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Harmonie

von

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Zukunftsaussichten

Kapitel 21: Zukunftsaussichten
 

Draco hatte nicht gelogen. Am selben Tag waren wirklich die neuen, magischen Ordnungshüter in der Schule erschienen.

Madam Pomfrey hatte daraufhin eine sehr komplizierte Beschreibung von Nevilles und Harrys traumatisiertem Zustand abgegeben, der für ihr Verhalten verantwortlich sei, danach eine Symptombeschreibung geliefert, die eine halbe Pergamentrolle füllte, auf mehrere Heiler in St. Mungo verwiesen und die recht verwirrt dreinschauenden Männer mit der Erklärung weggeschickt, dass die Jungen nicht für ihr Tun verantwortlich seien und speziell Mr. Longbottom im Moment Ruhe benötige.
 

Harry wurde trotzdem vernommen. Er willigte in Madam Pomfreys Erklärung ein, sagte, der Anblick von Snape und Bellatrix Lestrange habe ihn überwältigt und was dann folgte, war eine ziemlich genaue Beschreibung dessen, was Hermine des öfteren von Draco gehört hatte.

Sie hatte seine Beschreibungen von Flashbacks aufgeschrieben, an den verdutzten Harry weitergereicht, der diese ohne größere Fragen auswendig gelernt und sodann vor seinem ordnungshütenden Publikum zum Besten gegeben hatte.
 

Was mit Draco selbst geschehen würde, war so unklar wie zuvor. Zumindest kam es Hermine so vor, obwohl die Streichholzzieher auch in dieser Hinsicht einmal wieder mehr zu wissen schienen, als man Hermine, Luna oder McGonagall gegenüber darlegen wollte.
 

Gegen Mittag sollten Hermine, Harry, Ginny und Luna in Shacklebolts Büro kommen, wo sie von ihm, Lupin und den eigens zu diesem Anlass angereisten Ordensmitgliedern ausgeschimpft und mit Vorwürfen bombardiert wurden.
 

Genau gesagt, Moody bombardierte sie mit Vorwürfen. Kinsgley trat, mit einem mal vorwurfsvollen, dann besorgten Blick, von einem Fuß auf den anderen und Lupin starrte zum Fenster hinaus. McGonagall spähte immer wieder sehnsuchtsvoll zu der Tür, hinter der sich das eigentliche Schulleiterbüro befand.
 

Hermine fragte Harry, was er denn vermutete. Ob McGonagall das Büro selbst oder den Rat das Mannes, der so lange dort geschaltet und gewaltet hatte, vermisste. Harry zuckte die Achseln und antwortete: „Beides!“
 

Hermine stimmte dem zu und fragte, wieso man sich dann nicht in dessen Büro beraten hätte, wo doch zumindest sein Porträt zugegen war. Hierauf wusste Harry keine Antwort und Hermine konnte nur mutmaßen, dass es wohl die Sorge war, dass eines der Porträts etwas hören könnte, was nicht für seine Ohren bestimmt war. Welches Porträt das auch immer sein mochte…
 

Als Kingsley gerade erläutern wollte, was man wegen der neuen Todesser an der Schule zu tun gedachte, kam eine offizielle Eule der Schulräte hereingeflattert, die verlauten ließ, dass Schüler, die der Todesserorganisation angehörten, von nun an zu jeder Tages- und Nachtzeit die Schule verlassen dürften, da sie eine gemeinnützige Aufgabe erfüllten.
 

Xxx
 

Ginny und Luna mussten sich beeilen, um zu ihrem nächsten Kurs zu gelangen, doch Harry und Hermine hatten anschließend eine Freistunde. Auf dem Weg zur Bücherei begegneten sie Lupin der sie spontan dazu einlud, mit ihm in seinem Büro Tee zu trinken. Er hätte Zeit und vielleicht gäbe es das eine oder andere Thema, das man, wie er mit einem Augenzwinkern in den Raum stellte, lieber nicht vor der versammelten Mannschaft besprechen wollte.
 

Lupin goss zuerst Hermine, dann Harry Tee ein, und erst zum Schluss sich selbst. Er angelte eine Dose mit Schokoladenkeksen von seinem Tisch, nahm sich selbst ein paar heraus, dann stellte er sie Harry vor die Füße und ging zurück hinter seinen Schreibtisch, um sich mit einem etwas übertriebene Alte-Männer-Seufzen auf seinen Stuhl zurücksinken zu lassen.
 

Eine Weile saßen sie so da. Schweigend, an ihrem Tee nippend, Kekse knabbernd und jeder in Gedanken bei seinen eigenen Sorgen. Schließlich räusperte sich Lupin, stellte seine halbvolle Tasse auf den Schreibtisch und wandte sich den beiden jüngeren zu, um zu zeigen, dass er nun ein Gespräch beginnen wollte. „Wie geht es denn nun mit Neville weiter? Stimmt es denn, wollte er wirklich…?“
 

„Ja, Sir!“ Harry hustete Kekskrümel aus, wischte sich den Mund und spülte noch einmal mit einem Schluck warmem Tee nach. „Er war auf dem Turm… Ich denke, er wollte wirklich…“
 

„Ich bin nicht sicher, Harry.“ Hermine zuckte die Achseln und stellte ihren Tee neben sich auf ein Beistelltischchen. „Er kam dann doch schnell wieder mit, nicht? Vielleicht wollte er uns einfach dazu zwingen, ihm zuzuhören und ihn mal wieder richtig anzusehen.“
 

Lupin nickte bedächtig und senkte den Blick auf seine auf dem Bauch gefalteten Hände. „Das kann stimmen. Ich hatte schon länger das Gefühl, dass es ihm bei dieser ganzen Sache nicht so gut geht.“ Er verzog den Mund und warf einen nachdenklichen, ja, nahezu traurigen Blick auf Harry. Harry selbst wich ihm aus und betrachtete stattdessen seine Füße. Vielleicht, so dachte Hermine, erkannte er ähnliche Sorgen wie bei Neville auch in Harry, nur würde der es nie wagen, sich zu beschweren.
 

Und Ron? Hermine schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Ron war ein liebenswerter Mensch gewesen, an etwas anderes wollte sie nicht denken. Trost suchend wanderten ihre Finger hinauf zu ihrem Anhänger.
 

„Neville ist für die nächsten vier Wochen zuhause, bei seiner Oma“, murmelte Harry, den Blick auf seine Füße gerichtet. „Madam Pomfrey und wir haben heute Nacht lange mit ihm gesprochen. Sie meinte, dass er etwas Ruhe und Abstand braucht und erst mal wieder zu sich selbst finden sollte. Sie hat ihm die Adresse, die dieser Typ heute Mittag da gelassen hat, also dieser psychologische Heiler, nachgeschickt. Hat gemeint, dass es gut wäre, wenn Neville mit ihm reden würde.“ Er zuckte die Achseln, als wüsste er selbst nicht, ob das Unfug oder sinnvoll war. „Vielleicht wollte er ja wirklich nur einen Grund haben, sich mal auszusprechen. Er hat gesagt, dass er einfach nicht der Richtige für… für‘s Streichholzziehen ist. Er hatte große Angst, dass seine Oma enttäuscht sein würde, weil er sich geweigert hat Bellatrix…“
 

„Ach, die soll die Klappe halten!“, murmelte Lupin zu sich selbst. Er rückte den Stuhl etwas um, stützte die Arme auf dem Schreibtisch auf und sah statt zu Hermine und Harry zum Fenster hinaus. „Was weiß sie den schon. Wenn man nicht dabei ist, kann man so etwas leicht sagen… Eigentlich gefällt es mir nicht, dass er so alleine bei ihr ist. Ich denke, ich werde ihn ab und zu mal besuchen und ihn mitnehmen.“ Er seufzte schwer und rieb sich an der Nase, dann fielen seine Hände wieder schlaff auf den Schreibtisch zurück. „Es wäre vielleicht eine ganz gute Idee, wenn Neville mit diesem Heiler reden würde. Ob er es nun ernst gemeint hat oder nicht, es geht ihm nicht gut. Ich werde nachher mit Minerva zusammen zu seiner Großmutter gehen. Sie selbst sieht es sicher nicht ein… Sie meint es gut, ist in manchen Dingen aber etwas verbohrt.“
 

Er drehte sich vom Fenster weg und nahm einen weiteren Schluck Tee, dann, immer noch die dampfende Tasse in den Händen, zog er die Augenbrauen zusammen und wandte sich wieder direkt an die beiden. „Stimmt es eigentlich… waren Draco Malfoy und seine beiden Spießgesellen wirklich auch da und haben ihn angefeuert, wieder raufzugehen?“
 

Hermine würde übel. Sie nahm schnell einen Schluck Tee, setzt die Tasse auf ihren Schenkeln vorsichtig ab und beobachtete die darin herumschwimmenden Teeblätter. Eifrig darum bemüht, Lupin nicht in die Augen zu sehen.
 

„Ja, Sir. Und wie sie da waren!“, hörte sie Harry neben sich in genervt-gereiztem Ton sagen. „Die kamen wohl gerade von der After-Show-Party nach Voldemorts Auftritt. Waren alle drei betrunken und sind auf uns losgegangen.“ Er schüttelte den Kopf und sah Hermine nachdenklich an. „Malfoy hat mal wieder randaliert. Mir hat er eine Flasche auf den Kopf geschlagen und Hermine ein blaues Auge geboxt… und natürlich Neville.“ Er sog hart Luft durch die Nase ein, presste die Lippen zusammen und machte ein Gesicht, als ob er Angst habe, erbrechen zu müssen. Dann atmete er wieder auf und fuhr in sachlichem Ton fort: „Ginny und ich haben ihn geschockt. Die beiden anderen waren eh zu hinüber, um noch groß Schaden anrichten zu können. Man muss etwas gegen ihn tun, aber es ist schwer. Im Moment würde es viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn er verletzt würde.. Und er würde sofort zu Papi rennen, wenn wir uns rächen würden. Aber wir können uns doch nicht alles gefallen lassen, nicht? Trotzdem, es ist schwer zu entscheiden… Also, was wir wegen ihm unternehmen.“
 

„Aber, Sir, warum ist er denn überhaupt noch hier?“, fragte Hermine, der es wie die Lösung all ihrer Probleme erschien, wenn man Draco einfach von der Schule werfen würde, hoffnungsvoll.
 

„Erstens, weil man davon ausgeht, dass Voldemort der Schule gegenüber geduldiger ist, solange er glaubt, hier spionieren zu können. Zweitens, weil Draco bestimmt nicht die einzige Alternative ist. Wenn Draco rausgeschmissen wird, kommt Snape zurück… und das ist sicherlich die schlechtere Alternative.“
 

Lupin nickte zu Harrys Ausführungen und stellte den Tee wieder weg. „Es ist gut, dass ihr Moody gegenüber nichts von Draco gesagt habt. Der würde die drei hier vor aller Augen in Stücke reißen… Aber das wäre im Moment nicht gut. Sie haben sich nun offen als Todesser geoutet, nicht wahr? Und die Todesser sind beliebt.“ Er lachte bitter und schüttelte den Kopf. „Und wir sind es nicht. Wenn dem Jungen, noch dazu betrunken, hier in der Schule etwas geschehen würde… Man würde mit dem Finger sofort auf uns zeigen und uns abholen lassen. Moody will immer handeln… Er würde vielleicht etwas Unbedachtes machen. Vor allem nach dem Fiasko gestern.“
 

Harry grunzte schuldbewusst und nahm einen weiteren Schluck Tee.
 

„Mach dir keine Vorwürfe, Harry.“ Lupin lächelte warm und rubbelte an einem der Kekse herum, die er sich vorhin auf den Schreibtisch gelegt hatte. „Ich denke, eure Idee von gestern war gut. Ihr wusstet ja nicht, dass sie vorbereitet sein würden. Wir müssen in Zukunft eben viel vorsichtiger sein und“, er seufzte schwer, „wir müssen uns etwas für Draco Malfoy einfallen lassen. Das Dumme ist, er weiß, dass er sich immer mehr herausnehmen kann. Er weiß, dass er jeden Tag immuner wird. Außerhalb der Schule gibt es leider keine Frage mehr… Aber was machen wir mit ihm hier…“
 

Hermine senkte den Blick, weil sie spürte, dass ihre Wangen rot wurden. Sie nahm einen weiteren Schluck Tee und betrachtete das Blumenmuster auf ihrer Tasse.
 

„Bist du an ihm dran, Harry?“, hörte sie Lupin leise fragen.
 

Harry nickte. „Ja… ich habe mir etwas einfallen lassen.“ Er warf Hermine einen flüchtigen Blick zu, dann drehte er sich zu Lupin, der seinerseits auch nur wissend nickte. Wie ein Geheimnis, in das Hermine nicht eingeweiht war. Immerhin würden sie ihn in der Schule nicht töten. Aber was hatten sie dann mit ihm vor. Und danach? Draco würde nicht mehr lange auf dieser Schule sein… und dann…?
 

Hermine trippelte unruhig mit ihren Füßen auf dem Boden. Ferse, Spitze, Ferse, Spitze. Der Tee in ihrer Hand schwappte unruhig in der Tasse hin und her. Sie war nervös. Ein weiterer Schluck und die Tasse war leer. Mit zitternden Fingern stellte sie die Tasse klappernd auf dem Beistelltisch ab. Sie schloss die Augen und überlegte, wie sie geschickt das Thema wechseln könnte. „Haben Sie die Zeitung gelesen, Professor? Schon wieder Anschläge angeblicher Muggel und Schlammblüter.“
 

Remus seufze schwer, schloss für einen Moment die Augen und hielt die Hände an die Schläfe, als habe er Kopfschmerzen. „Das war nicht angeblich… Das war so, wie es in der Zeitung steht. Fast, zumindest…“
 

„Imperius?“, mutmaßte Harry, stand auf und nahm auch Hermines Teetasse, um nachzuschenken.
 

Lupin beobachtete Harry nachdenklich, wie er den Samowar nahm und langsam eingoss. „Nein, schlimmer. Viel schlimmer.“
 

„Inferi?“ Hermine keuchte erschreckt auf.
 

„Au!“ Heißer Tee war über Harrys Hand geflossen. Es klirrte und der Samowar zersprang auf dem Fußboden. Harry stand davor, feuchte Flecken auf den Beinen und die verbrannte Hand gegen die Brust gepresst.
 

Lupin schüttelte den Kopf. Er zog Harrys Hand, obwohl der sie gleich zurückziehen wollte, zu sich, hob seinen Zauberstab darüber und Sekunden später sah Hermine, wie eine eisblaue Substanz über Harrys Hand floss. Eine Konsistenz wie Quecksilber, ebenso schimmernd, doch sie tropfte nicht, sondern breitete sich wie Gelee dick über den verbrannten Stellen aus. Lupin lächelte und tätschelte Harrys Schulter. „Besser?“ Harry nickte und betrachtete neugierig seine Hand, wo das Quecksilbergelee langsam in die Haut einsank und nichts außer heiler, rosiger Haut zurückließ.
 

„Keine Inferi, Hermine.“ Lupin umkreiste den Tisch, hob den Stab und beobachtete, wie sich die Scherben am Boden auf einen Wink hin wie von Geisterhand wieder zusammensetzten. „Schade um den Tee.“ Er lächelte matt, seufzte aber gleich darauf schon wieder und strich sich die grauen Haare aus dem Gesicht. „Nein… Es birgt eine gewisse Ironie. Eine Zauberersiedlung. Muggel, die Zauberer in der Verwandtschaft hatten und ein ärmeres Reinblüterehepaar, wohnten Haus an Haus. Beide waren über die neuesten Ereignisse informiert… Gestern griffen sie sich gegenseitig an. Ohne ersichtlichen Grund, soweit erkennbar. Sie hatten mittlerweile soviel Angst voreinander, dass sie sich durch eine Nichtigkeit bedroht fühlten und die ganze Straße in einen Kriegsschauplatz verwandelten.“ Lupin kniete sich hin, nahm den Samowar in seine Hände und hob ihn hoch, nachdenklich schwenkte er das schöne Stück hin und her, stand immer noch nicht auf, sondern erklärte leise weiter. „Es ist schon soweit, dass Muggel und Muggelgeborene sich wirklich zusammentun, um sich gegen die Todesser und Reinblüter großflächig zu wehren. Voldemorts Reden machen ihnen Angst. Nun hat er die beiden Seiten soweit, dass die eine die andere Seite für eine Bedrohung hält.“ Er schüttelte den Kopf, legte die Hand auf den Schreibtisch und zog sich hoch „Und dabei belügt er sie beide…“
 

Mit leicht gebeugter Haltung schlich er zurück zu seinem Stuhl, wartete, bis auch Harry wieder saß und ließ sich mir rundem Rücken nach vorn sinken. „Er ist so öffentlich, dass ihm praktisch niemand mehr etwas antun kann. Zumindest wir nicht… Und die Muggel, die ihn kennen, fürchten ihn zu Recht. Sie berichten schon in den Zeitungen über ihn. Natürlich nie vollständig, aber sie kennen den Namen und fürchten ihn. Aber auch wenn jemand gegen ihn kämpfen sollte, so macht man ihn damit nur zum Märtyrer. Es ist zum Verrücktwerden.“ Er schüttelte den Kopf und schlug ärgerlich mit der Hand auf den Tisch. „Wenn wir gegen ihn kämpfen, dann geben wir ihm doch recht… Und wenn nicht, kann er alles tun was er will.“ Er seufzte schwer. „Wir haben einen Spion bei ihm eingeschleust. Natürlich… wir mussten es versuchen. Es ist gefährlich… aber wir brauchen Informationen. Bessere, als uns durch eine Befragung von Draco möglich wäre. Soweit wir erfahren haben, weiß der fast gar nichts. Aber wir… wir wissen jetzt. Unser Spion war zum Beispiel auch auf dieser Kundgebung dabei… Er sagt, es war überwältigend. Die Leute haben ihn mit offenen Mündern und leuchtenden Augen angeschmachtet, als wäre er ein neuer Heiland.“
 

Remus atmete tief durch, knetete seine Hände und schluckte ein paar Mal umständlich an einem imaginären Kloß im Hals herum.
 

„Ein Spion?“ Harry warf Hermine einen überraschten Blich zu, die darauf aber nur mit einem verduzten Achselzucken antworten konnte.
 

„Ja, ein Spion. Ihr kennt ihn, es ist aber niemand von den Jungen und ich bin es wohl auch nicht.“ Lupin trippelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Schreibtisch, das Thema schien ihn nervös zu machen. „Zweifellos sehr gefährlich.“ Seine Augen schweiften wieder zum Fenster. Das Fingergetrippel wurde langsam schwächer und hörte schließlich auf. „Gefährlich, aber manchmal muss man eben Opfer bringen“, murmelte Lupin, runzelte die Stirn und verharrte in Schweigen.
 

„Hat er über Voldemorts Rede berichtet?“, durchbrach Hermine die Stille. „So genau stand es in der Zeitung nicht drin.“
 

„Nun“, Lupin schnalzte mit der Zunge und ließ sich wieder zurück gegen die Stuhllehne fallen, um den beiden offen ins Gesicht sehen zu können. „Unter anderem, dass die Muggel meinesgleichen für Monster halten, diese Schauermärchen auch in diese Welt durchgedrungen sind und man uns deswegen ausschließt. Was soll ich sagen“, Lupin lachte bitter, „er hat recht.“
 

„Sie können das doch nicht gut finden“, protestierte Harry empört. „Sir, Sie wissen doch, dass es nur Lügen sind.“
 

„Ach ja?“ Lupin zog die Augenbrauen hoch. „Das hier ist meine zweite Anstellung in fünf Jahren… und zwischendrin war ich drei Jahre arbeitslos. Vorher… vorher hatte ich auch nur Gelegenheitsjobs. Niemand behielt mich länger als bis zum nächsten Vollmond. Sie bekamen alle Angst, ich musste meist gehen, bevor es Vollmond war. Die Verständnisvollen haben mich bis nach dem Vollmond behalten und mir dann gesagt, das sie einen Mitarbeiter wollten, der nicht so oft wegen Krankheit ausfällt. Und auch jetzt bin ich nur hier, weil ich dem Orden an dieser Stelle nütze, man sagte mir nicht, wie lange. Ich kann von Glück sagen, dass ich diese Schule besuchen durfte. Jemand wie Greyback war nie auf der Schule. Versteht mich nicht falsch, ich will ihn nicht in Schutz nehmen.. Aber wieso denkt denn niemand darüber nach, was aus uns wird, wenn uns niemand aufnimmt? Gebissene Kinder werden teilweise von ihren Eltern verstoßen, weil sie Angst vor ihnen haben. Und dann? Was wird aus diesen Kindern und Jugendlichen? So schafft sich die Gesellschaft viele Probleme mit Kriminalität selbst, weil es ja nichts anderes gibt, das uns bleibt.“ Er seufzte und legte sich eine Hand über die Augen. „Ich musste auch schon stehlen und kämpfen, um zu überleben. So ist das nunmal, wenn einem niemand hilft.“ Seine Hand sank nach unten, nachdenklich betrachtete er einen Ring an seinem Finger. „Dora und ich wollten heiraten… Sie war meine erste Freundin seit…. Ich weiß nicht wie lange. Die erste Frau, die ich nicht für Sex bezahlen musste.“ Er wurde rot und warf Hermine und Harry einen scheuen Blick zu.
 

Harry presste die Lippen zusammen und senkte verschämt den Blick. Hermine wollte etwas erwidern, aber Harry trat ihr mit dem Fuß ans Bein und schüttelte verhalten den Kopf.
 

Lupin drehte sich wieder zu dem Fenster um, schluckte die Peinlichkeit dessen, was er gerade gestanden hatte, hinunter, und fuhr fort. „Und nun ist sie tot und ich weiß, ich werde in diesem Leben keine Frau mehr finden, die mich so liebt, wie ich bin. Es gibt auch wenige weibliche Werwölfe… Frauen sterben daran oft. Ihre Körper halten es nicht aus. Der Rest begeht Selbstmord.“ Einen Moment Schweigen. Sie hörte Harry neben sich atmen. Er knetete fahrig seine Händen. Ein Fingerknöchel knackte, dann der nächste. Hermine liefen kalte Schauer bei dem Geräusch über den Rücken. Sie stieß Harry in die Seite und schüttelte den Kopf.
 

„… und nun kommt ein Voldemort und sagt, dass er uns Arbeit geben kann. Dass wir einen Platz bekommen, in seinem Land. Dass wir nicht in der Gosse leben müssen, dass man unsere Krankheit behandeln wird und man uns… Man versuchen wird, gesellschaftskonform damit zu leben.“ Er lachte bitter. „Vermutlich will er uns einmal im Monat mit Gefangenen zusammenbringen und die dürfen wir dann fressen. Aber dennoch, alles was er uns verspricht, ist besser als jetzt… und trotzdem muss ich gegen ihn kämpfen. Ironie des Schicksals, oder? Ich muss dafür kämpfen, dass ich weiterhin ein Ausgestoßener bleiben darf.“
 

„Aber, Sir!“, protestierte Hermine, im Grunde ihres Herzens doch immer an Recht und Ordnung glaubend, „Das klingt ja fast so, als hätten Sie Zweifel.“
 

„Natürlich habe ich Zweifel.“ Lupin lächelte matt und schüttelte den Kopf. „Natürlich, ich zweifle jeden Tag am dem, was wir hier tun. Aber eine bessere Lösung habe ich noch nicht. Und ihr, habt ihr denn keine Zweifel?“
 

Hermine und Harry verließen das Büro. Das war einfacher als zu antworten.
 

Als sie ein Stück gegangen waren, griff Harry unvermittelt nach Hermines Handgelenk und hielt sie fest. „Als er mir vorhin die Hand verarztet hat, hab ich Alkohol gerochen. Und es war nicht das erste Mal. “
 

Hermine seufzte und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Ich hab es auch gerochen, nicht nur bei ihm. Moody säuft doch auch. McGonagall sieht auch jedes Mal deprimierter aus, wenn ich sie sehe und Neville… Neville… Die Situation macht allen zu schaffen, sie verändert die Menschen!“
 

Ohne darüber nachzudenken, glitten ihre Hände einmal mehr zu dem Ring an ihrer Halskette, der sie an Ron erinnerte. Etwas, das sie zwar Draco irgendwann, merkwürdigerweise jedoch nicht Harry gesagt hatte. Und dennoch schien er, als er den Kopf schief legte und den nächsten Satz aussprach, wie mit einem scharfen Messer direkt in ihr Unterbewusstsein zu stoßen. „Ron auch… Er war total fertig. Richtig paranoid. Manchmal war er mir richtig unheimlich!“
 

Hermine holte tief Luft, hob die Hände und fuchtelte mahnend mit ihrem Finger vor Harrys Gesicht herum. „Ron hat sich nicht verändert!“, fauchte sie giftig.
 

„Doch, hat er. Es ging ihm nicht gut und…“
 

Hermines schnaubte, holte tief Luft und zischte drohend: „Wenn du noch einmal sowas über Ron sagst, dann… dann…“ Sie atmete schnell, heftig, trat drohend auf Harry zu und presste ihm, wie Draco am Abend zuvor, den Zauberstab gegen den Hals. „Dann wird es dir leid tun!“ Hermine atmete tief durch und bereute augenblicklich ihre heftige Attacke. Beschämt über ihre Reaktion ließ sie ihren Zauberstab wieder sinken. „Du darfst so etwas nicht sagen!“ Harry zog die Augenbrauen hoch und presste die Lippen zusammen. Hermine mochte den mitleidvollen Ausdruck in seinen Augen nicht. So etwas machte ihr Angst. Sie und drehte sich auf dem Absatz um und eilte den Korridor hinunter. Sie musste weg hier…
 

Xxx
 

Dracos Beine baumelten im angenehm warmen Wasser. Er streckte seine schmerzenden Arme in die Höhe und reckte sich ausgiebig. Er war müde, abgespannt von der körperlichen Arbeit und beschloss, Hermine auf der Stelle hier im Becken des Vertrauensschülerbades zu ersäufen, wenn sie heute Abend auch nur noch ein einziges Mal das Wort „Elfen“ erwähnen sollte.
 

Er hatte bereits Buße getan. Sadistisch und grausam wie sie eben war, hatte sie ihn ausgerechnet an seinem freien Tag schon wieder Strafarbeit verrichten lassen. Und dann auch noch so etwas Demütigendes.

Er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Die Übelkeit und die Kopfschmerzen waren wieder etwas besser. Vorhin, als sie in diesem Drecksloch der Elfen gewesen waren, hatte er sich fast übergeben müssen. Nicht nur wegen des Gestanks, sondern auch einfach aus Prinzip.
 

Alles Schimpfen hatte jedoch nichts gebracht, jegliche Drohungen und Beleidigungen, die er gegen Hermine ausgestoßen hatte, waren wie Wasser auf glattem Stein an ihr abgeperlt. Er hatte trotzdem putzen müssen. Gut, sie hatte ihm geholfen, aber Hermine war ja auch ein Schlammblut und deswegen war diese Arbeit bei weitem nicht so unter ihrer Würde wie es bei ihm der Fall gewesen war.
 

Das hatte er ihr gesagt. Mehrmals. Laut und deutlich.
 

Mit dem Erfolg, dass sie ihn danach auch noch zum Aufräumen gezwungen hatte. Sie hatten nicht nur alles sauber gemacht und aufgeräumt, Hermine hatte auch einige Lufterfrischungspflanzen mitgebracht, die Gestank absorbierten und stattdessen besonders viel frischen Sauerstoff ausatmeten.
 

Merlin. Das Elfenloch sah danach aus, als ob Menschen darin leben würden. Gut, nicht unbedingt seine Familie. Die Weasleys hätten aber ohne weiteres einziehen können. Draco hatte sich jedoch zurückgehalten, diesen Gedanken gegenüber Hermine zu äußern. Sie konnte schon sehr gefährlich aussehen, wenn ihr etwas nicht passte.
 

Wenn sie jetzt auch gar nicht zu ihm hinüber sah, zumindest versuchte sie so zu tun, als ob sie nicht hersehen würde. Vermutlich lag es daran, dass er nackt war.
 

Sie mochte zwar einerseits eine Sadistin sein, dennoch schien sie durchaus zu wissen, womit sie ihn wieder versöhnlich stimmen konnte. Ihre Idee, zur Entspannung gemeinsam ins Vertrauensschülerbad zu gehen, war unbestritten genial.
 

Das Mädchen rutschte ein wenig weiter nach vorne, bis ihre Unterschenkel komplett im Schaum verschwanden. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und Draco war sicher, dass die Röte, die ihre Wangen überzog, ihrem eigentlich recht braven Badeanzug zu verdanken war. So heiß war es hier drinnen denn doch nicht. Zumindest auszuhalten. Er atmete tief den Geruch von Lavendel und Ylang-Ylang ein, der vom bunt blubbernden Badewasser aufstieg, und rutschte ein wenig näher an sie heran.
 

Das Mädchen kicherte verschämt und nun war er ganz sicher, dass sie ihn absichtlich nicht ansah, sondern nur so tat, als ob sie sich für die Mosaiken an der Badezimmerwand interessieren würde. Er streckte sich gelassen und rutschte noch etwas näher an sie heran. Nur wenige Zentimeter trennten sie noch. Er lehnte sich entspannt zurück, stützte die Arme lässig hinter sich auf dem Boden ab und grinste, als Hermine vor Schreck herumwirbelte, nachdem er sie in den Po gepiekt hatte.
 

„Lass das. Oh…“ Eben hatte sie kucken müssen. Sie hatte sich zu ihm gedreht und ihn auf die Schulter geboxt, als er sie abermals piekste. Wenn überhaupt möglich, wurde sie noch ein wenig röter. Sie drehte sich schnell wieder weg und hielt sich verschämt eine Hand vor die Augen. „Kannst du dir nicht endlich mal was anziehen? Das ist wirklich peinlich, ich weiß gar nicht, wo ich hinsehen soll.“
 

Draco grinste und legte den Kopf in den Nacken. „Dann kuck doch. Stört mich nicht. Das ist hier nunmal eine Badewanne, wenn auch eine große. Badest du sonst auch angezogen?“
 

„Also erstens bin ich nicht angezogen, ich trage einen Badeanzug“, klärte sie ihn besserwisserisch auf und wirkte dabei schon wieder ein wenig mehr wie sie selbst. „Zweitens, wenn das hier eine Badewanne ist, dann wundere ich mich, warum du nicht im Wasser bist und badest, statt mich hier….“
 

„Was denn?“ Er hob seinen Zeigefinger und erwischte sie diesmal in Hüfthöhe.
 

„Au! Lass das.“
 

„Was? Das hier?“ Und schon wieder pieskte er ihr in die Seite. Diesmal nahm er seine Hand aber nicht mehr weg, sondern wiederholte die kleinen Sticheleien immer und immer wieder, bis sie sich kichernd umdrehte und ihn mit einem kräftigen Schubs ins Wasser stieß. Draco fiel, ging unter, bekam ihr Bein zu fassen und zog Hermine mit sich.
 

Kaum aufgetaucht, wurde er von Hermine auch schon wieder heruntergedrückt. Sie rangelten und kämpften in der Wanne, bis er irgendwann sicheren Stand fand, Hermines Hände zu fassen bekam und sie an sich zog. Er umklammerte ihre Handgelenke, zog sie eng an seinen Bauch und drehte ihr die Handgelenke auf den Rücken.

Doch dann, Brust an Brust mit ihr, ihre Locken auf seiner Haut, sie ganz nah bei ihm…ihr Geruch. Sein Mund wurde trocken, ein leichter Schwindel befiel ihn und ihre Hände rutschten so glatt und geschmeidig aus seinen, als wären sie mit Öl eingestrichen. Seine Hände blieben auf ihr. Auf ihrem Rücken, ihren Schultern, Schulterblättern, die Wirbelsäule hinab und hinauf…
 

Das Wasser ging ihm nur bis zu den Rippen, ihr bis zu den Schulter. Sie stand unsicher und schwankte leicht, so dass sie in einen sanften Wiegeschritt verfielen. Vielleicht schlang sie deswegen ihre Arme um ihn und drückte ihr Gesicht gegen seine Schultern. Um Halt zu finden.
 

Badeanzug oder nicht. Das Wasser war warm, er fühlte sich wohl und ihren fast unbekleideten Körper so nah an sich zu fühlen war… interessant. Er biss sich auf die Lippen, seufzte wohlig und sah versonnen hoch zur Decke, als er sie noch ein wenig enger an sich heranzog und seine Hände zu ihrem Hintern wandern ließ, um sie fester an sich zu drücken. Die im Wasser leicht wiegenden Schritte, ihr Kopf an seiner Schulter und ihre Hand in seinem Nacken… Er schloss die Augen und genoss das Brennen in seinen Fingerkuppen, seinen Handflächen, seinen Fingern, als er ihr mit beiden Händen über den Rücken strich.
 

„Ähm… Draco!“ Hermine räusperte sich verunsichert, brachte zwei Schritte Abstand zwischen ihn und sich und blieb stehen.
 

Seine Wangen glühten. Weniger vor Scham, zumindest zu Anfang nicht, sondern wegen der Wärme des Wassers. Sie waren nun nicht im ganz tiefen Wasser und so konnte er sehen, dass sie leicht unsicher durch das Wasser hin und her bewegt vor ihm stehen geblieben war, die Arme verschränkt hatte und ihn mit einem kritisch-strengen Blick bedachte.
 

„Ja, und?“, er hob die Hände und zuckte die Achseln. „Ich bin ein Kerl, da kann ich nichts dagegen machen.“ Er würde sich jetzt nicht entschuldigen. Dennoch verspannte er sich etwas, weil sie es bemerkt hatte. Natürlich hatte sie es bemerkt. Wie hätte sie es nicht bemerken sollen, so dicht wie er sie an sich gedrückt und es genossen hatte, durch den sanften Wiegeschritt noch mehr stimuliert zu werden.
 

Er atmete tief durch und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Die Spannung wuchs. Sie würde jetzt sicher gehen. Sie würde jetzt sicher Angst vor ihm haben und gehen. Aber sie hatte es doch selbst vorgeschlagen. Sie hatte vorgeschlagen, mit ihm baden zu gehen. Was hatte sie denn erwartet? Dass er komplett in Umhang und Schuhen in die Wanne steigen würde und dann auch noch auf zehn Meter Abstand blieb? Sicher, es war bei ihrem Arrangement nie von soviel… Körperkontakt die Rede gewesen… Dennoch, baden war ihre Idee gewesen und er würde ja auch nicht über sie herfallen.
 

Sie wich noch einen Schritt weiter zurück. „Es war vielleicht keine gute Idee, hierher zu kommen.“ Sie war eine Nuance blasser geworden. Ihr Mund war so schmal, als wäre er ihr mit einem dünnen Linealstrich ins Gesicht gezogen worden und ihre Augen groß und weit. „Ich weiß nicht, ich…“ Sie leckte sich nervös die Lippen und schlang die Arme um sich. Ihr Kopf ruckte immer wieder unruhig zur Seite, als suche sie verzweifelt nach einem Fluchtweg, und dann zurück zu ihm, der Gefahr, die sie nicht aus den Augen lassen durfte.
 

Draco war beleidigt und fühlte sich ungerecht behandelt.
 

Er schnaubte verstimmt und watete durch das brusthohe Wasser zu den Unter-Wasser-Liegen. Er krabbelte über die warmen Steine und ließ sich nach hinten gegen die Rückwand des Beckens sinken. Schaum und Wasser gingen ihm auch hier, halb liegend, bis zur Brust.

Er verschränkte die Arme trotzig und warf Hermine einen zutiefst gekränkten Blick zu: „Hast du jetzt Angst vor mir? Du kannst gehen oder bleiben. Ist eh wieder vorbei.“ Er reckte das Kinn nach vorne und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.
 

Sie blieb immer noch wie angewurzelt stehen, war ihm zwar mit den Augen gefolgt, hatte sich zu ihm gedreht, doch schien sie unfähig, sich auch nur einen Schritt weiterzubewegen. „Du… ich…“ Sie errötete und senkte den Blick. „Das ist… das ist… ich mach dir ja eigentlich keine Vorwürfe, es kam nur so… unvermutet.“
 

„Du stehst hier fast nackt vor mir im Wasser, reibst dich an mir, drückst mir deine… deine... Du-weißt-schon-was entgegen und dann wunderst du dich, wenn ich davon...“, er hustete verlegen, „...erregt werde?“ Er schnaubte verärgert, zumindest sollte es so aussehen, und warf den Kopf zur Seite.
 

„Hey… Moment mal. Du hast dich an mir gerieben… und du bist nackt. Hättest du dir halt was angezogen… dann… dann wärest du auch nicht so… empfindlich.“ Soweit er erkennen konnte, stemmte sie unter Wasser die Arme in die Hüften und kam, leicht schwankend, durch das höhere Wasser näher. „Du, du hast es doch nur drauf angelegt.“
 

„Ja, wer wollte denn mit mir baden gehen? Was hast du denn erwartet? Dass ich ein Eunuch bin?“ Er drehte sich ihr wieder zu, verkniff sich ein Grinsen, denn sie war nun mit den Knien fast am Unterwasserliegerand angekommen und durchbohrte ihn mit vorwurfsvollem Anstandsdamen-Blick.
 

„Ich dachte, du kannst dich beherrschen. Ich will hier nur baden, ist das klar? Ich“, sie deutete auf sich und zog die Augenbrauen hoch, „kann mich immer beherrschen.“ Sie verzog den Mund und fügte ein spöttisches, doch nicht unfreundliches „Du Ferkel“ hinzu.
 

„Wieso Ferkel?“ Draco gluckste und rutschte etwas zur Seite, in der Hoffnung, dass sie doch neben ihn krabbeln würde.

Hermine schnaubte, hob einen Finger, warf ihr Haar über ihre Schultern und deutete vorwurfsvoll in Richtung seines Beckens. „Du weißt, wovon ich rede.“
 

„Naja… da stellen sich mir einige sehr interessante Fragen zu deiner Beziehung mit Weasley, wenn du noch nie einen, äh… Ständer… gespürt hast.“ Er grinste siegessicher, legte die Arme weit ausgebreitet hinter sich auf den Beckenrand und versuchte sein Becken vielsagend anzuheben, rutschte dann jedoch mit dem Po nach vorne, musste sich abfangen, um nicht unterzugehen. Als er wieder richtig saß, war Hermine blass geworden. Sie atmete heftig, hatte feuchte Augen und zitterte.
 

Um Schlimmeres zu vermeiden, krabbelte er zu ihr und legte ihr die Arme um die Schultern, drückte seine Stirn an ihre und murmelte. „Das war blöd, tut mir leid. Ich werd‘ nichts mehr über Weasley sagen, ja?“ Sie schluckte schwer, nickte, und Draco spürte, wie der Schaum zwischen ihrer und seiner Stirn auf warmer Haut zerrieben wurde. „Hör mal… ich, also ich kann nun wirklich nicht alles kontrollieren. Aber ich… ich will einfach nur hier mit dir sitzen, ja? Ich tu dir doch nichts!“ Er schluckte, schloss die Augen und dachte an die Nacht vor wenigen Tagen, als er ihr ein blaues Auge geboxt hatte.
 

Hoffentlich hatte er nicht gelogen, hoffentlich.
 

Sie nickte widerwillig, schob ihn von sich und krabbelte an ihm vorbei auf eine Liege. Draco presste die Lippen zusammen, beobachtete sie eine Weile und versuchte, sie so, wie sie hier im Wasser lag, nicht hübsch zu finden.
 

Sie saß ziemlich in der Mitte, ihr musste klar sein, dass er sich neben sie setzen würde… sonst wäre sie ja ganz außen an den Rand gegangen, oder? Er krabbelte langsam näher, ließ sich neben ihr auf die Liege sinken und wartete auf Protest. Der kam nicht, sie saß da, starrte auf ihre über dem Wasser herausragenden Knie und tat so, als würde sie nicht bemerken, dass ihre Füße seine Schenkel berührten. Zaghaft hob er den Arm, legte ihn um ihre Schultern und zog sich selbst etwas enger an sie. Er legte den Kopf zur Seite und genoss das Gefühl, ihrer im Wasser hin und her schwimmenden Locken, die ihm dabei immer wieder kurz über Brust strichen.
 

Eine Weile saßen sie nur so da. Sie entspannte sich etwas, lehnte ihre Beine an seine nun ebenfalls angewinkelten Knie und ließ sich gegen seine Schultern sinken. Es war schön und dennoch auf eigenartige Weise beunruhigend, sich so wohl und entspannt zu fühlen.
 

Sie kuschelte sich etwas enger an ihn, legte ihren Arm um sein Knie und seufzte nachdenklich. „Draco…“
 

„Ja?“, fragte er etwas beklommen, denn ihr sorgenschweres Seufzen, ihr etwas unbehaglicher Gesichtsausdruck und das, was vorher war, ließen ihn nichts Gutes ahnen.
 

„Was denkst du, wo bist du, in ein paar Jahren?“
 

Damit hatte er nicht gerechnet. Er drückte sie vorsichtig zur Seite, setzte sich aufrecht hin und riss die Augen fragend auf. „Wie, wo bin ich?“
 

„Naja, ich überlege gerade etwas…“ Ihre Mundwinkel rutschten immer wieder von rechts nach links, als ob sie auf etwas besonders Zähem herum kauen würde. Er spürte ihre kleine Hand, die ihn wieder zurück nach hinten drückte, dann ihren Kopf an seiner Schulter … „Die Schule ist bald vorbei… Ein paar Monate noch… bis… dieses Jahr bis Juli, nicht? Wegen… weil im November kein Unterricht war.“
 

Dracos Körper versteifte sich. „Ja… wegen Hogsmeade. Das Schuljahr geht einen Monat länger… Im September geht es dann wieder normal los, aber das betrifft uns dann ja nicht mehr.“ Er presste die Lippen zusammen, nickte knapp und hoffte, betete, flehte innerlich, dass sie nicht auf Rons Tod zu sprechen kommen würde. Doch andererseits wirkte sie eher besorgt denn wütend, auch in ihrer Stimme, schwang die Unsicherheit viel deutlicher mit als der Vorwurf.
 

„Ja… also Ende Juli. Aber solange ist das ja auch nicht mehr und ich frage mich, was kommt danach?“ Sie schluckte, rutschte mit ihrem Kopf etwas höher, in seine Halsbeuge und drückte sich gegen seine Brust. „Du hattest recht mit meinen Plänen. Du hast mal gesagt, dass ich in paar Jahren verheiratet sein werde, Kinder kriege und einen Spitzenjob habe. Das hatte ich vor… aber jetzt… weißt du, ich habe heute in der Zeitung gelesen, dass jeder mit Muggelabstammung ein polizeiliches Führungszeugnis von sich und seiner Familie abliefern muss, wenn er eine Stelle will. Egal wo… Moody sagt, dass Muggelstämmige, und die Muggel natürlich selbst, ohne Begründung bewacht werden dürfen. Es ist, als ob sie uns alle als potentielle Terroristen darstellen würden… Wir finden keine Arbeit mehr… Niemand will uns, weil sie Angst vor uns haben. Es werden immer mehr Muggelstämmige entlassen… und Dementoren patrouillieren durch Muggelsiedlungen, um sie im Zaum zu halten.“ Sie wischte sich über ihr Gesicht, Tränen oder Schaum? Sorgen hatte sie auf jeden Fall, so schwer und düster wie ihre Stimme klang. „Ich hätte so gerne im Ministerium gearbeitet und anderen geholfen… Aber ich glaube nicht, dass ich in diesem Land überhaupt noch Arbeit finde. Vielleicht werde ich auswandern müssen.“ Eine kurze Pause, dann, wenn er richtig verstand, hauchte sie leise „Hoffentlich nur das.“ Sie drehte sich ihm zu, musterte ihn mit großen Augen und lächelte bitter. „Hoffentlich wird es nicht noch schlimmer. Und was soll ich sonst machen? Ich hab doch nichts gelernt, das für einen Muggeljob wichtig wäre. Klar, vielleicht finde ich irgendwo etwas als Aushilfe oder Kellnerin, aber… aber das ist dann meine große Karriere? Und außerdem… Ich denke nicht, dass es Voldemort reichen wird, dass wir keine guten Jobs bekommen.“ Sie schluckte schwer. „Die anderen Schüler sehen mich in der letzten Zeit so komisch an, wenn wir darüber reden, dass ich muggelstämmig bin. Sie machen Witze, über mich. Nicht nur die Slytherins. Ich habe Angst.“
 

Draco legte seine Arme um sie und zog sie noch näher an sich heran. Er überlegte, was er sagen sollte. Irgendetwas Beschwichtigendes? Aber er wusste nichts, es wollte ihm nichts einfallen. Alles was er denken konnte war, dass sie recht hatte und ihre Zukunft unter Voldemort noch um einiges düsterer als jetzt aussehen würde. Genau wie seine.
 

„Ich weiß, ich hab auch Angst. Wenn ich in die Zukunft sehe, erkenne ich gar nichts. Für mich gibt’s hier in diesem Leben nichts mehr, denke ich mir. Ich lenke mich damit ab, dass ich mir vorstelle, wie es vielleicht sein könnte… Wie ich es mir wünschen würde.“
 

Sie lächelte. Er spürte den sanften Hauch des Glucksens, auf seinem Hals. „So, wie denn? Was hast du dir denn so ausgedacht? Meine Zukunftspläne kennst du. Ich habe Kinder, wohne in einer Vorstadtvilla und erschüttere die Zaubererwelt mit meinen Enthüllungsbüchern. Ich will etwas verändern, weißt du? Und das werde ich auch. Ich werde allen sagen, wie schlimm Vorurteile sind und dann werden sie meine Bücher kaufen, das lesen und verstehen… Und bei dir?“
 

„Na, ich bin reich und berühmt und erfolgreich.“ Seine Finger glitten ihren Arm hinauf und hinab, beschrieben kleine Kreise und spielten sanft mit ihren Fingern, die sich in seine andere Hand vergraben hatten.
 

„Als was denn? Reich bist du jetzt schon, was machst du sonst mit deinem Leben, außer ein reicher Erbe zu sein?“, fragte sie und lockerte den Griff der ineinander verschlungenen Finger, um das Fingerspiel zu erwidern. Sie willigte ein, zu spielen, denn mehr war es nicht, was er im Moment geben konnte.
 

„Ich arbeite im Ministerium in der Mysteriumsabteilung. Nein, ich leite sie. Ich habe keine Ahnung, was die da machen, aber es klingt auf jeden Fall cool. Ich werde dort sehr erfolgreich sein und mir ein schönes Haus kaufen. Ich dachte an eine Art Cottage, weißt du? Ein größeres Landhaus, inmitten einer Blumenwiese.“ Er schloss die Augen, um das Bild, das er sich seit so langem in seinem Inneren immer wieder ausgemalt hatte, für Hermine zu beschreiben. „Es wird rote Backsteinmauern haben. Um das Haus herum steht ein hoher, weißer Zaun, auf dem die Heckenrosen blühen. Mandelbäume stehen hinter dem Haus und Efeu wächst an den Wänden empor. Innen drin ist alles hell und ein Flügel steht im Wohnzimmer.“ Er lächelte und sah sie an. „Es wird schön, du wirst schon sehen.“
 

„Ich? Bin ich denn auch da drin da?” Hermine hob den Kopf und drehte sich zu ihm um. Sie war so nah, dass sich ihre Nasenspitzen berührten. Sie kicherte verschämt und kuschelte sich zurück an seine Brust.
 

„Sicher - oder willst du vor der Tür schlafen?“ Er drückte sie ein wenig von sich weg. Sie wirkte irritiert, als sie bemerkte, dass er hinter sie rutschte, zögerte einen Moment unschlüssig, wagte er dann aber doch, sich zwischen seinen Beinen zurück an seine Brust zu lehnen. „Solltest du mich nicht vorher fragen, ob ich so lange bei dir bleiben will?“
 

„Nein!“ Er setzte sein hochmütigstes Gesicht auf und schüttelte entschlossen den Kopf. Sie kicherte, er spürte es an seiner Brust, wie ihr Körper vom sanften Giggeln erzitterte.

„Dann will ich aber mitbestimmen, wie es dort aussieht. Mir gefiel Jugendstil schon immer besser als der Landhausstil und ich will, dass wir eine große Bücherei drinnen haben.“
 

Draco zuckte die Achseln. „Darüber verhandeln wir noch, okay? Kann man Jugendstilhäuser überhaupt auf Wiesen bauen?“
 

„Klar… Oh, und ich will ein großes Arbeitszimmer haben.“
 

„Du hast ein Arbeitszimmer. Mehrere, du darfst in der Küche, im Bügelzimmer und in der Waschküche arbeiten.“
 

Schneller als er reagieren konnte, packte sie seine Beine, zog daran und ließ ihn hinter sich unter Wasser rutschen. Draco klammerte sich an sie, zog sie eng, sehr eng an sich und redete sich dabei ein, dass es nur darum ging, sich wieder zum Sitzen hochzuziehen. Als er endlich wieder einigermaßen aufrecht hinter ihr Halt gefunden hatte, stieß ihm ein Ellenbogen verspielt in die Rippen. „Idiot. Also… wir haben zwei Arbeitszimmer. Du brauchst auch eines. Einen Salon… aber nicht so ein dunkles Marmorteil wie im Manor. Und… also, mehrere Schlafzimmer.“
 

„Wieso mehre? Willst du etwa getrennt schlafen?“ Er grinste anzüglich und schob sich wieder etwas näher an sie heran.
 

Sollte Hermine die Annäherungsversuche bemerkt haben, war sie sehr gut darin, sie zu ignorieren. „Nein, für unsere Gäste. Wie denkst du über Kinderzimmer?“
 

Draco stockte der Atem. Für einen Moment war er platt, dann rief er sich in Erinnerung, dass das hier alles nur ein Spiel war. Er zog die Augenbrauen hoch und legte den Kopf nach hinten. „Hmm… eigentlich schon. Wie viele?“
 

Hermine zuckte die Achseln, „Ich weiß nicht, nicht zu viele jedenfalls. Ich will Zeit für sie haben und trotzdem eine wahnsinnig erfolgreiche Karriere im humanitären Bereich verwirklichen.“
 

Draco lachte und schüttelte den Kopf. „Klar… weil das genau der Bereich ist, in dem Träumerinnen wie du reich werden.“
 

Hermine zuckte gelassen mit den Achseln und erwiderte leichthin: „Ich habe gesagt, ich will Erfolg haben, ich muss dabei nicht reich werden. Du bist ja schon reich, du bezahlst dann einfach alle meine Rechnungen.“ Draco zog eine Schnute. Hermine lachte vergnügt, beugte sich nun doch zu ihm hinüber und küsste seine Wange. Er biss sich auf die Lippen, versuchte eifrig, nicht rot zu werden. Auch dann nicht, als er seine Hände etwas tiefer, um ihren Bauch gleiten ließ. Sie reagierte… gar nicht. Was aber immerhin ein Fortschritt war, denn sie wich nicht vor ihm zurück, sondern plapperte munter weiter: „Also, zurück zu unseren Kindern…“
 

„Hey, Moment mal. Wie viele haben wir denn? Nur dass das klar ist, ich bin kein Weasley. Ich bin ein überzeugtes Einzelkind.“
 

„Ich hätte immer gerne Geschwister gehabt!“ Hermine zog ein Gesicht. „Aber meine Eltern hatten nie Zeit…“ Sie seufzte schwer und zog die Mundwinkel nach unten.
 

„Komm mir nicht mit der Mitleidstour!“
 

Hermines Mundwinkel zog sich noch weiter nach unten. „Ich habe darunter wirklich ganz, ganz schwer gelitten. Und ich war sehr, sehr, sehr“ Hermine, dieses Biest, hatte eine Hand auf sein Knie gelegt und wanderte mit den Fingern bei jedem „sehr“ ein bischen weiter „, sehr traurig deswegen.“
 

„Okay, okay!“ Er hustete verlegen und schob sie ein wenig weiter von seinem Becken weg, um sie nicht abermals zu erschrecken. „Aber eines sage ich dir. Ich finde, dass sich die Gesamtintelligenz, die man weitergeben kann, zu prozentualen Anteilen auf alle Kinder gleichzeitig verteilt. Also, je mehr Kinder wir haben, desto blöder werden die, weil der einzelne Intelligenzanteil abnimmt.“
 

Hermine schenkte ihm ein überhebliches Lächeln und tippte ihm mit ihren kleinen Fingern gegen die Stirn. „Also vielleicht müssen die Malfoys da ja so sparsam sein, aber wir Grangers sind intelligent genug, um auch bei zwei Kindern Hochbegabung zu garantieren.“
 

„Na schön… dann halt zwei.“ Er verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Aber mehr nicht. Und ich will die Namen bestimmen.“
 

„Vergiss es.“ Hermine kuschelte sich näher an und schüttelte aufmüpfig den Kopf.
 

Draco schüttelte den Kopf, zog sie so ruckartig an sich, dass Hermine quietschte und bestimmte in herrischem Ton: „Ich bin der Mann und ich bestimme wie die heißen. Sind ja meine Kinder. Wenn du die Namen heraussuchen darfst, heißen sie danach Hugo oder Bathilda. Nein, noch schlimmer, Zahnpasta und Elfe.“
 

Hermine schmiegte den Kopf enger an seine Schulter, legte den Kopf leicht schief und wiederholte sinnend. „Elfe… klingt gut.“ Sie hob den Kopf an, um ihm in die Augen sehen zu können, ihm mit den Fingern über den unwillig verzogenen Mund zu streichen, der unter ihren Berührungen jedoch sofort weich wurde. „Außerdem… was käme denn bei dir raus? Dann heißen meine Kinder womöglich Zeus und Hydra.“
 

Draco strich sich die schaumverklebten Haare aus der Stirn, hob sein Kinn und erklärte so würdevoll wie nur irgendmöglich: „Mitnichten. Ich dachte eher an Nimue und Merlin.“
 

Hermine verzog ihren Mund, was angesichts der Tatsache, dass der an seine Schulter lag, recht angenehm war. „Merlin… also wirklich.“ Sie schmiegte sich in seine Halsbeuge hinein und murmelte sachte: „Merlin Malfoy, das arme Kind.“
 

„Merlin ist ein wundervoller und würdevoller Name, aber du als Schlammblut, verstehst das nicht.“ Draco feixte und grinste breit. Das Mädchen drehte sich um, sah ihm tief in die Augen und… als er gerade überlegte, ob er sich nicht doch anders hinsetzen sollte, kniff sie ihm mit einem gezielten Griff in die Brustwarze. „Au!“ So fest war der Kniff nicht, aber unerwartet. Draco knuffte sie zur Rache in den Rücken, konnte aber schon wieder lachen. „Du kannst mich kneifen so oft du willst, du verstehst das mit den Namen trotzdem nicht. Also weiter… Willst du Haustiere?“
 

„Ja… unsere Kinder brauchen welche zum Spielen. Hmm…“ Sie verengte die Augen, da ihr gerade ein anderer Gedanke gekommen war. „Mit wem sollen sie überhaupt sonst spielen? Das klingt ja, als ob wir in einer ziemlichen Einöde wohnen würden. Ich will nicht, dass meine Kinder ohne Freunde in der Nachbarschaft aufwachsen, die sie zum Spielen besuchen können.“
 

„Ja und? Ich hatte ganz bestimmt auch keine Freunde in der Nachbarschaft. Wir hatten ja nicht mal Nachbarn.“
 

„Ja, eben, und sieh mal, was aus dir geworden ist.“
 

„Also gut… vielleicht können sie ja… aber das ist jetzt nicht verbindlich… eventuell können sie ja in einen Muggelkindergarten oder in eine Muggelschule. Und so abgeschieden wird es schon nicht sein. Wir werden etwas abgelegen von einer größeren Zauberersiedlung wohnen. Die können dann jeden Tag andere Kinder besuchen… oder die anderen Kinder vielleicht mal uns.“
 

„Oh, wir kriegen Besuch?“, freute sich das Mädchen, kuschelte sich wieder gegen seine Brust und klang dabei so fröhlich und zufrieden, wie selten in seiner Gegenwart. „Darf uns Neville besuchen?“
 

„Neville darf unsere Blumen besuchen.“
 

Sie lachte. Hell, fröhlich, fast sorgenlos. Ihre Knie waren dicht an ihrer Brust, ihre Arme um ihre Knie, seine Arme um ihre Arme… ihr Kopf auf seiner Schulter. Draco atmete tief durch und versuchte, sich von dem so befremdlich wohligen Gefühl, das ihn bei all diesen Empfindungen durchströmte, nicht verunsichern zu lassen. Kleine Stromstöße jagten über seine Hände, brachten sie zum Zittern und zum Schwitzen, als ihre Finger darüberstrichen.
 

„Darf uns Harry besuchen?“
 

„Nein!“ Er schüttelte energisch den Kopf und kräuselte die Nase, weil ihre Locken ihn kitzelten. „Auf keinen Fall. Kein Potter in unserem Haus.“ Er schob den Kopf etwas weiter nach vorne und legte sein Kinn auf ihre Schulter. „Du kannst doch Potter besuchen. Dagegen hab ich nichts… Aber der kommt nicht zu uns.“
 

„Und du bestimmst das alleine?“
 

„Ja!“
 

„Vergiss es. Dann dürfen auch Crabbe und Goyle nicht kommen. Die will ich sowieso nicht bei uns haben.“
 

Draco zuckte gelassen die Achseln. „Ich finde es sowieso gut, wenn wir beide unsere Freiheiten haben. Wir müssen nicht den ganzen Tag aneinander kleben. Aber abends sitzen wir zusammen vor dem Kamin und kuscheln, ja?“
 

Sie schenkte ihm ein Lächeln süß, warm, herzerwärmend. „Ja.“ Ein Kuss, so schnell, unverhofft und dennoch so ehrlich und von Herzen kommend, dass es einfach wundervoll war. Draco war glücklich wie ein kleines Kind und erwiderte den Kuss. Einmal, zweimal, dreimal… das vierte mal, länger… weich, warm, feucht…
 

Dann drehte sie sich wieder um und plapperte so fröhlich weiter, als gäbe es kein größeres Problem als Freunde, die der jeweils andere nicht leiden konnte. „Und deine Eltern? Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, wollten sie Leute wie mich und meine Eltern umbringen.“
 

Draco grinste und legte ihr seinen Kopf auf die Schultern. „Vielleicht kann ich sie ja dazu überreden, das Axtschwingen sein zu lassen, während sie zu Besuch sind.“
 

„Aber sie werden mich doch da sehen. Wie erklärst du das?“, bohrte Hermine weiter und legte ihre Stirn gegen seine Wange.
 

Seine Hände glitten sanft an ihren Beinen entlang und langsam wurde es schwer für ihn, seine Atmung so zu kontrollieren, dass es seiner Stimme nicht anzuhören war. „Ich sage ihnen einfach, dass du zum Putzen hier bist.“
 

„Und deine Hauselfen?“
 

„Okay“, er schnaubte genervt und zog ein Gesicht, als ob er ihr sich zu einem großen Gefallen durchringen würde, „wenn du darauf besteht, darfst du für die eben auch putzen.“
 

„Draco!“ Hermine lachte und schlug ihm wie einem vorlauten Kind auf die Finger. Doch dann atmete sie tief durch und er spürte, dass die Realität sie ein klein wenig eingeholt hatte. „Aber mal ernsthaft. Was würde deine Familie denn sagen, wenn sie wüsste…“
 

„Wenn sie von dir wüssten?“
 

Hermine nickte. Draco seufzte, atmete tief durch und drückte seine Kopf gegen ihre Schultern „Ich weiß nicht. Früher hätte mich mein Vater wahrscheinlich kastrieren lassen und meine Mutter hätte mit Enterbung gedroht.“ Er grinste in sich hinein, als wäre der Gedanke daran schön. „Aber heute“, fuhr er mit schwerer Stimme fort, immer noch ihre Beine streichelnd. „Ich weiß nicht, ich denke, sie würden sich vor allem Sorgen machen.“
 

„Draco…“
 

„Hmm?“
 

„Wenn du ehrlich bist, denkst du, dass wir wirklich jemals in diesem Cottage wohnen?“
 

Draco schluckte hart, schloss die Augen und schlang die Arme um sie. „Nein!“ Ihr Körper versteifte sich. Sie nickte langsam und schwer, wirkte nicht überrascht, aber traurig. Dieses „nein“ wog schwer und brachte die ganze nackte Wahrheit der Situation mit sich. Aber sie sollte es richtig verstehen. „Nein“ konnte zwischen ihnen beiden vieles bedeuten. Wenn er ihr auch nicht alles darüber sagen konnte, wie es in ihm aussah und was er über sie dachte, so sollte sie doch zumindest keiner vollkommen falschen Vorstellung erliegen.

„Du hast doch vorhin selbst gesagt, dass du nicht weißt, wie lange du in diesem Land noch leben kannst. Und ich… weiß nicht, ist ja nicht mal sicher, dass ich diesen Sommer überleben werde.“
 

Sie betrachtete sein eingefallenes, schmales Gesicht, streichelte mit der Hand über seine Wange, beugte sich ganz langsam zu ihm, bis ihre Lippen seine berührten und sie sich küssten. „Gut!“, flüsterte sie und klang dabei wie eine Mutter, die ihr Kind mit einer Lüge tröstete, um es vor der grausamen Realität zu bewahren „Du kriegst dein Cottage. Nimue ist schön und zur Not kann ich sogar mit Merlin leben.“
 

Draco seufzte und lächelte matt. Nicht weiter drüber nachdenken… Ablenkung half vor ernsten Gedanken. Sie schwiegen eine Weile, dann, als sein Hals nicht mehr so schrecklich eng war und er wieder etwas besser atmen konnte, konnte er auch wieder unbeschwerter klingen. „Gut, dann will ich auch die Garantie, dass wir keine zehn Kinder kriegen und keines jemals Elfensocken stricken muss.“
 

Hermine lachte und boxte ihn in die Schulter. „Lass den Quatsch… Und überhaupt müssen wir hier nicht über Kinder herum diskutieren. Wir haben ja nicht mal Sex.“
 

„Wenn du willst, könnten wir damit sofort anfangen. Ich würde…“ Er brach ab und presste beschämt die Lippen zusammen.
 

Hermine wirkte so bestürzt, als habe er gerade von einem Attentat auf den Zaubereiminister gesprochen. „Was?“, kreischte sie entsetzt und riss die Augen weit auf. Auf Händen und Knien watete sie durch das Wasser von ihm weg und ließ sich auf die äußerste Liege am Wannenrand sinken.
 

Dracos Wangen brannten, er kaute nervös auf seiner Unterlippe, während er versuchte, ihre Miene zu ergründen. Aber eigentlich, war es denn schwer zu erraten? Die Augen weit aufgerissen, der Mund so gerade wie mit einem Messer ins Gesicht geschnitten und die Haltung stocksteif, als wäre sie eine Marmorskulptur. Beinahe überraschte es ihn, als sie auf einmal tief Luft holte, um ihrer Empörung Luft zu machen: „Du willst Sex? Mit mir? Bist du denn vollkommen verrückt geworden?“
 

Draco schnaubte grimmig, ob dieser Ungerechtigkeit: „Ja, was erwartest du eigentlich, wenn du mich hier alleine, nackt in ein Bad rein lockst?“
 

„Du bist nackt. Nicht ich“, konterte sie verstimmt, schlug die Beine übereinander, verschränkte die Arme und drehte mit einem empörte „pff“ den Kopf von ihm weg. „Du hast geschwitzt wie ein Schwein und auch genau so gerochen. Ich wollte dir das nur nicht so deutlich sagen. Deswegen die Idee mit dem Baden. Ich weiß gar nicht, wie du auf eine andere Idee komms? Hey, ich habe dir vorhin doch gesagt, dass ich nur mit dir sitzen und baden will und sonst nichts. Was bildest du dir eigentlich ein?“
 

Draco schnaubte und war knapp davor zu sagen, dass das doch wohl die ganze Zeit schon offensichtlich gewesen war, woran er während des Badens gedacht hatte. Merlin, sie hatte doch genau vor ihm gesessen. Sie musste es doch gespürt haben… Und nicht zum ersten Mal. Und nun saß sie hier und tat so, als ob er ein vollkommen durchgedrehter Perverser wäre, weil er… weil er… sie war einfach ungerecht. Er konfrontierte sie seit einer Stunde mit nackten, harten Tatsachen und nun saß sie da und tat so, als ob das vollkommen unvorhersehbar gewesen wäre. „Du hast doch vorhin gemerkt, dass mich das nicht kalt lässt, mir dir zu baden. Merlin, tu nicht so als ob ich ein Perverser wäre, nur weil… weil ich dir gerne näher kommen würde!“
 

Er atmete tief durch, verschränkte die Arme und versuchte, sich durch ihre verstimmten „Ich wollte nur mit dir baden und nichts anderes!“ nicht reizen zu lassen. „Gut, dann reden wir jetzt mal ganz offen drüber. Ich gebe ja zu, dass der Zeitpunkt etwas… ungünstig ist, aus deiner Sicht. Aber jetzt hab ich’s eben gesagt und ich habe nicht gelogen. Okay, hörst du mir zu?“
 

Sie kräuselte ihre Lippen, wirkte aber nicht mehr so wütend, sondern eher etwas unsicher. Sie nickte schwach und atmete tief durch. „Okay…!“
 

„Gut, also ich habe eine Frage!“ Draco atmete tief durch, strich sich die Haare aus dem Gesicht, legte den Kopf in den Nacken und ließ die Hände noch ein wenig länger auf seine Augen verharren, da es schon schlimm genug war, diese Frage stellen zu müssen, ihren angewiderten Blick wusste er dabei aber nicht ertragen: „Nur um das klarzustellen. Ich zwinge dich zu nichts. Aber ich will es prinzipiell wissen weil… naja… du hast doch gemerkt… dass ich… egal. Also: Hermine, sag mir nun bitte klipp und klar, ob du für den Rest deines Lebens generell dagegen bist, mit mir zu schlafen?“
 

Sie seufzte vernehmlich und antwortete langsam, gedehnt und fast etwas eingeschüchtert wirkend. „Nun ja… ich… also, den Rest meines Lebens… ich, keine Ahnung. Aber das kam jetzt einfach sehr… schnell. Warum… warum jetzt… warum nicht in ein paar…“
 

„Was? Wochen… Monaten? Weil ich dann wahrscheinlich nicht mehr lebe!“ Er nahm die Hände von seinem Gesicht und breitete stattdessen seine Arme hinter sich auf dem Wannenrand aus. Ganz offen, wehrlos und bereit für jeden schmerzhaften Stich, den ihm ihre Worte zufügen konnten, präsentierte er ihr nun seine Brust. Vielleicht auch sein Herz, aber da sie darüber nicht nachdachte, würde sie nicht wissen, wie sehr sie ihn auch hier traf, wenn sie ihm jetzt wehtun würde.
 

Ihre Mundwinkel zuckten unruhig. Ihre Augen flackerten nervös zu ihm, dann wieder zu ihren Knien und dann wieder zu ihm. Sie widersprach ihm nicht und immerhin schien sie zu verstehen, dass er zumindest in diesem Punkt recht hatte. „Ich… ich weiß ja, dass… wenn die Schule vorbei ist und… also, wir sehen uns nicht mehr. Ich weiß das doch, Draco.“ Sie schluckte schwer und schüttelte unglücklich den Kopf. „Ich finde dich ja auch nicht… also, es ist nicht so, dass ich dich in dieser Beziehung abstoßend finde. Es ist doch nur… nach allem, was war… und… das kommt einfach sehr plötzlich und ich weiß nicht…ich weiß nicht, ob ich das überhaupt kann.“ Sie biss sich auf die Lippen, riss die Augen auf und fügte hastig hinzu. „Nicht technisch… eher so emotional. Ob ich damit zurechtkäme, ob ich es verkraften würde, überhaupt mit irgendjemand…“
 

Da das immerhin besser war als „du widerst mich an“ oder „auf gar keinen Fall“ beschloss er, den Vortrag, den er im Stillen schon so oft geübt hatte, wenn er nachts im Bett gelegen hatte, auszupacken. Er hatte eigentlich auch gedacht, dass er dieses Thema noch nicht jetzt ansprechen würde, doch bedauerlicherweise – oder nicht, je nachdem - hatte er sich verraten und wenn das Thema nun schon auf dem Tisch war, dann sollte es geklärt werden. Es stimmte doch… er konnte nicht wissen, ob er das Schuljahr überleben würde und ja, er wollte vor seinem Tod noch einmal Sex haben. Und zwar mit ihr, ganz sicher mit ihr… aber ihre Haltung, ihre Empörung… die Tatsache, dass sie immer noch diesen grässlichen Weasley–Anhänger trug… er konnte es ihr einfach nicht sagen. Wenn er ihr nämlich sagen würde, dass er sich in sie verliebt hatte, dann würde sie ihm diesbezüglich antworten, und dann – ein weiterer unglücklicher Blick viel auf ihren Anhänger - dann würde sie ihm sicher abermals sagen, dass sie für ihn überhaupt nichts empfand und das wollte er nicht hören. Er mochte es ahnen, es mochte ihm als einzig logisch und sinnvolle Überlegung durchaus klar sein, aber er wollte es nicht hören. Er brauchte das Gefühl zu glauben, dass sie ihn zumindest theoretisch, irgendwann, doch einmal mögen könnte… was hatte er den sonst noch anderes im Leben als diese einzige Hoffnung?
 

So beschloss er, seine tieferen Gefühle außen vor zu lassen, und die Sache rational anzugehen.
 

Draco setzte sich aufrecht hin, hob den Kopf und sah Hermine eine ganze Weile lang ruhig an, versuchte sich zu sammeln und sich all der Argumente zu erinnern, die er sich im Vorfeld zurechtgelegt hatte. „Okay, Hermine. Ich gebe zu, ich habe darüber schon öfter nachgedacht und natürlich will ich mit dir schlafen, ich meine…“ Er hob die Hände und zuckte mit den Schultern. „Ich bin ein… Mann, und ich mag dich und…das letzte Mal ist eben schon ein bisschen her und wir… wir waren oft alleine, du hast mich in den Arm genommen und irgendwann… Also, da kannst du mir nun wirklich keine Vorwürfe machen. Irgendwann bekam ich eben Lust auf mehr.“ Er verzog den Mund und betrachtete sie. Sie hatte die Beine an die Brust gedrückt, umschlang sich selbst mit den Armen und starrte ins Leere. Er strich über ihren Arm, zog die Hand aber sofort weg, als sie erschreckt zusammenfuhr. „Ich weiß doch, dass das schwer für dich ist. Ich meine, ich beobachte dich. Die anderen an deinem Tisch müssen sich immer noch mit einem halben Meter Abstand von dir hinsetzen und du zuckst immer noch zusammen, wenn dich irgendjemand mal aus versehen streift. DAS“, er hob beschwörend die Hände, als sie sich ihm mit grimmig verengten Augen zuwandte, „das ist kein Vorwurf. Wirklich… ich sage doch nur… Ich weiß, dass du Angst hast und ich denke nicht, dass die Angst irgendwann von alleine verschwindet. Aber… also, mich fasst du an und ich…“ Er strich ihr mit den Fingerkuppen über die Wangen. „Ich darf dich berühren.. weil wir das irgendwann einfach getan haben. Wenn du darauf gewartet hättest, dass du erst wieder jemanden berührst, wenn es dich nicht mehr nervös macht, dann würde das nie passieren. Und ich denke, mit dem Sex ist es genauso. Du wirst immer Angst haben… Und je mehr du darüber nachdenkst, desto mehr Angst hast du und desto weniger wirst du es wollen. Ich meine ja nur… Ich glaube nicht, dass du freiwillig überhaupt irgendwann mit irgendjemand wieder Sex haben willst. Also zumindest, von dir ausgehend.“
 

Hermine zuckte die Achseln und sah auf den Schaum vor ihren Knien. „Kann sein. Aber das ist dann eben so. Und wenn schon, das wäre dann ja mein Problem, oder?“
 

„War es vorher denn auch schlimm? Hat es dir denn nie Spaß gemacht? Hast du es denn nicht auch schön gefunden?“
 

Sie verzog den Mund, drehte den Kopf von ihm weg und zuckte mit den Achseln. Ihre Finger spielten mit dem Wasser. Ließen kleine Kreise entstehen, die von ihren Fingerkuppen ausgingen, sich im Wasser ausdehnten und letztendlich vom Seifenschaum verschluckt wurden. „Manchmal. So oft war es ja nicht. Das erste Mal war ich recht nervös, aber dann wurde es besser. Trotzdem, das kannst du nicht vergleichen. Du bist nicht Ron.“
 

Draco verspannte sich. Unbehaglich schüttelte er sich, als die Kälteschauer ihm die Wirbelsäule herunterliefen, in Arme und Beine krochen und seine Finger entlangkrochen. „Bin ich nicht“, stimmte er zu und versuchte, die Eifersucht und die Schuld, die ihn jedes Mal bei der Erwähnung dieses Namens überfielen, zu ignorieren. „Aber jeder andere ist auch nicht Ron.“ Im Geiste fügte er hinzu, dass Ron, soviel er mitbekommen hatte, sie ja danach auch nicht mehr hatte anfassen dürfen, aber dieses Argument behielt er wohlweislich für sich. „Wenn man sich vor etwas versteckt, vor dem man Angst hat, wird die Angst immer größer“, sinnierte er stattdessen, rutschte ein wenig näher an sie heran und lehnte sein Bein an ihres. „Das erste Mal nach Greyback wird schlimm für dich sein, weil du auf jeden Fall Angst hast. Ob es nun heute, in zehn Monaten oder zehn Jahren ist. Wobei es dann vielleicht noch viel schlimmer wäre, weil deine Angst davor zehn Jahre gewachsen ist. Verstehst du, das ist, wie wenn du von einem Besen fällst. Dann musst du auch sofort aufsteigen und weiterreiten…“
 

Draco brach ab. Hermine hatte ihm das Gesicht zugewandt. Die Augenbrauen hochgezogen, der Rest ausdruckslos. „Besenreiten?“
 

„Ähm… naja… also, ich meine ja nur… Wenn man die Angst ewig wachsen lässt, wird sie übermächtig. Sieh mal, ich erwarte ja gar nicht, dass es dir Spaß macht, mit mir zu schlafen…“
 

Ihre Augenbrauen wanderten noch etwas höher und ihr Mund wurde schmal. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, war er in diesem Moment nun endgültig komplett verrückt geworden. „Wie beruhigend!“
 

Langsam wurde ihm heiß. Seine Ohren und seine Wangen brannten schon. „Nein, ich meinte doch nur… Du wirst doch eh nichts davon haben.“
 

Das Mädchen kräuselte die Lippen und sah aus, als ob sie gerade sehr angestrengt versuchte nicht zu lachen. „Aha!“
 

Er brannte, sein ganzer Kopf brannte vor Scham. Er schlang die Arme um sich, atmete noch einmal tief durch und überlegte, wie er das ganze umformulieren könnte. „So meine ich das doch nicht. Doch, aber… gut. Also nochmal.“ Er schloss die Augen und fasste die wesentlichen Punkte noch einmal neu zusammen: „Ich gebe zu, ich will mit dir schlafen und ich werde einfach keine Zeit haben, noch viel länger zu warten.“
 

„Dann geh doch in die Nokturngasse, da gibt es jede Menge Frauen, die…“
 

Draco grinste und neigte den Kopf zur Seite. „Ja, ich weiß… Aber siehst du wohl, das würde für mich auf jeden Fall einen Unterschied machen, dass diese Frauen nicht du sind.“
 

Das Mädchen errötete und senkte den Blick. Er fuhr mit den Fingern ihre Wirbelsäule hinunter und frohlockte innerlich, als er spürte, wie die Schauer dabei ihren Körper zusammenzucken ließen. Seine Stimme war sicherer, wärmer und ruhiger. „Ich will mit dir schlafen. Diesen Satz habe ich auch genau so gemeint… So… du hast Angst, und diese Angst macht dich unsicher. So, und jetzt? Soll ich Abstand halten? Aber all deine Freunde behandeln dich wie ein rohes Ei und bei denen bist du noch nervöser als mit mir. Ich denke einfach… es wird von alleine nicht besser, wenn du dich nie traust, mal wieder etwas Neues zuzulassen. Du wirst immer nervös sein… und je länger du wartest, desto mehr Angst wirst du haben. Also… also, warum versuchen wir es nicht einfach mal. Was ich vorhin meinte… Ich weiß, dass dir das schwer fällt und ich nehme auf dich Rücksicht, wo ich kann. Du musst nicht so tun, als ob es kein Problem wäre, weil ich ja weiß, wie unsicher du bist. Ich denke, es wird einige Zeit dauern, bis du dich überhaupt wieder entspannen kannst. Aber… also, warum, warum versuchen wir es nicht einfach? Wenn es zu schlimm wird, hören wir auf. Das verspreche ich dir. Du kannst jederzeit nein sagen. Und ich erwarte gar nichts von dir. Du musst nichts tun, das du nicht willst und du musst auch nicht so einen Quatsch machen, wie einen Orgasmus vorzutäuschen. Das wird eh nicht klappen… aber… also, wenn es gut geht, dann war es vielleicht gar nicht so schlimm und das nächste Mal“, sie drehte sich überrascht zu ihm um, Draco gab sich einen Ruck, ignorierte ihr erstauntes Gesicht und sprach sicher weiter: „Das nächste Mal wird es dann schon etwas besser sein. Und das übernächste Mal macht es vielleicht schon etwas Spaß. Das meine ich… Du wirst immer Zeit brauchen, um dich wieder dran zu gewöhnen und das weiß ich und es ist okay. Und… naja…“ Er zuckte mit den Achseln und grinste schief. „Also was sagst du?“
 

Sie drehte sich etwas von ihm weg, schien sein ganzes Gehirn mit einem einzigen, strengen Blick zu durchleuchten und fragte mehr verblüfft denn ängstlich. „Jetzt?“
 

„Warum nicht. Heute Abend hab ich Zeit... Du sagst, du kennst Geheimgänge und… was hältst du von der Heulenden Hütte?“
 

„Jetzt?“, wiederholte sie ihre eigene Frage erneut.
 

„Ja, jetzt!“
 

„Ich… Ich“, sie leckte sich die Lippen, rückte noch ein wenig weiter weg und sah abwechselnd ihn, dann wieder die Tür an. „Jetzt…“ Keine Frage, sie überlegte. Sie schloss die Augen, murmelte dabei etwas, befühlte den Ring an ihrer Halskette, sah Draco fragend an, wieder zur Tür und dann wieder ihre Knie. „Okay… Ich denke, du könntest recht haben. Gehen wir!“
 

xxx
 

Hermine hatte letztendlich eingewilligt, weil er nicht von ihr erwartete, dass es ihr Spaß machte. So unbeholfen und unsensibel er sich auch ausgedrückt haben mochte, vermutlich hatte er recht. Hermine würde es keinen Spaß machen Sex zu haben. Egal mit wem sie schlief und egal wie lange sie sich Zeit ließen. Vielleicht wäre es mit Ron ein wenig anders, aber auch mit ihm hätte sie den ersten Sex nicht als schön empfunden und nach Greyback… nach Greyback war alles vorbei gewesen. Sie hatten sich ja kaum noch geküsst.
 

Sie hatte Angst, große Angst und es war ihr unangenehm. Sicher, sie brauchte Zeit, um über alles hinweg zu kommen. Doch gleichzeitig stand sie sich mit ihrer Forderung, von niemandem angefasst zu werden, auch ein wenig selbst im Weg, denn auf diese Weise vergrößerte sich die gefühlte Distanz zwischen ihr und dem Rest der Welt immer mehr.
 

Wenn sie nun ein Jahr warten würde, dann wäre zwar etwas mehr Zeit vergangen, aber sie würde sich trotzdem unwohl fühlen. So gesehen war es erstaunlich sensibel von Draco, so etwas zu bemerken und zu verstehen. Das hatte ihr gefallen.
 

Hermines Körpergefühl war eigenartig. Ihr Körper gehörte nicht mehr ihr, war ihr die meiste Zeit fremd und so störte sie der Gedanke an sich, mit einem Jungen nach so relativ kurzer Zeit, recht wenig. Es fühlte sich nicht an, als ob er mit ihr Sex haben würde, eher so, als ob irgendjemand Sex mit einer Person haben wollte, die sie kannte. Sie hatte dann darüber nachgedacht, ob die Bedingungen akzeptabel waren, und eingewilligt.

Er hatte einen Wunsch geäußert, hatte vernünftige Rahmenbedingungen eingeräumt und da Hermine wusste, dass er sich sehr wohl nach Körperkontakt sehnte, hatte sie zugestimmt.
 

Es war fast elf Uhr in der Nacht, als sie in der Heulenden Hütte ankamen. Draco hatte sie gefragt, ob sie Licht machen sollten, doch Hermine hatte abgelehnt. Für sie war die Vorstellung, das zu tun, weswegen sie hier waren, im Dunkeln nicht ganz so gruselig wie bei Beleuchtung.

Sie war sich jedoch nicht sicher, ob Draco der Erotik wegen, oder weil er Angst im Dunkeln hatte, nach Licht gefragt hatte.
 

Nun saßen sie beide nebeneinander auf dem Bett und wussten in ihrer Verlegenheit nicht so recht, was als nächstes zu tun war. Hermine kniff die Beine zusammen und senkte den Blick auf ihre im Schoß gefalteten Hände.

Vor ihnen auf dem Boden stand ein Weidenkorb, den die Elfen ihnen vorhin mitgegeben hatte. Hermine hatte darauf bestanden, noch etwas zu essen. Widerwillig war sie Draco in die Küche gefolgt, hatte sich dort, tausend Entschuldigungen murmelnd, Getränke, Obst und Brote einpacken lassen, und war mit Draco durch den Tunnel unterhalb der peitschenden Weide hierher gegangen. Ob es klug war, ihm das Wissen über den Geheimgang zu offenbaren, konnte sie im Moment nicht sagen. Er wirkte jedenfalls nicht so überrascht, wie sie dachte. Vielleicht hatte Snape ihm bereits davon erzählt.
 

In der Hütte angekommen, hatte Hermine einige Servietten in frische Bettlaken und Bezüge verwandelt, das Bett frisch gemacht und einen Zauber gewirkt, um all das kreuchende, krabbelnde Ungeziefer aus dem Zimmer zu vertreiben. Dann hatten sie gegessen und getrunken, Draco gezwungenermaßen auch, doch irgendwann waren sie satt gewesen…
 

Draco saß neben ihr und rutschte unruhig auf dem Bett herum. Mal schob er sich einige Zentimeter näher an sie heran, dann rutschte er wieder von ihr weg. Er hob seine Hände in Richtung ihres Knies, dann zog er sie wieder weg und rubbelte auf seinen eigenen Knien herum. Der Gute wirkte dabei doch ziemlich verunsichert, jedoch nicht so ängstlich wie sie. Eher wie ein Kind am Weihnachtsabend, das auf die Bescherung wartet.
 

Hermine zog die Schultern hoch und ließ ihren Kopf noch etwas weiter nach vorne hängen. Sie fröstelte wegen der Kälte im Raum und wegen der Gedanken an das, was hier auf sie zukommen würde. Vielleicht sollte sie gehen, aber dann wäre er sicher enttäuscht. Sie wagte einen kurzen Blick zur Seite und fing Dracos Blick auf. Er kaute nervös auf seinen Lippen herum, doch als er sah, dass sie sich ihm zugewandt hatte, huschte ein Strahlen über sein sonst so finsteres Gesicht und mit einem mal grinste er von einem Ohr bis zum anderen.

Hermine seufzte, und drehte sich wieder weg. Oh ja, er wäre sicher enttäuscht, aber sie glaubte nicht, dass er sie aufhalten würde.
 

Das hier war ein reiner Freundschaftsdienst. Mehr nicht. Keine Verpflichtung. Sie waren ja noch nicht einmal richtig zusammen. Allein schon aus diesem Grund sollte sie gehen. Moralisch war das vollkommen inakzeptabel.
 

„Ähm…“ Draco räusperte sich so unvermutet, dass Hermine erschrocken zusammenfuhr und mit einem Ruck zu ihm herumwirbelte.

Er grinste verlegen, legte die Hände ungelenk über seinem Schritt zusammen und Hermine hatte das ungute Gefühl, dass er gerade dabei war irgendetwas zu verbergen. „Du… du bist keine Jungfrau mehr, oder? Du hast es auch vor Greyback… du hast es schon mal freiwillig gemacht?“
 

Hermines Augen huschten von seinen Händen, die gerade seinen Pulli locker über den Schritt zogen, zu seinen Augen, die vor Vorfreude nur so glänzten. Er presste die Lippen zusammen und Hermine war sicher, dass er das nur tat, um dieses alberne Grinsen, das schon die ganzen Zeit dort festgebrannt schien, zu unterdrücken
 

„Ja!“ Sie wandte sich wieder ihren Händen zu und schüttelte den Kopf. „Es war zwar nur Ron, aber… naja. Wir haben es letztes Jahr ein paar Mal getan. Also… nachdem mit Lavender Schluss war, natürlich.“
 

Draco gluckste vergnügt und wagte es, seine Hände wieder von seinem Schlitz wegzunehmen. Nicht, ohne den Pulli vorsichtshalber noch etwas tiefer zu ziehen. Danach fingierte er ein ausgesprochen gekünstelt wirkendes Gähnen, streckte sich weit über ihre Schulter und stellte seine Hand recht nah hinter ihrem Rücken ab. „Ich erinnere mich. Merlin, die beiden waren echt witzig. Wir haben uns über die kaputt gelacht.“
 

Er grinste selig und legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab. Nein, er legte ihn nicht ab. Er rieb ihn hin und her, als wäre er ein Kater, der sich am Bein seines Frauchens reibt. Zuerst die Stirn, dann die Wange, dann legte er sein Kinn auf ihrer Schulter ab und Sekunden später spürte sie seine Lippen an ihrem Hals. Er küsste sie nicht. Es waren nur die Lippen. Er hob seinen Hintern leicht an – Hermine sah demonstrativ weg - und rutschte noch näher zu ihr.
 

„Über Pansy und dich haben wir aber auch gelacht“, schnitt ihre Stimme kalt durch die Romantik und Wärme, die er gerade zu erzeugen versuchte. „Nur wart ihr beide nicht witzig, sondern absolut behämmert.“
 

„Ach, wirklich?“ Er schnaubte genervt und rutschte von ihr weg.
 

Ein fast erbarmungswürdiger Anblick. Er zog eine Flunsch und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Ganz so unglücklich sollte er jetzt doch nicht bleiben. „Bist du…. Jungfrau… mann… Jungmann… ach, du weißt schon…“
 

Ein unbestimmtes Grunzen folgte. „Natürlich… also, natürlich nicht. Ich war mit Pansy seit der Vierten zusammen und natürlich haben wir… also wirklich…“ Er hustete verlegen, als er ihren misstrauischen Blick bemerkte, hob sich die Faust vor den Mund und erst dann, als er ihren offenen, interessierten Blick sah, platzierte er seine Hand wieder hinter ihrem Po. „Okay, so aufregend war es nun auch wieder nicht. Ich glaube an Weihnachten vor zwei Jahren haben wir es das erste Mal gemacht. Dann ein paar Mal noch bis zu den Ferien… und dann…. Naja… also, ich glaube seit dem… das kann ich an zwei Händen abzählen. Als dann der Stress im sechsten Jahr losging mit Dumbledore… und jetzt… naja… also, es ist jetzt auch schon wieder etwas her.“ Wie um den Beweis dieses Verlustes zu verschleiern, legte er die Beine übereinander und zog den Pulli abermals etwas tiefer. Wobei Hermine es dennoch bemerkt hatte. Er hatte den Pulli nun so weit nach vorne gezerrt, dass hinten sein halber Rücken freilag. Hermine grinste innerlich, er musste ja wirklich sehr aufgeregt sein.
 

Aufgeregt war sie auch, aber aus einem anderen Grund. Sie seufzte schwer. „Ron und ich hatten ja auch nicht so oft… und… also, der letzte mit dem…. Das letzte Mal war Greyback.“ Sie brach kurz ab, kniff die Lippen zusammen und schloss die Augen. „Das war das letzte Mal, danach ging es nicht mehr.“
 

Draco rutschte näher an sie heran. So nah, dass er sie nun ganz in seinen Arm ziehen konnte und seine Wange auf ihrer Stirn ablegte. „Ich tu dir nicht weh… keine Angst.“ Er drückte sie an sich und tätschelte ihr unbeholfen die Schultern. „Ich verspreche dir… Ich bin auch bald fertig. Ich gebe mir Mühe es so… gut wie möglich für dich zu machen.“
 

Seine ungeschickten Tröstversuche rührten Hermine. Draco war kein Mensch, der es gewohnt war, nett zu sein. Wenn er es doch mal sein wollte, wirkte er dabei oft unfreiwillig komisch. Aber er meinte es ernst, das wusste sie. Was er im Moment dachte, war zwar offensichtlich, Hermine seufzte und schloss die Augen, weil es jetzt, wo sein Pullover verrutscht war - dann doch etwas zu offensichtlich für sie wurde – dennoch meinte er es ernst. Er mochte sie, er wollte ihr nicht wehtun und er würde sich Mühe geben, die Sache für sie so gut wie möglich zu gestalten. Hermine schloss die Augen, nahm all ihren Mut zusammen und überlegte, dass es mit Ron ja meist auch nicht sonderlich lange gedauert hatte. Sie würde es bald… hinter sich haben.
 

Dieses Glänzen in seinen Augen, die kindische Vorfreude, sein aufgewühltes Kichern. Er war einfach… putzig.
 

„Okay… dann fangen wir an.“ Sie richtete sich wieder auf und wagte es, ihm offen ins Gesicht zu lächeln.
 

„Ähm... einfach so?“, fragte er etwas verunsichert. „Du meinst, jetzt sofort? Wir können gleich loslegen?“
 

Sie nickte.
 

„Und darf ich dich… anfassen? Auch wenn du nackt bist?“
 

Hermine verdrehte innerlich die Augen. „Erstens tust du das schon, zweitens wird es sich nicht vermeiden lassen, dass du mich sogar noch mehr berührst. Zumindest falls du nicht irgendeine Technik verwendest, die mir unbekannt ist.“
 

Er schloss die Augen und seufzte wohlig. „Nein, ich schätze… Ich denke nicht, dass ich es irgendwie anders mache als andere Männer. Okay, dann… ich… ich“, er grinste breit und nickte sich eifrig selbst zu. „Ich bin tierisch nervös. aber ich… Danke!“ Da war es wieder, dieses dämliche, glückliche Grinsen bei dessem Anblick Hermines Herz zu schmelzen drohte, als wäre es Schnee in der warmen Frühlingssonne.
 

Hermine seufzte und ließ es zu, dass er sie küsste. Nicht wie sonst, auf die Stirn, die Wange oder auf die Lippen. Nah, eng, feucht, weich auf ihren Lippen. Erlaubte ihm, sie in den Arm zu nehmen und sie sanft aufs Bett zu legen. Spürte, wie seine Lippen immer noch nicht von ihr abließen, sondern von ihrem Mund weg über ihre Wange den Weg zu ihrem Hals suchten, während sein Körper auf ihren glitt.
 

Glücklicherweise war mit Draco zu schlafen nicht so schlimm wie befürchtet.
 

Er akzeptierte ihre Forderung, kein Licht zu entzünden. Er akzeptierte, mit einem Anflug von Enttäuschung in der Stimme, dass sie nicht nur sich selbst ausziehen wollte, sondern von ihm Selbstständigkeit in dieser Beziehung erwartete.
 

Danach legte sie sich auf den Rücken und schloss die Augen. Zum Glück erwartete er von ihr nicht, dass sie ihm helfen sollte, vollständig hart zu werden. Ein wenig wunderte sich Hermine schon, dass er den mitgebrachten Kürbissaft in Gleitmittel verwandeln konnte. Er musste über diese Sache ja im Vorfeld sehr genau nachgedacht haben.
 

Hermine erschauerte, als sie seine klebrigen Finger zwischen ihren Beinen spürte. Ihr Körper verkrampfte sich und fröstelte, als er seine Finger in sie hineinschob, um das Gleitmittel zu verteilen. Fast hätte sie geweint, als sie seine Lippen auf ihren spürte. Als er sie küsste, ihr mit der freien Hand über die Wangen strich, ihre beruhigende Worte ins Ohr flüsterte und ihren Hals küsste.
 

Aber sie wehrte sich nicht, auch dann nicht, als er seine Hand wegnahm und sich stattdessen auf sie legte.
 

In diesem Moment lenkte Hermine ihre Aufmerksamkeit zur Decke über ihr.
 

Grauer Putz bröckelte in großen Flecken herunter und ließ den Blick zu den roten Backsteinen darunter frei. Hermine erwog die Möglichkeit, die Decke zu reparieren und überlegte den dafür benötigten Zauber. Sicher war es nicht schwer, doch hatte sie sich mit solchen Restaurationszaubern bisher kaum beschäftigt. Sie überlegte eine Weile, bis ihr ein Buch einfiel, in dem sie nachlesen konnte.
 

Sie spürte ihn wieder. Für einen Moment erlaubte sie sich selbst den Versuch, an ihn, statt an die Decke zu denken. Er schwitzte, er atmete schnell und stöhnte leise, doch er tat ihr nicht weh. Er fühlte sich fremd und eigenartig auf ihr an, sein intensiver Geruch hatte etwas einnehmendes und Hermine wollte ihm schon fast die Augen zuwenden, um ihn anzusehen, doch als sie ihn wieder, diesmal viel lauter, aufstöhnen hörte, kehrten ihre Gedanken zur Decke zurück.
 

Sie beschäftigte sich mit der Frage, welche Farbe sie der Decke stattdessen geben könnte. Wenn sie schon einmal dabei war…
 

Es war vorbei. Es konnte nicht sehr lange gedauert haben, als er auf ihr zusammenbrach und seinen Kopf ihrer Schulter legte. Merkwürdigerweise war das nicht unangenehm. Obwohl er immer noch in ihr war, obwohl sie fühlen konnte, wie sein pulsierender Penis in ihr zuckte, war es nicht… schlimm.
 

Hermine erlaubte sich, aus ihrer Erstarrung zu erwachen. Die ganze Zeit über waren ihre Arme abgespreizt neben ihrem Körper gelegen. Wie abgestorben hatten sich ihre Glieder angefühlt, aber jetzt lebte sie wieder. Das Schlimmste war vorbei und sie konnte erleichtert ausatmen.
 

Eigentlich wollte sie ihn von sich schieben, als sie ihre Arme auf seinen Rücken legte, doch sie tat es nicht und erlaubte ihm weiter auf ihr zu liegen, da das Gefühls seines Atems, der über die Haut ihrer Brust strich, sich seltsam vertraut und annähernd angenehm anfühlte.
 

Sie hatten nicht darüber geredet was „danach“ passieren sollte. Da Draco jedoch nichts sagte und auch von sich keine Anstalten machte, das Bett zu verlassen, als er sich von ihr heruntergerollt hatte, blieb Hermine auch liegen und rollte sich bequem zur Seite.
 

Sie fühlte die weiche Decke des Bettes über ihren Rücken gleiten. Ein wenig unbehaglich rutschte sie herum und überlegte ob sie nicht doch besser aufstehen sollte, um sich das feuchte Sperma zwischen ihren Beinen abzuwischen, doch bevor sie sich auch nur drehen konnte, um sich aufzurichten, fühlte sie einen schweren, leicht haarigen Arm auf ihrer Taille, der sie eng an einen warmen, nein, heißen, schwitzenden Körper zog…
 

… und sie fühlte sich wohl.
 

Es hätte vieles gegeben, das sie ihm jetzt gerne gesagt hätte. Zum Beispiel, dass er nicht so furchtbar gewesen war, wie erwartet (was, wie ihr im nachhinein klar wurde, eventuell nicht als Kompliment verstanden worden wäre). Dass es verwirrend war, mit ihm hier nackt zu liegen und keine Angst zu haben. Dass es sich gut anfühlte, von ihm gehalten und gewärmt zu werden oder wie gut er immer noch nach dem Seifenschaum des Vertrauensschülerbades roch, doch all dies sagte sie nicht, denn als sie sich umdrehte um ihn sanft auf die Stirn zu küssen, war er bereits mit einem entsetzlich selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen eingeschlafen.
 

Da Draco auch in der darauf folgenden Zeit nicht von der Idee abzubringen war, dass Sex Spaß machte, erlaubte sie ihm, damit fortzufahren.
 

Nach dem dritten oder vierten Mal half sie ihm dabei, sich auszuziehen und erlaubte ihm, ihre Hose von ihren Beinen zu streifen. Beim nächsten Mal wagte sie es, ihn anzufassen, was auf große Begeisterung seinerseits stieß. Etwas zu große Begeisterung für Hermines Geschmack. Die Decke war danach wieder sehr interessant.
 

Dennoch tat sie es beim nächsten Mal wieder und ertrug es, dass er seinerseits auch sie ausführlich berühren durfte. Es war verblüffenderweise tatsächlich… schön.
 

Die Decke war danach zum ersten Mal komplett uninteressant.
 

Es wäre zu viel gewesen zu sagen, dass sie es von diesem Tag ab vollkommen genießen konnte mit ihm zu schlafen, aber dennoch begann die Sache für sie wieder einen Reiz zu haben.
 

A.N.2: So, das war Kapitel 21. Ich hoffe, es hat Euch gefallen. In Kapitel 22 hat Draco eine Idee, wie er ein noch besserer Todesser werden kann. Ausserdem treffen wir Lord Voldemort, Lucius und Snape wieder.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Omama63
2012-07-01T18:19:53+00:00 01.07.2012 20:19
Ein schönes Kapitel.
Eine sehr außergewöhnliche Therapie, aber sie scheint zu wirken. Das ist genauso, wie wenn man eine Arachnophobia hat, da muss man auch mit den Spinnen konfrontiert werden.
Irgendwann wird es sich hoffentlich auch für Hermin schön an fühlen.
Die Stelle wo sie zusammen über ihre Zukunft geträumt heben, hat mir besonders gefallen. Ich würde ihnen wünschen, dass es so kommt, aber das werde ich ja noch lesen, was du für die Beiden für eine Zukunft geplant hast. Ich hoffe, dass du keinen der Beiden sterben lässt und ihnen eine Chance gibst.
Danke für deine ENS. Hab mich gefreut.




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