Hmm, bitte wo sind wir?“ Die Assassine blickte sich neugierig

um, sie befanden sich anscheinend an einer Küste denn man hörte

in der nähe Wasser rauschen und die Luft war mit Salz erfüllt. Die

Gebäude um sie herum waren aus hellem Holz mit blauen

Verziehrungen. Jeran überlegte kurz dann deutete er nach rechts.

„Hier kann man aber ziemlich gut Essen. Möchtest du?“ Sie nickte

und ließ sich von ihm zu einem, mit Strohballen gedecktem

Holzhaus führen.

„Das muss man mal gekostet haben, is doch lecker oder?“ Die

Beiden saßen an einem niedrigen Lacktisch mit goldenen

Verziehrungen und hatten eine Sushiplatte vor sich. „Ungewöhnlich,

aber gut.“ Ruîn hatte so ihre Schwierigkeiten mit den Essstäbchen.

Sie unterhielten sich über alle möglichen Dinge und Ruîn war

erstaunt darüber, wie einfach es eigentlich war sich mit Jeran zu

unterhalten. Er kannte wahnsinnig viele WoE Anekdoten und

spannende Partygeschichten. Sie ließen sich die kleinen

Reiskuchen, die sie zum Nachtisch bestellt hatten in einem

seidenartigen, weißem Papier einpacken und verließen das Lokal.

Die ersten Sterne schimmerten schon am wolkenlosen Himmel

und sie wanderten ein wenig durch die Stadt, während Jeran ihr

von dem großen Schlachtfeld hinter dem Schloss erzählte, bis sie

an einen Park mit zahlreichen Kirschbäumen gelangten. Ein

besonders großer Baum überragte die anderen auf einem kleinen

Hügel, zu diesem wanderten sie nun langsam hin. Ruîn betrachtete

das Meer, das man im Süden erkennen konnte, und indem sich

nun den letzten Sonnenstrahlen spiegelten. „Sag mal, stimmt es

eigentlich, dass du unserem Leader die Frau ausgespannt hast?“

„Hmm, erzählt man sich das so?“ Jeran seufzte. Die Beiden

setzten sich unter den großen Baum in das saftige weiche Grass

und einige der Blüten wehten an ihnen vorüber. „Zu so etwas

gehören immer Zwei, vergiss das nicht.“ Ruîn nickte. Sie wusste

nur zu gut was er damit meinte.

„Wieso bist du verheiratet?“ Jeran schüttelte leicht den Kopf

und beugte sich zu ihr herüber. Noch bevor Ruîn reagieren

konnte, ließ er seine Hand über ihre Wange gleiten und zog sie

zu sich. Seine Lippen waren angenehm weich und so sanft das

Ruin gedankenlos ihren Mund öffnete und ihn mit ihrer Zunge

spielen ließ. Erst als sie seine Hand auf ihrem Rücken fühlte wurde

ihr bewusst, was sie da eigentlich gerade tat. „Nein!“ Mit einem

Satz sprang sie auf ihre Beine und eine Paar Schritte den Hügel

hinunter. „Es tut mir Leid, ehrlich!“ Jeran war ebenfalls

aufgesprungen und wollte zu ihr herunter kommen. Sie schüttelte

den Kopf. „Nie wieder!“ Er nickte. „Versprochen, ich mach das

nie wieder, bitte glaub mir.“ Er war stehen geblieben und blickte

sie an. Ruîn hatte beide Arme erhoben um ihm zu deuten, dass

er da bleiben sollte, wo er jetzt war und machte einige Schritte

nach hinten. Dann drehte sie sich um und rannte in Richtung Küste

davon.

Happy Birthday

Happy Birthday
 

Da die Kafras in Amatsu keine Warps zum Festland anboten

und sie in ihrem Lager keine Butterflywings mehr hatte, blieb

Ruîn nichts anderes übrig als mit dem Boot nach Alberta

überzusetzen. Jeran betrat das Deck einige Minuten nach ihr und

stellte sich neben sie. Die Beiden sprachen die gesamte Fahrt über

kein Wort miteinander. Auch in Alberta an der Kafra und in

Prontera auf dem Weg zum Gildenhaus schwieg Ruîn. Sie musste

ihre Gedanken sammeln. Was da in Amatsu geschehen war, war

so ziemlich das Letzte gewesen, mit dem sie gerechnet hatte. Hatte

Solar Recht gehabt und Jeran wollte sie doch nur verführen?

Konnte sie sich den so in ihm geirrt haben? Oder war es nur die

ganze romantische Atmosphäre in Amatsu gewesen? Immerhin

waren sie doch Freunde. Oder? Sie war ein paar Schritte hinter

Jeran zurückgeblieben und betrachtete ihn nachdenklich. Was

wenn sie nicht verheiratet wäre? Was wenn er und sie… „Ich

entschuldige mich noch mal, ich wollte dich wirklich nicht

erschrecken und so.“ Er hielt ihr die massive Holztüre des

Gildenhauses auf und nickte leicht. „Vergessen wir´s einfach.“

Sie ging an ihm vorbei und versuchte ihn nicht anzublicken, aber

sie konnte hören was er noch sagte, bevor die Tür hinter ihm ins

Schloss fiel. „Es war ernst gemeint…“
 

Als Ruin die Tür zu ihrem Zimmer öffnete war es drinnen dunkel.

Solar war also noch mit seinen Freunden im PvP. Sie wollte

gerade das Licht neben dem Bett entzünden, als sich am Fenster

etwas bewegte. Reflexartig griff Ruin nach einem der Giftmesser,

die sie unter ihrem Kissen für solche Fälle deponiert hatte. „Auch

mal wieder da, hmm?“ Es war Solar. Sie ließ das Messer sinken

und schüttelte den Kopf. „Erschreck mich doch nicht so.“ Sie

schloss kurz die Augen, als sie der erste Lichtstrahl der Lampe

traf. „Was sollte das heute?“ Solar hatte die Arme verschränkt

und lehnte am Fenstersims. „Haust einfach ohne ein Wort ab und

treibst dich mit diesem Ehebrecher wer weiß wo herum!“ Ruîn

nickte leicht und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Ich will

nicht, dass du dich mit dem jemals wieder triffst!“ Mit einer

schnellen Bewegung hatte sie die Lampe wieder gelöscht und

trat auf Solar zu. Noch bevor er wieder etwas sagen konnte,

packte Ruîn ihn am Kragen und küsste ihn. Sogar im Dunkeln

konnte sie sein verdutztes Gesicht erkennen, aber sie würde sich

jetzt sicherlich keine Vorwürfe mehr von ihm anhören. Mit einem

kräftigen Ruck drehte sie ihn herum und stieß ihn gegen das Bett.

Sie drückte ihn nach unten und setzte sich auf Solars Schoß.

„Ich…“ Mit einer geschickten Handbewegung hatte sie seinen

Schulterschutz geöffnet. „habe…“ Langsam wickelte sie ihre

Armbandagen auf. „Nichts…“ Mit einer fließenden Bewegung

hatte sie sich ihres Oberteils entledigt und führte Solars Hände

über ihren Oberkörper. „mit Jeran…“ Sie zog ihn zu sich hoch

und küsste ihn. „Gar nichts.“ Solar ließ sich nach hinten fallen. Es

war das erste Mal, dass Ruîn sich ihm von sich aus genähert hatte.

Er konnte ihre Umrisse im Dunkeln gut erkennen und beobachtete

sie genau dabei, wie sie nun ihre und seine Kleider auf dem

Boden verteilte. Gut, er würde das Thema Jeran für heute Nacht

mal ausnahmsweise vergessen.
 

Ruîn hatte ein wenig Angst, sich am nächsten Morgen im

Gemeinschaftsraum blicken zu lassen. Irgendwie hatte sie keine

Ahnung, wie sie sich Jeran gegenüber verhalten sollte. Zum

Glück war wenigstens Solar nicht dabei. Sie hatte zwar versucht

ihn zu wecken, aber da er nur unter der Decke hervorgeknurrt

hatte, war sie halt ohne ihn gegangen. Zu ihrem Glück war der

Raum weitgehendst Leer. Im hinteren Teil unterhielt sich der

Gildenleader mit einem Fremden Lord Knight und in der Mitte

tratschten zwei Wizzards lautstark miteinander. „Oh, hallo. Guten

Morgen.“ Neben der Tür saß Duir und blätterte in einem großen

alten Buch. Sie winkte leicht, setzte sich zu ihm und versuchte

einen Blick auf den Buchtitel zu werfen. „Ein Buch über die

Legende von Thanatos.“ „Hmm, ahja…“ Er hatte ihr den dicken

Wälzer über den kleinen Tisch geschoben damit sie ihn sich

ansehen konnte. „Ich glaub, das hab ich schon einmal gesehen…“

Ruîn versuchte sich an all die Bücher zu erinnern, die sie in der

Gildenbibliothek schon mal in der Hand gehabt hatte. „Das kann

ich dir nicht sagen. Auch einen Herbtea?“ Duir war aufgestanden

und wandte sich nach einem Nicken von Ruîn dem hinteren Teil

des Raumes zu. Während er dort mit Tassen schepperte, blätterte

Ruîn ein wenig in der Legende herum, bis sie sich sicher war das

Buch schon mal gelesen zu haben. Der Hunter kam langsam

wieder zurück und blieb kurz vor ihrem Tisch stehen. „Na wen

haben wir denn da.“ Ruin folgte seinem Blick nach Draußen in

die Eingangshalle des Hauses, wo gerade Jeran erschienen war.

Er hatte eine in, wie Ruin fand, quitsch-rosa gekleidete,

blauhaarige Acolytin bei sich, die er nun umarmte und küsste.

Dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr, was sie zu einem hellen

Kichern verleitete während sie einen Warp öffnete und darin

verschwand.

„Hey Leute!“ Er winkte ihnen zu, setzte sich zwischen die Beiden

und wandte sich an Duir. „Du, sofort Eispfeile einpacken, ich hab

ne Thors Party organisiert.“ Dann drehte er sich zu Ruin. „Du,

das WoE in 2 Wochen abwarten, ich hab ne richtige PvP Waffe

für dich.“ Er lehnte sich zurück, erhob die Arme über den Kopf

und streckte sich genüsslich. „Na los, los, ihr dürft mir schon

sagen das ich gut bin.“ „Ja, Meister.“ Duir musste kichern und

gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Bin gleich fertig.“ Er

wandte sich an Tür und verließ den Raum. „Aber Ifrit nicht

vergessen!“ Rief Jeran noch hinterher dann wandte er sich an

Ruin. „Ist aber leider nur leihweise für ein WoE, aber da können

wir dann sehen, ob es dir was bringt. Mit nen paar Hydra Cards.

Und ich will dich nie wieder ohne Unfrozen Rüstung sehen, ist

das klar?“ Er kicherte und Ruîn nickte. „Waaaasss für ne

grauenhafte Nacht…“ Er ließ den Kopf auf die Tischplatte fallen

und Ruîn zog schnell ihre Teetasse außer Reichweite. „Ich glaube

ich habe bis 5 Uhr früh in Comodo getanzt, und dann weckt die

mich auch noch so früh, weil sie unbedingt zu einer Lvl Party

muss…“ „Ahja.“ Er blickte sie von unten herauf an und grinste

süffisant. „Na solange du mich nicht willst, muss ich mich ja

irgendwie ablenken.“ Ruîn schüttelte den Kopf, konnte sich aber

ein Kichern nicht verkneifen. „Solange sagst du. Ahhhja.“ „Ja

genau.“ Er streckte ihr die Zunge heraus, stand dann auf und

winkte. „Und Unfrozen besorgen, bis später.“ Ruîn seufzte. Die

Erinnerung an Amatsu war noch so klar und deutlich, das sie

beinahe noch Jerans Lippen auf den ihren fühlen konnte. Sie trank

schnell den Tee aus und wollte wieder nach oben in ihr Zimmer

gehen, als Raido neben ihr stand. „Hallo, sag mal ist für heute was

geplant worden?“ „Hmmm? Geplant?“ Ruîn sah ihren Gildenleader

verdutzt an. „Na wegen dem Geburtstag, sollen wir uns alle

einfach hier nen bisschen versammeln oder feiert ihr alleine?“

Langsam dämmerte ihr was er meinte. „Ähm, ich weiß von nichts

das musst du Solar fragen.“ Sie stand auf winkte und verließ

fluchtartig das Gildenhaus. Sie musste schnell zu Isan.

„Und du hast das wirklich nicht gewusst?“ Isan schüttelte den

Kopf und rührte andächtig in einer Schüssel. „Ich mein, er ist

immerhin dein Ehemann.“ „Ich hab keine Ahnung, das hat er mir

sicher schon mal erzählt, aber alles kann ich mir auch nicht

merken.“ Ruîn war dabei Äpfel zu schälen und in kleine Stückchen

zu hacken. Sie waren dabei schnell einen Apfelkuchen für Solar

zu zaubern, vielleicht konnte Ruîn so ja kaschieren das sie keine

Ahnung von seinem Geburtstag gehabt hatte.
 

„Nee, machs noch mal.“ Ruîn schüttelte den Kopf und Isan

seufzte. „… 16, 17, 18, Neeeuuunnzzzeeehhhhn. Glaub mir

es wird nicht mehr, auch wenn ich noch sooft zähle.“ Sie kicherte

und schob Ruîn ein Stück Kuchen vor die Nase. „Ist dir klar,

dass ich geschlagene VIER Jahre älter bin als mein Mann?“ Sie

hatte zwar schon geahnt, dass er ein wenig Jünger war, aber das

es gleich Vier ganze Jahre waren, hatte sie nicht gewusst. Sie

ärgerte sich das sie ihm nicht besser zugehört hatte bei seinen

Erzählungen. „Ach das ist doch nicht schlimm, guck mich an, ich

bin Neun Jahre Jünger als der Kerl da.“ Isan deutete nach hinten

in den großen Saal, wo sich ihr Ehemann Thuris gerade mit Jeran

und Duir unterhielt. Sie waren im Gemeinschaftsraum der Gilde

um hier Solars Geburtstag ein wenig bei Torte und Kuchen zu

feiern. Dieser stand gerade ein wenig abseits und unterhielt sich

lautstark mit seinen PvP Freunden. Er hatte sich sehr über Ruîns

Apfelkuchen gefreut und so war sie noch mal recht glimpflich

davongekommen, allerdings hatte sie sich das Datum nun endlich

mal notiert.
 

Langsam wanderte Ruîn den langen Säulengang entlang, der den

Gemeinschaftsraum mit einigen anderen Räumen, unter anderem

der Bibliothek, verband. Es war schon recht spät und seit Isan

mit ihrem Mann die Party verlassen hatte, langweilte sie sich ein

wenig. Solar und seine Freunde waren immer noch in ihre PvP

Geschichten vertieft und da hatte Ruîn ja nicht wirklich was

beizutragen. Sie lehnte sich an das steinerne Geländer und blickte

nach oben zum Himmel. Über den Dächern der umliegenden

Gebäude konnte man sogar die Sterne ganz gut sehen. „So im

Mondlicht siehst du sogar noch schöner aus als sonst...“ Leicht

erschrocken fuhr Ruîn herum und blickte Jeran an. „Ist das deine

romantische Ader die da spricht?“ Er grinste. „Nah, das würd ich

jetzt nicht unbedingt sagen.“ Er war neben sie getreten und stützte

sich mit beiden Armen auf der Brüstung ab. Sie beobachteten ein

wenig den nächtlichen Himmel und genossen den kühlen Wind

der hin und wieder zwischen den Säulen wehte. Dann bemerkte

Ruîn das Jeran nicht mehr die Sterne, sondern sie betrachtete. Als

er es merkte huschte ein lächeln über seine Lippen. „Keine

Angst…“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „… ich

halte mein Versprechen.“ Sie nickte langsam und drehte sich ein

wenig von ihm weg. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und

schloss die Augen. Ein leichter Wind durchstreifte den langen

Gang und ließ eine leichte Gänsehaut auf ihren Armen zurück.

Dann stand Jeran hinter ihr. Seine Hände fuhren über ihre Hüften

und er zog sie an sich. Sie legte den Kopf auf seine Schulter und

ließ sich ein wenig im Arm halten. Es war eine sehr angenehme

Wärme die sie nun durchströmte, während sie seinem ruhigen

Atem lauschte.

Helios

Helios
 

Die nächsten paar Tage ließ Duir zugunsten einiger Gildenlvlevents

das nächtliche Training ausfallen, sodass Ruîn sich ein wenig mehr

als sonst mit Solar beschäftigte. Dieser schien, den Göttern sei

Dank, das Thema Jeran erstmal auf Eis gelegt zu haben, da er

Ruîn gegenüber nichts mehr davon erwähnte. Na gut, da sie sich

auch nicht mit ihm traf, hatte er ja auch keinen Grund dazu. Sie

trainierten nun in der untersten Höhle des Payon Dungeons. Die

Monster dort waren nicht wirklich eine Herausforderung, aber

sie hatten es ja auch in erster Linie auf die Items abgesehen. Von

einigen der Monster konnte man sogar kleine Goldbarren

bekommen, die sie dann immer von Isan verkaufen ließen.

Zahlreiche Ninetails huschten zwischen den Ruinen eines alten

Schreins umher und immer wieder sah man in der Dunkelheit

die blauen Lichter der Horongs aufblitzen. Sie mussten sich nur

vor der flinken Moonlight Flower in Acht nehmen. Sie war die

Wächterin des alten Heiligtums und kündigte sich immer mit ihrer

großen goldenen Glocke lautstark an wenn sie in der Nähe war.

So konnte man praktischerweise einen schönen großen Bogen

um sie laufen.
 

Pünktlich zum angekündigten WoE bekam Ruîn dann auch die

versprochene Waffe von Jeran. Sie bezweifelte zwar, dass sie

überhaupt einen Unterschied bemerken würde, aber versuchen

konnte man es ja mal. „Ist halt leider nur für dieses eine Mal.“

Sie betrachtete die glänzende Klinge des Kurzschwertes und

überlegte sich, welches ihrer Eigenen sie noch mitnehmen sollte.

„Und? Wo treibt sich dein Mann herum?“ Jeran blickte sie ein

wenig von oben herab an. „Hmmm…“ Ruîn deutete nur leicht mit

dem Kopf nach hinten in Richtung Prontera Culberts und fuhr

damit fort ihre Waffen gegeneinander abzuwägen. Am Eingang

des Dungeons waren einige Gildenmitglieder dabei Thief Bugs hin

und her zu jagen. Solar war auch dabei. „Schon mal vom Teufel

in Niffelheim gehört?“ „Hmmm? Wer trainiert in Niffl?“ Ruîn blickte

von ihren Waffen auf und Jeran seufzte. „Ach nicht so wichtig,

komm mit es geht los.“ Er deutete zu den Leadern die ein wenig

Abseits gerade den Befehl für die Warps gaben. Wie üblich waren

sie wieder im Gebiet der Prontera Castles unterwegs, die Ruin

inzwischen schon ganz gut kannte. Die Leaderin der Allianz hatte

sich für dieses Mal Kriemhild ausgesucht. Sie stürmten einige Male

in das Castle und kloppten sich mit einigen Gilden ihre Größe.

Kämpfe unter gleich starken Gilden waren immer die interessantesten,

weil es da vor allem auf das Können der einzelnen Mitglieder

ankam. Meist übernahm in so einem Fall Duir die Führung und

schickte seine Leute gekonnt in die einzelnen Kämpfe. Waren

die Gegner allerdings zu Zahlreich oder von ihrem Können her

zu Überlegen brach er die Kämpfe ab. Man musste ja nicht

sinnlos Potions und Items verschwenden. Heute allerdings lief

es ganz gut. Sie wechselten sich im Castlebesitz mit einer anderen,

ähnlich organisierten Gilde ab und übten sich so ganz gut am

Empraum deffen. Ruîn stand die meiste Zeit mit Solar in der

Mitte des Saales am Emperium um es im Notfall noch zerstören

zu können. Dadurch wurden sämtliche Gegner aus dem Schloß

gewarpt und man hatte ein wenig Zeit gerettet. Diesmal hatten

sie es allerdings ohne das breaken geschafft, die meisten ihrer

Gegner aus dem Empraum zu werfen und so tobten nur noch

einige vereinzelte Kämpfe, als plötzliche ein Highwizzard im

Eingang erschien den Ruîn irgendwoher kannte. Sein Storm

Gust fegte sofort einige Mitglieder der Allianz aus dem Castle

bevor Jeran ihn mit einigen schnellen Pfeilen am weiteren casten

hindern konnte. Als die Priesterin den Raum betrat wusste Ruîn

wessen Gilde sie nun gegenüber standen. Als er zusammen mit

drei weitern Peco Reitern in den Empraum kam preschte Ruîn

nach vorne. Duir und Jeran hatten den Highwizzard gelegt und

sie hörte Raido einige Befehle schreien, als sicher noch um die 20

weitere feindliche Gildenmitglieder den Empraum stürmten. Aber

das war ihr nun ziemlich egal. Als er sie entdeckte huschte ein

überraschter Ausdruck über sein Gesicht dann grinste er. Auch

Ruîn konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie über das

Geländer sprang und direkt vor seinem Peco zum stehen kam.

Mit einem schnellen Satz rammte sie dem Reittier die erste Waffe

tief in die Seite, zog sich daran hoch und stieß ihre Zweite direkt

in Helios Hals. Sie wusste zwar, das sie viel zu schwach war, um

gegen ihn eine Chance zu haben, aber sie schaffte es trotzdem ihn

durch ihren Schwung von dem Peco zu werfen. Seine Frau war

gleich neben ihnen und belegte Ruin mit dem Mute Fluch. So

konnte sie keine ihrer Spezialfähigkeiten einsetzen. Helios ergriff

sie und warf Ruîn zu Boden. Sie spürte wie der erneute Storm

Gust ihr beinahe die letzten Kräfte raubte. Nun zog Helios langsam

sein Schwert und kam durch die wirbelnden Schneeflocken auf sie

zu. Er grinste immer noch als er sich über sie beugte und sie am

Hals packte. „Na so einfach ist das nicht, meine Süße.“ Dann

stieß er ihr das Schwert zwischen die Rippen und der Empraum

verschwamm zur bekannten Waldlichtung bei den Culberts.

Neben Ruîn tauchten nun immer mehr Member ihrer Allianz hier

auf. Helios Gilde hatten sie förmlich überrannt. „VERDAMMT!

Was machen die hier in Prontera? Die haben doch ein Geffen

Invest.“ Duir und Raido scheuchten die anderen Mitglieder

zusammen. „Wenn es nur ein Späher Trupp ist können wir sie

vielleicht besiegen. Los alle wieder rein!“ Jeran deutete den

Priestern die Warps wieder zu öffnen und als Raido nickte, lief

Ruîn als eine der Ersten wieder los. Der Eingangsbereich des

Castles war fast völlig leer. Sie kamen beinahe bis vor den

Emperiumraum bevor sie auf die ersten Feinde trafen. Zwei

Highwizzards casteten hinter einem Scolar nach vorne, der unter

ihnen einen Land Protector gelegt hatte, um sie vor feindlichen

Zaubern zu schützen. Vier Peco Reiter hatten hinter ihnen gewartet

und kamen nun nach vorne um anzugreifen. Helios war einer von

ihnen. Raido deutete seinen Reitern nach vorne zu preschen und

die anderen liefen nach links und rechts, um sie von den Seiten her

anzugreifen. Ruîn folgte den Pecos, obwohl sie genau wusste, dass

sie das nicht durfte. „RUÎN, sofort nach rechts!“ Raido deutete

zu den anderen hinüber. „NEIN!“ Als Helios sie sah stoppte er

und sprang von seinem Reittier. Der Lord Knight neben ihr lenkte

zu Ruîn hin um Helios angreifen zu können doch sie stieß sich

gegen sein Reitier. „Was machst du da?!“ „DER GEHÖRT MIR!“

Auf ihrer linken Seite prallten die Reiter nun zusammen und der

Kampf begann. Helios nickte amüsiert und winkte sie zu sich.

„Zeig mir was du kannst!“ „Keine Skills!“ Ruîn zückte ihre Waffen

und Helios erhob sein Schwert. Er war stark, sie konnte seine

Schläge kaum blocken, aber dafür sie war schnell. Immer wieder

gingen seine Hiebe ins Leere. Als sie der Meteorstorm des

Highwizzards traf, war sie für einen Moment abgelenkt und Helios

packte sie am Arm und zog sie an sich. Sie stand mit dem Rücken

zu ihm und konnte sehen wie er sein Schwert an ihren Hals hob.

Mit letzter Kraft trat sie ihm heftig gegen das Schienbein und er

lockerte seinen Griff. Sie fuhr herum und stieß ihm ihre Dolche

gegen die Seite. Sie wusste, dass seine Rüstung dort etwas

schwächer war, aber sie hatte nicht genug Kraft um sie zu zerstören.

Aber wenigstens wollte sie ihn aus dem Gleichgewicht bringen,

wenn er stürzte hatte sie vielleicht eine Chance. Sie hieb mehrmals

kräftig auf ihn ein, aber er blockte sie geschickt ab. Dann trafen

die Pfeile. Helios wurde ein Stück nach hinten geschleudert und

Ruîn fuhr herum. „Geh zurück!“ Jeran kam auf sie zu und schoss

einen Pfeil nach dem anderen auf den Paladin ab. „Nein!“ Sie

wollte ihn am weiterschiessen hindern, doch der gegnerische

Scolar war schneller. Der Fireball traf Ruîn, ohne das sie ihn

überhaupt gesehen hatte und schon stand sie wieder auf der

Waldlichtung. „VERDAMMT!“ Sie warf ihre beiden Waffen vor

sich auf den Boden und stampfte sauer hin und her bis die anderen

Gildenmitglieder erschienen.

„Ruîn, was bitte sollte das?“ Raido kam zu ihr aber sie stieß den

Champ zur Seite und ging direkt auf Jeran zu. „Wieso hast du das

gemacht?“ Sie war wütend. „Weil du keine Chance gegen einen

Paladin hast, auch wenn er sich nicht selbst heilt!“ Jeran war ein

wenig verwirrt. Was zur Hölle hatte sie sich bei diesem Kampf nur

gedacht? „Das ist meine Sache, da hast du dich nicht einzumischen!“

Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte einige Haare

aus ihrem Blickfeld, sie musste sich beruhigen. „Und was hast du

davon wenn du sinnlos stirbst?“ „RUHE DAHINTEN!“ Duir kam

auf die Beiden zu. „Wir gehen da sowieso nicht mehr rein, also ist

es egal!“ „Wieso nicht?“ Ruîn schüttelte den Kopf. „Weil es die

ganze Gilde und nicht nur ein Späh Trupp ist. Die sind eine

Nummer zu groß für uns.“ Raido winkte die anderen Member

zu sich. Sie suchten sich nun ein neues Schloss aus und schickten

ihre Kundschafter los. Ruîn ließ sich ins kühle Graß fallen und

überlegte. „Was war das eben da drinnen?“ Solar stand neben ihr.

„Ein Kampf! Das nennt man PvP!“ Sie stand auf und erwischte

ihre Waffen. Die ersten Späher waren zurück und es ging weiter.

Das restliche WoE verging etwas ruhiger. Sie kämpften sich durch

Skogul und hielten das Castle sogar für eine ganze Weile, bevor sie

kurz vor dem Ende von einer größeren Allianz überrannt wurden.

Ruîn hielt sich während dem Deffen von Jeran fern, aber sie

merkte, dass er sie beobachtete. Natürlich war ihr klar, dass sie

gegen einen Kämpfer wie Helios nicht gewinnen konnte, aber sie

hätte sich sicherlich noch eine Weile gegen ihn zur Wehr setzen

können, wenn er nicht eingegriffen hätte.

Als das WoE zu Ende war, drückte sie alle ihre Waffen Duir in

die Hand und verließ den Gildeplatz ohne ein Wort in Richtung

des Westtors von Prontera. An der Kafra war, wie immer nach

einem WoE, sehr viel los und Ruîn musste sich durch eine Menge

Leute und Händlershops drängeln. Sie bemerkte nicht mal, dass

ihr jemand folgte. An dem Gildengebäude hatte sich in der ganzen

Zeit, in der sie nicht mehr hier gewesen war, nichts verändert,

auch der große Baum stand noch an Ort und Stelle. An den

knorrigen Stamm gelehnt beobachtete sie das Treiben rund um

den Platz vor dem Haus. Die meisten Gildenmitglieder kamen

wohl gerade von der Kafra und einige Partys wurden besprochen.

Dann sah sie Helios. Er sprach mit einer Sniper, seine Frau war

nicht zu sehen. Das Mädchen kicherte als sie vor dem Haus

stehen blieben und zog ihn zu sich herunter, damit sie ihm was

ins Ohr flüstern konnte. Ruîn musste sich sehr bemühen um ein

Lachen zu unterdrücken. Als sie ihn im WoE wieder gesehen

hatte, waren einige ihrer alten Gefühle wieder hochgekommen,

aber wenn sie ihn nun so mit der Sniper beobachtete… Sie liebte

ihn nicht. Als er sie entdeckte ließ er seine Begleiterin mitten im

Satz stehen und kam zu Ruîn herüber. „Wie lange ist das her, dass

du zu mir gekommen bist?“ Er ergriff sie am Arm und wollte sie

umarmen aber Ruîn drückte ihn weg und schüttelte den Kopf.

„Nanana, das kannst du deiner kleinen Freundin da doch nicht

antun.“ Sie lächelte und wanderte ein Stück um den Baum herum.

„Ach das lass mal schön meine Sorge sein…“ Er hatte den Baum

auf der anderen Seite umrundet und sie standen sich nun gegenüber.

„Ist schon bald ein ganzes Jahr her.“ Ruîn versuchte ihn daran zu

hindern sie zu umarmen was zur Folge hatte das er nun ihre beiden

Hände hielt. „Das ist viel zu lange…“ Er zog sie an sich aber sie

senkte den Kopf sodass er sie nicht küssen konnte. Es war wirklich

sehr lange her das sie ihm so nahe gewesen war und sie musste

zugeben, dass sie sehr wohl ein wenig Lust hatte ihn zu küssen.

Aber sie hatte sich geschworen Solar nicht mit Helios zu betrügen.

Langsam zog sie ihre Hände zurück. „Lass die Kleine nicht

warten.“ Sie winkte ihm zu und wandte sich ab. „Jetzt warte

doch mal.“ Helios wollte sie zurückhalten, aber sie war schon

zwischen den Menschen auf der Hauptstrasse verschwunden.

Er seufzte und wandet sich dem Gildenhaus zu, wo die Sniper

mit sehr interessiertem Blick auf ihn wartete.
 

„Kein PvP Heute?“ Ruîn hatte ihr Zimmer betreten und blickte

auf Solar, der auf dem Bett saß und wohl auf sie gewartet hatte.

„Was war das heute im WoE und jetzt?“ Ruîn schüttelte den Kopf.

Warum musste Solar auch immer so neugierig sein? Sie setzte

sich auf den Fenstersims und blickte nach unten über die Stadt-

mauer. „Ich kannte den Paladin, das war alles.“ „Du kennst ihn?“

Solar war aufgestanden und wanderte langsam zu ihr herüber. „Ja,

und bevor du wieder damit anfängst- ich habe auch nichts mit

ihm.“ Er kniete sich vor Ruîn hin. „Das habe ich nicht gemeint.

Ich habe mir nur Sorgen gemacht, du warst ja wie ausgewechselt.“

Er fuhr mit seinen Händen über ihre Oberschenkel, aber seinem

Blick nach zu Urteilen machte er sich wirklich nur Sorgen. Ruîn

seufzte. „Und nur deswegen sitzt du hier rum, anstatt mit deinen

Freunden im PvP deinen Spaß zu haben?“ Er zuckte mit den

Schultern und sie schüttelte den Kopf. „Ach hau schon ab, killt

ein paar feindliche Gildenmember und mach dir keine Gedanken

mehr.“ Sie scheuchte ihn trotz einiger Gegenwehr zur Tür. „Jaja,

ist ja schon gut, ich gehe, aber willst du nicht mitkommen?“ „Nein,

ich gehe lieber in die Bibliothek und lese noch etwas.“ Sie gab ihm

einen Kuss und schob Solar zur Tür hinaus. Sie schüttelte den

Kopf. Ruîn mochte Solar, sie hatte ihn sogar ziemlich gerne, aber

irgendwie wurde sie dieses Gefühl nicht los. Das Gefühl, ihn als

eine Art kleinen Bruder zu betrachten. Sie wickelte ihre Arm-

schoner auf und ließ auch ihre Schulterrüstung im Zimmer zurück

als sie sich in die Gildenbibliothek aufmachte.
 

Über die Stadt Geffen waren zahlreiche Legenden im Umlauf.

Die bekannteste befasste sich mit einem großen Krieg, in dem

die Stadt Geffenia quasi über Nacht vom Erdboden verschwand.

Tief unter den Katakomben der Magiergilde im heutigen Geffen

konnte man immer noch die alten Ruinen der Stadt finden. Aber

die Monster, die nun dort hausten, waren sehr Gefährlich und

nicht viele Abenteurer die dorthin aufgebrochen waren, kamen

auch wieder zurück. Ruîn klappte das riesige, alte Buch zu und

betrachtete den Stapel der noch vor ihr auf dem Tisch stand. Sie

ergriff die ersten drei Bücher und machte sich daran sie zurück-

zubringen. Sie wanderte zwischen den Regalen hin und her und sah

sich hin und wieder einige der Einbände näher an. Es war schon

ziemlich Dunkel, aber noch reichte das Kerzenlicht zum lesen. Vor

einiger Zeit war noch ein Sage im vorderen Teil der Bibliothek

gewesen, doch nun sah es so aus als ob Ruîn alleine war. Sie stellte

gerade das letzte Buch ins Regal als sie die Tür hörte. Ein wenig

neugierig blickte sie um die Ecke.

Es war Jeran. Trotz des schummrigen Lichtes hatte sie ihn sofort

erkannt. Als er sie sah schloss er die Türe und kam auf sie zu.

Aber es war nicht so wie sonst. Da war etwas in seinem Blick

das Ruîn einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Er

streifte im Vorbeigehen mit der rechten Hand über einen der Tische

und warf alle Bücher und eine der Kerzen hinunter. Sein Blick war

ganz auf Ruîn fixiert und unbewusst trat sie einen Schritt nach

hinten. Dann war er bei ihr. Sie trat noch einen Schritt zurück

und spürte die Wand hinter sich. Ruîn hob die Hand aber er war

schneller. Er erwischte sie am Handgelenk und drückte sie gegen

die kalte, steinerne Mauer. Er packte auch ihre andere Hand und

führte sie nach oben. Mit ihren Fingern konnte sie die Fugen

zwischen den Mauersteinen fühlen. Sie sahen sich an. Seine

Stirn berührte die ihre und sie konnte sehen, dass seine Lippen

zitterten. „Deinen Ehemann akzeptiere ich. Das muss ich ja wohl…“

Sie hatte das Gefühl das ihr das Herz bis zum Hals schlug. Sein

Griff um ihre rechte Hand lockerte sich, dann ließ er sie los.

„Aber diesen Paladin da, das akzeptiere ich nicht!“ Er streifte ihr

langsam über die Wange, dann erwischte er sie am Kinn, zog ihren

Kopf hoch und küsste sie. Es war ein wilder und harter Kuss und

Ruîn krallte sich an seiner Schulter fest. Jeran ließ auch ihre

andere Hand los als er sie erneut küsste. Diesmal aber viel sanfter

und weicher, beinahe wie damals in Amatsu. Seine Hände

streiften ihren Oberkörper entlang nach unten, er umarmte sie

und zog sie an sich. „Das mit dem Paladin ist schon lange vorbei...“

Er sah sie an und Ruîn schüttelte langsam den Kopf. Als er sie

erneut küsste schloss sie die Augen und umarmte ihn ebenfalls.

Sie ließ ihren Kopf nach hinten fallen und Jeran küsste sie am

Hals. „Damals kannten wir uns noch nicht...“ Seine weichen

Lippen und sein heißer Atem an ihrer Haut ließen eine Gänsehaut

an ihrem ganzen Körper entstehen. Wie war es nur möglich, dass

nur ein paar Küsse von Jeran so etwas bei ihr auslösen konnten?

Gemächlich glitten seine Finger nach unten und sie konnte seine

Fingernägel an ihren Oberschenkeln spüren. Dann packte er sie

und hob Ruîn hoch. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften und

er wanderte mit ihr zu dem Tisch wo er sie langsam wieder

absetzte. Er streifte ihr die Träger ihres Oberteils von den

Schultern und liebkoste sie dabei am Hals. Ruîn ließ sich nach

hinten fallen und seine Hände streiften über ihren Oberkörper.

Geschickt löste er die Bandagen ihres Oberteils und zog den

Stoff auseinander. Sie schloss die Augen und genoss seine

Berührungen in vollen Zügen. Jeran beugte sich über sie und

streifte mit den Fingern sanft über ihren Hals und über ihr Gesicht.

Langsam hob Ruîn ihre Hand und legte sie um seinen Hals. Er sah

sie an. Plötzlich huschte ein leicht entsetzter Ausdruck über sein

Gesicht. Er zog seine Hand zurück und wandte sich von ihr ab.

„Verdammt…“ Hastig fuhr er sich mehrmals durch die Haare

und wanderte dabei hin und her. „Es tut mir leid, ich habe mein

Versprechen gebrochen…“ „Nein, nein, das muss es nicht.“

Ruîn war ein wenig verwirrt, schnell sammelte sie die Bandagen

ihrer Kleidung zusammen. Jeran sah sie an und schüttelte den

Kopf. „Tut mir wirklich Leid…“ Damit drehte er sich um und

verließ die Bibliothek.
 

Zurück in ihrem Zimmer setzte sich Ruîn auf den hinteren

Fenstersims und blickte nach draußen in die Dunkelheit. Das

Glas war angenehm kalt und sie hoffte es würde ihre innere

Hitze ein wenig dämpfen. Sie seufzte, das war wirklich knapp

gewesen. Beinahe hätte sie ihren Ehemann betrogen. Sie wollte

ihm das wirklich nicht antun. Immerhin hatte sie ihn ja wirklich

sehr gerne.

Als Solar von seinem PvP Ausflug zurückkam, saß sie immer

noch am Fenster. „Hallo! Also heute hast du echt was verpasst,

da war ne große Party mit sicherlich 6-7 Leuten…“ Er wandere

aufgedreht im Zimmer hin und her und verteilte dabei seine Waffen

und einige Teile seiner Rüstung. „Wir haben zwar gedacht davon

schaffen wir eh keinen, weil halt viele Rebis und so…“ Er war vor

ihr stehen geblieben und fuchtelte nun ein wenig umständlich mit

seinen Armen vor ihr herum. „Mhm, ja, und wie gings weiter?“

Ruîn nickte hin und wieder während sie Solars lautstarken

Erzählungen lauschte und ihm dabei zusah, wie er ihr alles mit

Händen und Füßen zeigte, aber dabei irgendwie überhaupt nichts

richtig mitbekam. Nach einiger Zeit hörte er damit auf imaginäre

Kämpfe nachzustellen und kam zu ihr. Er erwischte ihre Hände,

zog sie auf die Beine und wanderte mit ihr hinüber zum Bett. Ruîn

wusste was er von ihr wollte und es wäre sicherlich unfair gewesen,

sich nach alledem was vorhin gewesen war, dagegen zu sträuben.

Jeran

Jeran
 

Die nächsten paar Tage bekam Ruîn Jeran überhaupt nicht mehr

zu Gesicht. Sie hörte nur von Duir das er eine längerfristige

Trainingsparty angenommen hatte. Naja, so konnte sie ihre Zeit

wenigstens dadurch nutzen, sich auf ihr eigenes Training zu

konzentrieren. Nach einiger Zeit des Itemsammelns in den

düsteren Höhlen von Payon brauchte Ruîn mal wieder etwas

Licht. Nach einigem rätseln wo man sowohl ein wenig Geld

machen, als auch etwas trainieren konnte, landeten sie auf einem

sonnigen Hochtal nahe der Stadt Rachel wo sie die Vogel-

ähnlichen Hill Winds jagten.

„Irgendwie bist du in der letzten Zeit viel besser geworden.“ Sie

saßen unter einem Baum, nahe einer Hügelklippe und verstauten

gerade ein paar Items. „Keine Ahnung.“ Ruîn zuckte mit den

Schultern und betrachtete eine der Hill Wind Federn die in

mehreren Farben schimmerten. „Doch, ich find schon, du wirst

sicher vor mir zum Rebirth dürfen. Das wird vielleicht süß, wenn

du dann eine High Thief bist.“ Solar grinste und Ruîn schüttelte

den Kopf, musste dann aber doch lächeln. Teilweise hatte er

sogar Recht. Sie war wirklich besser geworden. Das lag

vermutlich an dem ganzen zusätzlichen Training mit Jeran und

Duir. „Wir werden ja sehen.“ Damit erhob sie sich und zückte

ihre Waffen. Sie wollte mit dem Training fortfahren. Sie

kämpften sich Richtung Osten bis zum Grenzposten von

Arunafeltz durch, das dort an die Schwarzwaldrepublik grenzte.

Von dort war es nicht mehr weit bis zur Stadt Lighthalzen.

Aber sie beschlossen trotzdem für die Nächte lieber zurück

nach Prontera zu reisen. Die Monster in der Gegend waren zu

gefährlich, als das man dort im freien Übernachten konnte, und

in einem Hotel der nahen Städte würden sie nur unnötig Geld

ausgeben.
 

Langsam wurde es hell in ihrem Zimmer und Ruîn guckte

unmotiviert unter ihrer Decke hervor. Die letzten Tage hatte

sie sich morgens immer ein wenig matt gefühlt. Sie musste sich

endlich mal angewöhnen früher einzuschlafen. Sie drehte sich

um und blickte in Solars grinsendes Gesicht. „Guuuuuten

Moooorgen!“ „Bäh.“ Sie zog sich die Decke wieder über den

Kopf und drehte sich weg. „Ach komm, is nen schöner Tag,

die Sonne scheint…“ „Und die Vögel zwitschern, jaja, mir egal.“

Sonst war sie es eigentlich immer gewesen die in aller herrgotts-

frühe als erste aufgesprungen war, aber heute hatte sie dazu echt

keine Lust. Solar zerrte noch ein wenig an ihr herum bis er

schließlich aufgab und das Zimmer verließ. Ruîn betrachtete die

hellen Reflexionen des Fensters, die langsam über den steinernen

Boden in Richtung des Bettes wanderten und beschloss

aufzustehen wenn sie eben jenes erreichten.

Den ganzen Tag über fühlte sie sich kraftlos und schlecht

und das Training war in diesem Zustand wirklich sehr

anstrengend gewesen. Erst zum Abendessen ging es ihr dann

wieder einigermaßen gut. Während Ruîn etwas lustlos an einem

Apfel knabberte nahm sie sich vor ein paar Tage lang ihr

nächtliches Zusatztraining etwas zu kürzen. Immerhin konnte

das ja so nicht weitergehen. Bei ihnen am Tisch saßen noch

ein paar von Solars Pvp Freunden die in eifrige Erzählungen

vertieft waren. Als sie gerade fertig war hörte sie jemanden

von draußen ihren Namen rufen. Auch Solar hatte das bemerkte

und sie guckten beide zum großen Tor das in die Vorhalle führte.

Mit einem kräftigen Ruck flog die große hölzerne Türe auf und

Jeran stürzte förmlich herein. „RUIN!! Es ist soweit!“ Er kam

an ihren Tisch, ergriff Ruîns Hände und zog sie auf die Beine

ehe diese auch nur einmal blinzeln konnte. „Isan bekommt ihr

Kind! Ich war mit Thuris in einer Trainingsparty, er ist schon

bei ihr, komm beeil dich!“ „Waaass echt? Wurd ja auch Zeit!“

Ruîn kicherte und stürmte mit Jeran zur Tür. „Wartet nicht auf

mich!“ Damit winkte sie Solar und den anderen an dem Tisch

zum Abschied nochmals zu.

Es dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Jeran und Ruîn

saßen im Flur des Gildenhauses und beobachteten das hin und

her Eilen der verschiedensten Leute. Aus Juno war ein sehr

bekannter Professor gerufen worden und dieser hatte auch gleich

zwei Hebammen mitgebracht. Je länger sie warteten desto

nervöser wurde Ruîn. Als sie endlich die ersten krähenden

Schreie hörten, kam eine der Frauen aus dem Zimmer und

winkte ihnen zu. „Es ist ein gesunder Junge, sie können jetzt

rein!“ So schnell sie konnte stürzte Ruîn ins Zimmer und warf

dabei beinahe die Hebamme um. Sie setzte sich zu Isan ans

Kopfende und umarmte ihre Freundin. „Jetzt sag bloß nicht das

ihr da draußen die ganze Zeit meinem höllischen Geschrei

zugehört habt.“ Isan hatte noch immer ein mit tränen überströmtes

Gesicht und Ruîn fuhr ihr mit einem kalten Tuch über die Stirn.

„Ach so schlimm wars nicht, und jetzt hast du ja endlich alles

überstanden.“ „Nyo ich würd halt nur gern auch mal mein Kind

sehen.“ Sie deutete nach hinten wo ihr Ehemann mit ihrem

neuen Sohn hin und her wanderte und nun mit Jeran zusammen

Grimassen schnitt. „Nyaaa, Männer halt…“ Die beiden Frauen

schüttelten ihre Köpfe.

Ruîn blieb die nächsten paar Tage bei Isan um ihr ein wenig zu

helfen. Solar war zwar ein wenig enttäuscht, das sie nicht

wenigstens zuhause schlafen wollte, aber die Aussicht auf ein

paar durchgemachte PvP Nächte mit seinen Freunden war

dann durchaus auch verlockend. Während sich ihr Mann um

das Kind kümmerte, hatte die Assassine alle Mühe damit die

Blacksmith von ihren Schmiedeutensilien fernzuhalten. Der

Arzt hatte nämlich darauf bestanden das sich Isan noch einen

Monat zu schonen hatte. Zum nächsten Woe wollte Ruîn dann

wieder zu ihrer Gilde zurückkehren. Sie und Isan schliefen bis

der Kleine nach einem langen Spaziergang endlich sein

Mittagessen haben wollte. „Ich sags dir, das wird ein Merchant,

das kann ich fühlen.“ Isan hatte ihren Sohn an der Brust und

nickte selbstgerecht während Ruîn Thuris ignorierte, der hinter

ihnen heftig den Kopf schüttelte und dann an sich auf und ab

zeigte, um ihr zu deutet das sein Sohn sicherlich mal in seine

Fußstapfen treten würde. Dann begannen sie langsam damit ein,

schon etwas spätes Mittagessen zu kochen. Während Ruîn

und Isan einige Früchte als Nachtisch zusammen schnibbelten

kam Jeran um sie abzuholen. Er war auch in den letzten Tagen

immer wieder vorbeigekommen und hatte sich dann

hauptsächlich mit Isans Ehemann um eine zukünftige

Trainingspartyplanung gekümmert. So setzten sie sich auch

jetzt gleich wieder zusammen und gingen einige Möglichkeiten

durch. „Sind sie nicht süß die zwei?“ Isan kicherte und naschte

an einer Grape. „Mhmm.“ Ruîn war sich da nicht so sicher. Die

Blacksmith beugte sich zu ihr und fuhr in leiserem Ton fort.

„Weißt du, die Entscheidungen die wir mit dem Kopf treffen

sind nicht immer die Richtigen.“ Ruîn hielt inne und blickte sie

fragend an. Was meinte sie denn damit? „Man muss auch mal

auf sein Herz hören.“ Mit einer schnellen Bewegung fegte Isan

einige Reste zur Seite und schnappte sich das Tablett mit den

Früchten. Vorsichtig balancierte sie ihr Werk an den Tisch und

winkte dann Ruîn ihr endlich zu folgen.

Es wurde dann doch ein wenig später als geplant als Jeran und

Ruîn schließlich zu ihrem Gildenhaus aufbrachen. Isans Worte

hängten ihr noch nach, da sie sich nicht vorstellen konnte was

diese damit gemeint hatte. Sie betrachtete Jeran der lächelnd

neben ihr in der beginnenden Dämmerung herspazierte. Sie hatte

Gefühle für ihn das konnte sie nicht leugnen. Aber was das für

welche waren, das wusste sie nicht. Als sie das große Haus

erreichten war es verdächtig still. In der Eingangshalle und dem

Gemeinschaftsraum war kein Mensch zu sehen. „Oha, sind wohl

schon alle am WoE Treffpunkt. Wir sind zu spät.“ Jeran zuckte

mit den Schultern und wandte sich an die Treppe. „Nur noch

kurz was holen und umziehen.“ Ruîn nickte während er die

Treppen nach oben sprang. Sie wanderte eine Runde durch den

Raum und als sie wieder an die Treppe kam, wurde ihr klar das

sie Jerans Zimmer noch nie gesehen hatte. Na gut, als sie

langsam die Stufen nach oben wanderte, musste sie sich

eingestehen das sie außer ihrem eigenen Raum eigentlich gar

keinen der anderen kannte. Gemächlich lief sie den langen

Säulengang entlang und blieb einen Augenblick vor der

geöffneten Tür stehen bevor sie hinein blickte. Der Barde war

nirgends zu sehen. Vermutlich war er im Bad. Der Raum so an

sich sah fast genauso aus wie Ruîns. Etwas kleiner vielleicht und

mit etwas anderen Möbeln. Allerdings war das Bett ein wenig

größer und hatte vier große Pfosten an den Ecken. Diese zogen

Ruîns Aufmerksamkeit sofort auf sich. Sie reichten beinahe bis

an die Decke und waren über und über mit tiefen Einschnitten

versehen. Alles mehr oder weniger gerade Linien die anscheinend

von oben nach unten eingeritzt worden waren. Es mussten wohl

über hundert davon sein. Sie fuhr langsam mit den Fingern

darüber, einige sahen irgendwie älter aus als andere. Plötzlich

hörte sie die Bodendielen im Flur knarren und fuhr herum. Jeran

stand in der Tür.

Gefühle

Gefühle
 

„Na ist dir unten langweilig geworden?“ Er grinste und warf einige

seiner Klamotten auf das Bett. Wie sie es sich schon gedacht hatte,

war er im großen Bad am Ende des Ganges gewesen. Anscheinend

hatte er seinen Kopf unter Wasser gehalten, denn sein Haar war

komplett nass. Zu allem Überfluss war er auch noch oben herum nackt

und Ruîn konnte förmlich spüren wie ihr Gesicht rot anlief. Er stand

nun dicht vor ihr und betrachtete sie eingehend. Ruîn wollte ihren Blick

senken aber er hielt sie gefangen. Das rote Haar funkelte im Licht der

untergehen Sonne und seine eisblauen Augen hielten sie förmlich fest.

Sie fühlte die kalten Wassertropfen auf ihren Wangen als er sie langsam

an sich zog. „Wir müssen nicht unbedingt zum WoE…“ Er schüttelte

gemächlich den Kopf und Ruîn schloss die Augen. Seine Lippen waren

so unglaublich weich und seine Hände verursachten eine rege Gänsehaut

auf ihrem ganzen Rücken. Drei, Vier Küsse lang versuchte sie sich ein

wenig von ihm abzuwenden, doch dann erwischte Jeran ihre rechte

Hand und zog sie nach oben. Er küsste ihre Finger, die Handfläche,

das Handgelenk und dann wieder ihre Lippen. Ihre Hand hielt er

solange an seiner Schulter bis er sich sicher war, das sie sie auch

dort lassen würde. Er musste lächeln, es war gar nicht so einfach sie

dazu zu bringen ihn zu umarmen. Da Ruîn nicht trainieren gewesen war,

trug sie noch keine Rüstungsteile und keine Bandagen, lediglich ihren

leichten lilafarbenen Body und die Assassinen Strümpfe. So war es ein

leichtes für Jeran an ihre nackte Haut zu gelangen. Er küsste ihren Hals

und streifte ihr das Oberteil von den Schultern. Ruîn ließ ihre Hände

über seinen Nacken streifen, seine Haut war heiß, genauso wie seine

Küsse. Langsam drängte er sie ein wenig nach hinten. Erst ein Schritt,

dann ein weiterer, bis sie plötzlich an etwas anstieß. Etwas erschrocken

ließ sie sich nach hinten fallen und fand sich auf dem Bett wieder. Jeran

lächelte leicht, ergriff mit einer Hand eine der Bettstangen nahe der

Decke und blickte sie an. Ruîn konnte ihren Herzschlag beinahe

schon hören, so nervös war sie unter seinem durchdringenden Blick.

Auch sie betrachtete ihn nun eingehend, seine breiten Schultern,

sein durchtrainierter, schlanker Oberkörper und seine schmalen

Hüften, und obwohl sie ihn schon einmal so gesehen hatte, war es

nun etwas vollkommen anderes. Er ließ die Stange los und kniete

sich auf das Bett. Einen leisen Fluchtgedanken wegschiebend ließ

sich Ruîn nach hinten fallen und schloss die Augen. Seine Hände

wanderten über ihre Beine nach oben zu ihren Knien, wo es ein wenig

kitzelte, und dann weiter über ihre Oberschenkel bis zu ihren Hüften.

Dann spürte sie seine Lippen an ihrem Bauchnabel. Sanft glitten seine

Fingerspitzen über ihren nackten Oberkörper während er sich immer

weiter nach oben tastete. Dann lag er auf ihr. Sie schlang ihre Arme

um seinen Hals und sie küssten sich. Erst ganz langsam und sanft,

dann immer wilder und fordernder. Ruîn krallte sich an seiner

Schulter fest und warf den Kopf nach hinten. Sie hatte das Gefühl

das ihr schier die Luft weg blieb. Wie machte er das nur? Warum

hatte sie so etwas nicht schon vorher gefühlt? Bei Helios oder bei

Solar? Was war hier nur so anders? Jeran küsste sie am Hals und

seine Hand glitt langsam an ihr nach unten. Er wusste genau was

er da tat. Er wusste ganz genau wie er sie verführen konnte. Und

mit einem Mal wurde Ruîn klar, was diese ganzen Einkerbungen

an den Pfosten bedeuteten. Entsetzt schob sie Jeran von sich weg

und starrte auf die ganzen Einschnitte. „Was…?“ Er folgte ihrem

Blick und an seinen Augen konnte sie genau erkennen, dass sie

Recht hatte. Er schüttelte heftig den Kopf während Ruîn aufsprang

und ihr Oberteil wieder anzog. „Nein!“ Sie stürzte an die Tür und

kämpfte mit den Tränen. „Ich werde sicherlich nicht zu einer Markierung

an deinem Bett werden!“ „Nein so ist das nicht!“ Doch sie schüttelte

nur den Kopf und verschwand im Flur. So schnell sie konnte lief sie

aus dem Gildenhaus und hinüber zum WoE Treffpunkt. Was zum

Teufel hatte sie sich bloß wieder dabei gedacht? Sie wusste doch

ganz genau das Jeran mit allen Frauen spielte. Nur weil sie zusammen

in der Gilde waren und gemeinsam trainierten machte sie das noch

lange nicht zu einer Ausnahme. Sie musste sich abreagieren.

Sie musste irgendwen töten.
 

Die nächsten paar Tage hielt sich Ruîn so weit es ging von Jeran fern.

Tagsüber war das kein Problem da sie ja sowieso mit Solar in der

Gegend um Lighthalzen unterwegs war, aber beim nächtlichen

Training war es leider unmöglich. Da sie nicht darauf verzichten

wollte schleppte sie schließlich Danu als neutrale Bufferzone mit.

Die junge Priesterin war sehr erfreut das sie mitgehen konnte und

schien sich zudem noch blendend mit Duir zu verstehen. Von Jeran

hielt sie sich ein wenig entfernt. Sie waren an der Küste nahe Alberta

unterwegs wo sie Nine Tails und Dragonflys jagten. Mit der

Unterstützung einer tatkräftigen Priesterin war das natürlich eine leichte

Übung. Gegen drei Uhr morgens entfachten sie ein kleines Feuer an

den Klippen. Duir und Jeran durchsuchten das Loot um einige neue

Pfeile herstellen zu können und Danu setzte sich neben Ruîn auf die

andere Seite des Feuers. Der Rauch hatte eine sehr abschreckende

Wirkung auf die Dragonflys, so dass sie sich ein wenig entspannen

konnten. Während sie die beiden Männer dabei beobachteten wie

sie ihre Pfeile bastelten beugte sich Danu zu Ruîn und deutete auf

Jeran. „Das weiß aus der Gilde sonst keiner, aber er ist der Grund

dafür gewesen das ich damals beigetreten bin…“ „Hmm?“ Ruîn

war überrascht. „Ich habe ihn in Comodo auf einem Fest kennen

gelernt, wir haben getanzt…“ Ein leichter Wind wehte vom Meer

herüber und ließ einige Funken in der Dunkelheit umherfliegen.

„Er hat mich verführt. Und ich bin ihm in die Gilde gefolgt.

Aber als er mich dann wieder gesehen hat…“ Danu schüttelte

den Kopf und lächelte. „Er hat nichts gesagt, ich glaube er

konnte sich gar nicht mehr an mich erinnern.“ Die Priesterin

seufzte und Ruîn nickte. „Das kann ich mir gut vorstellen. Diese

Männer, alles Schweine.“ Beide kicherten, doch dann schüttelte

Danu ihren braunen Lockenkopf. „Nein, nicht alle…“ Sie blickte

durch das Feuer und Ruîn bemerkte das es nicht Jeran war,

den sie ansah. In der Nähe bellte ein Ninetail und so erhoben

sie sich um es in der Dunkelheit zu suchen, nicht das es sie

plötzlich aus dem Hinterhalt angriff. Einzelne dieser kleinen

Monster waren zwar kein Problem aber bei größeren Mobs

mussten sie ein wenig Acht geben das es sich nicht um den

großen Boss des Waldes, Eddga, handelte. Dieser Bär war

immer mit einigen Ninetails in diesem Gebiet unterwegs und

etwas gefährlich. Sie kämpften sich langsam in Richtung Osten

vor und Ruîn merkte das Jeran immer in ihrer Nähe war. Er passte

auf wenn sie Kämpfte, er hielt ihr die größeren Mobs vom Hals

und fing sie auf als sie, peinlicherweise, in der Dunkelheit über einen

Baumstumpf stolperte. „Vorsicht…“ „Mist! Ja ich hab das nicht

gesehen.“ Er sah sie nicht an, aber er behielt ihre Hand in seiner.

Die Gruppe erreichte eine kleine steinerne Hausruine auf einer

Anhöhe. In einiger Entfernung den Hügel hinunter, konnte man

die Lichter der Handelstadt erkennen. „Pause, ich mag nicht

mehr!“ Duir gähnte und ließ sich auf einen großen Felsen fallen.

Danu nickte, ließ sich neben ihm auf dem Boden nieder und

kontrollierte ihren Gemstones Vorrat. Ruîn zog ihre Hand

aus Jerans und wanderte nach vorne an die steinernen

Überreste eines Fensters. Sie blickte nach unten in die

Dunkelheit des Waldes und die Lichter der Stadt die durch

diese hindurch schimmerten. „Damit du eines weißt, ich

hatte niemals vor dich an dem Pfosten zu verewigen. Das

ist vorbei.“ Jeran war neben ihr und folgte ihrem Blick zu

den Lichtern. Sie sagte nichts und senkte den Kopf auf ihre

Arme, die sie an den Steinresten abgestützt hatte. Er tat es ihr

gleich und sie blickten sich an. „Sieht dir gar nicht ähnlich,

Leute wegen ihrer Vergangenheit zu verurteilen.“ „Vergangenheit,

hmmm?“ Sie stand auf und schüttelte den Kopf. „Ja vielleicht

tue ich das…“ Langsam ließ sie sich auf dem steinernen Boden

der alten Hausruine nieder und blickte nach oben zu den

Sternen. In der ferne hörte sie Danu kichern die sich wohl

mit Duir unterhielt. Dann war Jeran wieder neben ihr. Er

deutete nach oben. „Siehst du die Sterne dort? Wenn du

genau hinsiehst sehen die aus wie ein Aco.“ „Meinst du?“

Die Assassine kniff die Augen zusammen. „Ja und da drüben,

siehst du, das ist ein Poring.“ „Hmmm ja, mit viel Fantasie.“

Sie kicherte und schüttelte den Kopf.
 

Sie waren weit länger als geplant unterwegs gewesen und der

neue Tag war schon längst hereingebrochen als sich die vier

Kämpfer endlich wieder in Prontera einfanden. „Voll

Schlimm, gleich beginnt ja schon unsere Thors Party.“

Jeran hängte sich an Duirs Hals. „Als ob das deine erste

durchgemachte Nacht wäre.“ Der Hunter schüttelte den

Kopf und die Mädels kicherten. Während Jeran und Duir

sich gleich zum Partytreffpunkt aufmachten betraten Danu

und Ruîn das Gildengebäude. Sie wollten sich noch ein

wenig hinlegen. Als Ruîn ihr Zimmer betrat war Solar natürlich

schon längst wach. Es saß am Fenster und war sichtlich sauer.

„Warum bist du mitten in der Nacht abgehauen?“ Ruîn

seufzte. „Ich konnte eben nicht schlafen.“ „Du hättest mich

doch auch wecken können!“ Sie mochte es gar nicht

wenn er so laut wurde. „Es reicht doch wenn ich nicht

schlafen kann.“ Sie regte sich ja auch nicht auf wenn

er lange im PvP unterwegs war. „Außerdem weißt du

ganz genau was ich von dem Barden halte!“ Er war

aufgestanden und deutete aus dem Fenster. Er hatte

sie also gesehen. „Wir waren ja nicht alleine unterwegs!“

Langsam bekam sie Kopfschmerzen. „Oder hast du nun

auch noch was gegen Duir?“ Sie blickte ihn streng von

oben herab an, was nicht sonderlich schwer war, da sie

auch ohne ihre hohen Schuhe ein paar Zentimeter größer

war als Solar. „Nein gegen ihn habe ich nichts.“ Er schüttelte

den Kopf. „Aber…“ „Habe ich jemals irgendetwas gegen

einen deiner Freunde gesagt?“ Nun war sie wirklich wütend.

„Gibt es irgendetwas das ich dir verbiete?“ Jetzt trat er einen

Schritt zurück. Das sie sich so lautstark verteidigte war neu.

Sie schloss die Augen, etwas stimmte nicht. Sie atmete ein

paar Mal tief durch aber es half nicht. „Ich sage ja auch nicht

das ich dir etwas verbieten will oder so.“ Nun klang Solar

ein wenig kleinlaut. „Aber ich kenne diesen Kerl halt schon

länger als du.“ „Wir sind aber nur Freunde uns sonst gar

nichts!“ Schrie Ruîn nun viel lauter als eigentlich beabsichtigt.

Und plötzlich krampfe sich alles in ihr zusammen und sie

sank auf die Knie. Solar war entsetzt und sprang auf sie zu.

„Lass mich!“ Sie hieb mit der Faust auf den Boden, die

Schmerzen waren höllisch. „Nein, du musst aufstehen,

komm mit.“ Mit Solars Hilfe schaffe sie es auf die Beine

zu kommen und er führte sie ans Bett. „Leg dich hin, ich

hole Hilfe!“ Damit rannte er auch schon los. Ruîn schloss

erneut die Augen und versuchte nochmals tief durchzuatmen.

Ganz langsam ließ der Schmerz nach. Was war das bloß

gewesen? Konnte man durch Wut solche Schmerzen

bekommen? Als Solar mit einem fremden Scolar und

einer Alchemistin aus der Gilde wieder zurückkam, saß

sie schon wieder auf dem Rand des Bettes. Sie bestand

zwar darauf, das es ihr wieder gut ginge, bekam aber

trotzdem von der Alche einen sehr widerlich schmeckenden

Kräutertrunk für den Magen verabreicht. Naja wenigstens

hatte sich der Streit mit Solar erledigt.

Als sie sich am folgenden Morgen immer noch irgendwie

schlecht fühlte, beschloss Ruîn am nächsten Tag die Ärzte

in Juno aufzusuchen. Vielleicht hatte sie sich irgendeine Grippe

eingefangen. Sie wollte nur nicht das heutige Gildenevent

verpassen. Duir hatte es geplant um die Gildenkasse mal

wieder etwas aufzustocken. Beinahe die komplette Gilde

versammelte sich also gegen Mittag in der großen Eingangshalle

und wartete auf die Warps. Irgendwie fand es Ruîn passend,

dass es in die Nähe von Juno ging. Duir wollte dort unterhalb

des El Mes Plateaus die Goats wegen ihrer Herbs jagen.

Es machte allen eine Menge Spaß die einzelnen Monster

umherzujagen, kleinere Gruppen in den Storm Gust der

Wizzards zu mobben und gelegentlich beim Anblick einer

der seltenen Harpyen mit gespieltem Entsetzen herumzuschreien.

Duir stand am oberen Ende des Hügels und schickte gekonnt

einige Leute hin und her, während Jeran zwischen den einzelnen

Wizzards und Priestern hin und her wanderte und mal hier,

mal da ein Bragi erklingen ließ. Wenn er an Ruîn vorbei kam,

versorgte er sie immer mit den neuesten Informationen über

die verschiedensten Gildenmitgliedern die er gerade sehen

konnte. „Die da hinten haben schon fast 100 blue Herbs,

das wird ein nettes WoE geben.“ „Unsere Dancer da oben

kann einfach nicht den Takt halten, wie soll ich da ne Combo

mit ihr spielen?“ „Duir sind die Fallen ausgegangen, warte,

ich muss ihn mal kurz auslachen gehen.“ Ruîn hatte wirklich

ihren Spaß. Die Kämpfe mit den Goats waren zwar etwas

anstrengend aber durchaus schaffbar. Sie musste nur aufpassen,

dass sie sie mit ihren harten Hörnern nicht stunnten. So was

konnte böse enden.

Sie jagten die Goats bis in die frühen Abendstunden und

machten gelegentlich ein paar Pausen während ein oder

zwei Gildenmitglieder das bereits gesammelte Loot nach

Juno, und damit an das nächste Kafralager schafften. Bei

manchen Leuten war schon etwas Langeweile sichtbar. So

auch bei Solar und einigen seiner Freunden. Sie hatten sich

ein wenig abseits hingesetzt und besprachen wohl ihren

nächsten PvP Ausflug. Ruîn kämpfte gerade mit zwei Goats

und Jeran spielte neben ihr den Assassin Song of Sunset

welcher eine sehr antreibende Wirkung hatte. Als die

Monster besiegt waren wandte sich Jeran mit einem Bragi

an einige andere Leute der Gilde die gerade in der nähe

aufgetaucht waren. Ruîn sammelte ein paar Herbs auf

wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Irgendwie

war es gerade sehr anstrengend gewesen und sie hatte

den ganzen Tag über immer mal wieder einen stechenden

Schmerz in der Magengegend verspürt. Auch jetzt hatte

es plötzlich wieder angefangen. Sie fühlte sich auf einmal

sehr benebelt und stützte die Hände auf den Oberschenkeln ab.

Und dann sah sie es. Auf ihren Schuhen waren Blutflecken.

Sie bemerkte wie sie Herzklopfen bekam. Auch ihre

Bandagen an den Unterschenkeln waren Blutgetränkt.

Sie hob die Hände und betrachtete die nassen, roten

Handflächen. „Jeran…“ Sie konnte den Rücken des Barden

einige Meter vor sich sehen. Ruîn schloss die Augen.

„Jeran!“ Er hatte sich gerade mit einem Goat angelegt

und wollte nun nach dem Loot sehen als er sie hörte.

„Hmmm?“ Er drehte sich zu der Assassine um und sah

gerade noch wie sie auf die Knie fiel, die Blutüberströmten

Hände vor dem Gesicht. Mit einem Satz war er bei ihr und

verhinderte das sie nach hinten umkippte. „DUIR!!

SCHAFFT MIR EINEN PRIESTER HER!!“ Er hob

sie hoch und sah sich um. Ein Paar der Gildenmitglieder

waren in Kämpfe verwickelt, einige blickten erschrocken

zu ihm und von oben kam Duir heran gelaufen. Ihm folgte

Danu. „Mach einen Warp, irgendeine Stadt schnell!“

Danu nickte erschrocken und zückte einen Gemstone.

„Das ist Prontera, unser Gildenhaus.“ Sagte sie noch

schnell bevor Jeran mit Ruîn in dem Warp verschwand.
 

„Was ist denn los?“ Solar war neben ihnen aufgetaucht.

„Ruîn ist zusammengebrochen, wir brauchen einen Arzt,

ich hole jemanden.“ Damit schob Duir Solar in den Warp.

Auch Danu folgte ihm.

Jeran lief durch die Eingangshalle zu den Treppen. „Mein

Zimmer ist gleich oben das erste!“ Danu eilte an ihm vorbei

nach oben. Sie erreichten das Zimmer der Priesterin und

Jeran legte Ruîn auf das Bett. Sie war noch nicht bei

Bewusstsein. „Sie ist verdammt heiß, sie hat hohes Fieber.“

Jeran hatte sich neben das Bett gekniet und fuhr ihr langsam

über die Stirn. Danu nickte. „Ich hole was.“ Damit

verschwand sie aus dem Zimmer. „Sie hat sich schon

länger krank gefühlt, ich hab sie zum Arzt geschickt

aber sie wollte nicht hören.“ Solar stand an der Tür

und wusste irgendwie nicht was er machen sollte. „Hier

nehmt das, ich gehe nach unten und sehe nach den anderen.“

Damit schneite Danu wieder herein und drückte Jeran

eine Schüssel mit kaltem Wasser und einem Tuch in die

Hand. Er nickte und legte Ruîn den Stoff auf den Kopf.

Nach einigen Minuten hörten sie draußen im Gang eifrige

Stimmen und Schritte. Es war Duir mit einem Arzt aus

Juno und einer High Priesterin. Der Arzt kam gleich an

das Bett und befühlte Ruîns Stirn und Handgelenke

während die High Priesterin auf die Tür deutete.

„Würden sie bitte den Raum verlassen?“ Duir nickte

und deutete Solar ihm zu folgen, auch Danu wandte

sich an die Tür. „Sie auch bitte.“ Solar blickte zu

Jeran ans Bett. „Garantiert nicht!“ Der Barde rührte

sich keinen Zentimeter. „Nagut, ok.“ Die High Priesterin

wandte sich an die Tür bevor Solar den Raum wieder

betreten konnte und schloss diese. „Hey!“ Solar wollte

gerade an der Tür rütteln als Danu ihn herumzog. „Hol

ihre Freundin, hol diese Blacksmith. Hier können wir

sonst nichts tun.“ „Aber dann gehe ich da wieder rein!“

Danu nickte und schob ihn von der Tür weg bis er

sich umdrehte und zur Treppe lief. „Das war knapp.“

Duir seufzte. „Das letzte was wir jetzt brauchen ist

ein Streit da drinnen.“
 

Die Nacht war schon weit fortgeschritten, als die

High Priesterin nach draußen kam und in die Runde

blickte. Jeran, der sich nun doch auch draußen

eingefunden hatte, saß mit Isan auf einer hölzernen

Bank in der Mitte des Flurs und hatte den Arm um

die Blacksmith gelegt, damit sie an seiner Schulter

vielleicht ein wenig Schlaf fand. Auch Duir saß neben

ihnen. Vor einiger Zeit hatte er Danu nach oben in

sein Zimmer geschickt damit sie etwas schlafen konnte,

während sie hier ja ihr Schlafzimmer belagerten. Solar

wanderte den Gang nervös auf und ab. „Sie können

nun wieder reinkommen, ihre Freundin hat es geschafft,

sie ist über den Berg.“ Sie musste kichern als sich alle

gleichzeitig durch die Türe zu quetschen versuchten.

Der Arzt wischte sich gerade mit einem Tuch über die

Hände und im Raum roch es stark nach

Desinfektionsmitteln. Danu würde ihr Zimmer wohl sehr

ordentlich lüften müssen. Jeran trat an die linke Seite

des Bettes und ergriff Ruîns Hände. Als sie es bemerkte

öffnete sie die Augen und lächelte. Sie wirkte sehr

erschöpft und sprach ziemlich leise. „Danke, das du

mir geholfen hast…“ „Pssst, ist schon gut, mach die

Augen wieder zu und schlaf.“ Er legte ihr zwei Finger

auf die Lippen und blickte dann hoch zu Solar der auf

der anderen Seite des Bettes stand, mit dem Fuß auf

dem Boden trommelte und ihn sauer ansah. „Was war

los?“ Isan hatte sich an den Arzt gewandet. „Nun ich

weiß nicht ob das schon bekannt war, aber die junge

Dame hier hatte eine Fehlgeburt.“ „Sie war schwanger?“

Isan blickte hinüber zum Bett wo Solar mit den

Schultern zuckte. „Noch nicht sehr lange, vielleicht

einen Monat oder zwei, es kann gut sein das sie es

selber noch nicht gewusst hat.“ Er legte das Tuch

zusammen und sammelte dann ein paar seiner

Instrumente ein, die auf dem Tisch an der hinteren

Wand lagen. „So etwas kann gerade in der ersten

Zeit einer Schwangerschaft leider recht häufig

vorkommen, aber jetzt sollte alles wieder ok sein.“

Er verstaute die letzten seiner Werkzeuge und Isan

nickte während Solar Jeran zwielichtig beäugte. Als

dieser es merkte stand er auf und trat auf den

Assassinen zu. „Glaub jetzt ja nicht, dass ich daran

schuld war, so nahe war ich ihr nie!“ Damit verließ

er den Raum bevor Solar antworten konnte.

Liebst du mich?

Liebst du mich?
 

Da Ruîn nun eine Woche unter Hausarrest stand

und ihr Bett wennmöglich nicht verlassen sollte,

vertrieb sie sich die Zeit mit lesen. Sie fühlte sich

inzwischen wieder ganz gut, die morgendliche

Mattigkeit und das schlechte Gefühl im Magen

waren ja nun weg. Am dritten Tag konnte Solar

sie allerdings nicht mehr im Bett halten und gab

sich schließlich geschlagen als sie ihm versprach,

sich nur ganz ruhig in die Bibliothek zu setzten. Sie

mochte die altertümlichen, steinernen Mauern und

den Geruch nach altem Papier und Leder. Am Abend

leisteten ihr Duir und Jeran dann immer ein wenig

Gesellschaft bevor sie zum nächtlichen Training

aufbrachen.

„Sag mal bilde ich mir das ein, oder stimmt etwas

mit dir nicht?“ Duir und Jeran hatten gerade die

Bibliothek verlassen und sortierten nun im

Gemeinschaftsraum ein paar Quiver mit Pfeilen.

„Ich weiß nicht was du meinst.“ Der Barde drehte

einen Eispfeil zwischen den Fingern hin und her.

„Genau das, so wortkarg wie in den letzten paar

Tagen bist du doch sonst nicht.“ Duir schulterte

seinen Bogen und nahm ihm den Pfeil aus den Händen

um ihn in einen der Quiver zurückzulegen. Jeran zuckte

kurz mit den Schultern und wandte sich an den

Ausgang. „Ach verdammt, nun sag schon.“ „Sie

schläft mit ihm!“ Mit einem kräftigen Ruck hieb er

die große Eingangstüre des Gildenhauses auf. „Bitte

was?“ Schnell huschte der Hunter durch das Tor.

„Ruîn, mit Solar.“ Mit einem ebenso kräftigen Knall

fiel die Tür hinter ihnen wieder ins Schloss. Duir

schüttelte den Kopf. „Er ist ihr Ehemann.“ „Seit

wann spielt das eine Rolle?“ Sie wanderten in

Richtung Süden, weil sich dort immer die meisten

Händler versammelten. „Sie gehört eben nicht

unbedingt zu der Art von Frauen die du sonst so

anschleppst.“ „Das weiß ich selbst.“ Jeran

schnaubte und blieb stehen. „Wow, das ist das

erste Mal das ich dich wirklich eifersüchtig erlebe.“

„Das ist doch Blödsinn, ich kann das halt nur nicht

verstehen, was sie ausgerechnet an dem findet.“

Duir grinste. „Warum erzähl ich dir das eigentlich?“

„Keine Ahnung, mein Lieber, aber ich denke wir

gehen heute mal ausnahmsweise ins PvP und du

kannst alles töten was dir in den Weg kommt.“ Duir

deutete nach Osten in Richtung PvP Haus. „Das

klingt schon besser. Ich fange mit dir an!“ Damit

erwischte Jeran ihn am Kragen und zog ihn mit sich.

Da in den PvP Arenen allerdings sehr viel los war,

beschlossen sie doch lieber zusammen zu arbeiten

und legten sich mit einigen kleineren Partys an. Sie

verbrachten die ganze Nacht in der Izlude Arena

und waren erst nach Sonnenaufgang wieder in der

Hauptstadt. Zahlreiche Händler hatten sich schon

wieder angesammelt und so sahen sie sich auf dem

Heimweg noch einige Equipteile und Waffen an.

Als sich Duir gerade einen Burning Bow genauer

ansah, entdeckte Jeran einen Paladin in der Menge

der ihm verdächtig bekannt vorkam. Allerdings

wurde er sehr schnell von der High Priesterin

abgelenkt die ihm folgte.
 

Eigentlich fühlte sich Ruîn schon längst wieder

komplett gesund, doch da sie absolut keinen

Bock auf das WoE hatte blieb sie noch ein paar

Tage länger auf Schonkurs. Je öfter sie das

sinnlose Gekloppe versäumte umso besser. Da

Jeran seit ein paar Tagen nicht mehr aufgetaucht

war leisteten ihr nun Duir und Danu allabendliche

Gesellschaft in der Bibliothek. Ruîn hatte gewusst,

das sich die beiden gut verstehen würden und hatte

sie zusammen zum Training geschickt. Als ziemlich

trainingsfaul hatte sich dagegen Solar erwiesen,

seit sie krank geworden war lungerte er nur noch

im PvP oder im Gildenhaus herum. „Also auf die

Art wirst du nicht besser werden.“ Die Assassine

schüttelte den Kopf und beobachtete Solar dabei

wie er unter dem Bett herumkroch, da er wohl eine

seiner Waffen verlegt hatte. „Ach das Katar is

schon hier irgendwo. Bis morgen hab ich das schon

gefunden.“ „Mhm.“ Ruîn war sich da ja nicht so

sicher. Sie würde morgen auf jeden Fall wieder

trainieren gehen, mit ihm, oder wenn er seine Waffen

nicht zusammenhalten konnte, eben ohne. Sie

verließ das Zimmer um endlich zum Frühstück zu

kommen, als sie an der Treppe ankam hatte Solar

sie eingeholt. „Vielleicht hab ich die auch verliehen?“

„An wen den, du kennst doch keine anderen Assas.“

Sie betraten den großen Gemeinschaftsraum und

Ruîn holte sich ein paar Früchte. „Auch wieder

wahr.“ Sie setzten sich an einen der Tische am

Eingang und Ruîn winkte nach hinten wo sie Danu

entdeckt hatte. Anscheinend hatten sie wohl die

Hauptfrühstückszeit erwischt, denn es waren

ziemlich viele Leute im Raum. Während Solar

über vier Tische hinweg PvP Geschichten besprach,

beschloss Ruîn später noch bei Isan vorbeizuschauen

und diese etwas über das WoE hinwegzutrösten, da

sie auch noch nicht wieder teilnehmen durfte. Die

Blacksmith hatte ja im Gegensatz zu ihr Spaß am

WoE. Als sie gerade an ihrem Herbtea nippen wollte

wurde die Eingangstür aufgestoßen und Jeran stürzte

herein. Er kam direkt auf Ruîn zu, ignorierte Solars

finsteren Blick und nahm ihr die Tasse ab damit er

ihre Hände halten konnte. „Ich hab nicht viel Zeit aber…“

„Was soll das!?“ Jeran blickte zu Solar über den Tisch.

„Kannst du mal kurz still sein wenn die Erwachsenen

reden?“ Der Assassine wollte gerade antworten als

sein Blick auf Ruîn fiel, die ihn mit erhobener Augenbraue

ansah. Sie wollte hören was Jeran ihr zu sagen hatte.

„Meinetwegen.“ Er hob die Arme und lehnte sich zurück.

„Ich hab wohl nen ziemlichen Blödsinn angestellt, aber

eines sollst du wissen…“ Der Barde grinste fieß und

blickte schnell zu dem Assassin hinüber. „Jetzt sind wir

quitt.“ „Hmmm?“ Ruîn wusste nicht was Jeran meinte.

Mit einem Mal flog das Gildentor auf. „WO IST ER?“

Irgendwie kam Ruîn die Stimme sehr bekannt vor.

„WO IST DER KERL DER MIT MEINER FRAU

GESCHLAFEN HAT??!!“ Während Helios in den

Gemeinschaftsraum stürzte blickten die meisten von

Ruîns Gildenmitgliedern nun zu ihnen herüber,

beziehungsweise sie sahen zu Jeran. „Toller

Gildenzusammenhalt hier, echt ey.“ Jeran schmunzelte

während Ruîn aufstand und sich vor Helios stellte.

„Hallo.“ Der Paladin blickte zuerst die Assassin und

dann den Barden an. „Jetzt sag mir bitte nicht das er

dein Ehemann ist.“ „So wie ich das sehe, hast du

nicht unbedingt das Recht dazu hier den Eifersüchtigen

zu spielen.“ Ein lächeln umzuckte seine Mundwinkel.

„Das hat nichts mit dir und mir zu tun.“ Er wollte sie

zur Seite schieben aber die Assassin rührte sich keinen

Zentimeter. „Das sehe ich anders, das kannst du

meinetwegen im WoE klären, aber nicht hier.“ Er

wollte an ihr vorbeigehen aber sie drückte ihm die

Hand auf den Brustpanzer. „Ansonsten werde ich

ein langes Gespräch mit deiner Frau führen.“ An

ihrem Blick konnte er sehen das sie damit nicht nur

ihre kleine Affäre meinte. „Nagut, aber nur dieses

eine Mal. Nur für dich!“ Er blickte noch ein letztes

Mal drohend zu Jeran hinüber, der nun recht gelassen

wirkte und frech zurück grinste, dann verließ er das

Gildenhaus. Als sich Ruîn wieder zu den anderen im

Saal umdrehte bemerkte sie wie die anderen

Gildenmitglieder sich wieder alle umdrehten und

heftig miteinander flüsterten. Sie schüttelte den Kopf

und setze sich wieder hin. „Du hast wirklich… mit der

High Priesterin?“ Jeran grinste, dann ließ er den Kopf

nachdenklich von einer zur anderen Seite wandern.

„Und mit der Sniper, das hat mich nen klein wenig

entschädigt.“ „So? Wofür?“ Er stand auf, beugte

sich zur ihr hinunter und fuhr im Flüsterton fort.

„Das er dich haben durfte und ich nicht...“ Dann

küsste er sie auf die Wange. „Danke, dass du ihn

weggeschickt hast, ich glaube der hätte mich erwürgt.“

Er kicherte und verließ winkend den Raum.

„Du hast nicht nein gesagt.“ „Hmmm?“ Ruîn drehte

sich zu Solar um. Den hatte sie beinahe vergessen.

„Er hat dich doch gefragt ob Jeran dein Mann ist und

du hast nicht nein gesagt.“ Sie bemerkte wie wieder

einige Leute der Gilde verstohlen zu ihnen herüberblickten.

„Nicht hier.“ Sie schüttelte den Kopf und stand auf.

Solar folgte ihr hinaus. „Ich wollte dass er wieder geht,

ich hatte nicht vor ihm meine Lebensgeschichte zu

erzählen. Außerdem hat er gar nicht gefragt.“ „Trotzdem.“

Solar hatte die Arme verschränkt und lehnte an der

Außenmauer des Gebäudes. „Und warum hast du

mir verschwiegen das du was mit dem hattest?“

„Du hast mich nicht gefragt!“ Musste das nun

wieder in einen Beziehungsstreit ausarten? Ruîn war

genervt. „Hab ich schon, ich hatte dich gefragt ob er

dein Freund war und du hast nein gesagt!“ Sie blickten

auf eine Alche die vor ihnen stehen geblieben war

und sie nun anguckte. „Das war auch die Wahrheit,

er war niemals mein Freund.“ Ruîn sprach nun leiser

und die Alchemistin zog ihrer Wege. „Aber du hast

mit ihm geschlafen!“ „Dazu musste er ja noch lange

nicht mein Freund sein.“ Langsam dämmerte es Ruîn

worum es Solar bei diesem Streit eigentlich ging.

Damals als sie sich verlobt hatten, hatte sie ihn auf

Byalan abgewiesen. Sie lehnte sich an die Mauer und

blickte ihn von unten herauf an. „Wenn ich dir gesagt

hätte, dass ich mit ihm schlafe, hättest du mich dann

gefragt ob ich dich heirate?“ Er zuckte mit den

Schultern. „Weiß nicht…“ „Ich habe in meiner

Vergangenheit viel Dummes angestellt, das weiß

ich selbst. Wenn ich könnte würde ich da so einiges

Rückgängig machen, aber das geht leider nicht.“

Solar seufzte. Ruîn wusste das er die Geschichte

sicherlich gerne hören würde, aber ob er sie auch

verstehen könnte? Das bezweifelte sie. „Lass rüber

zu Isan gehen, ich hab versprochen sie über das

WoE zu tröste.“ „Hmm, eigentlich wollte ich noch

ins PvP und so.“ Er trat unschlüssig von einem Fuß

auf den anderen. „Na dann viel Spaß.“ Ruîn gab

ihm einen Kuss und schob ihn zurück zum Tor. Sie

war froh das sich der Streit damit erstmal erledigt hatte.

In den nächsten Tagen konnten sie dann endlich das

tägliche Training wieder aufnehmen. Es hatte Ruîn

richtig gefehlt auf den weiten Ebenen der Hill Winds

herumzulaufen und den schönen kühlen Wind auf der

Haut zu spüren. Solar hatte seine Waffen auch wieder

gefunden und konnte mit ihr trainieren. Sie hatten schon

eine beträchtliche Menge an Federn erbeutet und

Ruîn ließ diese immer mal wieder von Isan verkaufen.

Ganz langsam kam sie ihrer Wunschwaffe,

der horrendsteuren Ice Pick näher.

Nach dem kleinen Treffen im Gildenhaus war

Jeran wieder verschwunden. Auch Duir sah sie

kaum noch da dieser ihre nächtlichen Trainingseinheiten

zugunsten von längeren Tagespartys abgesagt hatte.

Ruîn war zwar traurig darüber konnte ihn aber auch

verstehen. Sowohl er als auch Jeran waren mit ihrem

Training schon soweit fortgeschritten das sie sich

langsam ihrem Rebirth näherten. Diese Ehre wurde

allen zuteil, die die besonderen Fähigkeiten ihrer

Klasse schon meisterlich beherrschten und dadurch

die Aufmerksamkeit der heiligen Valkyrie erregten.

Nun bei Ruîn würde das noch ein wenig dauern.

Da Solar sich im PvP herumtrieb und Ruîn keine

Lust darauf hatte, langweilte sie sich abends nun

oft alleine im Gildenhaus. Ein paar Mal war sie

zusammen mit Danu losgezogen, aber die Priesterin

hatte leider nicht jeden Abend soviel Zeit. Also wieder

lesen. Sie saß in der Bibliothek des Gildenhauses in

ihrem angestammten, roten Polstersessel. Langsam

hatte sie alle Bücher mit den Legenden rund um Midgard

durchgearbeitet und fand in einem Buch eine Notiz

über die Bibliotheken in Juno. Nun das war doch

eine recht nett klingende Alternative. Sie beschloss

bei Gelegenheit mal dort vorbeizuschauen. Sie las

gerade einen Abschnitt über einen mysteriösen Turm,

der in der Nähe von Alberta in einem immerwährenden

Nebel verborgen war als die Tür geöffnet wurde und

Jeran hereinblickte. „Oh, hier bist du ja.“ „Auch mal

wieder zuhause?“ Sie lächelte und er kam zu ihr

herüber. „Naja nicht lange fürchte ich.“ Er kniete

sich vor sie und lehnte sich über die Lehne des

Sessels. „Ich werde die Gilde verlassen…“ „Aber du…“

Erlegte ihr einen Finger auf den Mund. „Das WoE hier

ist nicht das was ich will, hier komme ich nicht weiter.

Ich möchte lernen, verstehst du das?“ Ruîn nickte.

„Darum werde ich jetzt und nach meinem Rebirth

ein paar andere, größere WoE Gilden testen.“

Er nahm ihr das Buch aus der Hand und legte es zur

Seite. „Und wenn ich dann eine passende Gilde

gefunden habe…“ Langsam glitten seine Finger über

die ihren und er nahm ihre Hand. „Ich möchte, dass

du dann mitkommst.“ Ruîn merkte förmlich wie sie

rot anlief. „Ich kann doch nicht… einfach so…“ Sie

konnte doch nicht einfach ihre Gilde und ihren

Ehemann verlassen? „Liebst du ihn denn sosehr,

das du ihn auf keinen Fall alleine lassen kannst?“

Ruîn schüttelte den Kopf. Was sollte sie darauf

denn schon antworten? Sie blickte hinüber zu dem

großen Bücherregal. „Das… das kann ich so nicht

sagen…ich…“ Natürlich mochte sie Solar sehr gerne.

„Liebst du mich?“ Er drehte ihren Kopf wieder zurück

und blickte sie an. „…Ich…“ Sie konnte ihm nicht ins

Gesicht sehen und drehte den Kopf wieder weg. „

Ob du mich liebst?“ Jeran ergriff sie am Kinn und hielt

sie fest damit sie nicht wieder wegblicken konnte.

„Schon gut.“ Damit stand er auf, wandte sich zur Tür

und ließ Ruîn alleine in der Bibliothek zurück. Der

Barde trat auf den steinernen Gang hinaus und seufzte.

„Wenigstens hat sie nicht Nein gesagt.“

Rebirth

Rebirth
 

Nach dem Abend in der Bibliothek sah Ruîn den Barden

Jeran nicht mehr wieder. Von Duir hörte sie, das er seine

Sachen gepackt und das Haus verlassen hatte. Von Isan

hörte sie, das er in der Trainingsparty ihres Mannes in

den Lighthalzen Laboratorien mit dabei war. Von Solar

hörte sie erfreutes Pfeifen. Er war ein lästiges Übel losgeworden.

Ruîn allerdings fragte sich ob das so richtig war. Was empfand

sie für Solar? Was für Jeran? Sie seufzte. Im Prinzip spielte

das keine Rolle. Er war nicht mehr da. Ihr Leben ging

weiter. Sie konnte nicht an die Orte an denen diese großen

Trainingspartys stattfanden. Da sie ein schlechtes Gewissen

wegen all ihrer Ausrutscher hatte, bemühte sie sich nun

wenigstens eine halbwegs gute Ehefrau zu sein. Sie trainierte

fleißig mit Solar, begleitete ihn und seine Freunde ins PvP

und nahm auch an deren Lvlpartys teil. Wobei das eher

zum Spaß als zum wirklichen trainieren war. Die WoEs

verliefen auch wie gewohnt, Ruîn versuchte sich immer

genau umzusehen ob sie nicht vielleicht Jeran irgendwo

sehen konnte, allerdings war der wohl eher in Gilden die

sich nicht um die unwichtigen Schlösser kümmerten in

denen sie immer unterwegs waren. Ab und zu ließ sie auch

des eine oder andere WoE ausfallen, um bei Isan Babyzusitten

damit diese mitlaufen konnte. Tagsüber hatte sie keine

Probleme nur Nachts wurde es immer schwerer. Jede

Nacht saß sie an ihrem Fenster und blickte hinunter auf die

dunklen Straßen der Stadt und fragte sich ob er wohl auch

ab und zu an sie dachte. Sie musste schleunigst stärker

werden um zum Rebirth zu gelangen.
 

Der Erste in ihrer Runde war Duir. Ruîn, Danu und Isan

begleiteten ihn nach Juno. In der Stadt des Wissens, tief in

der Gilde der Sages wurde ein besonderes, altes Buch

aufbewahrt. In diesem Stand der Weg beschrieben den

man einschlagen musste um an den heiligen Ort der Valkyrie

zu gelangen. Nur Duir war es gestattet darin zu lesen. Die

anderen machten sich auf den Weg in die Stadt der Archer,

nach Payon, wo die Valkyrie jeden Hunter nach dem

Rebirth hinteleportierte.

„Das ist echt komisch, sag ich euch.“ Duir war gerade

aufgetaucht und betrachtete seine neuen Novizen Klamotten.

„Das ist als ob du alles alle deine speziellen Fähigkeiten

niemals gelernt hättest, echt schräg.“ Sie trainierten mit ihm

bei den Sporen und Poporingen nahe der Stadt, bis er sich

endlich wieder in der Archergilde melden durfte und erneut

aufgenommen wurde. Dann schleppte Danu ihn nach

Einbroch zu den Geographer Feldern. Isans kleiner Sohn

Faihu, der langsam zu krabbeln anfing, war ganz begeistert

von den Metalingen, einer Poring Art die nur hier in der

Schwarzwaldrepublik und einigen Teilen von Arunafelz

vorkamen. Die Blacksmith und Ruîn hatten viel damit zu

tun ihn von den gefährlichen Geos fernzuhalten wenn er

versuchte ein Metaling zu verfolgen. „Hey guck´ mal, ist

das nicht süß? Ich wette da läuft was.“ Isan deutete hinüber

zu Danu und Duir. Eine Geo hatte die Priesterin gebissen

bevor Duir sie töten konnte und sie war gestürzt. Er half ihr

zurück auf die Beine, wobei sie sich dann in einer halben

Umarmung etwas zu lange anblickten. Ruîn konnte sehen

das die Priesterin rot wurde. „Ja das wette ich auch.“ Sie

kicherten. Mit Danus Hilfe dauerte es nicht lange und Duir

war Sniper.

Die nächste war Isan. Nachdem sie nun wieder trainieren

durfte und Ruîn öfters mal den Kleinen hütete, war es bei ihr

auch sehr schnell gegangen. Es weckte viele schöne Erinnerungen

sie wieder in den offiziellen Kleidern der Merchantgilde zu

sehen. Leider konnte sie bei Isans neuem Training nicht sehr

viel helfen. Das überließ sie lieber deren Mann während sie

auf das Kind aufpasste. Der Champ kam ja regelmäßig von

seinen Trainingspartys nach Hause, um bei seiner Familie sein

zu können. Für Ruîn waren das dann immer sehr spannende

Besuche da sie ihn ja über Jerans Fortschritte ausfragen konnte.

Sie erfuhr, dass er kurz nach Isan bei der Valkyrie gewesen

war und nun kurz vor dem Jobchange zum Clown stand.

Dann war es auch bei Ruîn endlich soweit. Sie hatte sich schon

sehr gespannt gefragt wie das wohl sein würde wenn die Valkyrie

sie endlich zu sich rief. Die anderen hatten das zwar immer mal

wieder versucht zu beschreiben, aber irgendwie konnte man

sich das bei Erzählungen nicht so wirklich vorstellen. Es geschah

an einem schönen, klaren Abend auf dem El Mes Plateau wo

sie mit Solar Goats jagte. Sie hatte gerade eines dieser wolligen

Monster erlegt als sie plötzlich diese Stimme hörte. Sie sagte

ihren Namen und sonst nichts, aber Ruîn wusste ganz genau

was es zu bedeuten hatte. Solar war ganz begeistert davon und

Ruîn verkniff sich einen Kommentar zu seiner Faulheit. Er hätte

es genauso schnell erreichen können wie sie. Gleich am

nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg nach Juno.

Isan, die nun schon Whitesmith war begleitete sie. Solar

wartete in Morroc nahe der Thiefgilde und hatte Isans Sohn

Faihu bei sich. Der Saal der Sagegilde war kreisrund und

voll gestopft mit zahllosen, alten Büchern in einem runden

Regal das der Wand folgte. Eine Brücke führte in die Mitte

des Saales und in luftiger Höhe von mehreren Metern stand

das heilige Buch. Ruîn las die Legende der Valkyrie und der

ruhmreichen Helden und Kämpfer bis sie wieder die Stimme

in ihrem Kopf hörte. Sie sollte in den Keller gehen. Zwar

wunderte sich die Assassine etwas über diese Eingebung

aber sie folgte. Über zahlreiche Treppen und dunkle, steinerne

Flure erreichte sie schließlich einen geheimnisvollen

Kellerraum, tief in dem schwebenden Felsmassiv der Stadt,

indem eine riesige Maschine vor sich hinpochte. Und

irgendetwas war da drin. Ruîn konnte es genau fühlen. Sie

trat an das große metallene Ding und streckte die Hand aus.

Sie konnte es rufen hören. Ymir. Und mit einem Mal

erstrahlte ein helles Licht. Es war so intensiv das sie die

Augen schließen musste und die Hände davor hielt. Dann

spürte sie Wind in ihren Haaren. Langsam öffnete sie ihre

Augen wieder und erschrak. Sie stand auf einem marmornen

Weg inmitten von Himmel und Wolken. Jemand winkte ihr

aus der Ferne zu. Die Frau kam näher und Ruîn erkannte

Isan. „Nett hier was?“ Die Whitesmith grinste und Ruîn

nickte nur stumm. Ihr fehlten die Worte. Langsam

wanderten sie den steinernen Pfad entlang, vorbei an hohen

ehrwürdigen Säulen und kamen an einen großen Platz, auf

dem ihnen die verschiedenen Ausbilder der Rebirthberufe

zunickten. Auch eine Assassine Cross war unter ihnen. Zu

ihr würde Ruîn später gehen müssen, wenn sie ihre Zeit als

high Thief hinter sich gebracht hatte. Dann sah sie die Valkyrie.

Die blonde Frau mit den Schwingen eines Engels schwebte

am Ende des Platzes und blickte auf sie herunter. „Sei mir

willkommen, ehrwürdige Kriegerin Ruîn.“ Dann ging alles

ganz schnell. Sie wechselte ein paar Worte mit der Valkyrie

und musste ihr versprechen auf ihre Fähigkeiten zu verzichten

um nochmals beginnen zu können. Dann schickte sie Ruîn

nach Morroc. Als high Novice tauchte sie dort vor Solar auf.

„Waaaa wie süüüß!“ Er flog ihr um den Hals und Isan musste

kichern. Wie schon damals bei Duirs Rebirth gingen sie nach

Payon zu den Sporen. Diese kleinen Pilzmonster waren gut

geeignet für den Anfang. Und wie eine Anfängerin fühlte sie

sich ja nun wirklich. Es war echt unglaublich, sie hatte alle

ihre Assassinen Fähigkeiten vergessen, ja sie konnte nun nicht

mal mehr die zwei Dolche zusammen benutzen. Allerdings

lernte sie diesmal wesentlich schneller. Sie verbrachte ein

paar Tage bei den Sporen und konnte sich dann wieder in

der Thiefgilde melden. Die blonde Frau, die sie schon vor

ein paar Jahren zum Thief erklärt hatte, war sichtlich stolz

und strahlte übers ganze Gesicht als sie Ruîn die rosernen

high Thief Klamotten übergab. Auch der rothaarige Thief

nickte anerkennend.

Als sie an diesem Abend vom Training zurück ins Gildenhaus

kam wartete Isans Mann Thuris dort auf sie. „Oh, schon high

Thief, Gratuliere! Dann bin ich ja glatt zu spät.“ Er grinste.

„Danke, war ja dank deiner Frau auch nicht schwer.“ Er

nickte lächelnd und reichte ihr eine flache, tellergroße

Schachtel. „Sollte eigentlich ein Geschenk zum Rebirth

sein, aber da ich wohl zu spät bin, halt zur High Thief.

Er meint, du würdest schon wissen von wem.“ Damit

zwinkerte er ihr zu und übergab ihr die Schachtel.

„Danke…“ „Na dann man sieht sich, und immer schön

fleißig!“ Er winkte ihr zum Abschied fröhlich zu und verließ

das Gebäude, während Ruîn so schnell sie konnte nach

oben in ihr Zimmer rannte. Mit zitternden Fingern riss

sie das Papier mitsamt dem Deckel von der Schachtel

und blickte hinein. „Oha…“ Vorsichtig berührte sie die

kleinen weißen Federn und den feinen seidenen Stoff.

Es waren Angel Ears und ein Kafra Band. Zwei sehr

teure und sehr beliebte Headgears bei Frauen.

Und Ja, sie wusste genau von wem sie waren.
 

Die nächsten Monate als High Thief waren sehr anstrengend.

Ruîn trainierte an den verschiedensten Orten, bei den

verschiedensten Monstern. Oftmals war sie alleine unterwegs

aber meistens waren dann doch Isan oder Solar bei ihr. Gerade

letzterer hatte seine wahre Freude an ihrem neuen rosa Outfit.

Sie durfte es nicht mal im Bett ausziehen. Naja, etwas Gutes

hatte die Sache, sie musste eine WoE Pause einlegen, da sie

als Thief mal absolut gar nichts ausrichten konnte.

Kurz nach ihrem zweiten Hochzeitstag war es dann endlich

soweit. Ruîn trat erneut an das heilige Buch und in den himmlischen

Saal der Valkyrie. Diesmal sprach sie allerdings mit der Assassine

Cross und nicht mit der Valkyrie, um erneut in die Assassinen Gilde

aufgenommen zu werden. Endlich hatte sie es geschafft. Nach fünf

Jahren hartem Training hatte sie ihren Kindheitstraum verwirklicht.

Sie war nun eine Assassine Cross.

Konkurrenz

Konkurrenz
 

Solar war ein wenig enttäuscht darüber, das Ruîn es bereits

zur Cross geschafft hatte und er noch nicht. Nun konnten

sie nicht mehr zusammen trainieren. Die Monster die Solar

jagte waren noch zu schwer für sie, da sie mit dem Rebirth

ja ihre alte Kraft aufgegeben hatte. Es würde noch einige

Zeit dauern bis sie wieder so weit war. Und dann würde

vermutlich er zum Rebirth gehen. Ruîn interessierte das

allerdings nicht wirklich, da es ja seine eigene Schuld war.

Auch jetzt wo er so einiges Aufholen könnte, war er lieber

mit seinen Freunden unterwegs anstatt wirklich zu trainieren,

sodass sie sich meist nur noch am späten Abend oder am

Morgen sehen konnten. Ruîn hatte nämlich drauf bestanden

das er lieber trainieren sollte anstatt sinnlos bei ihr

herumzuhängen. Um ihn ein wenig über die getrennte

Zeit hinweg zu trösten verbrachte sie öfters mal das

Wochenende mit ihm ohne Training. Dann sammelten

sie oft Stems, die die Alchemisten immer brauchten

und reichlich Geld dafür zahlten, oder sie besuchten

die Sehenswürdigkeiten der verschiedensten Städte

rund um Midgard, wie das Monsterrennen in Hugel,

oder das Monstermuseum in Juno.

Auch am heutigen Tag wollten sie mal wieder einen

Ausflug in die Schwarzwaldrepublik machen um am

Rennen oder beim Bingo teilzunehmen. Als die beiden

gerade vom Frühstück in die Eingangshalle kamen

sahen sie dort ihren Leader mit einer Priest sprechen.

Sobald Raido sie entdeckte winkte er und das Mädchen

drehte sich zu ihnen um. Solar blieb mitten im Schritt

stehen und die Priest sprang sofort auf ihn zu und fiel

ihm um den Hals. „HAAIIIIIII, ich hab gewusst das

du da bist!“ „Waaaa, wie lange ist das denn her? Du

bist ja schon Priest!“ Solar und die kleine hielten sich

an den Händen und sprangen beide fröhlich auf und ab.

Dann blickte der Assa hinüber zu Ruîn. „Hey guck´

mal, wer da ist!“ Er schob die Priesterin zu ihr. „Das

ist Deedee, meine kleine Schwester!“ „Waaaasss?

Stimmt ja gar nicht!“ Sie gab ihm einen Klaps auf die

Schulter und schüttelte ihre langen, blauen Haare.

„Egal, sei´ artig und sag hallo.“ „Ja ja, schongut.“

Damit reichte sie Ruîn die Hand. „Ich bin nicht seine

Schwester, aber wir kennen uns schon seit ich ganz

klein war.“ „Ja ich musste immer auf dich aufpassen

damit du keinen Ärger machst.“ Solar kicherte. „Is ja

gar nicht wahr!“ Die Priesterin hängte sich an seinen

Arm. „Mein Name ist übrigens Ruîn.“ „Ich bin Deeira,

aber der da sagt immer nur Deedee.“ Sie hatte sich

förmlich um Solars Arm gewickelt und grinste nun zu

ihm hoch. Ihm war das wohl etwas unangenehm, denn

er versuchte sie weg zu schieben. Ruîn musste sich ein

Kichern verkneifen, sie fand das irgendwie süß.

„Deeira gehört nun auch zur Gilde, sie kann eines der

freien Zimmer im vierten Stock haben.“ Raido nickte

und deutete zur Treppe. „Da ihr euch eh schon kennt,

kannst du ihr ja gleich helfen.“ „Ja super! Komm!“

Deedee zerrte Solar mit sich und sprang fröhlich die

Stufen nach oben. Ruîn folgte ihnen schmunzelnd. Die

kleine Priesterin zog Solar durch drei oder vier identische

Zimmer bis sie schließlich mit den Schultern zuckte.

„Ach ich nehm´ das, sind eh alle gleich, wo wohnst du?“

Sie warf ihren Rucksack über das Bett. „Wir haben ein

Zimmer im fünften Stock oben.“ „Ach…“ Sie drehte

sich zu Solar um der im Türrahmen stand und an Ruîns

Schulter gelehnt war. Für einen kurzen Augenblick

huschte in Ausdruck über ihr Gesicht den Ruîn nicht zu

deuten wusste. Dann lächelte sie wieder. „Waaas und

mich hast du nicht eingeladen?“ Sie boxte ihm leicht

gegen die Seite. „Ich hatte ja netmal eine Ahnung wo

du warst.“ „Ach is auch egal.“ Sie drängelte sich an

den Beiden vorbei in den Flur. „Und was machen wir

nun?“ „Hmmm, also eigentlich waren wir grade auf

dem Weg nach Hugel…“ „Oh cool, da war ich ja

noch nie.“ Sie hängte sich wieder an Solars Arm und

zerrte ihn zur Treppe. „Komm schon, ich hab dir ja

soviel zu erzählen! Also weißt du meine Mutter hatte ja…“

Ruîn musste kichern.
 

„Und du bist gar nicht eifersüchtig?“ Isan brachte eine

Teetasse vor ihrem Sohn in Sicherheit indem sie diese

aus seiner Reichweite schob. „Nö, das ist mir egal.“

Ruîn stand an Isans Herd und rührte in einer Schüssel

während die Whitesmith am Tisch saß. „Also eine junge

Frau macht sich an deinen Mann ran und dir ist das ganz

egal?“ Sie ließ Faihu nach unten auf den Boden damit

er zu seinem Spielzeug krabbeln konnte. „Ich finde die

beiden würden gut zusammen passen.“ Ruîn zuckte mit

den Schultern. Sie hatte heute Morgen keine Lust gehabt

etwas mit Solar zu unternehmen und hatte ihn deshalb

mit Deedee zum trainieren geschickt. Sie als Priestern

war der perfekte Partner für Solar. „Hmmm, du würdest

eh auch besser zu jemand anderes passen.“ „Zu wem

denn? Ist ja keiner da.“ Ruîn kam zu Isan an den Tisch

und sie verteilten die Creme aus der Schüssel in kleine

Förmchen zum backen. Isan seufzte.
 

Am Abend saß Ruîn mal wieder am Fenster ihres Zimmers

und blickte nach unten auf die Strassen von Prontera. Sie

hatte keine Ahnung zu wem sie passte. Klar, sie hatte

Solar geheiratet, aber reichte das auch? Es war ja nicht so,

dass sie ihn nicht mochte. Allerdings fehlten ihr wohl die

entscheidenden Gefühle. Es war doch nicht normal das sie

ihren Mann einfach mit einer anderen zusammen sehen

wollte? Sie betrachtete ihre Spiegelung im Fenster und

ließ ihren Blick über das Kafraband wandern das sie trug.
 

Die nächsten paar Wochen war Deedee immer mit dabei

wenn sie mal was zusammen mit Solar machen wollte.

Und auch wenn dieser es immer leugnete sah man genau,

dass sie mehr als schwesterliches Interesse für den

Assassinen hegte. Ständig hängte sie an seinem Arm

und schwänzelte um ihn herum, war immer seiner Meinung

und stellte sich quer wenn Ruîn mal etwas vorschlug. Dieser

war das allerdings ziemlich egal, sollte sie doch, sie war

nicht auf die kleine Priesterin angewiesen, denn inzwischen

hatte Danu ihr Rebirth hinter sich gebracht und mit Duirs

Hilfe zu ihnen aufgeholt. Die drei konnten nun gemeinsam

trainieren. Und das machte Ruîn mehr Spaß als ihre Freizeit

mit Deedee zu verbringen. Sie waren zu dritt bei den Hill

Winds unterwegs. Diese sehr aggressiven Monster waren

sehr gut zu mobben und man kam ganz gut mit dem Training

voran. Nachdem sie am Abend wieder ins Gildenhaus

zurückgekehrt waren, nahm Duir sie an die Seite. „Hey,

wie siehts so mit deinen WoE Plänen aus?“ „Ähmmmm…“

Ruîn hatte sie schon lange davor gedrückt und eigentlich gar

keine Lust dazu. „Überleg´ dir das gut, am Sonntag haben

wir einen Gastspieler.“ Duir zwinkerte ihr zu und wandte sich

dann zu Danu um die an der Treppe wartete. Gastspieler?

Was interessierte das Ruîn? Sie wanderte nach hinten zu

dem Gemeinschaftsräumen um sich was essbares zu suchen.

Als sie einen Apfel betrachtete musste sie an Jeran denken.

Konnte Duir vielleicht ihn gemeint haben? Wie konnte das

eigentlich immer sein das alle Informationen über ihn hatten

und sie nicht? Langsam machte sie das wirklich sauer.

Sie lief nach oben in ihr Zimmer und suchte ihre WoE

Waffe zusammen. Wie konnte er einfach so abhauen und

ihr dann nie wieder auch nur eine Nachricht schicken? Wo

sie doch angeblich Freunde gewesen waren? Mit einem

heftigen Ruck warf sie die große Holztruhe in der ihre

Waffen lagerten um und verteilte den Inhalt über den ganzen

Boden. Tränen rannten ihr über das ganze Gesicht. Schnell

suchte sie nach einem Tuch um diese zu trocknen und

sammelte dann schnell alle Waffen wieder zusammen

bevor Solar noch auftauchte und sie so sah.
 

Es war am Samstagabend, Ruîn wollte sich gerade

auf den Weg zu Isan machen, als ihr schon im Flur

mehrere Gildenmitglieder begegneten die ganz schnell

auf dem Weg nach unten in die Eingangshalle waren.

Ruîn hörte nur ein paar Gesprächsfetzen. „…wieder

da…“ „…echt eine Frau mitgebracht…“ „…fürs Woe

sagen die…“ „…kann doch nicht sein…“ Neugierig

sprang sie die Treppe hinunter. Solch ein Gildenauflauf

war selten. Als sich gerade auf dem letzten Treppenabsatz

eine Hunter an ihr vorbeidrängelte, blickte Ruîn in die

Eingangshalle und erstarrte mitten im Schritt. Da stand

er. Inmitten einer Traube aus Gildenmitgliedern und

hatte den Arm um eine junge Assassine gelegt die ihre

rechte Hand herumzeigte. Sogar aus der weiten Entfernung

konnte Ruîn den Ring an ihrem Finger glitzern sehen.

„Also Jeran, das du dich mal verlobst!“ „Ja das hätten

wir nicht gedacht.“ „Zeig noch mal den Ring her!“

„Wann ist es denn soweit?“ Die Worte wurden immer

leiser und sie konnte förmlich spüren wie ihr Herz immer

lauter schlug. Dann trafen sich ihre Blicke. Nur für den

Bruchteil einer Sekunde. Dann war sie im Cloaking. So

schnell sie konnte drehte sie sich um und rannte die Treppe

wieder nach oben und in ihr Zimmer. Erst als die Tür hinter

ihr ins Schloss fiel wurde sie wieder sichtbar. Das konnte

doch nicht gerade eben wirklich passiert sein? Langsam

wanderte sie ans Bett und setzte sich hin. Das konnte doch

nicht wahr sein. Allmählich wurde es düster im Zimmer. Als

Solar hereinstürmte war es bereits stockdunkel. „Hey,

wasn Auflauf da unten. Hmmm was sitzt du hier im Finstern?“

Er entzündete die Lampe neben dem Bett. „Hmm?“ Ruîn

hatte keine Ahnung wie lange sie schon hier war. „Jetzt

sag nicht du hast hier schon geschlafen? Unten feiern sie

ne Party, lass hingehen, Deedee wartet auch schon.“

Ruîn schüttelte den Kopf. „Ich habe Isan gesagt ich schaue

bei ihr vorbei.“ „Ja aber dein Clown ist unten und feiert seine

Verlobung, willste da garnicht gratulieren?“ „Hab ich schon

vorhin als sie hier angekommen sind.“ Stimmte zwar nicht

aber egal, sie bemühte sich Solar anzulächeln. „Und ich hab

ja immer gedacht er steht auf dich.“ Solar zuckte mit den

Schultern und verstaute seine Waffen und ein Paar

Rüstungsteile hinten im Schrank. „Ich habe dir ja gesagt

wir sind nur Freunde.“ Nur Freunde, vermutlich nicht

mal das. „Hmmm aber irgendwie muss ich schon sagen…“

Solar hatte sich vor Ruîn gestellt und blickte sie schief an.

„Man kann nicht leugnen, dass sie dir sehr ähnlich sieht.

Sie ist auch ne blonde Assa und hat genau deine Frisur.

Auf das scheint er wohl zu stehen.“ Er zuckte mit den

Schultern. „Also kommst du nicht mit?“ Sie schüttelte den

Kopf. „Nein ich hab keine Zeit, aber ich wünsche euch

viel Spaß.“ „Na gut, bis dann.“ Damit verließ Solar das

Zimmer. Steht auf blonde Assas? Ruîn stand auf und

blickte in den Spiegel. Sieht ihr sehr ähnlich? Na das

könnte ihm ja so passen. Sie ergriff ihren langen Zopf

und zog ihr Messer. Die scharfe Schneide glitt durch

das Haar wie durch Butter. Nachdenklich starrte Ruîn

auf den Zopf der zu ihren Füßen lag.

„Was hast du denn gemacht?“ Isan hatte die Tür geöffnet

und blickte Ruîn ungläubig an. „Ich habe keine Lust mehr

eine blonde Assassine zu sein. Hast du vielleicht einen

Dyestuff?“ „Nya mal sehen…“ Sie zog Ruîn in die

Wohnung und winkte Thuris aus dem Raum. „Najo

die Auswahl is halt bescheiden, Rot oder Grün?“

„Mir egal.“ Ruîn saß an Isans Spiegelkomode und

beobachtete die Whitesmith dabei wie sie den roten

Dyestuff über ihrem Haar verteilte. „Ich habs auch

schon gehört. Erst konnt ichs gar nicht glauben…“

„Irgendwie weiß jeder immer Bescheid nur ich nicht...“

Ruîn kniff die Augen zu als könnte sie dadurch die

Tränen stoppen. Langsam zog Isan sie nach hinten

und legte die Arme um ihre Freundin. „Ich fürchte

ich muss mit der Schere ran, das ist ja ganz schief

hier hinten.“ „Ach was, das wird ein neuer Trend.“

Ruîn schüttelte den Kopf, musste dann aber doch kichern.
 

Im Gildenhaus war es stockdunkel und komplett still.

Langsam schlich sich Ruîn durch die Eingangshalle. Sie

hatte keine Ahnung wie spät es war, doch es musste

weit nach Mitternacht sein, denn auch die Verlobungsparty

war anscheinend schon zu ende. Sie beschloss noch

mal ganz kurz in der Bibliothek vorbeizuschauen um

das Buch das sie gerade las mit ins Zimmer zu nehmen.

Das würde sie ein wenig Ablenken. Im langen

Säulengang der zur Bibliothek führte kam ihr Jemand

entgegen. Sie konnte in der Dunkelheit nicht sehen wer

aus der Gilde es war, aber sie kannte die Art und Weise

wie sich die Person bewegte. Mit einem Mal bekam sie

heftiges Herzklopfen und sie hatte das Gefühl der Boden

wurde unter ihren Füßen fortgerissen.

Es war Jeran. Panik erfasste sie. Es war zu spät um einfach

in den Cloaking zu gehen und abzuhauen. Durch die

Dunkelheit konnte sie zwar seinen Gesichtsausdruck nicht

erkennen, aber das er sie ansah merkte sie auch so. Sollte

sie stehen bleiben? Sollte sie etwas sagen? Ihm vielleicht

Gratulieren? Er war direkt vor ihr. In dem letzten Jahr hatte

er sich kaum verändert. Lediglich seine Haare waren nun

länger. Für einen Moment dachte sie, er würde ohne eine

Reaktion einfach an ihr vorbeigehen. Als sie auf gleicher

Höhe waren, erhob er plötzlich die Arme und drängte sie

zur Seite und an die Wand des Ganges. Sie küssten sich.

Wild und heftig. Seine Hände glitten nach unten und er

packte sie an den Hüften und hob sie hoch, sodass sie

auf der steinernen Brüstung des Säulenganges saß. Ruîn

schlang ihre Beine um ihn während seine Finger über ihre

Oberschenkel streiften. „Nette Frisur hast du da…

Verdammt hab ich dich vermisst…“ Der Clown küsste

sie am Hals und wanderte mit den Händen über ihre

Brust. „Das bezweifle ich doch stark.“ Sie sahen sich

an und Jeran lächelte nickend. „Ach wegen ihr, keine

Sorge ich ziehe nur mit dir gleich…“ Er drückte sie leicht

nach hinten an das kalte Glas des Fensters und streifte ihr

die Träger von den Schultern. „Weil ich verheirate bin

musst du mir das nun nachmachen?“ Sie schloss die

Augen und ließ seine Hände über ihren Oberkörper

wandern. „Klar…“ Jeran strich mit der Zunge über ihre

Brüste und ihre Nippel und Ruîn fühlte eine Gänsehaut

die sicher nicht vom kalten Glasfenster herrührte. „Damit

machst du euch beide unglücklich.“ Sie krallte sich an

seiner Schulter fest und strich ihm durch die Haare.

„Halt mich davon ab…“ Er sah sie an und grinste, dann

zog er sie zu sich und küsste sie am Hals, und zwar so

fest das sie seine Zähne fühlen konnte. „Ich bin wohl der

letzte Mensch auf dieser Welt der dazu das Recht hätte…“

Jeran sah sie an, ihre Hände fuhren über seinen Hals und

sie zog ihn an sich dann küsste Ruîn ihn. „Nein, du bist

der einzige…“ Am Ende des Flures knarrte eine Tür und

Stimmen erklangen. Ruîn fuhr herum, Jeran wollte sie

festhalten doch sie war schneller. Sie sprang von der

Brüstung und verschwand im Cloaking während eine

Hunter und ein Priester auf sie zukamen. Sie kehrten

wohl gerade von einer späten Trainingsparty zurück und

nickten Jeran im Vorbeigehen grüßend zu. Er seufzte.

Als Assassine Cross war sie ja noch schwerer zu

erwischen als vorher.

Jerans Hochzeit

Jerans Hochzeit
 

Als Ruîn am nächsten Morgen erwachte starrte Solar

sie ungläubig an.

„Was ist?“ Sie richtete sich auf und

bemerkte das sie ihre Assassinen Klamotten noch

anhatte.

„Naja deine Haare…“ „Ach ja, das war gestern…

bei Isan…“

Sie setzte sich hin und fuhr sich mit den Händen

durch die nun kurze Frisur.

„Ich will ja auch gar nicht sagen das es nicht schön

ist… nur irgendwie ganz ungewohnt.“

Solar lächelte, dann beugte er sich zu ihr herüber und

küsste sie. „Ach mir gefällt es.“ Sie lächelte und stand

auf bevor er sie zurück halten konnte. Schnell zog sie

den roten Assassinen Schal fester um ihren Hals. Jeran

hatte ihr doch glatt einen Knutschfleck verpasst. Das

musste Solar nicht unbedingt sehen.
 

Sie trainierte ein wenig mit Danu bei den Hill Winds und

schaute dann auf einen kurzen Besuch bei Isan vorbei

um sich ein paar Rüstungstipps geben zu lassen. Dann

begann das WoE. Zum ersten Mal seit ihrem Rebirth

war Ruîn nun wieder dabei.

Sie hatte das aufgeregte hin und her Gewusel am WoE

Treffpunkt schon fast vergessen und beobachtete Solar

dabei wie er die laut kreischende Deedee mit einem

Thiefbug quer über die Waldlichtung jagte.

„Wenn wir jetzt nach Niffl gehen sind wir wieder

da bevor das WoE auch nur zur hälfte vorbei ist.“

Hinter ihr war Jeran erschienen und legte den Kopf auf ihre

Schulter.

„Weißt du wie teuer das wäre?“ Ruîn kicherte

und betrachtete die Waffe die Jeran ihr nun vor die Nase

hielt. „Für deinen Soul Destroyer. Konzentrier dich einfach

immer nur auf den Gegner den ich dir sage, egal was sonst

so los ist.“

Duir winkte ihnen zu. „Ok, heute haben wir die

Kontrolle, welches Castle zuerst?“ Ruîn blieb etwas abseits

stehen während die Beiden zu den Leadern hinüber wanderten.

Sie war froh das Jeran seine Verlobte nicht

mitgebracht hatte, denn so wie es aussah gehörte sie zu

einer anderen Gilde und lief dort das WoE mit.
 

Dann ging es los. Zuerst nahmen sie sich die Castles in

Greenwood Lake nahe Payon vor. Vor den einzelnen

Schlössern hatten sich schon mehrere andere Gilden

versammelt und alle stürzten mit Beginn des WoE gemeinsam

hinein. Es war wirklich ein planloses Durcheinander und Ruîn

wurde mehr durch die Gänge geschoben, als das sie selbst lief.

Beim Emperium war es dann am schlimmsten, überall

drängelten sich die Leute zusammen und man kam fast

gar nicht an das goldene Gestein heran. Plötzlich verschwand

der Raum und wurde zur Waldlichtung.

„Ich hab euch gesagt das hat bei Hong Roo keinen Sinn!“

Jeran war sauer. „Versuchen kann man es ja mal.“

Raido winkte den Priestern, damit diese wieder ihre

Warpportale öffneten. Ruîn war das alles sowieso ziemlich egal.

Sie lief einfach mit und beobachtete was passierte.
 

Nach einigen kleineren Kämpfen hatten sie sich

mit zwei weiteren Gilden das Castle Chun Dan erkämpft bei

dessen Besitz sie sich irgendwie immer abwechselten. Dann

übernahm Duir das Kommando. Geschickt stellte er die

Leute hinter den Holzzäunen im Empraum zusammen und

ließ die Fallen etwas weiter hinten legen so das die

Pecoreiter zwischen ihnen und der Tür waren. Hinter der

ersten Barrikade ging er mit Jeran in Stellung. Ein

Highwizzard der Allianz war auch bei ihnen und auf ihr

winken lief Ruîn auch nach vorne. Als die erste feindliche

Gilde hereinstürmte hörte sie nur noch auf den Clown.

Er wusste gegen welche Gegner sie eine Chance hatte.
 

Sie schafften es ganz gut die erste Welle abzuwehren.

Zwar verloren sie ein paar Tanks aber sie hielten stand.

Und mit einem Mal traf der feindliche Storm Gust nicht

mehr. Das Woe war vorbei. Viele der Feinde ließen ihre

Waffen sinken, einige schüttelten die Köpfe und ein Paar

verschwanden sofort aus dem Raum. Sie hatten es tatsächlich

geschafft! Sie hatten das Castle!

„WAAAHAHAH!!“ Mit einem lauten Geschrei umarmten sich

mehrere Gildenmitglieder und ihr Leader klatschte in

die Hände. Kreischend fiel Danu Ruîn um den Hals und

warf sie damit beinahe um.

Lachend schloss sich dann auch Duir an und die drei

sprangen aufgeregt auf und ab. Dann löste sich Ruîn von

den beiden und fiel Jeran um den Hals. „Siehst du!! Ich

habs ja immer gesagt, hört auf mich.“ Er grinste bevor

Duir ihn in die Seite boxte. „Angeber.“

Ruîn kicherte, dann entdeckte sie Solar etwas weiter

hinten. Er winkte ihr und versuchte sich vergeblich

aus Deedees Klammergriff zu befreien.
 

Die Siegesfeier im Gildenhaus war dann relativ kurz,

da die meisten nicht mit einem solchen Erfolg gerechnet

hatten und darum schon vor dem WoE für den weiteren

Abend Trainingspartys angenommen hatten. Der Rest

machte sich dann mit Einbruch der Dunkelheit auf den

Weg nach Comodo wo es ein großes Fest mit mitternächtlichem

Feuerwerk geben sollte.

Ruîn fühlte sich dort ein wenig Fehl am Platz.

Zuerst hatte sie sich mit Danu und Duir unterhalten doch

die waren inzwischen auf einem der hölzernen Tanzpodeste

verschwunden. Solar hatte zwar auch mal versucht sie

zum tanzen zu überreden, doch dann, weil sie überhaupt

nicht wollte, Deedee nachgegeben die ihn schließlich wegzerrte.

Nach einiger Zeit stand sie von dem großen Tisch, an dem

noch ein paar weitere Gilden und Allianzmitglieder herumsaßen,

auf und wanderte ein wenig in der Stadt herum.
 

Es war wirklich sehr schön in Comodo. Die ganze Stadt

war auf einem sehr feinen, leicht violett glitzernden

Sandstrand aufgebaut worden. Zahlreiche Palmen wuchsen

hier und hölzerne Brücken und Stege verbanden den Strand

mit einigen Häusern die auf Pfählen oder kleineren

Inseln auf dem Meer standen.

Hunderte von Laternen erleuchteten diese Wasserwege

und überall standen Leute herum die sich unterhielten

oder tanzen und feierten. Als sie etwas abseits am

Strand entlang spazierte sah sie plötzlich Jeran weiter

vorne im Sand sitzen. Dieser war nach dem WoE gleich

verschwunden um sich mit seiner Freundin zu treffen.

Ruîn hatte keine Ahnung warum er nun alleine hier

herumsaß. Als er sie entdeckte lächelte er und winkte

sie zu sich.

„Hallo, was machst du denn hier?“ Sie setzte sich zu

ihm in den warmen Sand. „Hab vorhin bei eurer Freier

vorbei gesehen.“ Er deutete nach hinten wo sie hinter

einigen Palmen die hölzerne Plattform erkennen konnte,

wo sich noch ein Paar Leute aus ihrer Gilde versammelt

hatten. „Und, wo ist… sie…?“

Die Assassine legte den Kopf auf ihre angewinkelten Knie

und blickte zu dem Clown.

„In Prontera, in ihrem Gildenhaus, vielleicht noch was

für die Hochzeit morgen vorbereiten oder so,

keine Ahnung.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Hmmm wegen Morgen, wenn es da noch etwas gibt…“

„Nein, nicht jetzt.“ Ruîn schüttelte den Kopf.

„Ich will jetzt nichts davon

hören, gar nichts.“

Sie sahen sich an und Jeran nickte.

Dann drückte er sie leicht nach hinten in den Sand

und deutete nach oben. Das Meer warf zahlreiche,

leicht lila glitzernde Reflexionen an die schwarzen

steinernen Felswände die die Stadt umschlossen.

Jeran legte sich neben Ruîn und sie betrachteten das

schöne Farbenspiel.
 

Dann hörten sie durch die laute Musik hindurch eine

klirrende Glocke und Jeran sprang auf. „Komm, jetzt

geht’s los.“ Er erwischte sie am Arm und half ihr auf die

Beine. Er zog sich die Schuhe aus und streife seine

Hose etwas oben und deutete Ruîn es ihm gleich zu

tun. Dann nahm er ihre Hand und zog sie mit sich ins

Meer. Kicherns bespritzen sie sich ein wenig mit dem

kühlen Wasser. Dann begann das Feuerwerk.
 

Zahlreiche Lichtkugeln strebten gleichzeitig zum

Himmel. Es war ziemlich Laut, so laut das es sogar

die Musik übertönte. Dann regneten abertausende

von Lichtfunken in allen Farben über die Stadt.

Viele der feiernden Leute hatten sich nun auch

am Strand versammelt um das Feuerwerk besser

sehen zu können und es herrschte eine schöne

ausgelassene Stimmung. Jeran erwischte sie an

den Händen und sie drehten sich lachend im Kreis.

Ruîn spürte wie ihr Herz ihr bis zum Hals schlug

als sie Jeran durch die zahlreichen tanzenden

Lichter hindurch ansah. Sie wünschte sich das

dieser Moment niemals endete.
 

Die Gäste hatten sich in der großen Kathedrale

von Prontera eingefunden und Duir blickte

neugierig durch den Saal.

„Viel weniger Frauen hier als ich angenommen

hätte.“ Er kicherte während Jeran den Kopf

schüttelte.

„Denkst du ich lade alle meine Affären ein?“

„Dazu wäre hier sowieso zuwenig Platz.“

Geschickt wich der Sniper einer von Jeran geworfenen

Vase aus. „Es geht dann gleich los, sobald du

fertig bist, also Beeilung.“ Damit winkte er dem

Clown zu und schloss die Tür hinter sich. Jeran

seufzte und betrachtete den schwarzen Anzug

der vor ihm auf einem Sessel lag.

„Na dann…“

Er verstreute die Clownklamotten rings um den

Stuhl und schlüpfte in die samtene Anzughose.

Als er sich gerade das Hemd zuknöpfe wurde

die Tür geöffnet. Er drehte sich um und konnte

hinaus auf den Gang sehen der zum Altarraum

führte. Es war niemand zu sehen also schloss er die

Tür langsam wieder.

„Muss ich den Improve Skill anwenden oder zeigst

du dich so?“ Hinter ihm bewegte sich etwas.

Ruîn stand am Fenster und blickte hinaus auf den

Hof hinter der Kirche.
 

„Hast du mir etwas zu sagen?“ Langsam ging er zu ihr

hinüber. Die Assassine schüttelte den Kopf. „Als ob

ich das Recht dazu hätte…“ Sie wich vor ihm zurück

aber er ließ nicht locker. Ruîn trat an die Wand und

senkte ihren Blick damit er sie nicht ansehen konnte.

„… Sag es…“ Sein Atem an ihrem Ohr ließ eine

Gänsehaut über ihren Rücken wandern. Die Assassine

schüttelte den Kopf. Jeran packte sie an den Schultern

und zog sie an sich. Er küsste sie und drückte sie gegen

die Mauer. Sie sollte nicht schon wieder abhauen.

„Sag es…“ „Warum machst du das?“ Sie fuhr ihm mit

den Händen durch die Haare während er ihren Hals

küsste. „Das ist das falsche…“ Ruîn seufzte und sie

blickten sich an.
 

Mit einem lauten Ruck und Duirs Ausruf „Ey, wo

bleibst du?“ wurde die Tür aufgestoßen und der

Sniper blickte in den Raum. Erschrocken fuhr Jeran

herum während Ruîn im Cloaking verschwand. Duir

seufzte.

„Fängste schon vor der Hochzeit damit an?“

Jeran schüttelte den Kopf während er sein Hemd wieder

in Ordnung brachte und das Sakko anzog. Er verließ

den Raum während Duir in der Tür stehen blieb und

darauf wartete das Ruîn ihm folgte. Er hatte sie sehr wohl

gesehen. In der großen Halle der Kathedrale herrschte ein

aufgeregtes Raunen und vom Altar hörte man ein rhythmisches

Klappern. Die Assassine stampfte unruhig mit ihrem Schuh

auf dem Marmorboden herum.

Langsam wanderte Jeran den Mittelgang entlang und

blickte durch die Runde. Es war ein schräges Gefühl von

all den Leuten angestarrt zu werden, wovon er die meisten

ja auch gar nicht kannte.

Dann blickte er nach vorne auf seine Braut. Allerdings sah

sie ihn nicht an sondern blickte direkt an ihm vorbei in den

langen Gang der zum Ausgang der Kirche führte. Langsam

drehte er sich um und mit ihm die meisten Gäste. Mitten im

Gang, einige Meter von der letzten Sitzreihe entfernt, stand

Ruîn und blickte zu ihm herüber. Er drehte sich wieder nach

vorne wo die kleine langsam ihren blonden Kopf schüttelte

und den Blumenstrauß langsam nach unten fallen ließ.

Jeran zuckte mit den Schultern dann grinste er und wandte

sich um. Mit schnellen Schritten rannte er durch den breiten

Gang zwischen den Sitzreihen, erwischte Ruîn an der Hand

und zog sie mit sich zum Ausgang.
 

Sie stürzten nach draußen und die gepflasterte Hauptsrasse

der Hauptstadt entlang. „Hey was machst du denn??“

„Ich hab keine Ahnung!“ Jeran lachte lauthals, während er sie

immer weiter zog, an der Stadtmauer entlang, durch zahlreiche

Händler und Abenteurer hindurch bis sie den Eingang von

Prontera erreicht hatten. Jeran warf einen Blick über die

Schulter um zu sehen ob ihnen jemand den ganzen weiten

Weg nach unten gefolgt war, konnte allerdings niemanden

entdecken. Sie schlängelten sich durch die ganzen Leute

die sich vor der Stadt versammelt hatten und liefen dann

weiter nach Süden bis nach Izlude. Keuchend und nach

Atem ringend klammerte sich Ruîn an einen Fahnenmast,

welche zahlreich am Hauptplatz herumstanden.
 

„Du hast aber auch keine Kondition.“ Jeran kicherte während

die Assassine ihn böse von unten herauf anfunkelte.

„Was machst du nur für Sachen?“ Sie wischte sich den

Schweiß von der Stirn. „Ach, du kennst mich doch.“

Mit einer schnellen Bewegung umfasste er sie an den

Hüften und hob sie hoch. „WAAAAASSS??“

Er lief mit ihr nach hinten an die Klippen nahe dem

Bootssteg und ignorierte gekonnt ihre Befreiungsversuche.

Mit einem lauten Schrei stürzte er sich mit ihr in die Fluten.
 

„IIIIIISSSTTT DAS KALT!“ Brustend war Ruîn neben

Jeran aus dem Wasser aufgetaucht und stürzte sich auf

den Clown. Sie tauchte ihn mehrmals unter bis er um

Gnade rief. Das tat er allerdings mehr wegen einem

Lachanfall als wegen dem Tauchen. Das Meerwasser

war wirklich angenehm kühl an diesem heißen Sommertag

und sie schwammen ein wenig um die Insel herum bis sie

Duir entdeckten der am Steg stand.

„Hast du nicht was vergessen? Heiraten zum Beispiel?“

„Ach vielleicht nen ander Mal.“ Jeran griff nach oben

um sich an den Planken hochzuziehen überlegte es sich

allerdings anders und schnappte sich Duirs Arm.

In einem Hohen Bogen flog der Sniper zu ihnen ins Wasser.
 

„Ihr seit echt verrückt, wisst ihr das?“ Duir kicherte und

goss eine beträchtliche Menge Wasser aus seinem Köcher.

„Ach bei dem Wetter schadets ja nicht.“ Ruîn reichte ihm ein

paar Pfeile die sie aus dem Wasser gefischt hatte. Die Drei

saßen auf der Klippe neben der großen Arena und

trockneten ihre Sachen.

„Ach ja…“ Der Sniper kramte kurz in einer seiner Taschen

und drückte Jeran dann etwas in die Hand. „Hmmm…“ Langsam

drehte der Clown einen goldenen Ring zwischen den Fingern hin

und her. „Naja er hat ihr ja eh nicht gepasst.“ Er erwischte

Ruîn and er Hand und schon ihr den Ring über den Finger.

Er passte perfekt.

„Siehste? Solltest dich mal mit deinem Schicksal anfreunden.“

Jeran grinste und Ruîn schüttelte kichernd den Kopf.

„Na gut, ich muss dann wohl noch ein paar Dinge erledigen.“

Jeran stand auf und wollte gerade in Richtung Izlude Hauptplatz

aufbrechen als er sich noch mal zu den beiden umdrehte.

„Nächstes WoE ist es soweit.“

Damit ging er.

„Was?“ Ruîn sah das Duir lächelte.

Ice

Ice
 

Das sich die geplatzte Hochzeit recht schnell herumgesprochen

hatte, wunderte Ruîn eigentlich nicht wirklich, da sich ja auch

ein paar ihrer Gildenmitglieder in der Kirche befunden hatten,

das man sie allerdings als den Grund dafür ansah war ihr neu.

Sobald sie den Gemeinschaftsraum betrat verstummten alle

Gespräche und alle Anwesenden starrten sie für ein paar

Sekunden an.

Dann drehten sich die ersten wieder um und ein paar flüsternde

Gespräche begannen. Hier und da wurde auf sie gezeigt. So schnell

sie konnte durchquerte sie den Saal und rannte die Treppe nach oben.

Toll, das letzte was sie gebrauchen konnte waren falsche Gerüchte.

Was hatte sich Jeran da bloß wieder gedacht?

Als sie ihre Tür erreichte hielt sie kurz inne und atmete durch.

Sie betrat das Zimmer und wollte sich eigentlich nur noch schnell

der nassen Kleider entledigen als sie Solar und Deedee anblickte

die nebeneinander auf dem Bett saßen.
 

Überrascht blieb Ruîn mitten in der Bewegung stehen. Eigentlich

hatte sie angenommen das ihr Zimmer leer sein würde.

„Oh hallo.“

Deedee stand auf. Irgendwie wirkte sie ein wenig geknickt.

„Wie war die Hochzeit? Du warst doch dort?“ Solar sprach zwar mit

ihr, blickte aber an ihr vorbei.

Ruîn seufzte. Die Gerüchte hatten sich also schon bis zu ihnen

durchgesprochen. Langsam trat die Assassine ins Zimmer wobei

sie ihre Hände hinter dem Rücken hielt und sich den Ring vom Finger

abzog.

„Ich geh dann mal. Wir sehen uns.“ Die Priesterin schob sich an

ihr vorbei und durch die Tür.

Ruîn betrachtete Solar. „Was auch immer du gehört hast, es ist

übertrieben.“

„Hmmm? Was war…?“ Nun sah er sie an.

Sein Gesicht war rot und er wirkte ein wenig neben sich.

Was immer mit ihm los war, es lag wohl doch nicht an der

geplatzten Hochzeit. „Jeran hat es sich anders überlegt und

seine Braut am Altar stehen lassen.“ Sie ging langsam an ihm

vorbei und betrachtet den Assassinen nachdenklich.
 

„Sie hat mich geküsst…“ Er blickte hinüber zur geschlossenen Tür.

„Es war aber keine Absicht von mir und…“

Nun verstand sie. Es ging um Deedee.

„Möchtest du sie denn küssen?“

„Wie?“ Solar blickte Ruîn verdutzt an und sie zuckte mit

den Schultern.

„Na ob du es willst?“

„Eh, nein, ich… eigentlich nicht.“

„Hast du ihr das auch gesagt?“

Sie hatte den großen Massivholzschrank geöffnet in dem ihre

Klamotten lagen und zog einige davon heraus. „Ja natürlich

hab ich das, aber…“

„Und wo genau ist nun dein Problem?“ Kritisch betrachtet sie

ein Loch in einem ihrer ledernen Strümpfe.
 

„Du bist nicht böse auf mich?“ Solar war aufgestanden und kam

langsam zu ihr herüber.

„Sollte ich?“ Ruîn blickte ihn stirnrunzelnd an. Sie fand

sowieso das er besser zu Deedee gepasst hätte als zu ihr.

„Ich weiß nicht…“

Sein Gesichtsausdruck war irgendwie so verwirrt das Ruîn

kichern musste.

„Himmel, vergiss das doch einfach. Das musst du mit ihr

klären nicht mit mir.“ Sie zog sich um und trocknete schnell

ihre Haare. Sie wollte noch ein wenig über den Markt schauen,

vielleicht auch nach Isan suchen und sich sicherlich nicht

mit Deedee auseinandersetzten.
 

Die Nachmittagssonne begann langsam hinter den Dächern

von Prontera zu verschwinden während Ruîn mit Isan über

den Markt spazierte.

„Öhm, bist du gar nicht eifersüchtig?“ Die Whitesmith

blickte von einem Stapel Monstercards hoch während Ruîn sie

mit hochgezogenen Augenbrauchen betrachtete.

„Mhm, weil ich ja selber so treu bin.“ „Hast du denn… mit

Jeran… nein?“ Isan seufzte während die Assassine den Kopf

schüttelte.

„Entscheid dich doch mal.“ Sie schob Ruîn an den nächsten Stand

wo gerade ein Alchemist WoE taugliche Waffen stapelte.

„Das sagst du so leicht.“

Unter dem Cart blickte ein Homunculus der Vanilmirth art hervor

und mit einem leichten Quitschen begann Ruîn damit es ein wenig

zu stupsen. Sie mochte diese kleinen Monster die ein wenig aussahen

wie ein Schokoladenpudding mit leckerem Gelee Drumherum.

Sie wusste das Isan Recht hatte. Sie konnte nicht ewig so weiter

machen. Seit über zwei Jahren war sie nun mit Solar verheiratet,

und so an sich lief es ja auch ganz gut. Und auf ihren Mann

konnte sie sich wenigstens verlassen. Er haute nicht ständig

ab und ignorierte sie monatelang. Ob das wohl ihre Schuld

war? Sie stand wieder auf und sah sich ein wenig bei den anderen

Merchants um. Allerdings konnte sie sich nicht so wirklich auf

die angebotenen Waren konzentrieren.
 

Während des nächsten WoEs kamen dann die ersten Gerüchte

auf. Gerede über eine neue, und anscheinend sehr starke, Gilde.

Das war an sich ja nichts neues- beinahe jedes Mal gab es

mehrere neue, oder umstrukturierte Gilden und Allianzen,

allerdings war es diesmal etwas anders.
 

Ruîn bekam davon nicht wirklich etwas mit. In den Schlössern in

denen sie kämpften passierte nichts wirklich Ungewöhnliches. Wie

immer stritten sie sich mit mehreren ähnlich organisierten Gilden

um das Emperium. Abwechselnd in einem Castle in Prontera und in

einem in Payon. Leider hatten sie das, beim letzten Mal, eroberte

Schloss nicht halten können, da sich die Leader nicht auf eine

geeignete Strategie hatten einigen können. Alles in Allem war es

also ein ganz gewöhnliches WoE gewesen.
 

Als sie sich dann mit ein paar von Solars Freunden zum Prontera

Pub aufmachten, um dort zu Abend zu essen kamen sie beim großen

Brunnen am Hauptplatz an eine etwas größere Versammlung.

Natürlich war es nicht unüblich, dass sich nach dem WoE überall

Leute zusammen fanden um lautstark über die Ereignisse zu

diskutieren, oder zu streiten, aber diesmal fehlten eben diese.

Die meisten Leute, an denen sie sich vorbeidrängelten, waren

eher still.

Viele betrachteten die Liste der Schlösser, andere zuckten mit den

Schultern hier und da hörte man erstaunte Gesprächsfetzen. Neugierig

schob sich Ruîn zwischen einem Priest und einer Sniper hindurch um

selbst einen Blick auf die Liste zu werfen.

Da sie sich nicht so wirklich für das WoE interessierte bemerkte

sie zuerst nichts ungewöhnliches, dann aber guckte ihr Solar über

die Schulter.

„Magic fehlt.“

„Ja, das ist das erste Mal seit fast einem halben Jahr.“

Stimmte ihm der Priester rechts neben Ruîn zu.

„Eine neue Gilde hat sie raus gehauen. Sie nennen sich Ice.

Hier in Leprion.“ Meldete sich ein Lord Knight von weiter

hinten und deutete auf die Liste von Britonniah.

Ruîn betrachtete kurz das Gildenlogo, einen blauen Pfeil auf

schwarzem Grund, und drängelte sich dann wieder von der

Informationstafel weg. Nachdem sich auch die anderen wieder

bei ihr eingefunden hatten setzten sie ihren Weg zum Pub fort.
 

„Wow, glaubt ihr das es wirklich nur eine Gilde war oder eine

große Alli?“ Solar blickte durch die Runde. Ruîn zuckte mit

den Schultern. Ihr war das egal. „Die Allianz von Magic besteht

aus über 70 Leuten soweit man das weiß, natürlich waren

nicht alle in dem Castle, aber für eine einzige Gilde wäre das

doch echt unmöglich denen das wegzunehmen.“ Einer von

Solars Freunden gestikulierte wild mit seinen Händen während

er sprach.

„Aber von einem WoE zum nächsten kann sich nicht einfach so eine

große Allianz gebildet haben die es dann einfach so mal mit Magic

aufnimmt ohne das man das sofort weiß. Dazu sind ja viele gute

Leute nötig, das würde sofort auffallen.“

Ein Rouge nickte. „Trotzdem schafft das eine einzelne Gilde nicht.“

Solar schüttelte den Kopf.

„Also mir ist das zu hoch, da blicke ich nicht durch.“ Neben Ruîn

war Deedee aufgetaucht und hängte sich bei ihr ein.

„Männer und ihre Streitereien.“ Sie kicherte während Ruîn nur

mit den Schultern zuckte. Sie verstand zwar auch nicht gerade

viel von allen Ereignissen des WoEs, aber sie wusste wohl das

Magic eine der größten und stärksten Gilden war die es überhaupt

gab. Wenn es also eine einzelne Gilde geschafft hatte ihnen das

Castle abzuknöpfen war das schon eine beachtliche Leistung. So

Ähnlich dachten auch viele Andere und man wartete gespannt auf

das nächste WoE in ein paar Tagen. Es würde zeigen ob es sich

lediglich um einen dummen Zufall gehandelt hatte.
 

Am nächsten Sonntag hatten sich verdächtig viele Gilden vor

Leprion eingefunden. Auch die Leader von Ruîns Allianz

waren neugierig und ließen das WoE hier starten, obwohl

sie sonst eigentlich nicht in Britonniah unterwegs waren.
 

Die Enttäuschung war dementsprechend groß als man die

Burg stürmte und sich dort kein einziger Mensch aufhielt.

Es dauerte dann auch nicht lange und die Allianz der Magic

Gilde hatte sich ihr Territorium zurückgeholt. Plötzlich ging

ein Raunen durch die Gilden. Ice hatten ein Schloss in Lunia,

dem WoE Gebiet nahe der Stadt Aldebaran erobert. Kurz

darauf waren sie in Valkyre Ream unterwegs und dann

wieder in Britonniah bei Geffen. Sie waren also nicht auf

ein bestimmtes Castle aus.
 

Ruins Gilde beschloss also das WoE wie gewohnt zu machen und

sich nicht um Ice zu kümmern. So wie diese Gilde unterwegs war,

würden sie sie früher oder später sicherlich aus Zufall irgendwo

antreffen.

Sie kämpften sich also durch ein paar ihrer angestammten

Castles gegen ihre üblichen Gegner.
 

Und dann war es plötzlich soweit. Aus der Vorhalle des

Empraumes in Kendul kamen die ersten Meldungen.

„Sie kommen!“

„Ice kommt!“

Es waren Boten einer feindlichen Allianz die als Erstes in

den Raum stürmten, gefolgt von zwei Tanks und einem Storm Gust

der gleich mal die Hälfte der Feinde am Eingang wegfegte. Der

Empraum von Kendul war halb geflutet und man musste aufpassen

um nicht ins Wasser zu fallen.

Als nächstes schossen Pfeile durch die Schneeflocken hindurch

und ein großes Vanilmirth stürzte sich auf einen Lord Knight.
 

Ruîn hatte ein wenig abseits des Eingangs gestanden und

drängte sich nun zwischen kämpfenden Gildenmitgliedern

und feindlichen Mitstreitern in Richtung Eingang.

Und dann, zwischen einigen anderen Ice Mitgliedern sah sie

plötzlich einen Clown der beinahe Jeran sein konnte. Bis auf die

dunkelblauen Haare die unter dem Featherberet hervorstanden.

Als der Clown geradewegs an ihr vorbei rannte grinste er

und sie erkannte ihn.

Es war wirklich Jeran!

Ruîn blieb fast der Mund offen stehen als sie ein High Wizzard

anrempelte und daran erinnerte das sie immer noch im WoE kämpfte.

Die ersten Member von Ice hatten inzwischen schon das

Emperium erreicht und Ruîn sah schon fast keine eigenen

Gildenmitglieder mehr. Eigentlich konnte sie nur noch

abwarten wer nun als erstes das Emp zerstören würde.

Eine Hand wurde ihr auf die Schulter gelegt und sie

blickte in Isans Gesicht.

Die Whitesmith zwinkerte ihr im vorbeilaufen zu. Das konnte doch

nun wirklich nicht wahr sein. Erst Jeran und dann auch noch Isan!

Nach einem kurzen Umsehen konnte sie auch noch Thuris in der

kämpfenden Menge entdecken bevor sich der Empraum in die Waldlichtung

bei den Culberts verwandelte.

Ice hatten Kendul erobert.

Entscheidung

Entscheidung
 

„Ich fass´ das nicht, wie habt ihr das angestellt?“

„Süße, es geht um Können, nicht nur um Masse.“

Isan nickte und stellte eine Schale mit Keksen auf den Tisch.

„Das WoE hat sich in den letzten Jahren leider nur zum

Schlechteren verändert, es wurde Zeit das sich mal was tut.“

Ein High Priester den Ruîn nicht kannte war auch anwesend.

Sie war nach dem Abendessen mit Duir zu Isan gekommen

um sie ein wenig auszufragen. Zuvor hatte sie noch Solar mit

Deedee ins PvP oder sonst wohin geschickt, damit sie auch

beschäftigt waren. Inzwischen hatten sie sich nämlich auch

wieder vertragen.

„Aber es war schon überraschend, nicht wahr?“ Jeran grinste

und strich sich die blauen Haare aus dem Gesicht.

„Würdest du bitte dieser Person nochmals sagen, dass ich nicht

mehr mit ihm spreche.“ Ruîn drehte sich zu Isan die seufzte und

mit der Hand vor Jeran herumfuchtelte.

„Du hast schon gehört.“

„Sag mir doch wenigstens warum?“ Er war aufgestanden und

schob sich zwischen Duir und Ruîn nachdem diese sich ja gleich

weit von ihm weggesetzt hatte. Allerdings bekam er nichts aus

der Assassine heraus, sie ignorierte ihn den ganzen Abend lang.
 

Sie sprachen noch eine Weile über das WoE und die neue Gilde

bis sich schließlich der High Priest zuerst zurückzog. Nachdem

Ruîn nicht mit ihm sprach ging auch Jeran und zerrte Duir mit sich.

Ruîn blieb noch etwas um Isan beim Aufräumen zu helfen, nachdem

ihr kleiner Sohn sich lauthals aus dem Schlaf gemeldet hatte und

nun Thuris beschäftigte.
 

Es war knapp nach Mitternacht als sich die Assassine langsam

auf den Heimweg machte. Hoch über den Dächern der Stadt

leuchtete der Mond und eine kühle Brise fegte zwischen einigen

Bäumen hindurch. Es war eine sehr schöne Nacht.

Ruîn seufzte als sie Jeran an der Hausecke stehen sah.

„Ich spreche doch nicht mit dir...“

„Dann sag mir doch wenigstens weshalb. Ist es wegen der Haare?“

Er war neben ihr hergegangen und obwohl sie es gar nicht wollte

wurde sie doch langsamer.

„Also wenns deshalb ist, das lässt sich wieder ändern, und… Was?“

Sie blickte den Clown mit erhobener Augenbraue an. Das konnte

doch nicht sein Ernst sein, dass er absolut nicht wusste was sie störte.

„Ach komm schon, was hab ich angestellt? Sag schon, sag schon.“

Obwohl sie ja schon recht schnell ging schaffte er es trotzdem um

sie herum zu laufen.

„Angestellt? Gar nichts, mach doch einfach weiter wie bisher.“

Jetzt war sie wirklich sauer.

„Hau doch einfach wieder ab ohne ein Wort! Melde dich nicht mehr

bei mir nur bei allen anderen! Und mach weiter mit allen deinen

Frauengeschichten!“

Sie war stehen geblieben und sie standen sich nun gegenüber und

Ruîn musste sich wirklich anstrengen die Tränen zurückzuhalten.

„Ahja.“ Er hatte die Hände gegen die Hüften gestemmt und nickte

grinsend „Und du hast das alles auch schon mal aus meiner

Perspektive betrachtet?“

Langsam ging er auf die Assassine zu und betrachtete sie von oben

herab. „Wer von uns beiden ziert sich denn die ganze Zeit?“

Ruîn war ein paar Schritte nach hinten gegangen und stieß gegen

einen Baumstamm.

„Es ist halt nicht einfach wenn man ständig etwas vor der Nase hat,

das man ja doch nicht haben kann!“ Jeran sah ihr fest in die Augen.

„Ach ist es das, was du von mir willst? Einen One Night Stand!?“

Ruîn schnaubte verächtlich.

„Das wäre dann ja immerhin schon mal ein Anfang!“

Sie blickten sich richtig wütend in die Augen und in Ruîns Kopf

flammten plötzlich Bilder eines längst vergangenen PvP Kampfes

auf. Sie senkte den Blick und Jeran zuckte mit den Schultern.

„Was willst du denn das ich tue?“

„Garnichts…“

Sie blickte nach rechts hinüber wo in einiger Entfernung eine kleine

Trainingsparty laut lärmend aus einem Warp aufgetaucht war.

„Guck nicht immer weg.“

Er erwischte sie am Kinn und zog ihren Kopf hoch.

„Wenn ich nicht mehr abhaue, wechselst du dann zu uns?“

„Wie meinst du das?“ Ruîn hob die rechte Hand um die seine von

ihrem Kinn weg zuschieben.

„Das was ich mal zu dir in der Bibliothek gesagt habe. Erinnerst

du dich?“

Sie blickte ihn überrascht an. Wollte er wirklich das sie zu Ice kam?

„Wir haben für dich noch einen Platz freigehalten. Isan und Thuris

sind auch dafür. Du könntest eine Menge lernen.“ Fügte er noch

hinzu als sie ihn doch recht ungläubig anblickte.

„Ich kann doch nicht einfach so… einfach so meine Gilde verlassen…“

Ruîn zuckte mit den Schultern.

„Was hält dich dort?“ Jeran schüttelte langsam den Kopf.

„Sag mir nicht, dass du dort bleiben willst weil du ihn so sehr liebst.“

Ruîn seufzte. So Unrecht hatte er ja nicht mal. Im Prinzip war Solar

ja der einzige Grund warum sie immer noch dort war. Mit Danu und

Duir traf sie sich sowieso, das hing nicht mit der Gilde zusammen.

„Ich hab einfach nen schlechtes Gewissen wenn ich so einfach abhaue.“

„Wären so 2-3 Probe WoEs denn mal drinnen? Wenn du dich dann

besser fühlst? Oder hat er dir das auch verboten?“

Jeran grinste. Er musste sie ein wenig ärgern, sonst wurde das ja nie

was. Und er hatte Erfolg.

„Mir verbietet keiner was, also gut ich komme zu euch für eine

Probezeit.“ Ruîn nickte und verschränkte die Arme abweisend

vor sich. „Gut, gut dann treffen wir uns morgen Mittag am Brunnen

und ich zeig dir das Gildenhaus.“

Jeran zwinkerte ihr lächelnd zu während Ruîn nur kritisch eine

Augenbraue hob.

„Ok.“

Damit ging sie.
 

Solar war noch nicht von seinem Ausflug zurück als Ruîn das Zimmer

betrat. Gut so. Jetzt konnte sie wenigsten in Ruhe etwas nachdenken.

Sie verstreute ihre Sachen im ganzen Zimmer während sie sich umzog

und aufs Bett warf, hatte aber keine Lust alles wieder einzusammeln.

Naja das konnte sie ja auch morgen früh erledigen. Hinter den dünnen

Vorhängen konnte man den Mond über den Dächern der Stadt

scheinen sehen. Ruîn seufzte. Wie konnte sie nur Solar erzählen

das sie die Gilde verlassen würde? Auch wenn es nur mal kurz für ein

paar WoEs war? Irgendwie hatte sie ein schlechtes Gewissen, obwohl

sie eigentlich nicht wusste warum. Sie war ja nur Solar zuliebe in die

Gilde eingetreten, ihretwegen hätte das nicht sein müssen. Außerdem

gab es viele Paare die in verschiedenen Gilden WoE machten. Isan und

Thuris zum Beispiel. Vor Ice waren sie ja nicht mal in derselben Allianz

gewesen.

Irgendwo zwischen all den Gedanken hörte sie wie die Tür geöffnet

wurde. Sie hörte Deedee im Flur unterdrückt kichern und irgendetwas

sagen, dann herrschte wieder Stille. Sie hatte keine Lust sich nun mit

Solar zu unterhalten also stellte sie sich schlafend, morgen früh war

dafür noch Zeit genug.
 

Ein leichter Südwind wehte durch die Strassen der Hauptstadt und

jagte einige Blätter vor sich her. Der kleine Homunculus eines

Creators versuchte eines davon zu fangen und Ruîn musste lächeln

als dieser es trotz großer Anstrengung nicht erwischen konnte. Sie

schlängelte sich durch die zahlreichen Händlershops und blickte

zwischendurch auf um vielleicht Isan irgendwo zu sehen. Die

Whitesmith hatte ja auch öfters mal einen Shop offen. Als sie an

den Brunnen in der Stadtmitte kam sah sie Jeran schon von weitem.

Er hatte die Arme an die Hüften gestemmt und grinste sie mit schiefem

Kopf belustigt an. Seufzend musste Ruîn zugeben, dass ihm die langen,

blauen Haare verdammt gut standen.

„Gut hier bin ich nun also. Bereit um zu lernen.“

Sie nickte und Jeran ergriff ihre Hand.

„Fein, dann merk dir schon mal den Weg.“

Er zog sie mit sich in Richtung Westen, vorbei an vielen Alchemisten

und drängelnden Kaufwilligen. Während sie sich so von ihm durch die

Gegend zerren ließ dachte sie an die letzten paar Stunden. Ihr Gespräch

mit Solar war nicht gerade sehr angenehm gewesen. Natürlich hatte

er sie nicht verstanden, aber sie hatte auch nichts anderes erwartet.
 

Dabei war es am Anfang noch recht gut gelaufen. Er hatte zwar

verstanden, dass sie lernen wollte, aber als sie ihm sagte sie würde zu

Ice ziehen, wurde es ihm zuviel. Solar hatte ihr vorgeworfen sie würde

seine Freunde nicht mögen (als ob sie jemals viel mit denen zutun

gehabt hätte), als Ehepaar hätten sie gefälligst zusammen zu wohnen

(ihr Argument mit Isan und Thuris zog leider nicht da Solar Isan nicht

leiden konnte), und schlussendlich warf er ihr vor sie würde ihre Ehe

nicht ernst nehmen und sowieso nur zu Jeran wollen. Darauf hatte

sie dann nur noch den Kopf geschüttelt und war gegangen.
 

Sie erreichten das Gildenhaus in der Nähe des Prontera Frisörsalons

und betraten die Eingangshalle. Es waren einige Leute da, unter

anderem Isan, Thuris und der High Priest den Ruîn am Vorabend

schon kennen gelernt hatte. Hier übernahm nun Isan die Führung

und schob Ruîn von einem zum anderen bis sie am Ende vor einem

blonden Clown stehen blieb. Sein Name war Sowel und er war der

Leader von Ice.

„Was willst du?“

„Richtiges WoE lernen.“

Er hob eine Augenbraue und grinste. „Klingt schon mal gut.“

Sowel nickte und gab Isan ein Zeichen. Die ergriff Ruins Arm und

zog sie weiter nach hinten zu der großen Treppe.

„Na dann, mal sehen wo wir dich unterbringen, die Zimmer…

Nein das kannst du gleich mal vergessen.“

Sie hatte den Finger erhoben und hielt ihn Jeran vor die Nase der

gerade den Mund geöffnet hatte.

„Sie bekommt ihr eigenes Zimmer.“ Damit öffnete die Whitesmith

eine der Türen im Gang.

„Du weißt ja gar nicht was ich sagen wollte.“ Jeran folgte den Beiden

in den Raum. Ruîn sah sich kurz um und nickte. Das Zimmer sah

dem im anderen Gildenhaus ziemlich ähnlich, nur das es etwas

kleiner war. Es verfügte über ein Einzelbett links neben der Tür,

einen großen, massiven Schrank gegenüber, einen großen Tisch

mit mehreren Sitzmöglichkeiten und mehrere Holztruhen unter den

beiden Fenstern und an der Wand. Für ihre Sachen hatte sie also

mehr als genug Platz. Während sich Isan und Jeran noch ein wenig

in der Tür zankten warf sie ihre Sachen gleich in die nächste Truhe

und legte ihre Waffen darauf.

„So, bin eingezogen, was nun?“

„Hmmm, ich hab Kinderdienst weil Thuris dann auf ne Trainingsparty

geht. Also müsst ihr euch alleine beschäftigen.“ Isan winkte und

verabschiedete sich.

„Trainingsparty klingt ja schon mal nicht so schlecht.“

Jeran warf einen Blick auf Ruîns Waffen, hielt eine davon hoch, legte

sie wieder hin und besah eine andere.

„Für ein böses Monstergemetzel bin ich immer zu haben.“

Sie kicherte und schüttelte den Kopf. Dann stand Jeran plötzlich

neben ihr.

„Hmmm?“

„Ich…“

Er wirkte ein wenig unschlüssig.

„Was ist?“

Wollte er ihr sagen das er schon anderwaltige Trainingspläne hatte?

„Kannst du vielleicht…“

Ruîn zuckte mit den Schultern während Jeran sich umdrehte und

mit der Hand durch die Haare fuhr.

„Ach verdammt ist das schwer.“

Damit drehte er sich wieder um und drückte ihr eine kleine, samtige

Box in die Hand.

„Ich will jetzt keine Antwort haben, ich möchte nur das du darüber

nachdenkst, ne Woche, nen Monat, meinetwegen auch ein Jahr, aber

sag nicht gleich Nein.“

Sie öffnete den Deckel der Box und blickte auf einen goldenen

Ring mit einem herzförmigen Edelstein der die Farbe ihrer Augen

hatte. Es dauerte einen Augenblick bis Ruîn die Bedeutung des

Ringes erkannte und ihre Sprache wieder fand.

„So Kitschig kenn ich dich gar nicht…“

„Ja, ich weiß, schlimm nicht wahr.“

Damit wandte er sich wieder ihren Messern und Schwertern zu.

„Ich hab da was in Planung, Abysslake. Nur ne andere Waffe

brauchst du noch.“

Er reichte ihr eine von ihrem Stapel und sie verließen den Raum.

„Und du willst mich ernsthaft in den Abysslake mitnehmen?“

Ruîn war nicht ganz so wohl bei dem Gedanken an ein Zusammentreffen

mit den Drachen.

„Oh doch, Kleines. Das wird dir gefallen.“

Er grinste. Und er behielt Recht.
 

Der Abysslake lag westlich der kleinen Bergstadt Hugel und in

seiner Mitte, auf einer kleinen Insel, befand sich eine tiefe Höhle

in dessen Zentrum ein uralter roter Drache einen Schatz bewachte.

Detardeurus wurde er genannt.

Es gab viele die nach unten gingen um ihn herauszufordern, aber

den wenigsten gelang es den Drachen soweit zu bekämpfen, dass

er sich wenigstens für einige Zeit zurückzog. Ruîn und ihre kleine

Party machten allerdings einen sehr großen Bogen um ihn.

Sie waren recht untypisch nur in einer kleinen Gruppe unterwegs.

Jeran war der Partyleader und spielte das Bragi, Duir und Ruîn

waren für das töten der Drachen zuständig und Danu hielt sie am

Leben. Es war sehr anstrengend und mehr als einmal entkamen sie

nur knapp einem der großen, dreiköpfigen Hydrolancer die immer

in der Nähe des großen Detardeurus herumstreiften.

Aber es macht auch sehr viel Spaß, vor allem wenn sie nur einen

oder zwei kleine Drachen als Gegner hatten. Duir konnte sie mit

seinen Fallen sehr gut auf Abstand halten und dank dem Bragi

brauchte Ruîn gar keine Pausen zwischen ihren Skills. Ein Soul

Destroyer jagte den nächsten und Danu hatte ihre Mühe damit die

Drachen mit ihrem Lex Aetherna zu erwischen. Alles in Allem

machte es also wirklich einen Heidenspaß.

Leben

Leben
 

In den nächsten Tagen hatte Ruîn das Gefühl sie hätte bereits

mehr über das WoE gelernt als in den letzten 2 Jahren. Bei Ice

war es natürlich viel anstrengender und Sowel war sehr streng.

Während dem WoE gab es für ihn nur eines, und das war absoluter

Gehorsam. Er und seine Leute wussten ganz genau, was wann

zutun war.

Mit der Zeit erfuhr Ruîn auch das Sowel und einige andere

Mitglieder vorher in ein paar der Top Gilden verstreut gewesen

waren. Vor einigen Jahren, als Ruîn noch absolut gar nichts vom

WoE gewusst hatte, hatte es eine sehr starke Gilde gegeben in der

schon einige ihrer jetzigen Kollegen, unter anderem auch Thuris,

zusammen gewesen waren, allerdings hatte sich diese wegen einem

Streit der Leader damals aufgelöst.

Und jetzt hatten sich die meisten der Ehemaligen wieder zusammen-

geschlossen. Die Zeit war Reif für eine Veränderung gewesen.
 

Mit der Zeit lernte Ruîn auch was sie zutun hatte. Sie gehörte zu den

Leuten deren Aufgabe es war die gegnerischen Schlüsselcharaktere,

wie Sowel sie nannte, auszuschalten und alle anderen erstmal zu

ignorieren. Das waren in erster Linie die Leader der feindlichen

Gilde oder deren Wizzards. Im Prinzip bestand der Erfolg von Ice in

genau dieser Strategie.

Es mussten nur die richtigen Gegner ausgeschaltet werden, dann waren

auch Gilden von der drei- bis vierfachen Größe kein Problem.
 

An den Abenden nach den WoEs saßen sie dann entweder bei Isan

Zuhause oder im Gildenhaus entweder in kleiner oder großer Runde

zusammen und besprachen die verschiedensten Strategien untereinander,

jene die geklappt hatten und jene die nicht funktionierten, aus welchen

Gründen auch immer.

Ihre Tage verbrachte Ruîn nun meistens in ihrer Abysslake Party, ab

und zu versuchten sie sich auch mal an einem anderen Trainingsort

oder suchten ein wenig nach einem bestimmten Item oder einer Card.

Wobei sie da eher weniger Glück hatten. Sie fanden ein Paar Equipment

Teile im Abysslake die sie von Isan verkaufen ließen, aber das geschah

zu selten als das es sich ausgezahlt hätte.

Hin und wieder kamen auch andere Leute mit hinunter zu den Drachen,

meist ein weiterer Priester und jemand der töten konnte.

An Solar dachte Ruîn während dieser Zeit herzlich wenig und hatte

auch keine Lust ihn zu besuchen um über ihren Streit zu sprechen.

Und da er ja auch nicht zu ihr kam nahm sie an das er wohl dasselbe

dachte.

Nach ihrem Drachen- Training gingen sie meist noch zu Viert etwas

Essen, es gab ein wirklich gutes Restaurant in Louyang wie sie

herausfanden, oder Jeran nahm sie irgendwo hin mit. Oft traf sie

sich auch mit Isan, entweder um etwas zu tratschen oder, wie

heute, um Faihu zu sitten damit die Whitesmith auch mal was mit

ihrem Mann alleine machen konnte. Wobei es langsam wirklich

schwer wurde, da der Kleine angefangen hatte ziemlich flott

umherzulaufen, um dann mit großer Freude alle Schranktüren

und Laden zu öffnen um den Inhalt überall zu verteilen und dabei

Geschichten zu erzählen, bei denen man langsam auch die

Wörter verstehen konnte. Und ans schlafen war da schon mal

gar nicht zu denken. Isan musste grinsen als sie mal wieder

zurückkamen und der Kleine in seinem Gitterbett stand und mit

den Stofftieren spielte, während Ruîn auf einem Sessel daneben

eingeschlafen war.

„Du kannst auch gerne die Nacht hier schlafen wenn du möchtest.“

Thuris hatte Ruîn geweckt während Isan ihren Sohn aus dem

Bett nahm und ein wenig im Zimmer herumtrug.

„Ach das ist nicht nötig, beim Heimweg wach ich dann ja wenigstens

wieder auf.“

Die Assassine streckte sich und gab dem Kleinen zum Abschied

einen Kuss auf die Stirn. Auf ihrem kurzen Weg ins Gildenhaus

wurde sie dann tatsächlich wieder hellwach.

So wach das sie dann gar nicht mehr einschlafen konnte.
 

Nachdem sie sich etwa eine Stunde hin und her gewälzt hatte,

stand sie wieder auf, zog sich das nötigste an und verließ ihr

Zimmer. Vielleicht war ja auch Jeran noch wach, beziehungsweise

sie würde ihn wecken. Sie schlich sich im Cloaking die Treppe

nach oben und durch den langen steinernen Flur bis zu seinem Zimmer.

Sie klopfte.

Erst leise und dann etwas lauter.

Im Zimmer blieb alles still. Sie lauschte kurz an der Tür und drückte

dann vorsichtig an der Türklinke.

Es war abgeschlossen. Er war nicht da.

Sie seufzte und wandte sich zum gehen hielt aber nach dem ersten

Schritt inne und drehte sich wieder um. Sie überlegte kurz und setzte

sich schließlich auf die Fensterbank gegenüber der Tür. Vielleicht

kam er ja auch bald zurück. Einige Zeit lang beobachtete Ruîn die

dunkle Straße vor dem Gildenhaus.
 

Sie hatte keine Ahnung wie lange sie schon dort gesessen hatte

und zwischendurch war sie sicher auch ein wenig eingenickt, denn

das nächste was Ruîn wahrnahm war ein dumpfes Poltern im

unteren Stockwerk und dann näher kommende Schritte auf der

Treppe. Vor lauter schreck ging sie sofort in den Cloaking und

zog die Beine hoch auf den Sims des Fensters. Die Schritte wurden

lauter und dann hörte sie Gekicher. Langsam kam Jeran die Treppe

nach oben mit einer Gypsy an der Hand. Am Anfang des Ganges

küssten sich die beiden und die Gypsy schwenkte eine halbvolle

Flasche deren Inhalt sehr streng nach Alkohol roch. Dann flüsterte

sie Jeran etwas ins Ohr und Beide kicherten. Sie hatten die Tür

erreicht und während Jeran aufschloss fiel ihm die blonde Frau

um den Hals und sie verschwanden eng umschlungen im Zimmer.

Langsam ließ Ruîn die Beine vom Fenstersims sinken und glitt auf

den Boden. Für einen kurzen Moment starrte sie noch auf die

Zimmertür dann schlich sie sich langsam in ihr Stockwerk zurück.

Sie schlief in dieser Nacht gar nicht.
 

„Himmel, wie siehst du denn heute aus? Du wirst doch nicht etwa

krank werden?“ Jeran hatte den Gemeinschaftsraum der Gilde

betreten und war zu Ruîn an den Tisch gekommen wo diese

gerade versuchte wenigsten einen Apfel runter zu kriegen.

Sie hatte knallrote, blutunterlaufene Augen.

„Ich konnte nicht schlafen, das ist alles.“ Sie sah ihn nicht an.

„Und wie hast du geschlafen?“

„Sehr gut, nur zuwenig. Ich war gestern Abend noch etwas mit

Duir in Comodo unterwegs, is spät geworden.“

Er streckte die Arme über den Kopf und gähnte.

„Aha.“ Mit Duir unterwegs also.

Sie schnippte die Hälfte ihres Apfels zurück auf den Teller, vielleicht

ein wenig heftiger als sie gewollt hatte. „Hmmm, bist du sicher das

es dir gut geht?“

Er rückte mit dem Sessel näher an sie heran und strich ihr einige

Haare aus dem Gesicht.

„Ich kann das Training auch absagen oder verschieben. Das ist

kein Problem.“

Mit seiner Hand fuhr er ihr sanft über die Wange und drehte ihr

Gesicht zu sich um ihre geröteten Augen zu betrachten. Sie sah

ihn an, ihr Blick streifte seine Lippen und sie sah die Gypsy vor

sich wie sie ihm um den Hals fiel und ihn küsste.

„Das ist nicht nötig, es geht mir gut.“

Damit erhob sie sich und verließ den Raum so schnell sie konnte

ohne zu rennen. Jeran blickte ihr etwas verdutzt hinterher.

Während der Trainingsparty versuchte sie sich nichts anmerken zu

lassen. Es gelang ihr auch einigermaßen, sie war ja lediglich sehr müde.

Auch Jeran benahm sich eigentlich wie sonst immer. Langsam

schluckte dann auch Ruîn ihren Ärger hinunter.

Ring hin oder her. Solange sie verheiratet war, hatte sie kein Recht

auf Jerans Frauengeschichten sauer zu sein. Es war schon schlimm

genug das sie überhaupt Eifersüchtig war.
 

Die nächsten paar Tage und Wochen begann sich Ruîn mit zwei

unliebsamen Tatsachen zu beschäftigen.

Erstens: sie wusste das ihre Ehe mit Solar zu Ende war. Selbst wenn

sie sich wieder mit ihm aussöhnen würde, sie konnte nicht mehr zu

ihm zurück, egal wie sehr sie sich das auch einreden wollte. Sie hatte

ihn aus den falschen Gründen geheiratet, das wusste sie und es tat

ihr wirklich Leid. Leider war eine Scheidung nicht gerade billig und

ihre Ausgaben für Waffen und Potions konnte sie ja auch nur grade

mal so mit Hilfe von Isan und deren Beziehungen zur Merchantgilde

lösen. Da sie kein Glück mit wertvollen Items hatte, begann sie nun

wieder damit jeden Abend ein oder zwei Stunden lang in der Nähe

von Payon die Poison Sporen zu jagen. Diese giftigen Monster,

die ein wenig wie große blaue Pilze aussahen, verfügten über giftige

Sporen die man ganz gut an Alchemisten verkaufen konnte. Das

war zwar nicht viel, rechnete sich aber auf Dauer. So würde sie

ihre Scheidung in den nächsten Monaten bezahlen können.

Die zweite Sache war ein Fenster im Gemeinschaftsraum des ersten

Stocks. Vom Sims aus konnte man genau die Eingangstüre des

Gildenhauses sehen. Auch wenn sie sich bald wie ein Stalker

vorkam saß sie nun fast jeden Abend dort und beobachtete die

Tür. Sie fand heraus das Jeran durchschnittlich 2-3 Mal in der

Woche irgendwelche Frauen mitbrachte. Ein paar Mal blieb er

auch ganz weg. Tagsüber ließ er sich allerdings nie etwas anmerken.

Langsam wurde Ruîn wirklich neugierig auf die Partys in Comodo.

Waren dort wirklich immer so viele Leute?

War das wirklich so lustig?

Konnte man dort echt so viele Frauen kennen lernen?

Sie war zwar schon das ein oder andere Mal dort gewesen,

allerdings hatte sie nie so auf die anderen Leute dort geachtet.

Nun, Comodo war eine freie Stadt und es stand Jedem zu

dorthin zu reisen wann immer man wollte.

Sie wartet ein paar Tage ab bis Jeran und Duir wieder mal nach

dem Wochenendstraining Partypläne schmiedeten und klopfe

sicherheitshalber auch ein paar Mal an seine Tür um sicher zu sein,

das er auch wirklich nicht da war. Dann nahm sie den Kafra-

Teleportservice zuerst nach Morroc und weiter nach Comodo.
 

Die Stadt der Feste war nachts von unzählbaren Lichtspielen und

Feuerwerken erhellt und zahlreiche Menschen liefen überall umher.

Man konnte sich die, in ganz Midgard berühmten, Tanzvorführungen

der Gypsys und Dancer der Comodo Tanzschule auf mehreren

Freiluftbühnen, oder der großen Tanzhalle ansehen, oder den

Barden und Clowns bei ihren Musikspielen lauschen. Überall

konnte man Süßigkeiten und kleine Naschereien von Händlern

und Ständen erwerben und zu trinken gab es auch genug. Obwohl

Ruîn schon einige Male in Comodo gewesen war, machte sie immer

noch große Augen im Angesicht des fröhlichen Treibens das

anscheinend in der ganzen Stadt stattfand. Sie drängelte sich durch

mehrere Bars, wobei sie ein oder zwei sehr exotisch aussehende

Getränke unbedingt versuchen musste, und hörte gerüchteweise

von einem großen Fest das gerade in der großen Tanzhalle stattfand.
 

Als sie an der Halle ankam, standen dort wirklich viel mehr

Leute herum als anderswo und man konnte die Musik bis

weit an den Strand hinunter hören. Der große Saal war beinahe

ganz dunkel, überall blinkten Lichter im Takt der Musik und

wohin man auch blickte tanzte die Menge. Oben auf einer

der Zuschauerplattformen saß auch Jeran in einer Gruppe

von ungefähr sieben, acht Leuten die miteinander tanzten,

lachten oder auf den Stühlen herum saßen und sich immer

mal wieder, wegen der Musik laut brüllend, unterhielten.

In der Gruppe war eine grünhaarige Scolar, der er es wohl

angetan hatte, denn sie hatte einen Arm um seinen Hals gelegt

und flüsterte ihm ständig irgendwas ins Ohr. Die Hälfte

verstand er zwar wegen der herrschenden Lautstärke sowieso

nicht, allerdings kitzelte es ganz angenehm. Er nahm einen

Schluck aus einer grauen Flasche während seine Bewunderin

laut kicherte und damit begann ihn am Hals zu kitzeln.

Langsam ließ er den Kopf in den Nacken sinken und vernahm

das sie wieder irgendetwas flüsterte, aber er hörte nicht hin.

Als er wieder aufblickte sah er Ruîn am Ende der Plattform

am Aufgang stehen.
 

Durch das helle Licht hinter ihr konnte Jeran zuerst nur ihre

Silhouette erkennen, aber sie war es unverkennbar. Mit einer

fließenden Armbewegung stand er auf und schob die Scolar

von sich weg. Ruîn sah ihn mit erhobenem Kopf an und lächelte

wissend. Langsam kam er auf sie zu. Sie trug die Boyscap die

er ihr mal geschenkt hatte und ihren Assassine Cross Body.

Die Rüstungsteile und den roten Schal hatte sie komplett

weggelassen, trug nur die Handschuhe und die Overknees.

Und sie hatte den Ring an einer goldenen Kette um den Hals.

Noch nie hatte er eine Frau so sexy gefunden wie Ruîn in

diesem Moment. Sie legte ihm die Arme um die Schultern, er

umfasste sie an den Hüften und sie tanzten.

Er fragte sie nicht warum sie hier war, sie fragte ihn nicht nach

der Scolar, sie tanzten nur, Stunde um Stunde verging, die

Musik wechselte von langsam zu schnell und wieder zurück,

die Lichter blinkten im Takt. Seine Hände wanderten über

ihren Rücken, fuhren durch ihre Haare, zogen sie an ihn.

Schweißperlen glitzerten im Schein der zahlreichen Lichter

auf ihrer Haut. Sie sah ihn von unten herauf an, sie lächelte.

Als seine Stirn die ihre berührte schloss sie die Augen. Der

Rhythmus der Musik wurde schneller. Die Assassine ließ erst

den Kopf und dann den ganzen Oberkörper nach hinten fallen

und Jeran hielt sie an den Hüften fest. Mit einem Ruck zog er

ihren rechten Oberschenkel nach oben und richtete sie wieder

auf. Er küsste sie. Heftig, wild, tief. Sie konnte seine Fingernägel

an ihrem Bein spüren. Langsam löste sie sich von ihm und drehte

ihm den Rücken zu. Ruîn hob die Arme über den Kopf und

schwang sie im Takt mit der Musik. Jeran hatte die Arme um

sie gelegt. Sie bewegten sich langsam, fließend ganz mit der

Musik. Ruîn hatte den Kopf nach hinten in den Nacken gelegt

und der Clown ließ seine Lippen langsam über ihre Haut streifen.
 

In dem Moment sah er ihn. Unten am Eingang mit einem Knight

und einem Hunter. Solar. Die Drei standen ein wenig herum und

sahen sich auf der unteren Ebene um, dann blickte der Assassine

nach oben. Ein oder Zweimal streifte er Jeran mit seinem Blick

schien ihn aber nicht zu erkennen. Dann allerdings blickte er ihn

direkt an. Er hatte ihn ohne Zweifel gesehen. Und mit ihm natürlich

auch Ruîn. Er starrte ihn ein paar Sekunden lang an, Wut erfüllte

seinen Blick. Dann fuhr er herum und verließ das Fest. Beinahe

konnte man die Tür unter der Musik zuknallen hören. Jeran

schloss die Augen und grinste.

Was für eine Genugtuung!

Er hatte gewonnen!

Sie war bei ihm.

Nifflheim

Nifflheim
 

Als die Assassine erwachte wusste sie zuerst gar nicht wo sie war.

Dann bemerkte sie den Arm der sich um ihre Hüfte gelegt hatte.

Erschrocken fuhr Ruîn herum und blickte auf Jeran der neben ihr schlief.

Ach ja.

Langsam ließ sie sich wieder auf das Kissen zurück sinken und schloß

die Augen. Es war schon ziemlich hell draußen, vermutlich sogar schon

nach Mittag.

Das sie recht lange in Comodo getanzt hatten, daran konnte sie sich

noch erinnern, aber was war dann gewesen? Sie blinzelte.

Sie hatte ihre Klamotten, bis auf die Handschuhe, noch an. Ein Seitenblick

verriet ihr das auch Jeran fast vollständig bekleidet war. Es war also

nichts weiter geschehen. Vorsichtig schob sie seinen Arm von sich und

stand auf. Auf dem Boden lagen ihre und Jerans Schuhe, seine Jacke

und ihre Handschuhe schön verteilt um das ganze Bett herum. Auf der

Bettkante sitzend schlüpfte sie in ihre Assassinenstiefel und angelte

nach einem der Handschuhe der unter dem Bett hervorragte.
 

„Jetzt sag nicht du versuchst schon vor dem Frühstück zu flüchten?“

Sie fuhr herum. Jeran hatte die Augen geöffnet und beobachtete sie

mit hinter dem Kopf verschränkten Armen. „Ach, zum Frühstück

sehen wir uns ja unten.“

„Das war nicht ganz das, an das ich gedacht hatte…“ Er beugte sich

zu ihr und legte ihr den Arm um den Hals. „Machen wir doch da

weiter wo wir gestern aufgehört haben…“ Während er sie küsste s

prangen Ruins Gedanken im Kreis. Jeran war viel direkter als sonst,

irgendetwas musste gestern Nacht wohl doch noch passiert sein.

Allerdings konnte sie sich an nichts weiter als an die Party erinnern

und an einige, sehr bunte und süße Getränke durch die sie sich

gekostet hatte.

Verdammt.

Nein sie konnte das nicht. Sie war immer noch verheiratet. Sie konnte

sich jetzt nicht einfach so doch noch in eine Affäre stürzen. Langsam

schob sie Jeran von sich weg und stand auf.

„Ich hab was zu erledigen.“

„Jetzt?“

„Ja, ich muss mich mit Solar treffen. Das Training lasse ich heute ausfallen.“

Damit stand sie auf und verließ das Zimmer. Jeran seufzte. Weg war sie.

Wie immer. Egal was er tat. Und dann wollte sie sich auch noch

ausgerechnet mit diesem Assassinen treffen! Mit einer schnellen

Bewegung fegte er alles das auf dem Nachttisch herumlag zu Boden.
 

Ruîn schlich sich weitestgehend im Cloaking an ihr altes Gildenhaus

und wartete vor dem Eingang darauf das Jemand herauskam, um

auch ungesehen hineinschlüpfen zu können. Sie wollte nicht unbedingt

mehr Aufmerksamkeit erregen als nötig. Da es schon Mittag war

schienen die meisten Leute entweder im Gemeinschaftsraum oder

beim Training zu sein, denn sie begegnete niemandem. An ihrer alten

Zimmertür angekommen überlegte sie kurz ob sie anklopfen oder

einfach reingehen sollte.

Ruîn seufzte.

Es war nicht mehr ihr Zimmer. Langsam klopfte sie dreimal und

öffnete dann die Tür. Ruîn erstarrte inmitten der Bewegung und blickte

auf Deedee, die in ihrem Bett lag und dann auf Solar der auf einem

Sessel gegenüber saß.

Die nun folgende Stille war beinahe Unerträglich. Die Drei blickten

sich an. Schließlich seufzte Solar und Ruîn fand ihre Stimme wieder.

„Raus.“

Sie blickte auf die Priesterin.

„Aber…“ Deedee zog die Decke an sich und machte keine Anstalten

sich zu erheben.

„Raus!“

Mit einer schnellen Bewegung schleuderte die Assassine einen ihrer

Giftpfeile auf die Priesterin. Dieser krachte nur ein paar Zentimeter

neben ihrem Kopf in das hölzerne Bettende. Mit einem lauten

Kreischen sprang Deedee aus dem Bett und an die Tür. Sofort schob

Ruîn sie auf den Flur hinaus und knallte ihr diese vor der Nase zu.

„Hey! Du kannst nicht…!“ Solar war aufgestanden und wollte an

die Tür aber Ruîn war schneller. Sie schob sich dazwischen und

drängte ihn in an den Sessel zurück.

„Sie wird das schon 2 Minuten lang überstehen. Dann bin ich wieder

weg.“ „Was willst du?“ Solar setzte sich wieder und hatte die Arme

verschränkt.

„Es beenden. Aber wie ich sehe ist das ja wohl nicht mehr nötig.“

Sie trat an den Schrank und nahm noch ein paar ihrer Waffen heraus.

Sie hatte bei ihrem Umzug noch nicht alles mitgenommen. Schnell

hatte sie ihre restlichen Klamotten zusammengerafft.

„Du hast doch damit angefangen.“

„So? Was habe ich denn getan?“

Nachdenklich betrachtete sie ein Katana von dem sie nicht mehr

wusste wem es gehörte.

„Na was wohl, mit diesem Clown geschlafen!“

„Nein hab ich nicht.“ Sie schüttelte den Kopf und reichte ihm das

lange Schwert. „Vielleicht hätte ich es sollen, keine Ahnung,

aber ich habe es nicht. Ist das deines?“ Er blickte flüchtig auf die

Waffe und zuckte mit den Schultern.

„Aber ich habe euch gestern gesehen. Ihr wart da in Comodo und ihr

lebt ja schließlich nun auch zusammen.“

„Halt mich ruhig für Blöd, aber das ich mit dir verheiratet bin, hat mir

wohl doch mehr bedeutet als eine Affäre.“

„Soll das nun alles meine Schuld sein?“ Er wanderte hinter ihr im

Zimmer auf und ab und Ruîn konnte ein Zittern in seiner Stimme

erkennen das ihr gar nicht gefiel. Sie legte das Schwert zurück,

sie brauchte es nicht.

„Nein, nein das ist es nicht.“ Mit zwei schnellen Schritten war sie bei

ihm und zog ihn an sich. „Es ist meine Schuld gewesen. Von Anfang

an habe ich falsch gehandelt.“ Solars Schultern zitterten heftig und

er klammerte sich fest an sie. Ruîn blickte nach oben an die Decke

damit sie nicht auch noch losheulen musste. Der Assassine sagte

irgendwas aber sie konnte nicht alles verstehen. Er hätte sie wohl

niemals in seine Gilde holen sollen dann wäre alles anders verlaufen.

Ruîn nickte zwar, während er sich das wohl mehr selbst, als ihr

erzählte, aber sie wusste doch das auch das nichts gebracht hätte.

Von Anfang an war er immer ihr kleiner Bruder gewesen, anstatt

der Mann an ihrer Seite.

Langsam löste sie ihre Arme von Solar und schob ihn eine

Armeslänge von sich weg. Mit einem leichten Kopfnicken

deutete sie in Richtung der Tür.

„Da draußen steht die Frau die besser zu dir passt als ich. Das weiß

ich seit dem ersten Moment als ich sie gesehen habe.“

Solar seufzte aber sie konnte sehen wie er versuchte sich ein Lächeln

zu verkneifen. „Wieso sagen das bloß immer alle?“

Sie lächelte als sie seine Hand nahm und ihm etwas hineinlegte.

„Dann weißt du ja was du zu tun hast.“ Ruîn trat an die Tür und

öffnete sie während er die Hand aufschlug und den goldenen

Diamantring betrachtete.

„Tu ihm weh und ich komme wieder, verlass dich drauf.“ Zischte sie

der Priesterin ins Ohr und wandte sich an die Treppe, während Deedee

mehr fragend als erschrocken zu Solar ins Zimmer blickte.
 

Als sie ins Freie hinaustrat musste sie erstmal richtig durchatmen.

Sie fühlte sich gleichzeitig wahnsinnig erleichtert und unheimlich

traurig, und sie hatte das Gefühl sie würde jeden Moment in

Ohnmacht fallen. Langsam machte sie ein Paar Schritte, dann

schwang sie sich den Beutel mit ihren Sachen über die Schulter

und drehte sich um. Ruîn sah nach oben an ihr ehemaliges Fenster.

Es war Deedee die ihr entgegenblickte. Als sich die Assassine

wieder ihrem Weg zuwandte sah sie wie die Priesterin ihr langsam

zum Abschied winkte.
 

„Das hier, das auch, oh ja das, das brauch ich eh nie…“ Mit den

Fingern schnippend förderte Ruîn ein Item nach dem anderen aus

ihrem Kafralager und übergab es an Isan die hinter ihr stand und

über ihre Schulter spähte.

„Und du bist dir sicher das du das willst?“

„Ja ich möchte mich so schnell wie möglich scheiden lassen.“

Sie standen an der Kafrastation von Payon weil Isan dort seit dem

frühen Morgen mit einem Verkaufsstand voller Bögen

herumgesessen hatte. Sie wollte sich gerade mit Thuris in dem

kleinen Restaurant treffen als Ruîn bei ihr aufgetaucht war, und

sie gebeten hatte einige Items zu verkaufen. Nun sahen sie gemeinsam

alles durch.

„Nah ich weiß, ich mein ja nur, kann das nicht noch warten, du kannst

ja noch etwas sparen. Oder lass dir einfach die Hälfte von Solar

geben.“ „Nein ich will das jetzt erledigen, außerdem hat er damals

die Hochzeit bezahlt.“

Sie seufzte als sie der Whitesmith mehrere Headgears überreichte.

„Scheiden lassen ist aber viel teurer…“ Murmelte Isan während sie

das Geld zückte. „So, den Rest leih´ ich dir bis ich alles verkauft habe.“

„Danke.“ Mit einem breiten Lächeln fiel Ruîn ihr um den Hals.

„Und wehe dir wenn du noch mal so einen Blödsinn machst.“

Die Whitesmith erhob drohend den Finger.

„Ich werde mich hüten.“
 

Nifflheim, die Stadt der Toten, in welcher auch der Scheidungsteufel

hauste, war nur äußerst schwierig zu erreichen. Entweder man kämpfte

sich durch die endlosen Wurzeln des heiligen Yggdrasilbaumes um

den herum die Waldstadt Umballa errichtet worden war, oder man

stürzte sich an seiner Wasserstelle quasi in den Tod. Ruîn wählte

den Sprung.

Die Stadt war dunkel und düster, die Gebäude aus rohem Stein

und alles was dort wuchs war blattlos und verdorren, aber hatte

trotzdem etwas unheimlich schönes an sich. Überall huschten weiße

Gestalten über die Strassen und die Ketten der größeren Monster

rasselten überall in den kleinen, verwinkelten Gassen. Man musste

sehr gut aufpassen, hier konnte man überall angegriffen werden und

nicht wenige hatten bereits ihre Seelen hier zurückgelassen. Langsam

überquerte die Assassine den Hauptplatz der Stadt, vorbei an einer

längst verstorbenen Kafraangestellten die ihr mit leeren, weißen

Augen zunickte. „Wiir siinnd auch immm Tode füür euch daaa…“

Es dauerte nicht lange bis sie das Haus des Teufels gefunden hatte,

es lag gleich links neben dem großen Platz und dann stand sie ihm

auch schon gegenüber. Es war ein schelmisch kicherndes Deviruchi,

oder was Ruîn eher vermutete, der Geist eines solchen.

Ähnlich wie schon bei ihrer Hochzeit ging es ganz schnell. Sie erklärte

warum sie hier war und das Monster kappte die magischen Bande

der Hochzeitszeremonie, mit denen sie und Solar verbunden waren

und alles wurde schwarz.
 

Als Ruîn erwachte war sie alleine. Das Deviruchi war nicht zu sehen.

Langsam versuchte sie aufzustehen, gab den Versuch allerdings

gleich wieder auf, als schwarze Punkte vor ihren Augen erschienen.

Sie atmete einige Male tief durch und kramte dann am Boden liegend

einen Butterflywing aus ihrer Tasche. Als ihren zur Zeit festgelegten

Kafrateleportpunkt hatte sie Lighthalzen gewählt, da dort das Ice

WoE startete und sie war froh nicht am Partysammelpunkt von

Prontera zu erscheinen, da sie immer noch nicht auf ihren Füßen

stehen konnte. Aber hier im Norden von Lighthalzen waren kaum

Menschen unterwegs. Hier trafen sich alle im Süden am Platz vor

dem großen Hotel. Sie konnte hier also in Ruhe auf einer der Bänke

an der Stadtmauer sitzen und wieder zu Kräften kommen.
 

Es war bereits später Abend als Jeran von der Abysslake Party

ins Gildenhaus zurückkehrte. Er war beunruhigt. Seit sie ihn

Gestern verlassen hatte, war Ruîn noch nicht wieder aufgetaucht.

Sie würde doch wohl nicht immer noch bei Solar sein? Er schloss

die Tür mit einem kräftigen Ruck und warf seine Waffen von sich.

Er konnte doch nicht einfach in sein ehemaliges Gildenhaus stürmen

und die Herausgabe einer verheirateten Frau fordern.

Leider.

Langsam ließ er sich auf das Bett fallen und starrte an die

Decke. Ein Schatten vom Fenster wanderte an ihm vorüber

und er hatte keine Ahnung wie lange er schon dalag als es

plötzlich an der Tür klopfte.

„Ich habe das WoE gestern verpasst, es tut mir leid.“ Es war Ruîn.

Sie sah ihn nicht an.

„Ist doch egal. Komm rein.“ Sie nickte während sie an ihm vorbei

ins Zimmer trat und ans Fenster wanderte.

Sie trug die Kette mit dem Ring nicht mehr.
 

Faihu kicherte als Isan ihm die Bunnyears aufsetzte und sich

selbst ein Piratenbandana samt Augenklappe.

„Hat das auch irgendeinen Grund das wir hier so…

so rum sitzen?“ Hinter ihnen am Tisch saß Thuris und lugte

skeptisch unter einem rosa Ayamhut hervor. „Ja, meinem

kleinen Schatz hier gefällt das nämlich.“ Sie nickte, hob ihren

Sohn hoch und drehte sich mit ihm schnell im Kreis bis Beide

laut lachten. „Und wo hast du das alles her?“ „Ich soll das für

Ruîn verkaufen. Sie brauchte das für ihre Scheidung.“ Isan ließ

Faihu auf den Boden zurück und der Junge rannte zu seinem

Vater um an dem langen Stoffband des Hutes zu ziehen.

„Hmmm, also hat sie sich wohl entschieden?“ „Vielleicht.“

Isan zuckte mit den Schultern. Sie hoffte das ihre Freundin

diesmal die richtige Entscheidung treffen würde.
 

Von dem Platz vor dem Gildenhaus drangen die üblichen,

spätabendlichen Geräusche nach Oben. Die Nähe zum

Hauptpartyplatz war auch deutlich zu hören. Ruîn blickte durch

ein paar Bäume hindurch nach Unten. Jeran saß hinter ihr auf

dem Bett und überlegte was sie ihm wohl zu sagen hatte.

„Solar und ich haben uns nicht wirklich lange unterhalten.“

Sie seufzte während er schwieg.

„Ich habe schon so viele Fehler gemacht…“

Sie atmete tief ein während sie sich langsam ihre langen Handschuhe

auszog und sie auf den Boden fallen ließ.

„Ich habe keine Ahnung ob das hier auch einer ist, aber…“

Als sie ihren roten Schal ebenfalls abnahm konnte Jeran ihre

Hände sehen.

„… aber ich möchte ihn machen.“

Sie trug den Ring.

Jeran stand auf während sie sich zu ihm umdrehte.

Sie trug seinen Ring!

Er zog sie an sich und küsste sie. „Ich war in Niffl…“

Er nickte während er ihr mit der Hand sanft über das

Gesicht strich. „Der Teufel hat… ich habe…“ Seine Stirn

berührte die ihre und Ruîn sah ihm an das er wusste was

sie meinte.

Das sie nun geschieden war.

Das sie jetzt bereit war, es mit ihm zu versuchen.

Prontera

Prontera
 

Sie heirateten gleich am nächsten Morgen. Es waren nur Isan

und Duir anwesend, die einzigen Beiden die um diese frühe

Uhrzeit schon aufzufinden gewesen waren. Ruîn musste beinahe

kichern als ihr Blick während der Zeremonie auf ihre Freundin

fiel und sie die Worte „Na Endlich!“ schon fast hören konnte.

Nach der Trauung bestand Jeran darauf, dass sie jetzt sofort

nach Jawaii zu fahren hatten. Diese kleine Insel war das

Hauptanlaufsziel frisch verheirateter Paare und Ruîn konnte sich

ein Grinsen nicht verkneifen. Dafür das Jeran all die Jahre, die sie

sich nun schon kannten, nichts von Hochzeit, Treue und Monogamie

zu halten schien, entpuppte er sich nun doch als sehr traditionell.

Sie verbrachten zwei schöne Wochen auf der tropischen Insel

bevor sie sich dann wieder ihrer Trainingsparty und der

WoE Gilde widmeten.
 

Bis auf die Zeit damals vor einigen Jahren, als ihre nächtlichen

Ausflüge mit Duir und Jeran noch geheim gewesen waren, hatte

Ruîn das Gefühl nun wirklich ihre glücklichste Zeit zu erleben.

Bald schon nach der Hochzeit wollte Jeran nicht mehr im Gildenhaus

leben und sie zogen in eine kleine Dachgeschoßwohnung im

Südwesten von Prontera. Dort konnten sie nun auch endlich selber

mal Besuch empfangen und mussten sich nicht immer alle bei Isan

und Thuris treffen.

Kurz nach dem Umzug beschlossen auch Duir und Danu das es

vielleicht an der Zeit wäre sich ein Zimmer zu teilen, während Ruîn

und Isan gespannt darauf warteten ob sich nicht auch ein Ring zeigen

würde. Und kurz nach Faihus drittem Geburtstag war es dann

schließlich auch soweit! Duir und Danu heirateten in der Kirche

ihrer Heimatstadt Hugel.

Auch hörte Ruîn von einer weiteren Heirat. Etwa ein halbes Jahr

nach der Scheidung hatte Solar Deedee geheiratet. Sie freute sich

sehr für die beiden und hoffte das Solar nun auch mit der richtigen

Frau glücklich war.
 

Ein kleines Trübnis war schließlich Sowels Entschluss die Gilde

Ice zu schließen. Er wurde auch langsam älter und wollte sich

endlich mehr um seine Familie kümmern. Das letzte WoE wurde

angesichts der versammelten Massen von Kämpfern wohl von

sämtlichen Gilden mitverfolgt und noch viele Jahre später hörte

man ehemalige Gildenleader davon schwärmen. Ice wurde wahrlich

zu einer WoE- Legende.

Jeran sah sich danach eine Zeit lang die verschiedensten WoE Gilden

an und folgte schließlich Thuris in eine seiner ehemaligen Gilden.

Ruîn die das WoE außerhalb von Ice nicht wirklich hatte leiden

können, beschloss eine kleine Pause einzulegen bis sich Jeran sicher

war auch bei dieser Gilde zu bleiben. Auch Isan musste pausieren,

wenn auch nicht ganz so freiwillig wie Ruîn. Sie und Thuris würden

bald ein zweites Kind bekommen. Thuris war die Freude darüber

auch anzusehen und Ruîn kam nicht umhin auch bei Jeran einen

ganz gewissen Blick zu bemerken wann immer er Isan sah.

Eigentlich hatte sie bisher noch nie so wirklich über Kinder

nachgedacht. Die schief gegangene Schwangerschaft vor knapp

3 Jahren hatte ihr schon ein wenig Angst eingejagt. Allerdings hatte

ihr der Arzt damals auch versichert das sie zweifellos immer noch

ein Kind bekommen konnte. Wenn sie es halt wollte.

Nur in ihrer Ehe mit Solar hatte sie eben nicht gewollt. Sie wusste,

wenn sie mit ihm ein Kind gehabt hätte, hätte sie sich nicht von ihm

trennen können.

Schließlich beschloss Ruîn für sich selbst, das sie schon gerne mal

ein Kind haben wollte, allerdings noch nicht sofort. Sie würde noch

ein, oder zwei Jahre warten. So würde sie Gelegenheit haben mit

Isans Baby üben zu können und sie würde dann wohl auch wissen

ob ihre Ehe mit Jeran auch wirklich eine längere Zeit überdauern konnte.
 

Und alles schien wirklich gut zu laufen. Jeran blieb bei Thuris in

der Gilde. Ab und zu, so alle zwei Wochen ließ sich auch Ruîn

zu dem einen oder anderen WoE überreden, obwohl es ohne

Ice wirklich nicht mehr dasselbe war. Unter der Woche hatten

sie ein paar Trainingspartys am laufen, meistens mit Danu und

Duir zusammen, wenn Thuris die Männer nicht zu einer seiner,

wie Danu immer zu sagen pflegte, bösen Partys einteilte. Diese

fanden dann meist an Orten statt die Ruîn und Danu nicht wirklich

mochten, beispielsweise in der Rachel Sanctuary, einer

verwunschenen Tempelanlage im Norden der eigentlich sehr

schönen Stadt Rachel, oder in den Laboren der Rekenber Anlage

von Lighthalzen. Meist zogen die beiden Frauen dann zu Zweit los

oder hingen mit Isan am Markt herum. Hier entdeckte Ruîn auch

das schöne Hobby des Headgearmixens für sich. Es gab einige

Händler in Midgard die sich auf die Herstellung der verschiedensten

Headgears verstanden, wenn man ihnen nur die richtigen Items dazu

brachte.

Es war sehr zeitraubend, und Jeran schüttelte immer verständnislos

den Kopf wenn Ruîn ihm ihre neuesten Hüte zeigte, aber es machte

ihr auch großen Spaß. Und das war ja schließlich das Wichtigste.
 

Tage, Wochen, Monate vergingen, Duir und Danu zogen in ein

kleines Häuschen in Hugel, Isan und Thuris bekamen eine

bildhübsche Tochter mit denselben goldblonden Haaren ihrer

Mutter und Ruîn beschloss das es nun auch für sie Zeit wurde.

Sie waren glücklich. Es war die schönste Zeit ihres Lebens.

Alles war perfekt.

Zu perfekt.
 

Es begann in der dunkelsten Stunde der Nacht. Kaum eine

Menschenseele war noch unterwegs. Das leichte Zittern des

Wüstenbodens blieb außerhalb der Stadt unbemerkt. Bis der

markerschütternde Schrei der Kafraangestellten die ersten

Bewohner aus dem Schlaf riss. Das nun folgende Beben zerstörte

Alles. Die meisten Bewohner Midgards bemerkten nichts.

Die meisten schliefen tief und fest.

Dann startete der erste Überfall.
 

„PAYON WIRD ÜBERRANNT!“

Erschrocken fuhr Ruîn aus dem Schlaf hoch. Von draußen

hörte man zahlreiche Stimmen und Schreie.

„Was zum…, was ist da los?“

Jeran war bereits aufgestanden und am Fenster.

„Keine Ahnung, aber da draußen ist die Hölle los.“

Schnell zogen sie sich ihre Klamotten und Rüstungen an und

suchten ein Paar Waffen zusammen. Sie verließen das Haus

und folgten dem Strom der Menschen in Richtung Stadtmitte.

Von überall hörte man aufgeregte Gesprächsfetzen.

„…Payon angegriffen…“ „… keine Nachrichten mehr aus

Morroc…“ „… tausende Monster überall…“ „… alles

zerstört…“ „…alle Tot…“

Sie erreichten den großen Platz vor dem Schloss. Zahlreiche

Soldaten waren am Tor damit beschäftigt die ankommenden

Menschenmassen daran zu hindern in das Gebäude zu stürmen.

Dann trat plötzlich Stille ein als ein älterer Mann in einem

Fenster im ersten Stock erschien. Ruîn erkannte sein Gesicht

von zahlreichen Bildern die schon in vielen Städten gesehen

hatte. E

s war Tristan der 3. der König von Midgard.

„Mein Volk, meine Mitbürger! Das Schlimmste ist geschehen!

Wir werden angegriffen…“

Mit einem Mal ging ein lautes Raunen durch die Menge und

die Menschen drängten sich wieder gegen die Soldaten.

„RUHE! Bewahrt Ruhe!“

Ein etwas älterer High Wizzard war neben dem König ans Fenster

getreten und hatte die Arme erhoben. Ruîn erkannte in ihm den

Leader der derzeit größten WoE Allianz. Während er von einem

Monsterangriff auf Payon berichtete erkannte Ruîn noch einige

andere Gildenleader hinter ihm und an den weiteren Fenstern

des Schlosses. Nachdem er seinen Bericht beendet hatte und

der König nochmals zur Ruhe aufgerufen hatte, verließen die

Leader das Gebäude und drängten sich zwischen die Wartenden.

Schnell trennte sich die Menge und die einzelnen Gilden fanden

zueinander.

Obwohl sich Ice eigentlich aufgelöst hatte, waren sie nun fast

alle um ihren ehemaligen Leader versammelt.

„Die Lage ist sehr ernst.“ Begann Sowel während sie sich alle

enger um ihn zusammendrängten.

„Aus Morroc kommt nichts, die Stadt ist aufgegeben, auch

für Payon werden wir nicht kämpfen, Nein!“

Er hob die Hand um jeglichen Einwand Einhalt zu gebieten.

„Zahlreiche Gegner sind auf dem Weg hierher, wir müssen

Prontera verteidigen, die meisten Menschen und alle Flüchtenden

aus Payon sind hier. Und wir haben ein weiteres Problem.“

Während er sprach hatte sich Ruîn ein wenig umgesehen.

Und es waren nicht die drohenden Monstermassen die sie

ängstigten, vielmehr war es die Panik in den Gesichtern und

Stimmen der Leader.

„Eine große Horde ist auf dem Weg nach Juno, sie werden

die Stadt noch vor Prontera erreichen, vermutlich haben sie

es auf Ymir abgesehen, den Weg zur Valkyre…“

Das Entsetzen in den Augen der zahlreichen Kämpfer war

beinahe greifbar.

„Sollten sie das schaffen…“

Hörte Ruîn einen High Priester hinter sich sagen.

„… dann ist alles aus…“

Das Nicken von Sowel sagte mehr als es jedes unnötige Wort.
 

Hinter ihnen strebten die Mitglieder der Magic Allianz

auseinander. „Ihr, ihr zwei, Du und ihr alle da hinten…“

Sowel zeigte auf einige ehemaligen Ice Mitglieder. „Ihr bleibt

hier, euch brauchen sie vorne an den Stadtmauern, der Rest

von euch holt alle Waffen, Potions, was ihr tragen könnt, es

geht nach Juno. So schnell wie nur möglich.“

Ein schnelles Nicken ging durch die Runde und alle machten

sich auf den Weg.

Ruîn rannte auf Isan zu. Die Whitesmith ergriff ihre Hände.

„Wir schaffen das, wir schaffen das!“ Ruîn konnte nur Nicken

während sie zusah wie Thuris seine Frau mit sich zog und Jeran

sie selber an der Hand ergriff.

Sie stürmten in ihre Wohnung und Ruîn wollte gerade ihre

Waffenkiste öffnen als Jeran sie ergriff und umarmte.

„Ich will das du nach Lighthalzen gehst. Jetzt sofort.“

Er hielt sie so fest an sich gedrückt das sie kaum noch Luft

bekam. „Nein… du weißt ich kann das nicht.“

Jeran seufzte. Langsam ließ er sie los und strich ihr mit der

Hand über den Bauch. „Ich will nicht das dir… das euch

etwas passiert…“

„Ich weiß…“ Sie konnte die Tränen kaum noch zurückhalten

und schüttelte den Kopf.

„Ich sehe aber nicht dabei zu wie ihr euch alle in Gefahr begebt.“

Damit küsste sie ihn. So schnell sie konnten rafften sie ihre

brauchbarsten Waffen zusammen und machten sich wieder

auf den Weg vor das Schloss. Von überallher stürmten die

Leute hier zusammen, Soldaten der Palastwache errichteten

Barrikaden an der Mauer und viele First Jobs oder gerade

frisch vom Rebirth Kommende führten Ältere oder Kinder in die

noch sicheren Gebäude innerhalb des Schlosses.

„Wo sind die Warps nach Juno?“ Mehrere Kämpfer standen

etwas unschlüssig vor den Toren.

„Wir müssen noch warten bis Alle hier versammelt sind, einzeln

nach Juno zu stürmen bringt nichts.“

„Sollen wir jetzt hier rum stehen und nichts tun?“

Ein Raunen ging durch die Gruppe. „Ja, genau das.“

Der Leader der Magic Allianz drängte sich mit einigen Anderen

in die Mitte. „Egal was an den Stadtmauern geschieht ihr bleibt

hier! Wir brauchen noch mehr Leute.“

Also warteten sie.

Für Ruîn war das fast noch schlimmer als das Kämpfen selbst.

Immer mehr flüchteten hinter ihnen in das Schloss während sie

auf die restlichen Kämpfer warteten und nicht Wenige die hier

bleiben würden, marschierten nach unten an die Stadtmauern.

Flüchtig erkannte Ruîn Solar in der Menge. Er war bereits Assassin

Cross, aber noch nicht lange genug um nach Juno mitgenommen zu

werden. Mit seiner jungen Frau Deeira an der Seite liefen sie,

einigen Mitgliedern aus ihrer Gilde folgend nach Süden an die

Stadtmauern. Zahlreiche Hunter und Sniper, aber auch ein Paar

Wizards und Sages hatten die steinernen Mauern erklommen,

während sich dicht unter ihnen Priester, Monks und Acolyten

aneinander reihten.

Sie würden eine Basilika, eine letzte Festung, gegen die Monster

bilden.

Das leise Zittern des Bodens war nun deutlich spürbar, als unter

den lauten Rufen schon die ersten Pfeile über die Mauern zischten.

„SIE KOMMEN!“
 

Binnen einer Sekunde erschienen hunderte Safetywalls innerhalb

eines goldenen Schleiers der sich vom Boden bis weit in den

Himmel erstreckte während eine riesige Kraft die Stadttore

zerbersten ließ. Viele der Priester die direkt davor gestanden

hatten, wurden nach hinten geschleudert und zahlreiche Monster

stürmten hindurch.

„HALTET DIE BASILIKA!“

Knights und Paladine stürzten sich auf die Angreifer während

schnell mehrere Priester in die Lücken am Tor liefen und die

goldene Wand schlossen. Mehrere Storm Gusts und Meteor

Storms fegten über die Stadtmauer gegen die Angreifer und

eine Safetywall nach der anderen versuchte die Priester gegen

den Pfeilhagel der Aufmarschierten Orc Archer und Archer

Raydrics zu schützen.

Aber die Basilika hielt.

Kein Monster konnte mehr durch das Stadttor. An ein Aufatmen

war allerdings nicht zu denken. Viele der Pfeile trafen, immer wieder

fielen die Priester und Monks und die Scolare taten ihr bestes um

sie mit Soul Change zu unterstützen. Hinter ihnen arbeiteten viele

Alchemisten an Potions und wieder andere schafften Herbs,

Gemstones und Medicine Bowl herbei. Aber eines wurde

schnell klar. Sie konnten zwar die Monster vor der Stadt halten,

aber um sie zu besiegen, bevor die wichtigen Items zu Ende gingen,

mussten sie nach draußen. Hinter den Priestern sammelten sich

Paladine und Lord Knights, sie würden durch das Tor stürmen und

wenn möglich ein wenig Platz für die Wizzards schaffen, damit diese

die Möglichkeit hatten einige der Monster zu töten. Nach wenigen

Minuten ging es los. Die Reiter stürmten durch die Tore, dicht

gefolgt von ihren castenden Mitstreitern. Von den Kämpfen am

Tor bekamen Ruîn und die meisten ihrer ehemaligen Gildenmitglieder

nichts mit. Sie warteten noch vor dem Schloss bis Sowel schließlich

den Befehl gab die Warps zu öffnen.

Ein letztes Mal zog Jeran seine Frau an sich und küsste sie.

Dann betraten sie gemeinsam den Warp nach Juno.

Juno

Juno
 

Die Verwüstung war enorm. Da es noch kaum Tag gewesen war,

hatten die Monster fast keine Gegenwehr erfahren als sie in die

Stadt gestürmt waren. Sogar als die Sages und Scolars die steinernen

Brücken, welche die einzelnen Teile der schwebenden Stadt

verbanden, zerstörten, hatte es nicht aufgehört. Wie aus dem

Nichts waren immer mehr Gegner erschienen und den meisten

Menschen war nur die Flucht geblieben.

Ruîn und ihre Gilde erschienen nahe des großen Hauptplatzes der

größten Insel und waren sofort mitten im Gefecht. Es waren nicht

hunderte, nein, es schien ihnen als wären hier tausende Monster

unterwegs. Fast alle Gebäude und Denkmäler hier waren bereits

zerstört, und man musste sehr gut aufpassen nicht auch noch über

die Trümmer zu stolpern. Sie hielten sich dicht zusammen am Fuße

einer umgestürzten Statue um erstmals die Lage zu überschauen.

Zahlreiche Kämpfe waren um sie herum schon im Gange, und so

strebten sie auseinander um sich den anderen Gruppen anzuschließen.

Südlich des Platzes an dem noch vor einigen Stunden eine

Kafra ihren Dienst getan hatte, waren die meisten Kämpfer

versammelt, eine zweite Front hatte sich im Norden nahe des

Sage Castles verschanzt um den Zugang zur Valkyre zu schützen.

Es hatte nicht lange gedauert bis man bemerkt hatte, das dieser

Übergang das Ziel des Angriffs war.

Überall erschienen Monster aus dem Nichts, und es waren

beinahe nur die Stärksten die umherzogen.

Das erste was Ruîn zu Gesicht bekam waren eine Mistress

of Shelter, ein Thanatos Odium und ein Skeggiold. Sie hatte

zwar schon bei vielen WoEs und Trainingspartys mitgemacht,

doch hier war nun alles anders. Von überallher hörte man

Befehle und Warnungen, überall gingen Kämpfer zu Boden,

schrieen Verwundete und kreischten Monster.

Sie kämpften, Stunde um Stunde, doch der Monsterstrom

hörte nicht auf. Kaum einer wagte daran zu denken was sich

wohl zeitgleich in Prontera abspielte.
 

Über der Stadt zogen sich die Wolken zusammen, hunderte

Storm Gusts tobten über die fliegenden Inseln. Ruîn hielt

sich in der Nähe ihrer Freunde als plötzlich neben ihnen

ein riesiges Monster, überseht mit zahlreichen Augen und

schwarzen Schwingen durch eines der Gebäude stürmte.

„Das ist Satan Morroc!“

Isan riss Ruîn zurück und einige Peco Reiter preschten nach

vorne. Sie sah Thuris einem Scolar ein Zeichen geben und

dann kam sofort ein Asura. Jeran ließ ein Bragi hinter ihnen

erklingen während Duir geschickt ein Paar Fallen für den

Mob des großen Monsters ausgelegt hatte.

Dann zitterte die Erde.

Heftig wurden beinahe alle auf den Boden geschleudert.

Satan Morrocs Erathquake Attacke.

Ein paar High Priester versuchten mit Sanctaury den

Verwundeten zu helfen während das Monster zu einem

Area Stun ausholte.

„Verdammt noch mal! Der sollte weit unter Morroc

versiegelt sein!“

Ein High Wizzard ging zwischen ihnen in Deckung bevor

er wieder einen Storm Gust über den Mob zog.

„Wie die Stadt jetzt aussieht will ich gar nicht wissen.“

„Ihr wisst schon das der Letzte der Satan Morroc besiegt hat,

jetzt als wahnsinniger Geist Menschen in einem Turm tötet?“

Isan schaufelte allerhand Trümmer und Gestein in ihr Cart,

um ihren Cart Revolution Angriff zu verstärken.

„Wir sind aber nicht alleine.“

Neben ihr sprang Thuris nach vorne für ein neues Asura

während der Satan wieder seine beiden riesigen Armen

auf den Boden niederschlug und das Beben wieder die Hälfte

aller Kämpfer niederriss. Schnell sprang Ruîn wieder zurück

auf die Beine, allerdings wurde es nicht besser. Irgendwas zog

an ihrer Kraft, sie konnte es fühlen. Ein Blick zu Isan zeigte ihr

das ihre Freundin es auch bemerkt hatte.

Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.
 

„Es sind die Knochen!“

Isan und Ruîn fuhren herum. Ein High Priester deutete auf den

Platz hinter ihnen.

Überall ragten kleine weiße Knochen aus dem Boden.

Während sie die anderen weiterhin um den Satan und seinen

Mob kümmerten erklomm Ruîn mit dem High Priester die

umgestürzte Ruine eines Gebäudes und dann sahen sie es.

Ganz im Norden des ehemaligen Hauptplatzes stand es,

inmitten eines Kreises aus kryptischen Schriftzeichen.

„Komm zurück, sofort!“

Der Priester ergriff sie am Arm und sie liefen zurück zu den

anderen. Mehrere Lord Knights beschäftigten gerade den

Satan Morroc während sich ein paar weitere Kämpfer mit

den Monstern aus dem Mob beschäftigten.

„Dort hinten ist ein Entweihen! Er castet irgendwas.“

„Verdammt!“

Einige der Kämpfer riskierten einen kurzen Blick.

„Wir können hier nicht weg!“

Mit nur einem Schlag bebte wieder die Erde. Satan Morroc

und sein Gefolge gehörten zu den Stärksten Monstern die ihnen

je untergekommen waren. Und mit einem Mal zitterte die

gesamte Insel und der Boden unter ihnen hob sich.

Schnell sprang Ruîn auf die Reste des Gebäudes. Ein tiefer

Riss zog sich über den Platz, nicht mehr lange und die Insel

würde auseinander brechen und der Entweihen wäre außerhalb

ihrer Reichweite. Sie blickte hinüber zu ihren Freunden die

noch immer den Satan Morroc in Schach hielten und ihr Blick

traf Jerans.

Als er den Ausdruck in ihrem Gesicht sah schüttelte er den

Kopf doch es war zu spät.

Mit einem schnellen Satz sprang sie hinunter über den immer

breiter werdenden Spalt als sich plötzlich die Insel in zwei

Teile trennte. Aus der Ferne hörte sie Jeran schreien und als

sie aufblickte konnte sie das Monster direkt vor sich sehen,

keine 15 Meter weit entfernt.

Ein Entweihen Crothen.

Es sah aus wie ein Skelett das durch zahlreiche pulsierende

Ranken an einen hölzernen Pfahl gehalten wurde. Und der

Priester hatte Recht gehabt. Es castete irgendwas. Etwas

weiter im Westen hatte sich ein Kreis gebildet und ein schwarzes

Licht strömte daraus hervor. Der Blick des Monsters war

ganz auf diesen Kreis fixiert, was vermutlich der einzige Grund

war warum Ruîn jetzt noch am Leben war.

Schnell stand sie auf und rannte nach links, weg vom Entweihen

weiter zu dem schwarzen Kreis.

Als sie eine ihrer Giftflaschen zückte gab der felsige Untergrund

nach und der Boden wurde ihr beinahe unter den Füßen weggerissen.

Sie sprang nach vorne während hinter ihr zahlreiche Felsen

von der Insel abbrachen und nach unten fielen. Ruîn atmete

tief durch. Beinahe hatte sie vergessen das Juno meilenweit

über der Erde schwebte.

Einige dumpfe Geräusche erklangen hinter ihr und dann preschten

mehrere Peco Reiter auf das Entweihen zu. Erneut sprang sie auf

die Beine und suchte nach ihrer Giftflasche die ihr beim Sprung

aus der Hand gefallen war. Nur wenige Meter vor dem nun

fertigen Kreis lag sie am Boden.

Als sie den ersten Schritt nach vorne wagte sah sie den Kopf.

Langsam stieg er aus dem Portal nach oben.
 

Ein weißer Schädel gekrönt von einer toten Ranke, blaue und

rote Flammen unter sich herziehend. Mit ein paar schnellen

Schritten rannte sie auf das Monster zu und ergriff mitten im

Schritt die Flasche mit dem Assassinen Gift. Sie zog den

Korken heraus und schüttelte alles noch während des Laufens

über ihre Schwerter. Sie erhob ihre Waffen in demselben

Moment in dem auch der Naght Sieger seine beiden Schwerter

auf sie niederhieb.

Die Wucht schlug Ruîn mehrere Meter zurück. Sofort folgte

ihr das Monster. Sie schwang sich zurück auf die Beine und

griff ihn mit seitlichen Hieben an. Er durfte sie nicht noch einmal

so direkt treffen. Sie konnte hinter sich die Schreie ihrer

Mitkämpfer beim Entweihen hören, Hilfe konnte sie also nicht

erwarten. Mehrmals trafen ihre Schwerter aufeinander.

Ruîn wusste sie würde nicht lange standhalten können.
 

Weiter oben auf der Klippe der abgebrochenen Insel liefen

Jeran und Isan nach Osten um eine Passage auf den anderen

Teil der Insel zu suchen während Duir schnell neue Pfeile

zusammensuchte. Die anderen hatten es zwar geschafft Satan

Morroc zu schwächen, doch dieser war nun noch stärker

und wilder als vorher. Ohne Unterlass castete er seinen Area

Stun und den Eartquake. Im Todeskampf riss er die ganze

Reihe der Gebäude auf dem Hauptplatz bis hin zu den alten

Buchläden mit in seinen Tod.

Und dann hörte Duir einen Schrei der ihm das Entsetzen ins

Gesicht trieb. Danu.

Mehrere Überlebende standen zwischen den Trümmern und

halfen anderen sich zu befreien während vom Osten her schon

wieder mehrere Monster auf sie zukamen. Nur weil der

Satan Morroc besiegt war, hieß es nicht das sie aufatmen

konnten.

Während sich Thuris mit dem Scolar hinter ein Paar Lord

Knights zurückzog lief Duir an der langen Klippe entlang

aber er konnte Danu nicht finden.
 

Immer und immer wieder hieb der Naght Sieger auf Ruîn ein.

Sie hatte keine Ahnung wie lange sie noch durchhalten konnte,

hoffentlich hatten die anderen wenigstens den Satan Morroc

besiegt! Erschöpft fiel sie auf die Knie während das Monster

zum nächsten Schlag ausholte.

Doch als die Schwerter auf sie prallten blieb der Schmerz weg.

Stattdessen hörte sie Jemanden hinter sich. Sie warf einen

schnellen Blick über die Schulter während sie ihre Waffen gegen

den Naght Sieger erhob und erkannte einen High Priester und

einen Paladin.

„Pass auf!!“

Hinter ihr stand Helios und hielt sie im Sacrifice. Eine starke

Fähigkeit der Paladine die den Schmerz eines anderen auf sie

selber übertrug. Mehrere Kämpfer aus Helios Gilde waren

auf dem Weg zum Entweihen, sie mussten verhindern das es nicht

noch mehr solche Monster herbeirief.

So schnell sie konnte stieß sie mit ihren Schwertern zu aber der

Naght Sieger war stärker.

Immer wieder blockte er sie ab und traf sie. Doch solange sie

keinen Schmerz fühlte hatte sie die Oberhand. Sie musste ihn

verletzen, töten, irgendwas, solange Helios noch durchhielt.

Langsam wurde das Monster wütend, es sprang zurück und

begann zu casten.

Meteor Storm, Storm Gust, Stun Attack und Soul Destroyer,

ein Skill jagte den nächsten, bis Ruîn sich nicht mehr auf den

Beinen halten konnte und ein paar Meter nach hinten geschleudert

wurde. Ihre Verbindung zu Helios brach ab und neben ihr stürzten

mehrere Gebäude ein. Schnell schob sie einige Mauerreste von

sich. Sie war unverletzt. Allerdings konnte sie das Monster nicht

mehr sehen. Er musste hinter dem ganzen Geröll sein. Sie erklomm

die Gebäudereste und hörte irgendwo in der ferne Isan schreien.

Und dann hörte sie die Kinder.
 

In einem der Gebäude waren noch Kinder versteckt gewesen!

Vor ihr fegte der Naght Sieger einen Geröllhaufen zur Seite und

erhob seine Schwerter gegen drei kleine Mädchen. Ruîn schleuderte

eines ihrer Messer gegen den Kopf des Monsters während sie

zwischen die Kleinen und seine Schwerter sprang. Sie stieß die

Kleinen nach hinten „Lauft! Lauft!!“
 

Der Schmerz war unbeschreiblich. Das rote Schwert, das aus ihrer

Brust ragte war kalt wie Eis. Sie fühlte wie ihr der Boden unter den

Füßen entglitt, während der Naght Sieger sein Schwert in die Luft

hob und siegessicher brüllte. Ruîn sah den dunklen Himmel über

sich während ihre Hände die Kraft verließen und sie das rot

glühende Schwert losließ und dann war da nichts mehr.
 

„NEEIINN! NEIN, NEIN!!“

Heftig zog Isan an Jerans Arm um ihn zurückzuhalten. Es war vorbei,

sie konnten nichts mehr tun! Sie standen an der oberen Klippe und

sahen dabei zu wie das große Monster sein Schwert mit dem

durchbohrten Körper ihrer Freundin durch die Luft schwang und

Ruîn über den Abgrund in die Tiefe schleuderte, während hinter

ihm die Sonne am Horizont versank und die Welt ins Dunkel tauchte.
 

Langsam schob Danu einige Mauersteine von sich. Sie hatte

keine Ahnung wie lange sie Ohnmächtig hier gelegen hatte.

Um sie herum war es dunkel und still, lediglich der Wind pfiff

zwischen den Ruinen hindurch. Sie blickte sich um.

Überall lagen Menschen am Boden, teils verschüttet, teils sah

man nur Kleidungsfetzen unter Steinen herausragen. Tränen

schossen ihr in die Augen, dann sah sie die Monster.

Keine 20 Meter von ihr entfernt blickten sie die durchdringenden

Augen einer Horde Thanatos Begleiter an. Zitternd stand sie

auf und strich sich ihre rosa Priesterrobe glatt.

„Kommt nur her…“

Mit schnellen Schritten strömten die Monster auf sie zu.

Ein Griff in ihre Tasche zeigte ihr das sie noch genug Gemstones

hatte. Sie dachte an die vielen toten Menschen um sie herum,

sie dachte an ihre Familie, die glücklicherweise in Hugel noch

in Sicherheit war, sie dachte an ihren Mann Duir den sie vorhin

noch gesehen hatte und nun nicht wusste ob er überhaupt noch

am Leben war, und sie dachte an die Kinder, die vielen Kinder

die heute ihre Eltern verloren hatten.

Danu wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Für all diese

Kinder würde sie nun alles geben!

Für Isans Sohn Faihu, seine kleine Schwester Runa, und für

Ruîns Ungeborenes.

Als das erste Monster sie beinahe erreicht hatte riss sie die

Arme nach oben.

„REDEMPTIO!!“

Und mit einem Mal fuhr ein Blitz nach unten, durch sie hindurch.

Durch die Wucht wurde das Monster nach hinten geschleudert

während um sie herum alle gefallenen Kämpfer in die Luft gehoben

wurden.

Danu lächelte während sie zu Boden fiel.

Sie hatte es geschafft.

Durch ihren Tod würden einige der anderen Kämpfer wieder

Auferstehen! Es war das größte Opfer, das eine High Priesterin

zu geben in der Lage war.

Guilotine Cross

Guilotine Cross
 

„SO KOMMT DER MIR NICHT DAVON! SO NICHT!!!“

Jeran, Duir und Isan hatten endlich eine Stelle gefunden an der

die beiden Inseln noch nicht zu weit auseinander waren und

sprangen über den Abgrund.

Hier waren schon mehrere andere Kämpfer versammelt die

sich gegen die Knochen zur Wehr setzten.

„Er ist auf dem Weg zur Bibliothek, aber solange der Entweihen

hier noch lebt können wir nicht viel machen.“ Jeran nickte.

„Wir holen uns dieses Ungeheuer!“
 

Stille.

„Hörst du mich?“

Licht.

„Öffne deine Augen.“

Das Licht wurde heller und eine angenehme Wärme breitete

sich in Ruîns Körper aus, während sie langsam ihre Augen

aufschlug und die Valkyrie anblickte.

„Ich bin so froh das mich endlich jemand gehört hat…“

Sie lächelte.

„Wo bin ich?“ Die Assassine setzte sich auf. Sie war auf einer

steinernen Plattform umgeben von Wolken, ähnlich dem Ort

der Rebirthzeremonie.

„Du bist bei mir.“

„Was ist geschehen, wo sind die anderen, wo ist…“ Sie blickte

an sich hinunter, die Wunde des Naght Siegers war weg.

Die Valkyrie nickte. „Ich habe dich zu mir geholt damit du

mir hilfst. Die Zeit wird knapp.“

Ruîn nickte.

„Du musst zurückkehren und den Naght Sieger aufhalten.“

Sie legte Ruîn eine Hand auf die Brust und sie fühlte eine

starke Kraft.

„Das ist mein Geschenk an Euch.“

„Werde ich dann… weiterleben?“

Die Valkyrie sagte nichts, doch Ruîn wusste die Antwort

auch so. Langsam begann der Raum um sie herum zu

verschwimmen. Das letzte was sie hörte war die Stimme

der Valkyrie aus der Ferne.

„Schlagt ihm den Kopf ab.“
 

Die große Bibliothek im Sagecastle war der einzig bekannte

Zugang zur Valkyrie. Nur wer das heilige Buch las konnte

den Weg zum Himmel erkennen. Sollte der Naght Sieger es

zerstören, würde niemals wieder ein Krieger seinen Weg zum

Rebirth beschreiten können.

Viele Sages und Scolare hatten zwar den Eingang verbarrikadiert,

aber gegen den Nagt Sieger kamen sie nicht an. Mit Leichtigkeit

fegte er alles beiseite und riss die komplette Mauer der

Eingangshalle ein. Obwohl schon zahlreiche Pfeile aus seinem

Rücken ragten zeigte er nicht das geringste Anzeichen von

Schwäche. Mehrere Peco Reiter, ein High Wizzard und ein

Priester begleiteten Isan, Jeran und Duir in das Gebäude.

Viele Verletzte und Tote säumten ihren Weg durch die zerstörten

Hallen. So gut es ging versuchte der High Priest wenigstens

einigen zu helfen.

Dann betraten sie die Bibliothek.

Der Raum war Kreisrund und sicherlich 20, 30 Meter hoch

und ging ebenso weit in die Tiefe, die Wände waren voller

riesiger Regale, über und über mit Büchern und Schriftrollen

beladen. Das Buch der Valkyrie thronte auf einem Sockel

genau in der Mitte. Nur eine schmale Brücke führte von der

Halle zu dem steinernen Monument.

Duir, Jeran und Isan hatte ihre Liebe Mühe damit ihm zu

folgen, denn wann immer sie ihm zu Nahe kamen rief er einen

Dark Illusion herbei der die Drei angriff.

Sie betraten den hohen Saal als der Naght Sieger schon die

Hälfte der Brücke hinter sich hatte.

Während sich Isan auf den Illusion stürzte und ihn mit einem

gezielten Schlag durch ihr Cart von der Brücke schleuderte

drehte sich der Naght Sieger zu ihnen um. Hinter ihnen kamen

die Peco Reiter auf die Bibliothek zugestürmt.

Mit einem dumpfen Knall schloss sich die große Flügeltür

und die Drei waren mit dem Monster alleine.
 

Gleich vier Dark Illusions erschienen vor ihnen und drängten

sie nach hinten. Sie mussten aufpassen das der Meteor Storm

sie nicht von der Brücke riss. Jeran und Duir schossen so

viele Pfeile über die Illusions hinweg wie es nur ging während

Isan sich den Monstern in den Weg stellte. Zwar schwebten

die Illusions über dem Boden, aber wenn man sie über den

Abgrund brachte fielen sie trotzdem nach unten.

Meter um Meter kämpften sie sich durch die Monster nach

vorne bis es dem Naght Sieger wohl zu lästig wurde.

Er drehte sich um und erhob sie Schwerter, sofort stürmte

ein Storm Gust auf die Drei zu.

Schnell gingen sie hinter Isans Cart in Deckung.

„Verdammt!“

„Auf die Art geht mal gar nichts!“

Duir schoss ein paar Pfeile in die Richtung des Monsters, was

diesen zwar ärgerte aber nicht aufhalten konnte.

Was konnten sie nur tun?
 

Ein Zittern ging durch die gesamte Stadt und ein heller

Lichtblitz erhellte den Himmel. Mit einem Mal wurde die

große Tür aufgestoßen und ein langes Messer zischte durch

die Luft.

Es traf den Naght Sieger in die Schulter.

Die Drei fuhren herum und blickten auf die Gestalt in der Tür.
 

„RUÎN!“

Sie war es! Sie hatte zwar nicht mehr die Gewänder der

Assassinen Cross Gilde an, doch sie war es unverkennbar!

Isan fiel auf die Knie. Langsam schritt Ruîn an ihr vorbei, ihre

Hände berührten sich und sie lächelte.

Sie blickte Jeran an, nur eine Sekunde, dann fiel sie in seine Arme.
 

Der Naght Sieger brüllte und ein Meteor Storm ließ den Raum

erbeben. Doch das interessierte die Kämpfer nun herzlich wenig.

Sie spürten es nicht.

Ein heller Lichtschein durchdrang die gesamte Bibliothek

und das Monster wurde einige Meter zurückgeworfen.
 

„Dann wollen wir mal sehen wer nun sterben wird!“

Ruîn preschte nach vorne, wobei sie ein kleines Giftmesser

nach dem anderen nach dem Naght Sieger schleuderte. Hinter

ihr erhob Isan einen großen Hammer, und schleuderte diesen

in hohem Bogen über sie hinweg. Die Messer und Pfeile trafen

das Monster zuerst, dann schlug der Hammer hinter ihm ein.

Nur wenige Zentimeter vor der Säule mit dem Buch.

Die Halle bebte und die steinerne Brücke zersplitterte und

fiel in den tiefen Abgrund.

Das Buch war in Sicherheit.

Jeran ließ den Bogen fallen, zückte eine Art Gitarre und schlug

die Saiten durch. Das Geräusch ging durch Mark und Bein, in

dem Moment sprang Ruîn und erhob das große Schwert während

der Naght Sieger schreiend auf die Knie fiel. Duirs Pfeile

schleuderten seinen Kopf nach hinten und Ruîn zog ihm die

Klinge quer über den Hals.
 

Die Krieger die gegen den Entweihen kämpften waren

beinahe am Ende. Die vielen kleinen Knochen die überall

aus dem Boden ragten, sogen so stark an ihren Kräften das

nicht mal die High Priester was dagegen tun konnten.

Plötzlich kreischte das Monster laut auf, der Schrei ließ

beinahe alle Krieger auf die Knie sinken und sich die Ohren

zuhalten.

Dann war es plötzlich still.

Das Entweihen starrte nach Westen.

Vorsichtig wagten nun auch einige Kämpfer einen Blick.

Vor den Resten des Sagecastles standen vier Gestalten.

Die Mittlere, die ein wenig wie eine Assassine Cross aussah

hielt etwas großes, rundes in die Luft.

Es war der Kopf des Naght Siegers!
 

Ein lautes Raunen ging durch die Linien der Verteidiger.

Der Naght Sieger war besiegt!

Ruîn schleuderte den Kopf des Monsters dem Entweihen

entgegen welches sofort einen Meteor Storm castete.

„Schnell!“

Ruîn fasste ihre Freunde bei den Armen, sie schlossen die

Augen, sie mussten der Valkyrie vertrauen.

Genau über ihnen öffneten sich die Wolken und trotz der

dunklen Nacht drang ein Licht zu ihnen herunter das die

gesamte Stadt aufleuchten ließ. Später erfuhren sie das man

es sogar in Prontera gesehen hatte.

Jeran, Duir, Isan und zahlreiche der anderen Kämpfer wurden

in die Luft gehoben und konnten die Stimme der Valkyrie

deutlich hören.

„Mechanic.“ Sagte sie zu Isan.

„Ranger.“ Hörte Duir.

„Minestrel.“ Sagte sie zu Jeran.

Als sie wieder zurück am Boden waren und das göttliche Licht

erloschen war, hatten sich all ihre Gildengewänder verändert.

Sie waren zu einer höheren Jobklasse aufgestiegen!

Sofort wandten sich alle wieder dem Entweihen zu.

Nun hatten sie sehr Wohl eine Chance gegen dieses Monster!

Mehrere ehemalige Paladine, nun Royal Guards, stellten sich

den Knochen gegenüber während ein paar Rune Knights das

Entweihen umkreisten.

Duir und Isan knöpften sich die beiden Frus vor, die gerade

erschienen waren um das Entweihen zu verteidigen und hinter

ihnen schlossen sich mehrere Warlocks zusammen. Der ganze

Rest der ehemaligen Hauptinsel vom Juno erzitterte unter den

neuen Zaubersprüchen und sowohl die Frus als auch das

Entweihen waren Geschichte.

Und als sich der Wind langsam legte, blieben lediglich ein paar,

nun ungefährliche, Knochen zurück.
 

„Haben wir es geschafft?“

„Ist es tot?“

Einige ungläubige und misstrauische Blicke wurden ausgetauscht

und dann begann das Beben.

Mit einem Mal senkte sie die gesamte Ostseite der Insel und

ein Schrei ging durch die Menge.

„Die ganze Stadt bricht auseinander!“

Hunderte Trümmer rutschten über die Reste des Platzes und

fielen in die Tiefe.

Viele der Kämpfer zückten Butterflywings und einige der Priester

öffneten Warpportale. Sie konnten hier in der Stadt nichts mehr

ausrichten, es war zu Ende. So schnell sie konnten befreiten

sie Tote und Verletzte von den Bruchstücken der Stadtmauern

um sie wegzubringen während hinter ihnen eine der kleineren

Stadtinseln bereits in der Tiefe verschwand. Aber wenn es nur

diese eine Stadt war, wenn Prontera standgehalten hatte, dann

war das Opfer tragbar.

Epilog

Epilog
 

„Mein Volk! Meine Mitbürger! Heute haben wir gesiegt!“

Die Menge vor dem Prontera Castle klatschte lauten Beifall,

ein paar zustimmende Pfiffe waren zu hören und viele Leute

jubelten dem König, der aus einem der großen Fenster zu ihnen

sprach, fröhlich zu.

Isan drehte sich um, sie konnte nicht fröhlich diesen Sieg feiern.

Ja, sie hatten alle Monster besiegt, die Valkyrie gerettet, ganz

neue Fähigkeiten gelernt und Prontera gehalten, aber sie hatten

auch soviel verloren!

Klar, Payon war zwar verwüstet, aber die Stadt würde wieder

aufgebaut werden, aber Juno?

Die gesamte Stadt war in den Abgrund gestürzt.

Und dann Morroc!

Als sich der Satan Morroc erhoben hatte, wurde auch dort alles

zerstört.

Und was war erst mit all den Menschen!

Sie konnte es sehen.

So viele Gesichter fehlten in der Menge.

So viele Leute trauerten.

So viele von ihnen waren gestorben.

Es würde Jahre dauern bis das Leben wieder so halbwegs normal

laufen würde. Bis alle Verluste verkraftet wären. Doch im Moment…

Soviel Hoffnungslosigkeit umgab sie.

Und doch…

Sie sah sich um und sah ihn.

Thuris.

Durch den Verband um seinen linken Arm konnte er nur ihre

Tochter Runa tragen, ihr Sohn Faihu lief neben ihnen her.

Die Tränen schossen ihr in die Augen als sie ihre Familie umarmte.

Sie hatten überlebt.
 


 

„Tja, das waren schon sehr schwerwiegende Ereignisse damals.“

Die alte Frau in dem Lehnstuhl blickte in die Runde. Ihre beiden

Enkel und einige von deren Freunden saßen bei ihr im Wohnzimmer

und blickten sie interessiert an.

„Also stammt das große Steindenkmal in Neujuno wirklich von

diesem großen Kampf?“

Sie mochten die aufregenden Geschichten der alten Frau.

„Natürlich.“

Sie nickte während die jungen Leute langsam alle aufstanden.

„Danke Oma, das du uns die Geschichte erzählt hast.“

Eine Archerin umarmte die grauhaarige Frau und dann verließen sie

das Haus.
 

Die Frau stand langsam auf und wanderte an das andere Ende des

Zimmers wo eine große Holztruhe unter dem Fenster stand.

Langsam öffnete sie das alte Schloss und holte ein längliches

Bündel hervor. Es war eine Axt, ihre alte Lieblingswaffe. Vor

vielen, vielen Jahren hatte sie damit in der großen Schlacht um

Juno gekämpft. Mit dabei war ein, inzwischen schon etwas

vergilbtes, altes Foto.

Die Frau seufzte.

Alle waren sie auf dem Bild zu sehen.

Alle Mitglieder der legendären Gilde Ice rund um ihren Anführer Sowel.

Da war die Assassine Ruîn, ihr Ehemann Jeran hielt sie an der Hand,

neben ihnen die Highpriest Danu und der Sniper Duir und hinter ihnen

der Champ Thuris. Ihr Ehemann.

Vorsichtig wischte sie eine Träne von dem Foto. Sie war die letzte

der Gruppe die noch am Leben war.

Sie blickte aus dem Fenster wo über den Wipfeln der Bäume schon

die ersten Sterne zu sehen waren.

„Nicht mehr lange, meine Freunde, und wir werden wieder alle

zusammen sein.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Wave
2013-05-13T11:23:42+00:00 13.05.2013 13:23
Ha!
Da ist es, das letzte Kapitel :)
Wobei ich gern noch was gelesen hätte darüber, wie es nach dem Kampf weiterging. Also was genau aus den Leuten wird, ein bisschen mehr erzählt halt.
Hat so ein ganz kleines bisschen den Anschein, als sollte die Geschichte jetzt doch endlich mal abgeschlossen werden xD

Danke für die schönen Stunden des Lesens und des Mitfiebern mit den Charakteren :)

*verbeugend*
Wave
Von:  Wave
2013-05-13T11:18:37+00:00 13.05.2013 13:18
Boah, Gänsehaut :O
Hab zwischendurch gedacht: Jetzt wars das...
Und dann wurden sie 3rd Cls.
Hatte jetzt mit nem schönen Ende gerechnet, sowas wie: Alles geschafft, aber Ruin muss bei Valk bleiben, weil.... weil halt^^
AAAAABER: Da muss jetzt noch ein Kapitel hinterher kommen ;)

Gespannte Grüße,
die Welle
Von:  Wave
2013-05-01T10:12:55+00:00 01.05.2013 12:12
Beim Einloggen dachte ich: Oh, hoffentlich gibts was neues..
Dann kam die ENS: Neues Kapitel - Yay!
Zwischendrin dann ein kurzes Stocken: "Mehrere Stunden Kampf?" - Man ist schon nach ner halben Stunde fix und fertig, aber ok :)
Als dann Helios kurz auftauchte: Oho, schau mal an :D
Als das Schwert traf: Nooooin!! Q___Q Aber die Kinder gerettet, uff :D
Als die Worte "Redemptio" da standen: NAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAIIIIIINNNNNNNNN Q__________Q

Ok, vermutlich wird Ruîn wieder aufstehen, und dann weiter runterfallen und wieder sterben... aber DANUUUUUUUUUUUUUUUUUUU T_____________T

Gemeiner Cliffhänger... mieser Cliffhänger... aber zwischendurch konnte man den Kampfeslärm förmlich hören :D
Auch eine meiner Lieblingstechniken kam vor: Devo. Ich liebe Devo <3

Bin gespannt wie´s weitergeht^^
Hibbelige Grüße
Welle
Von:  Wave
2013-04-18T15:26:05+00:00 18.04.2013 17:26
HAHAAAA!!
Ab gehts!! Das war einfach ZUU perfekt. Aber der Cliffhänger ist GEMEIN >____<

biestige aber sonnige Grüße,
die Welle^^
Von:  Wave
2013-04-17T15:08:12+00:00 17.04.2013 17:08
Ohoh, da lese ich einen GROßEN KNALL zwischen den Zeilen annahen :D
Meine Vermutung: Irgendwas mit dem Ritter aus Kindertagen!

gespannte Grüße,
die Welle
Von:  Wave
2013-04-15T21:01:20+00:00 15.04.2013 23:01
Tadaaaa... Nun haben (fast) alle das, was sie wollten :-)
Son bisschen kommts mir jetzt vor wie das "zweite" Kapitel... bzw das "Ende vom Ersten" und der "Beginn des Zweiten".
Wenn man beim "ersten Kapitel" die Hauptperson Solar nimmt.. Den komischen Ritter/Crusi? zähl ich jetzt mal nicht dazu, der war... "Nebensache" (wobei das auch nicht stimmt, der hat immerhin angefangen >_<).

Egal, ich bin gespannt wie es weitergeht :-)

Gruß,
die Welle
Antwort von:  Caomei
16.04.2013 19:58
Ja jetzt gegen Ende bin ich erstmal lieb zu den Figuren^^
Von:  Wave
2013-03-16T22:01:42+00:00 16.03.2013 23:01
Oho... Bitter...^^"

Von vorn:
Jah, kleine Kinder sind nervig Q_Q"
Hab selbst einige Jahre WoE gemacht, von daher weiß ich, was du meinst mit dem "absoluten Gehorsam" aber hey, es klappt wunderbar gegen größere Gilden, hehe.

Zwischendrin hab ich kurz den Überblick verloren. Dachte zuerst, sie hätte geklopft um sicher zu sein, dass er im Gildenhaus ist und nicht in Comodo, sodass sie dort allein hingehen und sich alles ansehen kann.
War kurz verwirrt, als der Clown dann doch dort war^^"
(btw: Grünhaarige Profs sind sexy!! <3 - mit der richtigen Frisur.. -__-")
Tss, Solar ist ja immer noch "nur Assassin".. tja, da kann er nicht mithalten. Kenne das Problem, dass man als Rebirth-Chara ganz andere Partys hat/bekommt als "Normalos".
Bin mir nicht sicher ob das Absicht war, aber das kommt son bisschen rüber :)

So, genug gebrabbelt.
Freue mich aufs nächste Kapitel^^

Gruß
Welle
Von:  Wave
2013-02-20T23:21:52+00:00 21.02.2013 00:21
Badadamm badamm damm... und der große Knall rückt näher und näher...
Bin wirklich gespannt, wie das mit ihr und Solar weitergehen soll :-)
Aber der Name der Gilde gefällt mir. Stelle mir dann immer ein hellblaues Logo vor, in dessen Mitte ein weißer Eissplitter drin ist^^

Ah, du hattest es nicht beschrieben (und vermutlich ist es egal), aber das Homunculus, das du erwähnt hattest, das mit dem Laub spielt... das war ein Schäfchen, oder? *_*
Hatte mal eine Weile ein Schäfchen, das hat immer so ausgesehen, als würd es mit dem Kram spielen, der aufm Weg liegt xD

Grüße und gute Nacht,
die Welle
Antwort von:  Caomei
21.02.2013 21:09
Ja das stimmt XD Da hatte ich echt ein Amistir (aber das kleine) im Sinn. Ich glaub das sollt ich noch mit nem Satz ergänzen.
Von:  Wave
2013-02-07T08:46:39+00:00 07.02.2013 09:46
JAHA!!!!
Endlich!!
Solar wird untreu!!! Wurd aber auch Zeit, dass zwischen den beiden was läuft, hehe :-)

Und es klappt doch, dass sich von einem WOE zum nächsten plötzlich starke Gilden bilden^^"
Das ist zwar superstressig, aber geht :-)
Aber Verwirrung hat gut geklappt, genau so haben wir auch schon öfter geschaut, als plötzlich neue Gegner da standen.

Hach, bin total aufgeregt was jetzt passieren wird.. gemeiner Cliffhänger :-(

Grüße,
eine hibbelige Welle
Von:  Wave
2013-01-18T12:06:57+00:00 18.01.2013 13:06
Haha, hab tierisch gelacht (obwohl das im Zip-Pool der Uni garnicht sein dürfte, irks >_<")!
Jetzt bin ich gespannt, was Solar macht. Das wird ne riesen dicke Eiversuchts-Szene, darauf wette ich^^
Btw: Jerans Klamotten sind ja noch in der Kirche, haha! Bin mal gespannt, wie er da wieder dran kommt^^"

Bin nu wieder halbwegs regelmäßig in Animexx (Studium ist anstrengend^^")!
Gruß


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